Das ganze Leben hat sich verändert - INKOTA

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Liebe Unterstützerin, lieber Unterstützer,
wer Hoffnung hat, kann Perspektiven entwickeln. Dass es durchaus möglich ist, die eigene Lage zu verändern, darüber können Sie in diesem Projektinfo gleich mehrmals lesen.
Menschen und Organisationen zu unterstützen, die sich auf den Weg hin zu einem besseren
Leben machen, ist ein schönes Motiv für unsere Projektarbeit im Ausland. Die Beispiele aus
El Salvador, Nicaragua, Mosambik und Vietnam zeigen, dass wir gute PartnerInnen gefunden
haben, mit denen zusammen wir einiges bewegen können.
Es gibt zahlreiche Herausforderungen. Deshalb möchten wir unsere Zusammenarbeit mit
diesen und anderen Partnerorganisationen noch ausbauen. Dafür benötigen wir Ihre großzügige Unterstützung. In der Hoffnung, Sie mit den Beispielen aus unserer Auslandsarbeit dazu
bewegne zu können, grüßt Sie herzlich
Dezember 2007
Michael Krämer
Das ganze Leben hat sich verändert
Doña Berta freut sich, auch beim neuen INKOTA-Projekt in Berlin, El Salvador, dabeizusein
Wenn Berta Bonilla ins Erzählen kommt,
dann berichtet sie erst einmal von ihren
Kindern. Das ist auch nicht verwunderlich,
denn immerhin hat sie in ihrem vierundfünfzigjährigen Leben elf Kinder auf die Welt
gebracht. Der älteste Sohn ist heute achtunddreißig, der jüngste zehn Jahre alt.
Wir sitzen auf Plastikstühlen vor ihrem
Haus. Hier, in der Gemeinde Virginia, gibt
es zwei Typen von Häusern. Die „guten
Häuser“ sind aus Stein und Holz gebaut,
mit einem großen zentralen Raum, in dem
sich auch die Kochstelle mit Brennholz
befindet, die den Raum schwärzt, und von
dem kleine Schlafnischen abgehen, die nur
mit einem Vorhang abgetrennt sind. Die
„schlechten Häuser“ haben die gleiche
Aufteilung, Wände und Dach sind jedoch
komplett aus Wellblech.
Doña Berta und ihre Familie wohnen in
einem der schlechten Häuser. Wenn die
Sonne scheint, verwandeln sie sich in einen Ofen, in den Nächten kann es dafür
bitterkalt werden. Im Haus ist es ziemlich
dunkel, denn es gibt weder elektrisches
Licht noch Fenster. Auch einen Wasseranschluss gibt es nicht, deswegen führt eine
verlängerte Dachrinne zu einem Becken,
in dem das Regenwasser aufgefangen
wird. Eines aber fällt trotz oder gerade
wegen der ärmlichen Verhältnisse sofort
auf: Rings um das Haus ist es grün, es gibt
einen Gemüsegarten, Obstbäume und sogar Blumen. Doña Bertas Familie hat an
dem ersten INKOTA-Projekt mit der Partnerorganisation Procomes im Landkreis
Berlin teilgenommen. Hauptziel dieses
Zweijahresprojekts war es, die Ernährung
von unterernährten Kindern und werdenden Müttern zu verbessern.
Carlito darf in die Schule
Wenn Doña Berta von diesem ersten Projekt zwischen 2004 und 2006 berichtet,
dann spricht sie vor allem über ihren jüngsten Sohn Carlito, der immer dicht bei seiner
Mutter steht und unser Gespräch aufmerksam verfolgt. Ihre Worte wirken wie ein
Beweis dafür, dass das Projekt erfolgreich
verlaufen ist: Er habe es besser als seine
älteren Geschwister, denn er könne zur
Schule gehen, meint sie und erläutert auch
gleich, was das mit dem Projekt zu tun hat.
Früher musste die ganze Familie, auch die
Kinder, als Tagelöhner auf den umliegenden
Kaffeefincas arbeiten. Eine Schule be-
Familie, der eine bezahlte Arbeit außerhalb
seines Dorfes hätte, denn kein Familienmitglied hat die Region je verlassen.
Deshalb schwärmt Berta auch heute
noch davon, dass sie in dem Projekt andere Frauen in einem Dorf besucht haben,
das etwa 40 Kilometer entfernt liegt, um
sich über ihre Erfahrungen in der Hühnerhaltung auszutauschen. „Ich war noch nie
so weit weg“, sagt sie und geht dann auch
gleich zu ihrem Gehege mit den Hühnern.
„Wir haben 30 Hühner“, berichtet sie stolz
Doña Berta mit einem Teil ihrer großen Familie
suchten die Kinder entweder gar nicht oder
nur sehr kurz. Carlito hingegen geht regelmäßig zur Schule und seine Mutter kann
ihm etwas zu essen und sogar ein Erfrischungsgetränk mitgeben. „Er hat gute
Noten, weil er keinen Hunger hat und sich
auf das konzentrieren kann, was der Lehrer
sagt. Es macht ihm Spaß zu lernen“, freut
sich Doña Berta.
Er soll bis zur 9. Klasse in die Schule
gehen, damit er bessere Chancen hat, eine
Arbeit zu finden. Er wäre der erste der
und erklärt, was das für die Ernährung der
Familie bedeutet: „Früher haben wir fast
nur Tortillas (Maisfladen) essen können.
Heute essen wir regelmäßig Obst, Gemüse und mindestens zweimal wöchentlich
Pupusas (gefüllte Maisfladen), die wir mit
einem Gemisch aus Eiern und Loroco (sehr
würzige, kleine Gemüseknöllchen) füllen.
Und manchmal schlachten wir ein Huhn,
dann gibt es Fleisch, etwas, was wir vor
dem Projekt nie hatten“, sagt sie und
strahlt über das ganze Gesicht.
I
Wir gehen weiter durch den Garten und
Berta zeigt mir, was sie alles haben: Mango, Maracuja, Chili, Avocado, Loroco, Radieschen, Zitrusfrüchte etc. und erzählt,
was sie alles in den Weiterbildungen über
den Obst- und Gemüseanbau erfahren hat.
Victor Sánchez, der für unsere Partnerorganisation Procomes wie bereits das alte
Projekt auch das neue Projekt koordiniert,
hört aufmerksam zu und freut sich, was
Berta von dem Gelernten alles wiedergeben und anwenden kann.
Auch Victor ist stolz auf das Erreichte:
„Das ganze Leben der Familien hat sich
verändert“. Sie arbeiten kaum noch als
Tagelöhner auf den Fincas, haben ausreichend Gemüse für eine gute Ernährung
und von dem Mais, den sie anbauen, können sie einen Teil in der Kreisstadt Berlin
verkaufen. Außerdem hat sich mit dem
Projekt auch eine Tauschmentalität im
Dorf entwickelt, man hat jetzt mehr und
Unterschiedliches zum Anbieten und
tauscht dies untereinander, Eier gegen
Gemüse, Obst gegen Mais etc. Auch dadurch wird die Ernährungspalette der
Familien erweitert.
Eine neue Perspektive für die Kinder
und Jugendlichen
Doña Berta ergänzt: „Wir verschenken
auch einiges. Es ist nicht viel, aber wenn
ein Kind von einer Nachbarin krank ist,
dann bringe ich ihr einige Eier oder etwas
Gemüse.“ Victor nimmt das Stichwort
Kinder auf und erklärt, in welchem Zusam-
Anonas schmecken wunderbar: Besonders die Kinder sind Nutznießer des Projekts in Berlin
menhang er das Projekt sieht. „Der unmittelbare Effekt, die Verbesserung der Ernährung, ist für die Familien ganz wesentlich. Aber für mich ist auch wichtig, dass
den Kindern und Jugendlichen gezeigt
wird, dass es sich lohnt, hier auf dem Land
zu arbeiten, dass sie eine Perspektive für
ihr Leben aufgezeigt bekommen. Es ist
wichtig, dass sich die Mentalität der Jugendlichen verändert. Dadurch, dass sie
immer nur Armut erlebt haben, glauben
sie nicht daran, dass man etwas verändern
kann. Deshalb ist ein Projekt, wie das mit
INKOTA so wichtig, weil es ein Beispiel
dafür ist, dass man mit Eigeninitiative
etwas verbessern kann.“
Verbessern soll sich noch vieles – durch
das neue Projekt, das in diesem September
begonnen hat und drei Jahre dauern wird.
Zusätzliche Familien und Gemeinden werden in die Arbeit eingebunden. Der Anbau
von Obst und Gemüse und die Errichtung
bzw. der Ausbau kleiner Hühnerzuchten
gehören erneut zum Projekt. Weil es in den
Gemeinden kaum Wasser gibt, erhalten
alle neuen Familien Minibewässerungsanlagen für den Gemüseanbau. Zusätzlich
werden im Fortsetzungsprojekt Wassertanks errichtet, um Regenwasser aufzufangen und zu filtern, sodass es auch als
Trinkwasser zu verwenden ist.
Schritte aus der Armut
Bessere Ernährung und Katastrophenschutz
am Vulkan von San Miguel
Wir haben jetzt einen Verein gegründet, sagen die Frauen aus der Gemeinde Piedra
Azul Abajo. Bisher gab es nur den Verein der Rinderzüchter. „Wir Frauen aber haben
auch das Recht, uns zu organisieren, denn durch das Projekt mit OIKOS und INKOTA
sind wir eine richtige Gruppe geworden“, sagt die Vorsitzende des neuen Vereins.
Dessen Gründung ist eine Eigeninitiative der Frauen und ein schönes „Nebenprodukt“
des Projekts. Im Projekt selbst geht es vor allem um die Umgestaltung ihrer kleinen
Parzellen nach ökologischen Gesichtspunkten. Der Anbau neuer Gemüsesorten, die
Herstellung von Biodünger und -Pestiziden sowie die Verbesserung des Bodenschutzes
sind wichtige Bestandteile davon. Auch Obstbäume werden angepflanzt, die sowohl
der Verbesserung der Ernährung dienen als auch einen Beitrag zur Wiederaufforstung
leisten.
Weitere Projektbereiche sind umfangreiche Maßnahmen zur Reduzierung der
Bodenerosion und des Wasserabflusses durch die Errichtung von Gräben und der
Anpflanzung von „Lebendbarrieren“, Umwelterziehung in Schulen sowie die Organisationsförderung und Weiterbildung zur Katastrophenprävention. Letzteres ist vor
allem deswegen sehr wichtig, weil das Projekt in unmittelbarer Umgebung des Vulkans von San Miguel im Osten El Salvadors angesiedelt ist.
Das zweijährige Projekt, an dem insgesamt 2.000 BewohnerInnen dreier ländlicher
Gemeinden beteiligt sind, hat im September 2006 begonnen. INKOTA muss dafür
6.166 Euro an Spenden aufbringen.
II
Und es soll ein ganz wichtiger Schritt im
Gemüse- und Obstanbau vollzogen werden. Victor erläutert, was damit gemeint
ist: Im ersten Projekt wurde fast ausschließlich für den Eigenbedarf produziert.
Das war angesichts der schlechten Ausgangslage schon sehr viel. Nun aber sollen
die Erträge gesteigert werden, damit die
Familien einen Teil ihrer Produkte auf lokalen Märkten verkaufen und somit ihre
Einkommen verbessern können. Dazu sollen weitere Gemüsesorten angebaut werden und neue Obstbäume hinzukommen.
Die Bäuerinnen und Bauern müssen
aber noch einiges lernen: „Zum Beispiel,
wie sie neues Saatgut aus ihrer Ernte für
die folgende Aussaat gewinnen können.
Das war nämlich in dem ersten Projekt nur
sehr begrenzt der Fall, weil es vor allem
um eine schnelle und dringend notwendige Verbesserung der Ernährungssituation der Kinder ging“, erklärt Victor und
fährt fort: „Die Familien müssen lernen,
was aus welchen Gründen an welchen
Stellen angebaut wird. Und außerdem
muss noch mehr auf ökologische Produktion umgestellt werden, um sich von chemischem Dünger unabhängig zu werden.“
Stimmen aus den Projektgemeinden
%„Auf meinem Grundstück gibt es jetzt Maracuja, Orangen, Zitronen, Mandarinen, Mangos, Avocados und Hühner. Das ist eine große Unterstützung für die Ernährung meiner
Kinder. Ein Problem ist, dass es noch immer unterernährte Kinder gibt; vor allem dieses
Jahr war wegen der wegen der starken Regenfälle für viele Familien sehr schwer, denn die
Ernte war schlecht.“ (Rosa Daisi Allala Yan aus der Gemeinde Virginia)
%„Wir haben mit der Wasserversorgung noch immer große Probleme, denn die Quelle ist
16 Kilometer entfernt. Etwa 17 Gemeinden sind von dieser Quelle abhängig und es gibt
keine staatliche Unterstützung.“ (Mercedes Arriaga, Vizepräsident der Gemeindeorganisation
ADESCO aus der Gemeinde Casa de Zacate)
%„Wir brauchen einen Mentalitätswechsel bei den Projektbeteiligten. Sie müssen lernen,
dass sie durch das Projekt die Möglichkeiten haben, nicht nur für das heutige Essen
zu sorgen, sondern auch Produkte zu verkaufen und mit dem Geld für die Zukunft zu
planen. Ihnen das zu vermitteln und gemeinschaftliche Vermarktungsmöglichkeiten zu
erschließen, sehe ich als meine Aufgabe in dem Projekt an.“ (Carlos Fuentes, Procomes,
Deshalb sind die Herstellung von organischem Dünger, aber auch Bodenschutzmaßnahmen gegen die Erosion und Wiederaufforstung wichtige Bestandteile des
neuen Projekts. Über 3.000 neue Bäume
sollen den Feldern in Hanglage besseren
Halt geben, aber auch dafür sorgen, dass
in der Regenzeit mehr Wasser in den Böden gehalten wird – zum Schutz vor Überschwemmungen und zur Anhebung des
Grundwasserspiegels.
Während Victor über das neue Projekt
spricht, hört Doña Berta aufmerksam zu:
„Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss
und freue mich schon darauf, denn es
kommt vor allem unseren Kindern zugute.“
Willi Volks
verantwortlich für Kommerzialisierung)
% „Wir Frauen freuen uns besonders über die Hühner. Wenn die Kinder aus der Schule
kommen, dann haben sie Hunger und jetzt haben wir für sie etwas zu Essen.“ (Maria Luisa
Ramos aus der Gemeinde Las Delicias)
%„Für mich ist wichtig, dass die Projektbeteiligten Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
und Möglichkeiten bekommen und auch uns von Procomes vertrauen.“ (Victor Sánchez,
Projektkoordinator von Procomes)
Zusammengestellt von Aila Wolff und Willi Volks
In das Projekt mit unserer Partnerorganisation PROCOMES sind 120
Familien aus 8 ländlichen Gemeinden des Landkreises Berlin integriert. Für das dreijährige Projekt
muss INKOTA knapp 24.000 Euro
an Spenden aufbringen.
Wo liegt eigentlich Athen?
Wie sich die Mädchen von El Piñuelar, Nicaragua, auf ihr Sportfeld freuen
Etwa dreißig Mädchen im Alter zwischen
13 und 17 Jahren sitzen mir im Gemeindezentrum von El Piñuelar gegenüber und
erzählen, was sie mit ihrem geplanten
Sportfeld, das Teil eines von uns unterstützten Projekts unserer Partnerorganisation Xochilt Acalt in Malpaisillo ist, so
alles anfangen wollen. Nora Isabel, die
älteste von ihnen, ist die Wortführerin.
„Ich werde dann so intensiv Volleyball
trainieren, dass ich an den Olympischen
Spielen in Athen teilnehmen kann“, sagt
sie, und sie ist sich der Bedeutung ihrer
Worte durchaus bewusst. Alle lachen und
finden das unheimlich lustig. Dass Athen
etwas mit den Olympischen Spielen zu tun
hat, haben sie schon irgendwann einmal
gehört. Wo Athen liegt, das gibt ihnen aber
Die Mädchen aus El Piñuelar freuen sich schon auf ihr Sportfeld, den Sand haben sie schon rangekarrt
doch ein Rätsel auf. „In Rom“, diesmal ist
es die 15-jährige Rosa Maria, die das sagt
und damit die Schweigephase in der Runde beendet. Also unterhalte ich mich mit
ihnen ein wenig über die Olympischen
Spiele, über Athen, Griechenland und darüber, dass es in Rom auch schon mal Olympische Spiele gab. Mir wird dabei klar, dass
die Mädchen mit ihrem zukünftigen Sportfeld Hoffnungen und Träume verbinden,
die mir bei der Ansicht eines Bolzplatzes
in Deutschland nicht annähernd in den
Sinn kämen.
Volleyball, Basketball und Kidball (eine
Art Baseball, das mit dem Fuß gespielt
wird) wollen die Mädchen auf ihrem Platz
spielen. Denn bisher können sie nur improvisiert auf dem unbefestigten Schulhof
Basketball spielen, die fehlenden Körbe
werden dabei durch ein in einen Baum
gehängtes Fahrrad ersetzt. Aber sie verbinden mit diesem Platz vielmehr als nur
Ballspiele: Täglicher Treffpunkt soll er
sein, vermietet soll er werden, zum Beispiel für Essensstände bei Dorffesten oder
zum Trocknen von Saatgut oder Ernten,
und einige Jungen sollen „weg von den
Drogen kommen und lieber mit uns Mädchen Sport treiben.“ Spätestens da merke
ich, wie wenig ich eigentlich davon verIII
stehe, was die „bloße Existenz“ eines
Sportfeldes in ihrem Dorf für diese Mädchen bedeutet.
Noch deutlicher wird mir dies, wenn ich
höre, dass jede von ihnen bereits drei USDollar für den Bau des Sportfeldes aufgebracht hat. „Ich habe das Geld durch Kinderbetreuung bei einer Familie an den
Vormittagen vor der Schule verdient“, sagt
Edid Sofia. Andere Mädchen haben durch
Haushaltshilfen oder Gartenarbeiten das
Geld für „ihr Projekt“ aufgebracht oder
ihre Eltern um Unterstützung gebeten.
Außerdem werden sie bei dem Bau des
„Auch für sie ist das Leben sehr hart“, sagt
Juana, „denn sie müssen diese Arbeit
neben ihrer Schule verrichten. Aber es
macht ihnen auch Spaß, vor allem die
Arbeit mit den Tieren.“
Die Tierhaltung gehört genauso wie die
Arbeit mit den Jugendlichen zum aktuellen INKOTA-Projekt mit Xochilt Acalt
und stellt für Juana Neuland dar. „Obwohl
ich in El Piñuelar geboren bin und immer
hier auf dem Land gelebt habe, hatte ich
vor dem Projekt noch nie etwas mit Ziegen
oder Schafen zu tun. Ich habe das alles
durch Xochilt Acalt gelernt und es dann
„Die Ziegenmilch hat mehr Nährstoffe
als Kuhmilch und bekommt meinen Kindern sehr gut. Und wir können inzwischen
einen Teil davon verkaufen, da die Ziegen
jetzt mehr Milch geben. Außerdem werden
Opfern von sexuellem Missbrauch eine Stimme geben
Aguas Bravas, zu deutsch Wildwasser, bringt neue Bewegung in das Thema des
sexuellen Missbrauchs in Nicaragua. Sexueller Missbrauch – obwohl offensichtlich
weit verbreitet und ein großes Problem in der Gesellschaft – wurde in der Öffentlichkeit jahrelang nicht thematisiert. Verschiedene Frauenorganisationen befassen
sich jedoch schon seit geraumer Zeit damit, bieten den Opfern psychologische Hilfe an und bringen Täter vor Gericht. Nun baut Aguas Bravas nach dem Vorbild der
deutschen Organisation Wildwasser (sie arbeitet bundesweit seit 25 Jahren) erste
Selbsthilfegruppen für betroffene Frauen auf und macht verstärkt Öffentlichkeitsarbeit. Die Organisation möchte, dass das Schweigen gebrochen wird, sowohl zwischen den Opfern selbst als auch in der Öffentlichkeitsarbeit. So hat Aguas Bravas
es beispielsweise geschafft, regelmäßig Sendezeit im Fernsehen zu erhalten und
damit das öffentliche Tabu zum Thema sexueller Missbrauch zu brechen.
Die Frauenorganisation hat sich erst in diesem Jahr gegründet und braucht für
seine Arbeit, vor allem für den Aufbau und die Begleitung weiterer Selbsthilfegruppen sowie für Aus- und Weiterbildungskurse dringend eine Anschubfinanzierung.
INKOTA hat diesen Entstehungsprozess von Aguas Bravas mit 850 Euro unterstützt
und verfolgt gespannt die weitere Entwicklung.
Feldes den Sand rankarren, einen kleinen
Haufen für den baldigen Beginn haben sie
schon herangeschafft. Gemessen an diesen
Aufwendungen stellt das Geld von INKOTA, das sie bis zu der Begegnung mit mir
nur vom Namen her kannten, wirklich nur
den „kleinsten Teil“ dar, um den Traum
dieser Jugendlichen vom eigenen Sportfeld zu verwirklichen.
Eine Lektion in Ziegenhaltung
INKOTA kenne ich schon lange, sagt hingegen Juana Alduvin. „Erst habe ich lesen
und schreiben gelernt, dann meinen Schulabschluss der 7. Klasse nachgeholt und
jetzt mache ich eine Ausbildung zur Agrartechnikerin und habe einen Stall für meine Ziegen und Schafe erhalten, alles durch
Programme von Xochilt Acalt, die INKOTA
finanziert hat.“ Juana ist 38 Jahre alt und
kommt ebenfalls aus Piñuelar. Sie ist seit
fünf Jahren Witwe und lebt seitdem allein
mit drei Kindern auf ihrer kleinen Parzelle.
Die beiden großen Kinder, ein Mädchen
von fünfzehn und ein Junge von siebzehn
Jahren, helfen ihr im Haushalt, im Garten
und bei der Ziegen- und Schafhaltung.
IV
meinen Kindern beigebracht“, erzählt Juana. Inzwischen hat die Familien acht Tiere
und einen neuen Stall. „Was ist denn der
Vorteil von diesem Stall und was hat sich
dadurch in der Tierhaltung verändert?“,
frage ich sie. „Es ist alles viel leichter geworden und die Ziegen geben viel mehr
Milch“, antwortet Juana.
Und dann erhalte ich als Städter eine
kleine Lektion in Ziegenhaltung, die auch
Juana erst vor kurzem gelernt hat: Es gibt
einen Melkplatz, bei dem Tiere ihre Ruhe
haben, da sie durch die Jungtiere nicht
abgelenkt sind und auch nicht an einem
Baum angebunden werden müssen. „Sie
sind dann einfach ruhiger und geben inzwischen fast das Doppelte an Milch“,
belehrt mich Juana. Außerdem hat der
Stall ein Dach, sodass die Tiere zum Beispiel vor Regen geschützt sind, die männlichen, weiblichen und jungen Tiere können voneinander getrennt werden und
belästigen sich somit nicht gegenseitig,
das Fressen kann portioniert werden und
wenn Juana den Hof verlässt, müssen die
Tiere nicht an Bäumen angebunden werden. Auslauf haben sie immer noch genug,
denn die Familie hat eine kleine Weide, auf
die die Tiere geführt werden können.
Juana Alduvins Ziegen geben jetzt mehr Milch
die Tiere an die Kooperative von Xochilt
Acalt abgegeben, die die Tiere schlachtet
und das Fleisch verkauft. Ich erhalte für
eine Ziege umgerechnet 25 US-Dollar nach
acht Monaten Aufzucht“, berichtet Juana.
Inzwischen sind auch die Kinder Gloria
und Juan zu uns in den Stall gekommen,
sie hören uns zu und streicheln die Tiere.
„Wir haben das große Glück, dass es bei
uns im Dorf eine Schule gibt, auf der man
das Abitur machen kann. Ich will nämlich,
dass die Kinder viel lernen, auch wenn die
Schule Geld kostet. Da ist es gut, dass wir
für die Ziegen und Schafe Geld erhalten“,
meint ihre Mutter.
Ich verabschiede mich von Juana und
ihrem Sohn. Gloria kommt mit mir zum
Treffen mit den Jugendlichen, denn sie
gehört zu den Mädchen, die bei Xochilt
Acalt schon seit Jahren organisiert sind
und sich ein Sportfeld wünschen.
Willi Volks
Das Programm hat Ende 2006 begonnen, eine Laufzeit von drei Jahren
und ist ein Gemeinschaftsprojekt unserer Partnerorganisationen Landfrauenkomitee in León und Xochilt
Acalt aus Malpasillo, an dem insgesamt 355 Frauen und Jugendliche aus
15 Landgemeinden teilnehmen. Neben der Arbeit mit Jugendlichen und
der Schaf- und Ziegenhaltung sind der
Gemüseanbau, gemeinschaftliche Aktivitäten der lokalen Vermarktung
und umfangreiche Aus- und Weiterbildungen Bestandteil des Projekts.
INKOTA muss für das Projekt in drei
Jahren etwas über 23.000 Euro an
Spenden aufbringen.
Tausche Waffen gegen Entwicklung
Ein Entwaffnungs- und Demokratisierungsprogramm in der Provinz Zambézia, Mosambik
Bernardo Aleixo ist wütend: „Wie sollen
wir hier Minen zerstören, wenn wir keinerlei eigene Sprengmittel haben? Das
untergräbt das ganze Vertrauen!“ Gemeinsam mit dem Polizisten Bisco Viana und
dem Fahrer Emanuel Jamal ist Aleixo im
Dorf Mutchora, um auf einen Hinweis aus
der Bevölkerung hin ein Waffenversteck
aus Bürgerkriegszeiten zu räumen. Aleixo
ist Bildungsreferent im von INKOTA geförderten Schwerter-zu-Pflugscharen-Projekt des Mosambikanischen Christenrates
(CCM) in der Provinz Zambézia. Im Tausch
für Waffen erhalten die DorfbewohnerInnen Gebrauchsgegenstände. Zusätzlich
hält das Team des CCM Workshops zur
aktiven Demokratieförderung ab. Sowohl
die Übergabe der Waffen als auch das
Freilegen eines Waffenverstecks aus Bürgerkriegszeiten, Alto Molócuè, Zambézia
Foto: CCM-Z/Mosambikanischer Christenrat
Thema politische Beteiligung sind noch
immer mit Unsicherheit und Angst besetzte Bereiche. So muss Aleixo erst einmal
das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen.
Eine schwierige Aufgabe, wenn es dem
Team nicht vorher gelingt, die vorgefundenen Waffen zu zerstören.
Wenig Vertrauen in die Demokratie
In Mutchora lief zuerst alles wie geplant:
Eine Familie zeigte dem Team das Waffenversteck, welches ziemlich dicht unter der
Erdoberfläche angelegt worden war. Nachdem einige Handfeuerwaffen und Granaten
geborgen und mit einem Trennschleifer
zerstört werden konnten, stießen sie jedoch
auf Landminen, die in einem so schlechten
Zustand waren, dass die Zünder nicht ohne
großes Risiko entfernt werden konnten.
Weder das Projekt des CCM noch der begleitende Polizist, der für die Entschärfung
der Waffen zuständig ist, verfügen über
Sprengkapseln, um das Minenlager kontrolliert zur Explosion zu bringen. So müssen sie die BewohnerInnen vertrösten und
den Fundort weiträumig absperren.
Anschließend übergibt Aleixo die vereinbarten Tauschgegenstände an die Familie: eine mechanische Nähmaschine und
zwei Werkzeugkästen für Tischler. Damit
kann die Familie nun versuchen, selbst
Näharbeiten für die Nachbarschaft zu machen und eine kleine Schneiderei aufzumachen. Von den Werkzeugkästen soll
einer verkauft und der zweite für den eigenen Hausbau behalten werden.
Trotz der aufgeschobenen Waffenzerstörung beginnt Aleixo mit den circa 30
Anwesenden einen kleinen Workshop über
den Waffentausch hin zu konkreten Beteiligungsmöglichkeiten für die Gemeindeleitung, sich mit Ideen am Distrikthaushalt
für Infrastrukturmaßnahmen zu beteiligen
und auch mit entscheiden zu können. Ein
schwieriger Prozess, da die ländliche Bevölkerung nicht daran gewöhnt ist, politische Entscheidungen beeinflussen zu
können. Noch haben sie nur wenig Vertrauen in die Politik. Dabei sieht ein im
letzten Jahr beschlossenes Gesetz die Beteiligung der lokalen Strukturen an der
Vergabe von Distriktmitteln für lokale
Infrastrukturmaßnahmen vor, die entsprechenden Haushaltsgelder fließen an die
Provinzverwaltungen. Jede Gemeinde hat
das Recht, eigene Projekte vorzuschlagen
beziehungsweise Prioritätenlisten für vorgesehene Infrastrukturprojekte zu erstellen. Bei den Entscheidungen der Distriktregierungen über diese Budgets haben die
Gemeinden Mitspracherecht.
Diese Reise nach Alto Molócuè war für
das Team die zweite Reise seit dem Beginn
des Projekts Anfang August. Noch im Oktober fand eine dritte Reise in den Distrikt
Morrumbala statt. Hier konnten alle gefundenen Waffen und Sprengkörper zerstört werden, jedoch hatte die Gemeindeleitung so wenig Vertrauen in die Umsetzung der Distriktbudgets, dass sie auch
keine Informationen zu den Beteiligungsmöglichkeiten wollte. So entschied sich
Aleixo spontan, ein ausführliches Gemeindegespräch zu Umgang mit Konflikten und
Waffenbesitz zu veranstalten. Dies traf das
Interesse der Gemeindeleitung, und so war
der Versammlungsplatz unter einem Baum
gut gefüllt.
Die halbjährige Pilotphase des Waffentausch- und Demokratisierungsprojekts
wird zeigen, ob die Verknüpfung der beiden
Komponenten die gewünschten Erfolge
bringt. Bislang gehen alle Seiten von einer
Verlängerung aus. Das von INKOTA unterstützte Waffentausch- und Demokratisierungsprojekt wird durch Spenden getragen
sowie von der Stiftung Umverteilen und
der 2%-Initiative sowie der Arbeitsstelle
Eine Welt der Evangelischen Kirchenprovinz Sachsen kofinanziert. Noch fehlen uns
4.000 Euro, vor allem zum Kauf von
Tauschgegenständen, da die Vorräte des
Christenrates bald aufgebraucht sein werden. Hier ist Ihre Unterstützung gefragt!
Peter Steudtner
Finanzielle Selbstständigkeit
für AJUPIS
Die jungen Erwachsenen unseres Projektpartners AJUPIS, der Jugendinitiative gegen Kinderprostitution und AIDS, haben
ein großes Ziel: Sie wollen über einkommenschaffende Aktivitäten Gewinne erwirtschaften, um so die Alltagsaktivitäten
ihres Vereins selbst finanzieren zu können
und damit unabhängiger von Außenfinanzierungen zu werden. Um AJUPIS auf diesem Weg zu unterstützen, werden wir noch
dieses Jahr einen Antrag beim Entwicklungsministerium (BMZ) stellen. Geplant
ist zum einen die Anschaffung von mehreren mobilen „Telefonzellen“ (sogenannte
„One Cells“: leistungsfähige drahtlose Telefone mit großen wiederaufladbaren Batterien) und zum anderen die Eröffnung
einer kleinen Tischlerei für zwei bis drei
TischlerInnen. Alle Materialien sollen von
arbeitslosen Mitgliedern von AJUPIS genutzt und die Einnahmen zur Hälfte den
Jugendlichen und zur anderen Hälfte den
AJUPIS-Aktivitäten zu Gute kommen.
AJUPIS auf der ImportshopBildungsmesse
Mit Informationen von AJUPIS haben wir
für das diesjährige INKOTA-Bildungsprogramm auf der Berliner Importshop-Messe ein Bodenpuzzle mit zwei Lebensläufen
von Jugendlichen zum Thema Aids in
Mosambik erstellt. Dieses kam in unseren
Workshops für Schulklassen zum Thema
„Kicken und Kondome – Umgang mit Aids
in Mosambik“ zum Einsatz.
V
Aus dem Schuppen ins
Lehrlingswohnheim
Das Wohnheim für Behinderte in der vietnamesischen Provinz Ha Tinh ist in Rekordzeit
fertig gestellt worden
„Wir sind umgezogen.“ Diese Nachricht
vom Einzug der Auszubildenden ins fertige
Wohnheim traf per E-Mail am 29. Oktober
bei uns ein. Nach langwieriger Beantragung war das Projekt zum Bau eines Wohnheimes für Jugendliche mit Behinderungen
im Zentrum für Berufsausbildung, Beratung und Arbeitsvermittlung Ha Tinh,
Vietnam erst Anfang 2007 vom Entwicklungsministerium BMZ bewilligt worden.
Vertragsunterzeichnung und Projektbetreuungsreise folgten umgehend. Mit Feierlichkeiten fand im April der Baubeginn
in Gegenwart und unter Mitwirkung des
Projektverantwortlichen statt. Das Projekt
war auf drei Jahre angelegt – und nun ist
die Doppelhausanlage mit 112 Bettplätzen
bereits ein halbes Jahr nach Baubeginn
fertiggestellt.
Schon die nur unverbindlichen Zusagen
aus Deutschland hatten in Ha Tinh zahlreiche Aktivitäten ausgelöst. In den zwölf
Monaten bis zum Projektbeginn hatte ein
permanenter Kommunikationsprozess
stattgefunden, mit den Partnern in Vietnam, mit Übersetzern, Geldgebern, Beratungsstellen und Spendern, mit Missverständnissen infolge von Unerfahrenheit
der Partner und Übersetzungsfehlern mit
teilweise dramatischen Folgen, teilweise
auch lustigen, rätselhaften Umschreibungen in der Qualität von „Narrenkuh“ für
„Rinderwahn“.
die Übergabe mehrerer DVDs mit Fotos
und Filmen bei der Abreise.
Auch Hinweise des INKOTA-Vertreters
wurden sensibel beachtet. So führte der
kritische Gesichtsausdruck über die prekären Arbeitsverhältnisse der Behinderten
in einem Recyclingbetrieb zu einem Besuch beim Arbeitsamt und der Zusage von
umgerechnet 1.000 Euro für die Verbesserung von Arbeitsschutz und Arbeitsbedingungen.
Unsere Idee, Forstarbeiter auszubilden
und als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme
mit ihnen waldlose Flächen um Ha Tinh
herum aufzuforsten, stieß sofort auf heftige Zustimmung und wurde zu einem
Besuch beim Volkskomitee genutzt, bei
Das Gesamtvorhaben sieht die Berufsausbildung von zehn Berufsgängen in drei-,
sechs- und neunmonatigen Kursen nach
Fertigstellung der Baumaßnahmen vor.
Beratung und Arbeitsvermittlung werden
auch „ambulant“ angeboten. Darüber hinaus werden Arbeitsplätze im Zentrum und
außerhalb der Einrichtung geschaffen bzw.
initiiert. Ein großer Teil der Absolventen
des ersten Halbjahres konnte an Betriebe
vermittelt werden, auch nach Hanoi. Über
die Vermittlung liegen namentliche Listen
und Angaben zum Einkommen vor. Einige
der Absolventen werden aus Projektmitteln
zu Ausbildungshelfern weitergebildet.
In Ha Tinh war erst vor wenigen Jahren
begonnen worden, die Probleme von Men-
Mit Goethe in Ha Tinh
Auf die Begrüßung nach der „Landung“
des Projektreferenten im Zentrum im April
folgte die Mitteilung: „Für die weiteren
neun Gebäude seien keine zusätzlichen
Mittel von INKOTA erforderlich. Unsere
Starthilfe habe geholfen, eigene vietnamesische Finanzquellen zu erschließen. Unser
dreijähriges Projekt solle bereits in einem
halben Jahr und das Gesamtvorhaben in
drei Jahren fertiggestellt werden“ Ungewöhnliche Begrüßungsworte von Projektpartnern!
Die Projektbetreuungsreise war von
weiteren beachtenswerten Aufmerksamkeiten begleitet. Die zarte Anfrage nach
Möglichkeiten von Öffentlichkeitsarbeit in
Ha Tinh bewirkte die fünftägige Begleitung durch ein Fernsehteam, acht Minuten
Sendezeit in den Tagesnachrichten sowie
VI
Feierlicher Baubeginn in Ha Tinh
dem, in Gegenwart der Medien, vom stellvertretenden Vorsitzenden die Schenkung
von 30 bis 50 Hektar Waldfläche für diesen
Zweck an das Zentrum unterschrieben
wurde. Die Fläche wurde inzwischen auf
70 Hektar vergrößert.
Die Erfolgserlebnisse wurden mit phantasie- und kulturvollen Feierlichkeiten
gewürdigt, bei denen auch der INKOTAMitarbeiter Beiträge leisten musste. Größte Resonanz fand seine Interpretation des
Liedes vom geteilten Mond in vietnamesischer Sprache und Goethes: „Drei Dinge
sind bei einem Gebäude zu beachten!“ Bei
„Wir lieben die Stürme, die brausenden
Wogen …“ wurde rhythmisch geklatscht.
schen mit Behinderungen als öffentliche
Aufgabe wahrzunehmen. Da es sich um
eine relativ arme Provinz handelt, die
zudem von den Kriegsfolgen besonders
betroffen war, sind die jetzt begonnen
Vorhaben und das Engagement der MitarbeiterInnen des Zentrums und der Provinzregierung bemerkenswert.
In der Reihe der von INKOTA in den
letzten Jahren in Mittelvietnam initiierten
Behinderteneinrichtungen wird mit Ha
Tinh eine Lücke geschlossen. Anders als
in den in früheren Jahren von INKOTA
geförderten Einrichtungen in Vinh und
Dong Ha zielen die Maßnahmen hier speziell auf die Berufsausbildung Jugendli-
Das fast fertige Wohnheim, im Vordergrund: INKOTA-Übersetzer Loan
cher und die Arbeitsbeschaffung für sie.
Ohne weitere Beratung und Vermittlung
würde auch die Ausbildung fragwürdig.
Das bisherige Tempo der Baumaßnahmen,
die Ergebnisse von Ausbildung und Vermittlung sowie die Aussagen zur weiteren
Entwicklung sprechen für rasche Erfolge.
Der Projektreferent besuchte im April
auch die Zentren in Vinh und Dong Ha. Sie
arbeiten und machen einen guten Eindruck. Probleme sind aber erkennbar: So
vermisst eine Fachkraft des Deutschen
Entwicklungsdienstes (ded) in Vinh das
Interesse des neuen Direktors bei der
Weiterbildung des Personals für Kinder mit
geistigen Behinderungen.
Bildungsarbeit in Deutschland
In der projektbezogenen Bildungsarbeit
und bei den „Reisediensten“ waren die
Vietnamprojekte kontinuierlich gegenwär-
tig. Im Rahmen des Projektes Dialog der
Kulturen von Ökumenischem Informationszentrum, LadenCafé aha und INKOTA
gab es von Mitte September bis Anfang
Oktober zehn Veranstaltungen und die
Ausstellung „Vietnam verkehrt“ im Restaurant des „aha“ in Dresden, abgestimmt mit
Speisekarte und Schaufenstergestaltung.
Im Rahmen des Sozialen Tages in Sachsen wurde das Projekt bei mehreren Gelegenheiten präsentiert, unter anderem bei
einem Wochenendseminar vor achtzig ausgewählten sächsischen SchülerInnen, im
Dresdner Haus der Kirche vor der sächsischen Öffentlichkeit sowie bei einer Großveranstaltung an einer Schule in Leipzig.
Am 17. Juli arbeiteten 20.000 sächsische SchülerInnen in Betrieben und Einrichtungen und spendeten den Erlös auch
für unser Projekt. Neben einem Teil der
Eigenmittel für das Wohnheim können wir
davon nun zusätzlich die Weiterbildung
des Personals finanzieren.
Für ein Nachfolgeprojekt wird derzeit
die Zuarbeit aus Ha Tinh erwartet: Arbeitsbeschaffung für im Zentrum ausgebildete
Forstarbeiter bei der Aufforstung von 70
Hektar Wald in der Gemeinde Honh Linh
unter dem Titel „Behinderte Menschen
heilen die geschädigte Natur“. Dafür werden wieder Spenden benötigt.
Heinz Kitsche
INKOTA-Projekte
Partnerorganisation
Projektart
Laufzeit
Umfang (in Euro)
Dezentrale Menschenrechtsarbeit
Ländliche Entwicklung und Umweltschutz (geplant)
Frauenförderung in Landgemeinden
07/2004 bis 12/2007
157.500,04/2008 bis 03/2011 ca. 280.000,11/2006 bis 10/2009
201.000,-
Ernährungssicherung
Katastrophenschutz
Gesunde Ernährung statt Gentechnik
09/2007 bis 08/2010
09/2006 bis 08/2008
04/2007 bis 03/2008
211.400,51.000,5.000,-
Öffentlichkeitsarbeit gegen Minenprojekte
05/2007 bis 04/2008
4.200,-
AIDS-Prävention
(Nachfolgeprojekt in Vorbereitung)
Waffentausch und Demokratisierung
01/2006 bis 12/2007
12.000,-
07/2007 bis 03/2008
16.500,-
Bau eines Wohnheims für ein Zentrum für Behinderte 11/2006 bis 12/2008
(Nachfolgeprojekt in Vorbereitung)
292.000,-
Nicaragua
• CENIDH
• ODESAR
• Frauenzentrum Xochilt Acalt
und Landfrauenkomitee
El Salvador
• Procomes
• OIKOS
• Netzwerk gegen Gentechnik
Guatemala
• COPAE
Mosambik
• AJUPIS
• Christenrat Zambézia
Vietnam
• Provinz Ha Tinh
Wir danken unseren Kofinanziers BMZ, Stiftung Nord-Süd-Brücken und Stiftung Umverteilen
IMPRESSUM: Das Projektinfo Dezember 2007 können Sie gern kostenlos beim INKOTA-netzwerk bestellen: Greifswalder Str. 33a, 10405 Berlin,
Tel.: 030-42 89 111, Fax: 030-42 89 112, E-Mail: [email protected], Internet: www.inkota.de; Redaktion: Michael Krämer, Fotos: Willi Volks,
Aila Wolff, Pia Heuer, Peter Steudtner, Behindertenzentrum Ha Tinh; Layout: Olaf von Sass, Druck: H & P-Druck Berlin.
VII
WEGE AUS DER ARMUT – ERNÄHRUNGSSOUVERÄNITÄT – UMWELTSCHUTZ
„Früher hatten wir nur Tortillas,
heute essen wir regelmäßig Obst,
Gemüse und Eier. Mein Sohn
Carlito hat jetzt in der Schule gute
Noten, weil er keinen Hunger hat
und sich daher in der Schule
konzentrieren kann.“ Doña Berta aus
dem INKOTA-Projekt in Berlin, El Salvador
Ihre Spende
für Berlin!
Durch eine Projektfinanzierung des Entwicklungshilfeministeriums können wir jeden Euro
an Unterstützung verzehnfachen. So werden
25 Euro von Ihnen zu 250 Euro für die
Familien von Berlin: 110 Euro kostet ein
System zur Tropfenbewässerung •
130 Euro kostet die Hühnerzucht
für eine Familie • 1.300 Euro
kostet ein Regenwassersammeltank für drei Familien. INKOTA muss
einen Eigenanteil von 24.000 Euro aus
Spenden aufbringen.
Seit 2004 unterstützt INKOTA im Landkreis Berlin in El Salvador die Arbeit der Organisation für ländliche Entwicklung PROCOMES.
Mehr als 60 Prozent der Kinder in den ländlichen Gemeinden des Landkreises leiden unter Mangelernährung, viele essen
wochenlang nur Mais und Bohnen. Durch die Unterstützung von INKOTA haben bisher 100 Familien eine kleine Hühnerhaltung erhalten und gelernt, wie man Obst und Gemüse nach den Grundzügen biologischer Landwirtschaft anbaut.
Die Kinder und Erwachsenen dieser Familien essen heute regelmäßig Eier, Tomaten, Gurken, Bananen und
Papayas. Heute sind sie nicht mehr unterernährt. Dieser Erfolg hat uns bestärkt, diese Arbeit fortzusetzen. Im September hat
ein neues Projekt in Berlin mit diesmal 120 Familien begonnen.
Was können Sie tun? Helfen Sie uns, damit auch das neue Projekt ein Erfolg wird. Damit wir den Menschen in El Salvador
auch weiterhin Pflanzen, Regenwassertanks und Hühner zur Verfügung stellen können, benötigen wir Ihre Unterstützung.
Jede Spende hilft!
INKOTA-netzwerk • KD-Bank • Konto 155 500 0010 • BLZ 350 601 90 • Stichwort: Procomes
Das DZI-Spendensiegel bestätigt INKOTA einen sparsamen Umgang mit Spenden
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