Lernen: Themen der Vorlesung I Geschichte und Gegenstand der Lernpsychologie II Habituation III Klassisches Konditionieren I – Grundlegende Phänomene, Prinzipien, Anwendungsbeispiele Klassisches Konditionieren II – Komplexitäten und mathematische Erklärungsmodelle Klassisches Konditionieren III – Evaluative Konditionierung Operante Konditionierung I – Grundlegende Phänomene, Prinzipien, Anwendungsbeispiele Operante Konditionierung II – Verstärkerpläne Operante Konditionierung III – Vermeidung, Bestrafung, Löschung Operante Konditionierung IV – Theorien Relation von operanter und klassischer Konditionierung IV V VI VII VIII IX X 1 Übersicht • Habituation als Phänomen • Allgemeine Prinzipien und Komplexitäten • Affektive Habituation - Opponent-Process-Theorie 2 Habituation als universales Phänomen • H. als einfachste Form des Lernens („Single event learning“) • Wiederholte, folgenlose (!) Präsentation eines Reizes führt dazu, daß die Reaktion des Organismus auf diesen Stimulus in ihrer Intensität abnimmt (Habituation) – Schreck-R. (“startle“), Flucht, Orientierungs-R., Kopulation, … • Habituation: Lernen oder Erschöpfung? – Habituation ist stimulus-spezifisch; nicht die Reaktion als solche habituiert, sondern die Reaktion als Folge des Stimulus – Reinstatement der Reaktion bei: • Kombination mit neuem Stimulus (Groves & Thompson, 1970) • Wechsel des Stimulus („Coolidge“-Effekt) • Funktion der Habituation – Vermeidung von Ablenkung und Ressourcenvergeudung durch Reaktionen auf irrelevante Reize – Geringe Habituationsgeschwindigkeit als Prädiktor für Intelligenzdefizit und Fehlentwicklung 3 4 Abbildung 3.6: Die Zeit, die Ratten in ihrem Versteck blieben, nachdem sie mit einem nach Katze riechenden Katzenhalsband konfrontiert worden waren, nahm aufgrund von Habituation mit jedem Tag ab. Die dunklen Punkte zeigen das Verhalten der Ratten aus der Kontrollgruppe, denen man ein Halsband ohne Katzengeruch präsentiert hatte. (Dielenberg & McGregor, 1999) 1200 1000 800 600 400 200 0 1 2 3 4 5 Durchgänge 5 © James E. Mazur, Lernen und Gedächtnis, Pearson Studium Verlag 2004. 6 Allgemeine Charakteristiken der Habituation • Generalisierung – Habituation auf ähnliche (= subjektiv gleiche) Stimuli – Habituation als Forschungs-Methode zur Erfassung von Diskriminationsleistungen (z.B. Säuglingsforschung) • Intensitäts- und Sequenzeffekte – Schwächere Habituation bei intensiven Reizen – Erwartung/Vorhersagbarkeit (Davis & Wagner, 1969) 7 Abbildung 3.7: In der Studie von Johnson und Aslin (1995) wurde Säuglingen immer wieder der auf der linken Seite abgebildete Stimulus gezeigt, bis ihre Orientierungsreaktion durch die Habituation nachließ. Dann wurde mit den beiden Stimuli auf der rechten Seite der Grad der Generalisierung getestet. A B C 8 © James E. Mazur, Lernen und Gedächtnis, Pearson Studium Verlag 2004. C A B 9 10 Opponent-Process Theorie der Habituation (Solomon & Corbit, 1974) • Typischer Verlauf reizgebundener emotionaler Reaktionen – Höhepunkt, Abflachen auf konstantes Niveau, Umkippen der Reaktion nach Aussetzen des Reizes („Nachreaktion“), Rückkehr zur Ausgangslage • Erklärung des Verlaufs durch Addition zweier entgegengesetzter Komponenten – a-Prozeß: Unmittelbares Einsetzen, Verharren am Maximum, abruptes Ende – b-Prozeß: Verzögertes Einsetzen, Verharren am Maximum, allmähliches Ausklingen • Veränderung bei wiederholter Stimulation – a-Prozeß: Keinerlei Veränderung durch Wiederholung – b-Prozeß: Früheres Einsetzen, Erhöhung des Maximums, Verlängerung der Rückkehr zur Nullinie • Funktion der b-Prozesse – Vermeidung affektiver Eskalation 11 Abbildung 3.9: Das typische Muster einer emotionalen Reaktion laut der Opponent-Process-Theorie. Der durchgezogene Balken gibt die Zeit an, in der der emotionsauslösende Stimulus präsentiert wird. (Solomon & Corbit, 1974) +100 Höhepunkt der primären affektiven Reaktion Intensität des Primäraffekts Anpassungsphase Konstantes Niveau 0 Nachlassen der Nachreaktion Intensität der affektiven Nachreaktion _†100 Tiefpunkt der affektiven Nachreaktion An Aus Aus Zeit Standardmuster der affektiven Dynamic 12 © James E. Mazur, Lernen und Gedächtnis, Pearson Studium Verlag 2004. Abbildung 3.10: Laut der Opponent-Process-Theorie wird die emotionale Reaktion (oder die „manifeste affektive Reaktion“) einer Person durch das Zusammenwirken der zugrunde liegenden a- und b-Prozesse bestimmt. Der Zeitverlauf dieser Prozesse, wenn ein emotionsauslösender Stimulus die ersten Male auftritt, ist links dargestellt. Auf der rechten Seite sind die erwarteten Verläufe nach etlichen Wiederholungen desselben Reizes zu sehen. (Solomon & Corbit, 1974) Manifeste affektive Reaktion + + 13 © James E. Mazur, Lernen und Gedächtnis, Pearson Studium Verlag 2004. Opponent-Process Theorie der Habituation (Solomon & Corbit, 1974) • Erklärungsanspruch und empirische Belege – Reaktionen von Hunden auf Serien von Elektroschocks (Church et al., 1966) – Veränderung der emotionalen Reaktion von Fallschirmspringern (Epstein, 1967) – Toleranz und Entzugserscheinungen bei fortgesetztem Drogenkonsum (positive aReaktion) 14 Literatur Mazur, J. E. (20066). Lernen und Verhalten (Kap. 3.6.1, 3.6.3). München: Pearson Studium. Schwartz, B., Wasserman, E. A. & Robbins, S. J. (20025). Psychology of learning and behavior (Kap. 2).New York, Norton & Co. 15