Abschlussveranstaltung BASIcK am 12.12.14 - DRK-MV

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18.12.2014
SPRICH MIT MIR!
SELEKTIVER MUTISMUS IN DER
KINDERTAGESFÖRDERUNG
Referentin:
Dezember 2012 - Carmen Koop - Bildungszentrum Teterow
Carmen
Koop
SELEKTIVER MUTISMUS
• Was wissen Sie über dieses Störungsbild?
• Haben Sie eigene Erfahrungen mit Kindern,
die Kommunikation vermeiden?
• Kennen Sie Betroffene oder Angehörige?
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BEGEGNUNGEN IN DER PRAXIS
Max, Emi und Sarah
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BEGEGNUNGEN IN DER PRAXIS
•
•
•
•
MAX
Max ist sehr still und zurückhaltend.
Max spricht nicht mit den Erzieherinnen.
Max schaut den Erzieherinnen nicht in die Augen.
Es konnte noch nicht beobachtet werden, dass Max mit
anderen Kindern spricht.
• Zu Hause spricht Max nach Aussagen der Mutter normal.
• Wenn Max unbeobachtet von Erwachsenen ist,
spricht er mit anderen Kindern.
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BEGEGNUNGEN IN DER PRAXIS
• Emi spricht im Kindergarten nur mit ihrem Bruder und
mit ihrer Freundin.
• Gegenüber Erzieherinnen und anderen Kindern
übernehmen beide Kinder die Sprache für Emi.
• Zu Hause ist Emi sehr kommunikativ und
durchsetzungsstark.
Emi
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BEGEGNUNGEN IN DER PRAXIS
• Sarah hat nur eine Spielfreundin in der KiTa, mit der sie
spricht. Kommt noch ein Kind hinzu, zieht sie sich zurück.
• Den Erzieherinnen gegenüber äußert sie auf Nachdruck
hin sehr leise nur ein „Guten Tag“ und ein „Tschüss“.
• Körperliche Nähe vermeidet sie ebenso wie jeglichen
Blickkontakt.
• Zu Hause spricht Sarah normal, wenn kein Besuch da ist.
Kommt z.B. die Oma zu Besuch, verstummt sie sofort.
Sarah
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BEGEGNUNGEN IN DER PRAXIS
Was Max, Emi und Sarah gemeinsam haben:
• Sprechen in der Kernfamilie.
• Vermeiden von jeglicher Kommunikation mit
anderen Erwachsenen und/oder den meisten
anderen Kindern.
• Kaum vorhandene Mimik und Gestik,
erstarrte Körperhaltung bei Ansprache.
• Vermeiden von Blickkontakt.
• Mutter, Vater oder Tante waren bzw. sind selbst
ebenfalls betroffen.
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BEGEGNUNGEN IN DER PRAXIS
Was Max, Emi und Sarah unterscheidet:
• Max: • zweites Kind einer Erzieherin
• Mutter erkennt ohne Kenntnis des Störungsbildes im
Kleinkindalter Handlungsbedarf und sucht Hilfe
• nach mehreren therapeutischen Fehlversuchen erste
adäquate Hilfe mit ca. 23 Jahren
• Emi:
• Sarah:
• Eltern erfahren erstmals von Emis Schweigen, als diese
schon das Gymnasium besucht
• Emi erhält niemals professionelle Hilfe
• fällt in der KiTa auf und kommt in eine Integrativgruppe
• durch zu späte Kommunikation mit der Mutter verliert diese
das Vertrauen in die Fachkräfte
• erste adäquate Hilfe mit neun Jahren
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WIE WÜRDE ES IHNEN GEHEN?
Bitte fühlen Sie einmal in sich hinein. Ein Kind reagiert nun
schon seit Wochen oder Monaten nicht auf ihre
Bemühungen, mit ihm in Kontakt zu treten. Sie erhalten auf
keine Frage eine Antwort. Dieses Kind vermeidet
körperliche Nähe und jeglichen Blickkontakt zu Ihnen.
Manchmal spielt es mit anderen Kindern, aber sobald Sie
oder Kolleginnen in die Nähe kommen, stellt es die
meisten Aktivitäten ein, senkt den Blick und zeigt eine
völlig versteinerte Mimik, auf Ansprache auch Gestik.
Bei Gruppenaktivitäten folgt es kaum und
selten Ihren Aufforderungen. Es erobert nicht
den Raum, sagt beim Essen nicht was es will
und lässt oft Essen auf dem Teller.
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WENN KINDER NICHT SPRECHEN
Erwartungen
vom Umfeld
Bemühungen
und Besorgnis
Druck
Bewertungen
durch das
Umfeld
Zeigen von
Verwunderung,
Unverständnis,
Enttäuschung
Resignation
des Umfeldes
Kontaktversuche
Ausgrenzung
Einsamkeit, Isolation
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WENN KINDER NICHT SPRECHEN
Geistig
behindert?
Kann sie
nicht?
Autistisch?
Will sie
nicht?
Fall für die
Psychiatrie?
Fehlinterpretationen
des Schweigens
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WENN KINDER NICHT SPRECHEN
Angst,
Hilflosigkeit
Bei Ansprache
„Erstarrung“
Nonverbale
Kommunikation
gelingt kaum
Fehlende
Selbstwirksamkeitserfahrungen im
weiteren Umfeld
Fehlende
Erfahrungen mit
Kommunikation
Fehlende
Erfahrungen im
Sozialverhalten
Abnehmendes
Selbstwertgefühl
Ich trau mir nichts mehr zu.
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WAS IST MUTISMUS?
• Mutismus kommt von „mutus“ (lateinisch) und
bedeutet „stumm, sprachlos, still“.
• Das Kind spricht nicht trotz vorhandener
physiologischer Sprachfähigkeit und vollzogenem
Spracherwerb.
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FORMEN DES MUTISMUS
Mutismus
Totaler Mutismus
komplettes
Schweigen bei
erhaltenem
Hörvermögen
(S)elektiver Mutismus
Passagerer
Mutismus
Schweigen bestimmten
Personen gegenüber
oder in definierten
Situationen
Teil einer Störung mit
Trennungsangst,
Kernauslöser: Furcht
vor der Trennung
ICD 10 F94.0 Elektiver Mutismus
ICD 10 F93.0
Früh- und Spätmutismus (auch Schulmutismus) werden nach dem
zeitlichen Beginn der Störung unterschieden.
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DEFINITION NACH ICD-10
F94.0 Elektiver Mutismus
Dieser ist durch eine deutliche, emotional bedingte Selektivität des Sprechens
charakterisiert, so dass das Kind in einigen Situationen spricht, in anderen
definierbaren Situationen jedoch nicht. Diese Störung ist üblicherweise mit
besonderen Persönlichkeitsmerkmalen wie Sozialangst, Rückzug, Empfindsamkeit oder
Widerstand verbunden.
Inkl.: Selektiver Mutismus
Exkl.: Passagerer Mutismus als Teil einer Störung mit Trennungsangst bei jungen
Kindern (F93.0)
Schizophrenie (F20.-)
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (F84.-)
Umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache (F80.-)
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DIAGNOSTISCHE KRITERIEN NACH
DSM-IV-313.23
Selektiver Mutismus
• A – Andauernde Unfähigkeit, in bestimmten Situationen zu sprechen (in denen das
Sprechen erwartet wird, z.B. in der Schule), wobei in anderen Situationen
Sprechfähigkeit besteht.
• B – Die Störung behindert die schulischen oder beruflichen Leistungen oder die soziale
Kommunikation.
• C – Die Störung dauert mindestens einen Monat (und ist nicht auf den ersten Monat
nach Schulbeginn beschränkt).
• D – Die Unfähigkeit zu sprechen ist nicht durch fehlende Kenntnisse der gesprochenen
Sprache bedingt, die in der sozialen Situation benötigt werden oder dadurch, das der
Betroffene sich in dieser Sprache nicht wohlfühlt.
• E – die Störung kann nicht besser durch eine Kommunikationsstörung (z.B. Stottern)
erklärt werden und tritt nicht ausschließlich im Verlauf einer tiefgreifenden
Entwicklungsstörung, Schizophrenie oder einer anderen Psychotischen Störung auf.
Katz-Bernstein, 2011, S. 27 (nach Saß et.al.1998)
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ELEKTIV
ELEKTIV
SELEKTIV
SELEKTIV
• suggeriert, dass die
betroffene Person selbst
die Wahl treffen kann,
wann und mit wem sie
kommuniziert
• Betroffene können auch bei
größter Bemühung nicht
beeinflussen, wann und mit
wem sie kommunizieren, die
Situation bestimmt, ob das Kind
zu sprechen in der Lage ist
• kann als freiwilliges
Schweigen verstanden
werden und birgt die
Gefahr einer
Verharmlosung des
Schweregrads dieses
Störungsbildes
• „Bei dieser Art von Störungen
stehe das Kind wie unter einem
„Bann“ bzw. Zwang, das
Sprechen an bestimmten
Orten oder in bestimmten
Situationen einzustellen und
keinen Laut von sich zu
geben.“ (Katz-Bernstein 2011, S. 26)
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ART DER STÖRUNG
Fachleute haben unterschiedliche Auffassungen:
Kommunikationsstörung
• als subjektiv sinnvolle
Bewältigungsstrategie des
Kindes anzusehen
• betrifft nicht nur das Kind,
sondern muss in seinen
Wechselwirkungen im
interpersonellen Geschehen
verstanden werden (nach R. Bahr)
Angststörung
• im aktuellen DSM-V (USA)
unter Angststörungen
eingeordnet
• Merkmale der drei
Formen der kindlichen
Ängste finden sich auch
beim selektivem Mutismus
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DREI FORMEN
DER KINDLICHEN ÄNGSTE
Trennungsangst
Vermeidungsverhalten
Extreme Angst vor
der Trennung von
vertrauten
Bezugspersonen
Übermäßiges
Zurückschrecken vor
unbekannten Personen,
dadurch Einschränkung
sozialer Beziehungen,
Schüchternheit und
mangelnder sozialer
Kontakt
Alle hier
genannten Merkmale
finden wir beim selektiven Mutismus.
Störung mit
Überängstlichkeit
Übermäßige, unrealistische
Befürchtungen, verbunden
mit Gefühlen extremer
Beklommenheit
Nachdenken über
Leistungen und allgemeine
Angespanntheit bis zur
Erstarrung
Vgl. Katz-Bernstein 2011, S. 27, 28
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KINDLICHE ÄNGSTE
UND SELEKTIVER MUTISMUS
Gemeinsamkeiten (nach Carbone et. al 2010, 1058: vgl. Katz-Bernstein 2011. S. 28)
• die hohe Co-Morbidität beider Störungen
• die hohe Rate der Angststörungen bei den
Angehörigen
• ähnliche Temperamentsmerkmale beider Störungen
• die Ähnlichkeit der therapeutischen Maßnahmen
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CO-MORBIDITÄT
UND RISIKOFAKTOREN
Psychopathologische Auffälligkeiten
(Rösler 1986):
• Angstsymptome (90,6%)
• Passives Rückzugsverhalten (63%)
• Stimmungsschwankungen (37,5%)
• Konzentrations- und
Leistungsstörungen (37,5%)
• Aggressivität (28,1%)
• Hypermotorik (28,1%)
• Markante Mimik und Gestik (28,1%)
• Hartnäckigkeit (18,8%)
• Bettnässen (Enuresis) (31,2%)
• Tics, Jactation, Stereotypien (21,9%)
• Zwänge (21,9%)
• Einkoten (Enkopresis) (6,3%)
• Nägelkauen (Onychophagie),
Daumenlutschen und
Haareraufen (40,6%)
Weitere Befunde bezüglich
neurologischer Auffälligkeiten
• Pathologische Anamnese (50%)
• Auffällige Anamnese (34,4%)
• Unauffällige Anamnese (15,6%)
• Klinisch-neurolog. Befund (50%)
• Pathologisches EEG (50%)
Entwicklungsstörungen
• Statomotorische
Entwicklungsverzögerung (31,3%)
• Sprachentwicklungsverzögerung
(65,6%)
• Sprachstörung (46,6%)
• Visuo-motorische Störung (40,6%)
• Linkshändigkeit (12,5%)
• Lese-Rechtschreibschwäche
(15,6%)
Vgl. Katz-Bernstein 2011, S. 35
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CO-MORBIDITÄT
UND RISIKOFAKTOREN
Weitere Risikofaktoren
• Migration und Bilingualität (28% bzw. 22%)
• Psychische Störungen, Persönlichkeitsstörungen der Eltern (10,5%)
• Mutistischanmutende Verhaltensweisen der engsten Angehörigen
(72,2%, Kontrollgruppe 17,6%)
• Prä-, peri-, postnatale Komplikationen (75%)
• Störung der pragmatisch-kommunikativen Kompetenz
• Temperamentsmerkmale wie z.B. Rückzug, Scheu, Ängstlichkeit,
Schweigsamkeit (Steinhausen/Juzi 1996, zit. n. Hartmann 2002)
• Geschwister- oder Zwillingskonstellation (Subellok et al. 2011)
Vgl. Katz-Bernstein 2011, S. 35
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CO-MORBIDITÄT
UND RISIKOFAKTOREN
Zusätzlich auftretende Sprachstörungen
Stottern, Poltern-Stottern
Partielle, multiple Dyslalie
Disarthrophonie, Dysarthrie, Dyspraxie
Stark eingeschränkter Wortschatz, semantische Störungen
Grammatische (syntaktisch-morphologische) Störungen
Sprachentwicklungsstörung bei Zweisprachigkeit
Vgl. Katz-Bernstein 2011, S. 35
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HÄUFIGKEIT UND VERTEILUNG
• Fachliteratur spricht von 0,1 – 0,7% Betroffenen mit
der Vermutung einer hohen Dunkelziffer.
• Universität Dortmund erhielt bei Befragung von 405
Klassenlehrerinnen und –lehrern bezogen auf 7917
Schüler ein Ergebnis von 2,6%.
• Mädchen sind offenbar häufiger betroffen als
Jungen.
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STUDIEN ZUR GESCHLECHTERVERTEILUNG BEI
SELEKTIVEM MUTISMUS
Studien Bahr,
Anzahl Fälle
männlich
weiblich
Wright (1968)
24
7/24 = 29 %
17/ 24 = 71 %
Kos-Robes (1976)
25
10/25 = 40 %
15/ 25 = 60 %
Funke et al. (1978)
17
05/ 17 = 29 %
12/17 = 71 %
Löwenstein (1979)
21
16/ 21 =76%
05/ 21 = 24 %
Wergeland (1979)
11
04/11 = 36%
07/11 = 64 %
Rösler (1981)
32
13/32 = 41 %
19/ 32 = 59 %
Kolvin & Fundudis (1981)
24
11/24 = 46 %
13/ 24 = 54 %
Wilkins (1985)
24
07/ 24 = 29 %
17/ 24 = 71 %
Cline & Kysel (1987)
23
11/23 = 48 %
12/23 = 52 %
Sluckin et al. (1992)
25
05/ 25 = 20 %
20/ 25 = 80 %
Krohn et al. (1992)
20
08/ 20 = 40 %
12/20 = 60 %
Black & Uhde (1995)
30
09/ 30 = 30 %
21/ 30 =70 %
Gesamt:
276
106/ 276 = 38 %
170/ 276 = 62 %
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Bahr, 2002
URSACHEN
• Erklärungsmodelle verschieden (psychologisch,
organisch, genetisch)
• Ursachen multifaktoriell
• Gerade bei Angststörungen spielen genetische
Faktoren eine große Rolle (bis zu 52,3% Vererbung
bei Verwandten ersten Grades, vgl. Hartmann, 2011)
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MÖGLICHE FOLGEN
Nichtbehandlung
• Manifestation
• inadäquater
Bildungsabschluss
• Folgestörungen
wie Sozialphobie,
Depressionen
• Isolation,
Kontaktarmut
• Abhängigkeit vom
Sozialsystem
falsche Behandlung
• Häufung von
Misserfolgserfahrungen
• Manifestation
• inadäquater
Bildungsabschluss
• Folgestörungen
• Isolation
• Abhängigkeit vom
Sozialsystem
adäquate Therapie
• Selbstwirksamkeitserfahrungen
• Erlernen neuer
Bewältigungsstrategien
• Angemessener
Bildungsabschluss
• Soziale
Eingebundenheit
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MÖGLICHE FOLGEN
FÜR DIE BETROFFENEN
Hohe, sehr häufige und anhaltende Ausschüttung von Stresshormonen !
Auswirkungen
HerzKreislaufSystem
Merkfähigkeit
Konzentrationsfähigkeit
Wahrnehmung
der Umwelt
Blackouts
Auf Dauer:
Schädigung der
Nervenzell-Strukturen
des Gehirns
Explorationsfähigkeit
Immunsystem
Körperliche Belastbarkeit
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MÖGLICHE FOLGEN
FÜR DIE BETROFFENEN
Erfahrungen von:
• regelmäßigem Scheitern
• wenig bis keiner Selbstwirksamkeit
• einseitigen Bewältigungsstrategien
(Vermeidung)
• Ohnmacht
• Ausgeliefertsein
•
•
•
•
•
• „Ich schaff das nicht!“
• „Ich bin anders.“
• „Ich kann weniger als alle
anderen.“
• „Ich enttäusche alle.“
• „Niemand kann mir helfen.
Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl können nicht aufgebaut werden
Basis für den Aufbau eines positiven und umfassenden Selbstbildes fehlt
Herausbildung von negativen Glaubenssätzen
„negative“ Nervenzell-Netzwerke im Gehirn stabilisieren sich
„positive“ nervenzell-Netzwerke nehmen ab (vgl. Bauer, 2011)
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MÖGLICHE FOLGEN
FÜR DIE FAMILIE
• Bewertungen, Schuldzuweisungen vom Umfeld
• Unverständnis und Druck vom Umfeld
• Hilflosigkeit und Verzweiflung
• Unsicherheit im Umgang mit Kind und Umfeld
• Ratlosigkeit: Niemand kann helfen!
• Schuldgefühle
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MÖGLICHE FOLGEN
FÜR FACHKRÄFTE
• Scheitern aller Bemühungen?!
• Zweifeln an den eigenen pädagog. Fähigkeiten
• Zuwendungsverhältnis: einzelnes Kind
Gruppe ?!
• Diskrepanzen mit den Eltern
• Unsicherheit und Hilflosigkeit
• Ärger, Wut, Enttäuschung, Resignation
• Ratlosigkeit: Niemand kann helfen!
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FRÜHERKENNUNGSMERKMALE
Hartmann beschreibt:
• Geringes bis fehlendes Explorationsverhalten des
Kindes
• Permanente Positionierung in der Nähe oder auf
dem Schoß der Mutter
• Keine verbalkommunikative oder körpersprachliche
Kontaktaufnahme zu anderen Krabbelkindern
• Selbstisolierung
• Konstantes Fremdeln
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FRÜHERKENNUNGSMERKMALE
Außerdem:
•
•
•
•
•
wenig Bewegungsdrang
Einschlafstörungen
Launenhaftigkeit
Wutanfälle, wenn etwas anders läuft als gewollt
regelrechte Weinanfälle
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THERAPEUTISCHE MÖGLICHKEITEN
Nach erfolgter Ursachenklärung gibt es ff. Möglichkeiten:
• Psychotherapie
• Sprachheilpädagogische oder logopädische Behandlung
• medikamentöse (zusätzliche) Behandlung
• Ansätze wie Spieltherapie, systemischen Herangehensweisen,
Familientherapie
1. Voraussetzung: Fachkräfte kennen das Störungsbild!
2. Wichtig ist ein interdisziplinäres Vorgehen!
3. Ausschlaggebend ist auch, wem der Kontakt zum Kind gelingt.
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GEZIELTE THERAPIEN
Drei Therapien, die auf selektiven Mutismus spezialisiert sind:
DortMut
KoMut
SyMut
Dortmunder
Mutismustherapie
Kooperative
Mutismustherapie
Systemische
Mutismustherapie
Katz-Bernstein, N.
Feldmann, D.
Kopf, A.
Kramer, J.
Hartmann. B.
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DORTMUT
• Ausgangspunkt: Jeder möchte sprechen!
• Hintergrund:
Spracherwerb durch wechselseitige
Interaktionsprozesse mit bedeutungsvollen anderen Personen, abhängig von
bedeutsamen Handlungszusammenhängen
• Zentrales Mittel: geschützte Ausgangsposition
• Methodik:
interaktiv, ressourcenorientiert,
Transferarbeit, systemisch, vernetzend
• Prinzip:
Selbstwirksamkeitserleben
Transferarbeit, Vernetzung
• Fernziel:
Betroffener erlebt sich als sozial
kompetenter kommunikativer Akteur
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KOMUT
Unter einem Save-Place versteht
man einen für das Kind sicheren
Ort als Ausgangspunkt (es darf
sich zurückziehen, verweigern,
abwägen, testen usw.).
Aufbau der nonverbalen
Kontaktaufnahme bis hin zum
Sprechen:
1. nonverbal, nonvokal (ohne
Stimme / flüstern),
2. nonverbal, vokal
3. verbal, nonvokal
4. verbal , vokal
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SYMUT
• Wichtige Grundlage:
Therapievertrag mit
konkreten Zielen und
Belohnungssystem mit
Punkteverteilung
• Setzt eine gewisse
Ausübung von Druck
auf das Kind voraus,
um Veränderungen in
eine positive Richtung
zu bewirken
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WAS KÖNNEN SIE TUN?
Achten Sie auf eine Ausgewogenheit des
betroffenen Kindes innerhalb der Gruppe:
Ausgrenzung
im Mittelpunkt
stehen
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WAS KÖNNEN SIE TUN?
Gehen Sie immer davon aus,
dass das Kind sprechen möchte,
auch
wenn es für Sie nicht so aussieht.
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WAS KÖNNEN SIE TUN?
Zeigen Sie dem Kind:
• dass Sie Verständnis haben für sein Verhalten
• dass Sie aber weiterhin an einer
Beziehungsaufnahme interessiert sind
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WAS KÖNNEN SIE TUN?
Beobachten Sie das Verhalten des Kindes neugierig
Beobachten Sie über einen längeren Zeitraum!
Dokumentieren Sie das Kommunikationsverhalten
Befragen Sie die Eltern zum
Kommunikationsverhalten des Kindes zu Hause und
in weiterer Umgebung
• Erörtern Sie ggf., ob für das Kind eine derzeitige
besondere Stresssituation vorliegt
•
•
•
•
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WAS KÖNNEN SIE TUN?
• Üben Sie keinen Druck auf das Kind aus.
• Finden Sie heraus, wo seine Interessen liegen.
• Wecken Sie das Interesse des Kindes, teilnehmend
seine Umgebung zu beobachten.
• Versuchen Sie kleinschrittig, zunächst nonverbal mit
dem Kind zu kommunizieren.
• Finden Sie nach und nach heraus, wo seine Stärken
liegen und wo es besonderen Hilfebedarf hat.
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WAS KÖNNEN SIE TUN?
• Setzen Sie sich inhaltlich mit dem Störungsbild
auseinander.
• Klären Sie die Angehörigen des Kindes auf.
• Klären Sie ggf. ihre Kollegen auf.
• Unterstützen Sie die Eltern, frühzeitig Hilfe zu
organisieren, v.a. wenn es Ihnen nicht gelingt,
das Problem in der Tagesförderung zu lösen.
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WAS KÖNNEN SIE TUN?
„Auf den anderen Warten heißt: ...
• ... auf ihn neugierig sein und seinen Freiraum
achten.
• ... das Vertrauen schaffen, dass man anzutreffen ist,
und notfalls entgegenkommt.
• ... nicht manipulativ gängeln, sondern kooperativ
locken.
• ... einander Spielraum geben, um sich schöpferisch
zu unterstützen.“
(Schönberger, Praschak, Jetter 1987, 190 ff)
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WIR SCHAFFEN DAS!
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WIR SCHAFFEN DAS!
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THERAPEUTEN IN DEUTSCHLAND
• Rote Punkte für Therapeuten aus dem
Netzwerk der Universität Dortmund
• Grüne Punkte für Therapeuten aus
dem Netzwerk Mutismus Selbsthilfe
Deutschland
• Rot-grün für die Therapeuten, die in
beiden Netzwerken eingetragen sind
•
In MV stimmen die Punkte etwa geografisch mit
den Standpunkten überein, in den anderen
Bundesländern orientieren sie sich ausschließlich
an der Anzahl der Therapeuten in einem
bestimmten PLZ-Bereich
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LITERATUR
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Bahr, R. (1998). Schweigende Kinder verstehen. Kommunikation und Bewältigung beim elektiven
Mutismus. 2. Aufl. Heidelberg: Ed. Schindele.
Bahr, R. (2004). Wenn Kinder schweigen. Redehemmungen verstehen und behandeln. Ein
Praxisbuch. 2. Aufl. Düsseldorf/Zürich: Walter Verlag.
Buß, M. (2005). Kommunikationsstörung Mutismus.Integration und Förderung von Kindern in den
Schulalltag. Norderstedt: Grin Verlag.
Dobslaff, O. (2005). Mutismus in der Schule. Erscheinung und Therapie. Ed. Marhold: Berlin.
Hartmann, B. (1997). Mutismus. Zur Theorie und Kasuistik des totalen und elektiven Mutismus.
4.Aufl. Berlin: Ed. Marhold.
Hartmann, B. (Heft 6. Oktober 2011). Mutismus und Schule-Grundlagen, Empfehlungen und
Strategien für den Umgang mit schweigenden Schülern. Mutismus.de, S. 04-22.
Hartmann, B., Lange, M. (2013). Mutismus im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter. Für
Angehörige, Betroffene sowie therapeutische und pädagogische Berufe. 6. Aufl. Roßdorf: TZVerlag.
Katz-Bernstein, N. (2011). Selektiver Mutismus bei Kindern. Erscheinungsbilder, Diagnostik,
Therapie. 3. Aufl. München: Ernst Reinhardt.
Katz-Bernstein, N. M.-S.-S. (2012). Mut zum Sprechen finden. Therapeutische Wege mit selektiv
mutistischen Kindern. 2. Aufl. München: Ernst Reinhardt.
Katz-Bernstein, N. S. (2002). Gruppentherapie mit stotternden Kindern und Jugendlichen.
Konzepte für die sprachtherapeutische Praxis. München, Basel: Ernst Reinhardt.
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INTERNETSEITEN
•
•
•
•
http://www.fk-reha.tu-dortmund.de/zbt/de/spa/DortMuZ/ind
www.selektiver-mutismus.de/
http://www.mutismus.de/
www.boris-hartmann.de/
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