Multizentrische Phase II Studie zur Prüfung der

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Patienten > 59 Jahre
Patienteninformation zur Behandlung im Rahmen der Therapiestudie:
Multizentrische Phase II Studie zur Prüfung der Wirksamkeit
und Toxizität einer alleinigen Polychemotherapie bei
immunkompetenten Patienten mit primärem ZNS Lymphom
Prüfzentrum: Neurologische Universitätsklinik
Knappschaftskrankenhaus
In der Schornau 23 - 25
44892 Bochum-Langendreer
Tel. 0234 / 299-3701
Name, Vorname des Patienten:
Geburtsdatum:
Ggf. gesetzlicher Betreuer:
Aufklärender Arzt:
Sehr geehrter, lieber Patient,
bei Ihnen wurde die Diagnose eines primär zerebralen Lymphoms gestellt. Dabei handelt es sich um
einen Tumor der Lymphzellen, der bei Ihnen ausschließlich das Gehirn betrifft. Im Rahmen einer
umfassenden Diagnostik wurde/wird bei Ihnen festgestellt, dass in keiner anderen Körperregion bzw.
in keinem anderen Organ ein solcher Tumor sitzt. Bei primär zerebralen Lymphomen ist eine
Operation
zur
Entfernung
des
Tumors
nicht
sinnvoll.
Zur
Verfügung
stehen
als
Behandlungsmöglichkeiten grundsätzlich eine Strahlentherapie, eine Chemotherapie und eine
Kombination beider Therapieverfahren. Der Verlauf der Erkrankung variiert von Patient zu Patient
beträchtlich. Häufig ist eine Heilung jedoch nicht möglich. Das Risiko einer Strahlenspätfolge mit
Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit liegt für Patienten über 60 über 20%; bei dem
kombinierten Einsatz von Chemotherapie und Strahlentherapie möglicherweise sogar über 50%. Nach
den bislang vorliegenden Untersuchungsergebnissen und nach unseren eigenen Erfahrungen sind
diese Spätfolgen bei Anwendung einer Chemotherapie alleine deutlich seltener.
Aus diesem Grund wurden zunächst in der Neurologischen und in der Medizinischen
Universitätsklinik Bonn seit August 1995 Patienten mit einer ausschließlichen Chemotherapie
behandelt. Bei mehr als 80 Patienten wurde diese Therapie bislang in Deutschland an verschiedenen
Zentren durchgeführt. Bei ca. 70% der Patienten konnte mit dieser Therapie der Tumor zum
Verschwinden gebracht werden, bei ca. 30 bis 40% wahrscheinlich auf Dauer. Bereits zum jetzigen
Zeitpunkt sind die Therapieerfolge mit dieser Chemotherapie weit besser als mit der alleinigen
Strahlentherapie. Wir bieten Ihnen ein solches Chemotherapie-Schema an, bei dem die Gabe von
Medikamenten (Zytostatika) über die Vene kombiniert wird mit der Gabe von Zytostatika in die
Hirnkammern über eine sogenannte Lumbalpunktion.
Ziel der vorliegenden Behandlung ist es nun, durch eine Veränderung der ChemotherapieZusammensetzung die Behandlungserfolge weiter zu verbessern und die Therapie gleichzeitig
verträglicher zu machen. Es handelt sich dabei um eine offene, sogenannte Phase II Studie. Das
bedeutet, alle Patienten einer Altersgruppe erhalten die gleiche Therapie, es gibt also keine
„Kontrollgruppe“, die mit einer anderen Therapie „zum Vergleich“ behandelt wird. Eine Besonderheit
der vorliegenden Studie besteht darin, dass Patienten ab dem 60. Lebensjahr eine etwas andere
Therapie erhalten als Patienten unter 60, weil die Lymphome des älteren Menschen sich etwas anders
verhalten als die des jüngeren Menschen.
Erläuterung zur Therapie und den Nebenwirkungen
Die Therapie umfasst sechs Zyklen von jeweils etwa einer Woche Dauer. Zwischen den Zyklen
liegen zwei bis drei Wochen, in denen nicht behandelt wird. Die Nebenwirkungen der Therapie
machen
jedoch
auch
in
diesen
behandlungsfreien
Zeiten
häufig
einen befristeten
Krankenhausaufenthalt erforderlich. Es handelt sich dabei um eine sogenannte HochdosisChemotherapie, bei der unweigerliche Nebenwirkungen durch begleitende Vorsichtsmaßnahmen
abgefangen oder zumindest gemildert werden. Bei den eingesetzten Substanzen handelt es sich
im einzelnen um Methotrexat, Ifosfamid, Procarbazin, Vincristin, Vindesin, Cytosin-Arabinosid,
Dexamethason und Prednisolon. Selbstverständlich werden diese Substanzen nicht in allen
Zyklen gegeben. Sie sollen jedoch Gelegenheit haben, sich über Wirkungsweise und
Nebenwirkungsprofil der einzelnen Medikamente zu informieren. Die intravenöse Therapie wird
verabreicht über einen zentralen Venenkatheter, über den während der hochdosierten
Methotrexat-Gabe dem Körper eine hohe Flüssigkeitsmenge zugeführt wird, um die
Konzentration des über die Nieren ausgeschiedenen Medikamentes in einem ungefährlichen
Bereich zu halten. Da die Nierenausscheidung sehr hoch ist und zweistündliche Urinkontrollen
vonnöten sein werden, werden Sie über einen kurzen Zeitraum mit einem Blasenkatheter
versorgt. Die Nebenwirkungen der Medikamente, insbesondere auch Blutbildveränderungen,
werden durch spezifische Antagonisten (Gegenspieler) der Zytostatika gemildert und durch die
Gabe von Neupogen oder Neulasta (Granulozyten-Kolonie-stimulierendem Faktor) zum Teil
aufgefangen. Diese Neupogen/Neulasta-Gabe erfolgt nach Verabreichung des Zytostatikums als
subkutane Spritze in die Bauchdecke oder in den Oberschenkel und gewährleistet eine schnellere
Erholung des Knochenmarks von der Chemotherapie.
Eine Besonderheit bei der Therapie der primären zerebralen Lymphome ist die Gabe eines
Zytostatikums (Cytosinarabinosid) in den Liquorraum (Nervenwasser). Diese Gabe wird über
eine Liquorpunktion mit einer dafür eigens vorgesehenen Nadel durchgeführt. Diese
Therapieform wird in unserer Klinik und in anderen Zentren oft durchgeführt. Die Gabe ist
möglicherweise sinnvoll, weil Lymphome die Eigenschaft haben, an der Wandauskleidung der
Hirnkammern und an den Hirnhäuten entlang unter Umständen rasenförmig zu wachsen. Durch
die Gabe eines Zytostatikums in den Liquorraum soll eine solche Tumorausdehnung verhindert
bzw. bekämpft werden. Da eine solche „intrathekale“ Therapie, also das Einbringen von
Medikamenten in den Liquorraum durch eine Lumbalpunktion zwar aus theoretischer Sicht
sinnvoll ist, ihre Wirksamkeit auf der anderen Seite aber durch klinische Erfahrungen bisher
nicht bewiesen werden kann, soll die Anwendung dieser Therapie im Rahmen dieser klinischen
Prüfung untersucht werden. Das Ansprechen des Tumors auf die Therapie wird durch
regelmäßige Kontrollen im Rahmen klinischer Untersuchungen sowie laborchemischer und
zytologischer Untersuchungen des im Rahmen der zur Gabe des Medikaments durchgeführten
Liquorpunktion gewonnenen Nervenwassers durch Ihren betreuenden Arzt und durch
kernspintomographische Kontrolluntersuchungen des Gehirns beurteilt.
Wie Sie wahrscheinlich wissen, greifen die Zytostatika leider auch alle gesunden, schnell
wachsenden Zellen im Organismus an. Kurzzeitige Nebenwirkungen neben Übelkeit, Erbrechen,
Fieber und Kopfschmerzen können daher vorübergehender Haarausfall, Entzündungen der
Mundschleimhaut
und
Blutbildveränderungen
Darmschleimhaut
können
weiße
sowie
Blutbildveränderungen
Blutkörperchen,
Blutplättchen
sein.
Die
(sogenannte
Thrombozyten) und rote Blutzellen betreffen. Das Absinken der weißen Blutzellen bringt eine
erhöhte Infektanfälligkeit mit sich. Im Rahmen der bisherigen Therapien sind bei 9% der
Patienten Todesfälle aufgetreten, die meisten in unmittelbarem Zusammenhang mit dieser
Infektanfälligkeit. Das Absinken der Thrombozyten hat eine erhöhte Blutungsgefahr zur Folge.
Bei Fieber sind Antibiotika-Gaben erforderlich. Ein kritischer Abfall von Blutplättchen kann
durch entsprechende Blutplättchenzufuhr abgemildert werden. Außerdem kann es durch die
Chemotherapie oder durch infektiöse Komplikationen seltener zu Organschädigungen,
insbesondere zu Schädigungen der Niere, der Leber, seltener des Herzens oder der Lunge
kommen. Auch neurologische Störungen können unmittelbar nach Gabe der Medikamente oder
Monate bis Jahre nach Gabe der Medikamente auftreten. Unmittelbar nach Gabe der
Medikamente auftretende neurologische Störungen sind in aller Regel voll rückbildungsfähig.
Mit der Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit ist zu rechnen; Männer müssen dennoch
eine wirksame Empfängnisverhütung durchführen, da die verabreichten Zytostatika zu
Veränderungen im Erbgut von Nachkommen führen können; außerdem besteht ein höheres
Risiko für das späte Entstehen einer zweiten bösartigen Erkrankung. Die Durchführung dieser
Therapie ist nur unter stationären Bedingungen möglich. Da die zu erwartenden
Blutbildveränderungen relativ lang anhaltend und die damit verbundene Gefahr von
Komplikationen durch Blutungen und Infektionen hoch sind, ist in der Regel auch für die weitere
Behandlung bis zur Blutbilderholung ein Krankenhausaufenthalt erforderlich.
Nach Abschluss der 6 Therapiezyklen, die im Krankenhaus verabreicht werden, sollen 12
weitere Behandlungsblöcke mit Procarbazin, welches in Tablettenform über 14 Tage
eingenommen wird, ambulant durchgeführt werden mit dem Ziel, Sie vor dem Wiederauftreten
(Rezidiv) des Tumors zu schützen. Diese 14-tägigen Therapien werden jeweils von 6 Wochen
ohne Therapie unterbrochen.
Versicherung
Im Rahmen dieser Therapiestudie sind Sie durch eine sogenannte Probandenversicherung bei
ECCLESIA Versicherungsdienst GmbH, Klingenbergstr. 4, 32758 Detmold, Tel. Nr.
Fax Nr. 05231 / 60360376 , Versicherungspolice-Nr. 70-5615431-7.
für den Fall einer durch die Studie verursachten Gesundheitsschädigung und / oder im Todesfall
versichert. Die Versicherungsbedingungen werden Ihnen ausgehändigt. Aus diesen
Versicherungsbedingungen ergeben sich Obliegenheiten, die Sie beachten müssen, um
Versicherungsschutz zu genießen. Insbesondere dürfen Sie nicht ohne Einvernehmen mit dem
Arzt, der Sie im Rahmen dieser Studie behandelt (klinischer Prüfer), andere Behandlungen bei
sich durchführen lassen außer im medizinischen Notfall. Diese Behandlung im Notfall müssen
Sie dann dem klinischen Prüfer unverzüglich mitteilen. Außerdem müssen Sie mögliche
Gesundheitsschäden im Rahmen der Therapiestudie der Versicherung und Ihrem Arzt
sofort mitteilen. Weitere Obliegenheiten entnehmen Sie bitte den Versicherungsbedingungen in
den Punkten 14 II (1) bis (6) des Anlageblattes zum Versicherungsschein.
Ende der Behandlung
Ihre Behandlung i.R. dieser Studie endet nach Abschluss der Therapie mit der
Kontrolluntersuchung
längstens 8
Wochen nach
Einnahme der
letzten Procarbazin
„Erhaltungstherapie“. Wir werden Sie jedoch auch danach bitten, zu regelmäßigen
Nachsorgeuntersuchungen zu kommen.
.
Weitergabe von Patienten-bezogenen Daten
Im Rahmen der Studie ist die Erfassung der patientenbezogenen Daten (Name, Vorname,
Geburtsdatum, Diagnose, Befunde, Therapie, Verlauf) zur medizinischen Dokumentation
erforderlich. Dadurch wird einerseits die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Kliniken
möglich, und andererseits ist dies Voraussetzung für die genauere Diagnosestellung, die
Überwachung der Therapie und die Bewertung des Behandlungserfolges im Rahmen der Studie.
Alle Personen, die Einblick in die gespeicherten Daten haben, unterliegen der Schweigepflicht
und sind zur Wahrung des Datengeheimnisses verpflichtet. Die erfaßten Daten werden an
folgende Zentren übermittelt:
1.
Neurologische Universitätsklinik Bochum, In der Schornau 23 – 25, 44892 Bochum,
Direktor: Prof. Dr. U. Schlegel .
2.
Medizinische Universitätsklinik, Sigmund-Freud-Straße 25, 53105 Bonn. Schwerpunkt
Hämatologie und Onkologie. Verantwortlich: Prof. Dr. I. Schmidt-Wolf.
Freiwillige Teilnahme
Ihre Teilnahme an dieser Studie ist in jedem Falle freiwillig. Sie können von der Teilnahme
an dieser Studie jederzeit und ohne Angabe von Gründen zurücktreten, ohne dass Ihnen
daraus Nachteile entstehen.
Eine Ausfertigung dieser Patienteninformation und eine Kopie Ihrer Einwilligungserkärung
verbleiben bei Ihnen.
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