Kongresse: „Lebenszeit retten" durch orale Therapien Während des diesjährigen Deutschen Krebskongress wurden neueste Studienergebnisse über die Behandlung des Mammakarzinoms und des Nichtkleinzelligen Lungenkrebs bei der oralen Gabe von Navelbine® vorgestellt, einem Mitosehemmer mit dem Wirkstoff Vinorelbin, das von Pierre Fabre onkologie hergestellt wird, welches von den Patienten in Tablettenform eingenommen wird und so während der jeweiligen Behandlungszyklen zu einer erheblich besseren Lebensqualität führt. Neue Studienergebnisse - vorgestellt während des Deutschen Krebskongress Prof. Dr. med. S. Seeber sagte dazu: "Traditionell wird der klinische Nutzen einer Chemotherapie anhand von Remissionsrate, progressionsfreiem Intervall, Besserung der körperlichen Beschwerden oder Überlebenszeit bewertet. Erst in neuerer Zeit werden vermehrt auch Kriterien wie Anwendungsfreundlichkeit, ökonomische Gesichtspunkte, die Lebensqualität der Patienten unter der Therapie und ihre Fähigkeit, ein selbstbestimmtes, den eigenen Wünschen entsprechendes Leben zu führen, als Maßstab zur Bewertung einer Chemotherapie herangezogen. Aus dieser erweiterten Sicht kommt dem Verabreichungsmodus von Zytostatika eine besondere Bedeutung zu. So ist eine i.v. Chemotherapie mit einer Reihe von Nachteilen verbunden: Sie ist für den Patienten oft angstbehaftet und lästig und beeinträchtigt die Lebensqualität [12]. In aller Regel ziehen deshalb die Patienten die orale Therapieform einer parenteralen Anwendungsform vor. In einer prospektiven Untersuchung an über 100 Krebspatienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium bevorzugten 89% eine orale Therapie, sofern diese nicht mit einer schlechteren Wirksamkeit verbunden ist [13]. Die orale Chemotherapie hat für die Patienten, aber auch für die behandelnde Klinik bzw. Praxis eine Reihe von Vorteilen: l l l l Die orale Einnahme des Medikaments vermittelt dem Patienten das Gefühl, selbst aktiv etwas gegen seine Krankheit tun zu können (Selbstkontrolle). Die orale Therapie macht das Legen eines parenteralen Zugangs überflüssig. Die orale Medikation kann zu Hause eingenommen werden. Dies erspart dem Patienten eine längere Aufenthaltszeit in der Klinik und den Stress, den die onkologische Klinik und die damit eventuell verbundenen unangenehmen Assoziationen bei ihm auslösen können. Die orale Therapie ist sicherer. Das Risiko einer Infektion ist bei Infusionen zwar gering, lässt sich aber auch bei strenger Einhaltung aseptischer Bedingungen nie ganz ausschließen. Zudem kann eine Extravasation ernsthafte Komplikationen hervorrufen. Aus gesundheitsökonomischer Sicht ist die orale Therapie eindeutig von Vorteil. Sie setzt in Klinik und Praxis wertvolle Zeit- und Personalressourcen frei, die im Falle von i.v. Infusionen für das Ansetzen der Zytostatikalösungen und die Verabreichung gebunden werden. Die orale Therapie ist damit für die Klinik, aber auch für den Patienten, der Fahrtkosten und Zeit für die Anreise einspart, die kostengünstigere Option. So erhalten Patienten nicht nur durch die Therapie eine Lebensverlängerung, sondern bereits während der Therapie die Gewinnung von Zeit mit Lebensqualität - echte Lebenszeit." Navelbine® oral seit kurzem beim Mammakarzinom zugelassen Aufgrund der zahlreichen potenziellen Vorteile einer oralen Therapie wurde schon bald nach den ersten klinischen Erfahrungen mit Vinorelbin i.v. mit der Entwicklung einer oralen Darreichungsform begonnen. Eine 1994 entwickelte orale Rezeptur erfüllte schließlich alle Erwartungen bezüglich eines sicheren und wirksamen klinischen Einsatzes und wurde im September 2003 in Deutschland für die Behandlung von Lungenkrebs in den Handel gebracht. Im November 2005 erhielt Navelbine® oral in Deutschland die Zulassung zur Behandlung des fortgeschrittenen Mammakarzinoms. Nach den bisher vorliegenden klinischen Daten besteht beim fortgeschrittenen NSCLC und Mammakarzinom für das empfohlene Dosierungsschema von oralem Vinorelbin eine weitgehende Wirkungsäquivalenz mit i.v. verabreichtem Vinorelbin in Standarddosierung. In diesen Studien wurde auch die Erkenntnis gewonnen, dass orales Vinorelbin ein ähnlich gutes und beherrschbares Nebenwirkungsprofil besitzt wie die i.v. Darreichungsform. Die Kombinationstherapie mit Vinorelbin i.v. und Cisplatin gehört beim frühen und fortgeschrittenen NSCLC zu den wirksamsten Behandlungsoptionen und gilt als Therapiereferenz, an der sich neuere medikamentöse Ansätze zu messen haben [4–9]. Beim fortgeschrittenen Mammakarzinom hat sich Vinorelbin i.v. selbst bei Anthrazyklin-resistenter Erkrankung als Erfolg versprechende Behandlungsmöglichkeit erwiesen [10, 11]. Kontakt: Herr Prof. Dr. Siegfried Seeber Tumorklinik im Westdeutschen Tumorzentrum Innere Klinik und Poliklinik (Tumorforschung) Universitätsklinikum Essen Hufelandstr. 55 45122 Essen Telefon: (0201) 723-2001 Telefax: (0201) 723-5924 E-Mail: [email protected] http://www.mensch-und-krebs.de/modules.php?op=modload&name=PagEd&file=index&printerfriendly=2&page_id=302 Page 1 / 2 Literatur: 4 Le Chevalier T, Brisgand D, Douillard JY, Pujol JL, Alberola V, Monnier A, Riviere A, Lianes P, Chomy P, Cigolari S, et al.: Randomized study of vinorelbine and cisplatin versus vindesine and cisplatin versus vinorelbine alone in advanced nonsmall-cell lung cancer: results of a European multicenter trial including 612 patients. 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März 2006 Autor: Detlef Höwing 11137 Mal gelesen Weblinks: Werbung: Schließen http://www.mensch-und-krebs.de/modules.php?op=modload&name=PagEd&file=index&printerfriendly=2&page_id=302 Page 2 / 2