Institut für Radiotherapie Weiterbildungskonzept Verfasser: PD Dr. med. Daniel R. Zwahlen, MBA Strathclyde 1. Einleitung Das vorliegende Weiterbildungskonzeptes soll den Assistenzärztinnen und 1 Assistenzärzten am Institut für Radioonkologie/Strahlentherapie des Kantonsspitals Graubünden als Leitlinie für eine erfolgreiche mehrjährige Weiterbildung im Fach Radio-Onkologie / Strahlentherapie dienen. Eingeschlossen sind Weiterzubildende aus fachfremden Disziplinen, welche sich in der Regel für eine kürzere Zeit an der Klinik aufhalten und nicht den Facharzttitel Radio-Onkologie / Strahlentherapie anstreben. Das Weiterbildungskonzept beschreibt in kurzen Abschnitten die relevanten Punkte der fach-ärztlichen und allgemein-ärztlichen Weiterbildung sowie die klinikinternen Strukturen und Abläufe. Als Grundlage dienen die übergeordneten Bestimmungen der Schweizerischen Gesellschaft für Radio-Onkologie (SRO), des Schweizerischen Institutes für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) sowie das dazugehörige Weiterbildungsprogramm ‚Facharzt für Radio-Onkologie / Strahlentherapie‘ vom 1. Januar 20122. (www.fmh.ch). Die Bedingungen und Inhalte für den Erwerb des Facharzttitels in Radio-Onkologie/ Strahlentherapie sind dort festgehalten, ebenso die Kriterien für die Anerkennung der Weiterbildungsstätten. 1 Im Text wird zur besseren Lesbarkeit in der Folge stets die männliche Form verwendet. Die weibliche Form ist damit auch gemeint. 2 Das SIWF hat das vorliegende Weiterbildungsprogramm am 16. Juni 2011 genehmigt und per 1. Januar 2012 in Kraft gesetzt. Wer sämtliche Bedingungen (exkl. Facharztprüfung) gemäss altem Programm bis am 31. Dezember 2016 abgeschlossen hat, kann die Erteilung des Titels nach den alten Bestimmungen vom 1. Januar 2001 verlangen. 1 150212_DZ, v.2.0 Das Institut für Radiotherapie des Kantonsspitals Graubünden ist von der FMH als Weiterbildungsstätte der Kategorie A anerkannt. An den Facharzttitel für Radio-Onkologie/Strahlentherapie können bis zu drei Jahre maximal anerkannt werden. 2. Weiterbildungsmöglichkeiten Das Institut für Radiotherapie des Kantonsspitals Graubünden bietet Assistenzärztinnen und Assistenzärzten die Möglichkeit zur Weiterbildung in drei verschiedenen Fachrichtungen: Facharzt-Weiterbildung in Radio-Onkologie/Strahlentherapie Andere onkologische Facharzt-Weiterbildung Nicht-onkologische Facharzt-Weiterbildung Der Schwerpunkt liegt in der Weiterbildung zum Facharzt für Radio-Onkologie/ Strahlentherapie. Mit entsprechenden Vorkenntnissen können Weiterzubildende der Fachrichtungen Radio-Onkologie/ Strahlentherapie, Medizinische Onkologie und Chirurgie für ein Fachspezifisches Fremdjahr innerhalb des Kantonsspitals Graubünden auf jeder der Abteilungen eine Anstellung finden und damit einen vertieften Einblick in andere onkologische Fachrichtungen erlangen. Das Institut für Radioonkologie des Kantonsspitals Graubünden ist von der FMH als Weiterbildungsstätte der Kategorie A anerkannt. Für die Ausbildung zum Facharzt für Radio-Onkologie/Strahlentherapie können maximal drei Jahre der vorgeschriebenen fünfjährigen Weiterbildungszeit im Institut selber angeboten werden. Bei einem Wechsel zur Fortsetzung der Weiterbildung an einer Weiterbildungsstätte der Kategorien A oder B als auch an einer ausländischen Institution werden die Weiterzubildenden aktiv unterstützt. Die Radioonkologie und Medizinische Onkologie sind fachverwandte Disziplinen, sie behandeln praktisch ausschliesslich Patienten mit onkologischen Erkrankungen, und dies oft gemeinsam. Die Zusammenarbeit am Kantonsspital Graubünden ist intensiv und für die 2 150212_DZ, v.2.0 Weiterbildung motivierend und attraktiv. Mit entsprechenden Vorkenntnissen können Weiterzubildende beider Fachrichtungen an jedem der beiden Institute eine Anstellung finden und damit einen vertieften Einblick in die andere onkologische Fachdisziplin gewinnen. Für den Facharzt Medizinische Onkologie kann ein Jahr angeboten werden. Für alle anderen Programme, die ein klinisches Fremdjahr vorschreiben, kann ebenfalls ein Jahr der Weiterbildungszeit angeboten werden. Die Anerkennung der Weiterbildungsstätte basiert auf den Kriterien, welche durch die Weiterbildungsstätten-Kommission des SIWF festgelegt wurden. 3. Weiterbildungsstätte Das Institut verfügt über ein Ambulatorium sowie eine physikalisch-technische Abteilung mit eigenem Computertomografen, der für die virtuelle Simulation genutzt wird. Planungsrechnungsysteme für 3D-konformale, intensitäts-modulierte Radiotherapien (IMRT), Rotationsbestrahlungen (VMAT) sowie stereotaktische Bestrahlungen an Kopf und Körperstamm stehen zur Verfügung. Das Institut verfügt über zwei Linearbeschleuniger (LINAC) mit 6 MV und 15 MV Photonenenergien sowie Elektronen verschiedener Energien. Ein LINAC (CLINAC 2100) ist mit einem elektronischen Portal Vision und einem 5 mm Multileaf Kollimator ausgerüstet. Der zweite LINAC (Truebeam / EDGE) wird für VMAT und Stereotaxie verwendet. Geplant ist neben der Brachytherapie der Prostata der Ausbau der Brachytherapie für gynäkologische Tumore (intravaginale Auslastung) sowie die partielle Radiotherapie beim frühen Mammakarzinom. Jährlich werden 800 Patienten behandelt. Die patienten-bezogene Arbeit wird durch eine 120% Pflegefachstelle Radioonkologie begleitet und unterstützt. Die drei Churer Spitäler mit Hauptstandort Kantonsspital, Frauenklinik Fontana und Kreuzspital bilden eine Einheit. Wöchentlich finden in diesen Kliniken interdisziplinäre Fallbesprechungen (Tumor Boards) statt. Ferner bestehen Kooperationen mit umliegenden Spitälern innerhalb des Kantons Graubünden (Spital Ilanz, Spital Samedan, Spital Davos, Spital Schiers) als auch ausserkantonal (Kantonsspital Glarus, UniversitätsSpital Zürich). Interdisziplinäre Fallbesprechungen werden an diesen Institutionen auch durchgeführt (vor Ort und über Videokonferenz). 3 150212_DZ, v.2.0 Das Institut für Radioonkologie wird von Herrn PD Dr. med. Daniel R. Zwahlen, MBA Strathclyde geleitet. Der Klinikleiter hat die Funktion des Mentors für die in Weiterbildung stehenden Kolleginnen und Kollegen. Zum ärztlichen Team gehören zwei zu je 100% angestellte Kaderärzte (Leitende Ärzte), ein 100% angestellter Oberarzt mit FMH-Titeln Radio-Onkologie/Strahlentherapie, drei zu je 100% angestellte Assistenzarzt/Assistenzärztin und ein zu 60% angestellter Assistenzarzt/Assistenzärztin. Die Kadermitglieder nehmen die Aufgaben von Tutoren der Weiterzubildenden war und gemeinsam wird die individuelle Ausgestaltung der Weiterbildung vorgenommen. Das ärztliche Personal ist in Lehre und Forschung engagiert. In enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Onkologie werden Patienten im Rahmen verschiedener klinischer Studien behandelt. Es besteht die Möglichkeit die Expertise der ‚Study Nurses’ der Medizinischen Onkologie zu nutzen. Die auf der medizinischen Klinik hospitalisierten onkologischen Patienten werden einmal pro Woche auf einer gemeinsamen Visite zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen der Inneren Medizin und medizinischen Onkologie am Krankenbett besucht (Interdisziplinäre Schwerpunkts-Visite). Ebenfalls besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Abteilung ‚Palliative Care’ sowie dem Schmerzdienst am Kantonsspital Graubünden. Einmal in der Woche findet die gemeinsame Sprechstunde HNO/Radioonkologie statt. Die Weiterzubildenden sind eingeladen an der Sprechstunde teilzunehmen. Die Radiotherapie verfügt über eine frei zugängliche Bibliothek mit Standard Fachliteratur. Zudem besteht eine elektronische Bibliothek (www.swissconsortium.ch) mit Zugriff auf mehrere Tausend Fachzeitschriften aller Disziplinen. Fachspezifische Literatur und Nachschlagewerke einschliesslich der wichtigsten onkologischen Journals sind im Institut vorhanden und jederzeit zugänglich. Allen Mitarbeitenden steht ein persönlicher, Passwort-geschützter Computer mit Internetanschluss und EMail zur Verfügung. Einmal in der Woche findet der sogenannte Qualitätszirkel statt mit Besprechen von praktischen Beispielen am LINAC (z.B. Fragen zur Lagerung des Patienten) oder alternierend dem Journal Club. Den Weiterzubildenden wird auch die Möglichkeit geboten an allen Weiterbildungsveranstaltungen des KSGR (www.ksgr.ch) (z.B. Onko-Lunch unter der gemeinsamen Führung Medizinische Onkologie und Radioonkologie, Interne Fortbildung Radioonkologie alle 4 Wochen) als auch an anderen radioonkologischen Kliniken zu besuchen. Den 4 150212_DZ, v.2.0 Weiterzubildenden wird die Teilnahme an nationalen und internationalen Kongressen ermöglich mit entsprechender finanzieller Entschädigung. In administrativen Belangen (Informationen beschaffen, Berichte schreiben, Termine und Untersuchungen organisieren) werden die Weiterzubildenden durch das Sekretariat umfassend unterstützt. Die elektronische Krankengeschichte wurde im Jahr 2014 eingeführt. 5 150212_DZ, v.2.0 4. Weiterbildungsprogramme Zu Beginn der Anstellung erfolgt eine umfassende Einführung der Weiterzubildenden. Dabei werden die Weiterzubildenden im ersten Monat von einem erfahrenen Assistenzarzt und einem Kaderarzt in die spezifischen Arbeiten eingeführt. Die Weiterzubildenden arbeiten unter Aufsicht der Betreuenden mit dem Ziel, die Arbeitsabläufe und Besonderheiten der verschiedenen Arbeitsstationen effizient kennen zu lernen. Zielvereinbarungen Innerhalb der ersten drei Monate der Anstellung erfolg zwischen dem Weiterzubildenden und dem Leiter der Weiterbildungsstätte ein Gespräch. Anlässlich des Gesprächs werden Dauer und Struktur der Weiterbildungszeit am Institut gemeinsam erarbeitet und schriftlich festgehalten und gehen zu Händen der Weiterzubildenden und Leiter der Weiterbildungsstätte. Dokumentation, Qualifikation und Evaluation Der Zuwachs von Wissen und Fertigkeiten sowie die persönliche Entwicklung werden sowohl vom Weiterzubildenden als auch von den Mentoren kontinuierlich beobachtet und halbjährlich miteinander besprochen. Die Weiterzubildenden sind dazu angehalten, selbst über ihre Kenntnisse und Fertigkeiten Buch zu führen (individuelle Check-Listen anhand der unten stehenden Lernziele oder des LogBuches der Fachgesellschaft). Rapporte Die Teilnahmen an den verschiedenen täglichen Rapporten des Instituts sind obligatorisch. Jeweils am Anfang (08:30-9:00h) sowie am Schluss (17:00-18:00) des Arbeitstages werden die neuzugewiesenen Patienten besprochen für den nächsten Arbeitstag. Es bietet sich auch die Gelegenheit aktuelle Problemstellungen im Zusammenhang mit Patienten zu besprechen. Die Weiterzubildenden müssen dort gemäss dem jeweiligen Weiterbildungsstand über neue Patienten informieren und allenfalls die Radiotherapieplanug mit Konzeptvorschlägen demonstrieren. Dabei werden die Weiterzubildenden von den anwesenden Kaderärzten unterstützt. Einmal 6 150212_DZ, v.2.0 in der Woche findet ein Volumenrapport statt. Dort werden ausgewählte Zielvolumina im Plenum bezeigt und diskutiert. Ebenso findet täglich der Bilderrapport (13:301400) statt. Hier bietet sich die Gelegenheit die elektronischen Portalfilme zur Lagerungsgenauigkeit unter RT zu diskutieren. Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen Die Teilnahme and klinikinternen Weiterbildungsveranstaltungen (Dienstagnachmittag und Donnerstagmorgen) ist obligatorisch. Moderne, speziell kurative Therapiekonzepte in der Onkologie sind komplex. Die interdisziplinäre Kooperation wird durch das Institut aktiv gefördert. Diesem wird in der Weiterbildung durch die Teilnahme an interdisziplinären Fallbesprechungen (Tumor Boards) Rechnung getragen Die Weiterzubildenden werden dazu angehalten an den vom Kantonsspital Graubünden angebotenen zusätzlichen Weiter- und Fortbildungen teilzunehmen (z.B. Onko-Lunch), sofern die Dienstaufgaben dies zeitlich ermöglichen. Der Besuch von auswärtigen Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen sowie die Möglichkeit zum Selbststudium werden im Rahmen der maximal zulässigen Arbeitszeiten für Assistenzärzte /Assistenzärztinnen realisiert. Den Weiterzubildenden wird ermöglicht an Kongressen der Schweizerischen Wissenschaftlichen Vereinigung für Radioonkologie (Scientific Association of Swiss Radiation Oncology, SASRO) sowie an Weiterbildungen der Schweizerischen Gesellschaft für Arbeitsgemeinschaft Radioonkologie für klinische (SRO) und Krebsforschung der Schweizerischen (SAKK) teilzunehmen. Insbesondere die Teilnahme an den Tutorien der SRO (www.sro-ssro.org) und Weiter- und Fortbildungen der Swiss Academy of Multidisciplinary Oncology (SAMO) (www.samo-workshop.ch/) Weiterbildung und werden gefördert Vorbereitung Onkologie/Strahlentherapie. Der für und dient die Informations- der fachspezifischen Facharztprüfung und Radio- Wissensaustausch der Weiterzubildenden innerhalb der Schweiz wird durch die Teilnahme an der SRO Tutoraten gefördert. Zusätzlich wird auch die Teilnahme an Weiterbildungskursen der europäischen Fachgesellschaft für Radioonkologie (European Society for Therapeutic Radiology and Oncology, ESTRO) vom Institut gefördert. Abwesenheiten 7 150212_DZ, v.2.0 Abwesenheiten, z.B. für externe Weiterbildungskurse oder Kongresse, werden im Dienst- und Ferienplan der Klinik berücksichtigt und erfolgen nach schriftlicher Genehmigung durch den Institutsleiter. Abwesenheiten müssen frühzeitig gemeldet werden und Stellvertretung muss geregelt sein. Grundsätzlich haben die Weiterzubildenden Anrecht auf die gesetzlich geregelten Ferien und Feiertage sowie fünf Arbeitstage zur Weiterbildung ausschliesslich der Abwesenheiten durch die SRO Tutorate. Abwesenheiten für weitere institutsinterne und externe Weiterbildungkurse oder Kongresse erfolgen nach Rücksprache und Genehmigung durch den Institutsleiter, insbesondere bei Vorstellung eigner wissenschaftlicher Arbeiten an Kongressen. Wissenschaftliche Aktivitäten werden ausdrücklich gefördert und unterstützt. Krankheits- oder unfallbedingte und dienstliche Abwesenheiten sind separat geregelt. Arbeitsplätze Um den Weiterzubildenden ausreichend Einblicke und systematische Kenntnisse in allen modernen Behandlungsarten und Techniken der Radioonkologie zu gewähren, findet eine Rotation der Assistenzärzte/Assistenzärztinnen an alle Arbeitsstationen statt (Ambulatorium, Konsiliardienst, Therapieplanung und Therapieausführung am LINAC). Die Rotation erfolgt wenn möglich mit den zu betreuenden Patienten, damit der radioonkologische Behandlungspfad umfassend erlernt werden kann. 8 150212_DZ, v.2.0 5. Facharztweiterbildung in Radio-Onkologie/Strahlentherapie In dieser Weiterbildungsstätte der Kategorie A können maximal drei der vorgeschriebenen fünf Jahre absolviert werden. Austausch-Programme mit anderen Kliniken im In- und Ausland können individuell festgelegt werden. 5. 1. Erstes Weiterbildungsjahr Das erste Jahr der fachspezifischen Weiterbildung soll an einer Klinik mit Zugang zu einer Bettenstation absolvieret werden. Kandidaten für eine Weiterbildungsstelle am Institut für Radioonkologie am Kantonsspital Chur haben, wenn möglich, die unter 5. 1. 1. bis 5. 1. 2. aufgeführten Lernziele bereits erreicht. 5. 1. 1. Lernziele beim Einsatz auf einer Bettenstation Die Weiterzubildenden können die hospitalisierten Patientinnen und Patienten aufnehmen, untersuchen, weitergehende Abklärungen anordnen und die GrundVersorgung mit Medikamenten und anderen Massnahmen nach Rücksprache mit dem zuständigen Kaderarzt einleiten. Sie können Patientinnen und Patienten über die Krankheitssituation und das Behandlungskonzept informieren und Angehörigen kompetent Auskunft geben. Sie erfassen auf den täglichen Visiten die anstehenden Probleme und können diese sowie die getroffenen Massnahmen an Rapporten, interdisziplinären Fallbesprechungen sowie auf Chef- und Oberarzt-Visiten vortragen. Sie sind bei einer konsiliarischen Beurteilung durch Spezialisten anderer Fachrichtungen anwesend und stellen den Kontakt und Informationsaustausch sicher. Sie führen mit schriftlichen Einträgen zum Verlauf die Krankengeschichte und sind für die Austrittsplanung einschliesslich der Organisation einer NachBehandlung, Überweisung in eine andere Klinik sowie für den Kontakt zum Hausarzt verantwortlich. Sie können Patientinnen und Patienten mit palliativen, behandlungsbedürftigen Tumorkrankheiten kompetent im interdisziplinären Kontext kompetent behandeln 9 150212_DZ, v.2.0 und betreuen. Sie kennen die Möglichkeiten der Schmerztherapie und weitere Interventionen zur Symptomkontrolle. Sie können bei Visiten und Therapie-Verordnungen auf Beobachtungen und Anregungen der Pflegenden eingehen. Sie kennen die gebräuchlichsten Chemotherapeutika und machen sich mit den Grundsätzen der Radiotherapie vertraut. Sie können mit Einfühlungsvermögen Betroffene über schwierige Situationen informieren und ihnen beistehen. Sie zeigen Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen gegenüber in allem eine empathische und offene Grundhaltung. Mit onkologischen oder radio-onkologischen Vorkenntnissen werden die Assistentinnen und Assistenten für sechs Monate oder länger in der Ambulanz eingesetzt. 5. 1. 2. Lernziele beim Einsatz in der Ambulanz Die Weiterzubildenden können die zur Radiotherapie zugewiesenen Patientinnen und Patienten über ihre Krankheit, die Ergebnisse der zuvor durchgeführten Untersuchungen Krankengeschichte informieren, anlegen. sie Sie klinisch können das untersuchen und eine Therapiekonzept nach Rücksprache mit dem Facharzt erstellen und den Betroffenen erklären. Sie können Patientinnen und Patienten den praktischen Ablauf der Vorbereitungen sowie der Bestrahlung erklären und über die Wirkung ionisierender Strahlen aufklären. Sie können nach Rücksprache mit dem zuständigen Facharzt die Wirkung sowie potenziellen Risiken einer Radiotherapie (Nebenwirkungen; Komplikationen) Auskunft erteilen und dokumentieren diese Besprechungen in der Krankengeschichte. Sie lernen, klinische Spezialuntersuchungen (HNO-Status einschliesslich FiberEndoskopie, gynäkologische Untersuchung mit Spekulum und manueller 10 150212_DZ, v.2.0 Austastung, Rektalpalpation bei gynäkologischen, urologischen und interstinalen Tumoren) selbständig durchzuführen und mittels einer Skizze zu dokumentieren. Sie kennen die akuten Strahlenreaktionen der bei einer Radiotherapie exponierten Normalgewebe und können supportive Massnahmen anordnen und durchführen. Sie betreuen die ihnen anvertrauten ambulanten Patientinnen und Patienten während der Zeit der Behandlung und stellen die Nachbetreuung einschliesslich einer Rücküberweisung und Berichterstattung sicher. Sie kennen die häufigsten Tumorerkrankungen und deren Prognose und können die Nachkontrollen entsprechend den individuellen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten kompetent anordnen und durchführen. Sie kennen mögliche Spätkomplikationen einer Radiotherapie einschliesslich deren Auswirkungen und Therapie-Möglichkeiten. Sie können die Indikation, Durchführung und den Verlauf einer radioonkologischen Behandlung in einem Brief an Hausärzte und mitbetreuende Kolleginnen schriftlich zusammenfassen. Gegenüber Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen zeigen sie in allem eine offene und empathische Grundhaltung. 5.2. Zweites und drittes Weiterbildungsjahr Diese Zeit dient der Vertiefung der onkologischen und radio-onkologischen Kenntnisse einschliesslich des Erlernens der Planung, praktischen Durchführung und Überwachung der Radiotherapie. Es wird empfohlen, das diese Zeit an mindestens zwei Kliniken im In- oder Ausland zuzubringen, um sich bereits in der Weiterbildung ein breites Spektrum der an diversen Kliniken unterschiedlichen Therapiekonzepte zu erwerben. 11 150212_DZ, v.2.0 5. 2. 1. Lernziele Strahlenphysik Basierend auf Grundkenntnissen des Aufbaus der Materie, der Strahlenarten sowie der Wechselwirkung von Strahlung mit der Materie können die Weiterzubildenden Tiefendosis-Kurven interpretieren und in der klinischen Routine die geeignete Strahlenart (Photonen, Elektronen, andere) und -Energie anwenden. Sie können die zur Dosimetrie geeigneten Messverfahren wählen und die MessGenauigkeit abschätzen. Strahlenschutz Unter Anwendung der Grundprinzipien des Strahlenschutzes sowie deren gesetzlichen Ausführungsbestimmungen können die Weiterzubildenden die zum Schutz der Patienten, des Personals sowie zum eigenen Schutz erforderlichen Massnahmen treffen. Sie können Strahlenunfällen vorbeugen und, im Falle eines Unfalles mit Strahlen, den Schweregrad abschätzen und die erforderlichen medizinischen Massnahmen einleiten. Strahlenbiologie Die Weiterzubildenden können die in Lehrbüchern und wissenschaftlichen Arbeiten beschriebenen Effekte ionisierender Strahlen in Zellkultur- und Tiermodellen interpretieren. Sie können für akut und spät reagierende Gewebe die Dosis-, Fraktionierungsund Volumen-abhängige Akut- und Spättoxizität angeben. Sie können in einer interdisziplinären Diskussion eine von ihnen ggf. bevorzugte Fraktionierung begründen sowie den Einsatz radio-sensibilisierender oder radioprotektiver Substanzen diskutieren. 12 150212_DZ, v.2.0 Sie können zum potenziellen Risiko einer Induktion von Tumoren durch eine Strahlentherapie Stellung nehmen. treffen. Tumorbiologie Die Weiterzubildenden können die für die Entstehung und Entwicklung maligner Tumoren in der Literatur beschriebenen relevanten Zell- und molekularbiologischen Mechanismen verstehen und sind in der Lage, sich auf diesem Gebiet kontinuierlich fortzubilden. Apparatekunde Die Weiterzubildenden können einem interessierten Laien bzw. einem Patienten die grundsätzliche Funktionsweise der in der Radio-Onkologie eingesetzten Geräte (CT, LINAC, Portal Imaging, Planungsrechner, Brachytherapie) erklären. Sie sind in der Lage, die zur Betriebssicherheit regelmässig oder bei Störungen zusätzlich durchgeführten Kontrollen und Messwerte eines LINAC mit dem verantwortlichen Physiker zu beurteilen. Radioanatomie Die Weiterzubildenden können die in einem Operations- oder Endoskopiebericht bzw. im schriftlichen Befund vom Radiologen beschriebenen anatomischen Strukturen in einem diagnostischen CT identifizieren und damit das GTV (Gross Tumor Volume) einer 3-dimensionalen Radiotherapie-Planung zugrunde legen. Radiotherapie-Planung,- Durchführung und Überwachung der Durchführung Die Kandidatinnen erlernen, anhand der Untersuchungsbefunde (Bildmaterial; Krankengeschichte; Operationsberichte; Histologiebefunde) das Zielvolumen für die Bestrahlungsplanung definieren. Sie können Dosis-Volumen-Histogramme interpretieren und kennen die Toleranz-Dosen kritischer Organe. Sie können mit Hilfe einer Medizinisch-technischen Fachperson eine Simulation anhand eines Computer-berechneten Planes durchführen, die Lage des 13 150212_DZ, v.2.0 Isozentrums kontrollieren und die Einstellung am Therapiegerät klinisch und anhand von Verifikationsaufnahmen überprüfen. Sie können einfache Bestrahlungen (ap/pa oder seitlich opponierende Felder) am Simulator oder am Therapiegerät einstellen und für Standard-Situationen die Monitoreinheiten berechnen bzw. auf Plausibilität hin beurteilen. Allgemeine Onkologie Die Weiterzubildenden Beschreibungen können histo- und zytopathologische Befund- maligner Tumoren (einschliesslich solide Tumoren, Sarkome und Lymphome) hinsichtlich der Prognose und im Hinblick auf eine geplante oder durchgeführte Radiotherapie interpretieren und im Bedarfsfall mit dem Pathologen Rücksprache nehmen. Sie können aufgrund anamnestischer Angaben sowie klinischer Untersuchungsbefunde eine Differentialdiagnose stellen und mit grösst-möglicher Treffsicherheit (Prä-Test-Wahrscheinlichkeit; Sensitivität; Spezifität) zusätzliche Untersuchungen (Labor; Bild-gebende Verfahren; invasive Untersuchungen) begründen und deren Ergebnisse interpretieren. Die Weiterzubildenden können einen Patienten über den Ablauf einer geplanten Tumoroperation in Grundzügen vorinformieren. Die Weiterzubildenden kennen die Wirksamkeit und relevante Nebenwirkungen der häufig angewandten chemotherapeutischen Medikamente (einschliesslich der Hormontherapie) und erkennen potenzielle Risiken der Interaktionen bei simultaner oder sequenzieller Radiotherapie. Die Weiterzubildenden können einem zuweisenden Kollegen bzw. einem Patienten in Grundzügen die Indikation und Durchführung einer Radio-NuklidTherapie beschreiben. 14 150212_DZ, v.2.0 Die Weiterzubildenden können einem Patienten die im Rahmen einer experimentellen Therapie (Phase I-Studie) angewandte Gentherapie erklären. Medizinische Statistik Die Weiterzubildenden kennen die häufigsten in der Fachliteratur angewandten statistischen Tests und können relevante Endpunkte in randomisierten klinischen Studien definieren. Sie können einem Patienten Fragestellungen, Einschluss-Kriterien, Randomisation und Durchführung klinischer Studien verständlich machen. Sie kennen Datenquellen der aktuell als Standard angesehenen onkologischen Therapie und können den Grad der Evidenz beurteilen. Sie können Originalarbeiten in Fachzeitschriften kritisch lesen und bewerten. Informatik Die Weiterzubildenden können sich medizinisch relevante Informationen (epidemiologische Daten; Diagnostik- und Therapie-Standards; laufende und abgeschlossene onkologische Studien; Therapie-Ergebnisse; Kongress-, Weiterund Fortbildungs-Veranstaltungen) über Datenbanken und Internet beschaffen. Rechtliche Aspekte, Ökonomie und Medizinethik Die Weiterzubildenden können einen Patienten, bei dem eine kurative oder palliative Radiotherapie geplant ist, über den Ablauf sowie die möglichen Akutnebenwirkungen kompetent informieren. Sie können die potenziellen Spätkomplikationen gewichten und die Patienteninformation dokumentieren. Die Weiterzubildenden kennen und beachten das Patientenrecht einschließlich der Aufklärungs-Pflicht („informed consent“) und der Bestimmungen zum Datenschutz. 15 150212_DZ, v.2.0 Die Weiterbildung schult das kommunikative Verhalten inklusive Patientenaufklärung sowie Aspekte der Ethik und vermittelt Grundkenntnisse in der Gesundheitsökonomie nach Kriterien der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit. Schulung in Kommunikation (Patientengespräch), Ethik und Gesundheitsökonomie werden ausdrücklich gefördert. Qualitätssicherung Die Weiterzubildenden können einem verunsicherten Patienten die zur BetriebsSicherheit vorgeschriebenen bzw. bestehenden Kontroll-Mechanismen erklären. Sie sind mit den in klinischen Studienprotokollen geforderten Qualitätskontrollen („Quality Assurance“) vertraut und können die entsprechende Dokumentation vornehmen. Umgang mit Risiken und Fehlern Die Kandidaten erlernen den Umgang mit Risiken und können erkannte Fehler darstellen. Sie erlernen den Umgang mit „CIRS“ und sind ausserdem in der Lage Fehler zu erläutern gegenüber Mitarbeitern und Vorgesetzten. Prinzipien des Schweizerischen Sicherheitsmanagements Akademie der (gemäss Medizinischen Empfehlungen Wissenschaften, der SAMW) (www.samw.ch) bei der Untersuchung und Behandlung von Patienten und im Umgang mit Komplikationen im Rahmen der ärztlichen Tätigkeit werden beachtet. 5.3. Viertes Weiterbildungsjahr In dieser Zeit sollen die Weiterzubildenden weitgehend selbständig arbeiten und Funktionen von Oberärzten unter entsprechender Supervision übernehmen können (Oberarzt iV). In dieser Zeit können sie sich auch Spezialkenntnisse und praktische Fertigkeiten wie stereotaktische Bestrahlungen, intrakavitäre und interstitielle Brachytherapie, inverse Planung, Bestrahlung von Hauttumoren und Ganzkörper-Bestrahlungen erwerben. Je nach Interesse und Möglichkeiten können 16 150212_DZ, v.2.0 mehrwöchige Aufenthalte in anderen Kliniken zur Erlernung der Grundlagen weiterer Techniken (Protonenbestralung; intraoperative Radiotherapie; interstitielle Brachytherapie) organisiert werden. 5. 3. 1. Lernziele Therapieplanung und -Durchführung Die Weiterzubildenden können selbständig Zielvolumina für die häufigsten Tumorsituationen definieren, mit MTRA sowie Physikern die Pläne begutachten und Optimierungen besprechen. Sie können mögliche Fehlerquellen bei einer Bestrahlung hinsichtlich der Auswirkungen auf die applizierte Dosis (Feldgrösse; Abstand zur Quelle; Energie; Weglassen von Blöcken oder Lamellen; Verwechseln von Keilfiltern; Weglassen von Bolus; Dosis-Unterschiede infolge unterschiedlicher Durchmesser im bestrahlten Volumen) einschätzen und Maßnahmen zur Vermeidung von Fehlern ergreifen. Sie können bei kritischen Situationen bei der Bestrahlung die Lagerung, Feldeinstellung und Dokumentation beurteilen und Einstell-Kontrollaufnahmen bewerten. Tumor Boards und Konsilien Die Weiterzubildenden können im Rahmen eines Tumor Boards für die häufigsten Situationen das Fach kompetent vertreten und den Konsilardienst übernehmen. Lehre und Forschung Weiterzubildende können an einem nationalen oder internationalen Kongress Resultate ihrer klinische Forschung vortragen und diskutieren. Sie können interne und externe Mitarbeiter (Pflege, MTRA) unterrichten und Studierende sowie jüngere Kolleginnen und Kollegen ins Fach sowie in die tägliche Arbeit einführen. 17 150212_DZ, v.2.0 6. Facharzt-Weiterbildung in einer anderen onkologischen Disziplin Im Rahmen der Weiterbildung in Medizinischer Onkologie wird ein Jahr im Fachbereich Radio-Onkologie/Strahlentherapie angerechnet. Weiterzubildende werden, je nach Vorkenntnissen und Neigung ausschliesslich in der Ambulanz oder auch im Bereich der Therapieplanung eingesetzt. Die Lernziele entsprechen dem im Abschnitt 5. 1. 1. und 5. 1. 2. aufgeführten Lernzielen für radio-onkologische Weiterzubildende. 7. Facharzt-Weiterbildung mit nicht onkologischer Ausrichtung Die Weiterbildung für nicht-onkologische Fachrichtungen vermittelt die unter 5.1.1. zusammengefassten Lernziele. Eine Anstellung am Institut für Radioonkologie für ein Fremdjahr wird vor allem Kolleginnen und Kollegen empfohlen, die ein spezielles Interesse an Arbeiten mit Tumorpatienten haben (z.B. im Rahmen der Weiterbildung für Allgemeine Medizin FMH oder Psychiatrie FMH). Kolleginnen und Kollegen, die sich in diesem Jahr für eine Weiterbildung in RadioOnkologie/Strahlentherapie entscheiden, können unter Anrechnung dieses Jahres in das Fachcurriculum wechseln. 8. Evaluation der Weiterbildung Die Weiterbildung schliesst mit der jährlich durchgeführten Facharzt-Prüfung. Kandidatinnen und Kandidaten, deren Fortschritte und Leistungen von Seiten des Mentors als ungenügend eingeschätzt wird, kann die Teilnahme an der Facharztprüfung nicht verwehrt werden, doch ist dieser verpflichtet, seine Bedenken anzubringen und Verbesserungsmöglichkeiten vorzuschlagen. 9. Abschliessende Bemerkungen Die Teilnahme and den aufgeführten Angeboten zur Weiterbildung sichert den Erwerb der Facharztreife. Dies wird durch folgende Bescheinigungen bestätigt: Bescheinigung im Rahmen der halbjährlichen fachlichen Mitarbeitergespräche Bestätigung der Teilnahme an Fallbesprechungen (Tumor Boards) im Mitarbeiterkalender 18 150212_DZ, v.2.0 Bestätigung von Teilnahmen an Kongressen, Symposien und Weiterbildungsveranstaltungen Dokumentation der gehaltenen Vorträge zu den biologischen, physikalischen und klinischen Grundzügen der Radioonkologie Kopie der Publikation/-en Die Teilnahme an den Vorträgen und Veranstaltungen sowie der Stand der erworbenen Kenntnisse werden vor der Ausstellung der Facharztzeugnisses klinikintern durch den Leiter der Weiterbildungsstätte überprüft. Ferner erfolgt vor der Ausstellung des Facharztzeugnisses noch ein fachliches Gespräch des Weiterzubildenden mit dem Leiter der Weiterbildungsstätte. Chur, 12. Februar 2015 19 150212_DZ, v.2.0 10. Anhang Leitlinien und Manuale (nicht abschliessende Auswahl) Die Kenntnis der relevanten Leitlinien (NCI, SASRO, DEGRO, ASTRO, ASCO, NICE, NCCN, ESMO, AUA, ACR) wird im Sinne der evidenzbasierten Medizin erwartet. Dabei ist das Erstellungsdatum zu berücksichtigen. Internet Adressen AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) http://www.awmf.org/leitlinien/aktuelle-leitlinien.html SASRO (Scientific Association of Swiss Radiation Oncology) www.sasro.ch Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) www.degro.org Schweizerische Gesellschaft für Strahlenbiologie und Medizinische Physik (SGSMP) www.sgsmp.ch American Society for Radiation Oncology (ASTRO) www.astro.org American Society for Clinical Oncology (ASCO) www.asco.org American Brachytherapy Society (ABS) www.americanbrachytherapy.org 20 150212_DZ, v.2.0 Zeitschriften im Institut Brachytherapy Info@Onkologie Info Onkologie & Hämatologie International Journal of Radiation Oncology, Biology, Physics Journal of Clinical Oncology Medizinische Physik Radiotherapy and Oncology Weitere fachspezifische Zeitschriften sind über die elektronische Bibliothek des Kantonsspitals Graubünden kostenlos zugänglich (www.swissconsortium.ch) 21 150212_DZ, v.2.0