Verdauung Alarm aus dem Darm Am Freitagabend steht ein entspanntes Essen bei guten Freunden an. Sie freuen sich schon seit Tagen auf diesen Abend und die angekündigten reichhaltigen vier Gänge. Aber seit den Morgenstunden streikt Ihr Darm: Krämpfe und Durchfall hemmen die Vorfreude. Die Beschwerden können verschiedene Ursachen haben. Manchmal schlägt uns die Aufregung förmlich aufs Verdauungssystem, wir haben etwas Falsches gegessen oder uns einen Virus eingefangen. Jeder Einzelne kann jedoch etwas für seine Darmgesundheit tun – mit Bewegung, einer gesunden Ernährung und Entspannungsübungen. Zentrum der Gesundheit Unser Verdauungsorgan übernimmt zentrale Aufgaben im menschlichen Körper. Der Darm ist ganze acht Meter lang und zählt damit zusammen mit der Haut zum größten Organ im Körper. Aufgenommene Stoffe transportiert er in die Blutbahn und filtert dabei Schadstoffe, Gifte und Keime aus den Nahrungsmitteln. Weiter erzeugt er Immunzellen, die sich im Körper über die Lymphbahnen verteilen und von dort aus Krankheitserreger abwehren. Aber nur ein intakter und gesunder Darm kann eine gute Abwehr gegen Viren und Bakterien gewährleisten. Ein Tabuthema innerhalb unserer Gesellschaft sind Darmbeschwerden – denn keiner spricht gerne über Verstopfungen oder Durchfallerkrankungen. Mit einfachen Ritualen können Sie Ihren Darm jedoch stärken und Beschwerden vorbeugen. Lebensmittel und Bewegung für einen gesunden Darm Eine gesunde und ausgewogene Ernährung stärkt nicht nur das allgemeine Wohlbefinden, sie ist auch für den Darm von großer Bedeutung. Er benötigt „gutes Futter“, damit er perfekt arbeiten kann. Es gibt Nahrungsmittel, die die Darmbewegung fördern und anregend wirken. Einen positiven Effekt kön- nen Probiotika, Milchsäure- und Bifidobakterien bewirken. Diese sind vor allem in Joghurt, Buttermilch sowie in Sauerkraut enthalten. In Ihrer Apotheke sind außerdem Michsäurebakterien in Form von Kapseln erhältlich, die die Darmflora auf natürliche Weise stärken. Das Schöne an der Verdauung ist, dass sie einfach trainiert werden kann. Trinken Sie morgens vor dem Frühstück ein Glas lauwarmes Leitungswasser. Das regt den Stuhlgang auf natürliche Weise an. Nach dem Aufstehen hat die Verdauung eine Hochphase und läuft besonders schnell. Gehen Sie daher jeden Morgen ungefähr zur gleichen Zeit zur Toilette – ob Sie Stuhlgang verspüren oder nicht. Der Darm gewöhnt sich schnell an den neuen Rhythmus. Der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt zusätzlich eine ballaststoffreiche Kost. Sie beugt zum Beispiel Darmträgheit und Verdauungsbeschwerden vor. Ballaststoffe sind unverdauliche Fasern, die in 22 apo_m_022-023.indd 1 01.07.14 09:39 Fotos: Fotolia.com - emmi, visivasnc (2) Er verrät viel über die Gesundheit : der Darm. Geht es ihm schlecht, wirkt sich das schnell auf unser körperliches Befinden aus. Bringen Sie Schwung in Ihr Darmleben. Das gelingt häufig schon mit einfachen Hausmitteln. Bewegung verbessern zudem die Durchblutung des Darms. Schon 30 Minuten leichte Bewegung, wie Treppensteigen, Fahrradfahren und Spaziergänge, am Tag reichen dafür aus. Verdauungsprobleme: von Durchfall bis Verstopfungen Probiotika und Ballaststoffe tun der Verdauung gut Doch manchmal streikt der Darm trotzdem. Verdauungsprobleme können unterschiedlicher Natur sein. Lebensstil und Gewohnheiten eines Menschen, aber auch psychische Probleme und Stress können sich negativ auf die Darmtätigkeit auswirken. Wenn der Stuhl dünn bis wässrig erscheint, ist von einem Durchfall die Rede. Die Ursachen können unter anderem Aufregung, eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder auch ein Magen-Darm-Virus sein. Arzneien aus der Apotheke mit den Wirkstoffen Loperamid und Racecadotril können die Beschwerden lindern. Halten die Beschwerden länger als drei Tage an oder leiden Sie immer wieder an Durchfällen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser kann die genaue Ursache der Beschwerden ermitteln. Wer länger als drei Tage hintereinander keinen Stuhlgang verspürt, leidet unter einer Verstopfung. Häufig geht sie mit einer ungesunden Ernährung und Lebensweise einher. Vielflieger und Pendler leiden öfter darunter, da sie ihren Stuhlgang oft unterdrücken. Abhilfe können Präparate mit den Wirkstoffen Lactulose oder Natriumpicosulfat, ein langer Spaziergang und verdauungsfördernde Lebensmittel, wie Bei Verstopfungen hilft eine BauchKaffee und Trockenpflaumen, massage. Sie kann anregend auf die schaffen. Auch bittere NahrungsDarmaktivität wirken. Bringen Sie mittel regen die Verdauung an. Ihren Körper dafür in eine angenehme Dazu zählen Artischocken, RucoPosition und massieren Sie in kreisenla, Grapefruit, Hirse, Pfeffer und den, uhrzeigerförmigen Bewegungen Salbei. Sie helfen auch dabei, ViIhren Bauch. Die Hand sollte dafür talstoffe optimal zu befördern. leicht angewärmt sein. Außerdem entWirkt das alles nicht, sollten Sie spannt eine Wärmflasche das gestresste unbedingt einen Arzt aufsuchen, Verdauungsorgan, da sie die Durchum einen Darmverschluss zu verblutung der Bauchorgane anregt. Bei meiden. Durchfall sollten sie nicht massieren, Massage bei Verdauungsbeschwerden Fotos: Fotolia.com - emmi, visivasnc (2) die Darmtätigkeit läuft bereits extrem und braucht nicht noch aktiviert zu werden. Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchten und Obst vorkommen. Laut DGE sollten 30 Gramm Ballaststoffe täglich verzehrt werden. Damit diese im Darm quellen können, gilt es, ausreichend zu trinken – zwischen eineinhalb und zwei Litern Wasser oder ungesüßten Tee. Das Quellen führt dazu, dass der Speisebrei langsamer in den Darm wandert und länger satt hält. Außerdem sorgen die quellenden Ballaststoffe dafür, dass sich der Darminhalt insgesamt vergrößert, einen Reiz auf die Dickdarmwand auslöst und die Darmtätigkeit ankurbelt. Sport und Befindet sich zu viel Luft im Darm, ist der Bauch häufig hart, aufgedunsen und schmerzt. Bei Blähungen ist die Darmflora im Ungleichgewicht. Dabei werden überschüssige Gase gebildet. Die Ursachen von Blähungen können eine ungesunde Ernährung, Stress und falsche Essgewohnheiten sein. Aber auch bestimmte Nahrungsmittel, wie Hülsenfrüchte, Getreideprodukte und Bohnen, können Blähungen begünstigen. In der Apotheke erhalten Sie Präparate mit Simeticon oder Artischockenblättern, die die Beschwerden lindern. Immer wiederkehrende, starke Blähungen sollten Sie auf jeden Fall ärztlich untersuchen lassen – dahinter kann eine Nahrungsmittelunverträglichkeit stecken. Lesen Sie hierzu auch unser Titelthema auf den Seiten 8 bis 11. In seltenen Fällen deuten die Beschwerden auf einen Reizdarm hin. Er äußert sich durch verschiedene Symptome: Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall und Verstopfungen. Körperliche Ursachen gibt es für das Reizdarmsyndrom nicht. Frauen erkranken doppelt so häufig daran wie Männer. Sarah Hachmann 23 apo_m_022-023.indd 2 01.07.14 09:39