20 JAHRE PERCUSSION ART ENSEMBLE BERN Caroline Ehret (Ondes Martenot) DIALOGE Urs Peter Schneider (UA) – Jacqueline Fontyn (UA) Jean-Luc Darbellay (UA) – Charles Uzor (UA) → → Uettligen, Reberhaus So, 6.11.2016, 17 Uhr Burgdorf, Museum Franz Gertsch So, 20.11.2016, 17 Uhr Basel, Gare du Nord Do, 10.11.2016, 20 Uhr Bern, Dampfzentrale Do, 24.11.2016, 20 Uhr → → Biel/Bienne, Farelsaal So, 13.11.2016, 17 Uhr → → St. Gallen, Lokremise Fr, 25.11.2016, 20 Uhr 20 JAHRE → PERCUSSION ART ENSEMBLE BERN Becken, Trommeln, Pauken und Stabspiele, scheppernde Büchsen und donnernde Blechplatten, unzählige Instrumente aus verschiedenen Kulturen – die Reichhaltigkeit des Schlaginstrumentariums ist faszinierend und lässt vielfältige Klangwelten entstehen. Dazu ergeben schnelle Wechsel von Schlegeln, Instrumenten und Positionen ein eindrückliches visuelles Geschehen. Mit dem Percussion Art Ensemble Bern existiert in der Schweizer Hauptstadt seit 1994 ein professionelles Schlagzeugensemble, das sich seit seiner Gründung intensiv mit dem zeitgenössischen Musikschaffen auseinandersetzt (u.a. John Cage, John Zorn, Per Nørgård, Fritz Hauser). Gründer Daniel Scheidegger und die weiteren Mitglieder Ferdinand Heiniger und Oliver Schär sind seit den ersten Konzerten 1996 bestrebt, regelmässig innovative Projekte von höchster Qualität zu realiseren. Die von Daniel Scheidegger betriebene Programmation sucht vermehrt auch die Zusammenarbeit mit anderen Kunstrichtungen in Form einer interdisziplinären Gesamtkonzeption, sowie das Experimentieren mit neuen Präsentationsformen und Möglichkeiten der Musikvermittlung. Daniel Scheidegger und das Percussion Art Ensemble Bern wurden 2012 mit dem Preis für innovative Musikvermittlung des Kantons Bern für das Projekt „Alltagsmusik“ ausgezeichnet. → DIALOGE 20 Jahre Percussion Art Ensemble Bern 20 Jahre spielend und programmierend unterwegs. In stetigem Austausch mit Musiker/innen, Komponist/innen und multimedialen Künstler/innen. Auf der Suche nach neuen musikalischen Verbindungen, interdisziplinären Ausdrucksformen und ansprechenden Konzepten zur Musikvermittlung. So präsentierten sich für uns in geraffter Form die letzten 20 Jahre unserer Bühnenpräsenz. Dialoge… …mit Menschen verschiedenster Richtungen führten zu neuen, zuweilen originellen Konzepten der Musikvermittlung. …mit Komponist/innen führten zu einer Vielzahl, eigens für das Percussion Art Ensemble Bern geschaffener Werke für Schlagzeugensemble. In diesem Jubiläumsprogramm stehen der Austausch von Ausdrucksformen und prägende Dialoge zwischen Menschen in unserem künstlerischen Umfeld im Vordergrund. Nebst der Vergabe zweier Auftragskompositionen an befreundete Komponist/innen – Jacqueline Fontyn und Charles Uzor – können wir auch zwei Geburtstagsgeschenke entgegennehmen: von den uns nahe stehenden Komponisten Urs Peter Schneider und Jean-Luc Darbellay. → PROGRAMM Urs Peter Schneider „Erhört“ (2016) für fünf zweistimmig spielende Schlagzeuger (UA) Klavier: Urs Peter Schneider (ohne 10.11.), Karin Jampen (10.11.) Jacqueline Fontyn „Floraison“ (2016), nach dem Gemälde von Paul Klee pour Percussion Art Ensemble Bern (UA) Auftragskomposition Jean-Luc Darbellay „Dialogues“ (2016) für das Percussion Art Ensemble Bern (UA) Pause Charles Uzor „Nri/mimicri“ (2015) für Ondes Martenot, Perkussionsquartett und Tonband (UA) Ondes Martenot: Caroline Ehret Auftragskomposition → CAROLINE EHRET Ondes Martenot in „Nri/mimicri“ Caroline Ehret, geboren 1986, ist eine Ondes-Martenot-Spielerin. Ihre Professor/ innen waren Christine Ott und Thomas Bloch. Sie hat einen Diplomabschluss im Fach Musikwissenschaft der Universität Strassburg sowie Diplome für Ondes Martenot und Klavier des Konservatoriums Strassburg. Sie ist mit dem Orchester des Konservatoriums Strassburg sowie dem kroatischen Radio- und Fernsehorchester unter Pascal Rophé aufgetreten. Sie hat die Uraufführung des Werkes „Christ Hall“ von und mit Thomas Bloch gespielt – mit Pamela Kurstin (Theremin), Patrick Husson (Männersopran) und Pauline Haas (Harfe). Am Filmmusik-Festival Krakau interpretierte sie Musik von Johann Johannsson unter der Leitung von Anthony Weeden. Sie arbeitet mit diversen Interpreten im klassischen, experimentellen und zeitgenössischen Bereich sowie im Jazz zusammen. Caroline Ehrets vielfältige musikalische Interessen gründen auf ihrer Neugier für den Effekt von körperlichen und geistigen Schwingungen. Das äusserst ausdrucksstarke Instrument Ondes Martenot bietet eine breite klangliche Palette, von den tiefsten Untiefen bis hin zu sphärischen Höhen, mal perkussiv, dann wieder in schwebendem Legato daherkommend. → URS PETER SCHNEIDER „Erhört“ (2016) für fünf zweistimmig spielende Schlagzeuger Das Werk gründet auf einem (verschwiegenen) aramäischen Text, dessen lautliche und strukturale Form in einem komplexen Kompositionsvorgang quasi übersetzt wurde. Zu erhören ist ein Klangfarben-Tonhöhen-Lautstärken-Geschehen in ständiger Transformation und jeder Moment ist gleich anhörenswert, für jeden Menschen im Publikum verschieden. Zwei Vibraphone, ein Klavier und zwei Marimbaphone spielen synchronisiert wie ein einziger Klangerzeuger zusammen und all die vielen Nuancen offerieren sich immer wieder andern (individuellen) Herangehensweisen. Urs Peter Schneider (*1939 in Bern) ist Komponist und Interpret, Improvisator und Pädagoge, in letzter Zeit auch Sprachperformer. Sein Gesamtwerk (multimediale Werke, eine Oper, eine Operette, wenige Orchesterwerke, sehr viel Kammermusik, Sprachkompositionen und einige Bühnenmusiken) haben rund 2'500 Aufführungen erlebt, international, sehr oft auch in Nischen. U.P. Schneider studierte in Bern, Köln und Wien (bei W. Lang und B. Seidlhofer Klavier, bei S. Veress und Kh. Stockhausen Komposition), seine musikalischen Tätigkeiten sind jedoch unbeeinflussbar und setzen jeweils neu an. Gründer und Leiter des Ensembles Neue Horizonte Bern seit 1968, Professor an der Hochschule für Musik Bern bis 2002, Träger zahlreicher Preise und Auszeichnungen, lebt seit 1966 in Biel, verheiratet mit der Performerin Marion Leyh. www.musinfo.ch und www.aart-verlag.ch → JACQUELINE FONTYN „Floraison“ (2016) pour Percussion Art Ensemble Bern „Es war mir eine wahre Freude und hat mich beglückt, vom Percussion Art Ensemble Bern aus Anlass seines zwanzigsten Geburtstags diesen Auftrag zu erhalten! Ich kann nicht umhin, dieses Ereignis mit einem berühmten Maler aus der Gegend in Verbindung zu bringen, den ich seit meiner Jugendzeit bewundere… Das Bild von Paul Klee mit dem Titel „Floraison“ habe ich aus vielen anderen ausgewählt, die mich ebenso hätten inspirieren können. Die letzten Töne (A und E) spielen auf den Namen pAul klEE an. Die Musik will weder beschreiben noch illustrieren; sie versucht, vom ersten Satz über das Intermezzo bis zum Finale verschiedene Stimmungen zu schaffen. Vor allem hofft sie, ihren hervorragenden Interpreten und den Zuhörern, die gerne Neues entdecken, Freude zu bereiten.“ (Übersetzung aus dem Französischen: Michèle Kuhn) Jacqueline Fontyn (*1930) wurde in Brüssel und Paris als Pianistin und Komponistin ausgebildet. Weitere Studien in Wien im Fach Orchesterdirigieren. Tätigkeit als Professorin u.a. in den Fächern Kontrapunkt und Komposition in Antwerpen, Brüssel und in den USA. Jacqueline Fontyn erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen. Etwa 15 Kompositionen sind mit nationalen und internationalen Preisen versehen worden. Außerdem ist sie Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften, Dichtung und der Schönen Künste von Belgien. Kompositorisch hat sich der Stil von Jacqueline Fontyn im Laufe der Jahre kontinuierlich weiterentwickelt. Die ihr eigene Ausdrucksweise ist ein Spiel von diversen Klangtimbres und Sonoritäten oder auch von kontrollierter Aleatorik. Die musikalische Sprache ist aber persönlich, zeitgemäß und sehr ausdrucksvoll. → JEAN-LUC DARBELLAY „Dialogues“ (2016) Das Orchester besteht aus lauter Quartettformationen… könnte man sagen… bis auf einige Ausnahmen. Viele Streichquartette, getragen von einer Kontrabassgruppe führen einen Dialog mit vier Hörnern, einer Gruppe von drei Posaunen und einer Tuba, aber auch mit einem Doppelquartett aus Holzbläsern und oftmals einer Gruppe aus Pauke und drei Schlagzeugern. Das Quartett der Perkussionisten umfasst viele Instrumente, ist aber erstaunlich vernetzt nach innen und nach aussen, atmet gemeinsam, hört ganz exakt aufeinander, setzt markante Akzente, genauestens ausgehört… Eine faszinierende Welt öffnet sich da, auch optisch, der sehr entscheidend für die Gesamtwirkung der Interpretengemeinschaft, eine Schlüsselrolle zufällt. Dynamisch, klanglich und rhythmisch bildet die zuhinterst und zuoberst im Orchester aufgestellte Gruppe sozusagen das „Klanggewissen“ des Orchesters. Viele Schlaginstrumente gehören erstaunlicherweise zu den leisesten Tonerzeugern. Ein fein mit dem Bogen gestrichenes Vibraphon, ein kaum berührtes Tam-tam, aber auch ein hauchzartes Marimbaphon ermöglichen ätherische Klänge der delikatesten Art. Die Gruppe der Schlaginstrumente ist das „Paradies des Komponisten“: die Vielseitigkeit der unglaublichen Farbabstufungen ermöglicht ein sensibles Musizieren, mit Verschmelzungseffekten, die dem Orchester ein eigenes Profil verleihen. Alle diese Vorzüge kommen natürlich in einer kammermusikalischen Besetzung ganz besonders zur Geltung. Jean-Luc Darbellay Klarinettenstudium in Bern, Kompositionsstudien bei Cristóbal Halffter und Dimitri Terzakis. Meisterkurse in Luzern bei Klaus Huber, Heinz Holliger und als Assistent bei Edison Denisov, Seminarbesuche in Paris bei Pierre Boulez. Zahlreiche Aufführungen weltweit. 1992 Atelier mit John Cage in Perugia und Uraufführung von György Kurtágs Lebenslauf am WDR-Festival in Witten. Werkpalette vom Solostück über Orchesterwerke zur Chorsymphonik. Viele Kompositionsaufträge, insbesondere vom Radio RTS, vom MDR (Requiem für Soli, Chor und Orchester unter der Leitung von Fabio Luisi), von Radio France fürs Festival Présences. 2010 CH-Erstaufführung des Requiems am Lucerne Festival. 2011/12 „compositeur en résidence“ beim Orchestre de Chambre de Lausanne (Uraufführung von Cosmos mit der Solistin Evelyn Glennie). 2012 Residenz beim Festival „Les sommets musicaux de Gstaad“. Von 1995 bis 2007 Präsident der Schweizer Gesellschaft für Neue Musik und Boardmitglied der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik. Verlegt bei Ricordi Berlin und Musica Mundana. „Chevalier des arts et des lettres“ des französischen Staates. www.jean-luc-darbellay.ch → CHARLES UZOR „Nri/mimicri“ (2015) für Perkussionsquartett, Ondes Martenot und Tonband, geschrieben für das Percussion Art Ensemble Bern Mimikry: vorgetäuschte Ähnlichkeit von Tieren. Evolutionärer Vorteil weil c meint, b sei a. Seit einigen Jahren arbeite ich an klingenden Mimikrys, an der Frage nach Identität, Täuschung und Ähnlichkeit. Nach spleen/mimicri für Klavier und Tonband schrieb ich das elektronische Manifest Nach der Natur, dann suchte ich einen Ausweg aus der Aporie. Wie wäre eine „Übersetzung“ der Vogelgesänge durch ihre Vertiefung um 8 Oktaven? Die hohen, für unser Ohr kaum hörbaren Frequenzen würden durch Vertiefung auf ihre Essenz reduziert und begännen in langen Tönen zu singen – selbst die Luft, der Äther zwischen den Vögeln, würde klingen! Von etwa dreihundert Vögeln vertiefte ich sieben – Erznektarvogel, Sonnenvogel, Zaunkönig, Einsiedlerdrossel, Wüstenläuferlerche, Gartengrasmücke und Bonapartemöve – wobei es gerade die Bonapartemöven-Schwärme waren, deren hässliches Schnarren sich zu wunderlichsten Harmonien, zu elektrifizierten Rufen alter Götterskulpturen, verwandelten. Mimikry geschieht in dem Moment, wo die vier Perkussionisten und das Ondes Martenot die Vogelgesänge nachahmen. Die Komposition ist dem Volk der Nri gewidmet, einem mythischen Königreich Südostnigerias, das sich der Assimilation widersetzte, bis es im 20. Jahrhundert verschwand. Charles Uzor wurde in Nigeria geboren und kam als Siebenjähriger in die Schweiz. Er komponiert für Ensembles, Chöre und Elektronik, abstrakte Musik, Lieder und Tanztheater. → EINTRITT Preise zwischen CHF 5.– und CHF 30.– Wir empfehlen die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln → MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON Wohlen → Grafik Marlène Künzler KONTAKT Percussion Art Ensemble Bern Ey 5, CH-3063 Ittigen +41 (0)31 921 02 61 www.pae-bern.ch / [email protected]