Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung Lernwerkstatt Mathematik Februar 2003 Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung Das vorliegende Papier ist ein Diskussionspapier. Die Definitionen und Begrifflichkeiten sind den hinten genannten Büchern entnommen Bei dem Vergleich der unterschiedlichen Bücher stellt man fest, dass die Begriffe nicht einheitlich verwendet wurden. Daher wird hier nur ein Diskussionsvorlage geliefert. Durch die Bearbeitung können sich Veränderungen ergeben. Zwei grundsätzliche Verfahren In der Wahrscheinlichkeitsrechnung sind zwei unterschiedliche Vorgehensweisen üblich, die sich inhaltlich ergänzen. 1. Die statistische Auswertung eines Zufallsversuchs. Uns kommt es oft so vor, dass die 6 beim Würfeln nicht so häufig vorkommt, wie die anderen Zahlen. Unsere Erwartung verändert die Sichtweise. In diesem Fall lässt sich mit einfachen Mitteln ein Zufallsversuch statistisch auswerten. 2. Mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung lässt sich die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses dadurch bestimmen, dass man die Regeln und Gesetzmäßigkeiten der Wahrscheinlichkeitsrechnung anwendet. Es sind einige Grundannahmen zu machen, auf deren Grundlage dann Schlüsse gezogen werden können. Diese Wahrscheinlichkeitsrechnung kommt ohne das Zufallsexperiment aus. Beim Werfen mit Schweinchen, Gogos, Legosteinen und Reißzwecken weiß man nicht im Voraus, was herauskommt. Es bedarf erst einer Versuchsreihe, um zu einer Hypothese zu kommen. Hier liegt in jedem Fall eine aposteriori-Wahrscheinlichkeit vor (a posteriori = aus der Erfahrung stammend). Bei Laplace-Versuchen sowie auch beim Kreiseln mit beliebigen Flächen liegt dagegen eine apriori-Wahrscheinlichkeit vor (a priori = von vornherein). Hier lassen sich Annahmen treffen (etwa über Gleichverteilung von Flächen bzw. über den Vergleich von Flächengrößen). Absolute und relative Häufigkeiten Absolute und relative Häufigkeiten werden bei einem Zufallsexperiment erfasst. Wird mit einem Würfel 30 mal gewürfelt und dabei erscheint 4 mal die Zahl 6, so bezeichnet man die absolute Häufigkeit mit Hn(a) in unserem Fall mit H30(6) = 4. Absolute und relative Häufigkeiten werden üblicherweise in Tabellen erfasst. Beim Würfeln interessiert man sich in der Regel für das Auftreten einer Sechs. Die absoluten und relativen Häufigkeiten werden in der Tabelle erfasst. Seite 1 von 10 Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung Lernwerkstatt Mathematik Nummer 1 2 3 4 Würfelergebnis 3 4 1 6 4 5 Februar 2003 Ereignis? Nein Nein Nein Ja Nein Abs. Häufigkeit 0 0 0 1 1 Relative Häufigkeit 0 von 1 0 0 von 2 0 0 von 3 0 1 von 4 0,25 1 von 5 0,2 Gesetz der großen Zahlen Das Gesetz der großen Zahlen bezieht sich auch wieder auf ein Zufallsexperiment und seine statistische Auswertung. Im oberen Beispiel wurde 556 mal gewürfelt. Die Wahrscheinlichkeit, die man für das Auftreten einer 6 beim Würfeln annehmen würde, ist 1/6 . Mit dem oben beschriebenen Versuch erhält man eine noch ungenaue Annäherung an die Wahrscheinlichkeit bei angenommener Gleichwahrscheinlichkeit aller Ereignisse. Das Gesetz der großen Zahlen besagt, dass man mit wachsendem n eine immer bessere Annäherung an die tatsächliche Wahrscheinlichkeit erhält. Diese Annäherung kann man graphisch darstellen. 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 526 491 456 421 386 351 316 281 246 211 176 141 106 71 36 1 0 Ergebnis, Ergebnisraum; Ereignis Mit einem Würfel kann ich die Augenzahlen 1,2,3,4,5 und 6 würfeln. Mit jedem Wurf erhalte ich ein Ergebnis dieses Zufallsversuchs. Die Menge {1,2,3,4,5,6} bilden zusammen den Ergebnisraum. Den Ergebnisraum bezeichnet man auch als Stichprobenraum und kürzt ihn mit S ab. Man kann aber verschiedene Ergebnisse dieses Zufallsversuchs zusammenfassen und ein Ereignis definieren. Das Ereignis beschreibt also die Erwartungshaltung desjenigen, der den Zufallsversuch durchführt. Ein Ereignis lässt sich also fast beliebig formulieren: E1: Zahl 6 oder Zahl 3 E4: gerade Zahl E2: ungerade Zahl E5: Zahl größer 9 E3: Zahl größer 4 Seite 2 von 10 Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung Lernwerkstatt Mathematik Februar 2003 Ein Ergebnis kann ein Ereignis sein. Es kann aber auch sein, dass mehrere Ergebnisse zu einem Ereignis zusammengefasst werden. Zum Ereignis gehört immer ein Gegenereignis. Von einem Gegenergebnis zu sprechen ist ziemlich unsinnig . Wenn in einer Schublade sechs blaue, zehn schwarze, drei weiße und fünf graue einzelne Socken liegen, so beträgt der Ergebnisraum 24 Socken. Die einzelne Socke wird mit der Wahrscheinlichkeit 1 herausgenommen. Das ist ein Ergebnis. Da ich 24 aber nicht mit einer einzelnen Socke losspazieren will (meine Erwartungshaltung) und außerdem Wert auf ein gleiches Paar lege, wäre ein Ereignis "zwei gleichfarbige Socken". Laplace-Wahrscheinlichkeit Von einem Laplace-Experiment spricht man, wenn die Ergebnisse alle gleichwahrscheinlich sind. Diese Gleichwahrscheinlichkeit bestimmt man i.d.R. durch die geometrische Anordnung des Zufallsgeräts. Als Gegenbeispiel sei die Reißzwecke genannt. Das Fallen der Reißzwecke auf die beiden unterschiedlichen Seiten wird nicht mit der gleichen relativen Häufigkeit auftreten. Wahrscheinlichkeit Die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses wird mit einem Zahlenwert zwischen Null und Eins beschrieben. Der Zahlenwert Null beschreibt das unmögliche Ereignis, der Zahlenwert Eins die Gewissheit. In unserem Beispiel – wir warten auf das Würfelergebnis „6“ – ist die Wahrscheinlichkeit 1/6. E Anzahl der zum Ereignis E gehörenden Ergebnisse = P( E ) = S Anzahl aller möglichen Ergebnisse P steht für „probability“ E beschreibt ein Ereignis S ist der Stichprobenraum, die Menge aller Ergebnisse In der Schule reicht bis Klasse 8 möglicherweise diese an mathe live (6;8) angelegte Darstellungsweise. Welchen Sinn macht es, in der Formel mit Betragszeichen zu hantieren? Anzahl der günstigen Ergebnisse Anzahl der möglichen Ergebnisse Seite 3 von 10 Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung Lernwerkstatt Mathematik Februar 2003 Gegenwahrscheinlichkeit Die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses E und seine Gegenwahrscheinlichkeit E ergänzen sich zum Zahlenwert 1. P( E ) + P( E ) = 1 P( E ) = 1 − P( E ) Die Gegenwahrscheinlichkeit gibt die Wahrscheinlichkeit des Gegenereignisses an. Weil die Chance aus meinem oben angegebenen Sockensortiment die gleiche Farbe zu ziehen bei ca. 26 % liegt, sollte ich lieber das Licht anmachen. In ungefähr drei von vier Fällen tritt das Gegenereignis ein ("zwei verschiedenfarbige Socken"). Die Gegenwahrscheinlichkeit beträgt also ca. 74 %. Erwartungswert Unter Zufallsgrößen versteht man die Zahlenwerte, die den Ergebnissen eines Zufallsversuches zugeordnet werden. Werden die Zufallsgrößen mit ihren Wahrscheinlichkeiten multipliziert, so heißt die Summe dieser Produkte Erwartungswert des Zufallsversuches. Nur bei bestimmten Versuchen ist es sinnvoll, von einem Erwartungswert zu sprechen. In der Regel geschieht dies, wenn man ein Gewinnspiel beschreibt. Das Auftreten eines oder mehrerer Ereignisse wird dann mit einem Gewinn verknüpft. Nehmen wir an, man würfelt mit einem Würfel und erhält beim Auftreten einer 1 und einer 6 jeweils 10 Cent. Mindestens 50 Prozent der Einnahmen aus diesem Glückspiel sollen wieder ausgezahlt werden. Wie viel muss ein Teilnehmer beim Würfeln bezahlen? Der Versuch wird durch das Ereignis E (Auftreten einer 6 oder einer 1) beschrieben. P(E) ist 0,33... Man erhält also im Durchschnitt einen Gewinn pro Spiel von 0,333.. · 10 Cent = 3,33.. Cent. Diesen durchschnittliche Gewinn pro Spiel nennt man Erwartungswert. Die Versuchsperson sollte also 5 Cent pro Spiel bezahlen. Additionsregel Wir formulieren ein Ereignis, das auf mehren Wegen zu Stande kommen kann. E = „eine 6 oder eine 5 würfeln“. Das formulierte Ereignis besteht also aus den Ergebnissen „eine 5 würfeln“ (E5) und „eine 6 würfeln“ (E6). In diesem Fall gilt die einfache Additionsregel. Es können die Wahrscheinlichkeiten für die Elementarereignisse addiert werden. P( E ) = P( E5 oderE6 ) = P( E5 ) + P( E6 ) Verallgemeinerung der Additionsregel Die eben formulierte Additionsregel gilt nicht immer. Handelt es sich nicht um Elementarereignisse, deren Gesamtwahrscheinlichkeit bestimmt werden soll, so müssen die Wahrscheinlichkeiten der Einzelereignisse nicht unabhängig sein. In diesem Fall gilt nicht die einfache Additionsregel. (Beispiel: E1: Würfeln einer geraden Zahl, E2: Würfeln einer Zahl größer 4) Seite 4 von 10 Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung Lernwerkstatt Mathematik Februar 2003 Die Verallgemeinerung der Additionsregel wird im Normalfall in der Sekundarstufe I nicht von Bedeutung sein. Daher wird hier auf weitere Ausführungen verzichtet. Mengenschreibweisen und Wahrscheinlichkeitsrechnung: Mehrstufige Zufallsversuche Ein mehrstufiger Zufallsversuch ist in der Regel eine Nacheinanderausführung mehrerer Versuche. Diese Hintereinanderausführung kann auch zeitgleich erfolgen. Der Versuch wird dann gedanklich in zwei Teilversuche zerlegt. Als mehrstufigen Zufallsversuch kann man das Ziehen mehrerer gefärbter Bälle aus einer Urne betrachten. Hier kann die Ziehung gleichzeitig erfolgen, aber gedanklich nacheinander ausgeführt werden. Eine geeignete Darstellung für einen mehrstufigen Zufallsversuch ist das Baumdiagramm. Dies sei an einem Beispiel erläutert. Eine Urne enthält zwei schwarze und drei weiße Bälle. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit beim Ziehen zweier Bälle zwei schwarze Bälle zu ziehen? Es handelt sich hierbei um einen Versuch Seite 5 von 10 Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung Lernwerkstatt Mathematik Februar 2003 ohne Zurücklegen der gezogenen Kugeln. Das Baumdiagramm kann vervollständigt werden und die für das Ereignis günstigen Fälle werden ausgezählt. Ich bleibe bei den Socken. Die Sockensuche ist per se ein zweistufiger Zufallsversuch, solange ich Wert darauf lege, zwei Socken anzuziehen. Am Beispiel der Sockensuche kann gut deutlich gemacht werden, was unter der Additions- und Multiplikationsregel zu verstehen ist. blau 6 24 5 23 schwarz blau 9 23 schwarz 2 23 weiß 10 24 3 24 weiß 5 24 grau 4 23 Mit der Wahrscheinlichkeit von grau 6 5 ⋅ erwische ich ein Paar blaue Socken. 24 23 Die Wahrscheinlichkeit überhaupt zwei gleichfarbige Socken zu erhalten errechnet sich über: 6 5 10 9 3 2 5 4 30 90 6 20 146 ⋅ + ⋅ + ⋅ + ⋅ = + + + = ≈ 26, 4% 24 23 24 23 24 23 24 23 552 552 552 552 552 Entlang eines Pfades werden die Wahrscheinlichkeiten multipliziert (Pfadmultiplikationsregel). Setzt sich bei einem mehrstufigen Zufallsversuch ein Ereignis aus verschiedenen Pfaden zusammen, so erhält man die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses durch Addition der einzelnen Pfadwahrscheinlichkeiten (Pfadadditionsregel). Seite 6 von 10 Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung Lernwerkstatt Mathematik Februar 2003 M.a.W.: Weil man zwei Socken haben will, handelt es sich um einen mehrstufigen Versuch. Da blaue, schwarze, weiße und graue Socken in der Schublade sind, ist von vier Pfaden auszugehen. Die jeweiligen Wahrscheinlichkeiten für das Ereignis "zwei gleichfarbige Socken" ergibt sich aus der Multiplikation der jeweiligen Wahrscheinscheinlichkeiten. Im gegebenen Fall muss eine Summe aus vier zweifaktorigen Produkten gebildet werden. Baumdiagramme Baumdiagramme sind häufig für die Sek I das grundlegende Arbeitsmittel, um Wahrscheinlichkeiten zu ermitteln. Sie haben eine übersichtliche Struktur und einfach Regeln sind zu erkennen. Dies sei an folgendem Beispiel gezeigt: Mit zwei Würfeln wird gleichzeitig gewürfelt. Um sie besser unterscheiden zu können, haben beide Würfel unterschiedliche Farben (rot und blau). Man untersucht das Ereignis: „Augensumme 8“. Frage: Mit welcher Wahrscheinlichkeit ist dieses Ereignis zu erwarten? Zunächst betrachtet Blauer man diesen ZufallsverW ürfel such als zweistufigen Zufallsversuch. Obwohl die Würfel gleichzeitig geworfen werden, trennt man diesen Vorgang gedanklich und definiert einen (den roten) Würfel als ersten. Man erhält folgendes Baumdiagramm: Ein solches Baumdiagramm enthält wichtige Regeln. Bewegt man sich entlang eines Pfades, so werden die Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Stufen multipliziert (Pfadmultiplikationsregel), wenn man die Wahrscheinlichkeit einer Würfelanordnung aus zwei Würfeln bestimmen will. Die Wahrscheinlichkeiten in einer Ebene lassen sich immer zur Gewissheit 1 addieren. Roter W ürfel Seite 7 von 10 Wahrscheinlichkeit 1 Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung Lernwerkstatt Mathematik Februar 2003 Für das gleiche Ereignis lässt sich ein vereinfachtes Baumdiagramm zeichnen. Es ist leicht einsichtig, dass sich bei vielstufigen Zufallsversuchen vollständige Baumdiagramme nicht mehr zeichnen lassen. In diesen Fällen werden auf jeder Stufe die günstigen Ergebnisse und die jeweiligen Gegenereignisse (mit der Gegenwahrscheinlichkeit) dargestellt. Die Pfadregel kann nach wie vor angewandt werden. Blauer W ürfel R oter W ürfel E 1 1 x 2 6 3 5 4 4 5 3 6 2 1 1 6 1 6 2 1 6 3 1 6 1 6 1 6 4 5 6 1 6 E 5 6 E 1 6 E 5 6 E 1 6 E 5 6 E 1 6 E 5 6 E 1 6 E 5 6 E Grundlegendes Zählprinzip Für die Bestimmung von Wahrscheinlichkeiten ist die Bestimmung der Größe des Stichprobenraums von grundlegender Bedeutung. In dem obigen Urnenbeispiel gibt es 4 ⋅ 5 = 20 unterschiedliche Versuchausfälle. Wir erhalten Seite 8 von 10 Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung Lernwerkstatt Mathematik Februar 2003 in der ersten Stufe 5 verschiedene Versuchsausfälle, in der zweiten Stufe 4 Möglichkeiten. Die Größe des Stichprobenraums ergibt sich als Multiplikation der Versuchsausfälle der einzelnen Stufen. Betrachten wir noch einmal das Würfel-Beispiel. Mit zwei Würfeln soll gewürfelt werden (blauer und roter Würfel). Beschäftigt man sich mit der Frage, wie viele Möglichkeiten es gibt, eine 8 zu würfeln, so kommt man auf verschiedene Zahlenkombinationen, wie sie in dem verkürzten Baumdiagramm dargestellt wurden. Immer wieder entsteht bei Schülerinnen und Schülern die Frage, ob die Kombinationen 5,3 und 3,5 identisch sind. Die Betrachtungsweise als mehrstufiger Zufallsversuch klärt diese Schwierigkeit: Hier werden die einzelnen Würfelergebnisse wohl unterschieden (erster und zweiter Würfel, roter und blauer Würfel). Das grundlegende Zählprinzip gibt Auskunft über die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten aller möglichen Würfelergebnisse: 6·6 = 36 Der Ereignisraum besteht also aus 36 möglichen Ergebnissen. Unabhängige und abhängige Zufallsversuche Mehrstufige Zufallsversuche können abhängig oder unabhängig sein. Wird der nachfolgende Teilversuch durch den vorangegangenen Teilversuch beeinflusst, so spricht man von einem abhängigen mehrstufigen Zufallsversuch. Ein unabhängiger mehrstufiger Zufallsversuch ergibt sich sinngemäß. Als Beispiel kann gut das Urnenziehen von Kugeln verwendet werden. Wird die gezogene Kugel zurückgelegt, so spricht man von einem unabhängigem Zufallsversuch. Das oben mehrfach strapazierte Sockenproblem ist ein abhängiger Zufallsversuch ("ohne Zurücklegen"). Was hätte es auch für einen Sinn, zunächst eine Socke zu suchen und die dann wieder zurückzulegen? In gleicher Weise ist die Ziehung der Lottozahlen (6 aus 49) ein abhängiger Zufallsversuch, während die Ziehung der Zahl im Spiel 77 ein mehrstufiger unabhängiger Zufallsversuch ist: auf jeder Stufe ist eine Dezimalstelle zu bestimmen, die 0,1,...,9 heißen kann. Dabei könnte theoretisch auch zigmal die gleiche Ziffer stehen. Beim abhängigen Zufallsversuch gibt die Gesamtzahl der möglichen Ergebnisse die Anzahl der Stufen an. Was heißt das? Aus der Schublade mit 24 Socken kann ich nur vierundzwanzigmal eine einzelne Socke ziehen. Danach ist alles verteilt. Beim unabhängigen Zufallsversuch gibt es so viele Stufen, wie ich haben möchte. Im Extremfall eben unendlich viele (Sisyphus). Bedingte Wahrscheinlichkeiten Das Thema ist umfassender. Hier ein kurzer, nicht abschließender Ausblick: Frauen B Männer ¬B Raucher A 200 500 700 Nichtraucher ¬ A 300 400 700 500 900 1400 Seite 9 von 10 Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung Lernwerkstatt Mathematik Februar 2003 In einem Unternehmen arbeiten Männer und Frauen, diese sind Raucher und Nichtraucher. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit eine rauchende Frau auszulosen? Der Zufallsversuch besteht darin, eine Person zufällig auszulosen. Dadurch wird auf S eine Wahrscheinlichkeit P definiert. S = Menge aller Betriebsangehörigen A = Menge aller Raucher P (A) = A 1 = =50% S 2 P (B) = B 500 = =35,7% S 1400 P (A ∩ B) = B = Menge aller Frauen (A ∩ B) = 14,3% S PB ... Menge aller Frauen als Stichprobenumfang PA ... Menge aller Raucher als Stichprobenumfang PA(B) ... Wahrscheinlichkeit, dass ein Raucher eine Frau ist PB(A) ... Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau Raucherin ist Statt PB(A) ist auch P (A | B) als Schreibweise geläufig (gelesen: Wahrscheinlichkeit für A unter der Bedingung B). Also: PB(A) = P (A | B) 200 P(A ∩ B) 1400 2 PB(A) = P (A | B) = = = =40% 500 5 P(B) 1400 Literatur: Althoff, Heinz: Wahrscheinlichkeitsrechung und Statistik, Metzler Diepgen, R.: Mathematik Stochastik, Cornelsen Engel, Arthur: Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik, Bd. I, Klett, Stuttgart 1973 Randow, Gero von: Das Ziegenproblem, Denken in Wahrscheinlichkeiten, Reinbek 1992 Strick, Heinz Klaus: Einführung in die Beurteilende Statistik, Schroedel, Hannover 1998 Seite 10 von 10