Sprache und Politik Welche Funktion übernimmt Sprache in der Politik? Wie können Politiker Sprache gezielt benutzen? Und warum verstehen viele Bürger die Politiker nicht? Ob bei Reden im Bundestag, abendlichen Talkshows, beim Straßenwahlkampf oder an internationalen Verhandlungstischen: Sprache und Politik begegnen einander täglich. Politiker und Parteien versuchen mit Sprache: • zu überzeugen, • eigene Anhänger zu mobilisieren, • den Gegner anzugreifen. Die Funktionen politischer Sprache sind zahlreich. Eine bewusste Wortwahl und Argumentationsstrategie spielen daher eine große Rolle. Die Sprache ist also das wichtigste Mittel der Politik, sie ist untrennbar mit ihr verbunden. Jede politische Handlung muss sprachlich ausgearbeitet und übermittelt werden. Die Aufgaben der Politik sind die Repräsentation des Volkes und die Umsetzung politischer Ziele, die dem Willen des Volkes entsprechen. Diese Anforderungen an die Politik sind natürlich nur in einem demokratischen Staat gewährleistet. In Diktaturen sind die Machthaber darum bemüht, das Volk auch sprachlich in Schach zu halten. Die Propagandaveranstaltungen in der NS-Zeit waren zum größten Teil Massenveranstaltungen mit dem Ziel Emotionen hervorzurufen, Hass und Aggression gegen die vermeintlichen Feinde zu schüren. Die politische Rede zur damaligen Zeit war volkstümlich und leicht verständlich. So wurden dem Volk durch häufiges Wiederholen bestimmte Schlag- und Reizwörter förmlich eingehämmert. Hitler war der "Führer" des Volkes und der Feind war der "jüdische Bolschewismus" oder der "Jude". Es gab eine klare Gegenüberstellung von "Gut und Böse". Das Eindringen von Informationen war und ist in diktatorischen Regimen absolutes Tabu. In der NS Zeit war es bekanntlich nur erlaubt das staatliche Radioprogramm zu empfangen. Wer dagegen war, riskierte sein Leben. Diese einseitige Beeinflussung des Volkes war ein Mittel jegliches Denken zu verhindern, was zu Zweifeln am System hätte führen können. Das Vorenthalten von Information wird auch heute noch in diktatorischen Regimen praktiziert, doch wird das glücklicherweise durch die Verbreitung von Medien erschwert. Auch heute wird in Demokratien die Sprache als Mittel der Manipulation und Beeinflussung verwendet. In demokratischen Staaten ist erklärtes Ziel der Politik, die Meinung des Volkes zu repräsentieren. Je nach Verfassung finden Wahlen in diesen Staaten statt. Die Programme der verschiedenen politischen Parteien, die zur Wahl antreten, werden vor den Wahlen innerhalb von Wahlkampfveranstaltungen, Wahlwerbungen und Auftritten der Politiker in den Medien publik gemacht. Die Medien spielen hierbei eine wesentliche Rolle, denn auch sie können (durch ihre Sprachverwendung bzw. durch ihre Präsentation der Politiker)Meinungen beeinflussen. Besonders in der Zeit des "Wahlkampfes" sind die rhetorischen Künste der Politiker gefordert. Sie müssen die Wähler von ihren Ideen überzeugen, um an die Macht zu gelangen oder sie zu erhalten. Aber auch in Situationen, in denen schwerwiegende politische Entscheidungen getroffen werden müssen (Z.B. in einer wirtschaftlichen Krise oder in einem militärischen Konflikt mit einem anderen Staat) ist die Sprache ein wichtiges Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele. (gekürzt aus der Internetseite: und auch aus www.bdb.de) http://ramiro.org/artikel/linguistik/die_sprache_der_politik.html Sprache und Sprachgebrauch in der DDR In der DDR trat neben staatlich propagierte Wortschöpfungen ein kritisch witziger Alltagswortschatz. In ihm spiegelt sich die Kluft zwischen gesellschaftlicher Realität und offizieller Sprachregelung. Die Veränderungen, die sich in allen gesellschaftlichen Bereichen der DDR nach der politischen Wende im Herbst 1989 in einem enormen Tempo vollzogen haben, betrafen auch die Sprache. Es fand ein Sprachwandel statt, der in der Lexik (Wortschatz) besonders gut zu beobachten war. Um ihn zu erfassen oder gar zu beschreiben, braucht es aber mehr als nur die schlichte Kenntnis von Wortbedeutungen. Es bedarf vor allem eines soziokulturellen Hintergrundwissens über gesellschaftliche Mechanismen, die Sprache und Sprachgebrauch in der DDR beeinflussten. Dieses resultiert aus der Kenntnis der jeweiligen kulturellen, sozialen und historischen Situation, in der das Wort mit seiner spezifischen Bedeutung benutzt wird. Es verleiht dem Wort mithin eine spezielle soziokulturelle Prägung, die für außerhalb der Sprachgemeinschaft Stehende nicht leicht zu durchschauen ist, aber eine relativ verlässliche Aussage über den tatsächlichen Sprachgebrauch in der DDR ermöglicht. Am deutlichsten sichtbar werden sprachliche Veränderungen auf dem Gebiet der Lexik – also im Wortschatz einer Sprache selbst. Neue sprachliche Entwicklungstendenzen zeigten sich unter anderem im Auftreten von DDR-spezifischen Lexemen (Wörtern), die zum ersten Mal im sechsbändigen "Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache" (WdG) festgehalten wurden. Die Existenz zweier deutscher Staaten brachte schon bald einen unterschiedlichen Sprachgebrauch mit sich und die Wörter blieben "auf Grund der verschiedenartigen gesellschaftlich-politischen Struktur beider Staaten auf den einen oder anderen Teil beschränkt, waren also dort jeweils nicht sprachüblich". Neuwörter wie Dispatcher oder Kombine gehörten genauso zum sprachlichen Alltag der DDR-Bürger wie die typischen DDR-Neuprägungen volkseigen, Held der Arbeit, Kulturhaus, Plandiskussion, Wohnraumlenkung und die auffallend vielen Komposita (Wortzusammensetzungen) mit Arbeiter- oder Partei-. Wörter wie Aktivist, Werktätiger, Patenschaft, Wohnbezirk bekamen zudem noch eine zweite neue Bedeutung. Dem gegenüber standen typische Lexeme, die in der Bundesrepublik sprachüblich waren, wie Nylon (Neuwort BRD) oder ausgründen, Wirtschaftswunder, Wohlstandsbürger und Komposita mit Bundes- oder Parlaments- (Neuprägung BRD). Worin bestand nun aber das DDR-typische der sprachlichen Einheiten und gab es auch eine Differenzierung auf der grammatischen und syntaktischen Ebene? Alle dahingehenden Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass es einige Abweichungen oder Auffälligkeiten gab, aber keine andere Grammatik oder Syntax. Auffallend ist der im öffentlichen Sprachgebrauch der Medien dominante Nominalstil in Form von vielen Substantivierungen und aneinandergereihten Genitivketten. Dieser Stil ist auf russisches Vorbild zurückzuführen und steht für die Übernahme des russischen Strukturmodells in diesem Bereich der Syntax . Auch der Einfluss des Russischen auf den Wortschatz war nicht unerheblich. Beispiele dafür waren Sputnik, Natschalnik und Subbotnik. Häufiger waren da schon die indirekten Entlehnungen wie Lehnübersetzungen (Fünfjahrplan, Wandzeitung, Haus des Volkes), Lehnübertragungen (Pionierleiter, Maschinen-Ausleih-Station), Bedeutungsentlehnungen (Aktiv, Kollektiv) oder Hybridbildungen (Jugendbrigade, Kollektivprämie), die aus einheimischem und fremden Wortmaterial zusammengesetzt waren. Der Fokus richtet sich demzufolge auf den Bereich der Lexik und nicht den der Grammatik und Syntax. Der DDR-Wortschatz zeichnete sich durch eine Polarisierung des Sprachgebrauchs aus. Es existierte eine – nicht immer strikte – Trennung zwischen dem offiziellen und privaten Sprachregister. Neben der Alltagssprache existierte eine von Partei und Medien propagierte Sprache. Diese prägte weitgehend die offizielle und institutionelle Kommunikation und wurde insbesondere von den Vertretern der Partei- und Staatsmacht eingeführt und in allen Bereichen des öffentlichen Lebens kontrolliert. Die sprachliche Entwicklung der sogenannten allseitig gebildeten sozialistischen Persönlichkeit wurde demnach bewusst gesteuert. Entgegen tritt uns dieser Sprachgebrauch überwiegend in den Leitartikeln der Zeitungen, Kommentaren der Parteiorgane, den Parteidokumenten des Politbüros der SED. (aus www.bdb.de)