Frankfurter Positionen 2013 Festival für neue

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Frankfurter
Positionen
2013
Festival für
neue Werke
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18.01.—
10.02.2013
Programm
Frankfurter
Positionen
2013
Festival für
neue Werke
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2
Das Netzwerk
der Frankfurter
Positionen
2013
Alte Oper Frankfurt
Deutsches Theater Berlin
Ensemble Modern
Frankfurt LAB
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt
Hochschule für Gestaltung Offenbach
ID_Frankfurt
Institut für Sozialforschung
Künstlerhaus Mousonturm
MMK Museum für Moderne Kunst
Nationaltheater Mannheim
Schauspiel Frankfurt
S. Fischer Verlag
Städelschule / Portikus Suhrkamp Verlag
Theatrum Mundi / Global Street
Verlag der Autoren
Weltkulturen Museum
Medienpartner hr2-kultur
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Inhaltsverzeichnis
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15
21
26
30
34
40
46
51
4
Grußwort
Rückblick
Die Mitglieder der Jurys
Der Programmbeirat à jour – Vortragsreihe zu
den Frankfurter Positionen 2013
An der Grenze? Über die Zukunft der Moderne
(von Wilhelm Burmester)
Moderne – Die konstitutive Idee der
individuellen Freiheit (von Axel Honneth)
Fünf Thesen zur Vielfalt der Moderne
(von Kenichi Mishima)
Ästhetische Modernologie (von Juliane
Rebentisch)
Konzert
Ensemble Modern remixed!
Erik Bünger / Vito Žuraj / Marcus A.
Wesselmann
PUNKT (Jan Bang / Erik Honoré / Sidsel
Endresen)
Woher? Wohin? – Mythen, Nation, Identitäten I
Neue Kompositionen aus Mittelosteuropa
Paweł Hendrich / Nina Šenk / Judit Varga / Kristaps Pētersons
Ensemble Modern
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61
63
70
73
Woher? Wohin? – Mythen, Nation, Identitäten II
Neue Kompositionen aus Mittelosteuropa
Matej Bonin / František Chaloupka / Andris Dzenītis / Jānis Petraškevičs
Ensemble Modern
Ausstellung
unidisplay
Carsten Nicolai
uni(psycho)acoustic
Carsten Nicolai + Studierende der Städelschule
Performance
Currencies and Collectives – eine performative Konferenz
Mike Bouchet / Richard Siegal / P.A.M. / Hubert
Machnik / Kuratorin: Christine Peters
aleph-1
Carsten Nicolai mit Rainer Römer
Symposium
An der Grenze? Über die Zukunft der Moderne
Panel 1: Streit um die Moderne I:
Normativer Gehalt und soziale Dynamik
Panel 2: Streit um die Moderne II:
Eine Moderne – viele Modernen
Panel 3: Entgrenzung der Künste I:
Auflösung der Genres und der Kunst?
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Panel 4: Entgrenzung der Künste II:
Avantgarde und (post)nationale Konstellation
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Theater
„Theatre“
von Superamas
80
Kimberlit. Ein Bestiarium
von Kevin Rittberger
83
Fluchtpunkt Berlin
von Tobias Rausch
86
Nebenschauplätze Nr. 1: Das 20. Jahrhundert
Eine Sammlung flüchtiger Erscheinungen von
Hofmann&Lindholm
89
WUNDERLAND
Gesine Danckwart
95
99
104
6
Bildanhang
Künstler
Service
Eintrittskarten, Veranstaltungsorte, Festivalcafé und Theaterbar, Kontakt, Fotonachweise,
Impressum
Die BHF-BANK-Stiftung
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Grußwort
Am 18. Januar 2013 eröffnen wir die sechsten Frankfurter Positionen, ein Experimentierfeld für die zeit­
genössischen Künste.
Als wir unsere Initiative im Jahr 2001 starteten, waren diese ersten Frankfurter Positionen auch für unsere
noch junge BHF-BANK-Stiftung ein Experimentierfeld. Ganz im Sinne der Aufforderung unseres damaligen Kuratoriumsmitglieds Prof. Kasper König, wonach
wir einfach loslassen sollten, nämlich einen Freiraum
für die Künste schaffen, in dem das Ergebnis unserem
Einfluss entzogen wäre. Dieses Konzept hat uns nicht
nur einmal vor Herausforderungen gestellt. Doch wir
sind ihm treu geblieben und nach nunmehr zwölf Jahren können wir sagen, dass auf diesem Experimentierfeld viele großartige künstlerische Positionen entstanden sind.
Das Konzept Loslassen bedeutet: Unabhängige Jurys vergeben an Komponisten, an Theaterautoren und
bildende Künstler Aufträge für neue Werke mit dem
Wunsch, deren Position zu dem sich vollziehenden gesellschaftlichen Wandel zu erfahren.
2001 wurden die Ergebnisse im TAT, welches zu dieser Zeit im Bockenheimer Depot beheimatet war, und
im öffentlichen Raum vorgestellt. Zu den beteiligten
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Künstlern zählten zum Beispiel Tobias Rehberger, Gesine Danckwart und Roland Schimmelpfennig, die heute
längst keine Unbekannten mehr sind. Gesine Danckwart, dies ist ein Novum, wird Ihnen bei den Frankfurter Positionen 2013 wieder begegnen. Ebenso wie
das Logo, welches Studierende der HfG in Offenbach
entworfen haben: F20 P01, als Sinnbild für die Positionsbestimmung in einer immer komplexer werdenden
Lebenswelt. Im Übrigen sind die Frankfurter Positionen immer weiter gewachsen. Inzwischen sind sie ein
viel und über die Region hinaus beachtetes Festival für
neue Werke mit einem jeweiligen Leitthema geworden.
Die Durchführung dieses Festivals ist der Stiftung nur
möglich, weil die Frankfurter Positionen von einem
Netzwerk von engagierten Kulturinstitutionen getragen
werden. Diese Kooperationsbereitschaft der Kultur­
institutionen war 2001 noch keine Selbstverständlichkeit. Bei den Frankfurter Positionen 2013 kooperieren
wir nun mit 18 Partnern, darunter etablierte Museen,
Theater, Hochschulen und wissenschaftliche Institute,
aber auch Ensembles der freien Szene. Unser besonderer Dank gilt daher unseren Kooperationspartnern,
mit deren Anregungen und Beiträgen eine gemeinsame
Plattform für die Frankfurter Positionen geschaffen
wird. Wie bereits im Jahr 2011 ist das Frankfurt LAB,
das Labor der Moderne, zentraler Festivalort der F20
P13. Zu Gast sind wir diesmal auch in der Alten Oper,
im MMK Museum für Moderne Kunst, im Portikus und
im Künstlerhaus Mousonturm. Hervorheben möchten
9
wir auch die Fachjurys, die erneut mit viel Erfahrung
und großer Kenntnis der Szenen Künstler, die mit den
Mitteln ihrer Sparte eine Position zu dem Leitthema formulieren sollen, vorgeschlagen, diskutiert und schließlich ausgewählt haben.
Die Frankfurter Positionen veranstalten wir in einem
etwa zweijährigen Turnus. Sobald ein Festival abgeschlossen ist, beginnen die Vorbereitungen für die
nächsten Frankfurter Positionen. Bereits diese Phase
erweist sich für uns als spannend und fruchtbar. In
einem offenen Dialog mit dem Institut für Sozialforschung kristallisiert sich das Leitthema der Frankfurter
Positionen heraus. Dieses Leitthema wird mit den Mitgliedern des Kuratoriums der Stiftung erörtert und ist
schließlich die Grundlage für die Jurysitzungen und für
den Programmbeirat des Instituts für Sozialforschung,
der begleitend zu den künstlerischen Arbeiten die Vortragsreihe à jour konzipiert, in der mit theoretischen
Statements die Thematik analysiert wird.
Bei den Frankfurter Positionen 2013 kreisen alle Arbeiten um das Leitthema An der Grenze? Über die Zukunft
der Moderne. Dieses Leitthema hat Wilhelm Burmester, bis 2012 Geschäftsführer der BHF-BANK-Stiftung, angestoßen. Sein Ansatz ist als Impulsstatement
in diesem Programmheft wiedergegeben. Mit diesem
Leitthema wollen wir nicht in erster Linie befragen, ob
die Moderne oder die Postmoderne zumindest in den
Künsten als abgeschlossen zu gelten haben. Wir wollen
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vielmehr den Ausblick riskieren, wie die Zukunft unserer modernen Gesellschaft aussehen wird. Sind wir
mit unseren Gestaltungskonzepten an einer Grenze angelangt? Oder zeichnet sich ein Impuls zum Auf- oder
Umbruch ab, der dem zu verzeichnenden politischen,
wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Wandel gerecht werden kann?
Wir wünschen uns für die Frankfurter Positionen 2013,
dass sich die Besucherinnen und Besucher auf dieses
Experimentierfeld der zeitgenössischen Künste und die
theoretischen Diskurse einlassen. Wir hoffen, dass das
Programm zu einem regen Dialog zwischen Publikum
und Kreativen führt und uns bedenkenswerte Erkenntnisse zu unserer Lebenswelt aufzeigt.
Dietmar Schmid,
Vorsitzender des Vorstands
der BHF-BANK-Stiftung
Louis Graf Zech,
Vorsitzender des Kuratoriums
der BHF-BANK-Stiftung
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12
13
Rückblick
Frankfurter Positionen 2001
Frankfurter Positionen 2003 mit dem Leitthema
Warum nicht würfeln? – Gestaltungsmöglichkeiten zu
Beginn des 21. Jahrhunderts
Frankfurter Positionen 2006 mit dem Leitthema
Gut ist was gefällt – Versuche über die zeitgenössische
Urteilskraft
Frankfurter Positionen 2008 mit dem Leitthema
Leben erfinden – Über die Optimierung von Mensch
und Natur
Frankfurter Positionen 2011 mit dem Leitthema
Gemeinsam im Niemandsland
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Die Mitglieder der
Jurys der
Frankfurter
Positionen 2013
• Uwe B. Carstensen war Dramaturg
und Regisseur an verschiedenen Bühnen,
u.a. am Bayerischen Staatsschauspiel in
München und am Thalia Theater Hamburg. Er arbeitete mit Ingmar Bergmann,
Werner Schroeter, Klaus-Michael Grüber und Walter Bockmayer. Seit 1989 ist er Leiter des
Theater & Medien Verlages bei S. Fischer in Frankfurt.
(Jury Theater)
• Clémentine Deliss, geb. in London, lei-
tet seit April 2010 das Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main. Die Kuratorin, Publizistin, Dozentin und Forscherin
studierte Ethnologie und Gegenwartskunst in Wien, Paris und London und leitete zahlreiche Festivals, internationale Ausstellungen
und Forschungsprojekte zur Interpretation und Vermittlung von Kunst und Ethnologie. Von 2003 bis 2010 verantwortete sie das Forschungsprojekt Future Academy
in Edinburgh. (Jury Carte Blanche)
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• Roland Diry, geb. 1955, studierte Kla-
rinette in Frankfurt am Main und Hannover und legte bei Hans Deinzer sein
Konzertexamen ab. Er war Dozent der
Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik
und hat Lehraufträge an Dr. Hoch‘s Konservatorium und an der Hochschule für Musik in Frankfurt. Seit 1982 ist er Mitglied des Ensemble Modern und
hat über viele Jahre geschäftsführende und inhaltliche
Aufgaben übernommen. 2003 wurde er Geschäftsführer des Ensemble Modern und Vorsitzender der Internationalen Ensemble Modern Akademie. (Jury Musik)
• Susanne Gaensheimer, geb. 1967, ist
Kunsthistorikerin und wurde nach ihrem
Studium in München, Hamburg und am
Independent Study Program des Whitney
Museum of American Art, New York,­
an der Ludwig-Maximilians-Universität
München promoviert. 2002 bis 2008 war sie Leiterin
der Sammlung für Internationale Gegenwartskunst an
der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München.
1999 bis 2001 leitete sie den Westfälischen Kunstverein, Münster. Seit 2009 ist Gaensheimer Direktorin des
MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main.
2011 war sie Kuratorin des Deutschen Pavillons der 54.
Biennale Venedig, bei der sie für die Präsentation von
Werken von Christoph Schlingensief mit dem Goldenen
Löwen ausgezeichnet wurde. 2012 wurde sie für die 55.
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Biennale Venedig 2013 zum zweiten Mal zur Kuratorin
des Deutschen Pavillons ernannt. (Jury Kunst)
• Heiner Goebbels, geb. 1952, studierte
Soziologie und Musik und komponiert
Musiktheaterstücke, szenische Konzerte,
Hörstücke und Kompositionen für Ensemble und großes Orchester. Er arbeitet mit den wichtigsten Ensembles und
Orchestern (Ensemble Modern, London Sinfonietta,
Orchestra in the Age of Enlightenment, Berliner Philharmoniker) und Dirigenten zusammen (Lothar Zagrosek, Sir Simon Rattle, Peter Rundel, Peter Eötvös u. v.
a.). Seine Musiktheaterstücke werden weltweit gefeiert. Er ist Professor am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen
und Präsident der Hessischen Theaterakademie. 2012
erhielt er den Theaterpreis International Ibsen Award.
2012 bis 2014 leitet er die Ruhrtriennale. (Jury Musik)
• Nikolaus Hirsch ist Direktor der Stä-
delschule und des Portikus in Frankfurt.
Sein architektonisches Werk umfasst die
preisgekrönte Synagoge in Dresden, European Kunsthalle, unitednationsplaza,
Cybermohalla Hub in Delhi. Hirsch kuratierte u. a. ErsatzStadt an der Volksbühne in Berlin,
Cultural Agencies in Istanbul und wurde zum Direktor
des Folly-Projekts 2013 für die Gwangju Biennale ernannt. (Jury Kunst, Jury Carte Blanche)
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• Ulrich Khuon, geb. 1951, studierte Jura,
Germanistik und Theologie, arbeitete als
Theater- und Literaturkritiker und ab 1980
als Chefdramaturg und ab 1988 als Intendant am Stadttheater Konstanz. 1993
wechselte er an das Niedersächsische
Staatsschauspiel Hannover und wurde 1997 zum Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hannover
ernannt. Mit Beginn der Spielzeit 2000 / 2001 wechselte
er als Intendant an das Thalia Theater Hamburg. Während seiner Intendanz wurde das Thalia Theater zweimal
Theater des Jahres. Seit September 2009 ist Ulrich Khuon
Intendant des Deutschen Theaters Berlin. (Jury Theater)
• Burghard C. Kosminski, geb. 1961,
studierte Regie und Schauspiel in New
York. Er war leitender Regisseur und
Mitglied der künstlerischen Leitung am
Düsseldorfer Schauspielhaus. Seit 2006
ist er Schauspieldirektor und künstlerischer Leiter der Internationalen Schillertage am Nationaltheater Mannheim. Für die Uraufführung von Das
Fest von Thomas Vinterberg erhielt er 2001 den Preis
für die Beste Regie beim NRW-Theatertreffen. 2014
übernimmt er gemeinsam mit Matthias Lilienthal die
Festivalintendanz von Theater der Welt. (Jury Theater)
• Manfred Ortmann, geb. 1950, studierte Philosophie,
Soziologie und G
­ ermanistik in Frankfurt Main. Er war
als Schauspieldramaturg an verschiedenen Theatern in
18
Deutschland tätig. Seit 1981 ist er Lektor
im Suhrkamp Verlag, Theater & Medien.
Er hat hier u.a. maßgeblich den Bereich
Hörspiel aufgebaut und setzt sich für die
Pflege dieses Genres im Rundfunk ein.
(Jury Theater)
• Tobias Rehberger, geb. 1966 in Esslin-
gen, lebt und arbeitet in Frankfurt am
Main, wo er von 1987 bis 1992 an der
Städelschule studierte. Seit 2001 ist er
Professor für Bildhauerei an derselben
Hochschule. Seit seiner ersten Einzelausstellung im Jahr 1992 hatte er zahlreiche Galerieund Museumsausstellungen in der ganzen Welt. 2009
erhielt er den Goldenen Löwen auf der Kunstbiennale
von Venedig. (Jury Kunst)
• Thomas Rietschel, geb. 1955, hat seine
wissenschaftliche Ausbildung nach dem
Studium der Kunstgeschichte, Germanis­
tik und empirischen Kulturwissenschaften in Tübingen und Wien mit dem praktischen Musikstudium der Violine ergänzt.
Darüber hinaus hat er vielfältige Erfahrungen im Kulturmanagement gesammelt, u. a. als Geschäftsführer
des Kammerorchesters Schloss Werneck (Bayerisches
Kammerorchester), als Generalsekretär der JeunessesMusicales Deutschland sowie als Generalsekretär des
Deutschen Musikrates. Seit Mai 2004 leitet Thomas
19
Rietschel als Präsident die Hochschule für Musik und
Darstellende Kunst Frankfurt am Main. (Jury Carte
Blanche)
• Sibylle Baschung, geb. 1972 in Gren-
chen (Schweiz), studierte Germanistik
und Geschichte in Basel. Sie war Dramaturgin am Theater Neumarkt in Zürich
und kam 2001 ans Schauspiel Frankfurt.
Sie arbeitete mit Michael Thalheimer,
René Pollesch, Armin Petras, Antù Romero Nunes,
Christopher Rüping, Christoph Mehler, Florian Fiedler, Jan Neumann, Matthias von Hartz u. v. a. Von 2010
bis 2012 leitete sie das Schauspiel STUDIO. Seit 2012
ist sie Chefdramaturgin. Zudem lehrt sie Aufführungsanalyse an der Hochschule für Musik und Darstellende
Kunst in Frankfurt. (Jury Theater)
• Marion Victor, geb. 1949 in Reutling­en,
studierte Kunstgeschichte, Romanistik
und Malerei an der Universität Stuttgart
und an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste. 1975 bis 1981 war sie
Dramaturgin in Ulm, Freiburg und Zürich. 1986 wurde sie mit einer Dissertation über Jean
Genet promoviert. 1985 wurde sie Lektorin beim Verlag der Autoren, dessen Geschäftsführerin sie von 1989
bis 2010 war. (Jury Theater)
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Der
Programmbeirat
à jour – Vortragsreihe
zu den Frankfurter
Positionen 2013
• Sidonia Blättler ist Wissenschaftli-
che Referentin des Instituts für Sozialforschung (IfS) und Mitherausgeberin
von WestEnd. Neue Zeitschrift für So­
zialforschung. Ihre Forschungsgebiete:
­Politische Philosophie, Politische Ideengeschichte und Gender Studies. Aus den Veröffentlichungen: Judith Shklar. Aufklärung ohne Glücksver­
sprech­en. In: WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung 7. 2 (2010), S. 142–154.
• Axel Honneth ist Professor für Sozial-
philosophie an der Goethe-Universität
Frankfurt, Professor of the Humanities
an der Columbia University in New York
und Direktor des Instituts für Sozialforschung (IfS). Aus den Veröffentlichungen:
21
Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik
sozialer Konflikte. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003
[1992]; Pathologien der Vernunft. Geschichte und Ge­
genwart der Kritischen Theorie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2007; Das Recht der Freiheit. Grundriss einer
demokratischen Sittlichkeit. Berlin: Suhrkamp 2011.
• Sighard Neckel ist Professor für So-
ziologie mit dem Schwerpunkt Soziale
Ungleichheit an der Goethe-Universität
Frankfurt am Main und Mitglied im Kollegium des Instituts für Sozialforschung
(IfS). Zentrale Forschungsfelder: Symbolische Ordnungen sozialer Ungleichheit, Soziologie
des Ökonomischen, Kultursoziologie der Marktgesellschaft, Emotionssoziologie. Aus den Veröffentlichungen: Strukturierte Verantwortungslosigkeit. Berichte
aus der Bankenwelt (mit Ch. Magnin und C. Honegger).
Berlin: Suhrkamp 2010; Kapitalistischer Realismus.
Von der Kunstaktion zur Gesellschaftskritik. Frankfurt
und New York: Campus 2010.
• Juliane Rebentisch ist Professorin für
Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am
Main, assoziiertes Mitglied des Instituts
für Sozialforschung (IfS) und Mitherausgeberin von WestEnd. Neue Zeitschrift für
Sozialforschung. Arbeitsschwerpunkte: Ästhetik, Ethik,
politische Philosophie. Aus den Veröffentlichungen:
22
Ästhetik der Installation. Frankfurt a. M.: Suhrkamp
2003; Kreation und Depression. Freiheit im gegenwär­
tigen Kapitalismus (hg. mit Ch. Menke). Berlin: Kadmos 2010; Die Kunst der Freiheit. Zur Dialektik demo­
kratischer Existenz. Berlin: Suhrkamp 2012.
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24
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An der Grenze?
Über die Zukunft
der Moderne
Von Wilhelm Burmester
In modernen Zeiten sind Grenzen offenbar dazu da,
um überwunden zu werden. Gegenüber früheren langen Jahrhunderten der relativen Stagnation entwickelt
sich seit rund 200 Jahren die Real- und Ideengeschichte
westlicher Zivilisation in einem Treibhausklima beschleunigter Dynamik – dies voller Brüche, katastrophaler Irrtümer und Rückfälle, aber auch erheblicher
institutioneller wie lebensweltlicher Fortschritte, also
in der Bewertung der Folgen höchst ambivalent und
mit ungewissem Ausgang.
Vor diesem Hintergrund erscheint es lohnend, diese
Ambivalenzen bei einigen aktuellen Ausprägungen
spezifisch moderner Grenzverschiebungen näher zu
beleuchten. Hat uns der beschleunigte Wandel womöglich an eine Systemgrenze geführt, die die Moderne
selbst infrage stellt?
Grenzöffnungen in Ökonomie...
Einer der wirksamsten Stachel der Grenzüberwindung ist die moderne Ökonomie: Die zweckrationale
Steuerung der Produktion nach rentabilitätsorientierten
26
Zielgrößen wirkt (auch ohne dies explizit anzustreben) als unbremsbare Auflösung aller traditionellen
Wege des Wirtschaftens, aller Sitten und Gebräuche,
die dem ökonomischen Kalkül zuwiderlaufen. Dies hat
lange Zeit wohlstandssteigernd und befreiend gewirkt;
was aber, wenn die Gebiete bornierter Lebensführung
längst erobert sind und das nackte, von moralischen Erwägungen immer weniger getrübte Rentabilitätskalkül
nur noch um sich selber kreist und hierbei mehr und
mehr Lebensbereiche erfasst?
... und Gesellschaft
Nicht unabhängig von der ökonomischen Entwicklung ist die Sozialgeschichte der Moderne durch vielfältige emanzipatorische Fortschritte benachteiligter
Bevölkerungsgruppen geprägt. Alte Grenzen der Diskriminierung sind (formal) gefallen: grundlegende Arbeitnehmer- und Frauenrechte sowie die Aufhebung
rechtlicher Benachteiligung kultureller oder sexueller
Minderheiten eröffnen erweiterte Freiheitsspielräume.
Was ist aber, wenn die faktischen Chancen anhaltend
oder gar zunehmend ungleich verteilt sind und neue
Funktio­
nalisierungen die Räume erzielter Freiheiten
und individualisierter Lebensführung für eine umfassende ökonomische Inanspruchnahme nutzen?
Entgrenzte Staatenwelt?
Die Phase des hypertrophen Nationalstaats in der Moderne ist (zumindest in Westeuropa) in einem schmerzhaften Prozess durch postheroische Staatsgebilde mit
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(zumeist) offenen Grenzen abgelöst worden. EU-Staaten haben sich zudem vorgenommen, staatliche Souveränität partiell auf supra-staatliche Agenturen zu übertragen. Umso rigider ist jedoch das Grenzregime an den
Außengrenzen. Zudem ist nationalstaatliches Kollektivbewusstsein – insbesondere dessen Grauzone immer
neuer Ressentiments bis hin zu aggressiven Varianten
der Ausländerfeindlichkeit – nicht wirklich zivil transformiert. Inwieweit tragen derzeit staatliche Interessenkonflikte und neue Konkurrenzkämpfe zur Trennung
zwischen denen und uns bei und manifestieren so einen
fortgesetzten Prozess von Inklusion und Exklusion?
Diesseits ohne Jenseits
Ideengeschichtlich erscheint es sinnvoll, in Erinnerung
zu rufen, dass zur Geburtsgeschichte der europäischen
Moderne die Säkularisierung gehört: Die Vorstellung
eines Diesseits ohne ein Jenseits war die erste – und
vielleicht wichtigste – Grenzauflösung. In ihrer Folge
kam es zu vollkommen erneuerten Entwürfen etwa über
die Stellung des Subjekts, über Vernunftpotentiale und
das menschliche Erkenntnisvermögen. Die wahre Welt
als metaphysische Gegen- / Hinterwelt scheint ebenso
schwer begründbar zu sein wie der göttliche Himmel.
Der damit verbundene Freiheitsgewinn für das sich selbst
entwerfende Individuum und für gemeinsame Handlungsspielräume ist allerdings mit erheblichen Gewiss­
heits- und Orientierungs-Verlusten verbunden. Können
moderne Menschen die erzielten Freiheiten faktisch in
einer selbstbestimmten Lebensführung umsetzen oder
28
unterliegen sie neuen (medialen) Abhängigkeiten? Ist
die säkulare Moderne normativ ermüdet?
Künste zwischen Vereinnahmung und Differenz
Und schließlich die Künste: Ihre elementare Rolle im
permanenten Prozess moderner Grenzaufhebung ist
kaum zu überschätzen. Sie lieferten und liefern nicht
nur die Folie dauernder Infragestellung, Durchbrechung
des Horizonts des Erwartbaren und Aufhebung von zuvor als elementar gehaltenen Regeln. Sie zeigen eben
auch die Kraft neuer Synthese, einer Formfindung, bei
der – im geglückten Fall – Disparates unerwartet zusammenpasst. Gerade weil sie nicht am Begriff arbeiten, liefern die Künste damit dem rationalen intersubjektiven
Diskurs wichtige Grundierungen. Dieser spielerische
Prozess ist freilich fragil. So ist die mögliche Subversivität von Kunstwerken nur solange wirksam, wie sie
nicht von Medien und anderen Kräften der Kulturindus­
trie vereinnahmt werden. Will und kann die Kunst auch
zukünftig ihre Differenz behaupten?
Zu all diesen Fragen sind Antworten nicht leicht zu
finden. Die Frankfurter Positionen 2013 könnten – zum
sechsten Mal – die Gelegenheit bieten, in zahlreichen
Uraufführungen und Vorträgen den nach wie vor vorhandenen Möglichkeiten, aber auch den Grenzen der
Moderne auf den Grund zu kommen.
Wilhelm Burmester ist Mitglied des Vorstands der
BHF-BANK-Stiftung
29
Moderne – Die konstitutive
Idee der
individuellen
Freiheit
Von Axel Honneth
Unter all den ethischen Werten, die in der modernen
Gesellschaft zur Herrschaft gelangt sind und seither
um Vormachtstellung konkurrieren, war nur ein einziger dazu angetan, deren institutionelle Ordnung auch
tatsächlich nachhaltig zu prägen: die Freiheit im Sinne
der Autonomie des Einzelnen. Alle anderen Vorstellungen des Guten, angefangen mit dem Deismus der natürlichen Ordnung bis hin zum romantischen Expressivismus, haben zwar seit mehr als zweihundert Jahren
die Erfahrungen des Selbst und seiner Beziehungen um
stets neue Akzente bereichert; aber wo sie sozial wirkmächtig werden sollten, wo sie den engen Kreis von ästhetischen oder philosophischen Avantgarden verlassen
und den Imaginationsraum der Lebenswelt beflügeln
konnten, gerieten sie schnell in das Fahrwasser des Autonomiegedankens, dem sie am Ende nur weitere Tiefenschichten verliehen. Heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, ist es beinahe unmöglich, einen dieser Werte
30
der Moderne zu artikulieren, ohne ihn nicht sogleich
als Facette der konstitutiven Idee der individuellen Autonomie zu verstehen; ob es sich um die Beschwörung
der natürlichen Ordnung handelt oder um die Idealisierung der inneren Stimme, um den Wert der Gemeinschaft oder den Lobpreis der Authentizität, stets wird es
nur noch um zusätzliche Bedeutungskomponenten dessen gehen, was es heißt, von der individuellen Selbstbestimmung zu sprechen. Wie durch magische Anziehung
sind alle ethischen Ideale der Moderne in den Bannkreis
der einen Vorstellung der Freiheit geraten, vertiefen sie
bisweilen, verleihen ihr neue Akzente, aber setzen ihr
nicht mehr eine selbstständige Alternative entgegen.
Allerdings ist dieser eine Wert der individuellen Freiheit in seiner Bedeutung von Anfang an auch umstritten
gewesen; es bildeten sich im Prozess der frühen Moderne verschiedene Vorstellungen von dem heraus, was
es heißen soll, als Individuum wie alle anderen frei zu
sein. So trat neben die Idee, dass der Einzelne in dem
Maße frei ist, wie ihm bei der Realisierung seiner individuellen Lebensziele keine Hindernisse im Weg stehen,
schon bald die von Rousseau und Kant geprägte Auffassung, individuelle Freiheit bestehe zunächst und vor
allem in der Selbstbestimmung, das heißt in der Orientierung an Gründen und Prinzipien, die man selbst für
richtig hält. Diesen beiden machtvollen Freiheitsideen
trat schließlich noch der von Hegel und der Romantik
beeinflusste Gedanke zur Seite, dass wir nur dort wirklich frei sind, wo wir in Interaktionen Ergänzungen
31
32
durch andere finden. Alle drei Vorstellungen individueller Freiheit – die der bloß negativen Freiheit, die der
Selbstbestimmung und die der intersubjektiven oder
sozialen Freiheit – sind nun freilich nicht bloß reine
Gedankengebilde geblieben, sondern haben sich in
spezifischen Institutionen der modernen Gesellschaft
niedergeschlagen; so ist die Idee der negativen Freiheit im egalitären Grundprinzip des modernen Rechts
verkörpert worden, die Idee der Selbstbe­stimmung in
der ­kulturellen Sphäre der Moral und die Idee der intersubjektiven Freiheit in den Handlungssphären der
persönlichen Beziehungen und der demokratischen
Öffentlichkeit. Der Prozess der Moderne aber besteht
ganz fraglos in der Dynamik ununterbrochener Konflikte und Auseinandersetzungen darüber, wo und wie
zwischen diesen verschiedenen Sphären der Freiheit
angemessen die Grenzen zu ziehen sind.
Axel Honneth ist Direktor des Instituts für Sozialforschung, Professor für Philosophie, Goethe-Universität
Frankfurt am Main und Columbia University, New York.
33
Fünf Thesen
zur Vielfalt der
Moderne
Von Kenichi Mishima
1.
Vertreterinnen und Vertreter der multiple modernities
messen den historischen Voraussetzungen große Bedeutung bei. Durchgesetzt hat sich die Einsicht, dass für die
Herausbildung einzelner Modernisierungsergebnisse
die jeweiligen historischen Bedingungen entscheidend
sind. Eine eigenartige Dialektik, ein schwer zu analysierendes Zusammenspiel von westlicher Modernisierung und endogenen, doch keineswegs mono­lithischen
lokalen Traditionen hat ganz unterschiedliche Landschaften der Moderne hervorgebracht– eine Vielfalt von
Lebensstilen, politischer Kultur, institutionellen Regelungen und Formen staatlichen Handelns. […]
2.
Die Rede von multiple modernities impliziert eine sys­
tematische These: Ein und dasselbe normative Prinzip
realisiert sich in unterschiedlichen Formen, die diesem
Prinzip nicht zuwiderlaufen. Institutionelle Umsetz­
ungen eines Prinzips können an der Spree oder Seine
oder Themse sehr verschieden verlaufen, ohne dieses Prinzip zu verraten und in einen Relativismus zu
34
führen. Zum Beispiel: Schon innerhalb des europäischamerikanischen Raumes zeigt das abstrakte Prinzip der
Trennung von Politik und Religion ein breites Spektrum an Variationen. […] Die Einführung eines Religionsunterrichts für muslimische Kinder wäre ohne die
landeskirchliche Vergangenheit in Deutschland nicht
denkbar. In Frankreich würden in den einschlägigen
Ministerien schon beim Gedanken an ein solches Konzept die Köpfe rollen. […]
3.
Die Pluralität der Moderne, die man selbst in West­
europa findet, liegt nicht allein an den vielfältigen Realisierungsmöglichkeiten normativer Prinzipien, sondern
ebenso an der internen Logik der Moderne selbst. Denn
die Moderne zeichnet sich durch innere Widersprüche,
Spannungen und Spaltungen aus. […] Wie Shmuel N.
Eisenstadt, der das Konzept der multiple modernities
in die Diskussion eingeführt hat, in seinen Studien
zeigte, ist jede moderne Gesellschaft, ob im Westen
oder Osten, im Norden oder Süden, zutiefst geprägt
von Kämpfen um Anerkennung, Güterverteilung und
Partizipationschancen, von Emotionen und Affekten,
die unkontrolliert explodieren können. Die Konfliktlinien verlaufen zwischen Konfessionen und zwischen
Klassen, zwischen vorwärtstreibenden und bewahrenden Kräften, zwischen Staat und Zivilgesellschaft etc.
[…] Im Zuge der Expansion der westlichen Moderne
in Form von Imperialismus und Kolonialismus übertrugen sich all diese Widersprüche in komplexer Weise
35
auf andere Teile der Welt, wobei neue Konfliktlinien
entstanden zwischen weltgeschichtlichen Zentren und
kolonialisierter Peripherie. […]
4.
Das Konzept der multiple modernities führt die Einsicht
mit sich, dass das normative Potential der Moderne
nirgendwo erschöpfend realisiert worden ist und wohl
auch nie realisiert sein wird. […] Abhängig von Ort
und Zeit wurde der Katalog der Werte und Normen immer wieder umgeschrieben, nur in Teilen beachtet und
höchst ungenügend verwirklicht. […] Zwischen Hegels
Staatsvorstellung und der Staatsauffassung der Gründerväter der USA liegt nicht nur ein atlantischer Ozean,
zwischen den beiden Polen liegen Welten. Beide aber
sind Fokussierungen auf jeweils bestimmte Aspekte
der Moderne. Die Geschichte der Modernisierung Japans ist ein repräsentatives Beispiel dafür, wie Eliten
nichtwestlicher Länder das Spektrum der Moderne oft
einseitig aufgenommen und dadurch soziale Spannungen, die bereits in Europa existierten, potenziert haben.
[…] Multiple modernities sind selective modernities.
5.
Was die Landschaften der Moderne noch unübersichtlicher macht, ist der Umstand, dass die verschiedenen
Pfade der Modernisierung ineinander verwoben und
miteinander verschlungen sind. Shalini Randeria hat
dafür die einschlägige Formel der entangled modernities geprägt. So haben Deutschland und Frankreich,
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die sich im späten 19. Jahrhundert bis zu den Zähnen
bewaffnet gegenüberstanden, ihre Konzepte der Arbeiterversicherung, Krankenkasse und Rentensysteme gegenseitig nachgeahmt. […] Auch Kolonialherren haben
voneinander gelernt. So hat die japanische Kolonialregierung in Seoul Wissenschaftler nach Preußisch-Polen
geschickt, um die preußische Sprachpolitik im polnischen Teil von Preußen zu studieren. […]
Die Moderne gibt es nur im Plural, als multiple, selec­
tive und entangled modernities.
(Auszug aus: Eine Moderne – viele Modernen. Zwischen
normativem Leitbild, Verbrechen und Widerstand. Vortrag im Rahmen von à jour – Frankfurter Positionen am
29. August 2012. Der vollständige Beitrag erscheint in
WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung.)
Kenichi Mishima lehrt Sozialphilosophie und zeitgenössische Philosophie an der Wirtschaftsuniversität in
Tokio.
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Ästhetische
Modernologie
Von Juliane Rebentisch
Absolut modern zu sein ist heute offenbar nicht mehr
zeitgemäß. Das zeigt sich nicht zuletzt im Blick auf die
Kunst. Wie soll man aber die Absetzung der Gegenwartskunst von der modernen Kunst verstehen?
Die Kulturkritik mutmaßt, dass sich der Begriff der Gegenwartskunst in dem Maße gegen den der modernen
Kunst durchgesetzt hat, wie sich die moderne Perspektive auf Fortschritt und Entwicklung, ja überhaupt auf
historische Veränderung verloren hat – und zwar zugunsten einer Scheindynamik, die der Fortsetzung und
Bestätigung des Immergleichen dient. Die Gegenwart
der Gegenwartskunst ist dieser düsteren Diagnose zufolge nichts als der Albtraum eines ewigen Jetzt, eine
flache Gegenwart ohne historische Tiefe, die sich aufs
Beste mit einer umfassenden Durchökonomisierung
der Lebenswelt verträgt, als deren Konsequenz es nur
noch Neues zu konsumieren, nicht aber zu leben gibt.
In dieser Lesart scheint die Kunst in einer Zeit nach
dem Ende der Geschichte angekommen zu sein: An die
Stelle einer über den Stil vermittelten Vergegenwärtigung der historischen Zeit sei eine eklektische Nivellierung historischer Differenzen getreten und an die Stelle
sichtbarer Brüche eine falsche Totalität.
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Tatsächlich scheinen sich die Werke der Gegenwartskunst nicht nur dem Vergleich mit der Kunst der Vergangenheit zu entziehen, weil sie sich – als intermediale – nicht mehr eindeutig vor dem Hintergrund einer
Tradition (der Musik, der Malerei, der Bildhauerei, der
Literatur usw.) lesen lassen; sie sind – als offene – noch
nicht einmal mehr als ein objektiv Bestimmtes gegeben,
weil sie die Grenze zur nicht-ästhetischen Lebenswelt
dezidiert unbestimmt lassen. Heißt dies aber, dass sich
im Blick auf den Stand der Gegenwartskunst gar keine
historische Entwicklung mehr entziffern lässt?
Was, wenn in dem Abschied von einsinnigen Fortschrittslogiken selbst ein Fortschritt läge? Dass sich
die Kunst (spätestens) seit den sechziger Jahren nicht
mehr in die Entwicklungsgeschichten der traditionellen
Kunstgattungen einordnen lässt, ja, dass die entgrenzten Werke überhaupt nicht mehr als ein objektiv Be­
stimmtes gegeben sind, sondern aufgrund ihrer offenen
Form vielmehr nachdrücklich auf ihr Konstituiertwerden in einander widerstreitenden Interpretationen verweisen, wäre dann nicht Symptom einer generellen Geschichtsvergessenheit, sondern Ausdruck eines komplexeren Verständnisses der Geschichtlichkeit von Kunst.
So zeigt schon ein oberflächlicher Blick auf die Rezeptionsgeschichten beliebiger Werke, dass deren geschichtliches Leben nicht in der Rolle aufgeht, die ihnen
von einer Fortschrittsgeschichte zugewiesen werden
mag. Historisch wandelbare Erfahrungen erschließen
41
42
die Werke auch in ihrem Innovationspotential immer
wieder neu, und umgekehrt lässt das Ausbleiben solcher Erschließungen die Werke in Bedeutungslosigkeit
versinken.
Das hat auch Konsequenzen für die Kanon-Diskussion. Statt der vermeintlich transhistorischen Gültigkeit großer Werke rückt nun der Umstand in den Blick,
dass sich solche Größe selbst historisch bildet: in der
und durch die Geschichte ihrer Neu- und Wiedererschließungen in jeweils zeitgenössischen Kontexten.
Das bedeutet auch, dass der Kanon prinzipiell in jedem
Moment zur Disposition steht. Die vielen Wiederentdeckungen von vergessenen Künstlern und Künstlerinnen oder Kunstwerken der klassischen Moderne durch
Protagonisten der zeitgenössischen Kunst sind ebenso
in diesem Zusammenhang zu sehen wie die kritische
Reflexion des universalistischen Anspruches der westlichen Moderne im Zeichen alternativer Modernen.
Solche Auseinandersetzungen zielen aber nicht nur auf
inhaltliche Korrekturen im Verständnis der Moderne,
sondern setzen zugleich auch das Projekt der modernen Historiografie kritisch fort. Obwohl die Moderne
im Rahmen modernistischer Theoriebildung zuweilen
erscheint, als gäbe es für sie nur eine einzige zeitliche
Richtung – die nach vorne –, ist sie faktisch doch mindestens ebenso durch bahnbrechende Neuaneignungen
der Tradition geprägt. Das Recht, das die Moderne dem
Neuen gegenüber der Tradition eingeräumt hat, wäre unzureichend verstanden, ignorierte man die Erneuerung
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des Traditionsverständnisses, die mit ihm einhergeht.
Das Zusammenspiel von Geschichtsbewusstsein und
Zukunftsorientierung bestimmt auch noch die zeitgenössischen Neuerschließungen der Moderne selbst. Der
kritische Blick auf die Geschichte der Moderne soll
ein anderes, ein besseres Verständnis unserer Gegenwart ermöglichen, um sie dadurch für die Zukunft zu
öffnen. Die Gegenwart der Gegenwartskunst erscheint
dann als die Gegenwart einer sich selbst transformierenden, einer deshalb als wesentlich unvollendet zu
denkenden Moderne. Ihr Projekt ist das einer kritischen
Modernologie.
Juliane Rebentisch ist Professorin für Philosophie und
Ästhetik an der Hochschule für Gestaltung (HfG) in
Offenbach.
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Konzert
18.01., 19.01.13
20 Uhr
Ensemble
Modern remixed!
Erik Bünger,
Vito Žuraj,
Marcus
Antonius
Wesselmann
PUNKT
Jan Bang / Erik
Honoré / Sidsel
Endresen
Frankfurt
LAB
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Konzert
Ensemble Modern remixed!
Frankfurt LAB
18.01., 19.01.13
20 Uhr
Erik Bünger:
The Empire Never Ended
Vito Žuraj: Restrung
Marcus Antonius
Wesselmann:
To You Beloved Comrade…
Uraufführungen
Pause
PUNKT (Jan Bang / Erik
­H onoré / Sidsel Endresen):
LIVE-REMIX der drei
Uraufführungen
Ensemble Modern remixed! kombiniert die
traditionelle Konzertaufführung mit der Idee
des Live-Remixes. Das Konzert-Ereignis
wird durch Remix und offene Improvisation
zum Prozessualen hin geöffnet. Drei Uraufführungen von Erik Bünger, Marcus Antonius Wesselmann und Vito Žuraj mit dem
Ensemble Modern unter Leitung von Yordan
Kamdzhalov liefern das Ausgangsmaterial
für einen kreativen Prozess, der in Echtzeit
stattfindet: Die Werke werden aufgezeichnet, bearbeitet und anschließend in einem
Live-Remix von Jan Bang und Erik Honoré,
den Begründern des norwegischen RemixFestivals PUNKT, und der Sängerin Sidsel
Endresen gespiegelt, weiterentwickelt. Das
Material wird geteilt, gestaucht, gedehnt,
geschichtet, verzerrt und seziert, das gerade
Gehörte gleichzeitig re- und dekonstruiert.
Erik Bünger
Erik Bünger, der schwedische Maler, Komponist und Autor, lebt in Berlin. Seine Arbeiten entwickeln sich rund um die menschliche Stimme, untersuchen, wie eine nähere
Erforschung der Stimme unser gewohntes
Verständnis von Kategorien wie Identität,
Freiheit, Zeit, Raum und Tod erschüttern
kann. In seinen Performances, Videos, Installationen und Kompositionen untersucht
er das Singen und Sprechen von Menschen.
Aber nicht insofern diese Träger semantischer Bedeutungen sind, sondern indem er
sich auf das konzentriert, was die signifizierende Operation, das Bezeichnen übrig
lässt. Es geht ihm um die Situationen, in
denen die Sprache den ihr zugeschriebenen
Raum verlässt und ein eigenes Leben führt.
The Empire Never Ended, Erik Büngers
Beitrag zu den Frankfurter Positionen 2013,
ist eine Transkription, die von Anfang bis
Ende erfasst, was ein Mann, der in Zungen
sprach, von sich gegeben hat. In Zungen
reden, auch Glossolalie genannt, bedeutet,
dass erkennbar gesprochen wird, also nicht
­gesungen oder geschrien, sondern dass ein
strukturierter Redefluss klanglich absichtsvoll gestaltet wird – aber in keiner bekannten Sprache. In Zungen reden meint auch
­Außersichsein und Ekstase. Es ist eine mys­
tisch umwölkte kulturelle Praxis, die in Absichtslosigkeit geschieht. Das Material dazu
liefert eine Tonaufzeichnung aus dem Jahr
1948.* Man kann davon ausgehen, dass
sich dieser Mann in Trance befand, jedenfalls gehört das, was er vokalisiert, zu keiner bekannten menschlichen Sprache. Wir
wissen nichts über die Muttersprache des
Sprechenden, auch nicht, welchem Glauben
er anhing. Das Stück bewegt sich in jenem
Grenzgebiet, in dem totale Kontrolle und
totaler Kontrollverlust zusammenfallen.
Um dies Stück aufzuführen, brauchen die
Musiker all ihr Können und alle Konzentration. Gleichzeitig aber müssen sie diese
* Das Original dieser Stimmenaufzeichnung findet sich auf
der CD Okkulte Stimmen, Mediale Musik – Recordings of
unseen Intelligences (Supposé Berlin).
47
Fähigkeiten einer Macht übergeben, die sich
jeder menschlichen Kontrolle entzieht. Einer
Macht, über die wir nichts wissen.
Vito Žuraj
„Als Kind versuchte ich, nach Gehör die
Musik am Klavier nachzuspielen, die ich im
Radio hörte. Dies war meine erste Begegnung mit Musik. Als nächstes Instrument
empfahl mir mein Vater, Violoncello zu
­lernen. Meine Spielfreude an diesem Instrument war begrenzt und dementsprechend
wacklig war meine Intonation, woher ich
vielleicht meinen Enthusiasmus für mikrotonale Musikstrukturen nahm. Nach dem
Kompositionsstudium an der Musikakademie Ljubljana und einem Aufbaustudium an
der Hochschule für Musik Dresden absolvierte ich schließlich an der Hochschule für
Musik Karlsruhe das Solistenexamen Komposition bei Prof. Rihm und einen Master of
Arts in Musikinformatik. Dann ein Studium
an der Internationalen Ensemble Modern
Akademie und die Teilnahme an der Akade­
mie Musiktheater heute der Deutschen Bank
Stiftung. Ich brauchte jetzt noch 268 Zeichen, um alle meinen Preise und Stipendien
zu nennen, weitere 203 für die Angabe der
wichtigsten Festivaluraufführungen, 251 für
die Namen der wichtigsten Klangkörper, die
meine Musik gespielt haben und 153 für die
Details über meine Teilnahmen an den Meisterkursen. Aber wertes Publikum, wie anders würden Sie meine Musik hören und
bewerten, je nachdem, ob hier ein glänzender Biografietext steht oder ich einfach
schreibe, dass ich aus Rače komme, einem
kleinen ostslowenischen Dorf, mein Vater
Imker ist, ich gern Tennis spiele? Für
­diejenigen, die lieber nervenzerreißende
Texte lesen, beschreibe ich noch kurz, wie
heutzutage meine Musik entsteht: Mich
beschäftigt die Ausarbeitung von vielschichtigen ­Klanggebilden, die aufgrund meines
Strebens nach übersichtlicher Organisation
48
von Musikstrukturen genauen mathematischen Definitionen unterliegen. Da diese in
ihrer Vielfalt und Menge auf manuelle
Weise nur bedingt zu kontrollieren sind, ist
der Einsatz von Computeralgorithmen als
eine in erster Linie nicht großformal
­agierende Assistenz, jedoch individuell die
Grammatik der Musiksprache definierend,
in ihrer rechnerischen Zuverlässigkeit für
die Prüfung von vertrackten Zahlenvorgängen besser geeignet. Bon appétit!“
„Die Komposition Restrung für Ensemble,
die bei den Frankfurter Positionen 2013
­uraufgeführt wird, stellt sich dem Problem
der übersichtlichen Strukturierung solcher
Klanggebilde mittels Computer. Dabei
­entsteht keine große Form. Algorithmen
definieren die Details der Musiksprache und
halten in vielfachen Prozessen der Überlagerung eine Ordnung aufrecht, die unbeirrbar
ist. Der künstlerische Inhalt entsteht so vielleicht nicht durch Individualität, sondern
erst im Resümee vielfacher Individualitäten – in einem Effekt, der auch in der sogenannten
Schwarmintelligenz wirksam wird, die das
Unberechenbare aus der Kombination klarer
Strukturen und Handlungsweisen entstehen
lässt.“ (Hans-Jürgen Linke)
Marcus Antonius Wesselmann
Der Song Beloved Comrade aus dem Jahr
1936 von Lewis Allan (Text) und Fred Katz
(Musik) ist all jenen gewidmet, die ihr Leben im Spanischen Bürgerkrieg im Kampf
gegen den Faschismus verloren haben.
Beloved Comrade
To you beloved comrade, we make this
solemn vow
The fight will go on, the fight will still go on.
Like you, beloved comrade, we pledge our
bodies now
The fight will go on, the fight will still go on.
Rest here in the earth, your work is done,
You’ll find new birth when we have won,
when we have won.
Sleep well, beloved comrade, the fight will
just begin.
The fight will go on ‘til we win, until we
win.
Rest here in the earth, your work is done,
You’ll find new birth when we have won,
when we have won.
Sleep well...
Geboren 1965 in Gelsenkirchen, aufgewachsen in Bochum, studierte Marcus Antonius
Wesselmann von 1985 bis 1992 Komposition an der Folkwang-Hochschule Essen.
Bisherige Arbeiten umfassen Opern, Musiken zu Film, Theater und Tanz, Solowerke,
Werke für kleine bis größere Ensembles
sowie ­Orchester. 2007 gründete er minimal
productions und produziert Ton- und Bildmedien m
­ it Neuer Musik. Seit 2003 arbeitet
er mit dem Ensemble Modern (Franck Ollu)
und Solisten wie Moritz Eggert, Uwe Dierksen, Garth Knox, Teodoro Anzellotti oder
Michael M. Kasper. 2011 startete er www.
modernmusix.com, eine Downloadplattform
für Neue Musik. Das kompositorische
Schaffen Wesselmanns zeichnet sich durch
ein hohes Maß struktureller Vorordnungen
und eine äußerst komplexe Organisation des
musikalischen Materials aus. Grundlegend
ist dabei vor allem die Idee, sowohl großformale P
­ rozesse als auch die kompositorische
­Integration einzelner musikalischer Para­
meter (wie Tonhöhen, Tondauern, Dynamik­)
sowie die Gestaltung von harmonischen
Konstellationen, Ereignisdichten, Instrumentierungen und zuweilen auchSpieltechniken über vorab definierte Zahlenformeln
oder Binärcodes, die permutiert oder kombinatorisch weiterentwickelt werden, zu steuern. Hinsichtlich dieser konstruktivistischen
Grundlegung und der damit einhergehenden
Ablehnung einer sich dem Hörer unmittelbar aufdrängenden Emotionalität steht Wesselmanns Komponieren den Verfahrensweisen des Serialismus nahe, zugleich grenzt es
sich in anderen Aspekten aber umso deutlicher von diesem ab. Am deutlichsten zeigt
sich das in dem Umstand, dass Wesselmann
seine formalen Prozesse über repetitive,
­jeweils geringfügig variierte Grundmodelle
(er spricht von Pattern) verwirklicht, die im
Höreindruck vexierbildähnliche, quasi objekthafte Zustände hervorrufen. Auch wenn
dies an die Minimal Music bzw. die repetitive Musik denken lässt, intendiert Wesselmann im Unterschied zu dieser prinzipiell
nicht-lineare Prozesse, die an ihren Kulminationspunkten in unvorhersehbare strukturelle Muster umschlagen. Diese Spannung
zwischen strenger Konstruktion und Ordnung
einerseits und der Suggestion chaotischdesorganisierter Strukturen andererseits ist
eines der zentralen ästhetischen M
­ otive in
Wesselmanns Schaffen.
Die Komposition To You Beloved
Comrade… ist ein Stück für 19 Instrumentalisten und bedient sich einer algorithmischen Kom­positionsweise.
PUNKT
„Den drei Uraufführungen im ersten Teil des
Abends folgt ein Live-Remix von Jan Bang
und Erik Honoré, den Begründern des Festivals PUNKT, das seit über einem Jahrzehnt
in Kristiansand in Südnorwegen stattfindet
und ein eigenwilliges Konzept verfolgt: Sein
Programm besteht aus Grenzgängen zwischen Klanginstallationen und Konzerten
sowie aus Musik, die man einem erweiterten
Begriff des zeitgenössischen Jazz zurechnen
kann. Zentral ist dabei die Idee des LiveRemixes: Während des Konzerts wird Material gesampelt: Melismen, rhythmische Figurationen, Klangereignisse, Stimmungen,
Verläufe. Eine gute halbe Stunde nach dem
Konzert findet ein Live-Remix statt, in d­ em
49
das gesampelte Material in Echtzeit elek­
tronisch de- und rekonstruiert, verräumlicht,
gedehnt, ­komprimiert, analysiert, neu zu­­
sammengesetzt wird. In aller Regel ent­
stehen dabei völlig eigenständige Konzert­
ereignisse, die zwischen sich und ihren
­Ausgangspunkten eine maximale Entfernung
herstellen. Der Live-Remix ist also weder
Derivat noch eigenständiges Produkt, sondern beides. Oder keines von beiden. Ein
Klangereignis, das sich und seinem Publikum seine Bezüge bewusst hält, während es
sich aus ihnen löst.
Den Live-Remix unternehmen die beiden
improvisationserfahrenen und charismatischen Laptop-Live-Musiker Erik Honoré
und Jan Bang gemeinsam mit der norwegischen Sängerin Sidsel Endresen, die ebenfalls
zum kreativen Kern des PUNKT-Festivals
gehört. Man wird das Ensemble Modern als
Materialvorrat erleben und vielleicht schnell
vergessen, dass es das Ensemble Modern
war, das da gespielt hat und gespielt wird.
Man wird einen Klangraum erleben, den es
vorher nicht gab und der dennoch auf
­keinen doppelten Boden hinweist. Ein einmaliges, unwiederholbares Ereignis auf der
Basis konservierter Materialien.“
(Hans-Jürgen-Linke)
50
Konzert
22.01.13
20 Uhr
Woher? Wohin?
— Mythen,
Nation,
Identitäten I
Neue
Kompositionen
aus
Mittelosteuropa
Alte Oper,
Mozart Saal
51
52
Konzert
Woher? Wohin? — Mythen, Nation, Identitäten I
Neue Kompositionen aus
Mittelosteuropa
Alte Oper, Mozart Saal
22.01.13
20 Uhr
Paweł Hendrich:
Sedimetron — für Ensemble (2012)
Nina Šenk: Twenty in
five (2012)
Judit Varga: Entitas (2012)
Kristaps Pētersons:
Money — für Ensemble mit
Dirigent (2012)
Ensemble Modern
Frankfurter Erstaufführungen
Anu Tali, Leitung
Kultur und nationale Identität: zwei Themenfelder, die eng miteinander verbunden
sind. Unumstritten ist die Sprache ein identitätsstiftendes Merkmal einer Nation, doch
leistet auch die Kunst und insbesondere die
Musik einen Beitrag zur Identitätsfindung
einer Nation? Im Rahmen des Projekts Wo­
her? Wohin? – Mythen, Nation, Identitäten,
das vom Goethe-Institut (Mittelosteuropa)
initiiert wurde, spüren junge Komponisten
aus Mittelosteuropa ihren kulturellen Wurzeln nach und befragen mit musikalischen
Mitteln historische und aktuelle Mythen der
jeweiligen Nationalstaaten. Das Ensemble
Modern präsentiert die acht Gewinnerkompositionen des Projekts in zwei Konzerten
mit jeweils vier Werken.
Woher? Wohin? – Mythen, Nation, Identitäten ist ein Projekt des Goethe-Instituts (Mittelosteuropa) gemeinsam mit dem Ensemble
Modern und der BHF–BANK–Stiftung.
Paweł Hendrich
Paweł Hendrich wurde 1979 in Breslau geboren. Neben seinem Abschluss an der Wirtschaftsuniversität Breslau studierte er außerdem Komposition an der dortigen KarolLipiński-Musikakademie bei Grażyna
Pstrokońska-Nawratil. 2005 bis 2006 führten ihn seine Studien auch zu York Höller an
die Kölner Musikhochschule. Hendrich erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, unter
anderem war er 2007 bis 2010 Teilnehmer
am Förderungsprogramm des Europäischen
Musikzentrums Krzysztof Penderecki. Seine
Kompositionen standen immer wieder bei
Musikfesten auf dem Programm, etwa beim
Warschauer Herbst und bei den Audio Art
Festivals in Krakau und Warschau. Schon
seit vielen Jahren führt er elektroakustische
Musik live auf.
Den Gedanken zu seinem Werk beschreibt er mit folgenden Worten: „Der
Name des Stücks ist abgeleitet vom lateinischen Wort sedimentum (Sediment) und
dem griechischen Wort metron (Maß). Der
Titel bezieht sich auf Sedimentierungsprozesse, auf die Ablagerung von Partikeln, die
von Flüssigkeiten mitgeschwemmt werden
und irgendwann absinken. Die Sedimentologie erforscht Querschnitte von Sedimentgesteinen, um den Wandel der Gesteinsstrukturen zu erfassen. Auf diese Weise erhält man Hinweise zur Interpretation der
Erdgeschichte. Ähnlich, wie sich Sedimente
ablagern und zu Gestein verfestigen, so lagern sich Mythen und Legenden in der Gesellschaft ab, werden dann überlagert von
neuen Schichten anderer Mythen und Legenden. Das Aufdecken unseres kulturellen
Erbes gleicht der Untersuchung von Sedimentgestein – beide sind sie vielschichtig
und reichen weit in die Geschichte zurück.
Indem wir das Erbe aufdecken, schaffen wir
unsere Identität. Das Stück Sedimetron
wurde mit einer Überlagerungstechnik
komponiert. Wie bei den Schichten eines
53
Sedimentgesteins verändert sich in diesem
Stück allmählich die Organisation von Tonhöhe und Rhythmus, zugleich werden Intonation und Klangfarbe der Instrumente
moduliert.“
tare, Auszüge aus bereits erschienenen Werken. Jedes des Bilder steht für einen anderen
Blickpunkt: Der Anfang, Erster Eindruck,
Fakten und Kritik, Pessimis­tisches zur aktuellen Situation und Zukunftsaussichten.“
Nina Šenk
Judit Varga
Die 1982 in Slowenien geborene Nina Šenk
beendete 2005 ihr Kompositionsstudium an
der Musikakademie von Ljubljana (bei Pavel Mihelčič). Von 2005 bis 2007 absolvierte sie ein Postgraduierten-Studium bei
Lothar Voigtländer an der Hochschule für
Musik Carl Maria von Weber in Dresden
sowie von 2007 bis 2008 bei Matthias Pintscher an der Hochschule für Musik und Theater in München. Ihr Violinkonzert Nr. 1
wurde beim Young Euro Classic Festival
2004 aufgeführt und mit dem ersten Preis
ausgezeichnet. Bei den Weimarer Frühlingstagen 2008 gewann ihr Stück Movimento
fluido den Kammermusikwettbewerb. In den
Saisons 2008 / 2009 und 2009 / 2010 war sie
als Composer in Residence zu Gast am
Staatstheater Cottbus. Für dieses Haus
schrieb sie ihr zweites Violinkonzert sowie
das Orchesterstück Echo II und Schnitt für
Saxophon und Ensemble. Für das Neue Musik-Netzwerk European Instrumental Laboratory entstand das Stück ...glitzert, flim­
mert, vergeht... für Sopran und großes Ensemble; es wurde 2010 von den Ensembles
Slowind, Aleph und Altera veritas in Slowenien, Frankreich und Lettland aufgeführt.
Nina Šenk lebt als freischaffende Komponistin in Deutschland und Slowenien.
­Ihr Stück Twenty in five (Zwanzig in
fünf) bezieht sich auf zwanzig Jahre slowenischer Unabhängigkeit (bis 2011, den Projektbeginn) in fünf Bildern: „Ich habe slowenische Schriftsteller und Dichter um
­Stellungnahmen zur aktuellen Situation in
Slowenien gebeten, mit Blick auf Gesellschaft, Kultur, Politik… Und ich bekam 26
unterschiedliche Texte: Gedichte, Kommen-
54
Die Ungarin Judit Varga wurde 1979 in
Györ geboren und studierte von 1998 bis
2004 Klavier und Komposition an der Franz
Liszt Musikakademie in Budapest. 2004
ging sie nach Wien, um an der Universität
für Musik und Darstellende Kunst neben
Klavier und Komposition auch die Fächer
Medienkomposition und Angewandte Musik
zu belegen. Weiterhin besuchte sie Meisterkurse und Kompositionsseminare, u. a. regelmäßig das internationale Bartòk Seminar
(György Kurtàg, Marco Stroppa), 2001
Achantes in Avignon (Peter Eötvös, PierreLaurent Aimard) und 2002 bis 2005 die VIP
Academy in Wien.
Sie schreibt: „Wir fragen uns oft: Wer sind
wir? Hat jedes Individuum bereits bei der
Geburt gewisse festgesetzte, ureigene Charakterzüge? Wer sich mit Menschen, Tieren,
Gegenständen, also mit der Natur, seiner
Umwelt konfrontiert und auseinandersetzt,
gibt bis zu einem gewissen Grad seine ureigensten Grundzüge Stück für Stück auf bzw.
ergänzt diese mit neu erlernten Eigenschaften. Im Zuge dieses Prozesses wird der Charakter bunter, vielseitiger. Daher würde ich
diesen Vorgang keinesfalls als Verlust, viel
eher als Gewinn betrachten. In meinem
Stück Entinas möchte ich solche und ähnliche Prozesse in einem musikalischen Umfeld darstellen. Wir können sehr viel dafür
tun, um uns an für uns wichtige Dinge anzugleichen. Trotzdem, nachdem wir alles getan
haben, um unsere Grundzüge zu ändern,
bleibt jedoch immer ein gewisser Grundkern, eine Handvoll ganz individueller Eigenschaften übrig. Eigenschaften, die uns
vom Anderen unterscheiden. Vielleicht sieht
man in diesem Moment am ehesten, was
eigentlich unseren Grundcharakter ausmacht: die Differenz.“
Kristaps Pētersons
Der 1982 in Valmiera (Lettland) geborene
Kristaps Pētersons studierte bis 2005 an der
Lettischen Musikakademie in Riga Kontrabass (bei Sergejs Brīnums) und Komposition
(bei Romualds Kalsons). Seit 2005 ist er
Mitglied des Lettischen Symphonieorches­
ters. 2007 wurde ihm der Masters Degree in
Komposition verliehen. Weitere Master-Titel
erwarb er an den Musikakademien in Oslo
und Enschede. Für seine Komposition Glenfiddich erhielt er 2008 die Auszeichnung
Forest orderly des Musikmagazins Mūzikas
Saule. Bei dem renommierten Wettbewerb
International Rostrum for Composers gewann er 2010 in der Kategorie der UnterDreißigjährigen mit dem Stück Twilight
Chants. Über Money (Geld) – für Ensemble
mit Dirigent (2012) sagt er: „In den letzten
Jahren habe ich mich mit Mythen beschäftigt. Dabei galt mein Interesse nicht nur solchen Mythen, die tief in alten Zeiten wurzeln, sondern auch solchen aus unserer Zeit.
Meist ist es sehr faszinierend herauszufinden, welche Teile dieser Mythen wahr sind
und welche falsch. Das Verrückte ist, dass
viele Menschen Mythen als absolute Wahrheit begreifen, ich halte das für gefährlich.
Ich glaube vielmehr, dass man, um etwas
aufzubauen (eine glückliche Zukunft etwa),
eine solide Basis braucht.“
55
Konzert
02.02.13
20 Uhr
Woher? Wohin?
— Mythen,
Nation,
Identitäten II
Neue
Kompositionen
aus
Mittelosteuropa
Alte Oper,
Mozart Saal
56
Konzert
Woher? Wohin? — Mythen, Nation, Identitäten II
Neue Kompositionen aus
Mittelosteuropa
Alte Oper, Mozart Saal
02.02.13
20 Uhr
Matej Bonin: Kaleidoscope — ­f ür Ensemble
(2012)
František Chaloupka:
Mašín Gun — The Seven
­R ituals for purging the Czech
Lands from the Spirit of
Communism (2012)
Andris Dzenītis:
Latvian Cookbook — für
­E nsemble (2012)
Jānis Petraškevičs:
Darkroom — Ein Phantasiestück für Ensemble (2012)
Ensemble Modern
Frankfurter Erstaufführungen
Anu Tali, Leitung
Kultur und nationale Identität: zwei Themenfelder, die eng miteinander verbunden
sind. Unumstritten ist die Sprache ein identitätsstiftendes Merkmal einer Nation, doch
leistet auch die Kunst und insbesondere die
Musik einen Beitrag zur Identitätsfindung
einer Nation? Im Rahmen des Projekts Wo­
her? Wohin? – Mythen, Nation, Identitäten,
das vom Goethe-Institut (Mittelosteuropa)
initiiert wurde, spüren junge Komponisten
aus Mittelosteuropa ihren kulturellen Wurzeln nach und befragen mit musikalischen
Mitteln historische und aktuelle Mythen der
jeweiligen Nationalstaaten. Das Ensemble
Modern präsentiert die acht Gewinnerkompositionen des Projekts in zwei Konzerten
mit jeweils vier Werken.
Woher? Wohin? – Mythen, Nation, Identitä­
ten ist ein Projekt des Goethe-Instituts (Mittelosteuropa) gemeinsam mit dem Ensemble
Modern und der BHF-BANK-Stiftung.
Matej Bonin
Matej Bonin wurde 1986 in Koper, einer
Hafenstadt an der slowenischen Adriaküste,
geboren. Sein Kompositionsstudium schloss
er 2011 an der Musikakademie Ljubljana bei
Uroš Rojko ab. Im Oktober 2007 wurde sein
Werk für Holzbläserquintett Daleč od blizu
(Far from Close) – eine Auftragskomposition
des Slowind Quintetts – bei dem Festival für
zeitgenössische Musik Slowind in Ljubljana
uraufgeführt; es folgten weitere Aufführungen in Italien (Mailand, Monza) und Frankreich (Paris). Bei der Internationalen Biennale für zeitgenössische Musik in Koper
präsentierte er seine Musik in einem Vortragsabend. Für das Salzburger Tanzfestival
Move Against It. Meet Again komponierte er
2010 die Musik zu dem zeitgenössischen
Tanzstück Islands in the fog. Im gleichen
Jahr wurde sein Werk One Man Band (2010)
in Ljubljana durch den slowenischen Akkordeonisten Luka Juhart aufgeführt, 2011 auch
in Österreich (Klagenfurt). Für sein kompositorisches Schaffen erhielt er 2008 den
Prešeren Preis der Universität von Ljubljana.
Über den Hintergrund seines Stückes
erzählt er: „Als ich damit begonnen habe,
über Mythen und nationale Identitäten verschiedener Länder nachzudenken, und was
mich betrifft, insbesondere über Mythen und
Identitäten Sloweniens, wurde mir plötzlich
klar, dass der eigentliche Topos meines Stückes gar nicht die Mythen selbst sein werden, sondern eher eine Art Erkundung darüber, ob sie mich überhaupt interessieren und
auf welche Weise; vor allem aber Erkundung der Frage: Warum bin ich, ein junger
Mensch, ihnen gegenüber so skeptisch? Es
zirkulieren derzeit zu viele unterschiedliche
Mythen und Ideen in der slowenischen
57
Öffentlichkeit. Normalerweise werden diese
Mythen von unterschiedlichen politischen
Positionen aus ins Spiel gebracht, die auf
diese Weise den Kontakt mit möglichen
Wählern suchen. Es ist schwer für eine Einzelne, einen Einzelnen, sich als Teil der Nation zu begreifen, wenn es zugleich so viele
Mythen und Ideen gibt, die sich zudem fortwährend widersprechen. Meine Beschäftigung mit widersprüchlichen Mythen, insbesondere mit solchen, die aus politischen Interessen für die Massen produziert werden,
lassen mich zweifeln, ob sie wirklich zum
Selbstfindungsprozess eines Individuums
beitragen.“
František Chaloupka
Der 1981 in der Tschechischen Republik
geborene František Chaloupka studierte
­zunächst Komposition am JanáčekKonservatorium in Ostrava und trat 2004 in
die Kompositionsklasse von Martin Smolka
an der Janáček Akademie für Musik und
Darstellende Kunst in Brno ein. Seit seinem
Abschluss 2009 promoviert er an der Akademie, seit 2011 auch als Stipendiat der
­Stiftung Tschechischer Musikfonds. Weitere
Stipendien erhielt er für die Ostrava Tage
für Neue Musik, bei denen 2005 sein Werk
Music for Five (2004) und 2007 seine
Komposition An Ancient Calligraphy (2007)
für großes Orchester, zwei Harfen, zwei
Vibraphone und Harmonium aufgeführt
wurden; bei beiden Werken erfolgte eine
CD-Einspielung. Weitere Kompositionen
kamen unter anderem durch die Janáček
Philharmonie Ostrava, die Mährische Philharmonie Olomouc und das Ensemble
Prague Modern zur Aufführung. Im April
2011 gründete Chaloupka das Dunami Ensemble – eine Gruppe von jungen tschechischen Musikern aus der experimentellen und
zeitgenössischen Musikszene.
Seine Idee hinter seinem Werk bezieht
sich auf den Lebensweg der Mašín-Brüder:
58
„Die Geschichte der Brüder Mašín versetzt
die Tschechen seit über sechzig Jahren in
Aufregung. Die beiden jungen B
­ rüder,
Söhne des Armeeoffiziers Josef Mašín (der
als Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten postum zum General befördert
und doch Opfer des Stalinismus wurde)
kämpften nach dem Tod des Vaters im Untergrund gegen das kommunistische Regime. Es kam 1948 an die Macht, und die
Jungen erlebten mit, wie auch Freunde der
Familie spurlos verschwanden oder in
Schauprozessen zum Tode verurteilt wurden. Bei ihren Überfällen und später während ihrer Flucht aus der CSSR (nach Westberlin, 1953) töteten die Brüder Mašin zahlreiche Menschen, von d­ enen nicht alle im
Dienst des kommunistischen Regimes standen. Und über diesen Punkt sind die Menschen seit Jahrzehnten tief gespalten. Die
einen, (wie die Mašins meinen) noch immer
beeinflusst von der kommunistischen Propaganda der Vergangenheit, halten die Brüder
und ihre Gruppe für Mörder und weigern
sich, sie als Helden anzuerkennen; die anderen (nur 15 Prozent der heutigen Bevölkerung) erkennen, was jene taten, als mutigen
Kampf zur Befreiung unseres Landes an.
Nach ihrer Flucht lebten die Brüder Mašín
im Ausland und wollten (auch nach 1990)
nicht in ihre Heimat zurückkehren, denn die
tschechischen Politiker, so sagten sie, hätten
sich nicht wirklich von ihrer kommunis­
tischen Vergangenheit gelöst. Der Titel ist ein
Wortspiel: der tschechische Name Mašín
wird ausgesprochen wie das englische Wort
machine (also Maschinengewehr).“
Andris Dzenītis
Der 1978 in Riga (Lettland) geborene Komponist Andris Dzenītis erhielt mit gerade
16 Jahren für seine Sonate für Violine und
­Klavier Pamestie (Deserted, 1994) den
Kammermusikpreis des Lettischen Komponistenverbandes. Als Herder-Stipendiat
studierte er 1996 bis 1997 Komposition an
der Universität für Musik und darstellende
Kunst Wien bei Kurt Schwertsik. Seine Studien setzte er an der Lettischen Musikakademie bei Pēteris Plakidis (1997 bis 1999) und
an der Musik- und Theaterakademie Litauens bei Osvaldas Balakauskas (1999 bis
2003) fort. Für seine Werke, die vielfach
aufgeführt und auf CD eingespielt wurden,
erhielt er zahlreiche Preise, etwa 2007 den
in Lettland hoch angesehenen Großen Musikpreis für Fides.Spes.Caritas (2006).
Dzenītis ist vielseitig tätig: N
­ eben seiner
Beschäftigung als Musikjournalist, Musikorganisator und Kompositionslehrer ist er Mitbegründer des Woodpecker Projects, einer
Gruppe für elektronische Musik. Seit 2004
ist Dzenītis außerdem Vorstandsmitglied des
Lettischen Komponistenverbandes. Er
schreibt über seine Komposition Latvian
Cookbook (Lettisches Kochbuch) – für Ensemble: „Überall auf der Welt haben Völker
ihre eigenen lokalen Traditionen – das beginnt mit uralten Stammesritualen, setzt sich
mit Traditionen fort, die den jeweiligen historischen Gegebenheiten entsprangen, endet
schließlich bei einer Vielzahl unterschiedlicher Arten des Genießens. Eine dieser lustvollen, besonderen und immer wieder faszinierenden Traditionen ist die Kochkunst.
Die jeweilige Landesküche ist einer der realsten und stärksten Aspekte nationaler
Identität. Das gilt vor allem für die beliebten
Nationalgerichte großer Nationen. Was aber
ist mit kleinen Völkern, ihren Kulturen und
Traditionen? Da gibt es a­ ußerhalb des
­jeweiligen Landes meist nur Legenden oder
gar keine Informationen. Was wissen wir
über die weißrussische, die litauische, die
estländische oder die lettische Kunst, ein
Essen zuzubereiten? Daher basiert meine
Komposition mit ihren neun Stücken auf
lettischen Originalrezepten aus alten Zeiten,
die von den Großmüttern an ihre Enkel
­weitergegeben wurden, und von diesen
wieder weiter. Möglicherweise ist das Essen, das ich mit musikalischen Klängen beschreiben will, nicht für alle Menschen rund
um den Globus das schmackhafteste (auch
das lässt sich in meiner musikalischen Sprache erfahren), aber es ist die wahre l­ettische
­Küche: von Land bis Stadt. Es gibt eine Legende, nach der bei einem wirklichen Festessen neun unterschiedliche Gerichte auf
den Tisch kommen sollten: Das gewähre
Reichtum und Gesundheit auch im nächsten
Jahr. Darum besteht mein Stück aus neun
Teilen. Die Beschreibungen für jedes dieser
Teile stammen vom berühmten lettischen
Koch und Feinschmecker Mārtiņš Rītiņš.“
Jānis Petraškevičs
Jānis Petraškevičs wurde 1978 in Riga
­(Lettland) geboren. Er erhielt Unterricht in
Violine und Komposition an der Emīls
Dārziņš Musikschule, bevor er von 1996
bis 2003 an der Lettischen Musikakademie
Komposition bei Pēteris Plakidis studierte.
In den Jahren 1998 bis 1999 ermöglichte
ihm ein Stipendium das Studium bei SvenDavid Sandström am Königlichen Musikcollege in Stockholm und 2004 bis 2007
absolvierte er ein Postgraduierten-Studium
bei Ole Lützow-Holm an der Academy of
Music and Drama in Göteborg. Jānis
Petraškevičs besuchte Kompositionskurse
in Schwaz / Tirol (1996), Darmstadt (1998),
Royaumont (2000), er war zu Gast bei der
Akademie Schloss Solitude in Stuttgart
(2003) und bei EarLab in Stresa (2008).
2001 erhielt er einen Kompositionsauftrag
für das Ensemble Intercontemporain (trop
proche / trop loin). Sein Opus 2 et la nuit
illumina la nuit gewann 2003 den Kompositionswettbewerb der Association of Baltic
Academies of Music. Seine Werke wurden
2008 bei der Biennale von Venedig und
beim ISCM-Festival in Vilnius aufgeführt.
Namhafte Ensembles nahmen seine Werke
in ihr Repertoire auf, u. a. Ensemble Ictus,
59
Ensemble Intercontemporain, Ensemble
SurPlus, Ensemble Modern. Seine Komposition Darkroom – Ein Phantasiestück beschreibt er so: „Ich habe versucht, eine Musik zu komponieren, die, wenn man so will,
selbstbewusst ist, selbstreflexiv. Die Klin­
gende ­Persönlichkeit hat einen dualen Charakter – spielt also indirekt auf Robert Schumann an, den Komponisten introvertierter
Musik par excellence, dessen Traumselbst
(Eusebius) nach einem optimalen Blickpunkt sucht, so weit abgerückt von sich
selbst sollte er sein, dass er seine eigenen
Gefühle, Stimmungen, Schattierungen erkennen kann – nämlich sein leidenschaftliches Selbst (Florestan). ‚Welcher Sinn liegt
darin’, fragt sich Eusebius, wenn er sich
gelegentlich in jenem ruhigen, stillen Gefilde niederlässt, von dem aus er stoisch unbewegt seine eigenen sowohl konstruktiven
wie destruktiven Kräfte in den Blick nehmen kann – ihr Anschwellen und ihren
Sturm… Assoziativ habe ich die Bedingungen für eine solche introspektive Betrachtung mit dem Bild einer Dunkelkammer
verknüpft – einen Raum, der sich völlig verdunkeln lässt, um darin lichtempfindliches
Material zu entwickeln.“
60
Ausstellung
26.01. bis 05.05.13
25.01.13, Eröffnung
18 Uhr
Carsten Nicolai
unidisplay
Carsten Nicolai
+ Studierende
der Städelschule
uni(psycho)
acoustic
MMK Museum für
Moderne Kunst
61
Ausstellung
Carsten Nicolai
unidisplay
Carsten Nicolai + Studierende der Städelschule
uni(psycho)acoustic
MMK Museum für Moderne
Kunst
26.01. bis 05.05.13
25.01.13, Eröffnung
18 Uhr
unidisplay besteht aus einer Sammlung
­grafischer Module. Diese präsentieren unterschiedliche optische Muster und Formen,
die verschiedene Aspekte der menschlichen
Wahrnehmung berühren.
uni(psycho)acoustic – eine Sound-­Kammer – ergänzt die Installation unidisplay auf auditiver Ebene. Kongruent zu den visuellen
Strukturen bei unidisplay werden (psycho-)
akustische Phänomene vorgestellt, die ebenfalls die Wirkungsweise menschlicher Wahrnehmung untersuchen. Die Arbeit wird im
Rahmen von Carsten Nicolais Gastprofessur
mit Studierenden der Städelschule entwickelt.
Carsten Nicolai
Carsten Nicolai ist Bildender Künstler,
Komponist und Musiker und wurde 1965 in
Karl-Marx-Stadt geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin und Chemnitz. Bekannt geworden ist er vor allem als Bildender Künstler
der Objekt- und Installationskunst, wobei er
hauptsächlich von wissenschaftlichen Referenzsystemen inspiriert wird. Mit seinem
ganzheitlichen Ansatz, der sich unter anderem mit mathematischen und kybernetischen
Mustern wie Grids und Codes, Fehler- und
Zufallsstrukturen sowie dem Phänomen der
Selbstorganisation auseinandersetzt, sucht er
die Grenzsetzungen zwischen den verschiedenen künstlerischen Genres zu überwinden.
62
Nicolai erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u. a. Villa Massimo, Rom (2007), Zurich Prize, Basel (2007), Villa Aurora, Los
Angeles (2003), Goldene Nica, Ars Electronica, Linz (2000), F6-Philip Morris Graphik-Preis, Dresden (2000). Seine Arbeiten
wurden in vielen nationalen und internationalen Ausstellungen renommierter Galerien
und Museen präsentiert und fanden Aufnahme in bedeutende private und öffentliche
Sammlungen.
Mit unidisplay (mono-version) präsentiert
Nicolai ein erweiterbares Archiv grafischer
Module, welche unterschiedliche optische
Muster und Formen präsentieren, die verschiedene Aspekte menschlicher Wahrnehmung berühren. (Siehe auch Seite 72)
Performance
26.01.13
Start 15 Uhr
Party 22 Uhr
Currencies
and
Collectives
eine
siebenstündige
performative
Konferenz
Frankfurt LAB
63
64
Performance
Currencies and Collectives
– eine siebenstündige
performative Konferenz
in englischer Sprache
Choreografie: Richard
Siegal, Rauminstallation:
Mike Bouchet,
Kostüme: P.A.M., Musik:
Hubert Machnik, Kuratorin:
Christine Peters
Frankfurt LAB
26.01.13
Start 15 Uhr
ab 22 Uhr Party (an den Plattentellern: Misha Hollenbach
und P.A.M.)
Mit: Teddy Cruz (Architekt, San Diego),
Clémentine Deliss (Direktorin Weltkulturen
Museum Frankfurt am Main), Stephen Duncombe (Soziologe, New York), Keller
­Easterling (Architektin, New York), Patricia
Falguières (Kunsthistorikerin, Paris), Nikolaus Hirsch (Rektor Städelschule, Frankfurt
am Main), Maria Lind (Kuratorin, Stockholm), Thomas Meinecke (Autor und Musiker, München), Markus Miessen (Architekt,
Berlin), CassettePlaya (Art Director, London), Peter Osborne (Philosoph, London),
Mark von Schlegell (Autor, Köln), Richard
Sennett (Soziologe, London und New York),
u. v. a.
Ein Projekt von Weltkulturen Museum,
Staatliche Hochschule für Bildende Künste
– Städelschule, Frankfurt LAB, Theatrum
Mundi/Global Street, in Kooperation mit
ID_Frankfurt, Hochschule für Musik und
Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK)
und Hochschule für Gestaltung (HfG),
Offenbach.
Während der Frankfurter Positionen 2013
wird ein kultureller Handelsplatz als performative Konferenz entworfen. Currencies
and Collectives stellt die Frage, wo und wie
neue Verabredungen und Währungen entstehen können, die über den ungeordneten individuellen Handel mit Waren und Ideen hinaus eine Form von Prototyp bilden, der die
Kontinuität und Gemeinsamkeit der beteiligten Akteure fördert. Diese Fragestellung
wurde als Beitrag zu dem von den Soziologen Richard Sennett und Saskia Sassen initiierten interdisziplinären Langzeitforum
­Theatrum Mundi / Global Street (www.theatrum-mundi.org) entwickelt, das gemeinsam
mit Partnern in London, New York und
Frankfurt am Main städtische Lebenswirklichkeiten aus soziopolitischer, kultureller
und künstlerischer Perspektive untersucht.
Die von dem Bildenden Künstler
Mike Bouchet für Currencies and Collec­
tives entworfene multimediale Installation
wird zu einem Marktplatz der Ideen und zu
einem erweiterten Parlament, das Künstler,
Wissenschaftler, Designer, Autoren und
Architekten zusammenführt, um eine Diskussion über die Bedeutung von Urbanität,
von kulturellen Zentren und die Rolle des
Bürgers in der Stadt anzustoßen. Eine soziale
Choreografie für etwa 30 Performer, inszeniert von dem Choreografen Richard Siegal,
leitet die Besucher durch die performative
Konferenz.
Richard Siegal
Der 1968 in North Carolina geborene und
in Paris lebende Tänzer und Choreograf
Richard Siegal war von 1994 bis 2004
­Solist der Forsythe Company. 2005 gründete er The Bakery, ein Zusammenschluss
von Tänzern, Kuratoren, Bildenden Künstlern, Software-Programmierern, Architekten, Komponisten und Videokünstlern,
mit d­ enen er seither interaktive Installationen, Bühnenarbeiten und intermediale
65
Performances realisiert. Zugleich entwi­
ckelte er seine choreografische Methode
If / Then, ein spiel-basiertes syntaktisches
Notationssystem, das die Tänzer nach
bestimmten Regeln vor eine Vielfalt an
Wahloptionen stellt. Nach diesem Prinzip
forderte er mit seinen beiden letzten
Gruppenstücken ©oPirates (2010) und
Civic Mimic (2011) auch das Publikum
auf, den entstehenden Raum an Handlungsmöglichkeiten zu teilen. Indem er
die Trennung zwischen Zuschauern und
Akteuren aufhob, entstand ein gestischer
Übergangsraum, in dem Zuschauermenge,
Bewegungsmaterial und Geste ineinandergreifen, mit unvorhersehbaren Wechselwirkungen, die sich aus der Verschränkung dieser Sys­teme ergeben. Siegal war
Artist in Residence am ZKM in Karlsruhe
und am Baryshnikov Arts Center New
York. Zurzeit ist er Choreographer in Residence an der Muffathalle in München.
Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen für
seine Tätigkeit, u. a. den New York Dance
and Performance Bessie Award, den Deutschen Theaterpreis Der Faust, den Mouson Award sowie den S.A.C.D. und den
Beaumarchais-Preis. Außerdem ist er
MacDowell Fellow und Ehrenmitglied
des Benoit de la Danse am Bolschoi­
ballett. Als Mitglied des American Dance
Festivals kuratierte er das jährliche Forsythe
Festival. Mit Currencies and Collectives
möchte Siegal Fragen von Autor- bzw.
Zuschauerschaft thematisieren, indem er
die Verhaltens- und Bewegungsmuster der
Besucher und ihre Navigation im Raum
ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit stellt.
Mike Bouchet
Der 1970 in Kalifornien geborene und in
Frankfurt am Main lebende Mike Bouchet
untersucht gesellschaftliche Phänomene
und Prozesse unserer Zeit und bedient
sich dazu unterschiedlichster Medien wie
66
Skulptur, Installation, Performance, Malerei
und Film. Einen Schwerpunkt bilden Fragen der Urbanität und des Konsums sowie
die komplexen Beziehungen zwischen
Kunst und Unterhaltung. Bouchet hat Konzepte von Autorschaft und Aura neu definiert und dabei einen unverwechselbaren
Stil entwickelt. Seine vielleicht auf den ers­
ten Blick nur als ironische Aneignungen
anmutenden Arbeiten registrieren die dominierenden Themen unserer Zeit: die Vorherrschaft von Unterhaltung, Sex und Konsum und die Obsession mit Celebrities. Die
Frage, die Bouchet dabei in allen Varianten
beschäftigt, ist eine politische: die des Wertes, der einem Gegenstand, einer künstlerischen Arbeit und dem Künstler selbst beigemessen wird. Eine Frage, die im Spiel mit
dem, was warenförmig ist oder zumindest
sein kann, aufgeworfen wird. Auf der Biennale in Venedig 2009 zeigte der Künstler
die Arbeit Watershed, ein im Hafenbecken
des Arsenale schwimmendes Einfamilienhaus. Das für US-amerikanische Vorstädte
typische Eigenheim symbolisiert für Bouchet den Traum von Eigenständigkeit und
Individualität – eine Art kommerzielle Illusion. Im Anschluss an die Biennale wurde
das Fertighaus transportfähig zerlegt und
auf circa 30 gleich große Paletten verteilt.
Zerstört und transformiert entstand daraus
eine neue Skulpturengruppe mit dem Titel
Sir Walter Scott, die er 2010 erstmalig in
der Schirn Kunsthalle in Frankfurt zeigte.
Für Currencies and Collectives verwandelt
Bouchet das Frankfurt LAB in eine multimediale Fernsehlandschaft. Sortiert nach
verschiedenen Themenstudios – von Talkshow über Newsroom bis Küchenstudio – spiegelt er einen Fernsehalltag wider, in
dem die Grenzen zwischen Nachrichten und
Unterhaltungswert fließend geworden sind.
Christine Peters
Nach dem Studium der Anglistik, Romanis­
tik, Theater-, Film- und Medienwissenschaft war Christine Peters Projektleiterin
und Künstlerische Leiterin am Künstlerhaus
Mousonturm, Frankfurt am Main. Sie legte
ihren Schwerpunkt auf die interdisziplinäre
Produktion von Theorie und Praxis in der
Gegenwartskunst. Sie verantwortete den
Jahresspielplan und initiierte institutionsübergreifende städtische und internationale
Kooperationsprojekte. Sie war Mitbegründerin der Internationalen Sommerakademie,
die sie von 1997 bis 2002 leitete. Seit 2004
ist sie freie Kuratorin, so für Theater der
Welt in Stuttgart 2005, wo sie u. a. den ersten 24 Stunden Interview Marathon von
Hans Ulrich Obrist kuratierte. 2006 co-kuratierte sie die prozessuale Gruppenausstellung Protections am Kunsthaus Graz. Sie
konzipierte und moderierte für Tanzplan
Deutschland von 2008 bis 2010 die Forschungsreihe Tanz / Kuratieren zwischen
Theorie und Praxis mit Künstlern und Kuratoren aus Bildender und Darstellender
Kunst. 2010 kuratierte sie eine Vortrags-,
Essay- und Performance-Reihe für Theater
der Welt in Essen und Mülheim und cokuratierte die Gruppenausstellung Play Ad­
mont im Museum für Gegenwartskunst Admont (A). 2011 war sie Künstlerische Leiterin des temporären Kunstraums Globe in
den Deutsche Bank-Türmen und co-kuratierte das interdisziplinäre Symposium
­Beyond Curating bei PACT Zollverein in
Essen. Sie ist derzeit Co-Kuratorin der
Gruppenausstellung Acts of Voicing. Über
die Poetiken und Politiken der Stimme am
Württembergischen Kunstverein Stuttgart,
mit Stationen im Total Museum, Seoul und
Para / Site, Hong Kong, 2013. Christine Peters unterrichtet Kuratieren im interdiszipli­
nären Kontext an verschiedenen deutschen
Universitäten und Hochschulen und lebt in
Frankfurt am Main.
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68
69
Performance
27.01.13
12 Uhr
aleph-1
von Carsten
Nicolai mit
Rainer Römer
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Portikus
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­P erformance
aleph-1
von Carsten Nicolai mit
Rainer Römer
Uraufführung
Portikus und Ensemble
Modern
Portikus
27.01.13
12 Uhr
Aleph-1 ist eine Performance von Carsten
Nicolai mit Rainer Römer vom Ensemble
Modern. Die spezifische Kombination aus
elektronischen und akustischen Klängen
wird im Portikus erstmals aufgeführt. Inspiriert von moderner klassischer und afrikanischer Musik verbindet Aleph-1 melodische
und rhythmische Elemente zu einer hypnotisierenden Mischung. Die Stücke sind im
Prinzip unendlich, ohne Anfang und Ende.
Sie schaffen Atmosphäre, kein Ereignis. Der
Begriff Aleph-1 wurde 1884 von Georg
Cantor in die Mathematik eingeführt. Seitdem steht der erste Buchstabe des hebräischen Alphabets, mit einer Zahl kombiniert,
für die Kardinalität (oder Mächtigkeit) unendlicher Mengen. Die Aleph-Zahlen unterscheiden sich von der Unendlichkeit (∞) in
Algebra und Infinitesimalrechnung. Alephs
messen die Größe von Mengen; Unendlichkeit wird in der Regel als extreme Grenze
der realen Zahlenreihe oder extremaler
Punkt der erweiterten realen Zahlenreihe
definiert. Alephs können unterschiedlich
groß sein, aber ∞ bleibt ∞.
Carsten Nicolai
Als Musiker ist Nicolai einer der bekanntes­
ten Vertreter der zeitgenössischen elektronischen Musik. Er hat vielfach in Kollaborationen z. B. mit Scanner, Thomas Knak, Mika
Vainio, Michael Nyman, Ryoji Ikeda oder
Ryūichi Sakamoto gearbeitet und ist Teil des
72
Projektes ­signal (mit Olaf Bender und Frank
Bretschneider). Unter dem Pseu­donym Alva
Noto arbeitete er mit Blixa B
­ argeld (Einstürzende Neubauten). Bei dieser Zusammenarbeit entstanden die EP Ret Marut
Handshake und das Album ­Mimikry. Im
Oktober 2010 präsentierte Nicolai anlässlich der Ausstellung Not in Fashion. Mode
und Fotografie der 90er Jahre im MMK Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am
Main seine Licht-und ­Tonkunst zusammen
mit Modeschöpfungen des Dresdners Kostas
Murkudis. Bei der Ruhrtriennale 2012 arbeitet er zusammen mit Ryūichi Sakamoto und
dem Ensemble Modern. (Siehe auch Seite 62)
Rainer Römer
Der Schlagzeuger Rainer Römer wurde
1956 in Würzburg geboren. Vor seinem Studium an der Hochschule für Musik in Würzburg in den Jahren 1974 bis 1980 spielte er
bereits in verschiedenen Jazz- und Rockbands. Zusammen mit dem Würzburger Percussions-Quartett wurde Römer Preisträger
der Bundesauswahl Konzert Junger Künstler
1980 / 1981. Mit demselben Quartett wurde
er 1984 Preisträger des Gaudeamus Concour
in Rotterdam. Seit 1985 ist er Mitglied des
Ensemble Modern Frankfurt. Produktionen
für das Radio, u.a. seven seconds (HR
2001). Mit der Arbeit Staubmarsch (2002,
gemeinsam mit Ottmar Hörl und Dietmar
Wiesner) erhielt er den Intermedium-Award
des Bayerischen Rundfunks 2002. 2004
wurde er zum Professor an die Hochschule
für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt
am Main berufen. Sein Hörspiel Oberman
(HR / 2006) wurde Hörspiel des Monats.
2010 erschien seine Porträt-CD Nemeton bei
Ensemble Modern Medien.
Symposium
01.02., 02.02.13
An der Grenze?
Über die
Zukunft der
Moderne
Frankfurt LAB &
Alte Oper
73
Symposium
An der Grenze?
Über die Zukunft der
Moderne
Konzeption und Organisation: Institut für Sozial­
forschung (IfS), Frankfurt am
Main
Die Titelfrage An der Grenze? signalisiert
kein neuerliches post- oder spätmodernes
Ende der Moderne. Sobald wir uns über unsere gesellschaftlichen Lebensbedingungen,
den Wandel in Kultur, Politik und Kunst
verständigen, sehen wir uns nach wie vor
mit dem Begriff der Moderne, ihren Prinzipien und Versprechungen konfrontiert. Auch
wenn neuere Forschungen die Vorstellung
von einer einheitlichen Moderne nach nordatlantischem Muster zu Recht zurückweisen
und stattdessen ihre Vielfalt betonen, stellt
sich unausweichlich die Frage, was denn
den normativen Kern und damit die Gemeinsamkeiten der vielgestaltigen modernen
Gesellschaften ausmacht. Hinter dem Titel
verbirgt sich also eine andere These. Nicht
auf deren Ende spielt er an, sondern auf ein
bestimmendes Merkmal der Moderne: auf
Prozesse der Entgrenzung und Begrenzung.
Die Moderne lässt sich verstehen als ein
stetiger Prozess der Entgrenzung und dynamischen Selbstüberschreitung: Alles, was
ist, soll sich im Namen von Freiheit, Wohlstand, Gerechtigkeit und Kreativität zu einem Mehr und Besseren hin bewegen. Doch
gingen und gehen mit diesem Prozess immer
auch negative Entwicklungen einher: eine
entfesselte Ökonomie, die alles in ihren Sog
zu ziehen droht; eine atemlose Steigerungslogik, die riskiert, ins Leere zu laufen;
­verschärfter Wettbewerb und permanenter
Überbietungszwang, die verbindliche
74
Gemeinsamkeiten auflösen und die Subjekte
überfordern. Angesichts solcher Zeitdiagnosen stellt sich heute verschärft die Frage,
was Fortschritt noch bedeuten kann.
Diesen Themen sind die beiden Foren Streit
um die Moderne gewidmet. Bei den Panels
zur Entgrenzung der Künste stehen ästhetische Erfahrungen im Mittelpunkt. Um die
zunehmende Vernetzung der Künste untereinander und die Auflösung der Genres wird
es dabei ebenso gehen wie um die Auflösung
der Grenze zwischen Kunst und Nicht-Kunst
sowie um die Frage, wie sich die fortschreitende Globalisierung auf die Kunst auswirkt: Welche Rolle spielt die Rückbindung
an nationale Traditionen? Inwieweit verbinden sich lokale Traditionen und globale Themen zu neuen Formen einer Weltkunst?
Streit um die Moderne I:
­N ormativer Gehalt und
soziale Dynamik
Frankfurt LAB
01.02.13
17.30 bis 19.30 Uhr
Mit: Axel Honneth (Direktor des Instituts
für Sozialforschung, Professor für Philosophie, Goethe-Universität Frankfurt am Main
und Columbia University, New York), Rahel
Jaeggi (Professorin für Philosophie an der
Humboldt-Universität zu Berlin), Armin
Nassehi (Professor für Soziologie an der
Ludwig-Maximilians-Universität München)
Streit um die Moderne
II: Eine Moderne – viele
Modernen?
Frankfurt LAB
02.02.13
11 bis 12.45 Uhr
Mit: Iwo Amelung (Professor für Sinologie,
Goethe-Universität Frankfurt am Main),
Christian Kravagna (Kunsthistoriker und
Kurator, Professor für Postcolonial Studies
an der Akademie der bildenden Künste
Wien), Shalini Randeria (Professorin für
Anthropologie und Entwicklungssoziologie
am Graduate Institute of International and
­Development Studies, Genf), Susanne Schröter (Professorin für Ethnologie, GoetheUniversität Frankfurt am Main); Moderation: ­Wolfgang Knöbl (Professor für Soziologie, Georg-August-Universität Göttingen).
Goethe-Universität Frankfurt am Main);
Moderation: C
­ hristoph Menke (Professor für
­Philosophie, Goethe-Universität Frankfurt
am Main).
Entgrenzung der Künste I:
Auflösung der Genres und
der Kunst?
Frankfurt LAB
02.02.13
13.15 bis 15 Uhr
Mit: Daniel Birnbaum (Direktor des Moderna Museet, Stockholm, und Professor für
­Philosophie und Kunstvermittlung, Städelschule, Frankfurt am Main), Gertrud Koch
(Professorin für Filmwissenschaft, FU
­Berlin), Juliane Rebentisch (Professorin für
Philosophie und Ästhetik, Hochschule für
Gestaltung Offenbach), Kevin Rittberger
(Autor und Theaterregisseur, Berlin); Moderation: Christoph Menke (Professor für
­Philosophie, Goethe-Universität Frankfurt
am Main).
Entgrenzung der Künste II:
Avantgarde und (post)nationale Konstellation
Alte Oper
02.02.13
17.30 bis 19.30 Uhr
Mit: Heinrich Blömeke (Leiter der GoetheInstitute Mittelosteuropa, Prag), Clémentine
Deliss (Direktorin des Weltkulturen
­Museums, Frankfurt am Main), Roland Diry
(Hauptgeschäftsführer des Ensemble Modern), Julika Griem (Professorin für Anglistische Literaturwissenschaft,
75
Theater
25.01.13
21 Uhr
26.01.13
20 Uhr
„Theatre“
von
Superamas
Uraufführung
Künstlerhaus
76
Mousonturm
77
Theater
„Theatre“
von Superamas
Uraufführung Künstlerhaus
Mousonturm
25.01.13
21 Uhr
26.01.13
20 Uhr
Bühnendesign, Ton und
Video: Superamas
Lichtdesign: Henri-Emmanuel
Doublier
Konzept Bewegungserfassung und Programm:
Pierre Gufflet
3D- Imagedesign: Superamas in Zusammenarbeit mit
TechnocITé Mons / Belgien,
CCCP / Frankreich und Howest Kortrijk / Belgien, Kevin
Marien.
Echtzeit-3D-Maschine: Pierre
Gufflet, Superamas und
CCCP / France
Computergenerierte 3D-Animationen: CCCP / Frankreich,
Howest Kortrijk / Belgien,
­K evin Marien und Superamas
Supervision Technik: Pierre
Gufflet
Berater Programmierung:
Yves Gufflet
Kostüme: Sofie Durnez
Workshop: Prototoutyp
Bühnenmanager: Martin
Schwab
Mit: Lucie Eidenbenz, Karen Lambaek,
Lieve de Pourcq, Faris Endris Rahoma,
­Bahar Temiz und Superamas
78
Die Geburt der Perspektive in der italienschen Malerei des 15. Jahrhunderts hat
durchaus auch mit politischen Überlegungen
zu tun. Die Medici wussten schon, was sie
taten, als sie Maler der Perspektive wie Fra
Filippo Lippi unterstützten, denn diese lieferten eine gerahmte und geordnete Weltsicht. Was lässt sich über die Weltsicht sagen, die uns ein Strom digitaler Bilder vermittelt, wie er heute täglich über uns
hereinbricht? Wie im Zeitalter der Renaissance sind diese Bilder eminent politisch.
Unseren Machthabern ist es klar, sie haben
immer schon massiv in das Theater der
neuen Technologien investiert, um durch die
Politik der Illusion eine Illusion der Politik
zu inszenieren.
„Theatre“ ist eine Koproduktion u. a. von
Superamas, Maribor Kulturhauptstadt 2012,
dem Künstlerhaus Mousonturm, Kaaitheater
(Brüssel), Vooruit (Gent), Buda kunstencentrum (Kortrijk, Belgien), Tanzquartier Wien,
TeatroMetastasio di Prato-Firenze, Le
Manège – CECN (Mons, Frankreich), GaîtéLyrique, (Paris), Maison de la culture
­(Amiens, Frankreich).
Superamas
Unser Markenzeichen: Eine muntere
­Mischung der Genres zu bieten, um die
Komplexität der Welt zu analysieren oder
gefühlsmäßig zu erfassen.
Unsere Pläne: an der Oberflächlichkeit der
Bilder kratzen.
Unser Ziel: glücklich aus der Welt des Thea­
ters treten und mit einem neuen Blick die
Welt betrachten.
SUPERAMAS ist eine Gruppe von Künst­
lerInnen mit Arbeitsmittelpunkt in Belgien,
Wien und Paris. Superamas steht im Französischen für einen großen
wandernden Galaxienhaufen, die größte
bekannte Struktur im Universum. 1999 in
Paris gegründet, sind sie dafür bekannt, Impulse für ihre Kreationen in allen Lebensbereichen zu suchen. Sie vermischen ihr Ausgangsmaterial mittels Performance, Tanz,
Lichtdesign, Video, Installation und Musik,
wobei alle diese Medien gleichwertig behandelt werden. Ihre Methode nennen sie
dé-montrer: Was ursprünglich eine Einheit
darstellte, wird getrennt und zerlegt, die
Fakten des Visuellen somit hinterfragt.
Nach dem Debüt Building folgten
Produktionen für zahlreiche Theater und
Festivals, unter anderem die BIG-Triology
(2002, 2004, 2006). Ihr letztes Projekt
YOUDREAM (2010), eine künstlerische
Verarbeitung eingesandter Träume in drei
Formaten (Bühnenperformance, TV-Serie
und Internetplattform), tourte quer durch
Europa. Das Buch zur BIG-Serie erschien
im Mai 2011 bei La Presse du Réel. Als
­erste Studie zu ihrem neuen Projekt Thea­
tre – Das Bild der Macht / Die Macht der
Bilder drehten Superamas 2011 den Kurzfilm Berlusconi, eine Neuverfilmung einer
Episode beim NATO-Gipfel im April 2009,
als Silvio Berlusconi die deutsche Kanzlerin
aufgrund eines Handygesprächs zehn Minuten warten ließ. Superamas publizieren auch
Bücher und stellen in Galerien aus. Die
Lichtinstallation Diggin´Up 2 war 2012 bei
der Triennale in Hasselt zu sehen.
auch zum Ort der unwahrscheinlichen Begegnungen. Was hätte Marschall Tito gesagt,
wenn ihn Silvio Berlusconi hätte warten
lassen? Reale Personen, fiktive Personen
und Avatare treffen aufeinander. Wichtige
Entscheidungen werden getroffen. Möglicherweise zeichnet sich ein Krieg ab. Die
Bühne wird zum Kriegsschauplatz. Was Superamas hier interessiert, ist das Zusammenspiel zwischen Wirklichkeit und Fiktion, wie
es in den Berichten über die aktuelle Politik
am Werk ist. Es geht darum, hinter der Illusion des Politischen die Wirklichkeit der
Komödie oder des Dramas wiederzufinden.
Superamas spielt Wahres und Unwahres,
navigiert zwischen Realität und Virtualität
und bemüht sich dabei stets, die Politik und
das Bild der Politik auseinanderzuhalten.
Oder die beiden noch mehr miteinander zu
vermischen. Das Publikum wird jedenfalls
die Gelegenheit haben, klar zu sehen: Der
Werkzeugkoffer wird vor seinen Augen
geöffnet.
Durch den Einsatz verschiedener Techniken
der erweiterten Wirklichkeit (3-D-Bilder,
Avatare und Mapping) will „Theatre“ eine
durch die Politik der Illusion strukturierte
Welt darstellen. Diese Techniken ermöglichen es, markante oder anekdotische Szenen
von der internationalen politischen Bühne
nachzuspielen. Man erinnert sich noch an
das Veto, das Frankreich in der Generalversammlung der Vereinten Nationen gegen
den Irakkrieg einlegte. Die Bühne wird aber
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Theater
01., 02., 03.02.13
20 Uhr
Kimberlit.
Ein Bestiarium
von
Kevin
Rittberger
80
Frankfurt
LAB
Theater
Kimberlit. Ein Bestiarium
von Kevin Rittberger
Uraufführung Schauspiel
Frankfurt
Frankfurt LAB
01., 02., 03.02.13
20 Uhr
Regie: Samuel Weiss
Bühne und Kostüme:
Ralph Zeger
Mit: Lisa Stiegler, ­V incent
Glander und Mathis
Reinhardt
Die Jagd mit dem Falken galt im Mittelalter
als die edelste und herrschaftlichste Form
des Jagens. Auch heute noch schicken die
Deutschen ihr arma bestiarium in weit entfernte und politisch höchst zweifelhafte Konflikte. Wir nennen sie liebevoll Tiger, Fuchs,
Leopard oder Dingo und es sind die Exportschlager der deutschen Rüstungsindustrie.
Kevin Rittbergers Stück führt durch
einen globalen Zoo der Kampfmaschinen,
durch eine Welt, in der die Jagd die maßlose
Gier und Dekadenz des Menschen offenbart.
Kevin Rittberger
Kevin Rittberger wurde 1977 in Stuttgart
geboren. Er studierte Neuere Deutsche Literatur, Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Freien Universität Berlin.
2008 war er Stipendiat der Kunststiftung
Baden-Württemberg und nahm an den
Werkstatt-Tagen am Wiener Burgtheater teil.
2009 war er Stipendiat des Deutschen Literaturfonds in Darmstadt und gewann mit
dem Stück Puppen das Hans Gratzer-Stipendium des Wiener Schauspielhauses. Er
wurde für seine Inszenierung von Abschaf­
fung der Arten (Dietmar Dath) und
­Nachrichten aus der ideologischen Antike
(Alexander Kluge) mit dem Kurt HübnerPreis ausgezeichnet. 2011 wurde Rittberger
mit seinem Stück Kassandra oder die Welt
als Ende der Vorstellung für den Mülheimer
Dramatikerpreis nominiert. 2012 wurde ihm
der Jürgen Bansemer und Ute Nyssen Dra­
matiker Preis verliehen. Für das Schauspiel
Frankfurt inszenierte er 2010 Kleists Die
Marquise von O. und 2012 die Uraufführung
seines Stückes Lasst euch nicht umschlingen
ihr 150000000!. Rittberger lebt als freischaffender Autor und Regisseur in Berlin.
Über Kimberlit. Ein Bestiarium sagt er: „Es
gibt diese funkelnden Geschichten, die das,
was wir als unsere gegebenen Verhältnisse
betrachten, begleiten. Darin haben wir gelernt zu leben, in den Verhältnissen, in den
Geschichten – und sei es, dass wir sie verweigern. Darin geht es dann um besondere
Fähigkeiten, um Durchsetzungsvermögen,
um eine Kraft, die einen vor dem Nächsten
zu etwas Einmaligem macht. In diesen Gewinnergeschichten ist die große Lüge, dass
jeder gewinnen kann. Und tatsächlich gewinnt dann auch mal jemand, so dass die
anderen Gewinnergeschichtenhörigen und
sonstwie Gewinnergeschichtenerprobten
also darin bestärkt werden, weiterhin nichts
als gewinnen zu wollen, da der Hauptgewinn einer wahrhaften Begebenheit entspringt, wie es im Abspann des Films dann
gerne heißt. Die anderen, die dieser Lüge,
die meistens dem Fehlschluss aufliegt, aus
dem sowieso schon falsch verstandenen
Reich der Tiere nun ein grauenhaft entstelltes Reich der Menschen herbeiführen zu
wollen, mit einer Geste der Verweigerung
entgegentreten, müssen das nicht unbedingt
ganz bewusst tun. Letztere nennt man Arglose oder Hoffnungsträger. Kimberlit ist ein
Roadmovie und eine dieser funkelnden
Geschichten.“
81
82
Theater
05.02.13
20 Uhr
Fluchtpunkt
Berlin
Eine
Recherche
von
Tobias Rausch
Frankfurt LAB
83
Theater
Fluchtpunkt Berlin
Eine Recherche von
Tobias Rausch
Regie Tobias Rausch
Uraufführungsinszenierung
Junges Deutsches Theater
Berlin
Frankfurt LAB
05.02.13
20 Uhr
Bühne: Michael Böhler
Kostüme: Jelka Plate
Musik: Matthias Herrmann
Dramaturgie: Birgit Lengers
Recherche: Katja von der
Ropp, Katharina Wessel,
Natali Seelig
Mit: Ruby Commey, Alexander Finger,
­Caroline Hellwig, Mehmet Kücük, Franz
Schönberger, Hanna Friederike Stange,
­Ingraban von Stolzmann, Rojda Tekin,
­Finja-Marie Wilke, Kristina Fricke, Thao
Tran, Johannes Waitz, Leonie Adam, Matilda Bostelmann, Judith Ehrhardt, Tatjana
Kranz, Robert Will, Anna Maria Wuenst
(Recherche / Musik / Spiel)
43,7 Mio. Menschen befanden sich im Jahr
2011 weltweit auf der Flucht. Sie fliehen vor
Kriegen, Armut, Umweltkatastrophen und
-zerstörung, vor ethnischer oder religiöser
Verfolgung. Viele träumen davon, irgendwann in die verlorene Heimat zurückkehren
zu können. Aber was, wenn keine Rückkehr
möglich ist, weil die Heimat unbewohnbar
geworden oder ganz verschwunden ist?
­Berliner Jugendliche erforschen Flucht­
geschichten, die Heimat im Kopf und den
Transitzustand hier und jetzt.
84
Tobias Rausch
Tobias Rausch gilt als Forscher und Grenzgänger unter den Theatermachern. Nach
dem Studium der Philosophie, Biologie und
Literaturwissenschaften gründete er das Berliner Theater- und Performancekollektiv
lunatiks produktion. Bekannt wurde die
Gruppe mit ungewöhnlichen Theateraktionen, etwa der Versteigerung einer Theaterinszenierung bei eBay (livingROOMS
2004), oder der Dekonstruktion von Kriminalfällen, bei der die Zuschauer von Polizeiautos zu echten und falschen Tatorten gefahren wurden (Die Polizey – Physiognomie der
Angst 2006). Aus dieser Beschäftigung mit
der sozialen und mentalen Realität unserer
Gesellschaft hat Tobias Rausch in den letzten Jahren eine spezifische Form des Re­
cherchetheaters entwickelt, in der aktuelle
Themen und historische Ereignisse auf der
Basis umfangreicher Recherchen und zahlreicher Interviews erforscht werden. Ob bei
den Auswirkungen des Afghanistan-Einsatzes auf beteiligte Soldaten und ihre Familien
(einsatz spuren, 2010) oder der Rekonstruktion der Oderflut 1992 (Oder Bruch, 2012)
– stets geht es um mehr und anderes als um
die Aufarbeitung historischer Fakten. Nicht
die dokumentarische Wahrheit steht bei ihm
im Vordergrund, sondern die Erforschung
der Psychotopografie einer gesellschaftlichen Situation. Oft spielen anthropologische
und naturwissenschaftliche Fragen in seinen
Arbeiten eine zentrale Rolle, wie in seinem
fünfjährigen botanischen Langzeittheater
Die Welt ohne uns am Schauspiel Hannover
(seit 2010). Tobias Rausch wurde mit dem
Otto Kasten-Preis der Intendantengruppe im
Deutschen Bühnenverein 2012, dem Bremer
Autoren- und Produzentenpreis 2007, dem
Humboldt-Preis 2001 und mehreren Stipendien ausgezeichnet.
Für die Frankfurter Positionen 2013 hat Tobias Rausch gemeinsam mit Jugendlichen
Menschen interviewt, die zu Flüchtlingen
geworden sind. Im Vordergrund der Inszenierung der Produktion mit dem Titel
Fluchtpunkt Berlin, die unmittelbar nach
ihrer Uraufführung am Deutschen Theater
Berlin in Frankfurt zu sehen ist, stand die
Frage, welche Bedeutung Sesshaftigkeit und
die Vorstellung von Heimat für uns haben,
und was passiert, wenn diese verloren sind.
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Theater
06., 08., 09.02.13
20 Uhr
10.02.13
18 Uhr
Nebenschauplätze Nr.1:
Das 20.
Jahrhundert
Eine Sammlung
flüchtiger
Erscheinungen
von
Hofmann&
Lindholm
Uraufführung
Künstlerhaus
86
Mousonturm
Theater
Nebenschauplätze Nr.1:
Das 20. Jahrhundert
Eine Sammlung flüchtiger Erscheinungen von
Hofmann&Lindholm
Uraufführung Künstlerhaus
Mousonturm
06., 08., 09.02.13
20 Uhr
10.02.13
18 Uhr
Konzept, Text, Regie, Raum:
Hofmann&Lindholm
Animation: Jan Sickinger,
Oli Monn
Ton: Peter Harrsch
Hofmann&Lindholm reanimieren Schatten
der Vergangenheit und projizieren sie in den
Bühnenraum. Ausgangspunkt sind historisch
überlieferte Situationen, die sich im 20. Jahrhundert in Innenräumen ereignet haben. Die
Inszenierung entzieht der Historie ihren vordergründigen Glanz, raubt Tisch, Stuhl,
Mensch die Leuchtkraft und folgt ausschließ­
lich den Schatten, die ein bestimmtes Ereignis hervorgebracht hat. Ein Kabinettstück
flüchtiger Erscheinungen, eine Sammlung
lichtheller Momentaufnahmen, in denen das
Theater als Gedächtnisraum (der Projektionen) bespielt und kommentiert wird.
Hofmann&Lindholm
Was wissen Sie über Ihre Zukunft? Was wird
auf Sie, auf die Stadt, auf unsere Gesell­
schaft zukommen? (Hofmann&Lindholm:
Archiv der zukünftigen Ereignisse)
… die Regeln, nach denen gesellschaftliches
Leben funktioniert, nicht zu sprengen, son­
dern beweglich zu machen.
(Hofmann&Lindholm)
Ich beschäftige mich mit dem System, indem
ich es beschäftige. (Hofmann&Lindholm:
Aspiranten)
Hoffmann & Lindholm sind zu sehr Künstler, um Aktivisten zu sein. Gleichzeitig sind
sie aber auch zu wenig Theatermacher, als
dass sie sich mit rein symbolischen Handlungen im Bühnenraum zufrieden geben
würden. Seit 2000 erarbeiten sie als Regieund Autorenteam Projekte, die auf der
Grenze zwischen szenischer, bildender und
akustischer Kunst angesiedelt sind und ein
intelligent-unterhaltsames Spiel mit unserer
sozialen Realität entfalten. Dabei handelt es
sich um Stadtrauminterventionen, Theaterabende, Hörstücke, Lectures, Videoinstallationen und Filme.
Hofmann&Lindholm haben in den 90er
Jahren am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen studiert. Sie sind
Begründer des Büros für Angewandte Kulturvermittlung und Sonderbeauftragte der
united goods organisation. In Arbeiten wie
Aspiranten (2003), Alibis (2004), Vom
Feuer (2006), Geschichte des Publikums
(2006) oder Séancen (2007) untersuchen sie
soziale Strukturen und Systeme nach
­Spielräumen für Eigenverantwortung und
Entscheidungsfreiheit.
2010 zählte das Goethe-Institut sie zu
den 25 wichtigsten Performance- und Regiekollektiven in Deutschland: „Hofmann &
Lindholm waren 2003 die ersten, die eine
spezielle Form von nachgestellter und verfremdeter Wirklichkeit auf dem Theater erfunden haben. Zwar gab es auch damals
schon die Pioniere des Authentischen wie
die Gruppe Rimini-Protokoll, aber damit ist
ihre Arbeit nur bedingt v­ ergleichbar. Während jene auf die realen Lebensgeschichten
von Experten wie B
­ estattern, Börsenmaklern oder Karl-Marx-Liebhabern zurückgreifen, kreieren Hofmann&Lindholm mit ihren
87
Komplizen eigene Geschichten und verändern den ­Alltag, so dass er tiefer, doppelbödiger und komischer wirkt.“ (Künstler­
porträt, Goethe-Institut)
Für die Frankfurter Positionen 2013 haben
Hofmann&Lindholm ein Werk erarbeitet,
das durch die Mitwirkung von Alltags­
spezialisten (also Menschen, die in Bezug
auf das Thema der Frankfurter Positionen
eine bestimmte Fachkompetenz vertreten,
aber keine professionellen Schauspieler
sind) eindeutig in Frankfurt verankert ist.
Eine Koproduktion von Hofmann&
Lindholm mit dem Künstlerhaus Mousonturm, dem FFT und PACT Zollverein.
­Gefördert vom Ministerium für Familie,
Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrheinwestfalen, sowie der Kunststiftung NRW.
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Theater
07.02., 08.02.13
20 Uhr
Wunderland
von
Gesine
Danckwart
Frankfurt LAB
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Theater
Wunderland
von Gesine Danckwart
Uraufführungsinszenierung
Nationaltheater Mannheim
Frankfurt LAB
07.02., 08.02.13
20 Uhr
Regie: Cilli Drexel
Bühne: Marcela Snaselova
Kostüm: Timo von Kriegstein
Dramaturgie Katharina
Blumenkamp
Mit: Martin Aselmann, Katharina Hauter, Michaela Klamminger, Klaus Rodewald
Aufsteigen, abgrenzen, abmessen, aufschneiden, durchleuchten, durchtherapieren,
assessmenterklären und dann muss das, was
da ist, immer noch den Humantest im Internet bestehen. Eine Seele ist, muss wohl auch
da sein. Wie umgehen mit der Schuld des
Wohlstandsglücks, und für wen funktioniert
diese scheinbare Wunderwelt eigentlich?
Dazwischen davor da dran Vertreter und
Illegale, alte und ganz normal smart-Einsame vor der großen nahen Krisenwelt. Wer
ist die WIR-Zentrums-Gesellschaft? Schnelles Abchecken für Privatheiten. Da muss
doch noch mehr sein. Reden ums Verrecken / Überleben. Warten.
An verschiedenen Orten weltweit (etwa in
Ägypten, China oder Polen) sind Arbeiten
mit Künstlern und Ensembles entstanden,
die sich über Jahre weiterentwickelten. Fragen nach Arbeit und Identität sind die Basis.
Woher kommst du, welche sind deine Liebes-, Körper- oder Arbeitsmarkt-Koordinaten? Was bildet dein Sein? Nach ausführlichen Recherchephasen entwickelt Danckwart ortsspezifische Themen und schließlich
ihre Transformation: Der Film der Stadt in
der Stadt. Im Zentrum die Alltags-Peripherie. In Mannheim etwa wurden der Hafen,
die Straßenbahnen und Kasernen bearbeitet
und erzählt, in Köln ging es um einen Platz
zwischen Kirche und Kneipe und in Berlin
um die Umschlagshallen der internationalen – vor allem asiatischen – Händler und ihre
Lebensorte. In Johannesburg oder Sao Paolo
dagegen betrat sie Apartments. In Peking,
Shanghai oder Chengdu führten Architekturbefragungen zu Performances. Mit Chez
Icke gründete Gesine Danckwart eine global
funktionierende, virtuell-reale Kneipenfactory, die an verschiedenen Orten aufgebaut,
eine echte Stammkneipe und digital interaktive Performance einer Stammkneipe ist.
Mit Wunderland entstand nun wiederum ein
Text, der mit vielen Stimmen um Arbeit und
Identität kreist. Grenzen sind Arbeit und
Angst. Wo fängt das Draußen an?
Gesine Danckwart entwickelt als Kuratorin,
Autorin und Regisseurin Theater-, Film- und
mediale Kunstprojekte. Mit Staatstheatern
und in freien internationalen Kontexten entstehen Projekte, die sich mit Wirklichkeit
und ihrer Weitererzählung auseinandersetzen – in je neuen Formaten: Im Theater, aber
vor allem auch außerhalb: Das Drama, die
Utopie im Mikro, die große Geschichte in
der Alltagsarchäologie in den Fokus bringen.
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Bildanhang
Künstler
Andris Dzenītis
Erik Bünger
Carsten Nicolai
František Chaloupka
Christine Peters
Gesine Danckwart
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Hofmann&Lindholm
Kristaps Pētersons
Jānis Petraškevičs
Marcus A. Wesselmann
Judit Varga
Matej Bonin
Kevin Rittberger
Mike Bouchet
96
Nina Šenk
Richard Siegal
Paweł Hendrich
Superamas
Jan Bang
Tobias Rausch
Rainer Römer
Vito Zuraj
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Service
Eintrittskarten
Karten für alle Vorstellungen im Künstlerhaus
­Mousonturm und im Frankfurt LAB – mit Ausnahme
der Vorstellung Kimberlit. Ein Bestiarium – sind über
den Vorverkauf des Künstlerhaus Mousonturm erhältlich: Telefon 069 – 405895 – 20; online:
www.mousonturm.de.
Karten für die Produktion des Schauspiel Frankfurt
Kimberlit. Ein Bestiarium im Frankfurt LAB sind über
den Vorverkauf des Schauspiel Frankfurt erhältlich:
Telefon 069 – 21249494, Mo – Fr 9 – 19 Uhr, Sa, So
10 – 14 Uhr; online: ­­
www.schauspielfrankfurt.de.
Karten für Woher? Wohin? – Mythen, Nation,
­Identitäten in der Alten Oper sind nur über den
­Vorverkauf der Alten Oper und die bekannten
­Vorverkaufsstellen erhältlich.
Die Abendkassen an den jeweiligen Spielorten öffnen
eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.
99
Reservierung für den performativen Kongress
­Currencies and Collectives unter:
www.frankfurterpositionen.de / anmeldung-Performative_Konferenz oder Telefon 069 – 97328863
Veranstaltungsorte
Frankfurt LAB
www.frankfurt-lab.de
Schmidtstr. 12; Anfahrt: Straßenbahnen 11 und 21,
­Haltestelle Mönchhofstraße; Bus 34, Haltestelle
Schmidtstraße, Parkmöglichkeiten im Hof.
Telefon 069 – 97328863
Künstlerhaus Mousonturm
www.mousonturm.de
Waldschmidtstraße 4; Anfahrt: U-Bahnlinien U4,
Halte­stelle Merianplatz, U6 / U7, Haltestelle Zoo;
­Straßenbahn 14, Haltestelle Waldschmidtstraße;
­Parkmöglichkeiten: Parkhaus Waldschmidtstraße.
Telefon 069 – 405895 – 0
Alte Oper Frankfurt
www.alteoper.de
Opernplatz; Anfahrt: U-Bahnlinien: U6, U7, Haltestelle Alte Oper; Parkmöglichkeiten: Parkhaus Alte
Oper, Am Rossmarkt. Telefon 069 – 1340 – 0
MMK Museum für Moderne Kunst
www.mmk-frankfurt.de
Di, Do, Fr, Sa, So 10 – 18 Uhr; Mi 10 – 20 Uhr.
100
Am letzten Samstag im Monat Eintritt frei. Für Kinder unter 6 Jahren Eintritt frei. Domstraße 10, Anfahrt: U-Bahnlinien: U4, U5, Haltestelle Dom / Römer;
­Straßenbahn: 11, 12, Haltestelle Römer / Paulskirche;
S-Bahnen: Haltestelle Konstablerwache; Parkmöglichkeiten: Parkhaus Konstabler. Telefon 069 – 21230447
Portikus
www.portikus.de
Di bis So 10 Uhr bis Sonnenuntergang
Alte Brücke 2 / Maininsel, Anfahrt: U-Bahnlinien: U4,
U5, Haltestelle Dom / Römer, Bus: 30, 36, Haltestelle
Schöne Aussicht; Parkmöglichkeiten: Parkhaus Sachsenhausen. Telefon 069 – 962 4454 0
Festivalcafé und Theaterbar
Während der Frankfurter Positionen 2013 betreibt
­labouche bistro und catering im Frankfurt LAB ein
Festivalcafé und eine Theaterbar. Die Theaterbar öffnet jeweils zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn.
Das Ensemble Modern wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, die Stadt Frankfurt sowie über
die Deutsche Ensemble Akademie e.V. durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die
Deutsche Bank Stiftung, die GEMA-Stiftung und die
GVL. hr2-kultur – Kulturpartner des Ensemble Modern
Das Frankfurt LAB wird ermöglicht durch die Förderung des kulturfonds frankfurtrheinmain, der Stiftung
101
Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main und
der BHF-BANK-Stiftung.
Mit besonderem Dank an das Künstlerhaus Mouson­
turm für die umfangreiche Unterstützung bei der
Planung und Durchführung der Veranstaltungen im
Frankfurt LAB.
Kontakt
Haben Sie Fragen oder Anregungen, so schreiben Sie
bitte an: [email protected].
Servicetelefon und Kontakt zum Frankfurt LAB:
Telefon 069 – 97328863, [email protected]
Servicetelefon und Kontakt zum Schauspiel Frankfurt:
Telefon 069 – 21249494, [email protected]
Das Programm der Frankfurter Positionen 2013 fi
­ nden
Sie auch auf www.frankfurterpositionen.de zum
Download. Dort können Sie auch unseren Newsletter
bestellen, oder Sie besuchen die Frankfurter Positionen auf u­ nserer Facebook-Seite.
102
Fotonachweise
Manu Theobald, Radek Klimek, Markus Malangeri
Christoph Kniel, Sergey Horowitz, Tamara Tasev, Alf
Sobakken, Christian Elgvin, CF Wesenberg, Superamas, Alexander Benz und privat.
Sollten wir einen Fotografen vergessen haben zu
­nennen, bitten wir dafür um Entschuldigung.
Die Fotos der Spielorte in diesem Heft sind von dem
in Frankfurt lebenden Fotografen Walter Vorjohann:
www.vorjohann.de
Impressum
Herausgeber: BHF-BANK-Stiftung,
Bockenheimer Landstraße 10, 60323 Frankfurt a. M.
Redaktion: Sigrid Scherer
Gestaltung: www.hort.org.uk
Logo: Wiebke Grösch und Frank Metzger
Redaktionsschluss: 21.12.2012; ­
Änderungen vorbehalten
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Die BHF-BANK-Stiftung – Neue Wege, neue Sichtweisen
Soziale Phantasie zu entfalten und zu fördern, ist das
Anliegen der 1999 gegründeten BHF-BANK-Stiftung.
Ihr Engagement konzentriert sich auf zwei Felder:
soziale und wissenschaftliche Projekte mit sozial­
politischem Hintergrund einerseits und die Förderung
der zeitgenössischen Künste und des künstlerischen
Nachwuchses andererseits. Wir unterstützen unsere
Partner nicht nur finanziell, sondern sind oftmals auch
Ideengeber. Wir ermutigen zu Vorhaben, die jenseits
der ausgetretenen Pfade den Versuch machen, auch
mit unkonventionellen Ideen an alten und neuen Problemen und Themen zu arbeiten. Wir sind davon überzeugt, dass Räume, in denen Neues erprobt und kreatives Potential erschlossen werden kann, unabdingbar
für das gesellschaftliche Leben sind.
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