1 Welche Klassen von Propositionen werden im Rahmen des bioinformationstheoretsichen Ansatzes von Lang unterschieden? Erklären Sie den Propositionsbegriff und führen Sie für jede Klasse ein Beispiel an. 1. Reizpropositionen: Liefern Informationen über Eigenschaften von Personen, Objekten und situativen Kontext (z.B. der Hund ist bissig) 2. Reaktionspropositionen: Ablaufprogramm für sämtliche Reaktionen (z.B. ich laufe weg). 3. Bedeutungspropositionen: liefern Informationen über die Bewertung und Einschätzung von Ereignissen und möglichen Konsequenzen derselben (z.B. die Schlange ist gefährlich). Eine Proposition ist die kleinste Bedeutungseinheit, die noch als selbstständige Aussage gelten kann und die als wahr oder falsch identifiziert werden kann. 1 Welche Schmerzformen lassen sich unterscheiden, wenn die Lokalisation als Kriterium gewählt wird? Somatisch Oberflächenschmerz: Tiefenschmerz heller Schmerz dumpfer Schmerz Oberflächenschmerz kommt aus der Haut, Tiefenschmerz von Muskeln, Gelenken, Knochen und Bindegeweben. visceral Eingeweideschmerzen 2 Beschreiben Sie die neuroendokrinen Vorgänge, die im Rahmen einer Stressreaktion über das sympathikoadrenomeduläre System vermittelt werden. Sympathische Erregung Erregung der Zellen des Nebennierenmarkes, welche zur Ausschüttung von Katecholaminen führt (80 % Adrenalin und 20 % Noradrenalin). Lipo- und Glykogenolyse zur Energiebereitstellung Erregungdes Hypothalamus Wirkung der Katecholamine: Lactat Herzfrequenz Herzzeitvolumen Erweiterung der Bronchien Durchblutung sinkt Verdauung Atemtiefe Vasokonstriktion der Hautgefäße Glykogenolyse und Lipolyse -> verbesserte Energieversorgung von Muskeln, Herz und Gehirn. Stimulierung des Hypophysenvorderlappens 3 Beschreiben Sie die Symptome in welchen sich eine phobische Störung von einer generalisierten Angststörung unterscheidet. Phobische Störung: anhaltende irrationale Angst vor bestimmten Situationen / Objekten Konfrontation mit dem spezifischen Stimulus löst fast immer unvermeidlich Angst aus generalisierte Angststörung: permanente Sorgen, dass ein Unglück passieren könnte permanente Nervosität und Konzentrationsschwierigkeiten permanente motorische Störungen ständig erhöhtes Arrousal der Auslöser ist nicht bekannt 4 Nennen Sie Charakteristika und Intention des DSM-IV. Beschreiben Sie auch das multiaxiale Klassifikationsmodell. Das DSM-IV bezieht sich auf psychische Störungen. Der deskriptive Ansatz ist betont und man versucht Verlaufsformen einzubeziehen. Es werden die psychischen Störungen und nicht der Patient klassifiziert. Das DSM-IV stellt einen tentativen Erkenntnisstand dar, es ist also um neue Kenntnisse erweiterbar. Es besitzt eine hierarchische Gliederung. Das multiaxiale Klassifikationsmodell beruht auf den folgenden fünf Achsen: 1. klinische Störungen 2. Persönlichkeitsstörungen oder geistige Behinderung 3. medizinische Krankheitsfaktoren 4. psychosoziale und umweltbedingte Probleme 5. Skala zur globalen Erfassung des Funktionsniveaus 5 Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen DSM-IV und ICD-10. Gemeinsamkeiten: deskriptiver Ansatz -> neutral hinsichtlich ätiologischer Annahmen operationalisierte Diagnostik: operational definierte diagnostische Leitlinien (ICD-10) bzw. Kategorien (DSM-IV). Tentativ: es gibt keine geschlossene Taxonomie, beide sind offen für Erweiterungen kategorialer Ansatz: es wird nicht durch die Quantifizierung von Merkmalen klassifiziert, sondern es wird eine definierte Anzahl von Symptomen einer diagnostischen Kategorie zugeordnet Unterschiede: Die ICD-10 ist allgemeiner gehalten, während das DSM-IV nur psychische Störungen erfasst. Die hierarchische Gliederung ist im DSM-IV stärker Die multiaxiale Beurteilung ist nur ein Unterpunkt des ICD-10. 6 Nennen Sie die Kategorien für psychische Störungen der ICD-10 F0 organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen F1 psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen F2 schizophrene, schizotype und wahnhafte Störungen F3 affektive Störungen F4 neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen F5 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren F6 Persönlichkeits- und Verhaltensauffälligkeiten F7 Intelligenzverminderung F8 Entwicklungsstörungen F9 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend 7 Welche Rolle spielt der zentrale Kern der Amygdala bei der Konditionierung von Angstreaktionen? Die Amygdala gehört zum limbischen System. Ihr lateraler Kern repräsentiert das Input-System, ihr zentraler Kern das Output- oder emotionale System. Das Input System besteht aus drei Bahnen: 1. vom Thalamus zur Amygdala 2. vom Thalamus zum Cortex und danach zur Amygdala 3. vom Thalamus zum Cortex und danach zur Amygdala unter Beteiligung des Hippocampus. Über dieses Input-System erhält der CS die Signalbedeutung des UCS. Auch das Output-System verfügt über drei Bahnen: 1. vom Nucleus centralis zum zentralen Höhengrau über diese Bahn werden motorische Reaktionen gesteuert 2. zum lateralen Hypothalamus diese Bahn steuert die vegetativen Begleitreaktionen 3. zu den Kernen der Stria terminalis endokrine Reaktionen 8 Was versteht man unter Gegenkonditionierung? ... ist die theoretische Grundlage der systematischen Desensibilisierung nach Wolpe. ... ist der Aufbau einer konditionierten Hemmung durch das Prinzip der reziproken Hemmung. d.h.: Wenn eine angsthemmende Reaktion in Gegenwart angsterzeugender Reize hervorgerufen werden kann, so schwächt sie die Verbindung zwischen diesen Reizen und der Angst. Das bedeutet, dass der CS langsam wieder ein neutraler Reiz wird. 9 Erläutern Sie den Begriff der psychogenen Schmerzen! Diagnostische Kriterien: starker und anhaltender Schmerz herrscht als Beeinträchtigung vor. Dieser Schmerz wird nicht durch eine andere psychische Störung ausgelöst. Der vom Patienten beschriebene Schmerz ist nicht mit der Anatomie des Nervensystems vereinbar oder es fehlen adäquate Organbefunde. Es liegen Hinweise auf die Beteiligung psychischer Faktoren vor: Zusammenhang zwischen dem Auftreten oder der Intensivierung des Schmerzes und einem psychischen Konflikt. Der Schmerz verhilft dem Betroffenen unangenehme Situationen oder Tätigkeiten zu vermeiden. Der Schmerz verhilft dem Betroffenen zu sonst nicht zu erwartender Unterstützung aus seiner Umgebung 10 Welche Merkmale kennzeichnen (nach Seligman) die biologisch vorbereitete klassisch bedingte Reaktion? Das Preparedness-Konzept besagt, dass nicht jeder Stimulus gleich gut als Auslöser (=CS) für eine bedingte Reaktion geeignet ist. Es herrscht also keine Äquipotentialität der Stimuli. Grund dafür ist, dass bestimmte Reize durch die Evolution „biologisch vorbereitet“ sind. Das heisst, dass sie eine bedingte Reaktion schneller auslösen und auch löschungsresistenter sind. Beispiele für solche Reize: Angst vor Dunkelheit Angst vor weiten Plätzen Angst vor bestimmten Tieren Klassische Merkmale von biologisch vorbereiteten Reizen sind: Selektivität: keine Äquipotentialität der Reize One-trial-learning: oft erfolgt bereits nach einmaliger Paarung des NS mit dem UCS eine Konditionierung sehr hohe Löschungsresistenz die kognitive Vermittlung ist auf ein Minimum reduziert 11 Erklären Sie den „Prägnanztyp eines Achsensyndroms“ am Beispiel des hirndiffusen organischen Psychosyndroms! Neben den obligatorischen Symptomen gibt es noch weitere Symptome, die die Krankheit „zum Blühen“ bringen. Obligatorisch für das Psychosyndrom sind: Achsensyndrom der Hirnleistungsschwäche thymopsychische Funktionsänderung weiter Symptome sind: schlechte Werkzeugleistungen Entzügelung von Trieben Veränderung der Befindlichkeit 12 Nennen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Panikstörung und generalisierter Angststörung. Gemeinsamkeiten: der Grund für die Angst ist nicht feststellbar (nicht stimulusgebunden) der Patient ist immer in Angst (zumindest Erwartungsangst) die Angst ist über längere Zeit manifest Unterschiede: die Panikstörung kann auch angstfrei sein die Panikstörung tritt plötzlich auf bei der generalisierten Angststörung hat man permanente Sorgen es herrscht ständige Nervosität und motorische Spannung es herrscht ein ständig erhöhtes Arousal 13 Nennen Sie erhobene Indikatoren für Biofeedback und geben Sie an, warum gerade diese Indikatoren erhoben wurden (+ Beispiel)! Indikatoren EMG-Werte Fingertemperatur Blutvolumenamplitude Durch Biofeedback soll die Kontrolle über vegetative Funktionen erlernt werden. Mittels oben genannter Indikatoren sind die Lernschritte am besten überprüfbar und somit überhaupt erst ein Feedback an den Patienten möglich. Beispiel: Migräne wird oft durch die Vasodilatation der extracraniellen Blutgefäße verursacht. Ziel der Behandlung mittels Biofeedback ist es, die Vasomotorik der („vorgelagerten“) Temporalarterie zu kontrollieren. Ist die Vasokonstrikiton steuerbar, kommt es nicht mehr zur Migräne. 14 Nennen Sie Komponenten des Schmerzes, die durch Entspannungsmethoden angesprochen werden! Es kommt zur Entspannung im organischen Bereich: Muskelentspannung (motorische Komponente) Angstlösung vegetative Stabilisierung (vegetative Komponente) Beruhigung (affektive Komponente) 15 Nennen Sie die drei primären Emotionssystem nach Gray! 1. Annäherung: Behavioral Activation System (BAS) mesolimbisches Dopaminsystem verstärkende Reize: konditionierte Belohnung Bestrafungsentzug Verhalten: Annäherungslernen aktive Vermeidung konditionierte Flucht Beuteaggression 2. Stop- oder Verhaltenshemmung Behavioral Inhibition System (BIS) septohippokampales System verstärkende Reize: konditionierte Bestrafung Nicht-Belohnung Verhalten: passive Vermeidung Löschung 3. Kampf-Flucht-System Amygdala verstärkende Reize: konditionierte und unkonditionierte Nicht-Belohnung Verhalten: konditionierte und unkonditionierte Flucht defensive Aggression 16 Erklären Sie die Rolle der Vigilanz und der kognitiven Vermeidung bei der Angstbewältigung! Vigilanz wird von Unsicherheit ausgelöst. Personen, die diese Strategie zeigen, sind Sensitizer. Sie versuchen Unsicherheit durch Informationssuche zu reduzieren. Kognitive Vermeidung dagegen wird von Erregung ausgelöst. Represser versuchen die Erregung zu reduzieren, da sie zwar eine hohe Unsicherheitstoleranz besitzen, aber eine niedrige Erregungstoleranz. Sind Vigilanz und kognitive Vermeidung sehr stark ausgeprägt, spricht man von hochängstlichen Personen. 17 Erklären Sie, wie projizierter Schmerz entsteht! Es kommt zu einer noxischen Einwirkung auf die afferente Bahn zwischen Nozizeptoren und den ersten Hinterhornneuronen (z.B. Anstoßen des Ellenbogens an einer scharfen Kante). Es kommt zu einer Erregungsübertragung über den Tractus spinothalamicus lateralis zum somatosensorischen Cortex. Es kommt dann zu einer Schmerzempfindung im Versorgungsgebiet der afferenten Faser. 18 Erklären Sie, wie übertragener Schmerz entsteht! Übertragener Schmerz ist z.B. bei Herzschmerzen -> oberflächliche Schmerzen am Oberarm. Bei einer nozizeptiven Reizung der Eingeweide(z.B. Durch Dehnung) kommt es zu einer Erregungsübertragung über das versorgende Rückenmarkssegment auf das zugehörige Dermatom. Dies geschieht deswegen, weil das Rückenmarkssegment sowohl das Hohlorgan als auch das Dermatom versorgt. Der bekanntere (häufigere) Schmerz ist stärker und wird weitergeleitet. Sprich der Eingeweideschmerz wird uminterpretiert. 19 Nennen Sie Unterscheidungskriterien zwischen akutem und chronischem Schmerz Akut Chronisch Warnfunktion Keine Warnfunktion Dauer < 6 Monate Dauer > 6 Monate Genau lokalisierbar Nicht genau lokalisierbar, diffus Direkt proportional zur Intensität Reizes Klingen schnell wieder ab Beseitigung der Schädigung) des Kein Zusammenhang zwischen Intensität und Empfindung (nach Periodisch wiederkeherend 20 Welche Rolle spielen Transaktionen im Rahmen der Streß- und Copingtheorie von Lazarus? Transaktionen sind Wechselbeziehungen zwischen Belastungsreizen und Belastungsreaktionen. Diese Beziehung bestimmt das Auftreten von Stress: bewertete Belastungsreize rufen Stressreaktionen hervor. Vice versa können Stressreaktionen Stressoren beeinflussen/verändern. 21 Angstkonservierung Auf einen CS hin erfolgt eine Vermeidungsreaktion (VR), die zur Angstreduktion führt. Im Lauf der Zeit wird die VR verstärkt, dadurch verkürzt sich die Latenzzeit immer weiter und weiter. Dadurch „verschwindet“ die angstreduzierende Wirkung der VR, was zu einer Verlängerung der Latenz führt. Nun kommt es zur Angstkonservierung. Das Vermeidungsverhalten ist deshalb dysfunktional! 22 Was ist a) ein Primordialsymptom und b) ein Achsensyndrom? a) Krankheitsbeginn, (zeitlich gesehen) erstes auftretendes Symptom b) Dazu gehören jene obligatorschen Symptome eines Syndroms, die als Ausdruck einer primären Substratbeeinträchtigung aufzufassen sind. 23 Nennen Sie mindestens 4 Unterschiede zwischen Agoraphobie und generalisierter Angststörung! Agoraphobie: Angst vor Situationen, in denen eine Flucht schwer möglich ist zunehmende Einschränkung bei alltäglichen Tätigkeiten es sind mehr Frauen als Männer betroffen Vermeidung ist die wichtigste Strategie; wenn dies nicht möglich ist, wird die Situation unter großer Angst ertragen. Generalisierte Angststörung siehe Frage 12 24 Verlauf des Vorderseitenstranges, die Funktionen seiner Äste in puncto Komponenten der Schmerzreaktion. Verläuft kontralteral leitet nur Impulse hochfrequenter Mechano-, Thermo und Nozizeptoren 2 Bahnen: endigt in der Formatio reticularis endigt im Thalamus: junge Komponente führt in die speziellen Thalamuskerne -> sensorischdiskriminative Komponente des Schmerzes ältere Komponente -> unspezifische Kerne -> affektive und vegetative Komponenten 25 Entstehung und Aufrechterhaltung einer Phobie aus lerntheoretischer Sicht. 1. Prozess : klassische Konditionierungsvorgänge CS ... dieser Vorgang hat traumatische Signal- oder NS + UCS Angstbedeutung. Der CS kann zu Vermeidungsverhalten führen. 2. Prozess: instrumentelles Lernen = operante Konditionierung Die CER (konditionierte emotionale Reaktion) wird duch ein Vermeidungsverhalten abgebaut oder verhindert. Durch das Verhindern des negativen Reizes kommt es zu negativer Verstärkung. Dies führt weiters zu einer Angstreduktion. Diese ist allerdings dysfunktional, da es nicht zu die Auschlöschung der Angst kommt sondern zu einer Konservierung Phobie bleibt erhalten. 26 Nennen Sie den Zusammenhang zwischen Neuralgie und projiziertem Schmerz! Es kommt zu einer längeren noxischen Einwirkung auf einen Nerv (z.B. Bandscheibenvorfall). Diese Dauerbelastung führt zum Auftreten sogenannter „spontaner Schmerzen“. Diese neuralgischen Schmerzen bleiben auf das Versorgungsgebiet des Nervs beschränkt akutes Modell einer Neuralgie. Bei einem Bandscheibenvorfall kann es z.B. zu Ischias-Schmerzen oder Trigeminus-Schmerzen kommen. 27 Erklären bzw. beschreiben Sie die endokrinen Vorgänge der Hypothalamus-Hypophysen-NNR-Achse! Ausgelöst vom Hypothalamus wird CRH freigesetzt. Dieses kommt über die Blutbahn in den Hypophysenvorderlappen, wo die Freisetzung von ACTH ausgelöst wird. Dies führt zu einer Freisetzung von Cortisol in die Blutbahn. Dies hat folgende Folgen: Glukoneogenese: Abbau von Muskelproteinen zu Glucose Spaltung von Triglyzeriden Anheben des Fettsäurespiegels im Blut diabetogene Wirkung: der Glucosetransport in die Zellen wird erschwert, um den Zucker in der Blutbahn zur Energieversorgung zu haben. Entzündungshemmende Wirkung (nicht bei bakteriellen Entzündungen) Immunsupression permissive Wirkung: Es erfolgteine Umverteilung des Blutes quergestreiften Arbeitsmuskulator Vorbereiten der Fluchtreaktion zur psychische Wirkung (bei starker Cortisolausschüttung) Zustände euphorische