ZNS 3 - Institut für Pharmakologie und Toxikologie

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Pharmakologie des
Zentralen Nervensystems 3:
Serotonerges und adrenerges
System
Prof. Dr. Ralf Stumm
Institut für Pharmakologie und Toxikologie
Drackendorfer Straße 1
07747 Jena
03641 – 9 – 325680
[email protected]
9.6
Atypische Neuroleptika
Atyptische Neuroleptika zeichnen sich dadurch aus, dass
- ihr Hauptwirkungsmechanismus nicht über D2-Rezeptoren vermittelt wird,
- sie weniger extrapyramidal motorischen Nebenwirkungen produzieren.
Gegen Negativ-Symptome wirken sie – entgegen der Lehrbuchmeinung – ebenfalls schlecht.
Es handelt sich um eine heterogene Substanzgruppe (Struktur, Rezeptor-Wirkungen).
Beispiele für atypische Neuroleptika:
Substanz
Sedierung
EPM-NW
Amisulpirid
+
+(+)
Clozapin
++(+)
0
Olanzapin
+(+)
+
Quetiapin
++
(+)
Risperidon
+
+(+)
Ziprasidon
+
+
EPM-NW: extrapyramidal motorische Nebenwirkungen
9.6.1 Atypische Neuroleptika: Clozapin
Clozapin: atypisches Neuroleptikum
Die Substanz ist ein potenter Antagonist am D4 Rezeptor,
Bedeutung der D4-Wirkung ist unklar..
Effektiv gegen positiv und negativ Symptome.
Oftmals effektiv bei Patienten, die nicht auf
konventionelle Neuroleptika reagieren.
Affinität von Clozapin
für Rezeptor Typen
D1
D2
++
++
α1
H1
++ ++
M
++
5-HT2
+++
D2 Rezeptoren sind nicht der Hauptangriffspunkt von Clozapin
5-HT2A-Blockade ist vermutlich für die antipsychotische Wirkung bedeutsam,
5-HT2C-Blockade für z.T. exzessive Gewichtszunahme
-> Keine extrapyramidal motorischen Störungen
-> anticholinerge Effekte (M), sedierend (H1)
-> Agranulocytose bei 1% der Patienten (Mechanismus unklar)
-> kann zerebrale Krämpfe auslösen
-> weitere z.T. schwere NW (Herzmuskelschäden)
9.6.2
Weitere atypische Neuroleptika
Olanzapin: hat sedierende Wirkung, macht weniger Blutbildstörungen als Clozapin.
Quetiapin: kann bei Morbus Parkinson eingesetzt werden.
Sulpirid: D2-antagonistisch, antidepressiv, antriebssteigernd. Wirkung ist stark dosisabh.
Amisulpirid: D2-antagonistisch, insbesondere bei Minussymptomatik.
Risperidon: 5HT2A-antagonistisch.
Paliperidon: = 9-Hydroxy-Risperidon, ein aktiver Metabolit des Risperidon.
Ziprasidon: 5HT2A-antagonistisch, hemmt auch 5HT- u. NA-Wiederaufnahme.
Aripiprazol: Partialagonist an 5HT1A- und D2-Rezeptoren, 5HT2A-antagonistisch.
9.7
Neuroleptika: häufige Nebenwirkungen
Atypische Neuroleptika verursachen häufig starke Gewichtszunahme
(metabolische Effekte). Hierbei sind insbesondere Clozapin und
Olanzapin relevant.
Nieder- und mittelpotente konventionelle Neuroleptika und einige Atypika wirken
sedierend (z.B. Chlorprotixen, Pipamperon, Clozapin, Quetiapin).
Extrapyramidal motorische Störungen werden insbesondere von
konventionellen Neuroleptika verursacht.
QTc-Zeit-Verlängerung kommt insbesondere bei vielen konventionellen Neuroleptika vor,
seltener bei Atypika.
Anticholinerge Störungen sind bei Chlorprotixen, Thioridazin, Perazin, Zuclopenthixol und
Clozapin deutlich.
9.8
Therapeutische Wirkung der Neuroleptika
Hauptwirkungen:
1. Beseitigung der positiv-Symptomatik (weniger Wahnvorstellungen; alle Neuroleptika)
2. Abschwächung der negativ-Symptomatik (weniger affektive Verflachung: insbesondere
atypische Neuroleptika wie Clozapin, Olanzapin, Amisulpirid, Risperidon). In der
Praxis bleiben Negativsymptome schwer behandelbar.
3. Sedierung (Levomepromazin; Melperon, Clozapin, ...)
Weitere psychotrope Wirkungen:
1. Antidepressive Wirkung (Thioridazin, Chlorprotixen, atypische Neuroleptika)
2. Verbesserung der kognitiven Leistung von Schizophrenen (atypische Neuroleptika)
3. Schwacher anxiolytischer Effekt (konventionelle Neuroleptika)
Bei Krisen/Notfall-Situationen werden oft hochpotente konventionelle Neuroleptika eingesetzt;
u.U. zusammen mit niedrigpotenten Neuroleptika oder Benzodiazepinen zur Sedierung
(Lorazepam wg. schnellem Wirkungseintritt und mittlerer Wirkdauer).
Bei der Dauertherapie zur Rückfallvermeidung wird den Atypika oft der Vorzug gegeben.
Nach 1 – 3 wöchiger Behandlung stellt sich bei 60-70% der Fälle eine Symptomreduktion ein.
Falls nicht muss Compliance geprüft werden und u.U. ein anderes Mittel erprobt werden.
Märchen von der traurigen Traurigkeit
Worte zum Nachdenken und zum Weiterschenken
Von Inge Wuthe
Er war einmal eine kleine Frau, die einen staubigen Feldweg entlanglief. Sie war offenbar schon sehr alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lächeln
hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens.
Bei einer zusammengekauerten Gestalt, die am Wegesrand saß, blieb sie stehen und sah hinunter. Das Wesen, das da im Staub des Weges saß,
schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Decke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau beugte sich zu der Gestalt hinunter und
fragte: „Wer bist du?“
Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. „Ich? Ich bin die Traurigkeit“ flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.
„Ach die Traurigkeit!“ rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.
„Du kennst mich?“ fragte die Traurigkeit misstrauisch. „Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal, hast du mich ein Stück des Weges
begleitet.“
„Ja aber…“, argwöhnte die Traurigkeit, „warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?“
„Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen
will: Warum siehst du so mutlos aus?“
„Ich …, Ich bin traurig, sagte die graue Gestalt.
Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. „Traurig bist du also“, sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. „Erzähl mir doch, was dich so
bedrückt.“
Die Traurigkeit seufzte tief.
„Ach, weißt du, begann sie zögernd und auch verwundert darüber, dass ihr tatsächlich jemand zuhören wollte, „es ist so, dass mich einfach
niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei Ihnen zu verweilen. Aber wenn ich
zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest.“
Die Traurigkeit schluckte schwer.
„Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: „Papperlapapp, das Leben ist heiter und ihr falsches Lachen führt zu
Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: „Gelobt sei, was hart macht und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: „Man muss sich nur
zusammenreißen und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: „Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen
sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen.“
„Oh ja“, bestätigte die alte Frau, „solche Menschen sind mir auch schon oft begegnet ….“
Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt. Die kleine, alte Frau nahm die
zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.
„Weine nur, Traurigkeit“, flüsterte sie liebevoll, „ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine
wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr Macht gewinnt.“
Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachte erstaunt ihre neue Gefährtin: “Aber …., aber – wer bist du eigentlich?“
„Ich?“ sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd. „Ich bin die Hoffnung.“
10. Depression
Filmausschnitt zur Einführung der Thematik „Depression“
10. Depression
Depressives Syndrom: Typen
Depression
unipolar
reaktiv
bipolar
endogen
Depression (5% der dt. Bevölkerung behandlungsbedürftig!):
eine affektive (emotionale) Störung. Nicht eine Störung des Denkens oder des Gedächtnisses.
Emotionale Symptome: Gefühle der Traurigkeit, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit.
Biologische Symptoms: Gedanken, Aktionen, Schlaf, Libido, und Appetit können betroffen sein.
Bipolare Depr. :
Stimmung schwankt zw. Depression und Manie.
Reaktive unip.Depr. :
die häufigstet Form (75%). Mit stresshaften Ereignissen
assoziiert. Kein familiäres Muster.
Endogene unip. Depr.:
25% der Fälle. Es gibt keine äußere Ursache!
Familiäres Muster. Oft schwer und lebensbedrohlich.
10.1 Depression: Monoaminerge Systeme
Rot:
Dopamin
Blau:
Noradrenalin
Grün:
Serotonin
Serotonin:
Noradrenalin:
•Antrieb
•Stimmung
•Appetit
•Halluzinationen
•Sexualfunktion
•...
-
10.2 Depression: Resultat gestörter monoaminerger
Transmission?
Die neurochemischen/ neuroanatomischen Ursachen der
Depression sind nicht eindeutig geklärt!
Die Monoamintheorie: Die Beobachtung, dass Wirkstoffe, welche Depression
lindern, die monoaminerge Transmission beeinflussen, führte zu der Hypothese,
dass Depression das Resultat eines Defekts und Manie das Resultat eines
Überangebots der serotonergen (5-HT) und noradrenergenTransmission ist.
Einwände: biochemische Effekte der Antidepressiva treten sofort zu Tage während
eine klinische Verbesserung Wochen benötigt.
Depression ist das Resultat von persistent reduzierter monoaminerger Transmission. Dies
löst neuronale Plastizitätsvorgänge in Hirnregionen aus, welche affektives Verhalten steuern.
Die plastischen Veränderungen umfassen erhöhte Empfindlichkeit von prä- und
postsynaptischen Monoaminrezeptoren. Antidepressiva normalisieren die monoaminerge
Neurotransmission and kehren die plastischen Veränderungen langsam um.
10.3 Rolle von 5-HT und Noradrenalin im ZNS (vereinfacht)
5-HT moduliert:
Noradrenalin moduliert:
- Schlaf (Reduktion)
- Essverhalten (Reduktion)
- Sexualfunktion (Reduktion)
- Sexualverhalten (Reduktion)
- Körpertemperatur
- Erbrechen
- Nozizeption (Reduktion)
5-HT ist ein Gegenspieler der
Dopamin- und NoradrenalinTransmission.
- Kardiovaskuläre Funktionen
- Atmung
- Stressantworten
- Neuro-endokrine Funktionen der
Hypothalamus/Hypophysen-Achse
5-HT spielt eine wichtige
Rolle beim Erzeugen von
Wohlbefinden.
„Das Mittel [Prozac, ein SSRI] ist in den USA zur Kultpille für
die Besser-Drauf-Generation geworden,
so vertraut wie Kleenex und Mineralwasser“
FOCUS, No. 16, 1994
Noradrenalin erhöht Wachheit und
Aufmerksamkeit durch Stimulation
des zerebralen Kortex.
„It was nearing midnight and the Prime Minister was
sitting alone in his office, reading a long memo that
was slipping through his brain without leaving the
slightest trace of meaning behind.“
Harry Potter and the Half-Blood Prince
J. K. Rowling
10.4 Neurotransmission durch 5-HT
Präsynapse
: PlasmamembranTransporter
Astrozyt
: SERT (SerotoninTransporter)
: VMAT (vesikulärer
MonoaminTransporter)
Tryptophan
Tryptophan
5-HT
Metabolit
: Tryptophanhydroxylase
5-HT
DOPA-decarboxylase
5-HTP
MAO
5-HT
Metabolit
5-HT
5-HTP: 5-hydroxytryptoph.
5-HT: 5-hydroxytryptamine
Na+
Postsynapse
5-HT3
Gi
5-HT1
Gq
5-HT2
Gs
5-HT4
10.5 Tricyclische Antidepressiva (TCA)
R2
R1
Dibenzazepine
benz
Imipramin
CH2CH2CH2N
Desipramin
CH2CH2CH2NCH3
benz
Dibenzcycloheptene
benz
Amitryptilin
benz
Azepin
CH1CH2CH2N
CH3
H
CH3
H
CH3
CH3
Cyclohepten
10.5.1
Affinität der TCA zu Rezeptoren und Transportern
TCAs (und die verwandten Tetracyclika) sind
„Nichtselektive Monoamin Rückaufnahme Inhibitoren“
Plasmakonzentration
= NSMRI
NATransporter
5-HTTransporter
M
α1
H1
5-HT2A
Imi.:
93
31
71
150
190
19
130
Desi.:
85
4
400
220
500
200
300
Ami.:
25
45
70
32
88
2
12
Alle Konzentrationen sind nM; Affinitäten für Transporter und Rezeptoren sind als Ki.
antidepressive Aktivität:
Psychomotorische Stimulation:
Sedierung:
Atropin-ähnliche Effekte:
Orthostatische Störungen:
NA- und 5-HT-Transporter, 5-HT2A-Rezeptoren
NA-Transporter
H1 Rezeptoren
M-Rezeptoren (wenig mit Desipramin)
α1
10.5.2
Sedierende Wirkung der TCA
nicht oder wenig sedierend
Clomipramin
Desipramin
Nortriptylin
Imipramin
ausgeprägt sedierend
Amitriptylin
Doxepin
Trimipramin
Clomipramin, Nortriptylin u.
Desipramin sind antriebssteigernd.
Einsatz von z.B. Clomipramin
und Nortriptylin bei ausgesprochen gehemmt/apathischem
Syndrom.
Erhöhen Suizidgefahr – insbesondere
bei Therapiebeginn. Nicht bei ängstlich
agitierten Melancholikern einsetzen.
Einsatz von z.B. Amitriptylin
bei ängstlich agitiertem Syndrom
10.5.3
Pharmakokinetik von TCA
Charakteristika der TCAs:
-stark lipophil
-gute Resorption und Bioverfügbarkeit
-großes Verteilungsvolumen (langsame Elimination)
- Tertiäre Amine werden demethyliert -> aktive Metabolite
Beispiel Imipramin:
Demethylierung an R1 führt zu Desmethylimipramin (Desipramin):
-CH2CH2CH2N
CH3
CH3
Imipramin (T1/2= 18h)
Demethylierung
-CH2CH2CH2NCH3
Desipramin (T1/2=22h)
- Hydroxylierung im Ringsystem oder an den Seitenketten
plus Konjugation generiert inaktive Metabolite, die renal ausgeschieden werden
10.5.4
Unerwünschte Wirkungen der TCA
Akut: Interferenz mit vegetativem Nervensystem
- orthostatische Dysregulation
- Tachykardie
- trockener Mund und Nase, unscharfes Sehen, Verstopfung, Harnverhalt
(Amitriptylintyp)
Die Akuten Nebenwirkungen lassen mit der Zeit nach.
Beruhigung (Amitriptylintyp)
gesteigerter Appetit und Gewichtszunahme (5-HT2C Blockade)
Sexuelle Dysfunktion (-> Compliance?)
Herzrhythmusstörungen (direkter Effekt auf Ionenkanäle im Herzen)
TCAs sind bei Überdosierung giftig (Suizid!)
-> Atropin-ähnliche Symptome,
-> Krampfanfälle
-> Bewußtlosigkeit
-> AV-block
Zahlreiche Wechselwirkungen mit
anderen Medikamenten –
insbesondere mit zentral dämpfenden
Medikamenten und Alkohol
10.5.5 Wechselwirkungen der TCA
Kombination mit Antiarrythmika meiden sowie mit Mitteln, welche
QTc-Zeit verlängern (Herzwirkung der TCAs):
z.B. Antihistaminika d. 2. Generation (durch K-Kanal-Blockade)
Vorsicht bei Kombination mit anti-cholinerg wirkenden Mitteln
(z.B. Anti-Histaminika, Neuroleptika, M-Antagonisten bei Parkinson´s,
Antiemetika, Mittel gegen Reisekrankheit)
Antikoagulantien (Serotonin fördert die Plättchenaggregation; Reduktion des
Serotoningehalts in Plättchen unter TCA)
SSRI und andere Mittel, die über CYP abgebaut werden
(-> Erhöhung der TCA-Spiegel)
MAO-Hemmer und SSRI (Serotonin-Syndrom)
Kombination mit Sympathomimetika meiden (z.B. in Lokalanästhetika)
Keine Kombination mit zentral dämpfenden Mitteln (Alkohol!)
10.6 Tetrazyklisches Antidepressivum Maprotilin
Maprotilin ähnelt in seiner Wirkung den TCAs sehr stark.
Es zeigt Affinität insbesondere gegenüber:
NA-Transporter
H1
5-HT2A
Trotz angeblich geringer anticholinerge Eigenschaften darf es nicht bei
Glaukom, Harnverhalt, Verengung des Magenausgangs etc. eingesetzt werden.
Auch kein Einsatz bei Herz- Kresilaufproblematik.
Mit Hinblick auf Wechselwirkungen und Nebenwirkungen kann Maprotilin
wie TCAs betrachtet werden (vereinfacht) .
10.7 Selektive Serotonin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SSRIs)
Citalopram
Escitalopram
Fluoxetin (-> Prozac)
Fluvoxamin
Paroxetin
Sertralin
Gehören zu den am häufigsten verschriebenen Antidepressiva
Effektiv insbesondere bei milder und moderater Depression,
Zwangsstörungen, Essstörungen (Bulimie, Anorexie), Störungen
der Impulskontrolle
Affinität für Transporter und Rezeptoren
SSRIS inhibieren selektiv den 5-HT-Transporter (SERT).
SSRIs haben sehr geringe Affinitäten für NA-Transporter, M-Rezeptoren, α-Adrenozeptoren,
H1-Rezeptoren und 5-HT-Rezeptoren.
keine unerwünschten Effekte am vegetativen Nervensystem,
nicht sedierend und bei Überdosis weniger toxisch als TCAs
Das Nebenwirkungsprofil der SSRIs ist von dem der TCAs verschieden –
Dennoch haben die Mittel ebenfalls wesentliche Nebenwirkungen !
10.7.1 Unerwünschte Wirkungen der SSRIs
Nebenwirkungen der SSRIs:
- gastrointestinale (Übelkeit, Erbrechen):
- psychomotorische Unruhe, Angst, Schlafstörungen:
- Störung der Sexualfunktion bei beiden Geschlechtern:
- Kopfschmerzen
häufig
häufig
häufig
-> Compliance!
-Hautausschläge
-extrapyramidal-motorische
-Sinusbradykardie
- Erhöhte Blutungsneigung; wird verstärkt durch Cox-Hemmer und Antikoagulantien!
Vorsicht: Es besteht die Möglichkeit, dass unter SSRIs (und insbesondere nach abruptem
Absetzen von SSRIs) bei Jugendlichen verstärkt Suizide auftreten.
10.7.2 Pharmakokinetik und Wechselwirkungen der SSRIs
Paroxetin:
T1/2 = 8h – 30h; Abbau zu nicht-wirksamen Metaboliten (pharmakokinetisch günstig).
Citalopram:
T1/2 = 33h; es entstehen schwach aktive Metabolite.
Fluoxetin:
T1/2 = 2 – 4 Tage!. Es entsteht ein wirksamer Metabolit mit T1/2 von 7 Tagen
(pharmakokinetisch ungünstig).
Sertralin
T1/2 = 26h. Es entsteht ein schwach wirksamer Metabolit.
SSRIs zeigen ausgeprägte Wechselwirkungen mit dem CYP-450 Enzymsystem
(-> Interaktion z.B. mit TCAs, Antihistaminikum Terfenadin, Clozapin und anderen
Neuroleptika, Asthmamittel Theophyllin).
Die Kombination von SSRIs und Pharmaka, welche ebenfalls auf das Serotonin-System
wirken, ist gefährlich -> Potenzierung serotonerger Effekte.
(Kombination kontraindiziert für Clomipramin, L-Tryptophan, MAO-Hemmer,
Sumatriptan-Migränemittel)
10.8 Weitere Rückaufnahme-Inhibitoren
Selektive Serotonin/Noradrenalin Rückaufnahme Inhibitoren (SSNRI):
Venlafaxin, Duloxetin
Werden als Antidepressiva eingesetzt.
Venlafaxin auch bei Angststörungen und sozialer Phobie.
Duloxetin auch bei neuropathischem Schmerz.
Unerwünschte Wirkungen: ähnlich wie bei SSRI;
bei Venlafaxin ist Blutdrucksteigerung bei höheren Dosen möglich.
Selektive Noradrenalin Rückaufnahme Inhibitoren (SNRI):
Reboxetin
Wird als Antidepressivum eingesetzt – insbesondere wenn Aktivierung erforderlich ist.
Off-label Einsatz zur Steigerung der Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit.
Unerwünschte Wirkungen: Schlaflosigkeit, Hypotonie, Miktionsstörungen.
Bei Kombination mit Ergot-Päparaten ist Blutdrucksteigerung möglich.
10.9 Monoaminoxidase (MAO)-Hemmer
Präsynapse
Pool der vesikulär
freisetzbaren
MA ist nicht erhöht
Mitochondrium
MAOInhibitor
MA
Aldehyd
MA
MA: Monoamine:
Noradrenalin,
Adrenalin,
Serotonin,
Dopamin
: PlasmamembranTransporter für MA
(NET;SERT; DAT)
: Vesikulärer Monoamin
Transporter
Cytoplasmatischer Pool
der MA ist erhöht ->
unkontrolliertes
Ausströmen der MA
Postsynapse
: Monoaminoxidase
MA
MA
Monoaminrezeptoren
10.9.1 Monoaminoxidasen: Typen, Substrate und Hemmstoffe
MAO:
Typ A
Typ B
Bevorzugte
Substrate
Noradrenalin
5-HT
Phenylethylamin
Unspezifische
Substrate
Dopamin
Tyramin
Dopamin
Tyramin
Spezifische
Inhibitoren
Moclobemid
Unspezifische
Inhibitoren
Tranylcypromin
Selegilin
Tranylcypromin
10.9.2 Monoaminoxidase-Hemmer als Antidepressiva
Tranylcypromin
Irreversible Inhibition der Typ A und Typ B MAO.
Moclobemid
Reversible Inhibition der Typ A MAO.
Effekte der MAO-Hemmer
Schneller Anstieg des ZNS-Monoamin-Gehalts mit der Reihenfolge : 5-HT > NA > DA
Sofortiger Anstieg der motorischen Aktivität
Nach einigen Tagen Euphorie und Erregung, Stimulation psychomotorischer Aktivität
Verbesserung der Stimmung kann Tage bis Wochen dauern!
Für apathisch depressives Syndrom und nicht für ängstlich-agitiertes Syndrome mit
Selbstmordgefahr!
10.9.3 MAO-Hemmer: Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Die „Käse-Reaktion“ (nach nicht-selektiven MAO-Hemmern wie Tranylcypromin):
In der Nahrung liegen hohe Amin-Konzentrationen vor (z.B. Tyramin in Käse und Rotwein).
Tyramin wird normalerweise von MAO im Magen-Darmtrakt abgebaut.
Unter nicht-selektiven MAO-Hemmern erreichen signifikante Tyramin-Mengen die
Nervenendigungen und verdrängen Noradrenalin aus den Vesikeln
-> sympathomimetischer Effekt wie Hochdruck, Kopfschmerz, intrakranielle Blutung.
Tyramin
Noradrenalin
Alle MAO-Hemmer dürfen nicht mit TCAs und SSRIs kombiniert werden:
Die Kombination führt zu additiven Effekten und zum Serotonin-Syndrom
(Hyperthermie, Agitation, Krampfanfälle, ...).
Nebenwirkungen:
Benommenheit, Kopfweh, Schlaflosigkeit, Agitation, Tremor, Verwirrtheit
Hypertonie oder Hypotonie.
10.10 α2-Adrenozeptor-Antagonisten als Antidepressiva
Substanz
C
NAT
SERT
M
α1
H1
α2
5-HT2A
Mianserin
18
180
>1000
540
240
28
1
5
Mirtazapin
30
>1000
>1000
631
316
20
0,5
6
C: Plasmakonzentration. NAT: Noradrenalintransporter; SERT: Serotonintransporter;
M: Muscarinrezeptor; α1: alpha1-Adrenozeptor; α2: alpha2-Adrenozeptor;
H1: H1-Histaminrezeptor; 5-HT2A: Serotoninrezeptor Typ 2A; Werte als Ki in nmol/l.
Mianserin:
Mirtazapin:
schwacher 5-HT-Rückaufnahmehemmer;
hemmt Rückaufnahme nicht.
Wesentliche Wirkungen kommen durch die Hemmung der hemmenden präsynaptischen
α2-Adrenozeptoren zustande -> verstärkte Monoaminfreisetzung.
Mirtazapin wird bei depressiven Störungen eingesetzt. Es zeigt aktivierende Wirkung.
Nebenwirkungen umfassen Gewichtszunahme, Mundtrockenheit, Benommenheit,
Gelenkbeschwerden.
10.11 Behandlung bipolarer (manisch-depressiver) Störungen
Bipolare Störungen werden mit sog. „mood-stabilising drugs“ behandelt:
Lithium
Carbamazepin
Valproat
Chlorpromazin
Olanzapin
annorganisches
Ion
Antiepileptika
Neuroleptika
Beugt Stimmungsschwankungen und
wiederkehrenden unipolaren Depressionen vor
auch: akut bei manischen Episoden
Bei akuten manischen Episoden und zur
Prophylaxe wenn Lithium nicht effektiv ist
Bei akuten manischen Episoden;
Olanzapin auch zur Prophylaxe
10.12 Behandlung bipolarer Störungen: Lithium
Mechanismen :
1. Lithium gelangt über Na+-Kanäle in Neurone.
Es ist kein Substrat für die Na+/K+-ATPase und akkumuliert deshalb.
Dadurch wird der elektrochemische Gradient für K+ reduziert-> K+ verlässt das Neuron.
2. Lithium interferiert mit Signaltransduktionswegen (IP3, cAMP).
Wie diese Effekte mit der stimmungsstabilisierenden Wirkung von Li zusammenhängen
ist unklar. Dennoch ist Li Medikament 1. Wahl zur Rezidivprophylaxe von bipolaren Störungen.
Lithium hat ein extrem geringes therapeutisches Fenster: 0,5 – 1 mM.
Über 1,5 mM wird Lithium toxisch; Todesfälle bei 3 – 5 mM. Insbesondere bei
Na- und K-Mangel (z:B. durch Erbrechen, Schwitzen, Diät, Diuretika) droht
Gefahr wg. geringerer renaler Li-Ausscheidung.
Lithium wird oral verabreicht, 50% der oralen Dosis wird über die Niere ausgeschieden
(innerhalb von 12 h). Der Rest akkumuliert in Zellen und wird sehr langsam ausgeschieden.
Nebenwirkungen/Toxizität: Übelkeit, Polyurie (Interaktion mit ADH-signaling,
Vergrößerung der Schilddrüse (Hemmmung der T4-Sekretion),
Gewichtszunahme, Krampfanfälle, Koma. Dann forcierte Diurese mit NaCl-Zufuhr.
11. Aufmerksamkeitsdefizit/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
Aufmerksamkeitsdefizit/ Hyperaktivitätsstörung = ADHS
Häufigste mit Psychopharmaka behandelte Störung
bei Kindern und Jugendlichen.
Kennzeichen: - motorische Hyperaktivität (Zappeligkeit),
- Impulsivität (Herausplatzen von Antworten),
- Aufmerksamkeitsdefizit (Flüchtigkeitsfehler)
Pharmakologische Behandlung mit amphetaminähnlichen Substanzen:
- Methylphenidat (= 1. Wahl)
- DL-Amphetamin (Amphetamin-Racemat; wenn Methylphenidat nicht wirkt)
oder mit einem SNRI (zentral wirksame indirekte Sympathomimetika):
- Atomoxetin (wenn amphetaminähnliche Substanzen nicht wirken oder kontraindiziert sind)
- Reboxetin (nicht bei Kindern, off-label Einsatz bei Erwachsenen zur Leistungssteigerung)
Die Pharmakotherapie der ADHS muss in psychoedukative Maßnahmen eingebettet sein!
11.1 Struktur von amphetaminähnlichen Substanzen
Monoamine
Amphetaminähnliche Stimulantien
Dopamin
Amphetamin
Noradrenalin
Methamphetamin
Adrenalin
MDMA
(Methylendioxymethamphetamin)
„Ecstasy“
Serotonin
Phenylethylamin
Methylphenidat
(Ritalin)
11.2 Amphetamin/ Methamphetamin
Das Fehlen der Hydroxyl-Gruppen führt
(verglichen mit den Catecholaminen) zu
höherer Lipophilie (-> zentrale Wirkung!).
Die α-Methylgruppe bedingt, dass beide
Substanzen nicht durch MAO abgebaut werden.
Wirkungsmechanismus
α
Amphetamin
α
Methamphetamin
Wachheit und Aufmerksamkeit werden gesteigert,
Hunger und Müdigkeit werden unterdrückt.
Auch: Euphorisierung (Dopamin),
Antriebssteigerung (Noradrenalin).
Gefahr von Missbrauch, psychischer Abhängigkeit
und Vergiftung (Psychosen, Krampfanfälle).
Neuroleptika helfen gegen Psychose und Harnansäuerung
(NH4+CL-) unterstützt Ausscheidung der Amphetamine.
Amphetamine werden über die Noradrenalin- und Dopamin-Transportproteine
in der Plasmamembran und den synaptischen Vesikeln aufgenommen. Es kommt
zur nicht-exozytotischen Freisetzung von Noradrenalin und Dopamin
durch Umkehrung des Transportvorgangs.
11.3 ADHS
Methylphenidat ist Mittel erster Wahl zur Behandlung der ADHS.
Es hemmt die Noradrenalin- und Dopamintransporter
-> längere Wirkung der Monoamine.
Nicht-exozytotische Freisetzung von Monoaminen wird
nicht berichtet (Mechanismus ist leicht anders als der
von Amphetamin). Der Wirkungsmechanismus von
Kokain ist hingegen ähnlich!
Methylphenidat
Nebenwirkungen: Appetitstörung, abdominelle Beschwerden, Kopfschmerzen
Schwindel, Bluthochdruck, Tachyarrythmien. Gefahr des
Missbrauchs (z.B. Schnupfen von zerriebenen Tabletten) und
der psychischen Abhängigkeit.
Wechselwirkungen: mit Antidepressiva, Antiepileptika, Neuroleptika und
Gerinnungshemmern
„Ich bin ein Zombie, und ich lerne wie eine Maschine. Ritalin macht leistungsfähig.
Experten sagen, das Medikament sei eine Gefahr für die Gesundheit und unser
Bildungssystem. Ein Selbstversuch.“ Die Zeit Online, 2.4.2009.
11.4 Atomoxetin
Atomoxetin wirkt als selektiver Noradrenalin Wiederaufnahme Inhibitor (SNRI).
Anders als Methylphenidat wirkt es nicht auf Dopamintransporter.
Euphorisierung wird nicht berichtet.
Es treten ähnliche unerwünschte Wirkungen wie bei Methylphenidat auf.
Es wird auf die Gefahr von Suiziden und gesteigerter Aggressivität hingewiesen.
Atomoxetin wirkt nicht antidepressiv (anders als Reboxetin).
Atomoxetin wird von Erwachsenen zur Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit
eingesetzt (off-label).
11.5 Modafinil
Modafinil verstärkt alpha-1-adrenerge Effekte im ZNS (keine periphere sympathomimetische Wirkung). Der genaue Wirkungsmechanismus ist unklar.
Zugelassen zur Behandlung von Narkolepsie wird es zur Steigerung geistiger
Leistungsfähigkeit eingesetzt („Professor´s little helper“).
Es wirkt induzierend auf CYP1A2, 2B6, 3A4 und hemmend auf 1C9.
Beim gleichzeitigen Gebrauch oraler Kontrazeptiva ist Vorsicht geboten:
Präparate sollten mindestens 0,05 mg Ethinylestradiol enthalten.
„100 Milligramm Arbeitswut.
Der Wirkstoff Modafinil soll Narkoleptiker vor ihren gefährlichen Schlafattacken schützen.
Doch Gesunde missbrauchen das Mittel – zum Wachwerden. Ein Selbstversuch.“
Die Zeit Online. 21.08.2003.
Barbara Sahakian & Sharon Morein-Zamir (2007):
Professor's little helper. Nature 450, 1157-1159
| doi:10.1038/4501157a; Published online 19 December 2007
12. Ess-Störungen
Bei persistierenden Srörungen des Essverhaltens werden unterschieden:
- Anorexia nervosa (AN, 0,3% – 0,7%)
Selbst herbeigeführter Gewichtsverlust, BMI < 17,5.
Asketisches Essverhalten, Sport
- Bulimia nervosa (BN, 1,5% – 2,5%)
Essattacken mit hochkalorischem Essen gefolgt von Erbrechen und/oder
Abführmittelgebrauch. Es kann Unter- oder Übergewicht bestehen.
Von AN oder BN sind überwiegend Frauen betroffen (Prozentangaben sind für Frauen)
- Adipositas (betrifft 15% - 20% der Erwachsenen und 4% - 8% der Kinder)
Verursacht durch dauerhafte Zufuhr von zu vielen Kalorien, aber auch durch
Psychopharmaka (z.B. Amitryptilin, Doxepin, Maprotilin, Mirtazapin, Imipramin
Trimipramin, Lithium, Valproat, Clozapin, Olanzapin)
12.1 Ess-Störungen: Pharmaka
Das Essverhalten wird über hypothalamische Neurone reguliert. Beteiligte Transmitter
sind u.A. Serotonin (-> 5-HT2c wirkt appetitsenkend), NPY, Endocannabinoide
Für Bulimie liegen Studien vor, die die Wirksamkeit von Fluoxetin (SSRI) belegen.
Für Anorexie gibt es keine belegte pharmakologische Therapie.
Bei Adipositas mit einem BMI > 30:
- Orlistat
(ein Hemmer gastrischer und pankreatischer Lipasen)
UAW: gastrointestinal (z.B. Fettstühle)
- Sibutramin (ein Noradrenalin/ Serotonin Rückaufnahmehemmer)
erhöht das Sättigungsgefühl und den Energiverbrauch durch gesteigerte Thermogenese.
Die Zulassung ruht wg. kardiovaskulärer NW
- Rimonabant (ein Antagonit am CB1 Cannabinoid-Rezeptor)
Zulassung ruht wegen erhöhter Suizidrate.
13. Angst- und Zwangsstörungen
Angststörungen (Lebensprävalenz 15%):
Übertriebene unrealistische Ängste mit vegetativen und psychischen Symptomen.
- Generalisierte Angststörung (Sorgen und Ängste vor Zukünftigem „lähmt“ den Patienten)
- Panikstörung (plötzlich auftretendes extremes Angstgefühl, kein Grund erkennbar)
- Bei phobischen Störungen wird die angstauslösende Situation gemieden (z.B. soziale Phobie).
Pharmakotherapie der generalisierten Angst- und Panikstörung:
Bei akuter Panikattacke und eventuell am Therapiebeginn einer generalisierten Angststörung
Benzodiazepin mit mittlerer oder langer T1/2 (z.B. Diazepam).
Vorteil:
gute psycho-vegetative Entkopplung
Nachteil: Suchtauslösende Wirkung!
Zur Therapie deshalb:
- SSRI (z.B. Citalopram), SNRI (Venlafaxin)
- nicht-selektive-Monoamin-Rückaufnahme Inhibitoren
(Clomipramin, Imipramin)
- Buspiron (5HT1A-Agonist)
13.1 Angst- und Zwangsstörungen
Bis zum Wirkungseintritt des Antidepressivums oder von Buspiron
(mehrere Wochen!) muss gegebenenfalls mit Benzodiazepin überbrückt werden.
Cave:
- Unter SSRI kann es vermehrt zu Suizidgedanken kommen. Dann keine Dosiserhöhung
und kein abruptes Absetzen.
- Clomipramin ist bei ängstlich agitierter Depression nicht zu verwenden
(-> genaue Diagnosestellung)
Buspiron: ein 5-HT1A-Partialagonist (relativ neues Anxiolytikum)
5-HT1A ist ein Gi-gekoppelter Rezeptor, der hemmend auf die Serotoninfreisetzung wirkt.
-> die bei Angststörungen erhöhte Serotoninfreisetzung wird normalisiert.
Vorteile: keine Sedierung, keine Muskelrelaxierung, keine Epilepsiewirkung.
keine Abhängigkeit.
Nachteil Langsamer Wirkungseintritt
UAW:
Kopfschmerzen, Schwindel, Nervosität, Übelkeit
13.2 Angst- und Zwangsstörungen
Pharmakotherapie von phobischen Störungen (insbesondere soziale Phobie)
- SSRI
- Venlafaxin (SSNRI)
- MAO-Inhibitor Moclobemid
Begleitend muss eine Verhaltenstherapie durchgeführt werden.
Zwangsstörung:
Es dominieren zwanghafte Handlungen (z.B. zwanghaftes Putzen) oder
zwanghafte Gedanken (z.B. „der Herd ist an“ obwohl bereits zweimal
kontrolliert wurde).
Pharmakotherapie ist schwierig.
-Clomipramin
-SSRI
14. Sexualfunktion und Sexualverhalten
Antidepressiva (insbesondere SSRI und TCA) beeinflussen die Sexualfunktion
(Orgasmus) und das Sexualverhalten (Lust). Geringer ausgeprägt für:
(Agomelatin, Mirtazapin, Moclobemid).
Auch Neuroleptika (insbesondere konventionelle N.) beeinflussen diese Funktionen.
Flibanserin: Von der FDA in den USA zugelassen zur Behandlung der hypoaktiven
Sexualfunktionsstörung bei Frauen (“Lustpille”).
Ein 5-HT1A-Agonist, 5-HT2A-Antagonist und D4-Partialagonist.
Die Wirkung setzt (wenn überhaupt) verzögert ein.
NW: Müdigkeit, Übelkeit, anticholinerge Effekte…
WW: Über CYP-System.
Dapoxetin: Zugelassen zur Behandlung des frühzeitigen Samenergusses.
Ein SSRI. Die Einnahme erfolgt Bedarfsorientiert – nicht chronisch.
NW und WW: wie bei SSRI.
15. Substanzmissbrauch (1): physische Abhängigkeit
Benzodiazepine:
-Wirkung:
-Abhängigkeit:
-Besonderheit:
Alkohol:
-Wirkung:
-Abhängigkeit:
-Besonderheit:
GABAA Rezeptoren
physisch (++), psychisch (++), Toleranz (++)
Anxiolytische Wirkung, die Umwelt verliert bedrohlichen Charakter
Gehören zu den Mitteln, die am häufigsten Arzneimittelabhängigkeit
erzeugen
vermutlich Stärkung der GABA-Wirkung am GABAA Rezeptor
physisch (+++), psychisch (++), Toleranz (++)
Dämpfung und Anregung/Euphorie möglich (Dosisabhängigkeit)
Anhaltender Missbrauch verursacht schwere körperliche Schäden
Opioide (Morphin, Heroin):
- Wirkung:
µ-Opiatrezeptor
-Abhängigkeit:
physisch (+++), psychisch (+++), Toleranz (+++)
-Besonderheit:
Starke Stimulation des dopaminergen Belohnungszentrums
(Euphorie) führt zu bleibendem „Suchtgedächtnis“.
Entzug produziert starke physische Symptome
15. Substanzmissbrauch (2): psychische Abhängigkeit
Cocain:
-Wirkung:
-Abhängigkeit:
-Besonderheit:
Noradrenalin/Dopamin-Rückaufnahmehemmung
physisch (+), psychisch (+++), Toleranz (+)
Stimulation, Euphorie, Halluzinationen
Amphetamine (Amphetamin, Methamphetamin, Methylphenidat):
-Wirkung:
Entleerung der Monoaminspeichervesikel
-Abhängigkeit:
physisch (+), psychisch (++), Toleranz (+++)
-Besonderheit:
ähnlich dem Cocain aber weniger Euphorie
15. Substanzmissbrauch (3): geringe Abhängigkeit
Cannabis:
-Wirkung:
-Abhängigkeit:
-Besonderheit:
CB1-Rezeptoren
physisch (0), psychisch (+), Toleranz (+)
Abhängigkeitsproblematik ist gering ausgeprägt;
therapeutischer Einsatz ist möglich
(Problem: Erstattung durch die Kassen ist schwierig)
Halluzinogene (LSD, Psilocybin, Mescalin):
-Wirkung:
5HT-2A-Rezeptoren
-Abhängigkeit:
physisch (0), psychisch (+), Toleranz (+++)
-Besonderheit:
z.T. massive Sinnestäuschungen
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