Trichomonas vaginalis

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Institut für
medizinische & molekulare
Diagnostik AG. Zürich
Laborgemeinschaft
Info
Trichomonas vaginalis
1. Bedeutung
Trichomonas vaginalis ist ein begeisseltes Protozoon und gehört zu den häufigsten
Erregern von sexuell übertragenen Erkrankungen (STD). Die WHO spricht von weltweit
170 Millionen Infektionen jährlich [1]. Abhängig vom untersuchten Kollektiv und der für
die Diagnose verwendeten Methode liegt die Inzidenz der Trichomoniasis bei
weiblichen Patienten bei 5 bis >50%, bei symptomatischen Männern bei 1 bis 20%.
Nur etwa 20% der Patientinnen zeigen das klassische Bild der akuten Vulvovaginitis
mit schaumigem, schleimig-eitrigem, gelblich-grünlichem Ausfluss, quälendem
Juckreiz und Dysurie. Viel öfter verläuft die Infektion chronisch mit uncharakteristischen
Symptomen wie inter-mittierendem Juckreiz, Erythem der Vulva, leicht erhöhtem Fluor,
Dyspareunie, Pollakisurie als Folge von weniger fulminanten, entzündlichen Veränderungen der Schleimhäute von Vagina, Zervix und Urethra und lässt sich damit
klinisch von STDs anderer Ursache kaum unterscheiden. Beim Mann ist die Urethritis die
häufigste klinische Manifestation. Diese tritt selten akut eitrig auf, meistens
manifestiert sie sich als subakut-chronische Erkrankung, in manchen Fällen mit wässrigschleimigem Ausfluss aus der Urethra und Brennen beim Wasserlösen. Die Symptomatik
entspricht der sogenannten unspezifischen bzw. Nicht Gonokokken-Urethritis NGU, bei
welcher Trichomonas vaginalis ebenso wie Chlamydia trachomatis in die Differentialdiagnose miteinbezogen werden muss [2,3,4].
20-50% der Betroffenen beider Geschlechter sind jedoch völlig asymptomatisch und
spielen, gemeinsam mit den chronisch oligosymptomatisch infizierten Personen, eine
epidemiologisch wichtige Rolle als Infektionsquellen. Es ist bekannt, dass symptomlose
Infektionen jederzeit klinisch manifest werden können. Komplikationen einer Infektion
mit Trichomonas vaginalis sind bei der Frau Adnexitis, Pyolsalpinx und Endometritis.
Eine Trichomoniasis in der Schwangerschaft kann zu vorzeitigem Blasensprung und
Frühgeburt führen. Beim Mann sind Balanitis, Prostatitis, Epididymitis und Infertilität
beschrieben [2,5].
Der Mensch ist der einzige Wirt für Trichomonas vaginalis. Die Übertragung der
Trophozoiten erfolgt direkt, meistens durch sexuellen Kontakt. Andere Übertragungswege, z.B. via Schwimmbadwasser, über kontaminierte, feuchte Badkleider oder
Toilettensitze spielen eine unbedeutende Rolle, da die Trophozoiten an der Aussenwelt
nur kurze Zeit überleben. Von Trichomonas vaginalis sind keine Zystenformen bekannt.
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2. Nachweismethoden
Der mikroskopische Nachweis der Flagellaten im Nativpräparat von Vaginalsekret ist
immer noch die am häufigsten verwendete Methode und wird meistens in der
Arztpraxis durchgeführt. Sie basiert auf der charakteristischen Beweglichkeit von
Trichomonaden im absolut frischen Präparat. Damit werden allerdings nur etwa 40-60%
der kulturell und nur 36% der mittels PCR positiven Fälle erfasst. Sie ist deshalb als
alleinige Methode für die Diagnose nicht ausreichend. Bei Infektionen des Mannes ist
ihre Anwendung obsolet.
Als Goldstandard gilt die Kultur, wofür verschiedene Flüssigmedien und Zellinien
beschrieben wurden. Sie hat, abhängig vom Medium, eine Empfindlichkeit von 80-95%.
Da sie technisch anspruchsvoll und aufwendig ist, die komplexen Nährmedien meist
teuer sind und die Probe unverzüglich ins Labor gelangen muss, hat sie keine breite
Anwendung in der Routine gefunden. Die Bebrütungsdauer von 2-7 Tagen macht sie
ausserdem für eine rasche Diagnose ungeeignet.
Reagenzien zum Nachweis von Antigenen von Trichomonas vaginalis mittels Enzymoder Fluorochrom-markierten Antikörpern sind teilweise kommerziell erhältlich. Sie
ermöglichen eine Schnelldiagnose und erreichen mit ca. 70% eine etwas höhere
Sensitivität als die Mikroskopie am Nativpräparat [5,6].
Die PCR erlaubt eine rasche Diagnose und ist mit 97% Empfindlichkeit und 98%
Spezifität allen bisher angewendeten Methoden überlegen. Sie kann 3-10 Trophozoiten
entdecken und eignet sich deshalb auch für die Diagnose von subakuten, oft keimärmeren Infektionen. Da die PCR nicht auf vermehrungsfähige Organismen angewiesen
ist, ist der Transport der Probe nicht kritisch. Die hohe Empfindlichkeit dieser Methode
ermöglicht auch den Nachweis aus Untersuchungsmaterialien, die keine invasive
Probenentnahme aus dem hinteren Scheidengewölbe verlangen, wie z.B. ein Abstrich
aus der distalen Vagina, den die Patientin selbst vornehmen kann oder - für beide
Geschlechter - Morgenurin [6,7,8,9].
3. Therapie
Metronidazol ist Therapie der Wahl. Kontraindiziert im 1. Trimenon der
Schwangerschaft; dann: Clotrimazol Vaginaltabletten empfohlen [10].
4. Untersuchungsmaterialien
Folgende Materialien sind für eine Untersuchung auf Trichomonas vaginalis geeignet:
Vaginalabstrich
Zervikalabstrich
Urethralabstrich
Morgenurin
Sperma
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Literatur:
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[2] M.F. Rein. Trichomonas vaginalis, p. 2493-2497. In: Principles and practice of infectious diseases, 4th edition.
G.M. Mandell, J.E. Bennett, R. Dolin (ed.). Churchill Livingstone Inc., New York, USA 1995.
[3] J.N. Krieger, C. Jenny, M. Verdon, N. Siegel, R. Springwater, C.W. Critchlow, K.K. Holmes. Clinical manifestations of trichomoniasis in men. Ann. Intern. Med. 1993, 118:844-849.
[4] M.A. Schwartz, T.M. Hooton. Etiology of nongonococcal nonchlamydial urethritis. Sex. Transm. Dis. 1998, 16:
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[5] D. Petrin, K. Delgaty, R. Bhatt, G. Garber. Clinical and microbiological aspects of Trichomonas vaginalis. Clin.
Microbiol. Rev. 1998, 11:300-317.
[6] C. van der Schee, A. van Belkum, L. Zwijgers, E. van der Brugge, E.L. O’Neill, A. Luijendijk, T. van Rijsoort-Vos,
W.I. van der Meijeden, H. Verbrugh, H.J.F. Sluiters. Improved diagnosis of Trichomonas vaginalis infection by
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[7] G. Madico, T.C. Quinn, A. Rompalo, K. T. McKee Jr., C.A. Gaydos. Diagnosis of Trichomonas vaginalis infection
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[9] R.P. Heine, H.C. Wiesenfeld, R.L. Sweet, S.S. Witkin. Polymerase chain reaction analysis of distal vaginal
specimens: a less invasive strategy for detection of Trichomonas vaginalis. Clin. Infect. Dis. 1997, 24:985-987.
[10] D.N. Gilbert, R.C. Moellering Jr., M.A. Sande. Guide to antimicrobial therapy. Antimicrobial Therapy Inc., Dallas,
1999.
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