Mittwoch · 15.01.2014 Donnerstag · 16.01.2014 Freitag · 24.01.2014 20 Uhr · Volkshaus 5. Philharmonisches Konzert der Reihe A 3. Philharmonisches Konzert der Reihe B 5. Philharmonisches Konzert der Reihe C 19 Uhr Konzerteinführung Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Die Zauberflöte Oper in zwei Aufzügen. KV 620 Dichtung von Emanuel Schikaneder Textfassung: Elmar Fulda Konzertante Aufführung in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar Dirigent: Stefan Klingele Solisten: Studierende der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar Einstudierung: Ulrich Vogel und Elmar Fulda Philharmonischer Chor Jena Einstudierung: Berit Walther Der Dirigent Stefan Klingele gastiert als Dirigent an zahlreichen europäischen Bühnen, darunter zuletzt an der Semperoper Dresden, der Königlichen Oper Stockholm, der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg, der Wiener Volksoper, der Göteborger Oper, der Staatsoper Hannover und an der Oper Oslo. Nach drei Jahren als Dirigent am Staatstheater am Gärtnerplatz (1996-1999) war Klingele von 1999 bis 2007 am Bremer Theater engagiert. Dort leitete er neben dem Standardrepertoire Opernuraufführungen von Johannes Kalitzke und Giorgio Battistelli, etliche moderne Produktionen in der Studiobühne Concordia und einige Wiederentdeckungen wie zum Beispiel die deutsche Erstaufführung der Urfassung der Greek Passion (Bohuslav Martinů), Adriana Lecouvreur (Francesco Cilea) und Ariane et Barbe-Bleue (Paul Dukas). In der Spielzeit 2006/2007, in der Klingele als Chefdirigent die Oper Bremen leitete, wurde diese von der Zeitschrift Die Opernwelt zum Opernhaus des Jahres gewählt. Außerdem erhielt er 2001, 2003 und 2007 Nennungen zum Dirigenten des Jahres, zuletzt für die Tristan und Isolde-Produktion im Sommer 2007. In den letzten Jahren wurde Klingele häufig für Mozartaufführungen engagiert, für Die Zauberflöte (Stockholm, Dresden, Deutsche Oper Berlin), Cosí fan tutte (Stockholm/ENO London), Le Nozze di Figaro (Oslo/Stockholm) und Die Entführung aus dem Serail (Dresden/Komische Oper Berlin). 2008 debütierte Klingele an der Wiener Volksoper und an der Königlichen Oper Kopenhagen, 2009 an der Dresdner Semperoper mit Madame Butterfly, sowie an der Oper Göteborg und der ENO London. Stefan Klingele leitete im Konzert Orchester wie die Nürnberger Philharmoniker, das Bayerische Staatsorchester, das Staatsorchester Hannover, die Duisburger Philharmoniker, das Sinfonieorchester Wuppertal, das Staatsorchester Kassel, die Niederrheinischen Sinfoniker, das Orchestra di Padova e del Veneto, die Bremer Philharmoniker und das Orchester des Slowenischen Nationaltheaters Maribor. Wolfgang Amadeus Mozart - Die Zauberflöte »Mozarts grösstes Werk bleibt Die Zauberflöte. […] In dieser Zauberflöte kommt fast jede Gattung vom Lied bis zum Choral und der Fuge zur Anwendung.« (Ludwig van Beethoven) Im Jahr 1780 lernt Wolfgang Amadeus Mozart Emanuel Schikaneder (1751-1811) in Salzburg kennen – zu einer Zusammenarbeit sollte es jedoch erst gut elf Jahre später kommen. Schikaneder hatte sich zu dieser Zeit zu einer der bedeutendsten Theaterpersönlichkeiten in Europa entwickelt. Als Sänger, Schauspieler, Regisseur, Theaterdirektor und Freimaurer konnte er sich in Wien mit einem eigenem Theater niederlassen. Die Zuschauer, aber auch die Mäzene lagen ihm regelrecht zu Füßen. Zu Schikaneders regelmäßigen Besuchern gehörten Vater und Sohn Mozart – alle drei wurden gute Freunde, wobei sich ihre Wege zu Beginn der achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts vorübergehend trennten. In den Folgejahren trafen sie sich immer wieder, um die schönen Seiten des Lebens in vollen Zügen zu genießen. Es fanden allerdings auch ernste, künstlerische Gespräche zwischen den beiden statt. So komponierte Mozart die Musik zu Schikaneders Schauspiel Thamos, König in Ägypten. Außerdem begannen in diesem Zuge die ersten Unterhaltungen über eine gemeinsame Oper, die in der Vollendung der »Zauberflöte« gipfeln sollten. Die Einladung zur Komposition der Zauberflöte soll dann im Frühjahr 1791 erfolgt sein. Um diese Zeit begann ein reger Briefwechsel Mozarts mit seiner Frau, der Aufschluss darüber gibt, wie eng er mit seinem Librettisten Schikaneder zusammengearbeitet und den Text beeinflusst hat. Am 2. Juli 1791 lag der erste Akt bereits vor; nur wenige Tage später war die Komposition wohl weitgehend abgeschlossen. Für die Folgezeit fehlen leider weitere Dokumente zum Entstehungsprozess; darüber hinaus widmete sich Mozart bis Anfang September seiner Oper La Clemenza di Tito. Einer kurzen Probenphase zur Zauberflöte folgte die Uraufführung am 30. September 1791; zwei Tage zuvor hatte er sie in sein Werkverzeichnis eingetragen. Schikaneder führte Regie und war der erste Papageno; Mozart dirigierte die beiden ersten Aufführungen vom Klavier aus. Leider konnte Wolfgang Amadeus Mozart den großen Erfolg der Oper nicht mehr miterleben – nur gut zwei Monate nach der Uraufführung stirbt er körperlich und seelisch völlig erschöpft. Der Inhalt der Zauberflöte im Überblick 1. Aufzug Prinz Tamino wird im Reich der Königin der Nacht von einer Schlange verfolgt und von drei Hofdamen der Königin gerettet. Durch die Klänge der Panflöte des Vogelfängers Papageno erwacht Tamino, der nun denkt, Papageno habe ihn vor der Schlange gerettet. Papageno nimmt den Dank ungerechtfertigter Weise an, wird von den zurückkehrenden Damen jedoch mit dem Entzug seiner Stimme bestraft. Tamino zeigen sie ein Bild vom Pamina, der Tochter der Königin der Nacht, die von Sarastro gefangen gehalten wird. Im Liebestaumel beschließt Tamino, Pamina zu retten. Die Königin erscheint begleitet von Blitz und Donner und beauftragt Tamino, ihre Tochter zu befreien. Als Hilfsmittel erhält er eine Zauberflöte, die ihn vor Gefahren schützen soll. Papageno, der Tamino begleiten muss, erhält seine Stimme zurück und zusätzlich ein Glockenspiel. Drei Knaben geleiten die beiden ins Reich Sarastros. Pamina wird von Monostatos, der Pamina für sich gewinnen möchte, bewacht. Als dieser Papageno erblickt, ergreift er die Flucht. Papageno erkennt Pamina und verspricht ihr die baldige Befreiung; beide machen sich auf die Suche nach Tamino. Die Knaben haben ihn zum Heiligen Hain mit den drei Tempeln der Vernunft, der Natur und der Weisheit geführt. Von drei Priestern wird ihm der Einlass verwehrt. Zudem erfährt Tamino von den Priestern das wahre Wesen Sarastros – der ein Mann voller Weisheit und Ehre ist. Um sich zu beruhigen spielt Tamino auf seiner Zauberflöte. Plötzlich hört er den Klang der Panflöte Papagenos und eilt diesem nach. Nur kurz erblickt er Pamina; dann werden sie vom Monostatos überwältigt. Da besinnt sich Papageno der Kraft seines Glockenspiels und verzaubert damit Monostatos, der tanzend die Szene verlässt. Sarastro erscheint und verspricht Pamina, ihr keinen Schaden zuzufügen. Zudem warnt er Pamina vor ihrer Mutter. Sarastro befiehlt, Tamino und Pamina auf ihre Prüfungen, die sie zum Eintritt in die Tempel berechtigen, vorzubereiten. 2. Aufzug Sarastro überzeugt die Priester von der Würdigkeit Taminos, in den Tempel aufgenommen zu werden. Die beiden seien füreinander bestimmt – nur aus diesem Grund habe er Pamina entführt. Papageno muss diesbezüglich noch überzeugt werden, lässt sich jedoch durch die Aussicht auf eine wunderschöne Braut schnell umstimmen. Ein auferlegtes Schweigegelübde bestehen beide mit Bravour. Weitere Prüfungen finden im Tempel statt. In einem Garten ruht Pamina auf einer Wiese; Monostatos versucht sich ihr zu nähern, wird von der Königin der Nacht jedoch vertrieben. Sie übergibt ihrer Tochter einen Dolch, mit dem sie Sarastro erstechen soll. Monostatos nutzt die Verwirrung von Pamina aus: nur wenn sie ihm ihre Liebe schenkt, kann sie sich aus dieser Situation befreien. Vor Wut entreißt Monostatos Pamina den Dolch und will sie erstechen. Im letzten Moment geht Sarastro dazwischen und vertreibt Monostatos. Das Schweigegelübde wurde noch nicht aufgehoben. Papageno lässt sich von einer älteren Dame zu einer Äußerung hinreißen. Unter Donner verschwindet sie. Tamino muss sich nun der schwierigsten Bewährungsprobe stellen. Papageno muss erkennen, dass er nie zu den Auserwählten zählen wird. Das ist ihm aber egal, nur eine schöne Braut hätte er gern. Da erscheint erneut die ältere Dame. Schließlich stimmt Papageno der Verbindung zu und verspricht ihr ewige Treue. Sofort verwandelt sie sich in ein junges Mädchen – in Papagena. Pamina möchte nicht mehr weiterleben, da sie an der Liebe von Tamino zweifelt. Er versichert ihr jedoch glaubhaft, dass er sie noch immer liebt und so bestehen beide die letzten Prüfungen. Feierlich ziehen sie in den Tempel. Die Königin der Nacht, ihre Hofdamen und Monostatos unternehmen einen letzten Versuch, Sarastro zu stürzen – das Böse wird letztendlich jedoch besiegt. Würdevoll und beschaulich endet die Oper. Für die Ouvertüre verwendet Mozart die traditionelle französische Form sowie sakrale und polyphone Motive, um die hohe und die niedere Welt zu beschreiben. Um die Trennung dieser beiden Welten zu manifestieren setzt Mozart zu Beginn mit drei Bläserakkorden ein bildhaftes Zeichen. Spektakulär und zugleich rätselhaft beginnt Mozarts Zauberflöte. Der Beginn wirkt zunächst eigenartig: Tamino, der Held, hat all seine Pfeile auf der Flucht verschossen; er fällt in Ohnmacht. Seine ersten Worte sind ein Hilferuf an die Götter in c-Moll. Zu Hilfe! Zu Hilfe! Sonst bin ich verloren, Der listigen Schlange zum Opfer erkoren! Barmherzige Götter! Schon nahet sie sich! Ach, rettet mich! Ach, schützet mich! Tamino erwacht aus seiner Ohnmacht und hört die Panflöte des Vogelfängers Papageno. Das dreistrophige Auftrittslied steht im Kontrast der vorhergehenden Szene der drei Damen. Der Vogelfänger bin ich ja, Stets lustig, heissa hopsassa! Ich Vogelfänger bin bekannt Bei alt und jung im ganzen Land. Weiss mit dem Locken umzugehn Und mich aufs Pfeifen zu verstehn. Drum kann ich froh und lustig sein, Denn alle Vögel sind ja mein. Das Es-Dur der Bildnis-Arie korrespondiert mit der Tonart der Ouvertüre und dem Finale – es ist die eigentliche Grundtonart des Werkes. Mozart konzentriert sich hier besonders auf die Bläser und verleiht der Arie eine besondere Wärme und Innigkeit. Dies Bildnis ist bezaubernd schön, Wie noch kein Auge je gesehn! Ich fühl es, wie dies Götterbild Mein Herz mit neuer Regung füllt. (…) Urplötzlich verändert sich die Stimmung der Oper. Das märchenhafte Singspiel macht der Königin der Nacht Platz – majestätischer, synkopischer Rhythmus steigert sich in ein Crescendo und nimmt das große Ereignis vorweg. Mit Flöten, Trompeten und Pauken setzt Mozart an diese Stelle ein militärisches Instrumentarium. Ebenso musikalisch intensiv und besinnlich ist die Übergabe der Geschenke – Flöte und Glockenspiel – gestaltet. Die Flöte wird zum Sinnbild der Musik. Es folgt die Verwandlung vom Reich der Königin der Nacht in die Welt Sarastros. Barocke und archaische Elemente sowie Choralzitate mit polyphoner Umkleidung stehen im Mittelpunkt. Den Auftritt Sarastros umspielt Mozart mit pompösen, ausladenden Klängen. Mit Papageno und Pamina führt Mozart zwei unterschiedliche Persönlichkeiten musikalisch in faszinierender Art und Weise zusammen. Schikaneder, der den Part des Papageno sich auf den Leib schrieb, widmete dieser Figur ein ganz besonderes Augenmerk durch zahlreiche witzige Spielszenen, Dialoge und spritzige Arien. Bei diesen Arien schöpfte Mozart aus dem Melodiegut der Zeit und orientiert sich an der italienischen opera buffa. Besonders das Duett der beiden Protagonisten steht für den Kern der Oper – die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Die menschliche Klangwelt versinnbildlicht Mozart mit Klarinette, Horn und Fagott. Mann und Weib, Weib und Mann, reichen an die Gottheit an. Paminas Verzweiflungsarie in g-Moll spiegelt ihre Hoffnungslosigkeit, ihre Qualen wieder. Obwohl sie der hohen Welt zuzuordnen ist, sieht Mozart Pamina als eine Person des Irdischen. Beim Eintritt mit Tamino in den Tempel wird ihr ihre Selbständigkeit, ihre eigene Sprache genommen, sie wird der Priesterwelt unterworfen. Der Chor beschließt, geleitet von der Flöte als Sinnbild der Musik die Oper, wobei das Wort im Vordergrund steht. Diese Worte werden sechsmal wiederholt. Es siegt die Stärke und krönet zum Lohn Die Schönheit und Weisheit mit ewiger Kron. Text: Markus Pietrass