Kurzinformationen zu den empfohlenen Basis- und Auffrischimpfungen Stand: Januar 2014 Was Impfungen bewirken Beim Impfen wird das Immunsystem aktiviert. Dadurch gelingt es dem Körper, Abwehrkräfte gegen den entsprechenden Krankheitserreger bereitzustellen. Droht später eine Infektion, kann das vorbereitete Immunsystem die Erkrankung rechtzeitig verhindern. Treten nach der Impfung Reaktionen auf, z.B. Fieber, so ist dies ein Zeichen dafür, dass durch die Impfung Abwehrkräfte aufgebaut werden. Andere Impfreaktionen, die gelegentlich vorübergehend auftreten können, sind Unwohlsein, Müdigkeit sowie Rötung, Schwellung oder Schmerzen an der Einstichstelle. Schwere Impfreaktionen oder gar bleibende Impfschäden sind sehr selten. Das Erkrankungs- und Komplikationsrisiko von natürlichen Erkrankungen ist viel grösser und schwerwiegender als unerwünschte Reaktionen nach Impfungen. Es ist die Pflicht aller impfenden Ärztinnen und Ärzte, unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach Impfungen an die Behörden (Swissmedic) zu melden. Kinderlähmung (Poliomyelitis) Übertragung: Kinderlähmung wird durch ein Virus verursacht, welches das Nervensystem angreift. Übertragen werden die Polio-Viren meist durch Schmierinfektion zum Beispiel durch verunreinigte Hände, Wasser oder Lebensmittel. Seltener werden die Viren auch durch Tröpfcheninfektion beim Husten, Sprechen oder Niesen weitergegeben. Erkrankung: Bei ca. 1% der Infizierten kommt es zu einer Erkrankung mit akuten, schweren und oft bleibenden Lähmungen. Impfung: Dank konsequentem Impfen ist die Kinderlähmung in der Schweiz seit ca. 30 Jahren nicht mehr aufgetreten und verschwindet nach und nach in allen Ländern der Welt, welche die Impfung konsequent durchführen. Trotzdem kann das gefährliche Virus auch in eine gut durchgeimpfte Bevölkerung eingeschleppt werden und bei ungeimpften Personen zu erneutem Auftreten der gefürchteten Kinderlähmung führen. Die Grundimmunisierung gegen Kinderlähmung erfolgt ab dem Alter von 2 Monaten (5 Impfungen). Weitere Auffrischimpfungen im Erwachsenenalter sind nur bei Reisen in ein Land mit Kinderlähmung notwendig. Diphtherie Übertragung: Diphtherie ist eine bakterielle Infektionskrankheit, welche nur beim Menschen vorkommt. Die Übertragung erfolgt meist durch Tröpfchen (Sprechen, Niesen, Husten), seltener über verunreinigte Gegenstände. Erkrankung: Die Krankheit beginnt mit Halsschmerzen. Sie kann rasch einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen. 5 - 10 % Prozent der Fälle verlaufen trotz Behandlung tödlich. Impfung: Dank der Impfung sind in der Schweiz seit 1983 keine Diphtherie-Fälle mehr aufgetreten. Die Diphtherie gibt es aber noch in Ländern, die nur einige Flugstunden entfernt sind. Die Grundimmunisierung gegen Diphtherie erfolgt ab dem Alter von 2 Monaten. Insgesamt werden 6 Impfungen bis zum Alter von 15 Jahren verabreicht. Auffrischimpfungen im Erwachsenenalter sind im Alter von 25-29 Jahren empfohlen, danach alle 20 Jahre (z.B. mit 45 und 65 Jahren), ab 65 Jahren alle 10 Jahre. Version Januar 2014 Tetanus (Wundstarrkrampf) Übertragung: Tetanus-/Starrkrampfbakterien kommen überall vor, insbesondere in der Erde oder im Strassenstaub. Erkrankung: Wundstarrkrampf kann man selbst schon durch eine kleine unbemerkte Verletzung bekommen. Die Bakterien vermehren sich in Wunden und bilden ein Gift, welches für die Krankheit verantwortlich ist. Dabei kommt es zu sehr schmerzhaften Muskelkrämpfen. Ist die Atemmuskulatur betroffen, kann dies zu einer Atemlähmung und trotz bester medizinischer Behandlung in bis zu einem Viertel der Fälle zum Tod führen. Impfung: Die Grundimmunisierung gegen Tetanus erfolgt ab einem Alter von 2 Monaten. Insgesamt werden 6 Impfungen bis zum Alter von 15 Jahren verabreicht. Auffrischimpfungen im Erwachsenenalter sind im Alter von 25-29 Jahren empfohlen, danach alle 20 Jahre (z.B. mit 45 und 65 Jahren), ab 65 Jahren alle 10 Jahre. Zusätzliche Impfungen können bei Verletzungen notwendig sein. Keuchhusten (Pertussis) Übertragung: Pertussis-Bakterien sind sehr ansteckend. Nicht selten sind es Eltern oder Grosseltern, welche Kinder unwissentlich anstecken durch Niesen, Sprechen und Husten. Erkrankung: Keuchhusten kann lang andauernde Hustenanfälle verursachen, die bis zum Ersticken führen können. Die Hustenanfälle können während Wochen anhalten und die Kinder am Schlafen, Essen und Atmen hindern. Gefürchtete Komplikationen, vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern, sind Lungenentzündungen, Krampfanfälle und eine Schädigung des Gehirns. Impfung: Die Grundimmunisierung gegen Keuchhusten erfolgt ab dem Alter von 2 Monaten. Insgesamt werden 6 Impfungen bis zum Alter von 15 Jahren verabreicht. Auffrischimpfungen im Erwachsenenalter sind folgenden Personen empfohlen: Jungen Erwachsenen im Alter von 25-29 Jahren, Schwangeren im 2. und 3. Trimenon, bei welchen eine Impfung 5 Jahre oder länger zurückliegt, sowie allen weiteren Erwachsenen, die regelmässig Kontakt zu Säuglingen unter 6 Monaten haben und bei welchen eine Impfung mehr als 10 Jahre zurückliegt. Masern Übertragung: Masern sind eine hoch ansteckende Krankheit, für die es keine spezifische Behandlung gibt. Zu einer Übertragung des Masernvirus kommt es durch Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen. Erkrankung: Erkrankte Personen sind meist nach rund zehn Tagen wieder gesund. Es besteht jedoch die Gefahr, dass sich als Komplikation eine Hirnentzündung (in 0.1% der Fälle, mit teilweise bleibenden Schäden) oder eine Mittelohr- oder Lungenentzündung (in 5 bis 15% der Fälle) entwickelt. Bei ca. 8% der Masernerkrankungen ist eine Spitaleinweisung notwendig. Impfung: Die Impfung ist die einzige Möglichkeit, mit welcher eine Masernerkrankung effizient verhindert werden kann. Die Grundimmunisierung gegen Masern erfolgt mit einer ersten Impfdosis im Alter von 12 Monaten, und mit einer zweiten Impfdosis im Alter zwischen 15 und 24 Monaten. Empfohlen wird die gut verträgliche und wirksame kombinierte Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). In der Schweiz ist jedoch auch eine Impfung nur gegen Masern möglich. Bei Säuglingen mit einem erhöhten Risiko (Frühgeborene, Krippe, Epidemie) ist die Masern-Impfung ab 9 resp. 6 Monaten empfohlen. Nachholimpfung: Alle nicht geimpften (nicht immunen), nach 1963 geborenen Personen. -2- Mumps Übertragung: Mumpsviren werden durch Tröpfcheninfektion (Husten und Niesen) sowie durch direkten Kontakt mit dem Speichel von Erkrankten übertragen. Erkrankung: Der Verlauf ist meist gutartig. Dennoch kann es auch beim Mumps zu Komplikationen kommen. Dazu zählen Meningitis (Entzündung der Hirnhaut), Taubheit (vorübergehend oder bleibend) und vor allem bei Männern nach der Pubertät häufig eine sehr schmerzhafte Entzündung der Hoden, die selten eine Sterilität verursachen kann. Impfung: Die Grundimmunisierung gegen Mumps erfolgt mit einem MMR-Impfstoff mit einer ersten Impfdosis im Alter von 12 Monaten, und mit einer zweiten Impfdosis im Alter zwischen 15 und 24 Monaten. Bei Säuglingen mit einem erhöhten Risiko (Frühgeborene, Krippe, Epidemie) ist die MMR Impfung ab 9 resp. 6 Monaten empfohlen. Röteln Übertragung: Röteln sind eine hochansteckende, durch Tröpfcheninfektion übertragene Viruserkrankung. Erkrankung: Röteln äussert sich durch kleine rote Flecken auf der Haut und manchmal durch eine Bindehautentzündung der Augen. Bei Erwachsenen kann sie auch eine Gelenkentzündung verursachen. Häufig verlaufen die Röteln unbemerkt und die erkrankte Person realisiert nicht, dass sie Personen in ihrer Umgebung ansteckt. Für schwangere, nicht geimpfte Frauen sind die Röteln hingegen eine schwerwiegende Erkrankung. Das Virus infiziert das ungeborene Kind und kann eine Fehlgeburt oder schwere Missbildungen (z.B. HerzMissbildungen, Blindheit, Taubheit, geistige Behinderung) verursachen, die teilweise zum Tod führen können. Impfung: Die Grundimmunisierung gegen Röteln erfolgt mit einem MMR-Impfstoff mit einer ersten Impfdosis im Alter von 12 Monaten, und mit einer zweiten Impfdosis im Alter zwischen 15 und 24 Monaten. Bei Säuglingen mit einem erhöhten Risiko (Frühgeborene, Krippe, Epidemie) ist die MMR Impfung ab 9 resp. 6 Monaten empfohlen. Nicht geimpfte Frauen sollten sich impfen lassen, bevor sie schwanger werden möchten. Der kombinierte Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff (MMR) wird seit ca. 40 Jahren verwendet und seine Nebenwirkungen sind gut bekannt. Die meisten Nebenwirkungen sind mild (Fieber, rote Hautflecken), schwere Nebenwirkungen treten sehr selten auf (allergische Reaktion, Krämpfe). Bei Frauen, die sich erst nach der Pubertät impfen lassen, treten gelegentlich vorübergehende Gelenkschmerzen auf. Auf eine Million geimpfte Personen kann ein Fall von Gehirnentzündung auftreten, 1'000 mal weniger häufig als bei einer Masernerkrankung. Frühere Gerüchte, der MMR-Impfstoff würde zu Autismus führen, stellten sich aufgrund von zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen als unbegründet und falsch heraus. Nicht geimpft werden darf bei einer bekannten Schwangerschaft sowie bei einer schweren Immunsuppression. -3- Hepatitis B Übertragung: Unter Hepatitis versteht man eine Entzündung der Leber. Im Volksmund wird die Hepatitis auch als Gelbsucht bezeichnet, weil sich Haut und Augäpfel gelb färben können. Das Hepatitis-B-Virus wird hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und durch Kontakt mit Blut (Drogenkonsum, Tätowierung, Piercing usw.) übertragen. Infizierte Mütter können die Krankheit während der Geburt auf ihr Kind übertragen. Die Übertragung ist auch im engen Familienkreis möglich (gemeinsames Benutzen der Zahnbürsten oder Rasierapparate). Erkrankung: Die akute Hepatitis B manifestiert sich durch Müdigkeit, persistierendes leichtes Fieber, Gelenkschmerzen und Übelkeit. Diese akute Erkrankung dauert oft mehrere Wochen. Die Infektion kann auch unbemerkt verlaufen. Bei 5 - 10 % der Angesteckten kann sich ein chronischer Krankheitsverlauf entwickeln. Diese Personen sind Virusträger und somit dauerhaft ansteckend. Impfung: Die Hepatitis B Impfung ist prioritär für Jugendliche im Alter von 11-15 Jahren empfohlen. Sie kann aber in jedem Alter verabreicht werden. Es werden je nach Impfstoff und Alter 2-3 Impfungen verabreicht. Humane Papillomaviren (HPV) Übertragung: Es gibt mehr als hundert Papillomaviren (HPV). Die Papillomaviren werden sehr leicht durch Geschlechtsverkehr, einfachen Hautkontakt oder Berührung infizierter Schleimhäute übertragen. Papillomaviren sind in der Schweiz und weltweit die häufigste Ursache sexuell übertragbarer Infektionen. Man schätzt, dass ca. 70 % - 80 % der sexuell aktiven Männer und Frauen sich im Laufe ihres Lebens damit anstecken. Erkrankung: Bestimmte Papillomaviren verursachen Warzen, andere krebsartige Veränderungen, insbesondere am Gebärmutterhals. Impfung: Dank wirksamer und sicherer Impfstoffe besteht die Möglichkeit eines Impfschutzes gegen die Papillomaviren 16 und 18, die mehr als 70 % aller Gebärmutterhalskrebserkrankungen verursachen. Die HPV Impfung erfolgt bei Mädchen zwischen 11 und 14 Jahren (2 Impfungen). Bis Ende 2017 werden jungen Frauen im Alter von 15 - 26 Jahren, die noch nicht geimpft worden sind, Nachholimpfungen empfohlen (3 Impfungen). Windpocken (Wilde Blattern, Varizellen) Übertragung: Es handelt sich bei den Windpocken um eine hochansteckende Krankheit, die vom Varicella-Zoster-Virus ausgelöst wird. Die Viren werden über feine Atemwegströpfchen über die Luft sehr leicht von Mensch zu Mensch übertragen (daher der Name „Windpocken“). Erkrankung: Windpocken treten meist im Kindesalter als eine unangenehme, aber im Allgemeinen milde und gutartige Krankheit auf. Das Risiko von Komplikationen ist hingegen erhöht, wenn die Krankheit erst im Erwachsenenalter durchgemacht wird. Zudem stellt das Virus ein Risiko für Schwangere (Lungenentzündungen, Missbildungen beim Fötus), Neugeborene und Kranke mit einem geschwächten Immunsystem dar. Impfung: Da das Risiko von Komplikationen für Erwachsene erhöht ist, ist es wichtig, alle Personen vor Windpocken zu schützen, die diese nicht während ihrer Kindheit durchgemacht haben. Eine Schutzimpfung wird Jugendlichen und Erwachsenen zwischen 11 und 39 Jahren ohne bisherige Windpockenerkrankung empfohlen. Insgesamt werden 2 Impfdosen verabreicht. Nicht geimpft werden darf bei einer bekannten Schwangerschaft sowie bei einer schweren Immunsuppression. -4-