TVT 2.2 Bären - Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz

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Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. TVT
II. 2.2 Bären im Zirkus
1
2.1 Haltung und Vorführung von Bären
(Stand: Juli 2005)
Zoologische Basisinformationen:
Großbären zählen zu den größten Landraubtieren. Alle Großbären besitzen einen kräftigen,
großen Kopf und einen rudimentären Schwanz. Sie haben Zehen mit stark gebogenen, nicht
einziehbaren Krallen und sind Sohlengänger. Bären sind dämmerungs- und tagaktiv, in bewohnten
und stark bejagten Gebieten auch nachtaktiv. Bei allen Bärenarten ist der Geruchsinn besser
ausgebildet als ihr Hör - und Sehvermögen.
Lautäußerungen: Brummen, Heulen (bei Wut und Angst), blasendes Schnaufen (bei
Überraschung), jammerndes Blöken (Mutterlockruf).
Innerhalb der Familie der Großbären unterscheidet man: Eisbären, Braunbären, Baribals oder
Nordamerikanische Schwarzbären, Kragenbären, Malaienbären, Lippenbären und Brillenbären.
Die am häufigsten in Zirkusunternehmen mitgeführten Bären sind Eisbären bzw. Schwarz- und
Braunbären.
Natürlicher Lebensraum
1. Eisbär (Usus maritimus)
Eisbären sind von Natur aus Einzelgänger, leben jedoch zeitweise in sozialen Gemeinschaften mit
komplexen Verhaltensregeln. Sie zeigen ein ausgeprägtes Paarungsverhalten.
Die Hitze der Bärin hält nur drei Wochen an. Nachdem sie einen Partner gefunden haben, bleiben
die Bären ca. eine Woche zusammen. In dieser Zeit erfolgt mehrmals die Paarung.
Die Körpertemperatur beträgt 37° C. Eisbären besitzen ein dickes Winterfell sowie eine effektiv
isolierende Fettschicht gegen Kälte. Bei sehr aktiven Bären hält die Fettschicht die Wärme unter
der Haut, so dass es trotz eisiger Außentemperatur bei diesen Tieren zur Überhitzung kommen
kann.
Eisbären geben ihre Wärme hauptsächlich über ihre Pfoten ab. Außerdem können sie an den
kurzhaarigen Stellen im Gesicht, den Ohren, der Nase und dem Maul schwitzen.
Eisbären sind sehr bewegungsaktiv und legen 70 km und mehr am Tag zurück. Sie besitzen ein
hervorragendes Orientierungsvermögen, sind äußerst neugierig sowie kontakt- und spielfreudig.
Sie tauchen und schwimmen gern und ausgiebig.
Lebensraum und Verbreitung:
Rund um den Nordpol (Küsten, Treibeis und Wasser),
i.d.R. ohne festes Territorium; bei ortstreuen Tieren
Winterruhe, nicht in Gefangenschaft
Körpergröße (Kopf-Rumpf-Länge bei Männchen: 2,5 – 3,0 m
adulten Tieren):
Weibchen: 2,0 – 2,5 m
Körpergewicht (adult):
Männchen: 350 – 650 kg
Weibchen: 175 – 300 kg
Paarungszeit:
Früher Sommer (April – Mai); u. U. heftige
Brunsterscheinungen
Tragezeit:
ca. 8 Monate
Wurfgröße:
2 - (3)
Säugezeit:
5 Monate
Eintritt der Geschlechtsreife:
mit ca. 4 Jahren
Lebensalter:
20 – 35 Jahre, alt ab 25 Jahre (in menschlicher Obhut bis
41 Jahre )
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2. Braunbär (Ursus arctos)
Farbe ist unterartlich verschieden, meist bräunlich, oft mit hellem Halsband oder Brustzeichen,
auch isabellfarben, silber-graubraun oder schwarzbraun.
Aufgrund der weiten Verbreitung gibt es zahlreiche Unterarten wie den Kodiakbären, den
Grizzlybären, den Europäischen Braunbären u.a.m.
Braunbären sind im allgemeinen Einzelgänger bzw. leben in der Mutterfamilie (Ausnahme während
der Paarungszeit). Sie sind echte Winterschläfer und kommen über viereinhalb Monate ohne
Futter und Wasser aus. In dieser Zeit setzen sie weder Kot noch Harn ab. Sie decken ihren
Nährstoffbedarf ausschließlich aus den Fettvorräten, die sie sich in den Sommermonaten
angefressen haben. Im Zoo und Zirkus halten sie aufgrund der zu warmen Ställe sowie der
kontinuierlichen Futterversorgung jedoch keinen Winterschlaf.
Braunbären zeigen Territorialverhalten. Die Territorien werden mit 20 bis über 100 km²
angegeben. Braunbären markieren ihr Revier durch Nackenreiben in aufrechter Haltung, durch
Tatzenschlagen und Kratzspuren an Bäumen.
Sie leben vermutlich monogam, kommen in einem Revier jedoch mehr Weibchen vor, so können
sie sich auch polygam verhalten. Die Weibchen bringen ihre Jungen in einer Höhle zur Welt. Die
Jungen wiegen nach der Geburt ca. 400 Gramm, sind ca. 22 bis 23 cm groß, blind, nackt und
zahnlos. Sie verbringen je nach Lebensraum die ersten eineinhalb bis zweieinhalb Jahre bei der
Mutter.
Sowohl Jungtiere als auch erwachsene Braunbären zeigen ein ausgeprägtes Spielverhalten, was
auf einen hohen Intelligenzgrad hindeutet.
Braunbären, insbesondere Grizzlies schwimmen gerne und ausgiebig
Lebensraum und Verbreitung:
Bodenbewohner; Waldgebiete Eurasiens und
Nordamerikas (Kodiak); Europäischer Braunbär: lichte
Wälder in Gebirgsregionen und Tundra
Körpergröße (Kopf-Rumpf-Länge bei Größe abhängig von der Unterart; nimmt in Eurasien von
adulten Tieren):
West nach Ost und von Süd nach Nord zu
Männchen (Europ. Braunbär): 1,54 – 2,57 m
(Kodiak, größte Unterart):
bis 3,00 m
Weibchen (Europ. Braunbär): 1,20 – 2,39 m
Körpergewicht (adult):
Gewicht ebenfalls abhängig von der Unterart;
Männchen (Europ. Braunbär): 105 – 350 kg
(Kodiak, größte Unterart):
bis 780 kg
Weibchen (Europ. Braunbär): 85 - 264 kg
Paarungszeit:
Sommer (Juni-Juli), u. U. heftige Brunsterscheinungen
Tragezeit:
ca. 7 – 8 Monate (inkl. mehrmonatiger Eiruhe)
Wurfgröße:
2 - 3 (4)
Säugezeit:
3,5 - 4 Monate
Eintritt der Geschlechtsreife:
mit ca. 2,5 (-5) Jahren
Lebensalter:
20 – 30 Jahre, alt ab 25 Jahre (in menschlicher Obhut bis
47 Jahre)
3. Baribal - oder Nordamerikanischer Schwarzbär (Ursus americanus)
Farbe schwarzbraun; abweichend gefärbte Unterarten.
Schwarzbären sind wie Braunbären Einzelgänger bzw. leben in Mutterfamilien.
Nördliche Schwarzbären halten eine Winterruhe von 5 – 7,5 Monaten. Jungtiere wie Alttiere
können gut klettern. Alleinstehende Weibchen und Mutter-Kind-Gruppen leben in Revieren von 2,5
bis 94 km². Territorien der Männchen sind 5 – 6 mal größer.
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Wie die anderen Bärenarten zeigen sowohl die Jungtiere als auch die erwachsenen Tiere ein
ausgeprägtes Spielverhalten. Schwarzbären baden und klettern gern.
Lebensraum und Verbreitung:
Laub - und Mischwälder Nordamerikas (von Kanada bis
Mittelmexiko)
Körpergröße (Kopf-Rumpf-Länge bei Sehr
unterschiedlich,
je
nach
Gegend
und
adulten Tieren):
Nahrungsangebot;
Männchen: 1,50 –1,80 m
Weibchen : etwas kleiner
Schulterhöhe: bis 1 m
Körpergewicht (adult):
Gewicht ebenfalls abhängig von der Gegend
und Nahrungsangebot;
Männchen: 120 –150 kg (272 Kg)
Weibchen: 65 – 120 kg
Paarungszeit:
Sommer (Juni-Juli), u. U. heftige Brunsterscheinungen
Tragezeit:
7 – 7,5 Monate
Wurfgröße:
2 - 3 (4)
Säugezeit:
3,5 - 4 Monate
Eintritt der Geschlechtsreife:
mit ca. 2,5 – 5 Jahren je nach Nahrungsangebot
Lebensalter:
bis 32 Jahre (in menschlicher Obhut nicht bekannt)
4. Kragenbär (Ursus thibetanus)
Farbe schwarz bis rötlichbraun. Sie besitzen einen „Kragen“ von längeren Haaren an den
Halsseiten und Schultern, einen weißen Halbmond bzw. ein V-Zeichen auf der Brust sowie runde,
hervorstehende Ohren.
Kragenbären leben als Einzelgänger bzw. in Mutterfamilien. Sie sind gute und geschickte Kletterer,
die auch als erwachsene Tiere viel Zeit auf Bäumen verbringen. Im Sommer schlafen und ruhen
sie auf Plattformen in Bäumen. Sie können in menschlicher Obhut mit anderen Bärenarten
vergesellschaftet werden.
Kragenbären zeigen ausgeprägtes Spielverhalten insbesondere auch mit Gegenständen.
Lebensraum und Verbreitung:
Laub - und Mischwälder sowie Buschland in Süd- und
Ostasien (Iran bis Japan)
Körpergröße (Kopf-Rumpf-Länge bei Männchen: 1,40-1,70 m
adulten Tieren):
Weibchen : etwas kleiner
Körpergewicht (adult):
Männchen: 50 –120 kg
Weibchen: 42 – 70 kg
Paarungszeit:
Sommer (Juni - Juli)
Tragezeit:
6 – 8 Monate
Wurfgröße:
1 - 2 (3)
Säugezeit:
3,5 - 4 (5) Monate
Eintritt der Geschlechtsreife:
mit ca. 2,5 Jahren
Lebensalter:
bis 24 (in menschlicher Obhut bis 31 Jahre)
5. Malaienbär (Helarctos malayanus) / Lippenbär (Melursus ursinus) /
Brillenbär (Tremarctos ornatus)
Alle drei Bärenarten sind nicht winterhart, benötigen daher im Winter beheizbare Ställe
(Stalltemperatur nicht unter 12 °C) und leben einzelgängerisch bzw. in Mutterfamilien.
Malaienbären leben darüber hinaus auch in kleinen Trupps.
Malaienbär: Fell dunkelbraun bis schwarz, oft mit weißlicher oder orangefarbener Brustzeichnung,
kurze hell gefärbte bewegliche Schnauze.
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Typisch für Malaienbären sind die langen, sichelförmigen Krallen an allen vier Füßen und die
einwärts gestellten Füße. Sie sind gute und geschickte Baumkletterer. Sie schlafen und fressen in
Bäumen. Malaienbären sind hauptsächlich Nachtjäger und schlafen oft am Tage. Sie sind
aggressiv und greifen unvermutet an, so dass eine Vergesellschaftung mit anderen Bären kaum
möglich ist.
Lippenbär: Fell lang und zottelig, schwarz mit weißer bis kastanienbrauner U- bis Y-förmiger
Zeichnung an der Brust.
Lippenbären besitzen eine lange Schnauze, nackte bewegliche Lippen und lange, gebogene
Krallen und klettern gut auch auf hohe Bäume. Sie halten keine Winterruhe. Ihre Schlafplätze sind
natürliche oder selbstgegrabene Höhlen. Sie sind Allesfresser, vertilgen aber mehr Insekten und
kleine Bodentiere als andere Bärenarten.
Brillenbär: Fell schwarz bis braunschwarz mit weißer oder goldfarbener brillenartigen
Gesichtszeichnung.
Brillenbären sind gute Kletterer und suchen ihre Nahrung hauptsächlich auf Bäumen. Sie sind
überwiegend Pflanzenfresser die aber auch Insekten, Aas und gelegentlich kleinere Wirbeltiere
fressen.
Lebensraum und
Verbreitung:
Malaienbär
tag - und
dämmerungsaktiv
Tropischer Regenwald
Südostasiens
Lippenbär
dämmerungs - nachtaktiv
laubwerfende
Monsunwälder und
Dornschungel in den
Trockenzonen Indiens
und Sri Lanka
Brillenbär
tag- und dämmerungsaktiv
Grasland, Buschsavanne,
feuchte Wälder in
Südamerika
Körpergröße
(Kopf-RumpfLänge bei adulten
Tieren):
Körpergewicht
(adult):
kleinste Bärenart
Männchen: 1,10 –1,40 m
Weibchen : etwas kleiner
Männchen: 1,50 – 1,90 m Männchen: 1,30 – 2,10 m
Weibchen: etwas kleiner Weibchen: viel kleiner
Männchen: 50 – 65 kg
Weibchen: 40 – 55 kg
Männchen: 90 – 135 kg
Weichen : etwas leichter
Paarungszeit:
Tragezeit:
Wurfgröße:
Säugezeit:
Ganzjährig
ca. 96 Tage
2
5 – 7 Wochen (wenn
Bärin erneut brünstig
wird)
mit ca. 3,5 – 5 Jahren
Sommer (Juni - Juli)
6 – 7 Monate (210 Tage)
1 – 2 (3)
12-16 Monate, in
Gefangenschaft ca. 5
Monate
mit ca. 2,5 – 3,5 Jahren
bis 26 Jahre (in
menschlicher Obhut)
bis 30 Jahre (in
menschlicher Obhut)
Eintritt der
Geschlechtsreife:
Lebensalter:
Männchen: 130 – 210
kg
Weibchen: ca. 65 kg
Sommer (Juni –Juli)
7,5 – 8,25 Monate
1 – 2 (3)
in Gefangenschaft
ca. 5 Monate
mit ca. 3,25 Jahren
20 – 25 Jahre (in
menschlicher Obhut)
Haltung
1. Fütterung
Bären sind Allesfresser die mit Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, gekochten Teigwaren gefüttert
werden können. Malaien-, Brillen- und Kragenbären ernähren sich jedoch überwiegend
vegetarisch. Lippenbären sind Futterspezialisten, deren Ernährungsgrundlage zum großen Teil
aus Insekten besteht. Sie benötigen eine besondere Futterzusammenstellung.
Bären sollten getrennt voneinander gefüttert werden, um Aggressionen zu vermeiden. Da Bären
Vorlieben entwickeln können, sind sie abwechslungsreich zu füttern, um eine zu einseitige
Ernährung auszuschließen. Die tägliche Futterration sollte auf zwei Mahlzeiten verteilt werden.
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Eisbären, Braunbären, Schwarzbären, Kragen- und Lippenbären zeigen während der kalten
Jahreszeit deutliche Wintermüdigkeit, schlafen viel und nehmen daher während der Wintermonate
weniger Futter auf.
2. Pflege und Gesundheitsüberwachung
Tägliche Reinigung der Futter- und Wassernäpfe; regelmäßiger Austausch der Einstreu;
regelmäßiger Wasserwechsel des Badewassers; 2 x pro Jahr Entwurmung; Fellprobleme: kahle
Stellen durch Scheuern bzw. gegenseitiges Belutschen (z. B. durch zu frühes Absetzen);
Nasenscheidewanddefekte durch eingezogene/ausgerissene Nasenringe; abgebrochene,
abgefeilte Zähne; rissige Krallen; fehlende oder abgefeilte Krallen; defekte Fußballen.
Regelmäßige Nutzung der Veranda bzw. des Badebeckens und der Außengehege.
Häufige Erkrankungen bei Bären:
„Sterngucker-Krankheit“ durch Vit. B 1-Mangel und Osteodystrophia fibrosa durch KalziumMangel, bes. bei Handaufzuchten; Hypovitaminosen bei Jungtieren mit Kümmern, Lahmheiten,
Alopezie und Hyperpigmentierung; Dermatitiden und Räude als Faktorenerkrankung.
3. Verhalten
ausgeprägtes Revierverteidigungsverhalten von
Rangordnung:
gegenüber Geschlechtsgenossen, insbesondere während der Brunst.
ranghöheren
Männchen
Erkundungs- und Spielverhalten: Sowohl Jungtiere als auch erwachsene Bären sind neugierig und
zeigen auch in menschlicher Obhut ein ausgeprägtes Spielverhalten (näheres s. vorne bei den
einzelnen Bärenarten).
Verteidigungsverhalten: Besteht aus Flucht, wenn dies möglich ist bzw., wenn die Bärin ihre
Jungen beschützen will, wird der Angreifer durch Tatzenschläge und, wenn er zu Boden fällt, durch
Bisse attackiert.
Komfortverhalten: Es umfasst u.a. Baden, Kratzen und Scheuern, Fellpflege mit Lippen und
Zähnen, am Boden Liegen, in der Sonne Dösen (je nach Bärenart auf den Boden oder auf
Bäumen), ausgestrecktes Liegen und Wälzen.
In der Literatur beschriebene Verhaltensanomalien bei Bären: Kreislaufen; stereotypes
Schwimmen; Belecken oder ständiges Annagen der Fußballen (Selbstverstümmelung); SelfStimulation: der Bär umklammert seine eigenen Gliedmassen, beisst in diese, schaukelt monoton
hin und her oder schwingt seinen Kopf hin und her; häufiges Masturbieren: der Bär reibt seinen
Genitalbereich mit der Pfote oder auf dem Untergrund; reduzierte Aktivität; Sitzen während
längerer Zeit.
4. Ausbildung und Beschäftigung
Tägliche Beschäftigung ist unerlässlich. Neben Vorstellung und Probe müssen Eisbären bzw.
sollten die anderen Bärenarten täglich Zugang zu den Bademöglichkeiten und ggf. zu den
vorhandenen Außengehegen haben. Ansonsten müssen in den Käfigwagen verschiedene Spielund Beschäftigungsgegenstände vorhanden sein, da sowohl Jungtiere als auch erwachsene Tiere
ein ausgeprägtes Spielverhalten zeigen. Der Einsatz elektrischer Strafreize ist tierschutzwidrig!
Bei Bären, die nicht im Zentralkäfig vorgeführt werden, ist davon auszugehen, dass es sich um
sog. „Longenbären“ handelt. Da „Longenbären“ aus Gefahrenabwehrgründen nur mit Maulkorb
vorgeführt werden dürfen, wird diese Form der Ausbildung und Vorführung von Bären selbst von
Prof. Dr. Zeeb als nicht tiergerecht abgelehnt ( ZEEB, K. „ Wie man Tiere im Circus ausbildet “
Enke Verlag Stuttgart, 2001).
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B) Checkliste Großbären
Haltungsbedingungen:
Bärenart
beim Gastspiel
r
Aufbautag
r
Anzahl
im Winterquartier
r
Abbautag
r
Geschlecht
m
w
Alter
artenschutzrechtlich
e Nachweise
ja
nein
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
r
Eisbären
Braunbären
Schwarzbären
ja
Veranda vorhanden
r
Außengehege vorhanden
r
Bademöglichkeit vorhanden r
nein
r
r
r
ja
Veranda z.Zt. der Kontrolle nutzbar
r
Außengehege z.Zt. der Kontrolle nutzbar
r
Bademöglichkeit z.Zt. der Kontrolle nutzbar r
nein
r
r
r
1. GRUNDHALTUNGSEINHEIT (Käfigwagen und Veranda):
Käfigwagen Nr.: _______
Kfz - Kennzeichen: ____________________
Käfigwagen mit dem o.g. Kfz - Kennzeichen entspricht den Vorgaben der Erlaubnis r
Einzelhaltung/Gruppenhaltung
r
r
r
Haltungseinrichtung Bärenart
Länge Breite
Höhe Gesamtfläche
m²
Fläche pro Tiere
m²
Wageninnenmaße
Veranda
Badewagen
Bademöglichkeit
Badebecken
Sonstige
(Zirkustierleitlinien : siehe Bären Seite 10)
Aufenthaltsdauer in den Käfigwagen: _________________ ca. Std./Tag
Einstreu vorhanden
ja
r
nein
Bemerkungen
r
__________________________
Optische Rückzugsmöglichkeit vorhanden
r
r
__________________________
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r
Beschäftigungsmaterialien vorhanden
wenn ja, welche?
r
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__________________________
_________________________________________
Belüftung ausreichend (keine Zugluft)
r
r
__________________________
Wagenwände/Wagenboden isoliert
r
r
__________________________
Käfigtemperatur bei mind. 12° C
r
r
__________________________
Heizung vorhanden u. funktionsfähig (s.o.)
r
r
__________________________
Hygienemängel
r
r
__________________________
(für Malaien-, Lippen- und Brillenbären)
2. ZUSÄTZLICHE HALTUNGSEINHEITEN
Außengehege:
______________ m²
Aufenthaltsdauer im Außengehege
______________ca. Std./Tag
Umzäunung
defekt
r
r
__________________________
ausbruchssicher
r
r
__________________________
Optische Rückzugsmöglichkeit vorhanden
r
r
__________________________
Beschäftigungsmaterialien vorhanden
r
r
__________________________
wenn ja, welche?
_________________________________________
r
r
Schattenplätze im Außengehege
Bodenstruktur angemessen
r
r
__________________________
_________________________
Aufenthaltsdauer im Badewagen / im Bereich der Badegelegenheit:.............................ca. Std./Tag
Bemerkungen:
______________________________________________________________________________
______________________________________________________________________________
____________________________________________________________
3. FUTTERVERSORGUNG / ERNÄHRUNGSZUSTAND
Verwendetes Futter ( Art, tägl. Menge, Qualität)
Futtervorrat vorhanden (Menge)
Fütterzeiten
Futter-/ Tränkehygiene
Beurteilung: Ernährungszustand
r gut
r mittel
r schlecht
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4. PFLEGE- und GESUNDHEITSZUSTAND
Krankheitsvorbeuge:
regelmäßige Parasitenbehandlung
schriftliche Aufzeichnungen vorhanden
ja r
ja r
nein r
nein r
Vorbericht:
Erkrankungen, Behandlungen in letzten 3 Monaten
_________________________________________________
Untersuchungsschwerpunkte:
Haarkleid:
(kahle Stellen bzw. ausgerupftes Fell à z. B. Verhaltensstörung, Ektoparasitenbefall, Allergie)
Zustand:
(Verletzungen, Abszesse, Beläge, Haarausfall)
Maul- und Nasenbereich:
(Hinweis: Nasenscheidewanddefekt durch ehemals eingezogenen Ring)
Zähne:
(z. B. Eckzähne vorhanden; abgebrochene, abgefeilte Zähne)
Augen:
Ohren:
(stark zerrissen à z. B. Hinweis auf häufige innerartliche Auseinandersetzungen)
Gliedmaßen:
(Lahmheit, Steifheit, Beinverkrümmung)
Füße:
(rissige Krallen, fehlende oder abgefeilte Krallen, defekte Fußballen, Belecken oder ständiges Annagen der Fußballen, als
Verhaltesanomalie; Selbstverstümmlung?)
Körperöffnungen:
5. VERHALTEN
Allgemeinverhalten:
(Aufmerksam, Reaktion auf Umweltreize)
Ausdrucksverhalten:
(Vokalisation)
Stereotypien:
(Kreislaufen, stereotypes Schwimmen; Selbstverstümmelung im Bereich der Fußballen; gegenseitiges Belutschen; SelfStimulation: der Bär umklammert seine eigenen Gliedmaßen, beißt und schaukelt monoton hin und her,; häufiges Maturbieren:
der Bär reibt seinen Genitalbereich mit der Pfote oder auf dem Untergrund; reduzierte Aktivität; Sitzen während längerer Zeit)
Mensch – Tierbeziehung (Interaktion):
(Hören auf Kommando)
8
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II. 2.2 Bären im Zirkus
9
6. PROBE - VORFÜHRUNG
Seit wann sind die Bären in der Ausbildung?
Seit wann arbeitet der jetzige Tierlehrer mit diesen Bären?
Wie lange wird täglich mit den Tieren gearbeitet?
Haben die Tiere Zeit zum Ablaufen?
Wird (werden) der/die Bär(en) im Zentralkäfig oder an der Longe vorgeführt?
Welche Dressurhilfsmittel werden eingesetzt?
Zeigen die Tiere häufig Schutz- und Meidverhalten?
Werden Tricks gezeigt, die nicht im Rahmen der arttypischen Reaktionsnorm liegen?
Werden nur bekannte Tricks trainiert oder auch neue einstudiert?
Dauer der Dressur pro Tier und Tag: ca.
Minuten
7. BEURTEILUNG:
______________________________________________________________________________
______________________________________________________________________________
______________________________________________________________________________
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II. 2.2 Bären im Zirkus 10
C ) Gegenüberstellung der für die tierschutzrechtliche Beurteilung relevanten
Angaben
Faktor
Säugetiergutachten
(BML, 1996)
LANA - Gutachten
(09.01.1997)
Allgemeine
Malaien-, Lippen- und
Haltungsbedingunge Brillenbären: nicht
n
winterhart
(notwendige
Stalltemperatur über
12 ° C); restliche
Arten winterhart;
überwiegend tagaktiv
Sozialgefüge
Paar- oder
Gruppenhaltung;
Möglichkeit zur
Einzelhaltung
Zirkustierleitlinien
(BML, 2000)
Richtwerte/Literatur
Richtlinien für die Haltung
von
Wildtieren
in
Zirkusunternehmen, Wiener
Umweltanwaltschaft, 1996
Käfigwagen,
Außengehege,
Bademöglichkeit für
alle Bärenarten;
Möglichkeit zur
Einzelaufstallung
Paar- oder
Gruppenhaltung mit
verträglichen
Artgenossen; nur im
Ausnahmefall
Einzelhaltung möglich
Großbären mit
Käfig-/ Gehegegröße Eisbären:
Außengehege: 200
Körperlänge über 2
m² /Paar, für jedes
m: Käfigwagen: 24
weitere Tier 50 m²
m²/ 1-2 Bären, für
mehr;
jedes weitere Tier 6
Abweichung im
m²;
LANA-Gutachten:
Großbären mit
400 m²/Paar +100 m² Körperlänge unter 2
je weiteres Tier
m: Käfigwagen: 12
Stall: 6 m²/Tier
m²/ 1-2 Bären, für
jedes weitere Tier 6
Braunbär, Kragenbär m²
und ähnliche:
Wageninnenhöhe:
Außengehege: 150
mindesten 2,2 m (für
m²/Paar, für jedes
Zirkuswagen, die vor
weitere Tier 20 m²
dem 01.01.2000
mehr;
gebaut wurden: 2 m);
Stall: 6 m²/Tier
zusätzlich
Außenveranda zur
Malaienbär:
Vergrößerung der
Außengehege: 60
Innenkäfigfläche, die
m²/Paar, für jedes
von allen Abteilen
weitere Tier 10 m²
zugänglich sein
mehr;
müssen;
Stall: 4 m²/Tier
Außengehege für alle
Großbären: 75 m² / 1Abweichung im
2 Tiere, für jedes
LANA-Gutachten:
weitere Tier 10 m²
Großbären außer
Eisbär: 300 m²/Paar +
50 m² je weiteres Tier
Stall 6 m²
Käfigwagen,
Außengehege,
Bademöglichkeit;
für alle Bärenarten:
Möglichkeit zur
Einzelaufstallung
Paar- oder
Gruppenhaltung
alle Großbären:
Käfigwagen: 8 m² /
Tier, Mindestfläche
15 m²;
zusätzlich
Außenveranden
(endständig oder
längs) empfohlen
Wagenhöhe: mind.
2,50 m
zusätzlich
Außengehege:
Schwarz-, Kragenund Braunbären: 100
m² / 1–2 Tiere, für
jedes weitere Tier 20
m²; Malaien-, Brillenund Lippenbären: 70
m² / 1–2 Tiere, für
jedes weitere Tier 20
m²
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Käfig-/
Gehegeausstattung
Eisbären: zusätzlich
Badebecken mit einer
mittleren Wassertiefe
von 1,5 m und einer
Mindestgröße von 60
m²;
allgemeingültig:
Klettergelegenheiten
und Badestelle sowie
Teilbereiche mit
Natursubstrat
notwendig
Stall: Einstreu, bei
Bodenheizung nicht
erforderlich; für Zucht
muss Möglichkeit zur
Einzelaufstallung mit
Wurfbox bestehen;
nicht überdachte
Gehege für Eis- und
Kodiakbären mit 3 m
Überhang, ansonsten
2 m Überhang.
für alle Bärenarten:
Badebecken
(Mindestfläche 2 x 2
m und Wassertiefe
mind. 80 cm);
Käfigwagen: optische
Rückzugsmöglichkeit
en;
alle Tiere müssen
gleichzeitig Ruheund Komfortverhalten
ausleben können;
Wagenwände
müssen gut isoliert
sein, der Boden
muss im Winter
wärmedämmend
eingestreut werden;
Außengehege: Spielund
Beschäftigungsmateri
alien (Rundhölzer,
Zweige, Sand usw.),
jeder Großbär muss
Abweichung im
sich mind. 6 Stunden
LANA-Gutachten:
täglich im
Badebecken für alle
Außengehege
Großbären bis auf Gr. aufhalten und das
Panda
Badebecken
benutzen können.
II. 2.2 Bären im Zirkus 11
Badebecken für alle
Bärenarten ein;
Käfigwagen: optische
Rückzugsmöglichkeit
en und
Beschäftigungsmateri
alien (Stämme, Äste
o. ä); für Schwarz-,
Kragen- und
Brillenbären versetzte
Bretter als Kletterund Liegemöglichkeit;
gut isolierte
Wagenwände gegen
Kälte und Hitze;
Außengehege:
optische
Rückzugsmöglichkeit
en und
Beschäftigungsmateri
alien (s. o.);
zusätzlich
Schattenplätze;
jeder Großbär muss
mind. 8 Std. täglich
Aufenthalt im
Außengehege haben.
D) Zitierte und weiterführende Literatur
1) DE MASTER, D.P. u. J. STIRLING (1982) Mammalian Species 145 , S. 1 – 7
2) BATEMAN, G. (Verantw. Autor) Die Tiere der Welt, Band 1: Raubtiere, S. 72 – 81, MosaikVerlag
3) BERNHARD, A. (2002) Anforderungen an die Haltung und Pflege von Bären,
TVT – Nachrichten 2/2002 Seite 18 -19
4) FEAZEL, CH.T. (1994) Eisbären, Heyne Verlag
5) GESANDTNER, H., PECHLANER, H. u. H.M. SCHWAMMER (1996) Richtlinien für die Haltung
von Wildtieren in Zirkusunternehmen, Wiener Umweltanwaltschaft
6) GRZIMEK, B. (1988) Enzyklopädie, Bd. 3, S. 480- 505, Kindler Verlag München
7) PIES–SCHULZ-HOFEN, R. (1992) Die Tierpflegerausbildung, Basiswissen für die Zoo-, Wildund Heimtierhaltung, Großbären, S. 288 – 290, Paul Parey-Verlag
8) PUSCHMANN, W. (2004) Zootierhaltung - Säugetiere, Verlag Harri Deutsch, Frankfurt/Main
9) SCHRÖPEL, M.(1989) Zootiere – Lexikon, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig
10) SCHWEIZER TIERSCHUTZ (STS) Informationen zur artgerechten Haltung von Wildtieren:
Europäischer Braunbär, CH-4008 Basel, Dornacherstr. 101
Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. TVT
II. 2.2 Bären im Zirkus 12
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