Zusammenfassung 1 Elektrische Ladung ist eine fundamental wichtige Eigenschaft von Materie. Ladung • existiert in 2 Polaritäten – positiv: z.B. bei geriebenem Glas – negativ: z.B. bei geriebenem Hartgummi 1 • kann durch Übertragen addiert, subtrahiert werden; • wird durch seine Kraftwirkung nachgewiesen: – gleichartige Ladungen stossen sich ab – ungleichartige Ladungen ziehen sich an • existiert nur in ganzzahligen Vielfachen einer Elementarladung e: q = n · e, n = 0, ±1, ±2, ... Das leichteste stabile geladene Elementarteilchen ist das Elektron (e). • ist streng erhalten, d.h. sie kann weder erzeugt noch vernichtet werden. Dies gilt auch in Prozessen der Elementarteilchenphysik, wo geladene Teilchen immer nur in entgegen gesetzt geladenen Paaren erzeugt werden. Die Einheit der Ladung ist das Coulomb (C): 1 C = 6.2 · 1019 e Leiter, Halbleiter, Isolatoren werden nach ihrer Fähigkeit sortiert, elektrischen Strom (= bewegte Ladung) zu transportieren: • Leiter: Elektronen sind quasi-frei beweglich; • Halbleiter: Elektronen sind nur nach zusätzlichem Energieaufwand beweglich; • Isolatoren: Elektronen sind verschiebbar, aber nicht beweglich. 1 bzgl. der Reibungselektrizität sind die Materialien in der so genannten triboelektrischen Reihe angeordnet Zusammenfassung 2 Das Coulombsche Gesetz beschreibt die Kraft zwischen zwei Punktladungen q1 , q2 , die sich im Abstand r12 von einander befinden: F~ = 1 q1 q2 ~r12 2 4π0 r12 r12 Dabei ist ~r12 der Ortsvektor von der Ladung q1 zur Ladung q2 . Die Dielektrizitätskonstante ist 0 = 8.8 · 10−12 C2 /Jm. Beachte die mathematisch gleiche Form wie das Gravitationsgesetz; elektrische Kräfte sind aber viel stärker. Felder Kräfte werden durch Felder übertragen, um die Vorstellung von einer Fernwirkung zu vermeiden. Ein Raumgebiet sei gegeben, in dem elektrisch geladene Körper Kräfte erfahren, die nicht als Nahwirkung oder Gravitation erklärbar sind: • Coulombkräfte treten aich bei ruhenden Körpern auf: es herrscht ein “elektrisches Feld”. • Lorentzkräfte treten nur auf, wenn die Ladungen in Bewegung sind: es herrscht ein “Magnetfeld”. ~ werden durch ihre Kraftwirkung (F~ ) auf Elektrische Felder (E) Probeladungen q definiert: ~ = F~ /q E Feldlinien geben die Kraft auf eine positive Probeladung an. Sie beginnen in positiven Ladungen und enden in negativen Ladungen (oder im Unendlichen)(Graphik (a), (b)). Die Dichte von Feldlinien ist ein Mass für die Feldstärke (Graphik (c)). Superpositionsprinzip Kräfte aufgrund verschiedener Ladungen addieren sich vektoriell. Dies gilt auch bei homogenen Ladungsverteilungen (Graphik (d)). Ladungsdichte kann (unter Vernachlässigung der Quantelung) in mehreren Dimensionen definiert sein: • dreidimensional als Raumladungsdichte: ρ = dq/dV ; • zweidimensional als Flächenladungsdichte: σ = dq/dA; • eindimensional als Linienladungsdichte: λ = dq/dl. Zusammenfassung 3 Der elektrische Fluss durch eine Fläche A ist definiert als Z Z ~ · dA ~= Φel. = E En dA A A ~ der Normalenvektor zur Fläche ist. wobei En die Normalkomponente des Feldes ist und A Der Gauss’sche Satz verknüpft den el. Fluss, der durch eine geschlossene Fläche tritt, mit der darin eingeschlossen Gesamtladung: I I Qinnen ~ · dA ~= Φel. = E En dA = 0 A A Homogen geladene Kugel: Eine homogen geladene Kugel mit Radius r0 trage die Gesamtladung Q, die Ladungsdichte ist ρ = Q/VK mit dem Kugelvolumen VK = 34 πr03 . Die Anwendung des Gausschen Satzes im Innenraum (r < r0 ) ergibt eine mit dem Radius r kubisch wachsende eingeschlossene Ladung; im Aussenraum ist das Feld wie das einer Punktladung Q: • Einnen = 1 Q r, 4π0 r03 r < r0 • Eaussen = 1 Q , 4π0 r2 r > r0 Das elektrische Potenzial ist definiert als die Änderung der potenziellen elektrischen Energie normiert auf die Ladungsmenge bei einer Verschiebung um ein Wegstück d~r im ~ Feld E: dWel. ~ · d~r = −E dφel. = q Das Potenzial (die Potenzialdifferenz ) zwischen zwei Punkten a, b ist entsprechend ∆φel. ∆Wel. = φb − φa = =− q Das Potenzial einer Punktladung ist φ= 1 q 4π0 r Z a b ~ · d~r E Zusammenfassung 4 Das Potenzial eines Elektrons im Wasserstoffatom auf der “Umlaufbahn” mit Radius r0 = 0.529·10−10 m ist φ = 1/(4π0 )·e/r0 = 27.2 V. Der Virialsatz fordert jedoch Gleichheit von kinetischer und potenzieller Energie; die Ionisationsenergie ist also 12 · 27.2 eV = 13.6 eV. Die Bindungsenergie schwerer Kernbruchstücke nach einer Spaltung eines Kerns mit Radius R kann ebenfalls sinnvoll aus dem Coulombpotenzial abgeschätzt werden: ∆Esp. = 1/(4π0 )(q1 q2 /R) Typische Werte sind 200 MeV/c2 . Atomkerne sind leichter als die Summe der Massen ihrer Z Protonen und N Neutronen. Die Bindungsenergie pro Nukleon ist EB = ∆m · c2 mit dem Massendefekt ∆m = (M − Zmp − N mn )/(A), wobei M die tatsächliche Kernmasse und A = Z + N die Massenzahl ist (Abb.). E. Rutherford streute u.a. α-Teilchen an Goldfolien. Die Streurate als Funktion des Winkels liess sich durch die Ablenkung im Coulombpotenzial eines kleinen massiven Kerns beschreiben: Entdeckung der Atomkerne! Die Streurate bei festem Winkel als Funktion der Energie folgte nur bis zu einer gewissen Maximalenergie seiner Rutherford-Formel : bei dieser Energie berührte das Alphateilchen dann den Kern; der zugehörige Radius ergibt sich aus dem Coulombpotenzial zu einigen Femtometern! Teilchenbeschleunigung im elektrischen Feld bei einer Spannung U gibt einem Teilchen der Ladung q die Energie E = qU . Bei Geschwindigkeiten <<Lichtgeschwindigkeit kann man dies gleich der kinetischen Energie 21 mv 2 setzen und daraus v berechnen. Das Potenzial eines Punktladungssystems ergibt sich aus der Addition der Potenziale der Einzelladungen (Superpositionsprinzip!). Ein Dipol ist eine Anordnung von zwei entgegengesetzten Ladungen ±q im Abstand a. In grossem Abstand x >> a vom Dipol ist das Potenzial auf der Dipolachse gegeben durch 1/(4π0 )D/x2 wobei das Diplomoment D = 2qa ist. Potenzial und Feld: Das elektrische Feld ist der negative Gradient des Potenzials: ~ = −gradφ = −∇φ = −(x̂ ∂ + ŷ ∂ + ẑ ∂ +)φ E ∂x ∂y ∂z Zusammenfassung 5 Potenzialberechnungen Das Potenzial auf der Achse einer Ringladung mit Radius R, die die Gesamtladung Q trägt, ist φ(x) = 1 Q 2 4π0 (x + R2 )1/2 Auf der Achse einer geladenen Scheibe ergibt sich φ(x) = Q 2 (x + R2 )1/2 − x 2 2π0 R Äquipotenzialflächen sind Flächen mit konstantem Wert für das Potenzial, φ = const. Abbildungen zu Potenzial und E-Feld siehe Gerthsen/Physik. Die Kapazität C eines Objektes gibt an, mit welcher Ladung Q es bei einer Spannung U geladen werden kann: Q = C · U ; die Einheit der Kapazität ist das Farad (F); 1 F = 1 Coulomb pro Volt. Es ergibt sich für die Kapazität • einer leitenden Kugel mit Radius R: CKugel = 4π0 R • eines Plattenkondensators mit Plattenfläche A, die den Abstand d haben: CKond. = 0 · A/d Die Schaltung von Kondensatoren kann parallel oder seriell erfolgen. Die jeweilige Gesamtkapazität berechnet sich aus den Einzelkapazitäten C1 und C2 wie folgt: • in Parallelschaltung liegt an den Elementen die gleiche Spannung, die Ladungen addieren sich und es gilt Cges = C1 + C2 • in Serienschaltung addieren sich die Spannungen und die Ladung ist jeweils gleich: 1/Cges = 1/C1 + 1/C2 Die Energie im Kondensator ergibt sich aus der Integration der mechanischen Arbeit, wenn man die Platten trennt: WKond. = 12 C U 2 = Q2 /(2C) Die Energiedichte des elektrischen Feldes kann man mit Hilfe des Plattenkondensators herleiten, indem die darin gespeicherte Energie (s.o.) durch das Volumen dividiert wird. Das Resultat ist aber unabhängig von diesem speziellen Fall allgemein gültig: wE = 12 0 E 2 Zusammenfassung 6 Dielektrika sind nichtleitende Stoffe, die in elektrische Felder eingebracht werden. Das elektrische Feld wird im Dielektrikum geschwächt und die Kapazität um um den Faktor rel erhöht. Für die Kapazität des Plattenkondensators gilt CDiel. = rel · CV ak. = 0 rel. · A/d Oft wird der Faktor 0 rel. einfach zu zusammen gefasst. In der mikroskopischen Deutung bewirkt das Feld im Dielektrikum eine Polarisation der (vorhandenen und/oder induzierten) molekularen Dipole. Diese richten sich aus und erzeugen ein dem äusseren Feld entgegengesetztes Feld. Das elektrische Feld im Innern ist daher E = E0 /rel. = E0 − P/rel. . Die Grosse P wird als Polarisation bezeichnet und ist ~ D. mit der Suszeptibilität χ verknüpft: P~ = 0 χ E Typische Werte für die relative Dielektrizitätszahl sind: Luft: 1.000576 Glas: 5-10 Wasser: 81 Gleichstrom Elektrischer Strom ist definiert als die Ladungsmenge dQ, die in der Zeit dt durch eine Fläche tritt: I = dQ/dt = Q̇. Die Einheit des Stroms ist das Ampere (A): 1 A = 1 C/s. Als Konvention gilt, dass die technische Stromrichtung die Bewegung positiver Ladungsträger beschreibt. Für Gleichstrom gilt I = const. bzw. I˙ = 0. Tritt der Strom I durch die Fläche A, so herrscht eine (mittlere) Stromdichte j = I/A. Ein mikroskopisches Bild des Ladungstransports in Leitern geht davon aus, dass die Ladungsträger (Elektronen) quasi frei beweglich sind; im Mittel trägt etwa ein (1) Elektron pro Atom zur Leitfähigkeit bei. Der thermischen, ungeordneten Bewegung der Elektronen ist eine gerichtete allgemeine Driftbewegung mit der Geschwindigkeit ~v überlagert, die ~ bzw. der Spannung herrührt. Die mittlere Driftvom angelegten elektrischen Feld E geschwindigkeit lässt sich dann mit Hilfe der mittleren Zeit τ zwischen Stössen von Elektronen am Gitter bzww. Gitterfehlern durch < vD >= qE/m · τ ausdrücken. Sei n die ~ · ~v ist der Strom durch Ladungsträgeranzahldichte, dann ist ~j = nq~v = ρe~v und I = nq A die Fläche A. ~ worin σe = nq 2 τ /m die Daraus folgt das differentielle Ohm’sche Gesetz ~j = σe E, Leitfähigkeit ist. Der makroskopische Widerstand eines Leiters der Länge L mit dem Querschnitt A ist dann R = L/(σe A). Es gilt das Ohm’sche Gesetz U U U = RI R= R I Die Einheit des elektrischen Widerstands ist das Ohm (Ω): 1 Ω = 1 Volt/Ampere. Der lineare Zusammenhang zwischen Strom und Spannung muss nicht für alle Materialien gelten, es gibt ‘nicht-ohmsche’ Leiter. Entlang ohm’scher Leiter tritt ein Potenzialgefälle auf, das z.B. bei der Wheatstone’schen Brücke zum Vergleich von Widerständen benutzt wird. I= Zusammenfassung 7 Elektrischer Widerstand kann teilweise dramatisch von der Temperatur abhängen; Anwendungsbeispiel: Auslese von Kristalldetektoren für Dunkle Materie bei tiefen Temperaturen. Als Leitwert G wird der inverse Widerstand bezeichnet. Reale Strom- oder Spannungsquellen können als ideale Quelle mit einem Innenwiderstand betrachtet werden. Die Kirchhoff’schen Regeln sind anwendungsbezogene Formulierungen der Ladungserhaltung und Energieerhaltung. Es gilt die Knotenregel: die Summe der Ströme in einem Leitungsknoten ist gleich Null (die Ladung häuft sich nirgends an). DieMaschenregel, dass die Summe der Spannungen in einer Masche gleich Null ist (Energieerhaltung). Schaltungen von Widerständen kommen in zwei fundamentalen Ausprägungen vor: • Serienschaltung: durch zwei Widerstände R1 und R2 in Serie fliesst der gleiche Strom I, die Spannungen U1 und U2 addieren sich zur Gesamtspannung U . Das Ohm’sche Gesetz liefert sofort Rges = U/I = (U1 + U2 )/I = U1 /I + U2 /I = R1 + R2 ; Widerstände in Serie addieren sich. • Parallelschaltung: an zwei parallel geschalteten Widerständen R1 und R2 liegt die gleiche Spannung U an, der Gesamtstrom I teilt sich proportional zu den Leitwerten auf: I = I1 +I2 . Wieder liefert das Ohm’sche Gesetz I = U1 /R1 +U2 /R2 = U ·(1/R1 + 1/R2 ), d.h. 1/R = 1/R1 + 1/R2 ; die Leitwerte addieren sich zum Gesamtleitwert. Komplexe Widerstandsnetzwerke werden zur Berechnung in elementare Serien- und Parallelschaltungen zerlegt. Messgeräte für Spannung und Strom sollen die Messung möglichst nicht verfälschen. Ihr Messbereich wird ggfs. durch Vorwiderstände angepasst. Voltmeter sind hochohmig, damit möglichst wenig Strom durch sie fliesst. Amperemeter sind niederohmig, damit sie keinen zusätzlichen Spannungsabfall verursachen. Energie und Leistung von Strömen Elektrische Energie kann in realen Leitern und/oder Verbrauchern in Wärme, chemische Arbeit oder in mechanische Arbeit umgesetzt werden. Leistung ist die pro Zeiteinheit umgesetzte Energie: P = dW/dt. Mit W = QU und U = const. folgt für die elektrische Leistung eines Stroms P = U · I (Joule’sches Gesetz). Mit Hilfe der Formeln für Stromdichte und Leitfähigkeit erhält man die Leistungsdichte ~ = σ · E 2 = j 2 /σ. p = ~j · E Kondensatorentladung Eine Kapazität C werde über einen Widerstand R entladen. Ladung, Spannung und Strom folgen Exponentialgesetzen: Q(t) = Q0 · exp(−t/(RC)) etc.. Das Produkt τ = RC wird auch als Zeitkonstante des RC-Kreises bezeichnet. Zusammenfassung 8 Stromtransport in Leitern wird durch die Drfitgeschwindigkeit beschrieben, die sich aus einem einfachen Modell ableiten lässt. Die Ladungsträgerdichte ist n = N/V = NA /(mmol /ρ), womit sich die Stromdichte ausdrücken lässt als j = I/A = −nevD ; es folgt vD = I/(Ane), wobei A der Leiterquerschnitt ist. Es zeigt sich, dass die Driftgeschwindigkeiten von Elektronen in typischen Metalldrähten sehr klein sind (einige Meter pro Stunde). Magnetfelder zeigen sich durch eine Kraftwirkung auf bewegte Ladungen. Es handelt sich um eine zweiwertige Eigenschaft, die als Nordpol und Südpol bezeichnet wird. Gleichnamige Pole ziehen sich an, ungleichnamige stossen sich ab; Pole treten immer als N-S-Paar auf, magnetische Monopole wurden bisher nicht beobachtet. Die mikroskopische Erklärung für magnetische Materialien sind ausgerichtete Kreisströme. Magnetische Feldlinien sind stets geschlossen, sie haben die Richtung von N nach S. Magnetfeld-Erzeugung durch Ströme Demonstrationsversuch und Strommessung mit mechanischen Mitteln: zwei Leiter von 1 m Länge, die sich in 1 m Abstand befinden und durch die eine Strom von je 1 Ampere fliesst, üben eine Kraft von 2·10−7 N aufeinander aus. Es gilt die Rechte-Hand-Regel: Daumen in (technische) Stromrichtung halten und mit den Fingern den Leiter ‘umschliessen’; die Finger zeigen dann in Richtung der Magnetfeldlinien. Analoges Vorgehen auch bei Leiterschleifen und Spulen! Lorentzkraft ist die von Magnetfeldern auf Ladungen ausgeübte Kraft: ~ ~ F~L = I · ~s × B bzw. F~L = q · ~v × B wobei die erste Form für ein Stromelement in ~s-Richtung und die zweite Form für eine einzelne Ladung q gilt. Die Lorentzkraft steht senkrecht auf dem Geschwindigkeitsvektor und senkrecht zum Magnetfeld, woraus sich bei freier Bewegung eine Kreisbahn ergibt. Magnetfelder können also den Impuls über die Richtung ändern, aber nicht die kinetische Energie. Der Radius der Kreisbahn ergibt sich aus dem Gleichgewicht von Lorentzkraft und Zentripetalkraft zu r = mv/(qB), d.h. die Bahnradien bestimmen sich aus dem Impuls der Teilchen: p = qBr. Anwendungen Zyklotron: Kreisbeschleuniger, bei dem ein elektrisches Wechselfeld Teilchen in einem Magnetfeld auf immer höhere Impulse (und Bahnradien) bringt. Teilchenoptik: magnetische Dipole, Quadrupole etc. lenken geladen Teilchen ähnlich wie Linsen ab. Geschwindigkeitsfilter lassen sich durch senkrecht zueinander stehende E- und B-Felder erreichen. Massenspektrometer lassen sich realisieren, wenn der geschwindigkeitsgefilterte Teilchenstrahl in einem weiteren B-Feld entsprechend der Masse auf verschiedene Radien gebracht und dann z.B. auf einem Film nachgewiesen wird. Zusammenfassung 9 Geschwindigkeitsfilter Teilchen mit der Geschwindigkeit v = −E/B gehen gerade durch senkrecht zueinander stehende E- und B-Felder hindurch; Masse und Ladung spielen keine Rolle. Massenspektrometer Geladene Teilchen werden durch eine Spannung U beschleunigt: qU = 21 mv 2 und nach einem Geschwindigkeitsfilter durch ein homogenes Magnetfeld B auf eine Kreisbahn miit dem Radius r = mv/(qB) gelenkt. Es ergibt sich die Relation m/q = B 2 r2 /(2U ). Mit ‘normalen’ Werten von einigen kV als Beschleunigungsspannung, B ≈ 0.1 T ergeben sich Bahnradien von 0.5 m, so dass man z.B. Nickel-Isotope 58 Ni+ und 60 Ni+ mit 16 mm Versatz nach einem halben Umlauf problemlos trennen kann. Hall-Effekt nennt man die Querspannung, die in einem stromdurchflossenen Leiterplättchen der Dicke d in einem Magnetfeld auftritt: UH = I · B/(nqd) wobei der Faktor 1/(nq) als ‘Hall-Konstante’ des Materials bezeichnet wird. Hohe Hallspannungen (mehr als µV) lassen sich durch sehr dünne Plättchen oder Halbleiter mit höheren Driftgeschwindigkeiten erzielen. Magnetfeldkonfigurationen wurden in Demonstrationsversuchen gezeigt. Das Magnetfeld einer Punktladung berechnet sich zu ~ = µ0 · q~v × r̂ B 4π r2 ~ eines Stromelements I · ~s am Ort ~r Das Gesetz von Biot-Savart gibt den Beitrag dB an, wobei der Ortsvektor vom Stromelement zum Aufpunkt zeigt: ~ = dB µ0 I d~s × r̂ · 4π r2 Magnetfeldberechnungen • Gerader Leiter im Abstand r: B = µ0 I/(2πr) • Auf der Achse einer Leiterschleife mit Radius R im Abstand x von der Mitte der Schleife: B = µ0 IR2 /(2(R2 + x2 )3/2 ) • Auf der Achse einer Spule mit n Windungen auf der Länge ` ist im Zentrum Bx = µ0 nI/`. An den Enden ist das Feld auf die Hälfte gesunken. Zusammenfassung 10 Helmholtz-Spulen sind Leiterschleifen mit Radius R, die im Abstand d = R angebracht werden. Im Innenbereich (±d/2)ergibt sich ein sehr homogenes Magnetfeld von ungefähr B = µ0 I/((5/4)3/2 R). Der Gauss’Sche Satz für Magnetfelder lautet H ~ ~=0 Φmag = A BdA weil Magnetfeldlinien geschlossene Schleifen bilden. Das Ampere’sche Gesetz eignet sich zur Berechnung des Magnetfelds einfacher symmetrischer Stromkonfigurationen (es entspricht insoweit em Gauss’schen Gesetz für die Berechnung elektrischer Felder aus der Ladungsverteilung). Sei C eine beliebige geschlossene Kurve, H die einen H Strom IC umschliesst; d~s ist ein Linienelement auf C. Dann gilt ~ Bd~s = C Bt ds = µ0 IC C In Worten: das Linienintegral über die Tangentialkomponente des Magnetfeldes entlang einer Kurve C ist gleich dem gesamten Strom, der von C umschlossen wird, multipliziert mit µ0 . ~ auf C konstant Diese Beziehung ist dann vorteilhaft und einfach anzuwenden, wenn B ist. Anwendung auf eine toroidale Spule: Im Innenraum des Torus ist BT orus = µ0 N I/(2πr), im Aussenraum verschwindet das Magnetfeld. Curiepunkt: Ein Permanentmagnet verliert seinen Magnetismus, wenn er über die CurieTemperatur erhitzt wird. Für Eisen ist dies 1043 Kelvin. Die mikroskopische Deutung führt auf folgendes BIld von Permanentmagnetismus: atomare Kreisströme heben sich im Mittel im Innern des Materials auf, aber an der Oberfläche bleibt ein sogenannter Ampere’scher Kreisstrom, der zu einem Magnetfeld führt. Die permanente Ausrichtung kann auch durch ein externes Magnetfeld erreicht werden (Ferromagnetismus). DIe Ausrichtung kann sich mikroskopisch lokal auf kleine Bereiche (Domänen) erstrecken, die bei unmagnetischem Material global ungeordnet sind und sich unter einem externen Feld global ausrichten. Der Barkhausen-Effekt macht das Umklappen der magntischen Domänen akustisch hörbar. Zusammenfassung 11 Arten von Magnetismus Es werden unterschieden: • Ferromagnetismus: Eine Luftspule mit n Windungen auf der Länge L erzeugt mit dem Strom I ein Magnetfeld B0 = µ0 nI/L, wogegen eine mit Eisen gefüllte Spule ein um die Magnetisierung erhöhtes Feld B = B0 + BM zeigt. Es kann auch mit HIlfe der relativen magnetischen Permeabilität µr beschrieben werden: B = µnI/L mit µ = µ0 · µrel . Für Ferromagneten ist µrel >> 1. Die magnetische Suszeptibilität ist definiert als χm = µrel − 1. • Paramagnetismus: Die Moleküle tragen ein permanentes magn. Dipolmoment, das sich nicht (permanent) ausrichten lässt. In der Folge ist µrel,para > µ0 und χm,para > 0. Beispiel: χm (Aluminium) = 2.3 · 10−5 . • Diamagnetismus: Das äussere B-Feld erzeugt ein entgegengesetztes inneres Dipolmoment, welches das äussere Feld schwächt. In der Folge ist µrel,dia < µ0 und χm,dia > 0. Beispiel: χm (Blei) = −1.7 · 10−5 . Hysterese ist der nichtlineare Zusammenhang zwischen der magnetischen Induktion durch ein äusseres Feld (z.B. durch den Strom in einer Spule) und dem Magnetfeld z.B. in einem Eisenkern. Die Fläche unter der Hysteresekurve ist ein Mass für den Energieaufwand zum Umklappen/Ausrichten der magnetischen Domänen im Material. Der Magnetische Fluss durch ein Fläche A ist definiert durch R ~ ~ Φ = A B × A = B⊥ · A = BAcos(θ) wobei die zweite und dritte Formulierung ein über A konstantes Feld annimmt. Die Einheit des magnetischen Flusses ist das Weber (Wb): 1 Wb = 1 Tm2 Faraday’sches Induktionsgesetz: Es wird eine Spannung induziert, wenn sich die Konfiguration von Leiterschleifen und B-Feld geeignet ändert. Die entscheidende Grösse ist die Änderungsrate von Φ: dΦ Uind = − dt Das Induktionsgesetz wurde in mehreren Demonstrationsversuchen erläutert. Die Lenz’sche Regel präzisiert das Induktionsgesetz. Eine allgemeine Formulierung lautet “Die von einer Zustandsänderung verursachte Induktionsspannung ist stets so gerichtet, dass sie ihrer Ursache entgegen zu worken sucht.” Eine speziellere Formulierung besagt: “Ändert sich der magnetische Fluss durch eine Fläche, so wird ein Strom induziert, der seinerseits ein Magnetfeld und damit einen magnetischen Fluss durch dieselbe Fläche hervor ruft, der seiner Ursache entgegen gerichtet ist.” Beide Formulierungen sind Spezialfälle der Energieerhaltung. Zusammenfassung 12 Induktion durch Bewegung Eine Leiterschleife werde durch einen Leiter mit dem ohm’schen Widerstand R und einer leitenden beweglichen Schiene gebildet. Ein Magnetfeld B stehe senkrecht zur Schleifenebene, siehe Abbildung. Sowohl mit Hilfe der Lorentzkraft als auch mit dem Induktionsgesetz kann man zeigen, dass die Leistung P aufgebracht werden muss, um die Schiene mit der Geschwindigkeit V zu bewegen: P = I 2 R = B 2 s2 v 2 /R wobei U die induzierte Spannung ist. Wirbelströme entstehen in leitendem Material durch Induktion auf atomarem Niveau. Wegen der Lenz’schen Regel wirken sie der äusseren Kraft entgegen (Wirbelstrombreme, Waltenhofen’sches Pendel). Sie sind z.B. in Transformatoren unerwünscht, weswegen dort segmentierte Leiter zum Einsatz kommen. Induktivität L bezeichnet die Eigenschaft einer Spule (oder anderer Objekte), einen magnetischen Fluss aus einem Strom I zu erzeugen: Φ=L·I Der gleiche Zusammenhang besteht auch zwischen Stromänderung und induzierter Spannung: Uind = −(dΦ/dt) = −L · I˙ Reale Spulen besitzen ausser ihrer Induktivität stets auch einen ohm’schen Widerstand. Energie des Magnetfelds Die Herleitung kann mit Hilfe der Entladung eines Kondensators über einen Widerstand und eine Spule erfolgen. Es zeigt sich, dass die Energie im Magnetfeld einer Spule mit Induktivität L gleich Emag = 21 LI 2 ist, wenn der Strom I fliesst. Aus dem Volumen der Spule folgt die Energiedichte des Magnetfelds zu wmag = B 2 /(2µ0 ); diese Gleichung gilt auch für beliebige Magnetfelder. RL-Stromkreis: Der Einschaltvorgang (Anlegen der Spannung U0 zur Zeit t = 0 an die Serienschaltung von Widerstand R und Spule L führt zu einem Stromverlauf I(t) = (U0 /R) · (1 − exp(−(R/L)t)) = I0 · (1 − e−t/τ ) mit τ = R/L als Zeitkonstante des RL-Kreises. Zusammenfassung 13 Supraleitung Manche Materialien verlieren ihren elektrischen Widerstand schlagartig und vollständig, wenn eine kritische Temperatur unterschritten wird. In normalleitendem Zustand kann das Material von Magnetfeldern durchdrungen werden. In supraleitendem Zustand wird das äussere Magnetfeld verdrängt, womit z.B. Supraleiter zum Schweben gebracht werden können (Demonstrationsversuch). Der restliche Inhalt von v13 wurde wegen einer Terminüberschneidung bei zahlreichen Studierenden in v14 wiederholt. Zusammenfassung 14 Erzeugung von Wechselstrom Gleichmässige Rotation (konstante Winkelgeschwindigkeit ω) einer Leiterschleife induziert eine sinusförmige Spannung. Effektivwerte Strom oder Spannung können auf verschiedene Arten gemittelt werden: • einfacher Mittelwert: hU i = RT 0 U (t)dt RT 0 dt =0 • Gleichrichtwert: erst alles auf die positive Seite ”umpolen”, dann wird gemittelt: R Ū = T 0 |U (t)|dt RT 0 dt =0 für U (t) = U0 sin(ωt) folgt dann Ū = π2 U0 ≈ 0.64 · U0 • Effektivwert: es wird so gemittelt, dass die gleiche Leistung wie bei einem Gleichstrom anfällt, RT √ [U (t)]2 dt 2 Uef f = 0 R T dt ; für U (t) = U0 sin(ωt) folgt dann Uef f = U0 / 2 0 Wechselstromwiderstände und Frequenzverhalten: • (ohmscher) Wirkwiderstand XR = R = UR /IR = U/I; Strom und Spannung sind in Phase. Alle Frequenzen werden gleichmässig übertragen. 1 ; • kapazitiver Blindwiderstand XC = UC /IC = ωC der Strom eilt der Spannung um 90◦ voraus. Kondensatoren blockieren Gleichstrom und lassen hohe Frequenzen besser durch als niedrige. • induktiver Blindwiderstand: XL = UL /IL = ωL; die Spannung eilt dem Strom um 90◦ voraus. Spulen haben keinen Gleichstromwiderstand und lassen niedrige Frequenzen besser durch als hohe. Zeigerdiagramm Ströme oder Spannungen werden als zeitabhängige komplexe Zahlen behandelt und wie Vektoren in der komplexen Ebene addiert. Schaltung von Wechselstromwiderständen Der Quotient aus Gesamtspannung und q 1 2 . Gesamtstrom heisst Scheinwiderstand oder Impedanz: Z = Uges /Iges = R2 + ωL − ωC q 1 2 • Reihenschaltung: überall der gleiche Strom und U = I R2 + ωL − ωC q 1 2 • Parallelschaltung: überall die gleiche Spannung und I = U R12 + ωC − ωL Resonanz Minimierung der Blindwiderstände sowohl in Reihen- als auch in Parallelschaltung führt auf die Resonanzbedingung ω 2 LC = 1. Zusammenfassung 15 Leistungsberechnungen in Wechselstromkreisen erfordern die Berücksichtigung der Phasen von Strom und Spannung: • Die mittlere Wirkleistung für ideale Spulen und Kondensatoren ist Null. In der realen Welt sind Strom und Spannung um einen Winkel φ verschoben; • Der ”Leistungsfaktor” λ = cos(φ) = P UI ist oft auf elektrischen Geräten angegeben. • Der Wirkstrom ist Iw = I · cos(φ); die Wirkleistung P = U Icos(φ) = U Iλ • Der Blindstrom ist Ib = I · sin(φ); die Blindleistung Q = U Isin(φ); • Die Scheinleistung ist S = U I. Blindströme verrichten keine Arbeit im Verbraucher, belasten die Netze und verursachen Verluste in Zuleitungen. Sie können durch Leistungsanpassung vermieden werden, indem eine induktive Last mit der Blindleistung QL durch eine parallel geschaltete Kapazität mit der Blindleistung QC kompensiert, d.h. der Kondensator muss die Kapazität C = QL /(U 2 ω) haben. Schwingkreise In einem einfachen RC-Kreis entlädt sich der Kondensator exponentiell über den Widerstand, es kann keine Schwingung statt finden. In einem idealen LC-Kreis flutet die gespeicherte Energie zwischen Spule und Kondensator hin und her. In einem RLC-Kreis kommt es zu gedämpften Schwingungen, die wir hier als Ladung q(t) betrachten: P • Die Maschenregel fordert Ui = 0; i = R, L, C • Die Teilspannungen sind UR = RI = Rq̇ am Widerstand, UC = q/C am Kondensator und UL = LI˙ = Lq̈ an der Spule; • Die Dgl. lautet Rq̇ + q/C + Lq̈ = 0; Ansatz: q(t) = q0 · eiω̃t ; R t) · • Für unsere Anfangsbedingung q(t = 0) = q0 ist die Lösung q(t) = q0 · exp(− 2L cos(ωt). Man kann exponentielle, kritische und überkritische Dämpfung je nach relativer Grösse von 1/LC und R2 /4L2 unterscheiden. q 1 R2 Dabei ist ω = − 4L 2 die Resonanzfrequenz des gedämpften Schwingkreises, die LC p für R → 0 in die eines ungedämpften Systems ω0 = 1/(LC) übergeht. Erzwungene Schwingungen stellen sich ein, wenn z.B. der Schalter durch einen ext. Generator ersetzt wird (UG (t) = UG0 cos(ωt)). Dieser Term muss zur Dgl. auf der rechten Seite addiert werden und führt zu Lösungen I = Imax cos(ωt − δ). Stromresonanz tritt auf, wenn Imax = UG0 /Z maximal wird (Z siehe z14.pdf). Die Phase ist tanδ = (XL − XC )/R. Zusammenfassung 16 Der Gütefaktor Qel. ist die Zeitkonstante für die Energieabnahme im Schwingkreis, R Qel. = 2π · E/(∆E)1 P eriode . Da die Ladung q wie exp(− 2L t) gedämpft wird und Eel. ∝ q 2 ist, folgt Qel. = ω0 · L/R Vergleich von mechanischen und elektrischen Schwingungen Das mechanische Analogon eines RLC-Kreises ist z.B. ein mit der Federkonstante D elastisch aufgehängter Körper der Masse m, der in einem Medium gedämpfte periodische Bewegungen ausführt, wobei die Reibungskraft Fr = ρv proportional zur Geschwindigkeit v sei (es gibt auch andere Abhängigkeiten, z.B. Fr = ρv 2 bei turbulenter Strömung). Elektromagn. Schwingungen Lq̈ + q/C + Rq̇ = 0 L, C, R q, I, U Mechan. Schwingungen mÿ + Dy + ρẏ = 0 m, D, ρ y, v = ẏ, a = ÿ Der Maxwell’sche Verschiebungsstrom Das Ampere’sche Gesetz verknüpft das Integral ~ · d~l über eine geschlossene Kurve C mit dem gesamten Strom I, der durch die von C von B umschlossene Fläche tritt. Die Gleichung kann offenbar Kondensatoren und andere nichtstationäre Ströme nicht beschreiben und muss um einen “Verschiebungsstrom” Iv erweitert werden, der die Änderung des elektrischen Flusses durch die von C umschlossene Fläche darstellt: dΦel Iv = 0 dt Das verallgemeinerte Ampere’sche Gesetz lautet dann I ~ · d~` = µ0 (I + Iv ) = µ0 I + µ0 0 dΦel B dt C Für Stromdichte und Ladungsdichte gilt eine Kontinuitätsgleichung: ∂ρ div~j = − ∂t Die Maxwell-Gleichungen lauten I ~ · dA ~ = Q/0 Gauss für E-Felder: E AI ~ · dA ~=0 Gauss für B-Felder: B ~ = ρ/0 div E ~ =0 div B A I ~ · d~` = − d E dt C Faraday’: I Ampere: Z ~ · dA ~ B A ~ · d~` = µ0 I + µ0 0 d B dt C ~ =− rotE ~ ∂B ∂t ~ ~ · dA ~ rotB ~ = µ0~j + µ0 0 ∂ E E ∂t A Z Zusammenfassung 17 Physikalische Bedeutung der Maxwell-Gleichungen: 1. Die Quellen des elektrischen Feldes sind Ladungen (Verallgemeinerung des Coulomb’schen Gesetzes); elektrische Feldlinien beginnen und enden in Ladungen (oder im Unendlichen). ~ 2. Es gibt keine magnetischen Ladungen; B-Linien sind in sich gecshlossen. 3. Ein elektrisches Feld wird durch ein zeitlich veränderliches Magnetfeld erzeugt. 4. Ein Magnetfeld wird einen elektrischen Strom und/oder durch ein zeitlich veränder~ liches E-Feld erzeugt. Die wechselseitige Erzeugung von elektrischen und magnetischen Felder geschieht auch ausserhalb von Leitern: es entstehen elektromagnetische Wellen! Die elektrischen und magnetischen Feldlinien stehen stets senkrecht aufeinander und senkrecht zur Ausbreitungsrichtung; elektromagnetische Wellen sind Transversalwellen. Die ursprüngliche zeitliche Form bleibt bei der Ausbreitung erhalten, weil sich Sinusund Kosinus-Funktionen bei fortgesetztem Ableiten selbst reproduzieren. Dies ist auf beliebige Wellenformen (auch Rechtecke und Sägezähne) übertragbar, weil sich alle solche Verläufe aus einer geeigneten Superposition von trigonometrischen Funktionen zusammensetzen lassen (“Fourier-Methoden”). Sichtbares Licht stellt einen kleinen Ausschnitt aus dem Spektrum elektromagnetischer Wellen dar: Allgemeine Geichung für eine Welle, die sich mit der Amplitude f0 in x-Richtung ausbreitet: 2π ω f = f0 · sin(kx − ωt) mit k = ; ω = 2πf ; f · λ = = v. λ k Aus den 3. und 4. Maxwell’schen Gleichungen folgt die Ausbreitungsgeschwindgkeit √ elektromagnetischer Wellen = Lichtgeschwindigkeit zu v = c = 1/ µ0 0 Zusammenfassung 18 Eigenschaften elektromagnetischer Wellen Die Energiedichte einer e.m. Welle ergibt sich aus der Addition und Integration der q 0 B2 1 B2 2 2 elektrischen und magnetischen Anteile: wem = 2 0 E + 2µ0 = 0 E = µ0 = µ0 EB Die Intensität einer e.m. Welle ist definiert als die mittlere Energie, die pro Zeit durch eine senkrecht zur Ausbreitungsrichtung stehende Fläche fliesst. Der Energietransport folgt ~ = (1/µ0 )(E ~ × B) ~ mit S̄ = (1/2µ0 )E0 B0 . dem Poynting-Vektor: S Der Strahlungsdruck berechnet sich aus der Intensität dividiert durch die Lichtgeschwindigkeit, P = I/c. Technik-Beispiele: Amplitudenmodulation, Frequenzmodulation. . . Stabantennen sind auf die E-Felder, Leiterschleifen auf die B-Felder empfindlich. Grundlagen der Schwingungsvorgänge Die Projektion einer gleichmässigen Kreisbewegung ergibt eine harmonische Schwingung y(t) = Asin(ωt + δ). Der harmonische Oszillator ist durch eine Rückstellkraft gekennzeichnet, die proportional zur Auslenkung ist: F~ = −k~x. Beispiele: Federpendel, Fadenpendel mit kleiner Auslenkung. Aus dem Newton’schen Gesetz ergibt sich die Differentialgleichung der Bewegung ẍ+(k/m)x = 0, die i. A. durch x = A1 sin(ωt)+A2 cos(ωt) gelöst wird; die Koeffizienp ten müssen aus Anfangs- und Randbedingungen bestimmt werden. Es gilt ω = k/m. Die Gesamtenergie eines harmonischen Oszillators ist Etot = 12 kA2 , also proportional zum Quadrat der Amplitude. Bei gedämpften Schwingungen wirke eine der Geschwindigkeit proportionale und entgegengesetzte Kraft FR = −bẋ. Die Dgl. ẍ + (k/m)x + (b/m)ẋ = 0 führt auf drei Szenarien: • starke Dämpfung: es findet keine Schwingung statt, sondern sehr langsames Abklingen der anfänglichen Auslenkung, wenn (b/2m) > ω0 . • aperiodischer Grenzfall: (b/2m) = ω0 führt zum schnellstmöglichen Abklingen ohne Schwingung. • schwache Dämpfung ist für (b/2m) < ω0 gegeben und führt zu Schwingungen x(t) = b A · e− 2m t · cos(ωt) b 2 wobei gilt ω 2 = ω02 − ( 2m ) mit ω0 = (k/m)2 aus dem ungedämpften Fall. Erzwungene Schwingungen werden durch einen weiteren Term Fe = F0 cos(ωt) beschrieben. Ansatz und Lösung ist x(t) = A · cos(ωt − δ). Die Phase ist durch tanδ = 2 2 (bω)/(m(ω p0 − ω )) gegeben, d.h. sie geht stets bei ω = ω0 durch 90 Grad. Die Amplitude 2 A = F0 / m (ω02 − ω 2 ) + (b2 ω 2 ) geht bei der Resonanzfrequenz ωr2 = ω02 − (b2 /2m2 ) durch ein Maximum2 . Der Grenzübergang von gekoppelten Oszillatoren auf ein homogenes elastisches Medium führt zu Wellenvorgängen. 2 Beispiel: Tacoma-Brücke, siehe http://www.archive.org/download/Pa2096Tacoma/Pa2096Tacoma edit.mp4) Zusammenfassung 19 Eine Saite ist ein eindimensionales elastisches Medium, das durch eine Massenbelegung µ = δm/δx und eine Zugkraft F zur Spannung in x-Richtung gekennzeichnet ist. Newton’sche Dynamik liefert die Wellengleichung für Auslenkungen y senkrecht zur x-Richtung: ÿ − v 2 y 00 = 0 mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit v 2 = F/µ Reflexion von Wellen erfolgt mit einem Phasensprung von 90 Grad am ‘festen Ende’, ohne Phasensprung am ‘losen Ende’. Der Vorgang kann beschrieben werden durch eine einlaufende Welle y1 (x, t) = A · cos(ωt − kx) und eine reflektierte Welle y2 (x, t) = A0 · cos(ωt + kx + π). Mit dem Superpositionsprinzip für Kräfte und Auslenkungen behandelt man die Überlagerung von einzelnen Wellenpaketen oder langen Wellenzügen. Je nach Phasenlage ergibt sich eine konstruktive, destruktive oder partielle Interferenz. Stehende Wellen können als Überlagerung gegenläufiger Wellen mit gleicher Frequenz entstehen. Wir unterscheiden Fälle je nachdem ob die Enden ‘fest-fest’ (z.B. bei einer eingespannten Saite der Länge L) oder ‘fest-lose’ sind (z.B. bei einer Orgelpfeife der Länge L mit einem offenen Ende) sind. Die Wellenlängen der n-ten Schwingungsmode (n = 1 ist der Grundton) sind λfnf = 2L/n und λfno = 4L/(2n + 1), n = 1, 2, 3, . . . Schwebungen sind die Überlagerung von Wellen mit fast gleicher Frequenz. Faktorisierung der orts- und zeitabhängigen Terme ergibt für einen festen Ort y(t) = A · cos(∆ωt) · cos(ω̄t) wobei ω̄ = (ω1 + ω2 )/2 die mittlere Frequenz und ∆ω = (ω1 − ω2 )/2 die halbe Frequenzdifferenz sind. Huygens’sche Elementarwellen: Jeder Punkt einer Welle ist Ausgangspunkt einer neuen Kugelwelle. Die Wellenfront wird daraus durch Superposition konstruiert. Die Brechung eines Strahls (senkrecht zu seinen Wellenfronten) beim Übergang von einem Medium (n1 ) zu einem anderen (n2 ) ergibt für die Winkel zur Flächennormalen: sin(θ1 )/sin(θ2 ) = λ1 /λ2 . Der Brechungsindex n ist gleich dem Verhältnis der Geschwindigkeiten oder Wellenlängen im Vakuum zu den Werten im Medium, n = c/cn = λvak /λn . Beugung kann mit den Huygens’schen Elementarwellen konstruiert werden. Am Doppelspalt entstehen wegen des Wegunterschieds aus den beiden Spalten (Abstand d) die Maxima unter Winkeln sin(θmax ) = λ/d · n und die Minima unter Winkeln sin(θmin ) = λ/d · (n − 12 ). Der Dopplereffekt tritt auf, wenn sich Beobachter und Quelle relativ zueinander mit der Geschwindigkeit ±u bewegen. Für kleine Geschwindigkeiten im Vergleich zur Ausbreitungsgeschwindigkeit v gilt ∆f /f = ±u/v. Zusammenfassung 20 Strahlenoptik beschreibt Licht nicht mit Hilfe der Wellen(fronten), sondern als geradlinige Strahlen, die von jedem Punkt eines Objekts ausgehen (und senkrecht auf den zugehörigen Wellenfronten stehen). Interferenz und Beugung werden meist vernachlässigt. Das Reflexionsgesetz lautet “Einfallswinkel = Ausfallswinkel” relativ zur Flächennormalen. Abbildungen durch Reflexion können mit ebenen oder gekrümmten Spiegeln erreicht werden. Ein sphärischer Spiegel mit Krümmungsradius r fokussiert parallel eintreffendes Licht näherungsweise in den Brennpunkt, wobei die Brennweite f als Abstand des Brennpunkts von der Spiegelfläche durch f = r/2 gegeben ist. Die ideale Spiegelform ist ein Parabolspiegel (schwieriger in der Herstellung). Die Spiegelgleichung oder Newton’sche Abbildungsgleichung setzt die Abstände von Objekt dO und Bild dB zum Spiegel in die Relation 1/dO + 1/dB = 1/f zur Brennweite f . Das Brechungsgesetz von Snellius ist schon im Absatz über Brechung in “Zusammenfassung 19” enthalten. Da die Wellenlängen umgekehrt proportional zu den Brechungsindizes sind, gilt n1 sin(θ1 ) = n2 sin(θ2 . Der Strahl wird beim übergang vom optisch dünneren Medium in das optisch dichtere Medium zum Lot hin gebrochen; entsprechend umgekehrt beim inversen Verlauf. Man beachte die Notation und die Definition der Winkel relativ zur Normalen! Dispersion beschreibt die Wellenlängenabhängigkeit der Brechkraft von optischen Materialien. In der Folge wird weisses Licht (die Überlagerung aller Farben) durch ein Prisma in seine spektrale Komponenten zerlegt. Dies Phänomen tritt auch in Wassertröpfchen in der Luft auf: Regenbogen. Totalreflexion tritt auf, wenn beim Übergang von einem optisch dichten in ein optisch dünneres Medium (n2 < n1 ) der Strahl so streifend auf die Grenzfläche trifft, dass der kritische Winkel der Totalreflexion überschritten wird: sin(θ) > sin(θC ) = n2 /n1 , vgl. Abbildung. Zusammenfassung 21 Faseroptik ist die Kombination von Totalreflexion in dünnen Lichtleitern kombiniert mit bildgebenden und/oder signalübertragenden Verfahren. Beispiel: Bildübertragung durch ein Faserbündel und Auslese eines grossflächigen Szintillationsdetektors aus der Astroteilchenphysik. Brechung an sphärischen Oberflächen kann mit Hilfe des Snellius’schen Brechungsgesetzes an allen beteiligten Grenzflächen beschrieben werden. Beim übergang vom optisch dünneren Medium mit dem Brechungsindex n1 in das optisch dichte Medium mit Brechungsindex n2 durch eine sphärische Oberfläche mit dem Krümmungsradius r gilt für die Entfernungen von Objekt und Bild von der Oberfläche der Zusammenhang n1 /dO + n2 /dB = (n2 − n1 )/r. Dünne Linsen sind mit die wichtigsten Elemente der Strahlenoptik. Es wird angenommen, dass der Strahlengang durch nur eine (1) Ablenkung in der Ebene der Linsenmitte beschreiben werden kann. (Konvexe) Sammellinsen und (konkave) Zerstreuungslinsen können beliebig kombiniert werden. Die Brechkraft B einer Linse wird durch den Kehrwert der Brennweite f angegeben und hat die Einheit Dioptrie: B = 1/f ; 1 Dioptrie = 1 m−1 . Es gilt die Linsengleichung: 1/b+1/g = 1/f , wobei gegenüber oben ein Notationswechsel zu den auch gebräuchlichen Bezeichnungen b und g für Bildweite und Gegenstantdsweite erfolgt ist. Beachte die Symmetrie gegen Vertauschung von b und g, was physikalisch die Umkehrbarkeit des Strahlengangs bedeutet. Die Linsenmachergleichung lautet: 1/f = (n − 1)(1/r1 + 1/r2 ). Es gilt folgende Vorzeichenkonvention: • f ist positiv für Sammellinsen und negativ für Zerstreuungslinsen. • Die Objektweite g ist positiv, wenn sich das Objekt auf derjenigen Seite der Linse befindet, von der das Licht kommt; sonst negativ. • Die Bildweite b ist positiv, wenn sich das Bild auf der dem einfallenden Licht gegenüberliegenden Seite befindet; das Bild ist dann real, andernfalls (b < 0) virtuell. • Die Bildhöhe ist positiv, wenn das Bild aufrecht steht, und negativ, wenn das Bild relativ zum Objekt invertiert ist. Die Objekthöhe wird immer als positiv genommen. Abbildungsfehler entstehen dann, wenn die Näherungen in den geometrischen Ableitungen nicht genau genug sind und/oder wenn die Wellenlängenabhängigkeit von Phänomen berücksichtigt werden muss. Beispiel: sphärische Abberation, chromatische Abberation. Kamera: optisch wichtige Kenngrössen sind die Öffnung (Angabe der Blendenzahl B = f /D), Lichtstärke, und Verschlusszeit. Die Stufen zwischen den ‘Blendenwerten’ (1, 1.4, 2, 2.8, etc.) variieren die Lichtmenge jeweils um einen Faktor zwei. Zusammenfassung 22 Das Auge wiegt ca. 7.5 Gramm. Aus optischer Sicht besteht es aus der Hornhaut als Eingangsfenster (Brechkraft 43 Dioptrien), der Pupille als Blende (Durchmesser 1.2 - 9 mm), der Linse (19-33 Dioptrien zum Fokussieren), dem Glaskörper, der Netzhaut (7 Megapixel für Farbe und 120 Mpixel für S/W-Sehen) und dem Sehnerv (1 Million Leitungen). Die Zeitauflösung für aufeinanderfolgende Bilder ist etwa 30-40 ms. Scharfes Nahsehen wird genormt für den Nahpunkt N = 25 mm angenommen. Das Fernrohr dient zur Vergösserung weit entfernter Gegenstände und zur besseren Lichtsammlung. Es besteht in seiner einfachsten Form aus dem Objektiv und dem Okular. Die Vergösserung V ist durch das Verhältnis der Brennweiten von Objektiv und Okular gegeben: V = fObj. /fOkul. . Die erste Begrenzung des Auflösungsvermögens ist durch atmosphärische Instabilitäten (‘Flimmern’ etc, seeing) gegeben. Dies kann durch adaptive Optik und Rückkopplung mit Referenzobjekten und/oder Laserstrahlen verbessert werden. Das Very Large Telescope VLT der ESO in Chile erreicht mit einem einzelnen Spiegel von 8 m Durchmesser eine Auslösung von 0.050” (1◦ = 600 = 360000 ≈ 15 mrad). Durch Ausnutzung von Interferenz zwischen mehreren Teleskopen (d.h. durch Rekonstruktion der Phaseninformationen der Wellen) werden 0.004” erreicht. Das Mikroskop dient zum Betrachten kleiner, naher Gegenstände. Die Vergrösserung eines einfachen Mikroskops ist näherungsweise gegeben durch V = (N l)/fOkul. /fObj. , wobei l die Länge ist (Abstand von Objektiv und Okular). Das Auflösungsvermögen ist ultimativ nicht durch Abbildungsfehler gegeben, die durch teilweise aufwändige Korrekturmassnahmen ausgeglichen werden können, sondern durch die Wellennatur des Lichts und die prinzipiell unvermeidlichen Beugungseffekte. Die erreichbare Winkelauflösung ist gegeben durch θ = 1.22 · λ/D, wobei λ die verwendete Wellenlänge und D der Durchmesser Öffnung sind. Polarisation: Transversalwellen sind linear in der Ebene des Schwingungsvorganges polarisiert. Die Intensität einer Welle hinter einem Polarisator ist Ipol = I0 · cos2 θ, wobei θ der Winkel zwischen ursprünglicher Schwingungsrichtung und der Polarisatorachse ist. Als Polarisatoren kommen bestimmte Kristalle oder Folien mit langen Molekülketten zum Einsatz. Auch bei Reflexion an transmittierenden Medien (Glas, Wasser) kommt es zur Polarisation, wenn der Einfallswinkel durch tan(αpol ) = n gegeben ist (Brewster -Winkel). Hologramm: Durch Beleuchten eines Objekts mit kohärentem Licht und Aufzeichnung des Interferenzmusters aus reflektiertem und direktem Licht kann eine 3D-Abbildung gespeichert werden. Wird die Aufnahme wieder mit kohärentem Licht beleuchtet, kann man das 3D-Abbild betrachten. Das Hologramm enthält auch die Phaseninformationen der Abbildung, während ein 2D-Bild nur die Intensitäten speichert.