Pressemitteilung

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Nr.: 51c/2016 vom 23.12.2016
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Neuzugang im Wilhelma-Aquarium
Fetzenseenadeln: Meister der Tarnung einmalig in Europa
Der jüngste Neuzugang der Wilhelma in Stuttgart ist einmalig in Europas Aquarien und ein echter
Hingucker: Man muss sehr genau hinschauen, um ihn auszumachen. Selbst dann stellt sich noch
die Frage: Was bewegt sich da denn überhaupt im Wasserbecken – Pflanze oder Tier? Das
feingliederige Wesen, das in der Strömung zu schweben scheint, ist ein wahrer Meister der
Tarnung. Mit krautig aussehenden Fortsätzen an seinem extrem langgestreckten Körper wirkt der
Verwandte der Seepferdchen selbst wie eine Wasserpflanze und taucht optisch zwischen den
Kriechsprossalgen schnell einmal unter. Das Phänomen, wenn Tiere ihrem Lebensumfeld nach
Form und Farbe so ähneln, dass sie vor dem Hintergrund zu verschwinden scheinen, nennt sich
Mimese. Es schützt die Tiere vor Fressfeinden.
Dabei ist die faszinierende Fetzenseenadel genau genommen selbst ein Raubfisch, weil der etwa
30 Zentimeter lange Haliichthys taeniophorus andere Tiere frisst, allerkleinste Tierchen. Die
Fetzenseenadel zählt zu der Familie der Röhrenmünder und saugt im Plankton Kleinkrebse und
Schwebegarnelen, die ihr nah genug kommen, ein. Der nadelfeine, mehrere Zentimeter lange
Tunnel ihrer pipettenartigen Schnauze entfaltet einen punktuell kräftigen Sog. Sie tragen keine
Schuppen, sondern knöcherne Ringe geben ihrem Körper Halt und Schutz, wie bei Seepferdchen.
Damit die Strömung sie nicht fortzieht, hakt sich die Fetzenseenadel mit ihrem Greifschwanz in
Wasserpflanzen ein. Sie lebt in tropischen Gewässern zwischen Neuguinea und West- bis NordAustralien in küstennahen Korallenriffen und Seegraswiesen bis in etwa 15 Meter Tiefe. Ihre Farbe
variiert zwischen grüngelb in flachem Wasser und rötlich-braun gefleckt in tieferen Zonen. Die
neuen Bewohner der Wilhelma sind Nachzuchten aus dem „Aquarium of the Pacific“ in Long Beach
(Kalifornien).
Sehr bemerkenswert ist die Arbeitsteilung der Eltern: Das Muttertier legt Eier, die das Vatertier
nach der Befruchtung in einer Bruttasche unter dem Schwanz austrägt. Nach fast zwei Wochen
schlüpfen die knapp zwei Zentimeter langen Jungtiere in großer Zahl: pro Wurf bis zu 800. Nicht
alle kommen durch. Aber wer aufwächst, kann sechs bis acht Jahre alt werden. Das bizarr geformte
Tier, das auf Englisch „Ribboned Seadragon“, also gebänderter Seedrachen, heißt, ist in der
Wilhelma im letzten Becken vor dem Ausgang des Aquariums zu beobachten. Das Bassin teilen
die Fetzenseenadel sich mit zwei weiteren außergewöhnlichen Arten: Schnepfenmesserfischen,
die immer in Gruppen senkrecht mit dem Kopf nach unten schwimmen und den bleistiftdünnen
Ohrenfleck-Röhrenaalen. Sie bohren sich mit der Schwanzspitze Wohnröhren in den Sandboden,
aus denen sie senkrecht herausschauen – mal mehr mal weniger –, die sie aber nie verlassen.
Bild: Als einziges Aquarium in Europa zeigt die Wilhelma in Stuttgart ab jetzt die faszinierenden
Fetzenseenadeln. Foto: Wilhelma Stuttgart
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