Werden Sie nicht sauer!

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Gesünder Leben
Achten Sie auf sich!
Wien, im Dezember 2015, Nr: 12/1, 10x/Jahr, Seite: _
Druckauflage: 67 100, Größe: 63,87%, easyAPQ: _
Auftr.: 226, Clip: 9488129, SB: Widhalm Kurt
Wundheit
Vitalität
igentlich war es ein gemütlicher Abend unter
Freunden. Robert H. gönnte sich nach einem stressigen Arbeitstag eine gut gewürzte Salamipizza,
zwei Gläser Rotwein und ein Tiramisu, entschied
sich zu späterer Stunde noch für einen Espresso
und legte sich daheim ins Bett. Doch sein Magen war „sauer"
und rächte sich mit einem bitteren Brennen, das sich hinter dem
Brustbein die Speiseröhre hinaufzog und ihn um den ersehnten
Schlaf brachte. - Robert H. leidet gelegentlich unter Sodbrennen
und ist damit nicht alleine: Rund 30 Prozent der Erwachsenen
in den Industrieländern sind mehr oder weniger häufig mit sogenannten Refluxsymptomen wie saurem Aufstoßen, Magenschmerzen und eben Sodbrennen konfrontiert. „Die genannten
Beschwerden entstehen durch den Rückfluss von Magensäure
und saurem Mageninhalt, welcher wiederum durch einen zu
schwachen Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre
verursacht wird", erklärt Univ.-Prof. Dr. KurtWidhalm, Präsident
des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin in Wien. Begünstigende Faktoren sind der Konsum
von Alkohol und Nikotin, Übergewicht oder
auch psychische Probleme. Darüber hinaus
kann Sodbrennen durch eine Schwangerschaft, Asthma oder - in seltenen Fällen
- durch einen Zwerchfellbruch ausgelöst
werden. Anhaltende Beschwerden sind
Zeichen einer chronischen Erkrankung des
Magens oder der Speiseröhre und müssen
ärztlich behandelt werden. Gelegentliches
saures Aufstoßen nach einer deftigen
Festtägige Völlerei kann sich auf den Magen schlagen
Mahlzeit oder einem feucht-fröhlichen
— und %u Sodbrennen führen. Wir geben 10 T i p p s ,
Abend hingegen ist im Regelfall kein
Grund zur Sorge und kann schon mit einum ihn wieder freundlich %u stimmen.
fachen Erste-Hilfe-Maßnahmen gelindert
TEXT: CAROLIN ROSMANN
und verhindert werden, y
„Gelegentliches
Aufstoßen nach einer
deftigen Mahlzeit ist
noch kein Grund zur
Sorge."
faß
Werden Sie
nicht sauer!
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Ü b e r g e w i c h t v e r m e i d e n . Ein empfindlicher Magen und
überschüssige Kilos passen nicht zusammen. Daher sollten
übergewichtige Personen mit einer Gewichtsreduktion beginnen, um den Druck auf den Magen zu minimieren.
2
S a u e r m a c h t u n l u s t i g . „Sodbrennen wird durch widrige
Ernährungsweisen gefördert. Säurebildende Nahrungsmittel wie Fleisch, Zucker, Käse oder Weißmehl sollten daher reduziert werden, um basischen Lebensmitteln wie Erdäpfeln, Vollkornprodukten oder Gemüse den Vorzug zu geben", so Widhalm.
Um zu fette und zu stark gewürzte bzw. zu scharfe Speisen sollte
zudem ein Bogen gemacht werden. Auch zu saures Obst oder
in Essig eingelegtes Gemüse wirken sich oft ungünstig aus.
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E n t s p a n n e n Sie s i c h . „Psychische Faktoren spielen eine
nicht unwesentliche Rolle, wenn es um Sodbrennen geht",
so Widhalm. „Schließlich schlagen einem oft viele Probleme
regelrecht auf den Magen." Vielleicht schaffen Sie schon ein
wenig Abhilfe durch regelmäßig durchgeführte Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training.
4
Weniger i s t mehr. Mehrere kleinere Mahlzeiten, die über
den Tag verteilt genossen (und nicht verschlungen) werden,
sind besser als eine oder zwei Riesenportionen. Ein übervoller
Magen drückt den Schließmuskel im wahrsten Sinn des Wortes
auf. Abends sollte man generell wenig essen bzw. auf leichte
Kost achten.
5
N a t ü r l i c h h e l f e n . Wer vor den Mahlzeiten und vor dem
Schlafengehen ein Glas Milch trinkt oder etwas Naturjoghurt isst, neutralisiert die Magensäure und beugt Sodbrennen
vor. Zu weiteren bewährten Hausmitteln zur Soforthilfe gehören trockenes Weißbrot, Zwieback, Bananen oder rohe Erdäpfelscheiben (binden Magensäure). Auch Topfen und andere
Frischkäsesorten sowie Haferschleim und Leinöl wirken beruhigend. Zusätzlich können Mandeln, Käspappeltee oder 1 TL
Senf nach dem Essen (regt die Fettverdauung an) helfen.
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S p o r t l i c h e B e t ä t i g u n g . „Bewegungsarmut fördert die
Tendenz zu Sodbrennen", sagt Widhalm. Daher sollte regelmäßige körperliche Betätigung selbstverständlich sein. Der
klassische „Verdauungsspaziergang" wirkt sich auf das Wohlbefinden günstig aus.
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M i t t e l z u m G e n u s s . Auch Kaffee
k a n n die Beschwerden verstärken.
„Dabei gibt es große individuelle Unterschiede. Während m a n c h e Menschen
schon nach einer Tasse ihr Unbehagen
verspüren, vertragen andere größere Mengen", meint Ernährungsexperte Widhalm.
Dasselbe gilt übrigens auch für Schwarztee. Alkohol - v o r allem Sekt, Schnaps
und Weißwein - regt die Produktion der
Magensäure in jedem Fall an.
UNIV.-PROF. DR.
KURTWIDHALM,
Präsident d. Österr. Akad. Instituts
für Ernährungsmedizin, Wien
I
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Locker b l e i b e n . Engen Sie den Bauch nicht unnötig durch
Kleidung oder Gürtel ein, um den Magen nicht zusammenzudrücken und der Magensäure ein leichtes Spiel zu machen.
Sitzen Sie beim Essen aufrecht und legen Sie sich nicht unmittelbar nach den Mahlzeiten nieder.
Q K o p f h o c h . Betten Sie in der Nacht ihren Kopf hoch, um
\J Sodbrennen keine Chance zu geben. Mehrere Polster helfen
hier oft wenig. Stattdessen empfehlen sich verstellbare Kopfenden bzw. Keilmatratzen mit einem Höhenunterschied von
mindestens 15 cm.
A /""^Medikamente r i c h t i g e i n n e h m e n . Wenn Sie das
J. \J Sodbrennen trotz der genannten Maßnahmen weiterquälen sollte und es mehrmals wöchentlich auftritt, sollte ein Arzt
konsultiert werden. Schließlich können als Folge ernst zu nehmende gesundheitliche Schäden auftreten, die von einer verätzten Speiseröhre bis hin zu Bildung von Geschwüren reichen.
Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch und einer gastroskopischen Untersuchung kann ein individuelles Therapiekonzept erstellt werden. Zu den gebräuchlichsten Arzneimitteln
zählen neben Gelen und Suspensionen auch Säurehemmer wie
Histamin-H2-Rezeptorblocker und Protonenpumpenhemmer.
„Diese Medikamente sollten aber nicht wahllos und in Eigenregie, sondern nur nach Absprache mit einem Mediziner eingenommen werden, um unerwünschte Nebenwirkungen und einen
Gewöhnungseffekt zu verhindern", betont Widhalm.
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