Die Münchner Opernfreunde 150 Jahre Volkstheater – das

Werbung
JOURNAL
1
2016
Die
DieMünchner
MünchnerOpernfreunde
Opernfreunde
35. Jahrgang
150 Jahre Volkstheater – das Staatstheater am Gärtnerplatz
feiert Geburtstag
Foto: Christian POGO Zach
G
anz München war eingeladen!
3000 Gäste drängten sich am
späten Nachmittag des 4. November auf dem Münchner Gärtnerplatz, um mit dem derzeitigen Intendanten, Josef E. Köpplinger, auf den
150. Geburtstag des Staatstheaters
am Gärtnerplatz mit einem kostenlosen Glas Sekt anzustoßen. Die große
Party musste draußen stattfinden,
denn die für dieses Jubiläum geplante
Wiedereröffnung des sanierungsbedürftigen Theaters nach einer bisher
dreijährigen Bauzeit musste auf das
nächste Jahr verschoben werden.
Nun wurde die Baustelle in die bunte
Geburtstagsshow mit einbezogen,
farbenfrohe Lichteffekte tauchten das
von Gerüsten und Planen verhüllte
Gebäude in grelle Farben, eine kleine
Zeitreise durch die Geschichte des
Theaters wurde auf eine Leinwand
projiziert, Geburtstagsgrüße ehemaliger und jetziger Solisten und Mitarbeiter, Kollegen und von Theatern
aus aller Welt flimmerten über die
Leinwand. Köpplinger selbst wünschte als letzter Gratulant dem Theater,
„dass es noch viele runde Geburtstage
feiert, um die Unvergänglichkeit der
Kunst zu zeigen“. Fassadenkletterer
erstiegen das Gebäude und bildeten
beim Abseilen zum Geburtstagsgruß
eine überdimensionale, rote 150. Damit ging die Feier im Freien schon zu
Ende, denn am Abend wurde mit einer
von Publikum und Kritik enthusiastisch gefeierten Neuinszenierung von
Rossinis La Cenerentola durch Brigitte
Fassbaender im Cuvilliéstheater der
Geburtstag weitergefeiert. Das Theater lieferte sich selbst wohl das
Jubiläumsfest auf dem Gärtnerplatz
schönste Geburtstagsgeschenk!
Am 4. November 1865 erfüllte
sich der Wunsch einer Münchner
Bürgerinitiative, das lang ersehnte
„Münchner Volkstheater“ wurde als
„Actien-Volks-Theater“ am Gärtnerplatz eröffnet. Nach der endgültigen
Schließung des Isartor-Theaters
durch König Ludwig I. im Jahr 1826
mussten die Münchner Bürger fast 40
Jahre für ein neues, repräsentatives
Volkstheater kämpfen. Zur damaligen
Zeit hatten Sie nur die Wahl zwischen
dem feinen Hoftheater oder den
einfachen „Schweiger`schen Bretterbuden“ in der Vorstadt. Man gründete
eine Aktiengesellschaft und wollte
dem neuen Stadtteil zwischen dem
Marktplatz und der Au einen repräsentativen Mittelpunkt geben. König
Max lehnte diesen Plan 1863 jedoch
aus wirtschaftlichen Bedenken ab,
doch schon ein Jahr später akzeptierte ihn sein Nachfolger Ludwig II:
„Meiner Hauptstadt darf der Besitz
eines würdigen Volkstheaters nicht
länger vorenthalten werden.“
Nun ging es sehr schnell, im August
1864, am Geburtstag des Königs, war
Grundsteinlegung, am 4. November 1865 konnte das im Stil an das
Nationaltheater angelehnte kleinere
Haus festlich eröffnet werden. Allerdings erhielt das Aktientheater nur
eine Konzession für alle Arten von
Lustspielen, Volksstücken, Possen,
Märchen und Singspielen. Spieloper,
große Oper, Ballett und das „Klassische Repertoire in Trauer- und
Schauspiel“ jedoch sollten weiterhin
150 JAHRE GÄRTNERPLATZTHEATER
IN H ALT
1-3 150 Jahre
Gärtnerplatztheater
4 Marlis Petersen
5 Zum Neuen Jahr
6 Daria Sukhorukova
7 Javier Camarena
8-9 Vorschau Künstlergepräche
Kulturzeit/Wanderungen
10 Omer Meir Wellber
11 Angela Brower
12 Brenda Rae
13 Opernraritäten
14 Adventfeier
15 Benno Kusche/
Gedenktage
16 Münchner Straßen IX
IMPRESSU M
© Copyright:
Vorstand des Interessenvereins des
Bayerischen Staatsopernpublikums e.V.
(IBS) – Die Münchner Opernfreunde
Postfach 10 08 29 | 80082 München
Redaktion:
Hans Köhle
[email protected]
Gestaltung:
Ingrid Näßl
Das IBS Journal erscheint viermal jährlich.
Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag
enthalten.
Jahresabonnement für Nichtmitglieder
€ 15,- (einschl. Zustellung).
Anzeigen-Preisliste Nr. 7, gültig seit
1. Dezember 2008
Gesamtherstellung:
Druck & Medien Schreiber GmbH
Kolpingring 3 | 82041 Oberhaching
Vorstand:
Jost Voges | Monika Beyerle-Scheller |
Hans Köhle |Helga Schmöger | Eva Weimer
Ehrenmitglieder:
Heinrich Bender|Inge Borkh|Brigitte Fassbaender|Edita Gruberova| Sir Peter Jonas |
Hellmuth Matiasek | Aribert Reimann | Peter
Schneider | Peter Schreier | Peter Seiffert
2
allein dem Nationaltheater vorbehalten bleiben. Die Bandbreite des
Repertoires wurde bereits bei der Eröffnungsvorstellung aufgezeigt: Man
spielte das allegorische „Festspiel mit
Gesang, Tanz und lebenden Bildern“
Was wir wollen! Und eine Münchner
Version von Jaques Offenbachs Oper
Salon Pitzlberger unter dem Titel Eine
musikalische Soirée in der Vorstadt,
dargeboten als “komisches Singspiel“,
um den Vertragsstatuten nicht zu
widersprechen. Presse und Publikum
waren begeistert: „Der Zudrang war
ein massenhafter, und das bis in seine
obersten Ränge glänzend erleuchtete
Haus bis zum Erdrücken voll.“
Nach den ersten fünf Jahren zeigte
sich jedoch, dass es trotz eines
anspruchsvollen Spielplans und
prominenter Künstler nicht möglich
war, die verschiedenen Publikumsschichten - hier das einfache Volkstheaterpublikum – dort das neue
Bürgertum im Gärtnerplatzviertel
- zufrieden zu stellen. Die Direktoren
wechselten in schneller Folge, ohne
finanzielle Unterstützung konnte das
„Actien-Volks-Theater“ nicht weiter
existieren. 1868 war es pleite, eine
drohende Versteigerung des gesamten
Inventars verhinderte König Ludwig
II.; er übernahm das Theater 1872 in
königlichen Besitz, verlieh ihm den
Titel „Königliches Theater am Gärtnerplatz“ und machte es 1873 neben
dem Hof- und Nationaltheater und
dem Residenztheater zur weiteren
bayerischen Hofbühne. Nach dem
Ende der Monarchie gehörte es zum
Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Auf
dem Spielplan standen nun Volksstücke, Bauerndramen, Possen und
zunehmend neue Operetten, die in
den darauffolgenden Jahren bis 1915
immer mehr den Spielplan beherrschten.
In der schwierigen Zeit des 1. Weltkrieges und der Zeit danach bis
1931 übernahm Hans Warnecke die
Direktion des Hauses. Er verstand
es, selbst in Kriegszeiten erfolgreiche
Uraufführungen herauszubringen und
Operetten wie Kálmáns Csárdásfürstin, Heinrich Bertés Dreimäderlhaus
oder Leo Falls Rose von Stambul zu
Kassenschlagern zu machen. Er lud
international bekannte Gäste ein,
Richard Tauber und Leo Slezak traten
am Gärtnerplatz auf und auch Franz
Lehár selbst dirigierte hier immer
wieder seine eigenen Werke. Warnecke wagte 1928 auch die Erstaufführung der damals heftig umstrittenen
„Jazzoper“ Jonny spielt auf von Ernst
Krenek, die der Intendant der Staatsoper abgelehnt hatte. Die Premiere
wurde zum Skandal, rechtsradikale
Gruppen störten die Aufführung.
Die finanzielle Situation des Theaters
führte 1931 zum Konkurs, es musste
kurzzeitig geschlossen werden. Anfang 1932 übertrug der Wittelsbacher
Ausgleichsfonds Paul Wolz und Otto
Reimann die Leitung des Theaters.
Beide setzten die Spielplangestaltung
ihres Vorgängers weitgehend fort mit
Aufführungen der populären Wiener
und Berliner Operetten, spielten
also Werke jüdischer Komponisten
und Librettisten, hielten jedoch das
Ensemble des Hauses „bewusst judenfrei.“ Nach einer kurzen Umbauphase
im Jahr 1936 verkaufte der Wittelsbacher Ausgleichsfonds das Theater
1937 an den Freistaat Bayern, es wurde als „Bayerische Staatsoperette“ mit
einer Inszenierung der Fledermaus im
November in Anwesenheit von Hitler
festlich wiedereröffnet. Fritz Fischer,
der in der NS-Zeit zu den schillerndsten Figuren im Theaterleben Münchens zählte, wurde nun Intendant
des Gärtnerplatztheaters. In seiner
opulenten Inszenierung der Lustigen
Witwe, die Hitler angeblich sieben Mal
besucht haben soll, trat bereits der
junge Johannes Heesters als Danilo
auf, einer Rolle, die er noch lange
spielen sollte. Auch Karl Valentin, der
bei seinem ersten Besuch im „Gärtnertheater“ mit seiner Mutter 1904 noch
geglaubt hatte: „ins Gärtnertheater
dürfen doch nur Gärtner hinein“, trat
hier als Frosch in der Fledermaus auf.
Während des letzten Angriffs auf
150 JAHRE GÄRTNERPLATZTHEATER
München am 21. April 1945 wurde
das Theater so schwer beschädigt,
dass kein Spielbetrieb mehr möglich
war. Bis 1948 spielte man in einem
Ausweichquartier in der Schornstraße. Dann wurde das Haus mit einer
Aufführung von Eine Nacht in Venedig
wiedereröffnet. In den Jahren 1952
bis 1955 übernahm Rudolf Hartmann als Generalintendant neben
der Staatsoper auch dieses Haus.
Das Operettenrepertoire wurde um
Spielopern, zeitgenössische Werke,
Opern von Mozart und Richard
Strauss, aber auch um selten gespielte
größere Opern erweitert. Die Pflege
des eigenen Balletts wurde ebenfalls
vorangetrieben. Nach der wiedererlangten Eigenständigkeit wurde der
Weg zur „Opéra Comique“ von den
regieführenden späteren Intendanten
Willy Duvoisin, Arno Assmann und
Kurt Pscherer weiter beschritten. Zu
ihnen gesellte sich Chefdirigent Kurt
Eichhorn, ohne den eine derartige
Ausweitung des Repertoires nicht
möglich gewesen wäre. Barockopern
und Musicals wurden in dem 1963 in
Bayerisches Staatstheater am Gärtnerplatz umbenannten Haus gleichermaßen ins Repertoire aufgenommen.
„Münchens anderes Opernhaus“ wurde in dieser Form auch von den späteren Intendanten Matiasek, Schultz
und Peters erfolgreich geführt.
Seit der Spielzeit 2012/2013 leitet der
Österreicher Josef E. Köpplinger als
Staatsintendant das Haus. Er stand
vor einer schwierigen Situation: Das
Gärtnerplatztheater war wenige Monate vor seinem Antritt zur Baustelle
geworden, es sollte über mehrere
Jahre hin aufwendig saniert werden.
Josef E. Köpplinger auf der Baustelle
Statt in einer Ausweichspielstätte
muss das Ensemble nun – je nach
Stück – an verschiedenen Orten in
der Stadt auftreten. Je nach Oper,
Operette, Musical oder Ballett werden
ein Theaterzelt, der Circus Krone, das
Prinzregententheater, das Cuvilliéstheater, die Reithalle oder weitere
Spielorte ausgesucht, und die Stücke
werden en suite gespielt. „Ich will
aus dem Gärtnerplatztheater eine
wunderbare Münchner Volksoper
machen, in der die ganze Vielfalt des
musikalischen Theaters zu Hause
ist“, versprach Köpplinger zu Beginn
seiner Intendanz. Seine Inszenierungen von Im weißen Rössl, Die
Zirkusprinzessin oder Cinderella sowie
viele andere Inszenierungen wurden
zu großen Erfolgen. Nun wurde sein
Vertrag bis 2023 verlängert. „Er meistert den Spagat einer Volksoper, die
breite Schichten zu erreichen sucht
und gleichzeitig keine Abstriche beim
Kunstanspruch macht. Und er spielt
sich seit Jahren mit der Gestaltung
des Programms und den von ihm
inszenierten Opern-, Musical- und
Operettenproduktionen in die Herzen
des Publikums.“ So der Kultusminister
Ludwig Spaenle bei der Vertragsverlängerung.
Mit Josef. E. Köpplinger wird ein
neues Ensemble voraussichtlich am
4. November 2016 in das von Grund
auf renovierte Staatstheater am Gärtnerplatz einziehen. Bis dahin wird
das Jubiläum noch ausgiebig gefeiert. Bereits im Januar wird der Salon
Pitzlberger, mit dem das Haus vor 150
Jahren eröffnet wurde, wieder auf die
Bühne gebracht und eine Ausstellung
im Deutschen Theatermuseum unter
dem Titel „Dem Volk zur Lust und
zum Gedeihen“ – 150 Jahre Gärtnerplatztheater - eröffnet, zu der das
gleichnamige Buch von Stefan Frey
bereits erschienen ist. Das Münchner
Publikum freut sich auf mindestens
weitere 150 Jahre.
Hans Köhle
Reisen mit IBS-Freunden
14. Februar
Ulm
oder 22. Mai
16.-21. März
Malta
März Stuttgart
7.-9. April
Weimar
30. April
Augsburg
Mai
Linz
Ab Mai
Innsbruck
ANZEIGE
Viva la Mamma (Donizetti), Nachmittagsvorstellung
Opernfestspiele, 2 x Konzert, 1 x Oper im Teatru Manoel, div. Besichtigungen,
Flug, 5 Üb. in gutem ****Hotel
Hoffmanns Erzählungen, Insz. Calixto Bieito
Faust II (Goethe), Freischütz (Weber)
Lady Macbeth von Mzensk, Insz. Konwitschny
Pelléas et Mélisande, Arr. Opernkarte und Hotel
Tannhäuser, Busfahrt
Opern- und Kulturreisen Monika Beyerle-Scheller
Tel. (08022) 36 49 Fax (08022) 66 39 30 E-Mail [email protected]
www.opernundkulturreisen.de
3
ZU GAST BEIM IBS
Lulu – strahlende Stimme, blaues Auge
Marlis Petersen am 21.09.2015 zu Gast beim IBS
E
inen strahlenden Sonnentag
verlängern – dieser Begrüßung
und einem Zitat aus ihrer Biografie: „Was die Kunstwelt und das
Publikum fasziniert, ist ihre lupenreine, kristallklare Sopranstimme,
ihre Bühnenpräsenz und die Fähigkeit
der vollständigen Identifikation mit
ihren Rollen“ wurde Marlis Petersen
mehr als gerecht! Dorothea Hußlein
von BR Klassik führte das Gespräch
gewohnt kompetent und in angenehm
zurückhaltender Art und begann mit
einem neugierig machenden „Kalispera“. Doch davon später.
Marlis Petersen wurde in Sindelfingen
geboren und studierte Schulmusik
und Gesang in Stuttgart. Heute steht
sie mit einem breit gefächerten Repertoire auf den großen Opern- und
Gesangsbühnen der Welt, wobei ihr
Schwerpunkt derzeit eindeutig bei der
Oper liegt (Zitat: „Ich bin ein Bühnenviech“). Sie wurde neben anderen Auszeichnungen zweimal von der Zeitschrift Opernwelt zur „Sängerin des
Jahres“ gewählt und spielte Keyboard
in einer Rockband zur Finanzierung
des Studiums.
Eine zentrale Rolle in ihrer Opernlaufbahn nimmt Alban Bergs Lulu
ein. Mittlerweile ist es die neunte
Produktion, die sie in einer Neuinszenierung am Nationaltheater unter
GMD Kirill Petrenko singt und mit
der sie in München stürmisch gefeiert wird. Und diese Inszenierung,
die Dmitri Tcherniakov im spiegelnden Labyrinth mit 24 Glasparzellen
anlegte, hat es in sich. Es gab viele
Unfälle und Verletzungen durch die
prekären Lichtverhältnisse der sich im
Scheinwerferlicht vertrackt spiegelnden Kuben und während der Premierenvorstellung war es um die Nase
von Marlis Petersen geschehen. Im
schnellen Schritt und mit Karacho in
die Scheibe: Nasenbeinbruch! Aber sie
ist hart im Nehmen, Petrenko gab den
Einsatz, sie holte tief Luft und sang
mit blutiger Nase weiter!!
4
Von der ersten Begegnung mit Alban
Bergs Oper bis heute sind fast 20
Jahre vergangen. Ihr Blick auf die
Person Lulu hat sich verändert, ist
Marlis Petersen
reifer geworden. Marlis Petersen hat
die Rolle psychologisch durchdrungen wie kaum eine andere Sängerin.
Die Faszination der Darstellung blieb
aber all die Jahre erhalten. Sie erzählt
begeistert von der Arbeit mit Kirill
Petrenko („…es ist ein Geschenk“) und
den intensiven Proben mit Dmitri
Tcherniakov, der uns mit „glasklarem
und schneidend kaltem Blick auf die
Protagonisten eine knallharte Geschichte vor Augen führt“. Nach München folgt die zehnte Lulu-Produktion
in New York (Dirigent James Levine)
und damit möchte Marlis Petersen
einen Schlusspunkt unter die Rolle
setzen, getreu dem Sprichwort, „wenn
man mit einer Partie gegen die Wand
rennt“, soll man aufhören.
Der Spannungsbogen in ihrem
Repertoire ist groß und nach einer
beispielsweise stimmlich ungemein
anspruchsvollen Medea braucht es
einige Wochen, die Stimme zu erholen
und ins Filigrane für Mozart zurück-
zufinden. Wir hörten dazu Kostproben aus Medea von Aribert Reimann
„Hab ich dich aufgesucht in deiner
Heimat?“ (Wien 2010) und die Arie
der Elisa aus Mozarts Il re pastore von
den Salzburger Festspielen 2006.
Das Schönste ist für Marlis Petersen,
eine Figur auf der Bühne zum Leben
zu erwecken, das Publikum zu berühren und dem gerecht zu werden, was
der Komponist sich gedacht hat. Beim
Einstudieren neuer Rollen begleitet sie sich selbst auf dem Klavier.
Ruhephasen zur Vorbereitung gibt es
kaum, eine neue Partie wird während
laufender Engagements eingeübt.
In der Zusammenarbeit mit höchst
unterschiedlichen Regisseuren und
deren Regiekonzepten hat sie bisher
viel Glück gehabt. Ihr Lieblingsregisseur bleibt aber Peter Konwitschny.
Spätere Wunschrollen sind die Titelpartien in Manon und Salome. Nächste
Engagements führen nach New York
(Lulu) und im September 2016 nach
Wien (Hamlet von Anno Schreier in
der Inszenierung von Christof Loy).
Und im Dezember dieses Jahres haben wir die Chance, Marlis Petersen in
München als Rosalinde in der Fledermaus zu sehen.
Vor einigen Jahren zog Marlis Petersen nach Athen. Griechenland war
immer das Land ihrer Wahl, sie kann
dort schnell auftanken und braucht
Sonne als Lebenselixier. Hier engagiert sie sich mit der ihr eigenen Verve
für junge Sänger, tritt auf regionalen
Festivals auf und sorgt für heimatlose
Tiere. Im eigenen Olivenland legt sie,
wann immer es möglich ist, Hand an.
Mit Temperament und viel Überzeugungskraft ermuntert sie zum Besuch
von Griechenland („Glauben Sie nicht
alles, was in den Medien steht, machen Sie sich selbst ein Bild!“)
Marlis Petersen – eine Künstlerin mit
so vielen Facetten - hat uns fasziniert,
es war ein wunderbarer, lebendiger
und amüsanter Abend.
Anne-Marie Bahle
ZUM NEUEN JAHR
Liebe Freunde und Mitglieder
des IBS
ich weiß nicht, ob es nur mir so geht,
aber je älter ich werde, umso schneller
rast die Zeit dahin. Man kommt ja
kaum noch mit und das zu Zeiten, in
denen man eh nicht mehr so viel und
so schnell rennen kann. Aber wie hat
unsere Kanzlerin gesagt: " Wir schaffen das schon!“
Uns hält die Musik jung und munter,
und bei so vielen Veranstaltungen im
Jahr haben wir eine Bomben-Kondition. Dass das so bleibt, wünsche
ich mir, und dass Sie auch weiterhin
zahlreich unsere Angebote in Anspruch nehmen. Ich kann Ihnen heute
versprechen, dass Sie nicht enttäuscht
sein werden; da liegen viele Überraschungen in der Luft.
Aber der Kalender zeigt uns, dass
jetzt die stade Zeit vor der Tür steht.
Plätzchenduft weht uns um die Nase,
Kinder drücken sich die Nasen platt
an den festlich geschmückten Schaufenstern mit den vielen Geschenken,
Weihnachtslieder der Straßenmusikanten unterbrechen den Lärm der
Großstadt, und in den Vorgärten und
Fenstern erhellen Lichter die Nacht.
Liebe IBS-Mitglieder,
Nutzen wir die Zeit, um auch selbst
etwas zur Ruhe zu kommen, sich in
uns zu kehren, um Nachschau zu
halten über das Vergangene und Vorschau auf das Zukünftige.
können. Man sollte den ewigen Dauerpessimisten nicht immer nach dem
Mund reden und froh und lächelnd
in die Welt schauen. Dann ist sie viel
schöner und so lebenswert, wie viele
Leute meinen.
Der Vorstand wünscht Ihnen für das
nächste Jahr alles, alles Gute, viele
schöne und ereignisreiche Stunden
gefüllt mit Musik und vor allem Gesundheit. Wir wünschen Ihnen, dass
Sie genug Gelassenheit haben, den
Lauf der Geschichte in Ihrem Sinne
zu verstehen und die Erkenntnis zu
gewinnen, dass wir die Weltpolitik
doch nicht ändern können. Üben wir
das Zusammenleben aktiv und positiv
in unserem kleinen Kreis und lassen
wir den "Herrschern der Welt" ihre
Spielwiese. Und wenn genug Zellen da
sind und zusammenwachsen, sollte
eine Macht von unten entstehen, die
stärker ist als politischer Größenwahn
und Großmannssucht.
Wenn man dem allgemeinen Trend
des Pessimismus nicht unbedingt
Folge leistet und die positiven und
schönen Dinge unserer Zeit in den
Vordergrund schiebt - die gibt es nämlich immer noch -, dann sollten wir
froh und dankbar sein, hier leben zu
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
ein frohes Weihnachtsfest und ein
glückliches 2016 mit vielen schönen
gemeinsamen Stunden beim und mit
dem IBS.
Jost Voges
Mitgliedsbeitrag 2016
wir bitten Sie herzlich, Ihren Mitgliedsbeitrag für das Jahr 2016 satzungsgemäß im Januar auf unser Konto bei der Postbank München zu
überweisen:
IBAN: DE41 7001 0080 0312 0308 00 BIC: PBNKDEFF
Normalbeitrag: 35,- €, Ehepaare: 50,- €, Förderer: ab 120,- €, Schüler und Studenten: 18,- €
Mit dem Künstler-Abo für 30,- € erhalten Sie Zutritt zu allen Künstlergesprächen, ausgenommen Sonderveranstaltungen.
Sollte uns eine Einzugsermächtigung von Ihnen vorliegen, wird der Beitrag im 1. Quartal von Ihrem Konto abgebucht. Unsere Gläubiger-Identifikationsnummer (ID) lautet: DE69ZZZ00001262928.
Eventuelle Änderungen Ihrer Kontodaten bitten wir, sofort an uns weiterzuleiten.
Da wir uns sehr bemühen, Ihnen bei einem sehr moderaten Jahresbeitrag ein anspruchsvolles, breit gefächertes Kulturprogramm zu bieten, würden wir uns über zusätzliche Spenden sehr freuen. Bis 200,- € gilt Ihr Einzahlungsbeleg als Spendenquittung für das Finanzamt,
für darüber hinausgehende Beträge erhalten Sie eine Spendenquittung.
Um das lästige Abstempeln der Mitglieds-Ausweise zu vermeiden, erhalten Sie Anfang des nächsten Jahres einen für die gesamte Zeit
Ihrer Mitgliedschaft gültigen Plastik-Ausweis. Diesen bekommen Sie bei unseren Veranstaltungen oder wir senden ihn Ihnen zu. Für das
Künstlerabo erhalten Sie einen getrennten Ausweis.
Sollten Sie Fragen zu Beitrag, Bezahlung oder Ausweis haben, wenden Sie sich bitte direkt an unsere Schatzmeisterin, Frau Monika
Beyerle-Scheller, Tel.: 08022-3649 oder [email protected], die Ihnen umgehend helfen kann.
Herzlichen Dank
Der Vorstand
5
ZU GAST BEIM IBS
Eine russische Ballerina in Bayern
A
m 26. September 2015 war der
IBS wieder einmal zu Gast im
Probenhaus des Bayerischen
Staatsballetts, diesmal zu einem
Künstlergespräch mit der russischen
Ballerina Daria Sukhorukova. Eine
kleine Überraschung war, dass die seit
2007 in München engagierte Russin – ebenso wie Moderatorin Gisela
Schmöger – im Dirndl erschien. War
es eine Reverenz an das nahe gelegene Hofbräuhaus oder an das gerade
eröffnete 182. Münchner Oktoberfest? Eine weitere nette Überraschung
war, dass Frau Sukhorukova ihre
dreijährige Tochter Ophelie mitgebracht hatte, weil der als Babysitter
vorgesehene Papa des Mädchens nicht
ganz rechtzeitig von einer Dienstreise zurückgekehrt war. Ophelie
nahm wie selbstverständlich auf dem
provisorischen Podium zwischen der
Moderatorin und ihrer Mama Platz
und hielt der Aufmerksamkeit des
etwa 50-köpfigen Publikums stand.
Schließlich hüpfte sie aber doch
erleichtert davon, als nach einiger
Zeit ihr Vater Cyril Pierre, ebenfalls
Erster Solist und Ballettmeister beim
Staatsballett, gekommen war, um sie
abzuholen.
Daria erhielt ihre Ausbildung in ihrer
Heimatstadt St. Petersburg an der
berühmten Waganowa-Akademie.
Wie einige ihrer Kolleginnen, die
später eine Weltkarriere machten,
wurde auch sie zunächst abgelehnt.
Aber ihr Wunsch nach einer professionellen Tanzkarriere war so stark,
dass sie einen einjährigen privaten
Vorbereitungskurs besuchte, die Eingangsprüfung wiederholte und dann
doch genommen wurde. Am Ende
der anspruchsvollen achtjährigen
Ausbildung, die auch die allgemein
bildenden Schulfächer umfasst, wurde
sie sogleich an das Mariinsky-Theater
engagiert – eine Ehre, die jeweils nur
wenigen Absolventen eines Jahrganges widerfährt. Als Gruppentänzerin hat man schnell die zahlreichen
Ensemble-Partien zu lernen, denn das
6
Haus spielt fast jeden Abend einen
Ballettklassiker mit großen Ensemble-Szenen, und die erfahrenen, „altgedienten“ Kolleginnen wollen nicht
so gern auf Anfängerinnen Rücksicht
nehmen.
Daria Sukhorukova mit Moderatorin
Gisela Schmöger im Dirndl-Look
Nach einigen Monaten bot ihr Ballettdirektor Machar Vasiew an, mit
der berühmten ehemaligen Ballerina Olga Tchenchikova und jetzigen
Ballettmeisterin am Mariinsky-Ballett zu arbeiten und Solopartien
einzustudieren. Nun begann eine
doppelt anstrengende Zeit mit dem
Dienst als Gruppentänzerin und der
Vorbereitung und Ausführung der
Solopartien, das tägliche mehrstündige, allgemeine Balletttraining nicht
zu vergessen. Daria bewältigte alles,
litt aber an der Doppelbelastung und
an dem umfangreichen, aber immer
gleich bleibenden Repertoire für die
Gruppentänzerinnen. Sie suchte nach
Neuem und bewarb sich – aufgrund
der ansprechenden Website und vor
allem des vielseitigen Repertoires –
beim Bayerischen Staatsballett, wo
sie nach erfolgreichem Vortanzen von
Ballettdirektor Ivan Liška sofort einen
Vertrag erhielt – zu ihrer Überraschung und Freude als Solistin.
Sie übersiedelte im Jahr 2007 mit
noch sehr geringen Englisch-Kenntnissen nach München und tanzte
erstmals als eine der drei Odalisken in
Le Corsaire auf der Bühne des Nationaltheaters (Saison 2007/2008).
Sogleich fielen ihre Eleganz, ihre
hervorragende klassische Technik
und ihre professionelle Allüre auf,
verbunden mit sehr sympathischer
persönlicher Ausstrahlung. Sie empfand die Situation beim Bayerischen
Staatsballett freier als beim großen
Mariinsky-Ballett, wo der Wettbewerb
um die Rollen sehr belastend ist und
daher wenige Möglichkeiten zu individueller Entwicklung bestehen. Noch
in ihrer ersten Spielzeit debütierte sie
in München mit großem Erfolg in der
weiblichen Hauptrolle von Le Corsaire, Schwanensee und La Bayadère.
2008/09 kamen mehrere neoklassische und moderne Ballette hinzu,
2009/10 dann die Raymonda, Zobéide
in Sheherazade und – unvergesslich
– die Dame im blauen Samtwams in
Les Biches (B. Nijinska). Auf die Louise
in Nussknacker (J. Neumeier) folgte
die wohl hochkarätigste Saison ihrer
Karriere (2014/15) mit den Debüts in
ihrer Lieblingspartie, der Marguerite
in Kameliendame (J. Neumeier), als
Paquita und als Tatiana in Onegin
(J. Cranko). In Filmausschnitten
konnten die Besucher die großartige
Ballerina in diesen Rollen nochmals
sehen.
Unverständlich, dass der neue Direktor des Bayerischen Staatsballetts Igor
Zelensky (ab 2016/17) diese vielseitige und attraktive Ballerina nicht in
seine Compagnie übernehmen wird.
Helga Schmöger
ZU GAST BEIM IBS
Wie ein Tsunami
A
ls Kind liebte ich jede Art von
Musik. Die ganze Familie
war musikbegeistert, antwortete der international gefeierte
Belcanto-Tenor Javier Camarena
auf die erste Frage des Moderators Johann Jahn von BR-Klassik
beim IBS-Künstlergespräch am 15.
Oktober. Als Jugendlicher spielte
Camarena in einer Rockband und
sang im Kirchenchor. Nach dem
Schulabschluss begann er ein Ingenieurstudium, das er aber bereits im
2. Studienjahr wieder abbrach, da er
darin keine Zukunftsperspektive für
sich sah. Sein Traum war, Musiker zu
werden. Allerdings konnte er sich mit
seinen 19 Jahren den Wunsch, Pianist
oder Gitarrist zu werden, aus Altersgründen nicht mehr erfüllen. „Es
blieb nur mehr die Karriere als Sänger
übrig“, erklärte Camarena. Erst im 3.
Studienjahr an der Musikfakultät der
Universität Guanajuato hörte er mit
Turandot seine 1. Oper. Danach stand
sein Ziel fest: Opernsänger.
Im Jahr 2004 debütierte er in Mexiko-Stadt in Donizettis La fille du régiment. Dabei waren es nicht die 9 hohen C´s in der Arie des Tonio, die ihm
Schwierigkeiten bereiteten, sondern
die französische Sprache innerhalb
der Oper. Im August 2004 erhielt er
sein Abschlussdiplom von Francisco
Araiza, der ihn ermunterte, internationale Bühnenerfahrung zu sammeln.
Camarena blieb aber zunächst in
Mexiko. Im August 2006 sang er, auf
Empfehlung einer guten Kollegin, am
Opernstudio in Zürich vor und wurde
bereits 4 Monate später als festes
Ensemblemitglied am Opernhaus in
Zürich engagiert. 2007 debütierte er
mit der Rolle des Lindoro in L´ Italiana in Algeri von Rossini.
Um seine Stimme zu vervollständigen, studierte er danach bei Francisco Araiza, bei dem er sich auch heute
noch Ratschläge holt. „In Mexiko
habe ich Singen gelernt, bei Araiza
das Kommunizieren“, erklärte der
Künstler. Als 1. Musikbeispiel wählte
er die Arie Que les destins prospères
aus dem 1. Akt des Comte Ory von
Rossini. Mit dieser Oper begann 2011
Javier Camarena
sein internationaler Erfolg. Bei einer
der folgenden Vorstellungen in Zürich
saßen die Intendanten der größten
europäischen Opernhäuser im Publikum, um neue Talente zu entdecken.
Am Ende der Aufführung wollten ihn
alle vom Fleck weg engagieren.
Ein Anruf von Peter Gelb (MET) im
April 2014 war der Auslöser für Camarenas größten musikalischen Erfolg.
Er sollte als Don Ramiro in Rossinis
La Cenerentola für den erkrankten
Juan Diego Flórez kurzfristig einspringen - was für eine Herausforderung! In der 2. Vorstellung brach
nach der Arie Si, ritrovarla io giuro das
Publikum in frenetischen, nicht enden
wollenden Beifall aus. „Es war wie ein
Tsunami“, schwärmt Camarena. „Keiner der damals Beteiligten wusste, wie
es weitergehen soll“. Kurzentschlossen ging er auf die Bühne und sang
die Arie noch einmal, als Dank an das
Publikum.
Seine Paraderolle aber fand er in
Rossinis Il barbiere di Siviglia als Graf
Almaviva. Über 100 Mal hat er diese
Partie seit seinem Debüt im Jahr
2011 schon gesungen. Da in vielen
Barbier-Produktionen die Arie Cessa
di più resistere am Ende des 2. Aktes
gestrichen wird (zu schwer, zu lang),
singt er - vertraglich abgesichert - nur
noch bei Aufführungen, die auf diese
wunderbare Arie nicht verzichten. Neben Flórez ist Camarena der Einzige,
der zuletzt in München diese Arie
gesungen hat.
Konservative Inszenierungen liegen
ihm mehr, gestand der Künstler. „Mit
verrückten Regisseuren kann ich
wenig anfangen“. Dass er gelegentlich
Textstellen in Arien vergißt, gab er
offen zu. „Aber das passiert jedem
Sänger“, fügte er schnell hinzu. Nach
7 Jahren ununterbrochener Bühnenpräsenz gönnte er sich im Sommer
2015 zwei Monate Auszeit. Allein im
Jahr 2014 stand der Künstler für 5
Neuproduktionen in Zürich und an
mehr als 80 Abenden weltweit 3 bis 4
mal pro Woche auf der Bühne. Javier
Camarena lebt mit seiner Frau und
seinen beiden Kindern in Zürich. In
seiner knappen Freizeit liest er viel,
kocht leidenschaftlich gerne und
spielt mit seinen Kindern Videospiele.
In Zukunft will Camarena weniger
Rossini, dafür mehr Donizetti und
Bellini singen. „Das ist für meine
Stimme bequemer“, erklärte er mit
einem verschmitzten Lächeln. Den
Comte Ory werde er nicht mehr
singen. „Musikalisch war dies meine
schwierigste Rolle“. Im Mai 2017
kehrt er mit Rossinis La Cenerentola
ans Nationaltheater zurück. Abschließend lobte der Sänger das Münchner Publikum sowie die Akustik der
Staatsoper. Mit zwei Musikbeispielen
und einem herzlichem Applaus für
einen großartigen und sympathischen
Tenor endete dieses zweistündige
Künstlergespräch.
Stefan Brettschneider
7
VERANSTALTUNGEN
KÜNSTLERGESPRÄCHE
KÜNSTLERGESPRÄCHE
KÜNSTLERGESPRÄCHE
Ks. Doris Soffel
studierte bei KS Marianne Schech
in München. Ihre internationale
Karriere begann mit Sesto (La clemenza di Tito) an der Londoner Royal
Opera. 1983 debütierte sie bei den
Bayreuther Festspielen und hat sich
seitdem insbesondere als Wagnerund Straussinterpretin einen Namen
gemacht und feiert weltweit
Triumphe. Ihr Repertoire umfasst
über achtzig Rollen.
An der Bayerischen Staatsoper
debütierte sie 1985 als Die Dame
in Hindemiths Cardillac. Im Januar
1988 durften wir sie bereits einmal
zu einem Künstlergespräch zusammen mit Maestro Alberto Zedda
im Rahmen der Cenerentola-Aufführungen begrüßen. An der Bayerischen Staatsoper sang sie auch ihre
Glanzrollen Herodias in Salome und
Klytämnestra in Elektra und ist unter
Kent Nagano als leidenschaftliche
Marfa in Mussorgskys
Chowanschtschina zurückgekehrt.
In der Festspielpremiere 2015 von
Strauss' Arabella übernahm sie die
Rolle der Adelaide.
Sonntag, 10. Januar 2016,
16.00 Uhr
Moderation: Fabian Stallknecht
Paris und Tokio, sowie ans Teatro
alla Scala in Mailand.
Thomas J. Mayer ist zudem regelmäßig bei zahlreichen Festspielen wie
den Bayreuther, den Bregenzer und
den Salzburger Festspielen und den
Wiener Festwochen zu Gast.
In der Spielzeit 2015/2016 singt er
den Mandryka (Arabella) neben
Anja Harteros und
Telramund in Wagners Lohengrin.
Freitag, 15. Januar 2016,
19.00 Uhr
Moderation: Gisela Schmöger
Tomasz Konieczny
Geboren wurde Tomasz Konieczny
in Lodz/Polen und studierte an der
dortigen Filmhochschule zunächst
Schauspiel, bevor er seine Gesangsstudien in Warschau und Dresden
aufnahm. Sein Debüt als Sänger gab
der Bassbariton 1997 an der Oper
Posen/Polen als Figaro in Le nozze
di Figaro. 2002 festes Ensemblemitglied am Nationaltheater Mannheim; von 2006 bis 2014 gehörte
er zum Ensemble der Deutschen
Oper am Rhein. Er gastierte u.a.
an der Semperoper Dresden, Teatro Real Madrid, Nationaltheater
Prag, Deutsche Oper Berlin, Opéra
National de Paris. Bei den Salzburger
Festspielen gab er 2012 den Stolzius
in Zimmermanns Die Soldaten, 2014
den Commendatore in Don Giovanni
und 2015 Don Pizzaro in Fidelio, den
er hier im Februar singen wird. Im
vergangenen Jahr sang er in der Wiederaufnahme des Rings unter Kirill
Petrenko Alberich und Wotan, diesen
ebenso konzertant unter Sir Simon
Rattle mit dem Symphonieorchester
des BR in der Philharmonie.
Samstag, 6. Februar 2016,
19.00 Uhr
Moderation: Johann Jahn
(BR-Klassik)
Thomas J. Mayer
Der Bariton studierte Gesang u.a.
an der Staatlichen Musikhochschule Köln bei Liselotte Hammes und
Kurt Moll, die er mit Auszeichnung
abschloss. Von 2004 bis 2006 war er
Ensemblemitglied am Theater Basel,
2006 wechselte er ans Badische
Staatstheater Karlsruhe. Von 2008
bis 2010 war er an der Staatsoper
Hamburg engagiert. Neben Konzerten und Liederabenden führten
den Sänger zahlreiche Engagements
an die Opernhäuser von Berlin,
Köln, Hamburg, Amsterdam, Zürich,
Mojca Erdmann
Die in Hamburg geborene Sopranistin Mojca Erdmann erhielt bereits
als Sechsjährige ihren ersten Violinunterricht und sang im Kinderchor
der Hamburgischen Staatsoper. Nach
dem Abitur studierte sie parallel zum
Violinstudium Gesang bei Hans Sotin an der Kölner Musikhochschule.
2002 gewann sie beim Bundeswettbewerb Gesang den 1. Preis.
Mojca Erdmann zählt heute zu den
bedeutendsten Stars der internationalen Musikszene und wird von
Publikum und Kritikern gleichermaßen gefeiert. Als außergewöhnlich
vielseitige Sängerin ist sie für ihre
Interpretationen zeitgenössischer
Musiktheaterwerke sehr gefragt, u.a.
Uraufführung von Takemitsus My
Way of Life unter Kent Nagano an
der Berliner Staatsoper. 2009 sang
sie die Titelrolle in Wolfgang Rihms
eigens für sie geschriebenem Monodrama Proserpina, Uraufführung im
Schwetzinger Rokokotheater, Regie
Hans Neuenfels. An der Bayerischen
Staatsoper wird sie bei der Uraufführung von Miroslav Srnkas South Pole
die Landlady verkörpern.
Donnerstag, 4. Februar 2016,
19.00 Uhr
Moderation: Dorothea Hußlein
(BR-Klassik)
Alle Veranstaltungen, soweit nicht anders
angegeben:
Münchner Künstlerhaus
am Lenbachplatz
Kasse und Einlass jeweils
½ Std. vor Beginn
Eintritt:
Mitglieder 5,- €; Gäste 8,- €,
bei Veranstaltungen im Festsaal 10,- €
Jahresabo: 30,- €
Schüler und Studenten zahlen die Hälfte.
Das IBS-Büro bleibt während der
Feiertage vom 22. Dezember 2015
bis zum 11. Januar 2016
geschlossen.
IBS – Interessenverein des Bayerischen Staatsopernpublikums e. V. – Postfach 10 08 29, 80082 München
Tel. (089) 300 37 98 – Fax (089) 74 16 00 85 – Bürozeiten: Dienstag + Donnerstag von 10-13 Uhr
[email protected] – www.opernfreundemuenchen.de
Bankverbindung: Postbank München IBAN: DE41 7001 0080 0312 0308 00 BIC: PBNKDEFF
8
VERANSTALTUNGEN
KÜNSTLERGESPRÄCHE
KULTURZEIT
WANDERUNGEN
Golda Schultz
Golda Schultz, geboren in Südafrika, studierte Gesang an der University of Cape Town und an der
Juilliard School in New York. Daneben besuchte sie Meisterklassen bei
Johan Botha, Kiri Te Kanawa und
Michelle Breedt. Von 2011 bis 2013
war sie Mitglied im Opernstudio
der Bayerischen Staatsoper, in der
Spielzeit 2013/14 Ensemblemitglied am Stadttheater Klagenfurt,
seit 2014/15 ist sie wieder im hiesigen Ensemble. Daneben führten
sie Engagements an die
Hamburgische Staatsoper, wo sie im
vergangenen Sommer unter Simone
Young die weibliche Hauptrolle in
Beat Furrers Uraufführung La bianca
notte verkörperte, sowie zu den
Salzburger Festspielen, wo sie eine
vielgerühmte Sophie (Rosenkavalier)
sang. 2016 gibt sie als Susanna in
Le Nozze di Figaro ihr Debüt an der
Mailänder Scala. Wir können sie
hier in München im Frühjahr in
einer Vielzahl von Rollen erleben,
u.a. als Liù (Turandot) und Michaela
(Carmen).
Dienstag, 15. März 2016,
19.00 Uhr
Moderation: Gisela Schmöger
Besuch des Münchner
Kriminalmuseums
Es erwartet uns eine Einführung
zu dem historischen Gebäude aus
dem Jahre 1913, im Parterre eine
Darstellung der gängigen TV-Krimiserien, die hier gedreht wurden; im
1. Stock die Führungsebene des Polizeipräsidenten mit Gedenktafeln
sowie eine Schusswaffensammlung.
Im 2. Stock das eigentliche Museum
mit den spektakulärsten Kriminalfällen von 1913 an.
Geführt werden wir von Arved F.
Semerak, Landespolizeipräsident
a.D., der bei mehreren der dargestellten Ereignisse persönlich dabei
war.
Samstag, 30. Jan. 2016, 10.00 Uhr
Treffpunkt um 09.45 Uhr Haupteingang Ettstr. 2 hinter dem hohen
Metallzaun am Rondell
Leitung: Gabriele Ritz
Teilnehmeranzahl: 15 Personen;
bei vorhandenem Interesse kann
eine zusätzliche Führung am
Samstag, 6. Febr. 2016, 10.00 Uhr
angeboten werden.
Kosten: um eine Spende von € 8,00
wird gebeten.
Verbindliche Anmeldung im IBSBüro ab 21.1., per Mail ab 14.1.
Dienstag, 16. Februar 2016
Von Klais nach Mittenwald
Gehzeit: 3 Stunden
Führung: Monika Greczmiel
Tel. (089) 843777
mobil 0179 2017109
RB 5415 Richtung Mittenwald
Gleis 27-36
Abfahrt Hbf 09.32 Uhr
Ankunft Mittenwald 11.15 Uhr
Einkehr in der „Gröblalm“ nach ca. 2
Stunden
Anmeldung wegen Bayernticket bei
Monika Greczmiel erforderlich.
PARTITUR EINES LEBENS
Ein Abend unter Freunden mit
Maestro Zubin Mehta und Sir Peter Jonas
Samstag, 05. März 2016, 19.00 Uhr
im Festsaal des Münchner Künstlerhauses am Lenbachplatz
Eintrittspreise: Gäste
€ 18,00
Mitglieder € 10,00
Das Künstlerabo gilt bei dieser Veranstaltung nicht!
Karten können ab Dienstag, 12. Januar 2016 zu den Bürozeiten
(Di + Do von 10.00 bis 13.00 Uhr) telefonisch oder jederzeit per E-Mail (ibs.
[email protected]) bestellt und bei den Künstlergesprächen am 15.01., 04.02.
und 06.02. abgeholt werden. Ausnahmsweise werden die Karten auch gegen
Vorkasse plus € 1,00 Porto zugesandt.
Bankverbindung: Postbank München IBAN: DE41 7001 0080 0312 0308 00
BIC: PBNKDEFF
Montag, 14. März 2016
Auf dem Kramerplateauweg zum
Herrgottschrofen
Gehzeit: ca. 3 ¼ Stunden
Führung: Helmuth Gutjahr
Tel. (089) 575113
mobil 0175 7876061
Abfahrt Mü-Hbf
Zug nach Mittenwald ab 09.13 Uhr
Garmisch-Partenk.
an 10.24 Uhr
Einkehr nach ca. 2 ¼ Std. im „Berggasthof Almhüte“ (Windbeutel-Alm)
Anmeldung bei Helmut Gutjahr wegen Regioticket erforderlich.
Samstag, 9. April 2016
Von Tutzing über Bernried nach
Seeshaupt
Gehzeit: 3 ½ Stunden
Führung: Monika Greczmiel
Tel.(089) 843777
mobil 0179 2017109
Abfahrt Marienplatz
S6 Richtung Tutzing
09.28 Uhr
an Tutzing
10.16 Uhr
Einkehr im „Gasthof 3 Rosen“ in
Bernried nach ca. 2 Stunden
Jeder Teilnehmer unternimmt die
Wanderungen auf eigene Gefahr.
Eine Haftung für Schäden wird nicht
übernommen.
Weitere geplante Wandertermine:
7.5./11.6./9.7./6.8./10.9./15.10./
5.11./10.12.2016/21.1.2017.
Geplante Spaziergänge:
20.4./12.5./7.6./15.7./14.8./16.9./
5.10.2016
9
ZU GAST BEIM IBS
Omer Meir Wellber – der Dirigent, der aus der Wüste kam
A
ls erste Premiere der Saison
2015/16 wählte die Bayerische
Staatsoper Mefistofele von
Arrigo Boito, ein Werk, das noch nie
am Hause aufgeführt wurde. Die musikalische Leitung lag in den Händen
von Omer Meir Wellber, der das Werk
konzertant bereits in Israel dirigiert
hat. Alle anderen Beteiligten, Solisten,
Chor, Orchester, künstlerisches und
technisches Personal, betraten Neuland. Omer Meir Wellber fand trotz
anstrengender Probenarbeit Zeit für
ein Künstlergespräch am 20. Oktober, das Fabian Stallknecht mit hoher
Sachkenntnis und klugen Fragen
moderierte.
Arrigo Boito, uns allen bekannt als Librettist der Opern Otello und Falstaff
von Giuseppe Verdi, war vielseitig gebildet und ein Kenner der deutschen
Literatur. Als glühender Verehrer
Goethes beschäftigte er sich sehr
früh mit dessen Hauptwerk Faust. In
seiner einzig vollendeten Oper hielt
er sich in Auszügen streng an Faust
Teil I und verwendete aus Faust Teil
II die Helena-Szene. Im Gegensatz
zu Charles Gounods Oper Faust, die
die Liebesgeschichte zwischen Faust
und Gretchen beinhaltet und die
„melodischere“ Musik aufweist, stellt
Arrigo Boito in seiner Oper Mephisto
als Abbild des Bösen und als genialen
Strippenzieher in den Mittelpunkt.
Meir Wellber – ein Belesener und tiefgründig Forschender – hält diese Sicht
auf das Faust-Thema und die Musik in
ihrer Melodik und ihrer Zerrissenheit
für interessanter als z.B. die Bearbeitungen durch Hector Berlioz und
Ferruccio Busoni.
Omer Meir Wellber wurde 1981 in
Be'er Sheva, der viertgrößten Stadt Israels, geboren. Sie liegt am Rande der
Wüste Negev und ihre Bewohner sind
ein Völkergemisch aus Juden, Arabern und Beduinen. Er begann seine
musikalische Ausbildung im Alter von
fünf Jahren mit Klavier, Geige und
Akkordeon am Konservatorium in
10
Be'er Sheva und machte 1999 seinen
Abschluß. Danach erhielt er bis 2004
Unterricht in Kompositionslehre.
Außerdem studierte er mit einem Stipendium der American-Israel Cultural
Foundation an der Jerusalemer
Musikakademie. Seit dem Jahre 2005
dirigierte Meir Wellber regelmäßig
an der Israeli Opera in Tel Aviv, wo
er sich ein großes Opernrepertoire
erwerben konnte und gab 2007 sein
Debüt beim Israel Philharmonic Orchestra. Einen Eindruck seines Könnens vermittelten Videos, in denen er
mit vollem Körpereinsatz das Orchester zur Höchstleistung animierte.
Omer Meir Wellber
Zwischen 2008 und 2010 war er
Assistent von Daniel Barenboim an
der Berliner Staatsoper und an der
Mailänder Scala. Zu seinen Aufgaben
gehörten stete Verfügbarkeit, Rollenstudium mit den Sängern, Anwesenheit bei den Proben und Abschirmen
des Dirigenten gegen Störungen von
außen. Daniel Barenboim kommt meistens etwas später und voller Energie
zu den Proben, erwartet, dass das
Orchester schon gut vorbereitet ist,
dirigiert beinahe alle Werke auswendig und kann nicht verstehen, dass
sein Assistent eine Partitur benötigt.
Für Omer Meir Wellber war es eine
intensive und fruchtbare Zeit des Lernens bei einem großen Maestro.
In den Folgejahren startete er eine
internationale Karriere an renommierten Opernhäusern und mit
großen Orchestern. Sein Debüt an
der Semperoper in Dresden gab er
mit einer vielbeachteten Daphne von
Richard Strauss, was zu einer engen
Zusammenarbeit mit der Staatskapelle Dresden führte. Seit 2011 ist er
Musikdirektor am Palau de les Arts
Reina Sofia in Valencia als Nachfolger
von Lorin Maazel. Sein gefeiertes Debüt beim Glyndebourne Festival 2014
führte zu einer Wiedereinladung zum
London Philharmonic Orchestra. Weitere Einladungen erhält er u. a. auch
vom Pittsburgh Symphony Orchestra,
vom Orchester RAI Turin und vom
Gewandhausorchester Leipzig.
An der Bayerischen Staatsoper stand
er bisher bei Aufführungen der Opern
La Traviata und Carmen sowie einem
Akademiekonzert am Pult. Er lobt
sehr die Arbeitsbedingungen am Hause und schätzt die Qualität von Chor
und Orchester. „Es weht der Geist von
Carlos Kleiber durch den Orchestergraben“, so seine Aussage. Er findet,
dass der Regisseur der Neuinszenierung von Mefistofele, Roland Schwab,
mit Hilfe moderner Technik und
Filmprojektionen gute Lösungen für
die schwierigen Szenen gefunden hat.
„Oper ist kein Museum und die Frage,
was uns Werke früherer Komponisten
heute noch zu sagen haben, sollte die
Umsetzung eines Werkes in die heutige Zeit bestimmen“.
Omer Meir Wellber ist Mitbegründer
des Education-Projekts Sarab, welches
benachteiligten jungen Beduinen aus
der Wüste Negev zu musikalischer Bildung verhelfen möchte und welches
aus Spenden und Zuwendungen aus
Israel und Europa finanziert wird.
Wir haben gespannt den Aussagen
eines begeisterten, humorvollen und
charismatischen jungen Dirigenten
zugehört und bedanken uns herzlich
für den interessanten Abend.
Hiltraud Kühnel
ZU GAST BEIM IBS
Bei Mozart spürt man die Energie und die Lust an der Musik
A
m 5. November 2015 war die
Mezzosopranistin Angela
Brower bei uns zu Gast, und
das bereits zum zweiten Male: das
erste Mal vor exakt fünf Jahren, als
Henning Ruhe das Opernstudio beim
IBS-Künstlergespräch vorstellte und
seine "Schützlinge" Angela Brower,
John Chest und Tareq Nazmi mitbrachte.
Seit 2010/11 festes Ensemblemitglied, hat sie sich in der Zwischenzeit
zu einer sehr charmanten, selbstbewussten jungen Frau entwickelt,
die das gesamte Gespräch mit ihrem
Gegenüber Michael Atzinger von
BR-Klassik auf Deutsch absolvierte
- alle Achtung! Den Einstieg in den
Abend bildeten die Fragen nach ihrem
Debüt als Charlotte in Massenets
Werther, die sie im Oktober viermal
sang, 2 mal mit Rolando Villazon und
2 mal mit Matthew Polenzani als Partner. Da viele der Münchner Opernfreunde speziell am Werdegang der
Opernstudiomitglieder interessiert
sind, hatte eine beträchtliche Anzahl
der Anwesenden sie an den Abenden
gehört, so auch ihr Gesprächspartner,
Michael Atzinger, der meinte, es sei
für ihn ein Ereignis gewesen, das ihn
sehr berührt hätte, nicht nur, weil es
die Oper mit der längsten Sterbeszene
sei. Nach ihren Gefühlen befragt, erklärte sie, dass für sie mit dieser Rolle
ein Traum in Erfüllung gegangen ist.
Geboren und aufgewachsen ist Angela
Brower in Phoenix/Arizona in einer
Familie mit 5 Brüdern und einer jüngeren Schwester. Die Eltern spielten
Gitarre und Klavier, Musik wurde
jedoch nur für den Hausgebrauch betrieben. Da sie es von klein auf liebte
zu singen, sang sie bald im Kirchenund Schulchor. Mit einem Stipendium
studierte sie dann Gesang an der Indiana University und der Arizona State
University. Im Sommer 2008 wurde
sie an der Glimmerglass Opera in das
"Young American Artists Program"
aufgenommen, wo Henning Ruhe von
der Bayerischen Staatsoper sie hörte
und nach München einlud. Eigentlich
hätte sie ihr Studium erst ein Jahr
später beendet, doch auch ihr Professor meinte, als er davon hörte: "GO!“
Also verkaufte sie ihr Auto und etliches anderes, ließ sich - wie sie sagte
Angela Brower
- einfach auf das große Abenteuer
ein und sah es als große Chance. Gut
erinnern kann sie sich noch an ihren
ersten Tag im Münchner Opernstudio; sie besichtigten das ganze Haus,
waren abends in einer Vorstellung und
sie war total überwältigt, konnte sich
gar nicht vorstellen, einmal selbst auf
dieser großen Bühne zu stehen.
Seit Beginn der Spielzeit 2010/11 ist
sie Ensemblemitglied der Bayerischen
Staatsoper und München inzwischen
zu ihrer zweiten Heimat geworden.
Nach Cherubino (Le nozze di Figaro),
Rosina (Il barbiere di Siviglia), Hänsel
(Hänsel und Gretel), hatte sie 2011
ihr vielbeachtetes Debüt als Nicklausse/Muse in der Neuproduktion
von Jacques Offenbachs Les contes
d'Hoffmann neben Rolando Villazon
und Diana Damrau. Beim Künstler-
gespräch hörten wir den Auftritt der
Muse im 1. Akt mit "La vérité, diton, sortait d'un puits..." von einem
Mitschnitt der Premiere. Die Fachzeitschrift Opernglas schrieb damals: "Die
Überraschung des Abends war Angela
Brower als Nicklausse. Sie begeisterte mit perfekt sitzendem, strahlend
und kraftvoll strömendem Mezzo,
dass es eine reine Freude war, ihr zu
lauschen." Wie wahr! Sie erzählte, wie
viel ihr - speziell bei dieser Produktion - die Kameradschaft auf der Bühne
gegeben hätte, sie inspiriert und ihr
Mut gegeben hätte, zu zeigen, was sie
kann.
Gastengagements führten sie u.a. an
die Opernhäuser von San Francisco,
Tokyo, Wien und Baden-Baden. In der
zurückliegenden Saison dann zwei
viel beachtete Debüts: in der Neuproduktion von Mozarts La clemenza di
Tito unter GMD Kirill Petrenko sang
sie den Annio, wo sie alle Farben ihrer
Stimme zeigen konnte (s. Titel) und
in der Festspielpremiere von Claudio
Monteverdis L'Orfeo unter Ivor Bolton
zum ersten Mal Barock. Sie wusste
nicht, ob sie das schaffen würde, diese
ganz andere Technik der barocken Gesangslinie. Aber ihr Kollege Christian
Gerhaher, den sie sehr schätzt, hat ihr
sehr geholfen und sie dabei unterstützt. Regisseur David Bösch machte
in der sehr bunten und poetischen Inszenierung aus ihren beiden Rollen La
Speranza (Hoffnung) und La Musica
eine: Ein Schutzengel.
Nun wird diese Spielzeit ihre letzte
sein, dann wird sie freiberuflich arbeiten, hat aber versprochen, wiederzukommen. Das hoffen wir alle sehr und
wünschen ihr alles, alles Gute!
Der Dezember wird wohl stressig für
sie werden: Zauberflöte, Götterdämmerung und natürlich Hänsel und Gretel;
wir freuen uns darüber.
Nach diesem Künstlergespräch ging
man beglückt nach Hause und war
dankbar, hier in München zu leben!
Eva Weimer
11
ZU GAST BEIM IBS
Brenda Rae
D
ie amerikanische Sopranistin,
wohnhaft in Deutschland - 69
Übernachtungen in München,
44 Übernachtungen in Frankfurt am
Main - verblüffte uns zu Beginn des
Künstlergespräches mit ihrem fast
fehler- und akzentfreiem Deutsch.
Wir waren doch alle auf Englisch eingestellt. Ein erster Applaus !
Sie ist Mitglied des Ensembles der
Frankfurter Oper, aber sie fühlt sich
scheinbar auch hier in München sehr
wohl, das sieht man schon an den
"Übernachtungszahlen". Trotz ihrer
Jugend hat sie schon ein beachtliches
Repertoire an unterschiedlichsten
Rollen, vom Barock bis zur Moderne,
von der Oper bis zum Lied, und immer noch ein bisschen Jazz, über den
sie eigentlich in ganz frühen Jahren
zur Musik gekommen ist. Eine Musiklehrerin brachte sie aber von selbstkomponierten Songs zur klassischen
Musik: eine kluge Entscheidung!
Dann haben wir noch schnell geklärt,
was eine „Sitzprobe“ ist: Sitzend singen mit vollem Orchester ohne Kulisse. Plötzlich krachte es. Der Fahrstuhl
des Künstlerhauses draußen vor dem
Saal gab mit Getöse seinen Geist auf
- kurze Schrecksekunde! Aber dann
meinte Brenda Rae, dass das typisch
für sie ist: "Wo ich bin, passiert immer
etwas": Premiere Don Giovanni mit
Gerhaher und Loy in Frankfurt, mitten in der Arie „Non mi dir..“. Aufregung, technische Störung, der Saal
muss geräumt werden, Zwangspause.
Und wie geht's weiter? Da weiter, wo
aufgehört (Intendant Bernd Loebe) ?
Christof Loy meint nein, „die Stimmung muss erst wieder hochgefahren
werden, also fangen wir mit der Arie
von vorne an“.
Musik war im Leben von Brenda Rae
immer wichtig. Die Mutter spielte
Klavier, zwang sie aber nie, auch
zu spielen. Mit 9 Jahren fing sie
dann aber an, sich für das Klavier zu
interessieren. Nebenbei sang sie in
einem Mädchenchor und, da sie eine
12
herausragende Stimme hatte, fing sie
als Solosängerin mit eigener Klavierbegleitung an. Dann schrieb sie ihre
eigenen Songs und war endgültig von
der Musik gefangen. Aber von klassischer Musik wollte sie nichts wissen.
Sie fing an, Musik zu studieren, Jazz
im Hauptfach. Erst der Wechsel zur
Juilliard School - und somit zu einer
anderen Lehrerin - brachte sie der
klassischen Musik näher.
Sie hatte aber das Glück, in einen
offenen und liebevollen Kollegenkreis
zu kommen, der ihr über die ersten
Hürden hinweg half; und Frankfurt
kam ihr so etwa wie New York vor, mit
Wolkenkratzern, nur etwas niedriger,
aber dafür war die Stadt sauberer und
die Menschen lustiger. Sie musste
in kurzer Zeit eine Menge Rollen
einstudieren. Aber zum Glück fällt
ihr Lernen nicht schwer, ihr Kopf ist
sehr aufnahmefähig. Sie begleitet sich
selbst am Klavier, was ein Vorteil ist.
Wenn sie viel unterwegs ist, braucht
sie keine Hilfe, keinen Coach, sie ist
selbstständiger und freier.
Brenda Rae singt aber nicht nur Oper.
Sie ist auch dem Lied zugetan, "Lieder
sind Musik und ich liebe eben Musik!
Ich werde demnächst in der Carnegie
Hall einen Liederabend geben. Da
steht noch viel Arbeit ins Haus. Das
Programm steht noch nicht fest, Texte
müssen gelernt werden, die Musik
muss sitzen, aber ich schaffe das
schon!"
Brenda Rae
In den Sommerferien besuchte sie ein
so genanntes "Opera Camp", die Glimmerglass Opera, etwas ähnliches wie
unser Opernstudio, nur nicht ganz
so professionell und nur 8 Wochen
lang. Dort probte sie eine Arie aus La
Sonnambula von Bellini. Der Frankfurter Intendant, Bernd Loebe, entdeckte
sie dort und bot ihr spontan einen
Festvertrag für sein Opernhaus an.
Bestärkt durch ihre Lehrerin und die
Eltern sagte sie zu, packte die Koffer
und flog nach Deutschland, in die
Fremde.
Es war nicht einfach sich einzugewöhnen. Fremde Menschen, fremde Sprache, fremde Umgebung, alles fremd.
Brenda Rae öffnete ein klein bisschen
die Tür für einen Blick in die Zukunft.
Da steht auf dem Spielplan die Lulu,
Gilda aus dem Rigoletto, die Marie
in La fille du regiment, die Zdenka in
Arabella, die Königin der Nacht und in
weiterer Ferne die Manon von Massenet. Aber vorher wird es eine Zwangspause geben. Brenda Rae erwartet im
März einen Buben! Wir wünschen ihr
alles, alles Gute zu diesem bevorstehenden spannenden Ereignis. Sie hat
Anfang 2016 erst einmal alle Termine
abgesagt, und wir werden uns freuen,
wenn sie nach 4 Monaten Pause wieder auf der Bühne steht. Und da muss
man dann auch sehen, wie die Stimme
die Geburt verkraftet hat. Man weiß
ja, wie so eine Geburt die Stimmlage
verändern kann.
Es war ein unterhaltsamer Abend und
wir wünschen der Sängerin alles Gute
für die Zukunft.
Jost Voges
OPERNRARITÄTEN IN REGENSBURG UND AUGSBURG
Heinrich Marschner (1795–1861): Hans Heiling
D
er Textdichter Eduard Devrient, Sänger, Schauspieler
und Theaterleiter, sang bei
der Uraufführung am Königlichen
Opernhaus 1833 in Berlin selbst die
Titelrolle. Und im Text liegt nach
heutigem Geschmack meines Erachtens die Schwäche des Stückes: „Das
Geisterreich stößt mich zurück, und
hin ist all mein Erdenglück!“ - das tut
weh! Musikhistorisch schlägt Marschners Oper die Brücke zwischen Webers Der Freischütz und Wagners Der
fliegende Holländer. Den zukünftigen
König der Geister, Hans Heiling, zieht
es zu einer Sterblichen. Ein beliebtes
Sujet, man denke nur an Undine, die
Feen, Rusalka oder auch Die Frau ohne
Schatten. Die Liebe zu Anna ist so
groß, dass er bereit ist, auf den Thron
und seine Zauberkräfte zu verzichten,
Annas Mutter Gertrud ist dabei das
schachernde Pendant zu Daland. Doch
Anna empfindet zunehmend Furcht
vor dem düsteren Heiling und wendet
sich ihrem Jugendfreund Konrad zu.
Heiling will grausame Rache nehmen,
doch seine Mutter, die Königin der
Erdgeister, bereinigt die Situation,
happy end!
Florian Lutz, bekannt dafür, dass er
Opernkonventionen und Sehgewohnheiten hinterfragt, macht interaktives
Theater. Erdgeister gibt es natürlich
nicht, es gibt Kapitalisten und Sozialisten, und er lässt das Publikum
aktiv mitspielen. Die Parkettbesucher
werden zu Statisten auf der Bühne,
unsere Frau Groß durfte z.B. Kartoffeln schälen, dafür gab es auch
Dosenbier und Brezen auf der Bühne!
„Es waren sich alle wohl sehr einig,
welch gute Stimmen wir in Regensburg hören konnten, die arme Frau
Varga (Königin) musste von der Loge
herunter lauter schreien, so dass ihr
sonst klarer Sopran etwas spitz klang,
und Adam Krużel als Hans Heiling
hatte seinen Bariton voll im Griff.
Sehr schön wurde im Verlauf des 2.
Aktes auch Melodie und Kompositi-
on; besonders das Bläserquintett zur
Hochzeit und die Chöre machten die
Brechung des Musikalischen durch
Regie-Eingriffe fast vergessen“ (Peter
Lehmann). Der Dirigent Tom Woods,
der alles mitsang, leitete umsichtig
und äußerst kompetent das erstaunlich gute Regensburger Orchester.
Anna, Heilings Braut, sang Michaela
Schneider, die uns ja schon in einigen
anderen Rollen auffiel, sie meisterte ihre schwere Partie mit Bravour.
Ihr schöner, warmer Sopran kam in
allen Lagen sehr gut zur Geltung. Die
Tenorpartie des Konrad lag in den
Händen, bzw. der Stimme von Steven
Ebel, einem großgewachsenen jungen
Mann mit zu ahnendem, vielversprechendem Material. Leider wurde er
indisponiert angesagt, weshalb auch
seine große Arie gestrichen wurde.
Gertrud, die Mutter Annas, blieb bei
der Mezzosopranistin Vera Egorova
ein wenig blass.
Monika Beyerle-Scheller
Alexander von Zemlinsky (1871-1942): Der König Kandaules
G
ut 100 Jahre später als Marschner schrieb Alexander von
Zemlinsky in den Jahren 1935
bis 1939 an seiner eigenen Oper Der
König Kandaules mit einem eigenen
Libretto nach einem Drama von André
Gide. Ende 1938 floh er vor den Nationalsozialisten nach New York, fand
da aber niemanden, der seine Oper
aufführen wollte. Erst 1996 wurde
das Werk, vollendet von Anthony
Beaumont, in Hamburg uraufgeführt.
Bei den Salzburger Festspielen 2002
erlebte die Oper eine weitere glanzvolle Aufführung in der Inszenierung
von Christine Mielitz und der musikalischen Leitung von Kent Nagano.
Erzählt werden die Geschehnisse aus
der Sicht des armen Fischers Gyges,
der dem reichen König bedürfnislos
erscheint und ihn damit provoziert.
Kandaules überredet Gyges, mit Hilfe
eines magischen Ringes, der den
Träger unsichtbar macht, eine Nacht
mit des Königs Frau zu verbringen.
Als diese den Betrug entdeckt, fordert
sie Gyges auf, Kandaules zu töten und
krönt ihn dann zum neuen König.
In der Augsburger Inszenierung
drängt sich der Eindruck auf, die Story
heißt Kandaules , Gyges, Nyssia und
die 7 Hobbits (die Hofschranzen), die
mit den ihnen eigenen riesigen Ohren,
Händen und Knien ausgestattet sind.
Als wir ankamen, sahen wir schon den
Umbesetzungszettel, Mathias Schulz
als Kandaules war erkrankt, es spielte
der Regisseur, und von der Seite sang
der uns bekannte Peter Svensson, der
die Partie schon in Palermo gesungen
hat. Natürlich spielte Schuhmacher
beeindruckend, und Svensson konnte
sich mit tenoralem Glanz in Szene
setzen. Als Idealbesetzung erlebten
wir Sally du Randt als Nyssia. Die expressiven Rollen liegen ihrer Stimme
und im Spiel ist sie leidenschaftlich.
Den Gyges verkörperte Oliver Zwarg,
ein guter Sängerdarsteller mit voluminöser Stimme, er hat durchaus
Anlagen auf dem Weg zum Heldenbariton. Domonkos Héja, der neue
Generalmusikdirektor, gab damit in
Augsburg seinen gelungenen Einstand
und konnte diese hochexpressive
Komposition mit den Philharmonikern bestens verwirklichen.
Als Opernfans sind wir froh und
dankbar, dass die kleineren Häuser
in der Provinz uns unbekanntere
Werke auch in szenischer Form präsentieren.
Monika Beyerle-Scheller
13
ADVENTSFEIER
Noch'n Gedicht
Das Münchner Zimmer im Hofbräuhaus am Platzl war am 6. Dezember
wieder weihnachtlich geschmückt für
das alljährliche „gemütliche Beisammensein im Advent“ der Münchner
Opernfreunde (IBS). Allerdings fanden in diesem Jahr nicht so viele Mitglieder den Weg zur Feier. Vielleicht
hatte in vielen Familien doch der
sonntägliche Nikolaus den Vorrang.
Unser 1. Vorsitzender, Herr Voges,
begrüßte alle Gäste sehr herzlich und
bedankte sich bei allen Mitarbeitern,
die im vergangenen Jahr dazu beigetragen haben, dass es für den IBS wieder ein sehr erfolgreiches Jahr wurde.
Neben der bereits üblichen Tombola
überraschte uns dann Helmut Gutjahr
mit einem selbstverfassten Gedicht
über den IBS, das wir untenstehend
abgedruckt haben. Daneben trug
er noch das Gedicht Belsazar von
Heinrich Heine im Original, in einer
bairischen Übersetzung und einer
eigenen, bairischen Version unter
dem Titel Balthasar vor.
Der Saal tobte!
Beim IBS
Schon ist Advent, bald Weihnachtszeit
und es ist wieder mal so weit:
Gemütliches Beisammensein,
der IBS lädt dazu ein.
Da geht man immer gerne hin,
dabei kommt einem in den Sinn:
beim IBS viel Schönes war
im fast schon abgelauf'nem Jahr.
Künstlergespräche fanden statt
da, muss ich sagen, war man platt.
Künstler war'n da mit großen Namen,
zu welchen viele Menschen kamen.
Mit Künstlern, die nicht so bekannt,
war es nicht minder int'ressant.
Doch blieb der Saal so ziemlich leer,
man wünschte sich, es kämen mehr.
Dabei zu sein, das wär' nicht dumm,
empfehle ich dem Publikum!
Was uns so richtig gut gefällt,
die Künstler so nett vorgestellt
vom Vorstand, unsrem lieben Jost,
ich denk, er ist jetzt nicht erbost,
doch es ist wirklich nicht vermessen,
der Moderator kann vergessen,
vom Künstler viel herauszuholen,
da wurd' ihm manches schon
gestohlen.
Zuhörer, müde und erschlafft,
können sich sagen: schön, geschafft,
ich kann jetzt glatt nach Hause geh'n,
da kann nicht allzu viel mehr g'scheh'n.
Ja, da kann's nur eines geben,
das kann klar die Stimmung heben,
dann kann gar nichts mehr passieren,
unser Jost muss moderieren!
Kulturzeit heißt noch eine Sparte,
begutachtet von hoher Warte
Museen, Galerien und mehr,
das freut uns durchwegs immer sehr;
mit Führungen ganz exzellent,
14
wie man's vom IBS so kennt.
Wem die Kultur dann noch nicht reicht,
der hat es aber wirklich leicht.
Moni's feines Reisebüro
macht einen ganz bestimmt recht froh!
Nun, auch der Leib muss etwas haben,
darf sich bei Wanderungen laben.
Doch ist klar, man wird's versteh'n,
man kann bloß breite Wege geh'n.
Nebeneinander muss man hatschen
dann kann man einfach besser
ratschen.
Langsam laufen, nicht zu viel,
alle kamen noch ans Ziel.
Die Einkehr bringt bald wieder Kraft,
und keiner ist zuletzt geschafft.
Ist jemand doch nicht mehr so gut
zu Fuß,
ja, deswegen ist noch lange nicht
Schluss;
haben's auch wenige bisher ausprobiert,
Spaziergänge werden dennoch
durchgeführt.
Drum haben Sie nur Mut,
ganz sicher geht das gut!
Mitglieder zwanglos kennen lernen?
Da musst' man sich nicht weit
entfernen.
Zum Hofbräuhaus, zum Stammtisch,
klar,
doch Teilnehmer war'n häufig rar
und damit war die Sache gar.
Doch wenn Biergartenwetter lockt:
im Augustiner angedockt,
ein Bier zu trinken, das tut gut,
so dass man es wohl gerne tut.
Dabei gibt’s schon Gelegenheiten,
da muss man nicht darüber streiten,
auf Andere flugs zuzugeh'n,
ganz einfach ist's, wie bald zu seh'n.
Ist's nicht mehr möglich, für den Fall,
bleibt immer dann noch das Journal.
Was da beim IBS passiert,
das wird dort aktuell notiert.
Man kann mit Spaß dann ganz fix lesen,
was so beim IBS gewesen.
Dazu noch manche schönen Seiten,
die den Leser flott begleiten.
Die Straßenseite ist da drin,
manche fragen, „hat das Sinn?“
Wenn auch nicht alles konveniert,
drauf sage ich jetzt ungeniert,
die Vielfalt, die ist schon recht
wichtig,
selbst wenn nicht immer alles richtig.
Er funktioniert, unser Verein,
es kann ja auch nicht anders sein.
Dank Pressestelle und Büro,
Autoren, Vorstand sowieso,
Wanderführer, Moderatoren
und weitere, die noch erkoren,
Layout-Gestaltung, Redaktion,
der Vorstand, ach, das sagt' ich schon,
Kulturzeit-Macher, Ideengeber,
legen los frei von der Leber,
Schatzmeister fällt mir noch ein,
man kann damit zufrieden sein.
Allen Damen, allen Herrn
danken wir von Herzen gern!
Ich hoff', dass das so weiter geht
und der Verein noch lang besteht!
Nur eines macht mir schon mal
Sorgen,
wie ist denn das nur mit dem
Morgen?
Ein Nachwuchs, der muss dringend her,
komm Schicksal, mach es uns nicht
schwer!
Doch heute soll die Sorge weichen,
hoch die Gläser, setzt ein Zeichen!
Allen eine gute Zeit,
Freude, Frohsinn, Heiterkeit!
GEDENKTAGE
Zum 100. Geburtstag: Erinnerung an Ks. Benno Kusche
I
ch bin noch nicht vergessen, das
waren die Begrüßungsworte, als
der Bass-Bariton Benno Kusche
71-jährig im Mai 1987, ein Jahr vor
seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum, vom IBS-Publikum bei einem
Künstlergespräch herzlich empfangen
wurde. Am 30. Januar gedenken wir
nun des 100. Geburtstages dieses in
München so beliebten Künstlers.
Er sang die Rolle in London unter Sir
Thomas Beecham (Paul Schöffler war
Hans Sachs), an der Met, in Bayreuth,
Geboren in Freiburg i. Br., erhielt er
seine Ausbildung an der Akademie
des Badischen Staatstheaters Karlsruhe und bei seinem Gesangslehrer
Fritz Harlan. Er debütierte 1938 bei
den Heidelberger Opernfestspielen
als Mozarts Figaro, wurde in Koblenz
engagiert, anschließend von 1939
bis 1942 am Stadttheater von Augsburg, wohin er, nachdem er bei einem
Kriegseinsatz verwundet wurde, bis
zur Schließung des Theaters 1944
zurückkam.
Er kehrte 1946 nach Augsburg zurück,
kurz darauf gelang ihm der Sprung an
die Staatsoper in München. Wieder
debütierte er als Figaro. Im Dezember
1949 sang er hier zum ersten Mal
den Beckmesser in den Meistersingern, eine Rolle, die ihn in der ganzen
Opernwelt bekannt machen sollte.
Ks. Benno Kusche
gastierte aber auch als Figaro, Leporello, Schicchi, Papageno, La Roche,
Faninal und Alfonso (Così) in Köln,
Hamburg, Mailand, Paris, Brüssel,
Wien, Zürich, Amsterdam, Philadelphia, bei den Festspielen in Glyndebourne, Bregenz und Salzburg. Hier
wirkte er auch in der Uraufführung
Herzliche Glückwünsche
Alfred Brendel zum 85. Geburtstag am 5. Januar 2016
Waltraud Meier zum 60. Geburtstag am 9. Januar
Renato Bruson zum 80. Geburtstag am 13. Januar
Ben Heppner zum 60. Geburtstag am 14. Januar
Katia Ricciarelli zum 70. Geburtstag am 16. Januar
Placido Domingo zum 75. Geburtstag am 21. Januar
Teresa Żylis-Gara zum 80. Geburtstag am 23. Januar
Paata Burchuladze zum 65. Geburtstag am 12. Februar
Friedrich Cerha zum 90. Geburtstag am 17. Februar
Ruth-Margret Pütz zum 85. Geburtstag am 26. Februar
Aribert Reimann zum 80. Geburstag am 4. März
Christoph Poppen zum 60. Geburtstag am 9. März
David Daniels zum 50. Geburtstag am 12. März
Wilfried Hiller zum 75. Geburtstag am 15. März
Annette Dasch zum 40. Geburtstag am 24. März
Nikolaus Bachler zum 65. Geburtstag am 29. März
In memoriam
Georg Paskuda: 90. Geburtstag am 7. Januar u. 15. Todestag
am 10. Februar
Evelyn Lear: 90. Geburtstag am 8. Januar
von Orffs Antigonae mit.
Leider musste er in seiner Münchner Zeit auch bittere Erfahrungen
machen. Schon 1959 wurde er, kurz
nachdem er einen Gastvertrag mit der
Deutschen Oper am Rhein abgeschlossen hatte, vom neuen Opernchef Rudolf Hartmann kaum mehr
beschäftigt, auch August Everding
kürzte seine Abendverpflichtungen
erheblich. Dennoch blieb München
für ihn seine berufliche Heimat, er
gehörte bis 1986 zum Ensemble der
Bayerischen Staatsoper, war Bayerischer Kammersänger und Träger des
Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und
des Bayerischen Verdienstordens.
Schon immer hatte Kusche sich auch
für die Operette, den Film und das
Musical begeistert, zahlreiche
Fernsehauftritte machten ihn einem
breiten Publikum bekannt. Eine Vielzahl von Operettenaufnahmen , häufig zusammen mit seiner Frau Christine Görner, finden sich heute noch im
Sortiment. Bis 1998 war er als Sänger
und Schauspieler bei Tournee-Bühnen
tätig, sang in Musicals den Doolittle
und den Tevje. Benno Kusche starb
im hohen Alter von 94 Jahren am 14.
Mai 2010.
Hans Köhle
Leo Delibes: 125. Todestag am 16. Januar
Amilcare Ponchielli: 130. Todestag am 16. Januar
Emmanuel Chabrier: 175. Geburtstag am 18. Januar
Henri Dutilleux: 100. Geburtstag am 22. Januar
E.T.A. Hoffmann: 240. Geburtstag am 24. Januar
Wilhelm Furtwängler: 130. Geburtstag am 25. Januar
Ruth Berghaus: 20. Todestag am 25. Januar
W.A. Mozart: 260. Geburtstag am 27. Januar
Erich Kleiber: 60. Todestag am 27. Januar
Ferdinand Frantz: 110. Geburtstag am 8. Februar
Rudolf Heinrich: 90. Geburtstag am 10. Februar
Ambroise Thomas: 120. Todestag am 12. Februar
Karl Richter: 35. Todestag am 15. Februar
Gustave Charpentier: 60. Todestag am 18. Februar
Rita Gorr: 90. Geburtstag am 18. Februar
Béla Bartók: 135. Geburtstag am 25. März
Elisabeth Grümmer: 105. Geburtstag am 31. März
Wir trauern um
unser langjähriges Mitglied Elisabeth Eibl, verstorben am
7. November 2015
15
MÜNCHNER STRASSENNAMEN
Nach Opernsängern benannt IX
D
iesmal befinden sich die ausgewählten Straßen im Stadtbezirk Pasing. Südwestlich von
der S-Bahn-Station Pasing und südlich
der parallel verlaufenden Bodenseestraße stößt man auf die Paosostraße
(benannt nach Paoso, der bereits im 6.
Jahrhundert die Niederlassung Pasing
gegründet hat). Von der Paosostraße
zweigt die Morenastraße ab. Unternimmt man von der Kulturfabrik Pasing einen Spaziergang nach Osten in
Richtung Schlosspark Nymphenburg
kommt man zur Schuegrafstraße und
zur nahe gelegenen Hildachstraße.
Berta Morena (1878 – 1952), geboren in Mannheim, hieß eigentlich
Meyer. In Mannheim wurde die junge
Sopranistin, die in Kirchenmusikkonzerten solistisch mitgewirkt hatte, mit
dem dortigen Hofkapellmeister Hugo
Röhr bekannt. Dessen Ehefrau, die
Gesangspädagogin Sophie Röhr-Braijnin übernahm die Ausbildung der angehenden Sängerin. Als Hugo Röhr an
die Münchner Hofoper berufen wurde, ging Berta Morena ebenfalls nach
München, um weiterhin bei ihrer Lehrerin das Gesangsstudium fortsetzen
zu können. 1898 wurde Berta Morena
an die Münchner Hofoper engagiert,
wo sie als Agathe in Webers Freischütz
debütierte. Ihre Stimme entwickelte
sich vom lyrischen zum lyrisch-dramatischen bis zum hochdramatischen
Sopran. Bei den ab 1901 alljährlich im
Prinzregententheater stattfindenden
Richard-Wagner-Festspielen war die
Künstlerin bald eine feste Größe. Ihre
stattliche Erscheinung tat noch ein
übriges dazu und der Maler Franz von
Lenbach sah sich veranlasst, sie zu
porträtieren. Von ihrer Ausdruckskraft zeugt eine Schallplattenaufnahme, wo sie als Elsa, Elisabeth, Sieglinde und Brünnhilde zu hören ist.
Weitere Schallplatten folgten nicht,
da die Sängerin von der technischen
Klangqualität nicht überzeugt war.
16
IBS Journal: Zeitschrift des Interessenvereins des Bayerischen
Staatsopernpublikums e. V., Postfach 10 08 29, 80082 München
Postvertriebsstück, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, B 9907
Bis 1923 war die
Sopranistin ständiges Mitglied der
Münchner Hofoper. Gastspiele
führten die Künstlerin in die ganze
Welt, auch in der
Metropolitan Opera in New York trat
sie auf. Neben den Rollen in Richard
Wagners Werken war insbesondere
ihr Erfolg als Leonore in Beethovens
Fidelio unter dem Dirigat von Gustav
Mahler legendär. 1927 trat Berta
Morena von der Bühne ab und sang
nur noch vereinzelt in Konzerten.
Danach war sie als Gesangslehrerin in
München tätig. Ab 1943 zog sich die
Künstlerin vom öffentlichen Leben
zurück und übersiedelte nach Rottach-Egern am Tegernsee, wo sie 1952
verstarb.
Eduard Schuegraf (1851 – 1928)
absolvierte in seiner Heimatstadt
München seine Gesangsausbildung.
Der Bariton, zunächst als Konzertsänger tätig, wurde dann 1882 für
eine Saison an die Münchner Hofoper
verpflichtet. Das Stadttheater Basel,
das Stadttheater Stettin, das Theater
in Nürnberg und die Oper in Breslau
waren seine nächsten Stationen in
einem festem Engagement. Ab 1890
trat er nur noch gastierend auf, dabei
u. a. regelmäßig an der Münchner
Hofoper. Besonders beliebt war der
Sänger in den Rollen als Papageno,
Figaro in Rossinis Barbier von Sevilla,
Silvio in Leoncavallos Bajazzo oder
Wolfram in Richard Wagners Tannhäuser sowie als Jäger in Conradin
Kreutzers Nachtlager von Granada.
Auch als Liedersänger machte sich
der Künstler einen sehr guten Namen. Max von Schillings, Komponist,
Dirigent und Theaterintendant und
sogar Richard Strauss begleiteten ihn
bei seinen Auftritten gern am Klavier.
Nach Beendigung seiner Bühnenkarriere war Eduard Schuegraf als gefragter
Gesangslehrer tätig.
Eugen Hildach (1849 – 1924) wurde
im brandenburgischen Wittenberge
an der Elbe geboren, wuchs aber in
Berlin auf. Zunächst als Bautechniker
tätig, begann er erst im 25. Lebensjahr eine Gesangsausbildung bei der
sehr angesehenen Pädagogin Elisabeth Dreyschock. Der Bariton trat
ausschließlich als Konzert-, Oratorien- und Liedersänger auf. Konzertreisen führten ihn über die Grenzen
Deutschlands hinaus nach Österreich,
in die Schweiz, in die Niederlande,
in die skandinavischen Staaten und
sogar nach Russland. Gerne bestritt
der Sänger Duett-Abende mit seiner
Gattin Anna, einer Mezzosopranistin, die er bereits als Mitschülerin
bei Elisabeth Dreyschock kennengelernt und 1878 geheiratet hatte.
Parallel dazu war der Künstler bereits
seit 1876 Gesangspädagoge, erst in
Görlitz, dann ab 1878 in Breslau.
1880 folgte er einem Ruf des Konservatoriums von Dresden; 1909 wurde
er zum königlich preußischen Professor ernannt. Seine Ehefrau war nun
ebenfalls als Gesanglehrerin tätig. Das
Ehepaar zählte zu den bedeutendsten
Pädagogen der damaligen Zeit. Eugen
Hildach studierte daneben auch noch
Komposition und verfasste eine Vielzahl von Liedern. Heute noch populär
ist das Lied „Der Lenz“, welches von
berühmten Tenören wie Leo Slezak,
Richard Tauber und Rudolf Schock gesungen und auf Schallplatte verewigt
wurde. 1924 starb Eugen Hildach an
Tuberkulose in einem Sanatorium in
Berlin-Zehlendorf. Sein Grab befindet
sich auf dem Berliner Dreifaltigkeitsfriedhof.
Helmut Gutjahr
Herunterladen