Unterwegs DIE ZEITSCHR IFT DER SAMARITE RAN S TA LT E N Küche und Ernährung Fotostudio Works/Le hre Vil lach / pixelio.de Katharina von Bora-Haus Lob, Anregungen, Visionen und Smoothfood Korczak-Schule Ernährung – Grundpfeiler der Gesundheit Unterwegs mit ... ... Jutta Grothe 02 2014 inHalt Einblicke TITELTHEMA 4 Zentralküche der Samariteranstaten 6 8 Wichern-Schule Katharina von Bora-Haus 10 Burgdorf-Schule 12 Aus den Bereichen: - Drachenbootmannschaft - Spendenprojekt 14 Christophorus-Werkstätten 6 14 MITTENDRIN – DIE BEWoHNERSEITEN 15 Gesunde Ernährung 18 Erntedank 20 Fußball-WM 22 Bilderreihe: Gebäude der Umgebung 23 Aus den Bereichen: - Lindenhof 24 Korczak-Schule 15 26 So bunt ist unser Glaube 28 Aus den Bereichen: - Blick über den Tellerrand - Verwaltung 30 Wichern-Schule 32 Gemeinnützige Aufwind GmbH 33 Aus den Bereichen: - Haus Lydia 24 uNTERWEGS MIT... 34 ... Jutta Grothe 34 2 uNTERWEGS 2/2014 32 28 diE SEitE drEi Werte halten – alltäglich, konkret! Liebe Leserin, Lieber Leser, Vor einigen Jahren wurde landauf landab über W E R T E diskutiert. Woran sich alle halten wollten / sollten, das konnte in schön formulierten Leitbildern gelesen werden. Oft waren und sind das wohl klingende, gleichwohl abstrakte Begriffe. Wir möchten mit dieser Ausgabe zum Samariterfest 2014 einmal einen bescheideneren Weg einschlagen. Werte halten – konkret: Sie gehen ganz gewiss auch regelmäßig einkaufen: Mineralwasser, Obst, Gemüse, Brot – was man halt so braucht. Möglich, Sie kaufen ihr Obst, Gemüse und Käse auf dem Markt, die anderen Sachen vielleicht im Supermarkt. In den Samariteranstalten gibt es viele Menschen, die sich um diese Alltäglichkeiten nicht selber kümmern können. Bei anderen gehört es zur eigenen Tagesgestaltung, mit Einkauf und Zubereitung eigene Verantwortung zu übernehmen. Werte halten – alltäglich, konkret. Reden wir doch gleich noch über Diät. Nicht nur bei Essen und Trinken, sondern über eine kleine, besondere Form der Diät. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben wir mit dem letzten Heft eingeladen, „den Gürtel ein klitzekleinwenig enger zu schnallen“. Zur Unterstützung der Kindernothilfe, für ein Projekt in Bolivien habe ich gebeten, auf die CentBeträge beim monatlichen Gehalt zu verzichten. Das sind kleine Zeichen der Barmherzigkeit, Werte des „Samariters“! Es wäre schön, wenn auch diese Werte gehalten werden – alltäglich, konkret. Beim Samariterfest wollen wir das wieder einmal einen Tag lang miteinander feiern: mit vielen Möglichkeiten, die fleißige Hände vorbereitet haben, mit fröhlicher Musik, mit gottesdienstlicher Besinnung. Wenn Sie dabei denken: `Irgendwie zieht sich immer das „Miteinander“ wie ein roter Faden durch alle konkreten, alltäglichen Werte, dann liegen Sie wohl Gold richtig: Als Gäste und Bewohner, als Mitarbeiter und Unterstützer, als ... Denn nur Miteinander können wir unsere Werte halten. Was, die Bemerkung kann ich nicht unterdrücken, Gegeneinander anrichtet, sehen wir gerade alltäglich, konkret in den Nachrichten! Miteinander also Werte halten, alltäglich, konkret. Wenn wir das am ersten Sonntag im September fröhlich und ausgelassen feiern können, erleben wir möglicherweise einen barmherzigen Tag miteinander. Und der wird seine Auswirkungen haben. Da bin ich mir sicher – und dazu freue ich mich, Sie zu begrüßen! Mit sehr freundlichen Grüßen Paul-Gerhardt Voget Theologischer Vorstand Übrigens: Auch in den Häusern der Samariteranstalten hängen die besprochenen und aufgeschriebenen Leitbilder. Manchmal kommen neue Mitarbeitende, denen es nicht leicht fällt, sich da hineinzudenken. Wenn da rüber diskutiert und geschrieben wurde, ist das für andere nicht immer leicht zu verstehen. Deshalb ist es durchaus hilfreich, sich alltäglich, konkret darauf zu besinnen, welche Werte wir denn einhalten wollen / sollen. Das fängt tatsächlich bei Essen und Trinken an und hört bei den gespendeten Cent-Beträgen nicht auf. uNTERWEGS 2/2014 3 titEltHEma Küche und Gesunde Ernährung Aus der Zentralküche der Samariteranstalten ber gesunde Ernährung kann man viel Lesen und Hören. Man kann die Ernährung und alles was damit zu tun hat mit den verschiedenen Religionen vergleichen: Jeder glaubt an etwas anderes. Ich persönlich finde die 10 Regeln der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) am sinnvollsten und nachvollziehbar. Ich hab die 10 Regeln mal vereinfacht aufgelistet: Ü 1. Die Lebensmittelvielfalt genießen Vollwertiges Essen und Trinken beinhaltet eine abwechslungsreiche Auswahl, angemessene Menge und Kombination nährstoffreicher und energiearmer Lebensmittel. Wählen Sie überwiegend pflanzliche Lebensmittel. Diese haben eine gesundheitsfördernde Wirkung und unterstützen eine nachhaltige Ernährungsweise. 2. Reichlich Getreideprodukte/Kartoffeln Brot, Getreideflocken, Nudeln, Reis, am besten aus Vollkorn, sowie Kartoffeln enthalten reichlich Vitamine, Mineralstoffe sowie Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Verzehren Sie diese Lebensmittel mit möglichst fettarmen Zutaten. Mindestens 30 Gramm Ballaststoffe, vor allem aus Vollkornprodukten, sollten es täglich sein. 3. Gemüse und Obst – Nimm „5 am Tag“ Genießen Sie 5 Portionen Gemüse und Obst am Tag, möglichst frisch, nur kurz gegart oder gelegentlich auch als Saft oder Smoothie – zu jeder Hauptmahlzeit und als Zwischenmahlzeit: Damit werden Sie reichlich mit Vitaminen, Mineralstoffen sowie Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen versorgt und verringern das Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten. 4. Milch- und Milchprodukte täglich, Fisch ein- bis zweimal in der Woche, Fleisch, Wurstwaren, Eier in Maßen Diese Lebensmittel enthalten wertvolle Nährstoffe, wie z. B. Calcium in Milch, Jod, Selen und n-3 Fettsäuren in Seefisch. Entscheiden Sie sich bei Fisch für Produkte mit anerkannt nachhaltiger Herkunft. Im Rahmen einer vollwertigen Ernährung sollten Sie nicht mehr als 3004 uNTERWEGS 2/2014 600 g Fleisch und Wurst pro Woche essen. Bevorzugen Sie fettarme Produkte, vor allem bei Fleischerzeugnissen und Milchprodukten. 5. Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel Fett liefert lebensnotwendige (essenzielle) Fettsäuren und fetthaltige Lebensmittel enthalten auch fettlösliche Vitamine. Da es besonders energiereich ist, kann die gesteigerte Zufuhr von Nahrungsfett die Entstehung von Übergewicht fördern. 6. Zucker und Salz in Maßen Verzehren Sie Zucker und Lebensmittel bzw. Getränke, die mit verschiedenen Zuckerarten (z.B. Glukosesirup) hergestellt wurden, nur gelegentlich. Würzen Sie mit Kräutern und Gewürzen und wenig Salz. Wenn Sie Salz verwenden, dann angereichert mit Jod und Fluorid. 7. Reichlich Flüssigkeit Wasser ist lebensnotwendig. Trinken Sie rund 1,5 Liter Flüssigkeit jeden Tag. Bevorzugen Sie Wasser – ohne oder mit Kohlensäure – und energiearme Getränke. Trinken Sie zuckergesüßte Getränke nur selten. Diese sind energiereich und können bei gesteigerter Zufuhr die Entstehung von Übergewicht fördern. Alkoholische Getränke sollten wegen der damit verbundenen gesundheitlichen Ri- siken nur gelegentlich und nur in kleinen Mengen konsumiert werden. 8. Schonend zubereiten Garen Sie die Lebensmittel bei möglichst niedrigen Temperaturen, soweit es geht kurz, mit wenig Wasser und wenig Fett – das erhält den natürlichen Geschmack, schont die Nährstoffe und verhindert die Bildung schädlicher Verbindungen. Verwenden Sie möglichst frische Zutaten. So reduzieren Sie überflüssige Verpakkungsabfälle. 9. Sich Zeit nehmen und genießen Gönnen Sie sich eine Pause für Ihre Mahlzeiten und essen Sie nicht nebenbei. Lassen Sie sich Zeit, das fördert Ihr Sättigungsempfinden. 10. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben Vollwertige Ernährung, viel körperliche Bewegung und Sport (30-60 Minuten pro Tag) gehören zusammen und helfen Ihnen dabei, Ihr Gewicht zu regulieren. Gehen Sie z. B. öfter zu Fuß oder fahren Sie mit dem Fahrrad. Das schont auch die Umwelt und fördert Ihre Gesundheit. Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung! Stefan Spohn Quelle: (http://www.dge.de/) Ein Tag in der Küche (ein grober Ablaufplan) 05:45 uhr - Die Küche wird aufgeschlossen 06:00 uhr - Die gelieferte Ware wird auf Qualität und Vollständigkeit kontrolliert 06:30 uhr - Ware wird aus den Kühlhäusern zusammengestellt und die ersten Lebensmittel werden vorbereitet 07:00 uhr - Frühbesprechung der Köche, Einteilung und Abläufe werden festgelegt 07:10 uhr - Mitarbeiter beginnen zu kochen und die kalte Verplegung zu kommissionieren. 09:00 uhr - Frühstückspause 09:30 uhr - Die warmen Speisen werden kommissioniert 11:00 uhr - Essensausgabe für die Kantine wird vorbereitet, - kalte Küche beginnt mit den Reinigungsarbeiten 11:30 uhr - Essenausgabe beginnt - warme Küche beginnt mit der Reinigung 12:00 uhr - Kalte Küche beginnt mit Aufüllen der Lebensmittel im Arbeitsbereich - Warme Küche beginnt mit Vorbereitungen für den Folgetag, wie zum Beispiel: Pudding oder andere Desserts kochen 13:00 uhr - Mittagspause 13:30 uhr - Reinigung der eintrefenden Behälter, Abwasch und Bodenreinigung 14:30 uhr - Feierabend titEltHEma Dinnerabend am 2. Juni 2014 Im Jahr 2010 hatten wir die Idee, im Rahmen der Ausbildung unserer Köche, Dinnerabende für unsere Bewohner anzubieten und 2 Fliegen auf einen Streich zu erlegen. Einerseits können wir verschiedene Zubereitungen und Arbeitsabläufe eines á la carte Restaurants trainieren, die wir im Tagesgeschäft nicht umsetzen können. Andererseits bietet sich für unsere Bewohner die Möglichkeit, ein hochwertiges 3-Gang Menü in gemütlicher Atmosphäre zu genießen. Diese Abende finden in unserem Speisesaal statt, der liebevoll umgestaltet wird. Es gibt jedoch eine Ausnahme. Für die Bewohner/innen des Altenpflege-Wohnheims „Katharina von Bora“ ist es leider mit viel Aufwand verbunden in unseren Speisesaal zu kommen. Daher gestaltet sich der Abend für sie anders. Die Cafeteria im Katharina von Bora-Haus wird zum Restaurant umgestellt und schick eingedeckt. Wir als Küche müssen alles vorbereiten und verpacken um dann in der Cafeteria anzurichten. Doch der Reihe nach: Montag früh haben sich alle Azubis pünktlich eingefunden um als Erstes das Menü zu besprechen: Vorspeise: Fischkraftbrühe mit Räucheraal und Gemüsestreifen. Als Hauptspeise: Hähnchenbrustroulade gefüllt mit Kochschinken und jungem Gouda, Pfirsich-Apfelsoße, Wurzelgemüse und Pommes Nature und zum Dessert: Weißes Moussé au chocolate mit Fruchtsoße. In einer Menübesprechnung stellen die Azubis Ihren Zeitplan vor, aus dem hervorgeht, was zu welcher Zeit von wem organigramm der Zentralküche hergestellt wird. Die Besonderheit ist, dass das Menü fertig gegart und verpackt werden muss. Dies stellt einen erhöhten Schwierigkeitsgrad dar, weil beispielsweise das Hühnchen angebraten werden muss um dann im Behälter garziehen zu können. Alle Aufgaben waren verteilt und schon ging es los, Fische werden filetiert, um aus den Karkassen die Brühe anzusetzen. Das Hähnchen wird zum Füllen vorbereitet, die weiße Mousse wird zubereitet. Zur Mittagszeit setzen wir uns nochmal zusammen um zu schauen ob alles im Plan ist und den weiteren Ablauf zu besprechen. Jetzt werden die Getränke vorbereitet und in der Cafeteria bereitgestellt und die Tische eingedeckt. So langsam geht es in die heiße Phase, die letzten Speisen werden abgeschmeckt und verpackt. Wir fahren gegen 17:30 Uhr ins Altenpflege-Wohnheim und bauen auf. Unsere Bewohner erwarten uns schon. Nach einer kleinen Ansprache von Herrn Weiß und mir starten wir mit dem Getränkeservice und servieren Malzbier, Bier, Wein und weitere Köstlichkeiten. Parallel wird die Suppe angerichtet, so dass wir gleich mit dem Servieren der Suppe beginnen können. Der Service klappt reibungslos und so können wir Gang für Gang anrichten und servieren. Es war ein sehr schöner Abend, der uns und den Bewohnern noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Für uns aber auch für die Bewohner eine interessante Abwechslung. Bis zum nächsten Mal! Stefan Spohn Kommunikation, der umgang mit Kritik und andere Missverständnisse Viele Kollegen in den Samariteranstalten haben schon diverse Lehrgänge zum Thema Kommunikation besucht und doch fällt es oft schwer, den richtigen Ton zu trefen. Wenn wir mit anderen Menschen zusammenarbeiten, dann ist nicht jeder Tag eitel Sonnenschein und wir können nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Zudem sind die Menschen sehr unterschiedlich. Der Eine sagt, was er denkt, der Andere denkt, ohne etwas zu sagen und ein Dritter redet, ohne vorher darüber nachzudenken, was er mit seinen Worten anrichten kann. Dabei ist es die Kritik, die uns gemeinsam nach vorne bringt. Es ist uns Mitarbeitern in der Küche sehr wichtig zu erfahren, ob unser Essen gut ankommt oder ob wir etwas falsch gemacht haben. Doch die Art und Weise so mancher Mitarbeiter lässt uns immer wieder erschrecken. Niemand wird gern am Telefon angeschrien oder beleidigt. Bitte denken Sie daran, dass unser Küchenteam sein Möglichstes tut, um alle Arbeiten zur vollsten Zufriedenheit auszuführen. Niemand ist vor Fehlern gefeit und wir alle machen welche. Ich bitte Sie, sich einmal selbst zu relektieren und zu schauen, ob Sie sich angesprochen fühlen. Bitte lassen Sie uns in einem respektvollen Ton miteinander umgehen und es wird für alle leichter. Wenn uns in der Küche Fehler unterlaufen, werden wir schnellstmöglich versuchen, diese zu beheben. Ich wünsche uns einen friedlichen umgangston miteinander und eine gute Zusammenarbeit. Tino Barth Stefan Spohn (Küchenleiter) tino Barth (Stellv. Küchenleiter) marita Eppert (warme Küche) Kerstin Pitzmann (warme Küche) Sirko tänzel (diätküche) Frank Otto (warme Küche) david Braun (warme Küche) annelies Koch (kalte Küche) Hanka Wolf (kalte Küche) Stefanie lange (auszubildende der Samariteranstalten) Charleen Schulz (auszubildende der Samariteranstalten) Jessica albrecht (auszubildende über FaW) Carina Franke (*ChristophorusWerkstätten) Josephine rheder (*ChristophorusWerkstätten) Susanne Kolatte (*ChristophorusWerkstätten) Praktikanten * Ausgelagerter Arbeitsplatz der Christophorus-Werkstätten uNTERWEGS 2/2014 5 WiCHErn-SCHUlE Schulentwicklungspreis „Aktiv und Sicher“ 1. Platz für die Wichern-Schule Forst (Lausitz) ie Preisträger des ersten Schulentwicklungspreises „Aktiv und Sicher“ der Unfallkasse Brandenburg stehen fest. Zehn Schulen aus den Landkreisen Oder-Spree, Spree-Neiße, dem Barnim, Ostprignitz-Ruppin, Oberhavel, Märkisch-Oderland, der Uckermark und Potsdam erhalten den mit insgesamt 30.000 EURO dotierten Schulentwicklungspreis. Beworben haben sich für den Schulentwicklungspreis „Aktiv und Sicher“ 83 Grund- und Förderschulen des Landes Brandenburg. Der Schulentwicklungspreis „Aktiv und Sicher“ wurde von der Unfallkasse Brandenburg für das Schuljahr 2013/2014 ausgelobt, an dem sich alle Grund- und Förderschulen des Landes Brandenburg beteiligen konnten. Schirmherrin des Projekts ist Dr. Martina Münch, Ministerin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg. Ziel ist es, Schulen, welche bei der Umsetzung von Gesundheitsförderung und Unfallverhütung im Schulalltag gute Leistungen aufweisen, auszuzeichnen. Ihre bisherige Arbeit soll dabei sichtbar gemacht und ihre weitere Arbeit unterstützt werden. Die Preisverleihung fand in Anwesenheit des Staatssekretärs des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Burkhard Jungkamp, des Vorstandsvorsitzenden der Unfallkasse Brandenburg Klaus-Dieter Klapproth und des stellvertretenden Geschäftsführers der Unfallkasse Brandenburg Dieter Ernst am 22.05.2014 im Brandenburg-Saal der Staatskanzlei des Landes Brandenburg zu Potsdam statt. 1. Platz: Wichern-Schule Forst (Lausitz) Zur Begründung bei der Preisverleihung hieß es: „Unsere Siegerschule zeichnet sich dadurch aus, dass das Konzept der „guten gesunden Schule“ aktiv gelebt wird. Lernen und Bewegung spielen an dieser Schule eine sehr große Rolle. Beispiele dafür sind: Ein bewegungsfreundlich gestaltetes Außengelände mit Verkehrsgarten, Schulfahrräder und fast D alle Schul- und Unterrichtswege werden zu Fuß gegangen. Für die Unterrichtsgestaltung wurde eigens ein Bewegungskalender entwickelt in dem Ideen und Anregungen für Bewegtes Lernen und Bewegungspausen enthalten sind. Es gibt zudem mehrere AG´en, einen täglichen Morgenkreis und in allen Klassenstufen wird eine wöchentliche Schwimmstunde durchgeführt. Schule wird hier als Lebens- und Lernraum erfahren, in dem Lernen mit allen Sinnen ein fester Bestandteil der Lernkultur ist. Es wird gemeinsam Gitarre gespielt, mit gesunden Lebensmitteln gekocht, es gibt ein Projekt zu Brut und Aufzucht von Seidenhühnern, die Gestaltung des Außengeländes wird als Prozess betrachtet: So wurde gemeinsam eine Sonnenuhr und ein Holzbackofen gebaut. Die Schule hat einen Schulgarten und einen Garten der Sinne. Wesentlich in dieser Schule ist die gelebte Partizipation und die Öffnung der Erstmals Grund- und Förderschulen im Wettbewerb „Aktiv und Sicher“ ausgezeichnet 6 uNTERWEGS 2/2014 aUS dEn BErEiCHEn Schule gegenüber ihrem Umfeld. Überall werden die Eltern und externe Partner mit eingebunden. Es wird gemeinsam mit den Eltern an Themenfeldern, wie Ernährung, Pflege und Sport gearbeitet und sie werden aktiv in Entscheidungen mit einbezogen. Alle Lehrkräfte stehen den Eltern an einem Tag der Woche zu Elterngesprächen zur Verfügung, es wird ein Elternstammtisch angeboten, regelmäßig werden Elternbriefe versendet und einmal monatlich gibt es einen regulären Elternsprechtag. Lehrkräfte und bei Bedarf steht ein Mediator zur Verfügung. Um das Team zu stärken, finden regelmäßig gemeinsame Aktivitäten statt. Im Vordergrund stehen hierbei sportliche Aktionen wie Wandern oder Kanufahren. Den mit 10.000 Euro dotierten 1. Platz des Schulentwicklungspreises „Aktiv und Sicher“ im Schuljahr 2013/14 belegt die WichernSchule Forst (Lausitz).“ Quellen: http://www.mbjs.brandenburg.de/sixcms/ detail.php/bb1.c.364854.de http://www.ukbb.de/level9_cms/download_ user/Praevention/Sonstiges/GuVV-Flyer_052013.pdf Die Fortbildung der Lehrkräfte hat einen hohen Stellenwert, wird im Team erarbeitet und als langfristige Aufgabe gesehen. Die Fortbildungspläne werden nicht nur für ein Jahr sondern längerfristig aufeinander aufbauend angelegt. Die Lehrkräfte dokumentieren ihre Fortbildungen für das Kollegium und fungieren als Multiplikatoren. In unserer Siegerschule gibt es ein funktionierendes Mentorensystem für die uNTERWEGS 2/2014 7 KatHarina vOn BOra-HaUS Lob, Anregungen, Visionen und Smoothfood Im Altenplege-Wohnheim ist Essen für viele Bewohner das Wichtigste am Tag Frau Teuchert, Sie wohnen seit 2010 im Katharina von Bora-Haus. Haben Sie bis dahin noch allein für sich gekocht? Ich war nie die große Köchin. Mal ein Eierkuchen oder Milchreis hab ich mir aber bis zum Einzug ins Heim, noch gekocht. Aber wenn die Kinder zu Besuch kamen, hab ich rausgeholt, was rauszuholen ging an Kochkünsten. Welche Rolle spielt das Thema Essen bzw. Ernährung in Ihrem Leben? Ich esse schon immer leidenschaftlich gern. Meine Mutter hat früher immer gut gekocht. Als ich beim Arbeitsdienst war, gab es nachmittags immer Kaffee, Kuchen und Marmeladenbrote. Das hab ich stehen lassen. Ich hab lieber vom Bauern die Wurstbrote gegessen. Das hat geschmeckt und weil ich sehr sportlich war, konnte ich essen was ich wollte, ich wurde nie dick! Wie haben Sie bei ihrem Einzug in unser Haus die Umstellung vom Selbstkochen zum bekocht werden, erlebt? Sehr positiv! Ich finde, der Koch gibt sich die allergrößte Mühe. Es ist ja auch nicht einfach, für so viele Menschen zu kochen. Ich bewundere ihn, wie er das hinkriegt mit den Finanzen und allem. Dann hoffe und wünsche ich, dass es Ihnen weiterhin schmeckt und bedanke mich für das Gespräch. Anke Tennler Smoothfood – was ist das? Smoothfood ist eine Alternative bei alters- oder krankheitsbedingten Einschränkungen, es ist ein Konzept für gepflegte Esskultur, das auch das Auge erfasst. Insbesondere wurde es entwickelt für Menschen mit z.B. Schluckstörungen, die Lebensmittel in ursprünglicher Form oder Konsistenz unmöglich aufnehmen und zerkleinern können. ckungsmöglichkeiten in einen festen Zustand gebracht werden. Mit Hilfe von Silikonformen werden die Gerichte zu einer erkenntlichen und appetitanregenden Mahlzeit angerichtet. Nadine Linke Bei der Herstellung von Smoothfood werden frische Nahrungs- und Lebensmittel cremig, schaumig und gleichmäßig, mit Hilfe eines Smoothiemixers oder eines Püriergerätes verarbeitet, eine optimale Nährstoff-Verfügbarkeit durch Mikrozerkleinerung. Die Nahrungs- und Lebensmittel können zusätzlich durch verschiedene Andi8 uNTERWEGS 2/2014 gänseblümchen / pixelio.de Smoothies – lecker und gesund KatHarina vOn BOra-HaUS Vision In der Wohngruppe Hanna im Katharina von Bora-Haus riecht es nach frischem Suppengrün. Zwei Bewohnerinnen schälen Kartoffeln, eine andere putzt frische Erdbeeren. Heute gibt es Kartoffelsuppe und als Nachtisch Erdbeerparfait mit einem Beeren-Minze-Salat und schon bald riecht es so gut, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Eine Mitarbeiterin püriert den Nachtisch für zwei Bewohnerinnen, die Kau- und Schluckstörungen haben und verarbeitet ihn zu einem leckeren Smoothfood-Dessert. Zum Mittagessen genießen alle an schön gedeckten Tischen das Essen, offensichtlich schmeckt es. In der Nachbargruppe gibt es heute Pizza Margarita. Herr Müller kann nicht mehr mit dem Besteck umgehen, er isst die Pizza als Fingerfood. Dazu ein Glas Bier, das ist er so gewöhnt. Seitdem in den Wohngruppen selbst gekocht wird, ist das Thema „Essen“ – in der Vergangenheit ein Dauerthema der Sitzungen des Bewohnerschaftsrates und in den Dienstbesprechungen von Hauswirtschaft und Pflege, ein Thema, das immer wieder zu Unzufriedenheit und Beschwerden geführt hat – zu einem Thema für Lob und Zufriedenheit geworden. Unterstützt von Köchen der Küche der Samariteranstalten sind Alltagsbegleiterinnen und Mitarbeiterinnen der Hauswirtschaft für das Essen, für viele Bewohnerinnen das Wichtigste am Tag, zuständig. Der Speiseplan richtet sich nach Gewohntem und den Wünschen der Bewohnerinnen und Bewohner und kann auch schnell mal geändert werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind stolz auf ihre Leistung, sie führen trotz aller Einschränkungen ein normales Leben. Inzwischen hat sich die dezentrale Speisenversorgung in der Region herumgesprochen und ist zu einem weiteren wichtigen Kriterium bei der Entscheidung von Pflegebedürftigen für das Katharina von Bora-Haus geworden. Reinhard Weiß gänseblümchen / pixelio.de Beurteilung und Anregungen zur Verbesserung der Verplegung der Heimbewohner aus Sicht einer Angehörigen • Der Speiseplan ist zwar nicht schlecht, aber in einigen Positionen verbesserungsfähig. So ist eine größere Abwechslung wünschenswert, es gibt z.B. oft Kartoffelsuppe, Hülsenfrüchte, Nudelgerichte oder Bratwürste. • Die Mitwirkung der Heimbewohner bei der Speiseplangestaltung wäre gut, Lieblingsgerichte und neue Gerichte könnten mit Hilfe eines Fragebogens den Speiseplan erweitern. • Nicht immer passen das Hautgericht und die Beilagen zusammen. • Durch Zusammenarbeit mit einer Ernährungsberaterin auf eine altersgerechte und gesunde Ernährung achten, z.B. haben viele Bewohner Nierenerkrankungen und sollten wenig Kalium zu sich nehmen. • Frische Salate wie Obstsalat müssten oft gereicht werden; viele Heimbewohner sind nicht mehr in der Lage, sich das angebotene Obst zuzubereiten und nehmen dadurch zu wenig Vitamine zu sich. • Salate sind oft zu grob geraspelt und sehr trocken (z.B. Möhrensalat). Man kann als Küche nicht auf alle Wünsche eingehen, aber man kann durch kleine Verbesserungen und Anregungen der Bewohner, die nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern auch umgesetzt werden, den Speisplan bereichern und schmackhafter gestalten. In Gesprächen ist aufgefallen, dass viele traditionelle Speisen, die die Bewohner früher selbst zubereitet haben, auf dem Speiseplan fehlen oder zu selten angeboten werden. Ingrid Marrot, Briesen uNTERWEGS 2/2014 9 BUrgdOrF-SCHUlE Mit der Vesper endet der Schultag unsere nachmittägliche kleine Zwischenmahlzeit hat für unsere Schüler eine besondere Bedeutung. it der Vesper endet der Schultag, und im Anschluss daran heißt es, in die Busse steigen und nach Hause bzw. in ein Internat zu fahren. M In unserer Klasse haben wir lange überlegt, welchen Namen wir dieser Mahlzeit geben. Das Wort Vesper ist in unserem mitteldeutschen Sprachraum eher nicht gebräuchlich. Sollten wir doch „Kaffee trinken“ sagen? Andererseits trinken unsere Schüler (noch) keinen Kaffee, ist dies eher eine Bezeichnung aus dem Vokabular der Erwachsenen? Letztlich entschieden wir uns dennoch für die Kaffeevariante und unsere Schüler gehen sehr pragmatisch damit um. In anderen Klassen erfreut sich die Vesper großer Beliebtheit. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Wort? Vesper ist das Synonym für eine Zwischenmahlzeit – einzunehmen zwischen den Hauptmahlzeiten Frühstück, Mittag oder Abendessen. Im deutschen Sprachraum existieren für solch ein kleines Essen zahlreiche verschiedene Ausdrücke. Diese können zum Beispiel: Brotzeit, Gabelfrühstück, Imbs, Jause, Marend/ Marende, Fofftein, Unternessen, Zvieri oder eben Vesper heißen. Aus dem alemannischen Sprachraum, so der Schweiz, Liechtenstein, Vorarlberg oder Süddeutschland kommen die Be10 uNTERWEGS 2/2014 griffe Zvieri, abgeleitet von der Vier (die Uhrzeit am Nachmittag gab der Mahlzeit ihren Namen) oder Jause. Den Ursprung dieses Wortes vermutet man im Slowenischen/mala juzina = kleine Mahlzeit. In Österreich beschreibt man die Jausenzeit etwa von 9 bis 15 Uhr, es gibt hier z. B. Brettjausen – eine kräftige Brotmahlzeit mit allerlei deftigen Fleisch- und Wurstsorten mit Beilagen wie Kren (Meerrettich), Senf, Käse und Gurken, serviert auf einem Holzteller, oder aber auch eine Speckjause, meistens ergänzt um ein „Schnapserl“ oder einen Krug Bier. In Südtirol gibt es am Nachmittag die Marende, hier werden knuspriges Schüttelbrot, Schinken, Kaminwuzen, Essiggurken und Rotwein gereicht. Der Begriff Marende hat seinen Ursprung übrigens im Lateinischen merenda (nachmittägliche Zwischenmahlzeit). In Rheinhessen heißt der in den Weinbergen eingenommene Proviant Imbs, und stammt ebenso wie das Wort Imbiss aus dem Althochdeutschen imbizan- „entbeißen“ bzw. „essen“ ab. Imbs ist eine rustikale Zwischenmahlzeit auf die Faust: Hier gibt es Hausmacherwurst, auch mal Pellkartoffeln mit Käse und Wein. Aus dem Bayerischen kommt die Bezeichnung Brotzeit, diese wurde früher von Bauern, Almhirten und Wandersleuten verzehrt und erfreut sich noch heute großer Beliebtheit. Auch hier gibt es Brot, Wurst, gern Obazda und Radieschen. Fofftein kommt aus dem Norddeutschen und ist abgeleitet von der Fünfzehn. Diese bezieht sich auf die entsprechend lange Pause. Ein Unternessen bezeichnet in der Gegend um Salzburg eine kleine Zwischenmahlzeit. Und unsere Vesper? Das Wort ist besonders im süddeutschen Raum sehr verbreitet. Es gibt hier sogar das Verb vespern oder herumvespern, damit ist das beliebig häufige Einnehmen von kleinen Zwischenmahlzeiten gemeint. Bei uns gibt es hier zum Beisiel ein Stück Obst oder Gemüse, gern auch einen Joghurt. Zu besonderen Anlässen wie einem Geburtstag spendiert der Jubilar auch mal einen Kuchen, an heißen Tagen gibt es vielleicht ein Eis. Wir trinken dazu Wasser, Tee, Saft oder eine Schorle. Es ist in jedem Fall tatsächlich eine kleine Zwischenmahlzeit, es gibt sie meist gegen 15 Uhr, sie ist eingebettet zwischen dem Mittag – und dem Abendessen. Zumeist ist sie freudvoll und geprägt von gespannter Erwartung auf die Abenteuer des Nachmittags, welche sich an die Schulzeit anschließen. Anke Lüth BUrgdOrF-SCHUlE Wir waren an der Spree! 12. Fachtag „Autismus“, Burgdorf-Schule Fürstenwalde nsere Reise begann schon am Freitag (23.05.2014) mit einer angenehmen Fahrt zum Berliner Hauptbahnhof. Dessen komplexe „Struktur“ erinnerte mich eher an das Treppenhaus von Hogwarts. Katjas kartographisches Supertalent war dort überlebenswichtig! u In Fürstenwalde wurden wir dann sehr freundlich von Kai Beier in Empfang genommen, der uns zu unserem Hotel „Haus am Spreebogen“ fuhr und uns auch während der gesamten Tagung immer wieder unterstützend zur Seite stand. Diese freundliche, offene und herzliche Stimmung begegnete uns im gesamten Verlauf der Veranstaltung, so von Frau Rabe, allen Organisatoren, Mitarbeitern und auch Teilnehmern. Katja Kötz schaffte eröffnend einen Durchblick mit ihrem Eingangsvortrag „Ich mag das Leben bunt, weil es viele Zahlen hat.“, den sie mit „Tiefblick“ im anschließenden Workshop am „EisbergModell“ erweiterte. Da Carsten Donath leider durch Krankheit nicht nach Fürstenwalde kommen konnte, habe ich die Zeit eines seiner geplanten Workshops bekommen. So hatte ich die Gelegenheit eines wunderbaren und ungezwungenen Austausches mit den Teilnehmern, in dem ich meinen Vortrag „Unterstützte Kommunikation für Autisten“ präsentieren durfte – aus dem Blickwinkel eines „autistischen Familienalltags“ und mir selbst als Autistin. Das brachte mir selbst so viel Sicherheit, dass ich dieses Gefühl mit in meinen Alltag nehmen kann und es mir zukünftig leichter wird, in größeren Gruppen zu sprechen. Herzlichen Dank dafür! In der folgenden Mittagspause mit leckerem Buffetangebot ergaben sich für uns wieder viele Gelegenheiten für Kontakte und Erfahrungsaustausch. Begleitet durch nachmittäglichen Sonnenschein lief nun der zweite Block mit weiteren intensiven Workshops. Am liebsten hätte ich an allen teilgenommen, doch meine Kraft reichte nur noch für einen „halben“ bei Herrn Beier. Ich hoffe, noch einmal die Gelegenheit zu bekommen, diesen ganz erleben zu dürfen. Zum Abschied erhielten Katja und ich von der Schulleiterin Frau Rabe noch ein besonderes Geschenk. Eine wunderschöne, handgefertigte Kerze aus den dortigen Christophorus-Werkstätten. Gerne hätte ich mich auch zum Thema Sprachentwicklung länger mit Frau Rabe ausgetauscht. Während Katja noch genussvollen Orgelklängen folgte, machte ich noch eine Pause und habe mich vom blauen Himmel, Sonne und Umgebung inspirieren lassen und konnte so beim Fotografieren entspannen. Dann fuhr uns Herr Beier zum Fürstenwalder Bahnhof. Dort kündigte sich der zUr PErSOn tina Crimmann Referentin beim Fachtag „Autismus“ der Burgdorf-Schule 2014, Autistin, Mitinitiatorin von "LunA-Leipzig und Autismus" (Bildungsangebote und Selbsthilfegruppen für Menschen im Autismusspektrum) LunA - Leipzig und Autismus http://www.leipzig-und-autismus.de Weitere Fotos der Veranstaltung gibt es auf unserer LunA-Facebookseite: https://www.facebook.com/pages/ LunA-Leipzig-und-Autismus/13891880 6278689? ref=hl RE mit Verspätung an. Das vorher geplante Ankommen in Leipzig kurz nach sieben Uhr abends rückte in weite Ferne. Das Universum meinte es aber gut mit uns und wir schafften es im Eiltempo, durch den asymmetrischen Berliner Hauptbahnhof den ICE nach Leipzig zu erreichen, bevor sich dessen Türen schlossen. Glücklich und erschöpft kamen wir in Leipzig an (zur geplanten Uhrzeit). Wir hatten eine sehr schöne und erlebnisreiche Zeit in Brandenburg. Dort wo die Bäume Nummernschilder haben. Vielen Dank dafür und liebe Grüße nach Fürstenwalde! Tina Crimmann Wir hatten eine sehr schöne und erlebnisreiche Zeit in Brandenburg. Dort wo die Bäume Nummernschilder haben. uNTERWEGS 2/2014 11 aUS dEn BErEiCHEn Die „Handicaptains“ beschränken sich nicht nur auf das Paddeln im Drachenboot, sondern genießen auch ... Sport frei L iebe Kolleginnen und Kollegen der Samariteranstalten, ich bin eine begeisterte Sportlerin und freue mich, dass mein Arbeitgeber, die Samariteranstalten, ein so breitgefächertes Angebot an betrieblichen Sportgruppen hat. Ich trainiere seit Jahren in der Volleyballmannschaft (immer montags von 16:00-17:30 Uhr in der Pneumant-Sporthalle), in der Drachenbootmannschaft „Handicaptains“ (immer dienstags von 17:00-18:30 Uhr auf dem E-dis-Gelände) und bei den Walkern (dienstags oder mittwochs von 16:00-17:00 Uhr an der Schwanenwiese – die Absprachen erfolgen kurzfristig und sind dem Wetter geschuldet). Ihr denkt, dass das viel ist? Vielleicht. Aber seit ich regelmäßig Sport treibe, sind meine Rückenbeschwerden gar nicht mehr so schlimm. Und ich habe immer viel Spaß dabei, denn die Leute und Kollegen, die ich dort antreffe, sind mir ganz liebe Freunde geworden. Die sportlichen Aktivitäten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Samariteranstalten werden seit Jahren auch von der Drachenbootmannschaft maßgeblich gestaltet. Die „Handicaptains“ beschränken sich aber schon lange nicht mehr nur auf ein Paddeln im Drachenboot. In diesem Jahr waren wir schon in Harrarov aktiv beim Skilanglauf, werden 2 Radtouren in Brandenburg unternehmen, wollen gemeinsam den Kletterwald in Bad Saarow unsicher machen, planen die Besteigung der Zugspitze und werden – wie schon seit Jahren – am Helene-See ein Schnuppertauchen organisieren. In der Vergangenheit waren zwar weniger Fotos veröffentlicht worden, aber wir waren dennoch aktiv. Ein paar Augenblicke aus 2013 und 2014 habe ich euch mal bildlich festgehalten. Seht selbst! Der Spaß steht im Vordergrund. In allen Sportgruppen, bei denen ich aktiv bin, gibt es immer noch viel Platz für neue Mitsportler. Wenn ihr wollt, schaut doch mal vorbei! Meine Telefonnummer: Samariteranstalten 567-410 (Mo-Fr von 7:15 bis 15:45 Uhr) Simone Stefen PS: Ich danke der Leitung der Samariteranstalten für die jährliche Unterstützung der Mannschaft „Handicaptains“ in Form von einer finanziellen Unterstützung, denn wenn die Drachenbootmannschaft in Fürstenwalde bei der Füwa-Race an den Start geht, bezahlen die Samariteranstalten die Startgelder und stellen uns einen Transporter für das Mannschaftszelt, die Tische und Bänke… zur Verfügung. Lieben Dank dafür! ... Schnuppertauchen am Helene-See, Winterfreuden in Harrarov und gemütliches Grillen 12 uNTERWEGS 2/2014 aUS dEn BErEiCHEn · PErSOnalia Wir BEgrüSSEn 111 Samariter Eine schöne Zahl. Anlass, „Danke!“ zu sagen: 111 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich bis heute bereit erklärt, auf die Cent-Beträge beim Gehalt zu verzichten. Diesen Betrag – inzwischen können wir jeden Monat 141,64 € einsammeln – stellen wir unmittelbar dem Kindernothilfeprojekt „Schutzhaus Infante in Cochabamba, in Bolivien“, in Südamerika zur Verfügung. Was war das noch? Gerne diese kleine Erinnerung: Südlich der Stadt La Paz, Hauptstadt des Andenstaates Bolivien, liegt das Städtchen Cochabamba. Dort, räumlich sehr weit von uns weg, trägt die Kindernothilfe das Haus „Infante“. Ein Schutzhaus für Mädchen. Meist sind diese Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren alt. Ganz viele von ihnen leiden unter Erfahrungen, missbraucht worden zu sein. Und leider, das wissen wir nun auch aus unserer eigenen Umgebung, findet Missbrauch, sehr, sehr oft in Gestalt von sexuellem Missbrauch, in der eigenen Familie statt. Das Kindernothilfeprojekt „Infante“ in Cochabamba bietet diesen Mädchen dreifache Hilfe an: Unmittelbar Betroffene erhalten medizinische und psychologische Betreuung; alle, die diese Einrichtung aufsuchen, werden begleitend unter- stützt, um eine bessere Zukunft leben zu können; und wo immer möglich, wird mit Aufklärung und Prävention versucht, Missbrauch vorzubeugen, bevor er an Leib und Seele verletzt! In der letzten Ausgabe der „Unterwegs“ hatten wir Ihnen dieses Projekt bereits vorgestellt. Wenn Sie gerne noch einmal nachlesen möchten: Unterwegs 1/2014, Seite 13. Natürlich freuen wir uns sehr darüber, dass sich inzwischen „111 Samariter“, ungeachtet der räumlichen Entfernung, an dieser Hilfe beteiligen. Ich weiß sehr wohl, dass auch bei uns mancher mit dem Cent rechnen muss. Um so wertvoller ist Ihre Unterstützung für die Mädchen und jungen Frauen in Cochabamba, die dort „unter die Räuber gefallen sind“. Und noch zwei gute Nachrichten: Die Hilfe für „Infante“ ist kein geschlossener Fond, d.h. jederzeit können weitere Samis hinzukommen. 111, diese wunderschöne Zahl, muss nicht die letzte Zahl sein. Und: Selbstverständlich werden wir weiter über unser kleines Projekt „Konkret helfen!“ informieren. Für heute ganz herzlichen Dank! im Katharina von Bora-Haus Birgit Landt, Sarah Klink im Bereich EmMaRo Christine Neumann, Katja Schubert im Bereich Posen/Bethanien Barbara Siegert, Herstin Fiddicke, Marlen-Christin Thomas, Phillip Bening im Lutherhaus Erik Rau, Nicole Reim, Judit Agnes Juhasz im Haus Lydia Nils Falkenhof, Marco Schulz, Paul Zucker im Lindenhof Sandra Kaps, René Kursawe, Daniel Melcher, Linda Zierke, Tobias Klohn im Christofelhaus Sabine Peter, Sarah Munzel im Haus Bethesda Fabian Wohlgemuth, Jennifer Haustein, Paul Thomas im Haus Jona Adriana Mischer in der Wichern-Wohnstätte Ricardo Wenzel in der Verwaltung Katharina obst im Autismus-Zentrum Marlies Mersits Wir vEraBSCHiEdEn in der Verwaltung Richard Wuttge in den Christophorus-Werkstätten Brigitte Ludwig im Haus Bethesda Gerlinde Lehmann Monique Möwius im Lutherhaus Jutta Grothe oliver Koeppen Stei Knispel im Bereich EmMaRo Joanna Dolgner uwe Wolf in der Korczak-Schule Stei Kießhauer im Lindenhof Sebastian Große im Haus Jona Madlin Verena Schäfer Paul-Gerhardt Voget uNTERWEGS 2/2014 13 CHriStOPHOrUS-WErKStättEn „Hier ist mein Platz, hier fühle ich mich wohl“ Carina Franke, Josephine Rheder und Susanne Kolatte aus den Werkstätten erzählen von ihrer Arbeit in der Küche der Samariteranstalten ktuell sind 10 Beschäftigte der Christophorus-Werkstätten in 7 Kooperationseinrichtungen in unserer Region auf ausgelagerten Arbeitsplätzen tätig, z.B. im Patientenbegleitdienst im HELIOSKlinikum in Bad Saarow, bei EDEKA in Storkow oder bei der Lebensmut Integrationsfirma GmbH in Fürstenwalde. Passend zum Titelthema dieser „Unterwegs“ stellen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die drei Beschäftigten aus der Küche der Samariteranstalten vor. A An einem sonnigen Vormittag Mitte Juni haben wir uns zum Gespräch verabredet. Ich habe die drei Frauen zu ihrem Werdegang in den Christophorus-Werkstätten befragt und sie gebeten zu berichten, was ihnen an ihrer Arbeit gefällt und was sie sich für die Zukunft wünschen. Carina Franke (43) arbeitet von den drei Frauen am längsten auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz. Seit 2004 ist sie in den Christophorus-Werkstätten, hat in der „Horizont-Werkstatt“ in Görsdorf und in der Holzwerkstatt gearbeitet. Frau Franke war einige Jahre Mitglied des Werkstattrates und hat in dieser Funktion auch die Beschäftigten auf den ausgelagerten Arbeitsplätzen besucht, wozu auch die Küche der Samariteranstalten zählte. Sie fand die Arbeitsaufgaben interessant und wollte diesen Arbeitsplatz gern im Rahmen einer mehrwöchigen Arbeitserprobung kennenlernen. Der damalige Inte- grationsbeauftragte Uwe Amende unterstützte Frau Franke in diesem Wunsch, organisierte und begleitete das Praktikum. Anfang 2012 wurde die Kooperationsvereinbarung zwischen den Christophorus-Werkstätten und der Küche der Samariteranstalten geschlossen. Die Arbeit macht ihr großen Spaß, betont Frau Franke, sie könne sich nicht mehr vorstellen, in einem anderen Bereich zu arbeiten. „Hier ist mein Platz, hier fühle ich mich wohl!“ fasst sie ihre Eindrücke und Erfahrungen zusammen. Sie mag die „meistens gut gelaunten Kollegen und die beiden Chefs“ Herr Spohn und Herr Barth. Sie freut sich, dass ihre Arbeit geachtet und ihr Vertrauen entgegengebracht wird. „Sie loben mich!“ sagt Frau Franke stolz. Sie bedient, wie die beiden anderen Frauen auch, die Abwaschstrecke, den Geschirrspüler und die Presse für die Speisereste, unterstützt bei der Speisenvorbereitung, z.B. schneidet sie Gemüse. Auch die Sauberkeit im Speiseraum gehört zu ihren Aufgaben. Frau Franke sagt, dass ihr ein geregelter, klarer Ablauf wichtig ist und verweist auf die Liste, die in der Küche für die drei Frauen aushängt, auf der die Arbeitsplanung für die wöchentlichen Tätigkeiten aufgeschrieben ist. „Es wäre schön, wenn alles so bleibt, wie es ist“ antwortet sie auf die Frage, was sie sich für die Zukunft wünscht. Josephine Rheder (25) war 2007 zunächst im Berufsbildungsbereich (BBB) und danach tätig in den Arbeitsbereichen Holzwerkstatt, Nähstube im AltenpflegeWohnheim „Katharina von Bora“ und im Hauswirtschaftsdienst auf dem Gelände der Samariteranstalten (HWD-Gruppe). Auch Frau Rheder wurde von Herrn Amende auf die ausgelagerten Arbeitsplätze aufmerksam gemacht und arbeitete 2010 als Hauswirtschaftskraft in der Fürstenwalder Kita „Schmusebacke“. Auf eigenen Wunsch beendete sie 2012 dort ihre Arbeit, kehrte zunächst in die HWD-Gruppe zurück und ist seit Herbst 2013 in der Küche tätig. Auch sie schätzt das kollegiale Verhältnis zu den Mitarbeitern und sagt schmunzelnd: „Die Chefs sind locker!“, für alle Fragen offen und helfen bei Problemen. Vielleicht, so wünscht es sich Frau Rheder, lernt sie mal noch etwas mehr über Schneidetechniken oder auch kochen. „Ich will noch mehr lernen, um meine Arbeit besser zu machen“, sagt sie abschließend. Susanne Kolatte ist 23 Jahre und seit 2010 in den Christophorus-Werkstätten. Schon zu BBB-Zeiten wurde sie gezielt von Herrn Amende angesprochen, erzählt sie, und nach einem 4wöchigen Praktikum im Mai 2011 in die Küche übernommen. 2012 wurde ihr Sohn geboren und nach einjähriger Elternzeit kehrte sie an ihren alten Arbeitsplatz zurück. Ähnlich wie Frau Franke und Frau Rheder findet sie es gut, dass ihre Arbeit anerkannt wird und ergänzt: „Wir lachen zusammen!“ Dankbar ist Frau Kolatte für das Entgegenkommen der verantwortlichen Mitarbeiter, als sie darum bat, wegen der Betreuung des Sohnes verkürzt arbeiten zu können. Dass vielleicht mehr Zeit und Gelegenheit ist, um über Probleme miteinander zu reden, wünscht sie sich, weiß aber auch, dass das wegen der Arbeitsabläufe und des Zeitdrucks nicht immer möglich ist. Zum Schluss unseres Gespräches suchen wir einen schönen Platz für ein gemeinsames Foto. Vor dem Schild „Küche & Speisesaal“ postieren sie sich lächelnd. Die Arbeit macht uns Spaß, wollen sie auch damit sagen. Andreas Dittkrist von links: Carina Franke, Susanne Kolatte, Josephine Rheder mittend ri n die Bewohner-Seiten Sommer 2014 Gesunde Ernährung gesunde Ernährung Wir Essen immer abwechslungsreich, zum Abendbrot gibt es immer sehr viel Gemüse manchmal machen wir ostsalat, Gemüsesalat, Gemüseauflauf oder Gemüsesuppe. Wir bestellen schon keine Brause mehr, denn die Brause ist ungesund. Wir trinken sehr viel Apfelsaft mit Wasser es ist viel gesünder. Martina Lupitz Apfel von K.-D. Schwalbe Gebastelt von Steven Conrad rin mittend Gedicht von Anneliese Patyna Bild „Melone und Radischen“ von André Triebsch Bild „Sonnenblume“ von Günter Hausmann Text von Alexander Teske mittend rin Essenswunsch von Günter Kaufmann Bild „Der Lindenhof-Garten“ von Renate Petzold Bild „obst und Gemüse“ Bild „obst“ von Sebastian Fischer Bild „obst und Gemüse“ von Stefan Hinze n ri mittend Erntedank Gedicht von Anneliese Patyna Bild „Erntedankfest“ von Stefan Hinze Bild „obstschale“ von Waltraud Diehr Text von Alexander Teske Henry Hopf mittend rin Erntedankfest Jedes Jahr feiern wir Erntedankfest, die Leute bringen sehr viel Früchte, die im Herbst geerntet werden, mit. Menschen, die in Kriegsgebieten leben, leiden große Not, haben nichts zu Essen und zu Trinken. Alle Menschen, die zur Kirche gehen, denken an Menschen, denen es nicht so gut geht. Martina Lupitz Bild „Kartofelernte“ von Steven Conrad Bild „Sonnenblumen“ von Günter Kaufmann „Zwei Blumen und eine Maus“ von Günter Hausmann „Erntedankfest“ von Christina Gläser rin mittend Bild „WM-Fußball“ Gedicht von Anneliese Patyna Bild von Steven Conrad Bild von André Triebsch mittend rin Die Fußball-WM 2014 in Brasilien Bild von Thomas Kitzerow Bild von Sebastian Fischer Bild von Stefan Hinze n ri mittend 1 2 3 4 5 6 Bilderreihe von Jürgen 1. St. Marienkirche, Beeskow 2. Bahnhof, Bad Saarow 3. Haus Germania, alte Verwaltung der Samariteranstalten 7 4. Rauner Kirche 5. Neue Verwaltung der Samariteranstalten 6. Rathaus Fürstenwalde 7. Samariterkirche aUS dEn BErEiCHEn Von Garten-AG bis Apple Ipad Air Gesunde Ernährung macht, dass ich gesund bleibe! rnähren Sie sich gesund? Diese Frage bekommen wir im Alltag oft gestellt. Meist kommt man dann erst ins Grübeln und fragt sich selbst: „Ernähre ich mich eigentlich gesund!?“. E Ernährung hat auch immer etwas mit Geschmack zu tun. Bekanntlich sind ja die Geschmäcker ganz verschieden und das ist auch gut so! Im Gruppenalltag ist Ernährung immer Thema. Sich selbstbestimmt zu ernähren kann zur Herausforderung werden. Gesundheitliche Aspekte sind zu berücksichtigen, dennoch ist es möglich, durch Angebote und eine Vielfalt an Auswahlmöglichkeiten, sich bewusst gesund zu ernähren. Hier ein Beispiel wo das Thema gesunde Ernährung einen hohen Stellenwert einnimmt. Die Bewohner der Wohngruppe 4 des Lindenhofes bewirtschaften seit 2013 ein eigenes Gartenbeet, in 2014 soll sogar ein Gewächshaus einen Platz im Garten finden. Unterschiedliche Pflanzen werden gehegt und gepflegt, um dann reichlich zu ernten. Das eigene Gemüse wird selbst zubereitet. So ist jeder stolz, wenn er z.B. seinen eigenen Spinat auf dem Teller hat, denn der schmeckt viel besser und ist auch noch viel grüner als der aus dem Einkaufsmarkt. Die geernteten Produkte (Obst, Gemüse) werden in einer Garten-AG verarbeitet. Frau Kühn (Mitarbeiterin) stellt gemeinsam mit den Bewohnern Marmeladen und Säfte her. Beim Herstellungsprozess kann man den Weg vom gemeinsamen Ernten bis hin zum Etikettieren anschaulich verfolgen. Es ist schon erstaunlich, wie viele unterschiedliche Tomatensalate es gibt. Des Weiteren wird das Ipad zur Erstellung von Einkaufslisten zum Selbstversorgungseinkauf genutzt. Durch anschauliche Bildmaterialien von Produkten im Internet (z.B. Einkaufs – App, Internet – Seiten) können die Bewohner einzukaufende Produkte auswählen und anschließend kaufen. Abschließend kann man feststellen, dass das Thema uns immer begleiten wird, weil wir uns ja auch so gern und vielfältig ernähren, um natürlich auch gesund zu bleiben. Oder einfach gedacht: Gesunde Ernährung macht, dass ich gesund bleibe! Dirk Gödel Mit Hilfe und Einsatz eines Tablet PC (Apple Ipad Air) werden Rezepte zur Verarbeitung erforscht und ausprobiert. Ein Plan aus Bildsymbolen verschaft einen Überblick über die Mit Hilfe eines Tablet PC (Apple Ipad Air) tägliche Arbeit im Gemüsebeet. werden Rezepte erforscht. uNTERWEGS 2/2014 23 KOrCzaK-SCHUlE Die schonende Zubereitung von Lebensmitteln lernen die Schüler der Korczak-Schule in Theorie und Praxis. Ernährung – Grundpfeiler der Gesundheit Lernfeldunterricht an der Korczak-Schule D ie Ausbildung in der Berufsfachschule Soziales ermöglicht den Erwerb beruflicher Handlungskompetenzen, die für die Tätigkeiten einer Sozialassistentin und eines Sozialassistenten erforderlich sind. Sie sichert die Aneignung der darin enthaltenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Ausgangspunkt von Unterricht im Sinne der Lernfeldorientierung sind berufliche Aufgaben und Handlungsabläufe. Aus deren Anforderungen leitet sich ab, welche Theorie in welchem Zusammenhang vermittelt wird. Das Lernfeld „Grundlegende hauswirtschaftliche Kompetenzen erwerben“ schafft eine Basis für hauswirtschaftliche Tätigkeiten in den Berufsfeldern und trägt zur Entwicklung der Teamfähigkeit bei. Die Schülerinnen und Schüler erwerben Kompetenzen, die insbesondere auf die Mitwirkung und eigenverantwortliche Tätigkeit bei der Sicherung der Grundversorgung, bei der Ernährung und Hauswirtschaft unterstützungsbedürftiger Menschen gerichtet sind. Im Mittelpunkt steht die Verknüpfung von theoretischem Wissen und praktischer Anwendung in der Lehrküche. 24 uNTERWEGS 2/2014 Der Unterricht ist immer wieder spannend. Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass unser Körper tagtäglich Höchstleistungen vollbringt. So pumpt unser Herz jede Minute rund 5 Liter Blut durch den Körper, das sind rund 7200 Liter Blut täglich! Auch die Lunge leistet Gewaltiges: Sie bewegt sich bei einem Erwachsenen jeden Tag normalerweise etwa 20.000 mal, wenn er pro Minute 12 bis 18 Atemzüge macht und dabei pro Atemzug etwa einen halben Liter Luft ein- und ausatmet. Um alle diese Aufgaben optimal erfüllen zu können, benötigt unser Körper Nährstoffe wie Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette, aber auch Vitamine sowie Mineralstoffe und Spurenelemente. Diese Nährstoffe liefern wir ihm mit der Nahrung, die wir täglich zu uns nehmen. Nur durch eine abwechslungsreiche Auswahl der Lebensmittel können wir unserem Körper alle notwendigen Nährstoffe in adäquaten Mengen zuführen. Welche Nährstoffe in welchen Lebensmitteln enthalten sind und welchen Nutzen diese für unsere Gesundheit haben, all dies lernen unsere Schülerinnen und Schüler in Theorie und Praxis. Sie lernen Interessantes zur Herkunft und zur Geschichte der Lebensmittel, Tipps zur Lagerung, Aufbewahrung sowie Informationen über die Zubereitung und nicht zuletzt bekommen sie einige gesunde Rezepte in die Hand. Eine wichtige Orientierung für eine gesunde und ausgewogene Ernährung wurde durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) erlassen. Im Unterricht können wir somit die einzelnen KOrCzaK-SCHUlE Lebensmittel den unterschiedlichen Gruppen zuordnen. Der Ernährungskreis, in dem diese Gruppen angeordnet sind, kann als Wegweiser zu einer vollwertigen Ernährung dienen. Im Interesse einer ausgewogenen Ernährung empfiehlt die DGE, täglich Lebensmittel aus allen sieben Gruppen auszuwählen. Dabei sollen Getreideprodukte, Kartoffeln, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Getränke, Milch und Milchprodukte bevorzugt und Eier, Fleisch, Fette, Öle und fettreiche Lebensmittel möglichst reduziert werden. Besorgniserregend ist bei allen guten Vorsätzen die Erkenntnis, dass die ernährungsabhängigen Krankheiten immer mehr zunehmen. Zu beobachten ist, dass Kinder bereits im Schulalter an Diabetes Typ 2 leiden. Diese Stoffwechselerkrankung stellte sich früher erst bei älteren Menschen als Altersdiabetes ein. Auch Übergewicht, Herz-Kreislauferkrankungen, Magersucht, Gicht – um nur einige zu nennen – befinden sich im Vormarsch. Deshalb ist es so wichtig, unsere jungen Menschen aufzuklären und Alternativen zu einigen Ernährungsformen zu empfehlen. Hier ist noch viel Überzeugungsarbeit und Aufklärung zu leisten, denn eine Ernährungsumstellung wirkt sich vielfach sehr günstig als vorbeugende bzw. therapeutische Maßnahme aus. Abschließend noch ein paar Bemerkungen in Richtung Zukunft: „Lasst eure Nahrung Heilmittel sein und Heilmittel eure Nahrung.“ Diese Aufforderung des Hippokrates, des großen Heilkundigen der Antike, war vielleicht nie so aktuell wie heute. Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre bestätigen, wie weise und zutreffend die überlieferten Gedanken waren. Denn das Wissen um die Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln und deren Wirkungen auf den Körper wird immer fundierter und umfangreicher. serem Planeten unter- bzw. mangelernährt sind und keine Möglichkeit haben, sich auszusuchen, wovon sie sich ernähren – von Nahrung als Arznei zu sprechen, erscheint angesichts dessen beinahe zynisch. Doch umso mehr sollten wir aus einem unüberschaubaren Angebot an Nahrungsmitteln das für die Gesundheit Beste auswählen und von der Heilkraft unserer Speisen Gebrauch machen. Astrid Schwarzfeld Nahezu täglich werden erstaunliche Neuigkeiten aus den Laboratorien der Wissenschaftler über Apfel, Knoblauch & Co. bekannt: Viele Nahrungsmittel sind überaus reich an wertvollen Inhaltsstoffen und können demzufolge im Körper als Medizin wirksam werden. Dabei soll und darf jedoch nicht vergessen werden, dass viele Menschen auf unuNTERWEGS 2/2014 25 SO BUnt iSt UnSEr glaUBE imPrESSUm „Unterwegs“ Die Zeitschrift der Samariteranstalten Herausgeber: Samariteranstalten August-Bebel-Str. 1-4 15517 Fürstenwalde redaktionskreis: Paul-Gerhardt Voget, Mario Stein, Petra Kruschinski, Reinhard Weiß, Sven Sprunghofer, Anja Röhl, Matthias Luban, Heike Bley, Anke Lüth, Frank-Michael Würdisch Redaktionskreis „mittendrin“ – Bewohner der Samariteranstalten layout: Petra Kruschinski Tel.: 03361 / 567-198 [email protected] Werte essen und trinken? ursprünglich ist das Abendmahl, wie die Taufe. Essen und Trinken, etwas Alltägliches wird etwas Besonderes. D as Stückchen Brot, der Schluck Traubensaft bedeuten mehr als Nahrungsaufnahme. „Schmecket und sehet wie freundlich der Herr ist!“ Hier geht es um Werte, die der christlichen Gemeinde von Anbeginn an sehr wichtig sind: Freiheit, Liebe, Vergebung. In den Samariteranstalten erzählen wir in jedem Abendmahlsgottesdienst in der Samariterkirche die Geschichte vom „Verlorenen Sohn“, einer Geschichte von Freiheit, Liebe, Vergebung. Das Besondere am Abendmahl ist: Diese Werte dürfen sinnlich wahrgenommen werden! „Schmecket und sehet!“. Deshalb können in der christlichen Gemeinde Werte gegessen und getrunken werden. Das liest sich womöglich für manchen merkwürdig. Genauso merkwürdig ist es gewiss, dass eine Abendmahlsfeier auch sehr unterschiedlich begangen werden kann: Eine Abendmahlsfeier in einer kleinen Kirche in Norddeutschland. In kleinen Gruppen kommen alte und junge Menschen nach vorne, nehmen Platz um einen Tisch, reichen einander ein Brot, brechen etwas ab, geben es weiter. Anschließend geht ein kleines Tablett mit Einzelkelchen in die Tischrunde. Jeder 26 uNTERWEGS 2/2014 nimmt, trinkt und gibt es weiter. Ortwechsel: Abendmahlsfeier in einer sehr großen Gemeinde in den USA: Mehrere hundert Menschen sind in der Kirche versammelt. Zum Abendmahl gehen sie in einem großen Strom nach vorne, empfangen ein Stück Brot; dann teilt sich der Menschenstrom: Wer links herum geht bekommt einen Einzelkelch, wer nach rechts sich wendet bekommt den gemeinsamen Kelch. Zu jeder Abendmahlsfeier gehört die Erinnerung an ihren Ursprung, die Erinnerung. Jesus brach das Brot in Stücke, reichte es seinen Freunden: „Das bin ich. Nehmt mich an und nehmt mich auf. Tut das in Zukunft zur Erinnerung; dann werde ich bei euch sein.“ Und als er ihnen den Kelch reichte, sagte er:“ Das bin ich auch durch und durch. Der Kelch zeigt mein Schicksal, meinen Tod für das Leben der Menschen und für ihre Befreiung. Immer, wenn ihr so das Abendmahl feiert, dann tut es, weil ihr an mich denkt und ich werde euch ganz nahe sein.“ Mit der Zeit ändern sich Worte, gewiss auch Formen, Werte bleiben. Und werden durch Erinnerung lebendig gehalten. Paul-Gerhardt Voget druck: Druckerei oehme Spendenkonten: – Sparkasse oder-Spree IBAN: DE 96 1705 5050 3010 1349 66 BIC: WELADED1LoS – KD-Bank eG Die Bank für Kirche und Diakonie IBAN: DE 73 3506 0190 1550 1130 11 BIC: GENoDED1DKD vOn UnS gEgangEn Sind im Katharina von Bora-Haus Elisabeth Sommer (97) am 27. März 2014 Gislinde Krauß (75) am 27. März 2014 Dorothea Christoph (70) am 04. April 2014 Edith Retz (90) am 12. April 2014 Maria Runge (100) am 24. April 2014 Gerda Witzke (91) am 22. Juni 2014 Charlotte Möhl (94) am 23. Juni 2014 Elisabeth Pitzmann (77) am 03. August 2014 SO BUnt iSt UnSEr glaUBE Ein ganz besonderes Kunstprojekt für die Samariterkirche D ie Samariterkirche gehört zum täglichen Leben vieler Bewohner/ innen, Schüler/innen und Mitarbeitenden der Samariteranstalten. Gottesdienste, Religionsunterricht, Andachten und die vielen verschiedenen Menschen, die sich hier versammeln, lassen erkennen, dass der christliche Glaube lebendig und fröhlich, man könnte sagen „bunt“ ist. In langen Diskussionen und Überlegungen, nicht zuletzt mit dem 2012 gegründeten Gemeinderat wuchs der Wunsch, dass sich diese Vielfalt des Glaubens auch in der Gestaltung des Altarraums der Samariterkirche sichtbarer widerspiegeln soll. So kamen wir auf die Idee, einen Flügelaltar anstelle des Kruzifixes aufzuhängen, ähnlich, wie es ursprünglich nach dem Bau dieser Kirche war. Mit einem entscheidenden Unterschied: Wir fragen keinen Künstler von außerhalb, ob er für uns ein Altarbild baut und gestaltet. Denn in der „mittendrin“ (den Seiten in der Unterwegs) und in vielen Produkten aus den Christophorus-Werkstätten und den Tagesgestaltungen ist ersichtlich, dass mitten unter uns Künstler leben, begabte Menschen, die wunderbar malen oder Collagen anfertigen können. Dazu kommt ein ebenso begabter Schreiner. All diese Begabungen könnten in einem eigens gebauten und gestalteten Altar in unserer Kirche einen ganz besonderen Platz bekommen – zu Gottes Ehre und für die Menschen, die hier ein und ausgehen. Andreas Kurth, der als Schreiner in den Samariteranstalten arbeitet, hat einen Flügelaltar in Form eines sogenannten Tryptychons aus Lärchenholz für die Samariterkirche gebaut. Die 6 Flächen darin wollen wir ab Ende September mit Farbe, Geschichten und Symbolen füllen. Dazu sind alle eingeladen, die gerne daran mitwirken wollen. Unter der künstlerischen Anleitung der Malerin Elke Szepes aus Beeskow, und der theologischen Begleitung durch mich soll dieser einzigartige Altar bemalt oder mit Collagen gefüllt werden. Dabei kann sein, dass einer gerne Tiere, der andere gerne Pflanzen und der dritte am besten Gebäude oder andere Sachen malt und wir bauen dieses Bild am Ende zusammen zu einer biblischen Geschichte. Es soll ein gemeinsames Projekt von vielen werden. Dafür muss man auch nicht großflächig malen können. Wir malen auf normalem Papier in Din A3 oder Din A4. Danach werden die ausgewählten Bilder und Bildteile von Frau Szepes per Dia vergrößert, auf den Platten vorgezeichnet und anschließend gemeinsam ausgemalt bzw. beklebt. Wer gerne dabei sein will, melde sich bitte bei Frau Dormann (Tel. 567-101) an. Wer jemanden kennt, der gerne und gut malt, darf dort auch jemanden vorschlagen, der oder die angesprochen werden kann. Es soll ab 27. September 2014 vorwiegend an Sonnabendnachmittagen von 15:30 Uhr bis 17:00 Uhr anfangs im Konferenzraum im Paul-Gerhardt-Haus, später in der Kirche gemalt werden. Wir, Frau Szepes und ich, freuen uns schon sehr auf dieses spannende Vorhaben und auf jede und jeden, die/der seine Fähigkeiten für diesen einzigartigen Altar einbringen möchte. Frau Szepes Christina Kampf Christina Kampf uNTERWEGS 2/2014 27 aUS dEn BErEiCHEn Blick über den Tellerrand Erlebnis Essen und Trinken in Äthiopien m April diesen Jahres sollte uns eine aufregende und spannende Reise ins Herz von Afrika, nach Äthiopien führen. Im Vorfeld haben wir versucht, uns bestmöglich auf dieses Abenteuer vorzubereiten. Wir haben viel gelesen, unsere Impfungen aufgefrischt, die Fotoausrüstung auf Vordermann gebracht. I Dann war es soweit, am 18.4. bestiegen wir das Flugzeug nach Addis Abeba. Von hier würden wir den Norden des Landes erkunden. Neben den Begegnungen mit den Menschen und den kulturellen Highlights wie zum Beispiel den Felsenkirchen von Lalibela waren wir besonders auf die kulinarischen Erlebnisse gespannt. Kafeezeremonien typisches Essen an Fastentagen 28 uNTERWEGS 2/2014 Um es vorweg zu nehmen – die Reise hat sich für uns sehr gelohnt und weckte Lust auf mehr. Vielleicht werden wir noch einmal den Süden des Landes mit seinen vielen Nationalparks und verschiedenen Völkerstämmen bereisen. Besonders in Erinnerung geblieben sind uns die zahlreichen Kaffeezeremonien während unserer Reise. Kaffee ist aus Äthiopien nicht wegzudenken, soll hier sogar seine Urheimat im südlichen Hochland des Landes, der Provinz Kaffa, haben. Er schmeckt so gar nicht wie unser gebräuchlicher Filterkaffee. Kaffee in Äthiopien ist tiefschwarz, sehr kräftig, aber nicht bitter, und besonders aromatisch. Bei den Zeremonien setzen sich ausschließlich Frauen auf einen sehr niedrigen Schemel, ihre Gäste sitzen im Halbkreis vor ihr. Es werden zunächst einige getrocknete Kaffeebohnen ausgewählt, gewaschen und auf einer kleinen Platte über offenem Feuer geröstet. Der Duft ließ in uns schon die Vorfreude auf das beliebte Getränk wachsen... Schließlich wurden die gerösteten Bohnen zerstampft und in einem kugeligen Topf mit einer langen Tülle aufgekocht. Dabei setzte sich der Kaffeesatz ab, und anschließend durften wir „unseren“ Kaffee sehr heiß aus kleinen Tassen trinken. Diese Zeremonie sahen wir in vielen Dörfern und Städten unterwegs – und sie war keineswegs nur eine Touristenattraktion. Wir konnten viele Äthiopier beim „Kaffeeklatsch“ beobachten, Männer und Frauen, von jung bis alt. Der Kaffee ist seit 1880 – wie uns unser charmanter Reiseleiter Adane versicherte – ein fester Bestandteil des Alltags und mit fünf Birr (äthiopische Währung, dies entspricht etwa 15-20 Cent ) auch erschwinglich. Neben dem Kaffee tranken wir sehr viel Wasser, abends gern auch mal Bier oder ein Glas äthiopischen Wein. Dieser schmeckte auf Grund des Lavabodens, auf dem die Reben wachsen, sehr erdig, und wurde sogar international prämiert. Viele Äthiopier ernähren sich von eigenem Vieh. Überall begegneten uns freilaufende Esel, Ziegen und Schafe. Rinder und Hühner werden ebenso gehalten und gegessen, hingegen gelten Schweine oder Wild als unrein und werden nicht verspeist. In einigen wasserreichen Gegenden wird auch Fisch gegessen, in der Stadt Tana, am gleichnamigen See gelegen, kosteten wir vorzüglichen Barsch. Ein Großteil vom Norden des Landes ist sehr trocken und liegt auf einer Hochebene. Während unserer Reise hielten wir uns zumeist über 2500 m über dem Meeresspiegel auf. Es gab aber auch einige sehr grüne Regionen – dort gibt es Wasser, zum Beispiel fließt hier auch der Blaue Nil, und es wuchsen Obst und Gemüse. Dazu zählten Paprika, Erbsen und Linsen. Es gab köstliche kleine Bananen, Papaya oder Mangos. Das Hauptnahrungsmittel Äthiopiens ist injera. Hierbei handelt es sich um einen aus dem Getreide teff zubereiteten Fladen. An seinen Anblick und den sehr speziellen Geschmack mussten wir uns erst gewöhnen. Injera sieht für uns aus wie ein Schwamm und schmeckt sehr säuerlich. Dazu bekamen wir als „non fasting“ Gericht (also an Tagen, wo traditionell aUS dEn BErEiCHEn Mach mal Pause um unsere Leistungsfähigkeit zu erhalten sind Pausen und Ernährung wichtig nicht gefastet wird) ein Ragout aus Huhn, Rind, Schaf oder Ziege. Dieses wurde mit berberee (einer sehr scharfen Paprikamischung) gewürzt und verschlug uns mehr als einmal den Atem. Für die Touristen gibt es natürlich Besteck, aber für gewöhnlich isst man/frau nur mit der rechten Hand (die linke gilt als unrein). Ein Stück vom Fladen wird abgerissen und anschließend wird darin Gemüse oder Fleisch eingewickelt. Essen mit den Händen war für uns anfangs sehr ungewohnt, es brauchte einige Übung, bis wir das Essen sicher in den Mund balancieren konnten. Der saure Fladen nahm dem Fleisch einiges von seiner Schärfe, uns hat es geschmeckt! An den Fastentagen Mittwoch und Freitag probierten wir shiro, einen Brei aus Bohnen, Erbsen und Linsen oder nifro, einen Gemüseeintopf. Übrigens ist Essen mit den Fingern eine sehr sinnliche Erfahrung, wir können nur empfehlen, es auch einmal zu probieren. Angesichts der vielen freilaufenden Tiere stellten wir uns oft die Frage, ob diese wohl zurück nach Hause finden. Adane erzählte dann davon, dass zum Beispiel Ziegen sehr klug seien, und ihren Weg stets ganz allein finden würden. Wir bereisten ein atemberaubend schönes, zum Teil sehr armes Land, trafen sehr stolze Menschen, wissbegierige Kinder, schauten beim Unterricht in einer Schule zu, legten viele Kilometer zurück, begegneten dabei auch Affen, Warzenschweinen und Oryxantilopen. Äthiopisches Essen und Trinken gehörten unbedingt mit zu den Höhepunkten unserer Fahrt. Dehna yihunu, auf Wiedersehen, Äthiopien, wir sehen uns wieder. Anke Lüth nter Ernährung oder Nutrition (spätlat. nutritio „Ernährung“, lat. nutrire „nähren“) versteht man bei Lebewesen die Aufnahme von organischen und anorganischen Stoffen, den Nährstoffen, die in der Nahrung in fester, flüssiger, gasförmiger oder gelöster Form vorliegen können. Mit Hilfe dieser Stoffe wird die Körpersubstanz aufgebaut oder erneuert und der für alle Lebensvorgänge notwendige Energiebedarf gedeckt.“ u So findet man es schön erklärt, wenn man den Begriff Nahrungsaufnahme im Internet nachliest. Natürlich überlese ich da gern den Teil „wird die Körpersubstanz aufgebaut“. Es ist damit aber nicht nur der Aufbau von überflüssigen Pfunden gemeint. Wir brauchen ja auch ein bisschen Substanz zum Leben. Aber wichtig ist natürlich die Deckung unseres täglichen Energiebedarfs. Daher machen wir Pausen um zu essen und zu trinken. Unsere Leistungsfähigkeit soll ja erhalten bleiben. Und gerade im Beruf kommt es darauf an, seine Arbeit ordentlich verrichten zu können. So ist eine halbe Stunde Pause ab einer Arbeitszeit von mehr als 6 Stunden vorgeschrieben. Halten wir das immer ein? Gefährden wir eventuell unsere Leistungsfähigkeit? Wie verbringen die Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung ihre Pausen und was kommt auf den Tisch? Auch bei uns spielt Essen und Trinken eine Rolle. Jetzt hat jede Etage des neuen Verwaltungsgebäudes eine so gut ausgestattete Küche, da wird bestimmt gebrutzelt und gekocht - für eine gute Pausenverpflegung ist gesorgt, denken Sie. In der Tat, durch die großen Fenster sieht man uns oft sitzen und Pause machen. So ist bestimmt etwas Wahres dran. Ja, manchmal könnte es eine ganze Speisekarte füllen, was an verschieden Gerichten mittags so auf den Tisch kommt. Angefangen von den mitgebrachten Stullen (belegten Broten) oder den MittagsResten vom Wochenende. Manchmal läuft einem geradezu das Wasser im Mund zusammen, beim Anblick von knusprigen Brathähnchen, Nudelsalat oder frischen Pellkartoffeln mit Leinöl und Quark. Aber auch Pizza, Döner und Co finden ihren Platz auf unseren Mittagstisch. Nicht das Sie denken alles sei frisch zubereitet. Meistens ist Schlangestehen an der Mikrowelle angesagt, denn es hat keiner wirklich Zeit, in der Pause ein anständiges Gericht zu kochen. So wird nur aufgewärmt oder eben von der Stulle abgebissen. Man könnte sagen „hier wird auch nur mit Wasser gekocht“. Einige Kolleginnen und Kollegen gehen gern mal in unseren Speiseraum der Zentralküche auf dem Hauptgelände und essen dort ihr Mittag. So ein kleiner Spaziergang zwischendurch tut sehr gut, man kann abschalten und wird nicht bei der Pause gestört. Natürlich dürfen wir das Trinken nicht vergessen. Kaffee gibt es genug, aber auch Tee und Wasser, mit dem man seinen Flüssigkeitshaushalt auffüllen kann sind täglich bei uns zu finden. Aber das wichtigste ist es, in der Pause abschalten zu können und seine Gedanken von der Arbeit ausruhen zu lassen. Da ist es eigentlich unerheblich, was auf den Tisch kommt, gegessen und getrunken wird – alles normale Kost. Also mach mal Pause und tanke Energie – das sollte nicht nur für uns Kollegen aus der Verwaltung gelten. Matthias Luban Küche der ersten Etage - Rechnungswesen uNTERWEGS 2/2014 29 WiCHErn-SCHUlE die Wichern-Schule in Forst Ein ganz normaler Tag Immer wieder höre ich die landläuige Meinung über unsere Arbeit, „Was lernen eigentlich die Kinder bei euch“? Dann antworte ich oft, wir versuchen unseren Kindern die größtmögliche Selbständigkeit zu vermitteln um ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu führen. E s ist Montag 7:30 Uhr, ich betrete die Schule und ich frage mich: „Was erwartet mich heute“? In unserer Klasse lernen 10 Kinder im Alter von 9-12 Jahre mit den unterschiedlichsten Behinderungsarten und Schweregraden. In der Klasse arbeiten zwei Lehrkräfte und für 5 Kinder stehen uns Einzelfallhelfer (EFH) zur Seite. Im Klassenzimmer angekommen, bereite ich die Ämterpläne und die Tagesabläufe mit Bildsymbolkarten für jeden einzelnen Schüler vor. Inzwischen ist es 7:45 Uhr, die ersten Kinder werden vom Fahrdienst gebracht, sie brauchen Hilfestellung und Anleitung beim Auskleiden. Einige Schüler müssen vom Frühdienst abgeholt werden und ebenfalls ausgekleidet und umgelagert werden. Zum Glück steht mir hier der Einzelfallhelfer zur Seite. Oje der erste Schüler hat schon die Hose voll bevor der Unterricht richtig begonnen hat. Ich gehe mit ihm zur Toilette und helfe ihn beim Säubern und Umkleiden. Inzwischen sind auch die anderen Schüler eingetroffen. 30 uNTERWEGS 2/2014 Als ich aus dem Bad komme, liegt schon der erste Schüler in der Garderobe und ist der Meinung, sich heute nicht ausziehen zu wollen. Mit viel Geduld und gut zureden, kann ich ihn überzeugen, jetzt in die Klasse zu kommen und seine Aufgaben zu erfüllen. Die anderen Schüler bereiten inzwischen den Frühstückstisch vor. mut. Die Situation hat sich wieder beruhigt, alle essen weiter. Plötzlich geht die Klassenzimmertür auf und der Therapeut steht im Raum und holt ein Kind zur Therapie. Ein Schüler neben mir zappelt wie wild auf seinem Stuhl, weil er dringend auf Toilette muss. Ich schicke ihn los und sehe schon, dass es zu spät war. 8:10 Uhr wir sind nun alle bereit, mit dem Frühstück zu beginnen. Jeder versucht, so gut er kann, sein Frühstücksbrot zuzubereiten, aber keiner kann es wirklich selbständig. Ich gehe von Kind zu Kind und leite ihn an oder unterstütze dort, wo er Hilfe benötigt. Zum Glück habe ich die Einzelfallhelfer, die mich tatkräftig unterstützen. Nachdem ein Kind nach dem „Hodentee“ fragt, zaubert er ein Lächeln in mein Gesicht. Einigen fällt es noch sehr schwer, still am Tisch zu sitzen, ordentlich zu essen oder leise zu sein. 9:30 Uhr ich komme in die Klasse und der Wassereimer zum Tischabwischen liegt ausgekippt auf dem Boden. J. ist schon dabei, seinen kleinen Streich wieder zu beheben. Inzwischen haben alle geholfen, den Tisch abzuräumen und zu säubern. Alle waren im Bad, jeder einzelne benötigte auch hier wieder Hilfe und Unterstützung und wenn es nur verbale Anleitung zum Hände waschen ist oder Hilfe beim Hoseöffnen oder -schließen. In solchen Situationen wünschte ich mir 6 Hände. Ohne Einzelfallhelfer wäre es kaum zu schaffen. Der Morgenkreis kann nun beginnen, wir besprechen hier den Tagesablauf, Wochenenderlebnisse, machen Schreibübungen an der Tafel und singen Lieder oder lesen eine Geschichte. A. weint, weil sie Schmerzen hat in Ein ohrenbetäubender Schrei klingt durch unseren Klassenraum, alle sind erschrocken und halten sich die Ohren zu. A. schreit mal wieder vor lauter Über- WiCHErn-SCHUlE ihrem Stehbrett, L. steht ständig auf und singt immer wieder die gleichen Lieder. Vom Orthopädiezentrum steht schon ganz ungeduldig ein Mitarbeiter vor der Tür und wartet, dass er den neuen Rolli für R. probieren kann. 10:00 Uhr unser Sachunterricht beginnt. Heut steht das Thema „Vom Korn zum Brot“ auf dem Stundenplan. Wir lernen heute die verschiedenen Getreidesorten. Für den Schüler A. wurde das Thema gesondert mit Gebärden und Bildsymbolen aufbereitet, da er taub ist. Frau S. hat verschieden Sorten mitgebracht, die wir anfassen, riechen und anschauen können. Die Aufmerksamkeitsspanne ist bei unseren Schülern noch sehr gering, deshalb bauen wir immer wieder zur Auflockerung Bewegungsspiele ein. 10:45 Uhr kurze Trinkpause, dann steht Töpfern auf dem Stundenplan. 11:00 Uhr wir töpfern heut Gefäße und wollen Abdrücke von unseren Getreidesorten machen. Aber ich kann gar nicht so schnell gucken, da verschwindet das erste Stück Ton im Mund von C. Ein anderer Schüler ruft ständig „Das kann ich nicht.“. Wieder mit viel Geduld und Zureden ermutige ich ihn, Kugeln zu formen. Einige Kinder finden das Anfassen des Ton spannend, aber allein schaffen sie es nicht, Formen herzustellen. Wir haben so viele Kugeln geformt, dass wir eine Schale daraus herstellen können. Nun machen wir noch die Abdrücke der Getreidehalme darauf und betrachten unser „Kunstwerk“. Alle sind mächtig stolz, etwas geschafft zu haben. 12:45 Uhr Toilettengänge, wieder helfen beim Hoseöffnen, anleiten beim Händewaschen, Zähneputzen. Einige Schüler brauchen jetzt dringend eine Pause, sie dürfen sich auf das Wasserbett zurückziehen. Die Anderen machen gemeinsam mit Frau S. eine Entspannungsreise in ruhiger Atmosphäre. J. bekommt in der Mittagszeit die Gelegenheit zum Malen oder Puzzeln. L. arbeitet an seiner Arbeitsstation in der Mittagszeit. Endlich mal Zeit, die Hausaufgabenhefte zu kontrollieren, wichtige Mitteilungen an die Eltern einzuschreiben, das Frühstücksgeld zu kassieren, die Essenbestellung zu schreiben. Schon ist es wieder 13:30 Uhr und die AG´s beginnen. Die Schüler werden zu den Arbeitsgemeinschaften begleitet. Die AG´s sind mit den Schülern nach ihren Neigungen und Interessen ausgesucht worden. L. hört z.B. leidenschaftlich gern Musik. In der Musik-AG hopst er ausgelassen durch den Raum und positioniert sich unmittelbar vor den Lautsprechern, um die Bässe der Musik am ganzen Körper zu spüren. Er ist am Ende der Stunde kaum da weg zu bekommen. 14:30 Uhr – wir treffen uns wieder in der Klasse, alle helfen, den Vespertisch zu decken. Wieder Hilfestellung beim Essen und Trinken. J. ruft ganz laut „wo sind die Karten für den „Abschupskreis“? Jeder erzählt nach seinen Fähigkeiten, was er am Tag erlebt und was gut oder schlecht war. Und wenn auf die Frage: „War dein Tag heut schön?“ die Kinder sagen: „Der Tag war schön, ich komme morgen gern wieder in die Schule“ oder ein Nicken und Lächeln erfolgt, sind dies die Momente, wo ich sage: „Danke Kinder das es euch gibt, dass ihr so seid wie ihr seid. Ihr seid es, die Freude in unsere Arbeit bringen und es lohnenswert machen zu kämpfen Tag für Tag.“ Kathrin Derno 12:00 Uhr Mittagszeit, wir ziehen uns an und gehen in den Speiseraum. Jeder erhält seine Essenmarke und stellt sich an, um sein Essen zu holen. Auch hier lernen wir noch in der Reihe zu stehen, zu warten, bis jeder dran ist. Das Tablett mit dem Essen darauf ist ziemlich schwer, die Schüler versuchen, so gut sie können, es selbständig zu tun. Plötzlich schubst einer von hinten und das Tablett mit dem Essen liegt auf dem Boden. Oje J. weint, sein schönes Essen liegt nun auf dem Boden. Alle helfen so gut sie können, das Ungeschick zu beheben. Wir trösten J., er bekommt ein neues Essen. Eine Schülerin bekommt auf Grund ihrer Erkrankung eine Spezialnahrung, diese muss extra erwärmt werden. ohne Einzelfallhelfer wäre der Alltag kaum zu schafen gEmEinnützigE aUFWind gmBH JürgEn illig EmPFiEHlt: Schnitzel mit Spargel und Kartofeln Schnitzel: 4 Schnitzel ( à 150-200 g ), 2 Eier, ( 8 EL ) Semmelbrösel, ( 2 EL ) Mehl, (2 TL), Salz (1 TL), Pfefer, (3 EL) Margarine Spargel: (0.5 EL) Butter, (1 TL) Salz, (1 TL) Zucker Kartofeln: 50 g Kartofeln (vorwiegend festkochend )1 TL Salz gemeinsam kochen und geniessen im Trefpunkt „Domgasse“ der aufwind gGmH Fürstenwalde Gemeinsam geniessen Seit gut zwei Jahren verabreden sich Mitarbeiter der aufwind gGmbH Fürstenwalde und ihre Klienten im Trefpunkt „Domgasse“, um gemeinsam zu kochen und neue Rezeptideen auszutauschen. ie Idee dazu entstand, nachdem einige Klienten den Wunsch äußerten, selbstständig gesunde Hauptmahlzeiten zuzubereiten. Es wurde schon immer in einzelnen Wohnungen gemeinsam mit Klienten gekocht und nun hatten wir alle miteinander Lust, uns einfach zusammen zu tun und eine Kochgruppe ins Leben zu rufen. D Ziel des Angebotes ist es, unsere Klienten anzuleiten, wie sie einfache und bekannte, auch neue Mahlzeiten zubereiten können. Auf unserem Speiseplan steht eine Vielfalt an Gerichten: Salate, Nudeln, Fleisch- und Fischgerichte aber auch Exoten wie Chili con Carne. Dazu gibt es meist auch ein Dessert. In unserer Runde entwerfen wir gemeinsam Menüs und planen den Zutateneinkauf. Dazu darf sich jeder Teilnehmer aktiv beteiligen und seine Ideen und 32 uNTERWEGS 2/2014 Wünsche einbringen. Bei der Auswahl der Zutaten beraten wir in Bezug auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Auch auf die Jahreszeit wird geachtet, Spargel und Erdbeeren sind zurzeit sehr beliebte Zutaten. Der gemeinsame Zutateneinkauf gehört zum Ablauf unbedingt dazu. Bevor es dann an die „Buletten“ geht, bespricht das Team die Aufgabenverteilung und sammelt Arbeitsmaterialien zusammen. Die Teilnehmer erhalten Anleitung zu den Arbeitsschritten und bekommen Tipps zur einfachen Ausführung. Die fertigen Speisen kommen dann auf den Tisch und werden gemeinsam verspeist. Mittlerweile gehört die Kochgruppe zum festen Bestandteil unserer Freizeitaktivitäten und findet alle zwei Wochen statt. Christoph Wolter/Marcus Wählisch Mitarbeiter „aufwind“ Team Fürstenwalde zubereitung: Schnitzel klopfen ( evtl. teilen ), mit Salz und Pfefer kräftig würzen, panieren (Mehl/Ei/Semmelbrösel) und in einer beschichteten Pfanne in Margarine (3 EL) von beiden Seiten goldbraun braten. Restliches Panierei in der Pfanne mitbraten und später als Garnierung auf die Schnitzel legen. Spargel in 1½ - 2 Liter Wasser mit 1 TL Salz, 1 TL Zucker und ½ EL Butter 15-20 Minuten kochen. Nach 15 Minuten stechen, um zu prüfen, ob er schon weich/ gar/bissfest ist. Den Spargel aus dem Wasser nehmen. Kartofeln schälen, waschen, ca. 20 Minuten in Salzwasser (2 TL) kochen und abgießen Serviervorschlag: Spargel mit Bratenfett (evtl. noch etwas Butter dazugeben) beträufelt auf Tellern mit Schnitzel und Kartofeln servieren. Dazu passt ein gekühltes Wasser. Erdbeeren mit Quark 250g Erdbeeren, 500g Quark, 200 ml Milch, 2 Päckchen Vanillezucker, Honig Erdbeeren waschen, putzen, Strunck entfernen (grüne Blätter abschneiden), in mundgerechte Stücke schneiden. Quark mit Vanillezucker und Milch cremig rühren (bei Bedarf mit etwas Honig abschmecken). Erdbeeren mit dem Quark vermengen. Erdbeerquark portionsweise in Schälchen servieren. aUS dEn BErEiCHEn Das Leben auf dem Lande „Du bist was du isst“ – so leben wir im Haus Lydia als „Selbstversorger“ as Haus Lydia befindet sich recht dörflich in Lindenberg, ca. 25 km vom Zentralgelände der Samariteranstalten in Fürstenwalde entfernt. Das hat zur Folge, dass wir nicht durch die Zentralküche beliefert werden, sondern selbst unsere Verpflegung organisieren müssen. D Die Selbstversorgung erfordert in mancherlei Hinsicht eine gute Vorplanung. - Welche Lebensmittel in welchen Mengen sollen gekauft werden? - Wie viel Budget steht uns dafür zur Verfügung? - Für wie viele Tage und Personen muss der Einkauf geplant werden? Durch die Aufgaben, die bei der Organisation des Einkaufes erledigt werden müssen, kann eine Gemeinschaft gebildet und erlebt werden. Die Bewohner lernen, welche Arbeit in der Planung des Einkaufes und in der Zubereitung der Mahlzeiten steckt. Sie lernen, die Verantwortung für die Planung zu übernehmen. Unser wöchentlicher Ablauf ist mit zwei großen Hauseinkäufen und mehreren kleineren individuellen Gruppen oder Personeneinkäufen strukturiert. Die wöchentlichen Großbestellungen werden per Mail an den ortsansässigen Supermarkt geschickt. Die Kollegen dort pakken die bestellten Lebensmittel schon zusammen, so dass diese dann von Bewohnern und Kollegen gemeinsam abgeholt werden können. muss. Gemeinsam gehen dann einige Bewohner in den Supermarkt, um die Lebensmittel dort frisch einzukaufen. Da auch bei uns gern ein frisches Brot gegessen wird, erstellen die Bewohner mehrmals wöchentlich eine Brotbestellung fürs Haus und organisieren diese dann weitestgehend selbstständig in der Tagesgestaltung. Ein Vorteil, den unsere Selbstversorgung mit sich bringt, ist der, dass die Bewohner im Supermarkt auswählen können. Zum einen die Auswahl aus einer Vielzahl von Produkten zum anderen Alternativen, die vorher vielleicht gar nicht zur Wahl standen. Es wird keine Liste ausgefüllt und dann kommt das Essen, sondern der gesamte Ablauf der Beschaffung ist, wie im richtigen Leben auch, eine Notwendigkeit. So kann es passieren, dass es das gewünschte Produkt nicht zu kaufen gibt. Dann muss ein Plan B her, spontan Umentscheiden bieten ein hohes Maß an Freiheit und Selbstverwirklichung. Mario Stein Die Versorgung mit Mittagsessen unterscheidet uns in der der Woche kaum von anderen Wohnbereichen. Wir werden von Montag bis Freitag von einer externen Firma beliefert und wählen zwischen zwei Mahlzeiten aus. Freitag bis Sonntag wird im Haus Lydia selbst gekocht. Dazu wird schon im Morgenkreis geplant, was eingekauft werden Wir kaufen was wir brauchen selbst im Supermarkt. Eine Herausforderung für Bewohner und Mitarbeiter. Mein Einblick in die Christophorus-Werkstätten Am 7. und 8. Juli 2014 hatte ich die einmalige Gelegenheit einen kurzen aber intensiven Blick in die Welt der Christophorus-Werkstätten in Fürstenwalde werfen zu können. Das habe ich vor allem Herrn Voget und Herrn Würdisch zu verdanken, welche dies ermöglichten. Ich bin 17 Jahre alt, lebe in Potsdam und besuche die Voltaire Gesamtschule in der 11. Klasse. Nun aber zu meinem Einblick. Alle, mit denen ich zu tun hatte waren nett und kamen auf mich zu, Hilfe war mir von Anfang bis Ende zugesichert. Die Arbeit mit den Behinderten war einerseits anstrengend und andererseits sehr aufschlussreich, ich bewundere alle Menschen, die die Kraft und das geistige Durchhaltevermögen aufbringen, sich jeden Tag mit den Problemen und Ängsten anderer Menschen zu beschäftigen. An dieser Stelle möchte ich auch alle Mitarbeiter der IMO-Weiß grüßen, ich hoffe, dass ich eines Tages noch einmal die Gelegenheit haben werde, dort zu Arbeiten. Diese zwei Tage werden mir immer in Erinnerung bleiben und mich bei meinem zukünftigen (Berufs)Leben begleiten. Leon Mones uNTERWEGS 2/2014 33 UntErWEgS mit ... ... Jutta Grothe Jutta Grothe 34 uNTERWEGS 2/2014 Nach über 30 Jahre in den Samariteranstalten – von der Ausbildung 1980 als Psychatriediakonin bis zur Wohnbereichsleiterin 2000 – geht nun Jutta Grothe neue Wege Frau Grothe, manche Menschen setzen sich, bei den ersten Enkelkindern, mit ihrem Ruhestand auseinander, fangen an zu rechnen. Sie stellen sich, nach mehr als drei Jahrzehnten, einer ganz neuen Herausforderung. Wie das? Als ich fünfzig wurde, habe ich – das ist ja auch normal – Rückblick gehalten, habe mir die Frage gestellt: `Jutta, wo stehst Du jetzt? Wie soll es weiter gehen? Was hat Dir die Arbeit gebracht? Kannst Du Dir das Lutherhaus bis zur Rente vorstellen? ´ Als mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, habe ich eine tiefe Zufriedenheit über die ergangenen Jahre empfunden. Dann kamen mehr und mehr Aspekte hinzu, meine Fragen an mich selbst wurden kritischer. Ich habe gemerkt: `Du bist ein bissel stecken geblieben.´ Stagnation liegt mir nicht! allen Höhen und Tiefen. Aber für mich war eine Veränderung einfach dran! Ein großer Schritt. Was hat denn Ihre Familie dazu gesagt? Mit meinem Mann habe ich natürlich frühzeitig gesprochen. Aber der Familie habe ich das erst mitgeteilt, als meine Entscheidung fest stand. Dabei hat natürlich auch eine Rolle gespielt, dass alle Kinder inzwischen aus der Versorgungspflicht heraus sind. Na ja, es ist schon so: Leben und Arbeiten in den Samariteranstalten gehörte zu meinem Leben. Mit Haben Sie bei diesen Überlegungen und Erinnerungen auch noch an Ihren Start gedacht? Mit 17 habe ich ein diakonisches Jahr gemacht, bei der Stadtmission in Halle. Herr Voget, da waren sehr, sehr schwer behinderte Menschen. Und natürlich waren das völlig andere Situationen, die mit der heutigen Arbeit überhaupt nicht zu vergleichen sind. Wir haben alle Bewohner jeden Abend in eine Zwangs- Solche Gedanken, solche Entscheidung treffen Sie nicht über Nacht. Ganz gewiss nicht. Ich habe mich gefragt: `Was würde ich noch gerne machen? Aber habe ich dazu den Mut?´. Dann merkte ich: Etwas halb zu machen kann ich mir nicht vorstellen. Herz und Leidenschaft gehören für mich zusammen. Ich mache nichts, nur weil es gemacht werden müsste. Da bin ich mir treu geblieben. Die Konsequenz wäre ja, etwas nur aus Angst vor einer Veränderung weiter zu machen. Für mich merkte ich, Herz und Leidenschaft lassen allmählich nach. Und dann war da die Überlegung: `Irgendwann bist Du nur noch geduldet!´ UntErWEgS mit jacke gesteckt! Und trotzdem stand für mich nie in Frage, ob ich eine Ausbildung in diesen Bereich mache. Sondern nur, wo ich diese Ausbildung absolviere. Und da die Psychatriediakone etwas Einmaliges in der DDR war, bin ich nach Fürstenwalde gegangen. Eine gute Entscheidung? Eine sehr gute Entscheidung. Wenn auch die Masse der behinderten Menschen hier mich schier erschlagen haben. Zugleich hat mich die Planung der Arbeit, die inhaltliche Konzeptionen sehr beeindruckt. Seinerzeit hatten wir ja auch bei den Samariteranstalten die straffen Strukturen der DDR. Als ich dann nach meiner Familienphase 1993 wieder eingestiegen bin, war das wie eine Ohrfeige. Eine Kollegin hat mir damals gesagt: „Jetzt ist alles anders. Vergiss alles, was Du gelernt hast!“ Und tatsächlich, die lockeren Strukturen, die Mitarbeiter ohne kirchlichen Bezug. Teilweise hatte ich fast den Eindruck, ich müsse mich rechtfertigen. Zu schwerwiegende Veränderungen? Nun ja, teilweise schon. Andererseits gab es natürlich auch sehr angenehme Veränderungen: Die kleineren Gruppen, die Einzelzimmer, die sanitären Anlagen, die Hilfsmittel, wie zum Beispiel die Fahrstühle. Wissen Sie eigentlich, dass wir früher die Bewohner zur Kirche „hochgehuckt“ haben? Was bitte haben Sie? Wir haben die Bewohner Huckepack auf dem Rücken in die Kirche getragen. Also „gehuckt“! Die Rollstuhlfahrer haben wir sogar mit den Rollstühlen die Treppe hoch getragen. Diese Erleichterungen waren schon ein Genuss. Auch 1996, im Zuge der Umstruckturierungen der Frauengruppen in Bethanien und der Männergruppen im Lasiushaus entstand eine geschlechtergemischte Erwachsenengruppe in Bethesda, 4. Etage. Eine sehr schöne Zeit. Doch noch einmal zu den Veränderungen: Ich habe den Eindruck, nach 1993 wurde alles sehr schnelllebig. Kaum war man an einer Stelle angekommen, kamen schon die nächsten Veränderungen: Konzeptionell, personell, baulich, gesetzlich. Da durften Erwachsene auf einmal nicht mehr im Kinderwohnbereich wohnen, da sollten Bewohner mit einbezogen werden – das waren jeweils Neuerungen, auf die wir uns einstellen sollten. Die natürlich auch gut waren. ... Zum Beispiel? Als das Lutherhaus umgebaut wurde, durften wir uns mit Bewohnern das Haus ansehen. Die Bewohner konnten entscheiden, ob sie lieber auf der Hofseite oder der Straßenseite ihr Zimmer haben wollten. Das war einfach toll! Ein guter Prozess. Und Sie waren dann die Leitung für das „neue Haus“? Nein. Zunächst wurde das Lutherhaus vom Bereich Bethanien/Posen aus mitgeleitet. Die Ausschreibung stand sieben Wochen mit einer genauen Terminierung. Ich habe mich auf den letzten Drücker, am letzten Tag entschieden. Zwar hatten schon einige Mitarbeiter angefragt. Ich habe sehr lange überlegt, eigentlich die sieben Wochen. Mit der Unterstützung von Frau Bley, habe ich dann die Chance ergriffen, Möglichkeiten und Überlegungen umzusetzen. Nur, je länger ich diese Arbeit mache, desto mehr kommt mir die Basisarbeit abhanden. Das fehlt mir. Und gleichzeitig merke ich auch, Mitarbeitermanagement, das immer wichtiger wird, ist nicht wirklich mein Schwerpunkt. Also eine neue Entscheidung treffen? Genau. Damit sind wir ja wieder beim Ausgangspunkt angelangt. Bis zur Rente wollte ich das doch nicht machen. Natürlich – und das erfüllt mich schon mit großer Zufriedenheit – haben mich diese vielen Jahre als „Sami“ geprägt. Nur durch diese Jahre und Erfahrungen stehe ich da, wo ich heute stehe. Stünde ich – mit allem Wissen von heute – wieder vor der Entscheidung, ich würde dieselbe Richtung wieder einschlagen! Und am Ende komme ich zu dem Fazit: Mit allen Höhen und Tiefen – da gab es wirklich eine ganze Menge! – es war eine gute Zeit, für die ich dankbar bin. Frau Grothe, jetzt haben Sie in anderer Hinsicht den Weg noch einmal von vorne angefangen. Gleich doppelt: Jetzt arbeite ich mit jungen Müttern und ihren meist sehr kleinen Kindern. Also noch einmal auf den Anfang von Lebenswegen. Also mit einer neuen Arbeit und einem neuen Träger. Ich bin wieder mit Herz und Leidenschaft dabei. Ich lerne Neues und habe wieder große Freude an der Arbeit. Dann sage ich einfach und schlicht: Danke, Frau Grothe! Paul-Gerhardt Voget Jubiläumsfeier 2009 – 10 Jahre Erwachsenenwohnbereich im Lutherhaus uNTERWEGS 2/2014 35 Die Redaktion wünscht allen Bewohnern, Mitarbeitern, Freunden und Partnern ein schöne Sommerzeit.