Zeitschrift des Klinikums Hanau | April 2014 Das Chamäleon unter den Krankheiten Editorial 2 Sehr geehrte Patienten, Besucher, Mitarbeiter und Partner des Klinikums Hanau, das Jahr 2014 hat mit guten Nachrichten für unser und Ihr Klinikum begonnen. Dazu zählt für mich ganz besonders der wahre Baby-Boom in unserem MutterKind-Zentrum. In keinem anderen Krankenhaus in Hessen hat die Zahl der Geburten im vergangenen Jahr so deutlich zugenommen wie im Klinikum Hanau. Nun werden aber auch in Hanau nicht auf einmal viel mehr Kinder als bisher geboren. Die große Zahl von mehr als 1.100 Neugeborenen hat daher nicht nur etwas mit der Familienfreundlichkeit der Brüder-Grimm-Städter zu tun. Denn eine Geburt können die Eltern in den meisten Fällen zeitlich gut planen und sich deshalb genau überlegen, wo sie ihr Kind auf die Welt bringen möchten. Viele werdende Eltern informieren sich deshalb im Vorfeld ganz detailliert über die Angebote im Umkreis ihres Wohnortes. Dass sich so viele Frauen für eine Geburt im Klinikum Hanau entschieden haben, freut uns sehr und zeigt uns zugleich, dass die Menschen sehr genau wahrnehmen, was wir ihnen bieten. So haben wir die Leistungen im Mutter-Kind-Zentrum Hanau konsequent ausgebaut und dort eine beschützte angenehme Atmosphäre geschaffen. Und natürlich sind es auch ganz entscheidend die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit ihrem Auftreten die Menschen von unserem Klinikum überzeugen. Das Mutter-Kind-Zentrum ist nur ein Beispiel für den wachsenden Zuspruch, den das Klinikum Hanau genießt. Dafür haben wir in den vergangenen Jahren viel getan. Wir freuen uns deshalb umso mehr, dass die vielen Verbesserungen und Spitzenleistungen von den Patientinnen und Patienten gesehen und honoriert werden. In dieser Ausgabe der Klinikzeitung haben wir wieder eine Reihe von Themen gesammelt, die stellvertretend für die Entwicklung und das hohe Leistungsniveau des Klinikums Hanau stehen. Das MutterKind-Zentrum hatte ich bereits erwähnt. Wir gehen aber auch in vielen anderen Bereichen innovative Wege, die sich an den Bedürfnissen und den Wünschen der Menschen orientieren. Da ist zum Beispiel unser Ambulanzmodell in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Gegen viele Widerstände und alte Gewohnheiten haben wir die Versorgung der Patienten neu organisiert – und dabei in Deutschland Neuland betreten. Die Patienten profitieren davon in erheblichem Maße, weil sich der Klinikaufenthalt verkürzt und sich die Behandlung der Menschen jetzt viel stärker an ihrem Lebensumfeld orientiert. Das Bessere ist der Feind des Guten. Nach diesem Motto verfahren wir auch in unserer Medizinischen Klinik II. Dort setzen wir auf diagnostische Methoden, die es sonst in Deutschland nur ganz vereinzelt gibt. Das gilt insbesondere für die Darmkrebsfrüherkennung. Denn wir wollen, dass Menschen gar nicht erst erkranken. Mit neuen und schonenden Verfahren senken wir deshalb die Schwelle zur Früherkennung. Alles das sind – nur einige – Beispiele für unseren Qualitätsanspruch. Sie werden in dieser Ausgabe viele weitere Themen finden, die gut unter die Überschrift der Spitzenmedizin passen. Gute Medizin, Pflege und Qualifikationen sind jedoch nur das eine. Denn die Menschen verlangen zu Recht immer mehr Einblicke in die Leistungsfähigkeit und die Behandlungsergebnisse von Krankenhäusern. Auch dazu leisten wir einen Beitrag: Wir sind kürzlich der Initiative Qualitätsmedizin beigetreten. Sie hat das Ziel, die Versorgung der Patienten stetig weiter zu verbessern. Dazu leistet das Klinikum Hanau seinen Beitrag. Denn ein wichtiges Anliegen der Initiative ist die Herstellung von Transparenz. Das geschieht unter anderem durch die Veröffentlichung von Qualitätsmessungen. Wir werden Sie auch in der Klinikzeitung darüber regelmäßig informieren. Mit herzlichen Grüßen Ihre Monika Thiex-Kreye Geschäftsführerin Klinikum Hanau GmbH Inhalt 3 4 Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe Titel Zecken-Borreliose – Neurologische unabhängiger Experten Klinik bietet differenzierte Diagnostik Qualitätsmanagement Interview mit Dr. André Michel: „Jeder Fehler ist einer zuviel“ 6 8 Ultraschallabteilung erhält DEGUM-Zertifikat Adipositas-Chirurgie Ein zunehmendes Problem 18 Baby-Boom im Klinikum Hanau 20 und Therapie 14 Darmzentrum Hanau Portrait Maike Ochsenhirt „Viele Freiheiten machen den Beruf 12 Bildung Attraktiver, qualifizierter Weg in den Beruf Mutter-Kind-Zentrum Hanau so interessant“ 22 Aufgaben & Aussagen 22 Newsticker Der sanfte Weg zur Darmkrebsfrüherkennung 23 Menschen 16 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie 23 anGEDACHT Patienten profitieren von neuen Wegen 24 Jubilare / Termine / Impressum Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe April 2014 Frauen können sich auf geprüfte Qualität verlassen Ultraschallabteilung des Klinikums Hanau erhält DEGUM-Zertifikat unabhängiger Experten Der Ultraschall gehört zu den wichtigsten Untersuchungsmethoden in der Gynäkologie und Geburtsmedizin. Entsprechend hoch müssen die technische Qualität der Geräte und die Fähigkeiten der Ärzte sein: insbesondere in einem Haus der Maximalversorgung, wie es das Klinikum Hanau ist. Die Ultraschallabteilung der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Klinikums Hanau ist jetzt DEGUM-zertifiziert worden. „Dieses unabhängige Prüfsiegel dokumentiert die hohe Qualität der Diagnostik und ist damit ein wichtiges Signal für unsere Patientinnen“, erläutert der Ärztliche Direktor des Klinikums Hanau, Dr. André Michel. DEGUM ist die Abkürzung für die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin. „Das Zertifikat bescheinigt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe unter anderem, dass sie über eine besonders gute Ärzteausbildung durch qualifizierte Ausbilder und über hochwertige Ultraschallgeräte verfügt“, berichtet der Chefarzt der Klinik, Privatdozent Dr. med. Thomas Müller. Die DEGUM hat die Aufgabe, die Qualität der Ultraschalldiagnostik zu sichern. Um eine solche DEGUM-Zertifizierung zu erhalten, müssen hohe Anforderungen erfüllt werden. Dazu zählt z. B. der Nachweis, dass das gesamte Spektrum der gynäkologisch-geburtshilflichen Krankheitsbilder in der Klinik vertreten ist und qualifiziert behandelt wird. Die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Klinikums Hanau versorgt mit ihrer Ultraschallabteilung u. a. das ihr angeschlossene zertifizierte Brustzentrum des Klinikums sowie das Mutter-KindZentrum Hanau. Die DEGUM geht von der Erkenntnis aus: Die Qualität der Befunde hängt maßgeblich vom Können des Untersu- chers ab und setzt eine gute Ausbildung voraus. Die DEGUM sieht die Ausbildung in spezialisierten Abteilungen als das Fundament einer qualifizierten Ultraschallausbildung an. Die Gesellschaft zertifiziert daher Abteilungen und Kliniken, in denen eine strukturierte, curriculumorientierte und umfassende Ultraschallausbildung durch einen entsprechend qualifizierten Ausbilder erfolgt. Die DEGUM gehört mit rund 6.800 Mitgliedern zu den größten medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaften in Deutschland und zu den größten Ultraschallgesellschaften weltweit. Als Vertreter der Schwerpunkte Brust- und Tumorzentrum, Beckenboden- und Mutter-Kind-Zentrum v.l.: Oberärztin Dr. med. Gabriele Penke, Oberarzt Dr. med. Helmut Sedlaczek, Chefarzt PD Dr. med. Thomas Müller, Ärztlicher Leiter NeugeborenenIntensivstation Dr. med. Bernhard Bungert, Oberärztin Dr. med. Luzie Massey Skatulla, Oberärztin Dr. med. Kanya Gewalt 3 4 Qualitätsmanagement „Jeder Fehler ist einer zuviel“ Klinikum Hanau beteiligt sich freiwillig an der Initiative Qualitätsmedizin Fehler können passieren – aber gerade in der Medizin können sie fatale Folgen haben. Das Klinikum Hanau stellt sich ganz bewusst diesem Thema und beteiligt sich an der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) für mehr medizinische Qualität bei der Behandlung seiner Patienten. Seit 2008 engagieren sich Krankenhäuser aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in der Initiative. Dr. André Michel, Ärztlicher Direktor des Klinikums Hanau, im Interview über offene Fehlerkultur, kollegiale Unterstützung und den Schutz der Patienten. Die Qualität in deutschen Krankenhäusern ist auf einem hohen Niveau – ist solch eine Initiative überhaupt nötig? Dr. André Michel: Die Versorgungsqualität ist in Deutschland im internationalen Vergleich sicher sehr hoch. Dennoch gibt es zwischen den einzelnen Kliniken nach wie vor erhebliche Qualitätsunterschiede und Verbesserungspotenzial. Durch die Initiative können Krankenhäuser ihre eigene Qualität einordnen und von den Besten lernen. Schwachstellen lassen sich rasch aufdecken und in ein hauseigenes Fehlermanagementsystem integrieren. IQM zeichnet sich durch eine hohe Transparenz aus. Jedes teilnehmende Krankenhaus sieht die Daten der anderen und kann sich direkt vergleichen. Parallel werden die Daten im Internet veröffentlicht, so dass sich auch Patienten und andere Interessierte die Daten der Krankenhäuser anschauen und sich selbst ein Bild über das Haus verschaffen können. Warum beteiligt sich das Klinikum Hanau daran? Neben dem Klinikum Hanau nehmen rund 250 Krankenhäuser aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teil. In der Regel sind die engagierten guten Krankenhäuser bereit, sich dem Wettbewerb zu stellen. Das Klinikum Hanau braucht sich hinsichtlich seiner Qualität nicht zu verstecken. Deswegen machen wir beim transparenten Verfahren IQM mit. Das ist Ansporn und Herausforderung zugleich. Schließlich möchte man ja auch unter den Guten zu den Besten gehören. Wichtig für uns war, dass sich alle Häuser zur Veröffentlichung der Daten verpflichten und niemand „schummeln“ kann. Durch das Peer-Review (Prüfung durch andere Ärzte) gibt es eine neutrale Kontrolle. Zukünftig wird im Wettbewerb um Patienten Qualität eine noch größere Rolle spielen. Und hier wollen wir ganz vorne dabei sein! Fehler in der Medizin können fatale Folgen haben – für die Initiative muss das Krankenhaus alles offenlegen. Was erhoffen Sie sich davon? Fehler sind auch im Gesundheitswesen leider nicht unvermeidlich. Entscheidend ist, dass jeder Fehler dazu dient, Schritte zur Fehlervermeidung einzuleiten. Nur so schaffen wir es, stetig besser und sicherer zu werden. IQM legt mit seinen Patient Saftey Indikatoren einen hohen Wert auf Patientensicherheit. Wir erhoffen uns, Fehler noch schneller zu entdecken und unsere Vorkehrungen zur Fehlervermeidung zu evaluieren. Denn eins ist klar: Jeder Fehler ist einer zu viel! Wie läuft die Arbeit der Initiative genau ab? Alle Krankenhäuser schicken in regelmäßigen Abständen ihre Daten an eine zentrale Datenannahmestelle. Das Besondere ist, dass diese Daten nicht speziell zur Qualitätsmessung erhoben werden. Es handelt sich um so genannte Routinedaten, dass heißt um Daten, die aus Abrechnungsgründen erhoben Mit Routinedaten, Transparenz und Peer-Review zu mehr Qualität in der Medizin Das Klinikum Hanau ist Mitglied der Initiative Qualitätsmedizin (IQM). IQM ist eine trägerübergreifende Initiative von Krankenhäusern. Ziel ist es, die medizinische Behandlungsqualität im Krankenhaus für alle Patienten zu verbessern. Der gemeinsame Handlungskonsens der Mitglieder besteht aus folgenden drei Grundsätzen: á Qualitätsmessung auf Basis von Routinedaten á Transparenz der Ergebnisse durch deren Veröffentlichung á Qualitätsverbesserung durch Peer-Review-Verfahren Damit gehen das Klinikum Hanau und die IQM-Mitgliedskrankenhäuser freiwillig weit über die bestehenden gesetzlichen Anforderungen zur Qualitätssicherung hinaus und setzen im Interesse bester Medizin und größtmöglicher Patientensicherheit Maßstäbe. Dies beinhaltet auch die regelmäßige Information der Öffentlichkeit über die medizinischen Qualitätsdaten. Diese konsequente Ergebnistransparenz ist für das Klinikum Hanau ein zusätzlicher Ansporn, um noch besser zu werden. Weitere Informationen finden Sie unter www.klinikum-hanau.de April 2014 Dr. med. André Michel Ärztlicher Direktor des Klinikums Hanau werden. Aus diesen Daten werden dann Indikatoren ermittelt, die Hinweise auf Probleme und Schwachstellen geben können. Somit ist zum einen eine aufwendige Datenerhebung umgangen, und zum anderen sind die Daten weniger anfällig für Manipulationen, da hier mehrere Instanzen, beispielsweise die Krankenkassen, der Medizinische Dienst der Krankenversicherung oder das hauseigene Controlling, die Richtigkeit der Daten prüfen. Die Daten werden anschließend ausgewertet und zwischen den Krankenhäusern verglichen. Krankenhäuser, bei denen sich Auffälligkeiten ergeben, kommen in ein so genanntes Peer-Review-Verfahren. Im Rahmen des Peer-Review kommen externe Experten – meist Chefärzte aus anderen Krankenhäusern – vor Ort und schauen sich die Krankenakten und die Abläufe in auffälligen Krankenhäusern genau an. Gibt es Verbesserungspotenzial, wird dieses formuliert und den beteiligen Ärzten, dem Ärztlichen Direktor und der Geschäftsführung mitgeteilt. Nach einiger Zeit wird kontrolliert, ob diese vorgeschlagenen Schritte umgesetzt wurden und sich eine Verbesserung eingestellt hat. Das Verfahren hat eine sehr hohe Akzeptanz und ist ausgesprochen wertvoll. Somit erfährt man nicht nur seine eigenen Schwachstellen, sondern bekommt gleich einen „Strauß“ von Handlungsweisen präsentiert, wie man sie abstellen kann. Wie profitieren die Patienten davon? Und was passiert mit den Patientendaten? Die Patientendaten sind anonymisiert – ein Rückschluss auf den Einzelfall ist nur für das Krankenhaus selbst möglich. Ein ganz anonymes Verfahren hätte den Nachteil, dass dann das Peer-Review-Verfahren nicht mehr auf die Krankenakten zugreifen könnte. Und in der Einzelfallbesprechung liegt das größte Verbesserungspotenzial. Kein Patient muss sich Sorgen machen, dass seine Daten weitergeben werden. Die IQM-Peers erhalten die Akten im Krankenhaus verblindet. Patienten profitieren von der Initiative Qualitätsmedizin dadurch, dass die teilnehmenden Krankenhäuser ganz besonders auf Patientensicherheit und Qualität achten. Somit ist die Teilnahme an IQM indirekt schon fast ein Hinweis auf besonders gute Krankenhäuser. Wo kann man die Daten des Klinikums Hanau finden? Die Daten des Klinikums sind auf unserer Homepage abrufbar. Wie geht es weiter? IQM entwickelt die Indikatoren stetig weiter, um noch bessere Aussagen zur Versorgungsqualität der Krankenhäuser aus Routinedaten treffen zu können. Wir gehen davon aus, dass die Politik solche Initiativen aufgreift und wahrscheinlich irgendwann für alle Häuser verpflichtend machen wird. Schwachstellen werden schnell aufgedeckt und können in das interne Fehlermanagmentsystem integriert werden. 5 6 Adipositas-Chirurgie Ein zunehmendes Problem Bei krankhaftem Übergewicht hilft manchmal nur noch eine OP Auf die Waage haben sie sich schon lange nicht mehr gewagt – viele Deutsche haben mit Übergewicht zu kämpfen. Es gibt aber auch Fälle, bei denen geht es nicht nur um einige Kilos zuviel auf den Rippen: Immer mehr Menschen leiden unter krankhaftem Übergewicht (Adipositas). Das ist für Mediziner weltweit eine Herausforderung, nicht zuletzt in den industrialisierten Ländern, aber auch – und dies mit zunehmender Tendenz – in den „Schwellenländern“. In Deutschland sind aktuell mehr als drei Prozent aller Erwachsenen krankhaft übergewichtig – sie benötigen medizinische Betreuung. Im Klinikum Hanau finden Betroffene Hilfe – dort wird die Adipositas- und metabolische Chirurgie etabliert. Bei der Unterscheidung zwischen Übergewicht und Adipositas ist der so genannte Körpermassen-Index (BodyMass-Index – BMI) maßgeblich: Berechnet wird der BMI, indem das Körpergewicht durch die Körpergröße zum Quadrat geteilt wird. kg / m2) Übergewicht (BMI mehr als 25 und Adipositas Grad I (BMI 30-35kg / m2): „Das sind die Domänen der konservativen Bemühungen zur Gewichtsreduktion“, erklärt Dr. Jürgen Vogt, Sektionsleiter für Adipositas und metabolische Chirurgie am Klinikum Hanau. Grundsätzlich wird versucht, die Bilanz zwischen Energiezufuhr und Energieverbrauch negativ zu gestalten – also zum Beispiel durch Diät und Bewegung mehr Kalorien zu verbrauchen, als der Betroffene zu sich nimmt. Das ist der klassische Weg, um das Gewicht zu reduzieren. Adipositas Grad II und III Bei Adipositas mit dem Grad II (BMI 3540 kg / m2), insbesondere in Verbindung mit Begleiterkrankungen, muss nach einem Scheitern der konservativen Therapien über ein operatives Vorgehen nachgedacht werden. Denn krankhaftes Übergewicht ist mittelfristig mit einem deutlich erhöhten Risiko für Bluthochdruck, Verschleißerkrankungen an Wirbelsäule und Gelenken, mit einem Anstieg des Krebsrisikos und insbesondere mit dem Auftreten der Zuckerkrankheit – Diabetes mellitus – verbunden. Liegt der Körpermassen-Index bei mehr als 40 kg/m2 (Adipositas Grad III), sind die konservativen Ansätze wie „Diät, Verhaltenstherapie, Lebensstiländerung und körperliche Bewegung“ zur Gewichtsreduktion in der Regel zum Scheitern verurteilt, weiß Dr. Vogt aus Erfahrung. „Abhilfe kann hier dauerhaft meist nur eine Operation schaffen, die so genannte Adipositas- oder Bariatrische Chirurgie.“ Zertifizierung angestrebt Dr. Vogt beschäftigt sich bereits seit 1996 mit den operativen Behandlungsmöglichkeiten des krankhaften Übergewichts. Er wurde im Dezember 2012 an seiner damaligen Wirkstätte als 25. Deutsche Klinik zum „Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirugie“ zertifiziert. Gemeinsam mit dem Chefarzt der Chirurgie I, Prof. Dr. Peter Langer, und seinen Mitarbeitern wird er die Adipositas- und metabolische Chirurgie am Klinikum Hanau neu etablieren. Angestrebt wird eine Zertifizierung zum Zentrum in den nächsten drei Jahren. Bei der chirurgischen Behandlung des krankhaften Übergewichts wird versucht, durch Restriktion (Beschränkung der möglichen Nahrungszufuhr) bzw. durch Malabsorption (Verhinderung der Aufnahme dick machender Substanzen) die Energiebilanz zu beeinflussen. Magenband, Magenbypass und die so genannte Schlauchmagenbildung (Sleeve resection) sind die am häufigsten angewendeten operativen Verfahren, die ausnahmslos in „minimal Dr. med. Jürgen Vogt Sektionsleiter für Adipositas und metabolische Chirurgie Prof. Dr. med. Peter Langer Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie April 2014 invasiver Technik“, also ohne großen Bauchschnitt, ausgeführt werden. beitet und deshalb weniger Kalorien aufgenommen. Beim Schlauchmagen wird der Magen verkleinert, es verbleibt dann nur noch ein schlauchförmiger Restmagen. Das Magenband wird um den Magen gelegt, so dass ein kleiner Vormagen entsteht. Durch diese Eingriffe kann nur eine kleinere Menge an Nahrung aufgenommen werden – das Sättigungsgefühl setzt schneller ein. Beim Magenbypass werden der Magen verkleinert und Teile des Dünndarms umgeleitet. Dadurch wird weniger Nahrung aufgenommen; ein zusätzlicher Effekt ist, dass der Speisebrei eine „Abkürzung“ nimmt. So werden nicht alle Nährstoffe vom Körper verar- Dauerhafte Gewichtsreduktion Mit diesen Methoden gelingt es in den meisten Fällen, für die betroffenen Patienten eine dauerhafte Gewichtsreduktion zu erreichen. Durchschnittliche Verluste des Übergewichts liegen zwischen 50 und 85 Prozent – auch im Langzeitverlauf. Wichtig für den Erfolg der Behandlung ist die stets erforderliche konsequente Nachbetreuung der Betroffenen im interdisziplinären Team aus Hausarzt, Ernährungsberater, Chirurg, Internist und gegebenenfalls auch Psychologe. Damit verbunden ist in einem hohen Prozentsatz die Beseitigung der oben angeführten Begleiterkrankungen – zum Beispiel eine Besserung bzw. Remission des bereits „Insulinpflichtigen Diabetes mellitus“ in 70 bis 85 Prozent der Fälle. Verlängerte Lebenserwartung Eine erfolgreiche Beseitigung des krankhaften Übergewichts führt nicht nur zu einer Besserung der Lebensqualität für die Betroffenen – sie verlängert nachgewiesenermaßen auch die Lebenserwartung bei Betroffenen mit einem BMI von mehr als 40 kg/m2 um acht bis zehn Jahre, so Dr. Vogt. Das sei vergleichbar mit Rauchern, die sich für eine „Nikotinabstinenz“ entscheiden. 7 Mit dem Beginn des Frühjahrs, mehr Sonne und angenehmeren Temperaturen werden nicht nur die Menschen munterer. Auch die Zecken treibt es nach langer Ruhephase zu größerer Betriebsamkeit. So zeigen sich die ersten aktiven Zecken meist schon im März. Das heißt zugleich: Die Zeckensaison bringt vermehrt Krankheiten mit sich: vor allem die Borreliose. Wenn das Nervensystem befallen ist, ist dies besonders schwerwiegend und mit dauerhaften Gesundheitsrisiken behaftet. Bei einer Infektion ist rasches zielgerichtetes Handeln gefordert. Darauf ist die Klinik für Neurologie des Klinikums Hanau bestens vorbereitet. Einerseits können die gesundheitlichen Folgen des Zeckenstiches gravierend sein, andererseits ist eine anspruchsvolle Diagnostik meist nur in einem Krankenhaus möglich. Jährlich kommen rund 200 Patienten mit Verdacht auf eine Zecken-bedingte Erkrankung in das Klinikum Hanau. Übertragen Zecken entsprechende Bakterien auf den Menschen, kann eine Borreliose die Folge sein. Wenn die Krankheitserreger auch das Nervensystem befallen, ist dies schwerwiegend; man spricht dann von einer Neuroborreliose. Der Chefarzt der Klinik für Neurologie des Klinikums Hanau, Privatdozent Dr. med. Horst Baas, bezeichnet die Neuroborreliose wegen ihres sehr bunten Erscheinungsbildes mit zahlreichen Symptomen auch als „das Chamäleon unter den neurologischen Erkrankungen“. Zunächst unerklärbare, rasch einsetzende Schmerzen, Sensibilitätsstörungen oder zunehmende Lähmungen bei ansonsten gesunden Personen aller Altersstufen – all das können Erstsymptome einer Neuroborreliose sein, erläutert PD Dr. Horst Baas. Der Neurologe führt aus: „Die Borreliose gehört in unseren Regionen aufgrund ihrer Verbreitungsdichte und klinischen Symptomschwere zu den wichtigsten Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Es handelt sich dabei primär zwar um eine systemische Infektion mit Befall verschiedener Organsysteme, vor allem auch der Gelenke. Der Befall des peripheren und / oder zentralen Nervensystems in Form der Neuroborreliose hat aber aufgrund der damit verbundenen einschneidenden klinischen Symptomatik eine besondere Bedeutung.“ Unterschiedliche Symptome Die Neuroborreliose zeigt sich in ganz unterschiedlichen Erscheinungsformen. Der Verlauf der Neuroborreliose kann sich über einen langen Zeitraum erstrecken – mit mehreren Krankheitsstadien. In 90 Prozent der Fälle weisen Patienten Frühsymptome innerhalb der ersten sechs Monate nach der Infektion auf. Die Symptome können aber auch länger als sechs Monate anhalten oder erst später beginnen. Kopfschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl sind möglich, häufig kommt es aber zu neuralgischen Schmerzen, die medikamentös nur schlecht zu behandeln sind. Im weiteren Verlauf sind Lähmungserscheinungen möglich oder auch Hirnnervenausfälle. Besonders häufig ist das Auftreten einer einseitigen oder beidseitigen Lähmung der Gesichtsmuskel. Zu diesem Zeitpunkt können sich schon rund 50 Prozent der Patienten gar nicht mehr an einen Stich erinnern. Es ist deshalb wichtig, dass eine Neuroborreliose in die diagnostischen Überlegungen mit einbezogen wird, auch wenn in der Vorgeschichte kein Zeckenstich bekannt ist. Ein chronischer Verlauf über mehr als sechs Monate, der manchmal Jahre anhält, ist dagegen sehr viel seltener. Unspezifische Beschwerden wie Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen, allgemeines Unwohlsein oder Depressionen gehören nicht zu den typischen Leitsymptomen einer Neuroborreliose. Borreliose-Diagnostik schwierig Eines der größten Probleme bei einer Borreliose ist ihr exakter Nachweis, denn die Borreliose versteckt sich manchmal hinter anderen Krankheiten. Einerseits wird eine Borreliose in der Frühphase häufig nicht erkannt. Andererseits wird aber häufig fälschlicherweise die Diagnose einer aktiven Borreliose gestellt, denn je nach Verbreitungsgebiet, weist jeder vierte Mensch positive BorrelioseAntikörper im Blut auf. Das heißt aber nur: Es gab schon mal einen Kontakt mit Borreliose und bedeutet nicht unbedingt, dass der Mensch manifest erkrankt war oder ist, da eine Borrelieninfektion, wie viele andere Infektionen, auch spontan und unbemerkt ausheilen kann. Den bloßen Kontakt von einem aktiven Krankheitsgeschehen zu unterscheiden – das stellt die Diagnostik vor große Herausforderungen. In die Klinik zu Dr. Baas und seinem Team kommen viele Patienten mit neurologischen Symptomen, die typisch für eine Neuroborreliose sind, z. B. Hirnnerven- und WÖRTERBUCH Gesichtsnervenlähmungen, Kopf- und Nervenschmerzen, die allerdings auch auf andere Krankheiten zutreffen. So erinnern ihre Symptome in der Spätphase oft an Durchblutungsstörungen oder Multiple Sklerose. PD Dr. med. Horst Baas Chefarzt der Klinik für Neurologie Frühzeitige Therapie ist wichtig Um eine exakte Diagnose stellen zu können, ist häufig eine Untersuchung des Nervenwassers notwendig (Liquor-Untersuchung). Es wird dabei auf Entzündungszeichen und das Vorkommen von Antikörpern untersucht. So ist es möglich, eine Borreliose auszuschließen oder zwischen einer akuten, einer chronischen und einer zurückliegenden Infektion zu unterscheiden. Diese Untersuchungen gehören in der Neurologischen Klinik des Klinikums Hanau zum Standard. Außerdem spielt die langjährige Erfahrung der Mediziner eine große Rolle für eine qualifizierte und sichere Diagnose, denn eine zuverlässige Borreliose-Diagnostik ist nicht einfach und gehört mit zu den schwierigsten Aufgaben in der Neurologie. Die Neurologische Klinik verfügt über alle Möglichkeiten einer differenzierten Therapie, um den Patienten bestmöglich zu helfen. „Der Verlauf der Krankheit ist aber entscheidend abhängig von der frühestmöglichen Medikamentenbehandlung mit speziellen Antibiotika“, unterstreicht Chefarzt PD Dr. Horst Baas. Im Gegensatz zu einer anderen, durch Zecken übertragenen Erkrankung, der viralen FSME (Frühsommer-Meningo-enzephalitis), kann die bakterielle Borreliose sehr gut ursächlich behandelt werden. Bei rechtzeitiger und richtiger Behandlung kann die Neuroborreliose geheilt werden, und es verbleiben auch keine Restsymptome. „Deswegen ist es so wichtig, dass die Borreliose früh therapiert wird. Denn eine unverzügliche Therapie hilft, ein kompliziertes Spätstadium zu vermeiden“, unterstreicht Dr. Baas. Gegen das Bakterium werden Antibiotika als Tabletten oder – bei schwereren Formen – als Infusion über mehrere Wochen eingesetzt. LiquorUntersuchung und Infusionen sind auch der Grund, warum Diagnostik und Therapie der Borreliose oft nicht ambulant erfolgen können, sondern in der Klinik vorgenommen werden müssen. Antibiotika-Infusion bei schwerem Verlauf nach einem Zeckenbiss – je früher die Therapie beginnt, umso eher kann ein schwerer Krankheitsverlauf verhindert werden. Die Zecke wird in unseren Breitengraden – in ihrer am meisten verbreiteten Form – auch als Gemeiner Holzbock bezeichnet. Sein Lebensraum ist bevorzugt in Gebieten mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit. Sonst kann die Zecke dort nicht dauerhaft überleben. In Europa sind deshalb Laub- und Mischwälder ihre Heimat, aber auch Nadelwälder, denen starker Regen viel Feuchtigkeit beschert. Auch auf Wiesen, die dauerhaft im Schatten liegen, kann sich die Zecke ansiedeln. Für ihr Überleben und Wachstum benötigen Zecken Blut. Das holen sie sich von Menschen und anderen großen Säugetieren, ebenso von Vögeln und Reptilien. Wie kann man sich am besten vor Zeckenstichen schützen? In Risikogebieten bietet vor allem eine angemessene Kleidung hohe Sicherheit. Dazu zählen lange Hose und lange Ärmel sowie geschlossene Schuhe. In begrenztem Maße helfen auch so genannte Repellentien, das sind Wirkstoffe, die durch ihren Geruch Zecken abstoßen, zum Beispiel Akatrizide. Nach dem Aufenthalt im Freien, sollte der Körper nach Zecken abgesucht und die Kleidung bei einer Temperatur von mindestens 60 Grad Celsius gewaschen werden. Zecken nisten sich in erster Linie gerne am Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehlen ein. Titel Zecken als Krankheitsüberträger Zecken können viele Erreger in sich tragen. Daher sind sie auch potenzielle Überträgerinnen ganz verschiedener Krankheiten. Zu den wichtigsten und am weitesten verbreiteten zählen die FSME und die Borreliose. Mediziner und Forscher beziffern das Risiko, durch einen Zeckenstich mit FSME infiziert zu werden, auf weniger als 1 zu 150. Dem liegt eine Modellberechnung zugrunde, die folgendes besagt: Etwa zwei Prozent der Zecken in so genannten Risikogebieten sind Trägerinnen des Virus. Werden Menschen von einer FSME-infizierten Zecke gestochen, erkrankt einer von drei. Die anderen werden zwar auch infiziert, aber die Krankheit verläuft praktisch unerkannt und folgenlos. Im Jahr 2011 wurden in Deutschland rund 420 Patienten registriert, die aufgrund einer FSME-Infektion im Krankenhaus behandelt werden mussten. Im Jahr 2012 waren es nur etwa halb so viele. Dabei ist zu erkennen: Bei Älteren zeigt sich ein Entwicklung der FSME-Fälle in Deutschland in den Jahren 2004-2013 schwererer Krankheitsverlauf, und Männer sind von einer Erkrankung doppelt so häufig betroffen wie Frauen, bei schweren Verläufen sogar dreimal so häufig. Erkrankung oft unbemerkt Die Folgen der FSME sind meist Kopfschmerzen sowie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Die meisten Patienten bemerkten die Erkrankung gar nicht, sondern verwechselten sie mit leichten Grippesymptomen. Das Tückische an der FSME ist, dass sie in zwei Phasen verlaufen kann. So kommt es bei einigen Patienten in der zweiten Phase zur Entzündung von Hirnhaut, Gehirn und Rückenmark. Dies kann mit Lähmungserscheinungen einhergehen. Meist geht es den Patienten nach ein bis zwei Wochen in der Klinik besser, andere benötigen jedoch noch eine Rehabilitation und müssen wochen- oder sogar monatelang eine Auszeit nehmen. Ein spezifisches Medikament gegen die FSME gibt es leider nicht, allerdings kann man sich impfen lassen. Während Kinder recht gut mit einer FSME zurechtkommen, tut sich der Organismus eines älteren Menschen dagegen schwer. 20 bis 30 Prozent der FSME-Patienten sind längerfristig eingeschränkt. 546 432 423 289 279 260 239 ME 411 313 195 FS 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Quelle: www.zecken.de FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis; die Erkrankung wird durch ein Virus ausgelöst. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt in erster Linie durch einen Zeckenstich. Allerdings kennt die Wissenschaft auch wenige Fälle, in denen das FSME-Virus durch den Genuss von Rohmilch infizierter Kühe oder Ziegen in den Menschen gekommen ist. Ziel des Virus ist das zentrale Nervensystem des Menschen. Fallzahlen 10 2013 Jahr April 2014 Langärmelige Kleidung bietet Schutz Borreliose-Bakterium Borreliose ist ein Überbegriff für eine Infektionskrankheit, die verschiedene Organe betreffen kann. Gemeinsam ist ihnen, dass sie alle von Bakterien aus der Gruppe der Spirochäten ausgelöst werden. Das sind spiralförmige Bakterien, die sich im Darm von Zecken eingenistet haben und von dort auch den Weg zum Mensch finden. Dass die Borreliose von Bakterien ausgelöst wird, ist erst seit rund 30 Jahren bekannt. Entdeckt wurde dieser Zusammenhang von dem US-amerikanischen Arzt mit Schweizer Abstammung, Willy Burgdorfer. In Europa gibt es gleich mehrere Zeckenarten, die Borreliose übertragen können. In Deutschland ist der häufigste Überträger der Gemeine Holzbock. Hierzulande sind rund 20 Prozent der Zecken mit dem Borreliose-Bakterium infiziert. Nicht alle Bakterien führen aber andererseits auch zwangsläufig zu einer Erkrankung. Aber im Gegensatz zu FSME, das nur in bestimmten Regionen überlebt, kann Borreliose flächendekkend in Deutschland vorkommen. In Deutschland erkranken jährlich schätzungsweise mehrere Zehntausend Menschen an einer Borreliose. In fast allen Fällen erfolgt die Ansteckung über einen Zeckenstich. Ein infizierter Mensch kann keinen anderen Menschen anstecken. Borrelien nicht sofort im Blut Da sich die Bakterien im Darm der Zecke aufhalten, gelangen sie nicht gleich mit einem Stich in das Blut des Menschen. Es ist davon auszugehen, dass eine Zecke erst viele Stunden Blut saugen muss, ehe die Borrelien den Weg von der Zecke bis ins Blutsystem des Menschen finden. Das bedeutet zugleich: Je eher eine Zecke gefunden und fachmännisch entfernt wird, desto geringer ist das Risiko, an einer Borreliose zu erkranken. Im Gegensatz zur FSME, gibt es gegen die Borreliose keinen Impfschutz. Der menschliche Organismus baut nach einer Borreliose-Infektion auch keinen Immunschutz auf. Deshalb kann man die Krankheit mehrmals bekommen. Borreliose-Diagnose schwierig Eine Borreliose zu erkennen, ist anspruchsvoll. Denn die Krankheit hat mehrere Gesichter und zeigt verschiedene Symptome – sie wird deshalb auch als multisystemisch bezeichnet. Ein wichtiges Erkennungszeichen ist jedoch die ringförmige Röte um den Zeckenstich herum. Sie kann noch Tage und Wochen nach dem Ereignis sichtbar sein. Sie tritt jedoch nur in etwa 50 Prozent aller Fälle auf. Punktion 11 12 Bildung Attraktiver und qualifizierter Weg In diesem Jahr bildet das Klinikum Hanau sechs angehende Medizinische Fachangestellte aus / Der Fachkräftemangel wird in immer mehr Branchen Realität – sogar in den begehrten Ballungsräumen. Große Krankenhäuser mit einem anspruchsvollen und umfangreichen Leistungsspektrum wie das Klinikum Hanau benötigen aber qualifizierte und spezialisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb bildet das Klinikum die Spezialisten von morgen in zunehmendem Maße selbst aus. Dazu gehören auch Medizinische Fachangestellte (MFA). Im Herbst 2013 startete der Ausbildungsgang mit zwei Personen; in diesem und den kommenden Jahren sollen jeweils sechs angehende MFA ihren Berufsweg im Klinikum beginnen. Es wird immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, weiß Judith Hofmann, die Leiterin des Ausbildungszentrums (ABIZ) des Klinikums Hanau. Ziel ist es deshalb, möglichst früh den Nachwuchs an das eigene Krankenhaus zu binden. Das geschieht vor allem durch eine gute und attraktive Ausbildung. Das Zentrum bietet eine große Vielfalt an Ausbildungswegen in der Gesundheitsbranche an. „So bekommen wir einen guten Mix aus unterschiedlichen Qualifikationen unter einem Dach“, sagt Judith Hofmann. Neu im Angebot ist seit vergangenem Jahr die Ausbildung zur oder zum Medizinischen Fachangestellten, früher als „Arzthelferin oder -helfer“ bekannt. Änderung der Ausbildungsinhalte Doch nicht nur der Name hat sich geändert. Auch die Ausbildungsinhalte wurden neu ausgerichtet. Das Tätigkeitsfeld beschreibt die Bundesagentur für Arbeit wie folgt: „Medizinische Fachangestellte assistieren Ärzten und Ärztinnen bei der Untersuchung, Behandlung, Betreuung und Beratung von Patienten und führen organisatorische und Verwaltungsarbeiten durch. Sie sorgen für einen reibungslosen Praxisbetrieb, sowohl am Empfang als auch im Behandlungszimmer. Noch bevor die ersten Patienten eintreffen, überprüfen sie, ob in den Behandlungsräumen und im Labor die einzelnen Instrumente, Arzneimittel und Formulare vorhanden sind ...“ Die beschriebenen Tätigkeitsfelder werden dann im Klinikum auf die speziellen Bedürfnisse eines großen Krankenhauses übertragen. Ziel ist es, so eine verbesserte Arbeitsorganisation in allen Klinikbereichen zu erreichen. Entsprechend ihrer Qualifikationen, erfolgt für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine klare Aufgabenteilung. Damit unterstützen alle an der Pflege und Versorgung der Patienten beteiligten Berufsgruppen diesen Prozess. Medizinische Fachangestellte gibt es zwar schon seit Langem im Klinikum Hanau, aber jetzt werden sie auch im Hause selbst ausgebildet. Ihr Aufgabenfeld liegt vor allem im Bereich der patientennahen Tätigkeit und der Organisation, zum Beispiel des Sprechstunden- oder Stationsmanagements. Sie arbeiten dabei sowohl mit den Medizinern als auch mit den Pflegemitarbeitern Hand in Hand. Der Vorteil liegt darin, dass sich so jede Berufsgruppe auf ihre Kernkompetenzen konzentriert und die Abläufe in der Klinik optimal gestaltet werden können. ABIZ koordiniert die Ausbildung im Klinikum Hanau In enger Abstimmung mit dem Ärztlichen Direktor und dem Geschäftsbereich Pflege- und Stationsmanagement des Klinikums Hanau, plant und organisiert das ABIZ die Ausbildung. Es koordiniert die praktischen Einsätze in der Klinik und pflegt den April 2014 in den Beruf Patienten profitieren von einem Mix spezialisierter Fachkräfte unter einem Dach Kontakt zu den Chefärzten und pflegerischen Bereichsleitungen. In diesem Herbst, wenn der neue Ausbildungsgang beginnt, werden statt der bisher zwei angehenden MFA gleich sechs Neulinge ihre Ausbildung beginnen können. Sie dauert drei Jahre. Der theoretische Teil wird dabei an den Kaufmännischen Berufsschulen in Hanau gelehrt. Die Praxis erfolgt im Klinikum Hanau. Zugangsvoraussetzungen sind ein erfolgreicher Hauptoder Realschulabschluss. Differenzierte Einsatzgebiete „Wir achten besonders darauf, dass unsere Auszubildenden in sehr vielen Bereichen des Klinikums Hanau zum Einsatz kommen. Dazu zählen neben den Funktionsbereichen wie Endoskopie, EKG und Lungenfunktion, zum Beispiel auch die Ambulanzen, Stationen, Zentralsterilisation, Labor, Patientenabrechnung und Apotheke. So erhalten die angehenden Medizinischen Fachangestellten bei uns eine breit angelegte Ausbildung, die sie auch für die Übernahme in das Klinikum qualifiziert“, erläutert Judith Hofmann. Zum Leistungsspektrum des ABIZ mit seinen insgesamt 135 Ausbildungsplätzen gehört ebenso die dreijährige Ausbildung in der Gesundheits- und Kranken-/Kinderkrankenpflege. Weiterhin wird die Ausbildung zur Krankenpflegehelferin bzw. zum Krankenpflegehelfer angeboten. Damit wird insbesondere jungen Menschen mit einem Hauptschulabschluss eine Ausbildungs- und Berufsperspektive gegeben. Seit 2007 besteht zudem eine Kooperation mit der Katholischen Hochschule Mainz. Sie ermöglicht ein ausbildungsintegriertes Studium für Interessierte mit (Fach-)Hochschulreife. „Damit lässt sich insbesondere eine solide, praxisnahe Berufsausbildung mit den Vorzügen und Karrieremöglichkeiten eines wissenschaftsbasierten Studiengangs verbinden“, sagt Judith Hofmann. Denn diese Kombination von Studium und Berufsausbildung bietet Auszubildenden die Möglichkeit des Erwerbs von zwei Abschlüssen innerhalb von viereinhalb Jahren. Plätze für praktische Phase im Studium Weitere Kooperationen bestehen zwischen dem Ausbildungszentrum bzw. dem Klinikum Hanau und der Zentralen Ausbildungsstätte des Deutschen Roten Kreuzes in Frankfurt und der Fachhochschule Fulda. Im Rahmen der dreijährigen Ausbildung zum Notfallsanitäter, die die Ausbildung zum Rettungsassistent ablöst, bietet das Klinikum Hanau den Auszubildenden die Möglichkeit, die geforderten praktischen Einsatzgebiete kennenzulernen (z. B. im Bereich der interdisziplinären Notaufnahme, in einer intensivmedizinischen Abteilung und in der Anästhesie und OP-Abteilung). Auch für die Studenten der Fachhochschule Fulda, die den Studiengang „Hebammenkunde Bachelor of Science“ absolvieren, stellt das Klinikum Hanau, dabei hauptsächlich im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe, die Ausbildungsinhalte für den berufspraktischen Teil des Studiums sicher. „Mit unseren vielfältigen Angeboten und auch durch unsere Kooperationen, erreichen wir eine breite und qualitativ hochwertige Fächerung der Ausbildung“, unterstreicht Judith Hofmann: „Das zeichnet das ABIZ in besonderem Maße aus.“ KONTAKT Ausbildungszentrum Klinikum Hanau Judith Hofmann, Leitung Willy-Brandt-Straße 23 63450 Hanau Telefon (06181) 428939-0 Telefax (06181) 428939-20 [email protected] 13 14 Darmzentrum Hanau Der sanfte Weg zur Darmkrebsfrüherken Klinikum Hanau bietet hochmoderne und innovative Untersuchungsmethoden an / Patienten brauchen keine Angst mehr vor Schmerzen oder Komplikationen zu haben Die gesetzlichen Krankenkassen rufen jeden Versicherten ab dem 50. Lebensjahr zur DarmkrebsFrüherkennung auf. Doch nur rund 20 bis 30 Prozent nehmen diese Gelegenheit wahr. „Viele Menschen empfinden eine Darmspiegelung als unangenehm oder haben sogar Angst davor“, weiß Chefarzt Privatdozent Dr. med. Axel Eickhoff. Deshalb bietet das Klinikum Hanau – neben dem Goldstandard Koloskopie – jetzt innovative und sanfte Untersuchungstechniken an. Denn ein früh erkannter Darmkrebs ist in der Regel sehr gut heilbar. zu können“, berichtet Chefarzt PD Dr. Eickhoff. Der Mediziner hofft, mit den neuen schonenden Diagnosemethoden die Hemmschwelle gegenüber einer Darmspiegelung und damit zugleich das Auftreten von Krebs bei vielen Menschen weiter senken zu können. Mehr als 70.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an einem bösartigen Darmtumor, hierzulande die zweithäufigste Krebsart. An den Folgen sterben im selben Zeitraum rund 27.000 Patienten. Dabei kann Darmkrebs sehr früh erkannt und seine Entstehung sogar verhindert werden. Denn häufig entwickelt er sich auf der Basis ursprünglich harmloser Polypen. Deswegen spielt die Früherkennung beim Kampf gegen Darmkrebs eine herausragende Rolle. Den hat sich auch die Felix Burda Stiftung auf ihre Fahnen geschrieben. Sie ruft jedes Jahr den „Darmkrebsmonat März“ aus – seit 2002. Ziel ist es die Aufmerksamkeit für das Thema Darmkrebs zu steigern. Investition in modernste Technik Das gilt auch im Klinikum Hanau. Mit dem Umzug der Zentralen Endoskopie in den Neubau des Klinikums Hanau, hat die Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Infektiologie noch einmal in modernste Technik investiert – wie es sie deutschlandweit in Kliniken nur äußerst selten gibt. „Auch für Menschen, die eine klassische Darmspiegelung ablehnen und so einer Darmkrebsfrüherkennung entgehen, haben wir im Klinikum Hanau nun eine noch breitere Palette an Möglichkeiten, um den Darm effektiv und mit exzellenter Qualität untersuchen Geballtes Fachwissen Die Klinik ist zugleich Teil des Darmzentrums Hanau unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Peter Langer. Das zertifizierte Darmzentrum Hanau ist interdisziplinär aufgestellt. Das heißt: Mediziner aus unterschiedlichen Fachbereichen bringen ihr Wissen für jeden einzelnen Patienten zusammen. Der Vorteil des Darmzentrums für Patienten liegt deshalb neben der hohen Kompetenz auch in kurzen Wegen und einer optimal abgestimmten Behandlung unter einem Dach. Alle diagnostischen und therapeutischen Angebote sind im Darmzentrum selbst verfügbar. Alle neuen Früherkennungsverfahren, die die Klinik jetzt bietet, haben gemeinsam: Sie sind schonend, verursachen praktisch keine Schmerzen, senken die Komplikationsrate, liefern detailgenaue Ergebnisse und gestalten den Ablauf der Darmuntersuchung für den Patienten deutlich komfortabler. Dazu zählt vor allem die Endoskopie. Herkömmliche Geräte erlauben dem Arzt am Monitor einen Blickwinkel von 170 Grad. Nun gibt es aber ein Endos- kop mit „Rückspiegel“ – eine weltweite Neuheit (Fuse-Endoskop). Es ermöglicht einen Rundumblick im Darm von zirka 340 Grad. An der Spitze des Endoskops liefert ein Videochip die Bilder aus dem Darm, beim Endoskop mit „Rückspiegel“ wurden nun zwei weitere Lichtquellen und Bildprozessoren eingebaut. „Damit können wir jetzt auch nach hinten und zur Seite schauen“, erklärt PD Dr. Axel Eickhoff. Das ist deshalb wichtig, weil sich kleinste Tumoren schon mal in den Darmfalten verbergen können. „Bei der klassischen Darmspiegelung können solche Tumore deshalb in fünf bis zehn Prozent der Fälle gar nicht erkannt werden. Das ist beim Endoskop mit „Rückspiegel“ deutlich besser möglich“, sagt PD Dr. Eickhoff. Bislang wird dieses System nur in drei weiteren Zentren in Deutschland angeboten. Ende Januar ist es im Klinikum Hanau zum ersten Mal deutschlandweit für eine Studie erfolgreich bewertet (evaluiert) worden. PD Dr. Axel Eickhoff präsentiert die „Colonkapsel“ April 2014 nung PD Dr. med. Axel Eickhoff Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Infektiologie Eine weitere Neuheit im Klinikum Hanau ist das sanfte Einmalendoskop; es wird nach jeder Untersuchung weggeworfen. Es basiert auf dem Prinzip der Elektrohydraulik und „bewegt sich geschmeidig wie eine Schlange durch den Darm“, erklärt Chefarzt Eickhoff. Es ist extrem dünn und sehr flexibel. Es kann daher kleinste Kurven und Windungen im Darm überwinden. Der Schlauch, in den das Endoskop eingeführt wird, entfaltet sich im Darm wie eine Ziehharmonika, deshalb wird die Reibung an der Darmwand reduziert, das minimiert Schmerzen und Unwohlsein für Pateinten erheblich. Dr. Axel Eickhoff: „Sie sind deshalb in der Anwendung für den Patienten noch sanfter und schonender.“ Bei allen diesen Methoden wird im Klinikum Hanau grundsätzlich mit CO2 gearbeitet. Denn für die Untersuchung muss sich der Darm erst einmal entfalten. Herkömmlicherweise kommt dafür Raumluft zum Einsatz. Die bleibt aber noch relativ lange im Darm, bläht diesen auf und sorgt für Druckgefühle und Unwohlsein. CO2 wird dagegen schnell abgeatmet, die Patienten haben unmittelbar nach der Untersuchung schon wieder einen flachen Bauch und fühlen sich viel wohler. Brilliante Bildqualität Neue Generation der Colonkapsel Die Qualität der Darmspiegelung im Klinikum Hanau wird auch durch ganz traditionelle Endoskope gesteigert, die erst im Oktober 2013 auf den Markt gekommen sind. Sie bieten brillante hoch auflösende Bilder im HDTV-Format. „Das ist eine neue Generation von Geräten mit höchster Bildauflösung. Und die Endoskope sind zugleich noch dünner, flexibler und leichter geworden“, berichtet Und schließlich rundet eine so genannte Colonkapsel das neue Angebot der Medizinischen Klinik II von Dr. Eickhoff ab. Sie stellt eine Weiterentwicklung der bisherigen Technik dar. Die Kapsel wird geschluckt, wandert durch den Darm und zeichnet dabei Bilder auf. Bei der herkömmlichen Version kann es aber vorkommen, dass nicht immer genü- gend gute Bilder zur Verfügung stehen. Die neue Generation der Darmkapsel ist jetzt aber mit speziellen Lichtfiltern ausgestattet und von außen in einem gewissen Umfang im Darm dirigierbar. Die Qualität der Aufnahmen ist mit Bildern vergleichbar, die ein Endoskop vom Darm liefert. Diese Untersuchung wird allerdings derzeit nicht von den gesetzlichen Kassen bezahlt. Kein Ersatz für Darmspiegelung „Die neuen Techniken sollen und können die klassische Darmspiegelung in keinem Fall ersetzen“, sagt Dr. Axel Eickhoff. Auch weil mit dieser in einem Arbeitsgang zugleich Polypen oder kleine Tumoren entfernt werden können. „Die neuen Methoden sind aber sehr gut für Menschen geeignet, die sonst gar nicht zu einer Darmspiegelung kommen würden. Denn sie erweitern die Angebotspalette der Früherkennung erheblich. Und wir können dann mit dem Patienten im Einzelfall die für ihn bestmögliche Untersuchungsmethode besprechen“, streicht Dr. Axel Eickhoff den Nutzen der neuen Techniken heraus. 15 16 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Patienten profitieren von neuen Wegen in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie ist mit Projekt „Optimierte Versorgung in der Psychiatrie“ Im Einzugsgebiet der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Hanau leben ca. 215.000 Einwohner, von denen die Klinik jedes Jahr rund 4.000 Menschen mit den verschiedensten psychischen Erkrankungen behandelt. Damit wenden sich 1,8 % der Bevölkerung aus dem Einzugsgebiet jährlich Hilfe suchend an die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Abhängig vom Schweregrad der Erkrankung stellt die Klinik seit Start des Projektes „Optimierte Versorgung in der Psychiatrie“ (OVP) neben der bisherigen Behandlung in der Institutsambulanz, der Tagesklinik oder auf einer der Stationen eine intensivierte ambulante Akutbehandlung zur Verfügung. Um Patienten viel stärker nach ihren Bedürfnissen behandeln zu können, war ein entscheidendes Ziel der Verantwortlichen um Chefarzt PD Dr. med. Dipl. phys. Thomas Schillen mehr Flexibilität zwischen den Versorgungsformen „stationär“, „tagesklinisch“ und „ambulant“ zu erreichen. Die Finanzierung in diesen drei Sektoren war jedoch bisher nicht aufeinander abgestimmt. Um eine bessere Versorgung psychisch Erkrankter zu gewährleisten, haben die Psychiatrische Klinik des Klinikums Hanau sowie die Techniker Krankenkasse und die AOK deshalb 2011 mit dem Vertrag „Optimierte Versorgung in der Psychiatrie“ (OVP) neue Wege beschritten. „Danach werden Patienten nicht in Abhängigkeit herkömmlicher Klinikstrukturen und Finanzierungsmodelle versorgt, sondern können gemäß ihrem tatsächlichem Hilfebedarf behandelt werden“, erläutert Dr. Thomas Schillen. Dieser Vertrag ist nun seit September 2013 in das erste Modellvorhaben in Deutschland gemäß § 64b des Sozialgesetzbuches V überführt worden und das verbesserte Angebot kann nun den Versicherten aller gesetzlichen Krankenkassen zugänglich gemacht werden. Durch die Umstrukturierung wurde es möglich, schon Mitte des Jahres 2012 eine Bettenstation in der Psychiatrie aufzulösen und durch eine stationsgleichwertige „Ambulante Akut-Behandlung“ (kurz AAB) zu ersetzen. „Die Personalressourcen des Akut-Teams entsprechen denen einer klassischen psychiatrischen Station“, erläutert die leitende Oberärztin Dr. Ingrid Ehrich. Ambulante Akut-Behandlung (AAB) Eingangsvoraussetzung für eine ambulante Behandlung durch das AAB-Team ist der aktuelle Schweregrad der Erkrankung, der in der bisherigen Versorgung auch entscheidend für oder gegen eine stationäre Aufnahme gewesen wäre. April 2014 Psychiatrie (OVP) Wegbereiter für ganz Deutschland PD Dr. med. phys. Thomas Schillen Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. med. Ingrid Ehrich Leitende Oberärztin und Stellvertreterin des Chefarztes „Bei stationären Einweisungen wird gemeinsam mit dem Patienten geprüft, ob bzw. unter welchen Voraussetzungen eine Behandlung durch das AABTeam und ohne stationäres Bett möglich und sinnvoll ist“, erklärt Dr. Thomas Schillen. Der überwiegende Anteil der AAB-Patienten sei auch bei schwerer Symptomatik in der Lage, die Klinik täglich zu Therapien aufzusuchen. Dabei erfolgen Hausbesuche zur Einbeziehung des sozialen Umfeldes des Erkrankten und zur Vervollständigung der Diagnostik. Bei einzelnen Patienten, die die Klinik vorübergehend nicht selbstständig aufsuchen können, erfolgt ein so genanntes „Home-Treatment“, bis der Patient wieder in die Ambulanz kommen kann oder eine stationäre Einweisung notwendig ist. Darüber hinaus übernimmt das AAB-Team notwendige Kriseninterventionen in der häuslichen Umgebung des Patienten. Das Team der Ambulanz behandelt grundsätzlich Patienten aller psychiatrischen Diagnosen, dabei sind zum aktuellen Zeitpunkt hirnorganische Störungen und Suchterkrankungen gegenüber der häufigsten stationär dokumentierten Diagnosen noch wenig vorhanden. Auch bei dementiell erkrankten Patienten in Pflegeeinrichtungen erfolgt die Behandlung als „Home-Treatment“. Hierbei kann dem Demenzerkrankten der Ortswechsel erspart und eine stationäre Aufnahme vermieden werden. Einzeltherapie und Gruppenangebot Dem AAB-Team steht das gesamte Behandlungsspektrum von Einzeltherapien bis zu komplexen Gruppenangeboten zur Verfügung. Bei der Therapieplanung wird gemeinsam mit dem Patienten ein individueller Wochenplan zusammengestellt. „Stärker noch als auf den Stationen entwickelt sich die Therapie vom Behandeln zum Verhandeln“, erläutert Dr. Ingrid Ehrich. Dabei stünden das selbstständige Handeln und die individuellen Ressourcen des Patienten und seines Umfeldes im Fokus der Behandlung. Die Teilnahme an der Ambulanten Akut-Behandlung ist jedoch immer eine freiwillige Entscheidung des Patienten. Ausbau ambulanter Versorgung Zur Erweiterung des neuen Konzeptes wird als nächster Schritt ein weiterer Abbau von 15 Betten erfolgen und eine zweite Ambulante Akut-Behandlungseinheit geschaffen. In der neu geschaffenen Einheit werden dann schwerpunktmäßig Patienten mit Depressionen behandelt und in der schon bestehenden Ambulanz wird die Psychosebehandlung erfolgen. 17 18 Mutter-Kind-Zentrum Hanau Die Drillinge Noah, Zoe und Luis kamen am 30. Dezember 2013 im Mutter-Kind-Zentrum Hanau zur Welt. Baby-Boom im Klinikum Hanau Mutter-Kind-Zentrum weist für 2013 die stärkste Geburtensteigerung in ganz Hessen auf Das Mutter-Kind-Zentrum (MKZ) des Klinikums Hanau bricht den Trend, sowohl in Hessen als auch in Deutschland. Während bundesweit die Geburtenzahl im Vergleich zum Vorjahr nur minimal anstieg, erlebt das Klinikum Hanau einen wahren Baby-Boom. Eine deutliche Steigerung bei den Geburtenzahlen auf 1.135 im Jahr 2013 ist laut Dr. André Michel, dem Ärztlichen Direktor des Klinikums Hanau, aber kein Zufall, sondern Ergebnis der außergewöhnlichen Qualität des MKZ und des erfolgreichen Modernisierungskurses der vergangenen Jahre. Kein Krankenhaus in Hessen hat bei den Geburten so zugelegt wie das Klinikum Hanau. Die Steigerungsrate zum Vorjahr liegt bei exakt 20,6 Prozent. Immer mehr Babys werden also in späteren Jahren den Geburtsort Hanau in ihren Ausweisdokumenten tragen. 2013 hat das Mutter-Kind-Zentrum genau 1.100 Geburten mit 1.135 Kindern verzeichnet. Darunter waren 592 Jungen und 542 Mädchen. ders spezialisiert auf die Medizin rund um Schwangerschaft und Geburt. Und sie berichten noch von weiteren interessanten Fakten: So bekamen rund 48 Prozent der Frauen im MKZ ihr erstes, 34 Prozent der Entbindenden ihr zweites Kind und 2,5 Prozent der Frauen hatten bereits mehr als vier Kinder geboren. 94 Kinder wogen mehr als 4.000 Gramm, 150 weniger als 2.500 Gramm, 39 weniger als 1.500 Gramm, und zwei sehr kleine Frühchen brachten sogar weniger als 500 Gramm auf die Waage. Zunehmende Geburtenrate „Der Unterschied zwischen der Geburtenzahl und der Zahl der Kinder entsteht durch den hohen Anteil an Mehrlingsgeburten“, erläutert Chefarzt Privatdozent Dr. Thomas Müller, der auch das MKZ leitet. Dr. Müller sowie die Oberärzte Dr. Luzie Massey Skatulla, Dr. Helmut Sedlaczek und Dr. Kanya Gewalt sind beson- In jeder Sekunde werden rund um die Welt zirka vier Babys geboren, und in Deutschland ist es immerhin noch ein Baby pro Minute. Davon erblicken durchschnittlich drei Babys pro Tag das Licht der Welt im Mutter-Kind-Zentrum Hanau. Manchmal sind es pro Tag aber auch deutlich mehr, insbesondere dann, wenn Mehrlinge geboren werden. Im vergangenen Jahr gab es im April 2014 Dr. med. Luzie Massey Skatulla Dr. med. Bernhard Bungert Oberärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Ärztliche Leiterin der Geburtshilfe Leitender Oberarzt der Klinik für Kinderund Jugendmedizin, Ärztlicher Leiter der Früh- / Neugeborenen-Intensivstation Klinikum Hanau 32 Zwillings- und eine Drillings-Schwangerschaft, im Jahr 2011 wurden sogar Vierlinge geboren. Dr. André Michel, der Ärztliche Direktor des Klinikums Hanau, wertet diese beeindruckenden Zahlen auch als großen Vertrauensbeweis der werdenden Eltern für das MKZ und als Bestätigung für Leistungen in der Geburtshilfe mit Kinderklinik am Klinikum. Service wird ständig ausgebaut. So wurde kürzlich der Kreißsaal renoviert und verfügt nun über ein „Ambiente zum Wohlfühlen“. Die wichtigste Neuerung im Jahr 2013 bestand in der Einrichtung einer eigenständigen geburtshilflichen Ambulanz mit einer geschützten und ruhigen Atmosphäre abseits der normalen Geschäftigkeit eines Klinikums. Passendes Umfeld Außerdem wurde die pränatale (vorgeburtliche) Sprechstunde mit Oberarzt Dr. Helmut Sedlaczek weiter ausgebaut. In unmittelbarer Nähe zum Kreißsaal bieten außerdem zusätzliche Mitarbeiter und verkürzte Wartezeiten eine verbesserte Servicequalität. Die Elternschule mit ihrem umfangreichen Kursprogramm vor und nach der Geburt freut sich ebenfalls über eine steigende Akzeptanz, wie Martina Craatz, die Leiterin, berichtet. Das MKZ bietet allen werdenden Eltern eine Geburt in Sicherheit und Geborgenheit. Es ist zudem qualifiziert speziell für Risikogeburten wie z. B. bei Schwangerschaftsdiabetes, Frühgeburtlichkeit oder eben Mehrlingen. Es verfügt als einzige Klinik im Main-Kinzig-Kreis über die höchste deutsche Versorgungsstufe (Level 1) und bietet, in Hanau einzigartig, einen bei der Geburt im Kreißsaal anwesenden Kinderarzt. Die leitende Hebamme des Klinikums Hanau, Tatjana Nicin, „nebenbei“ auch noch Stillbeauftragte des hessischen Hebammenverbandes, betont: „Die Zahl der Mitarbeiter wurde deutlich aufgestockt.“ Neben der medizinischen Spitzenqualität, bietet das Mutter-Kind-Zentrum einen hohen Komfort und der „Die Geburtensteigerung in unserem Hause zeigt, dass Mütter und Väter die Qualität des Mutter-Kind-Zentrums positiv wahrnehmen und wir mit unserem Engagement um eine optimale Versorgung auf dem richtigen Weg sind“, freuen sich die Teams um den Leiter der Neugeborenenstation Dr. Bernhard Bungert sowie um die Chefärzte Dr. med. Winfried Krill und Privatdozent Dr. med. Thomas Müller. 19 Portrait 20 „Viele Freiheiten machen den Beruf so intere Main Klinikum-Serie über Mitarbeiter im Klinikum Hanau: Maike Ochsenhirt aus der Zentralen Gesichter prägen ein Krankenhaus, und Patienten prägen sich Gesichter ein. Aber das, was Patienten sehen, ist oft nur ein kleiner Ausschnitt des umfangreichen Tätigkeitsfeldes von Klinikmitarbeitern. Gleichzeitig repräsentieren die Mitarbeiter auch wichtige Abläufe und Prozesse im Klinikum. Mit einer neuen Serie stellen wir Ihnen künftig in jeder Ausgabe von Main Klinikum Menschen aus dem Klinikum Hanau vor, die beispielhaft für viele Mitarbeiter stehen und deutlich machen, wie die tägliche Arbeit für die Patienten aussieht. Den Auftakt unserer neuen Serie bilden Maike Ochsenhirt und die Zentrale Notaufnahme. In der Zentralen Notaufnahme (ZNA) des Klinikums Hanau geht es oft um Sekunden, die über das weitere Schicksal von verletzten Patienten entscheiden. Dafür braucht es hohe Kompetenz; jeder Handgriff muss sitzen und die Abläufe perfekt stimmen. Die ZNA ist ein hoch komplexes Gebilde, das nach ganz eigenen Regeln funktioniert – und die für Patienten und Angehörigen auf den ersten Blick nicht immer gleich verständlich sind. Stressresistenz Neben dem medizinisch-pflegerischen Sachverstand sind in der ZNA deshalb ganz besonders auch Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen wichtig. Denn jeder, der in die ZNA kommt, hat erst mal mit seinen eigenen Problemen zu tun, ist emotional belastet und erwartet verständlicherweise, dass sich alles um ihn dreht. Weil das aber fast alle Betroffenen auch so sehen, muss die Behandlung nach bestimmten Kriterien organisiert und gewichtet werden. „Die Mitarbeiter müssen deshalb ,bestressbar’ sein“, erklärt Maike Ochsenhirt. Die ZNA ist meistens hoch frequentiert. Dann sind es die Pflegenden, die den ersten Kontakt zum Patienten aufnehmen. „Wir schätzen ein, wie ernst und dringlich der Fall ist und entscheiden, ob sofort ein Arzt hinzugezogen werden muss“, erklärt Maike Ochsenhirt die Abläufe. Denn in der ZNA geht es nicht danach, wer zuerst kommt, sondern um die Dringlichkeit der Behandlung. Diese Bewertung erfolgt nach einem bestimmten Kriterienkatalog (Manchester Triage System), und die Pflegekräfte sind darin entsprechend geschult. Die Pflegenden in der ZNA haben unterschiedliche Aufgaben. Einige sind rein auf die Pflege und Versorgung der Patienten konzentriert, andere sind auch administrativ tätig. Das heißt: Sie sind dann auch für die Organisation und den reibungslosen Ablauf zuständig. Sie nehmen neu angekommene Patienten in der ZNA in Empfang und bereiten den weiteren Weg durch den Diagnose- und Behandlungsprozess vor. Dr. David Schramm aus der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie und Maike Ochenhirt besprechen einen Fall Maike Ochsenhirt erläutert dies am Beispiel eines Patienten, der mit Herzbeschwerden in die ZNA kommt: Eine examinierte und speziell geschulte Krankenschwester nimmt den Patienten in Empfang, schätzt die Schwere des Beschwerdebildes ein und veranlasst Untersuchungen, die nach einem bestimmten festgelegten Schema erfolgen. Dazu zählt z. B. die Ermittlung von Schmerzen, ihrer Intensität und Dauer. Dann wird entschieden, ob der Patient direkt ein Bett zugewiesen bekommt und zur Überwachung an einen Monitor angeschlossen wird. Breites Aufgabenspektrum Die Pflegenden kümmern sich außerdem um das EKG, ermitteln die Pulsfrequenz, messen Blutdruck und stellen die Sauerstoffsättigung fest. Sie legen einen venösen Zugang zur Blutentnahme, veranlassen eine Urinuntersuchung und messen Temperatur. Das Prozedere ist dabei für alle internistischen Krankheiten stets gleich. Handelt es sich um einen Bewohner eines Pflegeheims, wird dieser zusätzlich noch auf eventuelle Druckverletzungen (Dekubitus) unter- April 2014 ssant” Notaufnahme sucht. Anschließend wird ein Arzt hinzugezogen, der ggf. weitere Schritte anordnet wie z. B. Röntgen oder das Legen eines Blasenkatheters. „Erfahrene Schwestern haben in der Notaufnahme schon relativ viele Freiheiten, das macht den Beruf auch so interessant“, sagt Maike Ochsenhirt. Als ihr „Lieblingsgebiet“ bezeichnet Maike Ochsenhirt die internistische Notfallbehandlung. Darin sieht sie eine besondere Herausforderung und erzählt: „Ich mache alles gerne, aber bei der Inneren Medizin fühle ich mich am wohlsten. Da geht es um Patienten mit Herzerkrankungen, mit Luftnot und allen inneren Erkrankungen. Das fordert mich als Pflegekraft, da muss man das gesamte Zusammenspiel des Körpers im Blick haben und die Funktion der Organe genau kennen. Daraus leiten wir dann die pflegerischen Maßnahmen ab.“ Die Pflegemitarbeiter betreuen die Patienten durchgängig von der Aufnahme bis zur Entlassung oder Verlegung auf eine Station. Sie sind verantwortlich für die Übergabe auf eine Station, geben Informationen weiter, definieren den Pflegezustand, ob z. B. eine Zuckerkrankheit oder Allergien vorliegen, ob bestimmte Medikamente gegeben werden müssen etc. Der Vorteil ist, dass so keine Informationen verloren gehen und Patienten in der Regel nur eine Bezugsperson haben, die den Überblick hat. „Wir stellen uns auch immer namentlich vor und fragen nach möglichen Problemen“, erläutert Maike Ochsenhirt. Enge Zusammenarbeit „Wir arbeiten Hand in Hand mit Ärzten und haben auch einige Aufgaben von den Ärzten übernommen“, berichtet Maike Ochsenhirt. Dazu gehören zum Beispiel die Blutabnahme und die Punktion einer Arterie zur Blutgasanalyse. Für die Pflegemitarbeiter, die diese Aufgaben wahrnehmen möchten, gibt es spezielle Maike Ochsenhirt in einer ihrer typischen Alltagssituationen Schulungen und Anleitungen. Denn dafür braucht es spezielles Wissen und viel Erfahrung. „Diese Mehrverantwortung wertet unseren Berufsstand auf“, sagt Maike Ochsenhirt. Von der Zusammenlegung der einst getrennten internistischen und chirurgischen Notaufnahme zu einer ZNA profitieren neben den Patienten auch die Mitarbeiter: „Wir haben das ganze Krankheitsspektrum im Blick und lernen ständig voneinander. Dadurch ist auch ein gutes Gemeinschaftsgefühl entstanden“. Das erleben auch die Patienten positiv. Selbst wenn sich Wartezeiten schon mal über Stunden hinziehen. Dabei können Patienten selbst einiges dazu beitragen, die Situation zu verbessern. Denn viele Kranke gehören gar nicht in die Notaufnahme, sondern zum niedergelassenen Arzt bzw. am Wochenende zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst (Vertretung der Hausärzte). Sie gehen nur den vermeintlich bequemen Weg in die ZNA, weil der Hausarzt gerade keine Sprechstunde hat, die Wartezeiten beim Hausarzt zu lang sind oder der Facharzttermin erst in drei bis vier Monaten möglich ist. Dafür ist die Notaufnahme aber nicht gedacht. Auch nicht für Patienten, die seit Monaten Bauchschmerzen haben oder die mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Grippesymptomen oder eingewachsenen Ohrringen kommen. Denn die primäre Aufgabe der ZNA ist es, Notfallpatienten mit akuten und ernsthaften Erkrankungen zu versorgen – je schneller, desto besser. Zur Person Maike Ochsenhirt ist Bereichsleiterin Pflege in der Zentralen Notaufnahme des Klinikums Hanau. Ihre Ausbildung zur examinierten Krankenschwester hat sie im Kreiskrankenhaus Weilburg von 1990 bis 1993 absolviert. Daran schloss sich der Wechsel nach Hanau an. Ihre erste elfjährige berufliche Etappe im Klinikum Hanau war die chirurgische Station (die alte H3), wo sie auch als stellvertretende Leiterin fungierte. 2003 wechselte Maike Ochsenhirt in die Notaufnahme der Inneren Medizin. In der Notaufnahme ist sie auch geblieben, als 2009 die Zusammenlegung von innerer und chirurgischer Notaufnahme zu einer Zentralen Notaufnahme (ZNA) erfolgte. Seit 2013 ist die examinierte Krankenschwester in der ZNA als Bereichsleiterin Pflege im Einsatz. 21 Newsticker 22 & Aufgaben Aussagen Mit dieser Ausgabe eröffnet die Klinikzeitung eine neue Rubrik. Darin veröffentlichen wir nun regelmäßig das Engagement unserer Mitarbeiter in verschiedenen Gremien und Institutionen außerhalb des Klinikums Hanau. Davon profitieren auch unsere Patienten, denn diese meist ehrenamtliche Arbeit führt zum Erfahrungs- und Wissensaustausch, der sich dann im Klinikum positiv widerspiegelt. Das gilt in ähnlicher Weise für die publizistische Tätigkeit. Denn auch sie belegt das Expertenwissen und die Qualifikation von Mitarbeitern des Klinikums Hanau, die letztendlich den Patienten zugutekommen. ENGAGEMENT Dr. med. André Michel, Ärztlicher Direktor des Klinikums Hanau, wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins der kommunalen Großkrankenhäuser Region Mitte gewählt. PUBLIKATIONEN Dr. med. André Michel, Ärztlicher Direktor des Klinikums Hanau: „An Economic Model to Compare Linezolid and Vancomycin for the Treatment of Confirmed MethicillinResistant Staphylococcus Aureus Nosocomial Pneumonia in Germany“; D. A. Patel, A. Michel, J. Stephens, B. Weber, X. Gao, C. Charbonneau (2013) International Society for Pharmacoeconomics and Outcomes Research (ISPOR); 16th Annual European Congress, Dublin Ireland. Dr. med. Christin Hoche, Oberärztin, Roland Fricker, Leitender Oberarzt, Dr. med. Gabriele Penke, Oberärztin, PD Dr. med. Thomas Müller, Chefarzt (alle Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe), Dr. med. Hartmut Fitz, Institut für Pathologie, Dr. med. Cornelia Lietz, Dr. med. Dorothee Reisdorfer (beide Institut für Radiologie): Hanauer Nomenklatur: Vorschlag zur Lokalisationsbeschreibung bildgebender Mammabefunde, Senologie (2013) 10 - A53aa. PD Dr. med Axel Eickhoff, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Diabetologie; Evidenzbasierte endoskopisch-interventionelle Therapie der chronischen Pankreatitis (S.108-116), Klinik der Adenome der Papilla vateri (S. 432-435), in: „Erkrankungen des Pankreas – Evidenz in Diagnostik, Therapie und Langzeitverlauf“, Springer-Verlag 2013. Prof. Dr. med. Peter Langer, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie: Hormoninaktive endokrine Tumoren des Pankreas – chirurgische Therapie (S.237243), Familiäres Pankreaskarzinom (S.340-346) in:, „Erkrankungen des Pankreas – Evidenz in Diagnostik, Therapie und Langzeitverlauf“, Springer-Verlag 2013. Anstatt eines Abschiedsbriefes Künstlerin Kerstin Lochner präsentiert im Klinikum Hanau Notizen und Bilder ihrer an Krebs verstorbenen Mutter Noch bis in den Mai präsentiert die Hanauer Künstlerin Kerstin Lochner im Klinikum Bilder und Aufzeichnungen ihrer Mutter. Die Journalistin Adelheid Lochner war 1992 nach jahrelanger Krankheit an Krebs gestorben. Die Ausstellung ist täglich von 9 bis 19 Uhr im EG und 10. OG des Neubaus (Gebäude HC) zu sehen. Kunstausstellungen werden regelmäßig unter der Regie von PD Dr. med. Thomas Müller veranstaltet. Der Chefarzt ist zugleich Leiter des Mutter-Kind- und Brustzentrums. „Mit der Ausstellung führen wir unsere Patienten und Gäste an ein schwieriges Thema heran“, sagt der Arzt und betont: „Die Bilder und Notizen zeigen auch, wie Menschen in existenziellen Krisen in der Kunst neue Ausdrucksformen und Trost finden können.“ Kerstin Lochner war gerade 13 Jahre alt, als ihre Mutter starb – mit 41. Kerstin Lochner sagt heute: „Als Tochter suchte ich nach dem Tod meiner Mutter eine Botschaft. Das Tagebuch gab Einblicke in den Verlauf der Krankheit, beschrieb Therapien, Besuche und Szenen aus unserem Familienleben. Als Künstlerin sah ich die Qualität der Bilder und eine bemerkenswerte Entwicklung.“ Spende für den Sterntaler-Verein Bernd Emmerich, langjähriger Mitarbeiter an der Rezeption des Klinikums Hanau und seit zirka einem Jahr „Beauftragter für Service und Sicherheit“, spendete 1.000 Euro an den Sterntaler e. V. zur Unterstützung der Klinik für Kinderund Jugendmedizin des Klinikums Hanau. v. l.: Dr. med. Winfried Krill, Chefarzt Klinik für Kinderund Jugendmedizin, Bernd Emmerich, Dr. med. Bernhard Bungert, Ärztl. Leiter Neonatologie und Leitender Oberarzt Klinik für Kinderund Jugendmedizin Menschen Seelsorge Neue Gesichter im Klinikum Das Team des Klinikums Hanau verändert sich ständig – wie in jedem anderen großen Unternehmen auch. Wer an welcher Stelle im Haus nun in neuer leitender Funktion tätig ist, stellen wir Ihnen nachstehend kurz vor: Dr. Hanna Rohlfing hat ihre Arbeit in der Klinik für Gefäßchirurgie, vasculäre und endovasculäre Chirurgie als neue Oberärztin aufgenommen. Sie hat an der Medizinischen Hochschule in Hannover studiert und hat ihre Anerkennung als Fachärztin für Gefäßchirurgie im Jahr 2012 erhalten. Nach ihrer Approbation war sie im Krankenhaus St. Barbara in Attendorn rund zwei Jahre lang als Assistenzärztin in der Chirurgie tätig und hat die letzte Etappe ihrer Facharztausbildung zur Gefäßchirurgin in Darmstadt absolviert. Dort hat Dr. Hanna Rohlfing dann auch von August 2012 bis September 2013 als Oberärztin gearbeitet. Thomas Schuster ist der neue Pflegerische Bereichsleiter für die Intensivstation und die Intermediate-Care-Station (IMC) im Klinikum Hanau. Auf der IMC („Zwischenstation“) werden Patienten versorgt, die nicht mehr auf einer Intensivstation sein müssen, aber auch noch nicht auf eine Normalstation verlegt werden können. Thomas Schuster ist 51 Jahre alt und absolvierte nach dem Abitur eine Krankenpflegeausbildung. Er war u. a. Pfleger auf der Interdisziplinären Intensivstation in Langen, viele Jahre davon auch als stellvertretender Stationsleiter. Zuletzt war er als Zentrumsleiter im Gesundheits- und Pflegezentrum Rüsselheim tätig. Zu seinen Qualifikationen zählen z. B. auch eine Fachweiterbildung an der Uniklinik Frankfurt, eine Ausbildung zum Stations- und Gruppenleiter. Außerdem agierte Thomas Schuster nebenberuflich als Dozent am Institut für Notfallmedizin und als Gerichtlicher Betreuer. Zudem ist er ausgebildeter Notfall-Seelsorger für den Kriseninterventionsdienst. Dr. Andrea Weitensteiner verstärkt das Team der Kinder- und Jugendklinik im Klinikum Hanau. Die Neuropädiaterin hat an der Goethe-Universität in Frankfurt studiert. Sie erhielt ihre Zulassung (Approbation) als Ärztin im Jahr 2000 und verfügt über die Zusatzbezeichnung Diabetologin DDG. Zu den bisherigen beruflichen Stationen der Oberärztin zählten z. B. das Klinikum rechts der Isar in München, die Kinderklinik in München-Schwabing und die Kinderklinik in Aschaffenburg. Monika Schweitzer Verabschiedung Monika Schweitzer, seit 2010 Betriebsratsvorsitzende im Klinikum Hanau, hat im Mai die Freistellungsphase ihrer Altersteilzeit begonnen. Dem Betriebsrat selbst gehörte sie bereits seit 2008 als freigestelltes Betriebsratsmitglied an. Monika Schweitzer hat von 1972 bis 1975 ihre Ausbildung als examinierte Krankenschwester im damaligen Stadtkrankrankenhaus Hanau absolviert. Nach einer zehnjährigen Familienpause kehrte sie 1987 in das Klinikum zurück. Sie arbeitete in der Gastroenterologie und wechselte in die Kardiologie als Stationsleitung über. Ihre breit gefächerten Erfahrungen gab sie gern als Praxisanleiterin an die ihr anvertrauten Auszubildenden weiter. Monika Schweitzer ist seit 1976 verheiratet, hat zwei Kinder und drei Enkelkinder. Ihre gewonnene Freizeit will sie mit Wandern und Mountainbike fahren in ihrer zweiten Heimat im Allgäu verbringen. April 2014 GEDACHT Ein Impuls der Klinikseelsorge Der Letzte sein? Ich fühlte mich vor die Tür versetzt, als ich Ernst Jandls Gedicht „fünfter sein“ las: „tür auf“, heißt es da, „einer raus / einer rein / vierter sein“. Und das wiederholt sich gleichförmig, dritter, zweiter, nächster sein. Und noch einmal geht die „tür auf“: es geht „einer raus“, man geht „selber rein“ und sagt „tagherrdoktor“. Als ich dieses Gedicht das erste Mal las, habe ich am Schluss laut und befreiend losgeprustet. Patienten empfinden das dauernde Warten oft nicht erheiternd, sondern ätzend. Und im Krankenzimmer, „hinter der Tür“ heißt es: warten, dass der Arzt kommt, die Schwester, die Krankengymnastin, das Essen, vielleicht auch mal Besuch? Und es gibt nicht nur das langwierige Warten – manchmal geht es zu wie in einem Taubenschlag: tür auf einer raus einer rein verbandswechsel tür auf einer raus einer rein essen tür auf einer raus einer rein gymnastik tür auf einer raus einer rein blutdruckmessen tür auf einer raus einer rein tagherrdoktor tür auf einer raus keiner rein endlichruhe Der wievielte bin ich für den Patienten? Und der wievielte ist der Patient in meinen Augen? Hoffentlich nicht „der letzte!“ Peter Schmalstieg Katholische Klinikseelsorge Evangelische Klinikseelsorge Telefon: (06181) 296-8270 [email protected] Katholische Klinikseelsorge Telefon: (06181) 296-4580 und -4581 [email protected] 23 Jubilare / Termine Gerade Krankenhäuser werden von Menschen geprägt. Sie geben der Klinik ein Gesicht. An diesem Ort stellen wir Ihnen deshalb in jeder Ausgabe der Klinik-Zeitschrift Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor, die sich seit vielen Jahren in direktem Kontakt oder „hinter den Kulissen“ um die Patienten des Klinikums Hanau kümmern. Die Jubilare sind: Nachtrag 4. Quartal 2013 Langjährige Mitarbeiter feiern Dienstjubiläum Liebig, Thomas Padmanabhan, Inge Troxel, Ulrike Agilönü, Gülsen Bock, Brigitte Janisch, Christine Moll, Wolfgang Sieler, Annerose Wegener, Daniela Zimmer, Michaela 40-jähriges 40-jähriges 40-jähriges 25-jähriges 25-jähriges 25-jähriges 25-jähriges 25-jähriges 25-jähriges 25-jähriges Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Fachkrankenpfleger Intensiv, Anästhesie Krankenschwester, H1BK Krankentransport Krankenschwester, ZNA Stellv. BL, H6C / M17C Sozialberatung Arzt, Chirurgie I Sozialberatung Krankenschwester, H1A Krankenschwester, K26 1. Quartal 2014 Menschen in der Klinik Bender, Heidi Tomann, Verena Barth, Christine Beha, Dr. Brigitte Herch, Maria Hesse, Annette Weyland, Pia 40-jähriges 40-jähriges 25-jähriges 25-jähriges 25-jähriges 25-jähriges 25-jähriges Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Dienstjubiläum Fachkrankenschwester, Anästhesie Krankenschwester, ZNA Leitung HKL, Medizinische Klinik 1 Ärztin, Anästhesie Unterrichtsschwester Ausbildungszentrum Krankenschwester, Amb. Chirurgie Funktionsdienst Chir. Ambulanz Arzt-Patienten-Seminare – Die nächsten Termine Immer mittwochs um 17:30 Uhr – ca. 1,5 Stunden In den Arzt-Patienten-Seminaren informieren medizinische Experten des Klinikums Hanau kompakt und verständlich über Neuigkeiten und Wissenswertes zu Krankheitsbildern. Die Veranstaltungen sind auch als Hilfe und Stütze für Patienten gedacht, besser mit ihrer Krankheit zurechtzukommen. Die Seminare sind so aufgebaut, dass die Ärzte in das Thema einführen und einen Überblick geben. Gleichzeitig lassen sie Raum für Gespräche mit den Teilnehmern, damit diese ihre Fragen und Anregungen einbringen können. Die Teilnahme an den Seminaren ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Die Höchstteilnehmerzahl beträgt aufgrund der Raumkapazität 50 Personen. Veranstaltungsort ist der Konferenzraum H5B 115 in der 5. Etage des Neubaus (HB-Gebäude). 2. April 2014 Wenn die Luft weg bleibt! COPD und weitere Ursachen von Atemnot MUDr. Stanislav Brezina, Oberarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und internistische Intensivmedizin 7. Mai 2014 Der kranke Fuß durch Warzen und Pilze: Schnelle Heilung mittels modernster medizinischer Laser Prof. Dr. med. Hans Michael Ockenfels Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Allergologie 4. Juni 2014 Neue Wege in der Darmkrebsfrüherkennung PD Dr. med. Axel Eickhoff Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Infektiologie 2. Juli 2014 Parkinson und Restless-LegsSyndrom (RLS) PD Dr. med. Horst Baas Chefarzt der Klinik für Neurologie Impressum Herausgeber Klinikum Hanau GmbH Leimenstraße 20, 63450 Hanau Telefon: (06181) 296-0 V.i.S.d.P. Monika Thiex-Kreye Druck Druckerei PUKKA, Hanau Auflage 5.000 Stück Erscheinung alle drei Monate © 2014 Für alle Beiträge bei der Klinikum Hanau GmbH. Nachdruck, auch auszugsweise, nur nach schriftlicher Zustimmung des Herausgebers. Konzeption, Redaktion, Layout embe consult gmbh www.embe-consult.de Architektur M-Gebäude, 2. BA (heute HBGebäude): Architekten Witan Russ Lang GbR, Frankfurt