Physikalisches Grundpraktikum Sommer-Semester 2003 Kurs 1, Teil 1 Ausarbeitung zu Versuch Nr.10 „Messung der spezifischen Wärmekapazität und Schmelzwärme“ von Florian Staub Datum der Versuchsdurchführung: Praktikumspartner: Betreuer: 04.Juni 2003 Christian Platt Volker Daumer Gliederung 1. Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität von Wasser 1.1. Physikalische Grundlagen 1.1.1. Temperatur, Wärme und spezifische Wärmekapazität 1.1.2. Umwandlung elektrischer Arbeit in Wärmeenergie 1.2. Versuchsaufbau 1.3. Versuchsdurchführung 1.4. Versuchsauswertung 1.5. Diskussion des Versuchsergebnisses 2. Messung der spezifischen und molaren Wärmekapazität von Metallen 2.1. Physikalische Grundlagen 2.1.1. molare Wärmekapazität 2.1.2. Die Dulong-Petitsche-Regel 2.1.3. Graphische Korrektur der Wärmeverluste des Kalorimeters 2.2. Versuchsaufbau 2.3. Versuchsdurchführung 2.4. Versuchsauswertung 2.4.1. Wärmekapazität von Aluminium, Überprüfung der Dulong-Petitschen-Regel 2.4.2. Wärmekapazität von Blei, Überprüfung der Dulong-Petitschen-Regel 2.5. Diskussion der Versuchsergebnisse 3. Schmelzwärme des Eises 3.1. Physikalische Grundlagen: Aggregatszustände und Schmelzwärme 3.2. Versuchsaufbau 3.3. Versuchsdurchführung 3.4. Versuchsauswertung 4. Quellenangaben 5. Anhang Kopie des Protokollheftes Seite 2 von 25 1. Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität des Wassers 1.1. Physikalische Grundlagen 1.1.1. Temperatur, Wärme und spezifische Wärmekapazität Eine wichtige Basisgröße der Wärmelehre und allgemein in der Physik ist die Temperatur bzw. genauer gesagt die Temperaturdifferenz ∆T. Die Temperatur eines Körpers ist definiert als die Temperaturdifferenz zum absoluten Nullpunkt und trägt die Einheit Kelvin: [∆T] = 1 K (Kelvin) Allgemein gebräuchlich ist es auch, die Temperatur eines Körpers im Vergleich zu der Schmelztemperatur des Eises (T = 273,15K) anzugeben. Hierbei erfolgt die Angabe dann in der Einheit Grad Celsius (°C). Sobald ein Körper oder System auf ein anderen Körper oder ein anderes System Energie überträgt, wird dies in der Physik gewöhnlich als „Arbeit“ bezeichnet. Erfolgt diese Energieübertragung jedoch ausschließlich auf Grund von Temperaturdifferenzen, so bezeichnet man dies als Wärme. Hieraus ergibt sich die Definition der Wärme Q: Q = ∆E wobei ∆E die übertragene Energie ist. Außerdem ergibt sich somit, dass die Einheit der Wärme gleich der Einheit der Energie bzw. Arbeit, nämlich Joule, ist: [Q] = 1 J (Joule) Wird nun einem Körper oder System Energie in Form von der Wärme Q zugeführt, so lässt sich ein proportionaler Zusammenhang zwischen der zugeführten Wärme und der Temperaturänderung ∆T des Körpers bzw. Systems feststellen: Q = C⋅∆T Die Proportionalitätskonstante C bezeichnet man allgemein als Wärmekapazität C des Körpers. C besitzt die Einheit: [C] = J K-1 (Joule durch Kelvin) Besitzt ein Körper die Masse m, so kann man die spezifische Wärmekapazität c des Körpers folgendermaßen definieren: c = C⋅m-1 Womit sich für die spezifische Wärmekapazität folgende Einheit ergibt: [c] = J K-1 kg–1 (Joule durch Kelvin durch Kilogramm) Seite 3 von 25 1.1.2. Umwandlung elektrischer Arbeit in Wärmeenergie Fließt durch einen Leiter während der Zeit t die Spannung U und die Stromstärke A, so kann man die im Leiter verrichteter elektrische Arbeit folgendermaßen berechnen: Welekt = U⋅I⋅t wodurch sich für die elektrische Arbeit die Einheit Joule ergibt [Welekt] = 1 J (Joule) Geht man nun von einem idealisierten System mit einem Tauchsieder aus, so wird die elektrische Arbeit vollständig in Wärme umgesetzt und an die Umgebung abgegeben Q = Welekt Durch die von der elektrischen Arbeit verursachte Wärme verändert sich die Temperatur des Systems, in welchem sich der Tauchsieders befindet, um den Wert ⋅∆T. Somit kann man durch Messung der elektrischen Arbeit und der Temperaturänderung die Wärmekapazität des Systems bestimmen C= Welekt ∆T Hierbei setzt man voraus, dass das System, in welchem sich der Tauchsieder befindet, abgeschlossen ist, d.h. dass keine Energie in Form von Wärme aus diesem System an die Umgebung abgegeben wird. 1.2. Versuchsaufbau Schaltbild Seite 4 von 25 Aufbau des Kalorimeters mit Tauchsieder Vorric htung zum Rühren Digitalthermometer Styroporsc hic ht 21,2 Wasser Plastikgefäß Tauchsieder Metallummantelung 1.3. Versuchsdurchführung Wir stellen den Versuchsaufbau bestehend aus Netzgerät mit Gleichspannung, Ampere- und Voltmeter sowie Kalorimeter mit Tauchsieder nach obigem Schaltbild her. In das Kalorimetergefäß, welches den Wärmeaustausch mit der Umgebung minimieren soll und somit dafür sorgen soll, dass das betrachtete System als annähernd abgeschlossen angesehen werden kann, füllen wir etwa 700cm3 Wasser, welches mit Eis auf ca. 4°C unter die Zimmertemperatur abgekühlt wird. Sobald diese Temperatur erreicht ist gießen wir das überschüssige Wasser ab, so dass sich wieder in etwa 700cm3 im Kalorimetergefäß befinden und achten darauf, dass kein Eis zurückbleibt, da dies den weiteren Versuch verfälschen würde. Das Kalorimeter wird nun mit dem Deckel, an welchem auch der Tauchsieder befestigt ist, verschlossen, das Netzgerät wird angeschlossen und die Stromstärke haben wir fälschlicherweise anfangs auf 2,40 Ampere eingestellt. Um das Ergebnis aber nicht weiter zu beeinträchtigen haben wir den Wert nicht auf die angegebene Stromstärke von 2,60A korrigiert, sondern streng mit unserem Wert weitergearbeitet. Unter andauerndem Rühren lesen wir alle 30 Sekunden mit Hilfe eines Digitalthermometers die Temperatur des Wassers ab. Außerdem zeichnen wir die Stromstärke und die Spannung des Netzgerätes auf. Die dabei auffallenden leichten Veränderungen in der Spannung und bei der Stromstärke sind darauf zurückzuführen, dass der Widerstand des Tauchsieders mit steigender Temperatur ebenfalls ansteigt. Wir setzen die Messreihe so lange fort, bis sich die Temperatur des Wassers um 8°C erhöht hat. Danach trennen wir den Tauchsieder wieder von dem Netzgerät und bestimmen mit einer Mettler J-Serien Waage das genaue Gewicht des im Kalorimeters befindlichen Wassers. Seite 5 von 25 1.4. Versuchsauswertung Die Zimmertemperatur beträgt bei der Versuchsdurchführung etwa 25°C, weshalb wir das Wasser zunächst auf möglichst genau 21°C abkühlen. In der nachfolgenden Messreihe erhalten wir folgende Werte: Zeit [s] 0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360 390 420 450 480 510 540 570 600 630 660 690 720 750 780 810 Spannung [V] 12,30 12,30 12,30 12,30 12,30 12,29 12,30 12,30 12,30 12,30 12,30 12,00 12,30 12,30 12,30 12,30 12,29 12,30 12,30 12,30 12,30 12,30 12,31 12,35 12,35 12,35 12,35 12,35 Stromstärke [A] 2,43 2,40 2,38 2,38 2,37 2,38 2,37 2,37 2,37 2,37 2,37 2,38 2,37 2,37 2,37 2,37 2,37 2,38 2,38 2,38 2,37 2,38 2,38 2,35 2,34 2,34 2,34 2,34 Temperatur [°C] 21,10 21,40 21,60 21,90 22,20 22,70 23,00 23,10 23,40 23,70 24,00 24,40 24,60 24,90 25,20 25,50 25,80 26,20 26,50 26,70 27,00 27,20 27,50 27,70 28,00 28,30 28,70 29,00 Die Masse m des Wassers bestimmen wir nach Versuchsende zu m = 606,2gr ± 0,1gr Wir tragen die Messwerte in ein Zeit-Temperatur-Diagramm ein, womit man sehr gut den linearen Zusammenhang zwischen fortschreitender Zeit, in welcher Energie zugeführt wird, und der Temperaturerhöhung erkennen kann. Seite 6 von 25 Seite 7 von 25 Nun wollen wir mit Hilfe unserer Messerergebnisse die Wärmekapazität des Wassers bestimmen, hierzu lesen wir aus dem Graphen zwei Wertepaare ab: t0 = 0s, t1 = 720s ± 5s, T0 = 21,15°C ± 0,05°C T1 = 28,20°C ± 0,05°C Daraus ergibt sich eine Zeit- und Temperaturdifferenz von: ∆t = 720s ± 5s ∆T = 7,05 K ± 0,10K Für den Zeitraum von t0 bis t1 errechnet sich eine durchschnittliche Spannung U und Strömstärke I von I = 2,37 ± 0,01A U = 12,30V ± 0,01V woraus sich für den Zeitraum ∆t die elektrische Arbeit von: Welektr. = 20988,7J ± 251,4J ergibt. Diese elektrische Arbeit erwärmt sowohl das Wasser als auch das Kalorimetergefäß und die Heizvorrichtung, daher kann man von folgende Gleichung aufstellen: Welektr. = cw ⋅m⋅∆T + (ΓK +ΓH )∆T wobei ΓK bzw. ΓH die Wärmekapazitäten des Kalorimetergefäßes und des Tauchsieders sind, welche bei diesem Versuch angegeben zu: Wärmekapazität ΓK des Kalorimeters: Wärmekapazität ΓH der Heizvorrichtung: 74 J K-1 35 J K-1 Somit kann die Gleichung nach der spezifischen Wärmekapazität von Wasser auflösen und die gemessenen und gegebenen Werte einsetzen: cw = 20988,7 J − (74 JK −1 + 35 JK −1 )7,05 K 0,6062kg ⋅ 7,05 K cw,versuch = 5,08 kJ kg-1 K-1 Seite 8 von 25 1.5. Diskussion des Versuchsergebnisses Eine kurze Fehlerbetrachtung mit den oben angenommen Fehlern führt zu folgendem Ergebnis. Relativer Gesamtfehler: 251,4 + 5,45 0,1 0,10 + + = 2,62% 20998,7 + 768,45 606,2 7,05 Vergleicht man unseren bei dem Versuch ermittelten Wert mit dem Literaturwert von cw,lit. = 4,19 kJ kg-1 K-1 so fällt eine sehr deutliche Abweichung von 21,24% auf, welche auch deutlich größer ist als der errechnete Gesamtfehler, die auf einen systematische Fehler schließen lässt. Dies kann am ehesten damit erklärt werden, dass es sich in der Praxis trotz der Verwendung eines Kalorimeters nicht wirklich um ein „abgeschlossenes System“ handelt, sondern dass beispielsweise die Luft ebenfalls erwärmt wird. Hinzu kommt, dass sich der Literaturwert auf destilliertes Wasser bezieht, während wir den Versuch mit Leitungswasser, welches beispielsweise durch Ionen verunreinigt ist, durchgeführt haben. Auch wurde bei dem Tauchsieder von einer idealisierten Vorstellung ausgegangen, nämlich dass die komplette Leistung, welche das Netzgerät produziert in Wärme umgewandelt werden kann. In der Praxis ist es aber der Fall, dass sowohl elektrische Arbeit in der Zuleitung als auch bereits im Netzgerät verloren geht. Alle diese Faktoren gehen „in die richtige Richtung“, d.h. sie beeinflussen den gemessen Wert so, dass er größer erscheint als er eigentlich sein müsste. Seite 9 von 25 2. Messung der spezifischen Wärmekapazität von Metallen 2.1. Physikalische Grundlagen 2.1.1. molare Wärmekapazität Im Punkt 1 wurde bereits der Begriff der spezifischen Wärmekapazität eingeführt. Dementsprechend gibt es auch eine so genannte molare Wärmekapazität, welche sich nicht auf die Masse m sondern auf die Stoffmenge n bezieht. Die Stoffmenge n ist abhängig von der Teilchenanzahl des Stoffes und definiert als n= N NA wobei N die gesamte Anzahl der Teilchen und NA die Avogadro-Konstante ist. Diese beträgt: NA = 6,022 1023 kmol-1 Daraus ergibt sich für die Stoffmenge n die Einheit [n] = 1 mol (Mol) Die Umrechnung zwischen Masse und Stoffmenge erfolgt über die Molare Masse M. Die Molare Masse ist die Masse von 6,022 1023 Teilchen eines Stoffes und besitzt die Einheit [M] = kg kmol-1 (Kilogramm durch Kilomol) Somit ist der Zusammenhang zwischen Masse m und Stoffmenge n n= m M Analog zu der spezifischen Wärmekapazität wird nun die molare Wärmekapazität definiert als cmol = C⋅n-1 und besitzt die Einheit [cmol] = J⋅kmol-1⋅K-1 (Joule durch Kilomol durch Kelvin) Seite 10 von 25 2.1.2. Dulong-Petitsche-Regel Die Atome von Metallen sind in einem Kristallgitter gebunden, wobei jedes Atom sowohl über kinetische als auch über potentielle (Schwingungs-) Energie verfügt. Dabei verfügt jede Energie über 3 so genannte Freiheitsgrade, welche die Anzahl der möglichen Bewegungen wiedergeben soll. Dulong und Petit haben nun ermittelt, dass zwischen der molare Wärmekapazität von Metallen und der Anzahl der Freiheitsgrade folgender Zusammenhang besteht: c mol = 6 R = 3R 2 Wobei 6 die Anzahl der gesamten Freiheitsgrade und R die Boltzmannkonstante ist. Die Boltzmannkonstante R entspricht R = 8,3145⋅103 J kmol-1 K-1 Dieser Zusammenhang wird als Dulong-Petitsche-Regel bezeichnet, welche vor allem bei hohen Temperaturen experimentell gut bestätigt wurde. 2.1.3. Graphische Korrektur der Wärmeverluste des Kalorimeters Da der Kalorimeter auch Wärme an seine Umgebung abgibt, so lange ein Temperatur zwischen dieser und der des Kalorimeters besteht, wird hierdurch das Messergebnis verfälscht: Theoretisch müssten die Temperaturkurven vor und nach des Wärmeaustausches waagrechte Geraden ergeben. Graphische lässt sich diese Abweichung folgendermaßen korrigieren: Man zeichnet die Tangenten der Kurven vor und nach dem Wärmeaustausch ein. Danach sucht man eine senkrechte Gerade, welche die Fläche zwischen der Kurve und den Tangenten in zwei gleichgroße Hälften A’ und A’’ teilt. (vgl. Abbildung). Aus den Schnittpunkten dieser Senkrechten mit der Kurve lässt sich der eigentliche Temperaturunterschied ablesen. (Abbildung aus Walcher „Praktikum der Physik“, 7.Auflage) Seite 11 von 25 2.2. Versuchsaufbau Kalorimetergefäß (s.o.) 2.3. Versuchsdurchführung Wir geben etwa 400g Wasser in das Kalorimeter, wobei wir die exakte Masse des Wassers wieder mit der Mettler J-Serien Waage bestimmen. Ebenso wiegen wir einen Metallkörper aus Aluminium und erhitzen diesen in einem Wasserbad mit Hilfe eines Wasserkochers auf Siedetemperatur (100°C). Wir messen alle 30 Sekunden unter ständigem Rühren über einen Zeitraum von 5 Minuten die Temperatur des Wassers im Kalorimeters. Nach diesen 5 Minuten geben wir den erhitzten Metallkörper unmittelbar aus seinem Wasserbad zum Wasser in das Kalorimetergefäß, wobei wir die Messintervalle auf 15 Sekunden verkürzen. Sobald der Wärmeaustausch stattgefunden hat, messen wir für etwa weitere 5 Minuten die Temperatur. Den gleichen Versuch wiederholen wir nochmals mit einem Bleikörper. Dadurch, dass wir bei diesem Versuch den Deckel des Kalorimeters mit Heizvorrichtung verwendet haben, müssen bei der anschließenden Versuchsauswertung beide Wärmekapazitäten berücksichtigt werden: Wärmekapazität ΓK des Kalorimeters: Wärmekapazität ΓH der Heizvorrichtung: 74 J K-1 35 J K-1 Außerdem benötigen wir die molaren Massen von Blei und Aluminium, welche wir aus einem Periodensystem ablesen: Molare Masse Aluminium: Molare Masse Blei 27 g mol-1 207 g mol-1 Seite 12 von 25 2.4. Versuchsauswertung Bei der Versuchsdurchführung mit Metallkörpern aus Aluminium und Blei wurden folgende Messreihen ermittelt: Zeit [s] 0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 315 330 345 360 375 390 420 450 480 510 540 570 600 630 Temperatur [°C] (Aluminium) 23,9 24,1 24,2 24,4 24,4 24,4 24,5 24,5 24,5 24,5 26,8 27,4 27,5 27,3 27,3 27,3 27,3 27,2 27,2 27,3 27,2 27,2 27,2 27,3 27,2 Temperatur [°C] (Blei) 26,8 26,8 26,8 26,8 26,8 26,8 26,8 26,8 26,8 26,8 27,9 28,4 29,0 29,0 28,8 28,8 28,7 28,7 28,7 28,8 28,8 28,7 28,7 28,7 28,7 Die verschiedenen Massen haben wir mit der Waage wie folgt bestimmt: Masse des Wasser bei Aluminium: Masse des Metallkörpers aus Aluminium: mw,Al = 402,2g ± 0,1g mAl = 94,8g ± 0,1g Masse des Wasser bei Blei: Masse des Metallkörpers aus Aluminium: mw,Pb = 388,2g ± 0,1g mPb = 426,9g ± 0,1g Wir tragen die Messwerte in zwei Zeit-Temperaturgrafen ein, wobei wir die oben angesprochene graphische Korrektur der Wärmeverluste des Kalorimeters benutzen. Wobei der in beiden Diagrammen deutlich auftretende „Huckel“ während des Temperaturausgleiches auf ungenügendes Rühren zurückzuführen ist,. so dass die Temperatur im Kalorimeter nicht homogen, sondern in unmittelbarer Nähe des Metallkörpers, in der sich auch das Thermometer befunden hat, höher war. Durch weiteres Rühren wurde dieses Temperaturgefälle dann beseitigt. Seite 13 von 25 Seite 14 von 25 Seite 15 von 25 2.4.1. Wärmekapazität von Aluminium Aus den Graphen können wir durch die graphische Korrektur der Wärmeverluste folgende Temperaturwerte ablesen: Temperatur des Wasser vor Wärmeaustausch: Temperatur des Wasser nach Wärmeaustausch Tw,vorher = 24,55°C ± 0,05°C Tw,nachher = 27,25°C ± 0,05°C Damit ergibt sich für das Wasser (und damit auch für das Kalorimetergefäß) eine Temperaturänderung von: ⋅∆Tw = 2,70K ± 0,10K Für den Aluminiumkörper erhalten wir folgende Werte: Temperatur des Körpers vor Wärmeaustausch: Temperatur des Körpers nach Wärmeaustausch TAl,vorher = 100,00°C TAl,nachher = 27,25°C ± 0,05°C Damit ergibt sich für das den Aluminiumkörper eine Temperaturänderung von: ⋅∆TAl = 72,75K ± 0,05K Dadurch, dass die Messung in einem annähernd abgeschlossenen System stattgefunden hat, können wir Wärmebilanz aufstellen: cAl⋅mAl⋅∆TAl = cw⋅mw⋅⋅∆Tw + (ΓK + ΓK ) ⋅∆Tw Löst man diese Gleichung nach der spezifischen Wärmekapazität von Aluminium auf und verwendet für die spezifische Wärmekapazität von Wasser den Literaturwert von cw,lit. = 4,19 kJ kg-1 K-1 erhält man c Al = 4,19 ⋅ 10 3 Jkg −1 K −1 ⋅ 0,4022kg ⋅ 2,70 K + (74 JK −1 + 35 JK −1 ) ⋅ 2,70 K 0,0948kg ⋅ 72,75 K cAl = 0,702 kJ kg-1 K-1 Da Aluminium eine Molare Masse von 27 g mol-1 besitzt, ergibt sich eine Stoffmenge von n= 0,0948kg = 3,51mol kg 27 kmol Und somit eine molare Wärmekapazität von 0,702 c mol , Al = kJ ⋅ 0,0948kg kJ kgK = 18,96 3,51mol kmol ⋅ K Seite 16 von 25 Fehlerabschätzung Neben den Ablesefehlern bei den einzelnen Werten spielen noch systematische Fehler eine Rolle, die wir bei der folgende Fehlerbetrachtung berücksichtigen wollen, so dass wir von folgenden Fehlern ausgehen: ⋅∆Tw : ± 0,1°C (Ableseungenauigkeit) ⋅∆TAl : ⋅± 2°C (Ableseungenauigkeit, Abkühlung durch Luft, Ungleichmäßiges Erhitzen) Die Abschätzung des Gesamtfehlers muss man in mehrere Schritte aufspalten: 0,10 0,1 + = 0,0373 Relativer Fehler für cw⋅mw⋅⋅∆Tw : 2,70 402,2 Absoluter Fehler für cw⋅mw⋅⋅∆Tw : 4550,09 J ± 169,72 J 0,10 = 0,0370 2,70 Relativer Fehler für (ΓK + ΓK )⋅∆Tw : 294,30 J ± 10,89 J Relativer Fehler für (ΓK + ΓK )⋅∆Tw : Absoluter Fehler Zähler: 4844,39J ± 180,61J 180,61 = 0,0373 Relativer Fehler Zähler: 4844,39 2,00 0,1 + = 0,0285 Relativer Fehler Nenner: 72,80 94,8 Gesamter, relativer Fehler für cAl: 6,58 % Gesamter, absoluter Fehler: cAl = 0,702 kJ kg-1 K-1 ± 0,046 kJ kg-1 K-1 Der Literaturwert für die spezifische Wärmekapazität von Aluminium beträgt cAl,lit = 0,896 kJ kg-1 K-1 Somit besteht eine Abweichung von 21,65% des von uns gemessenen Wertes zum Literaturwert. Dulong-Petitschen-Regel: c mol , Al = 3 ⋅ 8,3145 ⋅ 10 3 J kJ = 24,94 kmol ⋅ K kmol ⋅ K Somit ergibt sich eine Abweichung von 23,98% zwischen unserem Messwert und dem theoretisch ermittelten Wert nach Dulong und Petit. Der Fehler liegt in der gleichen Größenordnung wie bei der spezifischen Wärmekapazität. Seite 17 von 25 Seite 18 von 25 2.4.2. Wärmekapazität von Blei (Die Auswertung erfolgt analog der von Aluminium) Aus den Graphen können wir folgende Temperaturwerte ablesen: Temperatur des Wasser vor Wärmeaustausch: Temperatur des Wasser nach Wärmeaustausch Tw,vorher = 26,80°C ± 0,05°C Tw,nachher = 28,75°C ± 0,05°C Damit ergibt sich aus dem Graphen für das Wasser (und damit auch für das Kalorimetergefäß) eine Temperaturänderung von: ⋅∆Tw = 1,95 K ± 0,10K Für den Bleikörper gelten folgende Werte: Temperatur des Körpers vor Wärmeaustausch: Temperatur des Körpers nach Wärmeaustausch TPb,vorher = 100,00°C TPb,nachher = 28,75°C ± 0,05°C Damit ergibt sich für das den Bleikörper eine Temperaturänderung von: ⋅∆TPb = 71,25 K ± 0,05K Dadurch, dass die Messung in einem annähernd abgeschlossenen System stattgefunden hat, können wir mit Hilfe des Energieerhaltungssätzes folgende Wärmebilanz aufstellen: cPb⋅mPb⋅∆TPb = cw⋅mw⋅⋅∆Tw + (ΓK + ΓK ) ⋅∆Tw Löst man diese Gleichung nach der spezifischen Wärmekapazität von Blei auf erhält man c Pb = 4,19 ⋅ 10 3 Jkg −1 K −1 ⋅ 0,3882kg ⋅ 1,95 K + (74 JK −1 + 35 JK −1 ) ⋅ 1,95K 0,4269kg ⋅ 71,25 K cPb = 0,111 kJ kg-1 K-1 Da Blei eine Molare Masse von 207 g mol-1 besitzt, ergibt sich eine Stoffmenge von n= 0,4269kg = 2,06mol kg 207 kmol Und somit eine molare Wärmekapazität von 0,111 c mol , Al = kJ ⋅ 0,4269kg kgK kJ = 23,00 2,06mol kmol ⋅ K Seite 19 von 25 Fehlerabschätzung Ebenfalls wie beim Aluminium gehen wir von folgenden Fehlern aus: ⋅∆Tw : ± 0,1°C (Ableseungenauigkeit) ⋅∆TAl : ⋅± 2°C (Ableseungenauigkeit, Abkühlung durch Luft, Ungleichmäßiges Erhitzen) Die Abschätzung des Gesamtfehlers muss man in mehrere Schritte aufspalten: 0,1 0,1 + = 0,0515 Relativer Fehler für cw⋅mw⋅⋅∆Tw : 1,95 388,2 Absoluter Fehler für cw⋅mw⋅⋅∆Tw : 3171,8 J ± 163,35 J 0,1 = 0,051 1,95 Relativer Fehler für (ΓK + ΓK )⋅∆Tw : 212,55 J ± 10,84 J Relativer Fehler für (ΓK + ΓK )⋅∆Tw : Absoluter Fehler Zähler: 3384,35 ± 174,19J 174,19 = 0,051 Relativer Fehler Zähler: 3384,35 2 0,1 + = 0,0283 Relativer Fehler Nenner: 71,25 426,9 Gesamter, relativer Fehler für cPb: 7,93 % Gesamter, absoluter Fehler: cPb = 0,111 kJ kg-1 K-1 ± 0,009 kJ kg-1 K-1 Der Literaturwert für die spezifische Wärmekapazität von Blei beträgt cPb,lit = 0,130 kJ kg-1 K-1 Woraus sich eine relative Abweichung zum Literaturwert von 14,61% ergibt. Dulong-Petitsche-Regel: c mol , Pb = 3 ⋅ 8,3145 ⋅ 10 3 J kJ = 24,94 kmol ⋅ K kmol ⋅ K Dies ergibt eine Abweichung von 7,78% zu unserem Messwert. Seite 20 von 25 2.5. Diskussion der Versuchsergebnisse Bei beiden Versuchsreihen weicht unser ermittelter Wert von den Literaturwerten ab. Auffällig jedoch ist, dass beide Werte jeweils deutlich unter den Literaturwerten liegen, weshalb sich auf einen systematischen Fehler schließen lässt. Die einzelnen Fehlerquellen, welche zwar teilweise in der Fehlerrechnung berücksichtigt wurden, indem beispielsweise bei der Temperaturdifferenz bei den Metallkörpern von einem absoluten Fehler von 2K ausgegangen wurde, aber anscheinend noch nicht in ausreichendem Maße, dürften sich unserer Meinung nach wie folgt zusammensetzen: Die Temperatur der Metallkörper hat zu dem Zeitpunkt, in dem sie in das Kalorimetergefäß gegeben wurden, keine 100°C betragen. Denn auch trotz längerer Verweildauer in dem Wasserbad wurden die Körper nicht auf exakt 100°C erhitzt, außerdem ging bei dem „Transport“ von Wasserbad zum Kalorimetergefäß Wärme verloren. Hinzu kommt, dass die Metallkörper keine Reinstoffe waren (=>Aufhängung!). Mit Hilfe diesen Punkte ist es vielleicht auch zu erklären, dass das Ergebnis bei Blei besser ausgefallen ist, als dies bei der Messung von Aluminium der Fall war. Da Blei eine niedrigere spezifische Wärmekapazität besitzt, passt es sich auch schneller seiner Umgebungstemperatur an, womit Blei eher eine Temperatur von 100°C besessen haben dürfte als Aluminium. Ebenso wie bei dem ersten Versuch zur Ermittlung der Wärmekapazität des Wassers, wurde bei diesem Versuch von einem idealisierten, abgeschlossenen System ausgegangen. In der Praxis ist dies aber nicht der Fall, da beispielsweise ein Wärmeaustausch mit der Umgebung stattfindet. Seite 21 von 25 3. Schmelzwärme des Eises 3.1. Physikalische Grundlagen: Aggregatszustände und Schmelzwärme Ein Stoff besitzt normalerweise drei Aggregatszustände: Fest, flüssig und gasförmig. Um einen Stoff von einen Aggregatszustand niedrigerer Energie in einen anderen, höherer Energie, zu überführen wird Energie benötigt. Diese Energie wird wieder frei, wenn der Stoff wieder in den Zustand niedrigerer Energie zurückkehrt. Dieses Verhalten soll am Beispiel von Schmelzen bzw. Erstarren erklärt werden: Feste Stoffe besitzen eine Gitterstruktur. Erhitzt man nun einen festen so lange, bis seine Schmelztemperatur erreicht ist, so wird jede weitere Energie, die man dem Stoff zuführt, dazu verwendet, um das Gitter aufzulösen. Erst wenn das Gitter komplett aufgelöst ist, führt eine weitere Energiezufuhr zu einer Erwärmung des Stoffes. Kühlt der Stoff wieder und erstarrt, so wird durch die Gitterbildung die Energie wieder frei, die benötigt wurde, um das Gitter aufzulösen. Die spezifische Schmelzwärme s eines Stoffes ist definiert als die Energie E, die benötigt wird, um eine bestimmte Masse m komplett zu schmelzen: s = E⋅m-1 und besitzt somit die Einheit [s] = J⋅kg-1 3.2. Versuchsaufbau Kalorimetergefäß ohne Heizvorrichtung (s.o.) 3.3. Versuchsdurchführung Wir erhitzen etwa 400g Wasser im Kalorimeter auf eine Temperatur von 48°C. Sobald diese Temperatur erreicht ist, geben wir ca. 130g abgetrocknetes Eis zu dem Wasser in das Kalorimeter und messen unter Rühren alle 10 Sekunden so lange die Temperatur bis das Eis komplett geschmolzen ist. Bei diesem Versuch verwenden wir den Kalorimeterdeckel ohne Heizvorrichtung, weshalb wir eine spezifische Wärmekapazität des Kalorimeters von 74 J K-1 berücksichtigen müssen. 3.4. Versuchsauswertung Bei der Messung der Temperatur in Abhängigkeit von der Zeit erhalten wir folgende Messreihe: Zeit [s] Temperatur [°C] 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 48,0 38,7 27,0 22,2 19,3 18,0 17,2 17,0 17,0 17,1 17,2 17,1 Die Massen haben wir mit der Waage folgendermaßen bestimmt: Masse des Wasser mw = 392,4g ± 0,1g Masse des Eises meis = 128,7g ± 0,1g Seite 22 von 25 Seite 23 von 25 Aus dem Graphen können folgende Temperaturen abgelesen werden: Temperatur des Wassers vor Zugabe des Eises Temperatur des Wassers nach Zugabe des Eises Tw,vorher = 48,0°C ± 0,4°C Tw,nachher = 17,0°C ± 0,4°C Hieraus ergibt sich eine Temperaturänderung für das Wasser von ⋅∆Tw = 31,0K ± 0,8K Das Eis hat vor der Mischung eine Temperatur von 0°C gehabt, womit sich eine Temperaturdifferenz für das Eis von ⋅∆Teis = 17,0K ± 0,4K Auch hier können wir wieder eine ähnliche Energiebilanz aufstellen, da die Energieerhaltung gilt: cw ⋅meis⋅∆Tw + ΓK⋅∆Tw = ceis ⋅meis⋅∆Teis + seis⋅meis Löst man diese Gleichung nach der gesuchten Schmelzwärme seis auf und setzt die bekannten und gemessenen Werte ein, erhält man (4,19 cw = kJ J ⋅ 0,3924kg + 74 )31K kJ kg ⋅ K K − 4,19 ⋅ 17 K 0,1287 kg kg ⋅ K sw = 342,62 kJ⋅kg-1 Fehlerabschätzung Durch Fehlerfortplanzung kann man von folgendem, relativen Fehler des ersten Summanden ausgehen: 0,1 0,8 0,1 + + = 0,0268 392,4 31 128,7 Dies ergibt einen absoluten Fehler von: 413,85 kJ kJ ± 11,09 kg kg Der relative Fehler des zweiten Summanden beträgt 0,4 = 0,024 17 und sein absoluter Fehler somit 71,23 kJ kJ ± 1,71 kg kg Seite 24 von 25 Somit erhalten wir einen geschätzten Gesamtfehler von seis = 342,62 kJ kJ ± 12,80 kg kg Die Abweichung vom Literaturwert für die Schmelzwärme für Eis von kJ seis ,lit = 335 kg in Höhe von 2,1% bestätigt sowohl unsere Messergebnisse als auch unsere Fehlerabschätzung. Somit dürften weitere Fehlerquellen, wie z.B. dass ein geringer Anteil des Eises bereits vor Zugabe in das Kalorimetergefäß geschmolzen ist, vernachlässigbar sein. 4. Quellenangaben Hammer/Hammer: „Grundkurs der Physik 1“, 7.Auflage Hammer/Hammer: „Grundkurs der Physik 2“, 5.Auflage Walcher: „Praktikum der Physik“, 7.Auflage Seite 25 von 25