PROGRAMM - Beethoven Orchester Bonn

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Wir spielen für Dich!
2. KAMMERKONZERT
IN LA REDOUTE
Sonntag, 27. Januar 2013, 18 Uhr
La Redoute
Er träumt von
künftger Frühlingszeit
MITGLIEDER DER
BERLINER
PHILHARMONIKER
PROGRAMM
Wir spielen für Dich!
Klingt gut!
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Foto: Barbara Aumüller
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PROGRAMM
Er träumt von künftger Frühlingszeit
Joseph Mysliveček (1737-1781)
Streichquintett Nr. 2 Es-Dur op. 2,2 (um 1773)
Allegro con brio
Largo
Presto
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Streichquintett C-Dur KV 515 (1787)
Allegro
Menuetto – Trio
Andante [urspr. Larghetto]
[Allegro]
PAUSE
auch
Programmhefte
serer
als Pdf auf un
bar.
Homepage verfüg
Johannes Brahms (1833-1897)
Quintett für Klarinette und Streichquartett h-Moll op. 115
in der Version für Solo-Viola und Streichquartett
Allegro
Adagio
Andantino – Presto non assai, ma con sentimento
Finale: con moto
MITGLIEDER DER BERLINER PHILHARMONIKER
Bernhard Hartog Violine
Rüdiger Liebermann Violine
Máté Szücs Solo-Viola
Walter Küssner Viola
Stephan Koncz Violoncello
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Göttlicher Böhme
Joseph Mysliveček, Streichquintett Nr. 2 Es-Dur
Als Wolfgang Amadeus Mozart im Jahr 1777 nach München reiste, führte ihn sein erster Weg direkt zu Joseph Mysliveček. Wie
Mozart erfahren hatte, war Mysliveček kurz zuvor an der Syphilis
behandelt worden. Als er
aber seinem guten alten
Freund im Garten des örtlichen Herzogspitals begegnete, war er erschüttert, denn
ein dilettantischer Chirurg
hatte Mysliveček einfach die
Nase weggebrannt. „Mir
gingen seine Worte und seine
Gestalt so zu Herzen, dass ich
Joseph Mysliveček
nichts als halb weinend sagen
konnte“, so Mozart in einem
Brief an Vater Leopold. Trotz dieser Entstellung gab sich
Mysliveček aber gegenüber seinem einzigen Besucher so, wie
dieser ihn schon 1770 bei der ersten Begegnung in Bologna
erlebt hatte: „Wenn sein Gesicht nicht wäre, so wäre er völlig der
nämliche: voll Feuer, Geist und Leben. Ein wenig mager, natürlich; aber sonst der nämliche gute und aufgeweckte Mensch.“
Zwar musste sich Mysliveček auch in seinen letzten vier Lebensjahren mit weiteren Krankheiten plagen, seiner ungebremsten
Schöpferlust tat das aber keinen Abbruch – im Gegenteil: Bis er
verarmt in Rom seine letzte Ruhestätte fand, türmte er auf sein
ohnehin schon beeindruckendes Schaffen ein Werk nach dem
anderen. Knapp 30 Opern und acht Oratorien, über fünfzig
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Sinfonien, sechzehn Konzerte und über 140 Kammermusikwerke
stehen da bei einem Komponisten zu Buche, der erst verhältnismäßig spät seiner Berufung folgen sollte. Denn bevor er 1763
mit immerhin schon 26 Jahren nach Italien ging, um dort zu
einem gefeierten Musiker zu reifen, hatte der gebürtige Prager
zunächst in der familieneigenen Mühle ausgeholfen. Da ahnte
er nicht, dass er einmal als „Divino Boemo“ (Göttlicher Böhme)
bejubelt werden würde.
Myslivečeks Gespür für eingängige Melodik sowie für originelle
Klangfarben und Rhythmen beeindruckte aber nicht nur das
Opernpublikum in Wien und München, auch in Mozarts frühem
Opernschaffen ist der Einfluss Myslivečeks erkennbar. Vielleicht
war es wirklich kein Zufall, dass Mozart in jenem Jahr 1773 sein
erstes Streichquintett schrieb, in dem wohl auch Myslivečeks
zweites von insgesamt sechs Streichquintetten entstanden ist.
Das dreisätzige Es-Dur-Werk jedenfalls besitzt von seiner ungeschminkten Schönheit über den nach vorne treibenden Esprit
bis hin zur Kantilenen-Süße alles, was man sich damals wahrlich
gerne zum Vorbild nahm.
Fünf gleichberechtigte Partner
Wolfgang Amadeus Mozart, Streichquintett C-Dur KV 515
Sechs Jahre nach Myslivečeks Tod fand in seiner Heimatstadt
Prag im Oktober 1787 die Uraufführung einer Oper statt, die bis
heute die Musiktheater-Bretter erbeben lässt. Es war der „Don
Giovanni“, den Mozart in nur einem halben Jahr komponiert
hatte. Doch wie so oft bei Mozart erwies er sich auch in jener
Arbeitsphase als genialer Vielschreiber, um einmal mehr die
materiellen Sorgen zu lindern. Im Frühjahr 1787 beschäftigte er
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sich somit nach einer über zehnjährigen Pause wieder mit der
Gattung „Streichquintett“, die in Wien gerade Konjunktur
hatte. 1785 waren dort die ersten, für zwei Violinen, eine Bratsche und zwei Violoncelli geschriebenen Quintette von Luigi
Boccherini erschienen. Um einiges populärer und einträglicher
erwiesen sich aber die knapp
fünfzig Quintette, die Kollegen wie Ignaz Pleyel für zwei
Violinen, zwei Bratschen und
ein Violoncello komponiert
hatten. So wählte Mozart
auch für seine Streichquintette KV 515 und KV 516
genau jene Besetzung, die er
Wolfgang Amadeus Mozart
(ca. 1780)
eben schon mit seinem Erstlingsquintett KV 174 erprobt
hatte. Wenngleich Mozart
nach Beendigung von KV 515 (19. April) und KV 516 (16. Mai)
sofort alles versuchte, um für die neuen Werke einen Verleger zu
finden, wurde er vorerst vollkommen enttäuscht. Erst 1789 sollte das Streichquintett C-Dur KV 515 bei Artaria erscheinen.
Hat man vielleicht noch im Ohr, wie Joseph Mysliveček in
seinem 2. Streichquintett das musikalische Geschehen vorrangig den beiden Violinen überlässt, zeigt Mozart gleich zu
Beginn, dass bei ihm die Streicher fünf gleichberechtigte
Dialogpartner sind. Die 1. Violine und das Cello legen dafür ein
entspanntes Fundament, auf dem man sich von galant über
hymnisch bis leicht verzagt in unterschiedlichsten Stimmungsund Gemütslagen austauscht. Dass Mozart aber auch
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in den folgenden Sätzen nicht nach dem Geschmack des Marktes schrieb, unterstreicht allein schon ein leicht wehmütig
gehaltenes „Menuetto“. Der langsame Satz (Andante) mit
seinem konzertanten Dialog zwischen 1. Violine und Bratsche
sowie das lebhafte Finale atmen hingegen eine Seligkeit, die
weit entfernt ist von jener „Don Giovanni“-Dämonie, mit der
sich Mozart ja zeitgleich beschäftigte. Es schlugen in seiner
Brust eben schon immer viele Herzen.
„Inoffizielles“ Streichquintett Nr. 3
Johannes Brahms, Quintett für Klarinette und Streichquartett h-Moll op. 115 (1891) in der Version für SoloViola und Streichquartett
Von Hause aus war Richard Mühlfeld eigentlich Violinist. Aber
seine wahre Passion galt schon früh der Klarinette, diesem
„Organ schwärmerischer Romantik“ (Eduard Hanslick). Nachdem
Mühlfeld sich autodidaktisch mit ihrem Klang mehr als nur
vertraut gemacht hatte, galt er in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts schon bald als der Klarinetten-Flüsterer schlechthin. Kein Wunder, dass sein Spiel sogleich auch große Musiker
beeindruckte. So holte der Dirigent Hans von Bülow 1879 den
23-Jährigen als 1. Klarinettisten an die damals berühmte
Meininger Hofkapelle. Die nachhaltigste Beziehung begann
aber 1891: Als Johannes Brahms in Meiningen weilte und sich
von Mühlfeld u. a. Mozarts Klarinettenquintett vorspielen ließ,
schrieb er umgehend an Clara Schumann: „Man kann nicht schöner Klarinette blasen, als es der hiesige Mühlfeld tut.“ Zwar hatte
Brahms vor diesem Erlebnis noch seinem engen Freund Billroth
mitgeteilt, dass er nach dem gerade abgeschlossenen Streich7
Johannes Brahms (ca. 1889)
quintett Nr. 2 op. 113 nichts mehr komponieren wolle. Doch
nach der Begegnung mit Mühlfeld verwarf er seinen Entschluss
und komponierte in einem Atemzug das Klarinetten-Trio op.
114 sowie das Quintett für Klarinette und Streichquartett hMoll op. 115. Beide Werke wurden am 12. Dezember 1891 in der
Berliner Singakademie von Mühlfeld und dem Joachim-Quartett
mit spektakulärem Erfolg uraufgeführt. Die „Allgemeine musikalische Zeitung“ feierte danach speziell das Quintett als
Brahms´ bedeutendstes Kammermusikwerk überhaupt.
Brahms sollte jedoch nicht nur dieses, sondern neben dem
Klarinetten-Trio auch die 1894 ebenfalls für Mühlfeld entstandenen Klarinetten-Sonaten jeweils in einer Fassung für SoloViola veröffentlichen. Natürlich spielten dafür durchaus
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kommerzielle Gründe eine Rolle. Aber Brahms war damit vor
allem der Einschätzung seines berühmten Freundes, dem
Geiger und Hobby-Bratscher Joseph Joachim gefolgt, dass der
Klarinettenpart gleichermaßen ideal von einer zweiten Viola
ausgefüllt werden kann. Besonders ausgezahlt hat sich dieser
Instrumententausch beim Klarinettenquintett. Denn im
Vergleich gerade mit den Sonaten hatte Brahms die Klarinette
bis auf wenige Passagen nicht als Solo-Stimme eingesetzt,
sondern sie organisch mit den vier Streichern verwoben. Regelrecht wie aus einem Guss strömt einem da gleich das eröffnende „Allegro“ mit seinen rhapsodischen Zügen entgegen. Das
„Adagio“ als Zentrum dieses Quintetts besitzt Innigkeit und
einen geradezu narkotischen Zauber, an den nur wenige Jahre
später der Brahmine Arnold Schönberg mit seinem Streichsextett „Verklärte Nacht“ anknüpfte. Wenn man schließlich das
„Andantino“ als fünfstimmige Streicher-Serenade erlebt oder
sich im abschließenden Variationssatz zarte Empfindsamkeit
und dramatische Unruhe unnachahmlich vereinen, möchte
man danach fast die gewagte Frage stellen: Ist diese Fassung
nicht vielleicht doch das Original?
Guido Fischer
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Die Mitwirkenden
Wie viele Bratscher erlernte
Máté Szücs zunächst das
Geigenspiel. Er absolvierte ein
Violinstudium am Konservatorium in Szeged (Ungarn),
wechselte 1996 zur Bratsche
und wurde Schüler am KönigMáté Szücs
lichen Konservatorium in Brüssel und an der Chapelle Musi-
cale Reine Elisabeth in Waterloo. Es folgte von 2000 bis 2005 ein
Studium bei Leo de Neve am Königlichen Konservatorium von
Antwerpen, das Máté Szücs mit Auszeichnung abschloss.
2003 begann er seine Laufbahn als Orchestermusiker und SoloBratscher. Sie führte ihn vom Flämischen Königlichen Philharmonischen Orchester in Antwerpen über die Bamberger Symphoniker,
die Sächsische Staatskapelle Dresden und das hr-Sinfonieorchester
zu den Berliner Philharmonikern. Máté Szücs, der zudem europaweit als Solist und Kammermusiker konzertiert, lehrt seit 2006 als
Dozent beim Thy Chamber Music Festival in Dänemark.
Bernhard Hartog, geboren in Bielefeld, wurde nach seinem
Violinstudium an der Musikhochschule Hannover bei Werner
Heutling und Andre Gertler zunächst Mitglied des Berliner Philharmonischen Orchesters, seit 1980 dann Erster Konzertmeister
des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin. Seit vielen Jahren
unterrichtet er außerdem an der Universität der Künste Berlin.
Neben seiner Orchester- und Unterrichtstätigkeit ist er aktiv als
Solist und als Mitglied verschiedener Kammermusikensembles
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wie dem Philharmonischen
Streichsextett Berlin und dem
Hartog-Quartett, mit dem er
sämtliche Haydn- und Schubertquartette zyklisch aufführte. Als Solist spielte er
unter Dirigenten wie Gerd
Albrecht, Vladimir Ashkenazy,
Bernhard Hartog
Riccardo Chailly, Ingo Metzmacher und Kent Nagano. Seit 1987
wirkt er als Konzertmeister im Bayreuther Festspielorchester mit.
Rüdiger Liebermann, Spross
einer Musikerfamilie, begann
als Fünfjähriger mit dem
Klavierspiel und erhielt ab
dem neunten Lebensjahr
Violinunterricht bei Jacob
Weinsheimer. Später zählten
Adolphe Mandeau, Saschko
Gawriloff, Josef Gingold und
Rüdiger Liebermann
Jascha Heifetz zu seinen
Lehrern. Seine Künstlerische Reifeprüfung legte er an der Essener
Folkwang-Hochschule ab und ging dann an die Indiana University, an der er das „Artist Diploma“ erhielt.
Vor seinem Eintritt bei den Berliner Philharmonikern war er Assistent von Saschko Gawriloff an der Hochschule der Künste (heute
Universität der Künste) Berlin. Zu Anfang seiner Orchestertätigkeit absolvierte er zahlreiche solistische Auftritte im In- und
Ausland. Derzeit ist er Mitglied des Philharmonischen Streichsex11
tetts Berlin, der Berliner Barock Solisten und des Philharmonischen Klaviertrios. Von allen Ensembeln sind CD Einspielungen
erhältlich. Rüdiger Liebermann spielt eine Violine von Pietro
Antonio dalla Costa aus dem Jahre 1750.
Walter Küssner studierte
u. a. in Düsseldorf und Berlin
Viola. Weitere musikalische
Anregungen erhielt er u. a.
von Kim Kashkashian (New
York) und Michael Tree (St.
Louis). 1986 wurde er Erster
Preisträger des internationaWalter Küssner
len Wettbewerbs in St. Louis.
Nach zweijähriger Mitglied-
schaft beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
wechselte er zu den Berliner Philharmonikern. Als Mitglied zahlreicher philharmonischer Kammermusikensembles, u. a. der Philharmonischen Solisten, des Philharmonischen Streichsextetts
Berlin und der Berliner Barocksolisten war er weltweit auf Tournee. Als Solist war Walter Küssner mit Orchestern in Kanada,
USA, Frankreich, Japan, Singapur, Spanien, Brasilien, China,
Ungarn und Deutschland unterwegs. Sein besonderes Interesse
liegt in der pädagogischen Arbeit. Seit 2002 hat er einen Lehrstuhl als Professor an der „Hochschule für Musik Hanns Eisler“,
Berlin und ist Ehrenprofessor der Musikhochschule Shanghai.
Walter Küssner leitet zahlreiche Meisterkurse im In- und
Ausland.
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Stephan Koncz, 1984 in Wien
geboren, stammt aus einer
österreichisch-ungarischen
Musikerfamilie. Seine Violoncello-Ausbildung absolvierte
er an der Universität für
Musik in Wien. Meisterkurse
belegte er u. a. bei Daniel
Barenboim, Steven Isserlis
und Heinrich Schiff. Ein zu-
Stephan Koncz
sätzliches Dirigier- und Kompositionsstudium vervollständigte seine Ausbildung.
Als Solist wie auch als Kammermusiker gewann Stephan Koncz
mehrere Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Von 2006 bis 2008 war er Stipendiat an der OrchesterAkademie der Berliner Philharmoniker. Nach 2 Jahren als
Mitglied im Wiener Staatsopernorchester / Wiener Philharmoniker wurde er 2009 in das Orchester der Berliner Philharmoniker aufgenommen.
Seine Leidenschaft für die Kammermusik sowie die Freude am
Entdecken verschiedenster Musiziertraditionen führte zur
intensiven Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Ensembles – so ist er Mitglied bei den 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker, bei „The Philharmonics“ und bei den Berliner
Barock Solisten.
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Redaktion
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Brigitte Rudolph
Texte
Guido Fischer
Gestaltung
res extensa, Norbert Thomauske
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