Experimentalphysikcolloquium WS 2004/2005

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Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Experimentalphysikcolloquium
WS 2004/2005
1
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
Termin 21.10.2004: Spektrometer
Prismenspektrometer:
Auflösungsvermögen
Gitterspektrometer
Spiegelgitter
Blazegitter
2
2.1
2.2
2.3
2.4
2.4.1
2.4.2
2.4.3
2.4.4
Termin 28.10.2004: hochauflösende Interferometrie, Nachweisgeräte
Fabry- Perot- Interferometer
Michelson Interferometer
Fourierspektroskopie
Nachweisgeräte
Photomultiplier
CCD –Zeilen/direkter indirekter Halbleiter
Photodiode
pn-Übergang
7
7
8
8
9
9
10
12
12
3
3.1
3.1.1
3.2
3.3
3.4
3.4.1
3.4.2
3.4.3
Termin 4.11.2004: Lichtquellenspektren
Spektrallinien
Fraunhofersche Linien
Linienbreite
Dopplereffekt
Dopplerfreie Spektroskopie
Molekülstrahlspektroskopie
Sättigungsspektroskopie
2-Photonen Spektroskopie
13
13
13
14
15
16
16
16
17
4
4.1
4.2
4.3
4.4
4.4.1
4.4.2
4.4.3
4.4.4
4.5
4.6
4.7
4.8
4.9
Termin 11/18.11.2004: Laser
Wirkungsprinzip
Eigenschaften von Laserlicht
Schwingungsmoden des Lasers
Gaslaser
He-Ne-Laser
Kohlendioxidlaser (CO2-Laser)
Excimerlaser
Weitere Gaslaser
Farbstoff/Flüssigkeitslaser
Festkörperlaser
Halbleiterlaser
Freie-Elektronen-Laser (FEL)
Durchstimmen
18
18
19
19
20
20
20
20
21
21
22
22
22
23
Seite 1
4
5
5
6
6
6
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Skript von A.Voßkühler
4.10
Erzeugung kurzer Pulse
4.10.1
Gütemodulation (Q- Switch)
4.10.2
Pulskompression
4.11
Modenkopplung
4.11.1
aktive Modenkopplung
4.11.2
passive Modenkopplung
24
24
24
24
25
25
5
5.1
5.2
5.2.1
5.2.2
5.2.3
5.2.4
5.2.5
5.2.6
5.2.7
5.2.8
Termin 25.11.2004: Schwarzkörper/ Synchroton/ Röntgenstrahlung
Strahlungsgesetze der Schwarzkörperstrahlung
Röntgenstrahlung
Erzeugung
Wechselwirkung mit Materie
Biologische Wirkung
Nachweis
Anwendungen
Natürliche Röntgenstrahlung
Entdeckungsgeschichte
Fragen
26
26
27
27
27
28
28
28
29
29
29
5.3
Synchrotronstrahlung
31
5.4
5.4.1
5.4.2
5.4.3
Strukturanalyse
Debye-Scherrer Verfahren
von Laue Verfahren
Fragen
31
31
32
32
6
6.1
6.1.1
6.1.2
6.2
6.3
Termin 2.12.2004: Magnetismus
Qualitativ
Richtungsquantelung
Kurzfassung
Quantitativ
Fragen
33
33
34
35
35
36
7
7.1
7.1.1
7.2
7.3
7.4
7.4.1
7.5
Termin 9.12.2004: Messung magnetischer Flussdichten
Induktion
Ballistisches Galvanometer
Halleffekt
Quantenhalleffekt
Kernspinresonanz & (-tomographie)
NMR (Nuclear Magnetic Resonance)
Fragen
38
38
38
38
39
39
39
40
8
8.1
8.2
8.3
8.4
8.5
8.6
Termin 16.12.2004: Supraleitung
Theorie
Meißner-Ochsenfeld-Effekt
Supraleiter 1. Art
Supraleiter 2. Art
Josephson-Effekt
Josephsonkontakt
42
42
43
43
44
44
45
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Skript von A.Voßkühler
8.7
8.8
SQUID
Fragen
9
9.1
9.2
9.3
9.4
9.5
9.7
9.8
9.9
9.10
9.10.1
9.10.2
9.10.3
9.10.4
9.10.5
9.11
Termine 6/13.01.2005: Erzeugung und Messung tiefster Temperaturen 49
ideale und reale Gase
49
Adiabatische Expansion
50
Joule- Thompson Effekt
50
Lindeverfahren
50
Abpumpen von 3He
51
3He-4He-Gemisch
52
Pomerantchuk Effekt
52
adiabatische Entmagnetisierung
52
adiabatische Kernentmagnetisierung
53
Thermometer
53
Gasthermometer
53
Dampfdruckthermometer
53
elektrische Thermometer
53
magnetische Thermometer
53
Kernspinthermometer
53
Fragen
54
10
10.1
10.2
10.3
10.4
10.5
10.6
10.7
Termin 20.01.2005: Moderne Mikroskopie
Lichtmikroskopie
Nahfeldmikroskopie
Röntgenmikroskopie
Elektronenmikroskop
Rastertunnelmikroskop (RTM/STM)
Rasterkraftmikroskop (RKM/AFM)
Fragen
55
55
55
55
56
57
58
59
11
11.1
11.1.1
11.1.2
11.1.3
11.1.4
11.1.5
11.1.6
11.1.7
11.2
11.3
11.4
11.5
Termin 27.01.2005: Radioaktivität
Zerfallsmodi
Alphazerfall
Betazerfall
Gammazerfall
Elektroneneinfang
Innere Konversion
Spontane Nukleonenemission
Weitere
Geschichte
Strahlenbelastung und biologische Wirkung
Medizinische Anwendung
Fragen
61
62
63
63
63
64
64
64
64
64
64
65
65
9.6
45
46
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Colloquium 2004 bei Sahm
1
Skript von A.Voßkühler
Termin 21.10.2004:
Spektrometer
Prinzipieller Aufbau:
A: Lichtquelle B: Spalt C: Linse D: dispersives Element E: Schirm
Was wird abgebildet ?
Der Eintrittsspalt
Welche Wellenlängen werden stärker gebrochen ?
Die kurzwelligen
Wo steht der Spalt ? Im Brennpunkt der Linse
Wie heißt der Effekt, den man ausnutzt ?
Dispersion
Was ist Dispersion ? Die Abhängigkeit der Brechzahl von der Wellenlänge oder allgemeiner,
die Abhängigkeit der Phasengeschwindigkeit von der Wellenlänge
Wie ist diese definiert ?
Dispersion =
dn
dλ
n (λ) =
c
vPh (λ)
(
)
dn
dn
≤ 0 ) und anormale
>0
dλ
dλ
Exemplarische Dispersionskurve (beachte: n über f, nicht über λ )
Welche Arten von Dispersion gibt es ?
normale (
A: Bereiche anormaler Dispersion entsprechen Molekülresonanzen im Material, dort gibt es
Absorption, das Material ist nicht durchsichtig (z. Bsp. Glas im UV)
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Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Beachte:
Bei
Brechzahl
n<1
folgt
aus
n (λ) =
c
vPh (λ)
für
Phasengeschwindigkeit ein Wert größer als Vakuumlichtgeschwindigkeit. Das ist erlaubt, weil Information nur mit
Gruppengeschwindigkeit (Geschwindigkeit des Wellenpakets)
transportiert wird.
Anwendung:
Vor allem bei Röntgenstrahlung ist n<1 für fast alle Stoffe, d.h. für
Röntgenstrahlung aus der Luft ist das Eindringen in Materialien sehr
leicht, weil dies einen Übergang in ein optisch dünneres Medium
bedeutet, also (fast?) keine Reflexionen auftreten. Dafür gibt es
hier aber den Effekt der Totalreflexion, den man sich für
„Röntgenlinsen“ zunutze macht.
1.1
Prismenspektrometer:
Was sieht man auf dem Schirm ? Ein Beugungsbild des Spalts.
1.2
Auflösungsvermögen
spektrales Auflösungsvermögen allgemein:
λ
( ∆λ : kleinste auflösbare Wellenlängendifferenz)
∆λ
λ
dn
Prismenspektrometer:
≈ b ≈ 103 −104 (Basislänge b und Dispersion)
∆λ
dλ
λ
Gitterspektrometer:
= m (N −1) ≈ 106
(N: Gitterstriche, m-te Ordnung)
∆λ
Je höher das Auflösungsvermögen, desto schärfer sind auch die Beugungsmaxima:
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Colloquium 2004 bei Sahm
1.3
Skript von A.Voßkühler
Gitterspektrometer
Beispiel siehe Grafik. PM:
Fotomultiplier. Gitterspiegel ist
drehbar. Durch Drehung wird
Spektrum durchgefahren. Oft
verwendet:
1.4
Spiegelgitter
Ein Spiegelgitter besteht aus einem Planspiegel, in den Gitterlinien eingeritzt sind. Die
verbleibenden Spiegelflächenabmessungen liegen im Bereich der Wellenlänge des
einfallenden Lichts (z.Bsp. 1000 Striche/mm = 1µm) und sind daher Ausgangspunkte
Huygenscher Elementarwellen und die Überlagerung liefert ein Beugungsbild mit Maxima
unter der Gitterbedingung
1.5
sin α =
mλ
.
g
Blazegitter
Beschreibung: Das Auflösungsvermögen ist proportional zur beobachteten Ordnung, die
Ausleuchtung ist normalerweise aber in der 0.Ordnung am größten. Abhilfe schafft ein Winkel
der reflektierenden Gitterebenen. Jede Gitterschräge ist weiterhin Ausgangspunkt einer
Elementarwelle, da die Abmessung im Bereich der Wellenlänge liegt, das Beugungsbild
ändert sich nicht im Vergleich zu einem normalen Spiegelgitter. Durch die Schrägstellung der
„Gitterlinien“ entsteht aber eine Intensitätskeule in Richtung des Ausfallswinkels bezogen auf
den Blazewinkel, die je nach Ausführung ihre Hauptintensität in Richtung der ersten oder
zweiten Ordnung des Beugungsbildes hat.
Die Herstellung der Blazegitter erfolgt mechanisch mittels entsprechend geformten
Diamanten oder per holografischer Belichtung, Entwicklung, Ätzung und Beschichtung des
entsprechenden Tiefenprofils.
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Skript von A.Voßkühler
2
Termin 28.10.2004:
hochauflösende
Interferometrie, Nachweisgeräte
2.1
Fabry- Perot- Interferometer
Auflösungsvermögen:
λ
= m (N −1) ∼ d ⋅ N ≈ 106 −1012 (N: Teilstrahlen, m: Ordnung des Gangunterschieds)
∆λ
Erhöhung des Auflösungsvermögens durch großen Spiegelabstand
Reflexionsgrad.
Auflösungsvermögen wird auch definiert über die Finesse:
F=
π R
1− r
und
hohen
λ
ν
ν⋅F
=
=
∆λ ∆ν δν
Beschreibung: Das wesentliche Element sind zwei
dielektrische Spiegel mit R=99% T=1%, deren verspiegelte
Seiten parallel gegenüber liegen. Die transmittierten Strahlen
interferieren
bei
einem
Gangunterschied
von
2d ⋅ n2 − sin 2 α = m⋅λ . Wegen der Vielstrahlinterferenz sind
die Maxima sehr scharfe Linien. Bsp.: ein Gangunterschied
bei einer Reflexion von λ /100 ist bei 50 Reflexionen schon
λ / 2 und ergibt damit eine Auslöschung.
Die Außenseiten der FPI-Platten sind oft keilförmig, um die
dortigen Reflexe zu unterdrücken.
Statt 2 verspiegelten Platten kann man auch Etalons nehmen.
Fragen:
Was ist der freie Spektralbereich ? Der Bereich innerhalb dessen keine Überlappung
verschiedener Ordnungen vorkommt. δν =
Wie
groß
ist
das
Auflösungsvermögen
c
2nd
eines Gitters:
λ
= m (N −1) ≈ 106
∆λ
In welcher Größenordnung liegt m ? 20000
Wieso sieht man bei Fabry- Perot ein Ringsystem ? Weil der
Gangunterschied winkelsymmetrisch ist.
Welche Ordnungen sieht man im Ringsystem ? Bild
Was ist N in der Formel des Auflösungsvermögens ? Eine
effektive Anzahl von Teilstrahlen, da die Intensität der
interferierenden Teilstrahlen mit der Höhe der Reflexionen
sinkt ist die Wirksamkeit der „späten“ Teilbündel begrenzt
und nicht wie beim Gitter die genaue Angabe der Teilbündel.
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Colloquium 2004 bei Sahm
2.2
Skript von A.Voßkühler
Michelson Interferometer
Auflösungsvermögen:
λ
∆L
∼m
∆λ
λ
(m:
Ordnung,
∆L
Wegunterschied beider Teilstrahlen)
Erhöhung des Auflösungsvermögens durch
großen
Spiegelabstand
und
hohen
Reflexionsgrad.
Kompensationsplatte P’ damit beide Strahlen
denselben Weg durch Glas haben.
Spiegel S1 verschiebbar zur Einstellung des
Gangunterschieds ∆L .
Fragen: Welche Strecke muß man den Spiegel
bewegen um von Maximum zu Maximum zu
kommen ?
λ
2
2.3
Fourierspektroskopie
Nimmt
man
im
MichelsonInterferometer die Intensität einer
polychromatischen Lichtquelle mit
einem Photomultiplier auf, dann
gibt
es
eine
von
der
Weglängendifferenz
also
Spiegelstellung
abhängige
Intensitätsverteilung, da sich die
verschiedenen Wellenlängen nur
bei gleich langen Armen des
∆L = 0
Interferometers
also
konstruktiv überlagern. Die Grafik
zeigt die Überlagerung für drei
verschiedene
Wellenlängen
exemplarisch.
Überlagert man alle Wellenlängen,
so sieht die Intensitätsverteilung
etwa so aus wie das zweite Bild:
Eigentlich müsste es symmetrisch
sein, aber Fertigung usw.
Nach der Fouriertransformation
erhält man die Intensitätsverteilung
der verschiedenen Wellenlängen, wo man die Charakteristik der Lichtquelle ablesen kann.
Zur Untersuchung von Proben, wird das Referenzspektrum ohne Probe vom Probenspektrum
nach der Fouriertransformation abgezogen und man erhält charakteristische
Absorptionsbanden. (Bild rechts.)
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Das Auflösungsvermögen der Fourierspektroskopie steigt mit der Größe des Bereichs in dem
der Spiegel verschoben wird, da dadurch der transformierte Wellenzug länger ist und damit
die Analyse schärfer. Für Mikrowellen wird ein Lamellengitter als Strahlteilers verwendet.
2.4
Nachweisgeräte
2.4.1
Photomultiplier
Beschreibung; Ein Photon löst aus der Fotokathode per äußerem lichtelektrischem Effekt ein
Elektron, welches dann im Sekundärelektronenvervielfacher potenzgesetzartig vervielfältigt
wird. Es wird durch Hochspannung auf Metalldynoden gejagt und schlägt dort weitere
Elektronen heraus, die wiederum bis zur nächsten Dynode beschleunigt werden usw. An
einem Messwiderstand wird dann der erzeugte Strom gemessen, der proportional zur Anzahl
der einfallenden Photonen ist.
Wird auch in Szintillationszählern verwendet (zur Detektion von Gammastrahlung)
Prinzip
reale Ausführung
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Skript von A.Voßkühler
Äußerer lichtelektrischer Effekt: Austreten von Elektronen aus festen Körpern bei Bestrahlung
mit Photonen. >Mindestfrequenz erforderlich > kinetische Energie der Elektronen steigt mit
Frequenz der Photonen. D.h. (Einstein 1905) Aus de Broglie folgt Äquivalenz von
Photonenergie und Austrittsarbeit (Differenz zwischen Fermienergie im Metall und
Ruheenergie Ekin = 0 in Luft, bei Metallen bei einigen eV) Die „Restenergie“ des Photons
bekommt das Elektron als kinetische Energie mit auf den Weg.
Wichtig für eine genügend guten Messtrom sind außerdem kurze Messzeiten. (wg. I=Q/t)
Zwei wichtige charakterisierende Größen: 1) Eindringtiefe in Dynoden (nicht zu hoch, also
Spannung nicht zu hoch, d.h. guter Sekundärelektronenemissionsfaktor) und 2) gute
Fotokathode. Verstärkungsfaktor 105 −106 .
Fragen: Was macht das Elektron in der Dynode ? Ionisationen
Wieso darf die Spannung nicht zu hoch sein ? Damit die Elektronen nicht zu schnell werden,
d.h. zu tief eindringen bzw. zu geringe Wirkungsquerschnitte haben)
2.4.2 CCD –Zeilen/direkter indirekter Halbleiter
CCD= charge coupled devices (Ladungsgekoppelte
Geräte)
Beschreibung: (Aufbau ähnlich MOS-FET: Metal Oxide
Semiconductor – Feld Effekt Transistor) Durch eine
positive
Vorspannung
am
Gate,
werde
die
Defektelektronen (Löcher) im P-dotierten Siliziumsubtsrat
unter dem Gate zurückgedrängt und es entsteht eine
Dotierungsarme Siliziumwanne (hellrot). Fällt Licht auf
das Gate, werden in der Wanne Ladungsträgerpaare
erzeugt, von denen die Elektronen sich am Gate
sammeln (das Siliziumoxid ist eine sehr wirksame
Isolationsschicht) und die Löcher in das Substrat
wandern. Auf diese Weise entsteht eine dem Lichteinfall
proportionale
Ladungsträgeranzahl
von
Minoritätsladungsträgern am Gate.
Beim CCD- Chip sind etliche solcher Zellen (Pixel) in Reihen angeordnet. Die Information wird
dann Zeilen und Spaltenweise ausgelesen, indem die Ladungen in MOS- Kondensatoren
zwischengespeichert und dann zeilenweise verschoben werden. Das Auslesen erfolgt über
einen gesperrten PN-Übergang (nur für Minoritätsladungsträger durchlässig).
CCD Zeilen (Reihen von Pixeln) können auch als empfindliche Spektrometer verwendet
werden. Wenn die Zeile auf ein brechendes Objekt geeicht wird, können die Spektren
verschiedener Lichtquellen komplett aufgezeichnet werden. Jedem Pixel ist dann ein
schmaler Wellenlängenbereich zugeordnet.
Fragen :
Wie dick sind die Siliziumschichten ? 300µm, da sonst die Wechselwirkungswahrscheinlichkeit
zur Ladungsträgerpaarerzeugung zu gering ist. Bei einer solchen Dicke muss das Material aber
auch besonders sauber sein, da die Rekombination an Störstellen die gespeicherten
Minoritätsladungsträger zerstört.
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Die Wechselwirkungswahrscheinlichkeit ist sehr gering, da Silizium ein indirekter Halbleiter ist.
Was heißt das ? Im Energie-Impuls Diagramm (siehe unten) sieht man die Unterkante des
Leitungsbandes
und
die
Oberkante
des
Valenzbandes, die einen Abstand haben (die
Bandlücke des Halbleiters) Beim direkten Halbleiter
(links) liegen Maximum und Minimum übereinander,
so dass für ein Anheben nur Energiezufuhr nötig ist,
beim indirekten Halbleiter (rechts) ist das Minimum
des Leitungsbandes verschoben, so dass ein
Elektron zusätzlich zur Energie auch noch einen
Impuls bekommen muss, um die Bandlücke zu
überwinden. Da das Photon, welches die
Paarbildung erzeugt, praktisch keinen Impuls besitzt
(im Vergleich zum Elektron) , braucht es beim
indirekten Halbleiter noch einen Impulsübertrag
durch z. Bsp. Phononen, damit ein Übergang
stattfinden kann. Das passt viel seltener zusammen,
Intensitätsverlauf
in
den
so dass das Silizium (als indirekter Halbleiter) sehr
verschiedenen Halbleitertypen
dick sein muss, damit genügend Paarbildungen
zustande kommen.
↑E
k=
2π
λ
p= k
E= ω
→k
direkter Halbleiter
Wie detektiert man Farben mit CCD Chips ? Z.
Bsp. 4 Pixel zusammenschließen und je Pixel
eine
Grundfarbe
(aufgrund
der
Empfindlichkeitsstruktur des Auges 2 grün, 1
blau, 1 rot)
Welchen Farbbereich kann man damit
darstellen ? Die Fläche, die von den
Grundfarbenpunkten
im
Farbempfindlichkeitsdiagramm
eingeschlossen wird. 4 Farben (z. Bsp. CMYKFarbsystem) umschließen größere Fläche. In
der Mitte liegt der Weißpunkt.
Seite 11
indirekter Halbleiter
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2.4.3 Photodiode
In einem pn- Übergang in Sperrpolung (n + ,
p - ) entstehen durch Lichteinfall in der
Raumladungszone Ladungsträgerpaare, die
als Minoritätsladungsträger (bei n: Löcher,
bei p: Elektronen) einen Sperrstrom
hervorrufen,
der
dem
Lichteinfall
proportional ist. (In Sperrpolung können
Majoritätsladungsträger
den
Übergang
nicht passieren). Der Strom in einer
gesperrten Fotodiode ist proportional zur
Bestrahlungsstärke.
Auch ohne Sperrpolung fließen die
Ladungsträgerpaare ab, wenn p und n über
einen Widerstand leiten d verbunden
werden. (Prinzip Solarzelle) Hier wächst der
Strom aber nur logarithmisch.
2.4.4 pn-Übergang
Im Bändermodell ist die Energie der Elektronen nach oben aufgetragen !
Fragen:
Zeichnen Sie die Kennlinie eines pn- Übergangs im
Sperrbereich: siehe Grafik rechts. (nach unten: wachsende
Bestrahlungsstärke)
Was ist der Unterschied zwischen Beleuchtungsstärke und
Bestrahlungsstärke ?
In allen Begriffen, in denen „Licht“ oder „Leucht“ vorkommt
ist die Messgröße mit einer Bewertung bezogen auf das
menschliche Auge versehen, bei „Bestrahlung“ ist die rein
physikalische Messgröße gemeint.
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3
Termin 4.11.2004: Lichtquellenspektren
3.1
Spektrallinien
Als Spektrallinie bezeichnet man das von einem Atom oder Molekül aufgrund eines
quantenmechanischen Übergangs abgegebene oder absorbierte Licht einer genau
definierten Frequenz. Die Frequenz einer Spektrallinie wird durch die Energie des emittierten
oder absorbierten Photons bestimmt, die gerade den Unterschied zwischen den Energien der
quantenmechanischen Zustände bestimmt. Die optischen Auswahlregeln erlauben nur
Übergänge bei denen die Elektronenkonfiguration den Spin1 des Photons abgibt.
Eine Emissionslinie ergibt sich durch Übergang von einem höheren auf ein tieferes
Energieniveau. Hierbei wird ein Photon ausgesendet. Dies kann entweder spontan
geschehen (spontane Emission), oder, wie beispielsweise beim Laser, durch Licht passender
Frequenz angeregt werden (stimulierte Emission). Sie zeigt sich im Spektrum als helle Linie.
Eine Absorptionslinie ergibt sich durch Absorption eines passenden Photons des eintreffenden
Lichts, wodurch ein Übergang von einem niedrigeren in ein höheres Energieniveau induziert
wird. Sie zeigt sich als dunkle Linie im kontinuierlichen Spektrum des einfallenden Lichtes.
Die Spektrallinien waren einer der Effekte, die zur Entwicklung der Quantenmechanik
beitrugen. Ein klassisches Elektron kann elektromagnetische Wellen beliebiger Frequenzen
abgeben, die Existenz von diskreten Linien war klassisch nicht erklärbar. Die Entdeckung, dass
die Frequenzen der Spektrallinien des Wasserstoffatoms proportional zu einem Ausdruck der
Form (1/n2 - 1/m2) mit ganzen Zahlen m und n sind, führte zum Konzept der Quantenzahl und
brachte Niels Bohr schließlich auf sein Bohrsches Atommodell, das erste (heute überholte)
quantenmechanische Atommodell. Die moderne Quantenmechanik kann die Spektrallinien
der Atome mit sehr hoher Genauigkeit vorhersagen.
Linienspektren werden durch freie Atome erzeugt.
Bandenspektren werden durch Moleküle erzeugt.
Kontinuierliche Spektren entstehen bei Flüssigkeiten, Plasmen.
3.1.1 Fraunhofersche Linien
Erstmals entdeckt wurden Absorptionslinien 1802 durch William Hyde Wollaston und 1813,
unabhängig von ihm, durch Joseph von Fraunhofer im Spektrum der Sonne. Diese dunklen
Linien im Sonnenspektrum werden Fraunhofersche Linien genannt. Die Abbildung zeigt das
Sonnenspektrum mit dem Namenszug Fraunhofers auf einer Briefmarke.
Bemerkungen:
- Aus der Intensität der Linien kann auf die Elementhäufigkeit geschlossen werden.
- Bei Molekülspektren werden durch die Komplexität der Elektronenkonfigurationen und
Schwingungszustände ganze Spektralbereich emittiert, sogenannte Spektralbanden.
Genauso bei der Absorption in unserer Atmosphäre, wo man von Wasserstoff, Sauerstoff, CO2
Absorptionsbanden spricht.
Seite 13
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
- Die dunklen Linien kommen dadurch zustande, dass die diese Wellenlängen
absorbierenden Moleküle an der kühlsten Stelle des Strahlers, also in der Sonnenatmosphäre
hauptsächlich anzutreffen sind und wegen der geringeren Temperatur kaum (nach Planck)
wieder in diesem Spektralbereich emittieren.
3.2
Linienbreite
Das Licht einer Spektrallinie enthält nicht eine Frequenz, sondern einen (schmalen)
Frequenzbereich. Die Breite dieses Bereiches nennt man Linienbreite. Die Linienbreite einer
Emissionslinie setzt sich aus mehreren Beiträgen zusammen:
A) Die natürliche Linienbreite ergibt sich aus der Lebensdauer des Ausgangszustands durch
die Heisenbergsche Unschärferelation. Diese hat die Form einer Lorenzkurve. Es ist nicht
möglich, diese zu verringern. ∆E∆t ≥
2
⇒ ∆E ⋅ τ ≥
2
( τ : Lebensdauer des angeregten
Zustandes) Maßgebend bei freien Atomen (interstellarer Raum, Außenhülle)
Bei 10ns Lebensdauer ca. 100 MHz Linienbreite.
B) Aufgrund der thermischen Bewegung der Atome entsteht ein Dopplereffekt, der das Licht
eines einzelnen Atoms oder Moleküls je nach Bewegungsrichtung rot- oder blauverschiebt.
Aufgrund der statistischen Bewegung ergibt sich insgesamt eine breitere Frequenzverteilung.
Diesen Effekt nennt man Dopplerverbreiterung. Sie hat die Form einer Gaußkurve und ist
temperaturabhängig. Meist dominiert sie deutlich über die natürliche Linienbreite.
Die Relativgeschwindigkeit von Sternen zu unserem Bezugssystem kann durch die
Linienverschiebung bekannter Emissions- oder Absorptionslinien mit dem Dopplereffekt
ausgemessen werden.
∆ν
3kT
← thermische Energie
=
ν
mc 2 ← relativistische Masse (m 0 + Ekin )
C) Stoßverbreiterung: (Klassische Erklärung)Durch Stoß wird die Emissionszeit verkürzt und
daher die Linienbreite nach der Unschärferelation vergrößert. Das entspricht einer Änderung
der Übergangswahrscheinlichkeiten (abhängig von Einsteinkoeffizienten τ =
Seite 14
1
)
A
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
(Heutige Erklärung) Es gibt zwei Sorten von Stößen, elastische und inelastische. Beim
elastischen Stoß führt das Annähern zu einer Verschiebung der Energieniveaus und damit zu
einer Verschiebung der Frequenz (die Niveus rücken näher zusammen) und einer
Verbreiterung der Linie (die Verschiebung der Niveaus ist vom Stoß abhängig). Beim
inelastischen Stoß tritt nur Verbreiterung auf.
D) Zeemann- Effekt (Magnetfeldaufspaltung der Spektrallinien)
E) Stark- Effekt (Aufspaltung der Spektrallinien im elektrischen Feld)
Fragen:
Wodurch werden die Linienbreiten bestimmt ? natürliche Linienbreite, Stoßverbreiterung,
Druckverbreiterung, Dopplerverbreiterung.
Wo misst man die Breite eines Linienbreitenpeaks ?
Halbwertsbreite auf der Hälfte der Intensität.
Was steht in der Unschärferelation ? ∆E ⋅ ∆t ≥
2
Was ist eine Energieunschärfe ? Das obere, angeregte
Niveau ist verbreitert, da dort die Lebensdauer die
Energieunschärfe hervorruft.
Können Sie sich ein Experiment vorstellen, mit dem man
die Lebensdauer messen könnte ? Material mit Hilfe von
Laser so „voll pumpen“, dass sich alle Atome im
angeregten Zustand befinden, dann abschalten und
−
t
den Intensitätsabfall beobachten, Zusammenhang zur Lebensdauer τ ist dann: I = I 0 ⋅ e τ .
Einmal einen Übergang messen ist Unsinn, wegen statistischer Verteilung der Lebensdauer,
also Übergangswahrscheinlichkeiten. Aber: (Versuch in Garching) ein Atom einsperren und
immer wieder anregen und dann messen geht.
Was ist die Dopplerverbreiterung ? siehe oben.
Wie ist die Verteilung ? natürliche Linienbreite ist Lorentzkurve, Dopplerverbreiterung ist
Gaußverteilung, wg. statistischer Geschwindigkeitsfluktuation, Lorentzkurve gefaltet mit
Gaußkurve heißt Voigtprofil.
Wie ist die Größenordnung der Verbreiterung ? Dopplerverbreiterung ca. 100 fach größer als
natürliche Linienbreite. Druckverbreiterung ca. 10 fach größer als natürliche Linienbreite.
Was ist die Stoß-/Druckverbreiterung ? siehe oben.
3.3
Dopplereffekt
c
f
(+: hinter der Quelle, -: vor der Quelle)
=
λ ' 1± v c
c+ f
v
Wenn sich der Beobachter bewegt gilt: f ' =
= f 1± (+: nähern, -: entfernen)
λ
c
Wenn sich die Quelle bewegt gilt: f ' =
( )
Beide Formeln beschreiben denselben Vorgang aus verschiedenen Bezugssystemen
( f → f ' ). Wechsel mittels Galileotransformation.
Seite 15
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
3.4
Dopplerfreie Spektroskopie
3.4.1
Molekülstrahlspektroskopie
Hierbei wird durch eine sehr scharfe Blende nur nahezu eine Geschwindigkeitsklasse von
Molekülen in den Beobachtungsraum geleitet, außerdem wird das Molekülgas durch starke
Expansion extrem abgekühlt was die Sache zusätzlich verbessert. Durch senkrechte
Beobachtung einer Geschwindigkeitsklasse gibt es also keine Dopplerverbreiterung.
3.4.2
Sättigungsspektroskopie
Durch einen durchstimmbaren Laser wird
eine bestimmte Geschwindigkeitsklasse des
Gases
angeregt
und
dadurch
bei
Beobachtung
eines
Abfragelaserstrahls
nahezu keine Absorption in diesem
schmalen Frequenzbereich detektiert. Im
Untergrund
der
dopplerverbreiterten
Spektrallinien
erscheinen
sogenannte
Lambdips,
die
eine
dopplerfreie
Lorentzkurve zeigen und die natürliche
Linienbreite darstellen.
Seite 16
Colloquium 2004 bei Sahm
3.4.3
Skript von A.Voßkühler
2-Photonen Spektroskopie
Ein Gas wird senkrecht von einem
Laserstrahl durchstrahlt an einem Spiegel
reflektiert
und
läuft
senkrecht
wiederzurück durch die Probe. Treffen
zeitgleich ein Photon des Lasers aus dem
hinführenden Strahl und ein Photo aus
dem zurücklaufenden Strahl auf ein
Gasatom, dann können sie zusammen
eine Anregung des Atoms bewirken,
indem sich ihre Energie addiert. Ein
solcher Übergang muss den Spin 0 oder 2 aufnehmen und gehört damit zu den
normalerweise verbotenen Übergängen. Der Dopplereffekt wird dadurch eliminiert, dass
beide Photonen jeweils komplementäre Bewegungsrichtungen sehen. ??
Der (Bild-)Zwischenzustand hat nur eine extrem kurze Lebensdauer, in der das zweite Photon
eintreffen darf, deswegen benötigt man sehr intensive Laserstrahlung.
Seite 17
Colloquium 2004 bei Sahm
4
Skript von A.Voßkühler
Termin 11/18.11.2004: Laser
Ein Laser Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation (Lichtverstärkung durch
stimulierte Emission von Strahlung) ist eine Lichtquelle, die Licht durch stimulierte Emission
erzeugt. Gute räumlichen und zeitliche Kohärenz sorgen für extrem monochromatisches
Lichtbündel. Der Vorläufer, der Maser, funktioniert gleich, sendet aber Mikrowellenstrahlung
aus. Der erste Laser wurde 1960 von Theodore Maiman gebaut.
4.1
Wirkungsprinzip
Bei herkömmlichen Lichtquellen erfolgt der Üb
ergang durch spontane Emission, das heißt sowohl
der Zeitpunkt als auch die Richtung, in die das
Photon ausgesendet wird, sind zufällig. Beim Laser
hingegen erfolgt dieser Übergang durch stimulierte
Emission. D. h. ein Lichtteilchen stimuliert diesen
Übergang, und dadurch entsteht ein zweites
Lichtteilchen, dessen Eigenschaften (Frequenz,
Phase, Polarisation und Ausbreitungsrichtung) mit
dem des ersten identisch sind: Lichtverstärkung. Der Grund für die Gleichartigkeit des
ausgesandten Photons mit dem einfallenden ist der folgende: das angeregte Atom hat eine
hantelförmige Ladungsverteilung, die bei spontaner Emission in beliebiger Raumrichtung in
Dipolcharakteristik in den kugelsymmetrische Grundzustand zurückfällt. Bei induzierter Emission
dagegen wird die hantelförmige Ladungsverteilung vom Photon deformiert und der Dipol
dadurch senkrecht zum einfallenden Photon polarisiert.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Photon durch Absorption ein Elektron auf ein höheres Niveau
anhebt, ist genauso hoch wie die Wahrscheinlichkeit, dass es eine stimulierte Emission auslöst.
Für Verstärkung ist daher Besetzungsinversion
nötig.
Nach Kirchhoff gilt Absorption =
Emission:
N1 ⋅ ρ ⋅ B = N 2 ⋅ A +
Absorption
spontane
N2 ⋅ ρ ⋅ B
induzierte Emission
N1, N 2 : Anzahl der Atome Im Zustand Ni
A, B : Einsteinkoeffizienten, ρ : spektrale
Energiedichte des Strahlungsfeldes
Die Energiedichte ρ (ν , x) am Ort x wird
durch Absorption geschwächt und durch
induzierte Emission verstärkt:
(spontane Emission wird hier vernachlässigt...)
dρ
hν
= (N 2 − N1)⋅ ρ ⋅ B ⋅ 12 , ∆ν : Linienbreite.
∆ν
dt
Diese DGL gibt als Absorptionsfunktion am Ort x:
ρ (ν , x) −(N1−N 2 )σ(ν)⋅x ( )
, σ ν : Wirkungsquerschnitt,
=e
ρ0 (ν)
d.h. Für N1 > N 2 : Absorptionsgesetz, für N1 = N 2 : Durchgang ohne das was passiert
N 2 > N1 : Verstärkung durch induzierte Emission.
Die Verteilung der Atome auf Grundzustand N1 und angeregten Zustand N 2 gehorcht im
thermischen Gleichgewicht der Boltzmannverteilung:
hν
N2
− 21
= e kT , bei Zimmertemperatur
N1
sind praktisch alle Atome im Grundzustand. Bei unendlich hoher Strahlungsdichte sind beide
Zustände gleichbesetzt N 2 = N1 . Im Gleichgewicht existiert also keine Überbesetzung !
In einem technischen Laser wird das Licht durch eine Anordnung zweier Spiegel immer
wieder durch den Resonator geleitet, bis der Leistungszuwachs innerhalb des Systems durch
Seite 18
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
die Abnahme der Besetzungsinversion und die immer stärker ansteigenden Verluste
ausgeglichen wird.
Einer der beiden Spiegel ist teilweise (im Prozentbereich) durchlässig, um Licht aus dem Laser
auszukoppeln, so dass das Laserlicht austritt. Die Leistung innerhalb des Resonators ist
dadurch viel höher als die ausgekoppelte Leistung.
Die 1. Laserbedingung lautet: G ⋅ R ⋅V = 1 ( G : Verstärkung, R : Reflexion, V : Verluste)
Die 2. Laserbedingung lautet: Besetzungsinversion erzeugen.
Ausgangsleistungen von typischen Lasersystemen reichen von wenigen Mikrowatt (µW) bei
Diodenlasern bis zu einigen Terawatt (TW) bei gepulsten Femto- oder Attosekunden Lasern mit
externer Verstärkung. Die Diodenlaser gibt es mittlerweile auch schon in kW-Bereich.
4.2
Eigenschaften von Laserlicht
Laserlicht kann extrem stark gebündelt werden, da es sich um räumlich kohärentes Licht
handelt. Die Polarisation von Laserstrahlen ist meist geordnet und üblicherweise linear.
Laserlicht von Dauerstrich-Lasern (englisch: continuous-wave lasers, cw-lasers) ist meist
monochrom Außerdem ist Dauerstrich-Laserlicht zeitlich beziehungsweise longitudinal
kohärent, was bedeutet, dass die beteiligten Wellen nicht nur mit der gleichen Frequenz
schwingen, sondern auch alle im gleichen Takt. Diese Eigenschaft ermöglicht erst die
Holographie. Ebenso ist eine Stabilisierung der absoluten Phase (Phase hat einen bestimmten
Wert und ist relativ stabil) möglich.
4.3
Schwingungsmoden des Lasers
Die transversalen Moden bezeichnen die Intensitätsverteilung der Laserstrahlung in einer
Ebene senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. Sie werden mit TEMxy bezeichnet, wobei x,y die
Anzahl der Nullstellen in der entsprechenden Raumrichtung angeben.
Die Beugungsverluste bei Reflexion am Spiegel können durch ein Blendensystem angenähert
werden. Die Transversalmoden nehmen dadurch Gaußglocken an, das ist die Funktion die
nach Beugung am Spalt dahinter noch übrigbleibt. „Nur Gaußglocken wandern verlustfrei
durch das Spiegelsystem hin und her“.
Seite 19
Colloquium 2004 bei Sahm
4.4
Gaslaser
4.4.1
He-Ne-Laser
Skript von A.Voßkühler
Monochromatische Wellenlänge bei 632,8 nm (rot). Hier
wird das 10-fach häufiger im Gasgemisch vorhandene
Helium
durch
Hochfrequenzspannung
(also
Elektronenstöße) auf metastabile Zustände gepumpt, in
diesem angeregten Zustand stößt es Neon Atome, deren
Laserniveus dadurch zur Inversion gelangen. Das Neon ist
das eigentliche Lasermaterial.
Die Enden der ca. 1m langen Gasröhre sind
Brewsterfenster, damit dort keine Verluste (für eine
Komponente) durch Reflexion auftreten. Das Laserlicht ist
danach linear polarisiert.
4.4.2
Kohlendioxidlaser (CO2-Laser)
Emittiert um 10,6 µm (mittleres Infrarot)
Besteht in der Regel aus einem Gemisch
aus CO2,N2 und He.
Dabei wird der Stickstoff durch elektrisches
Pumpen angeregt, der seine Energie durch
Stöße an das CO2 abgibt und dadurch
eine Inversion erzeugt wird. Das CO2 hat
zwei Laserübergänge um 10µm.
Die Überschüssige Wärmeenergie der
Relaxationsprozesse
wird
durch
die
Heliumatome abgeführt.
Wo
steckt
die
Wärmeenergie
im
Heliumatom ? In kinetischer Energie
(Translationsenergie) Der Vorteil des Heliums ist seine kleine Masse, die dafür sorgt, dass nach
1
Ekin = mv 2 die Energie mit hoher Geschwindigkeit abtransportiert werden kann.
2
4.4.3
Excimerlaser
z. B. KrF (248 nm), XeF (351-353 nm), ArF
(193 nm), F2 (157 nm)
Das Grundkonzept besteht darin, dass das
zweiatomige Lasermolekül nur im angeregten
Zustand stabil ist, der Grundzustand dagegen
instabil, d.h. ein Molekül im Grundzustand
zerfällt sofort in seine atomaren Bestandteile.
Man regt durch Elektronenstöße die Atome
an, die sich dann zu stabilen angeregten
Molekülen verbinden. Da der Grundzustand
instabil ist, hat man dann sofort eine Inversion.
Die
baut
sich
über
einen
breiten
Fluoreszenzbereich ab.
Seite 20
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Excimer Laser arbeiten in der Regel im UV-Bereich und werden oft als Pumpquelle für andere
Laserarten verwendet. Sie laufen im Pulsbetrieb, da das Gas ausgetauscht werden muss, also
neue angeregte Moleküle für weitere Lasertätigkeit benötigt werden.
4.4.4
Weitere Gaslaser
Stickstofflaser (N2-Laser): im UV
Argon-Ionen-Laser, mehrere Linien bei 457,9 - 514,5 nm
4.5
Farbstoff/Flüssigkeitslaser
Beispiel zweiatomiges Molekül:
Der mittlere Abstand beider
Atome ist im Grundzustand kleiner
als im angeregten Zustand. Die
Aufenthaltswahrscheinlichkeiten
innerhalb der Zustände sind also
verschoben. Ohne Anregung
befindet sich das Molekül im
untersten
Schwingungszustand
v=0 des elektonischen Zustands S0
(unten).
Von dort können Übergänge wegen der sehr kurzen Übergangsdauer nur senkrecht
stattfinden (1) und dort bevorzugt vom Wahrscheinlichkeitsmaximum des Grundzustands zum
Wahrscheinlichkeitsmaximum eines Schwingungs- oder Rotationsniveuas des angeregten
Zustands S1 (2) (dicker Schwarzer Pfeil nach oben). (1) und (2) bezeichnen das FranckCondon Prinzip. Das Molekül geht mittels Wärmeabgabe in den tiefsten Zustand des
angeregen
Niveaus
über und von dort
(Frank-Condon
rückwärts)
in
ein
Seite 21
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Wahrscheinlichkeitsmaximum des Grundzustandes, von wo es ggf. anschließend in noch
tiefere Zustände übergeht. Das bedeutet, das der Farbstofflaser bei höheren Energien
Absorbiert, als er emittiert, das Spektrum wird verschoben zu kleineren Frequenzen.
CW-Farbstofflaser, z. B. Stilben, Cumarin, Rhodamin
4.6
Festkörperlaser
Werden in der Regel durch Blitzlampen gepumpt, da
die optisch transparenten Materialien in der Regel
Isolatoren sind. Durch die große Bandbreite der
Blitzlampen geht viel Energie als Wärme verloren, was
dazu führt dass wegen der Überhitzung die
Festkörperlaser nur im Impulsbetrieb verwendet
werden können. Dafür werden sehr hohe Leistungen
erreicht bei sehr kurzen Pulsen. Das Ausgangssignal ist
nicht so einheitlich wie beim Gaslaser, sondern besteht
aus einer Vielzahl von Einzelimpulsen schlechterer
Kohärenz. Rechts das Termschema eines Rubinlasers.
erster Laser, entwickelt vom Maiman im Jahre 1960: Rubinlaser, 694,3 nm
Nd:YAG-Laser, bei 1064 nm, Nd:Glas, Ti:Saphir
4.7
Halbleiterlaser
Durch einen PN-Übergang werden durch eine Spannung kräftig Elektronen geschickt (also
das Leitungsband vollgepumpt), die in der Raumladungszone rekombinieren. Bei genügend
hoher Spannung tritt am Übergang Inversion auf. Als Spiegel dienen die Randflächen des
Halbleiters, weil dieser sehr hohen Brechungsindex hat. Problem ist die Divergenz des Bündels
wegen der sehr schmalen Emissionsschicht.
Laserdioden (elektrisch gepumpt)
Optisch gepumpte Halbleiterlaser, auch Halbleiter-Scheibenlaser
4.8
Freie-Elektronen-Laser (FEL)
Bei Freie-Elektronen-Lasern fungiert ein hochenergetischer Elektronenstrahl als aktives
Medium. Dieser Elektronenstrahl wird durch einen Undulator, der aus Magneten besteht, die
längs der Strahlrichtung so angeordnet sind, dass das Magnetfeld seine Richtung längs des
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Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Weges periodisch ändert (zeitlich ist es hingegen konstant), gelenkt. Dadurch schwingen die
Elektronen mit einer bestimmten Frequenz, während sie den Undulator passieren, und geben
elektromagnetische Strahlung ab. Die Lichtwellenlänge kann bei freien Elektronenlasern
kontinuierlich verändert werden, indem Spiegelabstand und Elektronenenergie verändert
werden.
Fragen:
Was sind die wichtigsten Bauteile eines Lasers ? 1. aktives Medium, 2. Resonator, 3.
Pumpquelle
Was ist der Vorteil der Molekül-/Farbstofflaser ? Die große Emissionsbandbreite der
Molekülbanden, die eine Durchstimmbarkeit durch Modenselektion ermöglicht.
Wann wurden die ersten Excimer-Laser entwickelt ? in den siebziger Jahren
Wie misst man die Kohärenzlänge einer Lichtquelle ? Man schickt sie durch ein
Michelsoninterferometer und verlängert die Arme bis die Interferenz verschwindet.
4.9
Durchstimmen
Wie selektiert man nun beim Farbstofflaser bspw. die entsprechenden Frequenzen ? Mit
einem Fabry-Perot Etalon, einem Prisma oder einem Gitter.
Im Resonator können verschiedene Moden anschwingen, die Longitudinalmoden sind
ganzzahlige Vielfache der Wellenlängen die in die Resonatorlänge hineinpassen. Nur ein
bestimmter Frequenzbereich dieser möglichen Moden kann verstärkt werden, da der
Laserübergang des aktiven Mediums frequenzselektiv ist. Das bezeichnet die
Verstärkungskurve. Durch ein Prisma oder Gitter erreicht man je nach Auflösungsvermögen
eine Auskopplung unerwünschter Moden durch Dispersion bzw. Interferenz, die
unerwünschten Moden werden aus dem Resonator herausreflektiert, können nicht über die
Laserschwelle gelangen und schwingen daher nicht an.
Ein Farbfilter ist ungünstig, da er zu breitbandig filtert mit einer Halbwertsbreite in der
Größenordnung von einigen nm.
Für UV-Laser ist ein Prisma wegen der schlechten Durchlässigkeit eher schlecht.
Seite 23
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
4.10
Erzeugung kurzer Pulse
4.10.1
Gütemodulation (Q- Switch)
Der Resonator wird durch einen Schalter solange gesperrt, bis durch das Pumpen eine
extreme Inversion erzeugt wurde. Die Inversion kann wegen der fehlenden Rückkopplung
nicht durch induzierte sondern nur durch
spontane Emission abgebaut werden. Ist die
Überbesetzung dann stark angeschwollen wird
der
Schalter
geöffnet
und
die
Rückkopplungslawine kann sich entfalten bis die
Inversion abgebaut ist. Es entstehen kurze Pulse
mit hoher Intensität.
Der Schalter kann eine drehende Lochscheibe
(Pulse bis 10−5 s ) oder ein Drehprisma (10−6 s) sein,
ein Sättigungsabsorber (10−8 s) oder eine
Pockelszelle (10−9 s) in Verbindung mit einem
Polarisator.
Die Lochscheibe sperrt während des Umlaufs und öffnet nur für die
kurze Zeit, in der das Loch den Strahlengang freigibt.
Das Drehprisma reflektiert den Strahlengang nur unter einem
bestimmten Winkel für kurze Zeit wieder zurück in den Resonator.
Der Sättigungsabsorber ist ein Farbstoff oder gefärbtes Glas, was
erst ab einer bestimmten Intensität für die Strahlung durchlässig ist.
Solange sich die Inversion aufbaut ist der Resonator praktisch
gesperrt und ab einer Schwellintensität der spontanen Emission ist
der Sättigungsabsorber transparent und die Lawine kann starten.
Der Grund dafür, dass der Sättigungsabsorber transparent wird ist, dass bei hoher Intensität
die Farbstoffmoleküle so stark angeregt werden, dass eine Gleichbesetzung von
Grundniveau und angeregtem Niveau eintritt. In diesem Zustand sind alle Medien
strahlungsdurchlässig.
Die Pockelszelle wird unter Spannung doppelbrechend und dreht damit die
Polarisationsrichtung des durchgehenden Lichts. Wird der Strahlengang durch einen
Polarisator ergänzt, sperrt dieser das Licht nach Drehung durch die Pockelszelle um 90°.
4.10.2
Pulskompression
Läuft ein kurzer Puls durch ein Medium, so läuft er wegen der Dispersion des Mediums
auseinander. Rote Wellen sind schneller als blaue. Bei hohen Intensitäten kommt noch ein
nichtlinearer Term zum Brechungsindex
dazu, der für eine Ausweitung des
Frequenzbereichs
im
Puls
sorgt:
n (λ, I ) = n0 (λ) + n2 ⋅ I (t) .
Dieser
nichtlineare Vorgang heißt Chirp. Mit
einem Paar paralleler optischer Gitter
kann man einen solchen Puls wieder
komprimieren in dem man dem
blauen Licht die kürzere Wegstrecke
zuteilt wie die Grafik zeigt.
4.11
Modenkopplung
sind Verfahren für gepulste Laser, bei denen
Transversalmoden so gekoppelt werden, dass sie in
einer Phase schwingen und sich zu scharfen und
intensiven Peaks aufsummieren.
Das aktive Medium verstärkt in der Regel einen ganzen
Frequenzbereich, in dem etliche Moden des Resonators
Seite 24
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
liegen. Ziel ist die gleichphasige Überlagerung vieler dieser Moden, da dann zu definierten
kurzen Zeiten eine konstruktive Interferenz erfolgt, deren Intensität quadratisch mit der Zahl
der gekoppelten Moden steigt.
Es werden damit Pulse bis zu femto oder attosekunden erreicht mit Leistungen von 1020W / cm 2 .
4.11.1
aktive Modenkopplung
Wie bei der Gütemodulation wird ein Schalter in den Resonator eingebracht der nun aber mit
einer Modulationsfrequenz geschaltet wird, die genau dem Modenabstand Ω entspricht. Die
Moden liegen ja in äquidistanten Frequenzabständen ϖn = ϖ0 ± n ⋅Ω . Das Ergebnis dieser
Intensitätsmodulation der Mittenfrequenz ist eine Intensitätsabgabe an die Seitenbänder der
Mittenfrequenz ϖ0 + Ω, ϖ0 −Ω . (Fourieranalyse) Diese werden beim nächsten Durchgang
auch mitverstärkt und erzeugen phasengleiche Intensitäten in den nächsten Seitenbändern.
Auf diese Weise koppelt man möglichst alle im Verstärkerprofil liegenden Moden des
Resonators, die in der Überlagerung scharfe und sehr intensitätsreiche Pulse erzeugen, da sie
phasenrichtig schwingen.
Das aktive daran ist z. Bsp. die Schaltung einer Pockelszelle mit der richtigen Frequenz.
Heutzutage verwendet man Quarzkristalle, die durch einen Piezokristall zu Schwingungen
angeregt werden, die im Quarz ein Brechzahlgitter erzeugen und somit frequenzselektiv
werden.
4.11.2
passive Modenkopplung
In den Resonator wird als Schalter ein Sättigungsabsorber (Farbstofflösung oder gefärbtes
Glas) gesetzt, der für die einfallende Strahlung erst ab einer bestimmten Intensität vollständig
durchlässig ist.
Baut sich nun durch Fluktuationen der spontanen Emission eine mit der Differenzfrequenz
benachbarter Moden Ω modulierte Mode auf, so wird diese, wegen der vierfach höheren
Intensität im Vergleich zu den anderen statistisch schwingenden Moden verstärkt, d.h. der
Absorber moduliert im selben Takt (hohe einfallende Intensität gleich hohe Transmission und
umgekehrt) und erzeugt so wie im aktiven Fall dieselben Seitenbänder phasengleicher
Moden. Der Sättigungsabsorber wird so zu einem Schloß, dass aufmacht, wenn die
Phasenrichtigkeit der Moden da ist.
Seite 25
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
5
Termin 25.11.2004: Schwarzkörper/
Synchroton/ Röntgenstrahlung
5.1
Strahlungsgesetze der Schwarzkörperstrahlung
Wiensches Verschiebungsgesetz:
Mit wachsender Temperatur verschiebt sich das Spektrum in den kurzwelligen Bereich:
λmax ⋅T = const = 2,9mm ⋅ K
Plancksches Strahlungsgesetz:
Energiedichte: ρ (ν , T ) =
8πhν 3
⋅
c3
1
hν
kT
e
−1
Rayleigh-Jeanssches Strahlungsgesetz: (langwelliger Bereich, aus Planck für
Dichte der Strahlungsenergie: ρ (ν ,T ) =
ρ (ν , T ) ≈
hν
hν
kT ⇒ekT ≈1+ )
kT
8πν 2
⋅ kT
c3
Wiensches Strahlungsgesetz: (kurzwelliger Bereich, aus Planck für
Intensität der Strahlung:
hν
hν
hν
hν
−
kT )
kT ⇒1/(ekT−1) ≈e
hν
8πhν 3 −kT
e
c3
Stefan-Boltzmann-Gesetz: (Integral über Planckverteilung)
Strahlungsleistung pro Fläche:
P
= σT 4 , σ : Boltzmannkonstante
A
Kirchhoffsches Gesetz: (Verhältnis Emission zu Absorption eines Strahlers ist konstant)
Emission
= f (T , λ)
Absorption
Spektrum eines schwarzen Strahlers mit T=6000 K (Sonne)
Bemerkungen:
- D.h. anhand des Spektrums kann die Temperatur des Strahlers bestimmt werden.
- Kennt man die Fläche des Strahlers kann aus der Gesamtleistung auf die Entfernung
geschlossen werden.
Seite 26
Colloquium 2004 bei Sahm
5.2
Skript von A.Voßkühler
Röntgenstrahlung
Röntgenstrahlung liegt hinter dem UV. Die Energiebereiche der Gamma- und
Röntgenstrahlen überschneiden sich in einem weiten Bereich. Das Unterscheidungskriterium
ist die Herkunft: Röntgenstrahlen entstehen im Gegensatz zu den Gammastrahlen nicht bei
Prozessen
im
Atomkern
sondern
durch
hochenergetische
Elektronenprozesse.
Röntgenphotonen haben eine Energie von etwa 100 eV bis 250 keV. Das entspricht einer
Frequenz von etwa 3·1016 Hz bis 3·1021 Hz und einer Wellenlänge von etwa 0,1 pm -- 10 nm.
5.2.1
Erzeugung
Röntgenstrahlen entstehen durch starke Beschleunigung geladener Teilchen (meistens
Elektronen) oder durch hochenergetische
Übergänge in den Elektronenhüllen von
Atomen oder Molekülen. Beide Effekte
werden in der Röntgenröhre ausgenutzt, in
der
Elektronen
zunächst
beschleunigt
werden
(dabei
setzen
sie
keine
Röntgenstrahlung
frei,
weil
die
Beschleunigung nicht groß genug ist) und
anschließend auf einen Metallblock treffen,
in dem sie stark abgebremst werden
(Bremsstrahlung) und Elektronen aus den
Schalen der Metallatome herausschlagen.
Die Löcher in den Schalen werden durch
andere Elektronen aufgefüllt, wobei Röntgenstrahlung mit einer elementspezifischen Energie
entsteht (charakteristische Röntgenstrahlung). Röntgenstrahlen sind auch in der
Synchrotonstrahlung enthalten.
5.2.2
Wechselwirkung mit Materie
Der Brechungsindex von Materie für Röntgenstrahlen weicht nur wenig von 1 ab. Dies hat zur
Folge, dass es kein Material gibt, aus dem man Linsen für Röntgenstrahlen bauen kann. Des
weiteren werden Röntgenstrahlen bei senkrechen Einfall kaum reflektiert.
Schwächung der Röntgenstrahlung in Materie nach dem
Lambertschen Absorptionsgesetz: I (d ) = I 0 ⋅ e−µ⋅d . µ ist etwa
proportional zu Z 4 , λ 3 (Z: Ordnungszahl)
Die Absorption resultiert aus Photoeffekt (ab 1MeV),
Compton- Streuung und Paarbildung.
Bei der Photoabsorption schlägt das Photon ein Elektron aus
der Elektronenhülle eines Atoms. Dafür ist eine bestimmte
Mindestenergie
notwendig.
Betrachtet
man
die
Absorptionswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit von der
Photonenenergie, steigt sie bei Erreichen der Mindestenergie
abrupt auf einen Maximalwert an. Zu höheren Photonenenergien nimmt die
Wahrscheinlichkeit dann wieder kontinuierlich ab.
Wegen dieser Abhängigkeit spricht man auch von
einer
Absorptionskante.
Das
Loch
in
der
Elektronenhülle wird wieder durch andere Elektronen
aufgefüllt.
Dabei
entsteht
niederenergetische
Fluoreszenzstrahlung.
Außer an stark gebundenen Elektronen wie bei der
Photoabsorption kann ein Röntgen-Photon auch an
ungebundenen
oder
schwach
gebundenen
Elektronen gestreut werden. Diesen Prozess nennt
man Compton-Streuung. Die Photonen erfahren
durch die Streuung eine vom Streuwinkel abhängige Verlängerung der Wellenlänge um
einen festen Betrag und damit einen Energieverlust. Im Verhältnis zur Photoabsorption tritt die
Seite 27
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Compton-Streuung erst bei hohen Photonen-Energie und vor allem bei leichten Atomen in
den Vordergrund.
Bei der Photoabsorption und der Compton-Streuung handelt es sich um inelastische Prozesse,
bei denen das Photon Energie verliert und schließlich absorbiert wird. Daneben ist auch
elastische Streuung (Rayleigh-Streuung) möglich. Dabei beleibt das gestreute Photon
kohärent zum einfallenden und behält seine Energie.
Zusätzlich zu den genannten Prozessen ist für Photonen prinzipiell auch die Paarbildung
möglich. Dafür sind jedoch Energien jenseits von ca 1 MeV nötig.
5.2.3
Biologische Wirkung
Röntgenstrahlung ist ionisierend, sie kann dadurch Veränderungen im lebenden Organismus
bis hin zu Krebs verursachen. In erster Linie sind die DNA Zerstörungen gefährlich ->
Erbschäden.
5.2.4
Nachweis
Lumineszenz: Röntgenstrahlen regen bestimmte Stoffe zur Lichtabgabe an ("Fluoreszenz").
Dieser Effekt wird auch bei der radiologischen Bilderzeugung genutzt. Medizinische
Röntgenfilme enthalten meistens eine fluoreszierende Folie, die bei Auftreffen eines
Röntgenphotons Licht aussendet und die umliegende lichtempfindliche Fotoemulsion
belichtet.
Photographischer Effekt: Röntgenstrahlen können ebenso wie Licht fotografische Filme direkt
schwärzen. Ohne eine fluoreszierende Folie wird allerdings eine etwa 10-20fach größere
Stärke benötigt. Der Vorteil liegt in der größeren Schärfe des aufgenommenen Bildes.
Filmdosimeter.
Einzelne Röntgenphotonen werden im Geiger-Müller-Zählrohr durch die Ionisation eines
Zählgases nachgewiesen.
In Halbleiterzähler erzeugen die Röntgenphotonen Elektron-Loch-Paare in der intrinsischen
Zone einer in Sperrrichtung betriebenen Diode. Dadurch wird eine kleinere Stromstärke
hervorgerufen, die proportional zur Energie beziehungsweise der Stärke der einfallenden
Röntgenstrahlung ist.
Szintillationszähler, Nebelkammer, Ionisationskammer.
5.2.5
Anwendungen
Mit Röntgenstrahlen kann der menschliche Körper durchleuchtet werden, wobei v.a.
Knochen, aber bei modernen Geräten auch innere Organe sichtbar werden. Dabei wird die
Tatsache ausgenutzt, dass das in den Knochen vorkommende Element Calcium mit Z=20 eine
deutlich höhere Ordnungszahl hat als die Elemente, aus
denen die weichen Gewebe hauptsächlich bestehen,
nämlich Wasserstoff (Z=1), Kohlenstoff (Z=6), Stickstoff (Z=7)
und Sauerstoff (Z=8). Neben herkömmlichen Geräten, die
eine zweidimensionale Projektion produzieren, werden auch
die so genannten Computertomographen eingesetzt, die
eine
räumliche
Rekonstruktion
des
Körperinneren
ermöglichen.
In der Materialphysik, der Chemie und der Biochemie wird
Streuung von Röntgenstrahlen zur Strukturaufklärung benutzt.
Ein bekanntes Beispiel ist die Strukturaufklärung der DNA.
Darüber hinaus kann mit Röntgenstrahlen auch die
Elementzusammensetzung eines Stoffes bestimmt werden. In
einer Elektronenstrahl-Mikrosonde (beziehungsweise äquivalent im Elektronenmikroskop) wird
die zu analysierende Substanz mit Elektronen bestrahlt, worauf die Atome ionisiert werden
und charakteristische Röntgenstrahlung abgeben. Statt mit Elektronen kann auch mit
Röntgenstrahlen bestrahlt werden. Dann spricht man von Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA).
Seite 28
Colloquium 2004 bei Sahm
5.2.6
Skript von A.Voßkühler
Natürliche Röntgenstrahlung
Auf der Erde entstehen Röntgenstrahlen in geringer Stärke im Zuge der Absorption anderer
Strahlungsarten, die von radioaktivem Zerfall und der Höhenstrahlung stammen.
Röntgenstrahlen, die auf anderen Himmelskörpern entstehen, erreichen die Erdoberfläche
nicht, weil sie durch die Atmosphäre abgeschirmt werden.
5.2.7
Entdeckungsgeschichte
Die Entdeckung der Röntgenstrahlen wird meistens Wilhelm Conrad Röntgen zugeschrieben.
Er war der erste, der die Entdeckung der von ihm X-Strahlen bezeichneten Strahlung in einer
Veröffentlichung mit dem Titel "Über eine neue Art von Strahlen" bekannt gab. Das war am
28. Dezember 1895. Es gilt aber als sicher, dass schon andere vor ihm Röntgenstrahlen erzeugt
haben. In von Johann Hittorf und William Crookes entwickelten Kathodenstrahlröhren, die
auch Röntgen für seine Experimente verwendete, entsteht Röntgenstrahlung, die in
Experimenten von Crookes und ab 1892 von Heinrich Hertz und seinem Schüler Philip Lenard
durch Schwärzung von fotografischen Platten nachgewiesen wurde, ohne sich aber offenbar
über die Bedeutung der Entdeckung im Klaren zu sein. Auch Nikola Tesla experimentierte ab
1887 mit Kathodenstrahlröhren und erzeugte dabei Röntgenstrahlen, veröffentlichte seine
Ergebnisse aber nicht.
Da die genannten Wissenschaftler ihre Kenntnisse nicht bekanntgaben, wusste auch Röntgen
nichts davon. Er hat die Röntgenstrahlen unabhängig entdeckt, als er fluoreszierendes Licht
beim Betrieb der Kathodenstrahlröhre beobachtete. Zu Röntgens Berühmtheit hat sicherlich
auch die Röntgenaufnahme einer Hand seiner Frau beigetragen, die er in seiner ersten
Veröffentlichung zur Röntgenstrahlung abbildete. Diese Berühmtheit trug ihm 1901 den ersten
Nobelpreis für Physik ein, wobei das Nobelpreiskomitee die praktische Bedeutung der
Entdeckung hervorhob. 1896 wurde der heutige Name erstmals eingeführt. In Deutschland
hat sich die Bezeichnung Röntgenstrahlen eingebürgert, während in den meisten
Sprachräumen (beispielsweise engl. x-rays) der alte Name geblieben ist.
5.2.8
Fragen
Wann wurden sie entdeckt ? 1895 durch Röntgen
Warum wurden sie nicht schon vorher gefunden ?
natürliche Röntgenstrahlung gibt es nur im Weltall und
diese wird durch die Atmosphäre absorbiert.
Wie erzeugt man Röntgenstrahlung ? In der
Röntgenröhre
Was macht die Heizspannung an der Kathode ? liefert
Elektronen
für
die
Beschleunigung
durch
den
glühelektrischen Effekt.
Was ist der glühelektrische Effekt ? Durch Zufuhr
thermischer Energie erhalten Elektronen im Leitungsband
des
Metalls
eine
Energie,
die
über
der
materialspezifischen Austrittsarbeit liegt.
Zeichnen Sie dazu ein Bild im Bändermodell. siehe
rechts.
Bis zu welcher Energie sind die Elektronen im Metall
beim absoluten Nullpunkt aufgefüllt ? Bis zur
Fermieenergie.
Was heißt wärmer im Metall ? Die Energie steckt in
Form von Gitterschwingungen, den Phononen
„Quasiteilchen“. Sie werden als Quasiteilchen
bezeichnet, da sie als Repräsentanten einer
Gitterschwingung weder Masse noch Impuls
besitzen, aber durch diese Beschreibung der
Energie- und Impulsaustausch durch den Kristall
vereinfacht dargestellt und berechnet werden kann.
Seite 29
E
Metall
Luft
Austrittsarbeit
Fermienergie
x
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
akustischer Zweig
optischer Zweig
Wodurch zeichnen sich diese aus ? Durch Energie und Impuls.
Wie ist den der Zusammenhang zwischen Energie und Impuls bei den Phononen ? Können Sie
ein Dispersionsspektrum aufzeichnen ? im rechten Bild ist die Dispersionsrelation eines
zweiatomigen Gitters aufgezeichnet, Frequenz über Impuls. Der Bereich bis π / a ist die erste
Brillouinzone (K-Bereich).
Welche Gruppen von Phononen gibt es ? akustischer und optischer Zweig mit jeweils
longitudinaler und transversaler Schwingung.
Zweiatomige Gitter können auf verschiedene Arten schwingen, miteinander und
gegeneinander und das noch transversal und longitudinal. Wenn die Atome Ionenrümpfe
sind, wie z.Bsp. bei NaCl, dann treten beim
optischen
Zweig
sogar
Emissionsund
Absorptionsvorgänge optischer Wellenlängen
auf, da hier eine Dipolschwingung vorliegt.
Wie ist die Grenzfrequenz von Phononen ?
Wieviele Elektronen gibt es auf der K-Schale ?
Hauptquantenzahl -> 2n 2
Wieviele Energieniveaus hat die L-Schale ? 3
Stück, Drehimpulsquantenzahl-> l = 0,..., n −1 und
magnetische Quantenzahl -> m = −l,..., l , d.h. für
n = 1, l = 0,1 ⇒ m =−1, 0,1
Nun sieht man aber nur zwei Kα Linien bei drei
Niveaus, wieso ? Der Übergang von l = 0 der LSchale in l = 0 der K-Schale ist verboten, da das
Photon den Drehimpuls 1 wegträgt.
Wieso sieht man nicht die L- und M- Linien im Spektrum ? Sie werden vom Glas der Röhre
absorbiert.
Wie lauten die Prozessgleichungen für die Paarbildung ?
Energiesatz: hf = mec 2 + mec 2 + Ekin
Impulssatz: k = 2 ⋅ mv
Kann man mit Röntgenstrahlen Paarbildung machen ? Kaum, da die Energien bei höchstens
150keV liegen.
Thema Szintillationszähler: Was macht das Photon im Kristall ? Es ionisiert über den inneren
Fotoeffekt einzelne Atome. Die herausgeschleuderten Elektronen ionisieren weiter in einer
Kaskade. Die Atome relaxieren dann strahlungslos oder über strahlende Übergänge (Im NaJ
Kristall bei der Dotierung Thallium) usw. usw.
Welche Möglichkeit hat das Photon noch ? Comptoneffekt, elastische Streuung an
Elektronen.
Wie ist das mit dem Streuwinkel ? Der ist korreliert mit dem Energie und Impulsübertrag vom
Photon auf das Comptonelektron. Größter Streuwinkel (180°) bei größtem Energie- und
Impulsübertrag.
Wie strahlt der Kristall ? Es gibt durch die Dotierung quasifreie aber fest eingebaute
Dotierungsatome mit diskreten Energieniveaus (Störniveaus), die zwischen Leitungs- und
Valenzband liegen und strahlend sind.
Wie lässt sich die Aufspaltung in Bänder erklären ? Zwei Pendel mit gleichen Eigenfrequenzen
können alleine nur in einer Frequenz schwingen, gekoppelt aber in zweien: miteinander und
gegeneinander.
Wie kann man Röntgenlicht bündeln ? Mit Röntgenlinsen, also entweder über Totalreflexion
bei streifendem Einfall oder (NEU) aus Systemen vielen hundert Einzellinsen .
Seite 30
Colloquium 2004 bei Sahm
5.3
Skript von A.Voßkühler
Synchrotronstrahlung
(Synchrotonstrahlung ist wie der schwarze Strahler berechenbar, eine definierte Lichtquelle.
aber wie ?)
Alle elektrisch geladenen Teilchen senden Strahlung aus, wenn sie gebremst oder
beschleunigt werden oder wenn sie ihre Flugrichtung ändern. (Beispiel Röntgenröhre:
Elektron in Wolframanode erzeugt Bremsstrahlung). Ein anderer Fall ist ein Elektron auf einer
Kreisbahn. Es behält zwar seine Geschwindigkeit bei, seine Richtung ändert sich aber ständig.
Es strahlt deshalb andauernd elektromagnetische Wellen ab, und zwar nach vorne wie nach
hinten. Die Frequenz dieser von Heinrich Hertz entdeckten Dipolstrahlung entspricht der
Umlauffrequenz des Elektrons auf seiner Kreisbahn. Die Intensität ist um so größer, je enger die
Bahn im Verhältnis zur Geschwindigkeit ist.
Bei relativistischen Geschwindigkeiten wird der bei weitem
größte Teil der Strahlung in Flugrichtung abgegeben. Den
Effekt versteht man, wenn man sich auf das Bezugssystem
des Elektrons setzt und dort den Dipol betrachtet.
Dies ist ein Effekt, der mit der klassischen Physik allein nicht
erklärt werden kann, sondern nur zusammen mit Einsteins
spezieller
Relativitätstheorie.
Diese
intensive
Vorwärtsstrahlung heißt Synchrotronstrahlung, denn sie
wurde 1947 zuerst in einem Teilchenbeschleuniger des
gleichnamigen Typs entdeckt.
Zwei Eigenschaften zeichnen die Synchrotronstrahlung aus:
das breite Frequenzspektrum vom Infrarot bis in den
Röntgenbereich und die hohe Intensität dieses Lichts. Keine Strahlung, die über einen breiten
Frequenzbereich reicht (zum Beispiel die Sonne oder eine Glühbirne), ist heller als die
Synchrotronstrahlung. Zwar kann Laserlicht noch intensiver sein, dafür handelt es sich dann
aber um eine einzelne Farbe. Besonders im Röntgenbereich, in dem es (noch) keine Laser
gibt, ist die Synchrotronstrahlung ungeschlagen. Die Intensität kann mehr als eine Milliarden
Mal größer sein als die stärksten traditionellen Röntgenstrahler.
Auf der Erde sind Teilchenbeschleuniger die typische Quelle der Synchrotronstrahlung. Um
die Strahlungsintensität zu verstärken, wurden Parcours von Magneten eingebaut, die Wiggler
und Undulatoren. Darin werden die Elektronen auf einen Schlingerkurs gebracht, und bei
diesen vielen Richtungswechseln strahlen sie tausendmal stärker als in den Kurven des
Beschleunigers.
Synchrotronstrahlung gibt es auch im
Weltall. Elektronen mit sehr hoher Energie
umkreisen den Planeten Jupiter in dessen
magnetischem Feld. Dabei geben sie
Synchrotronstrahlung im Radiowellenbereich
ab. Andere astronomische Objekte, die
Radiowellen
als
Synchrotronstrahlung
aussenden, sind Pulsare, sehr schnell drehende Sterne, und Quasare, die wie Sterne
aussehen, aber vermutlich reine Synchrotronstrahler sind.
5.4
Strukturanalyse
5.4.1
Debye-Scherrer
Verfahren
Ein
scharfes
Bündel
monochromatischen
Röntgenlichts
wird durch eine pulverisierte Probe
geschickt, in der alle Kristallachsen
statistisch verteilt sind.
Für die
Wellenlänge gibt es nur ganz
Seite 31
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
bestimmte, der Bragg-Bedingung gehorchende Orientierungen der Kristallkrümel, die
konstruktive Interferenz erzeugen. Diese sind aber wg. der Pulverisierung vorhanden, so dass
alle möglichen Gitterebenen jeweils einen Reflexkegel erzeugen, der auf einem umlaufenden
Film (siehe Skizze) detektiert wird. Daraus können die Netzebenenabstände ermittelt werden
und diese sind charakteristisch für die Gitterstruktur. (kubisch flächenzentriert, kubisch
raumzentriert, hexagonal usw)
5.4.2
von Laue Verfahren
Mit „weißem“ (polychromatischem) Röntgenlicht wird ein Einkristall durchstrahlt und es
können entweder vor oder hinter dem Kristall die Reflexe der verschiedenen Netzebenen als
Reflexe detektiert werden. Der Kristall ist drehbar, damit verschiedene Aufnahmen für
verschiedene Orientierungen gemacht werden können, die zusammen die Kristallstruktur (mit
Hilfe des Laue Atlas) eindeutig zeigen.
Bragg- Bedingung: nλ = 2d ⋅ cos α
Bei Debye-Scherrer ist λ, d fest, α ist der freie Parameter.
Bei Laue ist d , α fest und λ ist der freie Parameter.
5.4.3
Fragen
Worin unterscheiden sich die unterschiedlichen Netzebenen bei der Reflexion ? Wie
unterscheiden sich die Reflexe an denselben ? Jede mehr Streuzentren (Atome) in der
Netzebenen liegen desto höher die Intensität.
d2
d1
d3
Wissen Sie etwas über die Leute ?
Paul Scherrer , Schweizer 1890-1969, 2 Sem Botanik, dann Mathe Physik,
1916 Debye-Scherrer Verfahren, Vorgesetzter von Pauli. DAS Kernphysikinstitut der Schweiz ist
nach ihm benannt.
Peter Joseph Wilhelm Debye (1884 - 1966), holländischer Elektroingenieur, Chemiker und
Physiker, Ab 1915 Herausgeber der "Physikalische Zeitschrift". 1920 ETH Zürich als Leiter des
physikalischen Instituts. 1934 Lehrstuhl für Physik an der Universität Berlin und 1935 Direktor des
Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik. Nobelpreis für Chemie. 1940 wg. Nazis als Professor für
Chemie nach Ithaca.
Seite 32
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
6
Termin 2.12.2004: Magnetismus
6.1
Qualitativ
Das magnetische Moment eines Atoms setzt sich zusammen aus dem Beitrag der
Elektronenhülle (Hüllenmoment), und dem im allgemeinen viel schwächeren Kernbeitrag
(Kernmoment).
Auch wenn das Kernmoment sehr klein ist, lässt es sich nicht nur nachweisen (NMR, "Nuclear
Magnetic Resonance" = Kernmagnetische Resonanz), sondern auch praktisch anwenden
(z.B. Kernspintomografie).
Zum Hüllenmoment tragen das Bahnmoment, das mit dem Bahndrehimpuls der Elektronen
verknüpft ist, und das durch den Elektronenspin bestimmte Spinmoment bei. Die Summe der
magnetischen Momente der Elektronen einer voll gefüllten Schale ergibt jeweils null, sodass
Atome, die keine teilgefüllten Schalen besitzen, kein permanentes Hüllenmoment aufweisen.
Der Grund für dafür ist, dass die Valenzelektronen, die die magnetischen Eigenschaften der
Atome bestimmen, zur chemischen Bindung beitragen. Bei der Verteilung der Elektronen auf
die neuen Bindungszustände wird die gegenseitige Orientierung der Elektronen durch die
Austauschwechselwirkung bestimmt. Diese ist in
der Regel für eine antiparallele Ausrichtung der
magnetischen
Momente
(also
eine
Kompensation
der Momente) energetisch
günstig.
Eine Ausnahme davon stellen z.B. die
Übergangsmetalle Eisen, Nickel und Kobalt dar.
Solche Stoffe nennt man ferromagnetisch. Hier
sind die magnetischen Momente der Elektronen
in bestimmten Bereichen, den Weißschen
Bezirken parallel ausgerichtet. Sie sind durch die
Blochschen Wände getrennt und im Mittel ist das
Ferromagnetikum wieder unmagnetisch.
In einem äußeren Magnetfeld wird durch die
Bewegung und den Spin der Elektronen immer
ein magnetisches Moment induziert, das nach
der
Lenzschen
Regel
seiner
Entstehung
entgegenwirkt. Atome mit dieser Eigenschaft
nennt man diamagnetisch.
Atome mit teilgefüllten Schalen weisen hingegen
ein permanentes Hüllenmoment auf, da sich die
Bahn- und Spinmomente nicht vollständig
kompensieren können. Solche Atome heißen paramagnetisch.
In inhomogenen Feldern erfahren Diamagneten eine Kraft in Richtung des schwächeren
Feldes, Paramagneten werden
Para
zum starken Feld hingezogen.
Para
In homogenen Felder erfahren
die
Magneten
ein
N
N
S
S
Drehmoment, welches den
Diamagneten senkrecht, den
Paramagneten parallel zum
Dia
Dia
äußeren Feld dreht.
Setzt man Ferromagneten einem äußeren Magnetfeld aus, so weiten sich die Weißschen
Bezirke die parallel dazu sind auf Kosten der Nachbarn aus, bei größeren Feldstärken in
Sprüngen (Barkhausen-Sprünge) bis alle Bezirke die Richtung des äußeren Magnetfeldes
annehmen (maximale Magnetisierung). Bei Abschalten des Feldes bleibt eine
Restmagnetisierung, die sogenannte Remanenz, da sich die Bezirke nicht wieder komplett
Seite 33
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
regenerieren. Durch ein entgegengesetzt gepoltes äußeres Feld mit der Größe der
sogenannten Koerzitivfeldstärke kann die Remanenz kompensiert werden.
Ab einer bestimmten Temperatur, der sog. Curie-Temperatur (Pierre Curie, Nobelpreis Physik
1903), überwiegt die thermische Energie die Energie der Austauschwechselwirkung, und die
ferromagnetische Ordnung wird aufgebrochen. Der Ferromagnet geht dann in die
paramagnetische Phase über. Das Curie-Weiss Gesetz lautet dazu:
C
χ=
TC :Curietemperatur,χ:Suszeptibilität,C : Konstante
,
T −TC
Beim Paramagneten wird die Möglichkeit der atomaren Momente sich unter einem äußeren
Feld auszurichten kontinuierlich schlechter wenn durch thermische Bewegung die Ordnung
immer wieder durcheinandergebracht wird. Das Curiesche Gesetz lautet dann
C
χ = , χ:Suszeptibilität,C : Konstante
T
Die ferromagnetische Ordnung ist ein Spezialfall der magnetischen Ordnung. Neben dem
ungeordneten Zustand gibt es noch andere Formen der magnetischen Ordnung, darunter
Antiferromagnetismus und Spindichtewellen.
Beim Antiferromagnetismus besteht das Kristallgitter des Festkörpers aus zwei Untergittern, die
entgegengesetzte Magnetisierung haben. Oberhalb der s.g. Neel-Temperatur wird das
Material paramagnetisch.
Beim Ferrimagnetismus sind die entgegengesetzten Magnetisierungen der Untergitter
unterschiedlich groß und heben sich nicht gegenseitig auf. Es verbleibt eine makroskopische
Magnetisierung.
Eine graphische Darstellung des Austauschintegrals ist durch die Bethe-Slater-Kurve gegeben.
In dieser graphischen Darstellung kann man erkennen, welche Stoffe ferromagnetisch,
antiferromagnetisch oder paramagnetisch sind.
Die Bethe-Slater-Kurve ist eine graphische
Darstellung
des
Integrals
der
Austauschwechselwirkung
für
Übergangsmetalle. Das Austauschintegral J
zwischen benachbarten Atomen in Kristallen
wird dabei als Funktion des Verhältnisses ihres
Abstandes R zum Durchmesser r der
nichtaufgefüllten Schale aufgetragen.
6.1.1
Richtungsquantelung
Hier geht es um Paramagnetismus.
Nehmen wir an, die Atome habe einen resultierenden Spin, dann hat dieser gegenüber dem
äußeren Feld zwei Einstellmöglichkeiten parallel und antiparallel. Die Zustände werden sich in
Abhängigkeit von der Temperatur Boltzmann verteilt einstellen:
µB
N1
−
= e kT
N0
Das heißt aber, dass ausser bei extrem starken Magnetfeldern der untere Zustand der
antiparallelen Spinrichtung stärker besetzt ist. Die paramagnetischen Eigenschaften bestimmt
also die Zahl N 0 − N1 der antiparallel ausgerichteten Elektronenspins. Trotzdem wird das
äußere Feld dadurch verstärkt und der sogenannte Paramagnetismus kommt zum Vorschein,
da die magnetischen Spinmomente entgegen der Spinrichtung orientiert sind, wegen:
µ
1
µs =−g s ⋅ B ⋅ S , S = s (s +1)⋅ , s = ± ⇒ S z = ± , g s ≈ 2, 0023: Landée-Faktor
2
2
Analog dazu gibt es noch das Bahnmoment:
Seite 34
Colloquium 2004 bei Sahm
µl =−gl ⋅
µB
Skript von A.Voßkühler
⋅ L, L = l (l +1)⋅ , l = 0,.., n −1 ⇒ Lz = ±m
gl ≈ 1: Landée-Faktor
Die beiden koppeln über die sogenannte Spin-Bahnkopplung. (siehe Grafik)
E
B ↑↑ s
B
E0
B ↑↓ s
B
E0 + µs ⋅ B
E0 − µs ⋅ B
s1
h
2
2
s1
Richtungsquantelung
2
Einstellmöglichkeiten des Spins
Spin-Bahnkopplung
Im Bändermodell erkennt man, dass die Auswirkung des äußeren Feldes je nach
Festkörpertyp unterschiedlich ist.
In
Isolatoren
kann
die
Energieabsenkung
der
antiparallelen Zustände (jeweils
links der E-Achse) nicht zu einem
Umklappen der Spins führen, da
dort eine Bandlücke ist und keine
freien Zustände wie im Leiter
(oben).
Grafibeschreibung: links ohne
äußeres Magentfeld, rechts mit.
Oben Leiter, und Halbleiter/
Isolator.
Jeweils
links
der
E-Achse
antiparallel,
rechts
parallele
Spinzustände.
D.h. nicht bei allen Festkörpern
tritt die Spinausrichtung als
Ursache
für
den
Paramagnetismus auf.
6.1.2
o
o
o
Kurzfassung
Induktion ist Ursache für Diamagnetismus
Permanente magnetische Dipolmomente sind Ursache für Paramagnetismus
Aufgrund günstiger Austauschwechselwirkung parallele permanente Dipolmomente sind
die Ursache des Ferromagnetismus.
6.2
Quantitativ
Die quantitative Beziehung folgt aus den Maxwellschen Gleichungen in Materie:
G
G G
B = µ0 H + M
(
Seite 35
)
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Vs
sowie der magnetischen Flussdichte
Am
G
G
G
B und der magnetischen Feldstärke H und der Magnetisierung M , die das zusätzliche Feld
Mit der magnetischen Feldkonstante µ0 = 4π ⋅10
−7
innerhalb der Materie beschreibt.
Die Magnetisierung ist proportional zum angelegten Feld bei zeitlich und räumlich schwach
variierenden Feldern.
G
G
M = χm H
wobei die Proportionalitätskonstante
χm
magnetische Suszeptibilität heißt und sowohl
negative als auch positive Werte annehmen kann. Mit µr = 1+ χm
Permeabilitätszahl µr ) ist dann
6.3
(der stoffabhängigen
G
G
B = µ0 µr H
Fragen
Worin
unterscheiden
sich
elektrostatische
von
magnetostatischen
Feldern
?
Magnetostatische Felder haben immer geschlossene Feldlinien, sind also Wirbelfelder. Es gibt
außerdem im Gegensatz zu den Ladungen keine magnetischen Monopole.
Wie kann man magnetische Felder herstellen ? a)
Durch Ströme. Für homogene
Magnetfelder muss die Spule viel länger als der Durchmesser sein. D / l 1 , ~ Faktor 10.
b) Durch Permanentmagneten
Wer hat als erster ein Magnetfeld ausgemessen ? Hans Christian Oersted 1819
Welche Erscheinung nutzt man bei Permanentmagneten aus ? Die remanente
Magnetisierung.
Wie ist die Form des magnetischen Feldes ? geschlossen, Wirbelfeld
Gibt es auch elektrische Wirbelfelder ? Ja, nach dem Induktionsgesetz rot E =−B
Was kann passieren, wenn Sie einen Stoff in ein Magnetfeld bringen ? Para/ Dia/ Ferro/
Antiferro/ Ferrimagnetismus.
Was ist Diamagnetismus ? siehe oben.
Wovon hängt die Kraft ab, die der Paramagnet im inhomogenen Magnetfeld erfährt ? Vom
Gradienten der magnetischen Feldstärke und der Suszeptibilität.
Wieso sind Stoffe diamagnetisch ? s.o.
Was besagt die Hundsche Regel
? Die energetisch günstigsten
Niveaus werden zuerst besetzt,
d.h.
bei
noch
nicht
abgeschlossenen
Schalen
werden zuerst parallele Spins
besetzt,
was
zum
Paramagnetismus führt.
Wie
erhält
man
Boltzmannverteilung
Curiegesetz ? Für
(
aus
µB
der
das
kT
nähert man
µB
N1
µB
−
= e kT ≈ 1−
N0
kT
)
und da
µr ∼
N1
N0
gilt, ist
µB µB
C
=
⇒χ= .
kT
kT
T
Welche Magnetfeldstärken erreicht man heutzutage ? In supraleitenden Spulen bis zu 30
Tesla, in implodierenden Spulen bis zu 100 Tesla.
Wieso richten sich im Ferromagneten nicht alle Dipole gleich aus ?
Die Ferromagneten sind bestrebt ihre Energie zu minimieren, d.h.
möglichst wenig Energie in Magnetfeldlinien ausserhalb des Kristalls
abzugeben. Daher richten sich die Weißschen Bezirke so aus, dass
sich die Magnetfeldlinien gerade ergänzen. Das geht im Einkristall
ganz gut, es sei denn Störstellen behindern die Ausrichtung und
bringen Energie auf, so dass eine gewisse Remamenz nach Magnetisierung erhalten bleibt.
χ = 1− µr ∼ 1− 1−
Seite 36
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Hoch remanente Stoffe haben extrem viele Störstellen z.Bsp. verschiedene Korngrößen in den
Polykristallen.
Andere Erklärung: Die Austauschwechselwirkung sorgt für parallele Ausrichtung aller Spins, die
Streufeldenergie für statistische Verteilung der Spins. Beides wirkt gleichzeitig, der Kompromiss
ist die Domänenstruktur. Dadurch wird das Streufeld minimiert (nur an den Blochwänden Feld
im Außenraum), die innere Energie wird minimiert (in den Bezirken), in den Blochwänden ist
die Energie höher wegen des Wechsels der Spinrichtung.
Wie entmagnetisiert man einen Ferromagneten ? Am einfachsten per Wechselstrom mit
abnehmender Amplitude.
Was sind Barkhausen-Sprünge ? sprunghafte Verschiebungen
der Blochwände von Störstelle zu Störstelle.
Wie kann man diese experimentell sichtbar machen ? Man misst
über Induktion die in einem langsam sich verstärkenden
Magnetfeld sprunghaft ändernde Magnetfeldstärke eines
Materials, verstärkt das Signal und hört über den Lautsprecher
die Impulse.
Wie noch ? Der Faradayeffekt. Drehung der Polarisationsrichtung
in einem Magnetfeld (Kerreffekt : im elektrischen Feld)
Wie noch ? Magnetisches Pulver in Flüssigkeit an den Rändern
von Ferromagneten richtet sich aus. sogenannte Bittersche Streifen.
Wie heißt die stoffspezifische Größe, die die Magnetisierung charakterisiert ? Magnetische
Suszeptibiltät χm .
Was ist M in der Gleichung B = µ0 (H + M ) ? Die Magnetisierung, also die Anzahl der
Dipolmomente pro Volumeneinheit (die Summe der Felder, die durch die Dipole verursacht
werden)
Zeichnen Sie den Feldlininenverlauf im Paramagneten ! Siehe oben. Erläuterung: im Material
Verstärkung und außen Abschwächung.
Warum machen Permeabilitätszahlen bei Ferromagneten keinen Sinn mehr ? Die
Permeabilität ist nichtlinear (Hysteresekurve)
Warum gibt es beim Paramagneten keine spontane Parallelausrichtung ? Es gibt eine
Austauschwechselwirkung im Atomgitter durch die Elektronenbindungen, die wo die
Antiparallelstellung günstiger ist, außerdem macht die Temperatur einen Strich durch die
Rechnung.
B
Wie misst man χ ? µr = , χ = 1− µr . Messung über Induktion, zwei Spulen mit und ohne
B0
Material, die magnetisiert werden, Differenz bilden. Oder Auslenkung am Faden in
inhomogenen Feld. F = pm ⋅ grad B
Geben Sie Beispiele für Dia/Para/Ferromagenten !
Diamagnete: Helium (χm =−1,9⋅10−9 / mol) , Bismut (χm =−280⋅10−9 / mol)
Paramagnete: Natrium (χm = +16⋅10−9 / mol) , Sauerstoff (χm = +3450⋅10−9 / mol)
Ferromagnete: Eisen (χm ≈ 500 −10.000 / mol)
Seite 37
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
7
Termin 9.12.2004: Messung magnetischer
Flussdichten
7.1
Induktion
Ein zeitlich veränderliches Magnetfeld induziert eine Spannung:
d
U Ind =−N ⋅ Φ = N ⋅ ∫ B ⋅ dF ,
F : Fläche der Schleife
dt
F
nach der Lenzschen Regel: induzierte Ströme erzeugen ein Magnetfeld, dass der Änderung
des äußeren Feldes entgegenwirkt.
Die Lorentzkraft auf einen linearen Leiter in einem homogenen Magnetfeld ist abhängig vom
Strom und vom Magnetfeld.
7.1.1
Ballistisches Galvanometer
???
7.2
Halleffekt
(Edwin Hall 1879) Die Messung der
magnetischen Flussdichte erfolgt z.Bsp.
über den Halleffekt. In das Magnetfeld
wird
eine
Leiter
mit
bekannten
Abmessungen gebracht, durch den
senkrecht zur Magnetfeldrichtung ein
konstanter Strom geschickt wird. Auf die
dort fließenden Elektronen wirkt über die
Lorentzkraft eine Ablenkung, die sich in
einer Ladungsverteilung senkrecht zum
Strom und zum Magnetfeld bemerkbar
macht, der sogenannten Hallspannung. Sie führt zu einem Gleichgewicht, indem sich
Hallspannung und Ladungsverschiebung durch Lorentzkraft gerade aufheben. Aus der
Lorentzkraft kann über die Hallspannung die magnetische Flussdichte bestimmt werden.
FL = q ⋅ v × B
FL = − qvB = qE = q
UH
U
⇔ vB = H
b
b
Die Driftgeschwindigkeit v ist dabei gegeben durch I = n ⋅ q ⋅ v ⋅ A ⇔ v =
Also ist die Flussdichte berechenbar durch B =
UH ⋅ n ⋅ q ⋅ d
.
I
Seite 38
I
I
=
.
n ⋅ q ⋅ A n⋅ q ⋅b ⋅ d
Colloquium 2004 bei Sahm
7.3
Skript von A.Voßkühler
Quantenhalleffekt
(1980 Klaus von Klitzing, Nobelpreis) Beim
Quanten-Hall-Effekt (QHE) besteht die Probe
aus einer mikroskopisch dünnen Schicht (10
nm), in der die Elektronen sich wie in der Ebene
eines Blatts Papier nur in zwei Dimensionen
bewegen können. Wirkt nun ein starkes
Magnetfeld senkrecht auf diese Ebene ein, kühlt
man das Material auf wenige Kelvin, so zeigt die
Hall-Spannung Sprünge und Plateaus. Die
Plateaus dieser Quantensprünge hängen
erstaunlicherweise nicht, wie der klassische HallEffekt, vom Material oder der Geometrie der
Probe ab, sondern stellten sich als das Vielfache
immer derselben Zahl h/e² heraus.
Der
Hallwiderstand ist quantisiert in Schritten von
h e2 .
Die Erklärung ist, dass bei tiefen Temperaturen
und hohen Magnetfeldern die Energieniveaus, die zum Ladungstransport zur Verfügung
stehen diskret sind (Landauniveaus) und bei steigendem Magnetfeld erst mal gefüllt werden
(Anstiegsbereich), dann aber gefüllt bleiben (Plateaubereich) solange bis durch noch
höheres Magnetfeld die Spins wieder so verschoben sind, dass Zustände frei werden usw. Die
B-Felderhöhunh „schiebt“ die Niveaus an der Fermi- Kante vorbei, Leitung findet aber nur in
Fermi- Kantennähe statt.
Die Plateaus lassen sich so genau ausmessen, dass die Quantensprünge als
Widerstandsnormal verwendet werden können und werden.
7.4
Kernspinresonanz & (-tomographie)
Wie die Hülle hat auch der Kern aufgrund seiner Ladung ein magnetisches Moment, dass
e
aber wesentlich kleiner ist als das der Hülle: Mit µK =
2mP
µ
µI = g I ⋅ K ⋅ I , I = I (I +1)⋅ , I z = mI ⋅
g I : Kern-g-Faktor
Sorgt für die Hyperfeinstruktur. Im Magnetfeld richten sich die Kernspins genauso aus nach der
Boltzmannverteilung wie die Elektronenspins. Parallel und antiparallel.
7.4.1
NMR (Nuclear Magnetic Resonance)
1946 Felix Bloch, Edward Mills Purcell, Nobelpreis 1953.
Die Probe, die aus vielen Atomen bzw. Molekülen bestehen kann, wird in ein externes
homogenes Magnetfeld gegeben. Für die Untersuchung eignen sich alle Atomkerne, die ein
Kernspin aufweisen.
Liegt ein externes Magnetfeld an (in z-Richtung), richten sich die Kernspins nach diesem
Magnetfeld aus, da sie dann die geringste potentielle Energie besitzen. Durch die thermische
Energie der Atome sind die Kernspins nach der Maxwell- Boltzmann- Verteilung ausgerichtet,
mit einer Vorzugsrichtung parallel zum Magnetfeld. Damit ergibt sich eine durchschnittliche
Magnetisierung, die aufgrund der Maxwell- Boltzmann- Verteilung bei Raumtemperatur sehr
klein ist.
In der x/y-Ebene sind eine oder mehrere Spulen angeordnet, mit denen auf die Probe
elektromagnetische Wechselfelder eingestrahlt werden (Sendespule) oder mit denen solche
Felder empfangen werden (Empfangsspule). Durch die Sendespule wird ein starkes, zeitlich
kurzes Magnetfeld aufgebaut, welches senkrecht zum externen Magnetfeld liegt. Die Spins
richten sich an dem neuen Magnetfeld aus und kippen mit der Relaxationszeit in die x/yEbene. Die Dauer des Pulses bestimmt den Winkel, um den die Kernspins gekippt werden.
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Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Wird die Sendespule ausgeschaltet, liegt wieder das normale Magnetfeld vor. In diesem
Magnetfeld präzedieren die Spins mit der Larmorfrequenz, bis sich diese nach einer
Relaxationszeit wieder nach dem Magnetfeld ausrichten.
Die präzedierenden Spins induzieren in der Empfangsspule eine Wechselspannung mit der
Larmorfrequenz, die dann analysiert wird.
CW-Verfahren
Hier wird die eingestrahlte Radiofrequenz langsam durchgestimmt und die Absorption der
Strahlung gemessen. Man arbeitet in der Frequenzdomäne und erhält zunächst ein
Absorptionsspektrum als Funktion der Frequenz. Die Probe wird mit einem extrem schmalen
Signal angeregt.
Puls-Verfahren
Hierbei wird ein einzelner Radiofrequenzimpuls auf die Probe gesandt, die sich in der Spule
befindet. Da der kurze Puls relativ breitbandig ist, werden mit einem Puls viele einzelne
Resonanzen angeregt. Das Signal nach einem Puls oder das Spin-Echo nach zwei oder
mehreren Impulsen, wird als Funktion der Zeit registriert. Mittels Fourier- Transformation wird das
Zeitsignal in ein Spektrum umgewandelt.
Messung:
Die Larmorfrequenz des Atoms ist stark von dem lokalen Magnetfeld abhängig. Da alle
Atome unterschiedliche Magnetfelder besitzen, ist die Larmorfrequenz des untersuchten
Atoms stark von der chemischen Umgebung und von der
Bindung abhängig. Durch die Bestimmung der daraus
resultierenden
chemischen
Verschiebung
lassen
sich
Rückschlüsse auf die Bindungspartner und Arten der Bindungen
ziehen.
Die Stärke und die Verteilung mehrerer Resonanzen erlaubt
Rückschlüsse auf die Dichte des Atomes mit einer bestimmten
chemischen Verschiebung in der Probe.
Die Aufspaltungen der Peaks lassen Rückschlüsse über
Wechselwirkungen mit benachbarten Atomgruppen zu.
(Singulett s: keine Aufspaltung, 1 Peak , Duplett d: Aufspaltung in
2 Peaks usw.)
Probleme
Durch die Boltzmannverteilung tragen nur wenige Spins zur
Magnetisierung und damit zum messbaren Signal bei.
Deswegen sind konventionelle NMR-Messungen nur für
Flüssigkeiten oder Festkörper ausgelegt. Für vernünftige
Messungen an einer Atomsorte ist mindestens 1 mol notwendig.
Noch einmal anders:
E
E0 + µI ⋅ B
B ↑↓ I
∆E
E0
B ↑↑ I
B
E0 − µI ⋅ B
Atomen oder Molekülen.
7.5
Unter
äußerem
Magnetfeld
spalten
die
Kernspins
boltzmannverteilt auf. Die meisten Kernspins sitzen unten
parallel zu B. Durch eine Energie in Form von Sendemagnetfeld
mit Larmorfrequenz entsprechend dem ∆E = ϖL können Spins
umgeklappt werden, was das magnetische Moment des
Stoffes ändert und damit eine Spannung induziert. Möchte man
stärkere Effekte haben, muss man die Besetzungsdifferenz
erhöhen, d.h. noch tiefere Temperaturen oder größere
Magnetfelder. Außerdem hilft eine möglichst große Anzahl von
Fragen
Wie
ist
der
Φ = ∫ B ⋅ dA,
A
magnetische Fluß definiert ?
Φ
B = , [Φ] = Wb = Vs, [ B] = T = Vs
m²
A
Fluss
ist
die
„Anzahl
der
Feldlinien“
Was ist der Zeemann-Effekt ? Die Aufspaltung entarteter Energieniveaus wegen des mit dem
Drehimpuls verknüpften magnetischen Moments in einem äußeren Magnetfeld. Gibt es für
die Hülle und für den Kern. Dabei beschreibt der normale Zeemann- Effekt die Wirkung auf
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Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Atome mit ausgeglichenem Spin und der anormale Zeemann- Effekt die Wirkung auf Atome
mit resultierendem Spin (hier kommt das Spinmoment in die Betrachtung dazu).
Was bedeutet g-g und u-g in Bezug zum Spin ? Bei g-g Kernen, d.h. gerade Anzahl Protonen
und Neutronen, ist der Gesamtkernspin I = 0 . Bei u-g und g-u Kernen gibt es einen
resultierenden Spin (die meisten Spins sättigen sich aber gegenseitig ab), der halbzahlig ist.
(Hadronen haben Spin ½).
Wer hat zuerst die Hyperfeinstrukturaufspaltung beobachtet ? Millikan 1891 bei Spektren
durch Aufspaltung von Linien. Gesamtdrehimpuls F = I + J (Kernspin+ Hüllenspin)
Was ist der Paschen-Back Effekt ? Die Entkopplung von Kernspin und Hüllenspin unter einem
starken äußeren Magnetfeld. Beide präzedieren unabhängig um B. Dadurch wird das
Spektrum noch einmal aufgespalten und viele Energieübergänge möglich.
Wieso nimmt man für Hallsonden Halbleiter ? In Ihnen sind die Driftgeschwindigkeiten höher
als bei Isolatoren und die Ladungsträgeranzahl kleiner als bei Leitern, beides erhöht die
Hallspannung bei gleichem Feld. Hier ergibt die Kompensation der Löcher des p-dotierten
Halbleiters die Hallspannung, bei n-Dotierung erhält man die umgekehrte Hallspannung.
Was für verschiedene Messarten gibt es für magnetische Feldgrößen ? statische:
Drehmoment in homogenem Feld M = pm × B , Messung z.Bsp. durch Rückstellmoment eines
Torsionsfadens. Dynamische: über induzierte Spannungen, Kernspinresonanz, SQUID,
Hallsonde.
Wie misst man B mit Hilfe der Induktion ? z.Bsp. über die Lorentzkraft auf einen linearen Leiter
in einem Magnetfeld. Oder über die Bewegung einer Spule im Feld (Änderung des Flusses
durch die eingeschlossene Fläche)
Welche Rolle spielen die Relaxationszeiten bei der Kernspintomographie ? Irgendwas mit
Hyperfeinaufspaltung durch Kopplung von Kern und Hülle ???
Kann man mit der Methode Temperaturen messen ? Ja, eine Resonanzfrequenz entspricht
bei bekanntem Magnetfeld nach der Fourieranalyse einem Besetzungsverhältnis, woraus mit
Boltzmann die Temperatur berechnet werden kann.
Seite 41
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
8
Termin 16.12.2004: Supraleitung
8.1
Theorie
Das Phänomen der Supraleitung wurde 1911 vom holländischen
Physiker Heike Kamerlingh Onnes entdeckt, als er den elektrischen
Widerstand von Quecksilber nahe dem absoluten Nullpunkt
untersuchte. Dieses bei dieser Temperatur feste Material zeigte
unterhalb der sogenannten kritischen Temperatur einen nicht mehr
messbaren Widerstand.
Um diesen Effekt zu erklären, machen wir
uns noch mal klar, wodurch der Widerstand in Festkörpern hervorgerufen
wird. Die Elektronen werden an den
Ionenrümpfen, an Gitterschwingungen
H.K. Onnes
(Phononen) und an Gitterfehlern gestreut. Deswegen steigt bei Metallen auch der Widerstand mit
der Temperatur, da diese das Gitter zu stärkeren
Schwingungen anregt.
Bei den sehr tiefen Temperaturen paaren sich je zwei
Elektronen mit Hilfe von Phononen zu einem sogenannten
Cooper-Paar, das einen energetisch tieferen Zustand hat als
beide Elektronen
einzeln, es tritt
also
eine
sogenannte
attraktive
Originalmessung
von
Wechselwirkung
Onnes an Hg
auf.
Elektronen im Supraleiter koppeln zu CooperPaaren durch Wechselwirkung mit dem
Atomgitter, indem sie ein virtuelles Phonon
austauschen. Cooper-Paare sind Bosonen und
befinden sich alle im gleichen makroskopischen
Quantenzustand.
Am nebenstehenden Bild soll die Entstehung der
Cooperpaare noch einmal erläutert werden, um
die Supraleitung damit verstehen zu können.
Cooper-Paare
Jedes Elektron versetzt, wenn es in die Nähe
eines Ions kommt, dieses in Schwingungen oder nimmt diese auf und ändert dabei seinen
Impuls, d.h. es erzeugt oder absorbiert Phononen. Der amerikanische Physiker Cooper hat mit
Hilfe der Quantenmechanik gezeigt, dass zwischen zwei Elektronen eine anziehende
Wechselwirkung auftritt, wenn das vom ersten Elektron emittierte Phonon gleichzeitig vom
zweiten absorbiert wird. Dieser Phononenaustausch senkt die Energie der beiden Elektronen
und ergibt, solange diese Austauschkraft größer ist als die abstoßenden Coulombkräfte einen
stabilen Zustand, das Cooper-Paar. Beide Elektronen haben entgegengesetzten Impuls und
werden über das Gitter wie mit einer Feder zusammengehalten. (Bild: Paar auf einer
durchgehenden Matratze „koppelt“ durch Gitterschwingungen...)
Nach der Theorie für die Supraleiter von Bardeen, Cooper und Schrieffer (BCS-Theorie) ist
aber erst unterhalb der Sprungtemperatur dieser Zustand der energetisch günstigste, darüber
stören die thermischen Phononen. Durch das Paaren nehmen die Elektronen einen
energetischen Zustand ein, der durch eine Energielücke von 0,1−1meV von den „normalen“
Zuständen getrennt ist.
Der Trick der Supraleitung besteht nun darin, dass diese Cooper-Paare eine im Vergleich zu
den Gitterabständen große Wellenlänge besitzen und daher die Ionenrümpfe wie auch die
Kristallbaufehler keine Streuzentren mehr darstellen. Genau wie tieffrequenten Schallwellen
kleine Hindernisse gar nicht „bemerken“ werden die Cooper-Paare auch nicht vom Gitter
gestört und können daher widerstandslos Strom transportieren.
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Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Quantenmechanisch wird dieser Effekt so erklärt, dass die Cooper-Paare als Bosonen, d.h. mit
ganzzahligem Spin, der Bose- Einstein Kondensation unterliegen und in diesem Zustand über
den gesamten Festkörper einen makroskopischen Quantenzustand mit festen
Phasenbeziehungen untereinander einnehmen. In diesem Zustand dürfen sie keinen Impuls
mit der Umgebung austauschen, also können sie auch nicht mit dem Gitter wechselwirken,
was den Widerstand unmessbar macht.
Jeder Supraleiter hat im Anregungsspektrum eine Energielücke, die der Paarbindungsenergie
der Cooperpaare entspricht. Erst ab einer Energie die ausreicht die Paarbindung
aufzubrechen, kann Strahlung absorbiert werden.
8.2
Meißner-Ochsenfeld-Effekt
Der wohl populärste Effekt der Supraleitung heißt MeißnerOchsenfeld-Effekt und besteht in der Verdrängung des
Magnetfeldes aus Supraleitern. Wird eine supraleitendes Material
in ein nicht zu starkes Magnetfeld gebracht, dann induziert das
Magnetfeld Ringströme im Supraleiter, die der Ursache
entgegenwirken.
Da
diese
aufgrund
der
Supraleitung
widerstandslos fließen können wird nach kürzester Zeit im Material
ein Gegenfeld aufgebaut, das das äußere Feld kompensiert, d.h.
Meißner-Ochsenfeld
das äußere Feld wird aus dem Supraleiter verdrängt.
Effekt
Legt man nun einen Supraleiter auf einen Magneten bei
Zimmertemperatur, so gehen die Magnetfeldlinien
durch den Supraleiter hindurch und es passiert nichts.
Sobald aber die Sprungtemperatur unterschritten wird,
werden die Magnetfeldlinien durch die induzierten
Ringströme aus dem Supraleiter verdrängt, so dass
dieser analog zur Abstoßung zweier entgegengesetzt
gepolter Magneten abhebt. Das Charakteristische des
Meißner-Ochsenfeld-Effekts ist die Tatsache, das der
Effekt auch für ein konstantes Magnetfeld auftritt.
Wenn allerdings das Magnetfeld zu stark ist, wird der
Effekt zunichte gemacht, da dieses die Cooperpaare
zerstört, bzw. stärker wird als die attraktive
Wechselwirkung durch die Phononen.
8.3
Supraleiter 1. Art
Magnetische Feldlinien werden in Supraleitern 1. Art bis
auf eine dünne Schicht an der Oberfläche vollständig
aus dem Inneren verdrängt. Das Magnetfeld nimmt an
der Oberfläche des Supraleiters exponentiell ab; das charakteristische Maß der
Oberflächenschicht ist die so genannte londonsche Eindringtiefe. Man bezeichnet diesen
Zustand auch als Meissner-Phase. Ein Supraleiter 1. Art wird normalleitend, wenn das äußere
Magnetfeld einen kritischen Wert überschreitet. Die meisten metallischen Elemente zeigen
dieses Verhalten und haben in der Regel eine sehr niedrige Sprungtemperatur im Bereich
weniger Kelvin. Beispiele sind Niob, Blei und Aluminium.
Feldverdrängung im
supraleitenden Zustand
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Colloquium 2004 bei Sahm
8.4
Skript von A.Voßkühler
Supraleiter 2. Art
Supraleiter 2. Art befinden sich nur bis zu einem
unteren kritischen Magnetfeld in der MeissnerPhase, darüber können magnetische Feldlinien
in Form so genannter Flussschläuche in das
Material
eindringen
(Shubnikovoder
Mischphase), ehe der supraleitende Zustand
bei einem oberen kritischen Magnetfeld
vollständig zerstört wird. Der magnetische Fluss
in den Flussschläuchen beträgt immer ein
ganzzahliges Vielfaches des magnetischen
Flussquants. Ein Beispiel für Supraleiter 2. Art sind
die so genannten Hochtemperatursupraleiter,
deren
kompliziertes
Kristallgitter
durch
Kupferoxid-Ebenen bestimmt ist. Eine wichtige
Gruppe
sind
YBaCuO
(Yttrium-BariumKupferoxide).
8.5
Josephson-Effekt
Ic
(von Brian D. Josephson 1962 theoretisch vorhergesagt)
Werden zwei Supraleiter durch eine dünne nicht-supraleitende Barriere (Isolator) getrennt und
ein durch einen regelbaren Widerstand gesteuerter Strom hindurchgeschickt, so stellt sich ein
Tunnelstrom Is der Größe I s = I c ⋅ sin ∆ϕ ein, wobei ∆ϕ die Phasendifferenz der supraleitenden
(Cooperpaar-)Wellenfunktionen beiderseits der Barriere darstellt und I c der so genannte
kritische Strom der Barriere ist.
Seite 44
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
links rechts
Der Strom I s wird durch über die Barriere tunnelnde Cooper-Paare getragen. Dieser Strom
fließt aufgrund der Tatsache, dass die makroskopischen supraleitenden Wellenfunktionen
beider Supraleiter in der dünnen Barriere überlappen. (Gleichstrom Josephson) Die
Phasendifferenz wird durch ein äußeres Magnetfeld beeinflusst (siehe Grafik) und damit ist I c
abhängig vom Magnetfeld. Gleichzeitig fließt ab I c ein hochfrequenter Wechselstrom, der
durch durchtretende Cooperpaare erzeugt wird. (Wechselstrom Josephson ϖ = 2eU ).
Das die Phase eines Quantenzustands sich durch ein Magnetfeld ändert ist der Aharanov
Boom Effekt.
8.6
Josephsonkontakt
Josephsonkontakte bestehen aus zwei supraleitenden Materialen, die miteinander in sehr
schwachen Kontakt gebracht werden. Dieser schwache Kontakt wird realisiert, entweder
durch geometrische Barrieren (z.B. Punktkontakt/Spitzenkontakt) oder durch eine Oxidschicht
oder einen nicht-supraleitenden Normalleiter. Josephsonkontakte werden eingesetzt als
extrem schnelle Schaltelemente, sehr genaue Spannungsstabilisatoren oder in SQUIDS.
Tunneleffekt bei unter Spannung liegenden Kontakten zwischen Leitern mit Isolatorschicht.
8.7
SQUID
SQUID ist die Abkürzung für Superconducting QUantum Interference Device. Mit einem SQUID
kann man sehr präzise sehr kleine Magnetfelder messen.
Ein SQUID besteht aus einem supraleitenden Ring, der an einer oder zwei Stellen durch ein
elektrisch isolierendes Material unterbrochen wird (Josephson- Kontakt). Diese Spalte muss
jedoch so klein sein, dass die Cooper-Paare hindurchtunneln können. Es kann aber nur ein
ganzzahliges Vielfaches des Flussquantums durchfließen. Wenn das durchtretende
Magnetfeld sich verändert, induziert diese Änderung einen Strom im supraleitendem Ring, der
die Änderung kompensiert. Sollte die Änderung jedoch größer als ein magnetisches
Flussquantum anwachsen, so kann der magnetische Fluss innerhalb des Rings einen Sprung
um ein Flussquantum machen, der Strom im Ring bricht dann zusammen. Anders gesagt: Da
immer nur ganze Cooperpaare tunneln können, bricht der Induktionsstrom immer nur bei
Vielfachen des Flussquants zusammen. WIESO GENAU ??
Seite 45
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Die Änderung des Stroms im Ring,
vor allem den Sprung des Stroms,
kann
man
über
einem
magnetischen Induktionskreis sehr
präzise ermitteln.
SQUIDs
werden
benutzt,
um
Kernspintomographien zu erstellen
oder auch Gehirnströme zu messen.
In
der
Geologie
und
der
Archäologie werden SQUIDs eingesetzt, um sehr feine Änderungen des Erdmagnetfeldes an
der Oberfläche zu ermitteln, damit kann man die unterirdischen Strukturen feststellen, die mit
anderen Methoden nicht feststellbar sind.
8.8
Fragen
Was ist Supraleitung ? s.o.
Wieso gibt man eine Obergrenze beim Widerstand an ? Um die Nachweisgrenze zu
verdeutlichen, bzw. die Messgenauigkeit klarzustellen.
Wie misst man bei solchen Versuchen den Widerstand ? Durch eine Spule aus dem zu
untersuchenden Material wird ein konstanter Strom geschickt, dessen induziertes Magnetfeld
wird gemessen und daraus die Spannung berechnet.
Wie misst man das Magnetfeld ? Mit einer Hallsonde.
Weitere Möglichkeit ? Man hängt zwei Ringe parallel auf und schickt jeweils entgegengesetzt
Stromstoß durch, die Abstoßung durch die induzierten Magnetfelder, bzw. das Drehmoment
in einem homogenen Magnetfeld kann mit einem Lichtzeiger über Spiegel etc. gemessen
werden. Bei Supraleitern kann man den angestoßenen Strom prinzipiell ewig laufen lassen,
die Auslenkung des Zeigers wird sich nicht ändern, der Strom lässt nicht nach. (Wurde
gemacht über ein Jahr lang)
Was ist der Meißner Ochsenfeld Effekt ? Feldverdrängung bei Abkühlung unter die
Sprungtemperatur. (Klassische Erklärung unmöglich, weil bei konstantem Feld ja keine
Ringströme induziert werden)
Wer trägt den Suprastrom ? Die Cooperpaare
h
Wie groß ist das Magnetfeld im Quant ? Flußquantisierung: Φ0 =
2e
Was ist die Flußquantisierung ? Der magnetische Fluß ist bei der Supraleitung quantisiert in
h
Einheiten von Φ0 = , da hier die Cooperpaare die kleinste Einheit bilden.
2e
Hört das Magnetfeld am Rand abrupt auf ? Nein, der Übergang ist stetig, es gibt die
sogenannte Londonsche Eindringtiefe λ , die temperaturabhängig ist und kurz unterhalb der
Sprungtemperatur rapide abnimmt und dann einen konstanten Wert annimmt.
Wie sieht die Figur des Stroms am Josephsonkontakt bei zwei Kontaktstellen aus ? Wie die
Interferenz am Doppelspalt, ist derselbe Hintergrund von sich verschiebenden Phasenlagen.
Was ist die Londonsche Eindringtiefe ?
Was ist der Unterschied zwischen Supraleitern
1. und 2. Art ? Bei wachsendem äußeren
Magnetfeld im supraleitenden Zustand gibt
es bei Typ I ein kritisches Magnetfeld, ab
dem das Material normalleitend wird. (nur
Meißnerphase im supraleitenden Zustand)
Beim Typ 2. Art gibt es ein erstes kritisches
äußeres Magnetfeld, ab dem das äußere
Feld
in
Form
von
quantisierten
Flussschläuchen (normalleitend) in das
Material eindringt (Shubnikovphase) und die
Supraleitung abschwächt.
Seite 46
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Wieso können Ferromagneten keine Supraleiter sein ? Sie haben resultierenden Spin und
damit magnetische Momente, die Widerstand erzeugen würden bei den induzierten
Ringströmen.
Gibt es eine Kraft zwischen einem stromdurchflossenen Leiter und einem Flussschlauch, d.h.
beeinflussen sich die Flussschläuche untereinander ? Ja, es kommt zu einem floating der
Flussschläuche durch das Material. In der Anwendung möchte man das Vermeiden und baut
Störstellen ins Material ein, an denen die
Flussschläuche kleben bleiben. (Pinning)
Was ist der Isotopeneffekt ?
Die Abhängigkeit der Sprungtemperatur von der
Masse des Isotops, gilt nicht für alle Stoffe, aber z.
Bsp. für Zinn. Der Grund liegt in der Entstehung des
Cooper-Paares. In der BCS Theorie (1957) entsteht
ein Cooper Paar durch Austausch eines virtuellen
Phonons, also einer Verzerrung des Kristallgitters. Die
Frequenz des Phonons ϖ hängt unter anderem
1
)
von der Masse der Atomrümpfe ab (mit
N
Wann wurde der erste Transistor gebaut ? 1948 von Bardeen und ??
Was
ist
die
Londonsche
Eindringtiefe
und
die
Kohärenzlänge
der
Cooperpaare in Typ1 und Typ 2
Supraleitern ?
Die Londonsche Eindringtiefe ist
die Strecke vom Rand des
Supraleiters bis zu dem Ort, an
dem das eingedrungene äußere
Magnetfeld
(was
ja
einen
stetigen Verlauf haben muss) auf
die Hälfte abgesunken ist. Die
Kohärenzlänge ist die Strecke
vom Rand des Supraleiters bis zu
dem
Ort,
an
dem
die
Cooperpaardichte 50% ihres maximalen Wertes angenommen hat. Am Rand gibt es keine
Cooperpaare, da sie ja eine gewisse Ausdehnung haben, aber nur in der supraleitenden
Phase existieren können.
λ
Das Verhältnis κ := heißt Ginzburg-Landau Parameter und bestimmt, ob es energetisch
ξ
günstiger ist ab einem bestimmten äußeren Feld weitere Phasengrenzen zuzulassen, d.h.
NL/SL Zonen (also Flussschläuche) und damit Typ II Supraleiter ( κ >1 ) oder ob für die Bildung
zusätzlicher Phasengrenzen Energie aufgebracht werden muss ( κ <1 , Typ 1 Supraleiter).
Beim Typ 1 Supraleiter ist die Kohärenzlänge größer als die Eindringtiefe und damit der
Energieverlust durch das eindringende Magnetfeld größer als der Energiegewinn durch
Bildung von Cooperpaaren, damit am Rand weitere Zonen nichtleitend würden, müsste
Energie zugeführt werden. Typ II Supraleiter haben extrem kurze Kohärenzlängen, so dass der
Energiegewinn durch Bildung von Cooperpaaren den Energieverlust durch das Magnetfeld
überwiegt und die Energie in Form von Grenzflächenenergie für weitere Grenzschichten zur
Verfügung steht, die sich ab einem bestimmten kritischen Feld in der Shublikovphase in Form
von Flussschläuchen bilden.
Was hat Onnes eigentlich untersucht ? Der Verlauf des Widerstandes von Materialien für
T → 0K .
Welcher Verlauf wurde erwartet ? Es bleibt ein Restwiderstand (blau), der Widerstand wird
unendlich da sich die Elektronen bei solchen Temperaturen nicht mehr bewegen können
(rot), der Verlauf ist(bleibt) linear und geht auf null bei 0K (schwarz).
Seite 47
Colloquium 2004 bei Sahm
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Warum hat er Quecksilber
genommen ? Das hat man
damals durch Destillation in
höchster
Reinheit
herstellen
können,
da
man
bei
verunreinigtem Gold je nach
Verunreinigung
starke
Unterschiede
in
der
Widerstandskurve hat messen
können (Grafik rechts).
Wieso zerstört ein hohes Magnetfeld, bzw. hohe Stromdichten die Cooperpaare ? Es kommt
dann zu hohen (Ring)strömen und die kinetische Energie der Cooperpaare überschreitet eine
kritischen Wert (die Bindungsenergie der
Cooperpaare) ab dem diese nicht mehr
stabil sind, d.h. die Cooperpaarbindungen
brechen auf. Die kritische Stromdichte wird
mit
abnehmender
Energielücke
(also
zunehmender Temperatur) kleiner.
Zeichnen
Sie
ein
Zustandsdichte
Energiediagramm dazu.
Gezeichnet ist die Zustandsdichte der
Elektronen in
einem
Supraleiter. Die
Energielücke ∆ wächst mit sinkender
Temperatur weil damit die Bindungsenergie
der Cooperpaare wächst (alternative
Formulierung je höher die Zahl der
Cooperpaare,
desto
größer
die
Paarbindung, Kollektivphänomen)
Seite 48
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9
Termine 6/13.01.2005: Erzeugung und
Messung tiefster Temperaturen
9.1
ideale und reale Gase
In einem idealen Gas werden die Teilchen als kleine vollelastische Kugeln angesehen. Die
Wechselwirkung geschieht über elastischen Stoß bei Kollision. Das Kugelvolumen wird
gegenüber dem Gasvolumen vernachlässigt. Diese Gase genügen der idealen
Gasgleichung: pV = ν RT ( ν : Molanzahl)
Bei realen Gasen steht nicht das gesamte messbare Volumen für Bewegung zur Verfügung,
da ein Teil von den Gastatomen schon besetzt ist, d.h. für ein mol gilt V → V − b . Zweitens
existieren anziehende van der Waals Kräfte zwischen den Teilchen, so dass am Rand des
Volumens ein geringerer Druck gemessen wird als tatsächlich vorherrscht, da hier nur die
a
Kräfte der innenliegenden Gasteilchen wirken. Die Druckkorrektur ist p → p + 2 . Die ideale
V
a
Gasgleichung wird also modifiziert für ein mol zu p + 2 (V − b) = RT mit den van der Waals
V
Konstanten a, b.
Für CO2 ist das p-V Diagramm
nebenstehend. Die Grenzkurve gibt
den Bereich an, indem das Gas
kondensiert
bei
gleichbleibendem
Sättigungsdampfdruck. Die van der
Waals Kurven haben bei niedrigen
Temperaturen eigentlich drei Nullstellen
also Maximum und Minimum. Dieser
Verlauf wird aber aufgrund der
Kondensation
nicht
angenommen
(statt dessen horizontaler Verlauf).
Nach der Maxwellschen Konstruktion
wird diese Gerade so konstruiert, dass
von ihr zwei flächengleiche Stücke A+B
begrenzt werden.
Ab der Isotherme, die durch den
kritischen Punkt (charakteristisch für das
Gas) geht, bleibt das Gas auch bei
sehr hohen Drücken gasförmig.
Bei hohen Temperaturen bzw. großen
Volumina wird der Verlauf der idealen
Gasgleichung immer ähnlicher.
In der rechten Skizze ist das
Wasser
Phasendiagramm für CO2 gezeichnet
und man erkennt an der positiven
flüssig
Steigung der Schmelzdruckkurve, dass
der Stoff eine Volumenvergrößerung
beim Schmelzen erfährt. Vergleichend
krit. Punkt
dazu die Kurve von Wasser, dessen
Volumen
sich
beim
Schmelzen
fest
Tripelpunkt
verkleinert.
(
)
gasförmig
Seite 49
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Es gibt weitere Anomalien, die für die Tieftemperaturphysik entscheidend sind: 3He und 4He.
Die Phasendiagramme zeigen die entsprechenden Phasenübergänge wobei Helium 3 erst
bei ca. 3mK supraflüssig wird und Helium 4 schon bei ca. 2 K
Helium 4
9.2
Helium3
Adiabatische Expansion
Adiabatisch bedeutet „ohne Wärmeaustausch mit der Umgebung“.
In einem solchen Fall lautet der erste Hauptsatz ∆U = Q +W = W ⇒ dU = dW =− pdV .
Das heißt, dass Arbeit W nur auf Kosten der inneren Energie U geleistet werden kann, was
gleichbedeutend ist mit einer Verringerung der Temperatur.
9.3
Joule- Thompson Effekt
Hiermit wird die adiabatische Expansion eines realen Gases durch eine Drosselstelle
bezeichnet. Das Arbeitsgas wird von einem Volumen durch eine Drossel in ein zweites
Volumen geschickt, wobei es sich aufgrund eines durch zwei Kolben konstant gehaltenen
Druckunterschiedes entspannt. Dabei bleibt die Enthalpie H = U + pV konstant.
Bei idealen Gasen gilt die ideale Gasgleichung und damit sind die innere Energie U und die
Volumenarbeit pV nur von der Temperatur abhängig und damit ändert sich diese bei
konstanter Enthalpie nicht. Bei realen Gasen gilt die van- der- Waals Gleichung und die
innere Energie ist druck- und volumenabhängig.
Die Temperaturdifferenz durch die Expansion bei Joule- Thompson- Effekt ist damit abhängig
von der Temperatur und hat eine Nullstelle bei der sogenannten Inversionstemperatur:
2a
T = . Oberhalb dieser Temperatur erwärmt sich das Gas bei Expansion, da die innere
Rb
Energie wächst, unterhalb derselben kühlt es ab.
9.4
Lindeverfahren
erfunden 1895.
Durch einen Kompressor wird Luft auf einen Druck von z.
Bsp. 200 bar gebracht, die Komprimierungswärme wird
durch Wasserkühlung abgeführt. Dann wird die Luft über
ein Drosselventil entspannt (auf 20 bar) und dabei kühlt
sie sich ab, da die Inversionstemperatur von Stickstoff
bei ca. 620 K liegt. Die so abgekühlte Luft kühlt in einer
Gegenstromanlage die komprimierte Luft und wird
dann erneut komprimiert usw. Auf diese Weise lässt sich
Luft verflüssigen (also flüssiger Stickstoff herstellen).
Seite 50
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Flüssiges Helium erzeugt man so, dass man erst flüssigen Stickstoff herstellt (T=77K), diesen
dann in einer Expansionsmaschine durch den Joule- Thompson Effekt unter die
Inversionstemperatur von Helium bringt (T=47K) und dann zur Vorkühlung im Lindeverfahren
(statt des Wassers) verwendet.
1. Kompression (Kompressionswärme)
2. Isobare Vorkühlung
3. Joule-Thompson Effekt: isenthalpische Expansion
4. Restgas wird zurückgeführt
5. Im Gegenstrom wird ergänzt und dadurch erwärmt
9.5
Abpumpen von 3He
Über einem Helium-3 Bad wird der Heliumdampf abgesaugt, dadurch der Dampfdruck
verringert und weiteres Verdampfen angeregt, was bei Isolierung des Systems zur Abkühlung
des Helium Bades führt, da die Ausdehnung beim Verdampfen Volumenarbeit ist
(Verdampfungsenthalpie muss zugeführt werden), die bei Isolierung der inneren Energie
entnommen wird. (Temperaturen bis 0,3 K, dann ist der Dampfdruck zu gering zum
Absaugen).
Das Verfahren scheitert bei Helium-4, da es bei 2,2 K suprafluid wird, so dass sich ein
Flüssigkeitsfilm auf dem Absaugstutzen bildet und Flüssigkeit abgesaugt wird, außerdem wird
auch hier der Dampfdruck schon bei 1K zu niedrig.
Seite 51
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9.6
Skript von A.Voßkühler
3He-4He-Gemisch
Bei tiefen Temperaturen entmischt sich ein
Gemisch aus Helium 3- und Helium-4 von
selbst, so dass zwei Phasen gebildet
werden, oben eine Helium-3 reiche und
unten eine Helium-4 reiche. (Da He-3
kleinere Dichte) Das passiert bei 0,8 K wo
He-4 supraflüssig ist und insofern Helium-3
in die Helium-4 Phase widerstandslos
hinein
verdampfen
kann
(oben
Quasiflüssigkeit, unten Quasigas He3).
Pumpt man nun He-3 aus dem unteren
Bereich ab, so kühlt die obere He-3 reiche
Phase ab, da durch „Nachverdampfen“
Verdampfungsenthalpie entzogen wird.
Den Vorgang beschreibt die Gleichung
von Clausius Clapeyront.
Damit sind Temperaturen bis zu 4mK
möglich.
9.7
Pomerantchuk Effekt
In der Sublimationskurve von Helium3 und Helium4 (s.o. ) gibt es ein anormales Minimum, d.h.
unterhalb dieser Temperatur ist die flüssige Phase geordneter (kleinere Entropie) als die feste
Phase. Dieser Effekt wird auch zur Kühlung ausgenutzt, indem Helium bis unter das Minimum
abgekühlt wird (flüssig ist) und dann isotherm komprimiert wird bis zur Sublimationskurve. Wenn
jetzt adiabatisch komprimiert wird kühlt sich die Probe beim Festwerden ab, da die Entropie
durch Übergang in den festen Zustand wieder zunimmt und die Energie durch die
adiabatische Isolierung nur aus der inneren Energie kommen kann.
Damit sind Temperaturen bis 2 mK erreichbar.
9.8
adiabatische Entmagnetisierung
Paramagnetische
Salze
habe
thermisch verteilte magnetische
Dipolmomente. Durch ein äußeres
Feld werden die Dipole ausgerichtet
und damit die Entropie verringert.
Wird
dieser
Prozess
isotherm
ausgeführt (also unter Abfuhr von
Wärmeenergie bei ca. 1K), dann
kann bei einer nachfolgenden
adiabatischen
(also
ohne
Austausch
von
Wärme)
Entmagnetisierung das Salz auf bis
zu 1mK abgekühlt werden, da die
Energie
die
für
das
„Wiedervermischen“
der
Ausrichtungen benötigt wird nicht
aus der Umgebung kommen kann
(weil adiabatischer Prozess) , dabei
bleibt die Entropie konstant.
Für Temperaturen unter 1mK ist das
Verfahren ungeeignet, da sich dann
die Dipole von alleine spontan ohne
äußeres Magnetfeld ausrichten.
Seite 52
Colloquium 2004 bei Sahm
9.9
Skript von A.Voßkühler
adiabatische Kernentmagnetisierung
Bei sehr kleinen Dipolmomenten wie sie
in Kernen auftreten (Faktor 1000 kleiner)
ist die Untergrenze der mit dem
Verfahren erreichbaren Temperaturen
auch wesentlich kleiner (ca. 10−6 K ) .
Die isotherme Kernentmagnetisierung
muss aber bei Temperaturen von ca.
10−2 K stattfinden, da sonst zu hohe
Magnetfelder nötig sind. Deshalb ist
eine adiabatische Entmagnetisierung
von paramagnetischen Salzen als
Vorkühlung erforderlich. Damit wurden
Kerntemperaturen
von
ca.
60nK
erreicht. Die Abkühlung betrifft aber
dann nur die Kerne und nicht die
gesamte Probe.
9.10
Thermometer
9.10.1
Gasthermometer
Primärthermometer, dienen zur Definition der Temperatur.
In einem bekannten Volumen wird ein möglichst ideales Gas auf die zu messende
Temperatur gebracht und der Druck gemessen, dann kann über die ideale Gasgleichung die
Temperatur bestimmt werden.
Fehlerquellen: - das Manometer befindet sich selten auf der zu untersuchenden Temperatur,
so dass ein Teil des Messvolumens auf Zimmertemperatur ist.
- es gibt kein ideales Gas
- Messgefäß kann sein Volumen ändern
- Adsorption eines Teils des Gases an der Wand des Messgefäßes
9.10.2
Dampfdruckthermometer
An einem Messgefäß mit flüssigem Gas wird eine Druckmessung druchgeführt. Anhand der
mit einem Gasthermometer kalibrierten Dampfdruckkurve kann die Temperatur bestimmt
werden.
9.10.3
elektrische Thermometer
Thermoelement liefert eine dem Temperaturunterschied proportionale Spannung (SeebeckEffekt), es ist also eine Referenztemperatur an der einen Kontaktstelle erforderlich, die andere
kann jedoch für Messungen gut verwendet werden.
9.10.4
magnetische Thermometer
über das Curiesche Gesetz kann nach Bestimmung der Suszeptibilität die Temperatur
berechnet werden. Hier macht man Fehler, da das Curiesches Gesetz ja auch nur eine
Näherung ist.
9.10.5
Kernspinthermometer
Es ist erwiesen, dass Gammstrahlung bevorzugt in Spin-Achsenrichtung emittiert wird. Die
Verteilung der Spinrichtungen ist aber abhängig von der Temperatur. Es wird also die
Strahlungsverteilung gemessen. Bei dem Verfahren werden nur geringe radiaktive Mengen
eingebaut, da es sonst durch die Radioaktivität zu einer zu großen Erwärmung käme.
Seite 53
Colloquium 2004 bei Sahm
9.11
Skript von A.Voßkühler
Fragen
Wie was bedeutet iso... usw ? 1) isochor V = const 2) isobar p = const 3) isotherm T = const 4)
adiabatisch
dQ = 0 (kein Wärmeaustausch mit Umgebung) 5) isenthalpisch
(Enthalpie H := U + pV
H = const
konstant) 6) isentrop S = const (Entropie S : Maß der Unordnung
konstant)
Was ist ein mol ? Die Anzahl der Teilchen in 12 g C-12 ( N A )
Was sind die Grundannahmen der kinetischen Gastheorie ? Die Gasteilchen wechslewirken
nur über elastischen Stoß und das Volumen der Teilchen ist gegenüber dem Volumen des
Gases vernachlässigbar.
Wie erreicht man das bei realen Gasen ? Großer Abstand zum Siedepunkt.
Was ist eine Anwendung des Joule-Thompson Effekts ? Das Linde-Verfahren zur
Gasverflüssigung.
Wie startet die Entropie beim 0K ? Asymptotisch, denn nach dem Nernstschen Gesetz ist
lim dS (T ) = 0 , d.h. der absolute Nullpunkt ist der Grenzwert der absoluten Ordnung.
T→p
Wie funktioniert der Stirlingmotor ? 1. Isotherme Expansion
unter Aufnahme von Wärmeenergie, 2. isochore Abkühlung
mit Wärmetausch am Verdrängerkolben 3. isotherme
Kompression unter Abfuhr der entstehenden Wärmeenergie
4. isochore Erwärmung mit Wärmeaufnahme aus
Verdrängerkolben. Die beim Rundumgang erforderliche
Volumenarbeit wird durch einen Motor erbracht.
Was für ein Vorteil hat er gegenüber dem Lindeverfahren ?
Beim Lindeverfahren ist das Arbeitsgas das Verflüssigungsgas
hier kann ein anderes Arbeitsgas benutzt werden, außerdem
ist keine Hochdruckkapillare erforderlich.
Wie sieht die Gesamtbilanz dafür aus ? ∆U = ∆Q +∆W mit
idealem Gas gilt dW =− pdV also dU = dQ − pdV
Was ist der Unterschied zwischen U,V,... und Q ? U,V,... sind Zustandsgrößen die zur
Beschreibung des Gases ausreichen und deren Änderung unabhängig vom Weg ist, Q ist
wegabhängig.
Was ist das Problem bei der Luftverflüssigung mit einem Stirlingmotor ? Das CO2 wird an der
kalten Abtropffläche fest und vereist dort.
Wie bekommt man den flüssigen Stickstoff, wenn man flüssige Luft hat ? fraktionierte
Destillation, also verdampfen des schneller siedenden Gases (O2:85 K, N2: 77K)
Was ist die Clausius Clapeyronsche Gleichung ? Sie verbindet die Verdampfungswärme mit
dem
Temperaturgradienten
des
Sättigungsdampfdrucks.
dT
dV
= dps
⇒ lnT ∼ p ⇒ T ∼ e p
∆H = ∆U +∆ ( pV ): Verdampfungsenthalpie ,
T
H
Warum ist Helium ein guter Wärmeleiter ? Es hat kleine atomare Masse und damit bei Energie
3
1
von kT = mv 2 eine große Geschwindigkeit.
2
2
Wann wurde das erste Gasverflüssigungsverfahren erfunden ? 1877 von Franzosen Picté,
Cailleté
Welche Teilchen verdampfen denn beim Abpumpen zum Kühlen ? Die Atome der Flüssigkeit
haben eine Boltzmann geschwindigkeitsverteilung und nur die schnellsten haben genügend
Energie, um die „Austrittsarbeit“ aufzubringen.
Warum kommen die Teilchen nicht von alleine aus der Flüssigkeit heraus ? Zwischen den
Atomen herrschen anziehende Kräfte, die auch für die Tropfenbildung etc. verantwortlich
sind, daher ist eine Austrittsarbeit erforderlich um diesen Kräften zu entkommen.
Seite 54
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
10
Termin 20.01.2005: Moderne Mikroskopie
10.1
Lichtmikroskopie
Konfokale
Mikroskope
haben
extrem
kleine
Schärfentiefe und erlauben durch bewegen des
Objekts eine dreidimensionale Rekonstruktion. Die
Streulichtunterdrückung ist durch die Blende 2
besonders wirkungsvoll, allerdings benötigt man sehr
leuchtstarke Lichtquellen.
normales Mikroskop
10.2
Nahfeldmikroskopie
Im Rasterverfahren wird die durch eine
kleine
Blende
(50-100nm,
nicht
weniger
damit
noch
Intensität
durchtritt) fokussierte Laserstrahlung
seitlich detektiert und aus der
Streulichtverteilung
auf
die
Oberflächenstruktur
geschlossen.
Oft
Fiberfaser
mit
reflektierend
beschichtetem Kegel. Die Beugungsbilder sind im Bereich
der Fresnelschen Beugung und daher nicht trivial.
Es sind mehrer Modi
möglich:
B)
Beleuchtung durch
optische Fiber und
Detektion der Reflexe
A)
Seitliche
Beleuchtung
und
Detektion
über
Blende
C) Durchstrahlung und Detektion mit Blende bzw.
Detektion des zurückgestreuten Lichts
10.3
Röntgenmikroskopie
Röntgenlicht kann wegen Brechzahl nahe bei 1 nur sehr schlecht
gebrochen werden, daher kommen für Fokussierung entweder
Spiegel unter flachem Einfallswinkel (wg. Totalreflexion) oder auf
die Wellenlänge abgestimmte Fresnelsche Zonenplatten (siehe
Grafik) zum Einsatz. Die Zonenplatten beugen das einfallende
Röntgenlicht so, dass im Brennpunkt konstruktive Interferenz
entsteht, daher werden die Ringe immer dünner und das
Auflösungsvermögen ist dadurch begrenzt.
rn = nd f λ, d f : Abstand zum Brennpunkt
Seite 55
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Funktionsweise: Polychromatisches Röntgenlicht wird durch eine Kondensorzonenplatte mit
ausgeblendetem Nulldurchgang mit einem im Brennpunkt der auf eine bestimmte
Wellenlänge abgestimmten Linse stehendem Spalt monochromatisiert. Das im Spalt stehende
Objekt wird dann über eine zweite Zonenplatte auf den Detektor abgebildet. Dabei ist die
Schwärzung abhängig von der Dämpfung der Strahlung im Objekt.
Durch die Hintereinanderanordnung von 100 kleinen Linsen
ist für harte Röntgenstrahlung auch eine der Glaslinse
entsprechende Brechung möglich geworden. (2001)
10.4
Elektronenmikroskop
1931 Ernst Ruska (kleine Metallgitter), 1986 den
Physik-Nobelpreis mit Binnig und Rohrer RTM
Bestandteile:
- Elektronenkanone: (kV - 3 MV)
- Elektronenlinsen (magnetisch, elektrostatisch).
Brennweite
regelbar.
Deshalb
enthält
ein
Elektronenmikroskop im Gegensatz zu einem
Lichtmikroskop
keine
austauschbaren
oder
verschiebbaren Linsensysteme (Objektiv, Okular).
- Vakuumsystem: (Kollision mit Luftmolekülen
vermeiden)
- Probenhalterung
- Detektoren, die die Elektronen selbst oder
sekundäre Signale registrieren.
Betriebsarten
Transmissionselektronenmikroskopie (TEM):
ermöglicht direkte Abbildung der Probe.
Die Elektronen durchstrahlen das Probenmaterial, das zu diesem Zweck entsprechend dünn
sein muss. Je nach Ordnungszahl der Atome, aus denen die Probe besteht, der Höhe der
Beschleunigungsspannung und der gewünschten Auflösung kann die sinnvolle Probendicke
von wenigen Nanometern bis zu einigen Mikrometern reichen.
Durch eine Änderung des Projektiv- Linsensystems kann anstatt des Zwischenbildes auch die
Fokusebene der Objektiv-Linse vergrößert abgebildet werden. Man erhält so ein
Elektronenbeugungsbild mit dessen Hilfe sich die Kristallstruktur der Probe bestimmen läßt.
Energie gefilterten Transmissionselektronenmikroskopie (EFTEM) wird die durch den
Probendurchgang geänderte Bewegungsenergie der Elektronen ausgenützt, um chemische
Aussagen über die Probe, etwa die Verteilung der Elemente, treffen zu können.
Seite 56
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Rasterelektronenmikroskopie (REM):
rasterweises Durchleuchten der Probe nach Fokussierung durch Kondensor- System, Detektion
der durchtretenden Elektronen
Sekundärelektronenmikroskopie (SEM)
rasterweises Durchleuchten der Probe nach Fokussierung durch Kondensor- System, Detektion
der austretenden (reflektierten) Elektronen
Besonderheiten
- Probenmaterial muss extrem dünn sein, um Durchstrahlung zu ermöglichen, Bsp.
elektrolytisches Polieren (am Lochfrass schicht sehr dünn)
- Nichtleitende Proben müssen zur Verhinderung einer elektrostatischen Aufladung mit einer
elektrisch leitenden Schicht überzogen werden
- Proben im Vakuum (kein lebendes Material)
- aufwändige Vorbereitung der Proben kann zu Artefakten führen
- Materialeigenschaften können durch die Nähe der Oberflächen von denen kompakter
Proben abweichen
- Problem: Schädigung der Proben durch den Elektronenstrahl, beispielsweise durch
Erwärmung oder Wegstoßen ganzer Atome nach Kollision mit den schnellen Elektronen
Elektronenlinsen
radiale elektrische und magnetische Felder bewirken über Lorentzkräfte eine Ablenkung der
Elektronen zur Achse hin (z.T. gedreht)
elektrostatische Linse
magnetische Linse
elektrostatische Linse innen: Bündelung, außen: Zerstreuung, aber insgesamt Bündelung, da
Elektronen innen langsamer, bei entgegengerichteter Polung genau andersherum aber auch
Bündelung, da außen langsamer. Vorteil: Elektronengeschwindigkeit vorher nachher bleibt
gleich, Nachteil: Nur Sammellinsen möglich.
magnetische Linse Spiralbewegung führt zur Bündelung. Umsetzung als Spule oder Spule mit
Eisenpanzer. Problem: Bild wird gedreht. Vorteil: Brennweite durch Strom regelbar, im Vakuum
keine mechanische Regelung nötig.
Bildfehler wie bei optischen Linsen (Öffnungsfehler, Farbfehler, Beugungsfehler)
10.5
Rastertunnelmikroskop (RTM/STM)
1981 Gerd Binnig Heinrich Rohrer IBM Zürich, Nobelpreis 1986
Bei diesem indirekten Abbildungsverfahren wird eine elektrisch leitende Spitze in einem Raster
über das Untersuchungsobjekt gefahren. Sowohl
Nadel als auch Objekt sind von Elektronenwolken
umgeben. Der Abstand zwischen dem Objekt
und der Spitze wird nun so gering gehalten, dass
die Elektronen zwischen der Spitze und der Nadel
ausgetauscht werden (Tunneleffekt im Vakuum).
Unter Spannung fließt ein Tunnelstrom, der stark
vom Abstand der Nadel zum Objekt abhängt.
Zwei
Betriebsarten:
constant-height-method
(CHM, die absolute Höhe der Spitze wird nicht
verändert) constant current method (CCM, der
Tunnelstrom wird konstant gehalten, die Spitze
über Piezoröhrchen gesteuert, Steuerung der
Piezos über Tunnelstrom)
Seite 57
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
weitere Anwendung: gezielte Veränderung eines Objektes durch lösen oder „ankleben“ von
Atomen durch kurzzeitige Spannungen an der Nadelspitze
Besonderheiten:
- Problem: Aufsetzen der Spitze bei CHM, oder
Entfernung zu groß
- Abstand der Nadel zur Oberfläche wenige
Atomdurchmesser
->
ausgeklügelte
Schwingungsdämpfung erforderlich.
- Ändert sich der Abstand um ein zehntel Nanometer,
so ändert sich der Tunnelstrom typischerweise um den
Faktor Zehn
- nur leitende Proben untersuchbar
- Fremdatome führen zu anderer Austrittarbeit und damit zu falschen „Bergen“
10.6
Rasterkraftmikroskop (RKM/AFM)
1986 Binnig, Quate und Gerber
Mikroskop zur mechanischen Abtastung von
Oberflächen auf der Nanometerskala. Dabei wird
eine an einer Blattfeder befestigte Nadel
(Cantilever) zeilenweise über die Oberfläche
geführt. Durch die Struktur der Oberfläche wird
dabei die Blattfeder verbogen. Die Auslenkung
kann mit kapazitiven oder typischerweise optischen
Sensoren gemessen werden. Ein Abtastlaserstrahl
fällt auf den Cantilever und wird zu einem
Photodetektor reflektiert.
Zur exakten Bewegung der Nadel über die Probe
dienen Piezostellelemente
Betriebsmodi:
- Kontakt Modus: Die Abtastnadel ist in direktem Kontakt mit
der Probenoberfläche. Da das Pauli-Prinzip ein Überlappen der
Atomorbitale in der Spitze und der Probenoberfläche
verbietet, entstehen starke abstoßende Kräfte.
- Nicht Kontakt Modus: Die Blattfeder, an der die Abtastnadel
befestigt ist, wird zu Schwingungen angeregt und "schwebt"
über der Probenoberfläche. Im Vakuum wirken zwischen Nadel
und Probe nur anziehende Van-der-Waals-Kräfte. In
Flüssigkeiten komplexer.
- MFM (magnetic force microscopy) zur Untersuchung der lokalen Magnetstärke in der Probe
ist die Abtastnadel ferromagnetisch beschichtet. Messung in zwei Durchläufen: erst
Höhenprofil, dann Ablenkung durch lokale Feldstärke bei konstantem Abstand.
- LFM oder FFM (lateral bzw. friction force measurement): Während des Abrasterns der
Oberfläche wird das Verkippungssignal des Cantilevers aufgezeichnet. Abhängig von der
Reibung zwischen Abtastnadel und Oberfläche verkippt der Cantilever unterschiedlich stark.
Dadurch können Gebiete unterschiedlicher Reibung unterschieden werden und somit
Aussagen über die Materialzusammensetzung in der Probenoberfläche getroffen werden.
- Kraft-Abstands Kurven: Hier wird das Mikroskop benutzt um die Probe an einer Stelle zu
untersuchen. Der Cantilever wird dabei einmal abgesenkt, mit definierter Kraft aufgedrückt
und wieder von der Probe entfernt, dabei wird die auf die Messnadel wirkende Kraft
gemessen. Rückschlüsse auf Adhäsionskräfte oder Aufbau von Molekülen (Entfaltung von
Ziehharmonikamolekülen)
Besonderheiten:
- empfindlich gegenüber Vibrationen (passive oder aktive Dämpfung nötig)
- Cantilever empfindlich gegenüber Direktschall (Schallschutzbox, Vakuum)
- Interferenzerscheinungen bei stark reflektierenden Proben
Seite 58
Colloquium 2004 bei Sahm
10.7
Skript von A.Voßkühler
Fragen
λ
≈ 0,5λ
NA
Numerische Apertur NA = n ⋅ sin α wobei n : Brechzahl der Immersionsflüssigkeit und α :
Öffnungswinkel zum Objekt.
Was wird beim Elektronenmikroskop detektiert ? Die Ladungsdichte des Objekts, da die
Elektronen mit den Ladungen wechselwirken.
Wie dünn muss das Material dann sein ? So, dass im Schnitt ein Elektron nur mit einem Atom
wechselwirkt, da sonst Verzerrung auftritt.
Wieso erreichte man am Anfang mit der Elektronenmikroskopie noch nicht so hohe
Auflösungen wie die kleine de- Broglie Wellenlänge verspricht ? Der Öffnungswinkel war
durch die Elektronenlinsen nicht so groß wie das bei der optischen
Mikroskopie möglich war.
Wie ist beim Rastertunnelmikroskop der Zusammenhang zwischen
Tunnelstrom und Probenabstand ? siehe rechts.
Was ist der piezoelektrische Effekt ?
Wovon hängt das Auflösungsvermögen beim Mikroskop ab ?
∆xmin = 0, 61
Die
Verformung
piezokeramischer
Stoffe
unter
einer
äußeren
Spannung
bzw.
das
Auftreten einer Spannung
unter Verformung. Es gibt
den transversalen und
den
longitudinalen
Piezoeffekt.
Ausschlaggebend ist der
polare
Charakter
der
Moleküle durch deren
Verformung sich die Ladungsschwerpunkte verschieben. Beispiel Quarz (SiliziumOxid)
Wie unterscheidet man bei der Rastertunnelmikroskopie verschiedene Materialien ? Das
Problem ist, dass der Tunnelstrom materialabhängig ist wegen der verschiedenen
Austrittsarbeiten. Man verändert an einer Stelle gezielt den Abstand, die Steigung der
Strom/Abstand Grafik ist materialspezifisch. (Besseres Verfahren: aufmodulieren einer
Schwingung)
In welcher Größenordnung liegt der Tunnelstrom in etwa ? Picoampère
Was ist die Einschränkung der Rastertunnelmikroskopie ? Beschränkung auf leitfähige
Materialien.
Wie wird beim Rasterkraftmikroskop die Auslenkung des Cantilevers gemessen ? Ein Laser wird
auf dem Arm des Cantilevers reflektiert und trifft auf eine 4-Feld Fläche. Der Laser wird so
gesteuert, dass er immer die Mitte trifft, die Steuerungskorrektur entspricht dann der
Bewegung des Cantilevers.
Welche Moden kennen sie beim RKM ? Kontaktmodus wie eben beschrieben und
Tappingmodus, bei dem sich die Resonanzfrequenz des Cantilevers durch Veränderung der
Dämpfung bei Annäherung ändert.
Seite 59
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Wenn die Spitze aufsetzt hat man ein
Problem, da sich die Atome der
Spitze umgruppieren können. Was
verstehen sie unter aufsetzen ?
Annährung auf Einflussbereich der
van der Waals Kräfte (Lenard-Jones
Potential links ∼ 10−12 , rechts ∼ 106 )
Was ist der Vorteil von RKM
gegenüber RTM ? man kann auch
nichtleitende
Materialien
bzw.
wässrige,
biologische
Proben
untersuchen.
Bei der SNOM, wie dicht geht man
da an die Oberfläche ? 50-100nm
Ab wann spricht man vom optischen
Nahfeld, also Fresnelbeugung ? Wenn der Abstand in den Bereich der Wellenlänge kommt.
Wieso kann man im Nahfeld so hoch auflösen ? Hier gilt nicht mehr die Formel für das
λ
.
Auflösungsvermögen g =
NA
Bei so kleinen Öffnungen des Lichtleiters im Bereich der Wellenlänge tritt doch Totalreflexion
auf, wieso treten dann trotzdem Photonen aus ? Das durchtretende Licht kommt von einer
evaneszenten Welle die quer zur Austrittsrichtung liegt.
Seite 60
Colloquium 2004 bei Sahm
11
Skript von A.Voßkühler
Termin 27.01.2005: Radioaktivität
kommt von (lat. radiare, strahlen)
Unter Radioaktivität oder Radioaktivem Zerfall versteht man die spontane Umwandlung
instabiler Atomkerne unter Energieabgabe. Die freiwerdende Energie wird in Form
ionisierender Strahlung abgegeben. Bei der Kernumwandlung kann sich die Kernladungszahl
ändern, oder nur die Massenzahl. Daneben gibt es Übergänge, bei denen sich nur der
Anregungszustand des Kerns ändert (Übergang zwischen verschiedenen Isomeren des selben
Isotops). Die Stärke der Radioaktivität wird durch den physikalischen Begriff der „Aktivität”
beschrieben und in der Einheit Becquerel angegeben.
Radioaktiver Zerfall ist kein deterministischer Prozess. Der Zerfallszeitpunkt ist absolut zufällig.
Allerdings ist für jedes Nuklid die Zerfallswahrscheinlichkeit ein fester Wert, der durch die
Halbwertszeit angegeben wird. (ns bis Milliarden Jahre).
Ein Atomkern ist dann stabil und kann nicht weiter von sich aus zerfallen, wenn es keinen
radioaktiven Zerfall gibt, der zu einem energetisch niedrigeren Zustand führt. Ab einer
gewissen Zahl an Nukleonen werden alle Atomkerne instabil, weil die Kernkräfte sie nicht
zusammen halten können. Unter Neutronbeschuss können stabile Atomkerne in andere
Atomkerne umgewandelt werden, die instabil sind.
Die Bindungsenergie, die die Nukleonen beieinander hält, ist bei Eisen am größten (BetheWeizäcker- Formel). Deshalb ist bei Kernen leichter als Eisen ein Energiegewinn nur durch
Kernfusion, bei den schwereren Kernen nur durch Spaltung möglich.
Seite 61
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Es gibt 5 Einflüsse auf die Bindungsenergie der Nukleonen im Kern, die in der Bethe
Weizsäckerformel auftreten:
Bindungsenergie= Volumen – Oberflächen – Coulomb – Asymmetrie +- Paarungs-Energie
(N − Z )2
Z2
δ
−
c
+ cP
δ = +1, 0, −1 für gg , gu, uu Kerne
A
3
A
A
A
A: Nukleonen Z: Protonen N: Neutronen
Die Volumenenergie beschreibt die anziehenden Kernkräfte zwischen benachbarten
Nukleonen (1), der um den Anteil der durch die Nukleonen an der Oberfläche des Kerns
E = cV A − cO 3 A2 − cC
verringert werden muss (Oberfläche ∼ 3 A2 ) (2).
Die Coulombenergie beschreibt die
Abstossung
bei
wachsender
Protonenzahl
Z,
ist
umgekehrt
proportional zum Kernradius ( r ∼ 3 A )
und verringert die Bindungsenergie (3).
Neutronen und Protonen können im
gleichen
Energiezustand
existieren,
nicht aber zwei Protonen (Pauli-Prinzip
für
Fermionen),
so
dass
eine
Gleichverteilung
energetisch
am
günstigsten wäre (wenn man die
Coulombabstoßung
ignoriert)
Der
Überhang der einen oder anderen
Sorte
führt
damit
zum
Asymmetrieenergieanteil,
der
bei
großen Kernen weniger wichtig ist
( ∼ A−1 ) (4)
Der
Anteil
der
Paarungsenergie
berücksichtigt die Spinabsättigung der
gg Kerne (resultierender Spin ist null,
also niedrigerer Energiezustand) und
die Instabilität der uu Kerne (wegen resultierender Kernspins) (5)
11.1
Zerfallsmodi
Im Atomkern wirken im Wesentlichen zwei Wechselwirkungen.
Die Starke Wechselwirkung, auch „Kernkraft” genannt, bewirkt
die Bindung der Protonen und Neutronen aneinander und die
Elektromagnetische
Wechselwirkung,
welche
eine
gegenseitige Abstoßung der Protonen bewirkt. Welcher Zerfall
bei welchem Element auftaucht kann in der Nuklidkarte
abgelesen werden:
Seite 62
Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
schwarz:
blau:
rot:
gelb:
grün:
11.1.1
stabil
β − Zerfall
β + Zerfall oder K-Einfang
α Zerfall
Spontane Spaltung
Alphazerfall
Ist der Atomkern sehr schwer, enthält also viele Protonen
und Neutronen, kommt es zum Alphazerfall. Die starke
Wechselwirkung kann den Mutterkern dann nicht mehr
zusammen halten, dabei wird die freiwerdende Energie
in Form von Heliumkernen emittiert. Der Restkern, auch
Rückstoßkern oder Tochterkern genannt, verringert bei
diesem Vorgang seine Nukleonenzahl des Kerns um vier,
und die Kernladungszahl um zwei. Die Strahlung hat in
Luft eine Reichweite von wenigen Zentimetern, besitzt
aber eine extrem schädliche biologische weil
ionisierende Wirkung.
11.1.2
Betazerfall
p → n + e+ + ν β + Zerfall
n → p + e− + ν β − Zerfall
p + e− → n + ν K - Einfang
Wenn ein ungünstiges Verhältnis von Neutronen zu Protonen besteht, tritt normalerweise
Betazerfall ein. Dabei wird ein Neutron des Kerns in ein Proton umgewandelt und ein
hochenergetisches Elektron, sowie ein Elektron-Antineutrino emittiert. Die Nukleonenzahl des
Kerns ändert sich dabei nicht, seine Ordnungszahl erhöht sich um eins. Durch einige Meter
Luft oder eine dünne Metallschicht lässt sich die β-Strahlung abschirmen.
Beim β + -Zerfall wird ein Proton des Kerns in ein Neutron umgewandelt und ein
hochenergetisches Positron, sowie ein Elektron-Neutrino emittiert. Die Nukleonenzahl des
Kerns ändert sich dabei nicht, seine Ordnungszahl verringert sich um eins.
11.1.3
Gammazerfall
Ein γ-Zerfall ist möglich, wenn der Atomkern in energetisch angeregten Zustand vorliegt. Die
unterschiedlichen Anregungszustände des selben Nuklids nennt man Isomere. Der Übergang
in energetisch niedrigere Isomere kann durch Emission hochfrequenter Elektromagnetischer
Strahlung erfolgen und wird als γ-Zerfall bezeichnet. Je nach Energie kann die γ-Strahlung
dicke Bleiplatten durchdringen.
Seite 63
Colloquium 2004 bei Sahm
11.1.4
Skript von A.Voßkühler
Elektroneneinfang
Eine andere Möglichkeit zur Umwandlung eines Protons in ein Neutron besteht darin, ein
Elektron aus der Atomhülle in den Kern „zu ziehen”, dem sogenannten Elektroneneinfang (KEinfang). Das Proton des Kerns wird in ein Neutron umgewandelt und ein Elektronneutrino
emittiert. Bei diesem Umwandlungsmechansimus ist der Kern den selben Änderungen
unterworfen wie beim β + -Zerfall, die Nukleonenzahl bleibt unverändert, die Ordnungszahl
verringert sich um eins. Der Elektroneneinfang konkurriert daher mit dem β + -Zerfall, und wird
auch als eine Variante des Betazerfalls angesehen. Da das eingefangene Elektron meist aus
der innersten Elektronenschale stammt, wird in dieser ein Platz frei und Elektronen aus den
äußeren Schalen rücken nach, wobei charakteristische Röntgenstrahlung emittiert wird.
11.1.5
Innere Konversion
Die freiwerdende Energie beim Übergang eines Atomkerns in ein energetisch niedrigeres
Isomer kann auch an ein Elektron der Atomhülle abgegeben werden. Diesen Vorgang nennt
man Innere Konversion. Konversionselektronen sind im Gegensatz zu β-Teilchen
monoenergetisch.
11.1.6
Spontane Nukleonenemission
Bei instabilen Kernen kann es zu Spontaner Nukleonenemission also Protonenemission oder
Neutronenemission kommen. Instabile Kerne können sich auch durch direkte Emission
einzelner Neutronen oder Protonen in energetisch günstigere Kerne umwandeln. Atomkerne
mit sehr hohem Protonenüberschuss können ein Proton abstoßen. Und Atomkerne mit hohem
Neutronenüberschuss können aufgrund der schwachen Wechselwirkung Neutronen
abstoßen.
11.1.7
Weitere
Die spontane Kernspaltung ist ein weiterer radioaktiver Umwandlungsprozess der bei
instabilen Kernen auftritt. Der Atomkern zerfällt in zwei oder mehrere Bruchstücke.
Beispielsweise: 252Cf -> 142Ba + 106Mo + 4 1n
Clusterzerfall: Statt einzelner Nukleonen oder Heliumkerne werden in sehr seltenen Fällen
auch ganze Atomkerne anderer Nukleonenzahl emittiert.
Zwei-Protonen-Zerfall: Bei extremem Protonenüberschuss (wie bei zum Beispiel Eisen-45) kann
der Zwei-Protonen-Zerfall auftreten, bei dem sogar 2 Protonen gleichzeitig abgestrahlt
werden.
11.2
Geschichte
1896 entdeckte Antoine Henri Becquerel, dass Uran enthaltende Stoffe eine Strahlung
aussenden. Diese vermag es, undurchsichtige Stoffe zu durchdringen. Dies stellte er fest, als er
in Papier gehüllte fotografische Platten geschwärzt wieder vorfand. (Pechblende) . Die
wesentlich beteiligten Personen, die auf dem Gebiet der weiteren Aufklärung der natürlichen
Radioaktivität forschten, waren Marie Curie, Pierre Curie und Ernest Rutherford (erst
Neuseeland dann Kanada)
11.3
Strahlenbelastung und biologische Wirkung
Die Strahlenbelastung für Lebewesen wird als effektive Dosis mit der Einheit Sievert gemessen.
Dabei wird die unterschiedliche Schädlichkeit von α-,β- und γ-Strahlen sowie die
unterschiedliche Empfindlichkeit einzelner Gewebe berücksichtigt.
Jeder Mensch ist natürlicher Strahlenbelastung ausgesetzt. Ursache ist etwa zur Hälfte Radon
und seine Zerfallsprodukte, das in Gestein und Mauerwerk vorkommt. Wichtige andere
natürliche Strahlenquellen sind Kalium-40, Kosmische Strahlung und terrestrische Strahlung. In
Deutschland beträgt die natürliche Strahlenbelastung etwa 2,4 mSv pro Jahr.
Die künstliche Strahlenbelastung von im Durchschnitt 1,5 mSv im Jahr stammt fast
ausschließlich aus der Medizin.
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Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Alle Formen der Radioaktivität können für Lebewesen gesundheitsschädlich sein. Die
Kurzzeitfolge einer zu hohen Dosis Radioaktivität wird Strahlenkrankheit genannt. Sie äußert
sich durch ein geschwächtes Immunsystem und Verbrennungen. Die Strahlenkrankheit tritt
etwa ab einer kurzfristigen Belastung von 0,25 Sv auf. 4 Sv sind in der Regel tödlich. Die
Langzeitfolgen der Radioaktivität sind Mutationen am Erbgut und Krebs.
11.4
Medizinische Anwendung
In der Nuklearmedizin findet man primär die Szintigraphie. Hierbei wird eine geringe Menge
eines radioaktiven Stoffes in den Körper injiziert (meist γ-Strahler). Dieser strahlt dann aus dem
Körper heraus, was eine Untersuchung ermöglicht. Die Strahlen werden von einem µ-Detektor
aufgefangen und mittels eines Computertomographen bildlich dargestellt. Dabei kann aus
mehreren abgetasteten zweidimensionalen Bildern auch ein dreidimensionales Bild errechnet
werden. Für jedes Organ gibt es spezielle radioaktive Verbindungen. So injiziert man zum
Beispiel radioaktives Iod, das sich in der Schilddrüse anlagert, um sie untersuchen zu können.
(Aufgrund der Strahlenbelastung wird diese Methode nur noch zur Tumorbekämpfung
angewandt). Mittels moderner Technik ist es sogar möglich Krebszellen zu bekämpfen. Hierfür
wird Bor in den Körper injiziert, das sich an den schnell wachsenden Tumoren anlagert, und
dann mit Neutronen beschossen. Dadurch wird das Bor radioaktiv und zerstört die Krebszellen,
an die es sich angelagert hatte. Weiterhin gibt es die externe Strahlenbehandlung, bei der
mit Techniken der Telecurie- oder Telegammatherapie die Tumore im Körperinneren bestrahlt
werden. Ein weiteres Einsatzfeld ist die Radionuklidbehandlung zur Schmerzlinderung bei
Knochenmetastasen. Hier wird in krankhaften Knochenbereichen der Metastase ein
Radionuklid angereichert, was eine schmerzlindernde Wirkung hat. Jedoch haben diese
Methoden auch ein gewisses Risiko, da teilweise auch gesundes Gewebe zerstört wird, was
zu einer Immunschwächung oder Funktionsstörung des Knochenmarkes führen kann.
11.5
Fragen
Was ist der Massendefekt ? Die Differenz von der Summe der Einzelmassen der Nukleonen
und der Masse des zusammengefügten Kerns entspricht einer Energie nach ∆E = ∆mc 2 . Er ist
bei Helium besonders groß (ca. 28 MeV)
Wie kann man Isotope unterscheiden ? Mit einem
Massenspektrometer (1910). Ionisierte Atome werden im
elektrischen Feld je nach kinetischer Energie (Lorentz
F = Z ⋅ E ) und anschließend im magnetischen Feld je nach
ihrem Impuls (Lorentz F = Z ⋅ v ×B ) verschieden stark
abgelenkt. Da Energie und Impuls unterschiedlich von
Masse und Geschwindigkeit abhängen, werden die Massen getrennt.
Wie haben die Curies die Alphastrahlung vermessen ? Mit Kondensatoren.
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Colloquium 2004 bei Sahm
Skript von A.Voßkühler
Was hat Rutherford entdeckt beim Experimentieren mit Alphateilchen ? Bei Streuversuchen
von Alphateilchen an Atomkernen kam der allergrößte Teil durch die Probe hindurch (das
Atom ist quasi leer bis auf winzigen Kern) Detektion über Zählen von Szintillationen mit Lupe.
1
. (Rutherfordstreuformel) Heutzutage
Die Zählrate ist näherungsweise proportional zu
sin 4 θ
weiß man, dass Abweichungen von der reinen Coulombwechselwirkung im Bereich für
größere Winkel wichtig werden, Kernkräfte werden relevant für direkte Stöße, da sich die
Wechselwirkungsbereiche überlappen.
Was muss man bei Detektion mit Photomaterial beachten ? Dass das fotoempfindliche
Material linear arbeitet.
Was wollte Rutherford mit seinem Versuch ? Das Atommodell überprüfen, bei dem die
Ladungen gleichmäßig über den Atomdurchmesser verteilt sind.
Wie misst man die Energie der Alphateilchen, wie weiß man überhaupt, dass es solche sind ?
!
v2
Über die Lorentzkraft bei Ablenkung im Magnetfeld: FL = qvB = m = FZentripetal ⇒ v ⇒ Ekin und
r
Ablenkung im elektrischen Feld hinterher (Wiensches Geschwindigkeitsfilter) Daraus ergibt sich
q
.
m
q
Ist
für Alphateilchen und Deuterium gleich ? Nein, wegen des Massendefekts.
m
Was hat die höhere Bindungsenergie ? Helium (~7MeV/Nukleon)
Wie ist die Energieverteilung der
Alphateilchen ? Abhängig von
den
Energiespektren
der
Alphaquellen. Oft verbunden mit
Gammastrahlung der isomeren
Übergänge.
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