"Grundlagen Depression" an der Universität Leipzig vom 06.01.2012

Werbung
Willkommen zur Vorlesung
Vorstellung
Vorstellungdes
desLeipziger
LeipzigerBündnisses
Bündnissesgegen
gegenDepression
Depression
&&Grundlagen
GrundlagenDepression
Depression
Nicole Koburger
Katrin Moldenhauer &
Elke Wollschläger
Gliederung
Gliederung
1.
Das Leipziger Bündnis gegen Depression
2.
Depression
•
•
•
•
•
3.
Epidemiologie
Begriff und Symptome; Suizidalität
Verlaufsformen, Diagnostische Kriterien und Schweregrade
Erklärungsansätze
Behandlungsmöglichkeiten
Fragen und Austausch
1.
1.Das
DasLeipziger
LeipzigerBündnis
Bündnisgegen
gegen
Depression
Depression
Das
DasLeipziger
LeipzigerBündnis
Bündnisgegen
gegenDepression
Depression
--Initiatoren
Initiatoren&&Schirmherrschaft
Schirmherrschaft
Initiatoren:
Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
des Universitätsklinikums Leipzig
Dr. Manuela Richter-Werling
Verein Irrsinnig Menschlich e.V.
Thomas Seyde
Psychiatriekoordinator der Stadt Leipzig
Schirmherrschaft:
Christine Clauß
Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz
Prof. Dr. Thomas Fabian
Bürgermeister für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule der
Stadt Leipzig
Das Leipziger Bündnis gegen Depression
–ein Teilprojekt von OSPI-Europe
•
•
OSPI Europe = Optimizing Suicide Prevention Programs and
their Implementation in Europe
4 Modell-Interventionsregionen in: Deutschland, Ungarn, Irland,
Portugal
– Für Deutschland:
• Interventionsregion: Leipzig
• Kontrollregion: Magdeburg
• Ziele:
– Durch eine verbesserte Erkennung und Versorgung depressiv
Erkrankter soll die Anzahl suizidaler Handlungen reduziert werden.
– Abbau von negativen Einstellungen und Vorurteilen gegenüber der
Erkrankung Depression (Aufklärungsarbeit)
Das Leipziger Bündnis gegen Depression /
OSPI-Europe: Hintergrund
Nürnberger Bündnis gegen Depression
– 4-Ebenen-Interventionssprogramm mit messbarem Erfolg:
• Reduktion suizidaler Handlungen im Vergleich zur
Kontrollregion Würzburg
Nach: Hegerl, U., Althaus, D., Schmidtke, A., Niklewski, G., 2006. The alliance against depression: 2-year evaluation of a
community-based intervention to reduce suicidality. Psychol. Med. 36 (9), 1225–1233.
Das Leipziger Bündnis gegen Depression /
OSPI-Europe: Hintergrund
Nürnberger Bündnis gegen Depression
Ausweitung der Idee
und Gründung des
Vereins Deutsches
Bündnis gegen
Depression e.V.
Das Leipziger Bündnis gegen Depression /
OSPI-Europe: Hintergrund
Nürnberger Bündnis gegen Depression
Ausweitung der Idee
und Gründung des
Vereins Deutsches
Bündnis gegen
Depression e.V.
Perspektivisch:
Kooperationspartner
im DBgD e.V. als
LBgD e.V.
Ausweitung auf europäischer
Ebene: European Alliance against
Depression (www.eaad.net)
2 EU-geförderte Projektphasen,
jetzt e.V.
Anschlussprojekt: OSPI-Europe
(www.ospi-europe.com)
Teilprojekt LBgD
(“Ospi-Germany”)
OSPI-Europe: die Fakten im Überblick
Projektlaufzeit:
4 Jahre (Oktober 2008 – September 2012)
Interventionszeitraum:
Juni 2009 – März 2011
Fördervolumen:
2 991 727 Euro
Drittmittelgeber:
Europäische Kommission:
7. Forschungsrahmenprogramm
Projekt-Homepage:
www.ospi-europe.com
Projektpartner:
14 Partner aus 10 Ländern
Koordination
Universität Leipzig, Prof. Dr. Ulrich Hegerl
Leipziger Bündnis gegen Depression /
OSPI-Europe:
Evaluationsansatz
•
zentrales Kriterium: Rückgang der Zahl suizidaler Handlungen
(Suizidversuche & vollendete Suizide)
•
weitere Kriterien:
– Wissen & Einstellungen der Bevölkerung zu den Themen Depression &
Suizidalität
– Wissen verschiedener Berufsgruppen zu den Themen Depression &
Suizidalität
– Medienberichterstattung
– Verschreibungsraten von Antidepressiva
– Gesundheitsökonomische Parameter
– Evaluation des Implementierungsprozesses und Projektes
Leipziger Bündnis gegen Depression /
OSPI-Europe:
5-Ebenen-Interventionsprogramm
Ebene
Ebene1:
1:Kooperation
Kooperationmit
mitHausärzten
Hausärzten
Fortbildungfür
für
Fortbildung
Hausärzte
Hausärzte
ScreeningScreeningInstrument
Instrument
WHO-5
WHO-5
Lehrvideozu
zu
Lehrvideo
Diagnoseund
und
Diagnose
Behandlungvon
von
Behandlung
Depression
Depression
Bereitstellung
Bereitstellung
von
von
Informationen
Informationen
fürdie
die
für
Patienten
Patienten
(DVDs,
(DVDs,
Broschüren,
Broschüren,
Flyer)
Flyer)
Ebene
Ebene2:
2:Öffentlichkeitsarbeit
Öffentlichkeitsarbeit
Monatlicher
Monatlicher
Newsletter
Newsletter
AufklärungsAufklärungskampagne:
kampagne:
Plakate(A0
(A0/ /A1
A1/ /
Plakate
A3),Kinospot,
Kinospot,Flyer
Flyer
A3),
Öffentliche
Öffentliche
Veranstaltungen:
Veranstaltungen:
Vorträge,
Vorträge,
Diskussionen,
Diskussionen,
Informationsstände
Informationsstände
Informationen
Informationen
viaInternet
Internet/ /
via
Homepage:
Homepage:
www.buendniswww.buendnisdepression.de/
depression.de/
depression/leip
depression/leip
zig.php
zig.php
Pressearbeit:
Pressearbeit:
kontinuierliche
kontinuierliche
Berichterstattung
Berichterstattung
Öffentlichkeitsarbeit:
Öffentlichkeitsarbeit:Zielbotschaften
Zielbotschaften
Plakate
Flyer
Depression kann
jeden treffen!
Depression hat
viele Gesichter!
Depression ist
erfolgreich
behandelbar!
Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen
regelmäßige Planung verschiedener Veranstaltungen und
Präsentationsbeiträge des Leipziger Bündisses
Öffentlichkeitsarbeit:
Öffentlichkeitsarbeit:Homepage
Homepage
www.buendnis-depression.de
www.buendnis-depression.de
Leipzig
Leipzig
Ebene
Ebene3:
3:Zusammenarbeit
Zusammenarbeitmit
mit
Multiplikatoren
Multiplikatoren
Schulen,
Schulen,Polizei,
Polizei,Beratungsstellen,
Beratungsstellen,Kirche,
Kirche,Altenpflege,
Altenpflege,Presse,
Presse,
Kliniken,
Kliniken,Apotheken…
Apotheken…
Fortbildungzu
zu
Fortbildung
Depressionund
und
Depression
Suizidalität
Suizidalität
Vernetzung
Vernetzung
zwischen
zwischen
Institutionen
Institutionen
Gemeinsame
Gemeinsame
VeranstaltunVeranstaltungenfür
fürdie
die
gen
Öffentlichkeit
Öffentlichkeit
Bereitstellung
Bereitstellung
vonInformationsInformationsvon
undAufklärungsAufklärungsund
materialzur
zur
material
Weiterverteilung
Weiterverteilung
Ebene
Ebene4:
4:Angebote
Angebotefür
fürBetroffene
Betroffeneund
und
Angehörige
Angehörige
InformationsInformationsmaterialien:
materialien:
Broschüre,
Broschüre,
InformationsInformationsvideo,
video,
LiteraturLiteraturempfehlungen
empfehlungen
Kreativtreff
Kreativtreff
Lauftreff:
Lauftreff:
„Laufengegen
gegen
„Laufen
Depression“
Depression“
Bearbeitung
Bearbeitung
vonAnfragen
Anfragen
von
perTelefon
Telefon
per
undE-Mail
E-Mail
und
WeiterverWeitervermittlungan
an
mittlung
Hilfsdienste,
Hilfsdienste,
BeratungsBeratungsstellenetc.
etc.jeje
stellen
nach
nach
Anliegen
Anliegen
Enge
Enge
Zusammenarbeit
Zusammenarbeit
mitden
denLeipziger
Leipziger
mit
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen
zuDepression
Depressionund
und
zu
demWege-Verein
Wege-Verein
dem
fürAngehörige
Angehörige
für
Ebene
Ebene5:
5:
Beschränkung
Beschränkungdes
desZugangs
Zugangszu
zu
tödlichen
tödlichenSuizidversuchsmethoden
Suizidversuchsmethoden
Identifikation
Identifikation
vonOrten,
Orten,an
an
von
denenin
inLeipzig
Leipzig
denen
häufigSuizide
Suizide
häufig
verübtwerden
werden
verübt
(„HotSpots“)
Spots“)
(„Hot
Gespräche
Gespräche
bzgl.der
der
bzgl.
Absicherung
Absicherung
vonOrten,
Orten,an
an
von
denenin
in
denen
Leipzighäufig
häufig
Leipzig
Suizideverübt
verübt
Suizide
werden
werden
Sensibilisierung
Sensibilisierung
medizinischen
medizinischen
Personalsbzgl.
bzgl.der
der
Personals
fürSuizidversuch
Suizidversuch
für
häufig
häufig
verwendeten
verwendeten
Medikamente
Medikamente
2.
2. Grundlagen
Grundlagen Depression
Depression
Epidemiologie
Epidemiologiein
inDeutschland:
Deutschland:Prävalenz
Prävalenz
ca.
5%
•
Bundesgesundheitssurvey:
Punktprävelenz ca. 5%
•
Derzeit etwa 4 Millionen Betroffene
in Deutschland
•
12-Monats-Prävalenz: 12% (fast 6
Millionen)
•
Frauen doppelt so häufig betroffen
wie Männer
Lebenszeitprävalenz: 19%!:
Ca. jede 4. Frau (25%) und jeder 8. Mann (12%) erkranken im
Laufe des Lebens an einer Depression
Epidemiologie
Epidemiologiein
inDeutschland:
Deutschland:Inzidenz
Inzidenz
ca.
5%
•
Neuerkrankung können in jeder
Altersstufe auftreten
•
Inzidenzraten bis zum 16.
Lebensjahr niedriger
•
Zw. 15. und 30. Lebensjahr
höchste Dichte an
Neuerkrankungen
•
Für Erwachsene: mittleres
Ersterkrankungsalter zwischen 25
und 30
•
Bipolare Störung: zwischen 15 und
25
D
ep
re
ss
ra
io
nk
n,
un
un
g
ip
(A
ol
ar
lz
he
im
er
et
c.
H
)
ör
sc
hw
A
lk
äc
oh
he
ol
m
is
sb
Ze
ra
re
uc
br
o
O
h
C
va
st
hr
sk
eo
on
u
ar
.O
lä
th
r
e
bs
r it
Er
is
tr
.P
kr
an
ul
m
ku
on
ng
.E
en
rk
ra
nk
un
D
ia
ge
be
n
En
te
s
do
M
kr
el
in
lit
Se
e
us
E
hs
rk
ch
ra
nk
w
äc
un
he
ge
n
n
al
te
rs
be
di
ng
t
D
em
en
ze
rk
Mit Beeinträchtigung gelebte
Lebensjahre YLD
Belastung
Belastungdurch
durchKrankheiten
Krankheitenin
inden
den
entwickelten
entwickeltenLändern
Ländern--2001
2001
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
8,39
6,33
5,39
3,77
3,77
3,46
2,86
2,25
1,68
1,53
Lopez A. et al., 2006
Versorgunslage
Versorgunslage
•
50% der Betroffenen suchen keinerlei Behandlung gegen die
Depression auf
•
Ein Großteil der Patienten bleibt ohne ausreichende
Behandlung (Schätzungen: bis zu 90%)
•
•
Depression bleibt unerkannt oder wird unzureichend
behandelt
Anteil depressiver Patienten in der Hausarztpraxis:
•
„Hausarztstudie“ in 400 Arztpraxen (Wittchen et al. 2000):
über 10% der Hausarztpatienten leiden unter Depressionen
(Männer: 9,4%; Frauen:11,9%)
•
Für viele ist der Hausarzt der 1. Ansprechpartner (vor dem
psychiatrischen Facharzt oder dem psychologischen
Psychotherapeuten)
Begriff
Begriff und
und Symptome
Symptome
Begrifflichkeiten:
•
•
•
Depression von lat. deprimere = herunter- oder niederdrücken
Depression mit Einfluss auf Gemütsbewegungen (=Affekte) 
affektive Störungen
Veraltete Begrifflichkeiten:
– Psychogen (seelisch ausgelöst: belastendes Ereignis oder
akute Belastung)
– Endogen (von „innen heraus“: ohne erkennbaren äußeren
Auslöser; körperliche Ursache)
Symptome
Symptome
• Brainstorming:
– Welche Symptome, die bei Depression häufig
auftreten, kennen Sie?
– Denken Sie dabei an die 3 Ebenen:
Psyche
Körper
Verhalten
Merkmale
Merkmaleeiner
einerDepression:
Depression:
Psychische
PsychischeSymptome
Symptome
Denken, Fühlen, Motivation sind beeinträchtigt

Niedergeschlagenheit

Gefühl der Sinnlosigkeit

Interesselosigkeit

Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit

Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen

Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit

Gefühl der Gefühllosigkeit

Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven

Suizidgedanken
Merkmale
Merkmaleeiner
einerDepression:
Depression:
Körperliche
KörperlicheSymptome
Symptome

Gewichtsabnahme, verminderter Appetit

Schlafstörungen: Durchschlafstörungen, Morgentief

Druck- und Engegefühl im Hals und über der Brust

Schweißausbrüche, Herzklopfen,

rheuma-ähnliche chronische Schmerzzustände

Sexuelle Lustlosigkeit

Kraftlosigkeit und fehlende Frische, rasche Erschöpfbarkeit
Merkmale
Merkmaleeiner
einerDepression:
Depression:
Verändertes
VerändertesVerhalten
Verhalten

Sozialer Rückzug

Psychomotorische Hemmung / Agitiertheit

Veränderte (Körper) - Sprache

Antriebslosigkeit / Apathie

Suizidankündigungen, Suizidversuche
HauptHaupt-und
undNebenkriterien
Nebenkriteriennach
nachICD-10
ICD-10
Suizidgedanken /
Suizidale
Handlungen
Negative und
pessimistische
Zukunftsperspektiven
Gefühl von
Schuld und
Wertlosigkeit
Verlust von
Interesse u.
Freude
Depressive
Stimmung
Verminderter
Antrieb
Schlafstörungen
Vermindertes
Selbstwertgefühl
und Selbstvertrauen
Appetitminderung
Verminderte
Konzentration und
Aufmerksamkeit
Folie 10
Zusammenfassung:
Zusammenfassung:
Diagnosekriterien
Diagnosekriteriennach
nachICD-10
ICD-10
Hauptkriterien (A)
Nebenkriterien (B)
 Depressive Stimmung
 Verlust von Interesse
oder Freude
 Verminderter Antrieb

Schweregrade
Leicht: Mindestens 2 aus A
und 2 aus B
Mittel: Mindestens 2 aus A
und 3 aus B
Schwer:Alle aus A und
mindestens 4 aus B






Verminderte Konzentration
und Aufmerksamkeit
Vermindertes Selbstwertgefühl
und Selbstvertrauen
Schuldgefühle und Gefühle
der Wertlosigkeit
Negative und pessimistische
Zukunftsperspektiven
Suizidgedanken, erfolgte
suizidale Handlungen
Schlafstörungen
Appetitminderung
Symptome bestehen mindestens 2 Wochen!
Somatisches
SomatischesSyndrom:
Syndrom:bei
bei44von
von88Symptomen
Symptomen
Deutlicher Verlust von
Freude und Interesse bei früher
angenehmen Aktivitäten
Suizidgedanken /
Suizidale
Handlungen
Morgentief
Negative und
pessimistische
Zukunftsperspektiven
Mangelnde
Fähigkeit
emotional zu
reagieren
Verlust von
Interesse u.
Freude
Depressive
Stimmung
Gefühl von
Schuld und
Wertlosigkeit
Vermindertes
Selbstwertgefühl
und Selbstvertrauen
Appetitminderung
Erhöhte
Ermüdbarkeit
Schlafstörungen
Starker Appetitverlust
Früherwachen
Verminderte
Konzentration und
Aufmerksamkeit
Psychomotorische
Hemmung oder
Agitiertheit
Deutlicher
Libidoverlust
Gewichtsverlust > 5%
Beschreibung:
Beschreibung:Arten
Artenund
undVerlauf
Verlauf
ICD-10: F32: Depressive Phase, monophasisch
(unipolare Depression)
Zeit
dauerhaft beschwerdefrei
 durchschnittl. Dauer einer Episode: 4-8 Monate
 Wiedererkrankungsrate > 70 %
Beschreibung:
Beschreibung:Arten
Artenund
undVerlauf
Verlauf
ICD-10 F33: Depressive Phase, rezidivierend (unipolare Depression))
(wenige Monate bis
mehrere Jahre)
Beschreibung:
Beschreibung:Arten
Artenund
undVerlauf
Verlauf
ICD-10 F34.1:
Dysthymie
Beschreibung:
Beschreibung:Arten
Artenund
undVerlauf
Verlauf
ICD-10 F31:
Depressive Phase im Rahmen einer bipolaren
affektiven Störung
(manisch/depressiv)
Überblick:
Überblick:
die
diehäufigsten
häufigstenDiagnoseziffern
Diagnoseziffernnach
nachICD-10
ICD-10
F31
Bipolare Affektive Störung
(manisch/depressiv)
F32
Depressive Episode (unipolare Depression)
F33
rezidivierende depressive Störungen
F34.1
Dysthymie
milde (nicht rezidivierende), im jungen
Erwachsenenalter beginnende, über mindestens 2
Jahre anhaltende depressive Verstimmung
(F06.32 Organische depressive Störung)
Exkurs:
Exkurs: Suizidalität
Suizidalität
Todesursachen
Todesursachenim
imVergleich:
Vergleich:2010
2010
Suizid
10.021
Drogen
774
Verkehr
Mord /
Totschlag
Aids
3.942
478
455
(Quelle: Bundesamtes für Statistik/Gesundheitsberichterstattung des Bundes)
15
1
Ja
hr
J
5- ah
10 re
10 Ja
-1 hre
5
15 Ja
-2 hre
0
20 Ja
-2 hr
e
5
25 Ja
-3 hre
0
30 Ja
-3 hr
e
5
35 Ja
h
-4
0 re
40 Ja
-4 hr
e
5
45 Ja
h
-5
0 re
50 Ja
-5 hre
5
55 Ja
-6 hr
e
0
60 Ja
-6 hre
5
65 Ja
-7 hr
e
0
70 Ja
h
-7
5 re
75 Ja
-8 hr
e
0
80 Ja
-8 hre
5
85 Ja
-9 hr
e
0
Ja
9 0 hr
Ja e
hr
e+
<
Anzahl der Suizide
Suizide
Suizidein
inDeutschland
Deutschland2010
2010
800
700
Männlich
Weiblich
600
500
400
300
200
100
0
(Quelle: Bundesamtes für Statistik/Gesundheitsberichterstattung des Bundes; 2011)
1
15
Ja
hr
Ja
hr
510 e
Ja
10
hr
e
-1
5
Ja
15
hr
e
-2
0
Ja
20
hr
e
-2
5
Ja
25
hr
e
-3
0
Ja
30
hr
e
-3
5
Ja
35
hr
e
-4
0
Ja
40
hr
e
-4
5
Ja
45
hr
e
-5
0
Ja
50
hr
e
-5
5
Ja
55
hr
e
-6
0
Ja
60
hr
e
-6
5
Ja
65
hr
e
-7
0
Ja
70
hr
e
-7
5
Ja
75
hr
e
-8
0
Ja
80
hr
e
-8
5
Ja
85
hr
e
-9
0
Ja
hr
90
e
Ja
hr
e
+
<
Anzahl der Suizide pro 100.000
Suizidraten
Suizidratenin
inDeutschland
Deutschland2010
2010
80
70
Männlich
60
Weiblich
50
40
30
20
10
0
(Quelle: Bundesamtes für Statistik/Gesundheitsberichterstattung des Bundes; 2011)
Suizidraten
Suizidratenje
je100.000
100.000Personen
Personenin
inden
den
Bundesländern
Bundesländern(absteigend;
(absteigend;2010)
2010)
18
16
15,3
14,6
14,1
13,6
14
13,1
13
12,9
12,3
12,3
12,1
12
11,9
12
11,7
11,6
10,9
10,6
10,2
10
8
6
4
2
es
t fa
le
n
lin
en
m
Br
e
Be
r
ei
nW
dr
h
N
or
N
ie
d
er
sa
ch
se
n
H
es
se
n
m
m
Sa
er
n
ch
se
Ba
nA
de
nh
nal
W
t
ür
t te
D
eu
m
be
ts
ch
rg
la
nd
ge
sa
m
t
H
am
bu
rg
Br
an
de
nb
R
ur
he
g
in
la
nd
-P
fa
lz
Sa
ar
la
nd
po
ei
n
ec
kl
en
bu
rg
-V
or
H
ol
st
n
w
ig
-
Ba
ye
r
Sc
hl
es
M
en
in
g
Th
ür
Sa
ch
se
n
0
(Quelle: Bundesamtes für Statistik/Gesundheitsberichterstattung des Bundes; 2011)
Depression
Depressionund
undSuizidalität
Suizidalität
Von den Betroffenen mit rezidivierender Depression…
leiden
40-70 %
an Suizidideen
versterben
10-15 %
durch Suizid
weisen
20-60 %
einen Suizidversuch auf
bei 90 % aller Suizidenten lässt sich eine psychiatrische
Erkrankung im Vorfeld feststellen, am häufigsten die Depression
(40-70 %).
Wenn eine Depression vorliegt, dann sollte die Suizidalität
immer aktiv exploriert werden!
Suizidalität:
Suizidalität:Risikogruppen
Risikogruppen
•
für Suizid: ältere Männer
•
für Suizidversuch: junge Frauen (14-24 Jahre)
•
Menschen mit…
•
psychiatrischen Erkrankungen (Depression Suchterkrankungen,
Psychosen)
•
akuten krisenhaften Erlebnissen (z.B. Arbeitslosigkeit, Schulden,
Scheidung, Inhaftierung, Verlusterlebnisse, Traumatisierung)
•
Suizidversuchen in der Vorgeschichte oder in der Familiegeschichte
•
unmittelbar vorangegangenem stationären Aufenthalt in der Psychiatrie
•
starker Verleugnungstendenz und mangelndem Hilfesuchverhalten („mir
geht es gut; ich brauche keine Hilfe..“)
Stadien
Stadiender
derSuizidalität
Suizidalität(nach
(nachPöldinger)
Pöldinger)
Anzahl betroffener Menschen
Mäßige
Suizidgefahr
Passive
Todeswünsche
Erwägung
Hohe
Suizidgefahr
Suizidgedanken
Suizidideen
Suizidpläne
Vorbereitungen
Ambivalenz
Suizidale
Handlungen
Entschluss
Indikatoren
Indikatorenfür
fürakute
akuteSuizidgefahr
Suizidgefahr

Drängende Suizidgedanken

Große Hoffnungslosigkeit und starke Schuldgefühle

Starker Handlungsdruck („ich halte das nicht länger aus!“)

starke Impulsivität (erhöhte Gefahr bei Drogen- oder Alkoholkonsum)

Zunehmender sozialer Rückzug

Verabschiedung von Menschen, Verschenken von Wertgegenständen
Regelung letzter Dinge (Testament, Versicherungen, Papiere)

Offene und verdeckte Ankündigung von Suizid („es wird aufhören, so
oder so...“)

Patient reagiert gereizt, aggressiv oder ist agitiert

Konkrete Suizidpläne oder Vorbereitung suizidaler Handlungen
Abklärung
Abklärungvon
vonSuizidalität:
Suizidalität:Formulierungshilfen
Formulierungshilfen

„Gibt es in ihrer derzeitigen schwierigen Situation auch Gedanken
an den Tod?“

„Was genau meinen Sie damit, dass Todsein besser wäre?“

„An was denken Sie genau, wenn Sie sagen, sie könnten sich
umbringen?“

„Haben Sie sich die ... (z.B. Medikamente) schon besorgt?“

„Wie oft und wie lange kommen die Gedanken an Suizid?“

„Haben Sie darüber schon mit jemandem gesprochen?“

„Haben Sie schon einmal versucht sich das Leben zu nehmen?“

„Gibt es denn auch Dinge, die Sie noch am Leben halten?“
Depression:
Depression: Erklärungsansätze
Erklärungsansätze
•
Multifaktorielles Geschehen:
– Biologische Faktoren
• Genetische Faktoren
• Neurobiologische Faktoren
• Körperliche Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenfunktionsstörung)
– Psychische Faktoren
• Frühere psychische Störungen
• Persönlichkeitsfaktoren
– Soziale Faktoren
• Psychosoziale Belastungsfaktoren (Arbeitslosigkeit, Trennung)
•
Bisher keine einheitliche, empirisch gestützte Entstehungstheorie
Genetische
GenetischeFaktoren
Faktorenvon
vonDepression
Depression

Erkrankungsrisiko um das Dreifache erhöht, wenn ein Elternteil
oder Geschwister depressiv erkrankt ist:
Quelle: Mattejat F, Remschmidt H (2008): Kinder psychisch kranker Eltern. Deutsches Ärzteblatt 105: 413-418

Zwillingsuntersuchungen:
Eineiige Zwillinge: Konkordanz = 35-42%
Zweieiige Zwillinge: Konkordanz = 15-20%
Neurobiologische
NeurobiologischeFaktoren
Faktorenvon
vonDepression
Depression


Veränderte Funktionsabläufe im Gehirn durch veränderte
Funktion der Botenstoffe im Gehirn (z.B. Serotonin,
Noradrenalin)

Ansatzpunkt für Psychopharmaka

Bisher keine genaue Lokalisation einer Funktionsstörung im Gehirn
möglich
Hormonelle Veränderungen

Überaktivität der hormonellen Stressachse bei schweren
Depressionen führt zur dauerhaften Ausschüttung von
Stresshormonen
Psychologische
Psychologischeund
undpsychosoziale
psychosozialeFaktoren
Faktoren

Lerntheoretische und kognitive Modelle



z.B. Verstärker-Verlust-Theorie:

Mangel an positiver Verstärkung

Minderung des Wohlbefindens und Auftreten negativer Affekte

Abwärtsgerichtete „Depressionsspirale“
z.B. kognitive Theorie von Beck:

Kognitive Triade (pessimistische Ansichten von sich selbst, der Umwelt
und der Zukunft) in Verbindung mit negativen Überzeugungen, die
durch negative Lebenserfahrungen ausgelöst werden

Diese neg. Schemata sind mit kognitiven Verzerrungen verbunden, die
zur Depression führen können
Psychosoziale Belastungsfaktoren
Psychische
Psychischeund
undkörperliche
körperlicheUrsachen:
Ursachen:
22Seiten
Seiteneiner
einerMedaille
Medaille
Psychosoziale Aspekte
Vulnerabilität z. B. negative Lebenserfahrungen, Persönlichkeit
Neurobiologische Aspekte
z. B. genetische Faktoren
Auslöser
z. B. akute psychosoziale Belastung,
Stress
z. B. Überaktivität der
Stresshormonachse
Depressiver
Zustand
depressive Symptomatik
(Erleben und
Verhalten)
z. B. neurochemische
Dysfunktionen,
Überaktivität der
Stresshormonachse
Therapie
Psychotherapie
Pharmakotherapie
Depression:
Depression:Behandlungsmöglichkeiten
Behandlungsmöglichkeiten
Zentrale Behandlungssäulen:
•
Psychotherapie
(Wirksamkeit v. Verhaltenstherapie und
Interpersoneller Therapie am besten belegt)
•
Medikamentöse Behandlung (v.a. Antidepressiva)
•
Weitere Behandlungsverfahren und -ansätze
Depressionsbehandlungen
Medikamente
andere
Psychotherapie
Abb. in Anlehnung an: Mehr wissen, gesünder leben. Eine Broschüre für Patienten und Angehörige
zum Thema Depression. 2011. Deutsches Bündnis gegen Depression & Techniker Krankenkasse.
Behandlungsziele
Behandlungsziele
•
Verminderung der depressiven Symptome
•
Verhinderung von Mortalität, insbesondere durch Suizid
•
Wiederherstellung der beruflichen und psychosozialen
Leistungsfähigkeit
•
Wiedererlangung des seelischen Gleichgewichts
•
Reduzierung der Rückfallwahrscheinlichkeit
Medikamentöse
MedikamentöseTherapie
Therapie
Antidepressiva = Medikamente mit antidepressiver
(stimmungsaufhellender) Wirkung
• Wichtig!
• Machen nicht süchtig oder „high“ u verändern nicht die
Persönlichkeit
• Wirken gezielt an den beteiligten Botenstoffen im Gehirn
• Wirklatenz von etwa 2-4 Wochen
• Behandlungsdauer in der Regel mind. 6 Monate
• Häufige Nebenwirkungen: Gewichtszunahme, Sexuelle
Funktionsstörungen, Übelkeit und Mundtrockenheit, Schwindel /
niedriger Blutdruck, Verstopfung
• Derzeit am meisten eingesetzte Gruppe: SSRI (selektive SerotoninWiederaufnahme-Hemmer)
• Weitere Gruppen: Trizyklische Antidepressiva, (Selektive)
Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer u.a.
• Compliance der Patienten entscheidend
Psychotherapeutische
PsychotherapeutischeAnsätze
Ansätze
•
Evidenzbasierte Psychotherapieformen, die zur
Depressionsbehandlung herangezogen werden:
• Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
• Tiefenpsychologische Psychotherapie
• Interpersonelle Psychotherapie
•
Phasen der Psychotherapie
• Akutbehandlung (6-8 Wochen): Leidens- und
Symptomreduktion
• Psychotherapeutische Arbeit im engeren Sinne
• Erhaltung und Stabilisierung
•
•
Entscheidend: Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung
Im Allgemeinen: oft Kombination verschiedener Ansätze sinnvoll
Übersicht über die Richtlinienverfahren
Behandlungsfokus
Kognitive
Verhaltenstherapie
Erlerntes Verhalten
Gedanken
Einstellungen
Tiefenpsychologisch
fundierte Psychotherapie
Aktuelle psychische
Konflikte
Psychoanalyse
Bearbeitung
unbewusster
Störungsanteile
Konflikte, die in der
Vergangenheit
begründet liegen
Tab. in Anlehnung an: Mehr wissen, gesünder leben. Eine Broschüre für Patienten und Angehörige
zum Thema Depression. 2011. Deutsches Bündnis gegen Depression & Techniker Krankenkasse.
Übersicht über die Richtlinienverfahren
Vorgehen
Kognitive
Verhaltenstherapie
Einzelgespräch
Gegenüber sitzend
Auch
Gruppensitzungen
Bezogen auf die
Gegenwart
Klar strukturiert
Tiefenpsychologisch
fundierte Psychotherapie
Einzelgespräch
Gegenüber sitzend
Auch
Gruppensitzungen
Teilweise strukturiert
Psychoanalyse
Einzelgespräch
Auf der Couch liegend
Bezogen auf frühe
Erinnerungen und die
Gegenwart
Kaum strukturiert
Tab. in Anlehnung an: Mehr wissen, gesünder leben. Eine Broschüre für Patienten und Angehörige
zum Thema Depression. 2011. Deutsches Bündnis gegen Depression & Techniker Krankenkasse.
Übersicht über die Richtlinienverfahren
Dauer der Behandlung
Kognitive
Verhaltenstherapie
Ein bis zwei Sitzungen
pro Woche
Im Durchschnitt
30 bis 40 Sitzungen
Bis zu 80 Sitzungen
möglich
Tiefenpsychologisch
fundierte Psychotherapie
Ein bis zwei Sitzungen
pro Woche
Im Durchschnitt
60 Sitzungen
Bis zu 100 Sitzungen
möglich
Auch als
Kurzzeittherapie mit
maximal 25 Sitzungen
möglich
Psychoanalyse
zwei bis drei Sitzungen
pro Woche
Zwei bis drei Jahre
Bis zu 300 Sitzungen
möglich
Tab. in Anlehnung an: Mehr wissen, gesünder leben. Eine Broschüre für Patienten und Angehörige
zum Thema Depression. 2011. Deutsches Bündnis gegen Depression & Techniker Krankenkasse.
Behandlungsmöglichkeiten:
Behandlungsmöglichkeiten:weitere
weitere
Behandlungsverfahren
Behandlungsverfahrenund
und-möglichkeiten
-möglichkeiten
Weitere Behandlungsansätze (im Einzelfall indiziert)
•
•
•
Lichttherapie
Wachtherapie
EKT
Wirkung v.a. bei saisonaler Depression belegt
therapeutischer Schlafentzug
Elektrokrampftherapie
 bei schwerer therapieresistenter Depression
•
•
Soziotherapie
Bewegung /Sport
z.B. bei Wiedereingliederungsmaßnahmen
kann für einen Teil der Patienten hilfreich sein
•
•
Selbsthilfe
Musik(therapie), Kunst(therapie), Ergotherapie etc.
3.
3.
Fragen?
Fragen?
Überblicksbroschüre
Überblicksbroschürezum
zumThema:
Thema:
Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Themenheft 51 (2010)
Depressive Erkrankungen
http://www.rki.de/cln_160/nn_204544/sid_23DE8FA825E396D9B8
ACDB8482D0E59B/DE/Content/GBE/Gesundheitsberichterstatt
ung/GBEDownloadsT/depression.html
Weitere
WeitereLiteraturhinweise
Literaturhinweise

Hegerl U., Althaus D., Reiners H. (2005). Das Rätsel Depression – Eine Krankheit wird entschlüsselt.
Beck Verlag, München

Hegerl, Ulrich / Niescken, Svenja (2008). Depressionen bewältigen: Die Lebensfreude wiederfinden:
So erkennen Sie frühzeitig die Signale, finden wirksame Hilfe und beugen Rückfällen vor. Trias,
München.

Reiners H. (2002). Das heimatlose Ich. Aus der Depression zurück ins Leben. Kösel Verlag, München
Wolfersdorf, M. (2000).

Wehner-Zott, Sabine & Himmerich, Hubertus (2010). Die Seele heilen – ein Mutmachbuch für
Depressive und ihre Angehörigen. GU, München.

Wolfersdorf M. (2000). Der suizidale Patient in Klinik und Praxis. Suizidalität und Suizidprävention.
WVG: Stuttgart.
Internetseiten:

Deutsches Bündnis gegen Depression: www.buendnis-depression.de

Stiftung Deutsche Depressionshilfe: http://www.deutsche-depressionshilfe.de/
Vielen
Vielen Dank
Dank für
für die
die
Aufmerksamkeit!
Aufmerksamkeit!
Herunterladen