Bewusst Tiere essen? von Georg Keckl, 19.10.2010

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Bewusst Tiere essen?
Artikel von Georg Keckl vom 19.10.2010, 11:11 Uhr im Ressort Kultur, Nachhaltigkeit | 3 Comments
Das Buch „Tiere Essen“ von Jonathan Safran Foer ist eine Anklage gegen die „Massentierhaltung“, ein
Votum für eine vegetarische Ernährung. Das Buch bekam fast nur positive Kritiken. Die Sicht der
Landwirtschaft und der fleischessenden Verbraucher kam hierbei kaum vor. Das soll hier nachgeholt
werden. Hier die Hauptkritikpunkte zusammengefasst, bevor das im Text samt Quellverweisen näher
erläutert wird:
1.
Massentierhaltung = Tierquälerei! Massentierhaltung ist 98,5% unseres Fleisches! Nahezu alle
Tierhaltung heute ist Massentierhaltung, ist organisierte Tierquälerei! Verbietet die Tierhaltung in der
heutigen Form oder ihr werdet mitschuldig an großen Verbrechen! Das ist die Botschaft des Buches. Das
ist PETA-Argumentation. Das Buch fasst die PETA-Vorstellungswelt in Literatur. Es ist destruktiv, macht
sogar die BIO-Haltungsformen nieder, flüchtet sich in Traumvorstellungen von der angeblichen
Tierhaltung im Amerika des 19. Jahrhunderts, statt aktuelle Lösungen auf ihre Praktikabilität und
Folgewirkungen zu prüfen. Hier wird eine im Prinzip nimmersatte Ideologie gefüttert, die heute vier
Quadratmeter Freilauffläche pro Huhn fordert, morgen dies wieder als nicht tier- und umweltgerecht
kritisiert und 20m² fordert, dann 100m², dann eine Haltung wie im Amerika des 19. Jahrhunderts und
übermorgen die Ställe verbieten will.
2.
Das Buch wird mehr Menschen motivieren, den Schritt weg von tierischen Produkten zu machen.
Das kann gut für sie sein, aber die Mittel für diese Überzeugungsarbeit sind: Ekel und Empörung über
alles Fleisch auf dem Teller erzeugen, die Gleichsetzung von Massentierhaltung und Tierquälerei
verfestigen, Zahlen übertreiben, Missstände verallgemeinert, die Geschichte der Tierhaltung verdrehen,
Konsequenzen dramatisieren und Schäden erfinden, die ganz andere Ursachen haben. Immer mit
Schuldgefühlen auf den Fleischteller zu blicken, mag Essstörungen fördern, begründet sind diese
Schuldgefühle nicht.
2.1.
Das „Mantra“ des Buches, dass 98% oder 98,5% oder 99% der deutschen Nutztiere in
Massentierhaltungen stehen sollen ist absurd. Die Bezüge zu Veröffentlichungen des Statistischen
Bundesamtes (Viehzählung), die das belegen sollen, täuschen Seriosität vor.
2.2.
Herr Foer schreibt auf Seite 130, dass 78% der Rinder in den USA in Intensivhaltungen leben. Der
Vegetarierbund Deutschland (VEBU) verkündet auf Seite 377, dass in Deutschland 95,7% der Rinder in
„Massentierhaltungs-betrieben“ gehalten werden. Wie kann das sein, wenn die Tierhaltungen in den USA
im Schnitt viel größer als unsere sind?
2.3.
Zum Beweis für die Angaben zur Massentierhaltung wird auf eine Veröffentlichung des
Statistischen Bundesamtes verwiesen. Die verlinkte Veröffentlichung heißt im Original: „Betriebe mit
ökologischem Landbau, Agrarstrukturerhebung, Fachserie 3 Reihe 2.2.1 – 2007“. In der Anhangstabelle 2
finden sich die Zahlen in einem ganz anderen Zusammenhang. Wenn es in den Buch heißt, dass 95,7% der
Rinder in Deutschland in Massentierhaltungsbetrieben stehen, so steht im Original: „4,3% der Rinder in
Deutschland stehen in Betrieben des ökologischen Landbaues“. Das hat nun gar nichts miteinander zu tun.
2.4.
Die 4,1 Mio. Kühe in Deutschland standen 2007 in 101202 Betreiben, das waren 40 Kühe pro
Halter. Nur 37% der Kühe und 35% der Rinder insgesamt standen in Betrieben mit mehr als 100 Tieren,
wobei das auch keine Massentierhaltungsbetriebe in dem Sinne sind, dass es die Tiere dort schlecht
hätten. Nun zu behaupten, dass in Deutschland die Rinder zu 95,7% in Massentierhaltungsbetrieben (die
generell mit dem Verdacht der Tierquälerei überzogen werden) stehen, ist absurd. Es geht den Kühen in
Großbetrieben nicht schlechter als den Tieren auf kleineren Höfen, auch wenn PETA polemisiert („Die
Wahrheit über Milch“): „Die meisten kleinen Bauernhöfe sind durch eine industrialisierte Intensivtierhaltung
ersetzt worden. Kühe werden meist in riesigen, verdreckten Hallen auf Spaltenböden gehalten, auf denen
sich Krankheiten schnell ausbreiten.
2.5.
98% aller Tiere, das heißt ja nichts anderes, als dass nahezu alle tierhaltende Landwirte,
Bio-Betriebe teilweise eingeschlossen, Massentierhalter wären. Im Vorwort des Buches spricht Herr Foer
noch etwas vorsichtig davon, dass 98% aller für den Verzehr bestimmten Hühner und Schweine in
Deutschland aus Massentierhaltungen („Factory Farms“) stammen würden. Die Rinder sind hier noch außen
vor. In verschiedenen seiner Interviews wird daraus 98% oder 98,5% allen konsumierten Fleisches.
2.6.
In dem Buch definiert man „Massentierhaltung“ als alles, was nicht mindestens ökologischer
Landbau ist. Herr Foer definiert im Buch weiter alles als Massentierhaltung, was die Tiere züchterisch
optimiert, sie in Ihren Bewegungsmöglichkeiten einschränkt, wenn die Tiere „unnatürliches“ Futter
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erhalten. Massentierhaltung kann so auch ein einziges Kaninchen oder eine Kuh sein.
2.7.
Massentierhaltung wird in dem Buch mit Tierquälerei gleichgesetzt. Da alle fast deutschen
Tierhalter Massentierhalter wären, wären fast alle deutschen Bauern mit Tieren Tierquäler. Indem man
praktisch alle landwirtschaftlichen Nutztierhaltungen als Massentierhaltungen bezeichnet und in den
Generalverdacht der Tierquälerei stellt, kann man die doch nur abschaffen wollen. Deswegen die
übertriebene Zahl von „tierquälerischen“ Massentierhaltungen, von „Qualzuchten“. Selbst wenn man für
das meiste Geflügel- und Schweinefleisch den Begriff „Massentierhaltung“ im Sinne von „viele Tiere in
einem Stall“ nicht abstreiten kann, so muss man doch den damit verbundenen Vorwurf der systematischen
Tierquälerei zurückweisen.
2.8.
Da eine Generalverleumdung der Bauern von der Öffentlichkeit abgelehnt würde, zu viele kennen
dann doch noch irgendwelche Bauern, geht man im Buch den Umweg über den „Massentierhalter“.
2.9.
Für viele Landwirte ist es eine Unverschämtheit, mit den Missständen, die in diesem Buch
geschildert werden, in Zusammenhang gebracht zu werden. Das Buch verallgemeinert grausame Zustände
in Schlachthöfen und in Ställen, provoziert damit die anständigen Menschen, die dort arbeiten. Es ist aber
keine statistische Erhebung über das Wohlbefinden des deutschen oder amerikanischen Nutztierbestandes
oder die Sadismusquote unter Schlachtern und Nutztierhaltern.
2.10.
Wenn der Großstädter Jonathan Safran Foer in seinem Buch die These aufstellt, „dass eine
gründliche Erforschung der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung unweigerlich vom Fleischessen wegführt“,
so hat er die Tierhalter ohne Gewissenbisse bei seinen Forschungen übergangen oder hält sie für
abgestumpft.
2.11.
Wenn es in den USA erlaubt ist, Antibiotika in Futter zu mischen, so ist dies ein großer
Streitpunkt zwischen den USA und der EU. In der EU ist das verboten, da kann man nicht davon sprechen,
dass die Verhältnisse in Deutschland mit denen den USA vergleichbar sind.
2.12.
Weder ging es den Tieren früher besser, noch sind Kleinbetriebe prinzipiell tierfreundlicher, wie
in dem Buch suggeriert wird. Ställe vom Jahr 1900 wären heute überwiegend nicht mehr erlaubt, weil sie
den heutigen Tierschutz-Standards meist nicht mehr entsprechen würden.
2.13.
Es wird suggeriert, dass die heutige „Billig - Massenware“ Fleisch die Tierzahlen und den
Fleischkonsum in vorher unbekannte Höhe getrieben hätte. Der Konsum von Rindfleisch war 1913 höher
als heute, der von Schweinefleisch ähnlich wie heute. Wer mehr Geld hatte, hatte öfters und besseres
Fleisch. Im Dreißigjährigen Krieg rechnete man mit einem Pfund Fleisch pro Söldner und Tag, sind 182 kg
Fleisch pro Jahr.
2.14.
Die bisherigen Leistungen der Landwirtschaft zur Reduktion des CO2-Ausstoßes werden nicht
einmal erwähnt. Es wird suggeriert, früher wäre von der Landwirtschaft weniger CO2 ausgestoßen worden,
die Landwirtschaft würde ständig mehr Klimagase ausstoßen und es könne bei wachsendem
Fleischkonsum nur so weitergehen. Dass man mit modernen Tierhaltungsformen mehr Fleisch mit weniger
CO2 produzieren kann, darauf könnte ein Leser nicht kommen.
3.
Herr Foer ignoriert eine soziale Komponente bei der von ihm gewollten Verteuerung des Fleisches:
Wenn die Oberschicht das Fleisch verteuert, muss die Unterschicht mehr Brot und Kartoffeln essen, muss
mit den Haustieren der Reichen um die weniger begehrten Fleischstücke konkurrieren. Arme werden
verhungern.
4.
Herr Foer kauft „BIO“, möchte sehr flächenintensive, teure Weide-Tierhaltungsformen für die
Fleischesser und er kritisiert die Klimabilanz der Landwirtschaft. Aber man kann nicht BIO und eine starke
Reduktion des Viehbestandes und eine klimafreundliche Produktion zusammen haben. Diese drei Dinge
lassen sich nicht miteinander kombinieren, schließen sich in der landwirtschaftlichen Praxis gegenseitig
aus. Herr Foer träumt hier, wie viele Öko-Fans mit ihm. BIO geht wirtschaftlich erfolgreich und ökologisch
nachhaltig nur mit Tieren, mit Dung. Fleischproduktionen auf großen Weideflächen haben die schlechteste
aller vorstellbaren Klimagasbilanzen pro Kilo Produkt.
5.
Das Buch empfiehlt eine Entmündigung des Verbrauchers, der nicht beurteilen kann, was er mit
seinen Kaufentscheidungen bewirkt. Es will ein Verkaufverbot von Fleisch aus missliebigen Produktionen.
6.
Im Buch wird empfohlen, befreundete Fleischesser beim Essen moralisch zu ermahnen, damit
verklärt es Vegetarier zu besseren, einsichtsvolleren Menschen.
7.
Herr Foer hat Recht, wenn er meint, dass es nicht möglich ist, sieben Milliarden Menschen mit in
Europa üblichen Fleischmengen zu versorgen und die Tiere dabei nach seinen Idealvorstellungen zu
halten. Die Idee, dass man für eine bessere Zukunft über eine Geburtenkontrolle die Zahl der Menschen
auf der Welt begrenzen sollte, hat Herr Foer nicht.
8.
Die Aufgabe einer nachhaltigen Politik und eines Bildungsbürgertums wäre es, die Zahl der
Menschen auf ein Welt-umweltverträgliches Maß begrenzen zu wollen, das Problem bewusst zu halten.
Kann man aus wohlgeheizten Wohnungen mit dem moralischen Zeigeinger auf die fleischessenden
Hüttenbewohner in China, den Philippinen, Indien und der gesamten Nachbarschaft zeigen?
9.
1960 waren 40% der Menschheit unterernährt. Die UN gehen davon aus, dass aktuell 13% bis 15%
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der Weltbevölkerung nicht genug zu essen haben.1960 gab es nur 3 Mrd. Menschen auf der Welt, heute
6,9 Mrd. Trotz der stark gestiegenen Bevölkerung ist der Hunger auf der Welt vermindert worden. Wer will
hier der Landwirtschaft einen Vorwurf machen und behaupten, es wäre anders besser gegangen? Bei einer
steigenden Weltbevölkerung ist und bleibt es die Aufgabe der Landwirtschaft, diese mit den nachgefragten
Lebensmitteln zu versorgen, dabei weiter die Erträge intelligent zu steigern, die Produktionsverfahren
weiter zu optimieren, mit weniger Aufwand und Einsatz mehr Menschen satt zu bekommen. Menschen
wegen zu teurer Luxus-Öko-Lebensmittel verhungern zu lassen, kann nicht die Aufgabe der
Landwirtschaft sein.
10. Die Massentierhaltung soll an der Vogelgrippe schuld sein (S. 145 und 166)? „Massentierhaltungen“
bieten einen größeren Schutz vor Pandemien als viele kleine, unkontrollierbare Bestände. Die
Schweinegrippe und die Vogelgrippe sprangen dort auf Menschen über, wo diese auf engstem Raum mit
den Tieren zusammenleben (China, Mexiko). Die kleinste Tierhaltung armer Menschen in unhygienischen
Verhältnissen förderte die Entstehung der Vogelgrippe. Die „Massentierhaltung“, die die westliche
Geflügelhaltung dominiert, bietet den Menschen sogar Schutz durch sehr strenge Hygienevorschriften und
Abschottung der Ställe.
11. Es wird in dem Buch nicht darauf eingegangen, dass es ohne Tiere keine Grünlandflächen geben
kann. Es gibt Gegenden, die nur über Grünland, über Tiere, genutzt werden können.
12. Mit seiner Teilnahme an einem Einbruch in einen Stall mit einer PETA-Aktivistin gibt Herr Foer ein
schlechtes Vorbild, wird die teilweise hasserfüllte Konfrontation Landwirte/Fleischwirtschaft und
Tierschützer verschärfen, trübt den Blick auf die Wirklichkeit, erschwert praktische Verbesserungen. Das
Buch kann die Gesellschaftsschichten noch weiter voneinander entfernen, insbesondere das
„Kulturbürgertum“ von den Landwirten.
13. Ab Seite 200 befasst sich Herr Foer mit der „Scheiße“ der Tiere, der Gülle. Deutschland hat eine
hervorragende Gülle-Kultur! Hauptsächlich durch die genau vorgeschriebene Dosierung der Gülle ist es
gelungen, den Einsatz von Phosphat- und Kalidünger seit 1980 um knapp 90% zu drücken, ohne die
Erträge zu senken.
14. Modere Haltungsformen, die Umwelt- und Tierschutzaspekte zu berücksichtigen versuchen,
kommen in dem Buch gar nicht vor, nur eine Verklärung alter Haltungsformen. Man weiß nicht, ob ein
Huhn, das nie etwas anderes als den Käfig erlebte, glücklich ist. Man weiß aber, dass kranke Tiere leiden
und kann Krankheiten mit sauberen Haltungsformen, z.B. der Käfighaltung von Legehennen, vermeiden.
Es scheint so, dass die Massen-Freilandhaltung von Hühnern mehr die BIO-Gläubigen als die Hühner
glücklich macht.
15. Herr Foer betont immer wieder, wie ihn die Verantwortung für sein Kind bei dem Buch getrieben hat.
Ich würde jedem verantwortungsvollen Vater raten, bei kleinen Kindern lieber Eier aus Käfighaltung zu
kaufen. Keine andere Haltungsform liefert sauberere Eier, keine andere industrielle Haltungsform hat
gesündere Tiere, geringere Sterberaten.
16. Nur wer Tierarztrechnungen minimieren kann, kann Gewinn machen, nicht der, der die Tiere quält.
Traurig, dass das in dem Buch fehlt, anderes behauptet wird.
17.
In dem Buch „Tiere Essen“ wird der Heimtierbedarf (bis zu 20% des erzeugten Fleisches) übergangen.
Bewusst Tiere essen ?
Komm Herr Jesus, sei unser Gast, und segne, was Du uns bescheret hast. Amen. Dieses kurze Tischgebet
wird täglich in Millionen christlicher Haushalte gesprochen. Andere Kulturen mögen sich vor einem Mahl
bei den Geistern der geschlachteten oder erlegten Tiere entschuldigt haben, bei uns hat sich dieser Ritus
des Dankes etabliert. Mit dem Tischgebet ist für gläubige Christen das Problem „Tiere essen“ meist
abgetan, sofern es überhaupt als Problem wahrgenommen wird. „Weil es schmeckt! Dazu sind sie doch
da“, antworten die Landwirte, wenn man sie fragt, warum sie Tiere essen. Kaum anders als die Mehrheit,
wenn sie spontan ist. Viel eher eine Sünde würden gläubige Familien darin sehen, Tiere nicht zu essen,
Essen wegzuwerfen. Besonders Stadtbewohner aus höheren Schichten entwickeln einen neuen Ritus des
Dankes beim Essen. Sie quälen sich mit Gedanken, ob denn die Kuh im Leben glücklich war, das Huhn
einen würdigen Tod starb, Butter die Klimakatastrophe beschleunigt. Sie orientieren sich an aktuellen
Interpretationen der ungeschriebenen Gesetzestafeln der Politischen Correctnes (P.C.). Das verlangt neue
Opferrituale und Ablassbriefe, z.B. Bio-Lebensmittel, eine Enthaltsamkeit beim Fleisch, gar den Verzicht
auf alle tierischen Produkte, zumindest ein schlechtes Gewissen beim nicht-vegetarischen Essen. Sollte
Starkoch Johann Lafer dem leckeren Fleisch abschwören? Werden fast alle Kochbücher zu Makulatur? Wird
uns die neue Moral die Hühnersuppe versalzen? Läuft man nun Gefahr, während des Essens von einem der
vielen Leser des Buches „Tiere Essen“ angesprochen zu werden, wie im Buch auf Seite 225 empfohlen?
Ernst angesprochen auf die Umweltsünden, den Hunger auf der Welt, die Grausamkeiten in den
Schachthöfen, die Würde der Tiere, mögliche Krankheitsquellen, den Klimawandel etc.. Was macht man
dann? Rettet das Losungswort „bewusst Essen“ und ein schuldbewusst gesenkter Blick die Situation oder
darf man dem Provokateur dafür verbal auch ins vegetarische Menü spucken?
Aus den USA, besser gesagt aus New York, kam das Buch „Tiere Essen“ zu uns. Der Stadtteil Brooklyn in
New York ist vermutlich der Ort auf Erden, der von jeder landwirtschaftlichen Tierhaltung so weit weg ist,
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wie kein anderer. Unser Kulturjournalismus hat dem Buch und dem Autor im Sommer Titelblätter und viele
Seiten gewidmet. Das Buch schaffte es in der 37. Woche auf Platz drei der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Jonathan Safran Foer beschreibt auf den ersten Seiten seines Buches in sanften Worten seine Bekehrung
zum Vegetarier. Dann folgt ein Wechselbad der Emotionen. Grauenhafte Passagen mit anscheinend
teilweise sadistischen Tierhaltern und Schlachtern, wechseln sich ab mit tiefsinnigen Familiengeschichten
und klugen Reflektionen über Themen rund um das Essen. Dieser emotionalen Achterbahnfahrt folgt auf
den letzten Seiten (S. 305 und 306) das Plädoyer für eine Entmündigung des Verbrauchers, der nicht
beurteilen kann, was er mit seinen Kaufentscheidungen bewirkt. Das wissen anscheinend andere, z.B. die
Aktivisten der in dem Buch vielgelobten Tierrechtsorganisation PETA, besser. PETA tritt für eine vegane
Ernährung ein (S. 268, [1]), sogar bei Hunden und Katzen. PETA legt die Tierrechte sehr weit aus. Herr
Foer hat viel über seinen Hund „George“ berichtet, und warum man eigentlich Hunde so wenig wie
Schweine essen sollte. Hat zur Abschreckung sogar ein philippinisches Rezept für Hundefleisch abgedruckt
(„Geschmorter Hund nach Hochzeitsart“). In Deutschland isst man keine Hunde und eher werde ich zum
Vegetarier, als mein Hund. Hunde und Katzen sind eine wichtige Konsumentengruppe für Schlachtfleisch,
weil es sich die Menschen heute leisten können, die weniger edlen Teile der Schlachtkörper zu
verschmähen. Ein Hund wie Herrn Foer’s George, den er auch in Werbefilmen für das Buch zeigt, frisst
durchschnittlich ca. 150kg Fleisch im Jahr[2], mehr als ein Durchschnitts-Mensch. Die ca. 13 Mio. Hunde
und Katzen in Deutschland vertilgen im Jahr mehr Fleischprodukte als das Bundesland Bayern an Fleisch
produziert[3]. Ob Herrn Foers Hund schon vegan lebt, verrät das Buch nicht. Eine fleischlose Diät wäre für
alle Haustiere aber eine der Konsequenzen aus dem Buch.
Herr Foer war in seiner Studentenzeit schon öfter Vegetarier, schreibt er, aber manchmal eher mit den
Hintergedanken, so eher an die Brüste der Aktivistinnen zu kommen. Verrät taktisches Geschick für die
Gemütslage der Zielgruppe. Das Wechselbad der Emotionen auf den ersten 304 Seiten soll in die
Zustimmung zur einzig moralisch noch bleibenden Konsequenz, der Verbraucherbevormundung, münden?
Wenn die Rezensenten die Seite 305 zuerst gelesen hätten, vielleicht wären dann nicht so viele Bücher
verkauft worden? Aber, es ist eine aufgewärmte Debatte. Vor dreißig Jahren hatten wir schon die
Diskussion um die Massentierhaltung. Ausgelöst wurde sie damals von immer größer werdenden
Geflügel- und Schweineställe und neuen Umweltproblemen, die damit entstanden („Und ewig stinken die
Felder“). Seit dem reagiert man mit kontinuierlichen Verbesserungsschritten auf erkannte
Fehlentwicklungen. Diese Schritte ist man, insbesondere in den Niederlanden und Dänemark, den USA in
Forschung, Praxis, öffentlicher Meinung und Gesetzgebung voraus. In Norddeutschland entdeckt
inzwischen ein Teil der Journalisten die Bemühungen hin zu einer „smarten, intelligenten Landwirtschaft“,
die Vorteile aus ökologischer und konventioneller Forschung und Praxis nutzt[4]. Die Kühe waren vor 30
Jahren nicht in der Kritik. Damals standen durchschnittlich 13 Kühe im Kuhstall, heute 40. Das ist immer
noch eine überschaubare Menge, trotzdem sollen heute Kuhställe ein Teil der „Massentierhaltung“ sein?
Die alte Schwarz-Weiß-Malerei, die in dem Buch wieder Höchststände erreicht, lähmt und lenkt von
Fortschritten in der Tierhaltung und beim Umweltschutz ab. In Brüssel, Den Haag und Kopenhagen werden
schon Maßstäbe gesetzt, wie eine moderne Landwirtschaft in einem dicht besiedelten Gebiet aussehen
könnte und der Öffentlichkeit vermittelt werden könnte.
Ein bisschen schwanger?
Herr Foer meint, dass wir die Freiheit, Fleisch aus Massenhaltung zu kaufen, umweltschädliche,
gesundheitsschädliche und grausame Nahrungsmittel zu kaufen (S 305), nicht brauchen. Das ist auch die
einzig moralisch mögliche Konsequenz aus seiner Analyse der Zustände und ihrer Ursachen. Er liegt damit
auf einer Linie mit seinen Freuden von PETA, die das noch drastischer begründen[5]. Herr Foer vermeidet
die noch prinzipiellere Auseinandersetzung um ein Recht des Menschen, Tiere zu töten. Hier sieht er
Abgrenzungsschwierigkeiten, welche Tiere man denn töten dürfte und welche nicht. Auch hier ist er auf
PETA-Linie, die für die Todesspritze von nicht vermittelbaren Haustieren ist, ebenso wie für
Kastrationen[6]. Auch nimmt er manche zuvor kritisierten Mängel in der Tierhaltung hin, weil er auf
Milchprodukte und Eier nicht verzichten möchte. Eine konsequentere, vegane Lebensweise sei schwieriger
zu organisieren. Aber, ohne Kühe keine Milch, ohne Kälber keine Kühe, ohne Tierzucht keine Milchkühe,
ohne Stall und Hühnerfutter keine Eier. Sollen dann für all diese Tiere Plätze im Tier-Altersheim („Animal
Sanctuary“) reserviert werden, bis zum Tier-Krematorium? Dürfen nicht-vegetarische Raubtiere das dort
natürlich erledigen oder der PETA-Tierarzt mit der Giftspritze? Wer eine so hohe Moral predigt, muss sich
auch die Frage stellen lassen, ob man Nahrung und Fläche für Tier-Altersheime verschwenden darf,
Klimagase dafür freisetzen darf? Wäre es wirklich sinnvoll, die Almen den Gämsen zu überlassen, die
Wiesen dem Wald statt den Rindern? Darf man so Ressourcen und gewachsene Landschaften brach liegen
lassen? Sind das Probleme der Menschheit, die harte Schritte wie ein Verkaufsverbot für z.B. nicht
PETA-zertifiziertes Fleisch erfordern, oder sind das modische Exerzitien für eine naturentwöhnten
Gesellschaftsschicht, die die Folgen ihrer Theorien am wenigsten treffen würde? Die im Buch geschilderten
Grausamkeiten an Tieren sind grässlich und müssen verfolgt werden. Das ist aber kein Grund, über
manipulierte Zahlen, moralische Wertungen und verallgemeinerte Zustände in dem Buch ein Tuch des
Schweigens zu legen, gar den Handlungsempfehlungen zu folgen. Es ist nicht meine Welt, meine
Erfahrung mit Tieren und Tierhaltern, die Herr Foer über viele Seiten beschreibt. Ich lobe mir die Freiheit,
weiter Tiere essen zu dürfen. Leben und leben lassen, bitte auch für die Mehrheit der Fleischesser. Denn
vieles in dem Buch stimmt einfach nicht. Die Autoren und Leser des Feuilletons sind wichtige
Meinungsbilder in der Gesellschaft. Die vielen und detaillierten Vorwürfe in dem Buch sind ein dickes Brett
für die Öffentlichkeitsarbeit des Bauernstandes. Selbst wenn man nur auf die Hauptvorwürfe eingeht, ist
das bei der anstrengenden und emotionsbeladenen Materie nur mit Pausen erträglich.
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Eine andere Welt?
Noch als Erwachsener mochte ich am Schlachttag keine Kesselsuppe, hab mich geekelt davor. Ich bekam
mittags Käse und Brot. Es kam mir immer vor, als ob ich in das lebende Tier beißen müsste, den Geruch
des Tieres noch in der Nase und seine Augen vor mir, als ich es „überredete“, doch mit mir zu gehen, ins
Schlachthaus. Mir taten die Tiere leid. Aber einen Tag später habe ich dann die frischen Würste und den
Braten gern gegessen. Es war eine schwere Arbeit auf dem Hof. Ich hatte Hunger und es schmeckte gut.
Das Bild wurde 1978 in einem Dominikanerinnenkloster gemacht. Da war ich noch schlank und hatte noch
viele Haare auf dem Kopf. Dreck und Blut ist und war immer Teil der Landwirtschaft, früher mehr als
heute. Die Welt der Landwirtschaft ist nicht nur in diesem Detail anderes als die des Kulturbürgertums. Am
Freitag wurde an der katholischen Tradition der fleischlosen Speisen festgehalten, obwohl das zweite
Vatikanische Konzil diese Vorschrift gelockert hatte. Fisch war erlaubt und für Schwerarbeiter konnte der
Pfarrer Ausnahmen machen. Der Freitag war der Tag des Leiden des Herrn. Ein Veggie-Day war das nicht,
man hatte andere Prioritäten.
Versuch der Ent-Emotionalisierung
Eine emotionale Deeskalation beim Leser des Buches zu erreichen, dürfte schwierig sein. Dem neutralen
Blick auf die Landwirtschaft stehen die im Buch geschilderten, polarisierenden Grausamkeiten entgegen.
Aber, Menschen die Tiere schlachten, die Tiere in Buchten oder Käfige sperren, sind per se keine
Gewohnheitssadisten. Die teilweise beiderseits hasserfüllte Konfrontation wegen dieser Vorwürfe trübt
den Blick auf die Wirklichkeit. Entscheidend für das Wohl der Tiere ist bei jeder gesetzlichen Haltungsform
der Mensch, der Tiere hält. Herrn Foer’s Buch beschreibt die Erfahrungen eines Großstadtmenschen aus
der intellektuellen Oberschicht, der auszog, den Ursprung seiner täglichen Speisen zu entdecken. Es ist
keine statistische Erhebung über das Wohlbefinden des deutschen oder amerikanischen
Nutztierbestandes. Das Sachbuch ist mit sehr persönlichen Eindrücken angereichert. Es wurde eine
Mischung aus Sachbuch und Biographie. Das Buch kann die Gesellschaftsschichten noch weiter
voneinander entfernen, insbesondere das „Kulturbürgertum“ von den Landwirten. Erlebnisse aus der
Landwirtschaft bringen vielleicht manchen Stadtbewohnern die Sichtweise der Bauern näher, deren Sicht
auf Stall und Teller? “Come Lord Jesus, be our guest, and let this food for us be blessed. Amen.” Das
Tischgebet wird auch in den USA gesprochen. Deutsches Liedgut und viele Gebetstexte haben mit den
Auswanderern in der neuen Heimat Wurzeln geschlagen. Beim Besuch einer katholischen Messe an
Weihnachten 1986 in Washington D.C. war ich überrascht, so viele bekannte Texte und Melodien zu hören.
Die Kulturkreise sind sich manchmal ähnlicher als man glaubt. Die Unterschiede zwischen den Schichten
einer Gesellschaft sind manchmal größer als die Unterschiede zwischen den Gesellschaftsschichen
verschiedener Länder. Bauern sind Bauern, hier und in den USA. Sie trennt weniger voneinander als Bauern
von den Kulturjournalisten.
Für viele Landwirte ist es eine Unverschämtheit, mit den Missständen, die in diesem Buch geschildert
werden, in Zusammenhang gebracht zu werden. Auf einer Bauernversammlung fragte mich einmal ein
wütender Milchbauer, was er denn mit einem Lehrer an der Grundschule seines Sohnes machen sollte. Der
hätte den Kindern erklärt, Milch und Butter seinen klimaschädliche Lebensmittel. Nun käme die Klasse zu
einer Hofbesichtigung. Ich riet dem Landwirt dringend davon ab, mit dem Lehrer zu streiten oder ihm gar
das Melkzeug um die Ohren zu klöppeln. Er solle sich lieber einen weißen Kittel anziehen und dem Lehrer
langsam, immer freundlich und rücksichtsvoll, Naivität und Bescheidenheit ausstrahlend, in einfachsten
Worten seinen Alltag erklären. Dass es die Kühe bei ihm, in dem modernen, großen Stall, besonders gut
hätten. Dass sie im Sommer täglich auf die Weide dürfen. Dass er alle Kühe samt Eigenheiten kennt. Das
die ganze Familie leidet, wenn eine Kuh krank ist. Dass die Kühe wunderbares Gras von den etwas nassen,
für den Ackerbau ungeeigneten, Wiesen um den Hof fressen. Dass auf den Wiesen die verschiedensten
Pflanzen und Wildtiere eine Heimat haben, welche sie ohne Grünland nicht hätten. Dass das Gras, die
Störche, die Kühe, die Kuhfladen, die Butter und die Bauern schon immer da waren, man gewiss nicht am
Klimawandel schuld sein kann. Dass eine Kuh heute viel mehr Milch gibt als vor 60 Jahren und deswegen
viel weniger Mist und Methan pro kg Milch anfallen. Sicher ganz toll für das Klima? Das wird den Lehrer
mit grünem Hintergrund nicht umstimmen, aber vielleicht die Schüler. Nur wenn es gelingt, die
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theoretischen Allgemein-Vorwürfe der Tierquälerei und Umweltverschmutzung genau auf einen Hof und
die Geschichte dieses Hofes zu beziehen und zu widerlegen, hat die Landwirtschaft gegen tief sitzende
Allgemein-Vorurteile eine Chance.
Mein Lieblingshuhn
Mein Lieblingshuhn lebt in einem Bauwagen bei Hildesheim. Die Hühnerhaltung des Kleinbauern ist im
Vergleich zur industriellen Hühnerhaltung herzerweichend romantisch. Hühner sind schöne Tiere. Ich habe
die schönste fotografiert, was die während des Eierlegens im Nest nicht so toll fand. Wegen der großen
Nachfrage nach den Eiern hat die Bäuerin jetzt auf der Nachbarwiese einen Bauwagen aufgestellt und ihr
Mann hat das Mobiliar umgezimmert. Die Eier sind unterschiedlich groß. Hühner, die große Eier legen,
werden nicht alt. Manche Hühner sind sehr alt. Der Preis pro Ei ist beschämend niedrig. Die Bäuerin will
nicht mehr verlangen. Ein weißer Hahn ist mit auf der Wiese. Die Hühner der weißen Hochleistungsrasse
legen mehr Eier, sagt die Bäuerin, aber mit den brauen Hühnern hat sie weniger Ärger. Die weiße Rasse ist
leichter, fliegt öfter über den Zaun in den Garten des Nachbarn. Hühner scharren gern, überall wo Hühner
sind, ist Hühnerdreck, der Hahn kräht früh am Morgen. Nicht jeder Nachbar ist davon begeistert. Jedes
Frühjahr werden im hofeigenen Brutschrank Eier zugekaufter Hochleistungshühner ausgebrütet. Diese
Hühner sind Hybrid-Züchtungen, d.h. ihre Eltern stammen aus verschiedenen Rassen, die bei einer
Kreuzung in der ersten Generation besonders legefreudige Hennen bringen. Nimmt man die Eier dieser
Hühner wieder zur Zucht, bekommt man Küken in allen Farben, da sich die Elternstämme wieder
aufspalten. Mit der Legeleistung geht es bei Nachfahren von Hybrid-Kreuzungen bergab, darum kauft jede
Hühnerfarm alle Legehennenküken bei Hybrid-Züchtern ein. Trotzdem klappt die Fortpflanzung mit
diesen Hühnern ganz gut, im Gegensatz zu dem, was Herr Foer auf Seite 269 schreibt. Weil es die
geschlüpften Küken warm haben wollen, leben diese die erste Zeit in einen Bananenkarton auf der
Küchenbank. Die Katze hat zu der Zeit Küchenverbot. In dem Karton ist es etwas eng, aber die
mutterlosen Küken mögend das lieber als freies Gelände. Sobald ein Schatten auftaucht, bilden sie ein
Federhäufchen. In der Wasserschale liegt ein großer Stein, damit die Küken nur am Rand trinken und nicht
ertrinken. Sind sie groß genug, kommen sie in den Hühnerstall, ersetzen die gestorben Hühner. Darum ist
die Hühnerschar unterschiedlich alt. Ich habe einen Garten, könnte selber Hühner halten, wie früher viele
Menschen. Die würden sich über frisches Gras freuen. Aber mein Garten emittiert sein Klimagas zur
Zierde. Das Gras wird mit dem Rasenmäher ständig gekürzt, mit dem Auto zur Grüngutsammelstelle
gefahren. Klug über Tierschutz, die CO2-Bilanz, regionale Erzeugung reden und sich selber etwas Arbeit
machen oder Hühner in der Nachbarschaft dulden, sind für Käfigei-Gegner oft zweierlei.
Manipulative Zahlen und Aussagen
Massentierhaltung = Tierquälerei! Massentierhaltung ist 98,5% unseres Fleisches! Alle Tierhaltung heute
ist Massentierhaltung, ist organisierte Tierquälerei! Verbietet die Tierhaltung in der heutigen Form oder ihr
werdet mitschuldig an großen Verbrechen! Das ist die Botschaft des Buches. An der Massentierhaltung
gibt es nichts Gutes, was wollen Sie da zurechtrücken? Niemand kann die Massentierhaltung verteidigen!
Das erlebt man, wenn man mit einem „Aber“ bei dem Thema ansetzt, sich damit sofort dem Verdacht der
Vertuschung von Verbrechen aussetzt. Großstädter sind durch das Buch zu Tierhaltungsexperten
geworden, werden aggressiv bei dem Thema. Wenn der Großstädter Jonathan Safran Foer in seinem Buch
die These aufstellt, „dass eine gründliche Erforschung der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung
unweigerlich vom Fleischessen wegführt“[7], so hat er die Tierhalter ohne Gewissenbisse bei seinen
Forschungen übergangen. Warum funktioniert die These von Herr Foer bei den Bauern nicht? Nun, weil in
dem Buch zweifellos vorhandene Missstände emotionalisiert und aufgebauscht werden, die mit dem Leben
der Bauern, ihrer Tierhaltung, wenig zu tun haben. Man vermeidet den Begriff „Bauer“, wenn man die
Tierhaltung angreifen will. Sagt man „Massentierhalter“, klappt die Anklage besser. Worte sind Waffen. Zu
viele Leute kennen irgendwelche Bauern, ohne zu ahnen, dass diese im Grunde genommen die bösen
Massentierhalter sein sollen.
Herr Foer schreibt auf Seite 130, dass 78% der Rinder in den USA in Intensivhaltungen leben. Der
Vegetarierbund Deutschland (VEBU) verkündet auf Seite 377, dass in Deutschland 95,7% der Rinder in
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„Massentierhaltungsbetrieben“ gehalten werden. Wie kann das sein, wenn die Tierhaltungen in den USA im
Schnitt viel größer als unsere sind? 98% aller Nutztiere sollen in Deutschland schon in
Massentierhaltungsbetrieben stehen. Das heißt ja nichts anderes, als dass alle tierhaltende Landwirte,
Bio-Betriebe teilweise eingeschlossen, Massentierhalter wären. Im Vorwort des Buches spricht Herr Foer
noch etwas vorsichtig davon, dass 98% aller für den Verzehr bestimmten Hühner und Schweine in
Deutschland aus Massentierhaltungen („Factory Farms“) stammen würden. Die Rinder sind hier noch außen
vor. In verschiedenen seiner Interviews wird daraus 98% oder 98,5% allen konsumierten Fleisches[8]. Es
wird pro Jahr ca. 900 Gramm Wild pro Kopf konsumiert, das sind 1,5% des Fleischkonsums von 60,4kg pro
Bürger[9] insgesamt. Alles, was kein Wild ist, ist Massentierhaltung? Die Verhältnisse in Deutschland
seinen mit denen in den USA sehr gut vergleichbar, betont Herr Foer immer wieder. Die Tiroler
Tageszeitung aus Innsbruck meinte: „Eine Zahl zieht sich dabei durch das ganze Buch und wird beinahe
mantraartig immer wieder erwähnt: 99 Prozent des in den USA produzierten Fleisches stammen laut Foer
aus Massentierhaltung”[10]. Dass es in Deutschland 98% sein sollen, verleitet die Appenzeller Zeitung und
die österreichischen Bauernzeitung zu den erleichterten Kommentaren, dass sie damit nicht gemeint sein
können[11]. Leider waren diese beiden Presseorgane ziemlich allein, als sie sich gefragt haben, ob denn
so eine hohe Verbreitung von Massentierhaltungen auf ihre Region zutreffen kann.
Unendlich Platz!
Diese Hühner leben mit (Weihnachts-)Gänsen
und Enten auf einer großen Weide. Enten, Gänse und ab und zu ein paar Pferde sind nur Sommergäste, die
das Gras kurz halten. Es ist keine „Hühner-Monokultur“. Die Hühner dürfen auch im Winter von morgens
bis abends auf die Weide. Da finden sie zwar kaum noch ihre Lieblingsspeisen, Würmer und Insekten, aber
das zarte Grün wird weggepickt. Man braucht sehr viel Platz, wenn man die Grasnarbe erhalten will und
die Kotbelastung gering. Die Besatzdichte liegt noch weit unter der z.B. von Bioland erlaubten
Höchstgrenze von 140 Legehennen pro Hektar[12]. Wenn Habicht oder Fuchs mal wieder ein Huhn gejagt
haben, konzentrieren sich die Hühner eine Weile stärker um die „Fluchtburgen“. Aber auch um die Ställe
kommt es durch den geringen Besatz an Tieren zu keiner Überdüngung[13] des ohnehin schon sehr guten
Bodens. Würden alle Hühner und Gänse in Deutschland so viel Platz haben, wäre eine
Landwirtschaftsfläche, so groß wie die von Hessen und Rheinland-Pfalz zusammen, für das Federvieh
reserviert. Die Gänse haben es besser als früher. Ihnen werden nicht mehr ständig für die FederbettenAussteuer der Töchter die Brustdaunen bei lebendigem Leib ausgerupft. Die jungen männlichen Hühner
werden geschlachtet und gebraten. Auch Hühner, die zu „Federpickern“ werden, anderen Hühnern die
Federn auspicken, kommen in die Bratröhre. Federpicker können in jeder Hühnerschar bei jeder
Haltungsform vorkommen. In jeder Hühner- oder Gänseschar wird oft ein Tier von den anderen gequält,
gejagt, ausgestoßen. Dieses Tier muss man abends separieren, sonst erlebt es den nächsten Tag nicht.
Wenn an dem Tag nächtlicher Besuch von PETA käme, würde der Kleinbauer mit freilaufenden Hühnern als
Tierquäler vorgeführt. Auf dem Hof werden keine alten, verdienten Legehennen geschlachtet. Das bringt
die Bäuerin nicht fertig. Eines Tages sind sie tot. Wenn die Hühner in der Natur sterben, fressen sie die
Schweine oder sie fallen Kannibalen zum Opfer. Schweine sind auch nicht nur lieb. Eber wissen ihre Hauer
zu benutzen. Ohne Bauern würden die Schweine schnell die Macht übernehmen, wie in der „Farm der
Tiere“. Die Natur ist nicht immer nett. Tiere essen Tiere, Menschen essen Tiere, Tiere essen Menschen.
Kleinsttiere wie Bakterien oder Würmer können größte Räuber langsam töten. Alte, zähe Hühner gibt man
am besten in die Suppe und macht Frikassee. Ich mochte als Kind keine Hühnersuppe, weil ich einmal die
gelben Hühnerbeine aus dem Kochtopf habe ragen sehen. Beim Einkauf in der Stadt bevorzuge ich immer
noch Eier aus Käfighaltung. Würde auch jedem verantwortungsvollen Vater raten, bei kleinen Kindern
lieber Käfigeier zu kaufen. Die dürfte es in Brooklyn und Berlin auch noch geben, neben den vielen
Bioläden. Keine andere Haltungsform liefert sauberere Eier, keine andere industrielle Haltungsform hat
gesündere Tiere, geringere Sterberaten. Man weiß nicht, ob ein Huhn, das nie etwas anderes als den Käfig
erlebte, glücklich ist. Man weiß aber, dass kranke Tiere leiden und kann Krankheiten mit sauberen
Haltungsformen vermeiden. Ich hoffe, der tiergerecht ausgestaltete Käfig, der „möblierte Käfige“, der hier
an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover geprüft wird, wird sich in Europa durchsetzen. Eine
Geflügelhaltung erfordert wegen der kurzen Umtriebszeiten eine große Organisation, exakte Termine,
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eine laufende Vermarktung. Da gibt es keine gemischten Altersgruppen. Die Ära der NebenbeiGeflügelhalter geht zu Ende. Aber darum ist es auch so schön, den verdreckten Plastikstuhl abzuwischen,
im Garten zu sitzen und den bunten Hühnern zuzukucken.
Kein Pardon für „BIO“
Der Verlag leitet den Landwirt, der die Zahlen im Vorwort des Buches aus seiner Umgebung nicht
nachvollziehen kann, auf Seite 10 zu diesem Link: ([1] https://www-ec.destatis.de/csp/shop
/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=struktur,vollanzeige.csp&ID=1022552). Das ist eine
Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes. Da staunt der amtliche Agrarstatistiker, denn in keiner
seiner Veröffentlichungen steht etwas von Massentierhaltungen. Die verlinkte Veröffentlichung heißt im
Original: „Betriebe mit ökologischem Landbau, Agrarstrukturerhebung, Fachserie 3 Reihe 2.2.1 – 2007“. In
der Anhangstabelle 2 finden sich die Zahlen in einem ganz anderen Zusammenhang. Wenn es in den Buch
heißt, dass 95,7% der Rinder in Deutschland in Massentierhaltungsbetrieben stehen, so steht im Original:
„4,3% der Rinder in Deutschland stehen in Betrieben des ökologischen Landbaues“. Mit dem Hinweis auf
eine Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes wird in dem Buch so getan, als ob es amtlich
ermittelte Werte über „Massentierhaltungen“ gäbe. Übrigens stehen laut dieser Veröffentlichung 3,7% aller
Nutztiere in Betrieben des ökologischen Landbaues, 96,3% der Tiere stehen in Betrieben ohne Ökolabel.
Wenn der VEBU in dem Buch als deutsche Sachlage verkündet, dass rund 98% der in Deutschland zum
Verzehr gehaltenen Tiere aus Massentierhaltungsbetrieben stammen würden, so wird damit der Anteil der
Tiere in Biobetrieben, der auch unter den Begriff Massentierhaltung fällt, auf 46% geschätzt. Auf den
Seiten 61 und 132 macht Herr Foer, als Vegetarier konsequent, kaum einen Unterschied in der Beurteilung
zwischen ökologischer Tierhaltung und konventioneller Tierhaltung, seine Maßstäbe sind strenger,
sozusagen Öko-Plus.
In dem Buch definiert man „Massentierhaltung“ also als alles, was nicht mindestens ökologischer Landbau
ist. So wird auch der Kleinbauer in Appenzell mit 5 Kühen, der Schweinehalter im Burgenland mit 10
Zuchtsauen, der Deichschäfer an der Nordsee, der Mutterkuhhalter in der Heide mit GanzjahresWeidehaltung zum Massentierhalter. Massentierhaltung kann auch ein einziges Kaninchen oder eine Kuh
sein. Einen Hinweis auf seine Definition von Massentierhaltung gibt Herr Foer auf Seite 45. Demnach ist
alles Massentierhaltung, was die Tiere züchterisch optimiert, sie in Ihren Bewegungsmöglichkeiten
einschränkt, wenn die Tiere „unnatürliches“ Futter erhalten. Wasserbüffel statt Schwarzbunte Kühe?
Züchtungsstopp bei Hausschweinen und Legehennen? Die urtümlichen Heckrinder, die der
Naturschutzbund Deutschland (NaBu) auf großen Weiden hält, wären demnach keine Massentierhaltung.
Trotzdem sind bei Leer und am Bodensee Heckrinder verhungert[14]. Statt sich herzlich um die Tiere zu
kümmern, haben die Halter den Tierschutz gepredigt. Die Rinder-Theoretiker sind, weil sie beste
Absichten hatten, nachsichtig bestraft worden. Es kommt wirklich in erster Linie auf den Menschen an,
der Tiere hält, seine Kompetenz, sein Gefühl, seine Ausbildung, seine Prägung. Manches lässt sich auch
nicht aus Büchern lernen. Tierhalter müssen ein Gespür für ihre Tiere haben. Nur wer Tierarztrechnungen
minimieren kann, kann Gewinn machen, nicht der, der die Tiere quält. Traurig, dass das in dem Buch
fehlt, anderes behauptet wird.
Nutztiere wurden zu allen Zeiten in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und bekamen oft Futter, das
sie draußen nicht fanden, z.B. Tischabfälle. Unsere heutigen Tiere bekommen kein unnatürliches Futter,
sie bekommen vielfach ein Futter, das sie sich in der Natur am liebsten suchen würden. Unsere Nutztiere
bekommen weit „naturnaheres“ Futter als das, was ein Mensch so alles mit manchen Lebensmitteln
verzehrt. Wenn es in den USA erlaubt ist, in dieses Futter Antibiotika zu mischen, so ist dies ein großer
Streitpunkt zwischen den USA und der EU. Natürlich sind die Haltungsbedingen und die Futterrationen so
abgestimmt, dass z.B. hohe Gewichtszunahmen möglich sind. Mehr und schneller zunehmen, als es
Genetik erlaubt, geht aber nicht. Hühner und Schweine nehmen deshalb so schnell zu, weil sie in der
Natur so am schnellsten dem Beuteschema vieler Räuber entwachsen. So schlimm ist es mit der Fütterung
aber noch nicht, dass man z.B. den armen Schweinen Flachbildfernseher in die Buchten hängt, die
Tränkeautomaten mit Cola füllt, das Futter von Fast-Food-Ketten liefern lässt und nach jeder Mahrzeit
Chips ad libidum in die Futterautomaten schickt. Die armen Schweine würden wohl wegen Überfettung
aus den Handelsklassen fallen. Unsere Schweine werden gesund ernährt!
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Harte Arbeit
Die Schweine wurden auf dem Hof des Dominikanerinnenklosters, wo ich Zivildienst leistete, noch mit
Kartoffeln gemästet. Es ging ihnen gut, auch wenn die Ställe unmodern, niedrig, duster und etwas feucht
waren. Mit viel Handarbeit wurden diese Nachteile ausgeglichen. Als Kartoffellager diente ein Raum unter
der Klosterkirche. Eigentlich eine Krypta. Wenn eine Klosterschwester gestorben war, haben wir sie in
dafür vorgesehene Mauerschächte unter dem Mittelgang eingemauert. Die anderen Schwestern kamen
dann und nahmen mit vielen schönen Liedern Abschied von der Mitschwester. Den Weihwasserkessel
ließen sie stehen, bis der Putz trocken war. Natürlich sprachen wir Helfer vor dem Benetzen des frischen
Putzes immer ein Gebet für die Schwester, war ja Weihwasser. Die Klosterschwestern arbeiteten, bis sie
nicht mehr konnten, dann starben sie. Auch so was wie Vorbilder. Aber auf dem Land ist das nicht
ungewöhnlich. Da es ein sehr junges Kloster war, war noch viel Platz in der Krypta. Das Kartoffellager war
durch einen provisorischen Vorhang von dem belegten Teil der Krypta abgetrennt. Die Kartoffeln kamen
im Frühjahr fast so frisch raus, wie sie eingelagert wurden, schmeckten gut. Wenn in 100 Jahren mal das
Grab einer Schwester geöffnet würde, dürfte die wenig Falten haben, wenn sich Menschen da so gut
erhalten wie Kartoffeln.
Ging es den Tieren früher besser? Sind Kleinbetriebe tierfreundlicher?
Der auf Seite 377 des Buches besprochenen
Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes ist auch zu entnehmen (Tabelle 6), dass 2007 die 4,1
Mio. Kühe in Deutschland in 101202 Betrieben standen, das waren 40 Kühe pro Halter. Nur 37% der Kühe
und 35% der Rinder insgesamt standen in Betrieben mit mehr als 100 Tieren, wobei das auch keine
Massentierhaltungsbetriebe in dem Sinne sind, dass es die Tiere dort schlecht hätten. Nun zu behaupten,
dass in Deutschland die Rinder zu 95,7% in Massentierhaltungsbetrieben (die generell mit dem Verdacht
der Tierquälerei überzogen werden) stehen, ist, um es in Herrn Foer‘s Worten zu sagen: BULLSHIT. Es geht
den Kühen in Großbetrieben nicht schlechter als den Tieren auf kleineren Höfen, auch wenn PETA
polemisiert („Die Wahrheit über Milch“): „Die meisten kleinen Bauernhöfe sind durch eine industrialisierte
Intensivtierhaltung ersetzt worden. Kühe werden meist in riesigen, verdreckten Hallen auf Spaltenböden
gehalten, auf denen sich Krankheiten schnell ausbreiten“[15]. Das Bild zeigt einen modernen Betrieb mit
60 putzmunteren Kühen. Man kann nun wieder in größere Kälbermastanlagen oder andere Bauernhöfe
einbrechen, kann Missstände finden und dies dem Publikum wieder als Standard für alle Rinder
suggerieren. Das ändert nichts daran, dass die Rindern heute im Schnitt mit einem wesentlich höheren
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„Kuhkomfort“ gehalten werden als vor 50 oder 100 Jahren. Der Milchbauer Thomas B. Morgenstern aus
Kehdingen (Kreis Stade) hat in seinem Kriminalroman „Tod eines Milchbauern“ auf Seite 142 sehr nett
erwähnt, wie sich die Stallhaltung der Kühe im Vergleich zu früher verbessert hat. Feuchte, dunkle
Anbindeställe früher, heute vielfach helle, luftige Laufställe mit gesünderen Tieren. Früher wurden die
Kälber nach der Geburt mit Kälberstricken in die Gänge gebunden. Heute haben sie kleine
Einzelapartments („Kälberiglus“) an der frischen Luft. Dass es früher alle Nutztiere besser hatten, ist ein
Vorurteil, ebenso, dass Tiere es in Großbeständen generell schlechter als in Kleinbeständen hätten. Die
Haltungsbedingungen des Federviehs waren vor 50 oder 100 Jahren romantischer, die der Rinder und
Schweine waren im Schnitt schlechter als heute. Übrigens hatte Deutschland 1900 insgesamt 56 Mio.
Einwohner und 19 Mio. Stück Rinder. Heute hat Deutschland 82 Mio. Einwohner und 13 Mio. Stück
Rindvieh, bei besserer Versorgung der Bevölkerung. Die höhere Leistung pro Tier in der modernen
Landwirtschaft reduziert die Anzahl der Tiere, hat so auch Umweltvorteile, verdauungstechnisch
betrachtet. Ställe vom Jahr 1900 wären heute überwiegend nicht mehr erlaubt, weil sie den heutigen
Tierschutz-Standards meist nicht mehr entsprechen würden.
Gerne erzählt wird auch „früher gab es Fleisch nur Sonntags“, es wird ein „Zurück zum
Sonntagsbraten[16]“ gefordert. Dazu muss man sich natürlich zuerst vom Sonntagsbraten entfernt haben,
was in einigen Gesellschaftsschichten anscheinend der Fall ist. Den zeitaufwändigen Braten (2 Stunden
allein in der Röhre) gab es Sonntag, Kurzgebratenes, Wurstwaren, Gepökeltes, Schmalzstullen,
Bauchfleisch und Kraut, Kochfleisch, Kutteln, öfters. Ein Schmalzfass gab es in jedem Haushalt, wurde zu
Bratkartoffeln bis Puffern benötigt. Viele mussten schwer arbeiten, brauchten fettes Essen. Um 1913 und
1936 wurden, trotz viel geringerer Einkommen, ungefähr 60 bis 80% der heutigen Fleischmengen (60kg
pro Einwohner und Jahr) gegessen[17]. Der Konsum von Rindfleisch war 1913 höher als heute, der von
Schweinefleisch ähnlich wie heute. Wer mehr Geld hatte, hatte öfters und besseres Fleisch. 1913, dem
letzten Wohlstandjahr vor dem ersten Weltkrieg, ergab die Viehzählung für Deutschland: 4,6 Mio. Pferde,
21 Mio. Rinder, 25,7 Mio. Schweine, 5,5 Mio. Schafe, 3,5 Mio. Ziegen. Das Fleisch der Tiere wurde von
damals 67 Mio. Einwohnern, viele sehr jung, gegessen. Kleinvieh und Kleinsthaltungen, von denen es zu
der Zeit noch viele gab, wurden nicht gezählt, waren aber auch wichtig. 2007 leben in Deutschland: 82
Mio. Menschen, 0,5 Mio. Pferde, 12,7 Mio. Rinder, 27,1 Mio. Schweine, 2,5 Mio. Schafe, wenig Ziegen und
128 Mio. Stück landwirtschaftliches Federvieh. Heute exportieren wir Fleisch, 1913 mussten wir noch
importieren. Im Dreißigjährigen Krieg rechnete man mit einem Pfund Fleisch pro Söldner und Tag[18], sind
182 kg Fleisch pro Jahr. Auch ein Stück Umweltschutz: z.B.: weniger Rinder, weniger Methan. Trotzdem
wird gerne agitiert und mit einem „Zurück zum Sonntagsbraten“ suggeriert, dass die heutige „Billig Massenware“ Fleisch die Tierzahlen und den Fleischkonsum in vorher unbekannte Höhe getrieben hätte.
Weshalb werden die Dimensionen der „Massentierhaltung“ eigentlich so übertrieben? Tierquälereien dürfen
nicht sein, ob nun der Anteil der „Massentierhaltungen“, je nach Definition von „Massen“, 40%, 80% oder
98% ist. Indem man praktisch alle landwirtschaftlichen Nutztierhaltungen in den Generalverdacht der
Tierquälerei stellt, kann man die doch nur abschaffen wollen. Deswegen die übertriebene Zahl von
„tierquälerischen“ Massentierhaltungen, von „Qualzuchten“ und was man sich noch so alles ausdenkt?
Selbst wenn man für das meiste Geflügel- und Schweinefleisch den Begriff „Massentierhaltung“ im Sinne
von „viele Tiere in einem Stall“ nicht abstreiten kann, so muss man doch den damit verbundenen Vorwurf
der systematischen Tierquälerei zurückweisen. Das Buch wird mehr Menschen motivieren, den Schritt weg
von tierischen Produkten zu machen. Das kann für viele sinnvoll sein. Die Mittel für diese
Überzeugungsarbeit sind: Ekel und Empörung über alles Fleisch auf dem Teller erzeugen, die
Gleichsetzung von Massentierhaltung (im Sinne von: viele Tieren pro Stall) und Tierquälerei verfestigen,
Zahlen übertreiben, Missstände verallgemeinert, die Geschichte der Tierhaltung verdrehen, Konsequenzen
dramatisieren und Schäden erfinden, die ganz andere Ursachen haben.
Massenmord im klösterlichen Hühnerstall
Das Kloster, in dem ich Zivildienst machte, war auch bei Eiern autark. Der Hühnerstall sah eher aus wie ein
Gartenpavillon. Es gab eine Hühnerstallschwester, die schon schwer am Stock ging. Aber sie konnte jedes
Huhn fangen. Die Hühner duckten sich, wenn sie kam, als ob der Hahn käme. Im Herbst rief mich die
Hühnerstallschwester zu Hilfe. Sie hatte Ärger mit den Spatzen. Wenn es draußen kalt wurde und es
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weniger zu fressen gab, kamen die durch das Hühnerloch rein. Sie tummelten sich in den kleinen
Futterrinnen der Hühner und schissen sie voll. Das ist unhygienisch und kann die Hühner krank machen.
Die Hühnerstallschwester bat mich, das Luftgewehr des Verwalters zu nehmen und die Spatzen zu
erschießen. „Aber Schwester“, sagte ich „da habe ich als Kriegsdienstverweigerer Gewissensbisse, wenn ich
die armen Spatzen erschießen soll“. Da meinte sie, das mit dem Gewissen, das würde sie als Nonne schon
für mich beim Herrn regeln und ich solle mal das Gewehr noch vor der Abendgebetszeit holen. Da ich
nicht gut traf und die Spatzen nicht nur anschießen wollte, baute ich mir ein Schießlager mit Auflage aus
Strohballen mitten im Hühnerstall. Die Schwester sollte die Spatzen mit dem Besen immer zur Tür treiben.
Über der Tür war eine Holzleiste. Da setzten sich die Spatzen gerne hin. Man musste nicht gut zielen
können, um sie reihenweise abzuschießen. Die Schwester war begeistert. So schnell ging das noch nie.
Wenn ein Spatz mal nicht so gut getroffen war, gaben ihm die Hühner den Rest. Hühner sind auch keine
vegetarischen Kostverächter. Die Hühnerstallschwester meinte am anderen Tag zu mir, das mit den
Gewissen, das hätte sie mit ein paar Ave Maria für mich geregelt. Damals waren die Spatzen noch eine
Plage. Heute sind sie selten. Je strenger die Hygienevorschriften werden, je verschlossener die Ställe und
Scheunen, je sauberer die Höfe, je schneller die Getreidestoppeln bearbeitet werden, um so weniger haben
die Spatzen zu futtern.
Welche Art der Enthaltsamkeit nützt der Menschheit mehr?
Herr Foer hat Recht, wenn er meint, dass es nicht möglich ist, sieben Milliarden Menschen mit in Europa
üblichen Fleischmengen zu versorgen und die Tiere dabei nach seinen Idealvorstellungen zu halten. Weil
man dies nicht für alle kann, soll man es lassen, Tiere zu essen[19]. Kein Fleisch zu essen kann Umwelt
und Ressourcen zweifellos schonen. Vegetarier zu werden, weil man niemanden weh tun will, ist ein
ehrenhaftes Unterfangen. Wenn sich die Menschheit weiter so vermehrt wie heute, das Welteinkommen
breiter verteilt würde, wird sich in der Zukunft „automatisch“ fast niemand mehr Fleisch leisten können.
Das Land wird nur noch für eine überwiegend vegetarische Ernährung der Menschen reichen. Essen wird
knapp und teurer. Das Land wird intensiv bearbeitet werden müssen, mit Kunstdünger, genmanipulierten
Pflanzen, etc.. Man wird dann vermutlich für ärmere Schichten künstliches Fleisch haben, aus Pflanzenteig
oder aus Muskelzellen, die in möglichst billigen Nährlösungen vermehrt werden. Die Forschungen für
solches Kunst-Fleisch sind vielversprechend, leider schmecken die Zellklumpen noch nicht, teilen sich
noch nicht unendlich, sind so teuer wie Gold. Frau Aigner muss also den Kampf gegen dieses
Analogfleisch noch nicht führen. Irgendwann muss aber eine Geburtenkontrolle greifen, oder die
Menschen reduzieren sich gegenseitig über Konflikte und Katastrophen. Das Problem kann ein
Fleischverzicht nicht lösen. Sich über die Zukunft der Menschheit so viele Gedanken zu machen und als
Lösung dann einen Fleischverzicht zu predigen, statt eine Geburtenkontrolle, ist aber eine etwas
kurzsichtige Analyse nach drei Jahren Mühe mit dem Buch.
Heute alle Kraft für eine Reduzierung des Fleischkonsums zu verwenden, um morgen mehr Menschen
ernähren zu können, ist das Pferd von Hinten und mit dem falschen Zaumzeug aufgezäumt. Die
Vermehrung der Weltbevölkerung ist das Umwelt-Ausgangsproblem, nicht der Konsum von Fleisch oder
Umweltbelastungen durch eine Landbewirtschaftung. Wir wollen Folgen kurieren, weil uns die Ursache zu
heikel ist? Die rasant steigende Zahl der Menschen auf der Welt konnte seit 1960 von der Landwirtschaft
immer besser ernährt werden, die „Hungerquote“ gedrückt werden. Macht man das der Landwirtschaft
jetzt zum Vorwurf? Die Aufgabe der Landwirtschaft ist die Ernährung der Menschen. Die Aufgabe einer
nachhaltigen Politik und eines Bildungsbürgertums wäre es, die Zahl der Menschen auf ein
Welt-umweltverträgliches Maß begrenzen zu wollen, dieses Problem bewusst zu halten. Das ist nicht die
Aufgabe der Landwirtschaft. Bei einer steigenden Weltbevölkerung ist und bleibt es die Aufgabe der
Landwirtschaft, die Menschen mit den nachgefragten Lebensmitteln zu versorgen, dabei weiter die Erträge
intelligent zu steigern, die Produktionsverfahren weiter zu optimieren, mit weniger Aufwand und Einsatz
mehr Menschen satt zu bekommen. Menschen wegen zu teurer Luxus-Öko-Lebensmittel verhungern zu
lassen, kann nicht die Aufgabe der Landwirtschaft sein. Der Bio-Trend schiebt immer neue Forderungen
nach, wie hier in dem Buch, egal ob sich das die Menschheit leisten kann oder nicht. Es wird immer noch
ökologischere Forderungen geben, die noch tierfreundlicher sind, die noch ökologischer sind. Das wird
eine Lawine werden, die die eigenen Betriebe überrollen wird. Die heutigen Bio-Betriebe werden immer
neue Forderungen nach noch mehr „öko“ und noch „tiergerechter“ irgendwann nicht mehr erfüllen können
(z.B. Verbot der Anbindehaltung von Kühen). Die Ökowelle bei Lebensmitteln ist nur möglich, weil es
genug zu essen gibt, weil wir uns dieses Luxusproblem übersättigter, unzufriedener Wohlstandsbürger mit
vielen eingebildeten Leiden und unerreicht hoher Lebenserwartung leisten können. Hätten wir
Nahrungsmangel, wie nach dem zweiten Weltkrieg, es gäbe keine Bio-Welle. Wer will den Armen, den
Hungernden in Indien erzählen, dass die Lebensmittel zu billig sind und die teureren Ökolebensmittel
doch viel besser sind, auch wenn sie derweil verhungern? Bisher konnte, trotz jahrzehntelanger Erfahrung
und immenser Fördergelder, der Beweis noch nicht erbracht werden, dass Bio-Lebensmittel günstiger
produziert werden könnten als konventionelle Lebensmittel, dass Bio-Lebensmittel für alle besser sind. Es
ist nicht die Aufgabe eines Ernährungsministeriums, hier noch mehr Geld auszugeben, um Leuten, die sich
Biolebensmittel leisten können, diese auch noch zu Lasten der allgemeinen Steuerzahler zu verbilligen.
Hier wird eine im Prinzip nimmersatte Öko-Ideologie gefüttert, die heute vier Quadratmeter Freilauffläche
pro Huhn fordert, morgen dies wieder als nicht tier- und umweltgerecht kritisiert und 20m² fordert, dann
100m² und übermorgen die Ställe verbieten will. Missstände lassen sich bei jeder Haltung filmen.
Schlechte Nachrichten verkaufen sich besser, sind gute Nachrichten im Kampf um Leserquoten. Darum
wird manchen erfreulichen Entwicklungen auf der Welt zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dazu gehört
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die im Weltdurchschnitt sinkende Armut, die deswegen sinkende Zahl der Hungernden und der Zuwachs
eines Mittelstandes in sich rasch entwickelnden, ehemaligen „Entwicklungsländern“. Die Armut sank
dramatisch in Ostasien, langsamer in Südasien, während sie in Afrika und Lateinamerika eher verharrte.
1960 waren nach dem Agrarwissenschaftler Norman Borlaug, der für seine Arbeiten zur Verbesserung der
Landwirtschaft 1970 den Friedensnobelpreis erhielt, 40% der Menschheit unterernährt, 2007 waren es
nach seinen Angaben 17%[20]. Die UN gehen davon aus, dass aktuell 850 Mio. Menschen auf der Welt
nicht genug zum Essen haben, das wären 13% der Weltbevölkerung.1960 gab es nur 3 Mrd. Menschen auf
der Welt, heute 6,9 Mrd. Trotz der stark gestiegenen Bevölkerung ist der Hunger auf der Welt von 1960 bis
2008 vermindert worden. Dazu trug eine Modernisierung der Landwirtschaft entscheidend bei. Aktuell
steigt die Zahl der Hungernden wieder. Eine Verknappung der Anbauflächen für Lebensmittel durch einen
steigenden Flächenbedarf für Biosprit (in Brasilien schon mehr als 10% der Ackerflächen, in Deutschland
15% der Ackerfläche[21]) und ein Flächenmehrbedarf für ertragsärmere Bio-Lebensmittel trägt mit dazu
bei. Es wäre trotzdem ein großer Segen für die Erde und die Menschheit, wenn das Wachstum der
Weltbevölkerung gestoppt oder umgekehrt werden könnte. Aber Vorsicht, mit Experimenten an der
Ernährungssicherung, z.B. einer zu sehr von Wunschvorstellungen geleiteten Landwirtschaftspolitik, ist
man diesen Zielen schon mehrmals in der Weltgeschichte unfreiwillig und unmenschlich näher gekommen.
Immer höhere Erträge und effizientere Tierhaltungen mit einer modernen Landwirtschaft ermöglichten es,
immer mehr Menschen pro Hektar zu ernähren. 1986 exportierte die alte Bundesrepublik erstmals mehr
Getreide als sie importierte. Das hätte 1945 niemand für möglich gehalten. Heute ist DeutschlandGetreideexporteur. Mit einer weltweiten Ernährungsumstellung hin zu mehr pflanzlichen
Grundnahrungsmitteln auf die weiter wachsende Zahl der Menschheit reagieren zu wollen, wäre eine
Vertagung des Klima-, Umwelt, Abholzungs- und Hungerproblems, nicht die Lösung. Die Methode „Gibt
der Herr ein Häslein, gibt er auch ein Öko-Gräslein“ wird nicht funktionieren. Würde man so viele „Gipfel“
und „Räte“ für das Problem der fehlgeschlagenen Geburtenkontrolle machen wie zum Klima, wäre der
Zukunft der Menschheit mehr gedient. Wer heute keine Kinder hat, würde langfristig den geringsten
ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Ob dann die Mehrheit der Menschen, die trotzdem geboren
werden, die Probleme im Sinne der Vegetarier lösen, ist einen andere Frage. Ist es eigentlich P.C., aus
wohlgeheizten Luxus-Wohnungen mit dem moralischen Fleisch-Zeigeinger auf die fleischessenden
Hüttenbewohner in China, den Philippinen, Indien zu zeigen?
Die Landwirtschaft kann nicht gleichzeitig „Bio“, vegetarisch und klimafreundlich sein
sein
Eine Bio-Produktion geht nicht ohne den Dung der Tiere. Eine Landwirtschaft wie zu früheren Zeiten, als
alle Bauern und Güter noch Tiere hatten, geht auch nicht ohne Tiere. Viehlose Bauernhöfe wurden erst mit
dem Kunstdünger, Gründüngungspflanzen und Traktoren möglich. Extrem viel Freiland-Platz für die Tiere
liefert nicht genügend Bio-Dung. All diese einfachen Erfahrungen, wie eine Landwirtschaft funktioniert
und funktionierte, werden gerne ignoriert. Es wird sich an Teilaspekten berauscht ohne zu bedenken, wie
das denn insgesamt funktionieren könnte. So auch in dem Buch. Als halbwegs anständige Alternative für
den heutigen Fleischesser schlägt Herr Foer extensive Weidehaltungsformen vor. Die Tierhaltung soll
zurück zur historischen Weidewirtschaft, wie sie im Amerika vor dem 20 Jahrhundert (S.240) gewesen sein
soll. Diesen Test bestehen weder traditionelle noch moderne Formen der Tierhaltung in Deutschland. Die
Folgen einer so extensivierten Tierhaltung wären für Landwirtschaft und Verbraucher radikal. Herr Foer
kauft „BIO“, möchte sehr flächenverzehrenden Weide-Tierhaltungsformen für die Fleisch-, Milch- und
Eieresser und er kritisiert die Klimabilanz der Landwirtschaft. Diese drei Dinge lassen sich in der Praxis der
Landwirtschaft nicht miteinander kombinieren, selbst um den Preis höchster Fleischpreise nicht. Eine
Bio-Produktion funktioniert nicht ohne Dung, ohne Tiere kein Dung. Eine extensive Weidehaltung
produziert viel mehr Klimagase als eine Stallhaltung, liefert zu wenig Bio-Dung. Schon eine von
„Foodwatch“ initiierte Studie schlug hohe Wellen, weil BIO-Rindfleisch mit Weide eine schlechtere
Klimabilanz als konventionelles Stall-Rindfleisch hat[22], „Tierfabriken“ sind klimafreundlicher als
extensive Weidewirtschaft, gibt sogar die FAO zu bedenken[23].
Keine Tiere, kein Dung! Das bedeutet eine Auslaugung der Böden auf viehlosen Bio-Höfen, weil die
Biolandwirtschaft nicht auf „Kunstdünger“ zurückgreifen darf. Das bedeutet wieder eine Heide-HutungsLandwirtschaft auf Sandböden. Ausgelaugte Böden und ein Ausfall der Sandbodengebiete führen zu
Hunger. Warum hat man selbst in früheren Hungerzeiten den Tieren Flächen reserviert? Warum hatten
früher alle Landwirte Vieh? Weil ohne Tiere die Erträge sanken. Viehlos geht nur mit dem Düngersack,
geht nur seit der Erfindung des „Kunstdüngers“, will man nachhaltig wirtschaften, die Böden nicht
auslaugen und dann minimalste Erträge haben. Von Natur aus haben viele Böden keine hohen
Nährstoffgehalte, muss aus dem Sack, dem Jauchefass oder dem Komposthaufen nachgeholfen werden.
Von Natur aus haben die Böden hohe Qualitätsunterschiede, hohe Unterschiede in der
Nährstoffnachlieferung, hohe Ertragsunterschiede. Mit dem Düngersack und Mist oder Gülle kann ich
diese Ertragsunterschiede nivellieren. Einen Bio-Hof auf den fetten Böden der Marsch zu bewirtschaften ist
wesentlich ertragreicher als einen Biohof auf der sandigen Geest zu bewirtschaften. Aber, wer will denn
noch Tiere halten, wenn er sie nicht verkaufen kann, wenn Fleisch mies gemacht wird? Diese uralten
Zusammenhänge sind bei machen städtischen Idealisten verloren gegangen.
Auf den nährstoffarmen Sandböden der Heide konnten die Menschen früher nur leben, weil sie den
Humus der weiten Heideflächen abplackten (die Heide abhackten), dieses als Einstreu nutzten und den
Dung dann auf wenige Ackerbauflächen konzentrierten. Riesige Heideflächen wurden ihres Humus
beraubt, Raubbau getrieben, um Dung für wenige Ackerflächen zu bekommen. Das wäre das Öko-Rezept
für die Sandböden (32% der niedersächsischen Böden sind Sandböden), nur dass man heute eher auf eine
extrem teure Fruchtfolge mit zwei Ernten für den Bodenkompost (als Dungersatz für viehlose Wirtschaft)
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und einer für den Tisch umstellen müsste. Sandböden eigneten sich vor der Ära des Kunstdüngers nicht
für Ackerbau. Mit der Gülle aus intensiver Tierhaltung kann man aber auf Sandböden sogar den
Kunstdünger wieder ersetzen, sie erstaunlich fruchtbar machen. BIO geht wirtschaftlich erfolgreich und
nachhaltig nur mit Tieren. BIO ohne Tiere führt zu einem extrem hohen Flächenbedarf wegen der dann
sehr geringer Erträge. Wegen des hohen, uneffektiven Flächenbedarfes und Aufwandes wäre eine solche
Produktion insgesamt sehr CO2-intensiv, sehr klimabelastend. Man kann nicht BIO und eine starke
Reduktion des Viehbestandes und eine klimafreundliche Produktion zusammen haben. Wer eine starke
Reduktion des Viehbestandes und eine klimafreundliche, flächensparende Produktion will, muss
konventionell mit „Kunstdüngern“ wirtschaften. Die in der Zukunft für ein Kreislaufsystem der Nährstoffe
immer wichtiger werdenden Klärschlämme aus den Klärwerken der Städte (Phosphorlagerstätten
erschöpfen sich), dürfen in Biobetrieben nicht eingesetzt werden. Es wird aber wichtig werden, diese
Nährstoffe „keimfrei“ wieder auf den Acker zu bekommen.
Die schon erwähnte Studie im Auftrag von Foodwatch spielte mehrer Szenarien durch, was wäre wenn
man die deutsche Landwirtschaft komplett auf „BIO“ umstellt. Würde man die heutigen
Produktionsmengen als „BIO“ bei heutigen Ertragsniveaus erzeugen wollen, ergäbe das einen FlächenMehrbedarf von 87%[24], da ist ein inflationärer Mehrbedarf für eine Extensiv-Weidehaltung aller Tiere
nach Herrn Foer’s Idee noch gar nicht drin. Man würde im Inland klimafreundlicher produzieren, aber mit
dem Flächenmehrbedarf auch Klimagasbelastungen exportieren. Würde man mit der bestehenden
deutschen Anbaufläche auskommen wollen, wäre nach „Szenario 2“ der Foodwatch-Studie eine
Reduzierung des Konsums von Eiern, Milch, Fleisch um 69%[25] nötig, dann könnte die pflanzliche
Bio-Produktion den Hunger stillen, wenn alle Top-Biobetriebe würden. Die Reduktion der
Klimagasemissionen wäre dann auch bei 69%. Das sind alles sehr theoretische Übungen, ohne Gewähr für
eine Versorgung der Bevölkerung. Nach meiner Kenntnis der deutschen Landwirtschaft werden die
Umstellungsschwierigkeiten in der Studie bei weitem unterschätzt, sind die Zahlen öko-tendenziell. Die
Zahlen sind doch auch in ihren theoretischen Dimensionen erschreckend. Ohne totale Abschottung des
Landes und einer Essens-Bevormundung wäre ein Entzug von 70% der tierischen Lebensmittel nicht zu
machen. Wer möchte dann noch in dem Land leben? Zum guten Essen nach Polen?
Für Weidehaltung von Rind, Schweinen und dem Auslauf der Hühner nach den Vorstellungen von Herrn
Foer, die weit über die bestehenden Ökorichtlinien hinaus gehen, braucht man viel mehr Land als bei einer
Umstellung auf BIO. Viel viel mehr Land als heute bei der konventionellen Stallhaltung. Nur mit ein paar
Quadratmetern Auslauffläche für die Tiere ist es nicht getan, denn dann habe ich zuviel Kot auf der
Fläche, was Boden und Grundwasser schädigt und zusätzlich eine Ansteckungsquelle für viele Krankheiten
und Parasiten ist. Böden kann man nicht putzen und desinfizieren wie Ställe. Woher soll das Land für die
extensivere Tierhaltung kommen? Herrn Foers extensive Weidewirtschaft wäre eine
Ressourcenverschwendung, Ressourcenverknappung und klimabelastend. Im Amerika vor dem 20
Jahrhundert löste man dieses Problem anders. Man hatte lange die Indianer als Nachbarn. Wurde die Weide
knapp, nahm man sich wieder ein Stück vom Nachbarn, zogen die Rancher weiter, gefolgt vor den
Farmern. In Europa hatte man bei wachsender Bevölkerung keine Landreserven. Man musste das Land
intensiver nutzen. Kein Platz für extensive Weiden oder Waldweiden mehr. Die Schweine mussten in die
Ställe. Mit dem nun reichlich anfallenden Dung konnte man das Brotgetreide „füttern“. Sonst hätte man
sich die schwere, schmutzige Arbeit mit dem Mist nicht gemacht. Wegen der Landknappheit waren hier
die Erträge pro Hektar immer höher als auf vergleichbaren Böden der USA. Eingriffe in den Kreislauf der
landwirtschaftlichen Erzeugung haben keine so klaren Folgen wie ein Rauchverbot. Man hat es mit einen
System von Nebenwirkungen und Folgen zu tun, die die gute Absicht wieder zerstören können. Es gibt sie
auch in Amerika nicht mehr, „Unsere kleine Farm“. John-Boy sagt nicht mehr reihum „Gute Nacht“. In
Niedersachsen leben Tiere und Menschen meist auch nicht mehr unter einem Dach. Die Tiere wärmen das
Haus nicht mehr, auch wenn es riecht. Aber auch eine Videokamera kann das Gefühl des Halters für seine
Tiere noch nicht ersetzen. Landwirtschaft und Viehzucht sind komplex vernetze Produktionen.
Quiekfiedele Massentierhaltungsferkel
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Sehen so etwa kranke, stumpfe, am Rande
des Sterbens gehaltene, endlos gequälte Massentierhaltungs-Ferkel aus? Wenn Herr Foer ab Seite 211 das
Leben der Zuchtsauen betrachtet, so liest sich das wie eine fortgesetzte Tierquälerei unter den Augen des
Gesetzgeber. Dass Gaumenspalten, Hermanphroditismus, Schlupfwarzen, ein fehlender Anus,
Spreizstellung der Beine, Muskelzittern und Leistenbrüche zu den „üblichen Geburtsfehlern“ von Ferkeln
aus den heute üblichen Sauenställen gehören würde, ist eines der Schauermärchen der
Tierrechtsaktivisten. Missbildungen von Ferkeln gibt es, sind aber nicht „üblich“. Die scharfen Eckzähne
der Ferkel werden auch nicht hauptsächlich deswegen gleich nach der Geburt gekürzt, damit sie sich nicht
gegenseitig verletzen (S. 214), sondern weil sie, unbeholfen wie sie die ersten Tage sind, die Sau mit den
spitzen Zähnchen in die Brustwarzen pieksen würden. Wenn sich das Gesäuge der Sau entzündet, sterben
die Ferkel. Wenn die Sau von dem Gepiekse zu oft aufsteht, erdrückt sie Ferkel, wenn sie sich wieder
hinlegt. Insbesondere Erstlingssauen haben kein rechtes Gespür für ihre Ferkel und es gibt zu hohe
Ferkelverluste durch erdrückte Ferkel. Erfahrene Sauen können das Geschrei der Ferkel besser einordnen
und legen sich behutsam hin. Mit den Abferkelkäfigen in der Bucht wird die Bewegungsfreiheit der Sau
begrenzt, damit die Ferkel rechts und links von ihr Fluchtwege haben. Auch bei Sauen in Abferkelkäfigen
werden Ferkel erdrückt. Wenn der Bauer das hört, helfen nur schelle Sprünge über alle Buchten und die
Sau aufjagen. Meist ist das Ferkel nicht so verletzt, dass es tot ist oder getötet werden muss.
Ferkelknochen sind recht biegsam. Sie ersticken eher, wenn ihnen die Luft abgedrückt wird. Wer nun
glaubt, das Bio-Betriebe diese Probleme nicht kennen, irrt. In der Theorie soll in Biobetrieben jede
Anbindung von Sauen ausgeschlossen sein, aber die hohen Ferkelverluste zwingen zu einem
Hintertürchen: „ Eine Fixierung ist nur bei Problemsauen während und nach dem Abferkeln möglich[26].
Alle Haltungsformen in Deutschland sind tierschutzrechtlichen geprüft und werden ständig angepasst.
Wollen wir uns an Gesetze oder populistische Wunschvorstellungen halten? Jede Anpassung der
Haltungsnormen führt übrigens zu einer Aufgabewelle von Betrieben, da viele die dann nötigen
Investitionen nicht schultern können.
Teures Fleisch, sozialer Sprengstoff
Wenn die Oberschicht das Fleisch verteuert, muss die Unterschicht mehr Brot und Kartoffeln essen, muss
mit den Haustieren der Reichen um die weniger begehrten Fleischstücke konkurrieren. Herr Foer empfiehlt
eine Schweinehaltung, die der von Wildschweinen in Gattern nahekommt, z.B. im großzügigen
hannoverschen Tiergarten. Sehr viel Auslauf, Weidemöglichkeit, Wühlmöglichkeit, Zufütterung, Malbäume,
Suhlen, Zweige zum Spielen und Schutzhütten. Dazu braucht man sehr viel Platz und pro Arbeitskraft
würde viel weniger Fleisch erzeugt. Bei einer politisch korrekten Schweinehaltung würde das Bauchfleisch
das Schnitzel für den Großteil des Volkes ersetzen. Das wenige Fleisch würde zwar viel mehr Geld bringen,
könnte noch ein paar Bauern beschäftigen, aber viele Bauern müssten der extensiven Weidewirtschaften
weichen. Schlachten wäre auch teurer, es gäbe kaum noch Schlachthäuser und kaum noch eine
Lebensmittelindustrie. Heute (23.9.2010) kostet bei EDEKA das Schnitzelfleisch der einfachen
Bio-Hausmarke im SB-Kühlregal 15 €/kg, daneben konventionelles Schnitzelfleisch guter Qualität 7 €/kg
und an der Theke gibt es heute das Schnitzel im Angebot sogar für 4 €/kg. Als Bioware lassen sich von
Schweinen nur die Edelteile gut verkaufen[27], für die weniger edlen Teile lassen sich kaum bessere Preise
als für konventionelle Ware erzielen. Leute mit mehr finanzieller „Luft“ essen weniger Kasseler Bauch,
Haxen, Gulasch oder Mett. Würde man die Schweine-Haltungsvorschriften mehr in die Bio-Richtung
verändern, oder gar noch schärfere Haltungsvorschriften erlassen, hätten reiche Leute kaum weniger
Fleisch auf dem Teller. Das war zu allen Zeiten so. Die ärmeren Menschen müssten auf die Reste, die die
Reichen nicht so gerne mögen, ausweichen. Auch müsste dem Verbraucher der Griff zu anderen
Fleischarten verbaut werden. Natürlich müsste die Einfuhr von Fleisch aus anderer Haltung strikt verboten
werden, also eine EU-Lösung gefunden werden oder Deutschland müsste sich abkapseln. Das würde die
Fleischerzeugung besonders effektiv einschränken, denn eine Verarmung senkt automatisch den
Fleischverzehr. Immer genug Margarine und Kartoffeln, von solchen Zeiten träumten viele Menschen nach
dem Krieg. „Bio“ wird übrigens vom Steuerzahler mit Extraprämien gegenüber der konventionellen
Landwirtschaft gefördert, was die Biopreise für die reichere Kundschaft stützt. Konventionelle
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Schweinebauern können von den Preisen, die ihre Bio-Kollegen erzielen, nur träumen. Die Bioverbände
suchen dringend nach größeren Betrieben mit vielen Schweinen. Warum gibt es dann vergleichsweise so
wenig Schweine in ökologischen Haltungen? Wie viel sollte das Bio-Schnitzel mehr kosten, damit mehr
Landwirte da einsteigen? Wohlhabendere Leute sind nicht die besten Kunden der Schweinebauern, da ist
beim Fleischpreis schon eine Grenze erreicht, deshalb kann man mit noch höheren Fleischpreisen nicht
mehr Schweineerzeuger von einer Umstellung überzeugen.
Zeigt her eure Schwänzchen
Man kürzt den Ferkeln nach der Geburt die
Schwänze, nicht weil es in Massentierhaltungen die Norm ist (S. 214), sondern, weil es in jeder
Haltungsform immer irgendwann vorkommt, dass rangniedriger Ferkel gebissen und drangsaliert werden.
Die Schwänze wurden und werden unabhängig von der Betriebsgröße kupiert, sogar der von Herrn Foer so
gelobte Schweinefarmer Paul Willis kupierte die Schwänze (S. 226). Das Kupieren der Schwänze,
Enthornungen, Kastrationen, Anbindehaltungen u.a. gab schon lange vor den „Massenställen“, ist keine
Erfindung dieser. Wenn der Ringelschwanz der Ferkel einmal blutet, dann finden sie kein Ende mit der
Beißerei. Den Ferkeln auf dem Bild wurden die Schwänze nicht kupiert. Nun hatte sich bei dem Wurf leider
wieder das Schwanzbeißen eingestellt. Ein Jahr war nichts, dann kam es mal wieder. Wenn die Schwänze
zu oft gebissen werden, werden sie schwarz und fallen ab, wie das bei den beiden männlichen Ferkeln
(verheilte Kastrationsnarben) zu sehen ist. Es können sich aber auch kostspielige und schmerzhafte
Entzündungen bilden. Das, diesen Schmerz, möchte man mit dem Kupieren vermeiden. Man hält die
„Ferkelnester“ bei der Sau auch nicht deswegen warm, damit die Ferkel da apathisch liegen, sondern weil
die specklosen Winzlingen es warm haben wollen, sich nicht erkälten sollen und sowieso sehr lange
schlafen. Schlafen und Trinken, mehr macht ein Ferkel die ersten Tage nicht. Verspielt sind sie noch früh
genug. Wenn man in die Buchten kommt, hält keine Hose und kein Lederschuh lange. Das ist nun
tatsächlich so wie bei jungen Hunden.
Aufklärung statt Propaganda
Herrn Foers Buch wird die nächtlichen Besuche von Tierrechtsaktivisten in Ställen fördern, sie sehen sich
durch das Buch angespornt. Man wird auch wieder Missstände finden, oder Dinge, die sich als Missstände
interpretieren lassen, denn die sucht man. Wenn sich Herr Foer wundert und beklagt, dass er kaum
Gesprächspartner in der Landwirtschaft gefunden hat, so liegt das in der Erfahrung, die die Landwirtschaft
mit der Gruppe gemacht hat, von der er sich die landwirtschaftliche Tierhaltung hat erklären lassen. Diese
Gruppen wollen ihre Vorurteile bestätigt haben, leben davon, suchen stets nach Negativbeispielen und
kranken Tieren, um damit die ganze Richtung, die ihnen nicht gefällt, zu denunzieren. Das ist deren
Missionsarbeit für eine vegane Welt. Wenn Herr Foer den gemeinsamen Einbruch mit einer
PETA-Tierrechtsaktivistin in den Stall schildert, ist das stellenweise eher lustig. Wenn die
Tierrechtsaktivistin schlecht aussehenden, faustgroßen Küken als Labsal Wasser gibt, ist das eine
theatralische Übertreibung, denn Wasser haben die Küken in jeden Stall genug. Wenn Herr Foer von toten
und sterbenden Küken berichtet, dann schiebt er das auf die Stallform. Jede Kükenaufzucht in jeder
Stallform und überall in der Natur ist mit Verlusten verbunden. In der Natur würden mehr Küken sterben
als im Stall. Jeder Farmbetreiber sollte am Morgen durch den Stall gehen, eventuell tote Küken
einsammeln, leidende erlösen und kranke, drangsalierte oder ausgestoßene in Krankenbuchten bringen.
Hier als dramatischen Höhepunkt und sozusagen als Legitimitation des Einbruchs dramatisch zu schildern,
wie die Tierrechtsaktivistin einem kranken Küken den Hals durchschneidet, um es zu erlösen, ist grotesk.
Es zeigt die Konfrontation eines Menschen, der fern von der Landwirtschaft mit Tierbilderbüchern,
Tiercomics und Tier-Fernsehserien aufgewachsenen ist, mit der Realität, mit der Realität der Stallhaltung
und der Natur seit Jahrtausenden.
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Die Bauern lieben PETA- Methoden nicht. Ein Eingriff in das Eigentumsrecht steht in einem Rechtsstaat nur
der staatlichen Gewalt zu. Die Kontrollorgane des Staates müssten mehr öffentliches Vertrauen erreichen,
dass der Tierschutz auch kontrolliert und eingehalten wird. Der Informationsbedarf der Öffentlichkeit wird
nach vielen Falschinformationen so steigen, dass es auf ein „Dänisches Modell“ hinauslaufen wird.
Besuchern sollte Einblick in die Produktionsverhältnisse gegeben werden, bei Beachtung der heutigen
Hygienestandards. Anders ist das Problem nicht mehr zu lösen. Die Fronten müssen aufgelöst werden.
Schlachthöfe müssen um Besuchergruppen werben. Ein Schlachthofbesuch sollte, wie zu meiner Schulzeit,
auf dem Lehrplan stehen. Es müssen Bilder von den Tieren gemacht oder übertragen werden, nach dem
Motto, so sieht es da drinnen aus. In die Konzeption dieser vertrauensbildenden Maßnahmen sollten
PR-Spezialisten eingebunden werden, nicht Beamte, die gerade wieder dran sind, ein Besoldungsstühlchen
weiter zu rücken. Der Vertrauensverlust in den meinungsbildenden Schichten ist schlecht für die
Landwirtschaft.
Leben und Tod, ganz normal
Jede Kuh wird alt und gibt irgendwann nicht mehr
ausreichend Milch. Kaninchen werden nicht als Kuscheltiere gezüchtet. Meerschweinchen sind in Teilen
Ostafrikas die wertvollste Nahrungsquelle der Menschen. Meine Mutter briet öfters „Schweinebraten“.
Schmeckte aber nicht nach Schwein. Hätte sie „Kaninchenbraten“ gesagt, hätten wir Kinder das nicht
gegessen. Hühnern hackte man auf dem Hackstock im Holzschuppen den Kopf ab. Wir Kinder haben uns
dann gegruselt, weil die Hühner ohne Kopf noch rumzappeln und etwas umherliefen. Aber sehen wollten
wir das doch. Nur bei den Kaninchen, da wurden wir gar nicht informiert, wenn die dran waren. Human
schlachten bedeutet heute: Möglichst zeitnah betäuben, töten und gut ausbluten lassen. Dass das nicht
schön anzusehen ist, ist nicht zu vermeiden. Schächten ohne zu betäuben, nicht nur jüdische Vegetarier
werden damit ihre Schwierigkeiten haben und sich in ihrer Gemeinde unbeliebt machen (S. 79). Beim
Besuch des Schlachthofes gehörte es für einen jungen Landwirt schon fast zur üblichen Mutprobe, einen
Becher frischen Stierblutes, aus der noch schlagenden Halsschlagader gezapft, zu trinken. Vielleicht
braucht es solche Schocks, um zu verarbeiten, dass man Tieren weh tut, bevor man sie isst. Wem diese
Erfahrung fehlt, wird wohl eher Vegetarier. Meine Mutter hat unseren altersschwachen Hund dem Jäger
mitgegeben, damit der ihn erschießt und begräbt. Mein Bruder und ich kamen aus der Schule und unser
kranker „Mobbi“ war nicht mehr da. Geld für einen Tierarzt wegen eines Hundes ausgeben, das war nicht
üblich, war nicht drin. Wer Hunde hat, wird irgendwann vor der Entscheidung über dessen Tod stehen,
wenn er dem Tier Qualen ersparen will. Hunde sterben auch nur selten eines natürlichen Todes. Der Tod
ist in der Landwirtschaft mit Tierhaltung nicht aussperrbar, nicht heute und schon gar nicht früher. Bauern
sparten Arztkosten lange eher bei Menschen als bei Nutztieren. Als man ostfriesische Kirchenbücher des
18 Jahrhunderts nach der Sterblichkeit von Kindern durchforschte, stellte man fest, dass die
Zweitgeborenen eine höhere Sterberate hatten. Der Arzt wurde da später gerufen als bei Erstgeborenen.
Unter reichen niederbayerischen Bauern gab es ein Sprichwort: „Frau verstorb’n, nichts verdrob’n. Gaul
verreckt, den Bauern schreckt.“ Eine neue Frau gab neue Mitgift. Schönheit und Mitgift waren in
Konkurrenz bei der Auswahl, gab man damals ganz selbstverständlich zu bedenken, im Gegensatz zur
scheinheiligen P.C.-Welt heute.
Scheiße ist kostbar, Scheiße ist Natur
Ab Seite 200 befasst sich Herr Foer mit der „Scheiße“ der Tiere, der Gülle. Scheiße ist kein
Umweltproblem! Scheiße ist Dünger, ist ein Segen, wenn man sie sinnvoll in der Landwirtschaft einsetzt.
Deutschland hat eine hervorragende Gülle-Kultur! Hauptsächlich durch die genau vorgeschriebene
Dosierung der Gülle ist es gelungen, den Einsatz von Phosphat- und Kalidünger seit 1980 um knapp 90%
zu drücken[28], ohne die Erträge zu senken. Die enormen Preissteigrungen für den Industrie-Dünger
machen die Gülle immer wertvoller, lohnen immer weitere Transportwege, eine immer
nährstoffschonendere Behandlung. Schweinegülle enthält viel Phosphor und wird per LKW auch in Gebiete
mit mehr Rindern transportiert, da deren Gülle wenig Phosphor und mehr Kali enthält. Insgesamt wird die
Gülle aus den Gebieten, wo mehr als erlaubt (das ist in Deutschland alles genau geregelt) anfällt, in die
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Gebiete verfrachtet, wo sie energieintensiv hergestellten „Kunstdünger“ sinnvoll ersetzen kann. Jeder
Tierhalter in Deutschland unterliegt einer Kontrolle seiner Güllemengen. Als die Tierhaltungen sich in
einzelne Gebiete konzentrierte und es zu umweltschädlichen Anwendungen kam, die Wasserqualität der
Trinkwasserbrunnen sich verschlechterte, wurden gesetzliche Regelungen getroffen, die das korrigierten.
Überall in Deutschland kann jeder Bürger unbedenklich Wasser aus dem Hahn trinken. Es schmeckt hier
nach Wasser, nicht nach Chlor. Ich möchte ja den Farmern in den USA nicht Angst machen, aber um eine
vorgeschriebene und kontrollierte „Düngerbilanz“, sowie um die Papierberge ihrer deutschen Kollegen,
werden sie wohl auch für Ihren Betrieb irgendwann nicht herumkommen. Seit neuestem finanziert der
deutsche Stromverbraucher mit einen Aufschlag in seiner Stromrechnung („Güllebonus“) den Einsatz von
Gülle in Biogasanlagen. Damit wird Methan gewonnen, das man für die Stromgewinnung und
Fernwärmeversorgung nutzen kann. Diese Gülle stinkt dann weniger und man senkt die nationale
Gasrechnung bei Herrn Putin.
Umweltwirkung der Nutztierhaltung zwischen 18 und 51%?
Wenn ein Rechenergebnis zwischen 18 und 51% liegen soll, sollte man sich den Rechenweg ansehen.
Mathe ist keine Stärke des Feuilletons. Vielleicht liegt der Wert auch zwischen 0 und 100%? Der deutsche
Wald sollte auch nach wissenschaftlichen Prognosen schon dem „Waldsterben“ zum Opfer gefallen sein.
Der deutsche Wald wächst heute besser denn je. Man sollte Studien aus der Ecke, aus der auch das
Waldsterben verkündet wurde, etwas gelassen und kritisch sehen. Auf Seite 89 des Buches wird
wiederholt, dass die landwirtschaftliche Nutztierhaltung 40% mehr zur globalen Erwärmung beiträgt, als
der gesamte Transportverkehr weltweit. Sie sei die Ursache Nummer eins für den Klimawandel. Das hat
die FAO einmal ermittelt, aber inzwischen rudert sie von diesen Zahlen scheibchenweise zurück. Nach
neusten Erkenntnissen der FAO soll z.B. die Rinderhaltung nur noch zu 4% [29] am weltweiten
Klimagasausstoß beteiligt sein. Wenn man etwas vergleicht, wie hier die tierische Produktion mit dem
Verkehr, dann sollte man nach der gleichen Methode rechnen. Aber nicht einmal diese Grundbedingung
der Fairness hat die FAO hier eingehalten, was sie inzwischen wenigstens zugibt[30]. Tierhaltung entlässt
Klimagase in die Luft, der Pflanzenbau holt sie sich aus der Luft wieder zurück. Ein besonders
ertragreicher Pflanzenbau holt besonders viele Klimagase aus der Luft! Die FAO wird ihre Zahlen von 2006
wohl 2011 revidieren. Den Schaden, den sie damit für das Ansehen der modernen Landwirtschaft
angerichtet hat, kann sie nicht zurückholen, auch wenn die Verfasser der FAO-Studie von 2006 nun die
moderne Nutztierhaltung von Rindern über den grünen Klee als klimaeffizient loben und empfehlen[31].
Sie haben wohl neu gerechnet? Am häufigsten zitiert werden derzeit zwei Annahmen zum Anteil der
Viehhaltung am menschlich bedingten Welt-Klimagasausstoß durch die Presse:
1. Häufigste Annahmen FAO 2006 = 18% [32]
2. Annahme der NGO „Worldwatch“ = 51% [33]
Das sind Annahmen, keine Zählungen. Verändere ich die Annahmen, bekomme ich andere Zahlen. Wie
kommt z.B. „Worldwatch“ auf seinen Wert von 51%? Die wahrlich nicht als eine Verteidigerin der
„Massentierhaltung“ bekannte Albert-Schweitzer-Stiftung hat hier den Mechanismus der Übertreibungen
mal kritisiert[34]. Worldwatch hat die FAO–Studie genommen (von der die 18% stammen) und hat diese
Studie ideologisch etwas aufgepeppt, schlicht frisiert.
Worldwatch gewichtet Methan stärker als die FAO 2006, weil Methan als erstes eine Reduktion des
Klimaeffektes verspricht. Naturwissenschaft ist was anderes.
Worldwatch berechnet den Kohlenstoffgehalt der Atmung der Nutztiere und „rechnet“ den mit ein.
Weder die Atmung des Menschen, noch die aller anderen Tiere sind bisher in der Rechnung. So treibt man
den Wert für die Nutztiere in die gewünschte Richtung. Als einmal Kritiker des Klimawandels die Atmung
des Menschen, also den CO2-Ausstoß des Menschen, mit als CO2-Quelle aufführten, brach über sie ein
Sturm der Entrüßtung herein, wie man denn die Atmung als CO2-Quelle aufführen könnte. Das wäre ja
nur eine Freisetzung von CO2, das vorher in den Nahrungsmitteln gebunden war[35]. Es ist auch so, dass
Mensch und Tier keine chemischen Fabriken sind, die CO2 synthetisieren könnten. Sie setzten mit ihrem
CO2 nur das frei, was vorher Pflanzen über die Photosynthese aus der Luft geholt haben, bewegen sich in
einem Kreislauf.
Worldwatch vergibt „Str af-Prozente“, weil durch eine verpasste Reduzierung der Tierhaltung keine
Flächen für eine Wiederaufforstung zur Verfügung stehen!
Verändere ich die Annahmen, bekomme ich andere Zahlen, bekomme ich eine andere Wirkung in der
Presse. Leider ist unsere Presse sehr öko-gläubig. Obwohl überall bekannt sein sollte, wie absurd die 51
Prozent sind, findet sich dieser Wert fortgesetzt in fast allen deutschen Presseorganen. Auch Herr Foer hat
ihnen in einem Interview mit der FAZ nicht widersprochen[36]. Der SPIEGEL setzt sogar noch eines drauf
und schreibt: „Massentierhaltung produziert, je nach Studie, zwischen 18 und 51 Prozent der von
Menschen verursachten Treibhausgasemissionen. Größter Klimasünder ist das Rind, das beim Verdauen
Methan ausstößt.“ Wohlgemerkt, die FAO sprach 2006 bei den 18% vom Nutztierbestand, also auch von
Rindern in Indien etc. Der SPIEGEL peppt das auf, schiebt nun alles nur der „Massentierhaltung“ unter. Das
ist, mit den Worten von Herrn Foer: „BULLSHIT“. Mit dem Hinweis auf Vermutungen über das
Schmerzempfinden von Pflanzen hätte man vor einigen Jahren auch eher eine Einweisung in eine
psychiatrische Klinik riskiert, heute kommt man damit in den Kulturteil des SPIEGEL[37]. Noch finsterer
sind Parallelen zwischen der Fleischproduktion und dem Holocaust[38]. Hamburg ist so groß wie ein
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Landkreis, New York so groß wie ein Bundesland, und da sollen vergleichsweise wenige Ställe mehr
Klimawirkung haben als der weltumfassende Verkehr aus Millionen Auspuffrohren? So viel können die
Nutztiere wirklich nicht verdauen. Man sollte sein Urteilsvermögen nicht von Titeln und Ämtern blenden
lassen und sich immer fragen, ob man nicht zu gerne Zahlen glaubt, die eigene Vorurteile bestätigen.
Besonders in der Kritik ist momentan das Methan, das die Kühe rülpsen. Der Kohlenstoff (C) im Methan
(CH4) der Kühe kommt aus dem Kohlenstoff (C) der Pflanzen, die eine Kuh frisst. Die Pflanzen wiederum
haben den Kohlenstoff mittels Photosynthese aus dem Kohlendioxid (CO2) der Luft entnommen. Dass das
Methan 21 mal klimaschädlicher als das CO2 ist, ist eine temporäre Tatsache, denn Methan oxydiert in
der Atmosphäre zu CO2 und Wasser (CH4+2O2 =CO2+2H2O), löst sich innerhalb von 10 Jahren nach
Freisetzung in die Atmosphäre auf[39]. Das Methan, das die Kühe ausscheiden, enthält den Kohlenstoff,
der vorher der Atmosphäre von den Futterpflanzen entzogen wurde – es handelt sich also auch um einen
Kreislauf. Im Gegensatz dazu stammt der Kohlenstoff des vom Verkehr verbrannten Treibstoffs aus
fossilen Quellen und kommt zusätzlich in die Atmosphäre. Da es auf der Welt schon immer einen
Grundstock an Wiederkäuern, an Rindern, gegeben hat, hat es schon immer einen Grundstock an Methan
aus den Ausscheidungen der Wiederkäuer gegeben. Dass dieser Anteil nun so gestiegen sein soll, dass das
den Klimawandel stärker als der der Verkehr befeuert hätte, ist absurd. Nach dem Tod einer Kuh ist nach
10 Jahren das von ihr produzierte Methan verschwunden, das CO2 der Autos noch lange nicht. Die
aufgeblähten Zahlen zum Klimagasausstoß der Landwirtschaft werden nach und nach zusammenfallen wie
die Waldsterbenshysterie.
Ein Missverständnis
Im Altbau wurden die Schweine am Morgen
noch mit Eimern gefüttert. Sobald die Schweine die Blecheimer klappern hörten, war extremes Konzert am
Trog. Schweine können richtig laut und wütend schreien, wenn sie sich um den vordersten Platz am Trog
streiten. Das hallte bis auf die Straße. Der Betrieb liegt in einem Vorort von München. Wohlhabendere
Münchner zogen aufs Land. Das Dorf wurde städtischer. Nur der Geruch und der Lärm in der alten
Ortsmitte erinnerte noch manchmal an ein Bauerndorf. Wenn man an einem Sonntag dreschen wollte, weil
es eben das Wetter so wollte, konnte man sich am Rand mancher Siedlung fast auf den Besuch der Polizei
gefasst machen. Ebenso wenn gespritzt werden sollte („Sie können doch jetzt nicht spitzen, ich habe
meine Wäsche draußen“). Jeden Morgen zur Fütterungszeit ging eine zugezogene Frau mittleren Alters am
Hof vorbei und blieb oft stehen. Eines Tages fuhr die Polizei zur Fütterungszeit auf den Hof. Die Frau
dirigierte sie von der Straße aus in den Hof. „Es liegt eine Anzeige vor. Es sollen hier jeden Morgen die
Schweine gequält werden.“ Die Polizei verfolgte die Fütterung und registrierte, dass die Schweine nach
dem Mahl zufrieden und satt im vorderen Teil der „Dänischen Aufstallung“ (Mistbereich und Liegebereich
getrennt) sich hinlegten, keine Wunden oder Flecken hatten. Damit war die Sache erledigt. Die Frau wurde
von der Polizei aufgeklärt, dass Schweine manchmal laut sind. Im Stall-Neubau passiert das nicht mehr,
denn bei den Futterautomaten hat jedes Schwein seinen Platz, das Futter fällt gleichzeitig in jedes Fach
und es ist Ruhe im Stall.
Vogelgrippe und Weltschmerz
Die Massentierhaltung soll an der Vogelgrippe schuld sein (S. 145 und 166)? Herr Foer weist als Vegetarier
darauf hin, dass von einer Nutztierhaltung Krankheitserreger auf den Menschen überspringen können und
deshalb keine Nutztierhaltung besser wäre. Wenn man davon ausgeht, dass die Tierhaltung nicht
abgeschafft wird, bietet die Massentierhaltung einen größeren Schutz vor Pandemien, als viele kleine,
unkontrollierbare Bestände. Die Schweinegrippe und die Vogelgrippe sprangen dort auf Menschen über,
wo diese auf engstem Raum mit den Tieren zusammenleben (China, Mexiko). Die kleinste Tierhaltung
armer Menschen in unhygienischen Verhältnissen förderte die Entstehung der Vogelgrippe. Die
„Massentierhaltung“, die die westliche Geflügelhaltung dominiert, bietet den Menschen sogar Schutz durch
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sehr strenge Hygienevorschriften und Abschottung der Ställe. Würden die Menschen mit den Tieren, die
sie nun mal essen, regional und räumlich sehr eng zusammenleben, wäre die Entstehungs- und
Ausbreitungsgefahr von Pandemien wesentlich höher. Die Vogelgrippe wird hauptsächlich durch Wildvögel
und Menschen verbreitet. Zur Zeit des Vogelfluges musste während der Pandemie in Deutschland alles
landwirtschaftliche Federvieh eingesperrt werden, damit jeder potentielle Kontakt mit Zugvögeln oder
deren Kot vermieden wird. Bei einer Tierhaltung nach Herrn Foers Idealvorstellung, riesige Freilandflächen
mit Tieren, wäre die Vogelgrippe nicht zu stoppen gewesen. Vor 40 Jahren gab es in Deutschland eine
große Kampagne, die TBC (Tuberkulose) aus den Kuhställen zu bekommen. Viele Tiere mussten gekeult
werden bis der deutsche Rinderbestand TBC-frei war. Das Geflügel musste aus hygienischen Gründen aus
den Kuhställen verschwinden, wurde eingesperrt. Das hat die industrielle Geflügelhaltung in Deutschland
gefördert. Manche Landwirte entdeckten die Hühnerhaltung mit den propagierten „Europa-Nestern“ und
Einheits-Hühnerställen als Einkommensquelle. Die industrielle Tierverarbeitung gefährdet auch keine
Menschen. Würde jeder seine Tier schlachten, hätten wir große hygienische Probleme, darum werden die
EU-Schlachtvorschriften immer mehr verschärft, so dass sie fast nur noch in Großschlachtereien zu
erfüllen sind. Die Bauern mit Eigenvermarktung leiden unter diesen kostspieligen Vorschriften, die ihnen
die eigene Schlachtung oder Lebensmittelproduktion so verteuert.
Es gibt viele weitere Stellen des Buches, die ein Landwirt anders sieht als Herr Foer, eine weitere
Behandlung würde den Rahmen sprengen. Eigentlich eine riesige Info-Aufgabe für die Landwirtschaft, hier
interessierte Kunden auf die Höfe zu holen. Mal kucken, wie das die fortschrittlicheren Dänen lösen.
Trotzdem, ohne ein gewisses Maß an Ignoranz lässt es sich nicht leben[40], man kann sich nicht über
alles aufregen und jeden Weltschmerz mitfühlen. Tiere sind zum Essen da, sind ein Teil der Kreisläufe in
der Landwirtschaft seit mehr als biblischen Zeiten. Tiere dürfen nicht unnütz gequält werden: „Quäle nie
ein Tier zum Scherz, denn es fühlt genau wie Du den Schmerz“, bringt man schon die Kindern bei. Der
Nutzen ist das gute Fleisch im Teller, die Fruchtbarkeit der Äcker, der Lohn für harte Arbeit vieler. Die
Tierhaltung in der Landwirtschaft ist „multifunktional“ und in vielen Regionen das Rückgrat der
Landwirtschaft. Aus der Tierhaltung stammten 2008 rund 58% der Verkaufserlöse der Landwirtschaft[41].
Der modernen Landwirtschaft ist es gelungen ist, mehr Menschen als jemals zuvor gut zu ernähren.
Wegen der hohen Erträge werden dafür so wenig Flächen wie niemals zuvor benötigt. Der Verantwortung,
mit ihren Idealen die Welt auch tatsächlich satt zu bekommen, sollen sich erst mal die Theoretiker stellen.
Theoretisch hätten alle Menschen schon immer satt werden können. Verändert sich die Nachfrage nach
Lebensmitteln, wird die Landwirtschaft dem folgen. Wollen alle BIO, wird es nur BIO geben. Wollen alle
eine Tierhaltung nach Vorstellungen von Herrn Foer, so wird es dazu kommen. Aber, wer teure
Lebensmittel will, sollte vielleicht auch mal an die fragen, deren Überleben von billigen Lebensmitteln
abhängt. Würden alle Nutztiere der Welt in modernen Ställen mit hoher Leistung gehalten werden, könnte
die Anzahl der Tiere bei gleichen Fleisch-, Eier- und Milchertrag wesentlich reduziert werden. Um 44%
könnte z.B. der Schweinebestand reduziert werden, wenn alle Schweine der Welt nach modernen StallMaßstäben gehalten würden, fand man in den Niederlanden heraus[42]. China ist übrigens der größte
Schweinefleischproduzent, inzwischen fast fünfmal größer als die USA. Die alte Kulturnation China, wo
viele in ihrer Lebenszeit noch den Hunger gespürt haben, wird seine Tradition des Fleischessen nicht nach
dem Weltschmerz westlicher Literaten richten. Indien auch nicht. Gutes Essen, Fleisch essen, ist ein
Zeichen von Wohlstand und Genuss, für viele ein wichtiger Indikator für Lebensqualität. Was ist nun eher
zu realisieren, ein Zurück in die US-Landwirtschaft wie sie angeblich im 19. Jahrhundert gewesen sein soll
oder eine Fortentwicklung der Tierhaltung hin zu effektiven Haltungsformen, die die Umweltwirkungen
minimieren und die Menschen trotzdem mit Fleisch versorgt? Eine Tierhaltung mit exorbitant hohem
CO2-Fußabdruck pro Kilogramm Produkt, wie es bei Herrn Foers Vorschlägen wäre, oder eine Tierhaltung
mit minimiertem CO2-Fußabdruck? Eine Fleischerzeugung nur noch für die Reichen oder für alle?
Lebensmittelpreise, die den Hungertod vieler armer Menschen verhindern oder Lebensmittelpreise nach
neuestem Öko- Trend? Herrn Foers Buch ist wichtig, denn die Aufmerksamkeit lässt sich auch für
Gegenargumente, für Antwortstrategien, nutzen.
Georg Keckl
[1] Siehe : [2] http://www.peta.de/web/warum_vegan.71.html und [3] http://www.peta.de
/web/vegan_leben-die.492.html
[2] Vgl. [4] http://newsv1.orf.at/091027-44076/index.html
[3] 8,2 Mio Katzen und 5,5 Mio. Hunde, siehe [5] http://www.zzf.de/dateiarchiv
/Der_deutsche_Heimtiermarkt_2009_deutsch.pdf. Vorsichtig gerechnet mit 150g Frischfleischgewicht pro
Hund und bei Katzen (man rechnet mit 3-5% ihres Körpergewichtes an täglichem Fleischbedarf) mit nur
80g pro Tag ergabe das schon 1,5 Mio. t Fleisch. Erzeugung Deutschland: [6] http://berichte.bmelvstatistik.de/SJT-4050700-0000.pdf und nach Bundesländern: [7] https://www-ec.destatis.de/csp/shop
/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=struktur,vollanzeige.csp&ID=1025893 , Bayern 1,1 Mio. t
Fleisch.
[4] Z.B. Sendung vom Sendung vom 02. März 2010 um 22:30 Uhr: Glückliches Biotier? [8]
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/videos/fuenfundvierzigminuten102.html
[5] siehe: [9] http://www.peta.de/web/vegetarismus_vegan.357.html
[6] Siehe: [10] http://de.wikipedia.org
/wiki/People_for_the_Ethical_Treatment_of_Animals#Einschl.C3.A4ferung_nicht_vermittelbarer_Tiere_und_Sterbehilfe
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http://www.readers-edition.de/2010/10/19/bewusst-tiere-essen/print/
[7] Seite 23/24 des Buches
[8] Siehe und höre: [11] http://bigthink.com/ideas/23935 und [12] http://www.profil.at/articles
/1033/560/275891/die-ursache-klimawandel
[9] Siehe: [13] http://etracker.zadi.de/lnkcnt.php?et=W5E&url=http://berichte.bmelv-statistik.de
/MBT-0207030-0000.xls&lnkname=http://berichte.bmelv-statistik.de/MBT-0207030-0000.xls und [14]
http://de.wikipedia.org/wiki/Wild und [15] http://www.bvdf.de/in_zahlen/tab_06/ (Fleischkonsum =
Fleischverzehr = menschlicher Konsum; Das wird leider oft mit dem Schlachtgewicht verwechselt. Bei
Zahlen von über 80 kg Fleischkonsum pro Bundesbürger ist das Hundefutter, Tierknochen, Verluste etc.
mit drin)
[10] Siehe: [16] http://www.tt.com/csp/cms/sites/tt/Nachrichten/1200905-2/tiere-lieben-und-fleischessen.csp
[11] siehe: [17] http://www.bauernzeitung.at/netautor/napro4/appl/na_professional/parse.php und [18]
http://www.appenzellerzeitung.ch/magazin/leben/essentrinken/Die-Wurst-war-malein-Tier;art516,1594459
[12] Siehe Tabelle 10.3 Seite 40 in [19] http://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/bioland
/qualitaet_richtlinien/2010-03-15_Bioland_Richtlinien.pdf Bioland orientiert sich bei dieser Besatzdichte
(140 Legehennen pro Hektar = 71 m² pro Huhn) am Kotanfall, der einen bestimmten Wert pro Hektar (112
kg N und 98 kg P2O5 pro Hektar) nicht überschreiten soll.
[13] Bioland erlaubt einen Nährstoffeintrag von bis zu 170kgN/ha bei Stall-Auslaufflächen, was aber
schwierig zu managen ist (zeitlich begrenzter Auslauf, notfalls Austausch der Erde vor dem Stall), da die
Hühner nur 4m²/Huhn Auslauffläche haben und nun mal gerne da hinmachen, wo sie gerade sind, siehe
Seite 14 („4.2.5.1.3 Grünauslauf“) in [19] http://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/bioland
/qualitaet_richtlinien/2010-03-15_Bioland_Richtlinien.pdf
[14] Siehe: [21] http://www.veluwshert.nl/cms/images/stories/2009/200903Tierquelerei/Tierqualerei.pdf
und [22] http://www1.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/heckrinder2.html und [23] http://www1.ndr.de
/nachrichten/niedersachsen/prozess460.html und [24] http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz
/radolfzell/art372455,3719687
[15] siehe: [25] http://www.peta.de/web/milch.2375.html
[16] siehe: [26] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-59403041.html und [27] http://www.spiegel.de
/wissenschaft/natur/0,1518,573952,00.html
[17] siehe: [28] http://etracker.zadi.de/lnkcnt.php?et=W5E&url=http://berichte.bmelv-statistik.de
/DFT-9000100-0000.xls&lnkname=http://berichte.bmelv-statistik.de/DFT-9000100-0000.xls
[18] Siehe: [29] http://www.landsknechte-bretten.de/deutsch/historie/Heer04.html
[19] Siehe: [30] http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,711543,00.html und [31]
http://www.suedkurier.de/news/kultur/kultur/art410935,4450255
[20] Norman Borlaug, Agrarwissenschaftler und Friedensnobelpreisträger, in [32]
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2007-41/artikel-2007-41-mutter-natur-ist-gentechnikerin.html
[21] Brasilien Quelle top-agrar, Heft 6/2010 ab Seite 14, Deutschland: 2007 [33]
http://www.energieportal24.de/artikel_2576.htm
[22] siehe: [34] http://www.abendzeitung.de/panorama/143097 und Tabelle 8.12, Seite 118 und 119 in
[35] http://www.verbraucherfuersklima.de/cps/rde/xbcr/projektklima
/Ernaehrung_Klima_IOEW_Klimawirkungen_der_Landwirtschaft_SR_186_08_ger.pdf
[23] siehe: [36] http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/Suendiger-Sonntagsbraten/story/25840826
und SPIEGEL 42/2010 Seite 68 bis 74: „Das Rülpsen der Rinder“
[24] siehe Seite 147 (87%) in: [35] http://www.verbraucherfuersklima.de/cps/rde/xbcr/projektklima
/Ernaehrung_Klima_IOEW_Klimawirkungen_der_Landwirtschaft_SR_186_08_ger.pdf
[25] siehe: Seite 149 in [35] http://www.verbraucherfuersklima.de/cps/rde/xbcr/projektklima
/Ernaehrung_Klima_IOEW_Klimawirkungen_der_Landwirtschaft_SR_186_08_ger.pdf
[26] siehe S .12: [19] http://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/bioland/qualitaet_richtlinien
/2010-03-15_Bioland_Richtlinien.pdf
[28] Quelle: Düngemittelstatistik, „Inlandsabsatz von Handelsdünger je Hektar landwirtschaftlich genutzter
Fläche“; Tab. 3060210, Stat. Jahrbuch über E., Ldw. und F.; StaBu, BMELV (425)
[29] siehe: [40] http://www.fao.org/news/story/en/item/41348/icode/
[30] siehe: [41] http://news.bbc.co.uk/2/hi/8583308.stm
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http://www.readers-edition.de/2010/10/19/bewusst-tiere-essen/print/
[31] Siehe: : [36] http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/Suendiger-Sonntagsbraten/story/25840826
und SPIEGEL 42/2010 Seite 68 bis 74: „Das Rülpsen der Rinder“
[32] sieh: [43] http://www.fao.org/newsroom/en/news/2006/1000448/index.html
[33] siehe [44] http://www.worldwatch.org/node/6294
[34] siehe: [45] http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/wie-klimaschaedlich-ist-fleischkonsumwirklich und [46] http://www.worldwatch.org/files/pdf/Livestock%20and%20Climate%20Change.pdf
[35] Siehe: [47] http://www.faz.net/s/RubC5406E1142284FB6BB79CE581A20766E
/Doc~EA3DC28330F3E4B1DBD2F67697CE87BFD~ATpl~Ecommon~Scontent.html
[36] siehe: [48] http://www.faz.net/s/RubBE163169B4324E24BA92AAEB5BDEF0DA
/Doc~EB9AD01EFB92E4DF8BA4943664954D784~ATpl~Ecommon~Scontent.html
[37] Siehe: [49] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-73107912.html
[38] [50] http://www.fr-online.de/panorama/der-fleischveraechter/-/1472782/3114698/-/index.html
[39] Siehe: [51] http://www.carboscope.eu/?q=glossary , 12 Jahre nennt der IPCC in Table TS.2. in : [52]
http://www.ipcc.ch/publications_and_data/ar4/wg1/en/tssts-2-5.html
[40] aus: [53] http://www.zeit.de/2010/37/Martenstein
[41] siehe: [54] http://www.statistik-bw.de/Landwirtschaft/LGR/Laender_VE2008.asp
[42] Siehe: [55] http://www.wur.nl/NR/rdonlyres/1065622C-0ABE-4971-B48C-FB5A2671E077/115893
/Lezing_EuroTier_2010_Robert_Hoste_Deutsch.pdf
Artikel aus "Readers Edition": http://www.readers-edition.de
Link zum Artikel: http://www.readers-edition.de/2010/10/19/bewusst-tiere-essen/
Links im Artikel:
[1] https://www-ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=struktur,vollanzeige.csp&
ID=1022552: http://www.readers-edition.dehttps://www-ec.destatis.de/csp/shop
/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspat
h=struktur,vollanzeige.csp&ID=1022552
[2] http://www.peta.de/web/warum_vegan.71.html: http://www.peta.de/web/warum_vegan.71.html
[3] http://www.peta.de/web/vegan_leben-die.492.html: http://www.peta.de/web/vegan_lebendie.492.html
[4] http://newsv1.orf.at/091027-44076/index.html: http://newsv1.orf.at/091027-44076/index.html
[5] http://www.zzf.de/dateiarchiv/Der_deutsche_Heimtiermarkt_2009_deutsch.pdf: http://www.zzf.de
/dateiarchiv/Der_deutsche_Heimtiermarkt_2009_deutsch.pdf
[6] http://berichte.bmelv-statistik.de/SJT-4050700-0000.pdf: http://berichte.bmelv-statistik.de
/SJT-4050700-0000.pdf
[7] https://www-ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=struktur,vollanzeige.csp&
ID=1025893: http://www.readers-edition.dehttps://www-ec.destatis.de/csp/shop
/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspat
h=struktur,vollanzeige.csp&ID=1025893
[8] http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/videos/fuenfundvierzigminuten102.html:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/videos/fuenfundvierzigminuten102.html
[9] http://www.peta.de/web/vegetarismus_vegan.357.html: http://www.peta.de
/web/vegetarismus_vegan.357.html
[10] http://de.wikipedia.org
/wiki/People_for_the_Ethical_Treatment_of_Animals#Einschl.C3.A4ferung_nicht_vermittelbarer_Tiere_und_Sterbehilfe:
http://de.wikipedia.org
/wiki/People_for_the_Ethical_Treatment_of_Animals#Einschl.C3.A4ferung_nicht_v
ermittelbarer_Tiere_und_Sterbehilfe
[11] http://bigthink.com/ideas/23935: http://bigthink.com/ideas/23935
[12] http://www.profil.at/articles/1033/560/275891/die-ursache-klimawandel: http://www.profil.at
/articles/1033/560/275891/die-ursache-klimawandel
[13] http://etracker.zadi.de/lnkcnt.php?et=W5E&url=http://berichte.bmelv-statistik.de
/MBT-0207030-0000.xls&lnkname=http://berichte.bmelv-statistik.de/MBT-0207030-0000.xls:
http://etracker.zadi.de/lnkcnt.php?et=W5E&url=http://berichte.bmelv-statistik.de
/MBT-0207030-00
00.xls&lnkname=http://berichte.bmelv-statistik.de/MBT-0207030-0000.xls
[14] http://de.wikipedia.org/wiki/Wild: http://de.wikipedia.org/wiki/Wild
[15] http://www.bvdf.de/in_zahlen/tab_06/: http://www.bvdf.de/in_zahlen/tab_06/
[16] http://www.tt.com/csp/cms/sites/tt/Nachrichten/1200905-2/tiere-lieben-und-fleisch-essen.csp:
http://www.tt.com/csp/cms/sites/tt/Nachrichten/1200905-2/tiere-lieben-und-fleisch-essen.csp
http://www.tt.com/csp/cms/sites/tt/Nachrichten/1200905-2/tiere-lieben-und-fleisch-essen.csp
[17] http://www.bauernzeitung.at/netautor/napro4/appl/na_professional/parse.php:
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http://www.readers-edition.de/2010/10/19/bewusst-tiere-essen/print/
http://www.bauernzeitung.at/netautor/napro4/appl/na_professional/parse.php
[18] http://www.appenzellerzeitung.ch/magazin/leben/essentrinken/Die-Wurst-war-malein-Tier;art516,1594459: http://www.appenzellerzeitung.ch/magazin/leben/essentrinken
/Die-Wurst-war-mal-ein-Tier;art516,159445
9
[19] http://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/bioland/qualitaet_richtlinien
/2010-03-15_Bioland_Richtlinien.pdf: http://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/bioland
/qualitaet_richtlinien/2010-03-15_Bioland_Richtl
inien.pdf
[20] http://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/bioland/qualitaet_richtlinien
/2010-03-15_Bioland_Richtlinien.pdf: http://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/bioland
/qualitaet_richtlinien/2010-03-15_Bioland_Richtl
inien.pdf
[21] http://www.veluwshert.nl/cms/images/stories/2009/200903Tierquelerei/Tierqualerei.pdf:
http://www.veluwshert.nl/cms/images/stories/2009/200903Tierquelerei/Tierqualerei.pdf
[22] http://www1.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/heckrinder2.html: http://www1.ndr.de/nachrichten
/niedersachsen/heckrinder2.html
[23] http://www1.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/prozess460.html: http://www1.ndr.de/nachrichten
/niedersachsen/prozess460.html
[24] http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/radolfzell/art372455,3719687:
http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/radolfzell/art372455,3719687
[25] http://www.peta.de/web/milch.2375.html: http://www.peta.de/web/milch.2375.html
[26] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-59403041.html: http://www.spiegel.de/spiegel/print
/d-59403041.html
[27] http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,573952,00.html: http://www.spiegel.de
/wissenschaft/natur/0,1518,573952,00.html
[28] http://etracker.zadi.de/lnkcnt.php?et=W5E&url=http://berichte.bmelv-statistik.de
/DFT-9000100-0000.xls&lnkname=http://berichte.bmelv-statistik.de/DFT-9000100-0000.xls:
http://etracker.zadi.de/lnkcnt.php?et=W5E&url=http://berichte.bmelv-statistik.de
/DFT-9000100-00
00.xls&lnkname=http://berichte.bmelv-statistik.de/DFT-9000100-0000.xls
[29] http://www.landsknechte-bretten.de/deutsch/historie/Heer04.html: http://www.landsknechtebretten.de/deutsch/historie/Heer04.html
[30] http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,711543,00.html: http://www.spiegel.de/kultur
/gesellschaft/0,1518,711543,00.html
[31] http://www.suedkurier.de/news/kultur/kultur/art410935,4450255: http://www.suedkurier.de
/news/kultur/kultur/art410935,4450255
[32] http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2007-41/artikel-2007-41-mutter-natur-ist-gentechnikerin.html:
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2007-41/artikel-2007-41-mutter-naturist-gentechnikerin.html
[33] http://www.energieportal24.de/artikel_2576.htm: http://www.energieportal24.de/artikel_2576.htm
[34] http://www.abendzeitung.de/panorama/143097: http://www.abendzeitung.de/panorama/143097
[35] http://www.verbraucherfuersklima.de/cps/rde/xbcr/projektklima
/Ernaehrung_Klima_IOEW_Klimawirkungen_der_Landwirtschaft_SR_186_08_ger.pdf:
http://www.verbraucherfuersklima.de/cps/rde/xbcr/projektklima
/Ernaehrung_Klima_IOEW_Klimawirkungen_d
er_Landwirtschaft_SR_186_08_ger.pdf
[36] http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/Suendiger-Sonntagsbraten/story/25840826:
http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/Suendiger-Sonntagsbraten/story/25840826
[37] http://www.verbraucherfuersklima.de/cps/rde/xbcr/projektklima
/Ernaehrung_Klima_IOEW_Klimawirkungen_der_Landwirtschaft_SR_186_08_ger.pdf:
http://www.verbraucherfuersklima.de/cps/rde/xbcr/projektklima
/Ernaehrung_Klima_IOEW_Klimawirkungen_d
er_Landwirtschaft_SR_186_08_ger.pdf
[38] http://www.verbraucherfuersklima.de/cps/rde/xbcr/projektklima
/Ernaehrung_Klima_IOEW_Klimawirkungen_der_Landwirtschaft_SR_186_08_ger.pdf:
http://www.verbraucherfuersklima.de/cps/rde/xbcr/projektklima
/Ernaehrung_Klima_IOEW_Klimawirkungen_d
er_Landwirtschaft_SR_186_08_ger.pdf
[39] http://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/bioland/qualitaet_richtlinien
/2010-03-15_Bioland_Richtlinien.pdf: http://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/bioland
/qualitaet_richtlinien/2010-03-15_Bioland_Richtl
inien.pdf
[40] http://www.fao.org/news/story/en/item/41348/icode/: http://www.fao.org/news/story/en/item
/41348/icode/
[41] http://news.bbc.co.uk/2/hi/8583308.stm: http://news.bbc.co.uk/2/hi/8583308.stm
[42] http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/Suendiger-Sonntagsbraten/story/25840826:
http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/Suendiger-Sonntagsbraten/story/25840826
[43] http://www.fao.org/newsroom/en/news/2006/1000448/index.html: http://www.fao.org/newsroom
/en/news/2006/1000448/index.html
[44] http://www.worldwatch.org/node/6294: http://www.worldwatch.org/node/6294
[45] http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/wie-klimaschaedlich-ist-fleischkonsum-wirklich:
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http://www.readers-edition.de/2010/10/19/bewusst-tiere-essen/print/
http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/wie-klimaschaedlich-ist-fleischkonsum-wirklich
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[46] http://www.worldwatch.org/files/pdf/Livestock%20and%20Climate%20Change.pdf:
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[47] http://www.faz.net/s/RubC5406E1142284FB6BB79CE581A20766E
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[48] http://www.faz.net/s/RubBE163169B4324E24BA92AAEB5BDEF0DA
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[49] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-73107912.html: http://www.spiegel.de/spiegel/print
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[50] http://www.fr-online.de/panorama/der-fleischveraechter/-/1472782/3114698/-/index.html:
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[51] http://www.carboscope.eu/?q=glossary: http://www.carboscope.eu/?q=glossary
[52] http://www.ipcc.ch/publications_and_data/ar4/wg1/en/tssts-2-5.html: http://www.ipcc.ch
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[53] http://www.zeit.de/2010/37/Martenstein: http://www.zeit.de/2010/37/Martenstein
[54] http://www.statistik-bw.de/Landwirtschaft/LGR/Laender_VE2008.asp: http://www.statistikbw.de/Landwirtschaft/LGR/Laender_VE2008.asp
[55] http://www.wur.nl/NR/rdonlyres/1065622C-0ABE-4971-B48C-FB5A2671E077/115893
/Lezing_EuroTier_2010_Robert_Hoste_Deutsch.pdf: http://www.wur.nl/NR/rdonlyres/1065622C0ABE-4971-B48C-FB5A2671E077/115893/Lezing_EuroTier_2010_Robe
rt_Hoste_Deutsch.pdf
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02.11.2010 09:54
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