EXKURSION VORARLBERG LIECHTENSTEIN GRAUBÜNDEN Einer, der durch die vielfältige Landschaft fährt, Berge und Seen bewundert, die Gastlichkeit in Dörfern und Städten genießt, Lebensart und Traditionen kennenlernt, bemerkt auch eines: Die Architektur des Landes. Exkursion vom 30.08 - 05.09.2010 durch die Architekturstaaten Vorarlberg, Liechtensten und Graubünden Gleich nach der Grenze beginnt abrupt eine erstaunliche Allgegenwart von zeitgenössischen Bauten, die mich durch das ganze Land, bis hinauf in die Berge begleiten. Oftmals in Holz und Glas, zugleich meist helle, leichte Konstruktionen, zeichnen sie sich durch klare Linien und raffinierte Einfachheit aus. @ Sebastian Philipp, August 2010 Ausstellung im Rathaus bis 31. August 2010 können die Bürger das Modell im Rathaus begutachten und über den Entwurf diskutieren. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 – 12 Uhr Donnerstag 14 – 18 Uhr Neues Stadttor Isny - Stadtcafé und Bühne Entwurf: Peter Zumthor, 2010 Wassertorstraße 3, 88316 Isny im Allgäu Das neue Stadttor ist ein Turm. Es ist ein neuer Turm im Konzert der Türme, die das Stadtbild von Isny prägen. Mit seinen 35 m Traufhöhe übernimmt er die Höhe des abgegangenen Torturmes und wie dieser verfügt er über einen weich geschwungenen oberen Abschluss, eine Halbkugel, die sich bei näherer Betrachtung als kugelförmiger Körper erweist, der von oben in die schlanke Hohlform der neuen Turmschale eingelegt ist. Der neue Turm ist aus massiven „Glasziegeln“ aufgebaut. Stein um Stein, im Verband gemauert und vermörtelt, wie die alten Häuser und Türme der Stadt. Das Glassteinmauerwerk ist 50 cm dick. Ringförmig aufgemauert und hochgezogen entsteht eine große vasenförmige Hohlform. Drei schlanke, röhrenförmige Füße weiten sich, beginnen sich zu berühren und vereinigen sich ganz oben, dort, wo die abschließende Kugel eingelegt ist, zu einer einzigen Hohlform. Die Schale des Turmes ist ein gläsernes Gefüge mit unendlich vielen Facetten, in denen das Licht sich bricht und spiegelt. Es wirkt leicht und kraftvoll, mineralisch und kristallin. Das durchscheinende Glas gewährt wechselnde Einblicke und Durchblicke von außen nach innen und von innen nach außen, am Tag und in der Nacht. Kunsthaus Bregenz Peter Zumthor, 1997 Karl Tizian Platz 1, 6900 Bregenz Der mit einer „Lichtdiffusionshaut“ aus fein geätzten Glaspaneelen geschuppte Betonkörper steht an der Uferpromenade des Bodensees, in seiner transluzenten Oberfläche empfänglich für den Wechsel des Lichts von Luft und Wasser. Das konstruktiv unabhängige Mantelbauwerk fungiert, einen Meter vom Gebäudekern entfernt, als Witterungsschutz und Tageslichtregler, sodass sich der monolithische Betonkubus dahinter in seiner puren Gussform auf vier Geschossen über quadratischem Grundriss autonom entwickeln kann. Die Ausstellungsräume der Obergeschosse - Zumthor spricht von nach oben offenen Lichtauffangbehältern – werden über offen gefügte, geätzte Glastafeln belichtet, die einzeln von der Decke abgehängt sind und das seitliche Tageslicht in den Ausstellungsraum umlenken. Zusätzlich wird der Lichteinfall jeweils von drei tragenden und raumgliedernden Wandscheiben moduliert. Im Eingangsgeschoss gibt es anstelle der Glasdecke eine pure Deckenuntersicht mit Downlights, und die innere Seite des Fassadenmantels ist hier frei einsehbar. Der Verwaltungsbereich des Museums mit Café und Bookshop ist in einem separaten Baukörper untergebracht, der maßstäblich mit dem Gefüge der Altstadt korrespondiert und gemeinsam mit dem „Leuchtkörper“ des Museums und dem bestehenden Kornmarkttheater einen neuen Platzraum zwischen See und Altstadt definiert. Festspielhaus und Kongresshaus Dietrich & Untertrifaller, 2006 Symphonikerplatz 1, 6900 Bregenz Das in mehreren Etappen erneuerte und stark erweiterte Festspielhaus Bregenz dient heute als leistungsfähiges Mehrspartenhaus sowie als Veranstaltungs- und Kongresszentrum. Die Erweiterung und Transformation des eher verschlossen wirkenden Gebäudes von 1979 in eine vielgestaltige, einladende Anlage gehorcht aber nicht formalistischer Spielerei, sondern durchdachter Klärung scheinbar unlösbarer betrieblicher Problemknoten. Den Befreiungsschlag brachte das lange, hochaufgestelzte, zweigeschoßige Trägerbauwerk der Büros für Verwaltung und Produktion. So konnten darunter wichtige und großräumige Querverbindungen gewahrt oder neu geschaffen werden. Als signifikantes Zeichen mit Fernwirkung bietet es zugleich ungestörte Ausblicke auf die Bregenzer Hausberge und den See. Wohnanlage Mildenberg Baumschlager Eberle, 1998 Mildenbergstrasse, 6900 Bregenz Der Grundgedanke des Entwurfs war, das irgendwie zu entzerren, die Offenheit und Durchlässigkeit des Naturraums atmosphärisch zu erhalten, aufzunehmen. Es kam darauf an, etwas davon zu transportieren, daß es am Schluß, unter dem Strich, noch lesbar ist. Denn dicht ist es dort schon, aber es wurde alles vermieden, was innerhalb herkömmlicher Wohnvorstellungen nachteilig bewertet wird. Also: Es gibt bei jeder Wohnung eine Terrasse, alle Wohnungen sind möglichst nach Süden orientiert, es gibt aber auch Süd-West- und Süd-Ost-Wohnungen, allerdings keine einzige reine Nord-West oder Nord-OstSituation. Aus der ökonomischen Perspektive gesehen, könnte man sicher günstiger bauen. Es sind sehr schlanke Baukörper, bei denen das Verhältnis zwischen Kubatur und Nutzfläche optimierbar wäre - allerdings nicht für die Einkommenschicht, an die sich diese Wohnbauten richten. Interunfall Landesdirektion Jean Nouvel, 1999 Brielgasse, 6900 Bregenz OPTION Das Gebäude ist ein zweihüftiger Bau, parallel zur Brielgasse. Die beiden Baukörper umschließen ein durchgehendes ca 10 Meter breites Atrium (ein grüner Wintergarten). Sie beginnen 4-geschossig (oberirdisch) im Nordwesten und enden in zwei punktförmigen, 6 geschossigen Wohn- und Bürogebäuden mit einer Cafeteria im Erdgeschoß. Die Dachformen werden im wesentlichen von Pultdächern bestimmt. Zentraler Bestandteil der innovativen Architektur ist das richtungsweisende UMES Energiekonzept. VKW Hochregallager Dietrich & Untertrifaller, 2002 Weidachstrasse 6, 6900 Bregenz Um den Anforderungen des Bauherren nach Neuordnung und Strukturierung der Funktionen auf dem gesamten Werksgelände (gemäss dem Masterplan) unter Optimierung des logistischen Ablaufs und möglichst kostengünstiger Erstellung gerecht zu werden, wurde das Volumen des Hochregallagers in die Aulandschaft der Bregenzer Ach eingebunden. Die Höhe des umgebenden Baumbestandes wird als Höhenbegrenzung aufgenommen, das Volumen von einer monochromen Haut aus Profilglas umhüllt. Die optische Tiefenwirkung der Fassade entmaterialisiert das Gebäude im Tageslicht. In der Dämmerung und in der Nacht lässt die hinterleuchtete Fassade den Glasblock helltransparent erscheinen. Das Volumen leuchtet von innen heraus, seine Schwere wird relativiert, der profane Zweckbau eines Lagers mit Licht veredelt. Das Licht, das zugleich die Grundkompetenz der VKW darstellt, soll symbolisieren, dass das Energieunternehmen rund um die Uhr tätig ist und das Werksgelände ständig in Funktion ist. Die Innenräume werden durch einen optischen „Durchschuss“ verbunden, die Arbeitsprozesse werden somit sichtbar. Michelehof Wirtschaftsgebäude Philipp Lutz, 2006 Marktstrasse 26, 6971 Hard Die lang gestreckte Proportion des Gebäudes ergibt sich aus dem Grundstück, das Satteldach resultiert aus dem gemeinsamen Wunsch, mit traditioneller Technik auszukommen. Das Haus sollte auch auf den ersten Blick als landwirtschaftliches Gebäude zu erkennen sein. Der Kopfteil ist massiv errichtet, um die klimatischen und brandschutztechnischen Belastungen der Schnapsbrennerei tragen zu können. Der Rest des Erdgeschosses und das gesamte Obergeschoss sind aus Holz gebaut. Die Böden in den Verkaufsräumen sind aus geschliffenem Beton, die Böden und Wände im Obergeschoss mit Weißtannenbrettern verkleidet. Nordwesthaus Baumschlager Eberle, 2008 Hafenstrasse 18, 6972 Fussach Die ehemalige Kiesgrube am Bodensee wurde in einen Segelhafen verwandelt. Das auskragende und nie kippende Hafenbüro (2000) bekommt mit dem Clubhaus ein ebenso spannendes Gegenüber: Ein Monolith, 14 Meter direkt aus dem Wasser emporwachsend, an der Kante von Anlegestellen und Liegeplätzen. In biomorphen Formen bildet die unregelmäßige Betonstruktur den Raum für den 8,5 m hohen Veranstaltungssaal und die darunter liegende Bootbox. Mit markanten Fugen fließt die filigrane Hülle der Glastafeln darüber hinab. Die mit Feinschliff erzeugten kristallinen Strukturen des Glases geben eine zusätzliche transluzente, reflektierende, lichtvariable Dimension. Im Innenraum wie nach Außen wird das Licht- und Schattenspiel mit der natürlichen Umgebung und des Nachts mit künstlichen Illuminationen in künstlerische Sphären versetzt. Dichte und Durchblick, Licht und Bewegung, die Architektur nimmt die Elemente des Hafens auf und verdichtet sie im Bauwerk in außergewöhnlicher Weise. Hafenbüro Rohner Baumschlager Eberle, 2000 Hafenstrasse 18, 6972 Fussach Das statisch notwendige Gegengewicht ist in den Boden eingelassen, führt den Kraftakt nicht vor Augen, belässt den Baukörper in einem geheimnisvollen konstruktiven Schwebezustand. Im Betonsockel sind auf zwei Ebenen die Toilettenanlagen sowie Waschräume für die im Hafen anlegenden Segler untergebracht, das Verwaltungsbüro im homogen mit Holz ausgekleideten Raumbalken ist in seinen Proportionen und Gestaltungselementen (etwa der Höhe der seitlichen Sichtschlitze) exakt auf die Bedürfnisse und Körpergröße der Bauherrin zugeschnitten. Die Raumplastik verdankt seine pure monolithische Anmutung konsequentem Detailverzicht: Dass etwa die Loggien an den raumhoch verglasten Schmalseiten des Kubus auch eine Brüstung haben, sieht man erst auf den zweiten Blick. Die in Mischbaubauweise errichteten Gebäude bieten maximale Variabilität in der Grundrissgestaltung durch nichttragende Wohnungstrennwände aus fünffach beplanktem Gipskarton. Umlaufende Terrassenbänder gliedern die Baukörper in der Horizontalen, hinter den rostroten Sonnenschutz-Lochblechen kommt das naturbelassene Holz der Lärchenfassade zum Vorschein. Wohnpark Sandgrubenweg Atelier für Baukunst, 2006 Mariahilfstrasse 17a-d, 6900 Bregenz Veranstaltungssaal CUBUS Cukrowicz Nachbaur, 1997 Wälderstrasse 5, 6922 Wolfurt Zwischen dem alten Vereinshaus und der Hauptschule in einen großzügigen Freiraum platziert, gibt der Saal dem stark expandierenden Ort eine neue Mitte. Das strenge, dunkle Volumen erhält durch asymmetrische Öffnungen und kleine Annexe Spannung und Vitalität, durch die Bekleidung mit Schieferplatten aus der Region auch Noblesse und verhaltene Besonderheit. Wohnanlage Mozartstrasse Baumschlager Eberle, 1997 Mozartstrasse 5 / 5a, 6850 Dornbirn An den Ecken sind teilweise Veranden eingeschnitten, wobei zusätzliche Öffnungen möglich sind. Zum ruhigen Gesamtbild der Anlage trägt nicht nur die regelmässige Gestaltung der Fassaden bei, sondern auch der durchgängig verwendete rote Klinker, dessen Farbigkeit eine visuelle Brücke zur benachbarten Villa schlägt. Der Baukörper umfasst neben einem Hotel mit Restaurant auch noch Geschäfte, ein Kaufhaus, Büros, Wohnungen und Tagungsräume. Der große beinahe quadratische Bau springt im EG in der Geschäftszone hinter eine Stützenreihe zurück und läßt so eine Art Laubengang entstehen. Das vierte OG besteht aus Wohnungen und springt ebenfalls zurück. An der Ostseite liegt der Eingang zum Kaufhaus, das im begrünten Innenhof durch eine Oberlichtverglasung belichtet wird. An der Westseite ist der Eingang zur Hotelanlage: Über dem Eingang scheint eine Art Schiffsbauch zu schweben, in dem sich das Restaurant befindet: Auf vier Stützen getragen, mit Kupferblech überzogen, mit schmalen verteilten Fensterbändern, hinter denen die Stahlkonstruktion sichtbar wird. Ein Verbindungsglied mit Holzlamellenverkleidung führt in das Hauptgebäude. Vor dem Hotel befindet sich ein ebenerdiger Riegel mit der gleichen Holzlamellenverkleidung vor einer Glasfassade, der als Überbauung der Tiefgaragenabfahrt dient und gleichzeitig Raum für Konferenz- und Tagungsräume bietet. Hotel Martinspark Baumschlager Eberle, 1996 Mozartstrasse 2, 6850 Dornbirn Atriumhaus R. Gnaiger + U. Mössler, 1999 Rosenstrasse 17, 6850 Dornbirn Das dreigeschoßige Wohnhaus , in einem der nobelsten Viertel Dornbirns angesiedelt, wurde so in das Grundstück gesetzt, dass sich im Süden und Nordwesten grosse Grünflächen ergeben. An der Südost- und Südwestseite, das Haus liegt diagonal zu den Himmelsrichtungen, wurden Loggien an die Wohnungen angedockt. Diese wirken wie eigene Boxen: Mit einer Größe von 16 m2 übersteigen sie das gewohnte Mass . Konstruiert in Leichtbauweise aus Blech, setzen sie sich nicht nur durch Material und Größe vom gewohnten Erscheinungsbild eines Balkons ab, sondern sorgen durch ihre schachbrettartige Anordnung noch für zusätzliche Rhythmisierung des Baus. Als Atriumhaus konzipiert wurden der Südost- und Südwesttrakt mit einer Laubengangerschließung zum Atrium hin bedacht. Die Nordwestseite - auf Gartenseite - weist eine Art Laubengang nach außen auf. Betritt man den Bau über die Schmalseite - die Nordostseite - erwartet einen eine ganz besondere Stimmung. Das Atrium erstreckt sich über drei Geschoße, ist glasüberdacht und nimmt Tageszeit und Licht in das Hausinnere mit. Wohnbau „Verwalter“ Baumschlager Eberle, 2003 Rosenstrasse, 6850 Dornbirn In den viergeschossigen Kuben überwiegt der Zweispännertypus, alle Wohnungen sind durch Balkone und Terrassen, vor allem aber durch Loggien in den Gebäudeecken mehrfach mit dem Außenraum und dem Garten verbunden. Der flachere winkelförmige Bauteil begrenzt die Anlage Richtung Nordwesten und verbindet die Stadtvillen zu einem zwischen Geschlossenheit und Offenheit oszillierenden Gefüge. Mit dem soliden Erscheinungsbild der Backsteinfassade korrespondiert ein hoher Ausführungsstandard, erkennbar etwa an den raumhohen Holzfenstern und den verschieblichen Loggienverglasungen. Die BewohnerInnen der 25 Appartmentsdürfen sich einer Wohnqualität erfreuen, die selbst manchem Eigenheimbesitzer verwehrt bleiben mag. Die inatura sollte in den Industriehallen eine adäqaute Heimstätte finden. Für die Errichtung des Museums und des von den Landschatsarchitekten Rotzler Krebs Partner konzipierten Stadtgartens mussten einige Gebäudeteile abgebrochen werden, geblieben sind die Montagehalle, die alte und neue Giesserei, die Dreherei und die Schmiede. Die Zubauten (ein Kubus verbindet zwischen zwei zuvor separaten Teilen, ein zweiter birgt die Wirtschaftsräume des Cafés) und die beiden Neubauten mit den Inatura-Büros greifen den industriellen Charakter der Substanz auf, was sich u.a. an den rauen Fassaden aus Corten-Stahl ablesen lässt. inatura Erlebnis Naturschau Dietrich & Untertrifaller, 2003 OPTION Jahngasse 9, 6850 Dornbirn OPTION Krankenhaus Dornbrin Gohm & Hiessberger, 2004 Lustenauerstrasse 4, 6853 Dornbirn Der neue Gebäudeflügel, glasummantelt und mit silbern schimmernder Untersicht aus Alucobond, schwebt direkt in den Baumkronen, und zu ebener Erde bleiben die alten Sichtverhältnisse rund um den Vorbereich des Haupteingangs unverstellt. Eine Verbindungsbrücke im 2.OG schließt die neuen Ärztebüros niveaugleich an die Bereitschaftszonen im behäbigen Altbau an. Alle Büroräume umfangen ein geschossübergreifendes und glasgedecktes Atrium, das zusätzliches Tageslicht von “innen her” verteilt und für sehr durchlässige (individuell regelbare) Arbeitszonen sorgt. Gemeindesaal Mäder Baumschlager Eberle, 1995 Schlössleweg 3, 6841 Mäder Die Form des Baus entspricht seinen Anforderungen: Ein zur Bühne hin breiter werdender Rundbau mit einem durchgehenden Fensterband direkt unter einem leicht gewölbten Flachdach. Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Konzerte, Vorträge erhalten hier ihre jeweils akustisch abgestimmte Wirkung. Der Entwurf orientiert sich an den engen Zusammenhängen zwischen Form, Funktion, Ökonomie und Ökologie. Die rundum zweischichtige Fassade des Schulhauses besteht aus einer Holz - Glas - Konstruktion, die von einem hinterlüfteten Mantel aus geschuppten Glaslamellen umhüllt wird. Durch die je nach Sonnenstand wechselnden Zustände von Transparenz ändert sich die Erscheinung des Baukörpers: von seiner Entmaterialisierung im Streiflicht bis hin zum Spiegel der Umgebung. Die weitgehende Verglasung der Fassaden ermöglicht zusammen mit einem zentralen Lichtschacht und Oberlichtbändern in den Kastenwänden aus Holz eine natürliche Durchbelichtung der Geschoße, trotz ihrer Grundfläche von 27 mal 27 Metern. ÖKO Hauptschule Mäder Baumschlager Eberle, 1998 Alte Schulstrasse 7, 6841 Mäder Haus der Generationen Dorner \ Matt, 2007 Schulgasse 5/7, 6840 Götzis Das Konzept der Pflegestationen folgt den Bedürfnissen der Bewohner nach Licht, Abwechslung und guter Orientierung im Gebäude. Die zentralen, inneren Aufenthaltsbereiche haben öffentlichen Charakter. Über die Innenhöfe nehmen die Bewohner durch Blickbeziehungen am „öffentlichen Leben“ teil. Die Pflegestützpunkte sind über die Brücke mit den Stationen im bestehenden Pflegeheim verbunden. In der abgestuften Folge solitärer Baukörper entlang der Landesstrasse bildet die neue Hauptschule einen L-förmigen “ökologischen” Schlusspunkt. Gemeinsam mit dem Turnhallentrakt umfängt sie einen durch Bepflanzung gegenüber dem Strassenraum geschützten Pausenhof. Im zweihüftigen Hauptbaukörper sind sämtliche 12 Klassenzimmer, Sonderunterrichtsräume sowie die Verwaltung untergebracht, die Erschließung erfolgt über einen dreigeschossigen, von oben belichteten Raum, an den die Klassenzimmer mit einzelnen Querbrücken angebunden sind. Der langgestreckte Kopfbau mit gedecktem Eingangs- und Pausenbereich beinhaltet die zweigeschossige Pausenhalle und im Obergeschoss die Bibliothek. Hauptschule Klaus - Weiler - Fraxern Dietrich & Untertrifaller, 2003 Treietstrasse 17, 6833 Klaus Die vom Eingangsplateau einsehbare 3-geschoßige Ausstellungshalle bietet einerseits visuelle Beziehung zu DMG Produkten von Außen, andererseits vermittelt die abgesenkte Volumetrie dem Besucher ein Zugehörigkeitsgefühl Innen. Die Anhebung des Erschließungsboulevards im EG als visuelle Schnittstelle zwischen Verwaltung und Ausstellung extrapoliert zum einen den repräsentativen Zugang zum DMG Headquarter Austria, schafft zum anderen eine stützenlose, durch Blickbeziehungen bestimmte Orientierung im Gebäude. Der zweistöckige Empfangsbereich führt den Besucher zur Cafeteria mit Terrasse, zum Besprechungsraum oder direkt zur ständig im Fokus stehenden Ausstellungshalle. Natürliche Lichtatmosphäre schafft der zwischen den Geschoßen vermittelnde Lichthof und Zugang zum Freibereich. Durch Faltung der Volumetrie wird der flexibel trennbare Bürobereich zusätzlich zoniert. Im OG orientiert sich der multitransitorische, teilbare Besprechungsraum zum Luftraum der Ausstellungshalle. Rundum gruppieren sich die einzelnen Abteilungen und der zentrale Kern mit Nebenräumen. DMG Headquater O.L. Kaufmann + A. Rüf, 2005 Oberes Ried 11, 6833 Klaus Logistikzentrum Tschabrun Ch. Lenz, 2005 Bundesstrasse 102, 6839 Rankweil Die Baumaterialien für das Logistikzentrum (konstruktiver Holzbau, Außenmaße der Halle 120 x 105 m), das zu den größten Lagerhallen Mitteleuropas in Holzkonstruktion zählt, sind zum Großteil dem Produktkatalog des Unternehmens entnommen und demonstrieren die qualitätsbewusste Haltung eines Betriebs, der sich für wirtschaftliche und zeitgemäße Lösungen im Holzbau einsetzt. Die Konstruktion der Halle besteht aus Fachwerkträgern mit 27 m Spannweite, Leimbindern mit 18 m Spannweite und OSB Platten auf Kantholzpfetten mit 8 m Spannweite. Die Bodenplatte des Gebäudes ist für Kragarmschwerlastregale und Blocklager ausgelegt, die Phenolharz-Platten für die Fassade wurden verschnittarm dimensioniert. Durch die Entscheidung, die Halle mit einer Sprinkleranlage auszustatten, konnte auch auf die Unterteilung in einzelne Brandabschnitte verzichtet werden. Beeindruckende Raumdimensionen in maximaler Flexibilität stehen zur Verfügung, unterstützt durch modernste EDV-Lagerlogistik konnte das Unternehmen seine Performance in punkto Effizienz und Termintreue weiter optimieren. Bei so viel Rationalität sehnt man sich nach einer kleinen verspielten Geste? Wie unterschiedlich große Luftblasen schweben die mit einfachen Gummiklemmprofilen befestigten Rundfenster zwanglos über die Fassade. Grünes Haus Hein-Troy Architekten, 2007 6800 Feldkirch Tisis Das Gebäude ist in fünf unterschiedliche Funktionsebenen eingeteilt. Vom Eingangsniveau aus lassen sich über eine Halbtreppe sowohl das kompakte Sockelgeschoss mit Lagerund Technikräumen, als auch das Wohngeschoss mit der nach Südwesten ausgerichteten großzügigen Loggia erreichen. Die Ebene für die Kinder ist von hier aus wiederum durch ein Halbgeschoss getrennt, die über eine Stiege ihren Lern- und Spielbereich erreichen. Dieser Bereich kann von der Küche aus eingesehen werden. Den oberen Abschluss nennen die Architekten "Baumhaus" - ein zusätzlicher intimer Wohnraum mit Terrasse. Von hier bietet sich eine faszinierende Aussicht auf das Panorama der Schweizer Berge. Passivwohnhaus E L Walter Unterrainer, 2003 Blumenau 6, 6800 Feldkirch Das ungewöhnlichste Merkmal des Einfamilienhauses in Feldkirch - Blumenau ist sicherlich die Fassade. Ein schwarzes dichtes Industriegewebe aus umweltfreundlichem Polyethylen umhüllt die vorgefertigten hoch gedämmten Holzrahmenelemente. Die ca. zwei Meter breiten Bahnen weisen eine hohe Winddichtigkeit und Witterungsbeständigkeit auf. Nahtsäume aus sichtbaren Edelstahlschrauben unterstreichen den textilen Charakter. Gemeindezentrum St. Gerold Cukrowicz Nachbaur, 2009 Faschinastrasse 100, 6722 St. Gerold Als viergeschossiger Solitär steht das neue Gemeindezentrum, mit Gemeindeamt, Kindergarten, Dorfladen, am steil abfallenden Südhang im Großen Walsertal. Ein beziehungsvolles Dreieck spannt der hinzugefügte Baukörper mit dem Geroldhaus/ Feuerwehr und dem denkmalgeschützten Schulhaus auf. Der dadurch entstehende Dorfplatz verändert die Straßendorf-Situation mit der schnell befahrenen Walserstraße völlig. Schule und Gemeindehaus nehmen eine Art Wächterposition ein. Gemeindezentrum Blons B. Spagolla, 2004 Faschina Bundesstrasse, 6721 Blons Man betritt das giebelständige Volkschulgebäude bzw. den Dorfladen an der eingezogenen Nordostecke, im Obergeschoss befinden sich die beiden Klassen, im Untergeschoss der Turnsaal mit freiem Blick ins Tal. Das Giebeldreieck des Dachraums ist vollflächig verglast und wird mit eingebauter Galerie als Gruppenraum genutzt. Im Erdgeschoss des westseitigen Gebäudes, das ebenfalls über die Nordecken erschlossen wird, befindet sich das Dorfgasthaus, darunter – westseitig erschlossen – die Räumlichkeiten der Gemeindeverwaltung. Der große Anteil an dörflicher Eigenleistung sowie die hohe, zugleich unaufdringliche baukulturelle Qualität dieser neuen “Zentrumsverdichtung” mag die Ursache dafür sein, dass die neuen Gebäude sofort nicht nur ins faktische, sondern auch ins symbolische Eigentum der Gemeinde übergingen. Gemeindehaus Raggal J. Kaufmann, 2006 Raggal 220, 6741 Raggal Die Dachform ist Resultat des Raumkonzepts. Im Obergeschoss ist nur der talauswärts orientierte Sitzungssaal untergebracht. Die Dachflächen reichen tief und ermöglichen eine interessante räumliche Situation im Erdgeschoss. Langgestreckte Fensterbänder mit unterschiedlichen Leibungstiefen gliedern das Erscheinungsbild der Holzfassade. Durch die gelungene Detailplanung der innen liegenden Dachrinnen wirkt der dreigeschossige Baukörper kubisch und modern. Der Raum wird mit sechs Flächen aufgespannt. Die schützende Hülle aus Massivholzelementen lädt durch ihre Neuinterpretation der bewährten Stilelemente von Vordach, Hausbank und Kommode zum Stehenbleiben ein. Im alpinen Kontext ist die Form des Daches wesentlich, auch ein ordentliches Vordach spielt eine zentrale Rolle beim geschützten Sitzbereich. Die Einbauten mit dem Verstauten sind das Möbel, das sich hinter der Wand mit der Bank verbirgt. Flächenbündig eingelassene Illustrationen und Pläne werden hinter Glasplatten präsentiert. In der Kommode befinden sind weiters Flyerspender und Touch-Screen-Computer. i-tüpfle P. Berktold, S. Bertsch, M. Skalet, J. Stoppel, 2008 Hauptstrasse, 6706 Bürs Landesforum und Landesparlament Morger Degelo Kerez, 2000 Städtle 32, 9490 Vaduz Der 62 x 26 x 13 m große Steinkörper wirkt in seiner Größe und monolithischen Ausbildung fremd in der rustikal geprägten Umgebung. Die Körperhaftigkeit der Fassade entsteht durch eine tragende, fugenlose Betonkonstruktion, die wie ein Terrazzo angeschliffen wird. Die Architekten interessierte der innere Reichtum und der Aufbau des Materials: Schwarzes gebrochenes Basaltgestein, farbiger, feinkörniger Flusskies und schwarz eingefärbter Zement. In vielen Versuchen, die in einem 1:1 Modell einer Fassadenecke gipfelten, wurden für die Zuschlagsstoffe unterschiedliche Steinqualitäten, Steinfarben, aber auch Oberflächenbehandlungen studiert. Schlussendlich bearbeiteten sechs Arbeiter in fünf Monaten mit Handschleifgeräten den Stein zu einer hochglänzenden Oberfläche. Je nach Lichteinfall und Standpunkt des Betrachters erfährt der massige Körper eine Entmaterialisierung oder verdichtet sich zu einem (feinen) Muskelspiel von Bearbeitungsspuren. Die nahezu anachronistische Mühsal der Herstellung spiegelt etwas von der Macht der Idee. Landesforum und Landesparlament Hansjörg Göritz, 2007 Städtle 47, 9490 Vaduz Die beiden neuen Gebäude des Landesparlaments – das „Hohe Haus“ und das „Lange Haus“ – befinden sich am Fuß des Schlossbergs unter dem Sitz des Regenten sowie neben dem Amtssitz der Regierung des Fürstentums Liechtenstein. Göritz interpretierte den ursprünglichen Bebauungsplan neu und schuf zwei Gebäude, die durch ihre außergewöhnlich einfachen, fast sakralen Formen Vaduz in städtebaulicher Hinsicht aufwerten und durch die einheitliche Materialität und Konsequenz in der ausschließlichen Verwendung ockergelber Sichtziegel den Betrachter in den Bann ziehen. 680.000 eigens angefertigte Ziegel bedecken von der Tiefgarage bis in die Sitzungssäle Wände und Decken des Gebäudes. Das warme Licht, das von den Ziegelflächen ausgeht, schafft eine besondere Atmosphäre im Inneren und Äußeren der Gebäude. Archiv- und Verwaltungsgebäude Kaundbe Architekten, 2009 Peter-Kaiser-Platz 1, 9490 Vaduz Ein Knick in der nahtlos fortgesetzten Fassade des Landtagsgebäudes und der Niveausprung zum Peter-Kaiser-Platz verraten den Neubeginn; der goldgelbe Klinkerstein wird jedoch bis zum Schluss durchgezogen. In den fensterlosen Kubus des Magazins ist die verputzte, lichtdurchflutete Benutzerzone eingeschoben. Ein zurückversetztes Treppenhaus verschränkt ihn mit dem Verwaltungstrakt. Putz und Farbe dieser Teile entsprechen den alten Gebäuden des Ensembles. Es entstehen neue Wege, öffentliche Plätze und Nischen, die auf verschiedenen Ebenen mit den umliegenden Gebäuden und Plätzen verbunden sind. Gezielte Aus- und Durchblicke stellen wichtige Bezüge zur baulichen wie landschaftlichen Umgebung her. Haus Ritter-Gey Bearth & Deplazes, 2004 Eschen, 9492 Eschen-Lichtenstein Eine Umfassungsmauer schützt den geheimnisvollen Garten und das von vier Pfeilern getragene Haus, das sich in vier frei übereinander geschichtete unterschiedliche architektonische Welten gliedert. Das Untergeschoss bildet eine Art kryptische Unterwelt. Von hier steigt man hoch in den rundherum verglasten und sich bis in den Garten ausdehnenden Wohnraum. Eine losgelöste Treppe führt in den geschützen, oberen Schlafbereich mit seinem kreuzförmig gedrehten Eckräumen und weiter auf die von Aussen verborgene Terrasse von der die Rundumsicht auf das Bergpanorama des Rheintals zum Erlebnis wird. Haus Meuli Bearth & Deplazes, 2001 Unterdorf (Bofelweg 25), 7306 Fläsch Haus Meuli Bearth & Deplazes, 2001 Unterdorf (Bofelweg 25), 7306 Fläsch bünden 21|09|2007 Unterdorf Situation 1:1000 Situation 1:1000 ZIMMER 1 0 ESSEN KÜCHE Grundriss EG ZIMMER 1 ESSEN KÜCHE 50 (METER) 30 0 10 20 40 1000 MASSSTAB 1:1000 ZIMMER 2 ZIMMER 3 ZIMMER 4 30 Grundriss EG 50 (METER) 40 0 10 20 50 (METER) MASSSTAB 1:1000 ZIMMER 3 30 40 50 (METER) ZIMMER 4 WOHNHAUS MEULI WOHNHAUS US MEULI MEULI FLÄSCH 2001 SITUATION BEARTH & DEPLAZES ARCHIT BEARTH &D BEAR BEARTH & DEPLAZE 4 / die 5 Als Monolith in Sichtbeton sichert der Wohnturm Dorfgrenze und fasst den Gas-ANDREA VALENTIN BEARTH DEPLAZES 4 / 5 AlsBEARTH Monolith in Sichtbeton sichert der Wohnturm die Dorfgrenze und fasst den Gas& DEPLAZES ARCHITEKTEN CHUR FLÄSCH 2001 SITUATION VALENTIN BEARTH ANDR senraum, bevor man diesen in Richtung der offenen Rebberge verlässt. Gedrungen 4 / 5 SITUATION BEARTH & DEPLAZES ARCHITEKTEN CHUR VALENTIN BEAR senraum, bevor man diesen in Richtung der offenen verlässt. Gedrungen und plastisch wie die alten Fläscher Herrschaftshäuser, verdankt er seine fünfeckige VALENTIN BEARTH ANDREA DEPLAZES DANIEL LADNER 4 /Rebberge 5 Grundrissder Grundform spitzwinkligen und dem daraus abzuleitenden, und plastisch wie dieOGalten FläscherParzelle, Herrschaftshäuser, verdankt erkorsettartigen seine fünfeckige Bauperimeter, dem im Süden ein kleiner Garten vorgelagert ist. Die Wohnräume sind Grundriss OG Grundform auf derdrei spitzwinkligen Parzelle, und dem daraus abzuleitenden, korsettartigen Etagen untergebracht: das Gartengeschoss mit Küche, Eß- und Gästeraum, das Bauperimeter, dem im Süden ein kleiner Garten vorgelagert ist.Räume Die Wohnräume Zimmergeschoss und zuoberst das Wohngeschoss mit Studio. Alle sind in Beton sind gegossen und grauweiß geschlämmt, sodass der Abdruck der Schalung, auf drei Etagen untergebracht: das Gartengeschoss mit Küche, Eß- ihre undUngeschlifGästeraum, das fenheit und ihre Überzähne innen spürbar bleiben, ein Umstand, der dank der EntwickZimmergeschoss und zuoberst das Wohngeschoss mit Studio. Alle Räume sind in Beton lung eines tragfesten Dämmbetons erst möglich wurde. Die Fassaden des Wohnturms gegossen und grauweiß geschlämmt, der Abdruck der Schalung, ihre UngeschlifHAUS MEULI sind einschalig-monolithisch aus 50 sodass cm starken Mauern und innen-bündigen Fenstern BEARTH & DEPLAZES ARCHITEKTEN CHUR Obwohl eine innen völlig andersartige Bautechnologie vorliegt, trägt der dieses Hausder mehr fenheit undgebaut. ihre Überzähne spürbar bleiben, ein Umstand, dank Entwickzur gewachsenen Siedlungsstruktur und Identität von Fläsch bei als irgendein stilistisches lung eines tragfesten Dämmbetons erst möglich wurde. Die Fassaden des Wohnturms Plagiat. DassDGder Monolith die äußerlichen Spuren einer Holzschalung zeigt und damit Grundriss sind einschalig-monolithisch aus 50Ökonomiebauten cm starken Mauern BEARTH & DEPLAZES ARCHITEKTEN CHUR auch in die Nähe vorhandener rückt, magund einerinnen-bündigen Semperschen Meta-Fenstern VALENTIN BEARTH ANDREA DEPLAZES DANIEL LADNER morphose zuzuschreiben sein. gebaut. Obwohl eine völlig andersartige Bautechnologie vorliegt, trägt dieses Haus mehr AUS MEULI 2001 EG VALENTIN BEARTH ANDREA DEPLAZES DANIEL LADNER WOHNRAUM OG KAMINNISCHE VALENTIN BEARTH ANDREA DEPLAZES DANIEL LADNER STUDIO KAMINNISCHE ort 035 vor ort 035 01 VALEN zur gewachsenen Siedlungsstruktur und Identität von Fläsch bei als irgendein stilistische FLÄSCH 2001 5 METER BEARTH & DEPLAZES ARCHITEKTEN CHUR DG VALENTIN BEARTH ANDREA DEPLAZES DANIEL LADNER Schnitt M 1:200 WOHNHAUS MEULI FLÄSCH 2001 BEARTH & DEPLAZES ARCHITEKTEN CHUR SCHNITT architektur WOHNHAUS MEULI archi architek 5 METER VALENTIN BEARTH ANDREA DEPLAZES DANIEL LADNER 5/5 ES ARCHITEKTEN CHUR RTH & DEPLAZES ARCHITEKTEN CHUR REA DEPLAZES DANIEL LADNER NTIN BEARTH ANDREA DEPLAZES DANIEL LADNER n - r es Haus Casascura K. Hauenstein, atelier f, 2007 Hinterdorf, 7306 Fläsch Der Architekt verband für sein Wohnhaus ein altes Weinbauernhaus mit einer Erweiterung, wo früher eine Stallscheune stand. Und schloss das Ensemble mit einer der für das Dorf typischen, verputzten Steinmauer und einem Brunnen im Innenhof ab. Das alte Haus, ganz an die Strasse gebaut, ist sorgsam restauriert. Wir sehen sogar die unterschiedlichen Verputze, die es im Lauf der Zeit trug. Die quer zu ihm gestellte Erweiterung im Hinterhof ist ein anthrazit eingefärbter Betonmonolith unter einem weitwinkligen Dach. Alt und neu deutlich abgesetzt? Nur auf den ersten Blick. Der Anbau nimmt die Farbe des ehemaligen Stalls auf. Und wie in Fläsch Sitte und Brauch, ist auch das Dach des Anbaus bündig an der Fassade. Das Material ist in Variation gleich: Für den Altbau Stein, für den neuen Beton; im Innern hier die Patina des alten Täfers, dort weiss gekalkte Fichte. Hier kleine Fensterchen, dort als Bilderrahmen eingelassene grosse und kleine Fenster. Reizvoll gewiss wie Hauensteins mit zwei Herzen wohnen: Sie können sich in den heimeligen Kammern des Weinbauerhauses vergraben und durch die luftigen Räume der temperierten Moderne des Betonhauses schreiten. Und ein Detail ist umwerfend: Im Weinbauernhaus steht eine halsbrecherische, räumlich phänomenale alte Wendeltreppe, mit Steinplatten konstruiert von einem anonymen Baumeisterkönner, der schon lange auf dem Friedhof liegt. Weingut Gantenbein Bearth & Deplazes, 2007 Im Feld (Platz 34), 7306 Fläsch Am Rand der Weinberge steht das Weingut Gantenbein. Sein Weiterbau ist ein Haus aus Betonpfosten, ausgefacht mit spektakulär vermauerten Ziegeln. Keiner steht gerade auf dem andern, kein Zwischenraum ist wie der andere. Das Resultat sind poetische Licht- und Schattenspiele, anders zu jeder Stunde – ein Theater des Ziegelsteins. Die Fassade spielt mit den Motiven Traube, Sonne, Korb und Fass und sie setzten erstmals den mauernden Roboter des Lehrstuhls Digitale Fabrikation der ETH Zürich ein. Die Produktion ist so eingerichtet, dass nur die Schwerkraft und keine Pumpe den Fluss von der Traube zum Wein in der Flasche antreibt. Das Weingut ist aber auch eine Bühne, auf der die Winzer ihren Betrieb stolz darstellen. Mit der schillernden Fassade, mit einem Keller in den Farben Rot, Schwarz und Weiss, mit einem in Ockergold getauchten Gewölbe und mit einem ovalen Treppenhaus, das aufs zweite Geschoss führt, auf dem ein Gastraum und eine Lounge mit weitem Landschafts- und Bergblick eingerichtet sind. ÖKK-Hauptsitz Ostschweiz Bearth & Deplazes, 2002 Bahnhofstrasse 9, 7302 Landquart Aus dem Dach ragen sechs Türme mit den Liften, Treppenhäusern und WCs. Sie sind so bemessen, dass sie die massiven Böden der vier Geschosse ohne Stützen tragen. Wie ein Mantel packt eine Glasfassade die vielen Tonnen Beton ein. Lustig sieht das schwere Haus aus, wenn die Sonnenstoren wie Flügel aus der strengen Fassade wachsen.Die Krankenkasse ist ein Speicherofen. Die Sonne scheint durchs viele Glas, und ihre Wärme wird in der Materialmasse gespeichert. Damit die Mitarbeiterinnen nicht geröstet werden, können sie die Fenster öffnen und Vorhänge ziehen. Und der Computer wacht, damit nicht zu viel Wärme verschwindet; eine automatische Lüftung aber, die andernorts Bewohner klagen lässt, gibt es nicht. Die ÖKK hat ein technisch ausgeklügeltes Haus mit 150 Büroarbeitsplätzen erhalten, das verglichen mit einem üblichen zeitgenössischen Bürohaus weniger als die Hälfte Energie braucht und auch den Minergiewert erheblich unterschreitet. Es zeigt, wie Energievernunft und architektonische Güte miteinander verbunden werden können. Wohnhaus Walther Bearth & Deplazes 2002 Oberer Selfiweg, 7208 Malans Wohnhaus Löwengasse Jon Ritter, 2007 Löwengasse 4, 7208 Malans Organtransplantation - In der Dorfkernzone von Malans wurde ein alter Stall durch einen Neubau ersetzt. Patinierte Kupferbahnen umspannen das Gebäude und lassen es farblich mit der Umgebung verschmelzen. Ein Projekt, welches zwischen nachbarlicher Nähe, Privatsphäre und Belichtung vermittelt. Haus Luzi Peter Zumthor, 2002 Hasentrog, 7231 Jenaz “Oben, nicht weit von dem Neubau weg, steht ein altes Schulhaus. Und dieses Schulhaus ist ein schöner, stattlicher, einfacher, simpler Strickbau. Und der wurde gebaut von einem der damals führenden Architekten im Kanton Graubünden. Von ihm stammen Hotelbauten in St. Moritz und Davos. Das gehört sich, dass ein Architekt ganz einfache, simple Dinge machen kann. Und genau das wollte ich. Eine Aufgabe nehmen und etwas einfach und anständig erledigen. Und am liebsten in der Anonymität. Das ist so ein persönlicher Antrieb. Und das andere hat mehr zu tun mit der Konstruktion, mit den konstruktiven Beschränktheiten der Strickbauweise. Wenn man diese Bauweise anschaut, ist das wirklich archaisch. Wenn wie im 17. Jh. die Fenster in den Wandflächen noch klein sind, ist das stimmig, aber je größer die Fenster werden, umso mehr verliert der Strickbau an Kraft. Und da ist bei diesem Haus eine Antwort gefunden.“ Peter Zumthor löst dieses Paradox durch den Wechsel von massiven Ecktürmen und den vollständig verglasten Mittelfeldern. Sechs Meter breit öffnen sie sich mit Schiebetüren oder Drehtüren, auf tiefe wettergeschützte Terrassen und entsprechen so auch dem Wunsch der Bauherrn nach Licht und Raum. Peter Zumthor: “Alle Räume sind wie im Kino und alle vier Ausblicke sind wunderschön. Da stört einfach nichts. Das ist selten. Das ist wie Cinemascope.” In Luzein, am Sonnenhang oberhalb von Küblis, schwebt ein kleines Holzhaus zwischen den altehrwürdigen Sprecherhäusern. Als Vorbild diente dem lang gestreckten Holzriegel auf Stelzen der Prättigauerstall mit seinem offenen Erd- und geschlossenen Obergeschoss. Wie der Stall ist das Haus ein einfaches Volumen, von einem Giebeldach abgeschlossen. Mit den Jahren wird der Neubau genauso gebräunt und eingegraut von Wind und Wetter. Auf dem Terrain steht nur ein Kistchen mit einem Gästeschlafzimmer. Seine Rückwand, die Metallstützen sowie aussteifende Spannkreuze tragen das Obergeschoss, wo die Verlegerin Marianne Flüeler wohnt, arbeitet und schläft. Der Balkon und die Eingangstreppe sind mit feinen Metallstäben ans Dach gehängt. Die Räume im Obergeschoss gehen fliessend ineinander über. Sie sind nacheinander mit Blick auf beste Sonne aufgereiht, abgetrennt von Schiebetüren. Das Haus am Hang von Luzein zeigt, welcher Spielraum in einem Holzbausystem wohnen kann. Es greift auf den Baukasten «Living Box» zurück, den das Architeam 4 aus Basel, zusammen mit dem Holzbauer Ruwa aus Küblis entwickelt hat. Trotz Systembau, der den Gesetzen von Norm und serieller Fertigung folgen muss, ist das Sonneklavier von Luzein ein eigenwilliges Einfrauhaus geworden. Haus Flüeler architeam 4, 2005 7242 Luzein OPTION Landwasser-Viadukt Alexander Acatos, 1901 Dorfstrasse, 7477 Filisur Der Landwasserviadukt ist eine 65 m hohe und 136 m lange Eisenbahnbrücke im Netz der Rhätischen Bahn in der Nähe des Bahnhofs Filisur und gilt als ein Wahrzeichen der Bahngesellschaft. Rund 22’000 Züge überqueren pro Jahr den Viadukt, täglich sind es rund 60. Der Viadukt gehört seit dem 7. Juli 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe Kongresszentrum Davos Degelo Architekten, 11/2010 7270 Davos Kirchner Museum Davos Gigon + Guyer, 1992 Ernst Ludwig Kirchner-Platz 1, 7270 Davos Ihr Bau stellt den Oberlichtsaal als traditionellen Ausstellungsraum des 19. Jahrhunderts in eine räumlich neuartige Konstellation. Die niedrige Erschliessungszone verbindet die vier Baukuben der Ausstellungssäle zu einer kristallinen Gebäudeskulptur. Die kubische Form forciert die Davoser Flachdacharchitektur, die – im Baugesetz als Vorschrift verankert – seit der Zwischenkriegszeit das Ortsbild mehr und mehr bestimmt. Im Innern bilden die tragenden Betonwände eine zentrale Halle. Von dieser öffnen breite Türen die hellen Ausstellungssäle mit Bildern voller expressionistischer Farbenkraft. Über breite Fenster führt der Gang weiter in die Landschaft hinaus – die Ausstellungsräume aber sind in sich gekehrte Räume mit hölzernen Böden, weissen Wänden und einer gläsernen Decke. Blendungsfrei und schattenlos fällt auch im Winter das Tageslicht, ungehindert von liegendem Schnee, in die Bildersäle. Tritt das Museum in der Erschliessungshalle als plastischer Sichtbetonbau in Erscheinung, erscheint es aussen als dünnwandiges Glashaus. Die grünlich und weiss schimmernde Hülle besteht aus klaren und mattierten Gläsern, und statt Kies decken Glasscherben das Flachdach. Peter Zumthor, 1943 Architekt, Haldenstein „1969 habe ich als schüchterner neuer Assistent des damaligen Bündner Denkmalpflegers Alfred Wyss einen mittelalterlichen Turm in Lumbrein angeschaut und dabei den Besitzer, Duri Capaul, zum ersten Mal getroffen. Bereits am Tag danach bekomme ich einen Anruf: „Hätten Sie Freude, für mich diesen Turm umzubauen ?“ Die Freude war ihm das Wichtigste, eigentlich ging es nur darum. Duri hatte mich also nur einmal gesehen, einen Basler notabene, der in seinem Leben noch nie etwas gebaut hatte. Aber er muss eine gewisse Begeisterung gespürt haben, die ich an jenemTag entwickelte für seinen Turm. Das hat ihm gereicht, um mir den Auftrag zu geben - Duri hat eine unglaublich spontane Art. Später hat er mich dann gelegentlich auf sein Büro kommen lassen, hat mich nach meinen Lebensumständen gefragt, nach Frau, Kindern, Finanzen. Er muss realisiert haben, dass es uns damals finanziell nicht gerade prächtig ging, er muss das Gefühl gehabt haben: Die brauchen Geld. Dann redete er von irgend einer kleinen Bauaufgabe, eine Wand einziehen im Estrich seines Elternhauses in Lumbrein, oder eine Büroeinrichtung machen - ich habe ihm dann wirklich einmal einen Schreibtisch entworfen - aber eigentlich kamen mir diese Sachen immer eher wie ein Vorwand vor. Denn der Abschluss eines solchen Bürobesuchs war immer gleich: Er holte sein Scheckbuch hervor und schrieb einen Scheck über 1000 oder 2000 Franken: „Da haben Sie eine Anzahlung!“ Und eigentlich hatte ich das Gefühl, der Scheck sei ihm wichtiger als der Rest. Beim Turm hatte ich absolute carte blanche. Kritische Fragen stellte er mir fast nur pro forma, wohl weil er das Gefühl hatte, dass ein Bauherr solche stellen müsse. Und die Diskussionen mündeten immer in dieselbe Frage: „Gefällt Ihnen das, möchten Sie das so machen ?“ „Ja.“ „Gut, dann machen Sie es !“ Er wollte ein- fach meine Verantwortung spüren für die vorgeschlagene Lösung, wollte sicher sein, dass ich als Gestalter voll hinter meiner Idee stand. Das ist die absolut ideale Voraussetzung für künstlerische Arbeit. Wenn du willst, dass das Beste herauskommt bei einem Künstler, dann musst du ihn auf diese Art gewähren lassen. Duri weiss das. Es wäre schon sehr interessant zu wissen, woher er das hat. Wie kommt einer, der vor dem Krieg in Lumbrein aufgewachsen ist und dann Jus studiert hat, zu solchen Einsichten ? Denn das war schon eine eigene Welt, dieses Dorf da hinten im Lugnez. Wenn man zum Beispiel nach Lumbrein ging, zusammen mit dem Denkmalpfleger, dann ging das nicht, ohne dass man Duris Vater die Aufwartung gemacht hätte, und den alten Herrn musste man mit „Herr Regierungsrat“ ansprechen, obwohl er ja schon seit Jahrzehnten nicht mehr im Amt war. Wohnturm »Chisti«,1316, Lumbrein, Peter Zumthor, 1970 Dieser Turm-Umbau war also wie gesagt mein allererster Architektur- Auftrag, mein erster Bau. Später hat Duri mir den Auftrag für das Gemeindehaus von Lumbrein verschafft. Er hatte einfach das markante, alte Haus in der Dorfmitte gekauft und der Gemeinde weiterverkauft - ohne Gewinn, aber mit einer Architekturverpflichtung. Da war er dann ganz der Sohn des Dorfkönigs, der bestimmt und sagt, wo es langgeht. Bei diesem Umbau war bereits Valentin Bearth Projektleiter. Dieser Auftrag fiel in eine Uebergangsphase, eine sehr unsichere Phase, wo ich aber entschlossen war, Architekt zu werden. Zuvor hatte ich das eher als eine Art interessante Nebenbeschäftigung betrachtet. Jetzt wollte ich mich wirklich voll der Architektur zuwenden, war gleichzeitig aber noch sehr unsicher. Das sieht man dem Gemeindehaus von Lumbrein auch an: Es hat postmoderne Elemente – und gleichzeitig auch schon Elemente der Kritik an der Postmoderne. Gestritten haben wir uns oft über politische Fragen im Nachklang von 1968. Ich erinnere mich an einen Abend mit Duri, wo ich mich nach ein paar Gläsern Wein zur Aussage verstiegen habe: „Lieber tot als nicht rot“, oder so ähnlich. Da ist Duri wirklich ausgerastet. Einen Moment lang war er fassungslos, und dann hat er mir eine regelrechte Standpauke gehalten. Im übrigen hat er, ein durch und durch bürgerlich denkender Mensch, mich in einer Art und Weise unterstützt, wie ich das aus meinen eigenen politischen Kreisen nie erlebt habe. Von linker Seite habe ich bis heute nie – ich wiederhole: nie - irgendwelche Unterstützung erfahren. Was ich mich zuweilen gefragt habe: Wie war er wohl im Beruf, als Wirtschaftsanwalt ? Er hatte ja wichtige Positionen und Ämter in- und ausserhalb des Kantons. Dem Klaus Schwab hat er am Anfang ganz entscheidend geholfen, das European Management Forum, das spätere WEF, in Davos zu etablieren und aufzubauen. Aber solche Sachen waren nie ein Thema zwischen uns, und ich weiss eigentlich kaum etwas über ihn als Berufsmann, als Rechtsanwalt. Nur in seinen Briefen, wenn er sich zu irgend etwas schriftlich äusserte – da spürte man manchmal, dass er wohl auch eine harte Seite hervorkehren konnte. Aber irgendwann sehr früh muss Duri einmal ein Erlebnis gehabt haben, aus dem er für sich den Schluss gezogen hat: „Ich muss junge, begabte Leute unterstützen.“ Ich denke, er ist ein Mäzen im echten, alten Sinn des Wortes, und ich könnte mir vorstellen, dass er auch von der romantischen Idee beseelt worden ist, einmal ein Genie zu entdecken. Ich kann mich erinnern - aus mir wollte Duri immer einen Bildhauer machen ! Ich glaube, Duri braucht diese Nähe zu Künstlern und Intellektuellen, er braucht diese Spannung, er will sich dem aussetzen. Er sucht damit als der bürgerliche Akademiker, der er ist, den Kontakt mit der Bohème, mit einer Gegenwelt. Und das hat ihm bestimmt auch viel gebracht. Ihm und Clara. Ich denke, er hat grosses Glück mit dieser Frau. Clara hält ihn, hat ihn immer gehalten. Und ich habe in all den Jahren die Freude gespürt, die sie an ihm hat und an seiner kauzigen Art. Diese beiden Menschen haben sich etwas zu sagen, haben sich immer etwas zu sagen gehabt und lassen sich gegenseitig so viel Raum. Die beiden haben mich als Paar tief beeindruckt.“ Ensemble Zumthor: Wohn- und Atelierhaus Peter Zumthor, 1986, 2004 Süsswinkel 20 & 28, 7023 Haldenstein Am ‹Süesswinggel› stehen die zwei Atelier- und Wohnhäuser von Peter Zumthor. Das erste ist ein Zeugnis des Aufbruchs – Zumthors Atelierhaus ist ein Leitbau der neuen Bündner Architektur und des zeitgenössischen Holzbaus. Sein zwanzig Jahre später gebautes Atelier- und Wohnhaus ist eine Meisterleistung. Reif und abgeklärt. Selbstverständlich und ungezwungen. Sinnlich, akribisch kontrolliert und aus einem Guss. Die zwei unterschiedlichen Gebäude führen in gleicher Manier das gewachsene, disperse Dorf weiter. Und sie drücken dem Ort ihren Stempel auf – sie verleihen ihm ihren eigenen Zauber. Das erste Atelierhaus ist wie ein gewöhnliches, ländliches Ökonomiegebäude in Holz konstruiert, fein wie eine Möbelschreinerarbeit. Die Fassade aus dünnen Lärchenlatten mutet japanisch filigran an. Die grosse Fensterfront mit vorgestellter Laube weist zu einem kleinen Hain mit dicht gepflanzten Kirschbäumen. Das zweite Atelier- und Wohnhaus umgibt wie ein ‹u› einen Gartenhof. Der eine Schenkel ergibt den zweigeschossigen Wohnhausteil mit Satteldach, der andere Schenkel den eingeschossigen Büroteil mit Flachdach. Im Zentrum des Wohnhauses, ebenerdig zum Garten, befindet sich Peter Zumthors persönlicher Arbeitsraum. Die silbern schimmernde Oberfläche der Betonwände wirkt weich, fast textil. Das Haus umarmt die Natur und fängt die weite Landschaft ein. Introvertiert konzentrieren sich alle Arbeitsräume auf den dicht, unter anderen mit Ahornbäumen bepflanzten Hof. Durch die in die Wand eingelassenen, raumhohen Fenster wirkt der Garten wie ein Terrarium. Die erhöhten privaten Wohnräume öffnen sich nach aussen. Die grossen Fenster mit Edelstahlrahmen richten den Blick auf die Tiefe des Rheintals und den Berghang mit der Burgruine. Massgeschneidert auf die Lebens- und Arbeitsbedürfnisse des Architekten verschmelzen Arbeits- und Wohnräume in feiner Abstufung von öffentlich über privat zu intim. Kompakte Betonkörper, in denen sich kleine Kammern verbergen, gliedern die fliessende Verbindung der Räume im Erdgeschoss um den Hof herum. Die Tiefe und Weite des Hauses sowie die Komposition von grosszügigen, hohen Räumen und verborgenen Nischen erinnern an die Therme Vals. Ohne sichtbare Beziehung sind Erd- und Obergeschoss miteinander verzahnt. Mäandernd schmiegen sich die Räume im Obergeschoss um die hohen Atelier- und Wohnräume des Erdgeschosses wie deren Negativ. Das Haus ist in handwerklich vollendetem Können, gewöhnlichen und edlen Materialien ausgebaut: glatte Betonwände, Täfer und Böden aus verschiedenen Hölzern, Böden mit Pietra Serana aus Italien und mit Terrazzo. In Haldenstein steht die Meisterleistung eines Architekten – sie konzentriert die Summe seines bisherigen Architektenlebens. Doppelhaus Räth Peter Zumthor, 1983 7023 Haldenstein Doppelhaus mit Atelier Krontaler Robert Albertin, 2006 7023 Haldenstein EFH Albertin Robert Albertin, 2009 (Alpweg 14) 7023 Haldenstein Das Untergeschoss formuliert einen Höhenversatz zur Strasse und formuliert eine Terrasse für das Erdgeschoss. Dieser „Sockel“ bildet mit Garage, Keller und den beiden Eingängen zu Büro und Wohnung den Auftakt zum Haus. Der nördliche Büroraum liegt direkt an einem natürlichen Felsen, der am Abend das Licht der untergehenden Sonne in den Raum spiegelt. Das obere Geschoss beherbergt den eigentlichen Wohnraum mit Küche und Essraum. Hier richtet sich der Blick gegen Süden ins Dorf, in die Berge sowie zur Stadt Chur. Die offene Küche bildet mit dem Essraum eine Einheit. Durch ihre hangseitige Positionierung liegt sie eine Stufe höher als der Wohnraum und bezieht sich gegen Aussen nach Westen auf den Gartensitzplatz. Der räumliche Übergang vom westlichen Aussenraum zum Wohnraum wird, im Gegensatz zur Küche, durch zwei Tritte und ein Tunnelcheminée gebildet. Im Dachgeschoss liegen die beiden Hauptzimmer. Eines blickt nach Norden zum Dorf und in die sich öffnende Tallandschaft, das andere nach Westen in Richtung Sonnenuntergang in Chur und Felsberg. Ein kleineres Zimmer öffnet sich bergseits und blickt in den Lärchenwald und Richtung „Katzenburg“. Am Treppenkern sind die Nassräume angegliedert. Zudem stellt eine kleine Galerie den räumlichen Bezug zum Erdgeschoss her. Wohnhaus Bearth Bearth & Deplazes, Salisstrasse 10, 7000 Chur Als Villa gebaut, knüpft das schlichte, dreistöckige Gebäude an die Vergangenheit der Umgebung an. Der Bautyp Villa ist hier auf fünf Merkmale reduziert worden: Auf den verputzten Baukörper, auf die symmetrische Gartenfassade, auf die Enfilade der Wohnräume und auf die überhohen Wohngeschosse, die erst im Hochparterre beginnen. Das wichtigste Merkmal der Stadtvilla ist aber ihre Lage auf dem Grundstück. Der Park wird zur langgestreckten Wiese vor dem Gebäude, die Vorfahrt zum schmalen Kiesplatz hinter dem Wohnhaus. Der baumbestandene und eingefriedete Garten ist für das Haus ein Innenraum, denn die geschosshohen Fenster verwandeln jeden Wohnraum in ein Gartenzimmer. Erst diese architektonische Einheit von Gebäude und Aussenraum macht aus dem Einfamilienhaus eine Stadtvilla. Haus für Naturwissenschaften, Kantonsschule Bearth & Deplazes, 1999 Jochstrasse 30, 7000 Chur Etwas abseits der Altstadt, versteckt im Schatten des bischöflichen Hofhügels neben und Mühlbach, steht gebaut, ein Teil der Bündner Kantonsschule. Andres Lieschs altes urerRebberg Wohnquartier. Als Villa Seminarschulhaus ist einer der bemerkenswerten Bauten aus Sichtbeton, entstanden heit der Umgebung an. Der Bautyp in den Sechzigerjahren. Seine Erweiterung ist ein grünlich schimmerndes Glashaus – im rputzten Baukörper, auf die Volksmund ‹Aquarium› genannt. Den Wettbewerb hatte das Büro Miller & Maranta aus me und auf die überhohen Basel gewonnen; Bearth & Deplazes sollten den Entwurf der Basler umsetzen. Stattdeshtigste Merkmal der Stadtvilla ist aber sen aber überraschten sie mit einem eigenen Projekt. Sie haben in Form übersetzt, was ckten Wiese vor demwird: Gebäude, die im Gebäude gelehrt Naturwissenschaft. So trägt ihr Glashaus wie eine Molekülketbaumbestandene und eingefriedete te ein filigranes, räumliches Gerüst. Vier Betontische aufeinander gestapelt, umhüllt von henGlas. Fenster verwandeln jeden Es erinnert in Durchsicht und Offenheit an ein Laboratorium. Das Klimaproblem Einheit von Gebäude und Aussenraum haben die Architekten mit einem ausgeklügelten Klappensystem gelöst – ohne Klimaanlage. Der farblose Quader, durch den die Gerätschaften der Naturwissenschaftler graugrün schimmern, ist in den Garten hinter dem Hauptgebäude gebettet; Weinreben, Farne und Häuser spiegeln sich in der Fassa-de – ein subtiles Spiel, in dem kultivierte Natur sich mit hoher Künst-lichkeit trifft. Ästhetisch streng sind die schmale Eingangstür und derleicht wirkende Aufgang ins obere Stockwerk – haben die Schülerinnen aber Pause, so wird es hier eng und gedrängt. Bei den Spitälern befindet sich Churs ‹Wohlstandshang›. Dort besitzt die Stadt das ‹Böschengut›. Sie hat ihr Land privaten Bauherren zugeteilt und diese auf einen Quartierplan verpflichtet: Alle neun Villen sind aus Sichtbeton, haben den Zugang von oben und Einfriedungen mit hohen Betonmauern. An den Hang gebaut, sind sie oben eingeschossig und wachsen unten auf drei Geschosse. Radikal forciert das Erstlingswerk des Ingenieurs Patrick nstrukte, 2005 Gartmann als Architekt die kubische, homogene Erscheinung des kleinen Quartiers. Er hat für sein Haus einen eigenen a.ch | grigionicultura.ch | graubuendenculture.ch Dämmbeton entwickelt, bei dem er den Sandanteil eines herkömmlichen LecaBetons mit Blähglas ersetzte – Kügelchen aus mit Luft angereichertem Glas. Das zementgebundene Ton-Glas-Gemisch kann in jede Form gegossen werden und ist leicht: Nur 1050 Kilogramm pro Kubikmeter – halb so viel wie herkömmlicher Beton. Der Ingenieur Gartmann hat seinen Baustoff als Architekt formal ausgereizt. Das Haus für seine Familie ist ein Rohbau, in den der Schreiner seine Arbeiten aus Nussbaumholz und die Fenster aus Lärchenholz lediglich eingelegt oder aufmontiert hat. Dem grauen Kubus sieht man von aussen den inneren Raumreichtum nicht an. Prunkstück ist die Wohnhalle, deren Wand zur Talseite hin aus einem rahmenlosen Glasfilm zu bestehen scheint. Der Blick über Chur wird hier zur Sicht über das Häusermeer, das an den Fuss des Calanda schwappt. Haus Gartmann in Chur 200 Haus Gartmann Patrick Gartmann, 2004 Böschenstrasse 5, 7000 Chur Katholische Heiligkreuzkirche Walter Maria Förderer, 1967 Katholische Heiligkreuzkirche Masanserstrasse 161,1967 7000 Chur Walter Maria Förderer, Masanserstrasse 161, 7000 Chur Ein Hauptwerk sakraler Sichtbetonar- chitektur. Plastisch bewegte Anlage Ein Hauptwerk sakraler Sichtbetonarchitektur. Plastisch bewegte Anlage um halbkreisförmigen Kirchenraum. um halbkreisförmigen Kirchenraum. Kreuzweg von Dea Murk, Marienbild Kreuzweg Dea Murk, Marienbild von Klausvon Arnold. von Klaus Arnold. Eingang Parlament Graubünden Eingang Parlament Graubünden Valerio Olgiati, 2009 Valerio Olgiati, 2009 Masanserstrasse 1, 7001 Chur Masanserstrasse 1, 7001 Chur Verwaltungsgebäude Würth D. Jüngling, A. Hagmann, 2002 Aspermontstrasse 1, 7000 Chur OPTION Gläserne Lamellen überziehen die drei Obergeschosse gleichmässig und bilden einen Vorhang, der sich dem Stand der Sonne anpasst. Die leichte Verschiebung der Geschosse zueinander bricht den homogenen Baukörper und definiert unter den ausladenden Geschossdecken den Eingang. Hinter der einheitlichen Fassade befinden sich drei fast identische Bürogeschosse mit Grossraumbüros an den Längsseiten und kleineren, mit Glas abgetrennten Räumen an den Stirnseiten. Das Herz des Gebäudes ist das über vier Geschosse reichende Atrium. Im Gegensatz zum kühlen Äusseren prägen warme Materialien das Innere, so die hölzerne Brüstung und die Kassettendecke beim Atrium oder der Teppich in den Büros. Das Verwaltungsgebäude ist jedoch nicht nur Arbeitsort für 260 Menschen, sondern auch Kulturort: Im Erdgeschoss, in dem auch die Sitzungszimmer liegen, finden Kunstausstellungen aus Reinhold Würths Sammlung statt, und das Restaurant ist für alle offen. Wohnhaus Conrad Gioni Signorell, 1992 Hirschbühlweg 20, 7000 Chur Das Haus Conrad ist ein Umbau eines älteren Einfamilienhauses, das im steilen Nordhang hoch über Chur liegt. Erweiterung und Altbau sind nicht Gegensätze, sondern verschmelzen zu einer Komposition von drei Farbkörpern. Das graue Sockelgeschoss verankert das Gebäude im Steilhang. Darüber staffeln sich das sienabraune flache Volumen des Wohnzimmers und der blaugraue Würfel mit den Schlafzimmern. Die Farbe wird zum Material der Körper, der Farbton unterscheidet ihr Gewicht. Für einmal gilt das konstruktive Detail wenig, der sinnliche Eindruck um so mehr. Das Haus ist aussen und innen ein Farbkunstwerk. 2_OpusC_0904_archi_de.qxp:Opus C.03.06 9:31 Uhr Seite 17 Einfamilienhaus werknetz, 2008 Ruchenbergstrasse, 7000 Chur usC_0904_archi_de.qxp:Opus C.03.06 SDIJUFLUVSTDIXFJ[ 21.08.2009 21.08.2009 9:31 Uhr 74?H?09 0=1K77? 40 >6@7;?@=,70 0>,8?B4=6@92 @9?0= >?K?E09 E@/08 /40 09>?0= 40 670491:=8,?4209 48 !-0=20>.3:>>740209,@L09-K9/428J274.3>?@9,@11H7 74249/0=,>>,/0/40,=-043=0=0?,77=,38094>?,9 /40 /0= 0?:91,>>,/0 ,920274.309 -09>: @9,@11H7742 >49//40+@2,92>?K=09E@8>:209,99?09 0-0920-H@ /0 40 =,@83:309 7,>1=:9?09 48 =/20>.3:>> A0= -49/09 /,20209 /09 9909 84? /08@L09=,@8 %40 >49/,7>%.340-0070809?084?/@96709$,3809,@>20 1K3=?/40?40149/0=,>>,/0740209 40 >6@7;?@=,70 %.34.3?@92 4>? ,@.3 48 990=09 /0> 0-H@/0>,-70>-,=404990=00:80?=40,770=-0909 1:72?/0=9:=/9@92/0>=/20>.3:>>0>B:/@=.3>4.3 48!-0=20>.3:>>-0>:9/[email protected]%4?@,?4:9090= Seite 18 74?H?09 0=1K77? 40 >6@7;?@=,70 0>,8?B4=6@92 @9?0= >?K?E09 E@/08 /40 09>?0= 40 670491:=8,?4209 48 !-0=20>.3:>>740209,@L09-K9/428J274.3>?@9,@11H7 74249/0=,>>,/0/40,=-043=0=0?,77=,38094>?,9 /40 /0= 0?:91,>>,/0 ,920274.309 -09>: @9,@11H7742 >49//40+@2,92>?K=09E@8>:209,99?09 0-0920-H@ /0 40 =,@83:309 7,>1=:9?09 48 =/20>.3:>> A0= -49/09 /,20209 /09 9909 84? /08@L09=,@8 %40 >49/,7>%.340-0070809?084?/@96709$,3809,@>20 1K3=?/40?40149/0=,>>,/0740209 40 >6@7;?@=,70 %.34.3?@92 4>? ,@.3 48 990=09 /0> 0-H@/0>,-70>-,=404990=00:80?=40,770=-0909 1:72?/0=9:=/9@92/0>=/20>.3:>>0>B:/@=.3>4.3 48!-0=20>.3:>>-0>:9/[email protected]%4?@,?4:9090= 20-09 )H3=09/ 0( /40 )H9/0 @9/ 0.609 48 =/20 >.3:>> 50/:.3 ,@> 27,?? 20>.3,7?08 @9A0=;@?E?08 %4.3?-0?:9 -0>?0309 >49/ /40 9909>04?09 /0=@L09 BH9/048!-0=20>.3:>>>:B40/400.60B04L,@>20 6704/0? 40 -049,30 #@,/=,?80?0= 0>.3:>>17H.30 /0> ,@>0> -:?09 /09 =.34?06?09 A407 20>?,7?0=4>.309 =04=,@8 /09 >40 9@?E?09 490 2=:LEK2420 ,70=40 A0=-49/0?/,>=/84?/08!-0=20>.3:>>@9/0=8J2 74.3? /,=K-0= 349,@> /09 74.6 /@=.3 04909 04920E: 20909",?4:-4>49/0948807@1/08>07-09)02 1H77? 4.3? 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A:9 :-09 /09 >>-0=04.3 4.3?170.609 @9/ %.3,??09 B,9/0=9 K-0= /40 7H.309 8innere !-0=20 Baufenster eingeschrieben - die >.3:>> >:=209 /40 -04/09 ",?4:>derjenigen E@/08 1K= /40 20 Geometrie folgt jedoch des Erdgeschosses. (SVOESJTTF &( 6( PQVT $ Y PQVT $ Y PQVT $ Y Schutzbauten Welschdörfli Peter Zumthor, 1986 Seilerbahnweg 17, 7000 Chur Im Churer Welschdörfli gab es einst, wie archäologische Funde beweisen, eine ausgedehnte römische Siedlung. Die Schutzbauten von Peter Zumthor sichern die freigelegten Ruinen der drei Häuser und sind zugleich ein kleines Museum. So entstanden drei leichte Hallen und eine Passerelle. Die Hallen erheben sich über den alten Fundamenten als Abstraktionen der römischen Funde. Die Holzkonstruktionen folgen den unregelmässigen Grundrissen; alle Stützen und Balken sind auf die speziellen Winkel zugeschnitten. Die Hülle aus Holzlamellen verbirgt das Besondere wie ein Schleier. Die Eingänge, fassbar in vorspringenden Mauerteilen, sind Guckkästen – man kann hineinsehen, nicht aber hineingehen. Hinein gehts über eine Stahlpasserelle. Der Weg über den Steg führt auf den römischen Boden hinunter. Schwarze Oblichter lassen mildes Licht eindringen. Durch die Lamellen ist von Ferne der Klang der Stadt zu hören. Man spürt, wo die Sonne steht, fühlt den Wind und ist von einem mit Erinnerung aufgeladenen Raum eingehüllt. Die Formen des Eingangs und der Verbindungsstücke zwischen den Hallen erinnern an die Übergänge zwischen Zugwaggons oder an den Balg eines Fotoapparates – zwei Objekte der Zeitreise. Doch wer auf Zeitreise gehen will, muss zuerst den Schlüssel beim Rätischen Museum an der Hofstrasse 1 in der Altstadt besorgen – auch ein Haus, das zu besuchen sich lohnt. Wohnhaus für Betagte Peter Zumthor, 1993 Cadonausstraße 69-73, 7000 Chur / Masans Eine lang gezogene, zweistöckige Zeile berührt auf dem leicht abfallenden Hang den Boden. Laubengänge erschliessen die gut zwei Dutzend Wohnungen. Auf der Talseite kragt die Hauszeile um Balkontiefe graubündenKULTUR - Druckansicht aus: Jeder Rentner und jede Pensionärin hat einen Raum mit Aussicht. Breite Gänge vor den Wohnungen, grosszügige, eingezogene Terrassen und knappe Aussenräume bieten ihnen abgeschirmten und öffentlichen Raum. Hotelbilder steigen auf. Das Wohnhaus für alte Menschen erinnert an ein Möbelstück der Moderne: kubisch, Baukultur Detailansicht wohl bemessen, perfekt gefügt. Für das Haus haben die Handwerker Beton, Glas, Stahl, Holz und Tuffstein mit fertig behanBrücke Kunstmuseum Chur delten Oberflächen eingebaut. Keine DeckHaus Peter Zumthor, 1990 Zinsli leisten, keine Silikonfugen und kein Verputz Bahnhofstasse 35, 7000 Chur verdecken Ungenauigkeiten. Hier gilt die Schützenweg 15 | 7000 Chur/Cuira/Coira Demut vor dem Millimeter. Auch der Beton und der Naturstein gehorchen dem Mass der Schreinerarbeiten. Man verneigt sich vor dem Willen und der Anstrengung. Wer Moderne durch die Fenster in die Gänge und Stuben blinzelt, sieht, wie behaglich sich die alten Menschen im kantigen Riegel eingerichtet haben. Mit geschnitzter Bank, der Decke mit Kreuzstich und in allen Rottönen blühenden Geranien. Haus Zinsli Paul Gredinger, 1961 Schützenweg 15, 7000 Chur Bedeutende moderne Architektur der frühen sechziger Jahre Erbaut 1960–61 von Paul Gredinger. Bedeutende Architektur der frühen sechziger Jahre. 2005) (Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005) Der kleine Einzelhof liegt abgeschieden an graubuendenkultur.ch | grischuncultura.ch | grigionicultura.ch | graubuendenculture einem Geländegrat hoch über der Strasse Der kleine Einzelhof liegt abgeschieden an graubuendenkultur.ch | grischuncultura.ch | grigionicultura.ch | graubuendenculture.ch ins Safiental. Sein Besitzer das vom einem Geländegrat hochwollte über der Strasse Alter ins gezeichnete Haus heutigen WohnbeSafiental. Sein Besitzer wollte das vom dürfnissen anpassen. Haus Die Holzkonstruktion Alter gezeichnete heutigen Wohnbedürfnissen anpassen. Die Holzkonstruktion des hinteren Gebäudeteils war verfault, ein desmusste hinteren ihn Gebäudeteils Neubau ersetzen.war Vomverfault, alten ein Haus Truog Gugalun ersetzen. Vom alten HausNeubau bliebenmusste nur derihn Stubenteil von 1706 Haus Truog Gugalun Peter Zumthor, 1994 Haus blieben nur derAltStubenteil von 1706 und die Form erhalten. und Neubau Peter Zumthor, 1994 Obergass, 7104 Versam Gugalun / Kirchweg, und die Form erhalten. Alt- und Neubau gehen ineinander auf. Das alte Haus ist Gugalun / Kirchweg, Obergass, 7104 Versam gehen ineinander auf. Das alte Haus ist ein Strickbau mit massiven Holzbalken. ein Strickbau mit massiven Holzbalken. Die neuen Aussenwände sind nach dem Die neuen Aussenwände sind nach dem gleichen Prinzip, aber in moderner Weise gleichen Prinzip, aber in moderner Weise gestrickt. Sie bestehen ausaus aufeinangestrickt. Sie bestehen aufeinander geschichteten, wärmegedämmten der geschichteten, wärmegedämmten Hohlkastenelementen. Haus wies Hohlkastenelementen. DasDas Haus wies den typischen Grundriss eines Safier den typischen Grundriss eines Safier Bauernhauses vorne hinaus Stubeund und Bauernhauses auf:auf: vorne hinaus Stube Nebenstube, anschliessend Quergang Nebenstube, anschliessend einein Quergang mit Treppe und dahinter die Küche. Der mit Treppe und dahinter die Küche. Der neue Grundriss führt dieses traditionelle neue Raummuster Grundriss führt dieses traditionelle weiter, ist aber offener und Raummuster weiter, ist aber und freier. Die Trennwände sindoffener nicht gestrickt, freier.sondern Die Trennwände sind nicht gestrickt, frei in den Raum gestellt und hasondern in den Raum gestellt haben frei Schiebetüren. Die Küche istund geräumig und mit einem Die grossen Fenster ausgeben Schiebetüren. Küche ist geräumig stattet; der grossen QuergangFenster mit Treppe führt und mit einem ausgeu-förmig gewundenmit zu Treppe zwei Kammern stattet; der Quergang führt und zumgewunden Bad im Obergeschoss. Ein schwarzer u-förmig zu zwei Kammern und Betonkörper in der hinteren Ecke des Hauzum Bad im Obergeschoss. Ein schwarzer ses gewährt im Erdgeschoss der Küche, Betonkörper in der hinteren Ecke im Obergeschoss dem Bad Platzdes undHaubirgt ses gewährt im Erdgeschoss der Küche, eine Hypokaustenheizung. im Obergeschoss dem Bad Platz und birgt Dorfzentrum Domat/Ems G. Signorell, M. Frei, R. Fontana, L. Bieler, T. Ott, 2003 Plaz vischnonca, 7013 Domat/Ems Wo früher das Restaurant Central, Wohnhäuser mit Läden und Gärten standen und sich im Boden bronzezeitliche Feuerstellen und zwei Kindergräber verbargen, liegt nun die Tiefgarage, und darüber breitet sich ein gepflästerter Platz aus, den der Emser Künstler und Architekt Gioni Signorell gestaltet hat. Beherrscht wird der ‹Plaz vischnonca› von der Seitenfassade der Kirche und dem Neubau des Kirch- und Kulturzentrums ‹Sentupada› (Ort der Begegnung). Ein Pavillon aus Beton und Bruchsteinmauerwerk trennt und verbindet zugleich den grossen Platz und das intimere Plätzchen mit dem Ahorn. In dem kleinen Häuschen befinden sich die Bushaltestelle, Veloabstellplätze und eine Treppe ins Untergeschoss. Das wichtigste Gebäude im neuen Herzen von Domat / Ems ist – neben der Kirche – das Kirchund Kulturzentrum. Mit einer vertikalen Struktur der Fassade aus Travertinbändern zeichnete der aus Domat / Ems stammende Architekt Maurus Frei die ‹Sentupada› als öffentliches Gebäude aus. Darin sind der Mehrzwecksaal mit Foyer, die Büros und Sitzungszimmer der Kirch- und der Bürgergemeinde, ein Ausstellungsraum und zwei Wohnungen untergebracht. Im doppelgeschossigen Saal erzeugen der Parkettboden, die dunkelblaue Decke und die vertikalen Pendelleuchten eine festliche Atmosphäre. Das aufs Doppelte erweiterte konstruktive Raster schafft breite Öffnungen, durch die sich der Saal mit dem davorliegenden Platz verbindet, und zwar nicht nur zum Hinaus- und Hineinschauen: Die grossen gläsernen Hubtore lassen sich in die Höhe schieben, sodass Saal und Platz zu einem durchgehenden Raum werden, der sich vielfältig und wetterunabhängig bespielen lässt. Mit dem Neubau der Raiffeisenbank setzte Rudolf Fontana den Schlusspunkt des neuen Dorfzentrums von Domat / Ems. Im Gegensatz zur ‹Sentupada›, die als öffentlicher Bau einen dominanten Auftritt verdient, fügt er die Bank selbstverständlich in die Bebauung entlang der Strasse ein – ein grauer, mit grossen Fenstern durchbrochener Kubus, der über dem eingezogenen Erdgeschoss zu schweben scheint. Asphaltaufbereitungsanlage Catram Kurt Lazzarini, 2003 Areal Kieswerk, Bahnhof Reichenau-Tamins, 7015 Tamins Hinter dem Bahnhof Reichenau-Tamins steht das Calanda-Kieswerk in einer Landschaft aus Kieshügeln, die Bagger immerzu neu formen. Am Rande dieser Hügel steht ein 24 Meter hoher Kieselstein vor der Felswand. Ein Haus? Ein Stück Kunst? Nein, eine Anlage, mit der die Arbeiter Asphalt aufbereiten. Von weitem wirkt der Bau wie mit einer Husse überzogen; Wellen und Rümpfe brechen die kristalline Form. Wer nah dran ist, sieht keine Unebenheit – der Kieselstein ist mit Bahnen aus Chromnickelstahl von je fünf Metern Länge und einem Meter Breite überzogen. Je nach Wärme und Sonneneinstrahlung dehnen sie sich aus, und die Haut wird straff oder faltig. Der silbern schimmernde Kieselstein ruht auf einem Gerüst aus H-Profilen. Daran sind Trapezbleche geschraubt und auf diesen, im Winkel verschoben, die Fassadenbleche. Die wasserdichte Hülle schützt die im Innern aufgetürmten Trichter, Silos und Laufbänder, in denen der Asphalt gemischt wird, vor Wind und Wetter und reduziert den Lärm. Unter den grossen Kieselstein hat der Architekt Kurt Lazzarini eine kupferne Kiste geschoben. Darin sitzt der Asphaltmacher und steuert die Maschinen. Seine Kabine steht leicht vor, damit er die Ein- und Ausfahrt sowie den Führungsarm überblicken kann. Catram hat in Samedan und in Untervaz weitere Asphaltaufbereitungsanlagen gebaut – auch sie faszinierende Plastiken halb grosses Gerät und halb Haus. Aussichtsplattform „MAUERSE Corinna Menn, 2007 Conn - Riun Aulta, 7017 Flims Aussichtsplattform „MAUERSEGLER“ Die 2007 Rheinschlucht vom Bahnhof Corinna Menn, Conn - RiunSagogn Aulta, 7017 Flims bis hinab nach Reichenau Naturspektakel. Das Vorhaben «N Die Rheinschlucht vomRuin Bahnhof Valendasnument Aulta» will die über Sagogn bis hinab nach Reichenau ist ein sende malerische L Naturspektakel. Das gewachsene, Vorhaben «Natur-Moschaft Aussc nument Ruin Aulta» an will präzis die übergesetzten Jahrtausende gewachsene, malerische Landinszenieren. Corinna Menn hat fü schaft an präzis gesetzten Ausschnitten bei Conn eine Pl inszenieren.Aussichtspunkt Corinna Menn hat für einen entworfen, diePlattform den Schluchtraum Aussichtspunkt bei Conn eine entworfen, Vogelperspektive die den Schluchtraum aus der Wie ein M zeigt. Vogelperspektive zeigt. Wie ein Mauersegler schwebt die segler schwebt die Konstruktion über Konstruktion dem Abgrund, die Flügel Abgrund, die Flügel gespreizt und zumgespreizt un Flug bereit.Flug Über eine Treppe steigteine man Treppe ste bereit. Über durch den Wald zur Plattform hinauf. Von durch Wald zurwir Plattform hin der 12 Meter hohenden Terrasse blicken 380 Meter in die12 Tiefe auf die hohen Flusskurve der Meter Terrasse blic und weit hinauf die Surselva.. 380inMeter in die Tiefe auf die Flu Studio Olgiati Valerio Olgiati, 2008 Via Stretga 1, 7017 Flims Das Gelbe Haus Valerio Olgiati, 2008 Hauptstrasse 32, 7017 Flims Das Gelbe Haus ist weiss. Es steht an der Flimser Hauptstrasse, stolz und fremd, weder alt noch neu. Der Architekt Rudolf Olgiati vermachte das Haus und eine Sammlung alter Türen, Fenster und Geräte alpiner Kultur der Gemeinde, unter der Bedingung, das Gelbe Haus müsse saniert und – vor allem – ganz in Weiss gestrichen werden. Valerio Olgiati, Rudolfs Sohn, nahm sich dieser Aufgabe an. Er hat das Gebäude bis auf die Hülle ausgekernt, den Eingang verlegt und das Dach mit weiss gestrichenen Schieferplatten bedeckt. Drei von vier Fassaden sind nun mit fast quadratischen, tief in die Mauern eingelassenen Fenstern versehen. So entstand ein regelmässiges Muster auf den mit weisser Mineralfarbe gestrichenen, unverputzten Mauern. Auf ihnen ist der alte Bau zu erkennen: Natursteinmauer in den unteren Geschossen, eine Riegelkonstruktion für die dritte Ebene. In die ausgekernte Hülle hat Valerio Olgiati auf alle Geschosse die gleichen Böden und Decken gesetzt. Eine exzent-risch gesetzte Säule teilt das Erdgeschoss, das erste und zweite Obergeschoss in vier Teile. Der Holzboden nimmt diese Viertelung auf – Riemen und Balken unterscheiden sich in der Laufrichtung. Das zweite Obergeschoss ist bis unters Dach freigelegt, unterteilt nur durch ein Trägerkreuz. Das Gelbe Haus ist eine Skulptur – innen wie aussen. Seit der Umgestaltung dient es als Ausstellungshaus zu Architektur, Design und Kultur der Alpinen Region. Gesamtschule Flims werknetz, 2002 Via Punt Crap 2, 7018 Flims-Waldhaus Im Zentrum der Entwurfsidee steht die Gesamtschule, ein gemeinsames Haus für Ober- und Unterstufe. Die beiden Schulhäuser werden zusammengerückt und mit einem Allgemeintrakt sowie der Doppelturnhalle zu einem komplexen Ganzen gefügt. Die räumliche Nähe wird zum betrieblichen Potenzial, führt zu räumlichem Erlebnisreichtum und dient nicht zuletzt der Gebäudeökonomie. Flexibilität wird nicht als Veränderung von Raumeinteilungen, sondern als variable Verbindung von funktionellen Einheiten verstanden. Haus Willimann-Lötscher Bearth & Deplazes, 1999 Darschaleuns; Fir, 7127 Sevgein Glennerbrücke J. Conzett, G. Bronzini, P. Gartmann, 2002 Peiden Bad, 7112 Duvin So misst nun das hölzerne Sprengwerk, mitten unter das Betonband platziert, 25 Meter. Die Fahrbahn ragt seitlich über ihr Tragwerk hinaus, es so vor Wind und Wetter schützend. Die Platte übernimmt die exzentrische Belastung und die Torsionen des Verkehrs Lastwagen fahren problemlos über die Brücke. Die Holzbalken sind in den alten Widerlagern verankert und weiten sich beidseitig wie Fächer bis zur Brückenmitte aus. Wer über sie fährt, ahnt nichts von der ungewohnten Materialkombination. Wer bei Peiden Bad auf der Bank sitzt, sieht die expressive Konstruktion und rätselt, ob hier das Lehrgerüst einer Betonbrücke verblieben ist. Schulhaus Gion A. Caminada, 1995 ......................, 7112 Duvin Duvin ist eines jener Bergbauerndörfer im Lugnez, das bis auf die Güllenkästen intakt geblieben ist. Das Bauerntum hat hier in vielen Köpfen weiterhin Bestand. Tradition bestimmt auch das neue Schulhaus. AIs Strickbau hält sich das Gebäude an die gängige Bauweise und führt das Schachbrettmuster der Wohnhäuser und Ställe mit den engen Durchgängen fort. Die Tugenden der Altbauten sind auch jene des Neubaus. Die Konstruktion bleibt bis hin zur Raumaufteilung sicht- und nachvollziehbar. Die Balken der Fassaden sind keine Verkleidung, sondern sie tragen tatsächlich. Das Schulhaus imitiert die traditionelle Bauweise nicht, sondern entwickelt sie weiter. Für den Strickbau neuartig sind die Holz-Beton-Verbunddecke mit einer Spannweite von bis zu 9 m. Dominikanerinnenkloster Walter Moser, 1975 Klosterweg 16-18, 7130 Ilanz Erbaut 1969–75 von Walter Moser unter Einfluss von Le Corbusiers Kloster La Tourette. In der Kirche Bildhauerarbeiten von Alfred Huber, Glasgemälde, Kreuzweg und Deckenbemalung von Max Rüedi. Therme Vals Peter Zumthor, 1996 7132 Vals „DIE ERFINDUNG DER SINNLICHKEIT“ Ohne die Weitsicht der Gemeindeversammlung stünde die Therme heute nicht. Rund 26 Millionen Franken hat die abglegene Gemeinde Vals hier mutig investiert. Den Wettbewerb gewann Peter Zumthor mit einem Konzept, das das landesübliche Sport- oder Plauschbad verabschiedete und konsequent auf das sinnliche Erleben von Wasser, Stein und Licht setzte. Ein Bad, gebaut aus den Materialien, aus denen auch das enge Tal besteht. Man betritt einen Stollen mit schwarzen Wänden, Valser Gneis am Boden und einer silbernen Decke und hat den Eindruck, ins Erdinnere vorzudringen. Ein Rauschen empfängt die Besucherin: In der Korridorwand speien fünf Röhren das 30 Grad warme Valser Wasser in eine Bodenvertiefung. Das Ohr badet mit. Nach lackierten Garderoben betritt man das Bad auf einer Galerie, die einen Überblick erlaubt. Auf ‹Steinen› sitzen die ‹Tische›, geschlossene Mauerpfeiler aus Valser Gneis tragen die Deckenplatten, die durch schmale, blaue Lichtschlitze voneinander getrennt sind. Zumthor zaubert mit Licht. Er bietet auch dem Körper etwas: Schwitzstein, Klangstein, Trinkstein, Feuerbad, Blütenbad, Ruheblock. Es ist ein Bad der herabgesetzten Geschwindigkeit und des Sichfahrenlassens. Eine Höhle der Wasserverwöhnung. Blickt man allerdings auf den Grundriss, so entdeckt man, wie funktional das Ganze organisiert ist. Sinnliche Architektur ist eine Frage der Dosierung. Hotel Alpina Gion A. Caminada, 2006 Platz 1, 7132 Vals Am Valser Dorfplatz neben der Kirche befindet sich das Hotel Alpina. Seit hundert Jahren steht das viergeschossige Haus da. Jetzt ist seine Fassade grau verputzt und trägt unterschiedlich grosse Fenster, umrahmt von Eichenbalken. Gion A. Caminada spielt mit der Fenstertiefe: Einmal setzt er das Glas weit in die Fassade, einmal lässt er es bündig. Man kann sich von innen oder aussen in eine Fensterbank setzen. Wer ins Hotel tritt, spürt sofort die Gebäudetiefe nach hinten – sie reicht doppelt so weit wie in die Breite. Dort, wo einst ein Metzger Fleisch verkaufte, empfängt die Hotelière nun die Gäste. Ihre Réception ist aus Eichenholz geschreinert, geradlinig und schlicht. Villa Vals SeARCH and CMA, 2009 Poststrasse 38, 7132 Vals Hotel Therme Vals Peter Zumthor, 2007 7132 Vals Holzhaus Leis Peter Zumthor, 2009 7132 Vals-Leis Im Weiler Leis oberhalb von Vals stehen zwei kleine Holzhäuser. Peter Zumthor hat hier den Strickbau weiterentwickelt. Die Stöße ragen über die Ecken, umschließen Außen- und erweiterten Innenraum. Auf einen gemauerten Sockel muss das Haus verzichten, dafür hat es ein kaltes Dach, gedeckt von zwei fi ligran wirkenden Flügeln. Die Häuser von Leis sind Brüderchen des Hauses Luzi in Jenaz. Schule in Churwalden Peter Zumthor, 1982 Witiwäg 19, 7075 Churwalden Ställe und Metzgerei Mehrzweckhalle Totenstube Sägerei Telefonhäuschen Gion A. Caminada, 1994-2010 7149 Vrin EIN DORF, EIN MODELL, EIN ARCHITEKT Am Anfang steht ein Modell, das der Wirtschaftsprofessor Peter Rieder zusammen mit Vrins Bevölkerung entwickelte. Er studierte den langsamen Untergang der Bergdörfer, sah Vrin und seine 280 Bewohnerinnen und Bewohner als Beispiel und suchte nach Spielraum. Ausserhalb des Tourismus. Rieder und die Vriner glaubten an die jahrhundertealte, ökonomische Basis des Dorfes: die Landwirtschaft. Wie gross muss ein Berglandwirtschaftsbetrieb sein, damit er rentiert? Was muss gebaut werden, damit am Ort auch verarbeitet werden kann, was dort entsteht? Und was ist zu tun, damit es verkauft werden kann? Denn ein Dorf überlebt nur, wenn es exportieren kann. So bauten die Vriner Stück um Stück ihr Modell mit Ställen, einer Ziegenalp, einer Mehrzweckhalle und Hausrenovationen. Eröffneten eine Dorfmetzgerei, die Biofleisch und -würste ins Unterland verkauft; seit kurzem wird das Holz des Gemeindewaldes in einer eigenen Sägerei verarbeitet. Was ökonomisch vorgedacht und sozial abgestützt ist, übersetzte Gion A. Caminada in Architektur. Sein Können prägt Vrins neues Bild. Einfachheit in Holz heissen die für Vrin typischen Strickbauten, deren Konstruktion er weiterentwickelt hat. Alles in allem realisierte er 15 Neubauten und 1 Umbau im Dorf. Alle ruhen auf dem Gedächtnis des bäuerlichen Bauens, alle müssen nicht mehr sein als das, wofür sie gebaut wurden. Dennoch sind auch diese Häuser Zeichen: Die Metzgerei hebt sich auf einem Bruchsteinsockel von den angrenzenden Ställen ab. Im Steinstil schlachtet Linus Tomaschett die Schafe und Rinder, im Holzteil lässt er das Fleisch trocknen. Die Sägerei ist ein schlichter Zweckbau; auch er zeigt, wozu er dasteht: um darin Holz zu sägen. Mehr muss das Gebäude nicht sein, mehr soll es nicht zeigen. Doch die solide Einfachheit kennt auch kecke Ausnahmen: Neben der Postautohaltestelle baute Caminada eine Telefonzelle aus Holz, ein Häuschen, mit dem der Architekt über sich, die Welt und seine Liebe zum Holz lächelt. Und Vrin hat eine Totenkapelle, die keine ist. Sie ist eine Totenstube. Am Rand des Friedhofs, aber nicht innerhalb. Der Unterschied ist wichtig, nur so kann sie aus Holz gestrickt sein wie Vrins Profanbauten. Die Aussenwände bestehen aus einer doppelten Strickkonstruktion. Aussen ist das Holz mit weisser Kaseinfarbe lasiert; diese Farbe rückt den Bau in die Nähe der Kirche und verbindet ihn mit dem steinernen, weiss verputzten Sakralbau. Im Innern schenkt die Behandlung des Holzes mit Schellack dem Haus einen kostbaren Glanz wie den der hölzernen Madonnastatue in der Kirche. Die Totenstube zeigt, dass in Vrin die Uhren nicht stillstehen. Es ist hier wie in der Stadt: Wer von der Erde geht, wird nicht mehr zu Hause aufgebahrt, damit seine Lieben und Bekannten Abschied nehmen können, sondern im Haus am Übergang vom Dorf zum Friedhof. Atelierhaus Jacomet Werner Schmidt, 1992 Encarden, 7173 Surrein Schulhaus Bearth & Deplazes, 1997 Sutvitg 45, 7144 Vella Am Siedlungsrand, auf einer kleinen Erhebung im Talboden, steht eine Demonstration: Eine rechteckige Kupferkiste hat wie ein Geschoss eine gemeine Scheune durchbohrt und ist darin stecken geblieben: Dekonstruktion in der Surselva. Der schräge Einfall hat den verlotterten Bau vor dem Abbruch bewahrt. Aus der Scheune wurde die Wohnung eines Künstlers, aus der Erweiterung sein Atelier. Im Innern und um das Haus herum jedoch verwässerte der Bauherr im Eigenbau das eindeutige Konzept mit allerhand heimischer Exotik. Kapelle Sogn Benedetg* Peter Zumthor, 1988 7175 Sumvitg Eine Lawine zerstörte 1984 die mittelalterliche Kapelle von Sogn Benedetg, einem Weiler hoch über dem Talboden. Die neue Kapelle am neuen Ort steht, wie in der Surselva üblich, ausser- und oberhalb des Dorfes. In zwei Punkten folgt die Kapelle nicht der Tradition: Sie ist aus Holz und sie hat eine Tropfenform als Grundriss. Mit dem Material zeigt der Sakralbau, dass er zum Dorf gehört, und unterstützt die je nach Standpunkt sich verändernden Deutungen der Gebäudeform. Von unten ist der Baukörper ein Turm. Er hält stand wie die Tannen hinter ihm, überblickt das Dorf und das Tal und verbindet Erde und Himmel. Von oben wird die Kapelle zum Boot, das talauswärts ablegt. Wer die Kapelle betritt, verlässt den festen Grund. Er tritt auf die von den Wänden abgelöste Plattform, setzt sich in die Kirchenbank und begibt sich unter dem hölzernen Baldachin auf eine stille und besinnliche Reise. Wohnhaus Bearth - Candinas Bearth & Deplazes, 1998 7175 Sumvitg OPTION Mädcheninternat Gion A. Caminada, 2004 Via Sursilvana 16, 7180 Disentis/Mustér Das Mädchenpensionat des Klosters Disentis steht mitten im Dorf. Der Architekt Gion A. Caminada, bekannt für sein Bauen mit Holz, hat hier seinen ersten Bau in Beton entworfen. Einen Körper mit Pyramidendach, eigenständig zwar, aber präzise in das dichte Dorfgefüge eingepasst. Zuunterst gibt es einen Fest- und Medienraum sowie eine kleine Wohnung, darüber auf vier Geschosse verteilt 31 Zimmer. Jedes Geschoss hat einen Gemeinschaftsraum und einen eigenen Eingang; so kommen die Mädchen der unterschiedlichen Gruppen gut nebeneinander vorbei. Die vielen gleichartigen Fenster gehören zu den Zimmern. Tief in der massiven Mauer hat jedes Fenster eine Nische mit einem beheizten Bänklein: Jede Bewohnerin hat in der Fassade ihren eigenen, abgeschirmten Raum im Raum. Im Zentrum des Gebäudes steht ein massiver Kern aus gelbem Beton, der alle Wohngruppen miteinander verbindet. In dieses Rückgrat sind eine offene Treppe, der Aufzug und die Küchen eingelassen. Und Bänke, die als Nischen der Gemeinschaftsräume an die Ofenbänklein von Kachelöfen in alten Häusern erinnern. Dieses Haus ist auch politisch bemerkenswert – es ist ein Zeichen, wie viel das Kloster Disentis daransetzt, seine Schule erhalten zu können. Das ist von zentralem Gewicht für eine Randregion wie die Surselva, deren Fortkommen entscheidend davon abhängt, ob Jugendliche gute Aus-, Schul- und Weiterbildung finden. Raiffeisenbank - Glaskonstruktion Werner Schmidt, Via Cons 1, 7180 Disentis/Mustér OPTION Studententrakt Kloster Disentis Werner Schmidt, 7180 Disentis/Mustér OPTION Kapelle St. Nepomuk Rudolf Fontana, Christian Kerez, 1994 Oberrealta am Heinzenberg, 7408 Cazis Einsam, dicht am Rand einer Wiesenterrasse neben einer Baumgruppe, steht die Kapelle auf der Anhöhe über der Talebene des Hinterrheins. Hier stand bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Kapelle, die dem Heiligen Nepomuk geweiht war. Er sollte das Tal vor Überschwemmungen des Hinterrheins schützen. Die Furcht vor dem Fluss ist längst gewichen, da Uferbefestigungen ihn zähmen und Kraftwerke ihn regulieren. Der verlorenen Angst folgte, dass die Menschen am Fluss die Kapelle verfallen liessen. Über den ehemaligen Grundmauern eine neue Kapelle als Zeichen der Erinnerung und der Versöhnung mit der verfallenen errichtet. Das kleine Einraumhaus ist kein Versammlungsraum, sondern soll einen Ort in der Landschaft wieder besetzen und auszeichnen. Wie eine schützende Hülle ist die Kapelle über die Reste der ehemaligen Umfassungsmauer gestülpt. Die alten Steine fassen den neuen Boden. In Beton gegossen sind die Wände und das Dach ohne Vorsprung in einem Winkel von 45 Grad. Die Tektonik reduziert sich auf das regelmässige Schalungsbild. Eine schmale, hohe Öffnung in der Stirnwand genügt als Eingang. Die einschalige Betonkonstruktion macht den Innenraum zum Negativ der Aussenform. Dank des exponierten Standorts und der kargen Architektur wird die malerisch gelegene Bergkapelle zu einem archaisch anmutenden Zeichen in der Gebirgslandschaft. Das Projekt von Architekt Werner Schmidt aus Trun/GR mit den drei runden «Steinen» war früh ins Stocken geraten und dann zur Bauruine geworden. Schliesslich wurde die Kirche von einem anderen Architekten fertig gebaut – und mit einem verspiegelten seitlichen Anbau ergänzt. Dagegen klagte Werner Schmidt. Jetzt sagt das Bundesgerichtsurteil, sein Urheberrecht sei verletzt worden. Vom – von Schmidt verlangten – Abbruch des Seiteflügels wollte das Gericht aber nichts wissen. Als Strafe muss die evangelische Kirchgemeinde in mehreren Zeitungen und Fachpublikationen ihre Urheberrechtsverletzung in Form von Inseraten bekanntgeben Evangelische Kirche Werner Schmidt, 1997 Diederik Paper, 2002 7408 Cazis Ist der Liedermacher Linard Bardill nicht auf Tournee unterwegs, so wohnt er seit gut einem Dutzend Jahren in Scharans und hatte seinen Wohn- und Arbeitsort im selben Haus. So suchte er ein Atelier mit Studio und fand einen alten Stall. Den aber wollte ihm sein Architekt Valerio Olgiati nicht einfach herrichten, sondern hat in der Form des alten Gebäudes ein neues ins Dorf gestellt – im Hofstattrecht. Eine neue Art Haus, denn die Wände schliessen nicht Zimmer und Kammern unter ein Dach, sondern schliessen wie ein Mauernkranz einen Hof ab, in dem in einem kleinem Raum der Arbeitsort des Künstlers untergebracht ist. In seiner erdigen Farbe wirkt die Plastik aus rotbraun eingefärbtem Beton wie aus dem Boden gewachsen. In die Schalungsbretter des Betons liess der Architekt Rosetten schnitzen – die dekorativ in freier Anordnung über die Wände gegen das Dorf und gegen den Hof gestreut sind. Ein Schmuck, dessen Form Olgiati auf einer alten Truhe von Linard Bardill gefunden hat. Ein Haus ohne Dach, eine Mauer mit markantem Schmuck – ein Stück radikale Architektur, wenn wir mit dem Begriff ganz und gar überraschend und doch dem Ort und der Nutzung angemessen meinen. Denn hier wird der Künstler arbeiten und hier sollen in kleinem Rahmen Konzerte und dergleichen stattfinden können. Das Private verbündet sich also mit dem Öffentlichen. Atelier Bardill Valerio Olgiati, 2007 Fravgia 10, 7412 Scharans Schulhaus Valerio Olgiati, 1998 Sutcanova, 7417 Paspels Oberhalb des Dorfes Paspels steht ein scharf geschnittener, wuchtiger Betonkubus: das Oberstufenschulhaus. Mit dem alten Schulhaus auf der anderen Strassenseite ist es durch einen unterirdischen Gang verbunden. Fenster- und Türrahmen sind zum Teil in die Betonwand vertieft, zum Teil aussen bündig angeschlagen. Die Bauform weicht ein wenig vom rechten Winkel ab. Aussen fällt die unregelmässige Geometrie nicht weiter auf – im Innern aber lädt der Architekt Valerio Olgiati die räumliche Spannung raffiniert auf. In den Obergeschossen ordnete er die Schulzimmer in den vier Gebäudeecken an. Windmühlenartig gedreht, sind sie vom einen zum anderen Geschoss unterschiedlich orientiert. Im Zwischenraum sparen sie eine kreuzförmige Halle aus, die in allen Richtungen an die Aussenwand stösst. Eigenwillig verzogen, öffnen sich von Stockwerk zu Stockwerk andere Raumfiguren, in denen die geometrischen Abweichungen spannungsvoll sicht- und spürbar werden. Im Gegensatz zu den steinigen, samtgrauen und kühlen Betonräumen der Korridore sind die Zimmer mit Lärchenholz ausgekleidet. Die getäferten Räume erscheinen als warme Schulstuben. Sowohl die Beziehungen zwischen der äusseren, unregelmässigen Form und der inneren Raumgeometrie als auch das Nebeneinander von muralen und hölzernen Räumen finden wir in alten Häusern in Graubünden, in denen hölzerne Stuben in steinerne Gebäude eingebaut sind. Brücke Punt da Suransuns, 1999 zweiter Traversinersteg, 2005 J. Conzett, G. Bronzini, P. Gartmann, Viamala, 7430 Thusis Der Verein ‹Kulturraum Viamala› hat einen Fussweg durch die legendäre Schlucht angelegt, in Erinnerung an den ehemaligen Saumpfad. Auch will er das Gebiet mit seinen zahlreichen historischen, landschaftlichen und baulichen Denkmälern als Ecomuseum einrichten. Die zwei Brücken der Ingenieure Jürg Conzett, Gianfranco Bronzini und Patrick Gartmann schliessen nun über einer Schlucht und über dem Rhein den Wanderweg zwischen Thusis und Zillis. Die eine Brücke in Holz, die andere in Stein, zeigen sie den Übergang von den Holzbauten des Nordens zu den Plattenwegen und Steinbauten des Südens. Von Thusis nach Zillis verläuft ein Weg auf der rechten und einer auf der linken Seite. Wo die zwei Wegabschnitte auf natürliche Sperren stossen, verbindet der Pùnt da Suransuns die beiden Ufer. Als Spannbandbrücke konstruiert, schwingt der Hängesteg wie ein umgekehrter, flacher Steinbogen über den Fluss. Zugbänder aus Stahl hängen zwischen beiden, in Ankern gesicherten Widerlagern. Auf ihnen liegen Steinplatten aus Andeerer Gneis. Sie sind an Geländerstäben aus Edelstahl befestigt. Dünne Aluminiumbänder verkeilen die aneinander stossenden Platten. Durchs Anspannen der Zugbänder erhielt der dünne, auf Druck vorgespannte Steinbelag die nötige Steifigkeit. Der heikle Übergang von den Zugbändern zu den Widerlagern ist mit Blattfedern verstärkt – zum Schutz des Materials. 1996 schon baute der Verein den ersten Traversinersteg. Drei Jahre später riss ihn ein Steinschlag in die Tiefe. Die Ingenieure verlegten die neue Überquerung des Seitentobels der Viamala etwas weiter talauswärts an eine sichere Stelle. Dort fällt allerdings eine felsige Flanke fast senkrecht, etwa 70 Meter bis ins Bachbett ab, und zwischen den möglichen Auflagern einer Brücke betrug der Höhnenunterschied 22 Meter. Der zweite Traversinersteg überwindet diese Schwierigkeiten mit einer Brücke als hängender Treppe. Sie ist als vorgespanntes Seilfachwerk konstruiert. Die Spannweite der Hauptseile misst 95 Meter; in der Schräge überspannt die Brücke 62 Meter. Die betonierten Widerlager stehen auf Geländekuppen, die oberen Pfeiler bilden ein Tor. Der Steg hängt an gekreuzt angeordneten Hängeseilen. Die ausgeklügelte Geometrie des Fachwerknetzes verteilt die Kräfte, an den Hängeseilen sind im Abstand von 3.60 Metern stählerne Querträger befestigt. Die darauf liegenden Balken aus lärchenem Brettschichtholz wirken als Untergurt des Seilfachwerkes. Die seitlichen verhindern den senkrechten Blick in die Tiefe und geben dem Wanderer ein sicheres Gefühl. Zusammen mit den Verstrebungen unter dem Gehweg nützen sie auch als Windverband. Auf den Balken ist die etwa 1 Meter breite Treppe mit 176 Stufen aus Föhrenholz montiert. Wegen der Bogenform ändert sich die Steigung der Treppe kontinuierlich. Hotel Cube Baumschlager Eberle, 2003 Talstation Bergbahnen, 7460 Savognin Ein grosser, betonierter Kubus mit vorgehängter Glasfassade. Wer hier einkehrt, sucht Unterhaltung und keine Idylle. Er will unter seinesgleichen sein: sportlich, städtisch, modisch. Ein auskragender Windfang dient als Hoteleingang. Er führt ins offene Erdgeschoss mit Empfang, Bar, Restaurants, Kamin samt Sofas und grossem Atrium. Brüstungen, Wände und Türen auf jeder Seite des Atriums sind mit Glaspaneelen in Rot, Grün, Blau oder Gelb verkleidet als Requisiten einer beschwingten Stimmung. Gefasst werden die Brüstungen von einem Metallgeländer mit ungeschliffenen Schweissnähten. Überhaupt ist vieles roh: Rohre, Leitungen, Leuchten, Bildschirme und Musikboxen sind an der Decke montiert. Erweiterung Schulhaus Pablo Horváth, 2006 Palé 28, 7463 Riom OPTION OPTION Anfang der Achtzigerjahre baute die Architektin Monika Brügger am Dorfrand von Riom als Mehrzweckhalle einen einfachen, mit einem roten Ziegeldach gedeckten Betonbau. Er fügte sich so unauffällig ins Dorf hoch über Cunter im Oberhalbstein, dass man ihn auf den ersten Blick mit einem der benachbarten Ställe verwechseln konnte. Dies passiert nun nicht mehr, denn Horváth hat an das Gebäude ein Schulhaus gebaut, das der alten Halle die nötige Kraft verleiht, um als öffentlicher Bau im Dorfbild seine Wirkung zu entfalten. Doch auch für das kleine Schulhaus ist das Anlehnen ein Gewinn, der ihm mehr Grösse verleiht. Obschon der Altbau bereits ein Vierteljahrhundert alt ist, war nicht der Kontrast zwischen Alt und Neu das Entwurfsthema des Architekten, sondern die Verschmelzung der beiden Teile. Theaterburg Marcel Liesch, 2006 Casti da Riom, 7463 Riom Das Theater ist ein Haus im Haus, ohne Verbindung zur Hülle. Das schlichte Holzgehäuse, in dessen Unterbau Produktionsund Nebenräume eingerichtet sind, fusst auf einer Betonplatte, sodass es, ohne die alte Substanz zu verletzen, demontiert werden könnte. Im Foyer erinnern die aus den Holzspanwänden ausgestanzten Vogelfriese an die Mitbewohner. Nach diesem allegorischen Auftakt öffnet sich der mächtige Raum, der Palas, überspannt vom sichtbaren Dachgebälk: Welch imposante Kulisse! Die steil ansteigende Zuschauertribüne nach griechischem Vorbild gewährt von jedem der 230 Sitzplätze aus gute Sicht auf die quadratische Bühne. OPTION Giardin Housing Complex Kurt & Mierta Lazzarini, 2008 Bügl la da Nina 19, 7503 Samedan Chesa Futura Norman Foster, 2003 Via Tinus 25, 7500 St. Moritz Eine erste Ode singt das Haus mit sechs Wohnungen von acht bis zehn Zimmern dem luxuriösen Zweitwohnungsbau. Dieser löst mittlerweile nicht nur Preise, die im zweistelligen Millionenbereich schweben, sondern er hat auch eine Form gefunden, die nur einen Bezug zum Ort hat: den unverstellten Bergblick. Deshalb tragen acht schräg geneigte Stützen einen Stahltisch, der das Haus drei Meter in die Höhe stemmt. Die zweite Ode singt die Chesa Futura dem avancierten Konstruieren mit Leimholz: Elemente aus Furniersperrholz überspannen die ganze Breite. Villa Beau Rivage Bearth & Deplazes, 2007 7500 St. Moritz Badhaus in Samedan Miller & Maranta, 2009 7503 Samedan Es ist ortsbaulich geglückt; es bringt eine neue Nutzung und einen markanten Baukörper ins Ensemble des über viele Jahre gewordenen Dorfkerns. Seine Architektur folgt drei Prinzipien. Erstens: Der Auf- und Abstieg. Ein Bad ist normalerweise in die Fläche gebaut. Hier geht es in die Höhe, weil das Grundstück in der Fläche nur Platz für drei Dutzend Badewannen böte. Der Bader steigt treppauf, treppab. Im Keller die Garderoben, im Parterre das «Alpenbad», im ersten Stock das «Sprudel-», daneben das «Heissbad» und um den Luftraum des «Alpenbades» eine Folge von Dampfbädern. Für den letzten Badegang ist ein kleines Becken unter freiem Himmel ins Dach eingelassen. Das zweite Prinzip ist die Kammerung mit farbigen Kacheln. In einem acht Meter hohen Raum sind um ein zentrales, bis an den Rand geflutetes Becken vier weitere gefügt. Im einen kann man liegen, im anderen in der Dünkle schweigen, im dritten über spitze Steine staksen und im vierten im Wasser und im Dampf sitzen. Gross, klein; weit, eng; hoch, tief; offen, zu; viereckig, mehreckig; Raum-Durchgang-Raum werden auf vier Etagen auf einem engen Grundriss zu einem Drama gefügt verstärkt von je unterschiedlich farbigen Kacheln. Das dritte Prinzip schliesslich ist das Tageslicht. In die Kammern strahlt direkt oder indirekt das Sonnenlicht. Für das Zusammenspiel mit dem Licht aus den Wandfenstern kommt Licht durch Luken in der Decke. Leuchten in den Becken sorgen dafür, dass sich die kleinen Wellen an den Wänden spiegeln. Der Kammervielfalt entsprechen unterschiedlich intensive Lichter: Die Sonne tröpfelt über ein kleines Dachfenster durch einen Schacht in den Nebel des Dampfbades. Chesa Madalena Hans-Jörg Ruch, 2002 Dorfplatz, 7524 Zuoz Chesa Chastlatsch und Renovation Hotel Castell UN Studio + Hans-Jörg Ruch, 2004 Castell Zuoz, 7524 Zuoz Im bis zum Jahre 1999 bewirtschafteten Bauernhaus mitten im Zentrum von Zuoz wurde ein 16 m hoher, mächtiger Turm aus dem Jahre 1305 freigelegt. Im 14. Jahrhundert standen in Zuoz ca. 20 unterschiedliche grosse Türme. Die vorgesehene Kunstgalerie erlaubte es, sowohl den Heustall-Teil als auch das oberste Turmgeschoss unter dem ehemaligen Schindeldach als Kalträume zu belassen. Zusammen mit den anderen faszinierenden historischen Räumen des ehemaligen Bauernhauses beherbergen sie heute die Kunstausstellungen der Galerie Tschudi. Seinen einstigen Glanz als nobles Kurhotel mit geheiztem, in den Fels gehauenem Freibad hatte es schon lange verloren. Dann haben es die Kunsthändler Manuela und Iwan Wirth und Ruedi Bechtler entdeckt. Jetzt erstrahlt es wieder in neuem Glanz: 66 Zimmer sind neu eingerichtet. Die eine Hälfte im grossstädtischen Stil des Amsterdamer Architekturbüros UN Studio von Ben van Berkel und Caroline Bos, die andere Hälfte vom St. Moritzer Architekten Hans-Jörg Ruch, der mit Arvenholz behagliche Kammern schuf. Im Untergeschoss hat das UN Studio einen Hamam mit Goldbad und Dampfräumen eingerichtet: eine begehbare, vielfarbig beleuchtete Plastik. Im und ums Haus steht viel Kunst. So Tadashi Kawamatas Holzterrassen oder James Turrells Rundbau ‹Skyspace Piz Uter›. Die Bauherrschaft hat die Erweckung des Castells mit dem Erlös aus 17 Ferienwohnungen in der ‹Chesa Chastlatsch› finanziert – ein verglaster, mondäner Bau nach Plänen der Amsterdamer Architekten. Ein Fremdling, der daran erinnert, wie auch das Hotel fremd war, als es Nicolaus Hartmann 1913 wie eine Burg auf den Hügel stellte. Doch das Neue erweist dem Alten Respekt, leicht geknickt steht das Ferienhaus im Anstandsabstand hinter dem Schloss. (-'$(2+("'$1 2$0( +*.-7$/2$1"'+(%%$-$$2.-!:#$-,(2($1 31$0-$7 gesamten Nationalparkzentrums ein. Zum Zentrum gehört ja nicht nur der neue Monolith, sondern auch das benachbarte Schloss Planta-Wildenberg mit dem Verwaltungssitz des Nationalparks und der ehemalige Schlossstall mit dem Auditorium mit 150 Sitzplätzen. Beide Gebäude wurden aus aktuellem Anlass übrigens sanft renoviert. Der weisse oder eggshellfarbene Sichtbeton des Monolithen wechselt sein Antlitz je nach Witterung, Bewölkung, Sonneneinstrahlung und Tageszeit dezent. In der Wahrnehmung sind die Baukörper zwar präsent, aber nicht aufdringlich. Liapor Schweiz, dass sich beide Materialien absolut farbneutral verhalten. So konnte nicht nur die gewünschte Isolations- und Dämmwirkung erreicht werden, sondern exakt auch die geforderte Farbgenauigkeit. %731242%1/3/21!.8)2+! /%3(%.-4.$!2%, )%(%!4#(%)3%8%.%/#( %5%.3). %1.%8-)3%3/!3()24.$ 4' "'4$(5$/(0"'$/ 1(-, *. /) Wie wirkt sich ein derartiger Mehraufwand auf die Baukosten aus, wollten wir wissen. Aldo Duelli erklärt, dass die grössere Sorgfalt auf der Baustelle durchaus als Mehraufwand bezeichnet werden kann, welcher jedoch durch Vorteile der monolithischen Bauweise praktisch wieder aufgehoben wird. Die monolithische Bauweise braucht keine Fassadenverkleidung, keine Dämmschichten, keine Aussen- und Innenputze, keine Farbanstriche und im Innern kein Gips oder Tapeten. Durch den Wegfall all dieser Zusätze ist monolithische Bauweise nicht teurer, eher sei das Gegenteil der Fall. Auch die Energie-Bilanz sieht, zumindest zurzeit auf dem Papier, äusserst positiv aus. Die Berechnungen gehen davon aus, dass wegen der hohen Isolations- und Dämmwirkung des verwendeten Liapor-Isolationsbetons im Winter nur sparsam geheizt werden muss, wobei die Boden-/Deckenheizung ein äusserst angenehmes Raumklima erzeugt, und im Sommer nur eine minimale Raumkühlung nötig ist. Die Raumkühlung wird dadurch erzielt, dass schlicht die angesaugte Frischluft mittels Erdregister leicht gekühlt wird. Wieso die Farbwahl auf Weiss fiel, wollten wir wissen. Weiss, sagt Aldo Duelli, betont die Objekthaftigkeit eines Gebäudes und lässt es rein und abstrakt erscheinen. Das neue Besucherzentrum fügt sich mit seiner hellen Farbe in den historischen Dreiklang des $2$0 1(-, *. /)5$,1/2+ Der verwendete Leichtbeton und Isolationsbeton wurde mit Liapor-Blähtonkügelchen versetzt und zudem mit LiaverBlähglas. Blähtonkügelchen werden aus Rohton gewonnen, welcher granuliert und unter hoher Temperatur gesintert wird. Dadurch blähen sich die Tonkügelchen auf, mutieren zu Keramik und beinhalten Lufteinschlüsse. Blähton ist resistent gegen Feuchtigkeit, Hitze, Chemikalien und extrem druckfest. Ähnlich verhält es sich mit Blähglas, welches aus Recyclingglas gewonnen wird. Der besondere Vorzug von Liapor-Bähton und Liaver-Blähglas, welche bereits bei anderen monolithischen Baukörpern zum Einsatz kamen, war im vorliegenden Fall die Tatsache, so Dipl. Ing. Daniel Meyer von $/,$5 '11.444, 1(-, *. /)"' *$/(-*&( 1((.*/"' ( -3 *(+0-/% '11.444-*&( 1(,$1 '11.#$2 /"'(,%-/+,$1 /"' '1+ -,,#/$ 6,5 ,&$,($2/!7/2, 10"' $/,$5 ( .-/"'4$(5 $+$,14$& *1$, 444*( .-/"' -0 $/ 1$(,($0$1-,4$/) $/,$5 $.,$20($ 3%#($/(27$&$20($!$-9,2+("'$.,,3-(* 2(.-0$//$- 312$"'-(*$2"!$?-#$-1("'(-#$0="'-(22,$-&$>#$0(-$(- -#$0&$1"'.!$-$- 3 #0 2$4+-00#&$1"'.11 Was zunächst archaisch, monumental und auch schweigsam wirkt, entfaltet seine wahre Kraft erst im Inneren, innerhalb der Hülle aus 55 Zentimeter starkem Dämmbeton. Durch Verdrehung der vier zur Schnittstelle der beiden Gebäudeteile hin orientierten Wände entsteht in der Mitte der beiden Obergeschosse ein sternförmig ausgreifender Raumbereich. Dieser übernimmt die vertikale Erschliessung und – im oberen Geschoss – die Verbindung zwischen beiden Teilen. Letztere stellt die virtuelle Entsprechung zum Treppenansatz im Erdgeschoss dar, der sich erst nach einigen Stufen beim Einschnitt der Gebäudeecke in zwei unterschiedliche Treppenläufe spaltet. Was im Grundriss absolut klar wirkt, wird indes völlig anders erlebt. Nach Ansicht der Jury ist ein Gebäude entstanden, bei dem Sinnlichkeit aus konzeptioneller Schärfung und Radikalität resultiert. Es besteht allein aus einem Material – Dämmbeton – und ist, wie der Architekt es formuliert, «ein einzelner Organismus, alles verbindet sich zu einem unteilbaren Ganzen». Jeder der Ausstellungsräume bietet zudem Ausblicke in vier Himmelsrichtungen, verortet also das Volumen in seiner Umgebung. Nationalparkzentrum Valerio Olgiati, 2010 7530 Zernez OPTION Villa Garbald Dépendence Villa Garbald undund Dépendence Gottfried Semper, 18641864 Gottfried Semper, Miller && Maranta, 20042004 Miller Maranta, Via Principale 5, 7608 Castasegna Via Principale 5, 7608 Castasegna Nach Plänen des Architekten Gottfried Semper wurde die Villa Garbald 1864 im italienischen Landhausstil erbaut. Bauherrschaft waren Nach Plänen Architekten Gottfried Villa Garbald 1864 im italienischen erbaut. Bauherrschaft der des Zolldirektor Agostino GarbaldSemper und seinewurde Ehefraudie Johanna, die als Schriftstellerin unter demLandhausstil Pseudonym Silvia Andrea bekannt war. ware der Zolldirektor AgostinoGarbald Garbald unddas seine Ehefrau Johanna, die als Schriftstellerin dem Pseudonym Silvia Andrea bekannt Die Fondazione baute Anwesen zu einem Seminarzentrum aus, das vonunter der ETH Zürich als kleine, mit modernsten elekt- wa Die Fondazione Garbald baute das Anwesen zu einem Seminarzentrum aus, das vonwird. der ETH Zürich alssokleine, mit modernsten ronischen Arbeitsund Kommunikationsmitteln ausgerüstete Aussenstation genutzt Die Villa knüpft eine imaginäre Bande mitelekt ETH-Hauptgebäude und mit der von der ETH benützten Sternwarte in Zürich – alle dreiDie vonVilla Gottfried Semper projektiert. Paola ronischen dem Arbeitsund Kommunikationsmitteln ausgerüstete Aussenstation genutzt wird. knüpft so eine imaginäre Bande m Maranta und Quintus haben einst reich ausgestatteten Räumeinder Villa restauriert die neuen Bedürfnisse dem ETH-Hauptgebäude undMiller mit der vondie der ETH benützten Sternwarte Zürich – alle dreiund vonbehutsam GottfriedanSemper projektiert. Paola angepasst. Anstelle Heustalls amreich äusseren Punkt des Grundstücks steht schmaler, turmartiger Neubau mit Maranta und Quintus Miller eines haben die einst ausgestatteten Räume der Villaein restauriert und behutsam anals dieDépendance neuen Bedürfnisse zehn Gästezimmern. Der Turm bleibt in der Tiefe des Gartens Nebengebäude der Villa, bildet zu ihr aber ein eigenstänangepasst.Gartensaal Anstelle und eines Heustalls am äusseren Punkt des Grundstücks steht ein schmaler, turmartiger Neubau als Dépendance m diges Gegenüber. So wie die Villa mit der vorderen Stützmauer mit dem gleichen, glatten, aprikosengelben Verputz eine Einheit bildet, Gartensaalistund zehn Gästezimmern. Der Turm bleibt in der Tiefe des Gartens Nebengebäude der Villa, bildet zu ihr aber ein eigenstän die raue Betonoberfläche des Turms mit der grob verputzten Garteneinfriedung verbunden. Die vieleckige Bauform wächst aus der diges Gegenüber. So wie die Villa mit der vorderen Stützmauer mit dem gleichen,das glatten, aprikosengelben Verputz eine Einheit bilde Gartenmauer heraus. Die unregelmässige Anordnung der Fenster widerspiegelt räumliche Innenleben. st die raue Betonoberfläche des Turms mit der grob verputzten Garteneinfriedung verbunden. Die vieleckige Bauform wächst aus de