Möglichkeiten der Energiegewinnung mit Hilfe des Piezo-Effekts ~ Eine Besondere Lernleistung (BLL) von Nico Lüdtke ~ Gymnasium im Paul-von-Denis-Schulzentrum Schifferstadt Neustückweg 12 67105 Schifferstadt Referenzfach: Physik Betreuender Lehrer: Hr. Heidinger Abgabedatum: 15.07.2014 ~1~ Inhalt 3 • 1. Der Piezo-Effekt ◦ 1.1 Definition 3 ◦ 1.2 Geschichte und Überblick über Anwendungen 3 ◦ 1.3 Eigenschaften piezoelektrischer Materialien 4 ◦ 1.4 Erklärung des Piezo-Effekts 5 ▪ 1.4.1 Der direkte longitudinale piezoelektrische Effekt 5 ▪ 1.4.2 Der direkte transversale piezoelektrische Effekt 6 ▪ 1.4.3 Der longitudinale und transversale reziproke piezoelektrische Effekt 6 ▪ 1.4.4 Weitere Piezo-Effekte 6 ◦ 1.5 Abhängigkeit von den Abmessungen des Kristalls 7 ◦ 1.6 Seignettesalzkristalle 9 ◦ 1.7 Piezoelektrische Keramiken 10 ◦ 1.8 PZT in Feuerzeugen 13 • 2. Nutzung als Generator 14 ◦ 2.1 Idee 14 ◦ 2.2 Aktuelle Einsatzgebiete 14 ◦ 2.3 Energie gewinnen oder stehlen? 15 ◦ 2.4 Versuche 15 ▪ 2.4.1 Der Schallwandler 15 ▪ 2.4.2 Verhalten bei Druckänderung 15 ▪ 2.4.3 Stapeln von Schallwandlern 18 ▪ 2.4.4 Messen der Energie 19 ▪ 2.4.5 Energiegewinnung am Fahrrad 20 ▪ 2.4.6 Schallwandler in Schuhen 24 24 ◦ 2.5 Fazit ~2~ 1. Der Piezo-Effekt 1.1 Definition 1,2 Bei bestimmten Kristallen tritt bei Einwirkung einer äußeren Kraft bzw. mechanischen Drucks auf den Kristall eine Ladungsverschiebung im Kristall (Polarisierung) auf. Dieses Phänomen wird als Piezo-Effekt bezeichnet. Neben dem soeben angedeuteten direkten piezoelektrischen Effekt besitzen diese Kristalle auch die Eigenschaft, sich bei Anlegen einer äußeren Spannung zu deformieren. Dieser reziproke beziehungsweise inverse piezoelektrische Effekt tritt bei den gleichen Kristallen wie der direkte piezoelektrische Effekt auf und kann als dessen Umkehrung betrachtet werden. Die Bezeichnung Piezo-Effekt leitet sich vom griechischen Verb piezein (πιέζει) ab, welches (zusammen-)drücken oder pressen bedeutet. 1.2 Geschichte und Überblick über Anwendungen 1,2,3,4 Bereits 1880 wurde der direkte piezoelektrische Effekt des Stoffes Turmalin von Jaques und Pierre Curie beschrieben. Kurze Zeit später entdeckten sie auch den reziproken piezoelektrischen Effekt und piezoelektrische Eigenschaften anderer Kristalle. Neben Turmalin gehören Quarz und Seignette- bzw. Rochellesalz zu den wichtigsten piezoelektrischen Kristallen. Aufgrund der Instabilität des Seignettesalzes wird in der Technik hauptsächlich Quarz verwendet, obwohl der Piezo-Effekt bei Seignettesalz deutlich stärker ist. α-Quarz fand zunächst Anwendung in Ultraschallwandlern und als Schwingquarze zur Frequenzstabilisierung, z.B. in Uhren. In den letzten Jahrzehnten, vor allem seit den 1960er Jahren, übernahmen piezoelektrische Keramiken menschlichen Ursprungs immer mehr die Funktionen, die zuvor von natürlichen Kristallen erfüllt worden waren. Da diese polykristallinen Keramiken größere elektrische Spannungen induzieren (direkter Piezo-Effekt) beziehungsweise größere Auslenkungen zeigen (inverser Piezo-Effekt) und deutlich besser bezüglich Form und Eigenschaften auf den Einsatzbereich abgestimmt produziert werden können, werden sie z.B. in Aktoren zur Präzisionspositionierung und als Abstands-, (Ultra-)Schall- oder Drucksensoren verwendet. Außerdem können piezoelektrische Keramiken relativ kostengünstig hergestellt werden. Deshalb finden vor allem Blei-Zirkonat-Titanate (PZT) breite Anwendung in Feuerzeug- und Grillanzündern oder in einfachen Lautsprechern. ~3~ 1.3 Eigenschaften piezoelektrischer Materialien 1,5,6 Um piezoelektrische Eigenschaften aufzuweisen, müssen Kristalle und Keramiken bestimmte Bedingungen erfüllen. So können nur Stoffe mit mindestens einer polaren Achse ladungsverschiebend auf mechanischen Druck reagieren. Polare Achsen sind Achsen, bei denen die beiden Enden nicht beliebig vertauschbar sind; „Eine 180°-Drehung um eine zur polaren Achse senkrechte Achse bringt den betreffenden Kristall nicht mit der Ausgangsstellung zur Deckung.“ 1 (Besitzt ein Stoff exakt eine polare Achse, so weist er zusätzlich auch pyroelektrische Eigenschaften auf, d.h. wird durch Temperaturänderung polarisiert.) Der Kristall bzw. die Elementarzelle des Kristalls darf also kein Symmetriezentrum besitzen, da die Existenz eines solchen Zentrums polare Achsen ausschließt. Außerdem dürfen sich die einzelnen Ladungsverschiebungen nicht durch unterschiedliche Richtungen der Ladungsverschiebung beziehungsweise Raumorientierungen der Struktureinheiten ausgleichen. Dieses Problem kann bei Kristallen durch Verzwillingung auftreten. Bei Keramiken sind die Domänen vor der Polung immer statistisch verteilt. Daher kann der Piezo-Effekt nur bei gepolten Keramiken gemessen und genutzt werden. (Der Polungsprozess wird später bei der Erklärung des Piezo-Effekts bei Keramiken beschrieben.) Piezoelektrische Kristalle und Keramiken sind immer nichtleitend, da ansonsten die entstehende Spannung sofort wieder ausgeglichen würde. Tiefquarz beziehungsweise α-Quarz, also reine Quarzkristalle bei einer Temperatur von weniger als 573° (bei einem Druck von 1 bar), erfüllen diese Anforderungen. In den folgenden Skizzen werden je zwei Sauerstoffionen, und damit vier negative Einheitsladungen, zu einem blauen Kreis zusammengefasst. Jedes vierfach positiv geladene Siliciumion wird durch einen roten Kreis dargestellt. Die blauen bzw. roten Ringe kennzeichnen jeweils die Ladungsschwerpunkte der negativen bzw. positiven Ladungen, die entscheidend für die Spannung sind. (Die Atome werden der Einfachheit halber als Ionen bezeichnet, obwohl die Si-OBindungen kovalente Anteile haben.) Si4+-Ion Positiver Ladungsschwerpunkt 2 O2--Ionen Negativer Ladungsschwerpunkt ~4~ Im Quarzkristall können Sechsecke aus je sechs Sauerstoffwerden. und drei Abbildung Silicium-Atomen 1 skizziert eine gefunden solche Strukturzelle. Die drei polaren Achsen X1, X2 und X3 sind durch durchgängige, die drei neutralen Achsen Y1, Y2 und Y3 durch gestrichelte Linien gekennzeichnet. Die optische Achse ragt senkrecht aus der Zeichenebene heraus. 1.4 Erklärung des Piezo-Effekts 1,5,6,7 Der Piezo-Effekt lässt sich am Beispiel der Abbildung 1.3.a Elementarzelle des Quarz erklären: 1.4.1 Der direkte longitudinale piezoelektrische Effekt Um im Folgenden die einzelnen Atome beschreiben zu können, wird die Benennung nach Abbildung 1 verwendet. O1,2 Wird eine äußere Kraft auf diese Strukturzelle in der in Abbildung 2 angedeuteten Richtung ausgeübt, so führt das zu einer Deformation: Das obere SiliciumAtom Si1 wird nach O3,4 unten, die unteren Sauerstoff-Atome O3,4 nach oben gedrückt. Abbildung 1.4.a Dadurch verschieben sich der positive und der negative Ladungsschwerpunkt und liegen nicht mehr an der gleichen Stelle. Es entsteht also eine Spannung, die in Abbildung 2 durch die rote bzw. blaue Farbe der Flächen angedeutet wird. Die Lagen der Ladungsschwerpunkte werden, wie durch die gestrichelten Linien angedeutet, durch die Schnittpunkte der Seitenhalbierenden in den gedachten Abbildung 1.4.b Dreiecken aus den positiven bzw. negativen Ladungen ermittelt. Diese Komprimierung in vertikaler Richtung geht einher mit einer horizontalen Dilatation. Eine Komprimierung entlang einer der anderen beiden polaren Achsen hätte natürlich die gleichen Folgen, da die Skizze um 120° gedreht wieder sich selbst abbildet. ~5~ Je stärker die Kraft auf den Kristall ist, desto stärker wird dieser deformiert, desto stärker werden die Ladungen im Kristall verschoben und desto größer ist demnach die erzeugte Spannung. Eine Dilatation in vertikaler Richtung kann als negative Kraft auf die Strukturzelle interpretiert werden, sorgt für eine Verschiebung der Atome in die jeweils entgegengesetzten Richtung und führt daher zu einer Spannung umgekehrten Vorzeichens. 1.4.2 Der direkte transversale piezoelektrische Effekt Wird auf den Quarz eine Kraft in der in Abbildung 3 skizzierten Richtung ausgeübt, dann wird der Quarz ähnlich einer Dilatation in vertikaler Richtung deformiert. Während die Atome rechts und links (O 1,2,O5,6,Si2,Si3) in die Mitte gedrückt werden, verschieben sich das obere Silicium-Ion Si1 und die unteren Sauerstoff-Ionen O3,4 nach außen. Das führt auch hier zu einer Verschiebung der Ladungsschwerpunkte und somit zu einer Spannung, deren Vorzeichen umgekehrt zu dem der Spannung beim vertikalen Abbildung 1.4.c Komprimieren ist. Auch beim transversalen piezoelektrischen Effekt steigt die Spannung mit zunehmender Kraft auf den Kristall an und eine Dilatation anstelle der Kompression ändert das Vorzeichen der Spannung. 1.4.3 Der longitudinale und transversale reziproke piezoelektrische Effekt Wie bereits in der Einleitung angedeutet, führt das Anlegen einer Spannung an einen Quarzkristall zu einer Deformation dieses Kristalls. Der longitudinale reziproke piezoelektrische Effekt beschreibt das Ausdehnen des Kristalls in Richtung einer polaren Achse bei Anlegen einer Spannung entlang einer nicht-polaren Achse. Der transversale reziproke piezoelektrische Effekt ist die Ausdehnung eines Kristalls in Richtung einer nicht-polaren Achse beim Anlegen einer Spannung entlang einer polaren Achse. 1.4.4 Weitere Piezo-Effekte Auch Deformationen anderer Art führen zu Spannungen. So reagieren piezoelektrische Kristalle z.B. auch auf Verdrillung ladungsverschiebend, piezoelektrische Schereffekte existieren ebenfalls. ~6~ 1.5 Abhängigkeit von den Abmessungen des Kristalls 2,6 Die erzeugte Ladungsmenge ist neben der Kraft auf den Kristall und dem Stoff des Kristalls auch abhängig von den Abmessungen des Kristalls. Dies soll im Folgenden am Beispiel des Tiefquarz erläutert werden: Für jeden piezoelektrischen Kristall geben sog. Piezoelektrische Ladungskoeffizienten d an, wie viel Ladung pro Kraft abgeschieden wird. Indizes geben an, in welche Richtung die Kraft und die erzeugte Spannung wirken. Der erste Index steht für die Richtung der mechanischen Kraft, der zweite für die Ladungsverschiebung. Sind beide Indizes gleich (11), so ist also der longitudinale Piezo-Effekt gemeint, sind beide verschieden (12), so wird die Ladung senkrecht zur Richtung der Kraft verschoben (transversaler Piezo-Effekt). Für Schereffekte gibt es noch weitere Indexkombinationen. d wird in der Einheit Coulomb pro Newton angegeben. Für Quarz gilt: d11=d12. Die Ladung Q ist proportional zur Kraft F auf den Kristall: Q~F. (experimentelle Bestätigung: 2.4.2) Die Auswirkungen von Höhe beziehungsweise Breite des Kristalls auf die Ladung hängen von der Art des Effekts ab: Beim longitudinalen Effekt sorgt eine größere Fläche bei gleich bleibendem Druck dafür, dass an mehr Stellen nebeneinander die gleiche Ladungsmenge, insgesamt also mehr Ladung an den Flächen bemerkbar wird. Gleichzeitig führt die größere Fläche allerdings auch für ein Aufteilen der Kraft und nach geringeren Druck. p= F A Da für einen die Fläche zugleich proportional zur Ladung pro Druck und antiproportional zum Druck ist, ist die Ladung unabhängig von ihr. Abbildung 1.5.a Auch die Dicke des Kristalls hat keinerlei Auswirkungen auf die erzeugte Ladung. Eine größere Dicke verringert zwar den Druck auf jede einzelne Strukturzelle nicht, vergrößert aber auch die Ladung pro Druck nicht. Für den longitudinalen Piezo-Effekt gilt also: Q=d 11⋅F . Abbildung 1.5.b ~7~ Beim transversalen Effekt sind Druck pro Kraft und Ladung pro Druck nicht von der selben Fläche abhängig: Je größer die Fläche A1, auf die die Kraft wirkt, desto stärker verteilt sich die Kraft, desto kleiner wird also der Druck. Es gilt also nach auch p∼ p= F A 1 1 . Da Q ~ p gilt also auch Q∼ . A1 A1 Je größer die Fläche A2, an der die Ladung auftritt, desto größer die Ladung Q bei gleichem Druck p: Q∼ A2 . Der Druck ist unabhängig von dieser Fläche. Abbildung 1.5.c Es fällt auf, dass die Breite b des Kristalls jeweils ein Faktor zur Abbildung 1.5.d Berechnung von A1 und A2 ist. Da Q proportional von A2 und antiproportional von A1 abhängt, spielt b keine Rolle für die Ladung. Für die Berechnung der Ladung sind also neben d 12 und F nur noch l und d von Bedeutung und ersetzen A2 beziehungsweise A1. Für den transversalen PiezoEffekt gilt also: A2 =b⋅l d A1 A1=b⋅d A3=d⋅l b X (polare Achse) l d y (neutrale Achse) (o pt . Ac hs e) l z Q=d 12⋅F Abbildung 1.5.e ~8~ 1.6 Seignettesalzkristalle 6,8,9,10 Seignettesalz oder auch Rochellesalz ist ein Salz der Weinsäure mit der chemischen Verhältnisformel KNaC4H4O6 · 2H2O. Seignettesalzkristalle weisen ein Ionengitter aus K +-Ionen, Na+-Ionen und C4H4O62--Ionen auf. Ein solcher Kristall kann durch eine Reaktion von Kaliumhydrogentartrat (Weinstein) und Natriumcarbonat (Waschsoda) erzeugt werden. Dazu wird zunächst Kaliumhydrogentartrat in Wasser gelöst und dann auf ca. 80 °C erhitzt. In die Lösung wird Natriumcarbonat gegeben. Dabei entsteht Kohlensäure. Wenn bei Zugabe von Natriumcarbonat keine Kohlensäure mehr entsteht, ist die Reaktion fertig. Die entstandene Flüssigkeit wird anschließend mehrere Tage bei Raumtemperatur gelagert. Dabei bilden sich Kristalle. Es handelt sich dabei um eine Säure-Base-Reaktion, bei der Kaliumhydrogentartrat Protonen an Natriumcarbonat abgibt: Abbildung 1.6.a ~9~ Die so erhaltenen Kristalle weisen piezoelektrische Eigenschaften auf. Diese können mit einem Oszilloskop nachgewiesen werden. Werden zwei Elektroden am Kristall angebracht, können bei Schlägen auf den Kristall Spannungen nachgewiesen werden. Die hergestellten Kristalle sind jedoch keine perfekten Einkristalle, weshalb es im Kristall Teile mit unterschiedlicher Polarisation gibt. Damit löschen sich die piezoelektrischen Effekte teilweise wieder aus. Eine quantitative Messung mit diesen Kristallen wird außerdem durch die Instabilität und begrenzte Größe der Kristalle erschwert. 1.7 Piezoelektrische Keramiken 2,3,4,11 Das für einfache Anwendungen wichtigste piezoelektrische Keramikmaterial ist Bleizirkonattitanat, kurz PZT. Die Verhältnisformel des PZT lautet Pb(Zr xT(1-x))O3, wobei x für Werte zwischen 0 und 1 steht: 0≤x≤1. Oberhalb der Curietemperatur von je nach Titananteil, also je nach x in der Verhältnisformel, zwischen 230 und 500 °C besitzen die Elementarzellen der einzelnen PZT-Kristalle eine kubische Form, wobei die Pb2+-Ionen die Ecken bilden, die O2--Ionen kubisch-flächenzentriert und die Zr4+bzw. Ti4+-Ionen kubisch-raumzentriert angeordnet sind. Oberhalb der Curietemperatur weist PZT also keine piezoelektrischen Eigenschaften auf: Pb2+ O2Zr4+ bzw. Ti4+ Abbildung 1.7.a Unterhalb der Curietemperatue jedoch tritt eine spontane Polarisation auf. Die Zr 4+- bzw. Ti4+-Ionen befinden sich nicht mehr exakt im Zentrum der Elementarzelle, sodass diese Dipolcharakter annimmt. Unterhalb der Curietemperatur besitzt PZT polare Achsen und zeigt Piezo-Effekte. Diese Kristallstruktur des Verhältnisses ABO3 wird nach dem Stoff Perowskit (CaTiO3) als PerowskitKristallstruktur bezeichnet. ~ 10 ~ Dass die Verhältnisformel Pb(ZrxT(1-x))O3 ist, obwohl in einer Elementarzelle acht Pb 2+-Ionen, sechs O2--Ionen und ein Zr4+- bzw. Ti4+-Ion enthalten sind, liegt an der Verknüpfung der Elementarzellen zu einem Kristall: Da die Pb2+-Ionen die Elementarzellen über Ecken verknüpfen, gehört jedes Pb 2+-Ion gleichzeitig zu acht Elementarzellen. Sauerstoffionen dagegen verbinden immer nur zwei Elementarzellen, während Zirkonium- bzw. Titaniumionen immer nur einer Elementarzelle angehören. 1 5 2 6 3 7 4 8 1 2 Abbildung 1.7.b Um auf die Verhältnisformel zu kommen, teilt man daher die Anzahl eines Atoms pro Elementarzelle durch die Anzahl Elementarzellen, denen es angehört: 8 1 6 n Pb= =1 ; n Zr +nTi= =1 ; n O= =3 8 1 2 Die Dipole bilden Bereiche mit einheitlicher Ausrichtung, sogenannte Domänen. Innerhalb dieser Domänen ist der Stoff also in eine Richtung polarisiert, d.h. alle Zr 4+- bzw. Ti4+Ionen sind in die gleiche Richtung aus den Zentren der Elementarzellen verschoben. Die verschiedenen Domänen weisen jedoch unterschiedliche Polarisationsrichtungen auf. Da die Domänen sehr klein sind , sind bereits in kleinen Keramikstücken sehr viele Domänen enthalten. Da zunächst jede Domäne zufällig polarisiert ist und sehr viele Domänen existieren, gilt das „Gesetz der großen Zahlen“ aus der Mathematik: Die Domänen innerhalb der polykristallinen Keramik sind statistisch verteilt, sodass die Keramik makroskopisch betrachtet kein Dipol ist. Wie bereits im Kapitel „Eigenschaften piezoelektrischer Materialien“ beschrieben, heben sich die Piezo-Effekte der einzelnen Domänen bzw. Kristallite gegenseitig auf, sodass kein mess- bzw. nutzbarer PiezoEffekt existiert. ~ 11 ~ Piezoelektrische Keramiken werden daher gepolt. Dazu werden sie in ein starkes elektrisches Feld gebracht. Dabei vergrößern sich die Domänen mit Polarisation in gleicher oder ähnlicher Richtung wie das Feld, anders polarisierte Domänen werden verdrängt, bis zur Sättigungspolarisation P S. Wird das Feld wieder entfernt, bleibt ein Teil der Polarisation erhalten (Remanenz P R). Wird anschließend ein elektrisches Feld in entgegengesetzter Richtung und dann wieder ein Feld in der Richtung des ersten Feldes angelegt, ergibt sich eine typische Hysteresekurve (skizzenhafte Darstellung ohne Messwerte): Abbildung 1.7.c Modellhafte Vorstellung der Polung (Pfeile deuten die Polarisation der Domänen an): Vor der Polung Sättigungspolarisation PS Remanente Polarisation PR Abbildung 1.7.d ~ 12 ~ 1.8 PZT in Feuerzeugen 6,16,17 In Feuerzeugen sorgen oft PZT-Elemente für einen Funken, der das Gas dann entzündet. Dabei wird beim Drücken eine Feder gespannt, die dann einen kleinen Hammer mit hoher Geschwindigkeit auf das piezoelektrische Bauteil drückt. Durch die kurzzeitig hohe Kraft entsteht eine sehr große Spannung, die für einen kleinen Blitz ausreicht. Mit dem Drücken der Betätigungstaste wird gleichzeitig auch das Ventil am Tank geöffnet, sodass Gas ausströmt, welches durch den Blitz entzündet wird: Abbildung 1.8.a Betätigungstaste, Hammer und Piezoelement können aus solchen Feuerzeugen ausgebaut werden. Mit diesen Teilen lassen sich sichtbare Blitze erzeugen. Das Ende des Kabels wird in sehr kleiner Distanz zu einer Erdung gehalten und die Taste betätigt. Ein solcher Entladungsfunke überwindet eine Strecke von 3 bis 4 mm, die Spannung beträgt also kurzzeitig ungefähr 10000 V. ~ 13 ~ 2. Nutzung als Generator 2.1 Idee Obwohl es naheliegend klingt, einen Effekt, der mechanische in elektrische Energie umwandelt, zum Generieren elektrischen Stroms zu nutzen, wird der Piezo-Effekt derzeit kaum zur Stromgewinnung eingesetzt. In Zeiten des Klimawandels und des Ablehnens von Atomkraftwerken wird aktuell in Deutschland im Rahmen der angestrebten Energiewende nach neuen Quellen erneuerbarer Energie gesucht. In vielen Bereichen des Alltags könnte durch Ausnutzen ansonsten in Reibungswärme beziehungsweise Verformungsenergie umgewandelter und damit verpuffender Energie elektrische Energie generiert werden. Generatoren sind per Definition Maschinen, die mechanische in elektrische Energie umwandeln. Dieses Nutzen von in der Regel geringen Mengen Energie aus der Umgebung wird als Energy Harvesting bezeichnet. Dass der direkte Piezo-Effekt derzeit fast ausschließlich für Sensorik genutzt wird, liegt an der Ineffizienz beziehungsweise dem relativ geringen Wirkungsgrad. Dennoch wird aktuell an den Möglichkeiten der Nutzung des piezoelektrischen Effekts zur Energiegewinnung geforscht und in seltenen Fällen werden Piezokeramiken sogar schon als Generatoren genutzt: 2.2 Aktuelle Einsatzgebiete 12,13,14,15 Wenn überhaupt piezoelektrische Bauteile als Generator genutzt werden, dann meist in kleinem Maßstab. So hat die Firma „EnOcean“ einen Schalter entwickelt, in dem ein Piezo-Generator in die Taste integriert ist. Die durch den Tastendruck erzeugte elektrische Energie wird dabei zum Aussenden von Funksignalen genutzt. Solche energieautarken Schalter, in denen Piezo-Elemente gleichzeitig als Sensor und Generator genutzt werden, kommen ohne Batterien aus und sind somit weniger wartungsaufwändig. Das israelische Unternehmen „Innowattech“ hingegen nutzt bereits heutzutage den Piezo-Effekt, indem es speziell dafür entwickelte Piezoelemente in Autobahnen wenige Zentimeter unter der Asphaltoberfläche beziehungsweise in Schienen für Züge, sowie Untergrund- und Straßenbahnen einbaut, um damit elektrische Energie zu generieren und gleichzeitig falls erwünscht Daten über die Nutzung der Straßen wie zum Beispiel über Anzahl und Geschwindigkeit der Autos zu sammeln. Nach Angaben der Online-Fachzeitschrift Green Prophet können so auf stark befahrenen Autobahnen ca. 500 kW pro Kilometer erzeugt werden. Ein so großflächiger Einsatz ist jedoch aktuell die Ausnahme. ~ 14 ~ 2.3 Energie gewinnen oder stehlen? 2,15 Spontan kommen oft Zweifel auf, ob solche Autobahnen tatsächlich Energie gewinnen und nicht als „Schmarotzer“ den Verbrauch der Fahrzeuge erhöhen und somit weniger umweltfreundlich sind. Innowattech jedoch erklärt, dass die Energie ausschließlich die ansonsten ungenutzte Wärme, die bei der Verformung entsteht, verringert werde. Da der Young's Modulus, ein Maß für die F ) A P Y= = , größer als der von Asphalt und die Δl Δl ( ) ( ) l l ( Verformbarkeit mit der Formel Verformbarkeit damit kleiner als die von Asphalt seien, sinke die vertikale Gesamtverformung der Straße und die Fahrzeuge müssten nicht mehr Energie aufwenden. 2.4 Versuche 2.4.1 Der Schallwandler Ziel der folgenden Versuche ist es, Anwendungsmöglichkeiten aufzuzeigen, um mit möglichst einfachen, kostengünstigen Mitteln möglichst viel elektrische Energie ohne Aufwandssteigerung aus alltäglichen Situationen mit Hilfe des Piezo-Effekts zu gewinnen. Aufgrund der geringen Anschaffungskosten werden für alle folgenden Experimente PiezoSchallwandler benutzt. Diese bestehen aus einer runden Metallscheibe, auf der eine dünne (senkrecht zur Ebene der Metallscheibe gepolte) Piezokeramikschicht aufgebracht ist. Normalerweise werden Schallwandler als einfache Lautsprecher genutzt, da die Piezokeramik bei Anlegen einer Spannung sich und die Metallscheibe verformt (inverser piezoelektrischer Effekt). Bei Anlegen einer Wechselspannung schwingt der Schallwandler also in der Frequenz der Spannung. Wie bei allen Piezokeramiken existiert aber auch hier ein direkter piezoelektrischer Effekt. 2.4.2 Verhalten bei Druckänderung Zunächst wird getestet, wie sich solche Schallwandler verhalten, wenn sie mechanischem Druck ausgesetzt werden. Dabei soll experimentell bestätigt werden, dass U~F und damit nach Q=c⋅U auch wie in 1.5 behauptet Q~F gelten. Dazu wird der Druck auf einen zuvor entladenen Schallwandler durch Aufbringen einer bestimmten Masse auf den Schallwandler erhöht. Dann wird die erzeugte Spannung gemessen. Dieser Versuch wird mit verschiedenen Massen wiederholt. ~ 15 ~ Abbidung 2.4.a Der Versuch wird also nach den folgenden Schritten durchgeführt: • Der Versuch wird wie in der Skizze beschrieben, aber vorerst ohne Massestücke, aufgebaut. • Der Schallwandler wird kurzgeschlossen und damit entladen. • Der Schalter ist offen bzw. die Verbindung getrennt. • Ein Massestück wird auf das Holzgestell gestellt. • Der Schalter wird wieder geschlossen bzw. die Verbindung wieder hergestellt. • Die Spannung wird am Voltmeter bzw. Oszilloskop abgelesen. • Das Massestück wird wieder entfernt und die Schritte 2 bis 6 werden mehrfach mit verschiedenen Massen wiederholt. ~ 16 ~ Es ergeben sich dabei folgende Werte: U 2,5 5 10 14 17 22 24 26 31 [V] m 50 100 200 300 400 500 600 700 1000 [g] Eine Proportionalität zwischen Masse und Spannung ist deutlich erkennbar. Diese gilt jedoch nur bis zu einer Masse von ca. 300 g, danach nimmt die Steigung der Spannung immer weiter ab und die Energieumwandlung ist weniger effizient. Abbildung 2.4.b Für Anwendungen, bei denen große Kräfte und Drücke auf den Piezo-Generator wirken, sind Schallwandler also eher ungeeignet. Da die Kraft durch F =9,81 N /kg⋅m definiert und somit proportional zur Masse m ist, ist auch die Kraft proportional zur Spannung. Die Fläche ist während der gesamten Versuchsreihe gleich, sodass der Druck hier auch proportional zur Spannung ist. Abbildung 2.4.c ~ 17 ~ 2.4.3 Stapeln von Schallwandlern Der Piezo-Generator verformt sich dabei nur wenig, fast die komplette Kraft wirkt weiter auf die Tischplatte. Um mehr elektrische Energie zu generieren, können daher mehrere Piezo-Generatoren gestapelt werden. Werden zwei gestapelte Schallwandler elektrisch in Reihe geschaltet, addieren sich die Spannungen der beiden Generatoren. Wird der selbe Aufbau wie in 4.2.2 verwendet, werden folgende Werte gemessen: U 5 9 20 27 39 45 [V] m 50 100 200 300 400 500 [g] Wie erwartet, werden etwa doppelt so hohe Spannungen gemessen. Dass weniger Effizienzverlust erkennbar ist, liegt lediglich daran, dass nur Massen bis 500g verwendet wurden. Abbildung 2.4.d Abbildung 2.4.e Abbildung 2.4.f ~ 18 ~ 2.4.4 Messen der Energie Um die Energie beim Hinzufügen eines 200g-Stücks zum in 2.4.2 geschilderten Versuch zu messen, wird der Spannungsverlauf beim Entladen über einen Widerstand R=1kΩ des Schallwandlers mit Hilfe eines Speicheroszilloskops gesichert und betrachtet: Abbildung 2.4.g Bleiben Strom und Spannung konstant, dann ist die Energie W el =U⋅I⋅t . Da sich Stromstärke I und Spannung U jedoch während des betrachteten Zeitintervalls deutlich 0,023 ändern, muss das Integral über die Zeit gebildet werden: W el = ∫ U ( t)⋅I ( t)⋅dt . t =0 Zu jedem Zeitpunkt gilt I ( t)= U (t) . R 0,023 In die Formel eingesetzt beträgt die Energie also W el = ∫ t =0 U (t ) 2 ⋅dt . R Die Spannungen wurden in den Zeitintervallen dt=0,001s gemessen. 2 2 2 2 Daraus ergibt sich: W el =U (0) ⋅U (0,001) ⋅U (0,002) ⋅...⋅U (0,023) ⋅ dt R 2 2 2 2 0,001 s W el =U (0) ⋅U (0,001) ⋅U (0,002) ⋅...⋅U (0,023) ⋅ 1kΩ Setzt man die Werte für U(t) ein, so erhält man das Ergebnis W el ≈0,00023 Js Die Energie entspricht also der durch den Widerstand R geteilten Fläche unter dem Quadrat der Spannung. Abbildung 2.4.h ~ 19 ~ 2.4.5 Energiegewinnung am Fahrrad Ziel des folgenden Versuchs ist es, beim Radfahren Kondensatoren zu laden. Wie bei der in 2.2 beschriebenen Anwendung in Autobahnen sollen Druck und Vibration beim Fahren genutzt werden. Hier werden die Piezo-Generatoren jedoch am Reifen und nicht in der Fahrbahn angebracht. Das hat den Vorteil, dass beim Fahren immer wieder der selbe Schallwandler den Boden berührt und elektrische Energie generiert, während man ansonsten immer wieder über die gleiche Stelle fahren oder eine große Fläche mit Schallwandlern ausstatten müsste. Die Kondensatoren, die über verschiedene Diodenschaltungen geladen werden, sind über einen Klebebandstreifen an den Speichen befestigt. Die Kabel werden durch ein Loch in der Felge innen geleitet, um eine Behinderung beim Drehen durch die Bremsen zu vermeiden: Federgabel Bremse Schallwandler Kabel Schaltung (Kondensator, Dioden) Reifen Felge Speiche Abbildung 2.4.i Mit diesem Aufbau sollen Kondensatoren geladen werden. Dabei werden verschiedene Schaltungen verwendet und die Kapazität des Kondensators, sowie die Kraft auf den Reifen werden variiert. ~ 20 ~ Verschiedene Schaltungen: Die Abbildungen 2.4.f bis 2.4.i zeigen die an einem Kondensator mit der Kapazität c=220μF erzeugte Spannung und Energie beim Fahren des Fahrrads relativ zur gefahrenen Strecke. Bei allen drei verwendeten Schaltungen steigt die Kondensatorenergie Abbildung 2.4.j linear zur Anzahl der Radumdrehungen an. Da diese Energie mit der Formel 1 E= c⋅U 2 , 2 beschreibt der Graph berechnet der wird, Spannung des Kondensators also eine Wurzelfunktion. In Abbildung 2.4.f wurde eine Schaltung mit zwei Dioden verwendet, die der in Abbildung 2.4.e Abbildung 2.4.k unten links dargestellten Schaltung entspricht. Diese verhindert lediglich das Entladen des Kondensators. Nachdem der Schallwandler jedoch bei der ersten Belastung seine Spannung größtenteils an den Kondensator abgegeben hat, lädt er sich bei der folgenden Drucksenkung umgekehrt auf. Die nächste Druckerhöhung, Abbildung 2.4.l wenn der Schallwandler wieder auf den Boden gedrückt wird, reicht dann nur aus, um die umgekehrte Ladung wieder abzubauen, nicht, um den Kondensator weiter zu laden. lässt Damit sich geringe die erzeugte Spannung Abbildung 2.4.m begründen. ~ 21 ~ Dass der Kondensator überhaupt geladen wird, könnte an der Ungleichheit der Belastungen oder Entladung des Schallwandlers liegen. Die den in Abbildung 2.4.g dargestellten Werten zugrunde liegende Schaltung besteht aus drei Dioden und ist in 2.4.e oben rechts gezeigt. Die dritte Diode erlaubt eine Entladung des Schallwandlers und verhindert damit das umgekehrte Aufladen. Damit ist der Generator jeweils vor der Belastung ungeladen und die Belastung wird komplett zum Spannungsaufbau genutzt. Die effektivste getestete Schaltung ist der Brückengleichrichter, bei dem zusätzlich zu den beiden immer verwendeten Dioden weitere zwei Dioden über Kreuz zum jeweiligen Pol des Kondensators führen. Somit wird beim Entlasten nicht nur der Schallwandler entladen, sondern auch diese Druckänderung zum Laden des Kondensators genutzt. Bei sehr großen Spannungen am Kondensator steigt die Energiezunahme etwas langsamer an. Das kann neben den Kondensatoreigenschaften auch als Grund haben, dass der Kondensator immer nur dann geladen wird, wenn U Kondensator <U Schallwandler , was bei höheren Spannungen am Kondensator nur in kleineren Zeitabschnitten der Fall ist. Dieses langsamere Ansteigen fällt vor allem in Abbildung 2.4.h auf. Verschiedene Kräfte auf den Reifen: Abbildung 2.4.n Wie schon im Versuch 2.4.2 angedeutet, sind die verwendeten Schallwandler bei großen Drücken sehr ineffizient. Daher sind beim Fahren, bei dem ca. 300 N auf den Piezo-Generator wirken, die erzeugten Spannungen am Kondensator nur insignifikant größer als beim Schieben, bei dem lediglich 60 N bzw. 120 N auf den Reifen wirken. Hier ist also noch sehr viel Potential, mit geeigneteren Piezo-Generatoren deutlich effizienter mehr Energie zu generieren. ~ 22 ~ Verschiedene Kondensatoren: Auch die Kapazität des verwendeten Kondensators hat einen großen Einfluss darauf, wie viel Energie mit dem gleichen Aufwand gespeichert wird. Abbildung 2.4.k Energieverlauf beim zeigt Spannungs- Radfahren mit und einem Brückengleichrichter und einem Kondensator der Kapazität c=470μF und entspricht daher Abbildung 2.4.o abgesehen von der Kapazität des Kondensators genau dem in 2.4.h dargestellten Versuch. Wie in Abbildung 2.4.l dargestellt, kann der Kondensator mit der etwas mehr als doppelt so großen Kapazität nur ungefähr ein Sechzigstel der Energie speichern, die am anderen Kondensator gemessen wurde. Ein weiterer Abbildung 2.4.p Versuch mit einem Goldcap-Kondensator mit einer Kapazität von 0,2 F bestätigt ebenfalls die These: Je größer die Kapazität des verwendeten Kondensators, desto mehr Energie geht beim Speichern verloren. Das liegt an der kleinen Kapazität des Schallwandlers: Entlädt sich ein Kondensator auf einen anderen, dann sinkt die Spannung linear zur Erhöhung der Kapazität. Die elektrische Energie ist aber proportional zum Quadrat der Spannung. Bei einem deutlichen Unterschied der Kapazitäten geht also viel Energie verloren. Dieses Problem kann durch Erhöhen der Kapazität des Generators abgeschwächt werden. Besteht dieser aus vielen sehr dünnen Schichten, ist seine Kapazität deutlich größer, die Differenz der Kapazitäten daher kleiner und damit auch der Energieverlust verringert. Auch hier befindet sich also noch großes Verbesserungspotential zwischen der Versuchsreihe und einer möglichen technischen Anwendung. Mögliche Messfehler und -ungenauigkeiten: Die Kräfte auf die Schallwandler sind so groß, dass durch starkes Verbiegen des Schallwandlers die Piezokeramikschicht aufreißt und die Effizienz nachlässt. Die Schallwandler wurden zwar oft ausgetauscht, neue Piezo-Generatoren erzeugen dennoch jeweils etwas höhere Werte. ~ 23 ~ 2.4.6 Schallwandler in Schuhen Schuhe sind ein weiteres Beispiel für Gegenstände, in denen sich mechanischer Druck alltäglich sehr oft ändert. Damit sind auch Schuhe potentiell für Energy Harvesting mittels piezoelektrischem Effekt geeignet. Ein Schallwandler wird zentral in die Schuhsohle zwischen Einlage und Sohle eingebaut und über Kabel und einen Brückengleichrichter mit einem GoldcapKondensator der Kapazität 0,2 F verbunden, wobei Dioden und Kondensator auf dem Schuh befestigt sind. Ähnlich der Anwendung am Fahrradreifen steigen und sinken bei jedem Schritt die Kraft und der Druck auf die Schuhsohle und Abbildung 2.4.q somit auf den Piezo-Generator. An einem normalen Tag mit durchschnittlicher Bewegung können so trotz der gleichen Verluste wie am Fahrrad rund 1,5 mJ erzeugt werden. 2.5 Fazit Auf den ersten Blick legen die sehr kleinen gemessenen Energiemengen einen großflächigeren Einsatz in der Technik nicht nahe. Allerdings existiert noch enormes Verbesserungspotential. Die verwendeten Schallwandler sind bei großen Kräften extrem ineffizient, beim Laden des Kondensators geht durch die Differenz der Kapazitäten viel Energie verloren und sowie im Schuh als auch am Reifen wurde ein einzelner Piezo-Generator betrachtet, obwohl die nutzbaren Flächen, auf denen Druckänderungen stattfinden, deutlich größer sind. Außerdem zeigen die Versuche, dass die Energie nach dem Prinzip des Energy Harvesting ohne jegliche Aufwandssteigerung gewonnen werden kann. Für Anwendungen, bei denen kleine elektrische Energiemengen benötigt werden, ist ein Einsatz von Piezo-Generatoren also durchaus denkbar. Solche Anwendungen könnten das Aufladen von kleinen Akkus oder der energieautarke Betrieb kleiner elektrischer Geräte sein. Großflächige Einsätze können durch die Versuche nicht begründet werden, scheinen aber, wie das israelische Unternehmen Innowattech zeigt, auch möglich. ~ 24 ~ Quellen 1 Bergmann, Ludwig: Lehrbuch der Experimentalphysik / Bergmann-Schaefer. - Berlin ; New York : de Gruyter NE: Schaefer, Clemens: Bd. 2. Elektrizität und Magnetismus / von Heinrich Gobrecht. Unter Mitarb. Von Jens H. Gobrecht u. Klaus H. Gobrecht. 7. Aufl., neubearb. u. Erw. - 1987. ISBN 3-11-010261-7 NE: Gobrecht, Heinrich [Bearb.] 2 APC International, Ltd. (Hrsg.): Piezoelectric Ceramics. Principles and Applications. Second Edition. 3 http://www.piezo.de/pdf/PIC_Piezoelektrische_Materialien_c.pdf, 5.7.2014, 13:00 4 http://www.keramverband.de/keramik/pdf/05/sem05_04.pdf, 5.7.2014, 13:00 5 http://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/umat/piezo/piezo_effekt.htm, 5.7.2014, 13:00 6 http://www.piezoeffekt.de. 5.7.2014, 13:00 7 http://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Elementarzelle, 5.7.2014. 13:00 8 http://de.wikipedia.org/wiki/Seignettesalz, 5.7.2014, 13:00 9 http://www.youtube.com/watch?v=E1Ct3VUWvhQ, 5.7.2014, 13:00 10 http://www.youtube.com/watch?v=R9m79oWdOZI, 5.7.2014, 13:00 11 http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/ FUDISS_derivate_000000001533/05_kapitel_5.pdf?hosts, 5.7.2014, 13:00 12 http://www.greenprophet.com/2008/12/israel-innowattech-electricity/, 5.7.2014, 13:00 13 http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/5383, 5.7.2014, 13:00 14 http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=3&ved=0CdwQFjAC &url=http%3A%2F%2Fwww.enocean.com%2Ffileadmin%2Fredaktion%2Fpd%2Fperpetu um%2Fperpetuum_01_de.pdf&ei=U4SMU9O9BKSp4gTai4DwCA&usg=AFQjCNFnwIA ns34PqmXVKQ27KHspUMgfAA&bvm=bv.67720277,d.bGQ, 5.7.2014, 13:00 15 http://innowattech.co.il, 5.7.2014, 13:00 16 http://www.helpster.de/elektrofeuerzeug-funktion_171346, 5.7.2014, 13:00 17 http://de.wikipedia.org/wiki/Funke_%28Entladung%29, 5.7.14, 13:00 ~ 25 ~