Wie fördere ich das Bodenleben? Beispiele aus der landwirtschaftlichen und häuslichen Praxis Stefanie Krück Das Bodenleben oder Edaphon umfaßt alle im Boden lebenden oder zeitweilig im Boden lebenden Organisman: Bodenflora Bodenfauna Quelle: Keller et al. 1997 In Europa ist mit wenigstens 50 000 Bodentierarten zu rechnen, von denen jede einzelne mit ihrer spezifischen Lebensweise bodenbiologische Bedeutung erlangen kann. Dunger, W. & H. J. Fiedler 1997 Zusammensetzung des Bodens und Bodenlebens am Beispiel eines Grünlandbodens nach Tischler 1965 Bodenbestandteile in Vol. -% Bodenlösung 20 – 50 % Organische Bodenbestandteile in Gew. -% Bodenluft 0 - 30 % Humus 85 % Organische Bodensubstanz 1 - 10 % Mineralische Bodensubstanz bis 50 % Pflanzenwurzeln 10 % Bodenflora und -fauna 5% Bodenleben Biomasse Pilze und Algen 40 % Meso- und 3% Mikrofauna Bakterien und Actinomyceten 40 % übrige Makrofauna 5% Regenwürmer 12 % Regenwurmarten in Deutschland Lumbricus castaneus Aporrectodea caliginosa Allolobophora chlorotica Eisenia fetida Für Deutschland sind etwa 44 - 46 Regenwurmarten nachgewiesen. Lehmitz, R. et. al 2014 Für den norddeutschen Raum sind gegenwärtig 18 Regenwurmarten bekannt. Octolasion cyaneum Lumbricus terrestris Lebensformtypen bei Regenwürmern Eisenia fetida Epigäisch • Leben in Streu, Laubschicht oder Kompost. • Ernähren sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial und Mikroorganismen der Streuschicht. Eisenia fetida Epigäisch • Leben in Streu, Laubschicht oder Kompost. • Ernähren sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial und Mikroorganismen der Streuschicht. Anektisch • Leben in vertikalen, permanenten Wohnröhren. • Ernähren sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial und Mikroorganismen der Streuschicht Lumbricus terrestris Eisenia fetida Epigäisch Endogäisch • Leben in Streu, Laubschicht oder Kompost. • Leben im Boden bis ca. 60 cm und graben horizontale Gangsysteme. • Ernähren sich von Humus und Mikroorganismen im Boden, die beim Durchgraben mit dem Mineralboden aufgenommen werden. • Ernähren sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial und Mikroorganismen der Streuschicht. Anektisch • Leben in vertikalen, permanenten Wohnröhren. Aporrectodea rosea • Ernähren sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial und Mikroorganismen der Streuschicht. Lumbricus terrestris Bedeutung und Funktion der Regenwürmer im Ökosystem Boden Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) bezeichnete die Regenwürmer als Eingeweide der Erde. Im alten Ägypten wurden Regenwürmer heilig gesprochen. Cleopatra (69 bis 30 v. Chr.) erließ ein Verbot diese Tiere zu schädigen. Gilbert White (1720 – 1793) schrieb: „Ohne Regenwürmer würde die Erde bald kalt und fast ohne Gare und folglich steril werden“. Durch ihre Fraßaktivität setzen sie organische Substanz um und tragen zur Humusbildung bei. Mit ihrer Losung (Ton-Humus-Komplexe) beeinflussen sie die Krümmelstabilität des Bodens. Durch ihre Grabeaktivität und durch ihre Gänge haben sie großen Einfluss auf die Porenstruktur und Infiltration des Bodens. Durch die Aktivität der Regenwürmer werden andere Bodenorganismen gefördert und der Boden dadurch stärker belebt. Möglichkeiten Regenwürmer zu fördern • Durch Bewirtschaftung und Flächennutzung • Durch Kompostierung Förderung durch Bewirtschaftungsmaßnahmen Einfluss verschiedener Vorfrüchte August 1994 Oktober 1996 Oktober 1995 Bodenbearbeitungssystem konventionell Tiere/m² konservierend 200 * * * * * * * * * 150 100 * * * Grünbrache Kleegras Silomais 50 Vorfrüchte/Fruchtfolgen Kartoffeln Silomais Kleegras Grünbrache Kartoffeln Silomais Kleegras Grünbrache Kartoffeln 0 Krück, S. 1999 Einfluss unterschiedlicher Bodenbearbeitung Biomasse [g * m2] Abundanz [Tiere * m2] 400 Zschortau Lüttewitz 400 350 300 300 250 250 200 200 150 150 100 100 50 50 0 0 K on v K ent on io se ne rv ll ie L K oc ren on k dse er rv ie D ren ire d kt sa at K on v K ent . on io se ne rv ll ie L K oc ren on k dse er rv ie D ren ire d kt sa at 350 Anzahl Biomasse Krück, S. et al. 2001 Einfluss einer Nutzungsänderung Foto: PaLS Der Permakulturpark am Lebensgarten Steyerberg (PaLS) gGmbH ist angewendete Permakultur auf einem 8 ha großen Gelände bestehend aus Wald, Wildkäutergarten, Obst- und Gemüseanbau. Ansiedeln von Regenwürmern: 2011: ca. 750 Tiere aus (5 Arten) 4 Arten Frühjahr 2012: ca. 200 Tiere aus 7 Arten Herbst 2012: ca. 640 Tiere aus 6 Arten Herbst 2014: ca. 400 Tiere aus 2 Arten Seit 2014 ist Regenwurmaktivität auf der Fläche sichtbar: Eingezogene Streu, Losungshäufchen, Bioporen. Foto: PaLS Förderung durch Kopostierung Kurze Wege. Kreisläufe schließen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit