Nr.: 21/2011 vom 25.05.11 Postfach 50 12 27, 70342 Stuttgart Tel.: 0711/5402-124 / -119 [email protected] [email protected] Nachwuchs beim „König der Nacht“: Drei graue Wollknäuel mit orangeroten Augen Drei Eier hat das Uhu-Paar der Wilhelma dieses Jahr gelegt und erfolgreich ausgebrütet. Anfang Mai schlüpften daraus flauschige, graue Uhu-Küken. Mutter und Vater Uhu bewachen sie seither mit Argus-Augen und plustern sich mächtig auf, wenn ihrer Brut ein Fremdling zu nahe kommt. Brüten ist bei Familie Uhu reine Frauensache. 34 Tage saß Mutter Uhu auf dem Gelege, bevor sich das erste Küken aus dem Ei pellte. Auch das Füttern übernimmt anfangs die Mutter, während der Vater in gebührendem Abstand ein wachsames, orangerotes Auge auf seine Familie hat. Erst wenn die Jungen etwas größer sind, serviert auch er ihnen die täglichen Happen direkt in den Schlund. In der Wilhelma stammen die Mäuse, Küken und Fleischstreifen für das Uhu-Menü in der Regel aus der Futterküche. Doch wehe ein kleines Tier, etwa eine Maus, kommt den Uhus versehentlich ins Gehege: Kurzerhand dient auch dieses als willkommenes Zubrot. Denn den scharfen Augen und Krallen der nächtlichen Jäger entgeht so leicht nichts – zumal sie ihren Kopf für eine perfekte Rundumsicht um bis zu 270 Grad drehen können. Menschliche Eindringlinge im Revier sind weniger willkommen: Wer das traute Familienglück zu stören wagt, kann es ebenfalls mit Krallen und Schnäbeln der Uhu-Eltern zu tun bekommen. Mit einer Höhe von bis zu 70 Zentimetern und einer Flügelspannweite von fast zwei Metern ist der Uhu (Bubo bubo) ein imposanter Vogel – und die größte europäische Eulenart. Unverwechselbare Kennzeichen sind die Federbüschel an den Ohren und die riesigen Augen mit der orangerot leuchtenden Iris. Auch die Küken dieser Vögel sind von Anfang an recht groß – und schauen, so scheint’s, stets ein wenig missmutig aus der grau-fusseligen Wäsche. „Süß“ ist irgendwie anders. „So etwas kann wohl nur eine Mutter lieben“, scherzten sogar schon die Tierpflegerinnen des GreifvogelReviers. Bis aus den drei Plüschküken ordentliche, gefiederte Uhus werden, dauert es etwa drei bis vier Monate. Dann wird das diesjährige Nachwuchs-Trio wohl an einen anderen Zoo abgegeben. In der Vergangenheit wurden Jung-Uhus aus der Wilhelma immer wieder ausgewildert, etwa im Schwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb. Denn im Freiland war es lange Zeit gar nicht gut um die Art bestellt, weshalb die Bestände durch Wiederansiedlungsprogramme gestützt werden mussten. Heute soll es immerhin wieder etwa 1200 bis 1500 Brutpaare der riesigen Eule in Deutschland geben – die Population gilt derzeit als stabil, aber wegen schwankender Bruterfolge und schrumpfender Lebensräume weiterhin als gefährdet. Vor allem ausgeräumte Landschaften, schwindendes Nahrungsangebot und tödliche Gefahren wie Autoverkehr und Strommasten machen dem „König der Nacht“ das Leben schwer. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Bilder 1 - 3: Mama Uhu mit ihrem flaumigen Trio: Noch gleichen die grauen Küken ihren Eltern nicht gerade aufs Haar beziehungsweise auf die Feder. Bild 4: Anfangs erinnern Uhu-Küken an graue, fusselige Wollknäuel – und sind damit gut getarnt. Nur die Augen leuchten schon fast so orangerot wie bei Muttern.