Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Sibylle D. Hertig und Denise Wahlen Diplomarbeit von Sibylle D. Hertig und Denise Wahlen „Müdigkeit, Erschöpfung – kann ein Burnout mit gezielter naturheilkundlicher Intervention vermieden werden?“ EV 2, Dezember 2008 Schule für angewandte Naturheilkunde, Witikonerstrasse 295, 8053 Zürich Tel. 043 - 499 92 82, Fax 043 - 499 92 83, [email protected], www.nhk.ch Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Inhaltsverzeichnis 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 Einleitung..................................................................................................................2 Persönliche Motivation, Sibylle Hertig .......................................................................3 Persönliche Motivation, Denise Wahlen....................................................................3 Auftrag von VIVAMEA und unser Ansatz ..................................................................4 Stress wird zu einer der grössten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts.........4 Wer ist gefährdet, in ein Burnout zu geraten? ...........................................................5 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels..........................................7 Definitionen und Unterscheidung ..............................................................................7 Quellen der Lebensenergie.......................................................................................7 Ursachen von mangelnder Energie...........................................................................8 Stress .......................................................................................................................9 Energiehaushalt......................................................................................................14 Erschöpfung und Burnout, Bedeutung für die betroffene Person, Gesellschaft und Wirtschaft................................................................................................................16 3 3.1 3.2 3.3 Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums ..............................................22 Grundlagen der Ernährung .....................................................................................22 Ernährung und Aspekte des Genussmittelkonsums................................................32 Einbezug von naturheilkundlichen Ansätzen...........................................................43 4 4.1 4.2 4.3 4.4 Vitalstoff- und Phytotherapie ...................................................................................57 Notwendigkeit der Vitalstoff-Supplementation in heutiger Zeit ................................57 Der Säure-Basen-Haushalt.....................................................................................57 Therapie mit Vitalstoffen .........................................................................................60 Phytotherapie .........................................................................................................67 5 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 Praktische Arbeit / Kleinstudie ................................................................................78 Vorgehensweise .....................................................................................................78 Therapiekonzept .....................................................................................................79 Empfehlungen, basierend auf den vier Säulen........................................................81 Neuro-Balance-Test................................................................................................85 Testphase und Auswertung ....................................................................................87 Zwei ausgewählte Fallbeispiele ..............................................................................87 Zusammenfassende und ergänzende Gedanken....................................................92 6 6.1 6.2 6.3 Persönliche Reflexion: Auswertung der Diplomarbeit............................................102 Auswertung der praktischen Klientenarbeit ...........................................................102 Reflexion der Arbeit ..............................................................................................103 Persönliche Erfahrungen und Lernfortschritte .......................................................105 7 Schlusswort und Dank ..........................................................................................107 8 Literatur- und Quellenangaben .............................................................................108 9 9.1 9.2 9.3 9.4 9.5 Anhang .................................................................................................................110 Unsere andern Probandinnen und Probanden......................................................110 Fragebogen: „Sind Sie gestresst?“ .......................................................................123 Rezepte und einige Menuvorschläge ....................................................................125 Nahrungsmittelgruppen, passend zu Stoffwechseltypen .......................................131 Rezepturen zur Nervenstärkung ...........................................................................135 18.03.2010 / dw und sh 1 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt 1 Einleitung Einleitung „Christoph Meier kann nicht mehr. Der Vertriebsmanager einer Software-Firma findet seit vielen Wochen keinen erholsamen Schlaf und keine Entspannung. Seine Konzentrationsfähigkeit hält keine fünf Minuten mehr, seine Arbeitstage werden dadurch länger und länger. Die Kunden fallen ihm zur Last, die Arbeit mit ihnen raubt ihm alle Energie. Er vernachlässigt seinen geliebten Sport und fühlt sich allmählich völlig ungeeignet für seine anspruchsvolle Arbeit. Der sonst engagierte und lebensfrohe Mann ist zur funktionierenden Marionette des Systems verkommen. Erfolgserlebnisse sind ihm abhanden gekommen und mit ihnen auch seine Freude an der Arbeit. Der Lebensfluss scheint stillzustehen. Er fühlt sich unendlich müde und ausgebrannt“. Die Aufgabe eines Managers verlangt von ihm, sich über das Firmenwohl immer Gedanken zu machen, um unerwünschten Entwicklungen in der Organisation frühzeitig entgegenzuwirken. Seine Arbeit endet nicht mit dem Verlassen des Büros. Insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, bei neuen Börsenberichten oder Hiobsbotschaften, umkreisen seine Gedanken die strategischen Ziele und Organisationsstrukturen. Der permanente Stress endet langfristig in psychischer und physischer Überforderung. Führungskräfte können zwar abdelegieren, was ihre aktive Arbeit reduziert, sie sind aber weiterhin verantwortlich für Gelingen oder Scheitern eines Projekts. Somit bleibt zumindest der psychische Stressfaktor bestehen. Doch nicht nur Manager stehen unter Anspannung, auch Menschen in sozialen und Mittelschichtberufen sind davor nicht gefeit. Manchmal drückt der Geldmangel, manchmal der hohe Anspruch an sich selber und seine Leistungen, die familiäre Situation, eine psychische Instabilität – und bei Frauen häufig der Spagat zwischen Familienorganisation und Beruf. Quellen des Belastungsdrucks: (seco – Staatssekretariat für Wirtschaft, 2000: da die Erhebungen sehr kostenintensiv sind, kann dass seco keine aktuelleren Zahlen liefern) Stress und Belastungsdruck 58.1 Arbeitsleben Meist Männer 4.5 Privatleben Arbeits- und Privatleben 36.4 Meist Frauen 1 keine Meinung 0 10 20 30 40 50 60 % Zeitungen und Magazine sind voll mit Artikeln zu den Themen Erschöpfung, Stress und Burnout. In Buchhandlungen finden wir ganze Regale voll mit Büchern die wertvolle, oft aber auch weniger hilfreiche Tipps und Tricks für den lebenswerten Alltag liefern. Stress ist ein Gesellschaftsthema, das zur Nummer 1 in der Hitliste der Gesundheitsgefährdung aufgestiegen ist. Ein Burnout kommt am Ende einer manchmal Jahre dauernden Periode der Überforderung der eigenen Kräfte. 2 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Einleitung Mit dieser Diplomarbeit zeigen wir auf, wie sich erschöpfende Lebensmuster auf die Gesundheit auswirken und wie sie therapeutisch angegangen werden können. Einem Theorieteil folgt ein Praxisteil mit Therapiekonzept und einer Zusammenfassung unserer praktischen Arbeit an 11 Probanden und Probandinnen, welchen wir während 3 Monaten beratend zur Seite gestanden haben. Der therapeutische Ansatz beinhaltet die Ernährung, die Pflanzenheilkunde, die Vitalstofftherapie sowie am Rande einen Teil zu Bewegung und Entspannung. Wir gehen in diesem Dossier nicht auf die manuelltherapeutische Arbeit ein. Diese ist zwar ein sehr wichtiger Faktor in der Therapie einer Ermüdung, würde den Rahmen unserer Arbeit jedoch sprengen. In erster Linie soll diese Arbeit ein Hilfsmittel für Therapeutinnen und Therapeuten sein. Zudem wollen wir das Wissen in einer Form vermitteln, die auch von Betroffenen weitgehend verstanden werden kann. 1.1 Persönliche Motivation, Sibylle Hertig Unendliche Müdigkeit kombiniert mit einem Motivationseinbruch sowie dem Drang, alles hinwerfen zu wollen, waren Teil meines Alltags als ich mich mitten in der Weiterbildung zur Intensivpflegefachfrau befand. Damals setzte ich mich unter starken Leistungsdruck, welcher mir langsam und schleichend sämtliche Energien raubte. Heute bin ich dankbar, damals rasch reagiert zu haben. Eine mir selbst verordnete Arbeitspause war notwendig, um wieder zu Ruhe zu kommen und mich zu erholen. Seit diesem Ereignis sind einige Jahre vergangen. Durch meine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Erschöpfung und seiner Ursachen, bin ich auf dem Weg, einen balancierten Umgang mit meinen Energieressourcen zu finden. Dieser Weg fordert Veränderung in meinem Denken und Handeln – und braucht Zeit. Die Gelegenheit, sich mit dem Thema Erschöpfung im Rahmen der Diplomarbeit beschäftigen zu können, ergab sich, als „VIVAMEA“, eine Firma die im Bereich der Burnoutprophylaxe tätig ist, an die Schule für angewandte Naturheilkunde gelangte. Mein Interesse für eine Zusammenarbeit war gross, wohl wissend, dass mich die Auseinandersetzung mit dieser Thematik auch persönlich weiterbringen wird. Meine Erfahrungen zum Thema dürfen in Zukunft hoffentlich vielen Menschen dazu dienen, ihre eigene Energiebalance zu finden und zu erhalten. 1.2 Persönliche Motivation, Denise Wahlen Ich engagiere mich gerne für Mitmenschen. Immer wieder bemerke ich, dass mich mein Pflichtbewusstsein in Gefahr bringt, in eine Erschöpfungssituation zu geraten. Daneben verleiten mich mein vielseitiges Interesse und mein Wissensdurst, an zahlreichen Weiterbildungen teilzunehmen. So neige ich dazu, mich hin und wieder zu überfordern. Nach länger anhaltenden Drucksituationen wird das Bedürfnis nach Lebensfreude und genuss aber meistens so prägnant, dass ich mir zum Ausgleich eine Erholungsphase gönne und so eine tiefere Erschöpfung abwenden kann. Bei der Lancierung der kantonalen Volksinitiative „Zur Weiterführung der Haushaltkurse an kantonalen Mittelschulen“, zu deren Initiantinnen ich gehörte, lernte ich einige Politiker kennen. Anfangs war ich beeindruckt, wenn sie mir noch um 1 Uhr oder 3 Uhr morgens auf meine Mails antworteten. Mit der Zeit merkte ich, wie viel Verzicht auf Privatleben und Erholung hinter ihrer angespannten bis gestressten Lebensweise steckte. Eine als selbstständige Unternehmerin tätige Kantonsrätin, Mutter von zwei Kindern, bearbeitete ihre elektronische Post jeweils schon um 4.30 Uhr morgens. Dies warf bei mir unwillkürlich die Frage auf, wie lange sie noch in der Lage ist, dieses Arbeitspensum durchzuhalten. 3 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Einleitung Als ein Mitinitiant von „VIVAMEA“ an unsere Schule herantrat und eine Diplomarbeit zum Thema „Erschöpfung und Burnout“ in Auftrag gab, spürte ich den Anreiz, mich in dieses Thema zu vertiefen. Ich fragte mich, ob und wie weit Umstellungen in der Ernährung zur Genesung beitragen können. Weiter reizte mich die Aussicht, dass die zu gewinnenden Erkenntnisse in ein wirtschaftliches Projekt einfliessen und Anwendung in der Praxis finden. 1.3 Auftrag von VIVAMEA und unser Ansatz Burnout ist heute in aller Munde. Firmen der Privatwirtschaft lassen sich im Kampf gegen die grassierende und stets mehr Kosten verursachende Epidemie immer öfter von externen Experten beraten. Nicht wenige Unternehmen spezialisierten sich in den letzten Jahren auf die Früherkennung von Überforderung und Erschöpfung in Firmen. Sie bieten ihren Kunden unterschiedliche Strategien an, um die Arbeitseffizienz von deren Personal zu erhalten bzw. zu verbessern. Meist werden dabei die klassischen „Work-Life-Balance“ Themen, wie Anspannung - Entspannung, familiäre Situation, die allgemeinen emotionalen Belastungen und die physische Gesundheit einbezogen. VIVAMEA jedoch möchte einen Schritt weiter gehen. Für sie stellt sich die Frage, ob mit der passenden Ernährung, der Orthomolekularmedizin sowie der Phytotherapie der Verlauf der „Erkrankung“ positiv beeinflusst werden kann. Mit diesen Themenbereichen wollen wir uns in dieser Diplomarbeit auseinandersetzen. 1.4 Stress wird zu einer der grössten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts Burnout hat viele Gesichter: Stress, Erschöpfung, Schlaflosigkeit, oder gar Depression. Seit in den Medien immer mehr Burnout-Schicksale bekannter Persönlichkeiten publiziert werden und die Betroffenen zu ihren Lebenskrisen stehen, wird zunehmend offen über dieses Syndrom der wirtschaftlich hoch entwickelten Länder gesprochen. Die Anzeichen dieses Syndroms treten schleichend auf und werden deshalb von den Betroffenen und ihren Mitmenschen selten rechtzeitig erkannt. Folgende Äusserungen sollten hellhörig machen - Mein Job macht mir keinen Spass mehr - Ich bin ständig unter Druck, alle wollen immer mehr von mir - Nach der Arbeit überfällt mich eine bleierne Müdigkeit - Nachts grüble ich und finde kaum noch Schlaf - Ich kann nichts mehr wirklich bewegen, oft stehe ich regelrecht neben mir - Ohne Alkohol, Drogen oder Medikamente würde ich das alles nicht mehr durchstehen Im heutigen Arbeitsleben ist Burnout ein häufig gebrauchter Begriff und eine SchnellDiagnose für einen Zustand des Überdrusses, der Lustlosigkeit, Einsatzmüdigkeit und Erschöpfung. Nicht immer wird das Wort Burnout in diesem Zusammenhang korrekt benutzt. Nicht jeder Müdigkeitseinbruch ist auch ein Burnout. Trotzdem ist der Arbeitsdruck oder die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust gross. Wer nicht mehr richtig kann oder nicht mehr richtig will, muss bei der nächsten Restrukturierung des Betriebs um seinen Arbeitsplatz fürchten. Furcht und Angst sind heute grosse Stressfaktoren unserer Gesellschaft, die wie keine andere zuvor nach hauptsächlich materiellen Sicherheiten sucht. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Stress zu einer der grössten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts erklärt. Im Dezember 2006 hörte man in den Nachrichten, dass die Angst vor Arbeitsplatzverlust für die Schweizer an erster Stelle steht.Seit 1960 ist die Produktivität je Erwerbsarbeitsstunde um 225 Prozent angestiegen 4 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Einleitung – und sie wird weiter steigen, meint Dieter Kissling vom Institut für Arbeitsmedizin in Baden (Tages-Anzeiger 11.11.2006): „Geborgenheit, Sicherheit und Beständigkeit bei der Arbeit - das ist vorbei“. Er räumt damit etwaige Hoffnungen aus. Versagensängste, chronische Erschöpfung und Burnout lösen frühere Krankheitsbilder ab. Nach dem Motto „Fit im Job“ werden heutzutage verschiedene Projekte in Grossbetrieben lanciert. Wichtig ist jedoch, dass die Geschäftsleitung nicht nur Geld in solche Programme investiert, sondern dass sich ihre Grundhaltung in der Personalführung ändert. Konkret nützt es nicht viel, wenn Fitness- und Ruheräume eingerichtet werden und andererseits vom Personal erwartet wird, dass sie ihr Mittags-Sandwich während der Sitzung zu sich nehmen. Deshalb ist es wichtig, dass jeder einzelne Mensch selber die Verantwortung für seine eigene Gesundheit übernimmt. 1.5 Wer ist gefährdet, in ein Burnout zu geraten? Nur wer für eine Aufgabe „Feuer und Flamme“ ist oder – wie der Franzose sagt – das „feu sacré“ in sich trägt, kann „ausbrennen“. Gefährdet sind leistungsorientierte, ideenreiche Personen, die alles recht machen wollen, nicht solche die sich einen „9 to 5 job“ suchen, sondern die „Zugpferde“ in einem Team. Übermotivation, Hyperaktivismus, Abgrenzungsprobleme, also nicht Nein-sagen können und hohe Leistungsansprüche sind, besonders bei einem schwachen Selbstwertgefühl, Nährboden für erschöpfende Verhaltensmuster. Längst sind nicht nur Menschen aus sozial-kommunikativen Berufen (wie Lehrer, Ärzte, Therapeuten, Pflegepersonal, Angestellte in Dienstleistungsbetrieben mit intensivem Kundenkontakt) oder Führungskräfte von diesem Syndrom betroffen. Mittlerweile laufen alle Gesellschaftsschichten Gefahr, sich zu verausgaben – einige, weil sie hilflos ihren Arbeitsbedingungen oder ihrer familiären Situation ausgeliefert zu sein scheinen, andere, wie Manager, weil sie nur noch an Quartalserfolgen gemessen werden und ihr Handlungsspielraum bei hoher Verantwortung eingeschränkt ist. An echter motivierender Wertschätzung und ehrlichen, der Verbesserung dienenden Feedbacks mangelt es leider in unserer Gesellschaft weitgehend – sowohl in Firmen wie auch im Privatleben. Zusammengefasst ergeben sich folgende Belastungsfaktoren: 1. Arbeit mit schwierigen Klienten/Kunden: Bleibt trotz engagierter Hinwendung der Erfolg (auch „unverschuldet“) aus, kann dies zu emotionaler Erschöpfung und Zweifeln an der eigenen Leistung führen. 2. Arbeitsbedingungen: Hoher Arbeitsdruck und wenig individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Fehlende Unterstützung von Arbeitskollegen und Vorgesetzten. 3. Persönliche Einstellung: Perfektionistische Arbeitseinstellung, mit der sich Erwerbstätige selbst unter Druck setzen. Tüchtige und (über-)engagierte Mitarbeiter, die berufliche Ziele oft über private Interessen stellen. Für viele Frauen wird auch die Summe von Erwartungen und Aufgaben in Familie, Beruf, Vereinen und vielleicht auch noch politischen Ämtern zur Erschöpfungsfalle. Kommen dann noch Beziehungs- und Partnerschaftsprobleme dazu, beginnt die Lunte an beiden Enden zu brennen und es entsteht ein Teufelskreis. Deshalb ist es wichtig, die Symptome frühzeitig zu erkennen, damit die Negativspirale durch einen konsequenten Richtungswechsel aufgehalten werden kann. Um in Stresssituationen gesund zu bleiben geht es jedoch nicht darum, alle Stressoren auf Null zu reduzieren. Vielmehr sollte jeder Mensch sich selber liebevoll kritischer 5 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Einleitung Betrachtung unterziehen und lernen, mit seinen Ressourcen besser zu haushalten. Oft ist es nötig, neue Strategien zu entwickeln, Denk- und Handlungsmuster zu überdenken, um so mit Stress besser umgehen zu können. Ein Appell also an die Eigenverantwortung. 6 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels 2 Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels 2.1 Definitionen und Unterscheidung Es gibt verschiedene Stufen des Energiemangels. Seine Symptomatik symbolisiert den Schweregrad der Ermüdung. Müdigkeit signalisiert ein Ruhebedürfnis des Körpers. Sie zeigt einen körperlichen Energiemangel an und ist ein natürlicher Faktor im Biorhythmus. Der Mensch schläft, steht auf und arbeitet, wird wieder müde, geht schlafen und so weiter. Auf die Entspannung folgt die Anspannung und daraufhin erneut die Entspannung. Erschöpfung entsteht, wenn Müdigkeit über längere Zeit ignoriert wird und in der Folge krankhafte Züge annimmt. Die Person, die daran leidet, kommt oft nur schwer aus dem Bett und schleppt sich durch den Tag, oder sie ermüdet schon bei kleinster Anstrengung rasch und kann sich trotz Ruhepausen schlecht erholen. Ursachen dessen sind unökonomisches Haushalten mit den eigenen Energieressourcen, Krankheiten und auch ungenügende Energiezufuhr. Burnout, das Wort bedeutet „ausgebrannt“, es bezeichnet einen Zustand innerer Leere, verbunden mit einer tiefen Erschöpfung. Die Quellen der Leistungsfähigkeit sind erschöpft und speisen den Körper, wenn überhaupt, nur noch als Rinnsal. Oft wird versucht, die reduzierte Leistungsfähigkeit mit längeren Arbeitszeiten zu kompensieren, was das Rad nur weiter dreht. Der daraus resultierende Motivationsverlust ist für Betroffene oft nicht erklärbar. Das Ausbrennen geschieht schleichend meist über Jahre. Der Begriff „Burnout“ (engl. burn out: ausbrennen) stammt vom Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger, der damit einen seelischen und körperlichen Erschöpfungszustand beschreibt. Freudenberger veröffentlichte 1974 seinen ersten entsprechenden Aufsatz. Im internationalen Verzeichnis aller Diagnosen (ICD) ist Burnout nicht aufgeführt. Laut A. Hillter und M. Marwitz sei das auch richtig so, denn ein Burnout ist schwer zu diagnostizieren und beinhaltet mehr als 130 Symptome. (Tages-Anzeiger 11.11.06) Chronic Fatigue Syndrome (CFS) wird im deutschen Sprachraum mit Chronischem Erschöpfungs- oder Müdigkeitssyndrom übersetzt. Es ist eine chronische Krankheit, die behindernd wirkt. Charakteristisch ist eine geistige und körperliche Erschöpfung mit vielen leistungsmindernden Symptomen. Nennenswert sind allgemeine Schmerzen, wenig erholsamer Schlaf, Konzentrationsstörungen, Schwellungen der Lymphknoten und die rasch fortschreitende Verschlechterung der Symptome unter Anstrengung. Die Diagnose ist nicht einfach zu stellen. Weitere Informationen sind der Homepage des Verein CFS Schweiz www.verein-cfs.ch zu entnehmen. Differentialdiagnose: CFS entwickelt sich im Gegensatz zum Burnout-Syndrom schnell (innerhalb von Tagen und Wochen). Es steht häufig im direktem Zusammenhang mit einer überstandenen geglaubten Infektion (bakterieller, viraler oder mykotischer Ursache, z.B. nach Pfeifferschem Drüsenfieber) oder zu einer Krebsdiagnose und der nachfolgenden Behandlung (Dr. med. Roland Ballier, Fachklinik „Seeblick“, Berlingen). Auf dieses Krankheitsbild werden wir im Weiteren nicht eingehen. 2.2 Quellen der Lebensenergie Rein physiologisch betrachtet beschafft sich der Körper seine Lebensenergie aus Lebensmitteln, die ihm zugeführt werden. Doch, wer lebt schon von Wasser und Brot allein und ist dabei zufrieden, energiegeladen und gesund bis ins hohe Alter? Nahrung ist 7 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels nur ein Faktor von vielen, wenn es um die menschliche Lebenskraft geht. Fehlen den Menschen zum Beispiel soziale Kontakte mit Gesprächen und Berührungen, werden sie ihr Energiepotenzial nie voll ausschöpfen können. Im 18. Jh. liess Friedrich II., auch Friedrich der Grosse genannt, mehrere Säuglinge von der Aussenwelt isolieren. Ihre Ammen durften die Kinder zwar stillen und sauber halten, es war ihnen aber verboten, mit den Kindern zu sprechen oder sie zu liebkosen. Viele dieser Säuglinge entwickelten sich schlecht oder starben früh. Es fehlte ihnen die notwendige Lebenskraft für ein gesundes Gedeihen. Energie zum Leben ist mehr als einfache Kalorienverwertung und wird aus unterschiedlichen Quellen geschöpft. Zur Verfügung stehen: Nahrungsenergie Die Energie aus den Makronährstoffen (Kohlenhydrate, Eiweiss; und Fette) verleiht die Körperkräfte. Durch die Nahrungsaufnahme werden dem Körper Kalorien zur Energiegewinnung sowie Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe) für den optimalen Stoffwechsel zugeführt. Im Darm aufgespaltet und von da ins Blut aufgenommen, werden die Stoffe zu den Zielorganen transportiert. Psychisch-emotionale Energie Diese Energie leitet die Körperkräfte und kann diesen eine neue oder andere Charakteristik verleihen. So kann eine positive und aktive Lebenseinstellung vieles im Leben erleichtern. Situationen, die den menschlichen Willen enorm reizen, mobilisieren manchmal ungeahnte Kräfte – auch bei eher schwächlich anmutenden Personen. Manchmal finden auch chronisch kranke Menschen durch eine positive Grundhaltung zu neuer Heilkraft. Umweltenergie - Sonnenlicht, es schenkt Lebenskraft und Energie und reguliert wichtige Hormone für den inneren Tag- Nachtrhythmus und fördert die Vitamin-D3-Bildung. - Magnetfelder beeinflussen erwiesenermassen Energiehaushalt und Stoffwechsel. Sie können störend und unterstützend wirken, die Zellen können in Resonanz gehen mit diesen magnetischen Schwingungen. Elektromagnetische Strahlungen von Elektrogeräten, Elektrokabeln und Mobiltelefonen stehen immer wieder unter Verdacht, Krankheiten auszulösen. - Musik erfreut und stärkt die Seele. Sie hat Einfluss auf die Schwingung der Körperzellen und kann so Energien und Heilkraft unterstützen. Klangtherapie findet heute zunehmend Anerkennung. - Farben beleben oder beruhigen. Sie können gezielt therapeutisch eingesetzt werden oder unterstützen den gesunden Ausgleich der Befindlichkeiten. - Planeten sollen laut der Astrologie Einfluss auf den Lebensweg haben. - Der Mond, insbesondere der Vollmond und auch die Erdanziehungskräfte beeinflussen das persönliche Befinden. Es ist am Individuum selbst, seine Energiequellen zu kennen und zu nutzen oder sich ihnen nicht blockierend in den Weg zu stellen. Macht jemand scheinbar alles richtig und ist trotzdem energielos, ist es notwendig, die Suche nach dem Energieverlust aufzunehmen. 2.3 Ursachen von mangelnder Energie 8 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels Ein Mangel an Energie kann durch ungenügende Zufuhr oder durch einen erhöhten Verlust entstehen. Mangelnde Energieproduktion Die mangelnde Energieproduktion kann begründet sein in einer mangelnden Nahrungszufuhr. So etwa bei Anorexie (Magersucht), in der die Nahrung gezielt verweigert wird, oder aber bei Kachexie (Auszehrung). Ältere Menschen sind oft appetitlos und essen infolgedessen zu wenig, was sie in einen Mangelzustand versetzt. Ernährt sich ein Mensch über viele Jahre mangelhaft durch falsche oder sehr einseitige Kost, kann auch ein Vitalstoffmangel zu einem Energiedefizit führen. Auch eine schlechte Verwertung der zugeführten Nahrung durch Verdauungsschwäche, durch Operationen mit Verlust eines Teils des Verdauungstraktes kann zu einem Versorgungsengpass führen. Verlust von Energie Alle Arten von lange anhaltendem Stress führen zu einem Energiemangel. Wo Eustress und Druck zu Beginn eine Leistungssteigerung bewirken, ist irgendwann der Punkt erreicht an dem Stress Energien raubt. Dies kann durch äussere und innere Faktoren entstehen. Die Frage ist immer, wie der einzelne Mensch mit seinen Stressoren umgeht. 2.4 2.4.1 Stress Was Stress ist Stress ist ein englisches Wort, das Anspannung, Druck und Belastung bedeutet. Prof. Dr. Hans Selye (1907-1982), ein Pionier der Stressforschung, hat diesen Begriff aus der Physik entlehnt und diesen Ausdruck in unserem Sprachgebrauch etabliert. Sein Stressmodell wird heute im therapeutischen Alltag genutzt, um Menschen aufzuzeigen wie stark ihre persönlichen Stressoren pathologisierend in ihr Zellsystem vorgedrungen sind und was dies für ihren Gesundungsprozess bedeutet. Auf Stress, also auf Anspannung muss immer die Entspannung folgen, sonst erkrankt der Mensch. Werden Symptome ignoriert, indem Medikamente zur Unterdrückung eingenommen werden, schreitet die Krankheit so lange fort, bis die Ursache behoben ist. Das Stressmodell nach Hans Selye Alarm- oder Schockphase Adaptations- oder Widerstandsphase Erschöpfungsphase Ideale Phase in der der Körper auf Stressoren adäquat reagiert. Symptome sind klar erkennbar und häufig akut. Sie signalisieren eine Alarmreaktion des Körpers. Die Nebennierenrinde wird aktiviert und gibt vermehrt Glukokortikoide, wie z. B. Cortisol, ab. Krankheitsphase I. Der Körper ist durch Stressoren zu stark belastet, Symptome wurden zuvor ignoriert. Die Ermüdung des Stoffwechsels wirkt auf einer tieferen Zellebene. Symptome dringen nur noch unklar an die Oberfläche und führen zu diffusen Beschwerden und entzündlichen Reaktionen. Die Krankheit schwelt unterdrückt im Hintergrund. Therminale Phase: Lange Phasen der unterdrückten Stressreize stören das Zellmilieu. Die Pathogenität (Fähigkeit, einen krankhaften Zustand herbeizuführen) dieses Milieus führt zu Zellveränderungen und langfristig zum Ausbruch manifester Krankheiten. Erfolgt keine Heilung, beginnt sich die Nebennierenrinde zurückzubilden. 9 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels Stress und die darauf folgende körperlich Reaktionskaskade sind dazu geschaffen, den Körper vor Bedrohungen zu schützen (siehe Nervensystem 2.4.2). Heutige Bedrohungen unterscheiden sich von denen der Steinzeit insofern, dass das Davonlaufen selten eine Verbesserung der Situation bringt. Die Reaktionskaskade läuft aber ohne Umsetzung in körperliche Aktivität noch genau so ab wie damals und schädigt dadurch unseren Organismus. Symptome wie Schlafstörungen, Herzklopfen, oberflächliche oder beengte Atmung sollen dazu ermahnen vorsichtig zu sein, den Körper und seine Belastungsgrenzen zu beachten und zu ergründen. Stressoren sind so vielfältig wie die Menschen. Ob ein möglicher Stressor aber wirklich zum Stress führt, ist sehr individuell und hängt von den persönlichen Bewältigungsstrategien ab. Mögliche Stressoren im Privatleben und aus eigener Persönlichkeit - Zu hohe Erwartungen an sich selbst - Isolation, Einsamkeit - Lärm, Enge, Dunkelheit - Beziehungsprobleme - Ängste, Verlustängste - Minderwertigkeitsgefühle - Negative Lebenseinstellung - Wetterextreme: Hitze / Kälte - Materielle und finanzielle Not - Emotionale Nöte - Tod eines nahen Menschen - Krankheit, Behinderung - Entzug von Grundbedürfnissen wie Schlaf Mögliche Stressoren am Arbeitsplatz - Zu hohe Erwartungen am Arbeitsplatz - Unterforderung, Monotonie, mangelnde Förderung durch den Arbeitgeber - Mangel an Aufstiegsmöglichkeiten - Tiefes Gehalt - Mobbing - Mangel an Wertschätzung und Anerkennung - Neid und Missgunst - Wechsel des Arbeitsplatzes - Schichtarbeit - Unsicherer Arbeitsplatz - Sich ausgeliefert fühlen - Sich exponieren müssen, Prüfungen Heute wird Stress mehrheitlich durch den Lebenswandel, die Lebenseinstellung, die Emotionslage, die Denk- und Handlungsmuster und die Freizeitgestaltung erlebt. Auch wenn die Stressoren nicht unmittelbar lebensbedrohlich sind, mobilisiert der Körper das gesamte Stoffwechselorchester und spielt die Stresskaskade ab. Da aber die Alarmphase oft genug ignoriert wird, begeben sich viele Menschen von einer Stresssituation in die nächste ohne dazwischen inne zu halten. Sie lassen sich gefangen nehmen im Strudel des Dauerstresses meist ohne es zu bemerken. Nicht einmal in der freien Zeit gönnen sie ihren Gedanken und ihrem Körper eine Entspannungspause. Jede freie Minute ist ausgebucht, sie wollen doch nicht das Leben verpassen und schon gar nicht als „Stubenhocker“ oder „Faulenzer“ gelten. Diese Menschen geben sich der Anspannung hin und vergessen darob die dagegen regulierende Entspannung, die den Körper aus dem Stressstoffwechsel befreien würde. 2.4.2 Die Rolle des vegetativen Nervensystems im Stressstoffwechsel Das autonome oder vegetative Nervensystem (VNS) arbeitet weitgehend ohne Beeinflussung durch das Bewusstsein und dient der „automatischen“ Steuerung lebenswichtiger Organfunktionen. Das Nervensystem reagiert schneller auf Reize. Das sympathische Nervensystem ist für die anfängliche „Kampf- oder Fluchtreaktion“ verantwortlich, der parasympathische Zweig für die Entspannung des Nervenssystems, sobald der Stressfaktor verschwunden ist. Fehlt der Ausgleich zwischen Anspannung und Entspannung führt dies zu vegetativen Symptomen wie Schweissausbruch, Herzklopfen, Brechreiz, Durchfall, Verstopfung und anderen. 10 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels Der Hypothalamus reagiert weniger empfindlich auf das Signal, die Bildung von Botenstoffen zu beenden. Bestimmt jahrelang die sympathikotone Aktivität das Leben eines Menschen, kommt der Parasympathikus zu kurz, wodurch Ruhephasen zur Regeneration fehlen. Abbildung aus „Naturheilkunde heute“: Die gegensätzlichen Funktionen von Sympathikus und Parasympathikus am Beispiel einer Bildergeschichte. Ein Mensch jagt und erlegt ein Tier (Sympathikusphase), um es dann zu verzehren und zu verdauen (Parasympathikusphase). Vegetative Stresswirkung Körperregion Sympathikus Parasympathikus Zentrales Nervensystem (ZNS) - linke Hirnhälfte angeregt (schematische Reaktionen, analytisch, logisch) - Lern- und Konzentrationsfähigkeit geschwächt - Pupillen erweitert - verringerte Produktion, zäher Speichel - erweitert - Puls und Schlagkraft ↑ - Arterieller Blutdruck ↑ - Koronargefässe erweitert - Darmaktivität ↓ - Durchblutung ↓ - Produktion Verdauungssekrete↓ - Erschlaffen der Muskulatur - Kein Entleerungsbedürfnis - rechte Hirnhälfte angeregt (Emotionen, ganzheitlich denken, in Bildern, Kreativität) - Aufmerksamkeit sinkt Augen Speicheldrüsen Bronchien Herz Magen-Darm Blase Haut-/Schleimhaut Eingeweidegefässe Leber Hypophyse Nebennieren - Verengung - Durchblutung ↓ - Glykogen-Abbau und GlukoseFreisetzung - Bildung von ACTH ↑, was Produktion der Nebennieren erhöht - erhöhte Produktion von Cortisol (in der Nebennierenrinde) und - Pupillen verengt - erhöhte Produktion - Konstriktion (Engstellung) Puls und Schlagkraft ↓ Arterieller Blutdruck ↓ Koronargefässe verengt Peristaltik ↑ Durchblutung ↑ Verdauungsaktivität ↑ Sphinktertonus ↓ Wandmuskeltonus ↑ Entleeren der Blase Durchblutung ↑ - Glykogen-Synthese erhöht - Bildung von Oxytocin↑ - Cortisol- und Adrenalin-Bildung und -Sekretion ↓ 11 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels Neurotransmittern (Katecholaminen: Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin, im Nebennierenmark) 2.4.3 Die hormonelle Komponente des Stressstoffwechsels Im Stressstoffwechsel werden neuronale Botenstoffe freigesetzt. In Sekundenschnelle wirken Adrenalin und Noradrenalin und längerfristig das Cortisol, das im chronischen Verlauf von Bedeutung ist. Als kataboles Hormon fördert Cortisol den Abbau von Muskelgewebe. Die dadurch freigewordenen Aminosäuren werden der Energiegewinnung zugeführt (Glukoneogenese in der Leber). Ebenso werden vermehrt Fettsäuren ins Blut freigesetzt. Erregungsleitung im Nervensystem Die Übertragung einer Information an den Synapsen oder Erfolgsorganen ist ein biochemischer Prozess, d.h. es kommt zu einer Ausschüttung von Neurotransmittern (Botenstoffen) von der Präsynapse in den synaptischen Spalt, die an der Postsynapse grundsätzlich die Natriumkanäle öffnen, damit die Information elektrisch weiter geleitet werden kann. Eine Synapse kann verschiedene Neurotransmitter (Acetylcholin, Adrenalin, Noradrenalin, GABA, Serotonin, Dopamin) enthalten und je nach Information den einen oder anderen ausschütten oder die Dosis variieren. Voraussetzung für eine solide Informationsüberleitung ist, dass die Post-synapse Rezeptoren besitzt, an die die Neurotransmitter andocken können. Viele psychoaktive Substanzen docken an diesen Rezeptoren an und verursachen somit Halluzination oder je nach Droge Euphorie, Wachheit (Coffein) oder Apathie (Cannabis). Herzkranke und Hypertoniker erhalten oft Beta-Blocker, die die Wirkung von Adrenalin am Herzen hemmen. Nach getaner Arbeit werden die Neurotransmitter entweder deaktiviert und mit dem Blut zur Leber geführt oder über einen aktiven Transport in die Vesikel zurücktransportiert. Reaktionsketten bei der Stressreaktion 12 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels Stress wirkt auf den Hypothalamus (Kammer unter Zwischenhirn) stimulierend, was eine Ausschüttung von CRH (Corticotropes Releasing Hormon) auslöst. CRH wiederum fördert eine Freisetzung von ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) aus der Adenohypophyse (Hirnanhangsdrüse, Vorderlappen) in den Blutkreislauf. Erreicht es die Nebennierenrinde (NNR), verursacht es eine Ausschüttung von Corticoiden, die eine Glyconeogenese bewirken. Die aus dem Nebennierenmark (NNM) freigesetzten Katecholamine (etwa 80 % Adrenalin und 20 % Noradrenalin) dominieren kurzfristig in ihrer Wirkung. Sie aktivieren alle Organsysteme, welche für das Überleben wichtig sind. So erhöhen sie die Reaktionsbereitschaft auf der Kreislauf- und der Konzentrationsebene. Der Blutdruck und die Herzfrequenz steigen, Blut aus dem Magen-Darm-Trakt fliesst zur Muskulatur, der Blick verengt sich und die Pupillen sowie die Bronchien werden weit. (Abb. aus Naturheilpraxis heute) 13 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels Dadurch gerät der Körper in „Alarmbereitschaft“. Durch die Bereitstellung von Glucose ist eine unmittelbar verfügbare Energieressource für die Anpassungsreaktion bereit, die zur Erfüllung der durch Stressoren gestellten Anforderungen notwendig sind oder vielleicht eher waren. Die bereitgestellten Energiequellen, die oft nicht genutzt werden, belasten den Körper beträchtlich; ebenso andere begleitende Reaktionen. Ein Zuviel an Cortisol kann zu kognitiver Dysfunktion führen. Bei Alzheimer- und Demenz-Patienten wurden chronisch überhöhte Cortisolspiegel beobachtet. Die Aktivierung der Stressachse mit CRH und ACTH sowie Cortisol führt zu einem Übergewicht von Hormonen, die dem Insulin entgegenwirken. Eine verstellte Stressachse bestimmt darüber hinaus die Feinabstimmung der ganzen Insulin-Signalübersetzung. An verschiedenen wichtigen Schnittstellen dieses Stoffwechselweges können Fehlfunktionen zu unterschiedlichen Erkrankungen führen. (siehe Insulinresistenz 3.2.7.). 2.4.4 Eustress versus Disstress Nicht jeder Stress ist negativ zu betrachten – er ist die physiologische Reaktion des Körpers auf jede Veränderung. Der positiv stimulierende Stress wird als Eustress bezeichnet. Er entsteht dann, wenn mit Freude und Enthusiasmus eine Aufgabe angepackt und die Arbeit ohne Begeisterungseinbruch ausgeführt wird. Eine gute Portion positiver Stress fördert die Aufmerksamkeit, motiviert zur Produktivität und gibt Energie zur besseren Leistung. Die Vorzüge von Eustress sind klare Denkfähigkeit, Kreativität und Zielstrebigkeit. Wie bei allen Dingen ist es eine Frage der Dosis, ob die Grenze von positiv wirkendem Stress überschritten und der Zustand zum so genannten Disstress, dem zermürbenden Dauerstress wird. Dieser beginnt da, wo sich der Mensch einer Situation ausgeliefert fühlt, oft ohne dies bewusst wahrzunehmen. 2.5 Energiehaushalt Die inneren Rhythmen nutzen Energie ist der Schlüssel zu besserer Leistung und mehr Lebensfreude. Doch Vielbeschäftigte gehen oft unklug mit ihren Kräften um und meinen, sie müssten den ganzen Tag auf Hochtouren laufen. Dies führt zu hoher körperlicher und psychischer Belastung, was unweigerlich nach einer gewissen Zeit zu Leistungseinbussen und Motivationseinbrüchen führt. Der Mangel an Achtsamkeit dem eigenen Körper und seinem inneren Rhythmen gegenüber ist ein weit verbreitetes Phänomen. Durch die gezielte Nutzung der optimalen Stunden des Tages für die wichtigen Aufgaben würden mit weniger Zeitaufwand bessere Resultate erreicht. Ein optimierter Tagesrhythmus wirkt dem Aufbau von Anspannung und Stress entgegen. Er sorgt für die nötige Energie und Gelassenheit, um im hektischen Alltag Ruhe bewahren zu können und sich auf das Wichtige zu konzentrieren, statt sich zu verzetteln. Es braucht zweierlei: eine geschärfte Selbstwahrnehmung und das notwendige Wissen. Selbstwahrnehmung ist der Schlüssel zur Energiekompetenz, denn der jeweilige Energiezustand kann nicht gemessen, nur beobachtet werden. Der Chronotyp, eine Bezeichnung für Tag- oder Nachtmenschen, wird von den individuellen biologischen Uhren und somit von den Genen gesteuert und vom Lebensalter beeinflusst. So sind Jugendliche meist Abendtypen. Der vererbte Chronotyp pendelt sich ab 25 Jahren ein. Im höheren Alter werden aus den ehemaligen „Nachteulen“ meistens sog. „Lerchen“, also Frühaufsteher. Zur individuell besten Zeit des Tages, zur Primetime, lässt sich Schwieriges und Unangenehmes sehr viel besser angehen als in den Stunden, in denen nicht Topform herrscht. Wird nur schon dies berücksichtigt, kann die Produktivität stark steigen. Der moderate Morgentyp ist hierzulande am häufigsten vertreten. Er hat sein Leistungshoch zwischen 9 und 11 Uhr und sollte diese Zeit keinesfalls für Mail-Checks nutzen, ausser dies wäre die anspruchsvollste Aufgabe des Tages. Der Abendtyp kommt 14 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels meist erst nachmittags in Stimmung und voll auf Touren und verspürt dann am meisten Energie. Seine Leistungskurve verläuft flacher, dafür ist sein Schlaf-Wach-Muster elastischer, d.h. er erträgt Störungen im Tagesrhythmus wesentlich besser. V. Steiner, Energiekompetenz: Chronotyp Bevorzugte Zeit der Aufstehens Primetime Zeit der höchsten Energie Bevorzugte Bettzeit 1 2 3 4 5 05.00 - 06.30 06.30 - 07.45 07.45 - 09.45 09.45 - 11.00 11.00 - 12.00 05.00 - 08.30 08.00 - 10.00 10.00 - 16.00 16.00 - 21.00 21.00 - 01.00 20.00 - 21.00 21.00 - 22.15 22.15 - 00.30 00.30 - 01.45 01.45 - 03.00 stark ausgeprägter Morgentyp schwach ausgeprägter Morgentyp Indifferenztyp schwach ausgeprägter Abendtyp stark ausgeprägter Abendtyp Wird im Einklang mit den inneren Rhythmen gearbeitet, verbessert das den Umgang mit den eigenen Ressourcen und somit der Leistungsfähigkeit. Gleichzeitig steigert sich die Lebensqualität, indem das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung nicht unterdrückt wird. Schräder-Naef, Regula. Keine Zeit? Zeit-Erleben und ZeitPlanung. Weinheim: Beltz, 1993 „Wir kommen als rhythmisches Wesen auf die Welt und jedes Individuum hat ein unverwechselbares Schwingungsmuster“. Norbert Schneider. Der Energiepegel des Morgenmenschen im Tagesverlauf zeigt oft eine Kurve mit zwei Hochs und durchläuft eine Senke zwischen 2 und 4 Uhr. Der Kurvenverlauf kann beim einzelnen Individuum, insbesondere beim Abendtypen völlig anders aussehen. Es empfiehlt sich, die persönliche Energiekurve während einer Woche stündlich aufzuzeichnen (Skala 17). Wenn Kopfarbeiter nur schon ihre Primetime hoch und heilig halten (keine Sitzungen ansetzen) und sie für die schwierigsten Aufgaben reservieren, würde sich das auszahlen. Ebenso wichtig wie das Nutzen der hirnaktivsten Zeit ist aber auch, sich in der Lowtime nicht zu stark zu fordern. Im Nachmittagstief so zwischen 13 und 15 Uhr wäre es sinnvoll, sich 20-30 Minuten hinzulegen, damit sich der Organismus entspannen und regenerieren kann. Ein starker Kaffee in diese Phase hinein getrunken, mag kurzfristig helfen wach zu bleiben, reduziert jedoch die Produktivität des gesamten Nachmittags. 15 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt 2.6 Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels Erschöpfung und Burnout, Bedeutung für die betroffene Person, Gesellschaft und Wirtschaft 2.6.1 Bedeutung für Betroffene und ihr Umfeld „Wer ausbrennt muss einmal gebrannt haben.“ Ausgebrannt sein, bedeutet leer zu sein. Wer leer ist, hat nicht mehr die Möglichkeit sich selber zu helfen. Betroffene versuchen oft die entstandene Leere mit Genussmitteln zu kompensieren. Alkohol ist hier ein legales Mittel, um Alarmzeichen zu unterdrücken. Dabei greifen Männer häufiger zur Flasche als Frauen, denen es meist leichter fällt, über ihre Probleme sprechen. Alkohol ist jedoch nicht das einzige Mittel, womit sich viele zu helfen versuchen. Kokain, Psychopharmaka, Schlafmittel, Aufputschmittel, Kaffee, Nikotin und Zucker sind häufig angewendete „Helfer“, die jedoch die Erschöpfung langfristig verstärken. 16 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels Kernen AG, Firma für Unternehmens- und Organisationsentwicklung sowie Ressourcenmanagement Schon lange bevor Betroffene wirklich in ein Burnout geraten, beginnt der Teufelskreis der Ermüdung. Ängste beginnen sich in den Alltag zu integrieren und bestimmen immer mehr den Lebensantrieb. Von Angst getrieben zu werden, bedeutet höchste Stressbelastung. Praktisch immer hat ein Teil des Stresses mit der Angst vor dem Arbeitsplatzverlust und dem Versagen zu tun. Die Arbeitstage werden immer länger, um zu kompensieren, was an Leistungseffizienz nicht mehr möglich ist. Darunter leidet auch das persönliche Umfeld (Familie, Freunde), denn die Freizeit wird immer kürzer und die Kapazität, sich mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen, immer kleiner. Da die Entwicklung einer Erschöpfung schleichend fortschreitet, fehlt sowohl der erkrankten Person wie den nahen Angehörigen die objektive Sicht zur Beurteilung der Situation. Das Umfeld leistet durch gut gemeinte Hilfe oft noch seinen Beitrag zur kompletten Entgleisung der Situation. Viele Beziehungen gehen unter der Belastung zugrunde oder werden im Keim erstickt. 17 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels In Zeiten, die von Druck und Anspannung geprägt sind, fehlt oft ein regelmässiger Rhythmus. Die Polaritäten verschieben sich und der Körper reagiert in vieler Hinsicht nicht mehr „normal“. Der Stellenwert der Selbstpflege im Sinne von liebevollem Umgang mit dem eigenen Körper und dem darin wohnenden Ich zerfällt zur Nichtigkeit. Sich zu entspannen ist schwierig. In den Ferien beträgt der „Bremsweg“ 10-14 Tage oder mehr. Die Erholungsfähigkeit setzt also genau dann ein, wenn man wieder an die Arbeit zurückkehrt. Die Ernährung im Alltag verkommt oft zur wahllosen Nahrungsaufnahme und der wiederholten Suche nach Leistungskicks durch Zucker, Kaffee oder Kokain. Bewegung hat keinen Platz mehr und das Tageslicht nimmt man nicht einmal mehr durchs Fenster wahr. Einmal von der Arbeit dispensiert, hadern viele mit sich und den eigenen Wertvorstellungen. Betroffene benötigen umfassende Betreuung, die insbesondere der Psyche zu neuer Stabilität verhilft und sie aus dem Teufelskreis des Stressstoffwechsels befreit. Im therapeutischen Alltag ist es wichtig, die Tiefe einer Erschöpfung rasch zu erkennen. Betroffene Personen sind Meister im Ignorieren ihrer Symptome und holen oft erst dann Hilfe, wenn sie kurz vor dem Zusammenbruch stehen oder diesen schon hinter sich haben. Einfache Modelle teilen den Weg zum Burnout in 3 Phasen ein. Das Modell ist so zu verstehen, dass Phase 2 und 3 die Steigerung der vorangehenden Phase sind. Phase 1 Stadium 1-4 Emotionale Erschöpfung Einhergehend mit: - Anhaltende Müdigkeit nach dem Aufstehen - Gefühl, mit dem Latein am Ende zu sein - Sich ausgelaugt fühlen - Gefühl, ausgebrannt zu sein - Frustration - Verlust der Fähigkeit zu regenerieren - Freizeitaktivitäten und körperliches Bewegung werden reduziert - Schlafstörungen - Individuelle psychosomatische/somat ische Beschwerden Phase 2 Stadium 5-8 Depersonalisation* Einhergehend mit: - Gereiztheit - Gleichgültigkeit - Gefühllosigkeit gegenüber Mitarbeitern und Kunden - Zynisch-ironische Äusserungen - Kontaktvermeidung - Arbeit mit dem Menschen werden als Strapaze erlebt - Sich schlecht in den Menschen hineinversetzen können - Die Menschen als unpersönliche Objekte behandeln Phase 3 Stadium 9-12 Leistungseinschränkung Einhergehend mit: - Kompletter Verlust des Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühls - Verlust von positiven Erlebnissen - Verlust von Kompetenzund Effizienzgefühl - Reduzierte Produktivität - Konzentrationsarmut - Nachlassende Tatkraft - Abkapselung (Arbeitsunfähigkeit / Kündigung) - Innere Leere, Depression, Isolation - Emotionale Erschöpfung und Burnout Mit Eigenreflexion und Hilfe durch gute ehrliche soziale Kontakte können Stresssymptome in dieser Phase noch ohne therapeutische Hilfe erkannt und behoben werden. Ein Arbeitsausfall ist selten notwendig. In dieser Phase gelingt es nicht mehr, ohne fremde Hilfe dem Teufelskreis zu entkommen. Therapeutische Interventionen sind notwendig. Eventuell ist begleitend ein Arbeitsausfall kurzfristig Diese Phase benötigt klinische Hilfe, oft mit Einweisung in ein Spital oder mit Einbindung in ein Programm, betreut durch kompetente Therapeuten und Ärzte. Die betroffene Person fällt bei der Arbeit meist kürzer- 18 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels notwendig, jedoch nicht oder längerfristig aus. zwingend. *Depersonalisation bezeichnet den Verlust bzw. die Veränderung des ursprünglichen, natürlichen Persönlichkeitsgefühls, eine Entfremdung sich selbst gegenüber. Zur Standortbestimmung kann das 12-Stufenmodell von Freudenberger hilfreich sein: Stress ist ein physiologisches Geschehen, Burnout ein emotionales; deshalb ist die Art der Intervention entscheidend. Die Rückkehr an den alten Arbeitsplatz ist möglich, sofern die Therapie frühzeitig beginnt und die betroffene Person eine Wende der Situation will. 2.6.2 Volkswirtschaftliche Kosten, verursacht durch Stress Die finanziellen Lasten von Stress betragen für die erwerbstätige Bevölkerung 4,2 Milliarden CHF oder ca. 1,2 % des Brutto-Inland-Produkts, BIP: Medizinische Kosten: Selbstmedikation gegen Stress: Fehlzeiten, Produktionsausfall 1,4 Milliarden CHF 0,348 Milliarden CHF 2,4 Milliarden CHF Addiert man zu den direkt dem Stress angelasteten Kosten noch diejenigen für Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten hinzu, belaufen sich die volkswirtschaftlichen Kosten arbeitsbedingter Gesundheitstörungen auf mindestens 8 Milliarden CHF oder ca. 2,3 % des BIP. Quelle: seco-Staatssekretariat für Wirtschaft (2000): Die jüngsten Zahlen in der Schweiz liegen weit zurück, weil die Erhebungen sehr kostspielig sind - leider sind keine aktuelleren Zahlen verfügbar. Laut dem Magazin Vista (Nr. 1/ Winter 2007) werden nicht weniger als ¼ der Gesundheitskosten der Schweiz für Stress-bedingte Krankheiten aufgewendet. Die 19 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels Arbeitsausfälle durch Erschöpfungs- und Stresskrankheiten nahmen in den letzten Jahren massiv zu und sind weiter am Steigen. Die EU hat im Grünbuch aus dem Jahr 2005 feststellt, dass mehr als 27 % der erwachsenen Europäer zumindest einmal pro Jahr unter mentalen Störungen leiden. Sie geht davon aus, dass bis zum Jahr 2020 Depressionen die zweithäufigste Ursache von Erkrankungen sein werden. Momentan betragen die Kosten psychischer Erkrankungen schätzungsweise 3 % bis 4 % des BIP, hauptsächlich als Folge von Produktionsverlust. Psychische Störungen gehören zu den Hauptursachen von Frühpensionierung und Invalidisierung. Deshalb hat die EU zur übergreifenden Zusammenarbeit eine Plattform für psychische Gesundheit ins Leben gerufen. Die Schweiz wird bei diesen Erhebungen nicht erfasst, deshalb beziehen wir uns auf die letzt verfügbaren Vergleichszahlen, die wir finden konnten. Volkswirtschaftliche Kosten, verschiedene Länder im Vergleich: Mrd. Euro BIP Schweiz 4,9 2,3 % Deutschland 45,0 2,4 % Österreich 2,6 1,4 % Schweden 7,2 4,0 % Kosten stressbezogener Gesundheitsprobleme (European Agency for Health und Safety at Work, 1998, Bilbao) In der rational orientierten Welt helfen Zahlen den Menschen, um Dinge zu verstehen und zu erfassen, um daraus die möglichen Risiken abzuschätzen und den erforderlichen Handlungsbedarf abzuleiten. Da die Entscheidungen in Unternehmen hauptsächlich auf der Basis von wirtschaftlichen Aspekten der Kosten-Nutzen-Abwägung getroffen werden, ist es wichtig, diese Fakten zu belegen, um den Schaden minimieren zu können. 2.6.3 Auslösende Faktoren am Arbeitsplatz Gewarnt werden muss vor einer wachsenden innerbetrieblichen Kälte. Denn die seelischmentale Stressbelastung infolge rüden Führungsverhaltens ist ein gefährlich unterschätzter Sprengsatz an den Fundamenten der Unternehmen: Die harte innerbetriebliche Gangart macht die Mehrzahl der Mitarbeiter bereits zu angeschlagenen Kämpfern, bevor sie überhaupt mit ihrer Arbeit begonnen haben (Th. Weegen). Fehlende Motivation und eine innerliche Kündigung hemmt die Arbeitsleistung. Ein entscheidender Erfolgsfaktor liegt im aufbauenden Umgang mit dem Personal und der Auswahl der richtigen Person für die jeweilige Aufgabe. Langfristig sollten sich Einsatz und Ertrag am Arbeitsplatz die Waage halten. Ermittlung der Arbeitsplatz-Bilanz Was das Arbeitnehmer gibt - Wissen - Zeit - Identifikation - Leistung - Engagement - Einbringen der Persönlichkeit ↔ Was der Arbeitnehmer bekommt - Lohngerechtigkeit - Arbeitsplatzsicherheit - Weiterbildungsmöglichkeiten - Karrieremöglichkeiten - Wertschätzung, Anerkennung - Soziale Unterstützung - Einflussmöglichkeiten Quelle: Dieter Kissling, Institut für Arbeitsmedizin, Baden 20 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Definitionen, Ursachen und Folgen des Energiemangels Risikofaktoren für ein Burnout-Syndrom sind: hohe Belastung und Eintönigkeit der Arbeit, geringe Anerkennung und fehlender kollegialer Zusammenhalt sowie fehlende positive Rückmeldung von Seiten derjenigen, für die man tätig ist. Als wirksamste Prävention gegen Burnout erweisen sich Supervisionsgruppen (KollegenGesprächsgruppen) für Mitarbeiter und Vorgesetzte, die durch externe Moderatoren geleitet werden. 21 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums 3 Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums 3.1 Grundlagen der Ernährung Weit herum bekannt ist der berühmte „Eid des Hippokrates“, die Grundlage für das ethische Handeln der Ärzte. Weniger bekannt ist aber, dass der 460 v. Chr. geborene griechische Arzt und Philosoph nicht nur die wissenschaftliche Heilkunde begründete, sondern ebenso als einer der ersten von Makrobiotik sprach. Hippokrates verstand darunter eine Lebensweise, die Gesundheit und langes Leben garantiert. So diktierte er seinen Schülern auch den Leitsatz: „Lasst eure Nahrungsmittel Heilmittel und eure Heilmittel Nahrungsmittel sein“. Diese Aussage dient auch als Grundlage der heutigen Naturheilkunde. Der menschliche Körper bezieht einen Grossteil seiner Energie aus der Nahrung. Diese sollte ausgewogen zusammengestellt und aus möglichst vollwertigen Nahrungsmitteln von guter Qualität bestehen. Die Hauptenergielieferanten sind Kohlenhydrate, Fette respektive Öle und auch Proteine. Je nach Stoffwechseltyp braucht jedes Individuum unterschiedliche Mengenverhältnisse dieser Makronährstoffe, um seinen Stoffwechsel optimal zu versorgen. Die Individualität jedes einzelnen Menschen stösst die Wissenschaft immer wieder vor neue Rätsel. Obwohl immer wieder Pauschalempfehlungen durch Ernährungsgesellschaften propagiert werden, profitiert nicht jeder Mensch vom Einhalten solcher Richtlinien. Der Nährstoffbedarf ist abhängig vom genetisch bedingten Stoffwechseltyp, vom Alter, vom Aktivitätsverhalten in Beruf und Freizeit, von Geschlecht, Schwangerschaft und Stillzeit. Beeinflussend sind auch Spannungsfelder, Emotionen, Einnahme von Medikamenten, Genussmittelkonsum, sowie Kontakt mit Industrie- oder Umweltgiften. 3.1.1 Getränke Wasser ist in jeder Zelle und den Zwischenzellräumen des menschlichen Körpers enthalten. Es dient im Körper als Baustoff, Lösungs-, Transport- und Ausscheidungsmittel sowie zur Wärmeregulierung. Schon ein geringfügiger Verlust hat physische und psychische Veränderungen zur Folge. Am besten ist es, wenn der Mensch sich einen festen Trinkrhythmus angewöhnt. . Symptome ausgeprägter Dehydration: Prozentualer Verlust an Körpergewicht 1-2 % 2-3 % 3-4 % 4-5 % 6-8 % 10 % 20 % Symptome - Durstgefühl - steigendes Durstgefühl - Rückgang der Speichelsekretion, trockener Mund, konzentrierter Urin - verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit - Kopfschmerzen - verminderte Harnproduktion - Übelkeit, Erbrechen - Müdigkeit, schwäche, Konzentrationsschwierigkeiten - motorische Störungen, Muskelkrämpfe - Herzrhythmusstörungen (Tachykardie) - Anstieg der Körpertemperatur - Verwirrtheitszustände - Tod durch Nieren- und Kreislaufversagen 22 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Auf die Dauer kann eine mangelhafte Flüssigkeitszufuhr zu Darmträgheit, Haut- und Schleimhauttrockenheit, schlechter Entgiftung, schlechter Fliesseigenschaft von Drüsensäften und zu Bildung von Nierensteinen führen. 3.1.2 Kohlenhydrate Kohlenhydrate sind die direktesten Energielieferanten und liefern rund 4 kcal/g. Unter die Kategorie der Kohlenhydrate (KH) fallen alle Nahrungsmittel, die im Körper zu Glucose aufgespaltet oder umgewandelt werden können. Haushaltszucker ist eine, leider allzu oft konsumierte, raffinierte Variante dieser Gruppe. In einer gesunden Ernährung sollten schnell resorbierbare Kohlenhydrate wie Haushaltszucker und Traubenzucker möglichst selten konsumiert werden. Zu bevorzugen sind komplexe Kohlenhydrate aus Gemüse und Vollkorngetreide. Früchte enthalten neben den Ballastsoffen, Vitalstoffen und sekundären Pflanzeninhaltstoffen ebenfalls reichlich Kohlenhydrate und sollten deshalb gezielt und nicht im Übermass verzehrt werden. Fruchtsäfte sind Kalorienbomben und sollten nur verdünnt und eher selten genossen werden. Auch Alkohol gehört zu den Kohlenhydraten mit dem negativen Beigeschmack, dass Alkohol den Abbau von Triglyzeriden im Blut für mehrere Stunden stoppt und so das Risiko für Übergewicht erhöht. Zudem liefert er mit 7kcal/g fast doppelt so viel Energie wie andere KH (siehe auch Alkohol 3.2.4). Der Körper produziert ununterbrochen, sowohl am Tag wie auch nachts im Schlaf, Energie zur Erhaltung der Körpertemperatur (konstant 37 Grad ), damit die Organe und das Gehirn funktionieren und sich der Mensch bewegen kann. Das Hirn arbeitet zu fast 100% mit Energie aus Glukose und tut sich schwer, andere Energieressourcen zu nutzen. Am Grundumsatz sind die einzelnen Organe wie folgt beteiligt: Gehirn Magen-Darm-Trakt, Leber, Nieren Skelettmuskeln Herz Rest 25 % 35 % 20 % 6% 14 % 3.1.3 Proteine Proteine, auch Eiweisse genannt, haben eine Energiedichte von rund 4 kcal/g. Sie werden im Körper aufgespaltet zu Aminosäuren und so für unzählige Körperfunktionen gebraucht. In erster Linie sind sie die Bausteine im Körper. Muskeln und Haare beispielsweise bestehen aus Proteinen. Sie haben aber noch weitere wichtige Funktionen: - als Lieferant von essenziellen Aminosäuren, die der Körper nicht selber herstellen kann als Hormone als Enzyme bei vielen Stoffwechselvorgängen als Transportproteine, z.B. Hämoglobin (von Sauerstoff im Blut) oder Lipoproteine als Speicherproteine, z. B. Ferritin, speichert Eisen als Bewegungsproteine, z. B. Myosin in den Muskeln als Strukturproteine, z. B. Kollagen in Muskeln und Sehnen als Antikörper im Immunsystem Leber und Niere sind die Hauptorgane für den Proteinstoffwechsel. Hier finden Proteinsynthese, Aminosäureabbau, Harnstoffsynthese und Synthese anderer 23 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums stickstoffhaltiger Verbindungen, z.B. Purinbasen (Nucleoproteine Adenin und Guanin), statt. Die Endprodukte des Protein- und N-Stoffwechsels werden hauptsächlich mit dem Harn ausgeschieden. Im Stress kommt es hormonell bedingt zu einer verstärkten Stickstoffausscheidung im Urin und einer vermehrten Belastung dieser Organe, was oft eine Schwäche nach sich zieht. Tierische Nahrungsmittel liefern die 9 unentbehrlichen (früher „essenziellen“) Aminosäuren vollständiger als pflanzliche und sind deshalb tendenziell hochwertiger. Die biologische Wertigkeit gibt an, wie viel Gramm Körpereiweiss aus 100 Gramm resorbiertem Nahrungsprotein ersetzt bzw. gebildet werden kann. Eier- und Milcheiweiss haben die höchste biologische Wertigkeit und können pflanzliche Eiweisslieferanten ergänzen. In der Regel können tierische Proteine besser verwertet werden als pflanzliche, wobei Soja, Kartoffeln und Süsslupinen (Hülsenfrucht) diesbezüglich eine Ausnahme bilden. 3.1.4 Fette/Öle Fette und Öle haben mit 9 kcal/g die höchste Energiedichte. Da Öle und Fette solch hoch konzentrierte Energie liefern, empfiehlt sich ein massvoller Konsum. Allgemein bekannt ist die wichtige Funktion der Fette als Geschmacks- und Aromaträger in den Lebensmitteln. Sie haben aber noch weitere wichtige Funktionen im menschlichen Körper: - Energiespeicher - Wärmeisolator - Schutz der Organe vor mechanischen Verletzungen - Träger der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K - erforderlich für die Resorption der fettlöslichen Vitamine aus dem Darm - Lieferant von essenziellen Fettsäuren (d.h. Fettsäuren, die der Körper braucht, aber nicht selber herstellen kann), als Ausgangsstoff zum Aufbau diverser Substanzen (z.B. Zellmembranen, Hormone, Gallensäuren) Fett ist ein lebenswichtiger Bestandteil der Ernährung! Die Fette und Öle sollten aber gezielt und nach Qualitätskriterien ausgewählt sowie in adäquater Menge konsumiert werden. Eine andauernde fettreiche Ernährung führt zu Übergewicht und Stoffwechselstörungen. Dies fördert die Entstehung von Krankheiten wie Arteriosklerose, Tumoren, Hormonstörungen u.s.w. Lange Zeit wurden fettarme oder gar fettfreie Diäten propagiert mit der Folge, dass vor allem Frauen peinlichst genau darauf achteten, jegliche Fettaufnahme zu vermeiden. Heute ist wissenschaftlich erwiesen, dass fettfreie Diäten langfristig krank machen. Allerdings ist es wichtig, die richtigen Öle und Fette zu konsumieren. Tierisches Fett (v.a. von Masttieren), ausgenommen das von Fisch, gehärtete Fette und ein Überangebot an Omega-6-Fettsäuren sind zu meiden. Das ideale Verhältnis von 5 zu 1 von Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren wird bei jetzigen Konsumgewohnheiten in der Schweiz nicht erreicht. Das momentan ungünstige Verhältnis von über 10 zu 1, ist deshalb möglichst durch vermehrten Einsatz von Omega-3-Fettsäure-reichem Öl zu erhöhen, nötigenfalls auch mit Fisch- oder noch besser Algenölkapseln. Als Omega-3-lastige Pflanzenöle lassen sich Leinöl, Hanföl und Rapsöl in der kalten Küche einsetzen. Die Kombination mit Olivenöl von guter Qualität ist deshalb ideal, weil es auch zum Kochen gut verwendet werden kann. Auch Nüsse sind sehr empfehlenswert. Besonders Pecan- und Baumnüsse liefern nicht nur gute Öle (die leider rasch verderben), sondern ganz genossen den gesamten Komplex an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, die nachgewiesenermassen positiv auf den Herz-Kreislauf wirken. 24 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums 3.1.5 Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe (SPI) Diese so genannten Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe) liefern keine Kalorien, übernehmen aber wichtige Steuerungs- und Regulierungsaufgaben im Körper. Als Wirk- oder Vitalstoffe ermöglichen respektive beschleunigen sie den Stoffwechsel, was bei Ermüdungssymptomen besonders wichtig ist. Ihre Funktionen werden im Kapitel Vitalstoffe genauer beschrieben. 3.1.6 Allgemeine Empfehlungen zum Genuss von Nahrungsmitteln Viele Faktoren beeinflussen das Ess- und Trinkverhalten: individuelle Gewohnheiten, Bedürfnisse und Gelüste, das tägliche Befinden, das soziale Umfeld, die Erziehung, das aktuelle Nahrungsmittelangebot und die Werbung. Ausgewogen essen kann Freude bereiten und gleichzeitig spielend einfach sein. Mit der Vorstellung der bekannten Pyramiden lässt sich ohne Anstrengung zu einer gesunden Ernährung finden, die schmeckt und nie langweilig wird. Eine schonende Zubereitung und lebensmittelgerechte Lagerung sind ebenfalls wichtig, um die Vitaminverluste minimal zu halten. Gesundes Essen soll Genuss und Freude bereiten; dies gelingt am besten in Gesellschaft von Familie oder Freunden. Grundsätzlich sind für alle Menschen drei Hauptmahlzeiten empfehlenswert; für „Schnellverbrenner“ (siehe Stoffwechseltypen) auch noch zwei kleine, leichte Zwischenmahlzeiten (z.B. eine Frucht, Nüsse oder ein leichtes Milchprodukt). Die verschiedenen Gruppen der Lebensmittel bieten in ihrer Gesamtheit eine ausreichende Zufuhr von Energie sowie von lebensnotwendigen Nähr- und Schutzstoffen an und tragen damit massgeblich zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Lebensmittel der unteren Pyramidenebenen sollten in grösseren, solche der oberen Ebenen hingegen in kleineren Mengen konsumiert werden. Zu den Empfehlungen der „Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung“ sind nachstehend einige Bemerkungen aus naturheilkundlicher Sicht ergänzt. Die Lebensmittelpyramide der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung 25 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Die Empfehlungen der Lebensmittelpyramide richten sich an gesunde Erwachsene im Alter von 19 bis 65 Jahren mit vorwiegend sitzendem Lebensstil und wenig körperlicher Aktivität, d.h. mit einem täglichen Energiebedarf zwischen 1800 und 2500 Kalorien. Andere Alters- und Bevölkerungsgruppen (z.B. Kinder, Schwangere, Leistungssportler, Vegetarier usw.) weisen spezifische Bedürfnisse auf, die sich nur zum Teil durch dieselbe Pyramide darstellen lassen. Alle Pyramidenebenen sind gleich wichtig und ergänzen sich gegenseitig. Erst das Zusammenspiel der einzelnen Ebenen im richtigen Verhältnis macht eine gesunde und genussvolle Ernährung aus. In der Lebensmittelpyramide gibt es keine Verbote. Alle Nahrungsmittel sind erlaubt und haben Platz in einer gesunden Ernährung. Die Empfehlungen müssen nicht jeden Tag, sondern sollen langfristig eingehalten werden, z.B. über eine Woche. Eine Ausnahme bilden die Empfehlungen zur Flüssigkeitszufuhr, die täglich berücksichtigt werden sollen. Neben dem Essen und Trinken ist auch die regelmässige Bewegung wichtig für das Wohlbefinden und die Gesundheit. Die Figuren (Bewegungs-Pictogramme) rund um die Lebensmittelpyramide symbolisieren Alltagsaktivitäten wie Spazieren, Treppensteigen oder Radfahren sowie Freizeitaktivitäten wie Biken, Walken oder Joggen. Die Gesundheit ist aber nicht nur von den Ess- und Trinkgewohnheiten abhängig. Zur Erhaltung eines gesunden Körpergewichtes ist es auch wichtig, sich regelmässig zu bewegen (täglich mindestens eine halbe Stunde). Zu bevorzugen sind sportliche Aktivitäten im Freien an der frischen Luft. Verzicht auf das Rauchen und der richtige Umgang mit Stresssituationen bzw. bewusstes und gezieltes Entspannen sind ebenfalls Teil eines gesunden Lebensstils. Somit gibt es keine gesunden oder ungesunden 26 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Lebensmittel, sondern nur eine gesunde oder ungesunde Lebensweise. Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Gleichbleibendes Körpergewicht: Energie-Zufuhr ist gleich EnergieVerbrauch (Nestlé, Nutrition) 3.1.7 Konkrete Empfehlungen zum gesunden und genussvollen Essen und Trinken Getränke: Reichlich über den Tag verteilt. Pro Tag 1,5-2 Liter Flüssigkeit trinken. Tipp: möglichst ohne Zucker und nicht gekühlt, denn warme Getränke sind wohltuend für die Verdauung und mindern ein übermässiges Hungergefühl. Empfehlungen zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs: - morgens Trinkmenge für den Tag bereitstellen - immer eine Flasche Wasser in Reichweite platzieren - bei der Wasseraufnahme auch an die Lebensmittel denken, denn es gilt: - je wasserreicher, desto energieärmer - auch klare, wenig gesalzene Suppen sind gute Flüssigkeitslieferanten Empfehlungen zur Auswahl der Getränke: - Täglich 1,5-2 Liter trinken (mindestens 30 ml pro kg Körpergewicht), z.B. Wasser, Mineralwasser, ungesüsste Tees, verdünnte Obst- und Gemüsesäfte. Trinkwasser ist das ideale Transportmedium im Körper. Tee enthält unterschiedliche Wirkstoffe, welche im Körper Reaktionen auslösen, die mehr oder weniger erwünscht sind. - Gezuckerte Getränke wie Limonade, Cola und Eistee sowie alkoholische Getränke gehören zu den Genussprodukten und sind keine guten Durstlöscher. Sie werden der Spitze der Lebensmittelpyramide zugeteilt. - Täglich nicht mehr als drei Tassen Kaffee, Grüntee oder Schwarztee trinken. Durch diese Getränke wird der Körper angeregt, Flüssigkeit auszuscheiden (auch Alkohol hemmt die Freisetzung des antidiuretischen Hormons ADH). Gemüse und Früchte: 5 am Tag in verschiedenen Farben Täglich 3 Portionen (120 g) Gemüse essen, als Beilage, Salat, Suppe oder zum Knabbern. Täglich 2 Portionen Früchte geniessen (120 g = 1 Hand voll). Pro Tag kann eine Früchte- oder Gemüseportion durch 2 dl ungezuckerten Frucht- oder Gemüsesaft ersetzt werden. Tipp: Rohkost z.B. Salat mittags einplanen und abends eher gekochtes Gemüse und Früchte. Gemüse und Früchte sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sowie so genannten sekundären Pflanzeninhaltsstoffen (SPI), die helfen, vor Zivilisationskrankheiten zu schützen Die reichlich enthaltenen Nahrungsfasern begünstigen auf sanfte Art die Verdauung, d.h. sie verkürzen die Verweildauer der Nahrung im Darm, verhindern Verstopfung und unterstützen eine gesunde Darmflora. Vitamine und Mineralstoffe sind an den Gehirnfunktionen beteiligt. Sie sorgen für die Aufrechterhaltung der Produktion der Botenstoffe im Gehirn sowie für die Energieverwertung. Anderseits schützen sie das Gehirn vor oxidativen Schäden durch freie Radikale. Diese Nahrungsmittelgruppe regt mit ihren Inhaltsstoffen den Stoffwechsel an und liefert die meisten Schutzstoffe für den Organismus, je bunter umso besser. Beispiele: 27 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Die rote Farbe wird durch das antioxydativ wirksame Lykopin hervorgerufen. Es soll vor verschiedenen Krebsarten schützen. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird rot dem Herz zugeordnet. Anthozyane sind violett-färbende Flavonoide, die in der TCM den Nieren zugeordnet werden. Sie haben antioxydative Wirkung und schützen Herz und Kreislauf. Das leuchtende Gelb, Orange und Rot sind eine Folge des hohen Betacarotin-Gehaltes. Auch grüne Gemüse wie Spinat, Peperoni oder Nüsslisalat sind reich an der Vitamin-A-Vorstufe Betacarotin. Nur ist dort die grüne Farbe des Chlorophylls stärker. Gelb und orange haben in der TCM Bezug zu Magen und Milz, grün zur Leber. Der charakteristische Duft sowie leicht bittere Geschmack der Zitrusfrüchte entsteht u.a. durch das Monoterpen Limonen. Im Labor kann Limonen die Aktivität von Entgiftungsmechanismen stimulieren. Der saure Geschmack wird in der TCM der Leber zugeordnet. Mitverantwortlich für den Geschmack von Kohlgewächsen sind schwefelhaltige Glucosinolate. Diese können das Wachstum von Mikroorganismen hemmen. Wer nicht täglich zu 5 Portionen Gemüse und Früchte kommt, muss seinen Stoffwechsel langfristig möglicherweise mit Nahrungsergänzungen stimulieren. Die sekundären Pflanzenstoffe und Nahrungsfasern fehlen aber trotzdem, was häufig in Kombination mit einer sitzenden Tätigkeit zu Darmträgheit führen kann. Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte, andere Getreideprodukte und Kartoffeln: Zu jeder Hauptmahlzeit 1 Stärkebeilage essen, das heisst 3 Portionen pro Tag, davon möglichst 2 Portionen in Form von Vollkornprodukten (1 Portion = 75-125 g Brot oder 60-100 g Hülsenfrüchte [Rohgewicht] wie z.B. Linsen/ Kichererbsen oder 180-300 g Kartoffeln oder 45-75 g Flocken/ Teigwaren/Mais/ Reis/andere Getreidekörner). Die Portionengrösse richtet sich nach dem Ausmass der körperlichen Aktivität. Für Kinder, Sportler und Diabetiker steht diese Gruppe an zweitunterster Stelle der Lebensmittelpyramide. Sportler füllen mit Stärkeprodukten ihre Energiereserven. Tipp: Gemahlene Vollkornprodukte sind leichter verdaulich als ganze Körner. Abends kommt man mit gekochtem Gemüse und einer kohlenhydratreichen Mahlzeit leichter zur Ruhe und verbessert so die Regenerationsfähigkeit. Vollwertige, komplexe Kohlenhydrate sorgen für einen konstanten Blutzuckerspiegel und garantieren über längere Zeit optimale Voraussetzungen für geistige und körperliche Höchstleistungen. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, andere Getreideprodukte und Kartoffeln sind wertvolle und preiswerte Grundnahrungsmittel, reich an Stärke und werden deshalb auch Stärkebeilagen genannt. Sie enthalten ausserdem Eiweiss (besonders wichtig für Vegetarier) und sind wichtige Lieferanten von Nahrungsfasern, von Vitaminen aus der B-Gruppe, von Mineralstoffen wie Magnesium, Eisen oder Zink und von 28 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums sekundären Pflanzenstoffen. (siehe „Glykämischer Index“ im Kapitel: Energieumsatz 3.2.7.). Für eine lang anhaltende Energieversorgung sind die Hülsenfrüchte besonders empfehlenswert. Dabei handelt es sich um die reifen, luftgetrockneten Samen von Leguminosen wie Bohnen, Erbsen und Linsen sowie Sojabohnen (Sojabohnen und Erdnüsse gehören wegen ihres hohen Fettgehaltes zu den Ölsaaten). Tabelle: C. Schlieper, Grundfragen der Ernährung (Angaben beziehen sich auf das Trockengewicht) Eiweiss Fett Kohlenhydrate Mineralstoffe Vitamine Verdaulichkeit Bohnen Erbsen Linsen 20-24 % Eiweiss, von niedriger biolog. Wertigkeit (enthält keine schwefelhaltigen Aminosäuren), kann mit Fleisch-, Ei-, Milch- und- Getreide zu vollwertigem Eiweiss ergänzt werden. 1-3 %, fettarm Sojabohnen 37 % hochwertiges Eiweiss Erdnüsse 26 % 18 %, fettreich 27 % 49 % sehr fettreich 18 % kohlenhydratreich (56-59 %), Stärke und Nahrungsfasern enthalten reich an Calcium, Phosphat, Kalium und Magnesium reich an Vitamin B 1, Folsäure, Vitamin E aufgrund des hohen Nahrungsfaseranteils schwer verdaulich, Blähungen; nach Entfernen der nahrungsfaserhaltigen Schalen leichter verdaulich Kochtipps: einweichen und erst nach Ende der Garzeit salzen, evtl. auch wenig Essig beigeben (z.B. bei Linsen), dadurch quellen die Eiweissstoffe auf und sind leichter verdaulich. Milch, Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Eier: Täglich genügend Pro Tag abwechslungsweise 1 Portion Fleisch, Fisch, Eier, Käse oder Tofu essen. (1 Portion = 100-120 g Fleisch / Fisch/ Tofu/ Quorn oder 2-3 Eier oder 200g Quark/ Hüttenkäse oder 60 g Hartkäse). Zusätzlich täglich 2-3 Portionen Milch oder Milchprodukte geniessen. (1 Portion = 2 dl Milch oder 150-180 g Jogurt oder 200 g Quark/Hüttenkäse oder 40 g Käse). Tipp: Eiweissreiche Nahrungsmittel (eher „salzig“, als süss) möglichst schon zum Frühstück einplanen, da sie die Leistungsfähigkeit steigern und schneller in Schwung bringen. Die essenziellen Aminosäuren im Eiweiss sind Ausgangssubstanzen für die Bildung von Neurotransmittern. Milch und Milchprodukte sind reich an sehr hochwertigem Eiweiss, Kalzium und Zink. Zudem sind sie gute Quellen für verschiedene B-Vitamine wie z.B. Riboflavin (B2) oder Cobalamin (B12). Milch enthält fast alle für den Menschen wichtigen Nährstoffe. Alpmilch und -käse von Tieren, die sich v.a. mit Gras ernährt haben, enthalten mehr ungesättigte Fettsäuren. Viele Erwachsene vertragen Milch und Milchprodukte nicht (mehr) oder entwickeln sogar Allergien. Bei einer milchfreien Ernährung ist die Einnahme eines Kalzium-Präparates zu prüfen, oder einen Ersatz durch: - calciumreiches Mineralwasser (auch Bikarbonatanteil sollte höher sein als Sulfatanteil) - grüne Gemüse: Broccoli, Federkohl, Löwenzahn, Brunnenkresse, Grünkohl, Lauch - Sesamsamen, gemahlen als Paste oder „Gomasio“ - Soja (Tofu), Nüsse, Kakaopulver, Haferflocken 29 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Fleisch, Fisch und Eier sind reich an Proteinen mit hoher biologischer Wertigkeit. Sie werden in erster Linie für den Aufbau der Muskeln gebraucht. Zu bevorzugen sind eher mageres Fleisch und regelmässiges Wechseln zwischen den einzelnen Eiweisslieferanten. Fleisch ist reich an Vitamin A und B-Vitaminen (wichtig davon das nur in tierischen Nahrungsmitteln vorkommende B12), Zink sowie an biologisch gut verfügbarem Eisen (die Resorption, auch von pflanzlichem Eisen, kann durch die gleichzeitige Aufnahme von Vitamin-C-reichen Nahrungsmitteln verbessert werden). Eisen ist Bestandteil des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) und ist daher wesentlich an Energiestoffwechsel und Sauerstofftransport beteiligt. Eisenmangel macht müde und schwach. Fleisch von Wildtieren oder aus biologischer Tierhaltung weist ein günstigeres Fettsäuremuster auf (d.h. enthält mehr entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren). Fisch ist eine hochwertige Eiweissquelle und einer der bedeutendsten Lieferanten für Omega-3-Fettsäuren sowie Iod. Trotz der vielen Vorteile ist wegen der fortschreitenden Überfischung der Meere höchstens eine Fischmahlzeit pro Woche zu empfehlen. Fischfleisch ist leicht verdaulich, da es wenig Bindegewebe enthält; dafür aber ist es rasch verderblich. Eier sind preiswerte und konzentrierte Nährstofflieferanten mit einem hohen Gehalt an Eisen, Kalzium, Zink und den Vitaminen A, D, E, K, sowie Riboflavin, Niacin, Pantothensäure und Cobalamin (B12). Eier von Hühnern aus Freilandhaltung kosten meist nur wenig mehr, haben aber eine höhere Qualität. Das Fett ist im Eigelb enthalten und setzt sich zu einem Drittel aus Lecithin und Cholesterin zusammen. Das Lecithin hemmt die Aufnahme des Cholesterins in den Körper, deshalb darf nach neueren wissenschaftlichen Studien wieder jeden Tag ein Ei verzehrt werden. Eier sind weich gekocht leicht verdaulich, hart gekocht oder gebraten schwerer verdaulich. Durchschnittlich sollte nur ein Drittel der Eiweissaufnahme durch tierische Lebensmittel erfolgen! ( D.h. pro Woche 1-2 Fleischmahlzeiten, eine Fischmahlzeit und einige Eier.) Beim Konsum von „rotem“ Fleisch muss die gleichzeitige Aufnahme von Fett, Cholesterin und Purinen beachtet werden, was bei Überversorgung je nach Veranlagung Gicht auslösen kann. Um den Bedarf nicht nur mit tierischem Eiweiss zu decken, ist die nebenstehenden Ergänzungskombinationen nützlich. Ein nicht hochwertiges pflanzliches Eiweiss kann mit Nahrungsmitteln, die die limitierenden Aminosäuren enthalten, zu einer optimalen Zusammensetzung ergänzt werden, z.B. Hülsenfrüchte 30 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums durch Milchprodukte, Ei, Getreide oder/und Mais. Öle, Fette und Nüsse: Täglich mit Mass Pro Tag 2-3 Teelöffel (10-15 g) hochwertiges, kalt gepresstes Pflanzenöl wie Rapsöl oder Olivenöl für die kalte Küche (z.B. Salatsauce) verwenden. Pro Tag 2-3 Kaffeelöffel Pflanzenöl zum Erhitzen der Speisen verwenden, z.B. Olivenöl. Bei Bedarf 2 Kaffeelöffel Butter oder Margarine (aus hochwertigen Ölen) als Brotaufstrich verwenden. Tipp: Täglich 1-2 Esslöffel Nüsse essen (sie sind ausgezeichnete VitaminE-Lieferanten) oder z.B. Mandelmus als Brotaufstrich verwenden. Kalt gepresste Öle sind in dunklem Glas einzukaufen bzw. vor Licht zu schützen. Einmal geöffnet müssen Omega-3-Fettsäure-haltige Öle im Kühlschrank aufbewahrt und innert vier Wochen konsumiert werden. Fett ist für das Gehirn unerlässlich, besteht es doch selber aus ca. 30% Fett. Besondere Bedeutung haben die Omega-3-Fettsäuren, aus denen der Körper die essenzielle DHA (Docosahexaensäure) produziert. Hingegen können Transfettsäuren zu deutlichen Konzentrationsschwierigkeiten führen. Deshalb empfiehlt es sich, jeden Tag einen Kaffeelöffel Leinöl unter Quark oder Joghurt zu mischen oder eine Kapsel Fisch- resp. Zu Algenöl schlucken. Auf die Qualität der Fette ist besonders zu achten. Und bei der Quantität ist den pflanzlichen gegenüber den tierischen der Vorrang zu geben. Erwähnenswert sind noch die Transfettsäuren, die v.a. bei der industriellen Härtung von ungesättigten Fettsäuren wie z.B. bei der Margarine-Herstellung aus pflanzlichen Ölen als Nebenprodukt entstehen können und schädlicher sind als gesättigte Fettsäuren. Sie sind v.a. in industriell hergestellten Produkten (wie z.B. Backofen-Pommes, Instantsuppen, Blätterteig, Kuchenteig, Glace) vorhanden und erhöhen das Arterioskleroserisiko. Die Herstellungsmethoden für teurere Speise-Margarine sind verbessert worden, sodass der Transfettsäure-Gehalt nicht mehr schädlich ist. Süssigkeiten, salzige Knabbereien, Frittiertes und energiereiche Getränke: Massvoll mit Genuss Süssigkeiten, salzige Knabbereien und gezuckerte Getränke (Soft Drinks, Eistee, Energy Drinks): 1 kleine Portion zum Geniessen. Wenn Alkohol getrunken wird, soll er massvoll und im Rahmen von Mahlzeiten genossen werden. Süssigkeiten, salzige Knabbereien und energiereiche Getränke sind eine Quelle schneller Energie und somit schnell verfügbare Nahrung für das Gehirn. Diese Energie wirkt aber nur kurz und löst durch die starke Insulinreaktion oft ein neues, noch stärkeres Hungergefühl aus. Süssigkeiten haben einen hohen Genusswert und sind manchmal gut für die Moral. Zucker kann aber keine Probleme lösen oder langfristig Trost spenden. Er liefert nur „leere“ Kalorien und seine Verwertung verbraucht Vitalstoffe, die der Körper für andere Aufgaben nutzen könnte. Kochsalz verstärkt den Eigengeschmack der Speisen und verlängert deren Haltbarkeit. Empfohlen wird jodiertes und fluoridiertes Speisesalz, aber möglichst zurückhaltend angewendet. Denn beim Salz gilt: Weniger ist mehr! Zur Abwechslung kann auch einmal echtes Meersalz oder ein Steinsalz (z.B. Himalayasalz) Verwendung finden. Diese Salze 31 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums schmecken weniger aggressiv als Kochsalz. Das fehlende Jod kann mit der Beigabe von Kelp (Alge) gedeckt werden (erhältlich im Reformhaus). Glutamat in Gewürzsalz, Bouillon und Fertigprodukten wird von der Nahrungsmittelindustrie grosszügig eingesetzt als Geschmacksverstärker. Im Körper kann es als stark anregender Neurotransmitter wirken (führt zu einem innerlich erregten Zustand und langfristig zu neurodegenerativen Krankheiten), verstärkt die Speicherung von Stresssituationen im Unterbewusstsein und wirkt appetitsteigernd. Alkohol: Ein Glas Wein oder Bier haben ihre Berechtigung in der Esskultur. Rotwein soll dank den enthaltenen sekundären Pflanzeninhaltstoffen (SPI) gesundheitsfördernd sein. Weisswein wäre demnach eher zu meiden. Studien lassen aber vermuten, dass es mehr mit dem Alkohol selbst, als mit den SPI zu tun hat. So scheinen auch andere Alkoholika gesundheitsfördernd zu sein, solange die täglich empfohlene Höchstmenge nicht überschritten wird. Koffeinhaltige Getränke wie Kaffee oder Schwarz- und Grüntee sind geistig anregend und bewirken eine Stimulation des sympathischen Nervensystems. Während die beiden Tees in der TCM neutral bis kühlend wirken, kann Kaffee im Stressmoment hinuntergestürzt durch seine erhitzenden Röststoffe zur Ermüdung der Leber führen. Fazit: Eine abwechslungsreiche Ernährung (möglichst jedes Nahrungsmittel nur einmal pro Woche) aus hochwertigen Produkten (die vorwiegend aus biologischer Landwirtschaft stammen) in einem guten Mahlzeiten-Rhythmus genossen, erhält die Gesundheit und Leistungsfähigkeit! 3.2 Ernährung und Aspekte des Genussmittelkonsums 3.2.1 Wie reagiert der Mensch auf Dauerstress? Die Flucht vor unangenehmen Situationen fällt vielen leichter, als die Auseinandersetzung mit der Thematik selbst. Psychopharmaka und Schlafmittel helfen scheinbar etwas mehr Distanz zu gewinnen von all dem „Elend des Alltags“. Allen Genussmitteln und Drogen ist gemeinsam, dass emotionale Prozesse und die Reflexion der persönlichen Kompensations- und Handlungsmuster, verhindert werden. An der Situation selber ändert sich nichts, die körperliche Gesundheit hingegen befindet sich in einer sich immer schneller drehenden Abwärtsspirale. Oft wird zu Kaffee und Designer-Wachmachern (wie Red Bull u.a. Energie-Drinks) oder gar zu Kokain gegriffen, um einen Leistungskick zu geben, zum Bier oder zum Joint um herunter zu kommen, beziehungsweise dem Alltag zu entschwinden. Süssigkeiten helfen kurzfristig, das Leben wieder etwas freundlicher und liebevoller erscheinen zu lassen. Mit Nikotin lässt sich eine Pause rechtfertigen und mit Alkohol, der allgegenwärtigen legalen Droge, eine empfundene Leere vermeintlich füllen. Im Folgenden werden einige Wirkungen von Genussmitteln genauer beschrieben. Dazu möchten wir gleich zu Anfang Paracelsus (1493-1541), bei Einsiedeln geboren, Stadtarzt in Basel, zitieren: „Alle Ding' sind Gift und nichts ist ohn' Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding' kein Gift ist.“ (Dosis sola venenum facit.) 3.2.2 Genussmittel – Essen mit Lust Der Mensch isst nicht nur, um Proteine, Fett, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe zu sich zu nehmen, die der Körper braucht, sondern um seine Lust nach Essen zu befriedigen. Entgegen aller Warnungen von Ernährungswissenschaftern und Ernährungsberaterinnen scheint sich die Menschheit kollektiv vergiften zu wollen mit 32 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Schokolade, Coca Cola, Hamburger, Tiramisù, Alcopops, Prosecco, Mousse au chocolat, Bratwurst und Bier, Pommes frites, Mayo & Co. Essen wird für viele zu einer Jagd nach Genusserlebnissen. In der Triebhierarchie liegt Hunger und Durst gleich hinter dem Bedürfnis zu atmen. Die Regulation der Nahrungsaufnahme ist ein sehr alter Trieb, welcher tief im Unbewussten, d.h. im limbischen System verankert ist. Der Appetit des Menschen dient also vor allem der Lustmaximierung und ist willentlich schwer zu kontrollieren; insbesondere in Zeiten in denen der Mensch über- respektive unterfordert ist oder Grundbedürfnisse wie Schlaf, Hunger und Sexualität über längere Zeit vernachlässigt wurden. Einige Nahrungsmittel scheinen die Fähigkeit zu besitzen, regelrechte Nahrung für die Seele zu sein. Sie enthalten Alkaloide (Verbindungen wie Morphine und Opiate) oder greifen indirekt in den Gehirnstoffwechsel ein und fördern so die Produktion von stimulierenden Substanzen. Die Konsequenz ist, dass der Mensch regelrecht abhängig wird von diesen Genussmitteln. Viele Schokoholics, Kaffee- oder Alkoholsüchtige bestätigen das. 3.2.3 Koffein und seine Wirkung Der Konsum von Kaffee unterliegt vielen Mythen. Kaffee enthält einige hundert Substanzen, von denen ein Teil noch gar nicht identifiziert ist. Am besten bekannt ist die Wirkung des Koffeins, welches beinahe alle Organsysteme beeinflusst. Koffein regt das HerzKreislaufsystem, die Nierentätigkeit, die Darmperistaltik, die Lipolyse (Fettabbau) und den gesamten Stoffwechsel an. Koffein wirkt entspannend auf die Bronchialmuskulatur, fördert die geistige Leistungsfähigkeit und verbessert die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses. Koffein hemmt den schlaffördernden Botenstoff Adenosin (im ZNS) und erhöht die Dopaminausschüttung, ähnlich wie auch das Arbeiten am PC. Das Tempo der Informationsverarbeitung im Gehirn wird verbessert, ebenso die Konzentrations- und Kombinationsfähigkeit. Eine ständig erhöhte Dopaminausschüttung führt jedoch zu einer Schädigung der entsprechenden Rezeptoren und langfristig zu einer DopaminmangelSituation mit folgenden Auswirkungen: - es fehlt die Kraft, etwas zu Ende führen zu können - das Organisationstalent wird reduziert - geistige Herausforderungen werden gemieden. Die Blutdrucksteigerung unterliegt dem Gewöhnungseffekt. Zudem hält die Wirkung nur etwa eine Stunde an. Kaffee kann im Stress und in der Erschöpfung zusätzlich den Stressstoffwechsel aufrechterhalten und dringend gebrauchte Ruhe- und Entspannungsphasen vergessen lassen. Deshalb empfiehlt es sich, bei Erschöpfung nicht mehr als 1-2 Tassen täglich zu konsumieren und zwar morgens, damit das Leistungshoch schneller erreicht wird. Um die Leistungsfähigkeit langfristig steigern zu können, ist es von Vorteil, Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke ganz wegzulassen, die nachmittäglichen Tiefs ertragen zu lernen und sich in dieser Zeit zu entspannen. Der Kaffee nach dem Mittagessen aktiviert zwar den Organismus, lässt uns weniger stark ins Leistungstief fallen, hat aber zur Folge, dass für den Rest des Tages auf tieferem Niveau gearbeitet wird. Am Nachmittag entwickelt sich nämlich kein zweites Leistungshoch mehr, d.h. ein kurzes Schläfchen bringt somit mehr Tagesleistung als ein Kaffee. Kaffee enthält Niacin und erhöht in einem gesunden, nicht gestauten Stoffwechsel den Grundumsatz durch vermehrte Wärmeabgabe an die Umgebung (Thermogenese). In einem sympathikotonen Stoffwechsel mit Stautendenz kann ein Übermass an Bitterstoffen aus dem Kaffee noch mehr blockieren und verstärkt somit die Müdigkeit. Kaffee- und Teekonsum in versch. europäischen Ländern Kaffee wirkt nicht nur 33 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Encyclopedia of Food Science, Food Technology and Nutrition. London 1993, aus „Prost Mahlzeit!“, Udo Pollmer anregend, sondern auch euphorisierend; wie bei Zucker und Alkohol über das Serotonin. Der Serotoninspiegel ist morgens am tiefsten. Deshalb brauchen viele Menschen eine Tasse Kaffee zum Frühstück als Stimmungsmacher. Koffein kann die Neubildung von Serotonin stimulieren, dessen Abbau am Abend aber nicht stoppen. Deshalb ist es kein Zufall, dass in Skandinavien der meiste Kaffee getrunken wird. Depressionen treten im hohen Norden bei der flachen Sonneneinstrahlung besonders häufig auf. Tagsüber werden die Stimmungstiefs mit Kaffee bekämpft, abends mit alkoholischen Getränken. Fehlt das gewohnte Koffein, entsteht bei manchen Leuten sogar ein Entzugssymptom, das sich durch heftige Kopfschmerzen äussert. Rauchen verstärkt die Wirkungen des Koffeins. In der Gegenwart von Koffein tritt Alkohol schneller ins Blut über. Beide Substanzen wirken langfristig nervenschädigend. 3.2.4 Alkohol, ein problematischer Begleiter Alkohol hat in der Gesellschaft eine Jahrtausende alte Tradition: er lockert die Stimmung bei geselligen Anlässen und wirkt als krönende Ergänzung kulinarischer Genüsse. Der durchschnittliche Konsum von Alkohol ist in der Schweiz in den letzten Jahren etwas gesunken und hat sich pro Jahr und Kopf der Bevölkerung bei ca. 9 Liter reinen Alkohols eingependelt. Diese Menge entspricht etwa 180-200 Litern Bier oder 80-90 Litern Wein! Alkoholische Getränke fliessen also auch bei uns noch immer in Strömen. Rund 80% der Erwachsenen konsumieren Alkohol, meist massvoll und ohne Probleme. Eine relativ kleine Minderheit, nämlich 7-10% der Bevölkerung, trinkt hingegen die Hälfte der alkoholischen Getränke, welche pro Jahr konsumiert werden; sie zeigt damit ein problematisches Konsumverhalten. Alkohol zu trinken gehört zum guten Ton; wer ihn in der Öffentlichkeit verschmäht und nur ein Glas Wasser anstelle von Wein oder Champagner in der Hand hält, erntet oft irritierte Blicke oder Bemerkungen. Mit 7 Kilokalorien pro Gramm ist Alkohol eine satte Kalorienbombe und manch einer, der regelmässig sein Glas Wein, Bier oder Cüpli am Abend trinkt, hat sich vielleicht schon gefragt, warum trotz Diät die Pfunde nicht purzeln wollen. Alkohol wird vorrangig von der 34 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Leber abgebaut und verzögert die Fettverbrennung im Körper – bereits kleinste Mengen im Blut stoppen den Abbau von triglyzeridreichen Lipoproteinen. Wie beim überschüssigen Zucker wandelt der Körper den Alkohol – wenn genug andere Energie vorhanden ist – direkt zu Triglyceriden um und trägt zur schnellen Gewichtszunahme bei. Ein hoher Alkoholkonsum setzt die Aufnahme und Verwertung von Vitaminen herab; davon betroffen sind die Vitamine A, B1, B2, B6, C und Folsäure. Ungünstig ist der Alkoholkonsum für Allergiker, da er den Histaminabbau stört. Zudem hemmt Alkohol die Harnsäureausscheidung (Endprodukt des Purinstoffwechsels), was zu Gicht führen kann. Höhere Alkoholmengen bewirken unter anderem eine erhöhte Ausschüttung von Cortisol. Dies beruhigt zwar die Seele, bewirkt jedoch auch eine Aktivierung des Stressstoffwechsels. (siehe auch 2.4.3.). Eine präventive Wirkung zeigt sich primär bei Männern ab 40 Jahren bzw. bei Frauen ab 50 Jahren. Trotzdem sollte der Konsum von 20 g Alkohol pro Tag für Frauen und 30 g pro Tag für Männer nicht überschritten werden. Mann: 30 g Alkohol, sind enthalten in 2-2,5 dl Wein (je nach Alkoholgehalt) 0,4-0,6 Liter Bier (je nach Alkoholgehalt) Frau: 20 g Alkohol, sind enthalten in 1,5-1,7 dl Wein 0,3-0,4 Liter Bier Dies heisst aber keinesfalls, dass bisher abstinente Personen nun aus gesundheitlichen Gründen Alkohol trinken sollen! Die Zusammenhänge sind recht komplex: Starker Konsum (d.h. bei Männern über 5 Standardgläser, bei Frauen über 3 Standardgläsern pro Tag) erhöht das Risiko signifikant für verschiedene Krebsformen (v.a. Mundhöhlen-, Kehlkopf- und Rachenkrebs sowie Brustkrebs bei der Frau) oder für Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und der Leber (Fettleber oder Zirrhose). Der Abbau von Alkohol findet in der Leber statt. Durch das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) wird er zu Acetaldehyd umgewandelt. Dieser Stoff ist sehr giftig und greift die Zellmembranen an. Durch ein weiteres Enzym, der Aldehyddehydrogenase (ALDH) erfolgt die weitere Konversion zu Acetat. Dieses wiederum wird zu Acetyl-Co A, welches in den Energiestoffwechsel einfliesst. Bei regelmässigem Konsum von Alkohol wird ein weiteres Enzym, die Mischfunktionelle Oxidase (MEOS) aktiviert. Sie ist dafür verantwortlich, dass Alkohol schneller zu Acetaldehyd abgebaut wird. Dies führt zu einer kürzeren Berauschungsphase, dafür aber zu einem längeren Verbleiben des Acetaldehyds im Blutkreislauf, was sich auf die Gesundheit negativ auswirkt. Die kürzere Berauschungszeit veranlasst wiederum zu übermässigem Trinken, einem Fehlverhalten, das durch scheinbar immer bessere Verträglichkeit gefördert wird. Die Gewöhnung an Alkohol bedeutet nicht, dass dieser für den Körper weniger giftig ist, eher das Umgekehrte ist der Fall. Heute weiss man, dass im Körper aus Acetaldehyd und den Botenstoffen Serotonin und Dopamin völlig neue suchterzeugende Substanzen entstehen können. Aus Dopamin bildet sich Salsolinol, das im weitesten Sinne zu den Opiaten gehört (Bringmann G, Naturwissenschaften 1979). Salsolinol ist schon als Pflanzeninhaltsstoff bekannt, zum Beispiel in Bananen. Im Fall von Serotonin entsteht ein „Tetrahydro-β-carbolin“, eine Verbindung, die einer südamerikanischen Pflanzendroge ähnlich ist, die von Indianern für Zaubertränke benutzt wird. Beide Substanzen sind auch im Tabakrauch vorhanden (Falbe J, Regitz M, Römpp Chemie Lexikon, Stuttgart, 1989-1992). Es gibt im menschlichen Körper kein Organ oder Zellsystem, welches durch Alkohol nicht direkt oder indirekt geschädigt werden kann. Akute Folgen des Trinkens sind Alkoholvergiftungen und die häufigen alkoholbedingten Unfälle. 35 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Zusammenfassend: Negative Wirkung von Alkohol: - Gewichtszunahme, Bluthochdruck - Triglyzeridanstieg mit Ansammlung von viszeralem Fett (am Bauch): erhöht das Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko - Kopfschmerzen, Muskelschwäche - Trübung der Hirnleistung, des Gleichgewichts und der kognitiven Fähigkeiten - Beeinträchtigte Sinneswahrnehmung: Sehstörung, Hörschädigung, verminderte Schmerzwahrnehmung - Veränderte Wahrnehmung von Zeit und Raum - Reduzierte Urteilsfähigkeit, Blackouts - Früherer Ausbruch von Demenz - Launenhaftigkeit, Persönlichkeitsveränderung, Ängstlichkeit bis zu Psychosen - Belastung der Leber, Entzündung bis Leberzirrhose - Entzündung der Bauchspeicheldrüse - Entzündung der Speiseröhre, Magengeschwür, Darmirritationen bis Krebs - Verminderte Fruchtbarkeit, Impotenz - Früheres Einsetzen der Wechseljahre Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Positive Wirkung von Alkohol - Bei kleinen Dosen von 0,2 l Bier oder 0,1 l Wein hat er eine eher anregende, stimulierende Wirkung - Wird diese Menge überschritten, hat er eine dämpfende Eigenschaft auf das Zentralnervensystem (ZNS) und wirkt somit beruhigend und Schlaf fördernd - Hemmungen deblockierend - Bremst den Abbau des Serotonins, der mit der Abenddämmerung einsetzt; er hebt somit die Stimmung - Lässt vermeintlich schneller vergessen und suggeriert Distanz zu unangenehmen Situationen - Es gibt Hinweise darauf, dass ein moderater Alkoholkonsum auch einen positiven Einfluss auf die Vermeidung arteriosklerotischer Veränderungen hat und damit vor Herzinfarkt schützen kann - Bei Herzkreislauf-Erkrankungen kann Alkohol gerinnungshemmend wirken und die HDL-Fraktion erhöhen Gerade im Geschäftsalltag mit Apéros, Mittagessen mit Kunden, Einladungen oder offiziellen Anlässen am Abend sowie am Wochenende verkennt man das eigene Trinkverhalten. Darauf angesprochen wird das Thema durch Betroffene gerne bagatellisiert. Wird die Frage gestellt: „Zählen Sie einmal genau nach und seien Sie ehrlich, wie viel trinken Sie genau in einer Woche?“, so fällt die Antwort oft „ernüchternd“ aus. Tipp: alkoholfreie Tage einplanen, evtl. nur am Wochenende und an einem Wochentag Alkohol trinken oder bei einem Glas pro Tag bleiben! 3.2.5 Nikotin, ein scheinbarer Stimulator 36 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums In kleinen Konzentrationen hat Nikotin einen stimulierenden Effekt. Nachdem es in den Blutkreislauf gelangt ist, fördert es die Ausschüttung der Neurotransmitter Adrenalin, Dopamin und Serotonin. Dadurch beschleunigt sich der Herzschlag, verengen sich die Blutgefässe und erhöht sich der Blutdruck. Es kommt u.a. zu einer Abnahme des Hautwiderstandes und zum Absinken der Hauttemperatur, und die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen des ganzen Körpers reduziert sich. Zu den zentralen Effekten gehören vor allem die Steigerung der psychomotorischen Leistungsfähigkeit sowie der Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen. Diese Steigerung ist allerdings nur von kurzer Dauer. Durch die Nikotinzufuhr verringert sich der Appetit. Es kommt zu einer Steigerung der Magensaftproduktion und zu einer erhöhten Darmtätigkeit. Ausserdem ist auch eine antidiuretische Wirkung des Nikotins bekannt. Im Zigarettenrauch sind neben Nikotin unzählige weitere Stoffe enthalten, die zusätzlich lokal die Schleimhaut der Atemwege reizen und in den Blutkreislauf gelangen, wo sie radikale Kettenreaktionen auslösen. Es ist bekannt, dass Raucher einen erhöhten Mineralstoff und Vitaminbedarf haben. Insbesondere Vitamin C, das als Radikalenfänger wirkt, wird in rund dreifacher Menge verbraucht was etwa 150-200 mg pro Tag entspricht. Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen oder Ängstlichkeit können bis zu 72 Stunden nach der letzten Zigarette andauern. 37 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums 3.2.6 Sport als Energie-Kick: Mit übermässigem Sport zum Adrenalin-Junkie? Sport und Bewegung sind stark gesundheitsfördernde Aktivitäten und deshalb sehr zu empfehlen. Sie unterstützen das Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele und fördern die kognitiven Fähigkeiten, die Konzentrationsfähigkeit, die Stoffwechselabläufe und die allgemeine Regeneration. Es ist jedoch darauf zu achten, dass der Kopf die Leistungslatte nicht zu hoch setzt und vom Körper verlangt, was ihm nicht gut tut! Ausgiebige sportliche Leistungen sind morgens und mittags empfehlenswert, wobei betont werden muss, dass leitungsorientierter Sport stets ein Stressor für den Körper darstellt. In einem anspruchsvollen Job ist die Bewegung sehr wichtig; sie sollte jedoch nicht zu exzessiv und nicht am späten Abend ausgeübt werden. Die Regelmässigkeit hat Vorrang. Ein täglicher, zügiger Spaziergang von mindestens 30 Minuten bei Tageslicht wirkt Wunder. Er begünstigt den inneren Rhythmus, die Energieversorgung des Körpers, den Abbau von Stresshormonen und die Umwandlung von Vitamin D unter der Haut, was wiederum das Immunsystem stärkt. Abends sollte auf stark Kreislauf-aktivierendes Training verzichtet werden. Die durch solche Trainingseinheiten eingeleitete Adrenalin- und Cortisol-Ausschüttung aus den Nebennieren (Stress auslösende Situation), führt zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels und zu geistiger Wachheit. Der spürbare Adrenalinschub gibt ein Hochgefühl, zum Teil bedingt durch eine parallele Endorphinausschüttung. Das kann süchtig machen und zu Störungen beim Ein- und Durchschlafen führen. Im schlimmsten Fall verführt diese Wachphase sogar dazu, bis in alle Nacht zu arbeiten. Nach sportlichen Aktivitäten fallen vermehrt Säuren an im Stoffwechsel. Deshalb ist es sinnvoll, diese mit basisch wirkenden Nahrungsmitteln, Basenbädern und vielleicht auch einem zusätzlichen Basenpräparat zu neutralisieren (siehe Kapitel Säure-Basen-Hauhalt). Bei Erschöpfung oder Burnout sind mindestens drei Monate Rekonvaleszenzzeit nötig, in der nicht auf Bewegung, jedoch aber auf anspruchsvollere sportliche Aktivität verzichtet werden sollte. Zügige Spaziergänge hingegen sind wichtige Helfer im Gesundheitsprozess. Der Abend ist dazu da, um die Beine hoch zu lagern und der aufkommenden Müdigkeit Raum zu geben. Die Europäer schlafen durchschnittlich eine Stunde weniger lang als vor zehn Jahren. Dies trägt entscheidend zur Entwicklung von Erschöpfungszuständen und anderen Erkrankungen bei. So fehlen uns pro Monat 30 Stunden Schlaf wegen abendlichen Aktivitäten, begünstigt durch das kulturelle Angebot, Fernsehen und die Sommerzeit. Früher ging man nach einem 10-stündigen Arbeitstag um 21 Uhr zu Bett und nur einmal wöchentlich, meistens am Samstag, in den Ausgang. 3.2.7 Macht Zucker glücklich? Die Vorliebe für Süsses wird dem Menschen schon in die Wiege gelegt. Säuglinge erhalten über die Muttermilch eine hohe Menge an verschiedenen Zuckerarten, die den Stoffwechsel befähigen, allen Wachstums- und Entwicklungsaktivitäten gerecht zu werden. Kohlenhydrate versorgen den Körper mit Energie. Sie steigern das Ich-Gefühl, die Eigenwahrnehmung und das Geborgenheitsgefühl. Somit helfen sie dem Menschen zu sich zu kommen und Ruhe zu finden. Zucker, eines der billigsten Nahrungsmittel, wird von der Industrie grosszügig und wo immer möglich beigesetzt (in Süssgetränken, Jogurt, Pausenriegeln, anderen Snacks und Schleckereien, Ketchup etc.). Zucker liefert nicht nur „leere Kalorien“ für den Körper, sondern beeinflusst nachhaltig die Psyche, indem er in den Serotonin-Stoffwechsel eingreift. Serotonin ist ein Neurotransmitter, d.h. ein Botenstoff, der im Gehirn Informationen von Zelle zu Zelle überträgt und so den Schlaf-Wachrhythmus beeinflusst, 38 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums wie auch das Gedächtnis, den Appetit, das Sexualverhalten, die Impulsivität, die Aggressionen, die Angst. Zusammengefasst: das Lebensgefühl. Zur Serotonin-Bildung im Hirn ist die Aminosäure Tryptophan als Vorläufersubstanz notwendig (z.B. aus Cashewnüssen, Sonnenblumenkernen, Fleisch, Fisch [Thunfisch], Eigelb, Haferflocken, Hülsenfrüchten, Weizenkeimen, Milchprodukten, grünen Bohnen und Gerste). Sie steht mit anderen Aminosäuren im Wettstreit, um durch die Blut-HirnSchranke transportiert zu werden. Nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit gelangt mehr Tryptophan ins Gehirn und es wird somit mehr Serotonin gebildet. Der schnelle Energie- oder „Liebeskick“, den man sich von einem Schokoriegel oder Ähnlichem erhofft, verpufft rasch, worauf das Verlangen nach Süssem und damit dem Hochgefühl erneut aufkommt. Zucker ist ein leerer (vitalstoffloser) Energielieferant, der langfristig bei übermässigem Konsum Folgendes bewirken kann: - Dysregulationen im Kohlenhydratstoffwechsel (Hyperinsulinismus), später Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen - Karies - Übergewicht - Psychische Abhängigkeit Neben Zucker erhöht auch Licht und körperliche Betätigung die Serotoninkonzentration im Gehirn. Dies erklärt die oft euphorische Stimmung beim Ski- oder Snowboardfahren. Das Ausweichen auf künstliche Süssstoffe empfiehlt sich nicht, da Aspartam* (wie auch Glutamat) die Blut-Hirn-Schranke passieren kann und unter Verdacht steht, an der Entstehung von Alzheimer-Demenz beteiligt zu sein. Im Tierversuch mit Ratten wurde festgestellt, dass bei lang dauernder, sehr hoch dosierter Aspartam-Fütterung die Hirnleistung massiv abnimmt. In der Schweinemast werden künstliche Süssstoffe erfolgreich zur Gewichtszunahme eingesetzt. * Aspartam ist ein sog. Dipeptidester der beiden Aminosäuren L-Asparaginsäure und LPhenylalanin. Im menschlichen Körper zerfällt Aspartam in seine Grundsubstanzen: Phenylalanin (50%), Asparaginsäure/Aspartamsäure (40 %) sowie das Nervenschädigende Methanol (10%). Die sog. Reiztoxine Asparagin und Glutamin können die Hirnzellen zu Tode stimulieren, falls die Blut-Hirn-Schranke von ihnen überflutet wird. Wer Kohlenhydrate zum Frühstück isst und bereits um 10 Uhr wieder eine Zwischenmahlzeit braucht, gehört meistens zur Gruppe der sog. KohlenhydratSchnellverbrenner mit einer erhöhten Insulinsensitivität. Bei ungeeigneter Ernährung können sich daraus Zuckerstoffwechselstörungen (Hyperinsulismus, Insulinresistenz und Diabetes) entwickeln. Energieumsatz und Zuckerstoffwechsel Der Körper produziert ununterbrochen, sowohl am Tag wie auch nachts im Schlaf Energie zur Erhaltung der normalen Körpertemperatur von 37°C, damit die Organe und das Gehirn funktionieren und der Mensch sich bewegen kann. Verantwortlich dafür sind die Mitochondrien in den Zellen, die als „Haus-Kraftwerke“ eine chemische Form von Energie (ATP) herstellen und alle Stoffwechselprozesse mit Energie versorgen, sofern die nötigen Co-Enzyme (Vitamine und Mineralstoffe) vorhanden sind. Die Körperenergie können wir mit unserer Ernährung beeinflussen. So bringt das Zuführen von Kohlenhydraten Muskelkraft und verstärkt das Denkvermögen. In den Muskeln wird am meisten Energie produziert. Zur Enzym- und zur Muskelbildung benötigt der Körper aber Eiweiss (Frauen 40-60 g, Männer 60-100 g). Die Tendenz zu 39 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums vegetarischer Ernährung birgt die Gefahr eines Eiweissmangels, sobald der Speiseplan fast nur noch aus Kohlenhydraten besteht. Zudem besteht die Gefahr bei häufigem Konsum von raffinierten Kohlenhydraten (Weissmehl, Zucker) der Entstehung eines Hyperinsulinismus. Infolge zu grosser Blutzuckerschwankungen (verbunden mit hohen Insulinausschüttungen) kommt es zu grosser Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, chronischen Blähungen, Heisshunger auf Süssigkeiten und möglicherweise auch Schwindelanfällen, Zittern oder Nervosität. Folgender Essplan führt zu Müdigkeit und Erschöpfung: - Frühstück: weisses Brötchen, Cornflakes oder Knuspermüsli mit Zucker - Zwischenverpflegung: Gipfeli oder eine Frucht - Mittagessen: Sandwich - Nachmittag: Süssigkeit oder Frucht - Abendessen: Teller Pasta oder Pizza, Salat Deshalb ist es wichtig, dass der Speiseplan dem Stoffwechseltyp entsprechend mit genügend Eiweisslieferanten, Gemüse und Früchten und wertvollen Fetten ergänzt wird. Komplexe Kohlenhydrate (vollwertige Nahrungsmittel) mit niedrigem glykämischem Index (unter 55) sind zu bevorzugen, da sie den Organismus und speziell auch das Gehirn kontinuierlich mit Energie versorgen und dadurch weniger „Hypos“ auftreten. Der Glykämische Index gibt in Zahlen die blutzuckersteigernde Wirkung der Kohlenhydrate bzw. der Lebensmittel an. Die blutzuckersteigernde Wirkung von Traubenzucker dient als Referenzwert (100). Beispiele: - Glukose, Traubenzucker - Müslimischung ohne Zucker 43 - Kellogg’s All-Bran 51 (Referenz-Wert) - Pumpernickel (Vollkorn) 51 - Sauerteigbrot (Vollkorn) 52 - Corn Flakes - Roggenbrot mit Leinsamen 55 - Weissbrot - Kartoffelstock - Linsen, rote 26 - Kartoffelchips (viel Fett) - Linsen, grüne und braune 30 - Datteln, getrocknet - Kidneybohnen 27 - Malzzucker - Kichererbsen 33 - Saccharose (Haushaltzucker) - Eiernudeln, al dente 32 - Mars (viel Fett) - Spaghetti, al dente 41 - Paraboiled-Reis (Typ Uncle Ben’s) 44 - Honig - Süsskartoffeln 54 - Ananas - Bananen - Äpfel, Birnen 38 - Grapefruit 25 - Kirschen 22 - Pflaumen, Pfirsiche 40 - Trauben 42 - Fruktose 23 100 84 ca. 70 90 54 103 105 70 68 58 66 55 (Angaben entsprechen einem Durchschnitt der Zahlen aus den Büchern von Leitzmann und Sulzberger) Für die Berechnung der „Glykämischen Ladung“ von Mahlzeiten sind weitere Faktoren zu beachten. Das Kombinieren von Kohlenhydraten mit Proteinen und Fetten verlangsamt den Anstieg von Glucose im Blut, während es gleichzeitig die Sättigung verbessert. Trennkost ist für viele Leute empfehlenswert, da weniger Energie zum Verdauen benötigt wird (mittags keine Kohlenhydrate, dafür Eiweiss-reiche Mahlzeit). 40 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Low Glycemic index pyramid nach Prof. Ludwig (LoGi-Pyramide) David Ludwig propagiert seit 2000 eine Ernährungspyramide, die den glykämischen Index, also die Wirksamkeit von Lebensmitteln auf den Blutzucker, ebenfalls stärker berücksichtigt als bisherige Ernährungsempfehlungen. Die Basis seiner Pyramide bilden Gemüse, zubereitet mit pflanzlichen Ölen, und Obst. Die zweite Ebene besteht zu je einem Drittel aus fettarmen Milchprodukten, magerem Fleisch, Fisch und Sojaprodukten sowie weiteren Hülsenfrüchten und Nüssen. Vollkorngetreideprodukte und Nudeln ergänzen den Speiseplan in der dritten Ebene. In der Spitze seiner Pyramide finden sich Weissmehlprodukte, Kartoffeln und Süssigkeiten. Diese Form der Pyramide unterscheidet sich von den bisherigen Empfehlungen durch eine stärkere Gewichtung von Gemüse und Obst und eine Aufwertung von pflanzlichem Öl sowie Lebensmitteln tierischen Ursprungs. Auch Ludwig unterscheidet bei den Getreideprodukten: Unraffinierte Getreideprodukte, also Vollkornprodukte, haben einen höheren Stellenwert als raffinierte Getreideprodukte und Kartoffeln. Diese Empfehlungen passen für den so copyright by D Ludwig and C Ebbeling, 2003 genannten Eiweisstyp (s. Kapitel 3.3.8.) Insulinresistenz Insulin ist ein Hormon, das im Körper dazu dient, Glucose zur Energieproduktion in die Zellen zu schleusen. Es sorgt gleichzeitig für einen ausgeglichenen Blutzuckerspiegel. Insulin wird von den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse sowie im Hirn produziert. Zur Aufrechterhaltung der Struktur und Funktion von Nervenzellen ist ausschliesslich das Monosaccharid Glucose nutzbar. Ohne Glucose als Energieträger sterben Nervenzellen ab. Sind nun die Insulinrezeptoren in der Zellwand blockiert oder in ihrer Funktion gestört, kann Glucose trotz genügend Insulin im Blut nur ungenügend dem Zellinneren zugeführt werden. Diesen Zustand nennt man Insulinresistenz. Die Insulinrezeptoren reagieren nicht mehr adäquat auf das ihnen zugeordnete Hormon. Der dabei entstehende intrazelluläre Glucosemangel führt zu einer ungenügenden Energieversorgung und einem Mangel an zellulärer Bausubstanz, was wiederum die Zellregeneration verhindert. Auch Neurobotenstoffe wie Acetylcholin (Gedächtnis), Serotonin (Beruhigung und Entspannung), GABA (Erregungshemmung) und Glutamat (Gehirn-Kommunikation und Aktivität) werden nur noch vermindert produziert. Ein funktionierender ZuckerInsulinstoffwechsel ist also bedeutend für die psychische Stabilität und alle neurovegetativen Funktionen. Im Gehirn gibt es bezüglich der Bindestellen und Aktivitäten des Insulins sehr weit und fein verteilte Rezeptorsysteme. Von besonderer Bedeutung ist Insulin für das Gedächtnis und für die kognitive Leistungsfähigkeit. Insulin und Leptin stehen im Dialog miteinander und teilen gemeinsame Signal- und Informationswege im Hypothalamus – im Dienste der Koordination komplexer Verhaltensweisen. 41 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Insulin und Insulinresistenz im Gehirn, für GANZHEITSMEDIZIN, Dr. med. Kurt Mosetter und Prof. Dr. med. Werner Reutter Ursachen von Insulinresistenz: - Chronischer Stress - Regelmässiger und/oder hoher Konsum von raffinierten Kohlenhydraten - Bewegungsarmut - Fettlastige Ernährung Medikamente Dauerbelastung u.v.m. Therapeutische Ansätze in der Insulinresistenz: - Bewegung, Bewegung, Bewegung - Alle Süssspeisen meiden und raffinierte Kohlenhydrate reduzieren - Reduktion schlechter Fette - Insulinschonende Ernährung - ausreichend Schlaf - Reduktion von Stress auch psychischem Stress - Galaktose-Therapie Körperliche Aktivität spielt eine wichtige Rolle in der Regulation des Insulinstoffwechsels. Selbst manifestierte Zustände von Insulinresistenz können durch körperliche Aktivität und Bewegung erheblich verbessert werden. Ganz wichtig ist natürlich auch der Verzicht auf raffinierte Kohlenhydrate (wie z.B. Haushaltszucker, Weissmehl). Vielversprechende Resultate zeigen auch Therapien mit Galaktose (siehe Kapitel 4.1.6.Vitalstoffe). 42 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt 3.3 Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Einbezug von naturheilkundlichen Ansätzen 3.3.1 Chinesische Diätetik – Ernährung einmal aus ganz anderen Perspektive Thermische Wirkung einiger ausgewählter Nahrungsmittel Während sich westliche Ernährungsmedizin fast ausschliesslich mit den Inhaltsstoffen der Nahrung und ihrer Wirkung auf den Organismus auseinandersetzt, beschreibt die traditionelle chinesische Medizin (TCM) die Nahrungsmittel und ihre Wirkung aus einem vollkommen anderen Blickwinkel, nämlich hinsichtlich der „thermischen“ Wirkung der Lebensmittel. Es gibt heisse, wärmende, neutrale, erfrischende und kalte Nahrungsmittel, die von der Art des Lebensmittels und seiner Zubereitungsweise abhängig sind. Jeder Mensch kann diese Wirkung unmittelbar am eigenen Leibe spüren. Wer bei 30° Hitze ein scharf gewürztes gebratenes Pfeffersteak vielleicht mit einem Glas Rotwein verzehrt, der wird nicht nur unter einem leichten Schweissausbruch und Mundtrockenheit leiden, sondern bei entsprechender Empfindlichkeit mit weiteren Hitzesymptomen wie Aufstossen, Sodbrennen und Magenschmerzen reagieren. Wer umgekehrt in grosser Nässe und Kälte durchfroren nach Hause kommt, wird kaum Lust auf einen, wenn auch noch so vitaminreichen, kalten Gurken-Tomatensalat mit eisgekühltem Orangensaft verspüren. Warme, gesüsste Getränke und warme, mild gewürzte Suppen/Fleischbrühen mit Kohlenhydratbeilage (z. B. Nudelsuppe) sind aus thermisch-energetischer Sicht in einer solchen Situation wesentlich besser verträglich und aufbauend als kalte Getränke, oder Fertignahrung. So können auch heisse Nahrungsmittel wie ein Glas Glühwein oder Yogitee oder eine gut gewürzte Fleischbrühe am Abend eingenommen Wunder bewirken, wenn eine Erkältung im Anflug ist. Heiss Wärmend Neutral Erfrischend Kalt gegrilltes und Geflügel, Wildfleisch Kalb-, Rindfleisch Schwein, Kaninchen, Algenprodukte gebratenes Fleisch, rotfleischiger und Fisch Meeresfrüchte, v.a. Schaf und Lamm geräucherter Fisch Hülsenfrüchte Tofu, Sojaprodukte Schaf-, Ziegenkäse, Ei, Käse, Kuhmilch, angesäuerte Hartkäse Rahm, Butter Milchprodukte: Speiseeis Frischkäse, Quark, Jogurt Walnüsse, Pistazien, Mandeln, Pflanzenöle, Pinienkerne Haselnüsse, Kokosnuss Erdnüsse Hafer, Grünkern, Kartoffeln, Mais, Weizen, Buchweizen, Süssreis, Quinoa Dinkel, Hirse, Reis Roggen, Gerste Lauch, Fenchel, Kohlarten, Karotten, Blattsalate, Rettich, Kürbis, Zwiebeln, gekochte Gemüse, Radieschen, Randen, Süsskartoffeln, Feldsalat Broccoli, Spargel, Knoblauch Tomaten, Gurken wasserreiches Gemüse: Auberginen, Peperoni, Zucchini Pfeffer, Chili, Curry, Ingwer, Vanille, Honig, Sesam Kresse, Liebstöckel, Salz Zimt, Muskat, Nelken Kakao, Rosmarin, Löwenzahn, Zitronenmelisse Thymian, Basilikum, Pfefferminz Kümmel, Schnittlauch, Petersilie, Senf Dörrobst, Aprikosen, süsse, ausgereifte saure Äpfel, Birnen, Wassermelone, Kiwi, Pfirsiche, Kirschen, Äpfel, Trauben, Beeren, Zitrusfrüchte, Rhabarber, Ananas, Granatapfel Feigen, Pflaumen Melonen Mango, Banane 43 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums hochprozent. Alkohol, Rotwein, Malaga, Traubensaft, Fruchtsäfte, Mineralwasser, schwarzer Kaffee, Kirschensaft, Schwarztee, Gemüsesäfte, grüner Tee Fencheltee, Yogitee Getreidekaffee Süssholztee Pfefferminztee, Weisswein, Bier 3.3.2 Organuhr und die Wichtigkeit der Organregeneration Zirkadianrhythmus*: Das Modell der Organuhr basiert auf der Erkenntnis der chinesischen Medizin, dass alle zwei Stunden im Laufe eines 24-StundenRhythmus ein anderes Organ die energetische Hauptaktivität übernimmt. In vorgegebenen Rhythmen senkt und erhöht sich das jeweilige Energiepotenzial. Die angegebenen Uhrzeiten entsprechen der mitteleuropäischen Winterzeit; d.h. im Sommer ist eine Stunde dazu zu rechnen: Magenzeit wäre dann von 8-10 Uhr, da sich der Stoffwechsel nach dem Licht richtet. Westliche Forscher entwickelten auf der Grundlage der Erkenntnisse der chinesischen Medizin die Chronobiologie* – die innere Uhr des Körpers. Sie bestimmt den gesamten Lebensrhythmus und wird durch ein körpereigenes Timing geregelt mit Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresrhythmen. Beispielsweise in der Dickdarmzeit können die 3-4 grossen Längskontraktionen mit etwas Aufmerksamkeit genutzt werden für den täglichen Stuhlgang. Zwischen 7 und 15 Uhr verfügen die Verdauungsorgane über viel Energie und Aktivität. Um eine optimale Verdauung zu gewährleisten, sollten in dieser Zeitspanne die Hauptmahlzeiten des Tages mit eher schwerer verdaulichen Nährstoffen (Fett, Eiweiss und Rohkost) eingenommen werden. In der Regenerationsphase am Abend (in der Graphik gegenüberliegende Zeiten) sollten diese Organe mit kleineren, leichten Mahlzeiten (gekochte Gemüse und Früchte, Kohlenhydrate, evtl. leicht verdauliche Eiweisslieferanten, wie Fisch, Poulet) entlastet werden. So kann sich auch die Leber in den frühen Morgenstunden ihren Stoffwechselaufgaben widmen und erschöpft sich nicht mit dem Verwerten frisch ankommender Nährstoffe und Alkohol. Auch wird sie es schätzen, wenn ihr in ihrer Ruhezeit von 13-15 Uhr ein wenig Entspannung gegönnt wird. Wird der Rhythmus jahrelang missachtet, führt dies zu einer Schwächung der Organe. Die Leber zum Beispiel zeigt dies mit Appetitlosigkeit und genereller Müdigkeit, insbesondere auch am Morgen (der Schmerz der Leber ist die Müdigkeit). 44 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums * Zirkadianrhythmus: Circa = Ungefähr; Dian = Tag, Circadian: ungefähr 24h, Zeitliche Ordnung von Lebensvorgängen vollzieht sich in Form von Rhythmen). Chronobiologie: Chrono (s) = Zeit: Biologische Vorgänge in Abhängigkeit von der Zeit. Organzeiten, zugeordnete Emotionen und die ihr zugehörigen Qualitäten Organzeit 03-05 Uhr: Lunge Qualität Trauer und Kummer Emotionen Distanz und Mut, Abkapselung und Depression 05-07 Uhr: Dickdarm Gerechtigkeit Annehmen, LoslassenFesthalten 07-09 Uhr: Magen 09-11 Uhr: MilzPankreas Aufrichtigkeit Lebensfreude, Gier, Weltflucht Sorgen und grübeln 11-13 Uhr: Herz Hass, Vergnügungss ucht, Freudlosigkeit Vernunft, Fairness, sich kümmern, Kummer, Sorgen, Schwermut Respekt, Liebe, Ungeduld, Hass 13-15 Uhr: Dünndar m Herzenswärm e, Lebensfreude 15-17 Uhr: Blase Weisheit 17-19 Uhr: Niere Angst, Furcht 19-21 Uhr: Pericard Siehe Herz 21-23 Uhr: Dreifach- Gleichheit in der Vielfalt erkennen, Antenne zum Überbewusstsei n – Fanatismus Aufrichtigkeit, Selbstorientierun g – nicht zu sich stehen Mut zur Sanftheit (Sanftmut) – Angst, Furcht Selbstliebe, sich selbst vergeben – ewige verliebt sein, sich nicht schützen können Balance Aussen – Innen, soziale Kontakte nach Bemerkungen 03-04 Uhr: Das Hormon Melatonin wird ausgeschüttet. Es ist wichtig für das Durchschlafen 04-05 Uhr: Blutdruckanstieg. Leute mit Herzinsuffizienz wachen häufig zu dieser Zeit auf 05-06 Uhr: Testosteronschub begünstigt die sexuelle Lust des Mannes am frühen Morgen. 06 Uhr: Cortisol-Schub weckt den Körper, sofern er sich im Biorhythmus befindet 07 Uhr: Darmentleerung In dieser Zeit läuft die Verdauung auf Hochtouren. Daher kommt der Spruch: „Iss morgens wie ein Kaiser“ 09-10 Uhr: der Körper ist widerstandsfähig. Beste Zeit für Operationen 10 Uhr: Der Körper erreicht Höchsttemperatur 10-11 Uhr: Die geistige Lernfähigkeit ist nun am grössten In dieser Zeit ist das Herz am anfälligsten für einen Infarkt 12 Uhr: 1. Basenflut bei verstärkter Säureproduktion im Magen. Konzentrationsfähigkeit sinkt 13-14 Uhr: erhöhte Gallensäureproduktion Körper befindet sich im Mittagstief 15-16 Uhr: Das Langzeitgedächtnis hat seine Hochphase. Urinausscheidung ist besonders hoch 17 Uhr: Steigerung von Vitalität und Stoffwechsel. 2. Basenflut mit verstärkter Produktion von Magensäure 19 Uhr: Puls und Blutdruck werden ruhiger 22-23 Uhr: Das Immunsystem ist sehr aktiv Regeneration der Hormondrüsen 45 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt erwärmer 23-01 Uhr: Gallenbla se Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums aussen Entscheidungskr 23 Uhr: Cortisol-Produktion wird aft, heruntergefahren. Stoffwechsel wird träge Zielstrebigkeit – 24 Uhr: die Zeit der Hautregeneration Rigidität, Kontrolle 01-03 Wut, Jähzorn, Wachstum, ErDie Leistungsfähigkeit fällt auf den Tiefpunkt Uhr: Ärger neuerung, Zeit der Leberentgiftung. Menschen mit Leber Flexibilität, Leberbelastung wachen häufig zu dieser Zeit Entgiften, auf physisch wie emotional – Ärger, Frustration 3.3.3 Stoffwechseltypologie (Metabolic Typing) und Blutgruppen-Empfehlungen Güte und Toleranz Einführung in die Stoffwechseltypologie Metabolic Typing ist keine Methode, um Krankheiten zu bekämpfen, sondern um Gesundheit zu fördern. Das Ziel ist es, jeder Zelle die benötigte Nahrung zuzuführen, damit sie ihre individuelle Aufgabe vollumfänglich erfüllen kann. Unser ganz individueller Stoffwechsel ist in seiner Aktivität abhängig von unterschiedlichsten Einflüssen und vererbten Faktoren. Es gibt keine universell geeignete Ernährung. Egal welche Empfehlungen von welchen Gremien auch immer gemacht werden. Wenn sie nicht individuell auf den persönlichen Stoffwechsel abgestimmt sind, werden sie trotz akribischer Durchführung nicht immer das angestrebte Resultat erbringen. Die Entdeckung der Typologie, also der Unterschiedlichkeit von Menschen, ist nicht neu. Schon im 6000 Jahre alten Ayurveda werden drei Persönlichkeitstypen (Vatta, Pitta und Kapha) charakterisiert. In der TCM unterscheidet man Yin- und Yang-Dominanzen und Hippokrates begründete in der Antike die Vier-Säfte-Lehre der Humoralmedizin. Aus der Neuzeit stammt das Wissen der Drüsentypen von Henry Bieler, und die 1940er Jahre brachten mit Dr. W.H. Sheldon die Lehre des ectomorphen, endomorphen und mesomorphen Typen. Dr. Kelly prägte dann das Wissen über das Nervensystem und seine individuellen Auswirkungen, William Wolcott vertiefte sich in die Biochemie der Kohlenhydratverbrennung. Die heute wichtigsten Erkenntnisse werden in der Folge zusammengefasst beschrieben. Den Stoffwechsel beeinflussende Faktoren: Nervensystem Drüsenfunktion Verbrennung von Kohlenhydraten Nährstoffzufuhr und Verarbeitung Stoffwechsel Prostaglandinstoffwechsel 46 Säure-Basen- Blutgruppen- Haushalt System Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Die verschiedenen Faktoren, die am Stoffwechsel beteiligt sind, üben eine unterschiedlich starke Dominanz auf das System aus. Bei der Frage nach der geeigneten Ernährung gilt es herauszufinden, welches System momentan am stärksten im Ungleichgewicht ist. Aufgrund dieser Analyse wird die ideale Ernährungsweise bestimmt. So kann in der Grundveranlagung die Kohlenhydratverbrennung dominant vererbt sein, während sich in der aktuellen Lebenssituation der Organismus durch äussere oder innere Umstände intensiver mit dem entgleisten Drüsensystem auseinandersetzen muss – so zum Beispiel bei starkem Übergewicht. In diesem Fall wird beispielsweise das Drüsensystem zuerst behandelt; in einem andern möglicherweise das überreizte Nervensystem. Im Folgenden finden sich kurze Erklärungen zu den unterschiedlichen Typologien ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Übersicht über die 4 Körpersysteme mit ihren Stoffwechseltypen Verbrennersystem - Langsamverbrenner - Schnellverbrenner - Mischtyp Verbrennertyp Nervensystem Drüsensystem - Nebennierentyp/ - Sympathikustyp Androider Typ - Parasympathikustyp - Ausgewogener Typ - Hypophysentyp/ Lymphatiker - Schilddrüsentyp - Gonadentyp/ Östrogentyp ♀ Nerventyp Drüsentyp Blutgruppen - BG 0 - BG A - BG B - BG AB Blutgruppentyp Die einfache Therapie beginnt am besten mit der Nutzung der Blutgruppentheorie. Bringt diese nach wenigen Wochen gar keinen Erfolg, oder ist die zu behandelnde Person stark übergewichtig, sollte der Stoffwechsel genauer unter die Lupe genommen werden. 3.3.4 Verbrennertypen Die Lehre geprägt von William Wolcott taucht tief ein in die Biochemie des Kohlenhydratstoffwechsels. Um nicht unnötig komplizierende Details aufzuführen verzichten wir auf die Erläuterung der biochemischen Zusammenhänge und widmen uns dem fürs Verständnis Wesentlichen. Wolcott unterscheidet 3 Typen von Kohlenhydratverbrennern. Langsamverbrenner Schnellverbrenner Mischtyp Die Unterscheidung der einzelnen Verbrenner-Typen gründet auf der unterschiedlichen Fähigkeit Nährstoffe, insbesondere Kohlenhydrate, im Körper umzusetzen und daraus 47 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums Energie zu produzieren. In der Tabelle werden einzelne Unterschiede und Merkmale verdeutlicht. Ausschlaggebend für die Unterscheidung der drei Eigenarten sind die Sättigungseigenschaft von Kohlenhydraten und die Verdauungsleistung nach gewissen Mahlzeiten. Die Leistungsfähigkeit nach einem Teller Pasta ohne Fleisch oder einem Fitnessteller (Fleisch und Salat) ohne Kohlenhydrate entwickelt sich unterschiedlich. Machen die eingenommenen Mahlzeiten müde und schwerfällig oder wach und leistungsfähig? Sättigen die Gerichte oder muss nach kurzer Zeit erneut etwas gegessen werden? Typische Merkmale werden in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Art der Kohlenhy drat-Verbrennung Ernährun g, die müde macht Ernährun g, die fit macht Besonder es Emotione n und Persönlic hkeit KH-Langsamverbrenner Verbrennt Glucose zu langsam und ungenügend. Er zehrt langfristig von einer Kohlenhydratmahlzeit. Er wird eher schwerfällig und träge, wenn er zu grosse Portionen isst - Fleisch und fettreiche Mahlzeiten. - Besonders rotes Fleisch und tierische Fette - Grosse Mahlzeiten - drei eher kleinere Mahlzeiten - Vegetarische, leichte Mahlzeiten (ThaiKüche oder leichte Wok-Gerichte) - Komplexe Kohlenhydrate (Gemüse, Getreide, auch Früchte) Hat wenig Hunger Zurückhaltend, treu, diplomatisch, beharrlich, stabil. Tendiert zur Grüblerei, wühlt oft in der Vergangenheit, vielem KH-Schnellverbrenner Verbrennt zu schnell. Kaum ist die Kohlenhydratmahlzeit beendet, kommt das erste Hungergefühl auf. Die gewonnene Energie verpufft rasch und lässt den Blutzuckerspiegel anschliessend in den Keller sinken - Kohlenhydrate, wie Pasta, Brot, Sandwich und Süssigkeiten Mischtyp Ausgewogene Verbrennung und optimale Energieproduktion - Zu einseitige Kost - Fleisch und fettreiche Mahlzeiten - Rotes Fleisch und tierische Fette - Mag und verträgt sowohl Fleisch wie auch vegetarische Gerichte - Nicht zu fettig und nicht zu üppig Hat oft Hunger und Appetit. Mag gern grosse Portionen Impulsiv, extrovertiert, leistungsorientiert, häufig aufgedreht, unterschwellig müde. Macht viele Dinge zur gleichen Zeit. 3 normale Mahlzeiten reichen Ausgeglichen bis pendelnd zwischen Hyper- und Hypoaktivität. Hat eher Mühe mit der Gegenwartsbewältigung. 48 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ideale Ernährun g und Verteilung der Nährstoffe Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums gegenüber misstrauend und eher negativ eingestellt Unruhige Gedanken Lebt in den Tag hinein, lässt sich gern ablenken Nahrungsmittelgruppe 1: 60 % Kohlenhydrate (Gemüse, Obst, Getreide) 20-30 % Eiweisse (eher arm an Purin, Hülsenfrüchte, Fisch, Poulet, fettarme Milchprodukte) 10 % Fett (pflanzliche) Nahrungsmittelgruppe 2: 30 % Kohlenhydrate (besonders aus Gemüse) 40 % Eiweisse (vorwiegend tierische, purinhaltige) 30 % Fett (Mischung aus pflanzlichen und tierischen) Citrathaltige Nahrungsmittel und Vitalstoffe: Äpfel, reiner Essig, saurer Most Nahrungsmittelgruppe 3: 50 % Kohlenhydrate (Gemüse, Obst, Getreide) 30 % Eiweisse (Mischung aus tierischen und pflanzlichen) 20 % Fett (Mischung aus pflanzlichen und tierischen) Ausgewogenes Verhältnis von allem Oxalsäurehaltige Nahrungsmittel: Rhabarber, Spargel, Spinat, Mangold, Randen, Kakao, Schokolade, Buchweizen 3.3.5 Nerventypen Das autonome Nervensystem reguliert die innere Ausgeglichenheit, die Anspannung und die Entspannung, Aktivität und Ruhe, aufbauende (anabole) und abbauende (katabole) Prozesse sowie den Säure-Basen-Haushalt. Die zwei Äste dieses Nervensystems, der sympathische und der parasympathische wurden schon oben im Kapitel über Stress beschrieben (siehe 2.4.2). Alles was mit Aktivität zu tun hat wird durch den Sympathikus gesteuert, der Parasympathikus hingegen steuert die Passivität, Ruhe und Entspannung sowie Verarbeitung von Materie. Das Verhältnis zwischen Sympathikus- und Parasympathikusaktivität definiert die jeweiligen Nerventypen charakterlich wie körperlich. Das Miteinader der beiden Nervenzweige spiegelt sich im Zusammenspiel der Stoffwechselprozesse. Jede Störung in der Nervenfunktion führt unweigerlich zu einem krankmachenden Ungleichgewicht. Die zwei unausgeglichenen pathologischen Nerven-Typen: Eigensc haften Essver halten Der Sympathikotoniker Steht immer unter Strom, ist aktiv und ziel- sowie leistungsorientiert. Hirnhälftendominanz links, was ihn zum strukturierten, logisch denkenden Analytiker macht, der teilweise handelt, bevor seine Idee gereift ist. Mehr Männer leben diese Dominanz, die Frauen holen aber auf. Er hat selten Zeit und neigt im Stress entweder dazu, gar nichts zu essen oder zu Süssigkeiten und Sandwichs zu greifen. Tendiert zu Unter- oder Übergewicht. Er ist kein Geniesser und hat keine Zeit, Der Parasympathikotoniker Gehört eher zu den ruhigen überlegten Persönlichkeiten. Bei ihm ist die rechte Hirnhälfte dominant, was seine spielerische, kreative, künstlerische Ader zum Zug kommen lässt. Ruhig und intuitiv, überlegt erst bevor er etwas umsetzt. Oft Künstler und Frauen. Er geniesst gerne und lässt sich Zeit beim Essen. Kann nur schlecht auf eine Mahlzeit verzichten. Die Verdauungsleistung ist normalerweise gut. (In der heutigen Arbeitswelt sind auch parasympathisch 49 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt um sich mit den Reizen, die auf seine Geschmacksknospen wirken, auseinanderzusetzen. Mag keine grossen Menus und verdaut eher schlecht. Nach grossen Mahlzeiten fühlt er sich schwerfällig und wenig leistungsfähig. - Täglicher Konsum von Fleisch und tierischem Fett steigern die Produktion der Stresshormone. Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums gesteuerte Menschen meist so unter Druck, dass ihr System in die Sympathikusdominanz rutscht). Sie können schwere Mahlzeiten gut verdauen. - Profitieren von eiweissreichen Mahlzeiten und schöpfen Energie daraus. - Haben „süsse Zahn“ was sie noch träger macht als sie schon sind. Fazit: Der Sympathikotoniker muss ruhiger werden, mehr Bodenhaftung bekommen. Deshalb lebt er am besten mit einer pflanzlichen, vegetarischen Ernährung mit leicht verdaulichen Eiweissen. Er sollte sich bei der Auswahl seiner Nahrungsmittel an der Gruppe 1 orientieren (siehe Anhang). Kohlenhydrate 60% Eiweisse 25% Fett 15% Drei regelmässige Mahlzeiten über den Tag verteilt und davon zwei warm sind eine Notwendigkeit, um den Organismus mit der nötigen Energie und Ruhe zu versorgen. Das Sandwich vor dem Computer ist out! Vitalstoffe: Der ausgemergelte, trockene, dünne, nervöse Typ profitiert von Magnesiumorotat. Der tendenziell Übergewichtige profitiert von Magnesiumaspartat. Der Parasympathikotoniker braucht ein Stimulans, um auf die Beine zu kommen. Tierische Eiweisse sollten in seiner Ernährung nicht fehlen. Dafür muss auf zu viel Kohlenhydrate, besonders die zuckerhaltigen verzichtet werden. Er sollte sich an die Nahrungsmittel der Gruppe 2 halten (siehe Anhang). Kohlenhydrate 30% Eiweiss 40% Fett 30% Maximal drei Mahlzeiten. Keine Zwischenmahlzeiten und Snacks. Dieser Typus tendiert zu rascher Gewichtszunahme. Vitalstoffe: Profitiert von Kalziumcitrat . Als Aktivierungshilfe. Der ausgeglichene Nerventyp braucht keine therapeutische Intervention und kann sich an die Empfehlungen seines KH-Verbrennertyps halten. Gewisse Ähnlichkeiten bestehen zwischen den KH-Verbrennertypen und den Nerventypen, wobei ein aufgeweckter Mensch sowohl ein Sympathikotoniker wie auch ein KH-Schnellverbrenner sein kann. Ihre Ernährungsempfehlungen jedoch klaffen zu 100% auseinander. Wie kann das sein? Während beim KH-Typen der eigentliche Metabolismus und die Verarbeitung von Nährstoffen als Grundlage für die Theorie dienen, sind es bei einer Dominanz des vegetativen Nervensystems die Auswirkungen auf die Verdauungsorgane, die ausschlaggebend sind für die Ernährungsempfehlungen. So bewirkt die Fleischnahrung beim KH-Schnellver-brenner eine Verlangsamung der KH-Verbrennung und somit eine optimale Energieproduktion. Beim Sympathikotonen hingegen bewirkt dieselbe Nahrung 50 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums eine zusätzlich erhöhte Stressreaktion, während der Darm unter sympathikotoner Dominanz sowieso nicht darauf ausgerichtet ist, zu verdauen. Es bringt den Sympathikotoniker zusätzlich aus dem Gleichgewicht und raubt ihm so wichtige Energie. Es ist also wichtig herauszufinden, welches der beiden Systeme ausgeprägtere Wirkung im Individuum zeigt: das Nervensystem oder das Verbrennungssystem. Personen, welche in Stresssituationen mit Veränderungen ihres Gewichts reagieren, zeigen damit, dass ihr Nervensystem nicht ausgeglichen ist. Bei einer Therapie sollte das Nervensystem prioritär angegangen werden. 3.3.6 Drüsensystem Auch die Hauptdrüsen respektive die Hormondominanz spielt eine Rolle für unterschiedliche Bedürfnisse bezüglich der Nährstoffzufuhr. Die Drüsentypologie zu beachten macht insbesondere bei Übergewicht und Tendenz dazu Sinn. Da wir uns in dieser Arbeit nicht mit dem Thema Übergewicht auseinander setzen können und wollen, gehen wir nicht tiefer auf dieses Thema ein. Wer sich informieren möchte, die Lehre stammt von H. Bieler und J. Cooper. 3.3.7 Blutgruppenempfehlungen nach D’Adamo Empfehlungen für Menschen mit der Blutgruppe 0 Die Blutgruppe 0 ist die älteste aller Blutgruppen und geht zurück auf die Jäger und Sammler. An der Spitze der Nahrungskette waren sie einem harten Überlebenskampf ausgesetzt und haben demzufolge ein widerstandfähiges Immunsystem und einen robusten Verdauungstrakt entwickelt, der aber noch nicht auf Milch- und Getreideprodukte eingestellt war. Menschen mit Blutgruppe 0 haben eine starke Durchsetzungskraft, reagieren aber überempfindlich auf Veränderungen in der Ernährung und der Umwelt. Stress begegnen sie am besten mit starker körperlicher Beanspruchung. Sie fühlen sich am wohlsten, wenn sie sich viel bewegen, Sport treiben und dazu tierisches Eiweiss zu sich nehmen. Sie benötigen einen leistungsfähigen Stoffwechsel, um schlank und energiegeladen zu bleiben. Ein verlangsamter Stoffwechsel kann zu Depressionen, Erschöpfungszuständen, Schlaflosigkeit, Anfälligkeit auf Entzündungs- und Autoimmunkrankheiten (Arthritis, Asthma etc.), wie auch zu ständiger Gewichtszunahme führen. Der 0-Typ sollte deshalb mindestens viermal pro Woche mit erhöhter Pulsfrequenz Sport treiben und dabei das Kreislaufsystem herausfordern. Um schlank und leistungsfähig zu bleiben, muss er seine Ernährung eiweiss- und fettreich, aber kohlenhydratarm zusammenstellen. Empfehlungen für Menschen mit der Blutgruppe A Für Menschen der Blutgruppe A ist eine vegetarische Ernährung besonders bekömmlich. Entwicklungsgeschichtlich stellt sie das Erbe ihrer eher sesshaften und nicht so krie-gerischen Vorfahren dar, welche Landwirtschaft betrieben. Der Umwelt angepasst, in Gemeinschaften lebend, ernteten sie, was sie säten. Im Wesen sind sie kooperativ und friedfertig. Sie brauchen auch heute pflanzliche Kost (Sojaproteine, Getreideprodukte, Gemüse), um schlank und produktiv zu bleiben. Menschen mit Blutgruppe A können den grössten Nutzen aus ihrer Ernährung ziehen, wenn sie rotes Fleisch und besonders Wurstwaren aus dem Speisezettel streichen. Bei Stress reagieren sie am besten auf beruhigende, konzentrationsfördernde Übungen (Yoga, Tai Chi). Sie verfügen über einen empfindlichen Magen-Darm-Trakt und neigen bei 51 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums ungeeigneter Ernährung zu Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs, Diabetes, Leber- und Gallenblasenstörungen. Ihr Immunsystem ist tolerant (anfällig auf das Eindringen von Mikro-organismen). Mit der geeigneten Ernährung kann sich der Körper von Schadstoffen befreien, die einen raschen Zellzerfall hervorrufen. Dadurch verlangsamt sich der Alterungsprozess und die körperliche sowie geistige Leistungsfähigkeit bleibt lange erhalten. Empfehlungen für Menschen mit der Blutgruppe B Die Blutgruppe B entwickelte sich irgendwann in der Zeit zwischen 10'000 und 15'000 v. Chr. im Gebiet des Himalya-Hochlands. Die neue Blutgruppe kennzeichnete die grossen Völker der Steppenbewohner, die eine Kultur hervorbrachten, die auf der Domestizierung wilder Tiere beruhte. Dies spiegelt sich in der fleischreichen Ernährung und den Milchprodukten dieser Weidenomaden wieder. Menschen der Blutgruppe B sind anpassungsfähig und ausgeglichen. Sie haben ein starkes Immunsystem und ein tolerantes Verdauungssystem, d.h. sie vertragen die meisten Lebensmittel. Auf Stress reagieren sie am besten mit Kreativität. Der B-Typ benötigt einen Ausgleich zwischen körperlicher und geistiger Tätigkeit, um schlank und geistig frisch zu bleiben. Menschen der Blutgruppe B sind meist in der Lage, viele der heutzutage verbreiteten Zivilisationskrankheiten wie Herzkrankheiten und Krebs abzuwehren, resp. haben eine grössere Überlebenschance, falls sie von diesen Krankheiten betroffen sind. Multiple Sklerose oder das chronische Erschöpfungssyndrom kommt bei den B-Typen dagegen häufiger vor. Durch eine ausgewogene Kombination von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln können sie ein langes und gesundes Leben führen. Empfehlungen für Menschen mit der Blutgruppe AB Die Blutgruppe AB entstand aus der Vermischung von Menschen mit Blutgruppe A und B. Die historisch gesehen jüngste Blutgruppe kommt nur bei 5 % der Bevölkerung vor. Der eher zarte, charismatische, geheimnisvolle, moderne Mensch hat die Verträglichkeit gegenüber dem Blut der Blutgruppe A und B geerbt. Er besitzt weder Anti-A- noch Anti-BAntikörper (universelles Empfängerblut). Er weist im Vergleich zu den andern Blutgruppen eine geringere Anfälligkeit für bestimmte Allergien und Autoimmunerkrankungen auf (z.B. Arthritis). Dafür lässt das tolerante Immunsystem Mikroorganismen leichter eindringen. Stress kann am besten mit beruhigenden, die Konzentration fördernden Übungen wie Yoga, Tai Chi, Meditation und schöpferischen Tätigkeiten abgebaut werden. Die Kombination mit schwungvoller, mässiger körperlicher Aktivität wie z.B. beim Wandern wirkt unterstützend. Der A-Typ und weniger ausgeprägt auch der AB-Typ weisen geringere Mengen des Intrinsic-Factors auf und neigen deshalb zu einem Vitamin B12Mangel (durch Probleme mit der Aufnahme durch die Nahrung), was eine perniziöse Anämie begünstigen kann. Der Spiegel an Serum-Cholesterin und Triglyceriden ist wie beim A-Typ häufig erhöht sowie auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zur Vorbeugung von Krebs empfiehlt sich eine ballaststoffreiche Ernährung mit Soja und wenig tierischen Produkten. Der eher anfällige Magen-Darmtrakt verträgt massvoll genossene Mischkost am besten. Rotes Fleisch, Huhn und tierisches Fett sollen eher gemieden werden. Hingegen erweisen sich Fisch, Soja und angesäuerte Milchprodukte als gut bekömmliche Eiweissquellen. Im Stress reagieren die Menschen je nach Blutgruppe (BG) verschieden: BlutPersönlichkeitsmerkmale der Blutgruppen gruppe Reaktion auf Stress (unsere Testresultate) 52 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums 0 Extravertierter „Yang-Typ“: stark, mit guten Führungsqualitäten, pragmatisch, strategisch und logisch denkend, oft Einzelkämpfer (mesomorpher Konstitutionstyp: Bewegungsnaturell). Es muss allerlei geschehen, damit Menschen mit Blutgruppe 0 aus der Bahn geraten. Falls sich eine Erschöpfung entwickelt hat, dauert die Erholungsphase jedoch länger. Erhöhte Katecholamin-Ausschüttung (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin) mit verlangsamtem Abbau durch niedrige Aktivität des Enzyms MAO (Monoaminooxidase). Im NBT bei Probandin K. (Cortisolwerte tief); bei U. und R. starke Schwankungen in der Cortisol-Ausschüttung. A Introvertierter „Yin-Typ“: gefühlsbetont, kreativ, empfindsam. Je nach Veranlagung: - Endomorph (Ernährungsnaturell): kooperativ, anspruchsvoll, gesellig, Neigung zum Extremen (z.B. GenussSucht) - Ektomorph (Empfindungsnaturell): Hang zum Perfektionismus, Vorliebe für das Alleinsein Typ A neigt dazu, auf geringfügigen Stress zu überreagieren. Unabhängiger „Yang-Typ“, mit ziemlich ausgeglichener Konstitutionstypenverteilung und entsprechend harmonischem Persönlichkeitsprofil: umgänglich, kreativ, originell, flexibel, aufgeschlossen, nicht unterzukriegen, passionierter Organisator. Erhöhte Cortisol-Ausschüttung mit verlangsamtem Abbau. Im NBT bei Probanden S., P. und M. (Adrenalinwerte tief). Der erhöhte Cortisolspiegel unterdrückt die Immunreaktion und begünstigt Entstehung von Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen, sowie Senilität und Alzheimer-Demenz. Emotionaler „Yin-Typ“ (oft Bewegungsund/oder Empfindungsnaturell): leidenschaftlich, vertrauensvoll, visionär, intuitiv, unvoreingenommen, freundlich, herzlich. (Dr. Peter J. D’Adamo, 4 Blutgruppen richtig leben und Skript U. Wetter, Konstitutionstypen) Erhöhte Katecholamin-Ausschüttung (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin) mit verlangsamtem Abbau (Stressreaktion ähnelt aus ungeklärten Gründen meist eher der BG 0). B AB Erhöhte Cortisol-Ausschüttung mit verlangsamtem Abbau (Stressreaktion gleicht der Blutgruppe A, ist aber weniger ausgeprägt und lässt sich durch Entspannungstechniken rascher abbauen). 3.3.8 Praktische Umsetzung der Erkenntnisse aus der Stoffwechseltypologie Wie sollte der Teller, respektive das Menü aussehen, wenn zu Hause oder auswärts gegessen wird? Ernährung nach offiziellen schweizerischen Empfehlungen (entspricht dem Mischtyp, siehe unten) 53 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums So setzt sich das Mittag- oder Abendessen optimal zusammen ½ aus Gemüse, Salat, Früchten ¼ aus Getreide, Kartoffeln, Teigwaren, Hülsenfrüchten, Brot ¼ aus Fleisch, Fisch, Eiern, Käse dazu ein Glas Wasser, Tee, oder verdünnter Fruchtsaft (aus Coop-Broschüre) Ernährung aufgrund der Stoffwechseltypen Mit der passenden Ernährung unterstützt man die biochemische Individualität und somit auch die persönliche Leistungsfähigkeit. Bei über 80% der Bevölkerung sind die vier Systeme klassisch aufeinander abgestimmt. Die folgende Zusammenfassung beschränkt sich auf den sog. linearen Typ. Wolcott beschreibt neben den drei Haupttypen (Kohlenhydrat-, Eiweiss- und dem balancierten Misch-Typ) noch weitere 69 Untertypen. Die so genannten „chaotischen“ oder eben nicht klassische Ernährungstypen. Diese sind jedoch seltener anzutreffen, da sie weniger vererblich sind. In der Beratung beschränkt man sich in diesem Fällen während den ersten sechs Monaten auf Empfehlungen für das dominanteste Körpersystem. Allgemein gelten folgende Gesetzmässigkeiten und entsprechende Ernährungsempfehlungen: Für den Mischtyp passt die offizielle Pyramide (s. Kapitel 3.1.6.), im Speziellen angereichert mit genügend Hülsenfrüchten und mediterraner Kost. Kohlenhydrat-Typ Eiweiss-Typ „Beta-Typ“ „Glyko-Typ“ Langsam Sympathikus Nebennierentyp Gonadentyp Blutgruppe A Blutgruppe AB Verbrennungssystem (Ernährungstyp) → Energie Nervensystem (Ernährungstyp) → Balance Drüsentypen (Übergewichtstyp) Blutgruppen (Unverträglichkeitsund Ernährungstyp) Schnell Parasympathikus Schilddrüsentyp Hypophysentyp Blutgruppe 0 Blutgruppe B Ernährungsempfehlungen Kohlenhydrat-Typ - reichlich Gemüse, Obst (auch Säfte) - Getreide und deren Produkte (Kohlenhydrate sind die Energiequelle) - fettarmes Fleisch und Fisch - fettarme Milchprodukte - pflanzliches Eiweiss (haben einen länge- Eiweiss-Typ - Gemüse und Salate, Rosmarin - wenig säuerliches Obst und Getreide - Fleisch, Fisch (beides darf fettreich sein) - Ei, Meeresfrüchte (haben mehr Magensäure) - (Voll-) Milchprodukte, Rahm 54 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums ren Darm) - Öl (pflanzliches Fett) - Butter, Fett, Öl (Energiequelle) → LoGi-Pyramide (s. Kapitel 3.2.7.) z.B. Vollwertküche (aber wenig und geschälte Hülsenfrüchte), vegetarische Ernährung, Spargel, asiatische Küche (Thailand, Indien), Hirse, Mais, Amaranth (C4-Pflanzen) z.B. mediterrane Küche (ohne Pasta/Pizza), eher griechisch, englisches Frühstück, Steak mit Kräuterbutter, Fitnessteller Stärkehaltige Beilagen werden eher zu einer Art Dekoration im Teller; Zitronen-, Apfel- und Weinsäuren helfen bei der Verwertung der Nahrung 3.3.9 Ernährung im Einklang mit dem Zellenrhythmus Nach Heinrich Tönnies lässt sich seelische Stabilität und geistige Leistungsfähigkeit durch „bedarfsorientierte Ernährung“ fördern. Jeder Körper muss mit den notwendigen Nährstoffen versorgt werden. Um aber die höchste Regenerationsfähigkeit zu erreichen, müssen die Stoffe zu der Zeit aufgenommen werden, in der sie verwertet werden können. Somit wirken sie nicht gegen den Rhythmus des Körpers. Tönnies Empfehlungen begründen sich aufgrund langjähriger Erfahrungen. Leistungssteigerndes Frühstück: „Essen wie ein Kaiser“ Zur Aktivierung: Am Morgen wirkt tierisches Eiweiss stark anregend auf den Stoffwechsel. - Fleisch ( Eisen, B 12), Eier, Käse ( Kalzium), Fisch, Linsen mit Ei oder Schinken, jedenfalls abwechslungsreich - dazu ein Blatt dunkelgrüner Salat (Folsäureaufnahme in dieser Zeit am besten) oder Petersilie - Wenig Brot. Keinen Zucker! Auch keine Früchte, Säfte, Honig, Konfitüre, süsse Gebäcke und Getränke - Keine Milch (wegen dem Milchzucker, zudem reagieren viele allergisch auf das Kasein der homogenisierten Milch) - keine Sauermilchprodukte - Kein Birchermüesli (sonst entsteht oft eine Unterzuckerung im Laufe des Vormittags) Mittagessen: „Essen wie ein König“ - Salatteller mit Kohlenhydraten (Hülsenfrüchte, Brot, Reis Teigwaren) oder / und Fleisch Fisch (mit Zitronensaft), Ei oder Käse – je nach Stoffwechseltyp - am Mittag oder Nachmittag ist der ideale Moment für die kleine Süssigkeit des Tages - ein einfaches, selber gekochtes Mittagessen gibt mehr Kraft und Energie für den Nachmittag als industriell hergestellter Fast Food - für ein „fliegendes“ Mittagessen unterwegs eignet sich auch einmal ein Sandwich (mit reicher Füllung und wenig Vollkornbrot), griechischer Salat, Thonsalat garniert, Reis-, Kartoffel- und Hirsesalat mit Gemüse und Eiweisslieferanten, oder Marroni im Winter Energieaufbauendes Abendessen: „Essen wie ein Bettler“ Zur Regeneration: Am Abend die Regeneration einleiten mit Magnesium und Vitamin A. - Gemüse, gemäss Saison, möglichst gekocht 55 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Ernährung und Einflüsse des Genussmittelkonsums - Dazu ein Getreidegericht aus Reis, Polenta, Rollgerste, Quinoa, Hirse, Buchweizen, Teigwaren, Coussous, Brot usw. - und/oder Hülsenfrüchte: Linsen, weisse, rote oder braune Bohnen, Kichererbsen, gelbe Erbsen - Kein tierisches Eiweiss, mit Ausnahme von Poulet und Fisch Diese pauschalen Ratschläge können mit den Empfehlungen gemäss Stoffwechseltyp verfeinert werden. Für eine langfristige Gesundheit und Lebensenergie ist es wichtig, die Balance zwischen Aktivität und Regeneration zu finden. Zwischenmahlzeiten erübrigen sich meist mit einem eiweissreichen Frühstück und einem passenden Mittagessen. Etwas Salziges, wie ein Sandwich mit Käse, Ei oder Fleisch gibt meist mehr Energie, als eine Frucht oder ein Jogurt. Diese beiden Nahrungsmittel wirken kühlend und sind besonders im Winter weniger geeignet. Wegen ihrer anregenden Wirkung werden Grapefruits (Vitamin-C-Gehalt) und Haferflocken empfohlen. Einladungen oder Abendessen im Restaurant sollten mit gutem Gewissen genossen werden (nur möglichst nicht jeden Abend). - Nach einem üppigen Dessert kann ein Vitamin-B1-Mangel ausgeglichen werden mit einem Hefe-Präparat. - Zum Entgiften von Alkohol braucht die Leber Niacin. Huhn und Lachs enthalten reichlich Niacin und sollten wenn möglich schon mittags vor einem grossen Abendessen gegessen werden. Hinweis: Rezepte und Menüvorschläge befinden sich im Anhang. 56 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie 4 Vitalstoff- und Phytotherapie 4.1 Notwendigkeit der Vitalstoff-Supplementation in heutiger Zeit Der Organismus hat die Aufgabe, Nährstoffe aufzunehmen, sie in Energie, Enzyme, Hormone und körpereigene Bausubstanzen umzuwandeln sowie Schadstoffe und Stoffwechselendprodukte auszuscheiden. Droht einem der tägliche Stress – Arbeit, finanzieller Druck, Verantwortung der Familie gegenüber oder Zeitdruck – über den Kopf zu wachsen, befindet sich der Körper längst in einem Zustand, in dem ihm Mineralienstoffe und Vitamine fehlen. Sauerstoffradikale beginnen an den Körpersystemen zu nagen und greifen Zellstrukturen an. Mineralstoffdepots werden entleert, das innere Milieu gerät aus dem Gleichgewicht. Dies führt zur Übersäuerung der Matrix (Bindegewebe) und zu einem pH-Klima, in dem Enzyme nicht mehr optimal wirken können (siehe auch Säure-Basen-Haushalt). Der menschliche Organismus ist ein kompliziertes Regelsystem, in dem alles in gegenseitiger Wechselbeziehung steht. Ein langfristiger Mangel an einem Stoff kann das ganze System beeinträchtigen. Oft ist das Verdauungssystem in Mitleidenschaft gezogen und neben der mangelnden Ruhe während der Nahrungszufuhr, reagiert der Darm so empfindlich auf Stress, dass er die zugeführten Nährstoffe nicht mehr optimal aus dem Nahrungsbrei aufnehmen kann. Übersäuerung und Verarmung der Böden, die Ernte von unreifem Obst und Gemüse, lange Transport- und Lagerungszeiten, industrielle Verarbeitungsstufen bei der Lebensmittelproduktion und Konservierung tragen zur stetigen Abnahme des Vitalstoffgehalts in den Lebensmitteln bei. Zur Hauptsache jedoch ist die heutige Ernährungs- und Lebensweise für den Vitalstoffmangel verantwortlich. Eine ausgewogene Ernährung soll immer Grundlage einer Therapie sein, Vitalstoffe sind nur Ergänzungsmittel, die in einer Zeit des Mangels unterstützend eingenommen werden sollten. Produkte mit einem breiten ausgewogenen Nährstoffspektrum aus natürlichen Quellen zeichnen sich gegenüber synthetischen Produkten durch eine bessere Bioverfügbarkeit aus. Durch ein langsames Aufsättigen der Mineralstoffdepots fördern sie das Gleichgewicht der Zellfunktionen. 4.2 Der Säure-Basen-Haushalt Eine Störung im Säure-Basen-Gleichgewicht ist nicht ganz einfach zu diagnostizieren. Jede Gewebeart hat ihr ganz eigenes Kompensationssystem. Der Körper wird immer bestrebt sein, den pH-Wert (Mass für die Menge an sauren H-plus-Ionen) des Blutes, so weit in der Norm zu halten, dass die wichtigsten Organe funktionstüchtig bleiben. Um den Lebenssaft auf den nötigen pH-Wert von 7,35-7,45 einstellen zu können, besorgt sich der Körper bei einer mangelnden Zufuhr die Mineralien aus nicht lebenswichtigen Depots. Zur Verfügung stehen in erster Linie der Haarboden, die Knochen, die Haut und das restliche Bindegewebe. Während im Blut so der optimale pH-Wert aufrechterhalten werden kann, gerät das Milieu im Gewebe in den sauren Bereich. Durch eine 24 Stunden-Urin-pH-Messung oder der Erstellung eines Tagesprofils mit jeweils 2-3 Messungen am Tag, können gewisse Aussagen zum Säuren-Basen-Haushalt gemacht werden. Die Interpretation allerdings ist geschulten Therapeuten zu überlassen. 57 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie Im Folgenden sind die typischen Symptome eines übersäuerten Stoffwechsels aufgelistet: - unruhiger Schlaf - Anhaltend starke Müdigkeit - Mundtrockenheit am Morgen - Innere Unruhe - starke Leistungsschwankungen, gähnen - Instabile Psyche von der Depression bis - Heisshungerattacken zu Aggressionen (neurovegetative - ständige Unruhe, v.a. bei Kindern (ADS) Dystonie) - fettige Haut, rote Hautflecken nach dem - blockierte Organsysteme (therapieresisDuschen tente Adipositas, Libidoverlust …) - verstärkte Schweissproduktion an - Gefühl von ständiger Kälte Händen, Kopf und Füssen (Körpertemperatur wird nicht mehr - Druckempfindlichkeit des Gewebes erreicht) (Kneiftest) - feuchte, kalte Hände (Überaktivität des - diffuse Muskelschmerzen und Krämpfe adrenergischen Systems → - chronische Schmerzen Erschöpfung der Nebennieren → - Allergien schwere Müdigkeit, - Schwaches Immunsystem (ständiger Schmerzempfindlichkeit → Gefahr: Schnupfen, oft krank…) Autoimmunkrankheiten) - Ekzeme und andere Hauterkrankungen - Autoimmunerkrankungen, wie Diabetes - häufige Vaginalinfektionen mellitus, Colitis ulcerosa, Multiple - Zivilisationskrankheiten Sklerose, rheumatoide Arthritis, Kollagenosen und andere chronische Erkrankungen Grundsätzlich kann jede Krankheit ihre Ursache in einem unausgewogenen Säure-BasenHaushalt haben. Das Säure-Basen-Gleichgewicht ist von folgenden Faktoren abhängig: (SBH, Vertiefungskurs, S. Binder): 1. Exogene Zufuhr durch die Nahrung: Der Urin-pH-Wert kann durch pflanzliche Nahrung angehoben werden. Bei eiweissreicher Ernährung hingegen sinkt der pH-Wert ab. Positive Faktoren sind: Viel Gemüse, aber auch Früchte möglichst frisch zubereitet, wenig Eiweiss und eine regelmässige Mahlzeitenverteilung entsprechend der Körperbedürfnisse. Die Abendmahlzeit sollte leicht verdaulich sein und vor 19 Uhr eingenommen werden. 2. Endogene Produktion: Endogene Produktion wird durch Säuren ausgelöst, die im Organismus entstehen. Stark beeinflussend sind Leberfunktionsstörungen, Nierenschwäche und Sauerstoffmangelsituationen. Stress belastet alle Systeme. Durch eine oberflächliche Atmung oder Herz-Kreislaufschwäche entsteht ein Sauerstoffmangel, Anspannung hemmt die Leber in ihrer Funktionsfähigkeit und Ängste schwächen die Nieren energetisch. Die Leber ist ein basophiles Organ; steht zu wenig Bikarbonat für die Stickstoffentgiftung zur Verfügung, wird Ammoniak und Ketonsäure (z.B. Aceton) gebildet. Sind sowohl Leber als auch Nieren überlastet, kommt es zu Ansammlungen von Säuren, die irgendwo im Gewebe zwischengelagert werden. Auch Sport kann zu endogenen Säuren führen, wenn infolge einer mangelnden Versorgung mit Sauerstoff in der Muskulatur Laktat anfällt. 3. Endogene Zufuhr von unphysiologischen Säuren: Bei Darm- oder Organstörungen: unter Natrium- oder Magnesiummangel sowie in Stresssituationen kommt es zu Störungen des Kochsalzkreislaufes. Eine Hypoazidose im 58 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie Magen, bedingt durch eine zu schwache Magensäure, stört das ganze Säuren-BasenGleichgewicht und die Darmflora. Dies wiederum begünstigt Verdauungsstörungen, wie Blähungen durch Gär- und Fäulnisprozesse, Krämpfe und Stuhlentleerungsstörungen. Bei einer schlechten Verdauungsleistung ist auch die Resorption von Mikronährstoffen reduziert, wodurch der Vitalstoffmangel noch verstärkt wird. 4. Nieren: Ausscheidung von Säuren und Basen: Als Hauptentgiftungsorgane im Säure-Basen-Haushalt können die Nieren freie Wasserstoff-Protonen (H-plus) ausscheiden, Ammoniak bilden und ausscheiden sowie in den Nierentubuli Bicarbonat zurückresorbieren. Das Ausscheiden von Säuren ist nur möglich unter einer gut funktionierenden Carboanhydrase (Kohlensäure spaltendes Enzym), welche Zink-abhängig ist. 5. Ausscheidung von CO2 über die Lungen: Im Stress, bei grosser Konzentration und im sitzenden Alltag ist die Abatmung von CO2 (aus Kohlensäure) über die Lungen vermindert. Dies beeinträchtigt das Säure-BasenGleichgewicht und belastet den Blut-pH-Wert. 6. Basendepots im Körper: Mineralstoffdepots liegen im Haarboden, in den Knochen aber auch in der Haut. Anzeichen von entleerten Basendepots lassen sich unter anderem an folgenden Symptomen erkennen: trockene Haut und Augen, spröde Haare, lang anhaltende Hautrötungen nach dem Duschen, ein dauernd gereiztes vegetatives Nervensystem, Osteoporose, Arthrose und auch Haarverlust. Die Mineralstoffdepots können sich nur mit basenreicher Ernährung wieder auffüllen. 7. Das vegetativen Nervensystem: Unter sympathikotoner Dauerbelastung mit erhöhten Cortisol-Ausschüttung werden vermehrt Fettsäuren, Aminosäuren und Zuckerformen zur Energiegewinnung herangezogen. Dies führt zu einer katabolen Stoffwechsellage in welcher Mineralstoffe vermehrt verbraucht werden und sich freie Radikale bilden (siehe auch Vitalstoffe: Radikale Reaktionen). Sind dann nicht genügend Radikalfänger verfügbar, werden Zellen geschädigt. 8. Tag-/Nachtrhythmus: Während des Tages versorgt die Nahrung den Organismus mit Nährstoffen, organischen Säuren und Mineralien. Überschüssige Säuren werden im Zwischenzellgewebe zwischengelagert und binden sich dabei teilweise an die Fasern des Kollagens. Die natürliche, tagsüber zunehmende Gewebsazidose wird über Nacht wieder abgebaut. Säurereste werden mit Hilfe des Enzyms Hyaluronidase aus dem Bindegewebe gelöst und ans Blut abgeben. Bei einem Enzymmangel reduziert sich die Gefäss- und Bindegewebepermeabilität, so dass die Entgiftung nicht mehr richtig funktioniert. Die intrazelluläre Übersäuerungssituation Während sich die Bindegewebs- oder Matrix-Übersäuerung ausserhalb der Zelle im Interstitium befindet, hat sich der Säureüberschuss bei der intrazellulären Übersäuerung nun in die Zelle hinein verschoben. Dies bedeutet, dass der betroffene Organismus über lange Zeit im sauren, toxischen Zustand vegetiert hat und viele Zellverbände in ihrer Funktion gehemmt oder zerstört sind. Davon betroffene Menschen haben oft degenerative Züge an sich, gestörte Hautspannung, Störungen im Muskelaufbau oder auch eine graufahle Gesichtsfarbe. 59 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie Durch basische Ernährung allein lässt sich intrazelluläre Übersäuerung nicht mehr ausgleichen. Neurovegetative Fehlfunktionen, Störfelder und Toxinbelastungen beeinflussen intrazelluläre Vorgänge. Hier müssen verschiedene Therapieformen gemeinsam zur Anwendung kommen. Die Ernährung als Grundlage, Vitalstoffsupplemente, Pflanzenpräparate sowie rhythmische und energetische Therapien zur Aktivierung der Zellantwort führen zur Besserung von Symptomen. 4.3 Therapie mit Vitalstoffen 4.3.1 Oxidativer Stress Freie Radikale sind unvollständige Moleküle die gefährlich instabil sind, weil sie ein partnerloses, „freies“ Elektron besitzen und leicht mit benachbarten Molekülen in den Zellwänden reagieren, indem sie ihm ein Elektron „entreissen“. Das Molekül, dem ein Elektron „gestohlen“ wurde, wird dabei beschädigt. Es wird selbst zum freien Radikal, das wiederum einem anderen Molekül ein Elektron entreisst. Dies führt im Körper zu zellschädigenden Kettenreaktionen. Diese zerstörenden Reaktionen – auch oxidativer Stress genannt – greifen das Immunsystem an und können Zivilisationskrankheiten (z.B. Krebs) auslösen. Freie Radikale werden auch als Oxidantien bezeichnet. Sie entstehen im Körper oder werden aus der Umwelt, z.B. durch Rauchen oder schlechte Nahrungsfette aufgenommen. Antioxidantien (AO) Antioxidantien wirken zusammen, d.h. in einem Wirkstoffkomplex am besten. Sie haben einen Synergie-Effekt. In der Gruppe ist also ihre Wirkung grösser als durch Monosubstanzen. Radikalenfänger oder Antioxidantien (AO) sind Substanzen, deren Moleküle fähig sind oxidative Kettenreaktionen zu unterbrechen, indem sie trotz entrissenem Elektron stabil bleiben. Einige haben auch die Fähigkeit, andere Antioxidantien zu regenerieren. Antioxidantien findet man in jeder Körperzelle und in allen Körperflüssigkeiten, als Schutz vor dem „radikalen“ Angriff. Fett enthaltende Strukturen wie Zellwände, Lipidproteine im Blut und in Nervenscheiden sind zum Beispiel besonders reich an Vitamin E und A sowie Coenzym Q10. In den Körperflüssigkeiten inner- und ausserhalb der Zellen zirkuliert Vitamin C, Cystein und Beta-Carotin. Antioxidantien sind enthalten in: Gemüse, Nüssen, Vollkorngetreide, Beeren und Früchten. Neben den Mineralstoffen und Vitaminen, enthalten sie auch eine Vielfalt von sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Diese verbessern die Resorption der Vitamine, wirken teilweise ebenfalls antioxidativ und erfüllen weitere wichtige Funktionen im Körper. Fleisch und Fisch enthalten insbesondere Zink und Selen. Als Ergänzungspräparate sollten Antioxidantien in einem Komplexmittel eingenommen werden. Empfohlen werden Präparate mit folgenden Mengen an AO: Substanz Vitamin C Vitamin E Täglich In folgenden Lebensmitteln empfohlene enthalten Menge 0,5 -2 g Frische Früchte, Beeren und Gemüse 200-400 mg Nüsse, Samen und Kernen, Besonderes „Antistress“-Vitamin, Unterstützt die Regeneration der NNR Als d-α-Tocopherol 60 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie Butter, hochwertige Pflanzenöle, Weizenkeime Beta-Carotin 15 mg Coenzym Q10 75-150 mg L-Cystein 0,5-1,5 g Orange, grüne und gelbe Gemüse und Früchte In Spuren in LM enthalten sowie vom Körper selbst gebildet Wird aus Methionin gewonnen, welches insbesondere in grünem Kohlgemüse und Spinat zu finden ist Fleisch, Getreide aus den USA und aus Kanada, Eier einnehmen, wirkt als AO besonders im Fettgewebe, immunregulierend Wird zu Vitamin A konvertiert, AO-Vorstufe Regeneriert Vitamine E und C Cystein wiederum bildet zusammen mit Glutamin und Glycin Glutathion (potentestes wasserlösliches AO) Selen (Se) 50-150 mg Die Glutathionperoxidase ist ein Selen-haltiges Enzym das Glutathion aktiviert Zink (Zn) 15-60 mg Weizen- und Roggenkeime, Beteiligt an unzähligen Austern, Nüsse, Enzymreaktionen. Im Stress Vollkrongetreide, Fleisch und während eines Infekts wird Zink viel verbraucht. Burgersteins Handbuch Nährstoffe, Haug Verlag, 11. Auflage, erweitert, 2007 Oxidativer Stress kann zu folgenden Symptomen und Krankheiten führen: - Beschleunigter Alterungsprozess - Abnorme Spermien - entzündliche Darmerkrankungen (Colitis, Morbus Crohn, Ulzerationen) - Herz-Kreislauf-Erkrankungen Komplikationen bei Diabetes Leberschäden durch Alkohol Neurologische Degeneration (MS, Parkinson, Demenz…) - Allergien und Überempfindlichkeit - Arthritische Gewebeschäden - schlechte Wundheilung / Komplikationen nach Operationen, Verletzungen und Infektionen - Makuladegeneration / Katarakt - Krebs - Nebenwirkungen von Medikamenten - Hormonelle Dysbalance 4.3.2 Nerven stärkende und stabilisierende Supplemente Im Stress verbraucht der Körper gewisse Substanzen im Übermass und müsste zur Zellregeneration und zum Schutz des Nervengeflechtes erhöhte Dosen dieser Vitalstoffe zugeführt bekommen. Im Folgenden sind einige dieser Substanzen in ihrer Wirkung und Notwendigkeit kurz ausgeführt. Müdigkeit, Erschöpfung und Burnout Substanz Multivitamin MineralstoffSupplement Tägl. empfohlene Menge Mit Vitaminen der AO Gruppe, sowie Zink, Selen, Eisen Wirkung Bemerkungen Siehe oben Auf die Qualität der Präparate achten. Die Substanzen sollten aus natürlichen Quellen stammen und eine hohe biologische Verfügbarkeit aufweisen 61 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Zink (Zn) 15-60-90 mg Selen (Se) 100 -200 µg Eisen (Fe) Labor: Ferritin, etc. 10-20 mg Vitamin BKomplex Niacin, Pantothens äure B1, B2, B6, B12 Folsäure 20-100 mg oder: 100-200 mg 800 µg Vitamin C 0.5 - 2 g 5-HTP* Tryptophan 1-2 g Magnesium (Mg) 400-600 mg (max. 1000 mg) Kalzium (Ca) 1,5-2 g Kalium 4-5 g, davon oft 1/3 durch Nahrung abgedeckt 60-200 mg (Kur 300 mg) Coenzym Q10 NADH 25-50 mg 5-20-50 mg über den Tag verteilt Wird im Stress vermehrt verbraucht; aktiviert diverse Enzyme im Körper, d.h. ohne Zink geht es nicht. Zudem wirkt er immunregulierend und als Antihistamin Immunmodulation, Antioxidans via Glutathion-Aktivierung Neurotransmitter-Balance, Blutbildung, Sauerstofftransport, Energie, Regulierung oxidativer Prozesse „Stress-Komplex“ – Spielen eine zentrale Rolle im Energiehaushalt. Mängel in den B-Vitaminen können zu Müdigkeit und Erschöpfung führen. Im Stress und in der Erschöpfung besteht ein höherer Bedarf an diesen Vitaminen AO, wird im Stress vermehrt verbraucht Serotonin-Vorstufe, Neurotranmitter-Balance Eine Aminosäure, die zum Umbau von Serotonin benötigt wird. Verbessert die Schlafqualität und die Stimmung „Antistress“-Mineral Entspannung der Muskeln und Nerven. Fördert die selbstständige Zellbewegung. Co-Faktor in vielen Stoffwechselprozessen Nervenreizleitung, Muskelfunktion, Knochendichte, Blutgerinnung, Zähne Nervenreizleitung, Muskelkontraktion, elektrische Spannung der Zellmembran, Gluconeogenese AO, reguliert Herz-Kreislauf, Energiestoffwechsel, regeneriert Vitamin E und C Müdigkeit, chronische Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, Jetleg, Leistungssport, Immunschwäche, Parkinson, Vitalstoff- und Phytotherapie Je grösser der Stress desto höher der Bedarf. In Akutsituationen sind kurzfristig bis 90 mg Zink notwendig Selenit-Verbindungen immer unabhängig zu Vitamin C und Zink einnehmen mit 4 Stunden Abstand. Andere Verbindungen kein Problem In rotem Fleisch. Als Supplement möglichst mit Vitamin C kombinieren, steigert die Resorptionsrate B12 braucht es für den Blutaufbau. Pantothensäure versorgt insbesondere die Schleimhäute (detaillierte Ausführungen zu den B-Vitaminen siehe unten) Unterstützt NeurotransmitterBildung in den NNR In Cashew-Kernen, Eiern, Milchprodukten, Bananen, Sojaprodukten, Walnüssen. Zusammen mit Kohlenhydraten kombiniert zum Abendessen. Hoher Gehalt: Griffonia simplicifolia* Immer auch Kalzium in 3 x höherer Dosis einnehmen. Ansonsten kann sich ein Ungleichgewicht einstellen. In Sesam, Sonnenblumenkernen, Vollgetreide, Nüssen, Gemüse und Kräutern. Aus Kohlarten, Sojaprodukten und Milchprodukten besonders gut resorbierbar Bananen, Kartoffeln. Soja, Hülsenfrüchte, Nüsse, Obst. Supplementierung nur unter ärztl. Aufsicht! Ist in Lutschtabletten- und Flüssigform besser bioverfügbar In frischem Fleisch, Fisch und Leber, lebenden Hefen und in Sprossen (Keimlingen). Gekochte NM enthalten kaum noch NADH. 62 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Aminosäure n (Cystein, L-Glutamin, Clycin) Dosierung in Ergänzung zur Ernährung Alzheimer, neurodegenerative Erkrankungen, Depression Erhöhter Bedarf bei Stress. Aus ihnen wird Glutathion gebildet. Glutathion ist das potenteste AO. Vitalstoff- und Phytotherapie Glutathion ist im Spargel in grösserer Menge enthalten; ist im Pflanzenkomplex gut geschützt, wird durch die Magensäure nicht zerstört * Griffonia simplicifolia (afrikanische Schwarzbohne) enthält bis 20 % an 5-Hydroxitryptophan, einem Metaboliten der Aminosäure Tryptophan. Mit zunehmendem Alter und unter Stress ist die Produktion von Serotonin aus Tryptophan eingeschränkt. Durch die Zufuhr von 5-HTP kann im Gehirn wieder mehr Serotonin gebildet werden. Indikationen: Angstzustände, Verstimmungen, Depressionen, Migräne, Schlafstörungen, Aggressionen, Heisshunger auf Kohlenhydrate, Fibromyalgie… (Extrakte sind in Kapselform in Deutschland erhältlich.) 4.3.3 Vitalstoffe, die den Organismus unterstützen und Energiedefizite reduzieren Magnesium spielt bei allen ATP-abhängigen Reaktionen eine wichtige Rolle und ist somit für die Energieproduktion unerlässlich (Adenosintriphosphat: wichtigster Energielieferant der Zelle). Es ist beteiligt am Abbau von Energie liefernden Makronährstoffen und setzt die Erregbarkeit von Muskeln und Nerven herab. Dadurch wirkt es dem Sympathikus entgegen und ermöglicht eine tiefgreifende Entspannung und Regeneration der Zellen. Magnesium ist eng gekoppelt mit Kalzium. Die beiden Mineralstoffe sind wichtige Gegenspieler, die sich konkurrenzieren. Ist der Körper genügend mit beiden Mineralstoffen versorgt, können sich An- und Entspannung von Muskeln und Nervengeflecht die Waage halten. Leichte Mangelzustände von Magnesium sind weit verbreitet. Bei chronischer Unterversorgung kann der Körper lange auf Reserven im Haarboden, den Knochen und im Weichteilgewebe zurückgreifen. Typische Mangel-Symptome sind: - Muskel und Gefässspasmen (auch spastische Migräne) - Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Extremitäten - Hyperaktivität - Herzrasen, Rhythmusstörungen und Beklemmung in der Herzgegend - Übergewicht Kalzium ist bekannt als Stabilisator des Skelettsystems und der Zähne, hat aber noch andere wichtige regulative Funktionen im Metabolismus (Stoffwechsel). So steuert es die neuromuskuläre Erregbarkeit, gewährleistet den Zellstoffwechsel und die Stabilität der Zellmembrane, setzt Neurotransmitter frei und ist aktivierender Faktor in der Blutgerinnung. Wie unter Magnesium schon erwähnt, sind diese beiden Elektrolyte eng miteinander verbunden. Mangelzustände sind weit verbreitet. Neben einer mangelnden Zufuhr über die Nahrung, hemmen viele Faktoren die Kalziumresorption. So zum Beispiel Koffein und Teein, langes Kochen von Gemüse in Wasser, oxalsäurehaltige Nahrungsmittel (Rhabarber, Spargel, Kakao, Spinat...) und Alkohol. Mangelsymptome sind: - Osteoporose und schlechte Zahnsubstanz - Muskelspasmen, erhöhte Erregbarkeit der Nerven - Blutungsstörungen - Katarakt (grauer Star) Kalium ist der Gegenspieler von Natrium und wichtiger Bestandteil in der Nervenreizleitung, der Muskelkontraktionsfähigkeit und dem Säure-Basen-Haushalt. Es ist 63 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie beteiligt an der Gluconeogenese und unterstützt so einen ausgeglichenen Blutzuckerspiegel. Es ist wichtig für die Muskelkraft, die Herztätigkeit, die Energieversorgung und die Entspannungsfähigkeit. Co-Enzym Q10, auch Ubichinon genannt, ist eine körpereigene Substanz, die in allen Körperzellen vorkommt. Besonders hohe Konzentrationen finden sich in Herz, Nieren und Leber. Ubichinon ist eine lebenswichtige Komponente in der sauerstoffabhängigen Energieproduktion und ist das wichtigste fettlösliche AO. Es schützt die Fettsubstanzen des Körpers vor dem Oxidieren. Die körpereigene Produktion nimmt ab dem 40. Lebensjahr stetig ab. Diesen Prozess wird verstärkt, wenn zusätzlich Statine (Lipidsenker) gegen zu hohe Blutfettwerte eingenommen werden. Ubichinon 10 wirkt als Vorstufe von ATP direkt in den Energiezentren der Zellen. Es wird vor allem als Herz-Kreislauf-Protektiva eingesetzt, bewährt sich aber auch, hoch dosiert eingenommen, bei chronischer Müdigkeit. B-Vitamine Sie sind an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt und haben einen wichtigen Einfluss auf die Energieproduktion, den Zuckerstoffwechsel und die Nervenprotektion. Sie sind die Stressvitamine und wirken im Komplex am effektivsten. Im Bezug auf den Stressstoffwechsel können folgende B-Vitamine herausgehoben werden. Thiamin (Vitamin B1) ist in Verbindung mit Magnesium ein lebenswichtiges Co-Enzym für die Energieproduktion. Es ist beteiligt an der Übermittlung von Nervenimpulsen und dem Metabolismus von Neurotransmittern im Gehirn sowie am Aufbau von Kollagen und der damit verbundenen Wundheilung. Riboflavin (Vitamine B2) wirkt als AO und unterstützt die Regeneration von Glutathion. Es baut Fette und Kohlenhydrate ab und ermöglicht so deren Einschleusung in den Energiestoffwechsel. Es ist beteiligt an der Umwandlung und Reduktion des Homocysteins im Blut und unterstützt das Wachstum (Aminosäure, Wirkung noch nicht vollständig aufgeklärt, es wird davon ausgegangen, dass ein erhöhter Homocysteinspiegel die Entstehung frühzeitiger arteriosklerotischer Veränderungen fördert). Niacin (Vitamin B3) ist in der biologisch aktivierten Form unter der Bezeichnung NADH (reduziert: Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid-Hydrid bzw. NAD+, Nicotinamid-AdeninDinucleotid ohne Wasserstoff-Ion) bekannt, welches ein wichtiger Faktor in der Energieproduktion ist. Je mehr NADH zur Verfügung steht, desto mehr Energie wird in den Mitochondrien produziert. Des Weiteren fördert es die DNA-Reparatur, verstärkt das zelluläre Immunsystem, unterstützt die Erhaltung und Regeneration der noch aktiven BZellen der Pankreas und wirkt als AO (stärker als Vitamin C, E oder Selen). Das HydridIon kann leicht auf andere Stoffe übertragen werden und diese somit reduzieren, d.h. die oxidierte Form rückgängig machen. NADH dient zur Entgiftung sowie zum „Recycling“ des wichtigen Antioxidans Glutathion. Mit zunehmendem Alter steht weniger NADH zur Verfügung, wodurch eine natürliche Abnahme der Energie erfolgt. NADH hilft Energie-Tiefs auszugleichen und ist ein potenter Helfer in Akutsituationen. In Tablettenform (am besten Lingualtabletten) kann es erfolgreich bei chronischer und akuter Müdigkeit kurzfristig zum Einsatz kommen. Pantothensäure (B5) ist beteiligt an der Verwertung von Fetten, Eiweissen und Kohlenhydraten, wichtig für die Synthese von Steroiden (Cholesterol), Hämoglobin, Neurotransmittern und schützt vor Nervenschädigung. Vitamin B6 (Pyridoxin) ist in seiner Funktion von Zink und Selen abhängig und hilft als Co-Faktor bei rund 100 Stoffwechselprozessen mit. Es ermöglicht die Umwandlung von Tryptophan in Niacin (NADH) und ist über diesen Weg im Energiestoffwechsel unentbehrlich. Es ist notwendig für die Blutbildung und den Sauerstofftransport. Auf den Blutzuckerspiegel wirkt es regulativ und unterstützt ebenfalls die Bildung der schützenden 64 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie Markscheide der Nerven. Auch wirkt es der Proteinglycolysierung (Proteine, verbunden mit Kohlenhydratanteil) und somit einer Demenz und Arteriosklerose entgegen. Einige Neurotransmitter werden Vitamin B6-abhängig gebildet und die optimale Kollagensynthese unterliegt ebenfalls der Anwesenheit dieser Substanz. Folsäure (Vitamin B9), ist wichtig für den Proteinstoffwechsel und die Eliminierung von Homocystein. Die folsäurehaltigen Co-Enzyme produzieren die DNS beim Zellwachstum und sind unerlässlich in allen Zellteilungsprozessen. Insbesondere kurzlebige Zellen wie Darmwand-, Lungen- und Blutzellen sind auf eine gute Versorgung angewiesen. Vitamin B12, auch Cobalamin genannt, kann nur durch Anwesenheit des Intrinsic-Factors (Bildung im Magen) ins Blut aufgenommen werden. In der Leber kann es gespeichert werden und steht so bei auftretender Mangelresorption meist für eine lange Zeit zur Verfügung. Cobalamin ist beteiligt an der Elimination von Homocystein (senkt Homocysteinspiegel), am Fett-Stoffwechsel, verwandelt Folsäure in ihre aktive Form und wird für die Synthese von Myelin benötigt, der Schutzschicht der peripheren Nervenstränge in Gehirn und Rückenmark. Es wird in der Zellteilung und der DNAProduktion benötigt und hat Einfluss auf die Blutbildung. Vitamin D3 (Calciferol, ein hormonartiger Wirkstoff) fördert nicht nur die Kalziumaufnahme und dessen Einlagerung in die Knochen und reguliert den Phosphathaushalt, sondern unterstützt in entscheidender Weise das Immunsystem. Vitamin D ist an der Reifung von Zellen im Immunssystem beteiligt und schützt so vor Infektionen und Autoimmunkrankheiten. Da der Organismus mit ultravioletter Strahlung und Wärmeeinwirkung in der Haut Cholesterol in Vitamin D3 umwandelt, kann mit viel Bewegung im Freien die körpereigene Produktion gefördert werden. Carnitin spielt eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel und ist in Herz und Skelettmuskulatur in besonders grossen Mengen enthalten. Der Körper bildet Carnitin aus den Aminosäuren Methionin und Lysin, wozu es die Vitamine C und B6, Niacin sowie Eisen braucht. Carnitin ist einTransporter für Fettsäuren, welche in die Energie produzierenden Mitochondrien im Zellinnern befördert werden müssen. In der Leber ist es mitverantwortlich für die Entgiftung von körperfremden Substanzen wie Medikamente und Umweltgifte. 4.3.4 Die essenziellen Fettsäuren Die essenziellen Fettsäuren können vom Körper nicht selber hergestellt werden und müssen deshalb mit der Nahrung in den Organismus aufgenommen werden. Sie spielen eine Rolle beim Aufbau der Zellmembranen, verbessern die Hirn- und Sehleistung, senken den Blutcholesterinspiegel, wirken entzündungshemmend, schützen und regenerieren die Nervenzellen, unterstützen das Immunsystem und sind Ausgangsprodukte für die Bildung wichtiger Hormone. Man unterscheidet – je nach ihrem Aufbau – zwei Gruppen. Die eine Gruppe umfasst die so genannten Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in Meerfischen wie Lachs, Thunfisch, Hering und Makrele und – als Vorstufe – in Lein-, Raps-, Soja-, Hanf- und Walnussöl vorkommen. Die andere Gruppe, die Omega-6- Fettsäuren, finden wir vor allem in pflanzlichen Ölen wie z. B. Sonnenblumen-, Weizenkeim-, Soja- und Distelöl. Die enthaltenen essenziellen Fettsäuren sind mehrfach ungesättigt. Für eine optimale Funktion der essenziellen Fettsäuren in unserem Körper ist es ausschlaggebend, das Verhältnis der Omega-6- zu den Omega-3-Fettsäuren bei 5 (3) : 1 zu halten. Da der effektive Konsum in der Schweiz bei einem Verhältnis von 10-20 : 1 liegt, sind gesundheitliche Störungen unabdingbar. Insbesondere Männer sowie Frauen nach den Wechseljahren sollten auf eine genügend hohe Omega-3-Zufuhr achten. Das 65 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie zur Biosynthese von EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) nötige, körpereigene Enzym Delta-6-Desaturase steht bei ihnen mit zunehmendem Alter in ungenügender Menge zur Verfügung. Weitere Negativ-Modulatoren sind: Alkohol, Kaffee, TFA (Transfettsäuren), Glucagon, Adrenalin, ACTH, Steroidhormone; hingegen wirken Zink, Magnesium, Vitamin C, Insulin und Östrogen positiv auf die Biosynthese der DHA in unserem Körper. Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass Omega-3-Fettsäuren klinisch wirksam sind bei psychischen Erkrankungen wie depressiven Störungen. Ein eindeutiger Mechanismus für diese mögliche antidepressive Wirksamkeit ist bisher allerdings noch nicht belegt. In stark belastenden Stresssituationen raten wir, Fischölkapseln zu supplementieren und Lein- oder Rapsöl in die tägliche Nahrungsaufnahme zu integrieren. 4.3.5 Galaktose Im chemischen Aufbau unterscheidet sich Galaktose nur geringfügig von Glucose. Hinsichtlich ihrer Funktion gibt es jedoch spezifische Merkmale. Während Glucose vorwiegend der Gewinnung von Energie (ATP) dient, ist Galaktose essenziell für den Aufbau zellulärer Strukturen. Galaktose wurde schon früher als Hirnzucker bezeichnet, weil sie im Gehirn in grosser Konzentration vorkommt. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil für die Struktur und die Funktion von Zellen insbesondere der Nervenzellen des ZNS. Ein Erwachsener Mensch kann ohne Galaktose leben, ein Säugling ist in seinem Wachstum jedoch auf eine hohe Zufuhr angewiesen. Während Glukose insulinabhängig über Insulinrezeptoren in die Zelle gelangt, wird Galaktose insulinunabhängig aufgenommen. Besteht eine Insulinresistenz (siehe Abschnitt 3.2.7), ist die Glucoseaufnahme in die Zelle nicht mehr oder nur eingeschränkt möglich und somit die Energieproduktion verhindert. Galaktose hingegen kann ohne Probleme die Zellwand durch eigene Ionenkanäle durchdringen und im Inneren der Zelle zu Glucose und zu Energie umgewandelt werden. Für die Aufrechterhaltung der Struktur und Funktion von Nervenzellen ist ausschliesslich 66 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie das Monosaccharid Glucose (Traubenzucker) notwendig. Ohne Glucose stirbt die Nervenzelle. Die Aufnahme der Glucose erfolgt jedoch unter der Kontrolle von Insulin. Insulin kann seine Wirkung nur durch die Vermittlung des Insulin-Rezeptors entfalten. Ist dieser Weg behindert (siehe braune Kanäle) wird weniger Energie produziert und Krankheiten entstehen. Wird Galaktose supplementiert, steht diese der Zelle via eigene Kanäle (siehe grün) zur Verfügung, wird in Glucose umgewandelt und kann so den Versorgungsengpass in der Zelle beheben. Abbildung aus: Insulin und Insulinresistenz im Gehirn für GANZHEITSMEDIZIN, Dr. med. Kurt Mosetter ZIT Zentrum für interdisziplinäre Therapien, D-78462 Konstanz und Prof. med. Werner Reutter, Professor für Biochemie und Pathobiochemie, Institut für Biochemie und Molekularbiologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin. www.galactose.de Chronischer Stress, chronische Belastung (körperlich und psychisch), zu viel Zucker, Eiweiss und Fette sowie viele Medikamente attackieren den Insulinrezeptor, so dass dieser seine Funktion verliert (= Insulinresistenz). Da sich die Zellen dadurch in einer Mangelsituation befinden, produziert der Körper vermehrt Insulin, was zu einer so genannten Hyperinsulinämie führt. Der Insulinüberschuss schädigt sowohl die Insulinrezeptoren, wie auch Organe, Gefässe, Nerven und Gehirn. Um einer Insulinresistenz entgegenzuwirken und die Regenerationsfähigkeit des Körpers zu unterstützen, ist es sinnvoll, Galaktose therapeutisch einzusetzen. Gleichzeitig muss in der Ernährung auf Zucker und andere raffinierte Kohlenhydrate verzichtet und auf regelmässige Bewegung geachtet werden. Nur so kann eine Insulinresistenz gleichzeitig mit dem einhergehenden Energiemangel angegangen werden. 4.4 4.4.1 Phytotherapie Gewürze und Kräuter als Heilmittel Wenn die Nahrung zur täglichen Medizin werden soll, wäre der einfachste „phytotherapeutische“ Schritt, die Gerichte mit Kräutern und Gewürzen anzureichern. In den letzten Jahrzehnten hat das Wissen von der Bedeutung der Kräuter in der Küche leider abgenommen. Die Mahlzeiten sind in vielen Haushalten einfacher und weniger kreativ geworden. Es wird immer weniger Zeit am Herd verbracht und vieles, das auf den Tisch kommt, wurde schon fertig zubereitet im Laden eingekauft. Aromatische Inhaltsstoffe (ätherische Öle sowie scharf und bitter schmeckende Stoffe) bewirken indirekt über den Geruchs- und Geschmackssinn eine stärkere Absonderung von Verdauungssäften. Durch gut gewürzte Speisen wird der Appetit angeregt und die Verdauungstätigkeit gefördert. Frische Kräuter enthalten viel Vitamin C sowie andere Vitamine, Mineralstoffe, SPI, Chlorophyll, und besitzen somit antioxidative, Stoffwechsel unterstützende, aufheiternde und allgemein stimulierende Eigenschaften. Beispielweise steigern Chili, Paprika, Rosmarin, Pfefferminz und Senf die Herztätigkeit und die periphere Durchblutung. Knoblauch vermindert beispielsweise arteriosklerotische Veränderungen an den Kapillarwänden. Pflanzen sind die sanften, aber effizienten Heiler der Natur. Es gibt sehr viele schulmedizinische Medikamente, die ihren Ursprung in der Natur haben. Immer effizientere Verfahren wurden zur Isolierung von Stoffen aus Naturprodukten entwickelt. Heute lassen sich viele dieser Stoffe synthetisch herstellen und somit auch patentieren. Gegenüber solchen Einzelsubstanzen hat der Einsatz von ganzen Heilpflanzen den Vorteil, dass der gesamte Komplex an Inhaltsstoffen, die den Hauptwirkstoff in seiner Kraft unterstützen, mitgeliefert wird und oft auch dessen Nebenwirkungen mildert. Natürlich gibt es auch Pflanzen mit gesundheitsgefährdenden Inhaltsstoffen. Nur weil ein Heilmittel pflanzlich ist, ist es nicht unbedingt harmlos. 67 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie 4.4.2 Stärkung der Organsysteme: Leber, Nieren und Herz Belastung durch chronischen Stress drückt besonders rasch auf Leber und Nieren (siehe auch Organuhr, 3.3.2). Immer auch in Mitleidenschaft gezogen wird das Herz, welches angetrieben durch Stresshormone ausserordentlich hohe Arbeit zu leisten hat. Da die betroffenen Organe entscheidend am Stoffwechsel beteiligt sind, gilt es sie in besonderem Masse zu stützen und zu schonen. Wie aus der Tabelle zur Organuhr zu entnehmen ist, haben auch spezifische Emotionen ihre Auswirkung auf Organe und können zu schwerer Belastung führen. Leber Die Leber ist unser Stoffwechselzentrum. Sie baut Stoffe auf, um und ab, entgiftet das Blut und scheidet aus. Protein-, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel unterliegen ihrer Obhut. Stoffwechselendprodukte und Schadstoffe gelangen mit der von der Leber produzierten Galle in den Darm. Die Abfälle gelangen via Stuhl aus dem Körper. Die Galle dient der Fettverdauung. Arzneimittel werden abgebaut und ebenfalls ausgeschieden. Die Leber wird auch als „Herrscherin über die Organe“ bezeichnet, da sie die Abläufe im Metabolismus kontrolliert. Sie wird geschwächt, wenn sie durch Stress und übermässige Emotionen (Ärger, Frustration, Wut, Jähzorn) unter Druck gerät. Leber belastende Faktoren: - Stress; sie braucht Ruhe und Entspannung, um ihre Arbeit zu verrichten - Starke Selbstkontrolle; sie mag es nicht in einem Gefängnis zu leben - Alkohol; weil sie durch ihn stark belastet wird und hart arbeiten muss - Medikamente: z.B. Paracetamol ist ein Wirkstoff für ein Schmerzmittel, das in hohen Dosen höchst lebertoxisch wirkt - viel Kaffee; denn er fördert toxische Leberhitze - Ärger und Wut sind die Leber belastenden Emotionen Anzeichen, die bei einer Leberschwäche auftreten können: - nachlassende Sehkraft, Augenprobleme - Migräne - Depressionen (reduzierte - splitternde Fingernägel - weisse Flecken auf den Nägeln (zeigt Hormonproduktion bei Eiweiss- und Fettstoffwechselstörungen) einen Zinkmangel an, was die Entgiftung von Ammoniak beeinträchtigt) - Erwachen zwischen 1 und 3 Uhr nachts - Gicht (Harnsäureablagerungen) - Müdigkeit; sie ist der Schmerz der Leber - Sehnenverhärtungen und -verkürzun- Leberflecken, kreisrunder Haarausfall gen - Verdauungsschwäche - Reizbarkeit, Wut und Aggression - Hypertonie Gallenmangel erkennt man an: - hellem Stuhl - Völlegefühl - träger Verdauung - Obstipation - Fettstuhl schwimmt auf dem Wasser und ist klebrig lehmig in der Konsistenz - extremer Müdigkeit nach dem Mittagessen Ist genügend Galle vorhanden, können diese Symptome auch dann auftreten, wenn die Galle schlecht fliesst. Empfehlungen zur Unterstützung von Leber und Galle: 68 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie Bitterstoffe aktivieren, tonisieren und unterstützen sowohl die Leberfunktion, wie auch die Gallensekretion. In der TCM wird dem Organsystem Leber-Galle der saure Geschmack zugeordnet. Essig-, natürliche Zitronen- und Apfelsäure (Most) unterstützen ihre Funktion. Leber-Galle-Pflanzen: Mariendistel Desmodium Cardus marianus ist eine der wichtigsten Schutzpflanzen der Leber. Das in ihr enthaltene Silymarin legt nachgewiesenermassen einen Schutzmantel um die Leberzellen und hindert so das Eindringen von Giftstoffen. Silymarin ist in konzentrierter Form eine der wenigen Substanzen, die bei einer Knollenblätterpilzvergiftung hilft. Kommission E*: Dyspeptische Beschwerden, chronisch entzündliche Lebererkrankungen und Leberzirrhose Desmodium ascendens ist in Afrika eine der wichtigsten Entgiftungspflanzen. Die enthaltenen Wirkstoffe können die Leberzellen regenerieren und gleichzeitig die Funktion der Leber anregen ohne sie zu reizen. Sie kann bei allen Leberschäden angewendet werden. Optimal in Kombination oder Wechseltherapie (abwechselnd in zwei- bis dreimonatigen Kuren) mit Cardus marianus. Kommission E: Keine Angaben. Diese Pflanze beginnt sich in der westlichen Phytotherapie erst langsam zu verbreiten. Artischocke Cynara scolymus fördert die Leberzellregeneration, steigert die Entgiftungsleistung und begünstigt das Fliessen der Galle. Dies bewirkt eine Cholesterinsenkung, verbessert der Verdauung und begünstigt die Reinigung des Blutes. Kommission E: Dyspeptische Beschwerden sofern durch LeberGallenstörung verursacht. Löwenzahn Taraxacum officinalis enthält Bitterstoffe, die allgemein tonisierend auf die Verdauungsorgane und die Nieren wirken. Er wirkt regulierend auf die Drüsensekretion und fördert somit den Gallenfluss und die Leberaktivität. Die in den Wurzeln enthaltenen Schwefelverbindungen wirken entgiftend. Löst Stauungen und Erstarrungen in Geist und Körper, hilft Bitterkeit und Ärger loszulassen. Kommission E: Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden, Störungen des Gallenflusses, Anregung der Diurese. Schafgarbe Achillea millefolium wirkt krampflösend, entzündungslindernd, magenberuhigend, appetit- und gallefördernd, mild abführend, gefässtonisierend, blutreinigend, blutstillend und wird bei Problemen der Verdauungsorgane sowie bei Frauenleiden eingesetzt. Die heilende Wirkung ist mit der Kamille vergleichbar und beruht vor allem auf dem Gehalt an ätherischen Ölen, Gerbstoffen und weiteren Inhaltsstoffen. Wie bei andern Korbblütlern ist allergische Reaktion möglich. Kommission E: Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden wie leichte krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich. 69 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie Boldo Peumus boldus unterstützt die Sekretion von Verdauungssäften. Er wirkt verdauungsfördernd und regt den Gallenfluss an. Er wirkt am besten in Kombination mit anderen Leber-Gallen-Pflanzen. Kommission E: Dyspeptische Beschwerden besonders bei mangelnder Gallenbildung. Schöllkraut Chelidonium majus ist ein gutes Gallenmittel, besonders bei Spasmen. Es wirkt krampflösend und leicht schmerzlindernd. Ein heisser Teeauszug davon kann für Leberwickel genutzt werden. Es entspannt die Leber und die Gallenwege. Momentan ist es in der Schweiz nur „potenziert“ in der Homöopathie zugelassen. Kommission E: Krampfartige Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Traktes Gelbwurz Curcuma longa und xantorrhiza (wird heute immer häufiger verwendet). Als Hauptbestandteil des Currys dient das aromatisierende Gewürz auch als Färbemittel. Curcuma wirkt stark gallenfluss- und verdauungsfördernd (Curcuma xantorrhiza etwas schwächer), entzündungshemmend, reizlindernd, entblähend, krampflösend, antioxidativ, leberschützend, keimhemmend und senkt den Cholesterinspiegel. Indikationen: Verdauungsbeschwerden, entzündliche Erkrankungen der Gallenblase, Reizdarm sowie bei Übelkeit und Erbrechen. Kommission E: Dyspeptische Beschwerden. Erdrauch Fumaria officinalis hat krampflösende, blutreinigende und Gallenfluss regulierende Eigenschaften. Er verflüssigt die Galle und wirkt so gegen Gallensteinbildung. Nach längerer Einnahmezeit hat er auch eine leicht beruhigende Wirkung und hilft in der Leberregeneration. Kommission E: Krampfartige Beschwerden im Bereich der Gallenblase, der Gallenwege und des Gastrointestinaltraktes. *Phytopharmaka: Was ist die Kommission E? Die Kommission E ist eine selbstständige wissenschaftliche Kommission des ehemaligen deutschen Bundesgesundheitsamtes (BGA), das heutige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). In den Jahren von 1980 bis 1994 bestand die Aufgabe der Kommission E darin, wissenschaftliches und erfahrungsheilkundliches Material zu erwünschten und unerwünschten Wirkungen pflanzlicher Drogen zusammenzutragen, auszuarbeiten und zu bewerten. Daraus entstanden die bis heute gültigen Monographien, die als Grundlage für die Neuzulassung und Nachzulassung pflanzlicher Arzneimittel gelten. Nieren Hauptaufgabe der Nieren ist es, den Körper von im Blut gelösten Stoffwechselschlacken zu befreien und den Körper zu entgiften. Sie regulieren den Wasser- und den SäureBasen-Haushalt sowie auch den Blutdruck. Die hoch effiziente Filteranlage weiss genau, welche Stoffe zurückbleiben und welche zur Ausscheidung gelangen müssen. 70 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie Die ihnen zugeordnete Emotion ist die Angst. Ängste sind allgegenwärtig, materielle Verlust-, Versagens-, Geld-, Berührungsängste, aber auch weit verbreitet sind Klaustrophobie, Höhenangst, Spinnenangst usw. Häufige innere Kälte und rasches Frösteln können ihren Ursprung in einer schlecht fliessenden Nierenenergie haben. Nierenbelastende Faktoren: - Medikamente und Toxine - Hoher Eiweisskonsum - Mangelnde Flüssigkeitszufuhr - kalte Ernährung, zu leichte Kleidung - zu wenig Schlaf - Ängste aller Art Anzeichen einer Nierenenergieschwäche oder Blockade: - sehr häufiges Wasserlassen, Nycturie - innere Kälte und rasches Frösteln (nächtliches Wasserlassen >1x) - aufgedunsene Augenpartie (meist - Kälte in Peripherie und Nierengegend Unterlied), besonders am Morgen Empfehlungen zur Unterstützung der Nieren: Wärmende Nahrung und warme Mahlzeiten mit mässiger Proteinzufuhr bevorzugen. Trinkmenge beachten (30 ml pro kg Körpergewicht), warmes Wasser und Tees einnehmen. Empfehlenswert sind äussere Wärmeanwendungen und Nieren unterstützende Pflanzen: Nierenpflanzen: Goldrute Ackerschachtelhalm Solidago virgaurea ist ein Nierentonikum und fördert die Ausscheidung. Empfohlen bei Kälteneigung, bei Tendenz zu Wasserstauung, besonders am Morgen um die Augen. Goldrute wirkt entzündungshemmend. Sie wirkt in Freundschaft und Liebe verbindend und hilft bei schmerzhaften partnerschaftlichen Erlebnissen. Kommission E: Anregung der Diurese, Prophylaxe für Nierensteine und Nierengriess. Equisetum arvense wirkt diuretisch, metabolisch, entgiftend und stärkt das Gewebe. Er wird gerne eingesetzt bei erschöpfenden Prozessen, die neben einer schwachen Nierenenergie auch rheumatische Tendenzen zeigt oder Hautbeschwerden beinhalten. Kommission E: Posttraumatische und statische Ödeme, Durchspültherapie bei Harnwegsinfekt und Nierengriess. Äusserlich bei schlecht heilenden Wunden. Brennessel Urtica dioica fördert die Ausscheidung, wirkt entgiftend und antientzündlich. Blutreinigend, fördert Blutbildung, stärkt das Gewebe. Gemüse: viel Vitamin C, Eisen, Chlorophyll, Magnesium, Flavonoide, Kieselsäure. Samen: Vitalitätstonikum. Sie stärkt die Durchsetzungskraft und hilft die Führung im eigenen Leben zu übernehmen. Kommission E: Aktivierung der Diurese, Durchspühltherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Adjuvans bei rheumatischen Beschwerden, Vorbeugung und Behandlung von Nierengriess. 71 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Birke Vitalstoff- und Phytotherapie Betula alba wirkt harntreibend, Harn desinfizierend, entschlackend und blutreinigend. Sie fördert die Ausscheidung von Harnsäure und -salzen. Der Stoffwechsel wird allgemein aktiviert, wodurch die Vitalität gefördert wird. Sie hilft eine tiefere Verbindung mit dem Leben und den Menschen zu finden. Kommission E: Durchspül-Therapie bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengriess, Adjuvans bei rheumatischen Beschwerden. Herz Das Herz verteilt das Blut in den kleinen (Lungen) und den grossen (Körperperipherie) Kreislauf und nimmt es am Ende dieser Kreisläufe wieder auf. Somit transportiert es über das Blut Sauerstoff, Nährstoffe, Abfallstoffe, Immunzellen, Hormone, Enzyme usw. zu den Zielorganen. Ohne den funktionierenden Kreislauf ist kein Leben möglich. Dem Herz ist die Negativemotion Masslosigkeit zugeordnet. Masslosigkeit im Sinne von übertriebener Fest- und Partyfreudigkeit, in der das Herz nicht die Zuwendung und Liebe erhält, die es verdient hat, sondern überfordert wird. Krankheiten des Herzens entstehen oft stressbedingt. Die Zeit für den liebevollen Umgang mit sich selbst und den Nächsten fehlt, das Herz wird auf der emotionalen Ebene dadurch zu wenig genährt. Belastende Faktoren: - Oberflächliche Atmung mit daraus - Glucoseintoleranz/ Insulinresistenz resultierendem Sauerstoffmangel - Übergewicht - Stress aller Art - Rauchen - Starrer Brustkorb mit Einengung des - schlechte Essgewohnheiten, Herzens Vitalstoffmangel und - Säure-Basen-Ungleichgewicht Verdauungsstörungen - Häufige oder schwerwiegende Infekte - Mangel an Selbstwahrnehmung und Selbstführsorge Anzeichen von Herz-Kreislaufbelastung und -schwäche, auch energetisch gesehen: - Seltsames Gefühl in der Herzgegend - Erhöhte oder sehr niedrige Pulsfrequenz - Herzklopfen (<55 ausser bei sehr sportlichen - Atemlosigkeit bei kleinen Belastungen Menschen) - Herzschmerzen (auch emotionale) - Arhythmischer Puls - Beklemmung in der Brust - Belastungsabhängige Müdigkeit Empfehlungen zur Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems: Körperliche Bewegung ist ein wichtiger Faktor in der Erhaltung der Herz-Kreislauf-Gesundheit. Durch regelmässiges Training von Muskulatur und Atmung wird das Herz in seiner Funktion gestärkt und entlastet. Die Blutgefässe bleiben elastischer und die Kapillaren bilden eine starke Verästelung. Dadurch nehmen sie mehr Blut auf und verteilen sowohl den Druck im Gefässsystem, wie auch Sauerstoff und Nährstoffe im Körper besser. Das Herz muss weniger Kraft aufwenden, um das Blut auszustossen. Durch die Muskelaktivität entsteht eine pumpende Kraft auf die Venen, die so das Blut aus der Peripherie dynamischer und kraftvoller ans Herz zurück liefern. Trainierte Muskeln verbrauchen in ihrer inaktiven Zeit weniger Sauerstoff, wodurch er im Gewebe zur Verfügung steht. Liebevoller Umgang mit sich und den eigenen Bedürfnissen schützt das Herz. Herzpflanzen: Weissdorn Crataegus verbessert die Durchblutung des Herzmuskels, stärkt die Kontraktionskraft, ökonomisiert und beruhigt die Herztätigkeit. 72 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie Hilft bei Beklemmungsgefühl und emotional bedingten krampfartigen Schmerzen in der Herzgegend. Er reguliert den Blutdruck, hemmt die Thrombozytenaggregation und schützt präventiv eingenommen ausgezeichnet vor Herz-KreislaufErkrankungen. Er löst seelisch bedingte Beklemmungen, schenkt Vertrauen, so dass Gefühle wieder fliessen dürfen und sich neue Lebensimpulse entfalten. Kommission E: Herzinsuffizienz im Stadium ll nach NYHA. Rosmarin Rosmarinus officinalis tonisiert bei allgemeinen Schwächezuständen, Kreislaufbeschwerden und Hypotonie. Er wirkt antirheumatisch, positiv inotrop (steigert die Kontraktionskraft des Herzens) und wärmend, verbessert die Durchblutung und fördert die Verdauung. Zudem entzündet er den Geist und „begeistert“. Kommission E: Dyspeptische Beschwerden, Kreislaufbeschwerden (äussere Anwendung), Adjuvans bei rheumatischen Beschwerden. Melisse Melissa officinalis (siehe Nerventonika) Passionsblume Passiflora incarnata (siehe Sedativa und Beruhigungsmittel) Hypertonie: Aus naturheilkundlicher Sicht können Hypertonien unterschiedliche Charakteristika haben. Hochdruck hat aber immer zu tun mit erhöhten Druckbelastungen in gewissen Lebensbereichen. Diese gilt es zu ergründen und anzugehen. Nierenhypertonie: Tritt besonders bei Personen auf, die ängstlich und bedrückt wirken. Sie haben weiches, schwammiges Gewebe und tendieren zu Übergewicht. Die Betroffenen leiden oft an der salzsenstitiven Hypertonie und sollten Salz in der Nahrung stark reduzieren. Leberhypertonie: Personen, betroffen von dieser Form, sind sehr angespannt, was nach Aussen nicht sichtbar werden muss. Es sind eher Menschen mit starker Selbstkontrolle, die alles im Griff haben müssen. Im Stress fühlen sie sich entweder sehr vital oder schnell erschöpft. Sie sind klassische Sympathikotoniker. Meist mangelt es ihnen an Magnesium und Kalium, evtl. auch an Kalzium. In aller Regel ist ihr Organismus übersäuert. Als Hitzetypen sollten sie auf Entspannung und Abkühlung des Gemütes achten. Herzbedingte Hypertonie: Nach TCM wird diese Hypertonie unterschieden in einen Leerezustand und einen Füllezustand. Leere: Blasses, fahles Gesicht mit genereller Schwächesymptomatik - stärken, z.B. Fussreflexzonenmassage, Nierengegend mit Rosmarinöl oder Franzbranntwein einreiben Fülle: Rotes Gesicht, gestaute Beine und Lungen - ausleiten, kühlende Kräuter, Chicorée (bitter - kalt), Glaubersalz 4.4.3 Das Nervenkostüm und der Schlaf 73 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie Stehen die sympathikotone und parasysmpathikothone Aktivität nicht im Gleichgewicht, gerät das Nervensystem längerfristig ausser Balance. Dauerstress und Mangel an Schlaf verbrauchen viele der Vitalstoffe, die notwendig sind, um langfristig Nerven und ihre Myelinscheiden funktionstüchtig zu erhalten. Mit spezifischen Pflanzedrogen ist es möglich, regulierend in die Schlafqualität einzugreifen sowie in die Nervenregeneration zu fördern. Belastende Faktoren für das Nervenkostüm: - Stress aller Art (siehe Stress 2.4.1) - Mangel an Entspannung - Vitalstoffmangel - Fehlernährung Anzeichen von Nervenüberlastung: - Schlafstörungen - Unausgeschlafen sein am Morgen - Innere Unruhe, inneres Zittern/Vibrieren - Unruhiger Geist - Anzeichen von Übersäuerung - Rasche Ermüdung Ständige Müdigkeit und Erschöpfung Konzentrationsschwäche Reizbarkeit Starkes Schwitzen, sehr trockene Haut Empfehlungen zur Unterstützung des Nervenkostüms: Die Belastungskapazität ist zu beachten; Ruhe und Entspannung sind einzuplanen: zu bestimmten Zeiten Unerreichbarkeit erlangen. Ein Basenbad (siehe Therapie-Empfehlungen) hilft über starke Anspannungsmomente hinweg und unterstützt die Entspannungsfähigkeit sowie die Regulation des Säure-Basen-Haushaltes. Wenn möglich ist auf synthetische Stimmungsaufheller und Schlafhilfen zu verzichten, denn sie schwächen das Nervenkostüm. Heilpflanzen bei Erschöpfung und Energielosigkeit - Adaptogene: (Pflanzen, die die Anpassung an aussergewöhnliche Situationen verbessern) Ginkgo Ginseng Ginkgo biloba: Die grosse Heilpflanze der neuen Zeit wirkt als „pflanzliches Gedächtnisschutzmittel“und somit als Antidementiva. Er verbessert die Durchblutung des Gehirns, indem er die Blutviskosität senkt und die Mikrozirkulation steigert. Er schützt die Nerven, verbessert den zerebralen Energiestoffwechsel und steigert somit die Hirnleistung und das Lernvermögen dank erhöhter Stressadaptation. Er hilft bei Kopfschmerzen, Gefässerkrankungen, Libidoverlust und Potenzschwäche. Synergistische Wirkung mit Ginseng. Kommission E: Symptomatische Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen, begleitend bei demenziellen Syndromen, Verbesserung der schmerzfreien Gehstrecke bei PAVK Stadium ll. Schwindel, Tinnitus und im Rahmen physikalischtherapeuti-schen Massnahmen. Panax ginseng ist ebenfalls ein wichtiges „Adaptogen“ und erhöht als solches die Belastbarkeit gegenüber Stresssituationen und schützt vor Reizüberflutung. Er wirkt als Psychotonikum, hat eine beruhigende und stimulierende Wirkung auf das ZNS und somit auch auf das Hormon- und das Immunsystem. Dies hilft auch, den Blutzucker besser zu regulieren. Er unterstützt die Konzentrationfähigkeit und somit Arbeitsgenauigkeit und 74 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Taigawurzel Vitalstoff- und Phytotherapie Merkfähigkeit. Manchmal wird er bei Hypotonie, Libidoverlust und Potenzschwäche eingesetzt. Er verbessert den Allgemeinzustand und hilft bei altersbedingten Depressionszuständen. Ginseng wirkt am besten in der Vorbeugung bei Gesunden, aber auch in der Therapie des Burnout-Syndroms. Achtung: nicht bei ausgeprägter Hypertonie einsetzen und auch nicht mit Koffein kombinieren! Kommission E: Als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeit und Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Rekonvaleszenz. Eleutherococcus senticosus ist der „Ginseng Sibiriens“, ein gut verträgliches Adaptogen, das wie Ginseng eingesetzt wird zur Steigerung der unspezifischen Immunabwehr, Müdigkeit, Schwäche… Achtung: Nicht bei Bluthochdruck einsetzen! Kommission E: Müdigkeits- und Schwächegefühl, nachlassende Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, Rekonvaleszenz. - Stimulanzien: Mate Ilex paraguariensis wirkt stimulierend, konzentrationsfördernd, anregend und belebend, kräftigt den Herzmuskel, erfrischt Körper und Geist. Das enthaltene Koffein wirkt leicht schmerzstillend und harntreibend. Der Genuss-Tee (brasilianisches Nationalgetränk) eignet sich auch zur Begleitung von Fastenkuren. Achtung: Stimulanzien regen das Nervensystem an. Sie sind nicht zur Dauertherapie geeignet, obwohl Mate milder wirkt als Kaffee. Kommission E: Geistige und körperliche Ermüdung. Rosmarin Rosmarinus officinalis (siehe auch Herz) Stimmungserhellende Pflanzen Johanniskraut Hypericum perforatum wirkt stimmungsaufhellend, angstlösend, mild sedierend und mild leistungs- und herzkraftfördernd. Es verlängert die Verweildauer von Neurotransmittern (Serotonin, Noradrenalin, Dopamin) und steigert die nächtliche Melatoninsekretion bei Erschöpfung und Burnout. Hypericum wirkt als „Lichttherapie von innen“. Leichtere Depressionen und HerbstWinter- resp. November- Depressionen gelten inzwischen als fast schon ideales Einsatzgebiet für Johanniskraut. Es kann bei seelischen und allgemeinen körperlichen Verletzungen helfen. Achtung: Photosensibillisierung! Kommission E: Psychovegetative Störungen, depressive Verstimmung, Angst, nervöse Unruhe, Behandlung und Nachbehandlung von Verletzungen. Lavendel Lavendula angustifolia hilft bei Einschlafstörungen und Unruhezuständen. Bei Depressionen wirkt er stimmungsaufhellend. Er kann auch bei Verdauungsstörungen und nervösem Herzklopfen eingesetzt werden. Lavendel ist eine grosse Seelenpflanze, klärt, bringt Ruhe und stärkt dadurch die Nerven. Kommission E: Unruhe, Einschlafstörungen, funktionelle Oberbauchbeschwerden, funktionelle Kreislaufstörungen. 75 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie Schlaf und Nerven „Süsser Schlaf, du kommst wie ein reines Glück, ungebeten, unerfleht, am willigsten. Du lösest die Knoten der strengen Gedanken, vermischest alle Bilder der Freude und des Schmerzes; ungehindert fliesst der Kreis innerer Harmonien, und eingelullt in gefälligen Wahnsinn, versinken wir und hören auf zu sein.“ Goethe Unterstützung der Regenerationsfähigkeit und der Schlafqualität Ein erholsamer Schlaf ist Urquelle der Gesundheit. Er lässt den Geist ruhen und regeneriert Körper und Seele. Doch zu oft in heutiger Zeit wälzen sich manche Leute hin und her auf der Suche nach der Auflösung der Gedankenknoten, wie Goethe sie beschrieben hat. Stunden zerrinnen, bis genüsslicher Schlaf einen endlich entrückt. Hier ist hilfreich, nach Möglichkeit die Gedanken des Tages zu ordnen und loszulassen, bevor ins Bett gestiegen wird. Es helfen auch Rituale der Entspannung, vor Mitternacht schlafen und das Beachten eines regelmässigen Rhythmus. Nerventonikas verbessern die nervliche Stresstoleranz und begünstigen den erholsameren Schlaf: Melisse Melissa officinalis, auch Zitronenmelisse genannt, ist ein gutes Nerven- und Herztonikum, wirkt beruhigend, ausgleichend, schlaffördernd, stresslösend, entblähend und krampflösend. Sie hilft bei Einschlafstörungen, insbesondere durch Ängste und bei Herzklopfen, nervösen Herzbeschwerden, nervösen Magen- und Darmstörungen. Erschöpfungszuständen und Spannungskopfschmerzen. Kommission E: Nervös bedingte Einschlafstörungen, funktionelle Magen-Darm-Beschwerden. Baldrian Valeriana officinalis: Baldrian-Präparate sind in Normaldosen keine ausgesprochene Schlafmittel; sie versetzen das Nervensystem vielmehr in einen entspannten tonisierenden Zustand und erhöhen damit die Einschlafbereitschaft, ausreichende Behandlungszeit vorausgesetzt. Der schlaffördernde Effekt von Baldrian-Extrak-ten tritt in der Regel erst nach einigen Tagen oder gar Wochen auf. Ein Schlafanstoss kann aber auch durch die Gabe einer hohen Einzeldosis erreicht werden. Er eignet sich bei Ängsten, Nervosität, Schlafstörungen, Erregungszuständen, Erschöpfung, Unruhe, Gedankenflucht, Hyperaktivität und Konzentrationsschwierigkeiten. Am Tag eingenommen wirkt Baldrian durch seine Nervenstärkung beruhigend, entspannend, psychisch ausgleichend, antriebs-, konzentrations- und leistungssteigernd. Dosierung 3x10-15 gtt (Tinktur) Als Schlafhilfe: Dosierung hoch halten bei 30-60 gtt (Tinktur) Kommission E: Unruhezustände sowie nervös bedingte Einschlafstörungen. Hopfen Humulus lupulus ist ein leichtes Nerventonikum und wirkt beruhigend, schlaffördernd, krampflösend, den Tag-NachtRhythmus regulierend, appetitanregend und verdauungsfördernd. Er enthält Phytoöstrogene, die bei Frauen den Östrogenhaushalt regulieren können, bei Männern aber eher anaphrodisierend wirken. 76 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Vitalstoff- und Phytotherapie Extrakte aus Hopfenblüten wirken, besonders in Kombination mit Baldrian äusserst gut als pflanzliches Beruhigungsmittel. Kommission E: Unruhe, Angst und Schlafstörungen. Sedativa / Beruhigungsmittel: Hafer Avena sativa. Als Haferstrohtee oder in Präparaten, wirkt er beruhigend bei nervöser Erschöpfung, Angst, Spannungs- und Erregungszuständen, Schlaflosigkeit und bei Nierenschwäche. Er hilft Harnsäure (Gicht) zur Ausscheidung zu bringen und ist ein guter Begleiter bei Entziehungskuren von Drogen und Nikotin Kommission E: entzündliche und seborrhoische Hauterkrankungen, insbesondere mit Juckreiz. Kalifornischer Goldmohn Eschscholzia californica wirkt sedativ, schlaffördernd, mild schmerzlindernd, leicht antidepressiv und krampflösend. Die Wirkung ist mild (wird auch in der Pädiatrie verwendet), ausgleichend, aber nicht narkotisch. Kommission E: keine Passionsblume Passiflora incarnata wirkt krampflösend und enthält weissdornähnliche Flavonoide mit beruhigender Wirkung auf Herz und Kreislauf. Zudem wirkt sie schlaffördernd, krampflösend und antidepressiv. Bei nervöser Unruhe wirkt der „Phyto-Tranquilizer“ mild beruhigend, ohne zu betäuben. Sie hilft bei sorgenvoller Gemütsverfassung, welche das Herz erfasst. Kommission E: Nervöse Unruhe 77 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie 5 Praktische Arbeit / Kleinstudie 5.1 Vorgehensweise Mit dem Ziel, unsere theoretischen Überlegungen zu überprüfen, haben wir für unsere praktische Arbeit ein Therapiekonzept erstellt. Über den Zeitraum von drei bis vier Monaten haben wir in unserer Kleinstudie Persönlichkeiten beraten, welche ihren individuellen Energiestatus und/oder ihre Konzentrationsfähigkeit ungenügend oder schwächer einstuften als früher. Von den zwölf freiwillig teilnehmenden Klientinnen und Klienten, welche wir in die Studie aufnahmen, durften wir elf bis zum Ende der geplanten Therapiezeit begleiten; eine Person hat sich nach der ersten Beratung zurückgezogen. Das Vorgehen in der praktischen Arbeit mit unseren Klienten stützt sich auf die erarbeiteten theoretischen Grundlagen und steht auf vier Säulen. THEORIE Das therapeutische Vier-Säulen-Konzept ERNÄHRUNG VITALSTOFFE PHYTOTHERAPIE BEWEGUNG ENTSPANNUNG Fragestellung: „Können Erschöpfungssymptome wie Müdigkeit, schlechter Schlaf, Antriebslosigkeit, Leistungsschwäche, Konzentrationsstörungen durch gezielte therapeutische Massnahmen so weit verbessert werden, dass sich die Gefährdung für eine Burnout-Erkrankung stark reduziert und der Körper aus dem Stressstoffwechsel herausfindet?“ Rahmenbedingungen: - Der Beobachtungszeitraum war begrenzt und mit 3-4 Monaten sehr kurz bemessen. - Die Gruppe der Klienten konnte nicht grösser sein als 12 Probanden. Den Mehraufwand für eine grössere Gruppe hätten wir zu zweit nicht tragen können. - Wir haben Menschen in verschiedenen Lebenssituationen beraten und passten unsere Empfehlungen teilweise individuell an. Mit wissenschaftlichen Messinstrumenten ist 78 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie unsere Kleinstudie schwer auswertbar – ausser mit dem Neuro-Balance-Test (NBT); nicht alle Klienten mit ausgeprägten Symptomen waren bereit, ihn durchzuführen. - Veränderungen der Befindlichkeit haben wir gemessen am subjektiven Wohlbefinden der Klienten, an den Aussagen der Erst- und Schlussanamnese, anhand unserer Beobachtungen der Personen (Physiognomie) und den dazu erstellten Fotos (aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht). 5.2 Therapiekonzept Geplante Anzahl Probanden: 12 (möglichst 6 ♀ und 6 ♂, in verschiedenen Altersklassen) Geplante Anzahl der Beratungen: 4 Termin 1. Beratung Tag X Woche 3 2008 Inhalt Besonderes Anamnese Gesprächdauer Erste Ernährungsempfehlungen 1-1,25 Std. Strath abgeben Selbstbeobachtung als Aufgabe Bei Fragen sind Bewegungstipps (möglichst im Freien) wir telefonisch Neuro-Balance-Test besprechen und abgeben erreichbar ev. bei starker Erschöpfung auch schon Schlaf und Nerven unterstützen mit Phytotherapie Zur ersten Beratung bringen die Klienten ihr Essprotokoll und Urin-pH-Werte von 4-5 Tagen mit sowie Angaben zur Blutgruppe. Zuhause füllen sie den Fragebogen zur Feststellung des eigenen Stress-Levels aus. Nach ausführlicher Anamnese erhalten die Klienten wichtige Hinweise zur Ernährung und notwendigen Verhaltensänderungen sowie das Strath-Aufbaupräparat in flüssiger und gepresster Form. Phytotherapie empfehlen wir nur bei stark angeschlagenen Nerven. Überlegungen: Die ausgewogene Ernährung ist Grundlage jedes Heilprozesses. Uns ist es wichtig zu beobachten, ob und wie viel sich in zwei Wochen Ernährungsumstellung und Veränderung der Lebensweise verändern kann. Jede tiefe Ermüdung geht einher mit einem Vitalstoffmangel. Wir wählen das StrathAufbaupräparat aus zum Aufsättigen von wichtigen Vitaminen – besonders aus der BGruppe – und Mineralstoffen, 3 x 2 Tbl oder TL/d. Dieses Präparat entsteht langsam aus Kräutern, die mit Hefe vergoren werden. Durch ein spezielles Verfahren wird die Hefe plasmolisiert, was die Resorption der B-Vitamine aus der Hefe ermöglicht. (Unter Plasmolyse wird in der Zellbiologie die Schrumpfung der Zentralvakuole einer pflanzlichen Zelle und der Hefe bei gleichzeitiger Abtrennung des Plasmalemmas von der Zellwand verstanden.) Strath zeichnet sich aus durch eine hohe Bioverfügbarkeit der enthaltenen Vitalstoffe und unterstützt gleichzeitig die Resorption der andern Nährstoffe aus der Nahrung. Wir empfinden die Energie des Produkts als wärmend. Termin 2. Beratung Nach 2 Wochen Woche 5 2008 Inhalt Besonderes Erfassen der Veränderungen im Befinden und der Gesprächsdauer neuen Bewusstwerdung 30-40 Min. Vertiefte Ernährungsberatung Besprechung des Neuro-Balance-Testes Abgabe von: Probasetabletten, EPA 2 (Burgerstein) Galaktose (Meropharm) Nach Bedarf Schlaf und Nerven unterstützen mit Phytotherapie Erfragen von Erfolgen und Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Empfehlungen. Vertiefte Beratung mit individuell umsetzbaren Ernährungs- und 79 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie Bewegungsempfehlungen. Erläuterung der Resultate und Therapieempfehlungen des Neuro-Balance-Tests. Ausbau Vitalstofftherapie mit Abgabe von Präparaten. Dosierung des Basenmittels entsprechend den Urin-pH-Messungen. 2-5 Tbl/d Galaktose wird situationsgerecht und individuell eingesetzt, EPA2 1 kps/d (Omega-3-Fettsäuren), ausser bei hohem Fischkonsum. Phytotherapie setzen wir je nach Beurteilung der Notwendigkeit ein. Wir möchten beobachten, ob die Vitalstoffe eine Veränderung im Gesundungsprozess bewirken. Überlegungen: Individuelles Erfassen von Schwierigkeiten in der persönlichen Umsetzung von Empfehlungen ist wichtig für den weiteren Verlauf von Beratung und Erfolg. Die ausgewählten Nahrungsergänzungen verbessern den Säure-Basen-Haushalt, unterstützen die Entspannungsfähigkeit und die Nervenregeneration sowie die psychische Stabilität. Der Neuro-Balance-Test zeigt die Ausschüttung der stressrelevanten Hormone und Neurotransmitter im Tagesverlauf. Er gibt Anhaltspunkte zur Tiefe der Erschöpfung und hilft bei der Abschätzung der notwendigen Regenerationszeit und dem Bedarf an unterstützenden Nahrungsergänzungen. Termin 3. Beratung Nach 5 Wochen Woche 10 2008 Inhalt Besonderes Erfassen der Veränderungen im Bezug auf Gesprächsdauer Lebensqualität und Leistungsfähigkeit 20-30 Min. Ergänzungen und Anpassungen mit Burgersteinprodukten: Vitamin C, retard Aushändigen des 2. Neuro-Balance-Tests (indiv.) Wiederholung des Phytotherapie individuell ergänzen NBT in Woche 14 Erfassen von Erfolgen und Schwierigkeiten. Erneutes Anpassen der Empfehlungen sowie die anfänglichen Angaben vertiefen, sofern die Umsetzung gelungen ist. Eventuell Ergänzungen der Vitalstoffe mit Vitamin C retard zur Stützung der Nebennieren. Neu kommt hier die individuelle Phytotherapie hinzu (hauptsächlich Leber-Galle Tropfen und Schlaf-Nerven Tropfen von Bio-Strath sowie CERES-Produkte). Überlegungen: Vitamin C ökonomisiert die Hormonproduktion der Nebennieren und vermindert deren Cortisolausschüttung in Stresssituationen. Es hilft so den Energiehaushalt zu regulieren. Phytotherapeutika erhalten die Klienten abgestimmt auf die Aussagen in der Anamnese sowie aufgrund unserer Wahrnehmung in der Beratung. Schwerpunkt: Psyche/Nerven, Leber, Nieren sowie ev. andere Organe. NBT wird zur Kontrolle des Verlaufes abgegeben. Er soll möglichst anfangs der Woche 14 durchgeführt werden. Termin 4. Beratung Nach 6 Wochen Woche 16 2008 Inhalt Besonderes Erfassen der gesamthaften Veränderungen und der Gesprächsdauer neuen Bewusstwerdung aufgrund eines erneuten 20-30 Min. Ernährungsprotokolls, einer Urin-pH-Messung und der Wiederholung gewisser Fragen aus der Erstanamnese (gemäss individueller Beschwerden), Besprechung des 2. Neuro-Balance-Tests, Bilanz ziehen aus der Beratungszeit und abschliessen Evaluation der Nützlichkeit unserer Beratungen. Wir stellen gezielte Fragen aufgrund der eruierten Beschwerden bei der Erstanamnese und korrigieren möglicherweise falsch ausgeführte oder missverstandene Hinweise. Zu den wichtigsten Themen geben wir Ergänzungen mit auf den persönlichen Weg. Besprechen des 2. Neuro-Balance-Tests (nur bei den Probanden, bei denen der 1. Test eine tiefe Erschöpfungssituation aufdeckte). Verabschiedung und Dankesworte an unsere Probanden. 80 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie Überlegungen: Um Veränderungen des Wohlbefindens ersichtlich zu machen, stellen wir einige Fragen aus der Anamnese noch einmal. Vorher lassen wir die Klienten und Klientinnen in Kurzfassung niederschreiben, was sich für sie in den letzten 3-4 Monaten verändert hat. Die Wiederholung des NBT zeigt uns, wie gut die NNR auf die Therapie in so kurzer Zeit ansprechen konnten. 5.3 Empfehlungen, basierend auf den vier Säulen Da wir die Ansprechbarkeit der Klienten auf eine fast identische Therapie prüfen wollten, haben wir unser Therapiekonzept so gestaltet, dass am Ende der Beratungszeit Vergleiche möglich waren. Trotz allem wollten wir die individuelle Persönlichkeit und Lebenssituation der Probanden nicht ganz ausser Acht lassen. Aus diesem Grund konnten in einzelnen Fällen einige Empfehlungen von den unten aufgeführten abweichen. Ausgewogen Vollwertig Qualität Reich an Vitalstoffen Saisongerecht Abwechslung Nahrungsf asern Energiezufuhr Stoffwechs elbezug Rhythmus Organuhr Nierenenergie stärkend Getränke Genussmittel Ein ausgewogenes Kohlenhydrat-Eiweiss-Verhältnis ist wichtig für den Hirnstoffwechsel, fett- und kohlenhydratreiche Mahlzeiten verursachen eine intrazelluläre Stresssituation. Den halben Teller mit Gemüse füllen. Frische, hochwertige und wenig verarbeitete NM bevorzugen: Gemüse, Früchte, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, kaltgepresste Öle (Leinöl für kalte, Raps- und Olivenöl für kalte und warme Küche). NM aus naturnaher Produktion. Herkunft beachten, v.a. beim Fleisch. 3-4 Portionen (je 1 Hand voll) Gemüse und 1-2 Früchte pro Tag. Den Stoffwechsel unterstützen mit vielen frischen Kräutern (ätherische Öle und Bitterstoffe fördern die Verdauungsleistung), Samen und Sprossen. NM in der Saison genossen sind vitalstoffreicher und unterstützen somit die Energieversorgung. Verschiedene Getreide ausprobieren: Reis, Weizen, Dinkel, Gerste, Mais, Quinoa, Amarant, Buchweizen. Früchte, Beeren und Gemüse in verschiedenen Farben, um eine breite Palette von SPI abzudecken. Nicht zu viel Rohkost, aber genügend Faserstoffe einbauen, in Form von gekochtem Gemüse, Obst und fein gemahlenen Vollkornprodukten. Drei regelmässig verteilte, dem Energiebedarf angepasste Mahlzeiten, am Tag bringen Ruhe in die Energieversorgung des Gehirns. Stoffwechseltyp bezüglich Blutgruppe, Kohlenhydratverbrennung und Nervensystem werden einbezogen bei der Auswahl und Menge der NM. Mahlzeiten rhythmisch verteilen. „Frühstücke wie ein Kaiser (möglichst warm, eiweissreich und angemessen gesalzen: Eierspeisen, Quark, Käse, Trockenfleisch, Linsen, Suppen mit Fisch oder Huhn). Iss mittags wie ein König (Gemüse und Proteine, je nach Typ komplexe KH, Rohkost) und abends wenig wie ein Bettler (vor 19 Uhr, KH aus Gemüse und Vollgetreide, kein oder wenig leicht verdauliches, helles Fleisch, je nach Gewicht zur Abwechslung auch einmal leicht gesüsste Gerichte).“ 2-3 warme Mahlzeiten pro Tag, wärmende NM, Kräuter und Gewürze wie: Rosmarin, Majoran, Thymian, Ingwer, Zimt, Kardamom, Nelken… in den Gerichten und als Tee. Lang gekochte Mahlzeiten, z.B. Kraftsuppen und Eintöpfe lassen sich auf Vorrat zubereiten und aufwärmen. 1,5-2 Liter: Wasser (ca. 30 ml/kg KG) am besten warm oder teilweise als Tee (variantenreich), verdünnte Frischpresssäfte (max. 300 ml) Kaffee in Ruhe geniessen (max. 1-2 Tassen/d), nach dem Mittagessen auf den Kaffee verzichten und dafür eine halbe Stunde entspannen, Alkohol gesunde Tagesdosis nicht überschreiten, wenig süssen. 81 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Genuss Praktische Arbeit / Kleinstudie Liebevolle Zubereitung, sich hinsetzen und bewusst essen, sich Zeit nehmen zum Kauen und Verdauen. ERNÄHRUNG Bedarf Bioverfüg barkeit SäureBasenHaushalt Vitamin C Galaktose Omega3-Fettsäuren Eine grosse Arbeitsleistung verbraucht viele Vitalstoffe, deshalb sollte die Ernährung in einer Erschöpfungsphase durch ein Multivitamin- und Mineralstoff-Präparat mit guter Bioverfügbarkeit ergänzt werden. Wir entscheiden uns für das Strath-Aufbaupräparat, welches aus mit Hefe fermentierten Kräutern gewonnen wird (3 x 2 Tbl oder 3 x2 TL/d). Der Stoffwechsel funktioniert im richtigen Milieu am besten. Im Stress-Stoffwechsel fallen viele Säuren an, die durch basisch wirkende Mineralstoffe gepuffert werden müssen. Ein BasenPräpa-rat kann die passende Ernährung unterstützen. Den Bedarf ermitteln wir aufgrund von Urin-pH-Wert-Messungen. Probase enthält neben den Mineralstoffen Ca und Mg auch Zink (AO, aktiviert Stoffwechsel). Die Tabletten sind Magensaft-resistent (25 Tbl/d). AO, das antidepressiv wirkt und zudem die Regeneration der Nebennieren fördert, indem es die Produktion von Cortisol ökonomisiert (1 g/d in retardierter Form). Chronischer Stress, zu viel Zucker, Eiweiss, Fette und viele Medikamente attackieren den Insulinrezeptor, sodass dieser seine Funktion verliert (= Insulinresistenz). Da sich die Zellen dadurch in einer Mangelsituation befinden, produziert der Körper vermehrt Insulin, was zu einer sog. Hyperinsulinämie führt. Der Insulinüberschuss schädigt die Insulinrezeptoren zusätzlich und ebenso unsere Organe, Gefässe, Nerven sowie unser Gehirn. Galaktose gelangt insulinunabhängig in die Zellen, reduziert den Stress innerhalb der Zellen und ermöglicht so die Zellregeneration. Wichtig ist es, hochreine Galaktose zu verwenden (10 g/d = 3 TL/d) Eicosapenthaensäure EPA reduziert die Entzündungstendenz und entsprechende Schmerzen im Körper. DHA hilft die Hirn- und Sehleistung zu erhalten sowie einer Erschöpfungs-Depression vorzubeugen. Fischöl ist für den Körper einfacher zugänglich als Omega-3-Fettsäuren aus Pflanzen. EPA 2 von Burgerstein enthält einen hohen Anteil von EPA und DHA (1 kps/d). V I TA L S T O F F E Multivitamin-Mineralstoffpräparate: Um den Stoffwechsel wieder anzukurbeln gibt es verschiedene Produkte die bei einer Ernährungsumstellung begleitend eingesetzt werden können, um schneller einen spürbaren Erfolg herbeizuführen. Wir empfehlen z.B. Multivitamin-Mineralstoffpräparate von Allsan oder das „Topvital“ (von Burgerstein) sowie „MultivitaminMineral CELA “ (bei Hyperinsulinismus) oder Strath®, ein Aufbaumittel von sehr guter Bioverfügbarkeit gegen Müdigkeit, für körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, zur Stärkung der Immunabwehr, bei Konzentrationsschwäche, bei fehlender Vitalität. Dosierung 3 x täglich 1-2 Kaffeelöffel vor dem Essen, unverdünnt oder mit Fruchtsaft oder 3 x 1-2 Tabletten. Es 82 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie liefert auch die benötigten B-Vitamine zur Unterstützung des Nervensystems. Bei höherem Bedarf empfehlen wir, den BKomplex (z.B. von Burgerstein) supplementieren. Es handelt sich hierbei um eine persönliche Auswahl und somit unvollständige Auflistung. Bei Schlafstörungen helfen neben Phytopharmaka auch bestimmte Mikronährstoffe wie Magnesium, Vitamin B6 und die Aminosäure L-Tryptophan (→ Vorstufe des Neurotransmitters Serotonin und des Epiphysenhormons Melatonin). Ein Defizit an Serotonin wird als wesentlicher pathogener Faktor diskutiert. (Uwe Gröber & Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, mbH. 2007). Griffonia simplicifolia (afrikanische Schwarzbohne) enthält bis 20 % an 5-Hydroxi-Tryptophan, einem Metaboliten der Aminosäure Tryptophan. Nieren Leber Herz Nerven Bitterstoff e Hormone In den Nieren liegt der Sitz der Ängste und die Grundenergie (TCM). Um die Energie zu bewahren und sie und die Regeneration der Nieren zu unterstützen, wählten wir Solidago von CERES. Die Herrscherin und Dirigentin des Stoffwechsels wird durch unregelmässigen Lebenswandel arg in Mitleidenschaft gezogen. Müdigkeit ist der Schmerz der Leber. Wir haben sie unterstützt mit Leber-Galle Tropfen von Bio-Strath sowie mit bitteren Tees (siehe Bitterstoffe). Stress und Druckbelastungen zusammen mit emotionalen Herausforderungen haben immer Auswirkungen auf die Herzenergie und den Kreislauf: an Weissdorn denken! Kein spezifisches Präparat vorgesehen. Entspannung ist nur dann möglich, wenn das Nervensystem den sympathikotonen Zustand herunterfährt und der Parasympathikus zum Zug kommt. Die Nacht bietet die längste und wichtigste Erholungszeit. Für unsere Beratung geplant: Strath Schlaf-Nerven Tropfen, nach Bedarf Melisse, Hopfen, Baldrian, Johanniskraut. Sie wirken allgemein als Tonikum, unterstützen die Verdauung, den Gesamtstoffwechsel sowie das Leber-Galle-System. In Form von Kräutern oder Bittertee aus Apotheke und Lebensmittelgeschäften (Magentee von COOP, Lebertee von Migros und Sidroga) Curcuma, Schafgarbe, Wermut, Löwenzahn, Artischocke… Hormone sind an der Energieregulation beteiligt. Eine übergeordnete, regulierende Wirkung auf den Hypothalamus kann der Beifuss (Artemisia vulgaris) entfalten. PHYTOTHERAPIE Strath Schlaf-Nerven Tropfen werden verwendet bei nervös bedingten Einschlafstörungen, Überreiztheit, nervöser Unruhe und hilft so bei der Umstellung der Lebensgewohnheiten um wieder zu einem normalen Schlaf-Wach-Rhythmus zurück zu finden. Die Tropfen enthalten Extrakte der Heilpflanzen Baldrian, Passionsblume und Pfefferminze sowie Strath Kräuterhefe (Alkoholgehalt 38% Vol.). Baldrian und Passionsblume werden traditionsgemäss beruhigende Eigenschaften zugeschrieben. Dosierung, Erwachsene: bis 5x täglich 20-30 Tropfen oder nur vor dem Schlafengehen mit wenig Wasser einnehmen. Alternative: Entspannungskomplex von Sanat (Weissdorn, Passionsblume, Goldmohn, Taigawurzel, 2-3 x 2 Kapseln) Strath Leber-Galle Tropfen werden verwendet bei Völlegefühl nach dem Essen, Blähungen, Verdauungsbeschwerden, Aufstossen und somit zur Stützung der Leber in ihrer Funktion und Regeneration. Die Tropfen enthalten Extrakte der Heilpflanzen Mariendistelsamen, Artischocken- und Pfefferminzblätter sowie Strath Kräuterhefe (Alkoholgehalt 36% Vol.). 83 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie Mariendistel und Artischocke werden traditionsgemäss gallentreibende, der Pfefferminze krampflösende Eigenschaften zugeschrieben. Dosierung: 3x täglich 20 Tropfen nach dem Essen mit wenig Wasser einnehmen Alternative: Mariendistel von CERES bei Leberschwäche (3 x 3-5Tropfen) Solidago von CERES bei Nierenschwäche (3 x 3-5 Tropfen) Phytocortal® N von Steirl-Pharma GmbH (www.steirl.de) in Deutschland bestellen (Empfehlung von Dr. med. Kurt Tischhauser, Paracelsus-Klinik). Zusammensetzung: Bellis perennis (Gänseblümchen) Dil. D 5, Chelidonium majus (Schöllkraut) Dil. D 5, Dioscorea villosa (Yamswurzel) Dil. D 5 . Wirkungsweise: Phytocortal ist ein spagyrisches Komplexhomöopathikum mit verschiedenen Anwendungsgebieten wie Erschöpfungszustände, Allergien, Neurodermitis – bedingt durch eine Unterfunktion der Nebennierenrinde. Mit Phytocortal wird eine schonende Anregung der körpereigenen Hormonproduktion angestrebt, da die direkte Gabe von Hormonen die empfindlichen Regelkreise nicht wieder in ein harmonisches Gleichgewicht bringen kann. Rhythmus Sauerstoff versorgun g Tageslicht Gesundes Mass Aktive Entspannu ng Passive Entspannu ng Schlafhygi ene Pausen Die regelmässige Bewegung ist ein wichtiger Rhythmusgeber für den Stoffwechsel und die Herz-Kreislauf-Funktion. Sauerstoffmangel vermehrt die Bildung freier Radikaler, welche das Herz-Kreislaufsystem, die Nerven, das Skelett und das Immunsystem schädigen. Aus diesen Gründen empfiehlt sich ein „Gesundmarsch“ von einer halben Stunde täglich. Diese halbe Stunde Bewegung bei Tageslicht regt zudem die Vitamin-D-Produktion an (Knochenbau, Immunsystem, Psyche), fördert die Serotonin-Produktion (wirkt psychisch stabilisierend) und begünstigt abends die Melatonin-Produktion und damit das Einschlafen. Regelmässigkeit ist wichtig. Grenzen des Wohlbefindens und der Energieressourcen nicht überschreiten, d.h. sich bewegen mit Freude und ohne Leistungsgedanken. Nach 19 Uhr keine sportlichen Aktivitäten mehr ausüben, sie stören den Schlaf. Bewegung möglichst im Grünen, hilft im Alltag Körper und Geist zu entspannen, Stresshormone abzubauen und körperlich zu regenerieren. Spazieren, Atemtherapie, Yoga, autogenes Training, Kinesiologie, Tai Chi, Chi Gong (durch Kunst der Langsamkeit, fokussieren). Gezielt mit Hilfsmitteln die Regeneration und Entspannung fördern: 40 Min. Basenbad (Füsse oder ganzer Körper mit 100 g Natron und evtl. entspannende Düfte), Sauna / Dampfbad (wenn verträglich), Massage, Leberwickel (für 20 Min. einen feuchten Lappen mit heisser Bettflasche auf die Lebergegend auflegen). Einleitung eines ruhigen Abends, frühes und leichtes Nachtessen, Gedanken zur Ruhe kommen lassen, kein Fernsehen im Schlafzimmer oder bis kurz vor Bettzeit. Auf warme Füsse und Körper achten. Sich genügend Schlaf gönnen (8 Std.) zu regelmässigen Einschlaf- und Aufstehzeiten. Tagsüber und besonders über Mittag auch im Geist zur Ruhe kommen und tief durchatmen. Mittagessen im Freien, Spaziergang, Power Nap (20 Min. im Bürostuhl oder Ruheraum), Ausgleich der Hirnhälften mit Musik (z.B. Hemi-Sinc®, Mozart). B EW E G U N G E N TS P A N N U N G 84 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt 5.4 Praktische Arbeit / Kleinstudie Neuro-Balance-Test Das Labor ORTHO-Analythik AG schreibt einleitend in seiner Broschüre unter anderem: „Cortisol, Stress und Gesundheit: Die Analyse der Stresshormone und Neurotransmitter aus Speichel und Urin ist für die Diagnostik und die Therapie stressbedingter, somatischer und psychosomatischer Erkrankungen von ausserordentlicher Bedeutung. Bei Schlafstörungen, psychischen Störungen (Angst, Depressionen und Burnout), gastrointestinalen Erkrankungen (Colitis ulcerosa, Colon irritabile, Ulcus), Schmerz (abdominelle Beschwerden, Rückenschmerzen, Fibromyalgie), kardiovaskulären Erkrankungen, Allergien, Adipositas und metabolischem Syndrom sowie PMS stellt die Stressdiagnostik eine psychobiologisch fundierte Diagnostik dar. So berichten z.B. Patienten mit Hypocortisolismus über deutlich grössere Stressbelastung, Angst, Depressionen und Müdigkeit. Es treten mehr körperliche Beschwerden, vornehmlich Schmerzstörungen, auf. Für Therapeuten und Patienten wird durch die Bestimmung des Stress-abhängigen Cortisol-Spiegels auch ein biochemischer Parameter greifbar. Die Kenntnis, dass es für ihre Beschwerden eine Ursache, zumindest eine Erklärung gibt, kann die Beratung sowie die Anleitung zur Selbsthilfe wesentlich erleichtern.“ Bestimmung des aktiven Cortisols und DHEA (Dehydroepiandrosterone) aus Speichelproben (4-6 x an einem Tag) Da Cortisol in der zweiten Nachthälfte gebildet wird, ist der Spiegel am Morgen am höchsten. Er sinkt im Tagesverlauf ab und erreicht den tiefsten Stand um Mitternacht. Cortisol steigert den Blutdruck, erhöht den Herzschlag und gewährleistet die langfristige Energiebereitstellu ng. Vortrag SSAAMP 07: Stress – Burn-out von Dipl. Ing. Otto Knes, Biochemiker, Tägerwilen 85 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie Bei langanhaltendem Stress beginnt sich die CortisolTageskurve zu verändern (Messwert: orange). Zuerst erhöht sich der Cortisolspiegel am Tag. Folgen sind ein erhöhter Blutzuckerspiegel, was langfristig zu Stammfettsucht und je nach Veranlagung zu Diabetes führt. Als kataboles Hormon fördert Cortisol den Eiweissabbau und die Osteoporose. Nach einiger Zeit steigt der Cortisolspiegel auch in der Nacht. Das DHEA ist nicht mehr in der Lage, den negativen Wirkungen des Stresshormons entgegenzuwirken. In der Folge tritt häufig Schlaflosigkeit und sexuelles Desinteresse auf. Hält der Stress an, kommt es zu weiteren gesundheitlichen Störungen und Veränderungen innerhalb der Zellen. Diese Entzündungsaktivitäten und Abbauprozesse begünstigen Krankheiten wie Depressionen, Alzheimer, Arteriosklerose, Impotenz, Magengeschwüre, Krebs und Parodontitis. Infolge ständiger Überlastung der Nebenniere wird die Cortisolproduktion schliesslich verringert – ein Cortisolmangel entsteht. Zu diesem Zeitpunkt fühlen sich die Menschen ausgebrannt oder müde (lähmende Müdigkeit mit massiven Müdigkeitsattacken nachmittags, Betroffene kommen morgens nur schwer aus dem Bett). Dieser Verlauf wird mit zunehmendem Alter gravierender, da die körpereigene Produktion des positiv wirkenden DHEA abnimmt. Die Abnahme von DHEA bei gleich bleibendem Cortisol-Spiegel hat auch für die Immunfunktionen negative Folgen. Die Veränderung der DHEA-Konzentration während des Alterns: Cortisol wird erst nach etwa 45 Minuten andauerndem Stress ausgeschüttet und verbleibt einige Stunden im Körper. Die Adrenalinproduktion setzt sofort ein – dieses Stresshormon wird aber auch sehr schnell wieder abgebaut. Auch hier wird der Körper auf Aktion 86 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie vorbereitet und alle andern Systeme, die nicht gebraucht werden, heruntergefahren, darunter das Immunsystem, der Fettstoffwechsel und die Verdauung. Die Spiegel von Adrenalin, Noradrenalin, Serotonin und Dopamin können im Morgenurin analysiert werden. Menschen unter Stress zeigen Anzeichen von hohem Dopamin-, Noradrenalin- oder Adrenalinspiegel und einem Serotoninmangel. Noradrenalin reduziert die Wirkung des Serotonins, das durch Stress immer erniedrigt ist. Der Dopaminspiegel kann zu hoch oder zu tief sein – jedenfalls aus dem Gleichgewicht. Ist der Dopaminspiegel hoch (z.B. in Angstsituation), besteht die Gefahr einer Sucht auf die Belohnung mit Kohlenhydraten (wenn sie beruhigend wirken, reagiert der Körper über das Dopamin; falls sie anregen, werden Endorphine ausgeschüttet, was auch leicht zu einem Suchtverhalten führen kann). Eine tiefe Bauchatmung führt ebenfalls zur Endorphinausschüttung und kann somit ein Wohlgefühl ohne Nebenwirkungen auslösen. Ausgleichend wirken auch Meditationen, Musik hören, singen oder der Besuch von „Kraftorten“. Ein weiterer Marker für Stress und Herzinfarktrisiko ist Homocystein. Ein zu hohes Homocystein bedeutet, dass zu wenig Folsäure, Cobalamin und Pyridoxin für dessen Abbau zur Verfügung stehen. Die B-Vitamine sind an der Bildung von Neurotransmittern wie Serotonin beteiligt und haben deshalb direkten Einfluss auf die Gefühlslage, die nervliche Belastbarkeit und die geistige Leistungsfähigkeit. Im Stress wird vermehrt Magnesium ausgeschieden. Ein Magnesiummangel führt zu einer Erhöhung des kardiovaskulären Risikos. Magnesium könnte aber die Wirkung der Stresshormone dämpfen. 5.5 Testphase und Auswertung Während einer Gesamtdauer von vier Monaten begleiteten wir die Probanden in vier Beratungsgesprächen und hielten die Inhalte in ausführlichen Gesprächsprotokollen fest, deren Inhalte der Schweigepflicht unterstehen. Eine Kurzbeschreibung jedes Probanden mit Auflistung der besonderen Massnahmen und Abweichungen vom Grundkonzept geben wir in der Diplomarbeit wieder. Einige der Klientenbeispiele haben wir als Fallbeispiele aufgearbeitet, alle andern befinden sich als Kurzfassung im Anhang. 5.6 Zwei ausgewählte Fallbeispiele Probandin 1, Frau K., 38 Jahre, kaufmännische Angestellte Sie arbeitet 100 % in einem Grossunternehmen mit 40-50 Arbeitsstunden pro Woche, zusätzlich macht sie berufsbegleitend eine Ausbildung, 168 cm, 70 kg, BMI: 24,5, Blutgruppe 0, ledig, keine Kinder. Sie kommt zu uns mit der Hoffnung auf mehr Lebensqualität nach den Beratungen, da sie unter folgenden Symptomen leidet: Energielosigkeit und Erschöpfung mit begleitender Motivationslosigkeit, Schlafstörungen, Freudlosigkeit, Launenhaftigkeit. Sie empfindet alles als anstrengend und mag sich kaum aufraffen, um etwas zu unternehmen. Weitere Beschwerden sind Blähungen, trockene Haut und Ekzeme. Ziele: Erhöhung der Lebensqualität, besserer Umgang mit Stresssituationen, mehr Energie zu haben für Beziehungen (trotz berufsbegleitender Weiterbildung), Reduktion der Verdauungsbeschwerden, bessere Schlafqualität sowie evtl. Gewichtsreduktion. Der Stresslevel-Fragebogen zeigt einen dringenden Regenerationsbedarf, häufige Unzufriedenheit mit Leistungen/starke Belastungen und distanziertes Verhalten. - Emotionale Erschöpfung: < 10: wenig, 10-20: an der Grenze, > 20: dringend 87 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie Regenerationsfähigkeit erhöhen (26 P.) - Depersonalisation: < 9: gute Kontaktfähigkeit, 10-18: distanzierter(17 P.), > 18: häufig gereizt, ärztliche/psychologische Hilfe nötig - Leistung/Zufriedenheit im Beruf: > 18: grösstenteils zufrieden, 9-18: oft unzufrieden mit Leistungen, starke Belastungen (13 P.), < 9: Leistungsfähigkeit seit längerer Zeit gesunken, unzufrieden, oft krank Neuro-Balance-Tests: 7. Feb. und 28. Mai 2008. Tiefe Cortisol-Werte erklären die Energielosigkeit. Die Kurve ist beim 2. Test immer noch flach, was die Probleme beim Aufstehen am Morgen begreiflich macht. Frau B. zeigt eine tiefgreifende Erschöpfung der Nebennieren. Deshalb ist es wichtig, weiterhin auf Entspannungspausen, körperliche Aktivität und eine passende Ernährung zu achten. Für eine vollständige Erholung wird langfristig eine Reduktion des Arbeitspensums (bzw. der Weiterbildung) unumgänglich sein. Die DHEA-Werte (Anti-Aging-Hormon) sind am Morgen schon bedeutend besser (von 105 auf 259 pg/ml); gegen Mittag sinken sie ab, aber nicht mehr so tief wie beim ersten Test. Die Adrenalin/Noradrenalin-Ratio hat sich verbessert, d.h. das Verhältnis zu einander liegt jetzt im grünen Bereich. Der Dopamin- und der Serotonin-Spiegel haben sich erhöht, was das bessere Lebensgefühl zu erklären vermag. 88 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie Therapeutische Interventionen und Erfolge Bewegung und Entspannung: Anleitung zu kurzen Pausen nach dem Mittagessen. Ihr stand kein Raum dafür zur Verfügung, trotzdem hat sie ihren Weg gefunden, eine kleine Pause in den Alltag einzufügen, die ihr die Möglichkeit gab, etwas Abstand zur Arbeit zu bekommen und sich auf ihren Körper und ihr Wohlbefinden zu richten. - Zur täglichen Bewegung an der frischen Luft bei Tageslicht findet sie Zeit nach der Arbeit, indem sie häufiger zu Fuss nach Hause geht. - Ernährung: mehr Eiweiss und gekochtes Gemüse, aber weniger Milchprodukte, mehr hochwertige Fette (Nüsse) und eher komplexe Kohlenhydrate, weniger Kaffee, SäureBasen-Haushalt verbessern, Kurkuma und Kräuter einsetzen - Vitalstoffe: Nach Therapiekonzept empfohlen. Sie hat alle Vitalstoffe planmässig nach Therapiekonzept eingenommen, wobei sie das Strath-Aufbaupräparat als besonders hilfreich erlebt hat. Sie sagt, es habe ihr wieder Boden unter den Füssen gegeben. - Phytotherapie: Die Strath Leber-Galle Tropfen (Mariendistel, Löwenzahn, Pfefferminz) hat sie schon in der 2. Beratung erhalten, weil wir ihre Leber als wichtige Stoffwechselbremse erkannten. Später kamen Solidago (von CERES) und Preiselbeersaft nach Blasenentzündung sowie Phytocortal® zur Regeration der Nebennieren dazu. Frau K. hat ein freundliches, hilfsbereites Wesen, verbunden mit einem hohen Anspruch an sich selber und ihre Leistung. Ihre Erschöpfung war für sie, getragen von diesem Leistungsanspruch nur schwer zu ertragen. Sie setzte sich einem ständigen inneren 89 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie Wettkampf zwischen „Soll“ (selbst definiert) und „Ist“ dem eigenen Leistungsanspruch aus. Ihre Müdigkeit verhinderte, das selbst definierte „Soll“ zu erreichen, was für Frau B. neben ihrer Arbeit viel zusätzlicher, selbst gemachter Stress bedeutete. Sie spürte während längerer Zeit, dass ihr Energiehaushalt nicht in Ordnung ist und hatte auch schon via ihren Chef Hilfe durch eine Gesprächs- und Verhaltenstherapie erhalten. Unter dieser Begleitung fühlte sie sich jedoch oft nicht verstanden. Ihr wurde gesagt, dass sie ihr Energieniveau alleine mit ihren Gedanken und ihrer Einstellung steuern könne. Als willige, lernende und auch umsetzende Person realisierte sie aber rasch, dass dieser Weg ihr nicht wirklich weiter hilft. Erneut bedeutete das Stress, weil sie sich als Versagerin erlebte. Während der Kleinstudie konnte mit dem Neuro-Balance-Test klar aufgezeigt werden, dass sich Frau K’s Nebennieren in einer Erschöpfungslage befinden und ihre Symptome auf keinen Fall simuliert sind. Dies hat viel Druck von ihren Schultern genommen und den gesamte Heilungsverlauf auf einen neuen, festen Boden gestellt, auf dem die Klientin ohne Schuldgefühle ihren Weg beschreiten konnte. Frau K. hat in ihrer Erschöpfung so viel, wie für sie möglich war, umgesetzt und vor allem viel über eine gesunde Lebenshaltung gelernt. Die 3 Monate der Beratungen waren zu kurz um die Klientin an einen Punkt zu begleiten an dem sie stabil und energievoll im Leben steht. Trotzdem durfte sie positive Veränderungen an ihrem Körper und in ihrem Leben erfahren. So verbesserte sich die Schlafqualität und -zeit deutlich (bis 1 Std. länger/Tag). Sie hat momentan keine Hautausschläge mehr, auch kaum mehr Blähungen und hat nebenbei etwa 1 kg abgenommen. Das allgemeine Wohlbefinden ist gestiegen und sie verspürte sogar wieder vereinzelte kleine Energieschübe. Hochs und Tiefs wechseln sich noch immer ab, wobei Hochs länger anhalten und Tiefs weniger abgrundtief ausfallen als noch vor 3 Monaten. Proband 2: Herr M., 57 Jahre, Lehrer und Schulleiter Er kam nach einer 6-monatigen Arbeitspause zu uns, übernahm einen Monat nach Beratungsbeginn die Schulleitung und den Aufbau einer neuen Schule, 176 cm, 95 kg, BMI 30, Blutgruppe A, geschieden in Partnerschaft, 2 erwachsene Kinder. Wegen eines Burnouts kündigte er die letzte Arbeitsstelle vor 6 Monaten und leidet seither immer noch unter unruhigem Schlaf und häufiger innere Unruhe. Weitere Beschwerden sind ständiger Hunger mit Übergewicht, Schulterschmerzen, Brennen in den Zehen, Morbus Sudeck. Ziele: Erfolgreicher Widereinstieg in den Beruf, will einen Monat ohne Alkohol auskommen (macht er jedes Jahr), Gewichtsabnahme. Stresslevel-Fragebogen: - Emotionale Erschöpfung: < 10: wenig, 10-20: an der Grenze, >20: dringend Regenerationsfähigkeit erhöhen - Depersonalisation: < 9: gute Kontaktfähigkeit, 10-18: distanzierter, > 18: häufig gereizt, ärztliche/psychologische Hilfe nötig - Leistung/Zufriedenheit im Beruf: > 18: grösstenteils zufrieden, 9-18: oft unzufrieden mit Leistungen, starke Belastungen, < 9 : Leistungsfähigkeit seit längerer Zeit gesunken, unzufrieden, oft krank Neuro-Balance-Test: 31. Januar und am 21. Mai 2008. Nach der Therapie-Zeit ist eine gewisse Erholung der Nebennieren erkennbar, trotz zwischenzeitlicher Wiederaufnahme der Berufstätigkeit: grössere DHEA-Produktion nachts, Cortisol-Synthese tagsüber erhöht (evtl. auch durch berufliche Herausforderung). Die Cortisol/DHEA-Ratio hat sich gesenkt von 110 auf 27,1, was eine wesentliche Verbesserung darstellt (der Quotient ist ein Mass für den Alterungsprozess und ist 90 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie beispielsweise bei Demenz sehr hoch). Mittags steigt sie aber stärker an, was bedeutet, dass die beginnende Erholung nicht mit erneuter Überforderung der Nebennieren zunichte gemacht werden sollte! Die Adrenalin/Nordadrenalin-Ratio ist wieder stark angestiegen (von 11,8 auf 24,1 anstatt 3-6 als Referenzbereich). Sie ist ein Zeichen für anhaltenden, gefährlichen Disstress und kann wieder eine Burnout-Symptomatik nach sich ziehen, wenn keine entsprechenden Massnahmen getroffen werden! Der Serotonin-Spiegel hat sich stark erhöht und bestätigt das subjektive Glücksgefühl und Wohlbefinden. Es sind also Zeichen für eine Erholung der Nebennieren sichtbar. Der Weg zu einer Genesung wird jedoch noch lange dauern und viel Selbstpflege erfordern. Werte 31.1.08 38 pg/ml 37 pg/ml 4159 pg/ml 1233 pg/ml 1214 pg/ml 959 pg/ml 503 pg/ml 110, 0 Ratio 13,6 Ratio 3,0 µg/g 34,9,0 µg/g 11,8 Ratio 123,8 µg/g 48,1 µg/g Therapeutische Interventionen und Erfolge Bewegung und Entspannung: Power Naps haben ihm immer gut getan in der Vergangenheit. Diese soll er unbedingt an seinem neuen Arbeitsort wieder einplanen und sich Zeit für eine Ruhepause über Mittag nehmen. Kaffee ist erlaubt, aber nur wenn er zu einer richtigen Pause genutzt wird und er sich zum Trinken hinsetzt. Diese Empfehlungen hat er meist umgesetzt und auch grossen Nutzen daraus gezogen. Sein Nickerchen hat er meist in seinem Bürostuhl abgehalten. Täglich Bewegung an der frischen Luft bei Tageslicht. Er soll über Mittag mindestens 30 Minuten spazieren (nicht laufen) gehen und seinen Sport auf Ausdauer und nicht auf Schnelligkeit und Leistung ausrichten. „Langsam“ ist hier die Empfehlung. Die Spaziergänge haben ihn erfrischt und gestärkt, sagte er. Seinen Plan, wieder ein Fitness-Abo zu kaufen, hat er auf später verschoben. - Ernährung: Den Alkoholkonsum hat er tief gehalten und am Abend wenig rotes Fleisch gegessen. Er hat umgesetzt, was für ihn möglich war. Grosse Änderungen erfuhr seine Ernährung jedoch nicht. Insbesondere das eher späte und üppige Nachtessen wurde 91 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie mehrheitlich beibehalten. Das Bier am Stammtisch allerdings konnte er aufgeben. Trotzdem ist der Alkoholkonsum eher noch über der für ihn verträglichen Grenze. - Vitalstoffe: Nach Plan verordnet. Seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den therapeutischen Massnahmen (Compliance) bezüglich Vitalstoffe war eher klein. Einige Produkte wurden nur unregelmässig eingenommen oder nicht besorgt. - Phytotherapie: Aus der Phytotherapie empfahlen wir Solidago (von CERES) sowie Phytocortal. Beides wurde vom Klienten nie besorgt und demzufolge auch nicht eingenommen. Herr M. nahm an unserer Kleinstudie teil, weil er von uns angefragt wurde. Selber hätte er diese Hilfe wohl eher nicht gesucht. Als er im Sommer 2007 seine Anstellung kündigte und sich eine Auszeit gönnte, wollte er dies für mindestens zwölf Monate tun. Aber schon nach sechs Monaten wagte er erneut den Schritt in die Arbeitswelt. Wie er sagt, war er auch getrieben durch Schuldgefühle. Das einfache Herumsitzen empfand er als gesellschaftlich nicht akzeptiert. Er äusserte Versagensängste und viele seiner Aussagen deuteten an, dass sein eigener Anspruch an sich selber sehr hoch gesteckt war. Der Labortest mit seinen schlechten Resultaten hatte für M. mahnenden Charakter und wir empfanden damals seine Reaktion als erschrecktes Aufwachen. Er hat in den sechs vergangenen Monaten seines Burnouts scheinbar nicht wahrgenommen, wie tief seine Erschöpfung ist und was das für seine Zukunft bedeuten wird; insbesondere dann, wenn er erneut berufstätig wird. Die Klienten-Compliance war nicht immer optimal gegeben. Nichts desto trotz hat sich in der Gesundheit von M. vieles zum Besseren geändert. Äusserlich sichtbar waren die Verbesserung der Gesichtsfarbe und der Hautvitalität, das Leuchten der Augen sowie seine subjektiv empfundene Besserung des allgemeinen Wohlgefühls. Auch wenn die Ernährungsempfehlungen in vieler Hinsicht besser umgesetzt werden könnten, Vitalstoffe und Pflanzenmittel ihn in seiner Regeneration stark unterstützen könnten, hat M. umgesetzt was für ihn machbar war. Sehr viel Boden hat er durch die konsequente Umsetzung seines Power Nap und der Mittagsspaziergänge wettgemacht. Die anderen Kurzberichte befinden sich, wie schon erwähnt, im Anhang. 5.7 Zusammenfassende und ergänzende Gedanken Ganz generell hat uns die Arbeit mit den 11 Probanden sehr viel Freude gemacht. Wir durften erleben, wie deren Selbstverantwortung und Motivation für eine gesündere Lebensweise wirklich Erfolge in Gesundheit und Selbstwahrnehmung mit sich brachten. Leider mussten wir aber erkennen, dass eine Begleitphase von nur drei Monaten nicht ausreicht, um Personen in einer Ermüdung auf sicheren Boden zu helfen. Gerade Klienten mit einer tiefen Erschöpfung brauchen sicher neun eher zwölf Monate oder gar zwei Jahre bis sie in ihrem Nervenkostüm wieder stabil sind. Wir durften begleiten, heilen muss sich der Proband selber. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit seinen Lebens-, Handlungs- und Denkmustern. Dies ist ein lebenslanger Prozess und kann von niemand anderem als von der betroffenen Person selbst übernommen werden. (mehr dazu im Kapitel Reflexion, 6.1) 5.7.1 Ausgangssituation Stress entsteht durch inneren Druck und Anspannung auf äussere Reize und hat eine stark subjektive, emotionale Komponente. Chronischer Stress belastet den Stoffwechsel und verändert die biochemischen Reaktionen im Körper. Unsere Klienten und Klientinnen litten an folgenden Symptomen: 92 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie - Schlaf – Störungen des Ein- und Durchschlafens, unruhiger Schlaf mit Albträumen, bleierne Müdigkeit am Morgen oder schweres Erwachen am Morgen, Gedankenkreisen - Müdigkeit / Erschöpfung – Kraft reicht nicht für Freizeitbeschäftigung, aktiv-energetische Phase zur „falschen“ Tageszeit, beginnende depressive Verstimmungen - Leistungsschwäche – Arbeitszeiterhöhung, Angst nicht zu genügen (Arbeitsplatzverlust), hohe Ansprüche an sich selbst - Konzentrationsschwäche - Andere gesundheitliche Symptome – Kopfschmerzen und Migräne, Rückenschmerzen, Verdauungsstörungen, Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit, Schwindel, …. Wir haben die Betroffenen darauf aufmerksam gemacht, dass ein tiefer Erschöpfungszustand über Monate oder gar Jahre entstanden ist. Die Erholung benötigt ebenfalls Zeit. Um den entgleisten Stressstoffwechsel wieder ins Gleichgewicht zu bringen, braucht es je nach Erschöpfungsgrad einige Monate bis zwei Jahre. Eine lebensbejahende Einstellung kann den Stressstoffwechsel positiv beeinflussen, denn Stress entsteht in erster Linie im Kopf, durch Ängste (Gefühlszustand, erwartete Bedrohung) oder zu hohe Erwartungen, die man an sich selber stellt (aus Angst, nicht zu genügen). Deshalb ist es wichtig, die Erschöpfungssituation als Chance zu betrachten und seine Lebensweise umzustellen! Da die Probanden und Probandinnen sich in einer individuell unterschiedlichen Lebenssituation befanden, resultierte daraus eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome mit denen wir zu Beginn der Beratungszeit konfrontiert waren. Diese Vielfalt erschwerte die übersichtliche Auswertung unserer praktischen Arbeit. Die Essenz der Erkenntnisse aus der Beratungszeit mit unseren Klienten und Klientinnen fassen wir mit Hilfe der vier Säulen zusammen. 5.7.2 Ernährung Alle Klienten interessierten sich für die Optimierung ihrer Ernährung und setzen um, was für sie im aktuellen Stadium ihres Gesundheitsprozesses möglich war. Es gelang uns, die Wichtigkeit von qualitativ guter, ausgewogener Ernährung verständlich zu vermitteln. Das Bewusstsein aller Teilnehmenden hat sich diesbezüglich geschärft und die Auswahl der Nahrungsmittel oder zumindest die Achtsamkeit ihnen gegenüber, hat sich positiv verändert. Die persönlichen Lebensumstände beeinflussten massgeblich, in welchem Umfang die therapeutischen Hinweise angewendet werden konnten. Je tiefer die Erschöpfung zu Beginn der Therapie war, desto schwieriger schien die Umsetzung. So fehlte einigen die Kraft, um den Aufwand der Selbstversorgung zu erhöhen. Andere Klientinnen und Klienten hingegen begannen, sich täglich ein Frühstück zu zubereiten, besuchten einen Kochkurs oder versorgten sich mit ganz neuen und ungewohnten Mahlzeiten und Lebensmitteln. Diejenigen, welche sich in der Kantine oder einem Restaurant verköstigten, lernten ihre Mahlzeiten richtig zu wählen und wenn nötig anders zu kombinieren (besonders in Restaurants mussten sie sich darum bemühen). Genussmittel wurden von unseren Probanden hauptsächlich in Form von Zucker, Alkohol und Zigaretten konsumiert. Dem Nikotin haben wir während unserer Beratungszeit keine grosse Beachtung geschenkt (Entwöhnung war in diesem Moment nicht angezeigt). Der Zuckerkonsum war für uns, im Zusammenhang mit der Insulinresistenz ein wichtiger Faktor und wurde mit den betroffenen Klienten und Klientinnen besprochen. Zucker und raffinierte Kohlenhydrate sind aber schwierig von heute auf morgen loszulassen und die Umsetzung unserer Empfehlungen gelang den Klienten unterschiedlich gut. Alkohol 93 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie musste in zwei Fällen thematisiert werden, da der Konsum das „gesunde Mass“ zum Teil massiv überschritt. Ein Klient verzichtete während der Beratungszeit fast vollständig auf Alkohol, die zweite Person begann nach einem „Fastenmonat“ den Alkoholkonsum erneut langsam auf ein Niveau zu steigern, welches seiner Gesundheit nicht zuträglich ist. Beide haben durch ihren Verzicht auf Alkohol positive Veränderungen in ihrem Gesundheitszustand erfahren und haben an Gewicht verloren. Die Fülle, welche das Wissen über eine gesunde Ernährung in sich birgt, kann in der Beratung dazu führen, dass Klienten mit all den ihnen anvertrauten Informationen überfordert werden. Je einfacher die Tipps - besonders am Anfang - sind, desto besser können sie im Alltag umgesetzt werden. Unsere Hinweise, ergänzt durch alle weiteren wichtigen Informationen, waren oft zu umfangreich. Direkt in den Beratungen versuchten wir diesem Phänomen dadurch zu begegnen, indem wir gemeinsam mit den Klienten und Klientinnen nach den für sie umsetzbaren Veränderungen suchten. Resultate E R N Ä H R U N G - Unsere Informationen und Hinweise wurden verstanden und wo möglich umgesetzt - Die Informationsmenge war zu füllig und umfangreich. - Lebensumstände sind ausschlaggebend für die Umsetzung (Erschöpfung) - Hoher Genussmittelkonsum stört und blockiert den Heilungsverlauf Therapeutische Erkenntnisse Je erschöpfter eine Person, desto einfacher und rascher zubereitbar muss die gesunde Ernährung sein. Forderung ist: Kleine Schritte mit kleinen Veränderungen welche Anfangs hauptsächlich dazu dienen, das Bewusstsein zu schärfen. Aufzeigen welche positiven Veränderungen zu erwarten sind. Zeit für die Umstellung geben. Gesundheitliche Verbesserungen? Verbesserungen alleine der Ernährungsumstellung zu zuordnen ist schwierig. Nach den ersten zwei Wochen der Beratung waren viele Klienten noch in der „Verarbeitungsphase“ der Informationen. Die effektive Umsetzung in die Praxis brauchte Zeit. Unser Versuche in den ersten zwei Wochen gesundheitliche Veränderungen allein aufgrund der Ernährungsumstellung zu beobachten, scheiterte. Zu kurz war die Zeitspanne. Verbesserungen der Symptome fanden wir im Bereich von Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl und Blähungen, zudem konnte teilweise etwas Gewicht abgenommen werden. Eine Ernährungsumstellung braucht mehr Zeit als wir erwartet haben. Es ist erstaunlich, wie schlecht sich unsere Bevölkerung trotz Präventionskampagnen ernährt. Fast Food, Convenience Food und raffinierte, rasch im Ofen zubereite Mahlzeiten füllen den Magen schnell und befriedigen für einige Zeit auch die Geschmacksknospen. Auch unter unseren Probanden waren gesundheitsrelevante Ernährungsfehler weit verbreitet. Wahrscheinlich ist die Menschheit so gesättigt mit Informationen und so stark beschäftigt mit der Hektik des Alltags, dass die Energie fehlt um sich ohne Begleitung mit der eigenen Gesundheit zu beschäftigen. Auch haben wir erlebt, wie Allgemeinwissen aus Magazinen und Fernsehen oft unvollständige Informationen über eine individuell notwendige Ernährung liefert. In Stresssituationen gerät die Ernährung oft in den Hintergrund, obwohl gerade sie einen wesentlichen Beitrag zur gesunden Stressbewältigung leisten könnte. Unsere 94 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie Empfehlungen entlasten den Körper vor Energieverlust bei der Verdauung, intrazellulärem Stress und fördern den Stoffwechsel, was Leistungsfähigkeit und Regeneration unterstützt. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass die Zubereitung einer qualitativ guten, ausgewogenen Frischkost-Ernährung mehr Zeit braucht als eine ofenfertige Pizza. Längerfristig ist aber auch eine rasche effiziente Zubereitung nährender Mahlzeiten erlernbar. 5.7.3 Vitalstoffe Insgesamt empfahlen wir den Klienten fünf verschiedene, die Nahrung ergänzende Produkte, welche die Regenerationsfähigkeit der Nerven und der Nebennieren unterstützen sowie die Entsäuerung des Körpers beschleunigen. Die Anzahl der Tabletten lag zwischen 12 und14 Stück täglich und war in den meisten Fällen ergänzt durch die Einnahme von 2-3 Messlöffel Galaktosepulver. Es ist nicht verwunderlich, dass sich viele der Klienten gefragt haben, weshalb sie plötzlich so viele Tabletten schlucken sollten. Wir waren herausgefordert Antworten zu finden und zu erklären, dass der Körper in einer Erschöpfung sinnvollerweise Unterstützung durch gut gewählte Präparate erhalten sollte. Die Ernährungs- und Lebensumstellung dauert in einem manifesten Müdigkeitszustand meist zu lange, um den Stoffwechsel ohne weitere Unterstützung rasch wieder ins Gleichgewicht bringen zu können. Unsere Wunschpräparate für die Studie wurden uns grosszügigerweise von den Herstellerfirmen zur Verfügung gestellt. Durch die Abgabe vor Ort blieb den Klienten der Weg in die Apotheke erspart. Die Einnahme war dadurch regelmässiger als bei Produkten, welche selber gekauft werden mussten. Erneut war der Erschöpfungsgrad ein wichtiger Faktor in der Umsetzung der Empfehlungen. Ebenfalls eine Rolle spielte die Galenik. Galaktose, welche in Pulverform angeboten wird, hatte eine eher schlechte Compliance, sie kann nicht in Medikamentenschieber gegeben werden und geriet so gerne in Vergessenheit. Interessant war es, dass einige der Klienten subjektive wahrgenommen haben, welche Produkte ihnen gut tun und auf welche Art (siehe „Gesundheitliche Verbesserungen“). Resultate V I T A L S T O F F E - Vitalstoffe haben die Fähigkeit Stabilität in den Stoffwechsel zu bringen - Lebensumstände und Verständnis für die Ergänzungsnahrung beeinflussen die Einnahmeregelmässigkeit - Hohe Anzahl Tabletten geben Gefühl krank zu sein - Sie ergänzen die Ernährung und sind besonders hilfreich in der Umstellungsphase Therapeutische Erkenntnisse Einfach bleiben. Keine Einzelsondern MultivitaminMineralstoffpräparate einsetzen. Notwendige Informationen gezielt und einfach formulieren. Strath Aufbaupräparat scheint durch besondere Aufbereitung eine wärmende, entschleunigende Wirkung zu haben. Die Produktionsart von Präparaten kann aus Sicht der Energetik wichtig sein. Gesundheitliche Verbesserungen? Symptomverbesserungen zeigten sich durch: Strath Aufbaupräparat: 5 von 9 Klienten, welche das Präparat regelmässig eingenommen 95 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie haben, lobten es. Es bewirkte eine grössere Stresstoleranz, Kräftigung des Nervenkostüms und das Gefühl mehr Boden unter den Füssen zu haben. Ein Klient beschrieb das Gefühl beim Einnehmen der flüssigen Form so: „es ist, als würde die Sonne in mir aufgehen“. Eine Klientin beendete die Einnahme nachdem sie sich mit einem Vaginalpilz infizierte (ein chronisches Problem von ihr). Probase mit den basischen Mineralien Kalzium und Magnesium. Wurde von allen Klienten eingenommen und erhielt von 4 Probanden besondere Bewertung: Bessere Entspannungsfähigkeit mit positiven Auswirkungen auf den Schlaf sowie weitere, weniger spezifische Verbesserungen des Wohlgefühls. Galaktose erhielt ebenfalls von 4 Klienten – nur 7 Personen nahmen sie regelmässig – positive Rückmeldung. Sie beinhaltet Verminderung von Migränekopfschmerzen, Stützung des Nervenkostüms sowie die Stabilisierung des Energieniveaus. Eindrücklich war für uns das Erlebnis mit dem Strath Aufbaupräparat. Klienten schienen, ohne sich besonders darauf zu konzentrieren, Veränderungen an sich wahrzunehmen, welche sie ganz gezielt dem Strath Präparat zuordneten. Diese subjektiven wahrgenommenen Veränderungen wurden uns schon ab der 2. Beratung - ohne dass wir nachgefragt haben - mitgeteilt. Auch andere Produkte brachten positive Rückmeldung, so spontan und umfangreich wie bei Strath war sie jedoch nicht. Den Informationen der Probanden entnahmen wir, dass es eine entschleunigende, Nerven schützende Wirkung haben muss. Dies passt zu der Art und Weise, wie das Produkt entsteht (siehe 5.2.Therapiekonzept). Dass gezielt eingesetzte Vitalstoffprodukte eine positive Wirkung auf den Stoffwechsel ausüben, ist durch unsere Kleinstudie erfahrungsmedizinisch nachgewiesen. Evidenz geben die Aussagen der Klienten. Ohne Supplementierung der Vitalstoffe hätte der Gesundungsprozess mit grosser Wahrscheinlichkeit später und schleppender eingesetzt. Vorsichtig sein sollte man in der Therapie damit, zu viel auf einmal zu wollen. Eine grosse Flut von Produkten zur gleichen Zeit reduziert die Einnahmegenauigkeit. Galaktose zum Beispiel ist sinnvoll dann einzusetzen, wenn eine Ernährungsumstellung so weit umgesetzt ist, dass für eine Weile auf raffinierte Kohlenhydrate verzichtet werden kann. Dann könnte sie ihr grösstes Heilpotenzial entfalten. 5.7.4 Phytotherapie Während die Ernährung und Vitalstoffe eher allgemein auf den Stoffwechsel wirken, können Pflanzen spezifisch eingesetzt werden. Heilpflanzen empfahlen wir den meisten Klienten erst ab der dritten Beratungssitzung. Augrund dessen war die Beobachtungszeit sehr kurz. Wahrgenommene gesundheitliche Veränderungen sind somit kaum der Phytotherapie zuzuordnen. Auch diejenigen Klienten und Klientinnen, welche zu einem früheren Zeitpunkt mit einem Produkt versorgt wurden – dann meistens ein pflanzliches Präparat der Firma Strath – konnten keine genaueren Aussagen zur Wirksamkeit machen. Alle empfohlenen Präparate waren alkoholische Extrakte. Sie mussten also in Tropfenform eingenommen werden. Zu den galenischen Formen der Vitalstoffe – Tabletten / Kapseln und Pulver – kamen jetzt also noch Tropfen. Therapeutisch verordnet man diese meist dreimal täglich. Hier kam für erschöpfte Klienten eine erneute Überforderung hinzu. Sie schafften die regelmässige Einnahme nicht. Alternativen zu Tropfen sind Pulver, Pulver in Kapseln, Presstabletten und Teemischungen. Von den aufgeführten Darreichungsformen ist das Pulver in Kapselform diejenige, welche von allen Pflanzen erhältlich und einfach einzunehmen ist. Will man jedoch ein Pflanzengemisch empfehlen, wird die Anzahl der einzunehmenden Kapseln sehr hoch. 96 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie Es ist notwendig mit Klienten und Klientinnen abzuklären, in welcher Form Pflanzenpräparate am besten eingenommen werden können. Rückblickend hätten wir uns mindestens bei einem Klienten dazu entschliessen sollen, schon in der ersten Sitzung eine Pflanzenmischung zu empfehlen. Der Klient befand sich offensichtlich in einem stark sympathikotonen Zustand. Seine gesamte Symptomatik liess sich auf diese Nervendominanz zurückführen. Der einfachste Weg wäre gewesen, diese Nervendominanz so rasch als möglich zu reduzieren. Generell achteten wir bei der Empfehlung von Pflanzenpräparaten besonders auf die Unterstützung der Nerven, der Leber und der Nieren. Abgesehen von den Pflanzenpräparaten, welche die Firma Bio-Strath (Leber-Galle und Schlaf-Nerven Tropfen) zur Verfügung stellte, mussten die Klienten weitere empfohlene Produkte in der Apotheke besorgen. Einige Klienten waren zu bequem dies zu tun und verzichteten ganz auf die Einnahme. Die allgemeine Empfehlung Bittertees in den Alltag zu integrieren wurde von allen Probanden umgesetzt. Obwohl wir diese Tees in den Beratungen eher im Zusammenhang mit der Ernährung erwähnten, gehört deren Wirkung in die Pflanzenheilkunde. Wir wollten damit spezifisch die Leber unterstützen und die Verdauung anregen. Fixe Angaben für die Tee-Einnahme wurden nicht gemacht. Wir empfahlen je nach Symptomatik und Lebensgestaltung unterschiedliche Mengen und Einnahmezeiten. Resultate P H Y T O T H E R A P I E - Beobachtungszeit war zu kurz. Es sind keine klaren Aussagen zur Wirksamkeit machbar - Oft später Einsatz von Phytotherapie. Besonders bei gut sichtbarer Ursache eines Energieverlustes - Überforderung der Klienten mit zu vielen galenischen Formen - Einnahme der Bittertees konnte umgesetzt werden. Wurde zur Gewohnheit Therapeutische Erkenntnisse Galenische Form ist für Einnahmeregelmässigkeit ausschlaggebend. Vermeiden von Überforderung durch viele verschiedene Präparate. Pflanzenheilkunde darf und sollte bei spezifischer Problematik und erkennbarer Ursache Priorität vor der Vitalstoffsupplementierung bekommen. Tees zu unspezifischen Zeiten war für Probanden umsetzbar Gesundheitliche Verbesserungen? Der Beobachtungszeitraum war zu kurz und die Art der phytotherapeutischen Behandlung zu unspezifisch, um Aussagen zu Verbesserungen der Gesundheit durch pflanzliche Präparate zu machen. Die Pflanzenheilkunde verkam ungewollt zum Stiefkind unserer Untersuchung. Wir sind überzeugt, dass sie eine grosse Hilfe sein kann zur Therapie von Erschöpfung und Burnout. Schade, dass wir sie aufgrund unseres Therapiekonzepts etwas vernachlässigt haben. 97 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie 5.7.5 Bewegung und Entspannung Die Empfehlungen zu Bewegung und Entspannung lehnten sich stark an das Therapiekonzept an und wurden sehr individuell auf den Tagesablauf und die allgemeine Lebensgestaltung abgestimmt. Diejenigen Klienten und Klientinnen, welche noch Kraft hatten regelmässig Kreislauf aktivierenden Sport zu treiben, unterstützten wir darin, den besten Zeitpunkt und die richtige Form zu wählen. Kopf- und oder leistungsorientierter Sport, bei dem man sich „gerne“ mit der Person neben sich auf dem Fitnessgerät misst, ist in einer Erschöpfung höchst kontraproduktiv. Er zehrt an der eigenen Energie, anstatt dem Körper zu helfen regulierend auf den Stoffwechsel einzuwirken. Deshalb war es notwendig, die erschöpften Personen davon abzuhalten, sich durch intensiven Sport weiter zu verausgaben. Daher empfahlen wir regelmässige lange Spaziergänge, deren Intensität die Tagesform nicht übersteigen durfte. Einige Personen fühlten sich durch das „Sportverbot“ stressentlastet und einige schafften es, sich bei Tageslicht mindestens 20-30 Minuten täglich an der frischen Luft zu bewegen. Zwei liessen dafür ihr Fahrrad zu Hause stehen und liefen von da an die Strecken zur Arbeit, zu Freunden und zum Einkaufen. Andere versuchten anstatt mit dem Tram auch mal einige Strecken zu Fuss zu gehen. Ein Klient profitiert ganz besonders von seinen regelmässigen Spaziergängen über Mittag (3x unter der Woche sowie am Wochenende). Er hatte Mühe mit der Umsetzung vieler der Empfehlungen, schafft es aber seine Spaziergänge zu machen. Er verzichtete dann jeweils auf sein Mittagessen und fühlte sich danach erholt und im Kopf gereinigt. Somit kann Bewegung auch gleichzeitig entspannen. Uns war es wichtig, dass jeder Teilnehmende seine eigene Art fand, um seinen Stressstoffwechsel herunterfahren zu können. Fernsehen und die Arbeit am Computer konnten wir jedoch nicht gelten lassen. Für eine tiefe Entspannung ist es notwendig, sich den Eindrücken von Unterhaltungsmedien, welche über Augen und Ohre wirken, zu entziehen. Gerade für Probanden, welche unter Schlafstörungen litten, war das Erlernen von entspannenden Techniken oder das Finden entspannender Betätigungen von grosser Bedeutung. Die Nacht ist dem Menschen geschenkt zur Erholung. Kann diese Zeit nicht optimal genutzt werden, beginnt der Körper zu leiden. Mindestens eine Klientin durfte erfahren, wie viel besser sie schlafen konnte, nachdem sie – auch mit Hilfe von Probase – gelernt hatte, sich besser zu entspannen. Organ- und stoffwechselunterstützende Empfehlungen zur Erholung beinhalteten Basenbäder (Füsse oder Ganzkörper), Leberwickel, Spaziergänge im Grünen, autogenes Training u.s.w. Resultate B E W E G U N G + E N T S P A N N U N G - Ruhe im Alltag gibt Raum für alte und neue Freuden (z.B. Hobbys, Kontakte pflegen) sowie für einen besseren Schlaf - Durch gezielte Bewegung im Freien bei Tageslicht kann sich das Wohlbefinden stark verbessern - Sportliche Aktivität ist wichtig und gesundheitsfördernd, darf aber die vorhandenen Therapeutische Erkenntnisse Die sportliche Aktivität muss dem aktuellen Energiepotential entsprechen und Leistung soll nie mit dem Kopf erzwungen werden. Entspannungsphasen sollen der Anspannung rhythmisch folgen, um das Gleichgewicht wieder zu erlangen. Schlafhygiene ist ein wichtiger Faktor bezüglich Erholungsfähigkeit 98 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie Energien nicht überfordern Gesundheitliche Verbesserungen? Die Aufmerksamkeit der eigenen Befindlichkeit gegenüber hat sich bei den meisten Klienten und Klientinnen geschärft. Verbesserungen sahen wir im allgemeinen Wohlbefinden. Dies kann nicht allein der Bewegung und Entspannung zugeordnet werden. Die Freude an beidem ist in der Gesamtgruppe unserer Probanden aber erfreulich gestiegen. Gerade bezüglich Bewegung und Entspannung wurde in der Studie sichtbar, wie schlecht sich viele der Probanden und Probandinnen zu Beginn der Beratung spüren konnten. Sportliche Aktivitäten wurden von allen Klienten und Klientinnen als gesund angesehen. Aufgrund dessen gingen einige über die Grenzen ihrer verbliebenen Energien hinaus und betätigten sich übermässig. Manchmal auch nach der Arbeit, obwohl sie sich vor Erschöpfung kaum auf den Beinen halten konnten. Wer lernt sich besser wahrzunehmen, kann viel besser entscheiden, wann wie viel Aktivität gesundheitsfördernd ist. Es ist oft notwendig, zu Beginn einer Therapie die Intensität der Aktivität zu reduzieren und die Ausführungsweise so zu wählen, dass sie erholsam ist. Qualität und Regelmässigkeit haben auch hier Vorrang vor Quantität und Leistungsanspruch. 5.7.6 Ergänzende, ganzheitliche Empfehlungen bezüglich Lebensweise Zusammenfassend stellen wir fest, dass das multikausale Krankheitsbild nach vielseitigen, ganzheitlichen Therapieansätzen verlangt. Nur eine Lifestyle-Optimierung kann die Betroffenen körperlich und psychisch stabilisieren. In erster Linie bedeutet dies für die Betroffenen eine Aufforderung, ihren persönlichen Rhythmus und ihre innere Uhr zu erkennen oder wieder zu finden. Hilfreiche Anregungen zur Veränderung im ganzheitlichen Sinn: - Strukturen schaffen: Aktivität und auch Entspannung bewusst in die Agenda einplanen und zwar innerhalb des Tagesablaufs, während einer Woche, eines Monats (freie Wochenenden) und eines Jahres (Ferien) - Entscheidungen fällen: „Was ist wichtig in meinem Leben?“ Nein sagen lernen und Distanz schaffen zu belastenden Situationen - Delegieren: nicht alles an sich reissen, sondern andere um Hilfe bitten und loslassen - Freizeit: Raum für Beziehungen und Aktivitäten schaffen, die der Seele gut tun (z.B. Tanz, Musik, Spiel, Vereine, Hobbys, Umgang mit Tieren, Garten, Kultur…) - Selbstbelohnung: bewusster leben und geniessen (mit allen Sinnen: riechen, schmecken, fühlen…) - Gewichtsreduktion: Abbau von überschüssigem Bauch- und Körperfett - Sportliche Betätigung: Stressabbau durch regelmässige Bewegung (aerobes Training), mit Freude und ohne Leistungsgedanken, möglichst in der Natur (jeden Tag einen halbstündigen Spaziergang am Sonnenlicht einplanen oder schwimmen gehen, Wandern durch Natur und Zeit) 99 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie - Entspannen unter tags: öfters tagsüber Momente der Entspannung suchen, dabei mit tiefer Bauchatmung das Belohnungszentrum beruhigen - Atemtherapie: im Stess sind Verspannungen im Bereich des Brustkorbs häufig. Das Erlernen der Bauchatmung unterstützt die Entspannungsfähigkeit. - Oxitocin entspannt: es wird ausgeschüttet beim Orgasmus, durch Streicheleinheiten und beim Stillen. So stellt die Sexualität eine mögliche Bewältigungsstrategie dar, um Stress abzubauen. Die Ausschüttung des Hormons Oxytocin fördert die Entspannung und sorgt so für besseren Schlaf. - Streicheleinheiten: annehmen oder sich holen durch Massage (können Vertrauen und Körpergefühl zurückgeben) und auch weitergeben (an Partner, Haustiere) - Entspannung abends: fördern mit einem Melissen-, Orangenblüten- oder Basenbad (100 g Natron oder basische Salze auf eine Badewanne voll warmem Wasser, 45 Min.) oder in einer Duftlampe entspannende Essenzen verdunsten lassen, z.B. Lavendel, Tonka (weihnachtlicher Duft: stark entkrampfend, schlaffördernd, hormonmodulierend, stimmungsaufhellend, mild angstlösend, aphrodisierend), Vanille (körperlich entspannend, bei Schlafstörungen, Stress, depressiver Verstimmung, Burnout, Gefühlskälte), auch Weihrauch, Wintergrün und Ylang-Ylang (erotisierend, ausgleichend, hilft Menschen, die unter Leistungszwang stehen; im Burnout, gibt es das Gefühl von Ruhe und Geborgenheit) - Schlafhygiene: strukturierte Einschlaf- und Aufstehzeiten, angenehme ruhige Schlafumgebung, warme Füsse, am Abend zur Ruhe kommen. Je nach Befinden kann abends ein kalter Kneipp-Guss an den Beinen kurz vor dem ins Bett gehen helfen, die Schwere im Kopf in die Beine abzuleiten und rascher Ruhe zu finden. - Aktivierung: Kneippen morgens, z.B. mit Waschungen, Güssen oder durch Wassertreten (30 Sekunden im Storchenschritt, dann sofort trocknen, anziehen und einen heissen Tee trinken). Diese Reize fördern das Immunsystem und aktivieren den Kreislauf. - Verbindung der Hirnhälften: mit Hemi-Sinc® oder Musik von Mozart hören (evtl. verlangsamt, so wie sie ursprünglich gespielt wurde), wirkt entspannend und aufhellend (auch ADHS- Kinder können sich dabei beim Arbeiten besser konzentrieren) Einige empfehlenswerte begleitende Therapien: - Progressive Muskelentspannung nach Jacobson erlebt eine berechtigte Renaissance, weil die Tiefenmuskelentspannung positive Auswirkungen auf mentale Krankheiten hat, die meist mit Verspannungen und Ängsten gekoppelt sind. Präventiv eingesetzt verbessert es die Körperwahrnehmung. - Lach-Yoga, bei dem grundloses Lachen im Vordergrund steht, basiert auf dem Prinzip, dass der Mensch über die motorische Ebene anfangs zu einem künstlichen Lachen kommt, das später in ein echtes Lachen übergehen soll. Durch das Lachen werden entzündungs- und schmerzhemmende Substanzen freigesetzt, Stresshormone abgebaut, das Immunsystem gestärkt und somit das Wohlbefinden gesteigert. - Kinesiologie, die Lehre von der Bewegung und Energie, ist ein diagnostisches und therapeutisches Verfahren, bei dem der Spannungszustand von Muskeln gemessen wird und in Beziehung zu emotionalen und mentalen Einflüssen gesetzt wird. 100 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Praktische Arbeit / Kleinstudie - Mit Tai Chi und Chi Gong, den Ritualen der Zen-Meditation, die Kunst der Langsamkeit zu erlernen, kann helfen, besser zu fokussieren. Bei bereits eingetretenen Burnout-Symptomen ist eine ambulante oder stationäre psychosomatische Therapie angezeigt. 101 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Persönliche Reflexion: Auswertung der Diplomarbeit 6 Persönliche Reflexion: Auswertung der Diplomarbeit 6.1 Auswertung der praktischen Klientenarbeit Umgang mit Klientinnen und Klienten Planmässig sollte unsere Arbeit mit den Klienten im Herbst 2007 beginnen. Die Suche nach den geeigneten Probanden gestaltete sich aber schwieriger als angenommen. Grossfirmen, die wir um Mithilfe auf der Suche nach Interessenten kontaktierten, wiesen uns allesamt ab. Begründungen wie: wir sind das falsche Unternehmen, wir haben zu viele Anfragen zu diesem Thema, die Sensibilität für dieses Thema ist in unserer Firma nicht vorhanden, oder es bestünden bereits betriebseigene Konzepte, waren Antworten, die wir hörten. Mit aktiver Hilfe von lieben Menschen war es dann möglich, unser Anliegen im Internet gut zu platzieren sowie E-Mails an Personen zu versenden, die eventuell Interesse haben könnten. Von heute auf morgen mussten wir uns unter 49 Bewerbern für die 12 entscheiden, welche wir an der Kleinstudie teilnehmen lassen wollten. Am Ende wählten wir sechs Frauen und sechs Männer aus, welche in vorbestimmten Beratungswochen sicher in der Schweiz weilten sowie unseren Anforderungen entsprachen: verschiedene Altersklassen, Berufssparten und Grade der Erschöpfungssituation, d.h. von leichter Antriebslosigkeit und Schlafstörungen bis zum effektiven Burnout. Anfangs Januar 2008 starteten wir dann mit den Gesprächen, welche Ende April 2008 abgeschlossen wurden. Die individuelle Beratungszeit von drei Monaten konnten wir plangemäss einhalten. Die Probanden wurden unter uns zwei Diplomandinnen aufgeteilt. Somit war jede von uns zuständig für drei Männer und drei Frauen. Jedes Gespräch wurde von uns beiden begleitet, wobei die zuständige Person die Beratung leitete und die zweite Therapeutin am Computer das Gesprächs-Protokoll führte. Dadurch ergab sich eine intensive Auseinandersetzung mit allen Klienten. Der Wissens- und Erfahrungsschatz, den wir uns durch Beobachtung der Kollegin im Gespräch sowie durch die eigene Aktivität in den Beratungen aneignen durften, ist unbezahlbar. Während der Beratungszeit waren wir telefonisch und via E-Mail für Klientenfragen jederzeit erreichbar. Dieser Service wurde jedoch selten genutzt. In den Beratungssitzungen konnten wir uns für die Klienten viel Zeit nehmen und vor Ort ihre Fragen beantworten. Angewendete therapeutische Methoden In den Gesprächen mit den Probanden durften umsetzbare Empfehlungen zur Umstellung der Lebensweise heranreifen. Besonders die Ernährungsumstellung verlangte einiges an Kreativität. Unterstützend abgegebene Produkte aus Vitalstoff- und Phytotherapie wurden von Probanden oft kritisch hinterfragt oder die Einnahme zu Hause auch mal vergessen. Es war schön zu erkennen, dass Menschen, die wirklich etwas in ihrem Leben verändern wollen, auf Natürlichkeit setzen. Hier war es aber doch notwendig zu erklären, dass wenn sich der Körper einmal in einem Defizit befindet – welches über Jahre entstand – er nicht von heute auf morgen nur durch guten Willen wieder zu bester Gesundheit findet. Die Supplementierung von Vitalstoffen ist deshalb notwendig, um dem Organismus in kürzerer Zeit eine gewisse Stabilität zurückzugeben. Insgesamt erkennen wir, dass spät mit der individuellen Phytotherapie gestartet wurde. Gerade bei stark sympathikotonen Zuständen und tiefer Erschöpfung hätte eine Intervention mit Kräutern sicher gut geholfen, akute Situationen rascher zu mildern. Trotz geplanter Interventionsbereitschaft – siehe Therapiekonzept – haben wir zu zögerlich auf die Symptomatik einzelner Klienten reagiert. Wir empfahlen allen von Beginn weg Tees aus Bitterkräutern zur Unterstützung der Verdauung, als allgemeines Tonikum und hauptsächlich zur Leberunterstützung. Diese Entscheidung war sicher richtig, denn bei allen unseren Probanden war die Leber 102 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Persönliche Reflexion: Auswertung der Diplomarbeit belastet. Viele der Testpersonen haben den bitteren Geschmack mittlerweile gern bekommen, einige verzichten heute gar auf ihren Kaffee. Neben der Anamnese und unseren persönlichen Eindrücken des Therapieerfolgs suchten wir den Vergleich über Laborparameter durch den Neuro-Balance-Test der Firma OrthoAnalytic AG. Nicht alle unsere Probanden befanden sich in einer Erschöpfung. So empfahlen wir den Test nur denjenigen Klienten, bei denen er uns als sinnvoll erschien. Um ein adäquates Bild zu erhalten, wurde dann ein Wert zu Beginn und je nach Resultat auch am Ende der Therapie eruiert. Interaktion zwischen Klientinnen/Klienten und Diplomandinnen Während der Studienzeit entwickelte sich ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Klienten. Dieses bot Raum für eine tiefere Einsicht in persönliche Lebensthemen und somit auch zu einer individuelleren Beratung. Einige der Probanden brachten ausführlich persönliche Erfahrungen mit ins Gespräch ein. Dies war interessant, und wir schätzten die Offenheit sehr, mussten aber erkennen, dass wir dadurch die für Beratungssitzungen vorgesehenen Zeiten oft nicht einhalten konnten. Es war für uns eine wichtige Lernerfahrung, einfühlsam und gleichzeitig zeitorientiert zu arbeiten. Generell haben wir für die einzelnen Beratungen zu wenig Zeit einberechnet und mussten dies in der Praxis korrigieren. Wie bereits unter 5.7. erwähnt, hat uns die Arbeit mit den 11 Probanden sehr viel Freude gemacht. Wir durften erleben, wie deren Selbstverantwortung und Motivation für eine gesündere Lebensweise wirklich Erfolge in Gesundheit und Selbstwahrnehmung mit sich brachten. Leider mussten wir aber erkennen, dass eine Begleitphase von nur drei Monaten nicht ausreicht, um Personen in einer Ermüdung auf sicheren Boden zu helfen. Gerade Klienten mit einer tiefen Erschöpfung brauchen sicher neun, eher zwölf Monate oder gar zwei Jahre bis sie in ihrem Nervenkostüm wieder stabil sind. Wir durften begleiten. Heilen muss der betroffene Mensch selber. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit seinen Lebens-, Handlungs- und Denkmustern. Dieser Prozess ist ein lebenslanger und kann von niemand anderem als von der betroffenen Person selbst übernommen werden. 6.2 Reflexion der Arbeit Eigene Stärken und Schwächen, Schwierigkeiten aufgrund der eigenen Grenzen Motiviert, aber etwas unbeholfen haben wir unsere gemeinsame Diplomarbeit begonnen. Sehr ausschweifend befassten wir uns mit dem Thema Burnout und Erschöpfung und erachteten jeden Aspekt als wichtig. Vieles hat Bedeutung, aber unsere Arbeit muss auch einem Rahmen entsprechen und den haben wir während der gesamten Zeit der Bearbeitung dieses Dossiers gesucht. Nicht selten haben wir uns von der Kollegin dazu hinreissen lassen, noch einen weiteren Aspekt zum Thema zu durchleuchten und für unsere Arbeit zu prüfen. Unsere Unerfahrenheit im Bezug auf das gemeinsame Schreiben solch umfangreicher Arbeiten und unsere Unterschiedlichkeit haben uns einen grossen Zeitaufwand beschert, der nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Am Ende angekommen, sind wir beide jedoch dankbar für viele neue Erfahrungen. Möglichkeit, aus der eigenen Kreativität Situationen anzugehen, Probleme zu lösen Schön war es für uns zu erleben, dass wir durch unsere fundierte Ausbildung und die umfassende Auseinandersetzung mit dem Thema im Theorieteil sehr gut auf die praktische Beratungszeit vorbereitet waren. Aufkommenden Fragen in den Einzelgesprächen konnten wir dadurch sehr gut begegnen und diese mit den Klienten aufarbeiten. Rahmen einer Behandlung, Therapie; räumlicher und zeitlicher Faktor 103 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Persönliche Reflexion: Auswertung der Diplomarbeit Die erste Beratung dauerte mit der Anamnese 1 ½ Stunden und die Folgeberatungen jeweils eine Stunde. Der Praxisraum bot eine angenehme Atmosphäre und war mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Auto für alle Probanden gut erreichbar. Sehr erfreulich ist, dass unser Therapiekonzept grösstenteils gehalten hat, was wir uns davon versprochen haben. Das Wohlbefinden, die Leistungs- und Regenerationsfähigkeit sowie die eigene Körperwahrnehmung haben sich bei allen Probanden verbessert. Auch wenn einige zwischenzeitlich wieder etwas eingebrochen sind in ihrer Leistungsfähigkeit. Sie haben erkannt, dass mit gezielten Massnahmen und mehr Achtsamkeit sich selbst gegenüber vieles besser werden kann, als sie es sich gewohnt waren. Die Verbesserung des subjektiven Wohlgefühls der Klienten sowie die objektiv sichtbaren positiven Veränderungen korrelierten teilweise mit dem Resultat des Neuro-Balance-Tests. Nach vier Monaten wurde der Test bei den stark erschöpften Probanden wiederholt. Er zeigte Veränderungen der Nebennierenaktivität, jedoch erst beginnende Verbesserungen. Die Spiegel von DHEA, Dopamin und Serotonin zeigten schon geringe Verbesserungen, die Cortisolausschüttung hat sich jeweils nur am Morgen verbessert. Hier zeigt sich, dass eine erschöpfte Nebenniere lange braucht, um sich zu regenerieren. Freilich bedeutet das nicht, dass die Therapie nichts gefruchtet hat. Vielmehr zeigt es auf, dass schon die Umsetzung wichtiger Massnahmen neue Energie für die Regeneration schenken kann, welche Betroffene auf ihrem persönlichen Heilungsweg dringend benötigen. Die Genesung selbst jedoch braucht deutlich länger als 3-4 Monate. Dies war ganz besonders bei Personen zu erkennen, welche sich bei Therapiebeginn in einer starken Erschöpfung befanden. Sie haben in den drei Monaten viel erreicht, aber der feste Boden unter den Füssen ist noch nicht gefunden. Erfolge und Misserfolge Trotz guter Therapieerfolge sehen wir auch Schwächen in unserem Therapiekonzept. Da wir durch unsere Ausbildung sehr danach ausgerichtet sind, auf das Individuum einzugehen, war es manchmal schwierig, unsere „Programmvorgaben“ einzuhalten. Sicher, in gewissen Fällen haben wir Ausnahmen gemacht, bezüglich Abgabe von Präparaten und bei der Dosierung, aber so richtig individuell kann man in einer studienähnlichen Arbeit nicht vorgehen. Sicher haben wir nichts wirklich falsch gemacht, es hätte lediglich der Situation angepasster sein können. Insbesondere der Phytotherapie würden wir heute Priorität einräumen. Ebenfalls haben wir realisiert, dass wir einzelne Klienten fast überforderten mit Hinweisen zu Ernährung und Bewegung sowie durch die Abgabe von Präparaten. Die Durchführung von Empfehlungen war nicht für alle gleich gut umsetzbar. Ganz besonders stark betroffene Personen haben kaum Kraft gefunden für kleinste Veränderungen in ihrem sonst schon anstrengenden Alltag. Insgesamt haben wir uns die Umsetzung unseres Konzepts einfacher vorgestellt. Die Klienten haben uns dann zu Recht ausgebremst und unsere Flexibilität herausgefordert. Unterschiedliche Meinung besteht zwischen uns, Denise Wahlen und Sibylle D. Hertig, zum Thema Sinn und Sinnlosigkeit eines Labortests. Sibylle D. Hertig: Während sich die Befindlichkeit der Klienten in den vier Monate zwischen Test 1 und Test 2 bemerkenswert verbessert hat, blieben die Laborwerte fast stabil tief. Ich plädiere für Therapien ohne teure Labortests. Ich bin davon überzeugt, dass eine tiefe Erschöpfung auch durch eine umfassende Anamnese erkannt werden kann. Der Labortest ist teuer und ausser den Zahlen und den Grafiken die er liefert, sagt er nicht mehr aus als eine gut erhobene Anamnese. Mir ist es wichtig, dass meine Klienten lernen, sich selbst wieder wahrzunehmen und selber zu erspüren, wie es ihrem Körper und ihnen geht. Die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung ist die Basis eines gesunden Lebens und Leitlinie auf dem Heilungsweg. Jeder Heilungsprozess hat sein ganz eigenes individuelles Zeitfenster. Die Dauer bis zur Heilung kann nicht anhand von Tests ermittelt werden. 104 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Persönliche Reflexion: Auswertung der Diplomarbeit Ich werde in meiner Praxistätigkeit somit Labortests nur dann befürworten, wenn ein Klient ohne diese nicht erkennen kann wie geschwächt sein Körper ist. Denise Wahlen: Wir empfahlen den Neuro-Balance-Test nur den Probanden mit ernsthaften Erschöpfungssymptomen. Nach den ersten Laborresultaten konnten wir eine Prognose wagen, ob die bereits eingetretene subjektive Verbesserung des Wohlbefindens allein durch die Umstellung von Ernährung und Lebensweise anhalten würde oder ob die Erschöpfung der Nebennieren bereits so weit fortgeschritten ist, dass sich die Betroffenen auf eine lange Erholungszeit einstellen mussten. Alarmierende Resultate bedeuteten, dass der Einhaltung eines guten Rhythmus’ betreffend An- und Entspannung auch nach einer subjektiven Verbesserung des Zustandes noch lange Sorge getragen werden muss, resp. eine konsequente Massnahme, wie z.B. der Wechsel des Arbeitsplatzes angezeigt sein könnte. Bei tief bleibenden Cortisolwerten oder einer hohen Cortisol/DHEA-Ratio (der Quotient ist ein Mass für den Alterungsprozess und ist beispielsweise bei Demenz sehr hoch), resp. hoher Adrenalin/Nordadrenalin-Ratio (Zeichen für anhaltenden, gefährlichen Disstress) ist ein langfristiger Einsatz von Nahrungsergänzungen und einem die Nebennieren stützenden Pflanzenpräparat unbedingt erforderlich. Bei den beiden Verhältniszahlen zeigte unser Burnout-Patient (siehe 5.6.2. Herr M.) schon nach kurzer Therapiezeit wesentliche Verbesserungen. Da gerade Männer eher dazu neigen, körperliche Symptome zu ignorieren und nach den kleinsten Fortschritten wieder mehr leisten zu wollen, ermöglicht es der Neuro-Balance-Test „schwarz auf weiss“ die gesundheitliche Situation aufzuzeigen. Dieses Bewusstsein kann helfen, konsequente Schritte zur Verbesserung der Lebensweise einzuleiten, bevor sich eine effektive Krankheit entwickelt. 6.3 Persönliche Erfahrungen und Lernfortschritte Der Einsatz, den wir in unsere Diplomarbeit investiert haben, war enorm zeitaufwendig, kostspielig und auch Energie raubend. In manchen Momenten wünschten wir uns, die Arbeit doch allein angepackt zu haben. Zwei eher ungeübte Schreiberinnen machen manchmal doppelt so viel Arbeit wie eine allein. Dann jedoch gab es wieder sehr kostbare Zeiten, die man nur gemeinsam so intensiv erleben kann. Informationen konnten aus dem Wissensschatz abgerufen werden, ohne dass sich die Besprechungen durch Nachschlagen unnötig verlängert haben. Den Theorieteil mussten wir am Ende stark zusammenkürzen, zu füllig war die Informationsflut. Da uns die erarbeiteten Themen individuell verschieden wichtig schienen, war diese Aufgabe alles andere als einfach – schliesslich mussten wir als Diplomandinnen beide mit dem neuen Resultat einverstanden sein. Alles in allem waren diese 1 ½ Jahre, in denen wir uns mit der Thematik beschäftigten, eine bereichernde Zeit. Besonders die praktische Arbeit hat uns sehr viel Freude bereitet. So haben wir beide sehr von der gemeinsamen Beratungszeit und dem so möglichen Austausch profitiert. Es war auch sehr lehrreich, so viele Beratungsgespräche führen zu können, dabei auf die verschiedenen Persönlichkeiten und Charaktere einzugehen und so die nötige Sicherheit für die zukünftigen Beratungsgespräche zu gewinnen. Wurde das Ziel erreicht? „Müdigkeit, Erschöpfung – kann ein Burnout mit gezielter naturheilkundlicher Intervention vermieden werden?“ Ja, durchaus! Unsere Therapieerfolge zeigen eindrücklich, dass bei guter Compliance wesentliche Verbesserungen im Wohlbefinden und der Leistungsfähigkeit möglich sind. Mit dem durch uns weitgehend selbstständig erarbeitete Konzept erfassten wir wichtige Aspekte für die Therapie von Erschöpfungspatienten. Das vermittelte Wissen in der Theorie sowie die Erfahrungen aus der Klientenbetreuung geben wichtige Hinweise für 105 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Persönliche Reflexion: Auswertung der Diplomarbeit Therapeuten, welche im Praxisalltag mit dem Thema konfrontiert sind oder für Betroffene, die selbst Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen möchten. 106 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt 7 Schlusswort und Dank Schlusswort und Dank Gibt es aus naturheilkundlicher Sicht eine Möglichkeit, den Symptomen der Müdigkeit und der Erschöpfung so effizient entgegenzutreten, dass ein Burnout verhindert und der menschliche Organismus in der Regeneration unterstützt werden kann? Diese Fragestellung wurde von der Schule für angewandte Naturheilkunde an uns herangetragen. Sehr interessiert am Thema – auch weil unsere persönlichen Alltagsmuster uns in der Vergangenheit immer wieder an der Rand einer Erschöpfung getragen haben – nahmen wir den Auftrag zum Schreiben dieser Diplomarbeit an. Die Nachforschungen, die Auseinandersetzung mit der Thematik, die Zusammenarbeit mit einer Kollegin – die in vielen Bereichen so anders denkt als die andere – sowie die Arbeit mit den Klienten haben uns einen Erfahrungsschatz vermittelt, der für unsere zukünftige Praxis unbezahlbar ist. Burnout ist ein weites Thema und noch nicht einmal ein Krankheitsbild. Es fiel uns oft schwer zu entscheiden, welche Aspekte in unsere Arbeit mit einfliessen sollen und wo wir Grenzen setzen müssen. Am Schluss angekommen, blicken wir erfreut auf all die neuen Erfahrungen zurück und bedanken uns herzlich bei allen, welche uns in irgendeiner Form unterstützt oder durch die Arbeit begleitet haben. Unser spezieller Dank gilt Pierre-André Jud für die spannende Aufgabenstellung, die motivierende und professionelle Begleitung, sein Interesse an unseren Fortschritten und die grosszügige finanzielle Unterstützung. Sybille Binder danken wir für ihre Begleitung als Fachexpertin und ihre Fähigkeit, uns wieder auf den rechten Pfad zu führen, wenn wir Gefahr liefen, uns zu verzetteln. Wir danken auch unseren Probandinnen und Probanden, welche ihre Zeit zur Verfügung gestellt haben und sich gut drei Monate therapeutisch begleiten liessen. Besonders freute uns die vertrauensvolle und motivierte Zusammenarbeit. Die markante Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit und ihres Wohlbefindens bestätigt uns in der Wirksamkeit unseres therapeutischen Ansatzes. Dieses Konzept konnten wir in diesem Rahmen nur durch das sehr grosszügige Sponsoring von Produkten anbieten. Folgenden Firmen und den verantwortlichen Persönlichkeiten danken wir für ihren hilfreichen Einsatz: Der Firma Burgerstein, die uns grosszügig mit vier verschiedenen Produkten aus dem Sortiment unterstützt hat und Hugo Schurgast, auf dessen fachkundigen Rat wir immer wieder zurückgreifen durften. Der Firma Bio-Strath: David Pestalozzi danken wir ganz herzlich für die Bereitstellung seines Aufbaupräparates in flüssiger und Tablettenform, sowie der Heilpflanzentropfen. Der Firma Meropharm: Besten Dank gebührt Tobias Keller für die grosszügige Lieferung von Galaktose und seinen fachkundigen Rat zu ihrer Wirkungsweise. Der Firma Ortho-Analytic AG, welche unseren Klienten die Neuro-Balance-Tests zum Selbstkostenpreis anbot und Philip Horsch, der uns in der Auswertung dieser Tests zu Seite stand. Merci! Dank gebührt auch Margrit Sulzberger, welche uns eine wertvolle Starthilfe für unsere Arbeit mitgegeben hat. Auch der Firma CERES sagen wir herzlichen Dank für den fachlichen Austausch mit Roger Kalbermatten. 107 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt 8 Literatur- und Quellenangaben Literatur- und Quellenangaben Andreas Hillert / Michael Marwitz: Die Burnout-Epidemie. Verlag C. H. Beck, München 2006 Axel Güpner und Uwe Seebacher: Corporate Mental Wellnes, USP Publishing, 2008 Margrit Sulzberger: Full Power statt Burn-out, AT Verlag Dagmar Ruhwandl: Erfolgreich ohne auszubrennen / Das Burnout-Buch für Frauen, KlettCotta Verlag Sabine Gapp-Bauss: Stressmanagement – Zu sich kommen statt ausser sich geraten, Aschenbeck und Ilsener Verlag Helmuth Pfeiffer: Völlig losgelöst, mgv Verlag Joachim Bauer: Das Gedächtnis des Körpers, Piper München, 13. Auflage 2008 Verena Steiner: Energiekompetenz, Pendo 2005 Elvira Bierbach: Naturheilpraxis heute. Verlag Urban & Fischer Lippert: Anatomie, Urban und Schwarzberg Verlag, 5. Auflage Gerlag/Husen/Wagner/Wirth: Innere Medizin für Krankenpflege, Thieme Verlag, 3. Auf. Stefan Silbernagel: Taschenatlas der Pathophysiognomie, Thieme Verlag, 1998 Udo Pollmer, Andrea Fock, Ulrike Gonder, Karin Haug: Prost Mahlzeit!, Kiwi-Köln Dr. Peter J. D’Adamo mit Catherine Whitney: 4 Blutgruppen und 4 Blutgruppen richtig leben, Piper München Zürich, 7. Auflage 2005 Cornelia A. Schlieper: Grundfragen der Ernährung, Verlag Handwerk und Technik, Hamburg Hans Konrad Biesalski und Peter Grimm: Taschenatlas der Ernährung, Tieme Verlag nutritio, Das Ernährungsmagazin der Nestlé Schweiz Nr. 49 1/04Nestlé Nutrition, Vevey Schweizer Milchproduzenten SMP, Ernährungswerkstatt Heinrich Tönnies: Seelische Stabilität und geistige Leistungsfähigkeit durch bedarfsorientierte Ernährung, Tönnies-Verlag, D-31061 Alfeld Pia Sangiorgio, Grundlagenkurs bedarfsorientierte Ernährung, Skript nhk, Mai 2006 Tiptopf, Interkantonale Lehrmittelzentrale, Berner Lehrmittel- und Medienverlag, 2000 Ursula Wetter: Gesund abnehmen nach den Stoffwechseltypen / Metabolic typing ein praktischer Ratgeber, AT Verlag, 2007 108 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Literatur- und Quellenangaben Karola Schneider, Kraftsuppen nach der chinesischen Heilkunde, Joy-Verlag 2006 Lothar Burgerstein überarbeitet durch Prof. Dr. Michael Zimmermann, Hugo Schurgast, Uli P. Burgerstein: Handbuch Nährstoffe Burgerstein, Haug Verlag, 11. Auflage 2007 Hugo Schurgast: Orthomolekulare Medizin, EGK-Gesundheitskasse Edmund Schmidt und Natalie Schmidt: Leidfaden Mikronährstoffe / Orthomolekulare Prävention und Therapie, Urban und Fischer Verlag Sybille Binder: Säure-Basen-Haushalt, WK nhk, Skript 2007 Sybille Binder: Stressstofwechsel, WK nhk, Skript 2007 Richard Kellenberger und Friedrich Kopsche: Mineralstoffe nach Dr. Schüssler / Ein Tor zu körperlich und seelischer Gesundheit, AT Verlag Ursel Bühring: Praxislehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, Sonntag Verlag Walter Fürer: Naturheilkunde kurz und bündig, Verlag Sanamin, 4. Auflage Ingrid und Peter Schönfelder: Heilpflanzenführer, Kosmos Verlag 2001 Roger und Hildegard Kalbermatten: Pflanzliche Urtinkturen, AT Verlag, 2005 Gesundheits-Nachrichten 3/2007 und 4/2007 Best Life 10/2007, Ibrahim Mango Manager-Stress-Gesundheit, Der Mediziner 2/1992 Vista 1/2007 Schweizer Hausapotheke 9/2006 Tagesanzeiger 11.11.2006 / 12.4.2007 NZZ am Sonntag 4.4.2007 - www.burnout.ch www.sge-ssn.ch www.coop.ch www.was-wir-essen.de www.literaturcafe.de www.eco-world.de www.verein-cfs.ch www.psychosoziale-gesundheit.net www.wikipedia.org www.uni-koeln.de www.galactose.de www.awl.ch/heilpflanzen www.sterl.de www.stressnostress.ch 109 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt 9 Anhang 9.1 Unsere andern Probandinnen und Probanden Anhang Frau K. und Herr M. werden im Hauptteil der Arbeit (Kapitel 5.6.) beschrieben. 9.1.1 Auswertung der Beratungen: Teilnehmerinnen Probandin 3 Frau E. , 26 Jahre, Kommunikation (TV-Spot bis Flyer) und Projekte, Beratung und Support in Werbeagentur, 40-42 Arbeitsstunden pro Woche (5-Tage), 172 cm, 65 kg, BMI 22, Bluttgruppe A, ledig Motivation für die Studienteilnahme: „Ich bin interessiert, meine Ernährungsgewohnheiten umzustellen, um folglich meine Energieressourcen besser zu nutzen und damit auch meine Lebensqualität zu verbessern.“ Symptome, auf Erschöpfung bezogen: Konzentrationsmangel, Lust nach Süssem, Sehnsucht nach dem Bett (Ja, ich würde gerne früher aufstehen, aber schaffe es einfach nicht). Je nach Projekt ist das Arbeitspensum, der Druck und die Verantwortung sehr gross – müde und erschöpft, regelmässig nach dem Mittagessen Energietief. Weitere gesundheitliche Beschwerden: In Kindheit unzählige Zahnarztbesuche weil diese durch ein einst fälschlich verabreichtes Medikament keinen Zahnschmelz mehr bildeten. Ziel, persönliches: Möchte sich fit fühlen und noch etwas abnehmen. Stresslevel-Fragebogen: (zur besseren Übersicht heben wir die Resultate mit Farben hervor, um zu zeigen, ob jemand gemäss seiner Selbsteinschätzung im grünen, gelben oder schon im roten Bereich liegt) - Emotionale Erschöpfung: < 10: wenig, 10-20: an der Grenze (12 P.), > 20: dringend Regenerationsfähigkeit erhöhen - Depersonalisation: < 9: gute Kontaktfähigkeit, 10-18: distanzierter (10 P.), > 18: häufig gereizt, ärztliche/psychologische Hilfe nötig - Leistung/Zufriedenheit im Beruf: > 18: grösstenteils zufrieden, 9-18: oft unzufrieden mit Leistungen, starke Belastungen (18 P.), < 9 : Leistungsfähigkeit seit längerer Zeit gesunken, unzufrieden, oft krank Individuelle Abweichungen vom Therapiekonzept oder Ergänzungen: Wir haben uns bei Frau E. für ein reduziertes OM-Programm entschieden, da sie sich nicht wirklich in einer Erschöpfung befand. Beschränkung auf EPA2, Probase, Starth (sagt, sie hat ihr gut getan) und Galaktose. Ausser Strath und EPA2 (Burgerstein) war die Einnahme unregelmässig oder gar nicht erfolgt. Individuell empfohlene phytotherapeutische Produkte: Johanniskraut-Melissentee, da sie eher traurig deprimierte Züge zeigte. Neuro-Balance-Test: Wurde wegen Mangel an Gründen nicht durchgeführt. 110 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Therapieerfolg und Schwierigkeiten aus therapeutischer Sicht: Frau E. geniesst ihre Jugend und es fällt ihr noch schwer, sich auf sich und ihre Gesundheit zu konzentrieren und entsprechende Massnahmen umzusetzen. Besonders die Ernährungsumstellung fiel ihr schwer. Hier sind kleine aber stetige Schritte gefragt. Sie hat sich z.B. für einen Kochkurs angemeldet. Trotz Schwierigkeiten in der Umsetzung hat sie kleine Veränderungen in ihrem Gesundheitszustand wahrgenommen. Sie ist zwar noch immer müde und öfter auch erschöpft, sagt aber, dass sie viel weniger Haare verliert als noch vor der Therapie und dass sie nicht mehr so oft friere. Was sich aus der Sicht der Klientin durch die therapeutische Begleitung verändert hat: „Wichtig ist mir sagen zu können, dass ich mir viele Gedanken zu meiner Ernährung, zu Lebensmittel allgemein mache. Ich habe auf meinen Tagesablauf in Bezug auf Lust, Verlangen und Hunger (auf gesundes und ungesundes Essen) sowie auf körperliche und geistige Bewegung geachtet. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für die wertvollen Tipps und Inputs bedanken!“ Probandin 4 Frau N.: 38 Jahre, Executive Assistant des Europa-Managers in einer weltweit tätigen Firma, 45 - 50 Std. Arbeitsstunde pro Woche, 174 cm, 69 kg, BMI: 23, Blutgruppe A, lebt in Partnerschaft Motivation für die Studienteilnahme: Erschöpfung, Müdigkeit, leidet am Wochenende oft unter Kopf- und Gliederschmerzen. Symptome: „Ich schlafe in Zeiten grosser Anspannung sehr schlecht, meistens ganz früh auf dem Sofa nach dem Abendessen und komme morgens kaum aus dem Bett.“ Sie leidet zudem unter Muskelkrämpfen, starkem Zähneknirschen, Hautrötungen nach dem Sport oder dem Duschen, unruhigem Schlaf und Tinnitus. Ziel: „Ich möchte lernen, mich gesund zu ernähren und den Stress auf vernünftige Art und Weise abzubauen.“ Stresslevel-Fragebogen: - Emotionale Erschöpfung: < 10: wenig, 10-20: an der Grenze (16 P.), > 20: dringend Regenerationsfähigkeit erhöhen - Depersonalisation: < 9: gute Kontaktfähigkeit, 10-18: distanzierter (11 P.), > 18: häufig gereizt, ärztliche/psychologische Hilfe nötig - Leistung/Zufriedenheit im Beruf: > 18: grösstenteils zufrieden (22 P.), 9-18: oft unzufrieden mit Leistungen, starke Belastungen, < 9: Leistungsfähigkeit seit längerer Zeit gesunken, unzufrieden, oft krank. Individuelle Abweichungen vom Therapiekonzept oder Ergänzungen: Die empfohlenen Vitalstoffe hat sie alle eingenommen, ausser dem Strath, da sie nach zwei Wochen einen Vaginalpilz erhalten hat und die Ursache dem Hefepräparat zuschreibt. Sie nimmt stattdessen ein amerikanisches Multipräparat und zusätzlich Magnesium. 111 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Individuell empfohlene phytotherapeutische Produkte: vorerst keine, ein Lebermittel wäre aber sinnvoll gewesen, rückblickend hätten ihre Symptome danach verlangt. Das auftretende Nesselfieber wäre eine Indikation um Phytocortal® einzusetzen. Neuro-Balance-Test: wollte sie nicht machen Therapieerfolg und Schwierigkeiten aus unserer Sicht: Sie hat gerne alles unter Kontrolle und überfordert damit oft auch ihre Leber (zeigt sich im fehlenden Appetit am Morgen, innerer Hitze). Durch ihr grosses Verantwortungsgefühl lässt sie sich leicht unter Stress setzen. Dank unseren Anregungen macht sie nun eine ausgedehntere Mittagspause, fühlt sich abends müde und kann dann auch schlafen (Schlafzeit von 6 auf 7-8 Stunden erhöht). Sie erwacht am Morgen leichter und fühlt sich generell weniger erschöpft. Die roten Hautflecken sind weg, dafür leidet sie unter einem Ekzem am Oberarm, innen. Sie hat sich angewöhnt, um 9 Uhr in der Firma zu frühstücken. Die Muskelkrämpfe und der Tinnitus sind verschwunden. Mit der Ernährungsumstellung und der körperlichen Aktivität hat sie 5 Kilogramm (v.a. am Bauch) abgenommen und sie fühlt sich gut damit. Sie realisiert, dass es mit der ständigen Anspannung und den vielen Überstunden nicht weitergehen kann und bittet um einen anderen Job innerhalb der Firma. Was sich aus der Sicht der Klientin durch die therapeutische Begleitung verändert hat: „In den drei Monaten hat sich durch die Beratung sowohl mein Körperbewusstsein, als auch meine innere Einstellung zu meinem Leben verändert. Ich fühle, dass ich in einer Übergangsphase stecke und verwende meine innere Energie dafür, den richtigen Weg sowohl beruflich, als auch privat einzuschlagen.“ Probandin 5 Frau R. , 55 Jahre, Process Manager / Human Resources Spezialistin, 50 Arbeitsstunden pro Woche (5-Tage), 159 cm, 64 kg, BMI 25,3, Bluttgruppe A, verheiratet Motivation für die Studienteilnahme: Interesse an neuen Erkenntnissen, Input für den besseren Umgang mit der Belastung. Symptome, auf Erschöpfung bezogen: Migräne, Rückenschmerzen, Ungeduld/ Wutanfälle, Abkapselung. Weitere gesundheitliche Beschwerden: Arthrose gr. Zehe rechts und im Knoten an den Handgelenken. Bandscheibenvorfall verschlechtert sich vor allem im Sitzen. Durch Yoga viel besser geworden. Ziel, persönliches: Will wieder selbstbestimmt sein und mal wieder Zeit finden um ein Buch zu lesen. Stresslevel-Fragebogen: - Emotionale Erschöpfung: < 10: wenig, 10-20: an der Grenze, >20: dringend Regenerationsfähigkeit erhöhen (21 P.) - Depersonalisation: < 9: gute Kontaktfähigkeit, 10-18: distanzierter (11 P.), > 18: häufig gereizt, ärztliche/psychologische Hilfe nötig 112 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang - Leistung/Zufriedenheit im Beruf: > 18 grösstenteils zufrieden (22 P.), 9-18: oft unzufrieden mit Leistungen, starke Belastungen, < 9 : Leistungsfähigkeit seit längerer Zeit gesunken, unzufrieden, oft krank Neuro-Balance-Test: Die DHEA-Werte haben sich gegenüber dem ersten Test leicht verbessert. Auch Serotonin und die Katecholamine haben sich in die positiver Richtung bewegt. Die Cortisolwerte sind aber, insbesondere am Morgen, noch immer niedrig. Interessanterweise ist die Klientin am frühen Morgen aber immer hellwach und topfit. Dies mag begünstigt sein durch eine gute Adrenalin- respektive Katecholaminreaktion. Dies wiederum zeigt aber nur, dass die Kompensationsfähigkeit der Nebennieren sich scheinbar etwas verbessert hat. Die Nebenniere wird aber noch einige Zeit liebevolle Pflege benötigen, um sich voll zu regenerieren. Individuelle Abweichungen vom Therapiekonzept oder Ergänzungen: Nach Plan. Sagt sowohl über Starth wie von der Galaktose, dass sie ihr gut tun. Individuell empfohlene phytotherapeutische Produkte: Solidago (CERES) sowie Beifusstinktur (zur Regulation der Gesamthormonsituation zentral). Therapieerfolg und Schwierigkeiten aus therapeutischer Sicht: Frau R. war sehr aktiv bei der Umsetzung der Empfehlungen. Sie hat einige Fortschritte bezüglich Wohlbefinden gemacht. Am Morgen steht sie hellwach auf und fühlt sich fit. Sie kann sich besser abgrenzen und ist besser geschützt vor Stressmomenten. Sie hat ein gutes Sättigungsgefühl und braucht keine Zwischenmalzeiten mehr. Sie hat kaum mehr Blähungen. Sie grenzt sich in der Familie besser ab und nimmt sich wieder mehr Zeit für das Leben zu Hause und für alte Hobbys. Die Rückenschmerzen waren in den letzten Wochen kein Thema mehr. Was sich aus der Sicht der Klientin durch die therapeutische Begleitung verändert hat: „Ich bin ruhiger geworden. Hetze in der Freizeit weniger rum, sondern bleibe zuhause. Wollte zum Beispiel gestern in den Interio fahren, bin dann aber gemütlich zuhause geblieben und habe genäht, was ich schon lange nicht mehr getan habe. Ich höre im Bureau besser zu und versuche nicht mehr zwei Sachen zusammen zu machen. - Trinke viel weniger Kaffee. Und wenn, dann Espresso und nicht mehr Cappuccino. - Esse regelmässiger. 113 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Weitere Aussagen der Klientin: Sie Gönnt sich Ruhepausen, wenn sich der Körper meldet. Sie will weiterhin versuchen, Tempo aus ihrem hektischen Alltag zu nehmen und lernen, mehr zu geniessen. Probandin 6 Frau S.: 36 Jahre, Architektin und Projektleiterin in einem Architekturbüro, arbeitet pro Woche 4 Tage à 12 Stunden ohne Pause, 160 cm, 65 -68 kg, BMI: 26, Blutgruppe A, ledig Motivation für die Studienteilnahme: Chronischer Erschöpfungszustand, Burnout, permanente Krankheitssymptome. Symptome: Erschöpfung bis zum Schwindel, Kopfschmerzen, extreme Schlafstörungen (erwacht um 4 Uhr und kann nicht mehr schlafen), hat schon Angst ins Bett zu gehen in Gedanken ans Aufwachen mit Albträumen und Herzrasen. Weitere gesundheitliche Beschwerden: Stressmagen,10-jährige Probleme im Verdauungssystem (Reizdarm), Reizblase, häufig Zahn-, Kopfschmerzen, Migräne und Muskelkrämpfe. Ziel: Nerven stärken und beruhigen (Dominanz des Sympathikus abbauen). Frühes Erwachen nutzen, um sich einen guten Start in den Tag zu gestalten (mit feinem Frühstück, das Kraft spendet für den Tag), da eigentlich 7 Std. Schlaf schon eine recht gute Regeneration ermöglichen. Mit bewusst geplanten Pausen wieder Rhythmus in den Tag bringen. Als Genussmensch ihr Körpergefühl wieder entdecken. Die Leber zu entlasten, welche unter dem extrem kontrollierten Verhalten am Arbeitsplatz leidet. Stresslevel-Fragebogen - Emotionale Erschöpfung: < 10: wenig, 10-20: an der Grenze (16 P.), > 20: dringend Regenerationsfähigkeit erhöhen - Depersonalisation: < 9: gute Kontaktfähigkeit (9 P.), 10-18: distanzierter, > 18: häufig gereizt, ärztliche/psychologische Hilfe nötig - Leistung/Zufriedenheit im Beruf: > 18: 20 grösstenteils zufrieden (20 P.),, 9-18: oft unzufrieden mit Leistungen, starke Belastungen, < 9 : Leistungsfähigkeit seit längerer Zeit gesunken, unzufrieden, oft krank Im Vergleich mit unserer genauen Anamnese sehen wir hier auch Widersprüche in der Selbst- und Fremdwahrnehmung. Die Zufriedenheit im Beruf war bezüglich Arbeitsbedingungen sicher nicht so hoch, wie sie sich selber eingeschätzt hat. Neuro-Balance-Test: am 7. Februar 2008 Cortisol-Kurve zeigt tiefere Werte, ist aber noch im grünen Bereich. Hingegen sinkt das DHEA mittags unter den Referenzbereich, was auch die Cortisol/DHEA-Ratio eher tief ausfallen lässt. Die Noradrenalin/Adrenalin-Ratio liegt über dem Referenzwert (3-6) auf 12.2, was ein Zeichen für anhaltenden Disstress ist und auf die Gefahr eines Burnouts hinweisen kann. Da kein zweiter Test gemacht wurde, stützen wir uns in der Auswertung des Therapie-Erfolgs auf die subjektiven Aussagen. Individuelle Abweichungen vom Therapiekonzept oder Ergänzungen: keine. 114 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Individuell empfohlene phytotherapeutische Produkte: Probandin nahm anfangs Redormin forte (Vogel), um wieder durchschlafen zu können; anschliessend Schlaf-Nerven Tropfen von Bio-Strath und morgens Johanniskraut. Therapieerfolg und Schwierigkeiten aus unserer Sicht: Hilfreich wären Entspannungstechniken wie z.B. progressive Muskelentspannung, Yoga, Massage sowie Basen- und Fussbäder. Sie fühlt sich im Allgemeinen besser und kann länger durchhalten bei der Arbeit, spürt weniger diese tief greifende Müdigkeit. Die Schlafqualität hat sich verbessert, insbesondere anfangs Woche, wenn sich der Stress noch nicht so aufgebaut hat. Sie findet auch besser zur Ruhe am Wochenende (schläft Montag bis Mittwoch gut, erst Donnerstag und Freitag schlechter). Der Schlaf wurde erholsamer: 6-8 Std. Sie steht nicht mehr ständig unter Stress. Zumindest geht es ihr physisch besser (kein Reizdarm und Reizmagen mehr, mehr Appetit morgens, kaum noch Kopfschmerzen, seltener Muskelkrämpfe, wesentlich bessere Schlafqualität), hingegen fühlt sie sich psychisch schlechter. Vielleicht kann sie aus der Verbesserung die Kraft schöpfen, sich für eine Therapie zu entscheiden. Immerhin konnte sie sich öffnen und das Problem auch mit ihrem Chef besprechen. Was sich aus der Sicht der Klientin durch die therapeutische Begleitung verändert hat: „Für mich hat sich der Umgang mit mir und das Bewusstsein für mich verändert.“ Am 30. Juni 2008 erhielten wir folgendes Mail: „Ich möchte Sie für die verspätete Antwort vielmals um Entschuldigung bitten. Zudem möchte ich Ihnen gerne mitteilen, dass ich den Test nicht mehr gemacht habe. Leider ging es mit meinem Zustand in den letzten Wochen nicht mehr so gut bergauf, wie die Hoffnung war. Nach einer kurzen tiefen Krise habe ich mich dann mit Unterstützung einer Therapeutin dazu entschlossen, Hilfe in einer Klinik zu suchen, die spezialisiert auf Burnout und Überlastung ist. Jetzt bin ich schon seit zwei Wochen hier in der Klinik Schlössli in Oetwil a. S und hoffe, dass mir dieser Break eine Lösung gibt. Mit meinem bisherigen Arbeitspensum wäre mir eine Erholung einfach nicht geglückt. Nach Monate langen Versuchen schien mir das jetzt der einzige gangbare Weg. Die Symptomatiken wurden immer schlimmer, bis hin zu Gedankenausfällen und Blackouts. Die Auszeit soll voraussichtlich 6-8 Wochen betragen und mein Arbeitgeber hat dem zugestimmt. Ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleibt. Ich hoffe Sie sind jetzt nicht ganz so enttäuscht, dass Ihre Hilfe nicht ausgereicht hat. Ich möchte Ihnen aber nochmals ganz herzlich dafür danken, dass Sie mich aufgenommen haben, denn ohne die Zwischenphase bei Ihnen wäre ich nie soweit gekommen, um dann letztendlich eine Therapie beginnen zu können. Ihre Massnahmen und Tipps haben es geschafft die Zeit wirklich gut zu überstehen.“ Antwort: Ich glaube, sie haben einen mutigen Schritt gemacht und damit einmal ihre Gesundheit ins Zentrum ihrer Prioritäten gesetzt. Ich gratuliere Ihnen und wünsche ganz gute Erholung und dass sie die Kraft finden, eine definitive Wende in ihrem Leben einleiten zu können! Liebe Grüsse und geniessen Sie die Zeit für sich ganz allein! 9.1.2 Auswertung der Beratungen: Teilnehmer Proband 7 Herr A., 36 Jahre, Financial Manager, 38-45 Arbeitsstunden pro Woche (4-5 Tage: theoretisch 80 % arbeitstätig), 175 cm, 72kg, BMI 23,5, Bluttgruppe ?, Raucher, ledig 115 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Motivation für die Studienteilnahme: „Möchte gerne etwas für meine Gesundheit und mein Wohlbefinden tun.“ Symptome, auf Erschöpfung bezogen: „Ich fühle mich oft müde, weil ich zu wenig gut schlafe (fühlt sich nach Arbeiten sehr ausgelaugt; macht Power Nap, das hilft), komme am Morgen fast nicht in die Gänge. Stehe nachts auf zum Essen zwischen 1 und 2 Uhr (hartnäckige Macke), gehe zuerst aufs WC und dann essen, meist Süsses.“ Weitere gesundheitliche Beschwerden: Hartnäckige Erkältungen, wenn sie da sind. Ziel, persönliches: Leistungssteigerung und Verbesserung des Wohlbefindens im Alltag. Stresslevel-Fragebogen: Hat er nicht durchgeführt. Neuro-Balance-Test: Der tiefe Morgenwert korreliert mit den morgendlichen Anlaufschwierigkeiten des Klienten. Im zweiten Test hat sich daran nichts geändert. Auch die Morgenmüdigkeit des Klienten hat sich während der Therapie nicht gebessert. Im Tagesverlauf sind unökonomische Cortisol-Stress-Spitzen gekoppelt mit einem insgesamt hohen Cortisolwert, zu erkennen. Im Kontrolltest hat sich die Cortisolkurve etwas ökonomisiert. Auch hier ist zu erkennen, dass Spitzen, nach wie vor auftreten, insgesamt sind die Werte aber weniger hochschiessend und ausgeglichener. Da die Kontrolle nur die Cortisolmessungen beinhaltete, können keine weiteren Aussagen zur Stressreaktion gemacht werden. Abschliessend kann abgeleitet werden, dass die Nebennieren noch einige Zeit zur Regeneration benötigen, bevor wieder eine ökonomische Cortisolproduktion eintreten wird. Individuelle Abweichungen vom Therapiekonzept oder Ergänzungen: Er hat alle Produkte eingenommen und das Gefühl, dass ihm Strath gut tut, es habe etwas Balsamisches. Individuell empfohlene phytotherapeutische Produkte: Solidago (CERES) hat er eingenommen, Leber-Galle Tropfen (Bio-Strath) eingenommen, sofern nicht vergessen. Therapieerfolg und Schwierigkeiten aus therapeutischer Sicht: Der Klient sagt von sich, dass er eine grössere Achtsamkeit entwickelt hat für sein eigenes Wohlbefinden. Noch fehlt ihm der Antrieb, um für ihn wichtige Massnahmen zu 116 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang ergreifen und diese in seinem Alltag zu verankern. Der ihm empfohlene Leberwickel hat er erst wenige Tage vor Therapie-Ende ausprobiert. Anschliessend konnte er seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder die ganze Nacht durchschlafen. Trotz solchen Erlebnissen fällt die Umsetzung noch schwer. Was sich aus der Sicht des Klienten durch die therapeutische Begleitung verändert hat: „Bewussterer Umgang mit meiner Ernährung (wann er was isst). Spüre meinen Körper besser und habe erkannt, dass ich selber verantwortlich bin für mein eigenes Wohlbefinden – auch wenn ich noch nicht alles umsetzen konnte.“ Weitere Aussagen des Klienten: Er ist noch immer oft müde. Insgesamt aber leistungsfähiger und das, obwohl er weiterhin selten frei nehmen konnte am Freitag. Proband 8 Herr F., 37 Jahre, Business Analyst / Project Leader in einer Grossbank, 65-StundenArbeitswoche, 188 cm, 75 kg, BMI: 21,5, Blutgruppe 0, verheiratet, 3-jährige Zwillinge Motivation für die Studienteilnahme: „Ich bin offen und gewillt zu lernen. Ich freue mich auf eine ausführliche Erhebung der Grundursachen um zu verhindern, dass ich in einem ernsthaften Burnout ende. Nebenbei hat mich auch meine Frau dazu gedrängt…“ Symptome: „Frühmorgens und nach dem Mittagessen fühle ich mich müde und habe Konzentrationsschwierigkeiten. Ein Energie-Hoch nach 18 – oft bis 24 Uhr auch ohne Nachtessen. Bin ich einfach eine Eule?“ Weitere gesundheitliche Beschwerden: Verspannungen im Schulterbereich durch ausschliessliche PC-Arbeit (auch am Oberkörper und Genick), brüchige Haare, trockene Haut und rote Flecken nach dem Duschen sowie manchmal ein Zucken der Beine beim Einschlafen. Ziel: Professionelle, ganzheitliche Abklärungen, um ein ernsthaftes Burnout zu verhindern. Stresslevel-Fragebogen - Emotionale Erschöpfung: < 10: wenig, 10-20: an der Grenze(13 P.), > 20: dringend Regenerationsfähigkeit erhöhen - Depersonalisation: < 9: gute Kontaktfähigkeit, 10-18: distanzierter(9 P.),, > 18: häufig gereizt, ärztliche/psychologische Hilfe nötig - Leistung/Zufriedenheit im Beruf: > 18: 23 grösstenteils zufrieden (23 P.), 9-18: oft unzufrieden mit Leistungen, starke Belastungen, < 9: Leistungsfähigkeit seit längerer Zeit gesunken, unzufrieden, oft krank Individuelle Abweichungen vom Therapiekonzept oder Ergänzungen: keine. Individuell empfohlene phytotherapeutische Produkte: Leber-Galle Tropfen von BioStrath (morgens und abends), helfen möglicherweise auch gegen die morgendliche Müdigkeit (Leber aufbauend: Mariendistel). Neuro-Balance-Test am 10. April 2008: DHEA-Werte im Speichel sind sehr hoch und die Cortisol-Kurve bewegt sich im grünen Bereich. Es wurde aber eine niedrige Konzentration 117 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang von Adrenalin und Noradrenalin im Urin gemessen. Die gleichzeitige Verminderung der beiden Neurotransmitter kann ein Hinweis auf eine Nebennierenschwäche sein. Die leicht erhöhte Noradrenalin-Adrenalin-Ratio (6,4 anstatt 3-6) kann bereits mit verminderter Leistungsfähigkeit assoziiert sein. Diese Hormonkonstellation kann durch Disstress bedingt sein. Therapieerfolg und Schwierigkeiten aus unserer Sicht: Er hat sich schon vor der Beratung sehr bewusst ernährt, der Eiweissanteil konnte passend zur Blutgruppe noch erhöht werden. Das Kältegefühl hat sich vermindert. Entspannungsphasen im Alltag gab es praktisch keine. Nun geht er wieder häufiger nach Hause zum Mittagessen. Die roten Flecken nach dem Duschen sind durch die Einnahme des Basenpräparats praktisch verschwunden und ein Basenbad hilft beim Einschlafen. Die Restless-legs haben sich etwas beruhigt. Er kann nicht genau eruieren, was die Verbesserung nach den ersten drei Beratungen herbeigeführt hat („konnte plötzlich Bäume ausreissen“ bis zur Bronchitis). Nach der 7 Tage anhaltenden starken Bronchitis mit Fieber (Bettruhe) fühlte er sich nicht mehr so fit wie in der Aufbauphase. Dies zeigt, dass die Vitalstoffe nur eine langfristige Verbesserung herbeiführen können, wenn gleichzeitig die Ernährung und die Lebensweise umgestellt werden. Nutzt man die zusätzliche Energie, um mehr zu arbeiten, ist ein Rückfall höchst wahrscheinlich. Es empfiehlt sich also, das Ziel, nur 80 % zu arbeiten auf diesem Niveau, so bald wie möglich umzusetzen! Was sich aus der Sicht des Klienten durch die therapeutische Begleitung verändert hat: „Bewusstsein, Ernährung, darauf folgende verbesserte Leistungsfähigkeit und Konzentration, bis zum Grippe-/Brochitis-Eintritt. Die Beratungen waren sehr lehrreich und haben mir viele wertvolle Tipps vermittelt, welche ich auch in der Familie weitergebe. Die Empfehlungen des Ernährungsplans versuche ich auch in Zukunft umzusetzen. Die Einnahme von Präparaten nach Bedarf. Eine sprunghafte Leistungssteigerung habe ich mit der Einnahme der Präparate nicht festgestellt, ggf. ein Placebo-Effekt.“ Proband 9 Herr P. 54 Jahre, Geschäftsführer, Politiker, 50-90 Std. Arbeit pro Woche, 184 cm, 109 kg, BMI: 32, Blutgruppe A, geschieden Motivation für die Studienteilnahme: Mehr Zeit für sich nehmen, abnehmen können, Nein sagen lernen, bewusster ernähren. Symptome: Wenn er einschläft bei der Arbeit um 3 Uhr, merkt er, dass es Zeit ist etwas zu verändern. Er hat Mühe, einen freien Tag zu geniessen. Mit zunehmendem Stress wird er ungeduldig gegenüber seinen Mitmenschen. Es kommt vor, dass er am Abend um 22 erschöpft ins Bett geht. Weitere gesundheitliche Beschwerden: Reflux im Liegen, Knieschmerzen, geschwollener Knöchel, Nackenverspannungen Ziel: „Dieses Jahr 6-7 Wochen Ferien nehmen und mehr vom Leben haben“. Stresslevel-Fragebogen - Emotionale Erschöpfung: < 10: wenig (6 P.), 10-20: an der Grenze, > 20: dringend Regenerationsfähigkeit erhöhen - Depersonalisation: < 9: gute Kontaktfähigkeit (8 P.), 10-18: distanzierter, > 18: häufig gereizt, ärztliche/psychologische Hilfe nötig 118 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang - Leistung/Zufriedenheit im Beruf: > 18: grösstenteils zufrieden (18 P.), , 9-18: oft unzufrieden mit Leistungen, starke Belastungen, < 9: Leistungsfähigkeit seit längerer Zeit gesunken, unzufrieden, oft krank Wir fragen uns, ob die feinen Erschöpfungssymptome des Körpers bewusst wahrgenommen werden. Individuell empfohlene phytotherapeutische Produkte: keine, er war schon mit der Einnahme der OM-Präparate unterwegs recht gefordert. Neuro-Balance-Test am 25. Januar 2008: Die DHEA -Werte (Anti-Aging-Hormon) sind ernorm hoch, was die Cortisol/DHEA-Ratio stark hinunterdrückt und die erstaunliche Leistungs- und Regenerationsfähigkeit erklärt. Die Cortisolausschüttung am frühen Morgen liegt leicht unter dem Mittel des Referenzwertes, insgesamt aber überall im grünen Bereich. Eine Erschöpfung der NNR zeigt sich bei den tiefen Adrenalinwerten. Dies erhöht die Adrenalin/Nordadrenalin-Ratio stark (auf 20,4 anstatt 3-6), und ist ein deutliches Alarmzeichen für anhaltenden, schädlichen Disstress, was eine BurnoutSymptomatik nach sich ziehen kann, sofern keine konsequenten Massnahmen getroffen werden! Der unzureichende Adrenalinspiegel führt zu einer verminderten Mobilisierung von Fettsäuren und Fettverbrennung, was die Gewichtsreduktion erschwert. Therapieerfolg und Schwierigkeiten aus unserer Sicht: Er isst praktisch immer auswärts, deshalb ist eine Ernährungsumstellung, v.a. bei den oft vorgegebenen Menus, schwierig umzusetzen. Positiv ist, dass er sich Zeit für ein Frühstück nimmt. Es ist kaum Freizeit vorhanden, die es ermöglichen würde, körperliche Aktivitäten in den Tagesablauf einzuplanen (nur häufiger Treppen steigen, eine Tramstation früher aussteigen und etwas schwimmen). Jeder Tag sieht wieder völlig anders aus, so dass sich nur schwer ein Rhythmus von Anspannung und Entspannung finden lässt. Die Schlafphase von 3-5 Stunden pro Nacht wurde im Verlauf der Beratungen auf durchschnittlich 6 Stunden erhöht. Der Reflux ist weniger stark und seltener, obwohl er kein Gewicht abgenommen hat. Die Knieschmerzen blieben unverändert, dafür sind die Nackenverspannungen verschwunden. Die Resultate aus dem Neuro-Balance-Test rufen nach einer konsequenten Umstellung der Lebensweise. Was sich aus der Sicht des Klienten durch die therapeutische Begleitung verändert hat: „Schaue (höre) auf meinen Körper / Bedürfnisse und lege auch mal eine Pause / Fussmarsch ein.“ Er fühlt sich nicht leistungsfähiger, da dies auch zu Beginn der Beratungen kein Problem war; arbeitet vielleicht etwas effizienter und kann auch einmal etwas liegen lassen. Das Abgrenzen fällt ihm leichter und er kann besser abschalten. Proband 10 119 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Herr U., 32 Jahre, Relationship Manager für Asien in einer weltweit tätigen Bank, 45 Arbeitsstunden pro Woche (5 Tage) / Gelegentliche Geschäftsreisen, 190 cm, 82 kg, BMI 22,7, Bluttgruppe 0, geschieden, ohne Partnerschaft Motivation für die Studienteilnahme: „Habe bei www.stressnostress.ch festgestellt, dass ich unter Stresssymptomen leide.“ Symptome, auf Erschöpfung bezogen: Einschlafprobleme, Vergesslichkeit, Unzufriedenheit (Karriere geht nicht so wie er es sich vorstellt). Weitere gesundheitliche Beschwerden: Unerklärbare Gewichtzunahme über die letzten 6 Monate, gelegentlich Rückenschmerzen. Ziel, persönliches: Will bis 41 arbeiten und gut verdienen und dann Zeit für eine Familie haben. Stresslevel-Fragebogen: - Emotionale Erschöpfung: < 10: wenig, 10-20: an der Grenze, >20: dringend Regenerationsfähigkeit erhöhen - Depersonalisation: < 9: gute Kontaktfähigkeit, 10-18: distanzierter, > 18: häufig gereizt, ärztliche/psychologische Hilfe nötig - Leistung/Zufriedenheit im Beruf: > 18: grösstenteils zufrieden, 9-18: oft unzufrieden mit Leistungen, starke Belastungen, < 9: Leistungsfähigkeit seit längerer Zeit gesunken, unzufrieden, oft krank Neuro-Balance-Test: Eine Bemerkung des Klienten am Ende der therapeutischen Begleitung widerspiegelt das Resultat der Laboruntersuchungen sehr genau. Er meinte, dass es ihm zwar allgemein besser gehe, dass er sich aber trotz mehr Schlaf müder fühle als früher. Die morgendliche Cortisolproduktion ist im Kontrolltest sogar noch tiefer als zu Beginn der Studie. Erst reflektorisch im Verlauf des Morgens wird die Cortisol-Synthese aktiviert und schiesst hoch auf. Dies kann auch der damaligen Tagesaktivität entsprochen haben. Um dies zu beurteile, müsste aber eine Stress- und Aktivitätsbefragung zu jedem Testtag durchgeführt werden. Die Nebenniere ist in ihrer Aktivität sicher noch sehr unökonomisch und benötigt weiterhin sorgfältige Unterstützung durch therapeutische Massnahmen. Im ersten Test zeigten die Katecholamine Noradrenalin und Adrenalin relativ tiefe Werte. Diese können darauf hindeuten, dass die Kompensationsfähigkeit der Nebennieren schon damals unter einer Schwäche litt. 120 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Individuelle Abweichungen vom Therapiekonzept oder Ergänzungen: Planmässig eingenommen. Individuell empfohlene phytotherapeutische Produkte: Solidago (CERES). Therapieerfolg und Schwierigkeiten aus therapeutischer Sicht: Der Klient hat am Ende der Therapie ein total erfrischend neues Auftreten mit leuchtenden Augen und aufrechtem schwungvollem Gang. Seine Rückenschmerzen sind seit längerer Zeit nicht mehr aufgetaucht, seine trockenen Augen haben sich auch gebessert. Er reibt sich nicht mehr ständig die Augen. Er habe ein anderes Wohlbefinden, fühle sich fit und leicht (Depotfett hat abgenommen). Eine positive Veränderung zeigt sich in allen Richtungen. So hat sich auch seine Aufmerksamkeit geschärft mit bewusster Wahrnehmung. Seine Konzentrationsfähigkeit sowie seine Psoriasis haben sich noch nicht gebessert. Der Klient hat sehr grosse Compliance in der Therapie gezeigt und hat vieles in seinem Lebensstil verändert. Er hat erfolgreich gezeigt, was in drei Monaten an Veränderungen alles möglich ist. Was sich aus der Sicht des Klienten durch die therapeutische Begleitung verändert hat: „Ich achte viel mehr auf die Ernährung, den Schlaf und die Bewegung als vorher.“ Weitere Aussagen des Klienten: Einschlafprobleme sind verschwunden. Er schläft durch. Die Vergesslichkeit ist immer noch da (er meint, es sei evtl. auch Alterserscheinung; früher hat er jedes Gespräch im Wortlaut gespeichert und keine Agenda gebraucht). Die neue Position im Beruf gefällt ihm gut. Er nimmt Müdigkeit besser wahr, sie nimmt mehr Raum ein, obwohl er mehr schläft, fühlt er sich müder durch den Tag. Proband 11 Herr W.: 53 Jahre, HR Operations Manager in einem weltweit tätigen Pharmaunternehmens, arbeitet in 4 Tagen pro Woche jeweils 10 Std. (80%-Anstellung, real 100 %), 168 cm, 58 kg, BMI: 20,5, Blutgruppe 0, getrennt lebend, 2 Kinder Motivation für die Studienteilnahme: „Ich möchte noch mehr Zusammenhänge zwischen Ernährung, Lebenswandel und Aufund Abbau von Energie kennen lernen.“ Symptome: „Ich bin abends zu müde, um noch irgend etwas zu unternehmen. Für Kino, Freunde, Sport, etc. war im Jahr 2007 kein Platz. Das muss sich wieder ändern!“ Gesundheitliche Probleme: Die Nerven stressen den Magen-Darmtrakt (seine Schwachstelle). Dieses Jahr war er öfters krank und litt unter extremen Krämpfen im Mittelfuss. Zudem hat er das letzte Jahr hindurch zu wenig geschlafen, nur 6-7 Stunden. Sein Ziel wären 7-8 Stunden, ohne häufiges nächtliches Erwachen. Im Stress erfasst ihn eine starke Unruhe, die er durch autogenes Training und Meditation abbauen und abfiltern kann. 121 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Ziel: Momentan braucht er den Freitag oft zum Regenerieren von der anfallenden Arbeitsbelastung von Montag bis Donnerstag. Dies möchte er ändern durch ein Gespräch mit der Personalchefin. Zudem möchte er wieder vermehrt körperliche Aktivitäten einplanen, lernen etwas Kontrolle loszulassen in Lebensbereichen, in denen dies möglich ist. Stresslevel-Fragebogen - Emotionale Erschöpfung: < 10: wenig, 10-20: an der Grenze (11 P.), > 20: dringend Regenerationsfähigkeit erhöhen - Depersonalisation: < 9: gute Kontaktfähigkeit, 10-18: distanzierter (17 P.), > 18: häufig gereizt, ärztliche/psychologische Hilfe nötig - Leistung/Zufriedenheit im Beruf: > 18: grösstenteils zufrieden, 9-18: oft unzufrieden mit Leistungen, starke Belastungen(14 P.), < 9: Leistungsfähigkeit seit längerer Zeit gesunken, unzufrieden, oft krank. Individuelle Abweichungen vom Therapiekonzept oder Ergänzungen: keine. Individuell empfohlene phytotherapeutische Produkte: Leber-Galle Tropfen von Bio-Strath (nicht eingenommen), Schlaf-Nerven Tropfen von BioStrath (aufgebraucht), Solidago von CERES spürte keine Wirkung. Neuro-Balance-Test am 18. Januar 2008: alle Werte sind im grünen Bereich, nur die Noradrenalin/Adrenalin-Ratio ist leicht erhöht (6,8 anstatt 3-6: der Neurotransmitter Adrenalin ist etwas erniedrigt), d.h. die anhaltende Dauerbelastung macht sich bemerkbar und der Disstress sollte abgebaut werden. Die Cortisol-Kurve verläuft optimal mit einem guten Anstieg morgens. Das DHEA fällt gegen Mittag etwas ab. Fazit: Die Erschöpfungssituation ist noch nicht fortgeschritten und kann mit einigen Umstellungen im Leben selber angegangen werden. Therapieerfolg und Schwierigkeiten aus unserer Sicht: Er hatte früher öfters Durchfall nach gewissen Nahrungsmitteln, dies ist heute aber eher besser. Im Mittelfuss hat er keine Krämpfe mehr. Momentan keine gute Stresstoleranz (seit Ferien geht es wieder schlechter; war vorher um einiges besser). Die Leistungsfähigkeit ist generell besser, jedoch die Lust ist kleiner, sich mit den vielen Ärgernissen bei der Arbeit auseinanderzusetzen. Seit Beginn der Therapie sind keine Infektionskrankheiten mehr aufgetreten. Er hat heute die Energie, um Dinge im Leben zuzulassen, für die er vorher keinen Mut gefunden hat. Es geht ihm spürbar besser; sogar „hammermässig“ besser, sagte er bei der dritten Beratung und muss bei der vierten wieder etwas zurück korrigieren. Er isst bewusster und hat gewisse Änderungen im Leben vorgenommen. So verspürt er mehr Energie, um auch noch etwas zu unternehmen. Die komatöse Müdigkeit überfällt ihn nicht mehr, und die Regenerationszeit hat sich verkürzt. Er befolgt die Empfehlungen und setzt sich sogar für eine gute Ernährung in der Kantine des Geschäfts ein. Von den Mitarbeitenden hörte er, dass er eine ungewohnte Ruhe ausstrahle. Über Mittag geht er mindestens 15 Minuten spazieren. Die Schlafqualität hat sich verbessert und zudem schläft er etwa eine Stunde länger. 122 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Was sich aus der Sicht des Klienten durch die therapeutische Begleitung verändert hat: „Das allgemeine Befinden ist viel besser, d.h. ich kann mit dem Druck am Arbeitsplatz umgehen, resp. mehr ertragen. Die Erholung nachts ist besser, weil ich (länger) durchschlafen kann. Durch die Veränderung in der Nahrung (speziell morgens) kann ich den Tag energievoller gestalten. Mein Wissen um Ernährung und die Auswirkungen auf meine Befindlichkeit ist um einiges grösser geworden, und ich weiss jetzt noch genauer, worauf ich bei der Ernährung achten muss. Vielen Dank!“ 9.2 Fragebogen: „Sind Sie gestresst?“ Aus: Erfolgreich ohne auszubrennen von Dagmar Ruhwandel Frage 1 Ich fühle mich durch meine Arbeit, mein Leben ausgebrannt 2 Der direkte Kontakt mit Menschen in meiner Arbeit belastet mich stark 3 Ich fühle mich durch meine Arbeit emotional erschöpft 4 Ich fühle mich durch mein Arbeit frustriert 5 Ich glaube, dass ich nicht mehr weiter weiss 6 Am Ende der Arbeit fühle ich mich verbraucht ZWISCHENSUMME 1 Erschöpfung _______________________ 7 Ich befürchte, dass die Arbeit mich emotional verhärtet 8 Es berührt mich wenig, was mit meinen Klienten/ Kollegen/ Mitarbeitern passiert 9 Bei meiner Arbeit bin ich gefühllos geworden im Umgang mit Menschen 10 Ich reagiere gereizt auf normale Fragen und Anregungen in meiner Arbeit 11 Ich habe meine dienstlichen Kontakte reduziert (persönlich, telefonisch, E-Mail) ZWISCHENSUMME 2 Depersonalisation____________________ Trifft fast nie zu Trifft selten zu Trifft manchmal zu Trifft häufig zu Trifft fast immer zu 1 Punkt 2 Punkte 3 Punkte 4 Punkte 5 Punkte + + + + + + + + 12 Es fällt mir leicht, eine entspannte Atmosphäre in meinem Job zu schaffen 13 Ich fühle mich sehr tatkräftig 14 Ich gehe ziemlich erfolgreich mit meinen beruflichen Herausforderungen um 123 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt 15 Ich habe das Gefühl, dass ich durch meine Arbeit das Leben anderer Menschen positiv beeinflusse 16 Ich habe in meiner Arbeit viele lohnenswerte Dinge erreicht ZWISCHENSUMME 3 Leistung___________________________ Anhang + + + + Beantworten Sie den Fragebogen nach Ihrem ersten Impuls und bleiben Sie bei Ihrem Gefühl. Addieren sie danach die Zwischensummen 1, 2 und 3. Auswertung: 1 Emotionale Erschöpfung Ihr Gesamtwert für die Zwischensumme 1 a) < 10 Punkten: Sie sind nicht oder nur wenig erschöpft. Sie können sich gut erholen und haben ausreichend Möglichkeiten, sich in Beruf und Freizeit zu regenerieren. Sie praktizieren diese regelmässig und in einem für Sie passenden Rhythmus. b) zwischen 10 und 20 Punkte: Sie sind an der Grenze zur emotionalen Erschöpfung und sollten schnellstmöglich Ihre Regenerationsmöglichkeiten überdenken. Wie lange brauchen Sie, um von einem strengen Arbeitstag zu entspannen? Wie lange dauert es, bis Sie in den Ferien abschalten können? Gelingt es Ihnen aus dem Stegreif 5 Möglichkeiten aufzuzählen bei denen Sie sich entspannen können? Wie oft praktizieren sie diese Möglichkeiten und in welchem Rhythmus? c) > 20 Punkte: Sie müssen dringend Ihre Regenerationsfähigkeit erhöhen. Mit welchen Methoden entspannen Sie, oder falls es kaum mehr möglich ist, womit haben sie früher entspannt? Wie können Sie diese Möglichkeiten wieder entdecken? 2 Depersonalisation: Entpersönlichung Ihrer Kontakte. Distanziertes Verhalten im Kontakt mit Menschen denen Sie bei der Arbeit begegnen, manchmal aber auch im privaten Umfeld. Ihr Gesamtwert für die Zwischensumme 2 a) < 9 Punkte: Sie sind engagiert und können Ihre Emotionen in Ihre Arbeit einfliessen lassen. Wut, Enttäuschungen und freudige Ereignisse im Alltag halten sich die Waage, Sie nehmen davon gelegentlich etwas „mit nach Hause“ und können Ihre beruflichen Sorgen in der Regel gut verarbeiten. Im Kontakt mit Kollegen/Mitarbeitern/Kunden sind Sie aufgeschlossen, halten Augenkontakt und können sich immer wieder gut in andere Menschen einfühlen. Sie bekommen Ihre gute Kontaktfähigkeit gelegentlich von Menschen positiv zurückgemeldet, die mit Ihnen zu tun haben. b) Zwischen10 und 18 Punkte: Ihr Engagement und Ihre Kontaktfähigkeit gehen zurück. Emotional sind Sie distanziert, öfter als früher sind Sie gereizt oder müssen Ihre Gefühle „hinunterschlucken“. Sie beginnen sich in Teambesprechungen zurückzuziehen, übernehmen weniger Aufgaben, interessieren sich weniger für Dinge und Personen in Ihrer Umgebung. c) > 18 Punkte: Sie sind häufig gereizt und merken dies auch mehr und mehr an den Reaktionen in Ihrer Umgebung. In Besprechungen ziehen Sie sich innerlich zum Teil völlig zurück, sind nur noch körperlich anwesend. Sie übernehmen ausschliesslich Routineaufgaben und sagen immer häufiger Termine ab. Sie telefonieren nur noch wenn es unbedingt nötig ist und lassen des Öfteren das Telefon durchklingeln. Gesprächen, auch informellen, mit Ihren Kollegen gehen sie aus dem Weg. Aufgaben, Mitarbeiter und Kunden werden Ihnen zunehmend gleichgültig. Selbst auf Reklamationen oder Beschwerden reagieren Sie kaum mehr. Vielleicht haben Sie es sogar schon erlebt, dass Sie bei einem eigentlich problematischen Vorfall überhaupt nichts mehr empfinden können. Gefühllosigkeit macht sich in Ihnen breit. 124 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Sie müssen unbedingt in ärztliche oder psychologische Behandlung! In diesem Stadium der Erschöpfung können Sie sich nicht mehr wirksam selber helfen. Suchen sie Ihren Hausarzt auf und informieren Sie Freunde und Familie, dass Sie Unterstützung brauchen. Ein Burnout-Syndrom kann behandelt werden und hat gute Heilchancen, wenn es nicht zu lange verschleppt wird! 3 Leistungseinschätzung und Zufriedenheit im Beruf Ihr Gesamtwert für die Zwischensumme 3 a) > 18 Punkte: Sie sind grösstenteils zufrieden in Ihrem Job, haben die Möglichkeit, Ihre Fähigkeiten einzubringen und kommen mit Ihren persönlichen Schwächen gut zurecht, sei es, weil diese bei Ihrer Tätigkeit nicht sehr ins Gewicht fallen, sein es, indem Sie Aufgaben, die Sie nicht so gut erfüllen, delegieren können. Sie sehen eine Zukunftsperspektive in Ihrer Arbeit und sehen mit einem guten Gefühl auf Ihre bisherige Leistung zurück. Sie denken, einen guten Teil von dem erreicht zu haben, was Sie sich von Ihrem Beruf erhofft haben. Ihre Arbeit erfüllt Sie und gibt Ihnen manchmal sogar Kraft. Sie freuen sich häufig auf Ihre Arbeit und über neue Herausforderungen. b) Zwischen 9 und 18 Punkte: Sie sind oft zufrieden mit Ihren Leistungen, kennen aber hin und wieder das Gefühl, in Ihrem Job nicht am richtigen Platz zu sein. Sie sehen teilweise mehr Ihre Schwächen als Ihre Stärken. Neue Herausforderungen stellen für Sie manchmal eine Belastung dar. c) < 9 Punkte: Sie sind mir Ihrer Leistung schon seit geraumer Zeit nicht mehr zufrieden. Sie erleben kaum mehr Erfolg im Beruf, Ihre Arbeitsleistung sinkt. Vielleicht sind Sie von Arbeitskollegen oder Vorgesetzten schon einmal darauf hingewiesen worden. Sie waren womöglich schon einmal wegen Ihrer zunehmenden Erschöpfung und sich daraus ergebenden körperlichen Beschwerden krankgeschrieben. 9.3 Rezepte und einige Menuvorschläge Zum Frühstück: Dörraprikosenbrei mit Hirse (für nicht insulinsensitive Personen) Gewürzt nach den 5 Elementen Rezept für 2 Personen 50 g Dörraprikosen, ungeschwefelt über Nacht einweichen, Flüssigkeit in Messbecher geben 2,5 dl 2,5 dl Wasser (inkl. Einweichwasser) Apfelsaft zusammen in Pfanne aufkochen 60-70 g Hirseflocken einrühren und 5-10 Min köcheln lassen 10 – 20 g evtl. wenig Korinthen Vanille mitkochen wenig 1 Prise wenig Nelkenpulver Salz Zitronensaft Aprikosen, klein geschnitten Kakao zugeben, dabei nach jeder Zutat kurz rühren 1 Msp. 125 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt 1-2 EL Zimt Birnendicksaft (Birnel) 3 EL Rahm Anhang verfeinern, warm od. kalt servieren Linsen mit Ei Rezept für 1 Person 50 g rote Linsen doppelt so viel Wasser einweichen über Nacht wenig Kurkuma und Cayennepfeffer morgens oder mittags in einer Bratpfanne geben und bei grosser Hitze verdampfen lassen (ca. 3 Min., nicht länger als 5 Min. kochen, weil Vitamin B6 hitzempfindlich ist) 1 Stück Butter, Kräutersalz 1 Ei, aufgeschlagen beigeben dazurühren Haferflocken, angewärmt Feine Haferflocken Milch, Wasser, oder Vollrahm auf 40 Grad erwärmen und 10 Min. quellen lassen (ohne Erwärmen 30 Min.) 1 Pr. Salz, wenig Kakao, und Zimt beigeben, abschmecken wenig Banane, Birne, Pfirsich oder Sauerkirschen dazugeben (kein saures Obst, die Säure zerstört die Pantothensäure) Weitere Vorschläge: - Grahambrot mit Kräuterquark (mit 1 TL Leinöl) oder Käse - Rührei (pro Ei 1-2 EL Rahm, Salz, ev. Kräutersalz, Pfeffer, Muskat, Paprika und Butter) mit Kräutern (Schnittlauch, Petersilie, Dill) oder 1 EL Reibkäse, oder Schinkenwürfeln, dazu ein dunkelgrünes Salatblatt und Mate-Tee Zum Mittagessen: Hülsenfrüchte kochen Weisse, braune, rote Bohnen, oder Kichererbsen, oder Gelbe Erbsen Braune Linsen Über Nacht während 12-18 Std. in einer Schüssel Wasser einweichen, vor dem Kochen Einweichwasser abschütten (enthält blähende Stoffe) und die 126 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt (sehr kalkhaltiges Wasser vorher abkochen) 1 besteckte Zwiebel (Nelke, Lorbeerblatt) Anhang Hülsenfrüchte ohne Salz während 50-90 Min. weich kochen (Linsen, Erbsen, 8-12 Std. einweichen und nur ca. 20 resp. 40 Min. kochen). Salz oder Kräutersalz Vor dem Essen reichlich salzen, da sonst Blähungen entstehen können. Tipp: Hülsenfrüchte im Kochwasser unter Beigabe von Salz und Essig Aufbewahrung während einer Woche in einem Schraubglas im Kühlschrank: daraus kann man folgende Gerichte herstellen: - Gelberbsensuppe, Tiptopf S. 148 Kichererbsen- oder roter Bohnensalat (mit Äpfeln und Nüssen), Tiptopf S. 149 Linsensalat mit Maiskörnern und gehacktem Ei Chili con carne oder Chili con verdura, Tiptopf S. 150 Diese Gerichte können auf Vorrat in grösseren Mengen am Wochenende zubereitet und im Kühlschrank aufbewahrt werden. Zum Abendessen: Gemüsegratin frisch zubereitet oder als Resteverwertung 400 g 2 1 kleiner 400 g Karotten, in Scheiben Kohlrabi, in Stäbchen Blumenkohl oder Broccoli, Röschen Zucchini, Scheiben oder Stäbchen Rezept für 4-6 Personen im Sieb dämpfen oder im Wasserbad blanchieren (weniger schonend), Gemüse sollte noch „Biss haben“ Die Gemüse nach Sorten in eine breite Gratinform einfüllen, dann die Kräuterkäse-Rahmsauce darüber verteilen. Kräuterkäse-Rahmsauce: ca. 150 g 2 Becher 1 Bund 50 g 2 Kräuterfrischkäse (z.B. Cantadou) Saucenrahm (oder 1 EL Mehl mit Vollrahm angerührt) Petersilie, gehackt Sbrinz, gerieben Eigelb Salz und Pfeffer, nach Belieben Beilagen: Auswahl je nach Blutgruppe alles gut verrühren und würzen Gratinieren: 180 Grad, obere Mitte, ca. 30 Min. 127 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Kartoffelcurry auf Kaschmir-Art Indisch: „Kashmiri dum aloo“ Rezept für 4 Personen erwärmen in hoher Bratpfanne 2-3 EL Öl 1 kg Kartoffeln oder Süsskartoffeln, geschält in zwei Portionen goldbraun anbraten und auf Küchenpapier + längs in Viertel geschnitten abtropfen lassen 2 EL Öl erwärmen 4 grosse 6 2 7,5 cm 3 Knoblauchzehen, fein gehackt grüne Kardamomkapseln schwarze Kardamomkapseln Zimtstange Nelken kurz andünsten (1-2 Min.) 250 g Schalotten, fein gehackt mitdünsten, ohne dass sie dunkel werden (evtl. noch etwas Öl ergänzen) 2 TL 2 ½ TL ¾ TL ½ TL 2 TL 1 ½ TL Koriander, gemahlen Fenchelsamen, gemahlen Kreuzkümmel, gemahlen Gelbwurz, gemahlen Paprikapulver, scharf (oder Chili*) frischer Ingwer, fein gehackt zugeben, kurz unter Rühren mitdünsten 250 g Rahmjoghurt, mit Gabel aufgeschlagen nach 1 Min. einrühren und 2 Min. köcheln lassen 2-3 Tomaten, püriert 2-3 dl Einweichwasser der Chilischoten*, oder ablöschen Wasser 1 ¼ TL Salz zugeben, 2 Min. mitköcheln zugeben 128 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Kartoffeln oder Süsskartoffeln Anhang dazugeben und bei niederer Temperatur gar kochen *Originalrezept: 4 getrocknete, kaschmirische Chilischoten (mild) mindestens 4 Std. in 2-3 dl Wasser einweichen, dann mit dem Rücken eines Löffels ausdrücken, bis sie die Farbe an das Wasser abgeben. Gericht kann zu Fisch- oder Fleischgericht und Basmati-Reis serviert werden. Asiatische Kohlsuppe nach den 5 Elementen Regt den Stoffwechsel an, ideal zum Entschlacken und Abnehmen, stärkt das Immunsystem 2 Essl. Olivenöl in grosser Pfanne erwärmen 1 grosse 2 1 Essl. Zwiebel Knoblauchzehen Kümmel (Metall) in einem Cutter oder von Hand fein hacken und andünsten 200 g 2 Lauch, fein geschnitten rote Peperoni, klein geschnitten zugeben, mitdünsten 1 Essl. Curry (Metall) zugeben, unter Rühren mitdünsten 500 g 300 g 200 g 1 300 g Weisskohl, oder Wirz Blumenkohl, oder Broccoli Karotten Stangensellerie Cherry-Tomaten, oder Pelati aus der Dose Gemüse (klein geschnitten) zugeben 2 dl Tomaten, püriert oder Tomatensaft zugeben 1,5 l Wasser aufgiessen 3 Würfel 1-2 Stangen 1 Teel. 1 Essl. 1 Teel. 2 2 cm 2 Gemüsebouillon (Wasser) Zitronengras (Holz) Kurkuma (Feuer) Koriandersamen, zerstossen (Feuer) Paprika (Erde) Lorbeerblätter (Metall) Ingwer, Scheiben gepresst (Metall) rote Peperoncini frisch, oder kleine Chilischoten, getrocknet, gehackt (Metall) zugeben, aufkochen und ca. 10-15 Min. kochen bis das Gemüse gar ist. Was von der Suppe nicht beim ersten Mal gegessen wird, im Kühlschrank aufbewahren und jeweils portionenweise wärmen 129 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt je 1 Teel. od. Spritzer Anhang Miso, oder Sojasauce (Wasser) in den Teller geben und mit der Suppe verrühren grossblättrige Petersilie, gehackt frischer Koriander (nach Belieben!) Gomasio (geröst. Sesam, gesalzen) über die Suppe streuen Gemüse-Miso-Suppe mit Algen und Tofu Nährt das Nieren-Yin, sehr kräftigend, kühlt Hitze, löst Verhärtungen, Rezept für 4 Pers. 1-2 EL Sesamöl (Erde) erwärmen 3 1-2 Frühlingszwiebeln, in feinen Scheiben Karotten, fein geschnitten dünsten 1 kleiner Lauch, fein geschnitten (Metall) dünsten 1 Liter Wasser (Wasser) aufgiessen, aufkochen 1 halber Rettich, fein geschnitten, oder Sellerie zugeben, 10 Min. auf kleiner Hitze Wakame-Algen (zuvor einige Minuten mitkochen in Wasser einweichen, dann in Streifen schneiden) 50 g einige Sojasprossen (Holz) Endivienblätter (Feuer), oder Löwenzahnblätter zugeben und ziehen lassen 200 g wenig Tofuwürfel (Erde) Ingwer, fein geraffelt (Metall) zugeben, erwärmen 2-3 TL Miso (Wasser), in etwas abgekühltem Kochwasser gelöst einrühren, anrichten ½ Bund grossblättrige Petersilie, gehackt Frühlingszwiebeln, grüne Ringe bestreuen Algen sind eine hervorragende Quelle von Mineralstoffen. Sie enthalten wesentlich mehr Calcium als Milch und viel mehr Eisen als Eigelb und Spinat. Miso ist eine braune, salzige, aromatische Paste, die aus Sojabohnen hergestellt wird. Sie ist sehr mineralstoff- und eiweissreich und enthält viele verdauungsfördernde Die Suppe ist nicht so kühlend, weil die Algen und die kalte Wirkung der Sojaprodukte durch wärmende Zutaten ausgeglichen werden. 130 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Enzyme. Tipps für Eilige: - dunkles Brot mit Avocadoscheiben, Salz und Zitronensaft - Hülsenfrüchte aus Vorratsglas mit Avocadowürfeln als Salat - Gerstensuppe oder Kürbissuppe auf Vorrat zubereiten - gewärmte Hirse mit Bananen, Kakaopulver und Rahm - im Winter eine Portion Marroni 9.4 Nahrungsmittelgruppen, passend zu Stoffwechseltypen (siehe Kapitel 3.3.3) Nahrungsmittelgruppe 1 Kohlenhydrate: 50% bzw. 60% der Gesamtkalorienmenge Sehr gut geeignet Gut geeignet Sehr gut geeignet Gemüse: Früchte und Beeren: Gemüse: • Avocado • Mango • Aubergine • Bambus • Nektarine • Blattsalat • Blumenkohl • Papaya • Broccoli • Fenchel • Pfirsich • Endivien • Ingwer • Zwetschgen • grüne Bohnen • Karotten • Rhabarber • Grünkohl • Rosinen • Wirsing • Kartoffeln • Kürbis • Trauben • Gurken • Wassermelonen • Weisskabis • Löwenzahn • Mangold • Ananas • Kohlrabi • Aprikosen • Lauch • Pastinake • Randen • Brombeeren • Okra • Peperoni • Sellerie • Erdbeeren • Radieschen • Spinat • Preisel-/ Stachelbeere • Rettich • Süsskartoffel • Datteln • Rosenkohl • Tomaten Getreide und • Zucchetti Stärkeprodukte: • Zwiebeln • Basmatireis • Feigen • Brot • Granatapfel • Dinkel • Guave • Grünkern • Heidelbeeren • Mais • Himbeeren • Kastanien • Holunder • Kartoffeln • Honigmelone • Teigwaren • Kirschen/ • Wildreis Pflaumen • Kiwi Eiweiss: 40% bzw. 25% der Gesamtkalorien. Fettarm, purinarm Gut geeignet Früchte und Beeren: • Apfel • Bananen • Birnen • Grapefruit • Limette • Mandarine • Orange • Zitrone Getreide und Stärkeprodukte: • Amaranth • Blätterteiggebäc k • Buchweizen • Gerste • Hafer • Hirse • Kamut • Quinoa • Roggen • Reis 131 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Sehr gut geeignet Fleisch (Purin und fettarm): • Huhn • Ei • Trute Milchprodukte: • Kokosmilch • Magermilch • Schafmilch und Produkte • Ziegenmilch und Produkte Gut geeignet Fleisch (Purin und fettarm): • Hase • Kaninchen • Kalb • Lamm Milchprodukte: • Blauschimmelkä se • Hüttenkäse • Joghurt fettarm • Käse fettarm • Mozzarella • Magerquark • Halbrahm Anhang Sehr gut geeignet Fisch: • Felchen • Flussbarsch • Goldbutt • Heilbutt • Rotbarsch • Schellfisch • Seebarsch • Seezunge • Steinbutt • Wels • Zackenbarsch • Kabeljau • Dorsch Fett und Öle: 10% bzw. 15% der Gesamtkalorien Sehr gut geeignet Gut geeignet Bedingt geeignet • Boretschöl • Avocadoöl • Ente • Butter • Distelöl • Erdnüsse • Ghee • Erdnussöl • Fasan • Eingesottene • Kürbiskernöl • Hummer Butter • Sonnenblumenöl • Lachs • Kokosfett • Traubenkernöl • Languste • Leinöl • Walnussöl • Walnüsse • Olivenöl • Weizenkeimöl Gut geeignet Fisch: • Forelle • Flusskrebs • Hecht • Krabben • Red Snapper Nüsse, Kerne, Samen: • Cashew-Kerne • Kokosnuss • Kürbiskerne • Mandeln • Pinienkerne • Sonnenblumenk erne • Hülsenfrüchte: • Trockenbohnen • Gartenerbsen • Kichererbsen • Linsen • Sojabohnen • Tofu Bedingt geeignet • Macadamia • Oliven mariniert • Paranüsse • Pekannüsse • Pistazien • Straussenfleisch • Thunfisch • Tintenfisch Nahrungsmittelgruppe 2 Eiweiss/Fett: 60% der Gesamtkalorienmenge Sehr gut geeignet Gut geeignet Sehr gut geeignet Fleisch: Milchprodukte Fleisch (Fett- und purinreich): (vollfett): • Kaninchen • Ente • Buttermilch • Brathähnchen • Fasan • Sauerrahm • Lamm • Gans • Käse • Suppenhuhn • Hase • Kuhmilch • Truthahn • Huhn • Quark • Wachtel Fisch: • Hammel • Rahm • Schafmilch • Hirsch • Abalone • Innereien • Austern • Schafkäse • Kalb • Barsch • Ziegenmilch • Rind • Forelle • Ziegenkäse Fette/Öle: • Reh • Hai • Avocadoöl • Strauss • Hecht Gut geeignet Milchprodukte: • Blauschimmelkä se • Doppelrahm • Frischkäse • Hüttenkäse • Mozzarella • Weichkäse Fette/Öle: • Distelöl • Erdnussöl • Mayonnaise • Sesamöl • Sonnenblumenk 132 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang • Ziege • Hummer • Butter • Jakobsmuscheln • Butterfett • Wildschwein Fisch: • Krabben • Fischöl • Aal • Krebse • Ghee • Crevetten • Muscheln • Kokosfett • Hering • Seezunge • Kürbiskernöl • Karpfen • Thunfisch • Leinsamen • Kaviar • Tintenfisch • Olivenöl • Lachs Hülsenfrüchte: Nüsse/Samen/Kerne : • Sojabohnen • Sardellen • Kokosnuss • Sardinen • Sojaprodukte Hülsenfrüchte: • Kürbiskerne • Adzukibohnen • Haselnüsse • Augenbohnen • Baumnüsse • Macadamia • Erbsen • Kidneybohnen • Mandeln • Linsen • Ei • Schwarze Bohnen Kohlenhydrate: 40% der Gesamtkalorienmenge Gemüse (KH-Arme Gemüse: Getreide/ Sorten): Stärkeprodukte: • Karotten • Alfalfa-Sprossen • Kohlrabi • Knäckebrot • Reis • Avocado • Kürbis • Blumenkohl • Vollkornbrot • Kresse • Wildreis • Grünkohl • Spargel Obst/Beeren: • Pilze • Bananen • Sellerie • Spinat • Granatapfel • Wirsing • Holunderbeeren Obst/Beeren: • Kirschen • Apfel • Pfirsiche • Birne Bedingt geeignet • Brombeeren • Erdbeeren • Heidelbeeren • Himbeeren • Preiselbeeren • Stachelbeeren • Brot • Honig • Essig Bedingt geeignet • Felchen • Dorsch • Flussbarsch • Kabeljau • Red Snapper • Brot • Grüne Bohnen • Weisse Bohnen • Kichererbsen Bedingt geeignet • Sojasauce • Kiwi • Mango • Papaya • Pflaumen • Rhabarber • Trauben • Zwetschgen • Aubergine erne • Traubenkernöl • Walnussöl • Weizenkeime Nüsse/Samen/Kerne : • Cashew-Kerne • Erdnüsse • Haselnüsse • Macadamianüss e • Mandeln Getreide/ Stärkeprodukte: • Amaranth • Dinkel • Gerste • Hafer • Grünkern • Hirse • Kartoffeln • Kastanien • Mais • Quinoa • Roggen • Teigwaren Bedingt geeignet • Gurke • Okra • Radieschen • Rettich • Tomaten • Weisskohl • Wirsing • Zucchetti Nahrungsmittelgruppe 3 Eiweiss/Fett: 50% der Gesamtkalorienmenge Sehr gut geeignet Sehr gut geeignet Sehr gut geeignet Fisch: Milchprodukte: • Shrimps • Aal • Käse • Languste Fleisch: • Abalone • Weichkäse Sehr gut geeignet • Kürbiskerne • Pinienkerne • Mohn 133 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt • • • • • • • • • • • • • • • • • • Austern Barsch Dorsch Felchen Forelle Crevetten Hummer Kabeljau Heilbutt Krabben Krebse Seezunge Red Snapper Thunfisch Tintenfisch Steinbutt Wels Steinbeisser • Fasan • Gans • Hirsch • Huhn • Lamm • Truthahn • Reh • Rind • Strauss Hülsenfrüchte: • Ackerbohnen • Augenbohnen • Grüne Bohnen • Weisse Bohnen • Kichererbsen • Nierenbohnen • Limabohnen • Mungobohnen Anhang • • • • • • • • • Hüttenkäse Mozzarella Quark Schafmilch Schafkäse Ziegenmilch Ziegenkäse Kuhmilch Joghurt • Ei Nüsse / Samen / Kerne: • Cashew-Kerne • Haselnüsse • Leinsamen • Mandeln • Mandeln Kohlenhydrate: 50% der Gesamtkalorienmenge Sehr gut geeignet Sehr gut geeignet Sehr gut geeignet Gemüse: Obst/Beeren: Stärke-Lieferanten: • Aubergine • Ananas • Amaranth • Broccoli • Aprikose • Basmatireis • grüne Bohnen • Avocado • Buchweizen • Gurken • Banane • Dinkel • Karotten • Birne • Gerste • Kartoffeln • Brombeeren • Grünkern • Löwenzahn • Datteln • Hafer • Lauch • Erdbeeren • Hirse • Peperoni • Feigen • Kamut • Radieschen • Granatäpfel • Mais • Rettich • Grapefruit • Roggen • Randen • Himbeeren • Teigwaren • Tomaten • Heidelbeeren • Weizen • Rosenkohl • Honigmelonen • Wildreis • Zwiebeln • Kirschen • Blätterteig • Zuchetti • Kiwi • Brot • Weiskabis • Mango • Kartoffeln • Wirsing • Papaya • Kastanien • Nüsslisalat • Orange • Alfalfa • Preiselbeeren • Oliven • Rhabarber • Okra • Rosinen • Stachelbeeren • Trauben • Wassermelonen NM arm an Oxalsäure bis 10mg/100g Aprikosen Kohlrabi • • • Paranüsse Sesamsamen Sonnenblumenk erne • Walnüsse Fette/Öle: • Butter • Butterfett • Ghee • Erdnussöl • Kokosfett • Kürbiskernöl • Leinsamen • Olivenöl • Sesamöl • Sonnenblumenöl • Traubenkernöl • Walnussöl • Weizenkeimöl • Mandelöl Bedingt geeignet • Blumenkohl • Spinat • Zucchetti • Erbsen • Erdnüsse • Jakobsmuscheln • Lachs • Makrelen • Miesmuscheln • Linsen • Pilze • Leber Rind/Kalb NM arm an Oxalsäure bis NM reich an Oxalsäure bis 20mg/100g 800mg/100g Brombeeren Stachelbeeren Rhabarber Sauerampfer 134 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Birnen Johannisbeeren Kirschen Fenchel Rosenkohl Rotkohl Wirsing Zwiebeln Erdbeeren Himbeeren Mirabellen Pflaumen Anhang Endivien Löwenzahn Peperoni Mangold Randen Spinat Petersilie Eiweissgehalt: 5g reines Eiweiss sind enthalten in 15g Hartkäse 25g Sonnenblumenkerne 40g Frischkäse/ 18g Erdnüssen 25g Trockenbohnen Quark 20g Weichkäse 30g Fisch 45g Doppelrahmkäse 25g Mandeln 30g Krabben 50g Muscheln 25g Garnelen 30g Leber 60g Tofu 25g Fisch 33g Nüssen 73g Roggen 25g Wildfleisch 40g Ei Vollkornbrot Purinreiche Nahrungsmittel > 200mg pro 100g NM Fleischextra Miesmusche kt ln Bries (Milke) Kalbsnieren Bäckerhefe Kalbsleber Sardinen Gans Grüne Rauchlachs Sojabohnen Linsen Erbsen 9.5 Purinhaltige Nahrungsmittel 50-200mg pro 100g NM Fleisch Fisch Wurstwaren Aal Geflügel Krustentiere Hülsenfrücht Kaviar e Buchweizen Kakao Schokolade 130g Champignons 130g Jogurt 150g Milch 600g Molke Purinarme Nahrungsmittel 30-40mg pro 100g NM Getreide Sellerie Kohlarten Nüsse Salate Steinpilze Spargel Bier Rezepturen zur Nervenstärkung Nervenstärkende Teemischung (Ursel Bühring) Mateblätter Melissenblätter Weissdornblätter und -blüten Ginsengwurzel Engelwurzwurzel Dillsamen Rosenblüten 20 g 20 g 10 g 10 g 10 g 10 g 10 g M.f.spec.D.S.: 1 TL mit 1 Tasse heissem Wasser übergiessen und 10 Min. ziehen lassen. Mit 1-2 TL Honig süssen; 1-3 Tassen täglich Teemischung bei leichten Depressionen und Ängsten (Ursel Bühring) Johanniskraut Baldrianwurzel Passionsblumenkraut Orangenblüten Melissenblätter 30 g 20 g 30 g 10 g 10 g M.f.spec.D.S.: 1 TL mit 1 Tasse heissem Wasser übergiessen und 10 Min. ziehen lassen. 3 x 1 Tasse täglich. 135 Erschöpfung – wie sich Burnout verhindern lässt Anhang Nerventropfen Tinct. Melissa off. Tinct. Valeriana off. Tinct. Humulus lup. Tinct. Hypericum perf. Tinct. Rosmarinus off. 40.0 20.0 20.0 15.0 5.0 MDS: Nerventropfen, 3x 20-30 Tropfen pro Tag 136