Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Übung zur Vorlesung „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ Do, 12:15-13:45 Uhr, HS Bachstraße 18k Susanne Fricke Sprechstunde: nach Vereinbarung E-Mail: [email protected] 1 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Gliederung I. Ziele und Methoden der Wirtschaftspolitik II. Wirtschaftspolitische Bewertungskriterien als normative Grundlage III. Marktversagen als Rechtfertigung für staatliches Eingreifen 1. Allgemeine Charakteristika von Marktversagen 2. Externe Effekte und öffentliche Güter 3. Informationsasymmetrien 4. Natürliche Monopole IV. Politische Ökonomik staatlicher Eingriffe V. Konsistenz in der Umsetzung wirtschaftspolitischer Maßnahmen VI. Europäische Integration und nationale Wirtschaftspolitik VII. Globalisierung Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 2 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll III. Marktversagen als Rechtfertigung für staatliches Eingreifen 1. Allgemeine Charakteristika von Marktversagen Wann liegt Marktversagen vor und wann sind wirtschaftspolitische Eingriffe erforderlich? Welche Formen von Marktversagen kennen Sie? 2. Externe Effekte und öffentliche Güter A. Was ist ein externer Effekt und wodurch wird er verursacht? Wieso kommt es hier zu Marktversagen? B. Erläutern Sie die Problematik der Umweltverschmutzung durch negative externe Effekte. Welche Kriterien müssen herangezogen werden, um die zur Verfügung stehenden Eingriffsmöglichkeiten ökonomisch zu beurteilen? C. Welche wirtschaftspolitischen Eingriffsmöglichkeiten stehen der Regierung zur Regulierung negativer externer Effekte zur Verfügung? Wie kann man diese beurteilen? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 3 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll III. Marktversagen als Rechtfertigung für staatliches Eingreifen D. Charakterisieren Sie die Eigenschaften von öffentlichen und privaten Gütern sowie möglicher Mischformen. E. Grenzen Sie öffentliche, öffentlich bereitgestellte und meritorische Güter voneinander ab. F. Durch welches Kalkül der Individuen kommt es im Fall öffentlicher Güter zu Marktversagen? Worin besteht im Fall eines Staatseingriffs das Problem bei der Bereitstellung der öffentlichen Güter? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 4 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll III. Marktversagen als Rechtfertigung für staatliches Eingreifen 3. Informationsasymmetrien A. Erläutern Sie Formen des Prinzipal-Agent-Problems an Hand der Beispiele „Gebrauchtwagenmarkt“ und „Krankenversicherung“. Wie entsteht hier Marktversagen? B. Welche marktwirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Lösungsmöglichkeiten kennen Sie, um das Marktversagen zu zu beseitigen? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 5 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll III. Marktversagen als Rechtfertigung für staatliches Eingreifen 4. Natürliche Monopole A. Nehmen Sie an, die Kostenfunktion bei der Produktion eines Gutes ist durch Subadditivität gekennzeichnet. Welche Auswirkungen hat dies auf die Struktur der Angebotsseite? Wieso kann sich hieraus ein Marktversagen entwickeln? B. Warum kann ein natürliches Monopol nicht ohne weiteres zu Preis=Grenzkosten anbieten? Erläutern Sie dies anhand einer Grafik. C. Unter welchen Bedingungen kann auf die Regulierung eines natürlichen Monopols verzichtet werden? Wovon hängt die Bestreitbarkeit von Märkten ab? D. Welche alternativen Methoden stehen dem Staat im Fall des tatsächlichen Regulierungsbedarfs zu Verfügung? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 6 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll III. Marktversagen als Rechtfertigung für staatliches Eingreifen Basisliteratur zu den Übungsaufgaben: Donges/Freytag (2009) S. 169-243. Fritsch/Wein/Ewers (2005) S. 81-191; 222-321 Roth, Steffen (2007), Kapitel VI: S. 145-196. Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 7 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 1. Allgemeine Charakteristika von Marktversagen Wann liegt Marktversagen vor und wann sind wirtschaftspolitische Eingriffe erforderlich? Welche Formen von Marktversagen kennen Sie? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 8 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 1.) Marktversagen bedeutet: a) Verletzung der statischen Effizienz b) Und Verletzung der dynamischen Effizienz Statische Effizienz: Annahmen vollständige Konkurrenz bei statischer Betrachtung der Wirtschaft (siehe Marginalbedingungen) : • Atomistische Marktstruktur (viele Anbieter, die vielen Nachfragern gegenüber stehen) • Vollkommene Transparenz auf dem Markt (vollständige Information zwischen Anbieter und Nachfrager) • Homogenität der gehandelten Güter • Anbieter sind Mengenanpasser • Anbieter haben steigende Grenzkosten • Unendliche Reaktionsgeschwindigkeit der Anbieter • Keine Zutrittsbeschränkungen für Anbieter und Nachfrager • Freier Preisbildungsprozess auf dem Markt • Konsumentensouveränität Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 9 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 1.) Dynamische Effizienz: • Analyse des Wettbewerbs im Zeitablauf • Wettbewerb muss nicht vollkommen sein (wie in Kap. 2), solange der Wettbewerb funktionsfähig ist. ermöglicht optimales Funktionieren des Marktmechanismus; Marktunvollkommenheiten sind Ergebnis von initiativen Wettbewerbshandlungen und zugleich wieder Voraussetzung imitatorischer Wettbewerbshandlungen Stichwort: Innovation, Vgl. Kantzenbach • Beispiel: Ein Monopol zu einem Zeitpunkt kann im Zeitablauf von alleine verschwinden (z.B. durch Markteintritte, Innovationen) Formen von Marktversagen: 1. Externe Effekte 2. Asymmetrische Informationen 3. Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 10 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 2. Externe Effekte und öffentliche Güter 2. A) Was ist ein externer Effekt und wodurch wird er verursacht? Wieso kommt es hier zu Marktversagen? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 11 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2.A) • Normalerweise fallen alle Kosten und Nutzen einer Aktivität beim Verursacher an, ohne Auswirkungen auf andere Individuen zu haben Aber: • Es gibt Aktivitäten, die unmittelbare Auswirkungen auf Konsum/Produktion anderer Individuen haben, ohne im Preismechanismus erfasst zu sein. • D.h.: die privaten Kosten/Nutzen weichen von den sozialen Kosten/Nutzen ab. Die Differenz ist der externe Effekt. Verletzung der Annahme der Konsumentensouveränität Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 12 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2.A) 2 Arten externer Effekte: 1. Konsumseitige externe Effekte: Konsument wird durch Konsum/Produktion anderer berührt – 𝑈 𝑖 = 𝑈 𝑖 𝑥 𝑖 , 𝑦 𝑖 , 𝑍 mit Z als die Aktivitäten Dritter. 2. Produktionsseitige externe Effekte: – Produzent wird durch Konsum/Produktion anderer berührt. – Π𝑥 = Π 𝐾𝑥 , 𝐴𝑥 , 𝑍 mit 𝑍 als die Aktivitäten Dritter. 2 Wirkungsrichtungen externer Effekte: 1. Positiver externer Effekt: • Nutzen ohne Kosten; Beispiel: Imker, Gewerkschaft 2. Negativer externer Effekt: • Kosten ohne Nutzen; Beispiel: Chemieunternehmen/Fischer Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 13 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. A) Begriffsklärung: private Grenzkosten (PGK): Kosten aus Faktoreinsatz des Produzenten p A PGK=SGK soziale Grenzkosten (SGK): PGK + Beeinträchtigung anderer Wirtschaftssubjekte (externe Grenzkosten: EGK) p privater Grenznutzen (PGN): N PGN=SGN Nutzen aus Konsum eines Gutes sozialer Grenznutzen (SGN): PGN + Nutzen anderer Individuen durch den Konsum (externer Grenznutzen: EGN) x Optimum: P𝐺𝐾 = 𝑆𝐺𝐾 = 𝑝 = 𝑃𝐺𝑁 = 𝑆𝐺𝑁 Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 14 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. A) Externe Effekte: • Individuen handeln nur nach privaten Kosten/Nutzen • diese stimmen jedoch nicht mit sozialen Kosten/Nutzen überein Positiver externer Effekt: • Marktergebnis bestimmt von 𝑃𝐺𝐾 = 𝑃𝐺𝑁 = 𝑝 • SGN aber höher als PGN • Preis zu gering Produktion geringer als gesellschaftlich wünschenswert GK=PGK= SGK p GK sozialer Zusatznutzen (EGN) popt p* Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke NII=SGN NI=PGN x* < xopt x SGK 15 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. A) Negativer externer Effekt: • Marktergebnis bestimmt von 𝑃𝐺𝐾 = 𝑃𝐺𝑁 = 𝑝 • SGK liegen höher als PGK • Preis zu gering zu hoher Konsum p GK SGK PGKsozialer Zusatzkosten (EGK) popt p* N xopt < x* Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 16 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 2. Externe Effekte und öffentliche Güter 2. B) Erläutern Sie die Problematik der Umweltverschmutzung durch negative externe Effekte. Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 17 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. B) • Umwelt als Produktionsfaktor und Konsumgut. Ökonomisch macht sich das nicht bemerkbar solange sich Nutzung an den ökonomischen Knappheiten orientiert. • Übermäßige Umweltverschmutzung ist Folge negativer externer Effekte: Individuell rational, aber gesellschaftlich suboptimal. • Umweltressourcen sind häufig Allmendegut (engl.: commons): Niemand kann von der Nutzung ausgeschlossen werden (kein der Knappheit entsprechendes Entgelt), es besteht aber Rivalität im Konsum (z.B. Überfischung der Weltmeere). Im Extremfall kann am Ende kein Ertrag aus der Nutzung des Allmendegutes mehr gezogen werden (Tragik der Allmende). • Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 2009 (Elinor Ostrom) “Governing the commons” Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 18 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. B) • Beispiel: Fischer B nutzt Grobes Netz Feines Netz Grobes Netz 3/3 0/4 Feines Netz 4/0 1/1 Fischer A nutzt • • Nash GG: beide benutzen feines Netz Gesellschaftlich suboptimales Ergebnis bei individueller Rationalität (Beachtung privater Kosten). Definition Nash-GG: Optimale Strategie eines Individuums, gegeben die Strategien der anderen Individuen. Niemand hat einen Vorteil daraus, vom Nash-GG abzuweichen, wenn die Strategien der anderen gegeben sind. Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 19 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 2. Externe Effekte und öffentliche Güter 2. C) Welche wirtschaftspolitischen Eingriffsmöglichkeiten stehen der Regierung zur Regulierung negativer externer Effekte zur Verfügung? Wie können diese beurteilt werden? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 20 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. B) Wirtschaftspolitische Eingriffsmöglichkeiten: • • • Definitionen: – Emission: Schadstoffausstoß, gemessen an der Quelle – Immission: Belastung der Umwelt mit Schadstoffen – Diffusion: Umwandlung von Emission in Immission Problem: Optimal wäre es, an Immission anzuknüpfen (da sie die Nutzeneinbuße bestimmt). Praktisch ist Emission leichter zu messen und zu kontrollieren Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 21 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. C) Beurteilung wirtschaftspolitischer Eingriffsmöglichkeiten nach: 1. Statischer Effizienz 2. Dynamischer Effizienz 3. Treffsicherheit 1. Statische Effizienz (I) Wieviel Schaden soll vermieden werden? • Optimale Schadensvermeidung, wenn Grenzkosten der Schadensvermeidung und Grenzschaden sich entsprechen. Es sollte derjenige besonders viel zur Schadensvermeidung beitragen, der besonders geringe Vermeidungskosten hat. Dies führt gesamtwirtschaftlich zur kostengünstigsten Erreichung des Ziels Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 22 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. C) 1. Statische Effizienz (II) Grenzvermeidungskosten U1 U2 Ausgangslage: • Schädigung 0A Grenzschaden Optimum: • Schädigung 0E (Unt1) bzw. 0F (Unt2) Optimale Schadensvermeidung: • EA (Unt1) bzw FA (Unt2) 0 F E A Umweltschädigung Schadensvermeidung Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 23 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. C) 2. Dynamische Effizienz: • Anreizwirkungen für technischen Fortschritt werden betrachtet Anreize für die Entwicklung umweltschonenderer Technologien 3. Treffsicherheit/Effektivität: • Wird das (politische/ökonomische) Ziel erreicht? Weiterhin ist für die wirtschaftspolitischen Optionen von Bedeutung, ob es sich um nationale (z.B. Boden), internationale (z.B. Flüsse) oder globale Umweltprobleme (z.B. Klima) handelt. Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 24 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. C) Beispiele für umweltpolitische Instrumente: 1. Moralische Appelle (Mehr Rad fahren!) 2. Verbote,Gebote, Auflagen (CO2-Höchstgrenzen; Produktionsverfahren) 3. Steuern/Abgaben (Pigou-Steuer, Standard-Preis-Ansatz) 4. Verhandlungslösung (Coase-Theorem) 5. Zertifikatehandel Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 25 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 2. Externe Effekte und öffentliche Güter 2. D) Charakterisieren Sie die Eigenschaften von öffentlichen und privaten Gütern sowie möglicher Mischformen. Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 26 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. D) Eigenschaften privater Güter: Rivalität im Konsum: • Eine bestimmte Gütermenge kann nur von einer bestimmten Menge Konsumenten genutzt werden. • Beispiel: Jeans kann nur von einer Person zu einem Zeitpunkt getragen werden Ausschließbarkeit: • Wer für das Gut nichts bezahlen will, bekommt es nicht. • Beispiel: Jeans ich kaufe mir die Jeans Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 27 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. D) Eigenschaften öffentlicher Güter: Nichtrivalität im Konsum: • Das Gut wird durch den Konsum nicht „verbraucht“ • Unerheblich, wie viele Individuen es konsumieren (Keine Nutzenbeeinträchtigung durch die Anzahl der Konsumenten). • Beispiel Leuchtturm: Der Nutzen des Leuchtturmfeuers wird durch die Anzahl der vorbeifahrenden Schiffe nicht verändert. Nichtausschließbarkeit: • Es ist technisch oder rechtlich unmöglich (oder nur zu hohen Kosten), Individuen vom Konsum auszuschließen. • Beispiel Leuchtturm: Alle vorbeifahrenden Schiffe kommen in den Genuss des Leuchtturmfeuers. Leuchtet es einmal, kann niemand davon ausgeschlossen werden. Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 28 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. D) • Neben öffentlichen und privaten Gütern existieren auch Mischgüter: rivalisierend Ausschluss möglich Privates Gut nicht möglich Allmendegut Bsp: Wein, Tuch Bsp: Fischereigewässer nicht rivalisierend Klubgut Öffentliches Gut Konsum Bsp: Pay-TV Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke Bsp:Landesverteidigung 29 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 2. Externe Effekte und öffentliche Güter 2. E) Grenzen Sie öffentliche, öffentlich bereitgestellte und meritorische Güter voneinander ab. Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 30 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. E) Meritorische Güter • öffentlich bereitgestellte (bzw. bezuschusste) private Güter • um den Konsum zu erhöhen (über niedrigeren Preis) • Beispiel: Bildung, Kultur • Als Argument für Meritorisierung wird angeführt, die Konsumenten hätten verzerrte Präferenzen und würden daher zu wenig von dem meritorischen Gut konsumieren. Demeritorische Güter • Staat will den Konsum verringern • Beispiel: Tabakkonsum Problematisch: • Willkür, Anmaßung von Wissen • Widerspricht Konsumentensouveränität und Demokratie, Paternalismusverbot Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 31 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 2. Externe Effekte und öffentliche Güter 2. F) Durch welches Kalkül der Individuen kommt es im Fall öffentlicher Güter zu Marktversagen? Worin besteht im Fall eines Staatseingriffs das Problem bei der Bereitstellung der öffentlichen Güter? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 32 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. F) Problematik der Optimalen Nutzung/Bereitstellung • Nutzung vorhandener ÖG: – Grenzkosten der Nutzung sind 0, damit auch der optimale Preis = 0 • Bereitstellung neuer ÖG: – Da niemand vom Konsum ausgeschlossen werden kann, werden die Individuen keine freiwillige Zahlungsbereitschaft signalisieren, da sie hoffen, unentgeltlich in den Genuss des Gutes zu kommen („Free-Rider-Problem“) es kommt kein Angebot zustande, da Preis=0, während Produktion Kosten verursacht. • Beispiel: – Straßenbeleuchtung soll installiert werden, Kosten: 5000€. 1000 Personen hätten Nutzen von je 10€, aber nur Kosten von 5€, also Nettonutzen von 5€. Da niemand ausgeschlossen werden kann, ergibt sich folgendes individuelles Kalkül: Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 33 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. F) Nettonutzen aus der Bereitstellung eines öffentlichen Gutes: Alle anderen Der Einzelne kooperieren (zahlen) defektieren (zahlen nicht) kooperiert (zahlt) defektiert (zahlt nicht) 5/5 -5 / 0 10/ <5 0/0 • Die dominante Strategie ist, nicht zu zahlen (Nash-Gleichgewicht) Gut wird nicht bereitgestellt (Gefangenendilemma; nicht-kooperatives, einperiodiges Spiel). Möglicherweise staatliche Bereitstellung notwendig; Aber: • Problem 1: Was ist die optimale Angebotsmenge des öffentlichen Gutes? • Problem 2: Wie können die tatsächlichen Präferenzen der Individuen ermittelt werden? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 34 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 2. F) Problem 1: Ermittlung der optimale Angebotsmenge: • Bei privaten Gütern kommt der Nutzen einer zusätzlichen Einheit nur einem Individuum zugute: 𝐺𝑅𝑇 = 𝐺𝑅𝐺𝑆 • bei öffentlichen Gütern dagegen allen Individuen, daher muss die GRGS für ALLE Individuen (Summe der marginalen Zahlungsbereitschaften) der GRT entsprechen: 𝐺𝑅𝑇 = 𝐺𝑅𝐺𝑆(𝐼𝑛𝑑. 1) + 𝐺𝑅𝐺𝑆(𝐼𝑛𝑑. 2) +... • Dies ist die sog. “Samuelson-Bedingung” zur Bereitstellung öffentlicher Güter Problem 2: Ermittlung der Präferenzen: • Problem: wenn Trittbrettfahren möglich, versuchen sich Individuen der Besteuerung als Beitrag zum ÖG zu entziehen, indem sie kein Interesse am ÖG äußern • Lösung: Präferenzaufdeckungsverfahren, z.B. Clark-Groves-Steuer Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 35 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 3. Informationsasymmetrien 3. A) Erläutern Sie Formen des Prinzipal-Agent-Problems an Hand der Beispiele „Gebrauchtwagenmarkt“ und „Krankenversicherung“. Wie entsteht hier Marktversagen? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 36 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 3. A) Intuition: Was passiert, wenn - entgegen der Annahme der vollständigen Konkurrenz - nicht alle Wirtschaftssubjekte sämtliche relevanten Informationen haben, sondern der Informationsstand ungleich verteilt ist? Prinzipal-Agent-Problem (PAP) • Zwischen Vertragsparteien herrscht häufig eine Ungleichheit des Informationsstandes. • Auftraggeber (Prinzipal, z.B. Aktionär) ist schlechter informiert als der Agent (z.B. Manager). • Aufgrund von Informations- und Transaktionskosten ist es dem Prinzipal nicht (oder nur zu hohen Kosten) möglich, den Agenten zu kontrollieren. • Dies hat Auswirkungen auf das Verhalten des Agenten. Zwei Formen: 1. Negativauslese: Vorvertragliches PAP 2. Moralisches Risiko: Nachvertragliches PAP Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 37 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 3. A) Negativauslese (adverse Selektion) • Vorvertragliches PAP • Grund: Verdeckte Informationen Beispiel 1: Informationsasymmetrie zu Lasten des Nachfragers (Gebrauchtwagenmarkt ) (I): • Gebrauchtwagenanbieter A verkauft Auto hoher Qualität (“Plum”), will dafür min. 2000€ • Gebrauchtwagenanbieter B verkauft Auto niedriger Qualität (“Lemon”), will dafür min. 1000€ • Nachfrager sind bereit, für Auto A max. 2400€ zu bezahlen, für Auto B max. 1200€ • Vollkommener Markt: – Einigung bei A zwischen 2000-2400€ – Einigung bei B zwischen 1000-1200€ Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 38 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 3. A) Beispiel 1: Informationsasymmetrie zu Lasten des Nachfragers (Gebrauchtwagenmarkt ) (II): • Asymmetrische Information: Nachfrager wissen nicht um Qualität der Autos, nur Anteil A und B sei bekannt (z.B. 50%/50%). Alle Gebrauchtwagen sehen äußerlich gleich aus. • Nachfrager bezahlen maximal Erwartungswert (Risikoneutralität) 𝐸 = 0,5 ∙ 1200€ + 0,5 ∙ 2400€ = 1800€ • Zu diesem Preis werden die Verkäufer vom “Plums” ihr Angebot zurückziehen. • Es werden nur noch Lemons angeboten. • E sinkt auf 1200€. Nur die schlechte Qualität wird noch verkauft = Marktversagen Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 39 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 3. A) Beispiel 2: Informationsasymmetrie zu Lasten des Anbieters (Versicherungsmärkte) • Problem analog: Versicherung kalkuliert Prämie auf Basis der durchschnittlichen Schadenswahrscheinlichkeit. • Diese Prämie ist für gute Risiken zu hoch, für die Schlechten hingegen attraktiv. • Nur die schlechten Risiken schliessen Versicherung ab, Prämie steigt, Prozess verstärkt sich • Versicherer antizipiert das bietet keine Versicherung an Marktversagen Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 40 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 3. A) Moralisches Risiko • Nachvertragliches PAP (“moral hazard”) • Verhalten des Agenten kann nicht beobachtet/kontrolliert werden (Informationsasymetrie) • Verhalten des Agenten ändert sich nach Vertragsabschluss (opportunistisches Verhalten) zum Ungunsten des Prinzipals • Der Prinzipal erleidet dadurch Nutzenverlust • Leistung des Agenten kann schlecht eingeschätzt werden Fehlanreize Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 41 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Beispiel: Fahrradversicherung: • Intuition aus Sicht des Kunden: warum in ein teures Schloss investieren, wenn die Versicherung einen Diebstahl bezahlt? • Fehlender Anreiz zur Sorgfalt Schadenfall wird wahrscheinlicher • Preisdifferenzierung hinsichtlich moralischen Risikos nicht möglich wegen Informationsasymmetrie • Prämien für alle Kunden steigen (auch für die Sorgfältigen) • für die Sorgfältigen wird Prämie unattraktiv, sie kündigen die Versicherung Marktversagen durch adverse Selektion Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 42 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 3. Informationsasymmetrien 3. B) Welche marktwirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Lösungsmöglichkeiten kennen Sie, um das Marktversagen zu beseitigen? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 43 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 3. B) Marktwirtschaftliche Lösungsmöglichkeiten (I) Kosten der Informationsbeschaffung Screening • Überwindung der Informationsasymmetrie durch die schlechter informierte Seite (Prinzipal) • GN GK Prinzipals informiert sich selbst über den Agenten (z.B. bei Assesment-Center, Bonitätsprüfung, Warentestbericht). Lohnt sich, solange GN>GK • Oder: Informationsbeschaffung über Dritte 0 (z.B. bei Sachverständigen, Berater, Rating- iopt A Informationsbeschaffung Agenturen) Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 44 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 3.B) Marktwirtschaftliche Lösungsmöglichkeiten (II) Signalling • Überwindung der Informationsasymmetrie durch die besser informierte Seite (Agent) • Agent demonstriert seine Qualität • Ziel: günstigere Vertragsbedinungen (z.B. höherer Lohn) Durch: • Reputationsaufbau • Risikobeteiligung des Agenten (Garantieversprechen, Selbstbeteiligung im Schadensfall, erfolgsabhängige Belohnung) • Zertifizierungen als Qualitätsignal (z.B. TOEFL-Test, Bachelor) Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 45 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 3. B) Staatliche Lösungsmöglichkeiten • Informationsverpflichtung der Anbieter (z.B. Lebensmittel, Medikamente) • Öffentliche Informationsbereitstellung (z.B. Stiftung Warentest) • Zwangsversicherung zur Vermeidung von adverser Selektion (z.B. Krankenversicherung) • Garantieverpflichtung (Gewährleistung) • Signalling durch Mindeststandards (z.B. Meisterbrief ) • Haftungsrecht: Produzent haftet für bestimmte Eigenschaften des Produkts Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 46 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 4. Natürliche Monopole 4. A) Nehmen Sie an, die Kostenfunktion bei der Produktion eines Gutes ist durch Subadditivität gekennzeichnet. Welche Auswirkungen hat dies auf die Struktur der Angebotsseite? Wieso kann sich hieraus ein Marktversagen entwickeln? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 47 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 4. A) Intuition: warum kann, entgegen dem Ergebnis der vollständigen Konkurrenz, ein Monopol auch längerfristig von Vorteil sein? • Normalerweise sind Monopole allokationstheoretisch nicht wünschenswert (zumindest langfristig). • Es kann jedoch auch allokativ effizienter sein, wenn nur ein Unt. den Markt bedient. • Ursache: Subadditivität der Kostenfunktion: • C(Q)<c(q1)+c(q2)+...+c(qn) mit q1+q2+...+qn=Q • D.h. die Kosten für die Produktion von Q sind geringer, wenn nur ein Unt. produziert. sinkende Durchschnittskosten: je mehr ein Unt. produziert, desto geringer sind die Stückkosten. Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 48 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 4. A) Erklärung: 1. Fixkosten-Degression 2. Prinzip des kleinsten gemeinsamen Vielfachen 3. Zwei-Drittel-Regel (z.B. Tanks) 4. Stochastische Größenersparnisse (Pharmaindustrie) 5. Lernkurveneffekte • Weiterhin: Verbundvorteile C(X+Y)<C(X)+C(Y) Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 49 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 4. A) • Die Durchschnittskosten sind bei einem Unternehmen geringer als bei zwei Unternehmen (oder mehreren) p, DK N DK2 DK DK1 X1/2 x x1 Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 50 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 4. Natürliche Monopole 4. B) Warum kann ein natürliches Monopol nicht ohne weiteres zu Preis=Grenzkosten anbieten? Erläutern Sie dies anhand einer Grafik. Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 51 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 4. B) • • • • First-Best-Preis: Laut Marginalbedingung p=GK bedeutet Defizit Second-Best-Preis: p=DK aber: Monopolist setzt den Cournot-Preis: GE=GK Wohlfahrtsverlust Zusätzlich: dynamische Wohlfahrtsverluste im Monopol GK, p, DK N P=DK DK P=GK GK Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 2 x1 Susanne Fricke x x 52 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 4. Natürliche Monopole 4. C) Unter welchen Bedingungen kann auf die Regulierung eines natürlichen Monopols verzichtet werden? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 53 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 4. C) • Ein natürlicher Monopolist muss nicht unbedingt Cournot Preise setzen Er wird dies nicht tun, wenn der Markt bestreitbar ist Bestreitbarkeit von Märkten: • Konkurrenten können in den Markt eintreten • Durch den drohenenden Markteintritt gilt daher p=DK: “2nd-best-Lösung” • Bei vollständiger Bestreitbarkeit: “Hit and Run”-Strategie möglich der natürliche Monopolist wird p=DK setzten • Ist das natürliche Monopol nicht bestreitbar, ist Regulierung notwendig Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 54 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 4. C) Voraussetzungen für vollständige Bestreitbarkeit: • Keine Marktzutrittbarrieren, v.a. keine irreversiblen Kosten (sunk-costs), d.h. Kosten, die durch Verkauf der Anlagen nicht wieder hereingeholt werden können. Sind diese Investitionen ersteinmal getätigt, sind sie bei der Preisgestaltung nicht mehr entscheidungsrelevant. Der Markteintritt für den Newcomer, der die Investitionen noch tätigen muss, lohnt sich nicht • Der etabilierte Produzent und der Neuanbieter stellen identische (homogene) Produkte her • Beide Anbieter haben Zugang zu gleicher Technologie • Bei Markteintritt von neuem Anbieter passt der etablierte Anbieter seinen Preis nicht sofort an Weitere Beschränkung des Preissetzungsspielraums des natürlichen Monopolisten: • Durch Substitutionskonkurrenz (z.B. Bahn vs. Auto, Bahn vs. Flugzeug) Marktabgrenzung relevant (siehe Vorlesung Prof. Fritsch) Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 55 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll 4. Natürliche Monopole 4. D) Welche alternativen Methoden stehen dem Staat im Fall des tatsächlichen Regulierungsbedarfs zu Verfügung? Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 56 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 4. D) Ausgewählte Möglichkeiten der Regulierung (I) Eingrenzung des Aktivitätsbereichs des natürlichen Monopols • Nur ein Anbieter im Bereich des monopolistischen Engpasses (z.B. Bottleneck Energie: Stromnetz). • Wettbewerb auf vor- und nachgelagerten Märkten wird zugelassen. Dem Monopolisten wird die Betätigung auf diesen Märkten verboten bzw. seine Macht dort beschränkt (sog. Entflechtung) Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 57 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 4. D) Ausgewählte Möglichkeiten der Regulierung (II) Preisregulierung: 1) Defizitabdeckung durch den Staat bei p= GK • Unternehmen wird verpflichtet Produkte zu Grenzkosten anzubieten • Staat übernimmt den dadruch entstehenden Verlust 2) Ramsey-Preise; p=DK • Unternehmen darf nur kostendeckende Preise erheben. • Idee der Ramsey-Preise: höhere Preise bei geringer Preiselastizität der Nachfrage führen zu geringer Mengenänderung und damit geringem Wohlfahrtsverlust Preise bei Produkten mit geringer e sollten zur Deckung der Fixkosten stärker angehoben werden. Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 58 Übung zur „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“ WS 2013/2014 Dipl.-Vw. Susanne Fricke/Dipl.- Vw. Sebastian Voll Zu 4. D) Ausgewählte Möglichkeiten der Regulierung (III) Anreizregulierung: • Preis-/Erlösobergrenzen (Price-/Revenue – Caps) werden festgesetzt • Anpassung des Preises nach einer bestimmten Periode (4-5 Jahre): Inflation – Produktivitätsfortschritt der Branche (“RPI-X – Formel”) Anreiz zu kostengünstigem Arbeiten des Unt., da der Gewinn durch überdurchschnittliche Produktivitätsfortschritte behalten werden darf Zeitlich befristete Versteigerung des Monopols • Wettbewerb um den Markt im Rahmen einer Ausschreibung/Auktion • Effizientester Anbieter kann preisgünstigstes Angebot unterbreiten. Zwar wird er dann Cournot-Preise setzten, aber durch die Auktion wurde der Gewinn abgeschöpft • Kann an Qualitätsstandards geknüpft werden Übung "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" WS 16/17 Susanne Fricke 59