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D
—
SO IST
LEUVEN
—
Die Universitätsbibliothek
© MILO-PROFI
Dijlepark
© MARCO MERTENS
© OZ BILB
Stuk
Universitätshalle
—
2
Kleiner Beginenhof
HERZLICH
W I L L KO M M E N
DI E AT MOSP H ÄR E
DI E ZAH LE N
Die Studenten sorgen für eine junge, brausende Atmosphäre und
einen gemütlichen Betrieb im jahrhundertealten Leuven. Dank der
Universität ist Leuven eine innovative Stadt voller Kenntnisse, die
außerdem nur einen Steinwurf weit von der europäischen Hauptstadt
Brüssel und dem nationalen Flughafen entfernt ist, und sich direkt an
der Kreuzung zweier europäischer Autobahnen befindet. Leuven ist aber
auch ein gemütlicher Aufenthaltsort für Touristen, die sich erholen
möchten. Eine Stadt, in der Kultur und Kreativität Herr sind. Ein Einkaufszentrum für anspruchsvolle Shopper/innen. Eine wunderschöne
Innenstadt mit den schönsten Denkmalen und einer reichen Geschichte, aber auch mit modernen Stadterneuerungsprojekten. Mit authentischen Kneipen und den besten Restaurants. Kurz gesagt, einfach
eine Stadt, die Touristen gerne mehrmals genießen.
Die Stadt zählt zurzeit über
98.000 Einwohner/innen und
diese Einwohnerzahl wächst jedes
Jahr im September um 51.000
Bachelor- und
Masterstudenten/innen.
•
Es halten sich 155
unterschiedliche Nationalitäten
in Leuven auf.
•
Jedes Jahr werden in den
Leuvener Almas
(Studentenrestaurants) etwa
1.200.000 Mahlzeiten verkauft.
•
—
WISSENSWERTES
Nach Edward Van Even,
der im 19. Jahrhundert Stadtarchivar
war, wurde der Name Leuven aus zwei
germanischen Wörtern abgeleitet: Lo (Wald)
und Ven (Sumpf). Seiner Ansicht nach ist
Leuven also eher eine Ortbeschreibung,
die „Wald im Sumpf“ bedeutet.
Der Namensforscher Maurits Gysseling
ergründete im 20. Jahrhundert aber eine
andere Bedeutung: Leuven wäre vom
urgermanischen Wort “Lubanja” abgeleitet,
was “Geliebtes” bedeutet.
—
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Mit ihren 182 Restaurants und
240 Kneipen verfügt die
Leuvener Innenstadt
wahrscheinlich über die höchste
Konzentration von Ess- und
Trinklokalen in Flandern.
•
Der Durchmesser der
Innenstadt, innerhalb der
Ringstraße der Stadt gemessen,
beträgt etwa 2 Kilometer.
Erster Stadtwall
Großer
Beginenhof
EINE REISE
DURCH DIE ZEIT
D IE ERSTE
B LÜT E Z E I T
In Schriften aus dem 9. Jahrhundert wird Leuven erstmals genannt. Im 12. Jahrhundert
entwickelte sich die Stadt dank
ihrer Lage am Dijle-Fluss zu
einem blühenden Handelszentrum und dem wichtigsten Ort
im Herzogtum Brabant. Leuven
bekam eine Ringmauer, Kloster,
Abteien und Kirchen. Heute
kann man immer noch die Zeugen dieser Vergangenheit sehen:
das Romaanse Poort, die Sint Jakobskirche und die Überreste der
ersten Stadtmauer.
D IE G OL DE N E
Ä RA D ER STA DT
Im 14. Jahrhundert sorgte der
Tuchhandel für Reichtum und
Wohlstand. Die Stadt blühte. Im
15. Jahrhundert wurde die Universität gegründet (1425), die be-
kannte Form des Grote Markt
entsteht und die schönsten
Gebäude wurden errichtet: das
wunderschöne Rathaus, die
Tuchhalle, das Haus von Sestich,
Kirchen, wie die Sankt Gertrudiskirche und die Sankt Peterskirche mit ihrer einzigartigen
Innenausstattung und dem
Abendmahlaltar von Dirk Bouts.
GR O ßE R
B E GI NE NH O F
Der aus dem 13. Jahrhundert
stammenden Großen Beginenhof
wurde im 17. Jahrhundert um
einen zusätzlichen Häuserkomplex erweitert. Der Beginenhof
gilt heute noch immer als eine
Insel der Ruhe, auf der die Zeit
stillzustehen scheint, in der Mitte
einer belebten Stadt. Seit 1998
gehört der pittoreske Beginenhof
zum UNESCO-Weltkulturerbe.
In den Häusern wohnen jetzt
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keine Beginen mehr, sondern
Studenten und ausländischen
Gastprofessoren der ältesten
katholischen Universität Europas.
VON D ER
U NIV E RS ITÄT
G E PR ÄGT
Die KU Leuven prägt schon
sechs Jahrhunderte das Leuvener
Stadtbild. Universitätsgebäude,
wie das stilvolle Van Dale-Kolleg
(Renaissance), das De ValckKolleg, das Papst- und ArrasKolleg (klassizistischer Stil), bringen variierte Baustile in die sonst
hauptsächlich gotische Innenstadt. Dank der Sankt Michaeliskirche, der Innenausstattung der
Johanneskirche und der beispiellosen Stuckarbeiten in der ParkAbtei ist auch der Barock
reichlich vertreten.
© MARCO MERTENS
Grote Markt
Universitätshalle
STADTE R NE UE R U NG
Mit dem Bau des Kanals LeuvenDijle – Leuvense Vaart – und
dem Aufkommen der Steinwege
im 18. Jahrhunderts, wurde
Leuven besser erreichbar. Das
förderte den Handel und die Industrie. Das hat dazu geführt,
dass Leuven heutzutage nicht nur
was die geistlichen Künste, sondern auch was die weltlichen Gebäude und Infrastrukturarbeiten
angeht, ein besonders interessanter Ort ist.
Auch jetzt erneuert sich die
Stadt ständig mit frischen, modernen Projekten, die in die
jahrhundertalte Umgebung integriert werden. Alt und neu verstärken sich gegenseitig und
schaffen eine einzigartige
städtische Kulisse. Das alte Industriegebiet des Vaartkom lebt
als lebhaftes Wohngebiet, in dem
der Hauptsitz von AB InBev
einen wichtigen Blickfang darstellt, auf. Der Martelarenplein
und das Viertel Kop van Kessel-
Lo fungieren wie ein modernes
Zugangstor der Stadt. Die ehemaligen Arbeitsstätten der belgischen Bahn bilden als modernes
Wohnviertel mit Gemeinschaftsfunktionen das neue Herz von
Kessel-Lo.
K RI E GSVE R L ETZU NGE N
Kriegsgewalt kennzeichnet die
moderne Geschichte von Leuven.
Im Sog der französischen Revolution haben die Franzosen in der
Stadt ihr Unwesen getrieben.
Aber die zwei Weltkriege, die
folgten, haben noch tiefere Narben hinterlassen.
DE R B R AND
VON LE UV EN
1914 wurde die Stadt erobert und
großenteils durch das Heer des
deutschen Kaisers zerstört. Die
Tuchhalle ging in Flammen auf,
genau wie die einzigartigen und
wertvollen Bücher der Universi—
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tätsbibliothek, die sich in dieser
Halle befand. Dieser‚ Brand von
Leuven‘ empörte die ganze Welt.
Nach dem Ersten Weltkrieg
wurde dank Unterstützung der
Vereinigten Staaten am Mgr.
Ladeuzeplein eine neue Universitätsbibliothek gebaut. Am
Anfang des Zweiten Weltkrieges
im Jahre 1940 wurde jedoch auch
dieses Gebäude, zusammen mit
900.000 Büchern, von den Flammen vernichtet. Im April und
Mai des Jahres 1944 wurde
Leuven heftig bombardiert.
DE R WI ED ER AUF BAU
Nach den Kriegsjahren startete
der große Wiederaufbau und
machte Leuven eine Metamorphose durch. Straßen, Plätze,
Gebäude und ganze Stadtviertel
passten sich einer schnell verändernden Gesellschaft an. Leuven
nutzt diese Modernisierung, um
qualitätsvolle zeitgenössische
Architektur zu integrieren.
BEKANNTE EINWOHNER/
INNEN VON LEUVEN
DR IE S ME RT E NS
°1981 • Der Name Jonathan Ivo Gilles Vandenbroeck ist nur bei
°1987 • Sammelte seine ersten Fuß-
wenigen bekannt, aber Milow kennen viele. Der Leuvener SingerSongwriter trat zum ersten Mal 2004 im Rahmen des Musikwettbewerbs Humo’s Rock Rally auf, während dessen er bis in das Finale
vordringen konnte. Sein erstes Album ‘The Bigger Picture’ erschien
2006. Die auf diesem Album veröffentlichten Singles ‘One of it’ und
‘You Don’t Know’ erreichten die Liste der Chartshow De Afrekening
des belgischen Radios „Studio Brussel“. Auch seine später
veröffentlichten Singles ‘Ayo Technology’, ‘You and Me
(In My Pocket)’ und ‘Little in the
Milow
Middle’ sind bei vielen bekannt.
2007, 2008 und 2011 war Milow
der große Sieger der Music Industry Awards (MIA’s).
ballerfahrungen bei der Jugendabteilung von Stade Leuven. Heute
kennt jeder Fußballfan die Qualität
dieses Stürmers. Er spielte unter anderem für AA Gent, Eendracht
Aalst, AGOVV Apeldoorn, FC
Utrecht, PSV und den italienischen
SSC Neapel. Im Februar 2011 gab
er in einem Freundschaftsspiel
gegen Finnland sein Debüt als Teil
der Nationalmannschaft. Dries ist
in Leuven geboren und aufgewachsen und ist stolz auf seine Stadt.
Ende 2015 kauften Dries und seine
Frau das aus dem 16. Jahrhundert
stammende Haus De Dry Coningen, ein unter Denkmalschutz
stehendes Gebäude, in dem in der
Vergangenheit Leuvener Bürgermeister und angesehene Personen
gewohnt haben.
© PIETER JELLE DE BRUE
M ILOW
S ELA H SU E
AN DRE AS VE SALIU S
°1514 †1564 • Auch Andries Van
© CÉDRIC VIOLLET
°1989 • Eigentlich Sanne Putseys
– lernte mit fünfzehn Jahren akustische Gitarre spielen. Sie schrieb
dann schon ihre eigenen Lieder.
Mit 17 Jahren nahm sie als jüngste
und einzige weibliche Künstlerin
am Open Mic-Abend im
Konzerthaus „Het Depot“ in
Leuven teil. Veranstalter und
Sänger Milow entdeckte sie und
lud sie ein, bei ihm im Vorprogramm zu spielen. 2010 erhielt
sie ein Music Industry Award in
der Kategorie „beste Solokünstlerin“. Es war die erste
MIA aus einer ganzen Reihe.
Im März 2011 veröffentlichte sie ihr namenloses
Debütalbum und im Sommer dieses Jahres trat sie
u.a. auf den Festivals Pinkpop,
Rock Werchter, Lokerse
Feesten und Lowlands auf.
Selah Sue
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Wesel – stellte mit seinem Meisterwerk De Humani Corporis Fabrica
die damalige Anatomie auf den
Kopf. Der Wissenschaftler erhielt
eine klassische Ausbildung in
Leuven und schloss 1537 sein
Studium als Kandidat der Medizin
ab. Er studierte auch an den Universitäten von Paris und Padua.
Vesalius wehrte sich gegen die
Weise, auf die die Studie des
menschlichen Körpers in der damaligen Zeit unterrichtet wurde. Das
erfolgte nämlich noch nach der
Lehre des Galenos, eines grie-
chisch-römischen Arztes aus dem
zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt. Vesalius fing selbst damit an,
Körper zu sezieren und stellte allmählich fest, dass Galenus nie das Innere eines Menschen gesehen hatte.
Sein Werk De Humani Corporis Fabrica bedeutete dann auch eine Revolution in der medizinischen Ideenwelt.
Vesalius widmete sein Meisterwerk
dem Kaiser Karl V. und wurde sofort
als kaiserlicher Leibarzt angestellt. Vesalius starb am 15. Oktober 1564 auf
der griechischen Insel Zakynthos, auf
dem Weg zu Jerusalem. Sein Grab
wurde nie gefunden, was zu weit hergeholten Spekulationen führte.
Erasmus
René Rosseels
DE S IDE R IU S
E RAS MU S
BRUNO VAN DER MEULEN KULEUVEN
Vesalius De Humani Corporis
Fabrica, Basel, 1543
G ER AR D ME RC ATOR
Mercator
Raoul Biront
°1512 †1594 • Er studierte Humanwissenschaften, Philosophie und
Theologie an der Universität Leuven. Nach seinem Studium arbeitete
er in Leuven als Landmesser und zeichnete Karten.
Mercator heiratete Barbara Schellekens und bezog eine Wohnung in
der Schrijnmakersstraat. Seine sechs Kinder wurden alle in der Sankt
Peterskirche getauft. Mercator wollte aber mehr und legte sich auf die
wissenschaftliche Studie der Kartografie und der Kosmografie zu. Es
war sein großer Traum, einen allumfassenden Atlas der Erde und des
Himmels zu zeichnen. Mit 40 Jahren verließ Mercator Leuven und
zog in die deutsche Stadt Duisburg um, um dort weiter an seinem
Atlas zu arbeiten. Er würde ihn nie vollenden. Sein Sohn Rumold
vollendete nach dem Tod seines Vaters die restlichen Karten der
unterschiedlichen Kontinente und veröffentlichte den ersten „Atlas“
postum.
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°1466 †1536 • War ein
niederländischer Humanist, Priester, Philosoph
und Professor an der
Universität Leuven. Erasmus ist vor allem wegen
seines Buches Lob der
Torheit bekannt. Er
schrieb das Werk im Jahr
1509 auf den nachdrücklichen Wunsch von
Thomas Morus, dem englischen
Humanist, der später wegen seines
Buches Utopia berühmt wurde. Lob
der Torheit spottet über den unangebrachten Ernst, mit der alle Menschen, unabhängig von ihrem Beruf,
Stand oder Position, ihrem
Eigeninteresse nachjagen und die
kurzsichtige Weise, auf die sie über
einander urteilen.
Als Humanist studierte Erasmus
die klassischen Schriften in der ursprünglichen Sprache. Er schrieb
selbst eine neue lateinische Übersetzung des Neuen Testaments, bei
der er sich auf den griechischen
Urtext verließ.
1502 besuchte Erasmus Leuven
das erste Mal. Der spätere Papst
Hadrian VI. bot ihm einen
Lehrstuhl Latein an, aber Erasmus
lehnte dieses Angebot ab. Erst um
1517 herum kam er wieder nach
Leuven und gründete hier das Collegium Trilingue, an dem die Sprachen Griechisch, Lateinisch und
Hebräisch unterrichtet wurden.
Gelehrte, wie Andreas Vesalius und
Gerard Mercator, haben an diesem
Collegium studiert.
D E R A L LT A G D E R
EINWOHNER/INNEN
VON LEUVEN
D
ass Leuven eine Universitätsstadt ist,
erkennt man an ihren Einwohnern. Viele
Studenten sind ‚hängen geblieben‘, wie
man es hier sagt. Das heißt, dass sie nach ihrem
Studium in Leuven wohnen bleiben, weil sie sich in
die Stadt oder eine(n) Mitstudent(in) verliebt haben.
Nicht nur Belgier, sondern auch Niederländer,
Chinesen, Italiener, Spanier und Menschen vieler
anderer Nationalitäten bleiben in der Stadt wohnen.
In den Straßen hört man also nicht nur den
Leuvener Dialekt – “Leives”. Trotzdem treten bei der
Kommunikation nur selten Probleme auf, denn die
Einwohner sprechen oft drei oder vier Sprachen.
© TIM SALLE
Die Einwohner von Leuven sind oft hoch qualifiziert, was auch auf die Anwesenheit der Universität
und ihrer Spin-offs zurückzuführen ist. Zur Entspannung besuchen sie ein kulturelles Event oder
zeigen sie ihren lebensfrohen Charakter mit einem
Kneipen- oder Restaurantbesuch. Diese sind reichlich anwesend, für jedes Budget und jeden
Geschmack.
Viele Einwohner pendeln nach Brüssel für ihre Arbeit. In Leuven ist es einfach ruhiger und in weniger
als eine halbe Stunde ist man schon in der Hauptstadt. In Leuven ist das Leben angenehm dank der
jugendlichen Atmosphäre, die von den Studenten
geschaffen wird. Es ist immer etwas los und die Straßen sind nie verlassen. Aber am Wochenende kehren
die Studenten in „Hotel Mama“ zurück. Dann ist es,
genau wie in den Sommerferien, etwas ruhiger in der
Stadt. Aber jeden Montag wird Leuven zurück von
Studenten, mit einem Koffer voll sauberer Kleidung
und Behältern voll Essen, um die Woche durchzukommen, überflutet.
Möchten Sie den richtigen Leuvener Dialekt
hören? Trinken Sie dann ein Glas in einer typischen
Volkskneipe, wie De Lantaarn am Kanal, wo sich die
pensionierten Arbeitnehmer der Brauerei Stella Artois versammeln. Oder in Jeezekesboom oder Marengo in der Diestsestraat, wo freitags nach dem
Markt getanzt wird. Auch auf dem Jahrmarkt Anfang September, beim Start der Leuvener Kirmes, die
drei Wochen dauert, kann man die echten Einwohner von Leuven noch finden.
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DIE SIEBEN
WUNDER LEUVENS
—
Die Universität
unterrichtete die
Einwohner von
Leuven über die
sieben Weltwunder.
Das gefiel ihnen, und
sie machten sich auf
der Suche nach ihren
eigenen sieben
Wundern. Die ersten
drei gibt es noch
immer.
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5. D I E M EN S C H EN G EH EN
U N T ER D EN W U R Z ELN
D ER BÄU M E H I N D U RC H
Auf dem Groeftor – heute dem
Tervuursepoort – wuchsen
Ulmen. Die Menschen, die durch
das Tor gingen, gingen also unter
den Baumwurzeln hindurch.
© LAYLA AERTS
2. D I E G L O C K E
AU S S ER H A LB D ES T U R M S
Die Glocke Jakobskirche war der
Legende nach vom Teufel
besessen und durfte deshalb das
Innere der Kirche nicht betreten.
Deshalb hängt sie an der
Außenwand des Turms.
6. WA S S ER ,
DA S S T RO M AU F WÄ RT S
F LI ES S T
Die Leiche von Fiere Margriet
schwamm der Stadtlegende nach
stromaufwärts. Das ist auf das
Schleusensystem zurückzuführen,
dass dafür sorgte, dass ein Teil des
Wassers zurück nach Leuven
strömte.
3. DA S A LTA R
AU S S ER H A LB
D ER K I RC H E
© MARCO MERTENS
1. D ER T U R M
O H N E N ÄG EL
Der Turm und die Turmspitze
der Gertrudisabtei wurden vollständig aus Stein errichtet, ohne
dabei nur einen einzigen
Nagel zu verwenden.
Die barocke – von Pater Willem
Hesius entworfene - Fassade der
Michaelskirche sieht einem Altar
zum Verwechseln ähnlich.
4. D I E LEB EN D EN
M I S C H EN S I C H
U N T ER D I E T O T EN
Die romanische Michaelskirche
in der Tiensestraat wurde auf
dem Leuvener Wall, sofort auf
dem mittlerweile verschwundenen Hoelstraattor,
gebaut. In der Kirche befanden
sich die Grabstätten der
Leuvener Adligen.
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9
7. D ER T U R M ,
D ER N I ED R I G ER A L S
D I E K I RC H E I S T
Der Glockenturm der barocken
Kirche der Unbeschuhten
Karmelitinnen war auf der
Sakristei gebaut und war kaum
höher als der Dachfirst. Die
Kirche wurde im 19. Jahrhundert
abgerissen.
R AT H A U S
Grot e Ma rkt
GA L E RIE
Das Leuvener Rathaus ist eines der bekanntesten
gotischen Rathäuser der Welt. Auf dem Grote Markt
sind immer Touristen dabei, die typische Brabanter
Spätgotik, die zierlichen Türme und die 236 Figuren
zu bewundern. Der Bau fing 1439 an und dauerte
dreißig Jahre. Die Arbeiten wurden von drei Architekten geführt: Sulpicius Van Vorst, Jan II Keldermans und Matheus de Layens. Letzterer gab dem
Rathaus seinen gekannten Anblick mit vier Ecktürmen, zwei Türmen auf den Giebeln und einer
Brüstung, die das ganze Gebäude umzieht.
Für den Bau musste eine ganze Häuserreihe abgerissen werden. Die Keller dieser Häuser blieben erhalten und wurden restauriert. Sie können jetzt noch
immer besucht werden. Das neue Rathaus ersetzte
ein älteres Rathaus, das sich auf dem Oude Markt
befand.
Das Rathaus hat drei Etagen. Zwischen den Fenstern befinden sich jedes Mal zwei Nischen für Figuren, und solche Nischen befinden sich auch in drei
Ecktürmen. Die 236 Figuren wurden erst nach 1850
in die Nischen eingesetzt. Sie stellen eine steinerne
Geschichte der Stadt dar. In der untersten Reihe
sind es Künstler, Gelehrte und sonstige bedeutende
Persönlichkeiten. Die Figuren der zweiten Reihe repräsentieren die städtischen Freiheiten und zeigen
die Patrone der unterschiedlichen Pfarreien. In der
dritten Reihe sind die Grafen der Grafschaft Leuven
und die Herzöge von Brabant zu bewundern. Die
Türme tragen mehrere Propheten. Die Sockel der
Nischen zeigen aus Stein gehauene Bibelszenen, in
denen jeweils das Motiv von Sünde und Strafe wiederkehrt. Sie hatten eine belehrende und ermahnende Funktion. Nicht nur für das Volk, sondern
auch für die Richter, die im Rathaus ihren Sitz hatten.
Im Laufe der Jahrhunderte litt das Rathaus unter
Verfall und Zerstörung. Seit dem 19. Jahrhundert
wurde es dreimal restauriert. 1983 erfolgte die jüngste Restaurierung. Dann wurde der Kriegsschaden
eines Bombeneinschlags aus dem Jahre 1944 direkt
vor der Fassade behoben.
Die Galerie im Erdgeschoss ist nach mittelalterlichem Brauch den überdachten Ansatz des Grote
Markt. Über diesen offenen Raum konnten Besucher
alle Stadtdienste, Säle und Dachböden erreichen. In
der Galerie befindet sich die Leuvener Flagge. Diese
besteht aus drei Streifen: rot, weiß und rot. Es sind
die Farben des Herzogtums Niederlothringen, des
mittelalterlichen Gebiets, zu dem auch Leuven gehörte.
DE R G OT IS CH E SAAL
Der Brüsseler Bildhauer Willem Ards hat sich für
die Schnitzereien der Balkendecke im Gotischen
Saal im ersten Stock, an der Seite des Grote Markt,
vom Leben Marias und Jesu inspirieren lassen. In
den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert wurde
der Saal gründlich restauriert. Die Fußböden und
Decken wurden repariert und die Wände dekoriert.
An einer der kurzen Seiten wurde ein eindrucksvoller
Kamin angebracht. An den Wänden wurden elf Gemälde des Künstlers André Hennebicq aus Tournai
(Belgien), aufgehängt. Er malte vier monumentale
Gemälde mit wichtigen Ereignissen aus der Leuvener Geschichte und sieben Porträts von Leuvener
Künstlern und Gelehrten.
SALO NS
Der zweite Salon im ältesten Teil des Rathauses
dient heute als Trauzimmer. Der erste Salon wird
noch immer als Sitzungssaal verwendet. Im dritten
Salon finden Feier für 100-Jährige und Hochzeitsjubiläen statt.
Im 19. Jahrhundert wurden die Salons als Ratssaal
verwendet. An den Wänden hängen Porträts der
Leuvener Bürgermeister seit der französischen Zeit.
Der Blickfang im zweiten Salon ist das Meisterwerk
des Malers Pieter-Jozef Verhaghen: ‚Mose wird der
Tochter des Pharao vorgestellt‘.
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WISSENSWERTES
© MILO-PROFI
Nach dem Ersten Weltkrieg
erhielten Einwohner, die ihre
Wohnung wiederaufbauten,
einen Gedenkstein. Diese Steine
kann man noch immer in
zahlreichen Fassaden
zurückfinden.
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DIE FIGUREN IN DER RATHAUSFASSADE
1. FASSA D E AUF
D E M GR OT E M A R KT
Q U I N T EN M A S S Y S
K U N S T M A LER
1. Reihe – unten links 1. Figur
Der große Galgen über dem
Taufbecken der Sankt Peterskirche ist ihm zugeschrieben, aber
wir kennen Quinten Massys (+/1466-1530) heute hauptsächlich
wegen seines Talents als Kunstmaler. Dank seiner Sorgfalt in
den Details und der variierten
Landschaften gilt er als letzter
Vertreter der Flämischen Primitiven. Er malte auch eine Reihe
genrehafte Szenen und Porträts
von u.a. Erasmus. 1491 wurde er
in Antwerpen als Meister in die
St. Lukas-Malergilde aufgenommen.
A D R I A N VO N U T R E C H T
T H E O L O G E U N D PA P S T
1. Reihe – unten 3. Figur
von links
Adrian von Utrecht (14591523) studierte Theologie in
Leuven und wurde dort Professor
und Pfarrer des großen
Beginenhofs. Als Lehrer des
späteren Kaisers Karl V. begleitete
er seinen Schüler 1515 nach
Spanien. Sieben Jahre später, im
Jahre 1522, wurde Adrian zu
Papst Hadrian VI. gewählt. In
seinem Testament schenkte er
seine Wohnung – das heutige
Papst-Kolleg - der Universität.
DIRK BOU TS
K U N S T M A LER
M AT H E U S D E L AY EN S
BAU M EI S T ER
1. Reihe – unten 4. Figur
von links
1. Reihe – unten links
zwischen den Toren
Dirk Bouts (+/-1410-1475)
wurde in Haarlem geboren, ließ
sich aber um das Jahre 1448
herum in Leuven nieder, wo er
zum Stadtmaler ernannt wurde.
Sein bekanntestes Werk ist der
Abendmahlsaltar, der noch immer
an der Stelle in der Sankt Peterskirche hängt, für die es gemeint
war. Ein anderes Meisterwerk ist
das Triptychon die Marter des
Heiligen Erasmus. Leidenschaft
und Ausregung braucht man nicht
in seinen Werken zu suchen,
Bouts war ein Meister der stillen
Emotion. Trotzdem spürt man in
seinen Werken auch den Ansatz
für die spätere Landschaftsmalerei.
Nach dem Tod von Sulpitius
van Vorst und seinem Nachfolger
Jan II Keldermans übernahm
Matheus de Layens (?-1483) als
Baumeister die Leitung der weiteren Bauarbeiten am Rathaus.
P I E T ER CO U T ER EEL
M EI ER U N D A N F Ü H R ER
D ES LE U V EN ER VO LK S AU F S TA N D S G E G EN
D I E PAT R I Z I ER
1. Reihe – unten 5. Figur
von links
Pieter Coutereel (+/-1320-1373)
wurde 1348 Meier der Stadt
Leuven. Er kümmerte sich um das
Leben der einfachen Leute und
die Handwerker der Stadt. 1360
führte er einen Volksaufstand
gegen den Leuvener Magistrat an.
Der Adel flüchtete aus der Stadt
und Coutereel machte Leuven zur
ersten Stadt in Brabant, die das
politische Monopol der Patrizier
durchbrach.
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12
M A R I A VO N B R A BA N T
KÖ N I G I N VO N
F R A N K R EI C H
1. Reihe – oben links
zwischen den Toren
Die Tochter des Herzogs von
Brabant heiratete 1274 den französischen König Philipp III. den
Kühnen. Als Kammerherr Pierre
Lambrosse sie beschuldigte, einen
Sohn aus der ersten Ehe von
Philipps vergiftet zu haben, landete sie im Gefängnis. Ihrem
Bruder, Herzog Johan I., gelang
es, sie, als Franziskaner verkleidet,
zu besuchen. Von ihrer Unschuld
überzeugt, forderte er das
‘Gottesurteil mit den Waffen‘.
Der Herzog gewann das Duell
mit einem Söldner in Diensten
von Lambrosse. Maria bestieg
erneut den Thron, Lambrosse
wurde gehängt.
D I E S I EB EN LE U V EN ER
G ES C H LE C H T ER
2. Reihe – ab der 8. Figur
von links bis zur 14. Figur
von links
In der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts erteilte die Stadt
ihren Skriptoren den Auftrag, die
Leuvener Patrizier nach dem
Vorbild von Brüssel in sieben
Geschlechter aufzuteilen. Diese
sieben Geschlechter griffen auf
eine Geschichte aus dem 9.
Jahrhundert zurück. Ein
Leuvener Ritter soll einen Sohn
und sieben Töchter gezeugt
haben. Der Sohn wurde Bischof
und die Töchter wurden an
Adlige, die Ahnherren und –herrinnen der ‘Sieben Leuvener
Geschlechter’ wurden, verheiratet.
J O H A N N A VO N B R A BA N T
H ER Z O G I N VO N
B R A BA N T U N D LI M B U RG
3. Reihe – 9. Figur von links
Johanna von Brabant war die älteste Tochter des Johann III. von
Brabant. Sie war noch ein Kind,
als sie 1331 Wilhem IV., Graf
von Holland, Zeeland und Hennegau, heiratete. Diese Heirat war
schon seit ihrer Geburt geregelt.
Wilhelm IV. starb 1345 und zwei
Jahre später verlobte die 25-jährige Johanna sich mit Wenzel,
dem Grafen von Luxemburg.
Wenzel war zu diesem Zeitpunkt
erst zehn Jahre alt. Als Johann
III. von Brabant 1355 ohne
männliche Erben starb, wurde
Johanna Herzogin von Brabant
und Limburg. 1383 starb ihr
jüngerer Ehemann ganz unerwartet. Dieser Vorfall bedeutete eine Wende im Leben
von Johanna, die sich ab jetzt
auch mit Staatsangelegenheiten beschäftigen musste. Ihre
größte Sorge war die
Regelung der Erbfolge im
Herzogtum.
2 . FASSADE
I N D ER N AAMS EST R AAT
LE O P O LD I I .
KÖ N I G D ER B EL G I ER
3. Reihe – 1. Figur an der
Hinterseite des Turms
Der älteste Sohn von Leopold I.
folgte 1865 seinem Vater auf den
Thron. Leopold II. (1835-1909)
beschäftigte sich vor allem mit
Industrie und Handel. Seine
grausame Politik in der Kolonie
Kongo führte zu internationaler
Empörung. Sie führte dazu, dass
der belgische Staat Kongo im
Jahre 1907 formell vom König
übernahm. Als er im Sterben lag,
bekräftigte Leopold II. das
Milizgesetz. Das setzte dem
gehassten Lotteriesystem ein
Ende. Leopolds einziger Sohn
starb im jungen Alter, sein Neffe
Albert I. bestieg den Thron.
—
13
N A P O LE O N B O N A PA RT E
F R A N Z Ö S I S C H ER
F ELD H ER R
3. Reihe – 2. Figur an der
Hinterseite des Turms
Napoleon Bonaparte (17691821) wurde in ein verarmtes
adliges Geschlecht aus Ajaccio
auf Korsika geboren. Er wurde als
Artillerieoffizier ausgebildet und
entpuppte sich als kompetenter
Stratege. Mit einigen schönen
Siegen beeindruckte er die französische revolutionäre Regierung.
1799 führte er einen Staatsstreich
durch und installierte er sich als
Erster Konsul und 1804 als
Kaiser Frankreichs. 1814 zog er
sich nach einer verhängnisvollen
Schlacht gegen Russland auf die
Insel Elba zurück. Ein Jahr später
kehrte er zurück, aber wurde in
Waterloo endgültig geschlagen.
In zwanzig Jahren ist Napoleon
aus mehr Schlachten als Sieger
hervorgegangen als Hannibal,
Julius Caesar und Friedrich der
Große zusammen.
M - MUSEUM
LEUVEN
L e op old Vand erke len st r aat 28
Das Städtische Museum Vander Kelen-Mertens
machte 2009 eine Metamorphose durch. Der belgische Spitzenarchitekt Stéphane Beel integrierte die
alten Museumgebäude in ein straffes Ganzes, eine
Verschmelzung alter und neuer Architektur. Das
moderne Ergebnis erhielt auch einen neuen Namen:
M – Museum Leuven.
Einige Zahlen. Das Museum hat eine Fläche von
13.500 m², verfügt über einen Lagerraum von
2.000 m² und einen Ausstellungsraum von 6.500 m².
Der Architekt kreierte neue Räume, wie das MCafé, das multifunktionelle Auditorium, die Kinderwerkstatt, die Workshopräume, das einladende
Vorzimmer und die Ausstellungssäle. Auf der Dachterrasse hat man eine spektakuläre Sicht auf die
Stadt. Das Gebäude ist um einen gemütlichen Innengarten mit einer würdigen, alten Eiche aufgebaut.
—
14
KIRCHEN&KAPELLEN
S INT P I E T E RS K ER K
(SA N KT P E T E R S KIR C HE)
Grot e Ma rkt
Die Sankt Peterspfarrei wurde
986 gegründet und ist somit die
älteste Pfarrei von Leuven. Die
erste Kirche wurde nach einem
Brand im Jahre 1176 durch eine
romanische Kirche mit einer
Krypta und zwei westlichen Treppentürmen ersetzt. 1425 wurde
mit dem Bau der heutigen Sankt
Peterskirche angefangen. Der
Architekt Sulpicius van Vorst –
der auch am Bau des Rathauses
beteiligt war – baute eine Kirche,
die als Musterbeispiel der Brabanter Spätgotik gilt. Nach seinem Tod folgten ihm Architekten
wie Jan Keldermans II und
Matheus de Layens nach. 1497
wurden die Bauarbeiten abgeschlossen.
An der Außenseite fallen die
sieben Kranzkapellen des Chors
auf. Zwischen zwei dieser Kapellen findet man die Kapelle von
Fiere Margriet, einer selig gesprochenen Einwohnerin von Leuven.
Die Goldfigur auf der südlichen
Fassade des Querschiffs ist ein
Jacquemart, ein mechanischer
Glockenschläger mit dem Namen
Meester Jan. Er wurde erst 1998
hinzugefügt.
Im Chor und Hochchor – der
Schatzkammer – kann man Figuren, Gemälde, Reliquiare, Monstranzen und Kelche aus
Edelmetallen bewundern. Die
eindrucksvollsten Werke sind drei
Gemälde von Flämischen Primitiven: ‚Das letzte Abendmahl‘ von
Sankt Peterskirche
—
WISSENSWERTES
Wussten Sie, dass die Sint Pieterskirche nach den
ursprünglichen Plänen einen 170m hohen Turm haben
sollte? Während der Bauarbeiten stellte sich aber heraus,
dass der Untergrund zu instabil war und musste der Bau
des Turms auf einer Höhe von 50m eingestellt werden.
Nach einigen Einstürzen wurde der Turm 1613 bis auf der
Turmbasis abgerissen.
Dirk Bouts, das ‚Martyrium des
heiligen Erasmus‘, auch von Dirk
Bouts, und das Edelheeretriptychon, eine zeitgenössische Kopie
der Kreuzabnahme von Rogier
van der Weyden. Im Hochchor
befinden sich das Grabmal von
Heinrich I. von Brabant und das
Doppelgrab seiner Frau Mathilde
von Boulogne und ihrer Tochter
Maria von Brabant.
Die Kirche hat schwer unter
den zwei Weltkriegen gelitten.
1914 vernichtete ein Brand das
—
15
Dach, 1944 wurde der nördliche
Arm des Querschiffs bombardiert.
S INT MI CH I E LS K ER K
( MIC H AELS K IRC H E)
Naa msestr aat
Die zierliche barocke Fassade
aus dem Jahre 1650 sieht fast wie
ein Altar aus. Dieses ‘Altar außerhalb der Kirche‘ ist eines der sieben Wunder Leuvens. Die
Michaelskirche wurde vom Leu- >>
Chorabschluss. Man erkennt
auch einige romanische
Elemente, wie die schweren
Strebepfeiler, die kleinen Oberfenster und ein Treppentürmchen.
Die Kirche besitzt keinen Turm,
was typisch für die Kirchen von
Bettelorden und Frauenklöstern
ist. Eine vor kurzem ausgeführte
Restaurierung brachte Fresken
aus dem 14., 15. und 17. Jahrhundert ans Licht.
S INT KW INT E NS KE RK
(SANKT Q U E NT INKI RC HE )
Naa msestr aat
Michaelskirche
S I NT JAN DE
D OP E R K ER K
(J O HA NNE S K I RC H E)
Großen Be ginenhof
>> vener Pater-Architekten Willem
Hesius entworfen und gilt als
eine der bedeutesten Jesuitenkirchen Belgiens. Der Grundriss der
Kirche ähnelt dem der Saint
Loupkirche in Namur und sogar
auch dem der Il Gesùkirche in
Rom. Während des Zweiten
Weltkrieges erlitt die Kirche
schwere Schäden, zwischen 1947
und 1950 wurde sie restauriert.
Im Innenraum befinden sich Gemälde von Erasmus Quellinus
und Pieter-Jozef Verhaghen aus
dem 18. Jahrhundert. Andere sehenswerte Kunstwerke sind eine
Kommunionbank, die Alexander
van Papenhoven zugeschrieben
wird und die von Simon Duray
(1765) angefertigte Kanzel im
Rocaille-Stil. Die Kirche steht
seit 1940 unter Denkmalschutz.
Der Bau dieser Kirche fing
schon 1305 an, aber erst zwischen
1421 und 1468 konnte Architekt
Jan Keldermans sie fertigstellen.
Er baute die Kirche im Stil der
lokalen Leuvener Bauerngotik,
mit einem einfachen Grundriss
wie dem einer Basilika ohne
Querschiff und mit einem flachen
Ursprünglich war sie nicht mehr
als eine Kapelle für das
Wohnviertel Ten Hove, aber 1252
wurde die Sint Kwintenskirche
zur Pfarrkirche ernannt. Sie sah
damals ganz anders aus, erst im
15. Jahrhundert wurde sie im Stil
der Brabanter Hochgotik umgebaut. Im 16. Jahrhundert beschrieb der Humanist Justus
Lipsius sie als die schönste Kirche
von Leuven.
Der Turm wurde im 19.
Jahrhundert durch einen neuen
Johanneskirche
—
16
© LAYLA AERTS
baut. Diese technische Glanzleistung verleiht der Kirche ihren
Status als eines der sieben Leuvener Wunder.
S I NT A N TO NIU S KAP E L ( A NTO NI US KA P EL LE )
Pater Da mia anp le in
Gertrudiskirche
auf Grundlage der alten Pläne
gebauten Turm ersetzt. Seit 1937
steht die Kirche unter Denkmalschutz. In den Jahren 1967 bis
1970 wurde die Sint Kwintenskirche gründlich restauriert. Sie
wurde mit neuen Glasfenstern,
nach einem Entwurf von Michel
Martens, ausgestattet. In der Kirche sind zahlreiche Gemälde, wie
Das Letzte Abendmahl von Jan
Willems aus dem Jahre 1521 und
‘Die Prozession nach Neerwaver’
aus dem Jahre 1653, zu besichtigen.
Die Patres von den Heiligsten
Herzen – die Picpus-Patres –
kauften 1860 die aus dem 14.
Jahrhundert stammende Kapelle
und richteten sie als Heiligtum
und Wallfahrtsort zu Ehren des
St. Jozef. Heute kommen Besucher vor allem zur Kapelle, um
die Grabstätte von Jozef De
Veuster, auch Pater Damian, zu
grüßen. Der bekannteste Pater
Belgiens ist hier seit 1936 begraben. In der Kapelle zeigen mit
Bildern versehene Tafeln den Lebensweg von Damian, von seiner
Berufung zum Missionar bis seinem Tod im Jahre 1889.
1995 wurde er selig gesprochen
und im Dezember 2005 wurde er
zum ‚größten Belgier aller Zeiten‘
gewählt. Am 11. Oktober 2009
wurde Pater Damian in Rom heiliggesprochen.
Antoniuskapelle
S INT G EER T RU I K E RK
(G ER T RU DI SK I R C H E)
Halfma ar t str aa t
Um die Mitte des 12. Jahrhunderts war die Gertrudiskirche nur
ein schlichter Gebetsraum. Heinrich I. erteilte den Auftrag, das
Gebäude zu einer Kirche umzubauen und er gründete dort ein
Kapitel der Regularkanoniker von
St. Augustinus. Die Kirche wurde
zwischen dem 13. und dem 15.
Jahrhundert gebaut. Der spätgotische Turm, einschließlich Spitze,
wurde vollständig aus Stein, ohne
jegliche Befestigungsnägel, ge—
17
DIE LEUVENER
BEGINEN
G ROßE R
B EGIN EN H OF
S c hapens tr a at
Der Große Beginenhof von
Leuven wurde wahrscheinlich
1205 gegründet. Die Beginen,
die dort lebten, waren keine
Klosterschwestern. Sie traten
keinem Orden bei, aber legten
wohl das Keuschheitsgelübde
und das Gehorsamkeitsgelübte
ab. Nicht aber das Gelübde der
Armut: Die Beginen konnten
sich so viele persönliche Güter
und Einkommen erwerben, wie
sie möchten. Das machten sie
auch, indem sie stickten, nähten,
wuschen, oder im Bildungswesen oder in der Krankenpflege
tätig waren.
Während der Blütezeit des Beginenhofes im 17. Jahrhunderts wohnten dort 360 Beginen. 1795 wurde der Beginenhof von den Franzosen aufgehoben, aber die 198 Beginen
durften in den Häusern wohnen bleiben. Mitte des 20.
Jahrhunderts war der Beginenhof verlassen und heruntergekommen. Die Universität Leuven brachte Rettung und
kaufte die Häuser. 1964 startete die KU Leuven mit einer
aufwendigen Restaurierung, die zwanzig Jahre dauern
würde.
Der Große Beginenhof ist einer der größten übrig gebliebenen Beginenhöfe Flanderns und hat eine bebaute Fläche
von etwa 3 ha. Die kleinen Gassen, Plätze, Gärten und
Parkanlagen, mit 81 Häusern und Konventen im traditionellen Ziegel- und Sandsteinstil, sind eine wirkliche Insel der
Ruhe in der Stadt. Ein Ort, der von der Zeit augenscheinlich nicht beeinflusst wird. In den Häusern leben jetzt Studenten, Universitätsmitarbeiter und ausländische
Gastprofessoren. In dem alten Krankensaal und dem gemeinschaftlichen Haus des Beginenhofes – dem Konvent
von Chièvres – befindet sich jetzt das Kongresszentrum Faculty Club. Diese kleine Stadt in der Stadt gehört seit 1998
zum UNESCO-Weltkulturerbe.
—
18
Kleiner Beginenhof
K LE I NE R
B EG I NE NH O F
Ha lfma ar t st r aa t
Der Kleine Beginenhof wurde
erstmals 1272 erwähnt. Dort
lebten Frauen, die in der
Gertrudisabtei, die sich ganz in
der Nähe befand, arbeiteten. Das
Viertel besteht aus einer Straße
und zwei Sackgassen. In seiner
Blütezeit lebten dort etwa Hundert Beginen. Als der Beginenhof
1795 von den Franzosen aufgehoben wurde, leerte sich der Hof
schnell. 1862 wurde die aus dem
Jahre 1636 stammende Kirche
des Beginenhofes abgerissen und
der Krankensaal musste 1954 der
wachsenden Brauerei Stella Artois Platz machen. Die dreißig
übrig gebliebenen Häuser im traditionellen flämischen Stil
wurden 2000 restauriert und
Privatpersonen verkauft.
—
WISSENSWERTES
Mögen Sie Romantik?
Dann sollen Sie den kleinen
malerischen Dijle-Park, der
entlang der alten Brustwehr
zwischen der Schapenstraat
und der Redingenstraat
versteckt ist,
besuchen.
Großer Beginenhof
—
19
DIE ABTEIEN
KEI ZE RSB ER G-ABT E I
Die Mönche von Maredsous fingen 1897 mit dem Bau dieser neoromanischen Abtei auf dem Berg,
auf dem sich im 13. Jahrhundert
die Burg des Herzogs Heinrich I.
von Brabant befand, an. Eine angesehene Burg, denn Leuven war
damals ein wichtiger Ort auf der
Handelsstraße zwischen Brügge
und Köln. Im 16. Jahrhundert verbrachte Kaiser Karl V. hier viel
Zeit, er hatte sogar einen kleinen
Tiergarten. 1782 wurde die Burg
im Auftrag des Joseph II. abgerissen.
Die Abtei der Benediktiner von
Maredsous diente vor allem als
Schule, mit einer imposanten Figur
der Schutzpatronin Maria Königin,
die über die Stadt blickt. Eine
lange Mauer umkreist das Gelände
und verleiht dem Ganzen die
Ausstrahlung eines verstärkten
Schlosses. 1969 wurde der Westflügel der Abtei in eine Wohnung für
Universitätsstudenten umgebaut.
2009 nahm die Stadt Leuven den
Park in Erbpacht und gestaltete ihn
in eine öffentliche grüne Lunge
um, die das Gelände mit dem
Vaartkom verknüpft.
Der Name Keizersberg (Kaisersberg) hat die Abtei einer mittelalterlichen Stadtlegende zu
verdanken. Dieser Legende nach
soll Julius Caesar dort ein Tempel
der Göttin Diana errichtet haben.
Der Berg erhielt den Namen‚
Mons caesaris‘.
© MARCO MERTENS
Mec h elses tr a at 202
Keizersberg-Abtei
—
WISSENSWERTES
Vom Abteigarten aus hat
man eine wunderschöne
Sicht auf Leuven.
—
20
PA RK-A BTE I
A bdij van Park 7 , 3001 L euven
Dieses wunderschöne Abteikomplex, eine 42 ha große Insel
der Sittsamkeit, Ruhe und Stille,
war ursprünglich der Jagdpark des
Herzogs Gottfried VI. des Bärtigen. 1129 schenkte er seinen
Wildpark den Norbertinern der
nordfranzösischen Abtei von
Laon, um dort eine Abtei zu
gründen. Seitdem haben die Norbertiner die Domäne ununterbrochen bewohnt.
Die Abtei entwickelte sich zu
einer der maßgebenden Abteien
der Südlichen Niederlande, und
besaß Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 3.500 ha und
hatte Besitze in 130 Dörfern in
Brabant und Umgebung. 1797
wurde die Abtei von dem französischen Besatzer aufgelöst.
Trotzdem behielt sie im Laufe
der Jahrhunderte ihre Echtheit.
© CRKC
Park-Abtei
Die Gebäude - wie der Bauernhof, die Wassermühle, die Kirche
und das Klostergebäude – sind
seit dem 17. Jahrhundert fast unverändert geblieben. Das macht
die Park-Abtei zu einem der
besterhaltenen Abteikomplexe
der Niederlande und Belgien.
Außerdem blieben die Klosterinnenausstattung und die Dekoration der Gebäude fast intakt. Die
mit Stuckarbeiten versehenen
Decken aus dem 17. Jahrhundert
im Refektorium und in der
Bibliothek beflügeln die Fantasie.
Aber es gibt auch das alte und
umfangreiche Archiv, die wertvolle Bücher- und Stichsammlung und die große
Kunstsammlung.
Die Stadt erstellte einen Masterplan und reparierte Gebäude
wie das Sankt-Norbertustor, die
Gartenpavillons und das Wagenhaus, sodass sie ihre alte Pracht
zurückerlangten. Dieses besondere Kulturerbe ist dank des offenen Raums, der Ländereien,
Alleen, Teiche und Wiesen ein
beliebter Ort zum Wandern. Eine
grüne Lunge im urbanisierten
Stadtrand von Leuven.
ABT EI V L I E R B E EK
Abdij laa n, 3010 L eu ven
1125 schenkte Gottfried VI. der
Bärtige den Benediktinern von
Affligem ein Grundstück. Sie errichteten dort eine Priorei, die im
Jahre 1163 zur Abtei erhoben
wurde. Sie war eine wohlhabende
Abtei, aber das änderte sich rasch
im Jahre 1572, als das Kloster in
den Glaubenskriegen zerstört
wurde. Die Mönche zogen sich
notgedrungen in ihr
Zufluchtshaus innerhalb der
Leuvener Stadtmauer zurück.
Erst 1642 kehrten sie zur Abtei
—
21
zurück. Aber 1796 erlitt unsere
Gegend die Folgen der Französischen Revolution und wurden die
Benediktiner auf immer aus
ihrem Kloster vertrieben.
Als Vlierbeek 1829 eine selbstständige Pfarrei wurde, vermietete
die Kirchenfabrik die Abteigebäude als Wohnungen. Die
Abteikirche – ein monumentales,
besonders homogenes klassizistisches Gebäude aus Sandstein –
wurde 2001 gründlich restauriert
und dient als Gemeindekirche.
Vor allem der monumentale
Eingang und die wunderschönen
Marmorfußböden fallen auf. Spazieren Sie mal zwischen den Gräbern des Friedhofes des
Abteigeländes. Hier befinden sich
die letzten Ruhestätten von
Äbten, Professoren, Philanthropen und anderen Würdenträgern. >>
© MARCO MERTENS
G ERT R U DI SABT E I
Halfmaa r ts tr a at
Herzog Heinrich I. von Brabant
schenkte den Kanonikern von St.
Augustinus im 13. Jahrhundert
eine Unterkunft in der Stadt, an
der Stelle, an der sich eine Kapelle der hl. Gertrud befand. Die
neue Abtei mit einer Kirche
musste die geistlichen Bedürfnisse der wachsenden Leuvener
Bevölkerung erfüllen, denn dieser
stand nur die (alte) Sankt Peterskirche zur Verfügung.
Die Klostergebäude fielen 1326
zusammen mit 600 Häusern den
Flammen zum Opfer. Zwischen
dem 13. und dem 15. Jahrhundert
wurde eine neue Abteikirche im
Stil der Brabanter Gotik gebaut.
Der Klosterorden kannte in den
folgenden Jahrhunderten eine
Blütezeit und die Abteigebäude
wurden erweitert, aber im 18.
Jahrhundert wurde die Abtei von
den Franzosen aufgelöst. Die Gebäude wurden von einer Gerberei,
einer Blaufärberei, einer Garnfabrik und einer Zuckerraffinerie
eingenommen.
1912 kaufte Professor und
Kanoniker Armand Thiérry die
Abtei und fing mit einer
gründlichen Renovierung an. Er
baute sogar einen neuen Flügel
mit Fassadenstücken von Häusern, die während des Ersten
Weltkrieges zerstört wurden. Im
Zweiten Weltkrieg erlitt die
Abtei erhebliche Schäden: Zwei
gotische Flügel wurden zerstört.
Nach dem Krieg wurden sie
wieder aufgebaut.
Neben der Abtei befindet sich
der Kleine Beginenhof. Der Park
der Gertrudisabtei ist eine
versteckte grüne Perle mit mehreren alten und wertvollen Bäumen.
Zwei alte Maulbeerbäume stehen
unter Denkmalschutz.
Gertrudisabtei
© MARCO MERTENS
>>
Abtei
Vlierbeek
—
22
H O R T U S B O TA N I C U S
L O VA N I E N S I S ,
DER KRÄUTERGARTEN
K ap ucijn envoe r 30
In diesem ältesten Botanischen Garten Belgiens
kann man über 800 Pflanzen unterschiedlichster
Arten aus der ganzen Welt besichtigen. Die Universität Leuven hat den Botanischen Garten 1783 für
ihre Studenten Medizin anlegen lassen. 1835
übereignete sie den Leuvener Kräutergarten der
Stadt Leuven. Diese restaurierte 1982 die Orangerie
in ihren ursprünglichen Stand und baute ein Treibhaus für tropische Pflanzen. Auch das neoklassizistische Torgebäude, die Orangerie und der Grundriss
des malerisch erscheinenden Gartens sind
interessant.
—
23
© MILO-PROFI
Oude Markt
VON LOKALER BIS
G L O B A L E R B I E R S TA D T
H AU PTSI TZ
A B INBE V
Brouwer ij plei n 1
Der Hauptsitz der größten
Brauergruppe der Welt befindet
sich am Anfang des Vaartkom.
Dieses ehemalige Industriegebiet
wandelt sich zurzeit in ein
modernes Stadtviertel um. Das
schlichte Bürogebäude war der
Katalysator dieser Entwicklungen. Die geleimten Ziegelsteine und der Säulengang aus
Beton, die das Gebäude umkreisen, passen perfekt zur Eigenart
des Vaartkom.
B R AU E R EI STE L L A
AR TO I S
Aa rsc h otses te enweg 20
SAB Miller-AB InBev mag
heute zwar die größte Brauereigruppe der Welt sein, ihre Wurzeln sind bis die Stadtbrauerei
von Sebastiaan Artois zurückzuverfolgen. 1926 braute die Brau—
24
erei ein spezielles helles
Weihnachtsbier. Die Brauerei
nannte das Gebräu Stella, lateinisch für Stern, und beschloss das
Weihnachtsbier das ganze Jahr
hindurch zu brauen, weil die
Nachfrage so groß war. Stella Artois wurde eines der beliebtesten
Pilsner Belgiens und ist seit dem
Ende des 20. Jahrhunderts auf
dem Vormarsch im Ausland.
Heute ist das Leuvener Bier als
Luxusbier in 80 Ländern erhält-
B RAUE RE I DO MU S
T ie nse st r aa t 8
© MARCO MERTENS
lich. Die beste Art und Weise, die
Geheimnisse von Stella Artois zu
entdecken, ist ein Besuch der Brauerei.
Das hausgebraute Bier strömt
über Rohrleitungen von der Brauerei direkt zur supergemütlichen
Kneipe im Schatten des Leuvener
Rathauses.
Kneipe Vetten Os
Wenn Sie den Oude Markt in
Leuven besuchen, setzen Sie sich
an die längste Theke Europas. Nirgendwo kann man mehr Kneipen
und Restaurants an einer Stelle finden als an diesem einzigartigen
Platz. Mit der Ausnahme von einer
Schule und dem Hauptsitz der KU
Leuven sind fast alle Häuser als
Kneipe oder Restaurant eingerichtet. Es ist also keine Überraschung,
dass der Oude Markt der beliebteste Treffpunkt in Leuven ist.
DE H OOR N
S lui sstr aat 79
1366, die Jahreszahl, die man auf
einer Flasche Stella Artois findet,
verweist auf Brauerei De Hoorn.
Diese Brauerei entwickelte sich im
15. Jahrhundert zu einem der größten Unternehmen der Stadt. Am
13. Juni 1708 wurde Sébastien Artois Meister-Brauer in De Hoorn.
Er kaufte die Brauerei neun Jahre
später und gab ihr seinen Namen.
1926 wurde hier das erste Stella
Artois gebraut.
Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Der Brausaal und seine
einzigartige Baukonstruktion be-
© FILIP CLAESSENS
O UD E M A RKT
Brauerei Stella Artois
Es bestehen keine Zweifel daran, dass
Leuven die Bierhauptstadt der Welt ist.
Anfang des letzten Jahrhunderts gab es
noch über dreißig Brauereien in der
Stadt. Die meisten sind jetzt
verschwunden, nur Brauerei Stella Artois
und Brauerei Domus halten die
Brautradition wach.
stimmen den Charakter. Vor einigen Jahren wurde De Hoorn von
sieben begeisterten Einwohnern
von Leuven gekauft und in einen
innovativen Treffpunkt mit Sälen
für Events, Büroraumen, einer
Brasserie und einem Restaurant
umgewandelt.
—
25
SECHS JAHRHUNDERTE
T R A D I T I O N I N I N N O VA T I O N
Leuven und seine Universität sind schon sechs Jahrhunderte
miteinander verwoben. Ihre Beziehung ist eine Ehe aus Leidenschaft
und Vernunft. 1425 wurde die Universität auf Bitten des Herzogs
Johann IV. vom Papst Martin V. gegründet. Das macht die KU Leuven
zur ältesten der noch bestehenden katholischen Universitäten der
Welt.
VO N V IER Z U DR EI ZE HN
FAKULTÄT EN
Ursprünglich zählte die Universität nur vier
Fakultäten: eine Artistenfakultät, eine Fakultät für
Zivilrecht, eine für kanonisches Recht und eine
medizinische Fakultät. Das entsprach dem Modell
bestehender Universitäten, wie der von Köln, Paris
und Wien. 1432 wurde eine theologische Fakultät
hinzugefügt. Heute zählt die Universität dreizehn
Fakultäten und ein gleichgestelltes Institut und
bietet somit eine breite Palette von Studiengängen
und wissenschaftlichen Disziplinen. Renommierte
Forscher und Gelehrte treten in die Fußstapfen
ihrer illustren Vorgänger, wie Adrian von Utrecht
(Papst Hadrian VI.), Erasmus, Vesalius und
Mercator.
B LÜ TE ZE IT U ND RÜ C KS C H L ÄGE
Die Universität hat viele Höhen und Tiefen gekannt. 1797 wurde die alte Universität durch die
Französische Republik aufgelöst. Zwanzig Jahre
später wurde sie durch Wilhelm I. des Vereinigten
Königreichs der Niederlande erneut als Reichsuniversität eröffnet. Diese wurde 1835 durch die
Katholische Universität, die einem Jahr zuvor
erneut in Mechelen gegründet wurde, ersetzt.
—
WISSENSWERTES
Die blauen Schilder an Fassaden
in und außerhalb der Stadt geben
an, dass es sich um ein
Universitätsgebäude handelt.
L E UV EN W IRD F LÄ MIS CH
Auch in der jüngeren Vergangenheit kannte die KU
Leuven unruhige Zeiten: die Spannungen zwischen
französisch- und niederländischsprachigen Studenten. Ab 1911 wurde die Universität Leuven immer
flämischer. Ab 1936 wurden die meisten Lehrveranstaltungen sowohl in niederländischer als auch in
französischer Sprache unterrichtet. Unter Einfluss
der Studentenrevolution im Mai 1968 in Paris
gingen die Leuvener Studenten auf die Straße, um
eine vollständig niederländischsprachige Universität
zu fordern. Die Universität wurde in eine unabhängige niederländischsprachige und französischsprachige Universität geteilt. Die niederländischsprachige Universität blieb in Leuven, die
französischsprachige wurde auf Louvain-la-Neuve,
im wallonischen Ottignies, verlegt. Niederländisch ist
noch immer die Gemeinsprache der KU Leuven,
aber wegen der zunehmenden Internationalisierung
werden immer mehr postgraduierte Studiengänge,
Vorlesungen und Seminare in englischer oder einer
anderen Sprache unterrichtet.
B O LO G NA
Unter Einfluss dieser Internationalisierung und im
Rahmen der Europäischen Bologna-Erklärung
(1999) wurde am 11. Juli 2002 die Associatie KU
Leuven (Zusammenschluss KU Leuven) gegründet.
Dreizehn flämische Institute für Hochschulunterricht vereinen in diesem Zusammenschluss ihre
Kräfte, um ihre Position in der neuen europäischen
Unterrichtslandschaft zu stärken.
—
26
© MILO-PROFI
D I E U N I V E R S I TÄT S G E B Ä U D E
Universitätsbibliothek
1. STADTCAMPUS
DIE U NI VE R SI TÄTS B IB L IOT H E K
Mgr. L adeu z e ple in 21
1914 fielen die Universitätshalle
an der Naamsestraat und die
jahrhundertealte Bibliothek, die
sich dort befand, die Flammen
zum Opfer. Über 300.000 wertvolle Bücher gingen verloren. Die
internationale Empörung war
groß. Und so auch die Solidarität.
Nach dem Ersten Weltkrieg
wurde, vor allem mit amerikanischer Unterstützung, eine vollständig neue Bibliothek errichtet.
Ein schönes Komplex im Stil der
flämischen Renaissance und ein
Turm, der bis auf heute die Skyline der Stadt dominiert.
—
27
—
WISSENSWERTES
Setzen Sie sich an das
Fenster in der Kneipe
Commerce und genießen
Sie die schöne Sicht auf die
>>
Universitätsbibliothek.
Arras-Kolleg
—
WISSENSWERTES
>>
In den Fassaden und der
Galerie sind die Namen der über
300 amerikanischen technischen
und Ingenieursbildungsanstalten,
die zum Wiederaufbau beigetragen haben, gemeißelt. Das
Glockenspiel im Turm – mit seinen 63 Glocken eines der größten
im Land – war ein Geschenk von
16 amerikanischen Ingenieursvereinen.
Die neue Bibliothek war ein
Symbol und das war auch den
Deutschen nicht entgangen.
Während des Zweiten Weltkrieges musste das Gebäude dran
glauben. 900.000 Bücher wurden
von den Flammen vernichtet.
Nach dem Krieg wurde das Gebäude Stein für Stein nach den
ursprünglichen Plänen des amerikanischen Architekten Whitney
Warren wieder aufgebaut.
Heute zählt die stattliche
Bibliothek über 1,5 Millionen
Bände und ist sie eine der
Der aus dem 18. Jahrhundert stammenden
Honigbaum (Japanischer Schnurbaum) im Innenhof
des Atrechtkolleg wird ‚der Baum des großen
Kummers‘ genannt. Mädchen, die in der ehemaligen
von der Universität betreuten Unterkunft wohnten,
verabschiedeten sich hier von ihrem Geliebten, als sie
um 19 Uhr zurück in ihr Zimmer sein mussten.
eindrucksvollsten Bibliotheken
der Welt. Vor allem der Lesesaal
sieht imposant aus. Den Turm
kann man besteigen. Im Turm erzählt eine Ausstellung die Geschichte des Krieges und des
Wiederaufbaus. Vom Balkon aus
hat man eine einzigartige Sicht
auf Leuven und die Umgebung.
AT R E C HTCO L L EGE
( AR RAS - KO L L E G)
Na am ses tr aat 63
Dieses Kolleg wurde nach seinem ursprünglichen Bewohner
benannt: Nicolas Ruterius, dem
—
28
späteren Bischof von Atrecht
(Arras). 1508 beschloss er, sein
Haus als Kolleg für arme Studenten einzurichten. Zwischen 1921
und 1977 war das Gebäude eine
von der Universität betreute Unterkunft für die erste Generation
Studentinnen. Heute befindet
sich dort der Dienst Studienberatung der KU Leuven. Dieser teilt
das Gebäude mit der VerbiestStiftung. Diese Stiftung beschäftigt sich hauptsächlich mit der
Beziehung mit China und der
Kirche in China.
M ARI ATH ER ESI ACOL L E GE
(MA RI A-T H E R ES IAKOL L EG )
S int-Mic hie ls st r aat 2
Die Erzherzogin von Österreich, Maria-Theresia, gründete
1778 das ehemalige JesuitenKolleg an der Sint-Michielsstraat
als Seminar für Theologie. Sie
war einer der größten Wegbereiter der Aufklärung des 18.
Jahrhunderts und interessierte
sich sehr für Bildung. König
Wilhelm I. ließ 1826-1827 die
große und kleine Aula bauen. Sie
werden als Auditorien und Säle
für Kongresse, Vorlesungen und
Konzerte verwendet. Die große
Aula ist als halbrunder Tempel
entworfen und mit einer Kassettendecke abgedeckt. Der Entwurf
ähnelt dem Pantheon in Rom
stark.
PAU SCO L L E GE
(PA P ST-KOLL E G )
Hogesc hoolpl ein 3
Bevor Adriaan Floriszoon
Boeyens Papst Hadrian VI.
wurde, war er Professor an der
Universität Leuven. 1523 richtete
er sein Haus am Hogeschoolplein
als Kolleg für arme Theologiestudenten ein. 1775 stürzte ein Teil
des Gebäudes ein. Hofarchitekt
Louis Montoyer entwarf ein
neues klassizistisches Hauptgebäude. Zwischen 1830 und
1835 diente es als Lager und
Kaserne, später als von der
Universität betreute Unterkunft
für die Studenten Philosophie
und Philologie. Heute befinden
sich im Gebäude Studentenzimmer für Jungen.
—
WISSENSWERTES
Fakbar ist die Abkürzung
von Fakultätsbar, einer
Kneipe, die von einem
oder mehreren
Studentenvereinen geführt
wird. Zu ihrer Kundschaft
zählen nur Studenten.
Das Kolleg ist das älteste authentische Renaissancegebäude
der Stadt, aber die Fassade weist
auch einige gotische Merkmale
auf. Vom Innenhof aus blickt man
auf die Hauskapelle, in der Pieter
Van Dale ursprünglich begraben
wurde.
U NI VE RS ITÄTS HA LLE
Naams estr a at 22
VAN DAL E COL LE G E
( VAN- DA L E -KOLLE G )
Na am ses tr aat 80
Das Van Dale-Kolleg wurde
1569 vom Kanoniker Pieter van
Dale gegründet. Der Altstudent
der Universität stammte aus
Antwerpen. Er gründete das
Kolleg, um armen Studenten aus
Antwerpen und Aalst, die
Theologie, Philosophie oder
Kanonisches Recht studierten,
eine Unterkunft anzubieten.
Heute leben noch immer
Studenten in den Zimmern.
Auch der Dienst Studenteneinrichtungen befindet sich in dem
Gebäude.
Der Hauptsitz der Universität
befindet sich in einem Gebäude
mit einem großen Symbolwert.
1432 wurde die neulich gegründete Universität in einem Flügel
der städtischen Tuchhalle untergebracht. Damals war das ein
großartiges gotisches Gebäude
mit nur einem Stock. Die Universität wuchs und 1679 erhielt sie
die Erbpacht des ganzen Gebäudes. Auf der gotischen Halle
baute sie einen barocken ersten
Stock und 1723 wurde die klassizistischen Regaflügel an der Seite
des Oude Markt hinzugefügt.
Im Ersten Weltkrieg wurde das
Gebäude während der Brand von
Leuven von den Flammen ver>>
nichtet. Die Bibliothek der
Van Dale-Kolleg
—
29
—
WISSENSWERTES
Die 5 Hochschulen und 1 Universität der
Associatie KU Leuven (Zusammenschluss KU Leuven)
unterrichten insgesamt etwa 103.000 Studenten.
Das sind 43% der Studenten/innen Flanderns.
>> Universität befand sich aber in
diesem Gebäude. Fast alle
300.000 wertvollen Bücher gingen verloren.
1922 wurde die Universitätshalle vollständig wieder aufgebaut
und als Hauptsitz der Universität
eingerichtet. Der Rektor und der
Vize-Rektor haben ihr Büro im
Rektorat.
Im gotischen Jubiläumssaal im
ersten Stock werden heute vor
allem Empfänge, Feste und andere Festlichkeiten veranstaltet.
Im Promotionssaal finden noch
regelmäßig öffentliche Verteidigungen der Doktorarbeit statt.
Für die meisten Studenten ist
die Universitätshalle der erste
Kontakt mit der KU Leuven,
denn jedes Jahr findet hier die
Immatrikulation statt.
AN ATO MI SC H ES
AM P HI T H EAT ER
VON RE GA
Minder broe d ersstr a at 50
Erst im Jahre 1744 ließ der damalige Rektor Rega das Anatomietheater als Auditorium für
den Anatomie-Unterricht bauen.
Jahrzehnte später als viele andere
Universitäten. Das katholische
Bildungswesen ging lange davon
aus, dass die bestehenden Kenntnisse über das menschliche
Körper vollständig und heilig
waren und die Studie des
menschlichen Körpers erfolgte
vor allem in der Theorie. Ab der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhun-
derts kam die Wende, als Studenten in großer Zahl zu anderen
Universitäten wechselten.
Das Theater wurde in Form
eines Achtecks mit großen Fenstern, die einen ausreichenden
Lichteinfall gewährleisten sollten,
gebaut. Diesen Lichteinfall
schätzte auch der Künstler Constantin Meunier, der das Theater
1887 als Werkstatt von der Stadt
Leuven geschenkt bekam.
—
WISSENSWERTES
Erst 200 Jahre nach
der Veröffentlichung des
Werks De Humani Corporis
Fabrica von Andreas
Vesalius, dass in Leuven
im Jahre 1744 das erste
Anatomietheater gebaut
wurde. Die Körper, die
Vesalius und seine
Nachfolger sezieren, sind
die Leichen von zum Tode
Verurteilten. Wenigstens,
wenn sie sich die Leichen
auf eine legale Weise
verschafften.
2. CAMPUS
GASTHUISBERG
He restr aat 49
1975 fing die KU Leuven mit
dem Bau des 13.000 m² großen
Gasthuisberg-Komplexes direkt
außerhalb der Ringstraße um
Leuven an. Das Hauptgebäude
wurde hauptsächlich aus vorgefertigten Betonelementen errichtet. Die niedrigen Ebenen mit
Treffpunkten sind stufenartig
eingerichtet und folgen dem Gefälle des Geländes. Seit seiner
Gründung wird der Campus fast
ununterbrochen erweitert. Heute
umfasst das Gelände schon über
200.000 m² Krankenhaus-, Forschungs- und Unterrichtsinfrastruktur.
Der Campus Gasthuisberg, auf
dem sich auch das Universitätskrankenhaus UZ Leuven befindet, entwickelte sich zu einem
europäischen Zentrum für medizinische Spitzentechnologie und
das Krankenhaus ist zurzeit, nach
Rom, das größte Krankenhaus
Europas. Es hat Platz für 1.894
Patienten und beschäftigt 8.248
Mitarbeiter, was dazu führt, dass
Gasthuisberg, obwohl es ein Institut ist, eher funktioniert wie
eine Kleinstadt.
3. CAMPUS
ARENBERG
K asteelpa rk Arenberg 1,
3001 L e uve n
Die Domäne Arenberg wurde
1612 Eigentum der Herzöge von
Arenberg, einer deutschen Familie, die von Wissenschaft fasziniert war. 1916 schenkte Herzog
Engelbert-Maria von Arenberg
das Grundstück der KU Leuven,
—
30
© YENTL BRUYNINCKX
Schloss Arenberg
die dort einen Campus für positive Wissenschaften und Sport
einrichtete. Im wunderschönen
Arenbergschloss – einer Perle der
flämischen Ziegel- und
Sandsteinarchitektur – besuchen
Ingenieursstudenten den Unterricht. 1937 gründete der junge
Universitätslehrer De Nayer die
Fakultät Bewegungs- und
Rehabilitationswissenschaften.
1969 wurde ein neues und größeres Sportkomplex gebaut, das
nach De Nayer benannt wurde.
Ein anderer Blickfang auf dem
Campus ist die Bibliothek im
ehemaligen Cölestinerkloster. Die
Bibliothek zählt über eine
Million Bücher, was sie auf dem
Gebiet von Wissenschaften und
Ingenieurstechnicken zu einer der
größten und modernsten Europas
macht.
ten Cölestinerkloster. Die neue
Bibliothek wurde vom renommierten spanischen Architekten
Rafael Moneo entworfen. Sie ist
eine der größten und modernsten
Bibliotheken für Wissenschaften
und Ingenieurstechniken Europas
und ihre Sammlung umfasst über
eine Million Bücher und
Nachschlagewerke. Studenten,
Akademiker, Alumni und sonstige Besucher können in einer
hochtechnologischen Umgebung
voller Multimedialösungen arbeiten.
tete Anna van Croy den Herzog
von Arenberg und wurde das
Schloss sein Eigentum. Der
Nachfahre dieses Herzoges,
Engelbert-Maria von Arenberg,
schenkte das Schloss 1916
zusammen mit dem 29 ha großen
Park der KU Leuven.
Das Schloss beherbergt heute
die Fakultät Ingenieurwissenschaften der KU Leuven und ist
der Mittelpunkt eines grünen
Campus für die Wissenschaft &
Technologie-Gruppe.
—
S C H LOSS A R E NBE RG
K a rdina al M erci er la an 94,
3001 L e uve n
An der Stelle, an der sich jetzt
Schloss Arenberg befindet,
befand sich im 12. Jahrhundert
die Burg der Herren von Heverlee. Die Domäne gehörte im 15.
Jahrhundert der Familie van Croy,
die die Burg allmählich in das
heutige Schloss, das sowohl
Elemente im Stil der Renaissance
als der Neugotik aufweist, umbaute. Im 17. Jahrhundert heira-
WISSENSWERTES
Imec ist das größte
europäische
Forschungszentrum im
Bereich der Nanoelektronik
und der Nanotechnologie.
Die wichtigsten
Forschungsbereiche sind
das Gesundheitswesen, die
intelligente Elektronik,
erneuerbare Energie und
sicherer Transport.
Campusbibliothek Arenberg
CAM PU SBI BL I OT H EK
AR EN BE RG
W il lem D e Croy la an 6,
300 1 L e uve n
Die Campusbibliothek Arenberg befindet sich im ehemaligen
von Rombout Keldermans gebau—
31
S TA D T E R N E U E R U N G
IN LEUVEN
Brauerei De Hoorn
UM GE BU N G D ES B A HN H OF S
Vor der Jahrhundertwende war der Martelarenplein grau und hektisch,
heute ist er ein modernes, lebendiges Stadtviertel. Dank eines Tunnels
und eines unterirdischen Parkplatzes sind die Autos zum Großteil aus
dem Straßenbild verschwunden, sodass Fußgänger und Fahrradfahrer
den Platz sicher überqueren können.
Die alten Fassaden um den modern eingerichteten Platz kontrastieren
schön mit den straffen Linien des Busgebäudes der flämischen Busgesellschaft De Lijn. In Richtung des Tiensepoort zieht sich ein Boulevard für Fußgänger wie eine gerade Linie entlang dem Stadtsamt und
den neuen Büros der Bank KBC bis zum Provinzhaus von FlämischBrabant. Zwei Kunstwerke schmücken das Ganze: ‚Raub der Europa‘
von Rik Poot und das abstrakte Kunstwerk ‚Die Hand des Prometheus‘
von Wouter Mulier. Im unterirdischen Fahrradparkplatz unter den
Büros können Studenten ihre Fahrräder parken.
An der gegenüberliegenden Seite des Platzes blickt das Flämische
Verwaltungszentrum auf die Umgebung. Was lohnt sich noch? Die moderne Geschäftsstelle mit Büros von KBC-Bank, das Musikzentrum
Het Depot und die wellenförmige Überdachung der Bahngleise, die
vom Architektenbüro Samyn & Partners entworfen wurde. Das
Bahnhofsgebäude selbst wurde gründlich restauriert und sieht wie neu
aus.
—
32
VAA RTKO M
Das alte Industriegebiet um den
Kanal und das Vaartkom
entwickelt sich schnell. Die
grauen Fabrikgebäude werden
instand gesetzt und von zeitgenössischen Wohnlofts, Geschäften und Büros eingenommen.
Dazwischen werden moderne
Wohnkomplexe, wie der Balk van
Beel des Architekten Stéphane
Beel, gebaut. De Hoorn, die
älteste Brauerei von Stella Artois,
wurde ein Treffpunkt für kreative
Menschen. Das Vaartkom ist
dabei, sich als stilvolles,
lebendiges und grünes Stadtviertel voller Kreativität und sozialer
Interaktionen zu entwickeln.
E I N E S TA D T
V O L L E R S TAT U E N
TOTEM
M onseigneur L adeuz e plein
FONS
SAPIENTIAE
Rector De S ome r pl ein
Fonske hat ein Buch in der linken Hand und gießt mit seiner
rechten Hand ein Glas voller
Kenntnisse in seinen Kopf. Oder
ist es Bier? Das Bild von Jef
Claerhout schenkte die Universität 1975 der Stadt anlässlich des
550. Jahrestags der KU Leuven.
Fons Sapientiae bedeutet ja
Brunnen der Weisheit.
DE KOTMADAM
Das riesige Totem gegenüber
der Universitätsbibliothek ist ein
Werk von Jan Fabre. Die 23
Meter hohe Nadel symbolisiert
das menschliche Gedächtnis, der
riesige Juwelenkäfer das Gedächtnis der Natur. Das Kunstwerk
wurde 2004 im Auftrag der KU
Leuven als Symbol der gegenseitigen Verbundenheit und der
perfekten Zusammenarbeit zwischen der Universität und der
Stadt Leuven, anlässlich des
575. Jahrestags der Alma Mater,
errichtet. Das Totem ehrt außerdem das Wissen, die Schönheit,
die Wissenschaft und die Poesie
des Daseins.
O u de M arkt
Die Figur ‚De Kotmadam‘ von
Künstler Fred Bellefroid wurde
1985 als Ehrenerweisung der
Wirtin, die Studentenzimmer
vermietet, eingeweiht. Die attraktive junge Frau auf der Bank
entspricht dem Bild der typischen
Wirtin, das die meisten Studenten haben, nicht wirklich.
—
WISSENSWERTES
‚De Kotmadam‘ ist ein bekannter Ort,
wo Studenten sich gerne verabreden,
um bummeln zu gehen.
—
33
—
WISSENSWERTES
Die Einwohner von
Leuven nennen das
Werk den Käfer.
Legende handelt es sich um eine
Frau, die von Räubern entführt,
vergewaltigt und ermordet wurde.
Ihr Grab wurde entdeckt, nachdem ein unnatürliches Licht darauf schien. Der anderen Legende
nach wurde die Leiche der ermordeten Frau, in einem fremden
Lichtschein gehüllt, von Fischen
stromaufwärts geschwommen. Sie
wurde durch den Herzog von
Brabant entdeckt.
>>
DIJLE-ENTE
MEESTER JAN
Redingenhof
Grot e Ma rk
Das ursprüngliche Jacquemart –
ein mechanisches Bild, das eine
Glocke anschlägt – hieß Meester
Jan und wurde 1381 installiert.
1573 erlag er Wetter und Wind.
Meester Jan erlebte 1998 seine
Wiedergeburt auf der südlichen
Fassade des Querschiffs der
Sankt Peterskirche. Das 2,35
Meter hohe, vergoldete Bild von
Willy Peeters sieht auf den Grote
Markt.
FIERE
MARGRIET
Dirk Bouts la an
Dieses Bild von Willy
Meysmans aus dem Jahre 1982
ist eines der bekanntesten in
Leuven. Es basiert auf zwei
Legenden. Bei der einen
KRIEGSDENKMAL
Ma r tela re npl ein
Das restaurierte Kriegsdenkmal
auf dem Martelarenplein erinnert
an die Gräuel des Krieges im
Jahre 1914, als Dutzende
Einwohner von Leuven auf dem
Platz vor dem Bahnhof während
des Durchmarsches der
Deutschen erschossen wurden.
Das Denkmal wurde von Marcel
Wolfers entworfen und 1925
eingeweiht.
—
34
Die Dijle-Ente ist eine
schalkhafte Zapfstelle. Die
Sozialarbeiter, die im Viertel der
Redingenstraat tätig sind, ließen
die kleine Figur von René Rosseel
anfertigen, um das Viertel zu
schmücken. Die Ente ist ein
Glücksbringer: Streichen Sie
dreimal über den Rücken der
Ente, nehmen Sie mit dem
kleinen Finger den Schwanz fest
und bewegen Sie sich um die
Zapfstelle bis zum schwarzen
Knopf im Boden. Drücken Sie
darauf, trinken Sie und manchen
Sie Ihren Wunsch.
ERASMUS
M ec helsestr aat
Das Standbild des Autors des
Werks ‚Lob der Torheit‘ wurde
der Stadt anlässlich des fünfjährigen Jubiläums des Lions Club,
vom Verein geschenkt. Es zeigt
Erasmus, der zuhört und,
während ein ironisches Lächeln
um seinen Mund spielt, auf die
Gesellschaft hinunterblickt. Die
Figur ist 1,25 Meter hoch und
wurde von René Rosseel entworfen. Sie wurde 1979 eingeweiht.
RENÉE
Naamses tr a at
Renée ist das fleißige, weibliche
Gegenstück zum Studenten
Fonske, dem Spaßvogel.
Initiator René Depret,
Ehrenbürger der Stadt Leuven,
gab dem Bild seinen Namen. Das
Standbild wurde der Stadt
Leuven 1997 vom Handelaarsverbond geschenkt, anlässlich des 50.
Jahrestags des Verbands. Künstler
Armand Loveniers hat das Bild
entworfen.
MERCATOR
Merc ator pad
Das Standbild von Mercator
wurde vom Leuvener Künstler
Raoul Biront angefertigt und
2001 durch Bürgermeister
Louis Tobback eingeweiht. Es
war ein Geschenk des Handelaarsverbond, anlässlich seines
55. Jahrestags.
ABRAHAM
S tad spark
Abraham ist das Symbol der
Weisheit und der Männer, die
50 Jahre alt werden. Das 1975
von Freddy Janssens kreierte
Standbild befand sich zuerst in
der Broekstraat. Nach einer
witzigen ‘Entführung’ durch die
Männer des Jahres 1937 wurde es
1977 in den Stadtpark gestellt.
KAMEROOD
SESTEG
S tads pa rk
BALLON
DER
FREUNDSCHAFT
He r ber t H oo ver plein
Künstler Danny Tulkens schuf
1987 dieses Symbol der Freundschaften in Leuven. Eine Spende
des Verbands der Jahrgänge. Das
Werk stellt einen Luftballon mit
vier Freunden dar. Der Künstler
machte 2007 vier neue ‘Freunde’,
weil die Figuren schwer unter
Vandalismus gelitten hatten. Ein
Bild wurde sogar gestohlen und
nie zurückgefunden.
Die Männer des Jahres 1960
schenkten dieses Bild des
Künstlers Jan Rosseels im Jahre
2000 der Stadt. Es symbolisiert
den ewig jungen Mann voller
Lebenslust. Der Finger an der
Nase deutet auf ein Besserwisser
hin. Der Globus, der an seinen
Füßen liegt, symbolisiert die Illusion, das Baby das neue Leben,
die Schnecke das langsame Altern und der ältere Mann mit
einem Blumenstrauß die Liebe
zum Feiern.
Der Königlicher Verband der
Jahrgänge – ‘Die Männer des
Jahres‘ – ist ein für Leuven typisches Phänomen. Die Mitglieder
dieses Verbands für Männer
haben nur Eines gemeinsam: ihr
Geburtsjahr. Wenn sie vierzig
Jahre alt werden, werden sie Teil
des Verbands und bereiten sie zusammen ihren fünfzigsten Geburtstag vor. Während dieses
Jahrzehnts sind sie prominent im
Leuvener Vereinsleben anwesend.
Im Jahr, das die Männer fünfzig
werden, veranstaltet der Verband
eine Abrahamsfeier am Standbild
Abrahams im Stadspark.
DIE KANALGRÄBER
Vaar tkom
2000 war es genau 250 Jahre
her, dass mit dem Bau des Kanals
Leuven-Dijle angefangen wurde.
Aus diesem Anlass wurde am
Vaartkom ein bleibendes Andenken aufgestellt. Die Bronzefigur
wurde von Willy Peeters gegossen.
—
35
LEUVEN | FLANDERN | BELGIEN
I LUV
LEUVEN
TOURISMUS
LEUVEN
Geöffnet Montag
bis Sonntag von 10.00
bis 17.00 Uhr.
S OC IA L ME DIA
@visitleuven
Geschlossen 25. und
26. Dezember und
1. und 2. Januar.
Visit Leuven
+32 (0)16 20 30 20
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