Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt Abitur prüf ung 1993 Physik als Grundkursfach Arbeitszeit: 210 Minuten Thema I Mechanik Thema II Thermodynamik Thema III Felder Thema IV Energie und Kräftebilanzen Thema I Mechanik Aufgabenkomplex 1: Mechanik Ein Eisenbahnwagen W t mit einer Masse von 20 t bewegt sich mit einer konstanten Anfangsgeschwindigkeit von 1,5 m • s"1 auf einen Ablaufberg zu. Die Abmessungen des Ablaufberges sind der Skizze zu entnehmen! A B C D -fcizs. nicht Mü'.tab^'-ri.nt! Der Wagen bewegt sich den Ablaufberg hinab und stößt auf einen stehenden Wagen W2, der eine Masse von 25 t besitzt, wobei die Kupplung sofort einklinkt und beide Wagen anschließend starr verbunden sind. Beide Wagen stoßen am Ende der Strecke auf einen Prellbock, wobei die beiden Pufferfedern elastisch verformt werden. Die Reibung bleibe während des gesamten Vorganges unberücksichtigt. 1. Erläutern Sie den gesamten Vorgang vom Punkt A bis nach Abschluß des Stoßprozesses mit dem Prellbock (Punkt D) mit Hilfe der Ihnen bekannten Erhaltungssätze! 2. Mit welcher Geschwindigkeit verlaßt der Wagen W! den Ablaufberg (Punkt B)? 3. Berechnen Sie die Beschleunigung des Wagens Wj auf dem Ablaufberg! 4. Zeichnen Sie das v-t-Diagramm und das s-t-Diagramm für die Bewegung des Wagens W,; vom Punkt A nach Punkt BL Ermitteln Sie dazu vier Wertepaare! 5. Mit welcher Geschwindigkeit bewegt sich das System aus den beiden Wagen W\ und W 2 unmittelbar nach dem Zusammenstoß weiter? Leiten Sie die dafür notwendige Gleichung her! 6. Berechnen Sie die Energie des Wagens Wj in den Punkten A und C sowie die Energie der Kombination von W^ und W 2 im Punkt C! Vergleichen Sie die Energien! Welche Schlußfolgerungen ziehen Sie aus dem Vergleich? 7. Die Federkonstante beider PufFerfedern beträgt jeweils 30 kN-cnr1. Um welche Strecke werden beide Federn zusammengedrückt? Thema II Thermodynamik Aufgabe 1 Ein Kreisprozeß besteht aus den im Diagramm dargestellten Zustandsänderungen. 1.1. Erläutern Sie die Begriffe Zustandsgröße und Prozeßgröße allgemein! Nennen Sie Zustandsgrößen und Prozeßgrößen der Thermodynamik! 1.2. Charakterisieren Sie die einzelnen Zustandsänderungen des dargestellten Kreisprozesses! 1.3. Wenden Sie den 1. Hauptsatz der Thermodynamik auf jede der drei Zustandsänderungen an! Aufgabe 2 Eine abgeschlossene Gasmenge ist im Anfangszustand durch folgende Größen gekennzeichnet: V ^ l S O c m 3 ; Pi=232kPa; T 1 =247K. Beim Stirlingschen Kreisprozeß werden von dem Gas nacheinander folgende Zustandsänderungen durchlaufen: - isochore Erwärmung um 40 K - isotherme Expansion auf 290 cm3 - isochore Abkühlung auf die Anfangstemperatur - isotherme Kompression auf den Anfangszustand 2.1. Ermitteln Sie Druck, Volumen und Temperatur nach jeder Zustandsänderung! 2.2. Zeichnen Sie ein p-V-Diagramm für diesen Kreisprozeß! Berechnen Sie für jede isotherme Zustandsänderung mindestens zwei weitere Wertepaare! 2.3. Entscheiden Sie, ob nach Abschluß des Kreisprozesses das System insgesamt Arbeit abgegeben oder aufgenommen hat! Begründen Sie Ihre Antwort! Aufgabe 3 In einer Schmelzanlage werden mit Hilfe eines Petroleumbrenners 33,5 kg Zinn mit einer Anfangstemperatur von 25 °C geschmolzen. Der Wirkungsgrad dieser Anlage betrage 20%. In diesem Zinnbad werden drei Kupferbleche (Abmessungen: 400 x 200 x 2 mm) durch gleichzeitiges vollständiges Eintauchen verzinnt. Hinweis: PKupfer = 8>93 k ß d m " 3 Ppetroleum - 0,85 kg-clm-3 Hpetroleum =42MJkg" 1 _ A -Q JJ rc werde über die gesamte Temperaturänderung c ü jy Kupfer ~ ' , , n = 22 kJ kg • K als konstant angenommen!] CZinn °> kg-K qS(Zinn) y -= 559 Uj ^ 3 1. Berechnen Sie den Betrag der Wärme, die zur Erwärmung des Zinns durch die vollständige Verbrennung von 1 Liter Petroleum unter Beachtung des Wirkungsgrades genutzt werden kann! 3.2. Skizzieren Sie die Erwärmung des Zinns in einem T-Q-Diagramm (nicht maßstäblich), und benennen Sie die einzelnen Abschnitte! 3.3. Berechnen Sie die Temperatur der Zinnschmelze nach der Erwärmung! 34 Welche Mischungstemperatur stellt sich im Zinnbad (725 °C) nach dem Eintauchen der drei Bleche (Anfangstemperatur 25 °C) ein, wenn die Wärmeabgabe an die Umgebung vernachlässigt wird? 10 Thema III Felder Aufgabe 1 1.1. Erläutern Sie die Bedeutung von Modellen in der Physik anhand von zwei Beispielen, und gehen Sie dabei auch auf die Grenzen der Anwendbarkeit dieser Modelle ein! 1.2. Veranschaulichen Sie das Feld zwischen den beiden geladenen Metallplatten (siehe Skizze 1)! 5 cn \ / / - \ 1.3. Ein positiv geladener Probekörper wird nacheinander in das Feld an die Orte A und B gebracht. Vergleichen Sie die Bewegungen, die der Probekörper anschließend ausführt! Die Gravitation bleibe unberücksichtigt! Begründen Sie Ihre Aussagen! 1.4. Die Kondensatorplatten befinden sich in einem Abstand von 5 cm. An ihnen liege eine Spannung von 120 V. Ein zunächst ruhendes Proton befinde sich im Feld des Kondensators am Ort A. Berechnen Sie - die elektrische Feldstärke im Kondensator im Punkt A, - die Beschleunigung, die das Proton erfährt, - die beschleunigende Kraft auf das Proton. Aufgabe 2 Die Skizze 2 stellt eine Elektronenstrahlröhre mit einem magnetischen Ablenksystem von quadratischem Querschnitt mit der Seitenlänge s = 3 cm dar. Das homogene magnetische Feld in diesem Ablenksystem verläuft senkrecht zur Bewegungsrichtung der Elektronen und hat eine magnetische Flußdichte von 25 mT. 11 xxxxxx xxxxxx xxxxxx xxxxxx 2.1. Eriäutem Sie den gesamten Bewegungsablauf eines Elektrons innerhalb der Elektronenröhre nach dem Austreten aus der Katode. 2.2. Welche Geschwindigkeit haben die Elektronen des Elektronenstrahls, wenn die Anodenspannung 12 kV beträgt? Die relativistische Massenveränderlichkeit bleibe unberücksichtigt! 2.3. Wie groß ist die kinetische Energie eines Elektrons (in eV), nachdem es die Beschleunigungsspannung durchlaufen hat? 2.4. Erläutern Sie den Einfluß einer Veränderung der Anodenspannung auf die Bewegung des Elektrons im Magnetfeld? 2.5. Welche Geschwindigkeit müßten die Elektronen haben, damit der das Magnetfeld verlassende Elektronenstrahl senkrecht zum eintretenden Elektronenstrahl verläuft? 12 Thema IV Energie und Kräftebilanzen Aufgabe 1: Äußerer lichtelektrischer Effekt 1.1. Erläutern Sie den äußeren lichtelektrischen Effekt! Nutzen Sie dazu eine Energiebilanz! 1.2. Eine Katode aus Caesium wird mit Licht der Wellenlänge 360 nm bestrahlt. 1.2.1. Leiten Sie eine Gleichung zur Berechnung der Geschwindigkeit der schnellsten Fotoelektronen her! Berechnen Sie die Geschwindigkeit! 1.2.2. Bestimmen Sie die Wellenlänge des Lichtes, bei der die Fotoelektronen aus dem Katodenmaterial austreten aber keine kinetische Energie besitzen! 1.2.3. Zeichnen Sie die Einsteinsche Gerade für das verwendete Katodenmaterial in ein Ej_n- f - Diagramm! Zeichnen Sie die Einsteinschen Geraden für die Fälle in dasselbe Koordinatensystem, daß das Katodenmaterial aus Barium bzw. aus Zink besteht! Begründen Sie den Verlauf der drei Geraden zueinander! (Hinweis: W A; B a r i u m = 2,52 eV; W A; Q ^ = 1,93 eV; W A; ^ = 3,95 eV) Aufgabe 2: Bewegung von Elektronen In einer Nebelkammer emittiert eine Strahlungsquelle ß"-Teilchen (Elektronen). Diese Nebelkammer wird von einem konstanten homogenen Magnetfeld der magnetischen Flußdichte 1,0- IO*2 Vs-nr2 senkrecht zur Bewegungsrichtung der Teilchen durchsetzt. 2.1. Auf einer Fotografie ist die Nebelspur eines dieser ß"-Teilchen als Kreisbahn sichtbar, deren Radius 10 mm beträgt. Leiten Sie die zur Berechnung der kinetischen Energie des Teilchens erforderliche Gleichung her, und begründen Sie den Lösungsansatz! 2.2. Berechnen Sie die kinetische Energie dieses ß"-Teilchens in eV! 13 Aufgabe 3 Bewegungen Im Diagramm ist der Bewegungsablauf eines unbeladenen Kraftwagens dargestellt. 1 | i I i i l i ! i j i t j i I i l ! 1 i j 19 i 1S 1 ! i 1 | i i 1 i *.| s j l i 'j -1 - 1 — —i- ! | j i 1 1 i i i ..4... i - | 1 •••«U ! j \" i i 1 i ! i i i i i\i j \i '• i S ! 1 i i i i l i i \- — 1 _ — i — 4_—i—-4— _j i i ; i ; i 1_ -i- — i — _ i — j — i — u —i—^1—i—«" 2a t in s 3.1. Beschreiben Sie den Bewegungsablauf! 3.2. Zeichnen Sie das zugehörige Beschleunigung-Zeit-Diagramm! 3.3. Berechnen Sie die Fahrstrecke, die in 19 s zurückgelegt wurde! 3.4. Durch Beladen des Fahrzeuges verdoppelt sich die Masse. Ermitteln Sie die Zeit, die das Fahrzeug bei gleichbleibender Antriebskraft und bei Vernachlässigung der Reibung zum Erreichen derselben Höchstgeschwindigkeit benötigt! Begründen Sie Ihre Aussage! 14 Grundkurs - Lösungen Aufgabenkomplex 1: Mechanik BE 1. AB Energieerhaltungssatz E ktn,A BC _C CD D 2. •E pot.A kin,B E = konst. Unelastischer Stoß; Impulserhaltungssatz E = konst. Elastischer Stoß; Energieerh.-Satz. Impulserh.-Satz = E E A B m -g -h 1 v + E A B v m •v + -T— m • v 2 i 1 A = / _ I / v +2 -g -h = 6,05 m - s " 1 = 21,8 k m - h - i A 2 B A B tan a = AB a = g • sin a a = 0,34 m-s Av At Aus a = folgt At At = 13,4 s Zeichnen der beiden Diagramme (m +m ) -u m -v +m -v i B 2 Mit 1 2 v = 0 (unelastischer Stoß) 2 folgt 2 U = m + m 1 2 u = 2,69 6. E A,i m-s E,. + E kin,A pot,A c 2 1 E = - = — -m -v A,l 2 E 1 = 366 + m -g -h A 1 ; kJ A, 1 E - E A,i E C,i / 1 C.l+2 E 2 - 2 x _. _____• (m +m ) u 1 2 163 kJ C, 1 + 2 E = _, kxn<C4+2> T E k i n < c , l +2 > Sp „ ^ 23 cm 15 Aufgabenkomplex 2: Thermodynamik BE 8 C3_> Aufgabe 1.1. E r l ä u t e r u n g der B e g r i f f e Z u s t a n d s g r ö ß e n : p. V. T Prozeßgrößen; Q. W 1.2. AB: Isobare 1.3 BC CA AB A d i a b a t i s c h e Expansion Isotherme Kompression I s o b a r e Z u s t a n d s ä n d e r u n g (p AU = Q + W m i t W = p-AV BC Adiabatische Zustandsänderung (Q = 0) AU - ' W Isotherme Zustandsänderung (AU - 0) Q - -W CA 12 C63 1 Aufgabe 2.1. C2_> 2.3 20 C5D Aufgabe 3 3.1. Q zu = auf T konst.) B H p • V • T) 7140 kJ zu 3.2. Zeichnen des T-Q-D1agramms mit folgenden Phasen: - Erwärmung des festen Zinns Schmelzvorgang Erwärmung des flüssigen Zinns 3.3 Q fest + Q Schm. zu c Sn C4) T p in kPa 232 270 140 120 ( 150 150 290 V i n cm 290 247 287 287 T in K 247 Berechnung von zwei Werten für isotherme Expansion Berechnung von zwei Werten für isotherme Kompression Zeichnen des p-V-Diagramms Bei diesem Vorgang wird Arbeit abgegeben. Begründung z.B.: Der Betrag der Expansionsarbeit ist größer als der Betrag der Kompressionsarbeit. 2.2 C7D von Zustand C43 C4_> Erwärmung + Q + $ -m Sn Sn 725° C 3.4. Richmannsche Mischungsregel e - fl. 595° C W 16 Aufgabenkomplex 3; Felder BE 20 C6_) C4D Aufgabe 1 1.1. Bedeutung von Modellen erläutern z.B. für Erkenntnisgewinnung Beispiele: Punktmasse, starrer Körper, Feldlinien, Atommodell Grenzen der Anwendbarkeit, am gewählten Beispiel erläutern. 1.2. Einzeichnen des Feldlinienbildes Richtung der Feldlinien Aus- und Eintrittsrichtung der Feldlinien senkrecht zur Plattenoberfläche homogenes Feld bei parallelen Platten inhomogenes Feld bei schrägen Platten C4) 1.3 Punkt A: geradlinige, gleichmäßig beschleunigte Bewegung zur negativen Platte konstante Feldkraft, da homogenes elektrisches Feld Punkt B: ungleichmäßig beschleunigte Bewegung entlang der Feldlinien zur negativen Platte Feldkraft ändert Betrag und Richtung, da inhomogenes elektrisches Feld C63 1.4 E = E - 20 C6) - 2400 V in" F = 3,85 •10" a » 2 . 3 - I O 1 1 m•s' - 2 E -~r 1<5 N Aufgabe 2 2.1 Katode - Anode: geradl., gleichmäßig beschleunigte Bewegung wegen wirkender Feldkraft Anode - Ablenksystem: geradlinig gleichförmige Bewegung (keine Kraftwirkung) im Magnetfeld: gleichförmige Kreisbewegung. (Kreisbogen) wegen wirkender Lorentzkraft (t ± v) L C4D 2.2 nach Verlassen des Magnetfeldes: geradl. gleichförmig und tangential zur Kreisbahn (keine Kraftwirkung) 1 2 e U U / m m 7 65000 km-s C2U 2.3 C23 2.4 2.5, C6_> = 12 keV A.U-W kin Oe höher die Anodenspannung, um so schneller das Elektron und um so größer der Radius der Kreisbahn. kin L B 1.5 cm R m e • B • r m v V IST 17 33 66000 km-s" 1 \ Aütgabenkompiex 4: Energie und Kräftebilanzen W 19 Aufgabe 1 C4_> 1. C5D 1 Erläuterung des äußeren lichtelektrischen Effektes unter Nutzung der Gleichung h - f = T m - v 2 + W c 1. Aus obiger Gleichung folgt: (h-f - W ) C3_ 1.2.2. Aus f = folgt mit A 730 km-s -l A v & c f 642 nm C7_> 1.3. Berechnung der Grenzfrequenz Zeichnen des E 4.67-1014 s~\ f -f-Diagramms für Caesium kin P a r a l l e l verschobene Gerade f ü r Barium P a r a l l e l verschobene Gerade f ü r Zink Begründung: z . B . A n s t i e g der Geraden i s t i n a l l e n d r e i F ä l l e n h , somit müssen s i e p a r a l l e l s e i n . S c h n i t t p u n k t mit der E - A c h s e : - W A kin 6 C4D Aufgabe 2 2.1. m e r 2 C2D kin 2.2 15 C4D kin m 879 eV Aufgabe 3 3.1. Abschnitt 1: 0 . . . 10 s: g l e i c h m ä ß ig b e s c h l e u n i g t e Bewegung Endgeschwindigkeit v - 15 m-s" 1 I Abschnitt '2: 10 ... 16 s: geradlinig gleichförmige Bewegung mit v = 15 m-s l C4D 3.2. Abschnitt 3: 16 ... 19 s: gleichmäßig verzögerte Bewegung zum Stillstand —z a - l,5m-s ; a » 0; - 5 m-s 1 2 Zeichnen des a-t-Diagramms C4D 3.3. 75 m 90 m = Ges C3_ 22.5 m - 187.5 m 3.4. Aus F - m • a folgt bei einer Verdoppelung der Masse eine Halbierung der Beschleunigung und damit Av über a = — n — eine Verdoppelung der Zeit auf 20 s, At 18