Bau eines rauscharmen - Forschungszentrum Jülich

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Bau eines rauscharmen
Hochfrequenzverstärkers für das
TRIC - Experiment
Diplomarbeit in Physik
angefertigt im
Helmholtz-Institut für Strahlen- und Kernphysik
vorgelegt der
Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
von
Sven Michael Grell
im November 2015
1
2
Ich versichere, dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die
angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt sowie Zitate kenntlich gemacht habe.
erster Gutachter: Priv.-Doz. Dr. Paul-Dieter Eversheim
zweiter Gutachter: Prof. Dr. Bernhard Ketzer
Tag des Diplomkolloquiums: 18.12.2015
3
4
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung.............................................................................................................7
2. Das TRIC – Experiment.......................................................................................9
2.1 Vorgänger des TRIC – Experiments...............................................................................9
2.2 Messprinzip des TRIC – Experiments...........................................................................10
2.3 Der zeitumgekehrte Zustand..........................................................................................11
2.4 Die praktische Realisierung...........................................................................................12
2.5 Aufgabe des Verstärkers................................................................................................13
3. Transistoren und Operationsverstärker..............................................................14
3.1 Der Bipolar Transistor...................................................................................................14
3.1.1 Die Transistor-Kennlinien..................................................................................14
3.1.2 Die Grundschaltungen........................................................................................15
3.1.3 Die Kaskodenschaltung......................................................................................17
3.2. Der Operationsverstärker..............................................................................................18
4. Elektronisches Rauschen....................................................................................21
4.1 Thermisches Rauschen..................................................................................................21
4.2 Das Schrotrauschen ......................................................................................................21
4.3 1/f – Rauschen ..............................................................................................................22
4.4 Rauschen im Verstärker................................................................................................22
4.6 Rauschtemperatur..........................................................................................................23
4.7 Rauschquellen-Kette.....................................................................................................24
4.8 Rauschzahlbestimmung durch Temperaturmessung.....................................................25
4.9 Rauschzahlmessung mit Dämpfungsglied....................................................................26
4.10 Rauschquellen.............................................................................................................26
4.11 Rauschen beim Operationsverstärker..........................................................................27
5. Aufbau der Kaskodenschaltung..........................................................................28
5.1 Die Transistoren..........................................................................................................28
5.2 Ausmessen der Transistoren.......................................................................................29
5.3 Kennlinien des Transistors.........................................................................................31
5.4 Aufbau der Kaskodenschaltung.................................................................................32
5.5 Rauscheigenschaften der Kaskodenschaltung...........................................................37
5
6. Die Rauschzahlmessung.....................................................................................39
7. Optimierung der Schaltung.................................................................................46
7.1 Version 1.......................................................................................................................46
7.2 Version 2.......................................................................................................................49
7.3 Version 3.......................................................................................................................52
7.4 Version 4.......................................................................................................................54
7.5 Version 5.......................................................................................................................55
8. Fazit....................................................................................................................59
Anhang A: Transistoren.........................................................................................60
Anhang B: Operationsverstärker............................................................................61
Literaturverzeichnis................................................................................................63
Danksagungen........................................................................................................65
6
1. Die Einleitung
Die Erhaltungsgrößen gehören zu den grundlegenden Eigenschaften physikalischer Systeme.
1917 zeigte die deutsche Mathematikerin Emmy Noether den Zusammenhang zwischen
kontinuierlichen Symmetrien und Erhaltungsgrößen, deshalb nahmen die Physiker lange an,
dass die Naturgesetze gegenüber den diskreten Symmetrien Landungskonjugation C, Raumspiegelung P und Zeitumkehr T invariant sind.
Als der deutsche Physiker G. Lüders und der amerikanische Physiker J. Schwinger 1951
unabhängig von einander das CPT- Theorem aufstellten, schien sich dies für die kombinierte
Anwendung der diskreten Symmetrien zu bestätigen [1] [2]. Nach dem CPT- Theorem ist
jeder Vorgang, der aus einem anderen Vorgang durch Austausch von Materie und Antimaterie
sowie zusätzliche Spiegelung des Raumes und Umkehr der Zeitrichtung hervorgeht, im
Einklang mit den Gesetzten der Physik. Es wurde 1955 von dem österreichischen Physiker W.
Pauli perfektioniert [3].
Die Vermutung, dass die P-Symmetrie (Parität) bei der schwachen Wechselwirkung verletzt
sein könnte, äußerten schon ein Jahr später Tsung- Dao Lee und Chen Ning Yang. Sie
schlugen bei der Veröffentlichung ihrer Theorie unter anderem die Untersuchung des
Betazerfalls von Kobalt 60 vor, um die Paritätserhaltung zu prüfen [4]. Und noch im selben
Jahr gelang der chinesisch- amerikanischen Physikerin Chien- Shiung Wu in Zusammenarbeit
mit der Tieftemperaturgruppe des National Bureau of Standards der empirische Beweis [5].
Auch eine Verletzung der C- Symmetrie und der CP- Symmetrie konnten bei der schwachen
Wechselwirkung nachgewiesen werden [6].
Der sowjetische Physiker Adrei Dmitrijewitsch Sakharov wies 1967 darauf hin, dass die CPVerletzung eine der Grundvoraussetzungen für die Dominanz der Materie über die
Antimaterie und damit unserer eigenen Existenz ist [7].
Nun stand noch eine Überprüfung der Zeitumkehrinvarianz aus. G. R. Goldstein, F. Arash
und M. J. Movravcsik bewiesen 1985, dass für Experimente bei denen sich jeweils zwei
Teilchen im Ein- und Ausgangskanal befinden, kein Nullexperiment für die Zeitumkehr
realisiert werden kann [8]. Dies schränkte die Genauigkeit möglicher Experimente stark ein.
Doch innerhalb dieses Beweises wurde keine Aussage über Transmissionsexperimente
getroffen. H. E. Conzett, der dies erkannte, zeigte 1991, dass der Beweis von Arash et al. auf
der Annahme eines bilinearen Zusammenhangs des Wirkungsquerschnittes von
7
Streuamplituden gründete und daher für das Optische Theorem nicht galt, da hier der totale
Wirkungsquerschnitt linear von der Vorwärtsstreuamplitude abhängt. Folgerichtig ist dass bei
der Streuung von Spin ½ Teilchen an einem Target mit Spin 1 durch die Messung des totalen
Spinkorrelationskoeffizienten ein Nulltest zu Überprüfung der Zeitumkehrinvarianz möglich
ist [9]. Inzwischen wurde im B und B bar/ BaBar System am SLAC (Stanford Linear
Accelerator Center) 2002 eine CP- Verletzung im System neutraler B- Mesonen
nachgewiesen. 2012 gelang aus der Nachanalyse schließlich der direkte Nachweis einer TVerletzung im B- System [10].
Auch das Forschungszentrum Jülich bereitet aktuell zwei Experimente zur Messung der
Verletzung von Symmetrien vor:
JEDI (Jülich Electric Dipole moment Investigation) wird das elektrische Dipolmoment von
geladenen Teilchen und dadurch die CP- Verletzung messen.
TRIC (Time Reversal Invariance test at COSY) nutzt ein Nullexperiment um die
Zeitumkehrverletzung mit Hilfe einer neuartigen Messmethode zu bestimmen. Bei dem
TRIC-Experiment kommt es auf eine möglichst genaue Messung des Stroms der umlaufenden
Protonen und der Lage des Protonenstrahls an. Letztere wird durch BPMs (Beam Position
Monitore) ermittelt, die leider nur ein kleines Signal erzeugen. Diese Diplomarbeit behandelt
den Bau eines rauscharmen Hochfrequenzverstärkers, der diesbezüglich die Durchführung des
TRIC - Experiments unterstützen soll. Hierbei können alle im Ring verteilten BPMs zur
Messung des Stroms der umlaufenden Protonen verwendet werden. Dies würde die
Genauigkeit der Messung substantiell verbessern. Die Anforderungen für die Verstärker sind
dabei:
Eine variierbare, gleichmäßige Verstärkung im Bereich von einigen 10 kHz bis zu 50 MHz
mit einer möglichst geringen Rauschzahl.. Der Frequenzbereich wird bestimmt durch die
Umlauffrequenz des Protonenstrahles (einige 100kHz) und den Harmonischen, welche nötig
sind, um die Pulsform des Strahles hinreichend gut wiederzugeben
Um die Aufgabe des Verstärkers zu beschreiben, wird das TRIC - Experiment in Kapitel 2
genauer vorgestellt. In Kapitel 3 und 4 werden die theoretischen Grundlagen für den
Verstärkerbau und die Rauschzahlmessungen aufgezeigt. Kapitel 5 begleitet den Aufbau der
Kernkomponenten des Verstärkers und in Kapitel 6 wird eine Messmethode zur
Rauschzahlbestimmung entwickelt. Die Optimierung des Verstärkungsverlaufs und der
Rauscheigenschaften zeigt Kapitel 7.
8
2. Das TRIC – Experiment
Nach der Urknall Theorie wurden Materie und Antimaterie zu gleichen Anteilen erzeugt,
jedoch sehen wir nur Materie um uns herum. Die Dominanz der Materie wird Baryonenasymmetrie des Universums (Baryon Asymmetry of the Universe /BAU) genannt.
Das Standardmodell (SM) der Elementarteilchen, obwohl sehr erfolgreich bei der Erklärung
verschiedener Prozesse in der Teilchenphysik, versagt bei der Erklärung der Baryonenasymmetrie.
Das Standardmodell basiert auf einem Konzept der Symmetrien. Alle drei fundamentalen
Symmetrien ( C-Ladung, P-Parität und T-Zeit) sind im CPT-Theorem verknüpft.
Starke und elektromagnetische Wechselwirkung sind invariant gegenüber C-,P-,T- und CPTSymmetrie. Jedoch in der schwachen Wechselwirkung wurde bereits eine C-, P, sowie eine
CP-Verletzung nachgewiesen. Wenn die CPT-Symmetrie erhalten sein soll, bedeutet dies
auch eine T-Verletzung bei der schwachen Wechselwirkung [12].
2.1 Vorgänger des TRIC - Experiments
In Tabelle(2.1.1) sind Experimente zur Zeitumkehrinvarianz und zur Paritätsinvarianz (und
zur Invarianz ihrer Kombination) der Genauigkeit nach aufgelistet. Dabei bezeichnet a die
Stärke des effektiven N-Kern Potentials für die T-Verletzung und g die Stärke des NN
Potentials.
Methode
überprüfte Symmetrie erreichte Genauigkeit Literaturverweis
Doppelstreuexperiment
T
gT <=3*10-2
[13]
detailliertes Gleichgewicht
T
aT ~ gT<=10-3
[14]
Spinkorrelationskoeffizient
von Neutronen an 165Ho
T
7,1*10-4
[15]
AZ Analysierstärke mit
Protonen
P
2 * 10-8
[16]
noch kein Ergebnis
[17]
N-Transmission durch 139La
P
Tabelle 2.1.1 Experimente zur Zeitumkehr [11]
9
Die geringste Genauigkeit wird bei den historisch ältesten Experimenten zur
Zeitumkehrverletzung erreicht: Doppelstreuexperimenten. Durch die erste Streuung wird ein
polarisierter Teilchenstrahl erzeugt und bei der zweiten Streuung die Polarisation und damit
die Analysierstärke A bestimmt. Da die Zeitumkehrverletzung hier durch die Verschwindende
Summe b.z.w. Differenz von zwei Variablen bestimmt wird, ist der Fehler (10-2) der
ungenaueren Messung maßgebend.
Für die Zeitumkehrerhaltung müssten die Reaktionsraten jedes Prozesses im Gleichgewicht
mit der zeitumgekehrten Reaktionsrate sein, dies wird beim detaillierten Gleichgewicht
untersucht. Da auch hier mit Vorwärts- und Rückwärtsreaktion zwei Observablen verglichen
werden, liegt die Genauigkeit bei 10-3.
Bei der Transmission von Neutronen durch ein tensorpolarisiertes 165Ho Target wird der
Spinkorrelationskoeffiziente des totalen Wirkungsquerschnitts bestimmt. Dadurch, dass nur
eine Observable bestimmt wird (Nullexperiment) kann eine wesentlich höhere Genauigkeit
erreicht werden. Da die Tensorpolarisation des Leuchtnukleons von 165Ho von den übrigen
164 Nukleonen „verdünnt“ wird und Neutronen zum Messen benutzt wurden, die schwerer
nachzuweisen sind, wurde nur eine Genauigkeit von 10-4 erreicht.
Um zu zeigen, wie genau ein Nullexperiment sein kann wurde die Messung der
Paritätsverletzung auch in Tabelle (2.1.1) aufgeführt. Die Analysierstärke AZ in longitudinaler
Richtung wurde mit Protonen als Projektilen gemessen und damit die höchste Genauigkeit10-8
erzielt.
Das TRIC - Experiment am COSY (Cooler Synchrotron) in Jülich versucht eine höhere
Präzision bei der Bestimmung der T-Verletzung zu erreichen, indem ein Nullexperiment zur
Messung genutzt wird, bei dem das einfachste hadronische Spin ½ -Spin 1 System - Protonen
und Deuteronen - zur Messung verwendet werden. Dadurch wird die Tensorpolarisation im
Gegensatz zu 165Ho nicht so stark „verdünnt“. Außerdem werden geladene Teilchen
verwendet, die leicht nachgewiesen werden können.
2.2 Messprinzip des TRIC - Experiments
Das TRIC-Experiment soll die Zeitumkehrinvarianz bei Erhaltung der Parität messen (P-even,
T-odd), im Gegensatz zu Experimenten die die Invarianz von Parität und Zeitumkehr
gleichzeitig messen (P-odd, T-odd) (z.B. elektrisches Dipolmoment von Elementarteilchen).
10
Übliche paritätserhaltende (P-even) Experimente vergleichen zwei Messgrößen (P-A Test
oder Tests zum detaillierten Gleichgewicht)[18], deshalb ist die Genauigkeit auf 10-3 – 10-2
beschränkt [19].
Ein echter Nulltest, d.h. der nicht verschwindende Wert einer Observablen beweist, dass die
untersuchte Symmetrie verletzt ist, kann eine Genauigkeit von bis zu 10-6 erreichen[20].
Wie in der Einleitung erwähnt, ermöglichen nur Transmissionsexperimente- nur die im Strahl
verbliebenen Teichen werden gemessen – einen Nulltest zur T-Verletzung.
2.3 Der zeitumgekehrte Zustand
Die besondere Ausstattung von COSY erlaubt sowohl verschiedene Polarisationen der
umlaufenden Teilchen als auch verschiedene Tensorpolarisationen des Targets (PAX).
Damit lässt sich ein zeitumgekehrter Zustand durch Polarisationswechsel des Protons b.z.w.
Tensorpolarisationsänderung des Deuterons erzeugen.
Abbildung (2.3.1) [21]
Der zeitumgekehrte Zustand
wird durch einen Wechsel
des Protonen oder
Deuteronen Spins realisiert.
Oben links:
p-d Streuung im CM System
Oben rechts:
zeitumgekehrte Streuung
Unten: durch Rotation des
zeitumgekehrten Zustands
erzeugte Situation
: Proton Spin up (y-Richtung)
: Proton Spin down
: Deuteron Tensor Polarisation
Da der Streuprozess invariant gegenüber Rotationen ist, unterscheidet sich die in Abbildung
(2.3.1) oben links dargestellte Streuung von der zeitumgekehrten (oben rechts) nur durch den
geänderten Protonenspin (nach 180º Drehung um die y-Achse, unten links) oder die
11
Tensorpolarisation des Deuterons (nach 180º Drehung um die x-Achse,unten rechts). Beim
TRIC Experiment sollen beide Möglichkeiten genutzt werden.
Aus Unterschieden der Transmissionsraten bei verschiedenen Spin und Tensorausrichtungen
folgen unterschiedliche Steigungen des abnehmenden Protonenstrahls, wenn er das Target
passiert. Dieser Stromabfall kann mit großer Präzision gemessen werden.
Über das Optische Theorem sind totaler Wirkungsquerschnitt und der Imaginärteil der
Streuamplitude miteinander verknüpft:
σ tot =
4π
∗ Im [Tr (ρ)∗F (0)] (2.3.1)
k
mit σtot : totaler Wirkungsquerschnitt
k : Wellenzahl
ρ : Dichtematrix
F(θ) : Streumatrix für den Streuwinkel θ
Dabei spiegelt die Dichtematrix ρ das experimentelle Situation dar und die Streumatrix F(θ)
die zu überprüfende Physik.
2.4 Die praktische Realisierung
Abbildung (2.4.1) Schema des COSY Beschleunigerrings mit dem TRIC Experiment [21]
Abbildung (2.4.1) zeigt die Position des polarisierten Deuteron Targets im Strahl.
12
Das Experiment wird bei einer Strahlenergie von 135 MeV durchgeführt, weil bei dieser
Energie der maximale Effekt erwartet wird [22].
2.5 Aufgabe des Verstärkers
Beim TRIC Experiment soll mit gepulsten Strahlen gearbeitet werden, wobei ein Puls
zwischen 109 und 1010 Protonen enthält. Da 1 Coulomb = 6,25 * 1018 Protonen, entspricht ein
Puls der Ladung 1,6 * 10-10 bis 10-9 Coulomb.
Daraus folgt bei einer Umlauffrequenz von 1 MHz ein Strom von bis zu:
IPuls = 1,6 * 10-9 C * 106 Hz = 1,6 mA
Dieser Strom wird von den BPM (Beam Position Monitor / Abbildung 2.5.1) des
Beschleunigers gemessen und soll verstärkt werden. Der BPM besteht aus vier Elektroden,
auf denen der Protonenstrahl ein Signal induziert. Aus der Differenz der Platten-Ströme kann
die Position des Teilchenstrahls ermittelt werde. In diesem Experiment interessiert jedoch der
gesamte induzierte Strom.
Der sich durch Streuung am Target abschwächende Protonenstrahl kann nur so lange
gemessen werden, wie sein Signal eindeutig aus dem Rauschen erkennbar ist. Deswegen sind
die Rauscheigenschaften des Verstärkers ein begrenzender Faktor für die Genauigkeit des
Experiments.
Abbildung (2.5.1) [23]
Elektrostatischer BPM in Jülich
20 cm Länge
13
3. Transistoren und Operationsverstärker
Der „Ur-Transistor“ wurde 1948 von Brattain, Barden und Shockley bei den Bell Laboratories
entwickelt [17]. Dabei wurden Gold-Spitzen auf n-Leitendes Germanium gedrückt.
Diese Spitzentransistoren wurden bald durch Bipolar-Transistoren abgelöst.
3.1 Der Bipolar Transistor
Ein Bipolarer Transistor besteht aus drei unterschiedlich dotierten Regionen, welche entweder
npn oder pnp dotiert sind. Dabei wird die mittlere Region Basis und die anderen beiden
Kollektor und Emitter genannt.Prinzipiell entspricht ein Transistor zwei entgegengesetzt
geschalteten Dioden, von denen die Emitterdiode Durchlassrichtung und die Kollektordiode
in Sperrrichtung betrieben wird. Für einen Bipolartransistor bringt eine kleine Spannung in
Flusssrichtung der Emitterdiode Ladungsträger in die Sperrschicht zwischen Basis und
Kollektor, die schließlich bis zur Kollektorsperrschicht thermisch diffundieren.Somit kann ein
großer Kollektor-Strom fließen. Dies eröffnet die Möglichkeit den Transistor als Verstärker
zu verwenden.
3.1.1 Die Transistor-Kennlinien
Die Eigenschaften des Transistors lassen
sich gut mithilfe von Kennlinien
beschreiben. Die Eingangskennlinie gibt
den Zusammenhang zwischen BasisEmitter Spannung UBE und Basisstrom IB
wieder. Damit lässt sich der differentielle
Eingangswiderstand rBE des Transistors
berechnen:
r BE =
∂U BE
(3.1.1.1)
∂ IB
Abbildung (3.1.1.1) Eingangskennlinie des Transistors
14
Die Kennlinie des Transistors ist wie bei einer Diode eine Exponentialkurve. Bei Silizium
steigt der Strom ab ca 0,7 Volt.
Der Zusammenhang zwischen Basisstrom IB und Kollektor-Emitter Spannung UCE nennt sich
Rückwärtssteilheit Sr:
Sr =
∂ IB
(3.1.1.2)
∂ U CE
3.1.2 Die Grundschaltungen
Der Bipolartransistor hat drei Grundschaltungen, bei denen jeweils ein Anschluss den
Bezugsanschluss ( Emitter, Basis oder Kollektor) für Ein- und Ausgangssignal bildet. Nach
diesem Bezugsanschluss wird die Schaltung benannt.
Bei der Emitterschaltung ist also der Emitter der Bezugsanschluss. Das zu verstärkende
Signal wird an die Basis angelegt (Abbildung 3.1.2.1) und am Kollektor wird das
Ausgangssignal abgegriffen.
Abbildung (3.1.2.1) Emitterschaltung [24]
In Abbildung (3.1.2.1) ist eine erweiterte Form der Emitterschaltung zu sehen. Die Kapazität
C1 am Eingang koppelt die Basis vom Eingangssignal gleichstrommäßig ab, sowie die
Kapazität C2 den Ausgang. Der Spannungsteiler R1 und R2 sorgen für die Spannung an der
Basis, welche den Arbeitspunkt des Transistors festlegt. Ein Wechselstromsignal am Eingang
15
verschiebt das Basis-Emitter Potential und regelt den Transistor weiter auf b.z.w. zu (bei
negativer Spannung).
Die Widerstände R3 und R4 bestimmen die Verstärkung. Der Widerstand R4 erzeugt eine
Stromgegenkopplung, denn wenn die Basis-Emitterspannung angehoben wird, fällt an R4 eine
größere Spannung ab. Somit wird die ursprüngliche Basis-Emitterspannung reduziert. Das
Eingangssignal wird kleiner. Dies ist der Effekt einer (Strom-)Gegenkopplung.
Für Transistoren in Emitterschaltung lässt sich die Grenzfrequenz direkt aus der
Transitfrequenz berechnen:
fC =
fT
(3.1.2.1)
β
Da bei der Basisschaltung die Basis auf Masse liegt, fließt der Emitter-Strom auch durch die
Signalquelle. Deswegen ist die Stromverstärkung 1. Der Eingangswiderstand ist sehr klein, da
der gesamte Laststrom sowie der Basisstrom von der Quelle aufgebracht werden muss. Der
Ausgangswiderstand und die Spannungsverstärkung entsprechen jeweils denen der
Emitterschaltung.
Bei der Kollektorschaltung wird der Kollektor direkt mit der Betriebsspannung verbunden
und somit fließt der gesamte Strom durch den Transistor und steht am Emitter zusammen mit
und geregelt vom Basisstrom zur Verfügung. R1 und R2 bestimmen den Arbeitspunkt. Die
am Widerstand R3 abfallende Spannung hängt vom Emitterstrom ab, steigt er, steigt auch die
über R3 abfallende Spannung und reduziert damit die Basis-Emitter Spannung. Bei fallendem
Emitterstrom reduziert sich der Spannungsabfall über R3 und damit steigt die Basis-Emitter
Spannung.
Abbildung (3.1.2.2)
Emitterfolger [24]
16
Dies führt zu einem stabilen Verhalten, bei dem sich die Ausgangsspannung von der
Eingangsspannung nur um die Basis-Emitter Spannung unterscheidet. Der Transistor ist voll
gegengekoppelt und stellt die Eingangsspannung linear und mit niedriger Ausgangsimpedanz
zur Verfügung.
Tabelle 3.1.2.3
Schaltungsart
StromVerstärkung
Spannungs- Eingangs Ausgangs Grenzfrequenz
Verstärkung widerstand widerstand
Emitter Schaltungen
groß
groß
mittel
groß
niedrig
Basis Schaltung
1
groß
niedrig
groß
hoch
Kollektor Schaltung
groß
1
groß
niedrig
Die Tabelle zeigt die prinzipiellen Eigenschaften der Grundschaltungen.
niedrig
3.1.3 Die Kaskodenschaltung
Die Emitterschaltung ist bezüglich ihrer Grenzfrequenz durch die so genannte Millerkapazität
CM erheblich begrenzt. Die Sperrschichtkapazität der Basis-Emitter Diode CBK ist von der
Verstärkung V abhängig:
C BK = (1−V ) C M (3.1.3.1)
Bei invertiertem Ausgangssignal gilt V>0 und daher ist die Kapazität um den Faktor (1 + |V|)
verstärkt. Dies wird als Millereffekt bezeichnet. Diese Kapazität bildet mit dem
Eingangswiderstand Ri einen Tiefpass mit Grenzfrequenz νgr :
ν gr =
1
(3.1.3.2)
2 π Ri C BK
Bei großer Verstärkung wird auch CBK groß und die Grenzfrequenz liegt niedriger.
Der Millereffekt kann aber umgangen werden, indem der Emitter eines zweiten Transistors in
Basisschaltung mit dem Kollektor verbunden wird, der den Kollektor auf einer definierten
Spannung hält. Dies wird Kaskodenschaltung genannt.
Sie funktioniert generell wie die Emitterschaltung und es gelten dieselben Zusammenhänge.
17
Abbildung Kaskodeschaltung [24]
3.2 Der Operationsverstärker
Es existieren vier verschiedene Typen von Operationsverstärkern:
 Spannungsverstärker/ Voltage Feedback Amplifier (VFA)
(Spannung Ein, Spannung Aus)
 Transimpedanzverstärker/ Current Feedback Amplifier (CFA)
(Strom Ein, Spannung Aus)
 Transkonduktanzverstärker
(Spannung Ein, Strom Aus)
 Stromverstärker
(Strom Ein, Strom Aus)
Ein herkömmlicher Operationsverstärker oder VFA (Voltage Feedback Amplifier) kam für
die zweite Verstärkerstufe nicht in Frage, da er für hohe Frequenzen wenig geeignet ist.
Ein CFA (Current Feedback Amplifier) oder auch stromrückgekoppelter
Operationsverstärker, wie der in der Schaltung genutzte AD811, hat eine große Bandbreite
und zeichnet sich durch einen niederohmigen Stromeingang am invertierenden Eingang
(AD811: 14 Ω) und einen hochohmigen nicht-invertierenden Eingang (AD811: 1,5 MΩ ) aus.
18
Abbildung (3.2.1)
Dies ist das Schema der Eingangsstufe eines CFA
blau: die Millerkapazität
Der Ad811 hat eine 3dB Bandbreite von 140 MHz, also
größer als benötigt. Durch geeignete
Rückkopplungswiderstände konnte somit eine
hinreichend große Verstärkung erzielt werden.
Abbildung (3.2.2) [31]
Datenblatt zu AD811
19
Da die Transistoren mit 15 Volt Betriebsspannung betrieben wurden (oben in Abbildung
3.2.2), wurde für den Rückkopplungswiderstand (RFB in Abbildung 3.2.3 links) 511 Ω gewählt
und RG zu 51 Ω.
Abbildung (3.2.2) [31] Links: Schaltaufbau AD811 Rechts: Verstärkung gegen Frequenz
20
4. Elektronisches Rauschen
Misst man die Spannung u(t) eines unbeschalteten ohmschen Widerstands, so stellt man fest,
dass diese nicht konstant 0 V ist, sondern mit kleiner Amplitude um den Mittelwert 0 V
variiert. Diesen stochastischen Prozess nennt man „Widerstandsrauschen“ und fasst ihn und
weitere Zufallsprozesse mit ähnlichen Eigenschaften unter dem Namen „elektronisches
Rauschen“ zusammen.
Praktisch alle Hochfrequenzsignale werden durch Rauschsignale gestört, aber gerade bei sehr
kleinen Signalen ist die Minimierung von Rauscheffekten eine Notwendigkeit.
Deshalb müssen Ursache und Wirkung der Effekte genau untersucht werden.
4.1 Thermisches Rauschen
Das thermische Rauschen, auch Widerstandsrauschen,Weißes Rauschen, Johnson- Rauschen
oder Nyquist – Rauschen genannt, wird durch die thermische Bewegung der
Leitungselektronen erzeugt.
Es ist also von der thermischen Energie abhängig, nicht aber vom Strom oder der äußeren
Spannung. Die Rauschspannung U r und der Rauschstrom
Ur =
√ 4k B TRB
Ir =
√ 4kT(1/ R)B
I r berechnet sich wie folgt:
(4.1.1)
(4.1.2)
mit kB: Boltzman Konstante
T: Temperatur in Kelvin
R: Widerstand
B: Bandbreite
4.2 Das Schrotrauschen
Der Grund für das Schrotrauschen ist die endliche Größe der Elementarladung. Wenn ein
elektrischer Strom eine Potentialbarriere überwinden muss, setzt sich der Strom aus den
Bewegungen der einzelnen Elektronen zusammen, die jeweils einen kurzen Strompuls liefern.
Das Schrotrauschen Ir (Shot Noise) ist also dem Stromfluss proportional:
21
Ir =
√ 2eIB (4.2.1)
e: Elementarladung
Es tritt z.B auf bei:
•
Elektronenstrom im Vakuum einer Röhre
•
Sperrstrom bei Dioden und Transistoren
4.3 1/f - Rauschen
An der Oberfläche von Halbleitern kommt es durch Fluktuation von Ladungsträgern zu einem
Rauscheffekt, dessen Leitungsdichte im Bereich einiger Hz bis zu einigen MHz
näherungsweise umgekehrt proportional zur Frequenz ist. Dieses 1/f- oder Funkelrauschen hat
verschiedene Ursachen, die teilweise noch nicht erforscht sind [26].
Für den Hochfrequenzverstärker ist dieser Effekt vernachlässigbar.
4.5 Rauschen im Verstärker
Wenn die Signalleistung SE zusammen mit einer Rauschleistung NE (Noise) am Eingang eines
Verstärkers anliegt, erscheinen beide Leistungen um die Verstärkung G (Gain) verstärkt am
Ausgang: S E G = S A und N E G = N A
Außerdem gibt es noch einen Rauschleistungsanteil des Verstärkers NV , der bei Annahme
eines rauschfreien Verstärkers auf den Eingang bezogen werden kann:
N V ,E =
Nv
G
Die Signalleistung am Ausgang ist also:
N A = G N E +N V = G( N E +N V , E ) (4.5.1)
Das Signal zu Rausch Verhältnis (Signal to Noise Ratio = SNR) ist definiert, als Verhältnis
von Signalleistung S zur Rauschleistung N:
SNR =
S
(4.5.2)
N
22
Die Rauschzahl F ist der Quotient vom SNR des einlaufenden Signals zum SNR des
auslaufenden Signals.
S
(4.5.3)
( E)
SNRein
NE
NA
G N E +N V
F =
=
=
=
SNR aus
SA
GNE
G NE
(
)
NA
Also lässt sich die Rauschausgangsleistung auch schreiben als:
N A = F G N E (4.5.4)
Die Rauschzahl wird oft logarithmisch in dB als Rauschmaß angegeben:
F dB = 10 ∗ log 10 (
SNR ein
) (4.5.5)
SNR aus
4.6 Rauschtemperatur
Da die Rauschleistung eines ohmschen Widerstands bis zu sehr hohen Frequenzen
proportional zur Temperatur und zur Messbandbreite ist [27], kann die Temperatur der
Widerstände als absolutes Maß für die Rauschleistung genutzt werden.
Bei einem Zweitor/Verstärker wird mit Rauschtemperatur diejenige Temperatur Te
bezeichnet, die ein rauschender Widerstand am Eingang des Verstärkers haben müsste, um
bei rauschfreiem Verstärker dieselbe Rauschleistung N am Ausgang zu erhalten.
N = k B T e B (4.6.1)
Mit der Bezugstemperatur T0 =290 K kann man jeder Rauschzahl eine Rauschtemperatur
zuordnen:
F =
T 0+T e
T (4.6.2)
= 1+ e
T0
T0
Ein rauscharmer Verstärker kann Rauschtemperaturen von 40K und weniger erreichen [27],
also sollte dies auch für den geplanten Verstärker ein Ziel sein.
23
In Tabelle 4.6.1 sind ein paar Zahlenbeispiele aufgelistet.
Rauschmaß Rauschzahl Rausch-Temperatur Te
dB
F
K
0
1
0
0,56
1,14
40
1
1,26
75,1
3
2
290
10
10
2610
20
100
28710
Tabelle 4.6.1
4.7 Rauschquellen-Kette
Das Rauschen einer Kette von Rauschquellen/Verstärkern kann mit Hilfe der Friis Formel
berechnet werden. Dabei ist Gi die Verstärkung und Fi die Rauschzahl des i – ten
Kettenglieds. Dämpfungsglieder haben eine Verstärkung, die kleiner als 1 ist.
F ges = 1 + (F 1−1) +
F 2 −1
F 3−1
F n−1
(4.7.1)
+
+ … +
G1
G 1∗G2
G1∗…∗G n−1
Deutlich ist, dass die Rauschbeiträge jedes nachfolgenden Verstärkers um die Verstärkung der
vorherigen Verstärker reduziert am Ausgang erscheint.
Somit ist bei einer Kette von Verstärkern die Rauschzahl des ersten Verstärkers maßgebend,
wenn die Verstärkung hinreichend groß ist.
24
4.8 Rauschzahlbestimmung durch Temperaturmessung
Um die Rauschzahl zu ermitteln, wird der Ausgang des Verstärkers an einen Leistungsmesser
angeschlossen. Am Eingang werden zwei Rauschquellen mit verschiedenen
Rauschtemperaturen angeschlossen, einmal die Zimmertemperatur T und zum anderen die
erhöhte Rauschtemperatur Te . Mit beiden Rauschquellen werden Messungen gemacht.
Die gemessenen Rauschleistungen N1 und N2 sind dann:
N 1 = k B TBG+ N v (4.8.1.)
N 2 = k B T e B G+ N v (4.8.2.)
Bildet man die Differenz, ergibt sich:
N 2 −N 1 = (T e −T ) k B B G (4.8.3.)
Durch Umformung erhält man:
(T e −T ) (4.8.4.)
1
=
(k B B G)
( N 2−N 1 )
Durch Multiplikation mit N1/T, erhält man unter Verwendung von Gleichung (4.8.4) die
Rauschzahl:
F =
N1
T −T
N1
(4.8.5.)
= e
(k B B G)
T N 2−N 1
4.8 Rauschzahlmessung mit Dämpfungsglied
Theoretische Überlegungen zur Rauschzahlberechnung:
Eine Rauschquelle N0 wird einmal sofort und ein zweites Mal um den Faktor f gedämpft mit
dem Eingang eines Zweitors verbunden.
Nach Gleichung (4.8.1) gilt für das Ausgangsrauschen:
N 1 = G N 0 +N V (1)
N 2 = G f N 0+ N V (2)
Jetzt wird von Gleichung (1) (1/f) Mal von Gleichung (2) abgezogen:
N 1−(1/ f ) N 2 = G f N 0+ N V −G N 0−(1 / f ) N V (4.8.6)
Durch Umformung ergibt sich:
25
NV =
N 1−(1/ f ) N 2 (4.8.7)
1−(1/ f )
Nach Gleichung (4.5.3) gilt:
F =
G N 0+N V
N1
(3)
=
G N0
G N0
Daraus folgt:
G N 0 = N 1−N V
(4)
Kombiniert man Gleichung (3) und (4), erhält man:
F =
N1
N1
(4.8.8)
=
G N0
N 1− N V
Nun wird NV in Gleichung (4.8.8) mit Hilfe von Gleichung (4.8.7) ersetzt:
F =
N1
=
N 1−N V
N1
(4.8.9)
N 1−(1/ f ) N 2
N 1−
1−(1/ f )
Für den Fall f = ½ (3dB) gilt:
F =
N1
(4.8.10)
2(N 1− N 2)
allgemein:
F = (1− f )∗
N1
(4.8.11)
( N 1−N 2)
4.9 Rauschquellen
Die Rauschleistung (Exess-Noise-Ration / ENR) von Rauschquellen wird in dB angegeben:
ENR dB = 10 ∗ log 10 (
T h−T 0
) (4.9.1)
To
mit T Rauschquellentemperatur und T = 290 K die Vergleichstemperatur
Das Rauschen wird mit dem Widerstandsrauschen NR bei Zimmertemperatur (293K) geeicht:
NR = 4,045 * 10-21 W
26
4.10 Rauschen beim Operationsverstärker
In der Schaltung des Verstärkers wurde der Operationsverstärker AD811 verwendet. Er
besteht aus ca 40 Transistoren, so dass zu seiner Rauschzahlabschätzung Formeln des
Herstellers verwendet wurden.
Nach Gleichung (4.8.1) definiert sich die auf den Eingang eines rauschfreien Verstärkers
bezogene Rauschleistung NV,E:
N A = G N E +N V = G( N E +N V , E ) (4.10.1)
Die Rauschleistung des Operationsverstärkers lässt sich mit Gleichung (4.10.1) berechnen:
N V ,E =
√
√ B∗ U 2N +4k B TR3+4k B TR1∗(
R2 2
R ∗R 2
R1 2
) + I N22∗R23+ I N12∗( 1 2 ) +4k B TR2∗(
)
R1 +R2
R1+R 2
R1+R2
(4.8.1)
Mit den Angaben aus dem Datenblatt von AD811 ließ sich mit Formel (4.8.1 mit Bandbreite
B = 72MHz) die Rauschzahl für die Schaltungen abschätzen:
Tabelle (4.8.1) Rauschzahlen für AD811 mit Beschaltung
Beschaltung
der Widerstände
Rauschleistung [nW]
bezogen auf den Eingang
Rauschleistung [nW] Rauschzahl
am Ausgang
R1 = 120
R2 = 600
R3 = 50
8,69 * 10-12
3,13 * 10-10
7,5
R1 = 400
R2 = 400
R3 = 0
9,86 * 10-12
3,94 * 10-11
8,5
R1 = 120
R2 = 600
R3 = 0
7,53 * 10-12
2,71 * 10-10
6,5
Abbildung (4.8.1)
Beschaltung für AD811
27
5. Aufbau der Kaskodenschaltung
Da der Verstärker sehr rauscharm sein sollte, wurde bei der Auswahl der Bauteile auf eine
niedrige Rauschzahl geachtet. Zuerst wurde der Bau ausschließlich unter zu Hilfenahme von
Operationsverstärkern angedacht, diese hatten jedoch zu große Rauschzahlen ( u.a. wegen der
großen Anzahl von Transistoren (VFA typ. 200 CFA typ. 400)). Deshalb kamen sie
zumindest für die erste Verstärkerstufe nicht infrage.
Daher wurde die erste Verstärkerstufe mit Transistoren aufgebaut. Da das Spannungsrauschen
substantiell erst bei großen Basis- /Gate Strömen sinkt, sind FET-Transistoren, wegen des
deutlich limitierten Gatestroms weniger geeignet.
Als Hauptbestandteil der ersten Verstärkerstufe erreichen nur rauscharme BipolarTransistoren die Anforderungen. Mit einer Kaskodenschaltung kann auch die
Hochfrequenzanforderung erfüllt werden.
Um die Rauschzahl weiter zu minimieren, sollten in der endgültigen Schaltung bis zu vier
Kaskoden parallel aufgebaut werden, deren Signale sich dann addiert. Dadurch würden sich
die Signalamplituden vervierfachen, jedoch das von den Transistoren selbst erzeugte
Rauschen sollte es sich nur um den Faktor √4 = 2 erhöhen, da es statistischer Natur ist (Shot
Noise). Als zweite Stufe kann mit Operationsverstärkern die gewünschte, regelbare
Verstärkung von bis zu 300 ermöglicht werden. Da die Eingangssignale klein (im mVBereich) sind, beträgt die Ausgangsspannung 1-2 Volt. Dies kann auch durch eine reine
Transitorschaltung bei vertretbarer Nichtlinearität realisiert werden, Einfache
Transistorschaltungen haben gegenüber Operationsverstärkerschaltungen den Vorteil, dass ihr
Rauschbeitrag geringer ist.
5.1 Die Transistoren
Verschiedene Transistoren wurden getestet (Anhang A) jedoch erreichten sie nicht die
erforderliche Bandbreite. Die Anforderungen an die Transistoren war, dass sie sehr rauscharm
sind und eine große Bandbreite haben. Ähnliche Anforderungen, wie bei LNBs für
Satellitenantennen, die kleine, hochfrequente Signale möglichst rauscharm verstärken sollen.
28
In LNB-Verstärkerschaltungen wurde der NPN- Bipolartransistor vom Typ NEC 2SC3356
gefunden, der ein Rauschmaß von 1,1 dB erreichen kann und ein Gain Bandwidth Produkt
(Transitfrequenz) von 7 GHz hat. Da er nur bis etwa 50 MHz genutzt werden soll, sollte eine
Verstärkung bis max. 140 (max. 560 bei vier parallelen Kaskoden) möglich sein (Gleichung
3.1.2.1).
5.2 Ausmessen der Transistoren
Da mehrere Transistoren in der Schaltung parallel genutzt werden sollten, um die Signale
anschließend zu addieren, war es wichtig zu überprüfen, wie sich einzelne Transistoren im
Vergleich verhalten. Löten wäre bei der Größe und Anzahl der Transistoren problematisch
und um die Transistoren leicht beim Messen auszutauschen, wurden mehrere
Haltevorrichtungen getestet (Abbildung 5.2.1). Letztendlich wurden sie mit gespannten
Kupferstreifen eingeklemmt.
Abbildung (5.2.1)
oben links: Messanordnung
oben rechts: erste Befestigungsversuche
links: endgültige Befestigung
29
Zur Messung wurden die Transistor wie in Abbildung 5.2.1 oben links zu sehen beschaltet.
Am Eingang sorgen 100 kΩ für eine Begrenzung des Eingangsstroms, so dass die
Spannungsregelung an der Stromquelle nicht zu empfindlich reagiert. Der Kondensator 1 μF
sorgt dafür, dass der Eingang Wechselspannungsmäßig auf Masse liegt, damit keine
Frequenzen die Messungen stören können.
Der Eingangsstrom an der Basis sowie der Spannungsabfall über dem 100 Ω Widerstand (Rx
in Abbildung 5.2.1) vor dem Kollektor wurden gemessen.
Damit ließ sich der Ausgangsstrom bestimmen und zusammen mit dem Eingangsstrom die
Verstärkung. Die Messwerte sind in Abbildung 5.2.2 zu sehen. Die Verstärkung nimmt mit
steigendem Strom zu bis zu einem Plateau und fällt dann wieder ab. Die maximale
Stromverstärkung (etwa 250) wird bei einem Basisstrom von 120 bis 180 μA erreicht.
280
270
260
250
nr1
nr3
nr4
nr5
nr6
nr7
nr8
nr9
nr10
Verstärkung
240
230
220
210
200
190
180
170
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
150
160
170
180
190
200
210
I(in) [uA]
Abbildung 5.2.2
Nach Lieferung der nächsten Transistoren (11 bis 19 in Abbildung 5.2.2) wurden auch diese
durchgemessen und zeigten einen flacheren Verstärkungsverlauf jedoch auch eine deutlich
kleinere maximal Verstärkung. Die verspätete Lieferung (25 bis 29 in Abbildung 5.2.3) zeigte
ein ähnliches Verhalten.
30
290
280
nr1
nr3
nr4
nr5
nr6
nr7
nr8
nr9
nr10
nr11
nr12
nr13
nr14
nr15
nr16
nr17
nr18
nr19
nr25
nr26
nr27
nr28
nr29
270
260
250
Verstärkung
240
230
220
210
200
190
180
170
160
150
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
150
160
170
180
190
200
210
I(in) [uA]
Abbildung (5.2.3) Vergleich der Verstärkung vonverschiedenen Transistoren
Da die Kurven der 10 ersten Transistoren teilweise stark unterschiedliche Verstärkungen
zeigten, wurden keine Transistoren dieser Lieferung für die Schaltung benutzt.
Die anderen Transistoren zeigten ein sehr ähnliches und konstantes Verhalten und konnten als
gleichwertig in den Schaltungen genutzt werden.
5.3 Kennlinien des Transistors
I(E) [mA]
Transistor Kennlinie
5
Mit Schaltungsaufbau Abbildung 5.2.1 wurde
4,5
auch die Eingangskennlinie des Transistors
4
3,5
durchgemessen. U0=10V
3
Damit ließ sich der Eingangswiderstand nach
2,5
2
Gleichung 3.1.1.1 berechnen: RBE = 6,6Ω
1,5
1
0,5
0
0,5
0,55
0,6
0,65
0,7
0,75
U(BE) [V]
0,8
31
Abbildung (5.3.2) [25] Datenblatt 2SC3356: Auswirkungen des Kollektorstroms auf die
Transitfrequenz (links) und die Rauschzahl (rechts)
Um die optimale Bandbreite zu erreichen, müsste der Kollektorstrom mindestens 20mA
betragen. Die Rauschzahl 1.1 bis 1.2 wird nur im Bereich zwischen 6 und 12 mA erreicht.
Bis 20 mA steigt sie auf 1.3, danach aber steil weiter. Durch Verringern des Kollektorstroms
bis 5 mA können die Rauscheigenschaften verbessert werden, auf Kosten der Grenzfrequenz.
Bei 5 mA beträgt die Transitfrequenz noch 5 GHz, dies erlaubt bei einer Grenzfrequenz von
50 MHz eine Verstärkung von max. 80.
Um die optimale Arbeitspukteinstellung zu finden, wurden Potentiometer an den
Basisspannungsteilern der Schaltung eingesetzt.
5.4 Aufbau der Kaskodenschaltung
Weil mehrere Kaskoden parallel genutzt werden sollten und
die Möglichkeit des Austauschens gegeben sein sollte,
wurden Transistoren zu zweit als Kaskode auf eine
Leiterplatte gelötet und mit Metalstiften versehen, so dass sie
auf einen 8-Pin Dual-In-Line IC-Sockel aufgesteckt und
ausgetauscht werden können.
Abbildung (5.4.1)
Kaskode auf Leiterplatte
32
In die neue Kaskodenschaltung wurden mehrere Potentiometer integriert, um die
Auswirkungen veränderter Arbeitspunkte der Transistoren auf das Ausgangssignal der
Kaskode zu untersuchen. Außerdem wurde die Basis des Transistors T1 sowie der Emitter
von T2 durch zwei Kondensatoren, 100 nF Keramik und 10μF Tantal, wechselstrommäßig
auf Masse gelegt. Da eine geringe Impedanz im Frequenzbereich bis 50 MHz erforderlich ist,
wurden zwei Kondensatoren mit verschiedenen Kapazitäten/Grenzfrequenzen parallel
verwendet.
Abbildung (5.4.2) Aufbau der Kaskodenschaltung
Der Eingang des Verstärkers wurde über ein T-Stück direkt mit dem Signalgenerator von
Rohde und Schwartz (50 Ω Innenwiderstand) - im Folgenden Signalgenerator genannt - und
Kanal 1 vom Techtronix 464 storage oscillsocop (1MΩ Eingangswiderstand) - im Folgenden
Oszilloskop genannt - verbunden, um das Eingangssignal zu sehen. Der Ausgang des
Verstärkers war mit Kanal 2 des Oszilloskops verbunden und zeigte das Ausgangssignal.
Abbildung (5.4.3)
Oben: Signalgenerator ; Links: Oszilloskop
33
Der erste Verstärkeraufbau zeigte schnell, welche Probleme ein Hochfrequenzverstärker mit
sich bringt. Die Schaltung fing Frequenzen von vielen Quellen ein und Verstärkte sie.
Mit einem Spektrumanalyser vom Typ Textronix das 602 wurde das Signal mittels FFT (Fast
Fourier Transformation) untersucht. Es konnten 5 deutliche Linien im Bereich zwischen 88
und 103 MHz als Radiowellen vom Venusbergsender identifiziert werden, darüber hinaus die
Netzfrequenz, sowie Frequenzen vom Spektrumanalyser selbst, neben vielen Frequenzen
(z.B. 380-350 kHz und 40-45 kHz), die nicht zugeordnet werden konnten.
Aus der Entfernung des Venusbergsendemasts zum Institut (2,4 km / Google Maps) und der
effektiven Strahlungsleistung des Radiosignals (50 kW) konnte die Leistung über einem 1cm
* 2mm großen Leiterstücks zu 0,02 μW bestimmt werden.
Um die Schaltung in Zukunft von Einflüssen der Netzspannung Galvanisch zu entkoppeln,
wurde für die gesamte mitwirkende Elektronik ein Trenntrafo (BLOCK Stell-Trenn-Trafo
BR-350) eingesetzt. Bei Messungen wurde der Spektrumanalyser abgeschaltet.
Der Aufbau wurde in einem Metallboy vor Strahlungseinflüssen geschützt (Abbildung 5.4.4).
Abbildung (5.4.4) links: erste Kaskodenschaltung rechts: Kaskode im Weißblechgehäuse
Mit Durchführungskondensatoren wurde die Betriebsspannung der Transistoren in das
Gehäuse geleitet, außerdem gab es zwei BNC-Anschlüsse, für das Ein- und Ausgangssignal.
In die Schaltung wurde ein zusätzliches Potentiometer in Serie zum Emitterwiderstand, von
Transistor 2 als Stromgegenkopplung eingefügt, um damit die Verstärkung zu variieren und
zu begrenzen.
34
Außerdem wurde ein auswechselbarer 51 Ω Abschlusswiderstand zur Impedanzanpassung am
Eingang eingefügt, um Reflexionen zu vermeiden. Auch der Kollektor Widerstand wurde
auswechselbar angelegt, um die Auswirkungen des Widerstands auf das Ausgangssignal zu
untersuchen.
Weiterhin wurde das vom Oszilloskop abgegriffene Eingangssignal durch den Verstärker
beeinflusst. Deshalb wurde eine 20 dB Dämpfung hinter dem Signalgenerator angebracht, um
ihn vor Reflexionen zu schützen. Außerdem wurde mit bis zu drei 50 Ω
Abschlusswiderständen vor den Eingang des Oszilloskops und des Verstärkers getestet. Der
geringste Einfluss von Reflexionen zeigte sich bei zwei 50 Ω Abschlüssen (Abbildung 5.4.5).
Abbildung (5.4.5) Messaufbau für die Verstärkungsmessung
Es zeigte sich, dass sich das Ausgangssignal, bei einbringen eines 50 Ω
Abschlusswiderstands, je nach Frequenz, abschwächte, nicht veränderte oder vergrößerte.
Dies ließ sich durch Reflexionen des Verstärker-Ausgangssignals am Eingang des
Oszilloskops (1 MΩ Eingangswiderstand) erklären, die bei unterschiedlichen Frequenzen zu
konstruktiver oder destruktiver Interferrenz führt. Deshalb wurde nur noch mit
Abschlusswiderstand wie in Abbildung (5.4.5) dargestellt gemessen.
35
800 Ohm
200 Ohm
100 Ohm
Verstärkungsprofil
Verstärkung U(out)/U(in)
14
12
10
8
6
4
2
0
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
Frequenz [MHz]
Abbildung 5.4.6 Verstärkungsprofil bei variiertem Kollektor-Widerstand
Verschiedene angefertigte Verstärkungsprofile zeigten z.B. dass die Verstärkung durch einen
größeren Kollektorwiderstand von T1 (Abbildung 5.4.6) gesteigert werden konnte.
Verstärkungsprofil
14
12
Verstärkung U(out)/U(in)
10
8
Single Kaskoden
6
4
2
0
0
5
10
15
20
25
30
Frequenz [MHz]
Abbildung (5.4.7) Verstärkungsverlauf der Kaskode
36
35
40
45
50
5.5 Rauscheigenschaften der Kaskodenschaltung
Um die Rauscheigenschaften der Schaltung zu untersuchen und zu optimieren sowie die
Rauschzahl der Schaltung abzuschätzen und die größten Rauschquellen zu identifizieren,
wurde ein Wechselstrom-Ersatzschaltbild angefertigt:
Abbildung (5.5.1) Links Kaskodenschaltung
Rechts Wechselstromersatzschaltbild
Durch die Kondensatoren C2 und C3 ist der Widerstand R3 für Wechselspannungen geerdet
und trägt nicht zum Rauschen bei. Genauso verhält es sich für die Widerstände R4 bis R6
wegen der Kapazitäten C4 und C5 . Mit Gleichung (4.1.1) konnten die Rauschspannungen der
Widerstände bei Zimmertemperatur bestimmt werden.
Ur =
√ 4k B TRB
Die Widerstände R7 bis R10 wurden als RT zusammengefasst, ihre Rauschspannung erscheint
am Ausgang um die Verstärkung der Schaltung R1 / R2 verstärkt. Für die Werte in Tabelle
(5.4.5) wurden für die Bandbreite B=50MHz und die Temperatur T=290K eingesetzt.
Deutlich ist (Tabelle 5.5.2), dass die Widerstände RT vor der Basis des Transistors T2 den
größten Rauschbeitrag liefern. Um das Rauschen also weiter zu optimieren, könnten diese
verringert werden.
37
Tabelle 5.5.2 Rauschen der passiven Komponenten
Bezeichnung
Widerstand Rauschspannung
[Ω]
[μV]
Rauschspannung am Ausgang bei einer
Verstärkung von 10
R1
100
9,1
9,1
R2
8
2,6
2,6
RT
474
19,8
198
Für die gesamte Kaskodenschaltung wurden Rauschleistungsabschätzungen gemacht:
Rauschleistung am Ausgang:
1,22 * 10-10 W
1,11 * 10-4 Veff
Rauschzahlen:
F = 1,02
FdB = 0,1
bei einer Bandbreite von 75 MHz.
38
6. Die Rauschzahlmessung
Für die Rauschzahlmessung des Verstärkers wurde eine Rauschquelle benötigt, die eine
variable Rauschspannung liefert. Dabei sollte die Temperaturabhängigkeit von Widerständen
genutzt werden, die durch Aufheizen, nach Gleichung (4.1) eine temperaturabhängige
Rauschspannung erzeugen.
Ur =
√ 4k B TRB
Es wurden zwei Leistungswiderstände vom Typ Tyco CGS HSA50 mit 50 Ω, einer als
Heizquelle dienend und einer als Rauschquelle, mit Wärmeleitpaste und Schrauben an einer
1cm dicken, 6x6cm großen Kupferplatte befestigt, die gleichzeitig als Wärmereservoir diente.
Dann wurde ein Pt100 Temperatursensor fest mit der Platte verbunden. Um eine kontrollierte
Temperatur aufrecht zu erhalten, wurde die Kupferplatte in einer Metalbox mit Steinwolle
isoliert.
Außerdem wurde die Platte, an Schrauben von der Metalbox aus, auf der einen Seite mit
Federn und Unterlegscheiben, auf der anderen mit Federn und Kontermuttern aufgehängt, im
Zentrum der Metalbox gehalten, um so die wärmeleitenden Verbindungen zu minimieren.
Abbildung (6.1) Heizbox zum Erhitzen und zum Erhalt der Widerstandstemperatur
39
Um möglichst gleichmäßiges und von außen ungestörtes Rauschen zu erhalten, wurden
Stromanschlüsse für den Heizwiderstand, Anschlüsse für den Temperatursensor, BNCAnschlüsse für den rauschenden Widerstand sowie eine zusätzlicher Erdungsanschluss in die
Metalbox integriert. Später wurde eine zweite Box hergestellt, um die Messung mit der
aufgeheizten- und der Zimmertemperatur-Box direkt hintereinander durchführen zu können.
Mit Hilfe eines Digital-Thermometers von Typ PCE-T390 konnte die Temperatur während
des Aufheizens aufgezeichnet werden. Für die Rauschzahlmessung sollten Rauschleistungen
bei Zimmertemperatur, 100 C° und 200 C° gemessen werden. Bei Tests wurden die optimalen
Aufheizspannungen sowie die zum halten der Temperatur notwendigen Spannungen für den
Heizwiderstand ermittelt und Aufheizkurven erstellt.
250
Tube1 bei 16,5V
Tube 1 bei 28V
Temperatur °C
200
150
100
50
Zeit in Sekunden
0
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
Abbildung (6.2) Aufheizkurven der Heizbox für verschiedene Heizströme
Für die 100 C° Messung wurde die Heizbox mit 16,5 Volt (0,33 Ampere) und für die 200 C°
Messung mit 27,5 Volt (0,55 Ampere) versorgt. Sobald die Messtemperatur erreicht war,
wurden die Stromanschlüsse des Heizwiderstands entfernt, sowie der Anschluss des
Temperatursensors, damit von dort keine störenden Frequenzen dem Rauschen hinzugefügt
werden konnten.
40
Abbildung (6.3) Messanordnung bei der Rauschzahlmessung
Das Rauschen gelangte vom Widerstand zum Verstärker und von dort zum Bolometer 436A
POWER METER von Hewlett-Packard (Abbildung 6.6). Das Bolometer dient als
Leistungsmesser indem es den Strom in Wärme umwandelt und diese Leistung vom Wattbis in den Nanowatt-Bereich anzeigt.
Durch messen bei der Aufheiz- sowie bei Zimmertemperatur sollte mit Hilfe von Formel
(4.5.5) die Rauschzahl des Verstärkers ermittelt werden
.
F =
N1
T −T
N1
= e
(k B B G)
T N 2−N 1
Die erzeugten Rauschleistungen waren jedoch so gering, dass sie nahe an der
Empfindlichkeitsschwelle des Bolometers lagen und so kaum eine Messung möglich war.
Nur mit zusätzlichen Breitbandverstärkern hinter dem Prüfling konnten Messwerte
aufgenommen werden, die jedoch auch das Rauschen der zusätzlichen Verstärker enthielten.
Trotzdem waren die gemessenen Rauschzahlen teilweise sehr niedrig und wegen starker
Schwankungen während der Messungen waren sie mit großem Fehler behaftet.
Die Rauschzahl wurde zu F = 1,02498312 und das Rauschmaß zu FdB = 0,10716713
bestimmt.
Abbildung (6.4) Rauschen des Heizwiderstands auf dem Spektrumanalyser
Links 500 Hz bis 50 kHz Rechts 24-85 MHz
41
Eine genauere Überprüfung des Rauschens der aufgeheizten Widerstände mit dem
Spektrumanalyser zeigte, dass das Rauschen nicht im ganzen Frequenzbereich konstant war,
sondern zu hohen Frequenzen hin abfiel (Abbildung 6.4 links). Mit den roten Balken ist das
Rauschen im Bereich von 24-85 Mhz markiert, deutlich der Anstieg bei Frequenzen unterhalb
von 50 kHz. Die Heizwiderstände hatten eine Induktivität, so dass schon Frequenzen von
wenigen kHz gedämpft wurden. Also musste eine andere Rauschquelle und ein anderes
Messsystem für die Rauschzahl gefunden werden.
Nach einigen Tests mit verschiedenen Verstärkern, fand sich eine Verstärkerkette, die ein
gleichmäßiges und vor allem intensives Rauschen über den gesamten Frequenzbereich
lieferte. Dazu wurde ein 50 Ω Widerstand mit dem Eingang eines JCA12-306 verbunden, der
das Rauschen des Widerstands um den Faktor 30 verstärkte. Dessen Ausgangssignal wurde
von einem ZFL-1000GH von Mini-Circuits wiederum um den Faktor 25 und dann noch über
das Oszilloskop um den Faktor 10 verstärkt. Dadurch wurde ein Weißes Rauschen hoher
Amplitude erreicht, dass für die Messungen geeignet war. Da diese Verstärkerkette nur als
Rauschquelle dient, wurde hier auf genauere Angaben verzichtet.
.
Abbildung (6.5) Das Rauschen der Verstärkerkette auf dem Spektrumanalyser.
Mit dieser Rauschquelle und einem Dämpfungsregler der Firma Texscan Model RA 50 um
den Rauschpegel einzustellen, konnten Messungen durchgeführt werden, um mit Gleichung
(4.5.9) und (4.5.10) die Rauchzahl zu bestimmen.
42
Bei einer Überprüfung der Genauigkeit der Dämpfung zeigte der Dämpfer ein präzises
Verhalten mit einer Abweichung von unter 1% ( Tabelle 6.6).
Außerdem erlaubte er nicht nur einen Messwert für die Rauschzahlmessung, sondern beim
durchfahren der Dämpfungswerte konnten mehrere Rauschzahlen ermittelt werden.
Messwerte und Dämpfungsglied
Tabelle (6.6)
dB Faktor
0
1
-1 0,891
-2 0,794
-3 0,707
-4 0,631
-5 0,562
-6 0,501
-7 0,447
-8 0,398
-9 0,355
-10 0,316
Abbildung (6.6)
1MHz
10MHz 50MHz
10
10
10
8,95
8,95
8,96
7,98
7,97
7,97
7,11
7,11
7,1
6,34
6,33
6,32
5,66
5,65
5,63
5,04
5,03
5,01
4,49
4,49
4,47
4
3,99
3,97
3,55
3,55
3,53
3,19
3,18
3,17
Messwerte zur Genauigkeit der Dämpfung und Dämpfungsglied
Die ersten gemessenen Rauschzahlen der Kaskodenschaltung waren überraschend niedrig.
Die Rauschzahl wurde zu F = 1,02498312 und das Rauschmaß FdB = 0,10716713
Bei einer Überprüfung der Genauigkeit des Bolometers wurde festgestellt, dass die
Sensitivität im niederen Frequenzbereich abfiel (Abbildung 6.6). Deshalb wurden andere
Messgeräte, wie das Millivoltmeter URV 5 (Abbildung 6.7; rechts) auf seine Eignung getestet
(Abbildung 6.8). Es ist ein breitbandiger Spannungs- und Leistungsmesser, je nach Messkopf
reicht der Frequenzbereich von 9 kHz bis 2 GHz.
Außerdem wurde die Empfindlichkeit der Leistungsmesser überprüft, indem der
Signalgenerator direkt mit dem Leistungsmesser verbunden wurde und bei 10 MHz die
Amplitude so weit herunter geregelt wurde, bis die Anzeige stagnierte b.z.w. um einen Wert
schwankte.
43
Abbildung (6.7) : Links: Bolometer 436A POWER METER von Hewlett-Packard
Rechts: Millivoltmeter URV 5 von Rohde und Schwarz
Beim URV5 endete die Empfindlichkeit bei 100 μV am Signalgenerator mit 0,7 nW in der
Anzeige, das Bolometer erreichte nur 4 mV bei 0,3 μW Anzeige. Das spricht dafür, dass die
mit dem Bolometer gemessenen Rauschzahlen so niedrig waren, weil Teile des Rauschens
unterhalb der Messschwelle lagen und so nicht mitgemessen wurden.
Leistungsmessertest
Bolometer
URV 5
Leistung [uW]/[mW]
200
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
0
5
10
15
20
25
Abbildung (6.8) Leistungsmesser im Test
44
30
35
40
45
50
Frequenz [MHz]
Mit dieser Messanordnung wurden erste realistische Rauschzahlen der Kaskode gemessen, so
dass der komplette Verstärker aufgebaut werden konnte.
Üblicherweise wird die Rauschzahl auf die Umgebungstemperatur (293K) bezogen. Deshalb
sind die gemessenen Werte keine absoluten Rauschzahlen, können aber zur Bewertung oder
zum Vergleich herangezogen werden und deshalb zur Optimierung der Rauscheigenschaften
benutzt werden.
Außerdem wurde die Rauschtemperatur der Rauschquelle gemessen. Dazu wurde die
Rauschleistung am Ausgang des Verstärkers bei ausgeschalteter Rauschquelle gemessen und
dann bei eingeschalteter Rauschquelle soviel Dämpfung zwischen Rauschquelle und
Verstärker eingebracht, bis die Rauschleistung denselben Wert wie bei ausgeschalteter
Rauschquelle hatte.
Die Messungen wurden mit einer einzelnen Kaskode, sowie mit dem gesamten Verstärker
durchgeführt. Jedoch war die Leistung bei ausgeschalteter Rauschquelle so gering, dass sie
nahe an der Empfindlichkeitsschwelle des Leistungsmessers war. Es war mit zur Verfügung
stehenden 60dB nicht möglich die Rauschleistung auf den Wert bei ausgeschalteter
Rauschquelle herunter zu dämpfen. Dies lässt sich nur erklären, wenn ein Teil des Rauschens
an der Dämpfung vorbei den Verstärker beeinflussen konnte.
Beim Verstärker lagen die gemessenen Werte zwischen 20 und 30 dB was einer
Rauschtemperatur von 20820 C bis 290290 C entspricht.
Abbildung (6.9)
Tiefpass Filter
Die 5.Version des Verstärkers erreichte so eine große Verstärkung, dass es auch möglich war
direkt 50 Ω mit dem Eingang zu verbinden und das Rauschen ohne Rauschquelle und
Dämpfungsglied. Dadurch, dass direkt ein Widerstand mit 293K gemessen wurde, entfiel die
45
Normierung der Rauschzahl. Wenn mit offenem Eingang gemessen wurde, konnte mit
Gleichung (4.5.1) sogar direkt der Beitrag des Verstärkers am Rauschen ermittelt werden.
N A = G N E +N V ( NA = N V für NE = 0)
Außerdem wurden Messungen mit einem Tiefpass-Filter (Abbildung 6.9) vor dem
Leistungsmesser gemacht und damit der Messbereich auf 50 MHz beschränkt.
46
7. Optimierung der Schaltung
Da nun eine Messanordnung für die Rauschzahlmessung zur Verfügung stand, sollte die
endgültige Schaltung aufgebaut werden. Diese Messanordnung wurde während der
Umgestaltung der Schaltung weiter optimiert, doch zu Beginn war die Schaltung so
schwingungsanfällig, dass keine Rauschzahlmessungen durchgeführt werden konnten. Da die
Schaltung ständig in Veränderung war, sind hier nicht alle Versionen im Detail beschrieben.
7.1 Version 1
Abbildung (7.1) Version 1 des Verstärkers im Weißblechgehäuse
47
Abbildung (7.1) / (7.2) zeigt die erste zweistufige Schaltung mit vier parallelen Kaskoden
und dahinter zwei Operationsverstärkern in Reihe, von denen der erste als Addierer fungierte
und der zweite eine Verstärkung von 100 haben sollte.
Abbildung (7.2)
Oben: erste Verstärkerstufe,
vier parallele Kaskoden
Links: zweite und dritte Verstärkerstufe
mit Operationsverstärkern
Die elektromagnetische Strahlung der großen Ausgangssignale der Operationsverstärker und
die Sensitivität der Kaskoden sorgte für ein sehr sensibles und schwingungsanfälliges
Verhalten. Nur mit einer Kaskode und dem addierenden Operationsverstärker stabile
Ausgangssignale, so dass ein Verstärkungsprofil angefertigt werden konnte. Da OPV2
herausgenommen wurde, waren etwa 550Ω vor dem Ausgang, daher die kleine Verstärkung
(Abbildung 7.3).
48
Verstärkung U(out)/U(in)
Verstärkungsprofil
ohne OPV2
12
10
8
6
4
2
0
0
10000
20000
30000
40000
50000
60000
70000
80000
90000
100000
Frequenz [kHz]
Abbildung (7.3) Verstärkung des Verstärkers mit 1 von 4 Kaskoden und 1 von 2 OPV
Verstärkung U(out)/U(in)
Verstärkungsprofil
0 Ohm
512 Ohm
200
150
100
50
0
0
10000
20000
30000
40000
50000
60000
Frequenz [kHz]
Abbildung (7.4) Verstärkung des Verstärkers mit 1 von 4 Kaskoden und 2 OPV
Ohne und mit 512 Ω Poti-Einstellung vor OPV2
(Die Linie zeigt nicht den exakten Verlauf der Resonanz, dafür hätten mehr
Messwerte aufgenommen werden müssen.)
Es wurde ein zusätzliches Potentiometer vor dem invertierenden Eingang von OPV2
eingesetzt (Abbildung 7.2) und Messungen bei verschiedenen Potentiometereinstellungen
gemacht (Abbildung 7.4). Es zeigte sich eine deutliche Resonanz (etwa bei 12 MHz) im
49
Verstärkungsprofil, die sich nur durch durch Maximierung des Potis vor dem invertierenden
Eingang von OPV2 und damit Reduktion der Verstärkung eindämmen ließ. Verursacht wurde
die Resonanz durch die Rückkopplung des Ausgangssignals auf den Eingang. Da sowohl die
Kaskoden, als auch die Operationsverstärker invertierende Verstärker sind, war das Signal am
Ausgang wieder in Phase mit dem Eingangssignal und sorgte für eine Rückkopplung die
unterhalb von 12 MHz destruktiv und über 13 MHz konstruktiv war.
7.2 Version 2
Der Aufbau wurde komplett umgestaltet und der Hochfrequenz angepasst. Es wurde eine
Trennwand zwischen Transistoren und dem zweiten Operationsverstärker eingelötet, die
Anzahl der Kabel wurde stark reduziert und alle Kondensatoren wurden durch solche mit
kleinerem Volumen ersetzt, um keine Antennenfläche zu bieten. Um die Betriebsspannungen
vor Störungen zu schützen, wurden Kondensatoren zwischen +15 Volt sowie zwischen -15V
und Masse direkt an die Durchführungskondensatoren angelötet. Zusätzlich wurden
Kondensatoren direkt zwischen den Stromanschlüssen und Masse der Operationsverstärker
angebracht.
Verstärkung U(out)/U(in)
920 Ohm
470 Ohm
Verstärkungsprofil
2,5
2
1,5
1
0,5
0
0
5000
10000
15000
20000
25000
30000
35000
40000
45000
50000
Frequenz [kHz]
Abbildung (7.5) Verstärkung von Version 2 mit 1 von 4 Kaskoden und 1 von 2 OPV
50
Das Masse-Konzept wurde überarbeitet, d.h. neben einem Sternpunkt im inneren des
Verstärkers wurden alle Masseleitungen mit der Blechwand des Verstärkers verlötet.
Außerdem wurde ein Sternpunkt mit den Massen des öffentlichen Stromnetzes, der
Spannungsversorgung, dem Oszilloskop und der Massebuchse des Verstärkers verbunden.
Durch diese Maßnahmen wurde der Frequenzgang geglättet und viele Störungen beseitigt.
Es wurde ein Verstärkungsprofil (Abbildung 7.5) aufgenommen, wobei nur eine Kaskode und
1 OPV eingesteckt war, trotzdem war die erreichte Verstärkung kleiner als erwartet. Variiert
wurde der Rückkopplungswiderstand von OPV1.
Abbildung (7.6) Version 2 des Verstärkers im Weißblechgehäuse
51
Da die gewünschte gesamt Verstärkung nicht erreicht wurde, wurde hinter den vier parallelen
Kaskoden eine weitere Kaskodenstufe eingefügt. Damit war auch das zweite Glied in der
Verstärkerkette sehr rauscharm und trotz der geringeren Verstärkung konnte man eine
niedrige Gesamtrauschzahl erwarten. Dieser Aufbau wurde in der ersten Verstärkerstufe mit
nur zwei eingesteckten Kaskoden und nur einem OPV dahinter (Abbildung 7.6) untersucht
und in dieser Anordnung sind auch die Daten für Abbildung (7.7) aufgenommen worden.
Da der Verstärker jetzt schwingungsfrei arbeitete, wurde wieder ein zweiter OPV eingesetzt.
Verstärkungsprofil
Verstärkung U(out)/U(in)
2 Stufenkaskode mit 2/4
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
0
10000
20000
30000
40000
50000
60000
Frequenz [kHz]
Abbildung (7.7)
Wie in Abbildung (7.7) zu erkennen, nahm die Verstärkung mit zunehmender Frequenz ab.
Um dies zu glätten, wurde OPV2 neu beschaltet (Abbildung 7.8). Durch den vom
Kondensator überbrückten 60 Ω Widerstand, sollten hohe Frequenzen um Faktor 10 verstärkt
werden und niedrigere, die auch von den zweiten 60 Ω „etwas sehen“, bis zu Faktor 2
Verstärkung weniger.
52
Abbildung (7.8) 2. Verstärkerstufe mit frequenzabhängiger Verstärkung
Bei einem späteren Test zeigte sich, dass nur mit zwei Kaskoden parallel kein Schwingen der
Schaltung auftrat. Außerdem mussten die Kaskoden auf den Positionen 1 und 3 sein, in
anderen Konstellationen war mit zwei oder mehr Kaskoden kein schwingungsfreier Betrieb
möglich. Die Konstruktion musste wieder umgestaltet werden.
7.3 Version 3
Um die Stabilität sicherzustellen, wurden nur 2 Kaskoden aufgebaut mit einer Art „Darlington
Schaltung“ und eine Kaskode dahinter. Die OPV waren hinter einer Zwischenwand
positioniert. Ein Erdungsanschluss wurde in die Verstärkerwand integriert und mit dem
Sternpunkt der Masse und den Blechwänden verlötet. Außerdem wurde zusätzlich der
Operationsverstärker OPA656 genutzt, um die gewünschte Verstärkung zu erreichen. Da er
mit +/-5V betrieben werden muss, wurden 2 Spannungsregler eingebaut. Der L7806CV regelt
die Eingangsspannung von 15 Volt auf 6 Volt herunter und der MC 7906 CT regelt die -15
Volt auf -6 Volt herunter.
53
Abbildung (7.7) Version 3 des Verstärkers im Weißblechgehäuse
Bei einer Überprüfung der Rauschzahl zum einen mit OPA656 und mit Überbrückung stellte
sich jedoch heraus, dass der OPA656 eine deutliche Verschlechterung der Rauschzahl mit
sich brachte. Somit wurde er in den folgenden Schaltungen nicht mehr eingesetzt.
54
7.4 Version 4
Abbildung (7.8) Version 4
Oben: Links zwei parallele Kaskoden
(1.Verstärkerstufe) Rechts Kaskode (2.)
Unten links: 3. und 4. Verstärkerstufe
aus Operationsverstärkern
Es wurden Messungen mit einer und zwei eingesteckten Kaskoden gemacht. Doch die
Arbeitspunkteinstellung war nicht für beide Versionen gleichzeitig zu optimieren. Aber die
erreichte gesamt Verstärkung war den Vorgaben gerecht werdend.
Somit wurden die Rauscheigenschaften untersucht.
Hierbei zeigte sich nun, dass die Operationsverstärker einen wesentlichen Beitrag zum
Gesamtrauschen darstellten und die gewünschte Rauschzahl mit diesen Komponenten nicht
zu erreichen war. Deshalb wurde eine Schaltung allein mit Transistoren aufgebaut.
55
56
Verstärkungsprofil
700
Verstärkung U(out)/U(in)
600
500
400
2/2 Kaskoden
1/2 Kaskoden
300
200
100
0
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
Frequenz [MHz]
Abbildung (7.9) Verstärkung von Version 4 mit 1/2 und 2/2 parallelen Kaskoden
7.5 Version 5
Die letzte Version besteht aus einer Reihe von drei Kaskoden. Um den Ausgangswiderstand
zu verringern wurde dahinter ein einzelner Transistor in Kollektorschaltung (Emitterfolger)
als Endstufe genutzt.Um diesen Transistor vor zu großen Leistungen zu schützen, wurde ein
Spannungsregler vom Typ L7806Cv eingesetzt, der die Betriebsspannung für den
Emitterfolger auf 6 Volt herabsetzte.
Abbildung (7.5.1) Version 5 des Verstärkers
57
Abbildung (7.5.2) zeigt Schaltungsaufbau von Version 5
(drei hintereinander geschaltete Kaskoden mit Emitterfolger-Endstufe)
mit Zahlenwerten (rechts) und mit Benennungen der Bauteile (links).
58
Entlang aller Gleichspannungszuleitungen der Transistoren wurden über Kondensatoren
wechselspannungsmäßige Masseanschlüsse eingefügt, weil sich nur so aufgefangene
Störungen von den Basen fern halten ließen.
In die Schaltung wurden mehrere Potentiometer eingefügt, um das Basispotential (R2 in
Abbildung 7.5.2 ) zu variieren, mit R37 variiert die Verstärkung, mit R35 die
Ausgangsamplitude, R11 und R27 regulieren die „flatness“ des Frequenzgangs und mit den
Potentiometern R2, R21, R31 und R41 lässt sich der Strom der vier Verstärkerstufen
einstellen. Die Schaltung arbeitete ohne Schwingungen, aber im Spektrum des Rauschens
konnten mit dem Spektrumanalyser mehrere Linien (100 MHz, 400 MHz, 500Mhz, 1 GHz)
erkannt werden, die zum Rauschen erheblich beitrugen.
Mit 50 Ω am Eingang wurde eine Rauschleistung von 2,44μW gemessen.
Durch einen regelbaren Widerstand R35 konnte die letzte Stufe hochfrequenzmäßig
entkoppelt werden. Die Amplitude des Signals vor dem Emitterfolger T4 konnte damit
variieret werden. Wurde der Emitterfolger direkt mit der Betriebsspannung verbunden, gab es
dennoch ein Rauschen am Ausgang. In diesem Rauschen konnte mit dem Spektrumanalyser
die 1 GHz Schwingung erkannt werden. Abhilfe brachte der Widerstandes R44 vor der Basis
von T4. Daraufhin waren die letzten beiden Stufen stabil. Der Rauschbeitrag der letzten
beiden Stufen lag bei 30-50 nW.
Verstärkungsprofil
Verstärkung U(out)/U(in)
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
0
10
20
30
40
50
60
70
Frequenz [MHz]
Abbildung (7.5.3) Spannungsverstärkung des Verstärkers Version 5 gegen Frequenz
59
80
Die Schwingung bei 400 MHz konnte durch Ersetzen der signalführenden Kabel zwischen R4
und der Basis von T1,2 ,C30 und R34 sowie zwischen C35 und R44 durch abgeschirmte
Leitungen, bei denen die Masseleitung am Ein- und Ausgang direkt mit der Masse der
Schaltung verbunden wurden, unterbunden werden.
Weitere Störfrequenzen konnten durch Einfügen eines Tiefpasses (R8 und C5, R23 und C21,
R33 und C32) an den Basen der ersten Transistoren der Kaskoden, die damit HF mäßig
entkoppelt wurden, beseitigt werden.
Das 100 MHz Signal reduzierte sich deutlich nach Schließen des Weißblechgehäuses. Die
„Flatness“ des Frequenzgangs der Spannungsverstärkung (Abbildung 7.5.3) ist <0,5 dB im
Bereich von 15 kHz bis 78 MHz (400/380).
Bei 50 Ω am Eingang betrug die Rauschleistung 180 nW, bei offenem Eingang 270 nW und
kurzgeschlossen 70 nW und somit eine Rauschzahl von FV =1,22 .
Dann wurde zusätzlich der 50 MHz Filter (Abbildung 6.9) vor dem Leistungsmesser
eingefügt und gemessen. Bei 50 Ω am Eingang betrug die Rauschleistung 124 nW, bei
offenem Eingang 200 nW und kurzgeschlossen 47 nW .
60
8. Fazit
Der Verstärker zeigt im geforderten Frequenzbereich von 15 kHz bis 78 MHz einen flachen
Verstärkungsverlauf bei einer Verstärkung von etwa 400. Die Rauschzahl des Verstärkers
beträgt: FV =1,22 Damit sind die Vorgaben nahezu erfüllt.
Trotzdem gäbe es noch Möglichkeiten für Verbesserungen.
Da es viele Probleme mit der Schwinganfälligkeit des Verstärkers gab, die durch
Rückkopplung des großen Eingangssignals auf den Eingang hervorgerufen wurden, könnte
auch die niedrige Verstärkung durch Rückkopplung eines invertierten Signals verursacht
worden sein. Um all dies Auszuschließen müsste ein Verstärker durch Bleche abgeschlossene
Bereiche für jede Kaskode und jeden OPV beinhalten. Außerdem müsste die komplette
Signalführung mit Durchführungskondensatoren und isolierten Leitungen erfolgen.
Durch den Schaltungsaufbau sind der Rauschzahloptimierung Grenzen gesetzt. Um die
Rauscheigenschaften noch weiter zu verbessern, müssten gedruckte Platinen verwendet
werden.
Leider war es nicht gelungen mit parallelen Kaskoden einen stabilen Betrieb zu erreichen. Bei
einsetzen von 2 parallelen Kaskoden reduzierte sich die Verstärkung und der Frequenzgang
wurde wesentlich verändert. Genauer aufeinander abgestimmte Transistoren könnten hier eine
Verbesserung bewirken.
61
Anhang A
Die Transistoren wurden in Kaskodenschaltung mit 15 b.z.w. 20 Volt Netzspannung
durchgemessen, um die Hochfrequenz-Tauglichkeit zu untersuchen:
BC 107
15V
20V
Frequenz [kHz] Verstärkung
Frequenz [kHz] Verstärkung
400
10
350
20
1000
5
700
10
2500
2
1500
5
7000
1
3500
2
7000
1
BC 550
15V
20V
Frequenz [kHz] Verstärkung
Frequenz [kHz] Verstärkung
400
10
200
20
800
5
650
10
2000
2
1500
5
5000
1
4000
2
8000
1
62
Anhang B
Die Operationsverstärker wurden als nicht invertierender Verstärker mit einer Verstärkung
von 11 durchgemessen:
OP27
OP07 E
Frequenz
[kHz]
Verstärkung
Frequenz
[kHz]
Verstärkung
100
11
10
11
250
7
15
10
400
4,5
20
7
550
3
30
5
800
2
35
4
75
2
150
1
OP37
OPLF
Frequenz
[kHz]
Verstärkung
400
11
100
11
600
10
150
10
900
7
400
7
1000
5
700
5
1500
4
850
4
3000
2
1750
2
6500
1
4000
1
OP AD811
Frequenz
[kHz]
Verstärkung
OPTL071
Frequenz
[kHz]
Verstärkung
Frequenz
[kHz]
Verstärkung
500
11
100
11
600
10
150
10
1000
7
400
7
63
1500
5
850
4
2500
4
1750
2
6000
2
3500
1
10000
1
64
Literaturverzeichnis
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[24] http://www.elektronikinfo.de/strom/emitterschaltung.htm
[25] NEC silicon transistor 2SC3356, Datenblatt
[26] HAMEG Instruments, Fachartikel, Was ist Rauschen ?
[27] https://de.wikipedia.org/wiki/Rauschtemperatur
[28] Messung der Rauschzahl von Mikrowellenkomponenten, Universität Karlsruhe 2005
[29] https://e3.physik.uni-dortmund.de/~suter/Vorlesung/Elektronik_SS10/
Skript/06_Transistoren.pdf
[30] P. D. Eversheim, Elektronik für Physiker, Vorlesung Universität Bonn WS 2014/2015
[31] Analog Devices, high performance video op amp, Datenblatt, AD811
66
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich allen Danken, ohne die eine Fertigstellung dieser Arbeit nicht
möglich gewesen wäre:
 Priv.-Doz. Dr. Paul-Dieter Eversheim für die Betreuung meiner Diplomarbeit, die vielen
Erklärungen und Ratschläge (ich konnte von seiner Erfahrung sehr viel lernen),
und das große Engagement !
 Prof. Dr. Bernhard Ketzer für die Übernahme der Zweitkorrektur.
 Prof. Dr. Karl Maier für die Hilfe bei der Suche nach einer Diplomarbeit
 Dipl. Ing. Detlev Wolf und Herrn Martin Kerp aus dem Elektroniklabor für die
Hilfe bei der Auswahl der verwendeten Bauteile.
 Prof. Dr. Hartmut Schmieden und Frau Cornelia Zapf für die Unterstützung während
meines Studiums.
 Meiner geliebten Frau für die Liebe und Unterstützung
67
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