Adam Wille, Schlehen-Apotheke Leipzig – 24.01.2011 Antibiotika “anti bios” – gegen das Leben? “Überall Bakterien” – von A. Moszkowski Problem Resistenzerzeugung Problem Resistenzerzeugung Problem Resistenzerzeugung PTA Magazin 11/2011 Neue Gefahren...? Zahlen • Letalität in der vor-antibiotischen Ära • Bakterielle Endokarditis 100% • Tuberkulöse Meningitis 100% • Gasbrand 100% • Pneumokokken-Pneumonie 40-60% • Typhus abdominalis 20-40% • Scharlach ? (Kindertotenlieder) Entwicklung von Antibiotika • relativ “junge” Arzneimittel-Klasse Entwicklung von Antibiotika Bakterien • Bakterien als Zielorganismen Bakterien • Bakterien als Zielorganismen Bakterien- Unterscheidung Gram- Färbung • Anfärbung von Bakterien durch verschiedene Farbstoffe und dadurch Darstellung im Lichtmikroskop • Damit Unterscheidung des Aufbaus der Bakterienzellwand • Nützlich zur Diagnostik, da oftmals unterschiedliche Antibiotika zum Einsatz kommen müssen • Gram- positiv → blau gefärbte Bakterien • Gram- negativ → rot gefärbte Bakterien http://www.nmpdr.org/FIG/wiki/view .cgi/FIG/GramStain Symbionten Symbiose Mensch / Bakterien: eigene Zellen ca. 1013 Hautbakterien ca. 1012 Darmbakterien ca. 1014 Antibiotika • Antibiotika heute korrekter: “Antibakterielle Pharmaka” • der Natur entnommene, partiell veränderte oder synthetisch gewonnene Stoffe, die das Wachstum von Bakterien hemmen oder diese abtöten Antibiotika • Antibiotika heute korrekter: “Antibakterielle Pharmaka” • der Natur entnommene, partiell veränderte oder synthetisch gewonnene Stoffe, die das Wachstum von Bakterien hemmen oder diese abtöten Antibiotika beeinflussen keine Pilze oder Viren, sind bei Infektionen durch nichtbakterielle Erreger wirkungslos Antibiotika • Bakterien als Verdauungstrakt-Bewohner: • ideale Lebensbedingungen: genug Nährstoffe, Feuchtigkeit, anaerobes Milieu • Produzenten von Vitamin K (Blutgerinnung!) • wehren andere möglicherweise pathogene Keime ab (nehmen Platz weg – Barrierefunktion) • bei Geburt Darm noch steril, ohne Kolonisierung mit Bakterien, wenige Stunden post partum dann Beginn der Besiedlung bakterielle Darmflora ab dann ständiger Begleiter Antibiotika • Bakterien als Verdauungstrakt-Bewohner: • körpereigene Bakterienflora daher bei den meisten antibiotischen Therapien in Mitleidenschaft gezogen • Rückgang der “guten” Darmbesiedlung körperfremde Bakterien die zeitgleich eindringen können Platz einnehmen und können von leichten Darminfekten und –irritationen bis hin zum lebensgefährlichen Zustand aktiv werden alternativ Besiedlung des Verdauungstraktes auch durch Pilze möglich (Mundschleimhaut- und Speiseröhren-Candidosen nicht selten) Antibiotika • Typische bakterielle Infektionen: Antibiotika • Typische bakterielle Infektionen: • Kopf: Meningitis, Sinusitis, Otitis, Tonsillitis, Konjunktivitis • Haut: Erysipel, Impetigo, Hautabszesse, Pyomyositis, Furunkel , diabetischer Fuß, nekrotisierende Fasziitis • Atemwege: chronische Bronchitis, Mukoviszidose, Pneumonie • Herz: Endokarditis Antibiotika • Typische bakterielle Infektionen: • Verdauungstrakt: Gastritis, superinfizierte Pankreatitis, Cholangitis, Divertikulitis, pseudomembranöse Enterokolitis • Harnwege/Geschlechtsorgane: Cystitis, Pyelonephritis, Urethritis, Prostatitis, Vaginitis, Adnexitis, Mastitis • sonstige: Peritonitis, Sepsis, Katheterinfektionen (Port) Bakterielle Erkrankungen Angina / Tonsillitis ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, Staphylo- und Pneumokokken → Penicilline Mundsoor keine bakterielle Erkrankung – Pilze! Bakterielle Erkrankungen Scharlach S.pyogenes, βhämolysierende Streptokokken → Penicilline, Makrolid-AB (Erythromycin...) Bakterielle Erkrankungen bakterielle Konjunktivitis Pneumokokken, Staphylokokken, Hämophilus infl. → Gentamicin, Ofloxacin, Ciprofloxacin... Gonokokkenoder Chlamydieninfektion → Erythromycin Bakterielle Erkrankungen Otitis media / Mittelohrentzündung Pneumokokken, Hämoph. Infl., Staph. aureus → β-Laktamantibiotika, Makrolide, Cotrimoxazol Bakterielle Erkrankungen Sinusitis / Nasennebenhöhlenentzündung Pneumokokken, Hämoph. infl., Moraxella sp., Staph aureus → β- Lactamantibiotika, chron.: Gyrasehemmer, Clindamycin, Cotrimoxazol... Bakterielle Erkrankungen Erysipel Streptokokkus pyogenes → hochdosiert Penicillin/ β-Laktam-AB, Clindamycin Bakterielle Erkrankungen Phlegmone Bakterielle Erkrankungen Phlegmone Bakterielle Erkrankungen Furunkel Staph. aureus → β- Laktamantibiotika Bakterielle Erkrankungen Divertikulitis Anaerobe, Gram- negative Bakterien → Metronidazol, Gyrasehemmer, Makrolide Bakterielle Erkrankungen Helicobacter pylori - Gastritis Bakterielle Erkrankungen Helicobacter pylori - Gastritis Antibiotika • Helicobacter-pylori-Infektion • 90% der Bevölkerung kolonisiert mit HP • im Regelfall bei Nachweis von HP und vorliegender gastroduodenaler Symptomatik (v.a. Entzündungen) Einleitung einer Eradikationstherapie • derzeitige Therapieempfehlung: • Metronidazol p.o. + Clarithromycin p.o + Omeprazol p.o. (sog. Italienische Tripeltherapie) alles 2x täglich für Gesamtdauer von 7 Tagen Bakterielle Erkrankungen Pseudomembranöse Kolitis (Clostridium difficile) → orale Gabe von Metronidazol, Vancomycin, Teicoplanin Bakterielle Erkrankungen Antibiotika • Clostridium-difficile-Infektion • Einzelunterbringung des Patienten (oder in Kohorte mit anderen Patienten mit gleichem Erregertyp) • Schutzkittel, Handschuhe! Händedesinfektion! (Mundschutz unnötig) • derzeitige Therapieempfehlung: • Metronidazol p.o. oder Vancomycin p.o. für 10 Tage Therapiedauer (Therapieerfolg klinisch an Durchfall-Sistieren erkennbar und an Negativ-Nachweis von Clostridien-Toxinen in Stuhlproben) Bakterielle Erkrankungen Erythema migrans – Lyme-Borreliose Borrelia burgdorferi → Doxycyclin, Amoxicillin, Ceftriaxon Antibiotika Pseudomonas aeruginosa-Infektion ● ca. 10% der Krankenhausinfektionen (Pneumonien, Haut-/ Wundinfektionen, Urogenitalinfektionen ) • meist typisch blaugrüne Färbung von einsehbaren infizierten Wunden mit oft charakteristischem Geruch • sehr widerstandfähiges Bakterium • populär geworden durch Fähigkeit zur Ernährung aus Bestandteilen von handelsüblichen Shampoos ● im Krankenhaus z.B in: Beatmungsschläuchen, Luftbefeuchtern, Inkubatoren, Waschbecken, Blumenvasen, Seifenbehältern • entwickelt rasch neue Resistenzen unter Therapie! • noch sensibel gegen 2004:Meropenem, Tobramycin (ca.90%) Amikacin, Cefepim, Ciprofloxacin (ca. 75- 80%) Antibiotika • Pseudomonas Resistenz Antibiotika • Pseudomonas Resistenz Wirkweise von Antibiotika • Wirkorte von Antibiotika Hemmstoffe der Zellwandsynthese die Zellmembran beeinflussende Antibiotika Hemmstoffe der Proteinsynthese Hemmstoffe der bakteriellen DNA Wirkweise von Antibiotika • Hemmung der Synthese von Bakterienzellwand oder Bakterienzellmembran: • nur Ausbildung instabiler Schutzschicht der Zelle nach außen hin N damit keine Festigkeit der Zelle Bakterium platzt regelrecht (Bakterizidie) Wirkweise von Antibiotika • Hemmung der Synthese von Proteinen: • ungenügende Bildung von funktionellen und wichtigen Eiweißen, die für Aufrechterhaltung des bakterieller Lebensvorgänge nötig sind Bakterium schreitet in Entwicklung und/oder Vermehrung nicht fort (Bakteriostase) oder Bakterium kann lebensnotwendige Stoffwechselvorgänge nicht aufrecht erhalten und verendet (Bakterizidie) Wirkweise von Antibiotika • Hemmung der bakteriellen DNA-Ablesung: • Ent-Codierung der DNA durch zelleigene Enzyme zur planmäßigen Übersetzung des Erbgutes scheitert Bakterium schreitet in Entwicklung und/oder Vermehrung nicht fort (Bakteriostase) oder Bakterium kann lebensnotwendige Stoffwechselvorgänge nicht aufrecht erhalten und verendet (Bakterizidie) Wirkweise von Antibiotika http://www.labor-duesseldorf.de/08/antibiogramm.pdf Einteilung Antibiotika Hemmung der Zellwandsynthese • Epoxide: Fosfomycin • Glycopeptid-AB: • β- Laktam- AB: Vancomycin, Teicoplanin – Penicilline: - Benzylpenicilline: Benzylpenicillin (Penicillin G) - Phenoxypenicilline: Phenoxymethylpenicillin (Penicillin V), Propicillin - Penicillinasefeste P.: Flucloxacillin,Oxacillin,Dicloxacillin - Aminobenzylpenicilline: Ampicillin, Amoxicillin - Acylaminopenicilline: Mezlocillin, Piperacillin – Cephalosporine: • 1. Generation: Cefazolin (i.v.), Cefalexin, Cefadroxil (oral) • 2. Generation: Cefuroxim, Cefotiam (i.v.) Cefaclor, Cefuroximaxetil,Loracarbef (oral) • 3. Generation: Ceftriaxon, Cefotaxim, Ceftazidim, Cefepim (i.v.) Cefpodoximproxetil, Cefixim, Ceftibuten (oral) – Carbapeneme – Monobactame – β- Lactamase- Hemmer Antibiotische Therapieprinzipien Wann bekommt ein Patient nun (s?)ein Antibiotikum verordnet? • Fieber (jedoch auch häufigster Grund unnötiger Antibiose!) • Laborparameter: − Leukozytose (Abwehrreaktion des Körpers?) − CRP-Erhöhung (unspezifisch) • äußerliche Entzündungszeichen (Rötung, Schwellung) erst Kombination dieser Faktoren macht einen bakteriellen Infekt oder eine Infektion wahrscheinlich! Antibiotische Therapieprinzipien Kombination der genannten Indizien für Infektion Entscheidung zur Antibiose bakterieller Erreger, aber nicht bekannt welcher gar kein Erreger oder Pilz- oder Virusinfekt bakterieller Erreger und bekannt welcher Antibiotische Therapieprinzipien • kalkulierte Therapie • Beginn einer antibiotischen Therapie ohne genauen Erreger zu kennen unter Einkalkulierung der wichtigsten zu erwartenden Keime bei dieser Infektion (statistisch bei allen “Krankheiten” bekannt) • zu Therapiebeginn oft nötiger Einsatz von Antibiotikum, das gegen sehr viele Erreger wirkt • Hoffnung, dass während laufender Therapie irgendwann noch positive Nachmeldung eines mikrobiologischen Befundes folgt, der Therapie dann einfacher macht (“know your enemy”) Antibiotische Therapieprinzipien • gezielte Therapie • Beginn einer antibiotischen Therapie unter Kenntnis des verursachenden Erregers/der verursachenden Erreger in Form eines Antibiogramms • schon von Therapiebeginn an Einsatz eines Antibiotikums möglich, das gezielt gegen betreffenden bekannten Erreger wirkt • weitaus einfachere Therapieform im Gegensatz zu kalkulierter (ungezielter) Therapie Antibiotische Therapieprinzipien • gezielte Therapie Antibiotische Therapieprinzipien ● Breitbandantibiotikum(Amoxicillin, Cefpodoxim-Proxetil, Doxycyclin, Chloramphenicol, Rifampicin, Imipenem) • antibiotischer Wirkstoff der sehr viele potentielle Bakterien bakteriostatisch oder bakterizid hemmt • meist nötig bei Infekten mit mehreren Erregern oder unbekanntem Erreger • Schmalspektrumantibiotikum ( Penicillin G/V, Flucloxacillin) • antibiotischer Wirkstoff der eher wenige bis ganz gezielt einzelne potentielle Bakterien hemmt • nützlich bei Infekten, die fast immer durch bestimmte Erreger ausgelöst werden und bei bekannten Erregern Antibiotische Therapieprinzipien • Sequenztherapie • Beginn einer intravenösen antibiotischen Therapie • bei klinischer Besserung des Patienten (= wahrscheinliches ! Zeichen eines Ansprechens auf Antibiose) ggf. Weiterführung der Therapie mit gleichem oder ähnlichen Antibiotikum peroral • möglich bei Wirkstoffen, die oral gut und in ausreichendem Ausmaß absorbiert werden (“hohe orale Bioverfügbarkeit”) • Therapie oral fast immer preiswerter als intravenös Antibiotische Therapieprinzipien • Dauer einer antibiotischen Therapie: • so lange als nötig, so kurz als möglich! zu kurz: Wieder-Aufflammen des Infektes durch überlebende Bakterien, im schlechtesten Fall noch mit erworbener Resistenz unter vorheriger Therapie zu lang: Nebenwirkungen höher, Wahrscheinlichkeit der Ausprägung von Resistenzen wächst, höhere Kosten Antibiotische Therapieprinzipien • Dauer einer antibiotischen Therapie: • möglich: • Einmaltherapie (“Single-Shot”) bei unkomplizierten Erkrankungen die erfahrungsgemäß gut ansprechen → {unkomplizierte Blasenentzündung einer Frau (Fosfomycin, Azithromycin), Tripper (Gyrasehemmer, Cephalosporin)} • monatelange Therapie bei komplizierten Erkrankungen (Lungentuberkulose → Rifampicin+ Isoniazid+ Ethambutol+ Pyrazinamid ) • lebenslange Therapie bei einzelnen Erkrankungen (Dauerunterdrückung chronischer Infekte) Antibiotika in der Pädiatrie – AB meist in Form von Säften oder Trockensäften – Trockensaft- Herstellung: • Pulver aufschütteln • Pulver mit frischem oder abgekochtem Leitungswasser bis zur Markierung füllen und kräftig schütteln • bei Schaumbildung warten, bis sich Schaum wieder gesetzt hat und ggf. erneut bis zur Markierung auffüllen • begrenzt haltbar nach Herstellung (ca. 14d) • Lagerungshinweise beachten, häufig Kühlschranklagerung (aber nicht immer!) • Schütteln vor jeder Verabreichung nicht vergessen! • AB- Gruppen: v.a. Penicilline, Cephalosporine, Makrolide, Cotrimoxazol Problem Resistenzentwicklung – “The Iraqibacter” American soldiers at field hospitals, and now in the U.S., are falling victim to a mysterious bacterial infection — the Iraqi genus of Acinetobacter baumannii. Nosokomiale Infektionen Definition laut IfSG §2, Abs.8 – „eine Infektion mit lokalen oder systemischen Infektionszeichen als Reaktion auf das Vorhandensein von Erregern oder ihrer Toxine, die im zeitlichen Zusammenhang mit einer stationären oder einer ambulanten medizinischen Maßnahme steht, soweit die Infektion nicht bereits vorher bestand“ 4 Konsequenz: verlängerte stationäre Verweildauer / erhöhte Letalität – „verdächtige“ Infektionen: • Postoperative Wundinfektion • Beatmungs - assoziierte Pneumonie • Katheter – assoziierte Sepsis • Katheter – assoziierte Harnwegsinfektion Problem Resistenzentwicklung • wichtigste Prophylaxe zur Verhinderung der Ausbreitung hochresistenter Bakterien: gezielte Desinfektion & Hygiene! Maßnahmen zur Prävention nosokomialer Infektionen • Händedesinfektion, • Impfung des medizinischen Personals • Isolierung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten • Kontrolle der Antibiotika-Anwendung • Reinigung, Desinfektion und Sterilisation von Instrumenten, Geräten und der Umgebung der Patienten • Einführung und Aufrechterhaltung von geeigneten Systemen zur Funktion der Wasser und Luftversorgungssysteme im Krankenhaus Multiresistente Erreger • Methicillin resistente S. aureus (MRSA) • Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) Ausbrüche (2- 10% der Fälle) werden schätzungsweise zu 71% durch Bakterien hervorgerufen, ca. 21 % sind Virus-Infektionen, 5 % werden durch Pilze und 3 % durch Parasiten bedingt • Bei Auftreten von MRSA: unbedingt spezielle Verhaltensregeln und Hygienemaßnahmen einhalten! • Patienten und ggf. Mitarbeiter → wenn Nasenabstrich positiv: Mupirocin- Salbe (Turixin®) 5- 7d auftragen Preise • Preisvorstellungen für Antibiotika • Unacid 3x 3g intravenös 5,5€ / Tag (Amicillin+ Sulbactam: Harnwegs-, Atemwegs-, Haut-, Weichteilinfektionen) • Unacid PD oral 2x 750mg peroral: 2,2€ / Tag • Avalox 1x 400mg intravenös: 30€ / Tag (Moxifloxacin: Atemwegsinf., ambulant erworb. Pneumonien, Sinusitis, kompliz. Haut-/ Weichteilinf.) • Avalox 1x 400mg peroral: • Tygacil 2x 50mg intravenös: 3€ / Tag 98€ / Tag (Tigecyclin: kompli. Haut-, Weichteil., intraabdominelle Infektionen, Sepsis) • Tygacil peroral: gibt es nicht Preise • Preisvorstellungen für Antibiotika • derzeit billigste Tagestherapie stationär: Cotrim forte 960mg 2x1 p.o. 0,10€ / Tag • derzeit teuerste Tagestherapie stationär: Zyvoxid 600mg 2x1 i.v. 120€ / Tag (Linezolid: nosokomiale Infektionen empfindlich: alle gram-positiven Keime, resistent: alle gram- negativen Keime) Preise • Preisvorstellungen für Antibiotika • derzeit billigste Tagestherapie ambulant: Cotrim forte 960mg 2x1 p.o. 2,10€ / Tag • derzeit teuerste Tagestherapie ambulant: Zyvoxid 600mg 2x1 p.o. 181€ / Tag Antibiotische Therapieprinzipien • Sequenztherapie • oft, jedoch nicht immer, verbunden mit Dosisreduktion, bspw: Patient mit (ambulant erworbener) Pneumonie erhält bei stationärer Aufnahme ab Tag 1 Unacid 3g 3x tgl. i.v. (1-1-1) bei sichtlich besserer Atemsituation, Fieberfreiheit und Pulssituation ab Tag 4 bis Tag 7 Unacid PD 750mg 2x tgl. p.o. (2-0-2) Antibiotische Therapieprinzipien • Sequenztherapie • oft, jedoch nicht immer, verbunden mit Dosisreduktion, bspw: Patient mit leichtem-mäßigem Weichteilinfekt nach unfallchirurgischer Behandlung erhält ab Tag 1 Cefuroxim 1,5g 3x tgl. i.v. (1-1-1) bei sichtlich besserer Wundsituation und Abklingen der Entzündungsparameter im Laborbefund ab Tag 5 Cefuroxim 500mg 2x tgl. p.o. (1-0-1) Antibiotische Therapieprinzipien • Sequenztherapie • Weiterführung mit geringerer Gesamtdosis / Tag möglich, wenn akute Hauptphase der Infektion ausgestanden ist • weitergehende Therapie nötig, um verbliebene Bakterien weiterhin wirksam zu bekämpfen • orale Zufuhr unzuverlässiger als intravenöse Therapie immer schauen, ob Patient tatsächlich gestellte Medikation eingenommen hat - bei Antibiotika Einnahme unter Aufsicht sogar wünschenswert Antibiotika • Perioperative Prophylaxe • Abschirmung des Organismus gegenüber bakterieller Infektion während Operationen oder Eingriffen − Zerstörung der Hautbarriere (Hautschnitte), Eröffnung sonst geschlossener Körperhöhlen (Abszesse) − Keimeintrag durch Eingriffe, die Bakterien über Gerätschaften in sonst sterile oder minder kontaminierte Körperabschnitte einführen • antibiotischer Effekt nur gewünscht solange OP läuft Standard daher Einmalgabe eines Antibiotikums! (Ausnahme: länger dauernde Operationen) Antibiotika • Impfung • impf-präventable bakterielle Erkrankungen: − Tetanus − Diphtherie − Keuchhusten − Meningokokken-Meningitis − Pneumokokken-Pneumonie − Tuberkulose − Typhus − Cholera − ... Antibiotika • Sepsis (besser: Septikämie!) • bedeutsamste Form eines Infektes (=Blutvergiftung) • Erreger dringen in Blutkreislauf eines Patienten ein − unbehandelter Infekt (Bsp. Nierenbeckenentzündung) − anbehandelter, aber ungenügend behandelter Infekt − auch bei kurzzeitigen kleineren Verletzungen (Bsp. Zähneputzen) • gefürchtet: Folgeerscheinungen in Form von Reaktionen des Organismus oder Schädigung dessen (Blutung, Schock, Organversagen...) Antibiotika • Bedeutung des schnellstmöglichen Beginns und auch des Ausführens der Antibiotika-Anordnung Nebenwirkungen von Antibiotika Unerwünschte Wirkung Antibiotika- Gruppe Allergie Penicilline, Cephalosporine, Tetracycline, Aminoglycoside, Gyrasehemmer, Folsr.antag. Geschmacksveränderung Penicilline, Monobactame, Carbapeneme, Tetracycline, Ketolide, Metronidazol, Linezolid Venenreizung Vancomycin, Fosfomycin, Acylaminopenicilline, Cephalosporine, Erythromycin... Blutbildveränderungen Einige ß-Laktamantibiotika, Gyrasehemmer, Chloramphenicol, Glycopeptide Gerinnungsstörungen Einige ß-Laktamantibiotika, Tetracycline Allgemeine Einnahmehinweise • Antibiotikum immer bis zum Ende der Verordnungszeit einnehmen • vorgeschriebenen Abstände zwischen den Einnahmen müssen eingehalten werden → nur so Wirkstoffspiegel im Körper konstant hoch; "Dreimal täglich" bedeutet also: alle acht Stunden eine Dosis • Antibiotika mit Wasser einnehmen, da Milch oder andere Lebensmittel die Wirkung vermindern können → empfohlen wird ein ganzes Glas Wasser • Zwischen dem Genuss von Milch/Milchprodukten und der Antibiotika-Einnahme sollten mindestens zwei Stunden liegen • Einnahmezeitpunkt: viele verschiedene AB- Gruppen → keine allgemein gültigen Regeln zum Einnahmezeitpunkt; einige Antibiotika müssen nüchtern eingenommen werden, andere wiederum zum Essen → Wann genau muss der Fachinfo/Gebrauchsanweisung entnommen werden Antibiotika in der Therapie • Wechselwirkung mit anderen Arzneimitteln: • wie bei fast allen anderen Arzneimitteln auch Wechselwirkungen möglich (Wirkungsverstärkung und auch –abschwächung) • Beipackzettel/Fachinformation klärt auf • wichtigste: • Antibiotika und Mineralien (Eisen, Calcium, Magnesium) • Antibiotika und Milch / Milchprodukte • Antibiotika und “Pille” Optimale enterale Resorption von Antibiotika in zeitlichem Bezug zu den Mahlzeiten Keine Beeinflussung durch Mahlzeiten Zu den Mahlzeiten Nüchtern (1h vor/ 2h nach Mahlzeit) PenicillinV Cefpodoxim proxetil Flucloxacillin Amoxicillin Cefuroxim axetil Roxithromycin (+Clavulansäure)1 Erythromycin1 Rifampicin Ampicillin – Ester Clarithromycin1 Cefalexin, Cefixim, Cefaclor Azithromycin1 Flurochinolone Fusidinsäure 3,2 Cotrimoxazol Nitrofurantoin Clindamycin Tetracycline(morgens)2,1 Metronidazol3 1 auch bessere Verträglichkeit bei Gabe zur Mahlzeit 2 nicht mit Milchprodukten,Ca2+u.a.2-wertigen Kationen, Antacida 3 bei Nüchterngabe schnellere Resorption Nach: Arzneidialog 1/2008, ooegkk.at Antibiotika in der Therapie • Wechselwirkung mit anderen Arzneimitteln: • Antibiotika und Mineralien oder Milchprodukte • Wirkungsverlust einiger, nicht aller!, Antibiotika durch enthaltene Mineralien in Nahrungsergänzungsstoffen, Arzneimitteln oder Lebensmitteln (Calcium in Milch) • kann behoben werden durch zeitversetzte Einnahme! (mind. 2h Abstand beseitigen Problem zu 95%) • da leider zu wenig Aufmerksamkeit welche Antibiotika davon betroffen sind, einfacher Merksatz: Besser alle Antibiotika mit gleichzeitiger Einnahme von Mineralien und Milchprodukten vermeiden. Antibiotika in der Therapie • Wechselwirkung mit anderen Arzneimitteln: • Antibiotika und “die Pille”: • Antibiotika können dazu führen, dass Hormone vermehrt ausgeschieden werden evtl. keine ausreichende verhütende Wirkung mehr • bis heute keine wissenschaftlich belegten Beweise für eine statistisch höhere Schwangerenrate unter koitus-zeitgleicher Antibiotikatherapie • Vermutungen sind wegen der Konsequenz ernst zu nehmen, aber nicht überzubewerten!! PiDaNa® • Levonorgestrel • Einnahme einer Tablette so bald wie möglich, vorzugsweise binnen 12h (max 72h nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr) • Ø 85%ige Verhinderung einer Schwangerschaft ellaOne® • Progesteron- Rezeptormodulator: Ulipristalacetat • Einsatz der „neuen Pille danach“ bis zu 120h nach erfolgtem Geschlechtsverkehr • angeblich gleich bleibende Erfolgswahrscheinlichkeit auch mit später erfolgender Einnahme • Quote verhinderte ungewollter Schwangerschaften bei Einsatz dafür wohl „nur“ bei 60% • Kosten: ca. 35€ (Vergleich PiDaNa®: ca.17€) Nebenwirkungen von Notfallkontrazeptiva • http://www.ellaone.de/front_content.php?idcat=57&idart=70 ... sicherste Verhütung…