Hartnäckig, herausfordernd und zeitintensiv - Die JHaS

Werbung
S. Hasler/ R.Bellwald dipl. Wundexperten SafW
Hartnäckig, herausfordernd und zeitintensiv: der
Umgang mit chron. Wunden in der Hausarztpraxis
Der Patient kommt mit einer offenen Wunde am Bein in die Praxis Was nun?
Zuerst mal Ruhe bewahren und eruieren, um welche Art von Wunde es sich handelt,
akut oder chronisch.
Der Patient berichtet schon über Monaten eine kleine Wunde zu haben, die sich aber
zusehends vergrössert hat.
Und so befindet man sich schon mitten in der Anamnese, welche uns schon wichtige
Hinweise zu möglichen Ursache der Wunde geben kann.
Venös
arteriell
Sind Venenleiden bekannt?
Lokalisation eher medial/ malleolär.
Klinische Zeichen vorhanden?
Ödeme, Corona Phlebectatica
Purpura jaune d’ocre
Atrophie blanche
Stauungsdermatitis
Dermatoliposklerose
Diagnostik: Palpation der Fusspulse , Erfragen der max. Gehstrecke, ABI –
Bestimmung, Weitere mögliche Untersuchungen: Duplexsonografie, Angiografie,
Oszillografie oder Messung des transkutanen Sauerstoffpartialdruckes
Universitätsklinik für Dermatologie
S. Hasler/ R.Bellwald dipl. Wundexperten SafW
Oder handelt es sich um eine andere mögliche Ursache?
Wichtig: Immer Ursachenabklärung und Ursachenbezogene Behandlung
Ausschluss von Tumorleiden oder Vaskulopathie mittels Biopsie
Abklärung einer Infektion durch Abstrichuntersuchung
Universitätsklinik für Dermatologie
S. Hasler/ R.Bellwald dipl. Wundexperten SafW
Wenn man sich durch die verschiedenen Diagnostikverfahren und/oder Einbezug
von Spezialisten der Ursache nun sicher ist, geht es an die Behandlung der Wunde:
Wichtig ist, dass die Gefässsituation des Patienten abgeklärt ist. Liegt keine arterielle
Durchblutungsstörung vor, kann eine Wundreinigung mittels scharfem Debridement
gemacht werden. Dies ist von nöten, weil eine Wunde, welche mit Fibrin, Krusten
oder Nekrosen belegt ist nicht heilen kann. Aber Vorsicht bei Diabetikern und
Dekubitus an Knochenvorsprüngen wie z.B Ferse!
Zudem sollte die Wunde beim Verbandswechsel einer Nassphase zugeführt werden,
anhand einer desinfizierenden Lösung wie z.B Prontosan. (Reinigung und
Dekontamination, Befeuchtung und Feuchthaltung der Wunde, sowie
gewebeschonende Ablösung von Fibrinbelegen und Resten von Wundauflagen)
Die Wahl der Wundauflage richtet sich nach dem Exsudat der Wunde. Eine Wunde
braucht immer Feuchtigkeit um das Einwandern der Zellen zu gewährleisten. Aber
nicht deren zuviel,ansonsten Wundrand und die Wundumgebung zu mazerieren
droht, zudem bietet ein zu feuchtes Wundmillieu einen idealen Nährboden für Keime.
Zu beachten gilt es auch, wie oft der Verband gewechselt werden muss,desweiteren
stellt sich die Frage,wer den Verbandswechsel durchführt. ( durch den
Patienten,Angehörige, oder Spitex). Ideale Wundauflage für Anwender verschreiben.
Handelt es sich bei der Wunde um ein venös bedingtes Geschehen,muss zwingend
eine Kompressionstherapie mittels Kurzzugbinden, Zinkleim oder
Kompressionsstrumpf durchgeführt werden. Bevor es aber zum Einsatz des
Kompressionsstrumpfes kommen kann muss das betroffene Bein erst von Ödemen
entstaut sein. Mit dem Kompressionsverband wird von aussen Druck auf die
Beinvenen ausgeübt und dadurch die Wadenmuskelpumpe unterstützt.
Die physikalische Wirkung:
• verringerter Querschnitt von krankhaft erweiterten Venen und
Unterstützung der Funktion der Venenklappen.
• erhöhte Strömungsgeschwindigkeit des Blutes.
Diese Wirkungen tragen zu einer beschleunigten Wundheilung
bei Ulcus cruris bei.
Schwierigkeiten in der Behandlung
Universitätsklinik für Dermatologie
S. Hasler/ R.Bellwald dipl. Wundexperten SafW
Nicht nur das Herausfinden der Ursache erweist sich manchmal als richtig knifflig,
sondern auch die Behandlung an sich.
Eine Behandlung kann nur Erfolg haben, wenn der Patient krankheitseinsichtig ist
und versteht um was es in der Therapie geht. Dann ist er auch gewillt ,mitzumachen.
Deswegen erweist es sich als sinnvoll ,dem Patienten seine Krankheit zu erläutern
und die Therapiestrategien zu erklären. Besonders bei der Kompressionstherapie ist
die Non-Compliance der Patienten besonders hoch. Oftmals verstehen sie nicht
warum nun die Beine einbandagiert werden müssen. Mögliche Ursachen warum der
Pat.die Kompression verweigert; Warmes Wetter, Gefühl der Enge, Schmerzen, nicht
passendes Schuhwerk, Unverständnis.
Manchmal erweist es sich als hilfreich den Pat. in den Behandlungsplan
miteinzubeziehen, indem er zum Beispiel bei Verbandswechseln mithelfen kann.
Schmerzen in der chronischen Wundbehandlung gilt es natürlich wie bei jeder
Behandlung zu vermeiden, dennoch ist dies nicht immer möglich. Ein Debridement
kann Schmerzen verursachen, trotz genügender Analgetika. Da gilt es eine gute
Kommunikation zu finden und das Debridement nicht zu ausführlich zu machen.
Eine gute Kommunikation erweist sich auch in der interdisziplinären
Zusammenarbeit als essentiel, denn nur ,wenn das gesamte Behandlungsteam an
einem Strick zieht, kann eine Verbesserung der Wunde eintreten.
Arzt, Spitex, Wundexperte, Heim, Angehörige, Angiologe, Podologe, Orthopäde, ect.
Zudem stellen die Kosten eine schwerwiegende Problematik in der
Wundbehandlung dar, nicht nur dass die modernen Wundauflagen kostenintesiv sein
können, auch die lange Behandlungsdauer steigert die Kosten. Zumal viele Patienten
ein Kontaktekzem entwickeln und so die Behandlung massiv erschwert wird. Auch
die verschiedenen Diagnostikverfahren und Konsile tragen zur Kostenentstehung
bei. Deswegen ist bei der Behandlung darauf zu achten, keine“Wundburger“
(Schichten von versch. Wundauflagen) entstehen zu lassen (absolut sinnlos) und
allgemein nach dem Prinzip zu verfahren, so viel wie nötig aber so wenig wie
möglich.
Universitätsklinik für Dermatologie
Herunterladen