Eingriffe an der Speiserohre bei den Hamangiomen aufgrund der Blutungsgefahr und ist bei den intramural gelegenen Tumoren nicht wunschenswert, da die damit verbundene Mukosaverletzung die submukose Ausschalung verschieben oder verhindern wiirde. 8.2 Intramurale Tumoren 8 Die Enukleation oder lokale Resektion gutartiger Tumoren und Zysten der Speiserohre INHALT 8.1 Haufigkeit, Einteilung, Indikation . . . . 395 8.2 Intramurale Tumoren 395 8.2.1 Die Enukleation eines Tumors oder einer Zyste aus der Speiserohrenwand 395 8.2.2 Die segmentate Resektion der Speiserohre zur Entfernung eines benignen Tumors . . 397 8.3 Die Abtragung von gestielten oder sessilen Tumoren der Mukosa 397 Literatur 397 Aufgrund ihres Ursprungs aus der glatten Muskulatur und deren Verteilung in der Speiserohre finden sich Leiomyome bevorzugt im kaudalen und mittleren Drittel. Auch Speiserohrenzysten treten bevorzugt im kaudalen Abschnitt der Speiserohre auf [2, 3]. Die Diagnose erfolgt in beiden Fallen radiologisch. Die Osophagoskopie dient zur Uberprufung der Mukosa, um das operative Konzept - Enukleation oder Resektion - praoperativ festlegen zu konnen. Wurde die Mukosa durch eine Biopsie verletzt, empfiehlt es sich, die Defektheilung abzuwarten. Bei Ulzerationen der Schleimhaut uber dem Tumor - sie treten bevorzugt bei Leiomyomen des osophago-gastrischen Ubergangs auf ist eine Spontanheilung nicht zu erwarten und man sollte sich deshalb primar zur Resektion entschheBen. 8.1 Haufigkeit, Einteilung, Indikation Gutartige Tumoren und Zysten der Speiserohre sind bei Patienten, die wegen einer Dysphagie behandelt werden, nur in 0,1 % der Falle die Ursache [6]. Selbst in groBen Sektionsstatistiken wird ihr Vorkommen mit weniger als 0,5% angegeben [7]. Der Ursprung der soliden Geschwiilste ist meist mesenchymaler, der zystischen epitheUaler Natur. Die Leiomyome sind mit 60 bis 85% aller benignen und mit bis zu 95% aller intramural gelegenen benignen Tumoren die haufigsten Vertreter dieser Gruppe [3, 8]. Gefolgt werden sie von den angeborenen oder erworbenen Zysten, den Lipomen und Fibromen sowie den Tumoren neurogenen oder vaskularen Ursprungs. Adenome, Papillome, Lymphangiome, Myxofibrome, Granularzell- oder Amyloidtumoren sind Raritaten. Unter klinisch-therapeutischen Gesichtspunkten unterscheidet man die gestielten oder sessilen Tumoren der Mukosa von den extramukosen, intramural gelegenen Geschwiilsten. Die maligne Entartung dieser Tumoren ist auBerst unwahrscheinlich [4]. Die Indikation zur Operation beruht deshalb primar auf der zu erwartenden GroBenzunahme der Geschwulst sowie der sicheren Klarung ihrer Identitat. Eine Biopsie verbietet sich 8.2.1 Die Enukleation eines Tumors oder einer Zyste aus der Speiserohrenwand Operationsvorbereitung: siehe Kapitel C. Instrumentarium: Grundsieb; evtl. Zusatz II; Magenschlauch (CH 32); Gastroskop. Lagerung und Zugang: Zervikal gelegene Tumoren werden von einem Schnitt am Vorderrand des M. sternocleidomastoideus aus angegangen (s. 2.1.1). Bei intrathorakal gelegenen Tumoren richtet sich die Hohe und Seite der Thorakotomie nach der LokaHsation und der Ausdehnung der Geschwulst. Bei Tumoren im kaudalen Speiserohrendrittel bevorzugen wir die linksseitige postero-laterale Thorakotomie im 6. oder 7. ICR. Bei Tumoren im mittleren und kranialen Abschnitt fuhren wir eine rechtsseitige postero-laterale Thorakotomie im 4. oder 5. ICR. durch (s. Kap. B). Operationstechnik: Die Speiserohre wird entsprechend der LokaHsation des Tumors freigelegt und angeschlungen (s. 2.1.1 oder 2.1.2). Der Tumor wird lokahsiert. Um kleine Tumoren von weicher Konsistenz tasten zu konnen, laBt man den Magenschlauch in die Speiserohre vorschieben. Gege- 396 Abb. 113a-c. Enukleation eines intramural gelegenen, benignen Tumors der Speiserohre. a Freilegen des Tumors. Der N. vagus wird vorsichtig vom Tumor abgelost. b Ausschalen des Tumors aus der Speiserohrenwand. c VerschluB der Pleura mediastinalis durch fortlaufende Naht. Der durch die Enukleation entstandene Defekt wird, wenn moglich, durch adaptierende Muskelund Pleuranahte verschlossen H . PiCHLMAIER und J . M . MULLER benenfalls ist zu gastroskopieren. Dem Tumor liegt meist eine diinne Muskelschicht auf. Sie wird ohne Verletzung der Vagusaste stumpf in Faserrichtung auseinandergedrangt, so daB die Oberflache der Geschwulst sichtbar wird (Abb. 113 a). Die Tumoren sind von einer Kapsel umgeben und besitzen keine feste Verbindung zur Mukosa. Sie werden stumpf aus dem Muskelmantel ausgeschalt. Besondere Sorgfalt und gute Ubersicht ist bei der Abpraparation des Tumors von der Mukosa notwendig. Bindegewebige Verbindungen werden durch Anheben des Tumors angespannt und mit der Schere tumornahe abgetrennt (Abb. 113 b). Ist eine Biopsie vorausgegangen, muB mit entziindlichen Verklebungen zwischen der Mukosa und dem Tumor gerechnet werden. Es laBt sich dann nicht immer vermeiden, daB bei der Enukleation die Mukosa verletzt wird. Der Defekt wird sofort durch eine fortlaufende Naht verschlossen. Nach Beendigung der Enukleation wird die Muskularis mit einigen Einzelknopfnahten uber dem durch die Entfernung des Tumors entstandenen Defekt adaptiert und dariiber die Pleura fortlaufend vernaht (Abb. 113 c). Auch die Zysten der Speiserohre lassen sich fast immer wie oben beschrieben ausschalen. Sehr selten besteht eine gemeinsame Wand zwischen der Enukleation oder lokale Resektion gutartiger Tumoren und Zysten Zyste und der Speiserohre [1]. In diesen Fallen wird der Zysteninhalt abgelassen und der nicht mit der Speiserohre verbackene Anteil der Zyste scharf abgetrennt. Die entstehende Wundflache deckt man mit der Muskularis oder der parietalen Pleura ab. Nach Entfernung groBer Leiomyome kann es zu Funktionsstorungen der Speiserohre mit heftigen dysphagischen Beschwerden kommen. LORTAT-JACOB [5] empfiehlt deshalb nach jeder Enukleation eine extramukose Myotomie durchzufuhren. 8.2.2 Die segmentale Resektion der Speiserohre zur Entfernung eines benignen Tumors Bei Leiomyomen am osophago-gastrischen Ubergang konnen Ulzerationen an der Mukosa eine Enukleation unmoglich machen. In diesen seltenen Fallen sollte man primar die segmentale Resektion der Speiserohre (s. 6) mit dem Ersatz durch ein gestieltes Diinndarmsegment (s. 7.4) in gleicher Sitzung anstreben. 8.3 Die Abtragung von gestielten oder sessilen Tumoren der Mukosa Diese Tumoren haben im Rontgenbild eine irregulare, polypoide oder ulzerative Form und konnen den Eindruck eines Karzinoms erwecken. Die Endoskopie mit Biopsie ist absolut indiziert und bei kleinen Papillomen bereits die Therapie der Wahl. Myxome, Lipome oder ihre Mischformen entstehen nahezu ausschheBlich im zervikalen Osophagus. Weisen sie einen Stiel mit schmaler Basis auf, konnen sie osophagoskopisch mit der Diathermieschlinge abgetragen werden. Gestielte Tumoren mit breiter Basis und sessile Tumoren werden nach exakter Lokahsation operativ entfernt. Operationsvorbereitung, Instrumentarium, Lagerung und Zugang: Siehe 8.2.1. Operationstechnik: Die Speiserohre wird entsprechend der Lokahsation des Tumors freigelegt und ggf. angeschlungen (s. 2.1.1 oder 2.1.2). Zum Auffmden des Tumors kann die intraoperative Osophagoskopie hilfreich sein. Die Speiserohre wird auf der dem Tumor gegenuberhegenden Seite longitudinal eroffnet. Damit sich der Tumor von der Muskularis abhebt, unterspritzt man seine Basis 397 mit Kochsalzlosung (0,9%). Der Tumor wird mit einem geringen Sicherheitsabstand von einem Millimeter umschnitten und nach vorsichtiger Unterminierung schrittweise abgetragen. Den entstandenen Defekt verschlieBt man quer oder schrag mit einer fortlaufenden Naht. Die Speiserohre wird unter Sicht mit dem Magenschlauch geschient und die Osophagotomie zweireihig (s. 1.3.2.2) verschlossen. Im Thoraxbereich erfolgt dann die fortlaufende Naht der Pleura. An die Stelle der Osophagotomie wird am Hals eine SiHkonlasche, im Thorax eine Drainage gelegt und die Wunde schichtweise verschlossen. Literatur 1. Andersen HA, Pluth JR (1974) Benign tumors, cysts and duplications of the esophagus. In: Payne WS, Olsen AM (eds) The esophagus. Lea and Febiger, Philadelphia, pp 225-237 2. Boyd DP, Hill LD (1957) Benign tumors and cysts of the esophagus. Am J Surg 93:252 3. Dillow BM, Neis DD, Sellers RD (1970) Leiomyoma of the esophagus. Am J Surg 120:615 4. Gray SW, Shandaleikis JE, Shepard D (1961) Smooth muscle tumors of the esophagus. Int Abstr Surg 113:205 5. Lortat-Jacob J (1950) Myomatoses localisees, myomatoses diffuses de I'oesophage. Arch Mai App Digest 39:519 6. Moersch HJ, Herrington SW (1967) Benign tumors of the esophagus. Ann Otol 53:800 7. Plachta A (1962) Benign tumors of the esophagus. Am J Gastroenterol 38:639 8. Seremetis MG, de Guzman VL, Lyons WS, Peabody JW (1973) Leiomyoma of the esophagus. Ann Thorac Surg 16:308