Unterwegs Nr. 2 - 2014

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Unterwegs
DIE ZEITSCHR
IFT
DER SAMARITE
RAN
S TA LT E N
Küche und Ernährung
Fotostudio Works/Le
hre Vil
lach / pixelio.de
Katharina von Bora-Haus
Lob, Anregungen, Visionen und Smoothfood
Korczak-Schule
Ernährung – Grundpfeiler der Gesundheit
Unterwegs mit ...
... Jutta Grothe
02 2014
inHalt
Einblicke
TITELTHEMA
4
Zentralküche der Samariteranstaten
6
8
Wichern-Schule
Katharina von Bora-Haus
10 Burgdorf-Schule
12 Aus den Bereichen: - Drachenbootmannschaft
- Spendenprojekt
14 Christophorus-Werkstätten
6
14
MITTENDRIN – DIE BEWoHNERSEITEN
15 Gesunde Ernährung
18 Erntedank
20 Fußball-WM
22 Bilderreihe: Gebäude der Umgebung
23 Aus den Bereichen: - Lindenhof
24 Korczak-Schule
15
26 So bunt ist unser Glaube
28 Aus den Bereichen: - Blick über den Tellerrand
- Verwaltung
30 Wichern-Schule
32 Gemeinnützige Aufwind GmbH
33 Aus den Bereichen: - Haus Lydia
24
uNTERWEGS MIT...
34 ... Jutta Grothe
34
2
uNTERWEGS 2/2014
32
28
diE SEitE drEi
Werte halten – alltäglich, konkret!
Liebe Leserin,
Lieber Leser,
Vor einigen Jahren wurde landauf landab
über W E R T E diskutiert. Woran sich
alle halten wollten / sollten, das konnte
in schön formulierten Leitbildern gelesen
werden. Oft waren und sind das wohl
klingende, gleichwohl abstrakte Begriffe.
Wir möchten mit dieser Ausgabe zum Samariterfest 2014 einmal einen bescheideneren Weg einschlagen. Werte halten –
konkret:
Sie gehen ganz gewiss auch regelmäßig
einkaufen: Mineralwasser, Obst, Gemüse, Brot – was man halt so braucht.
Möglich, Sie kaufen ihr Obst, Gemüse
und Käse auf dem Markt, die anderen
Sachen vielleicht im Supermarkt. In den
Samariteranstalten gibt es viele Menschen, die sich um diese Alltäglichkeiten
nicht selber kümmern können. Bei anderen gehört es zur eigenen Tagesgestaltung, mit Einkauf und Zubereitung
eigene Verantwortung zu übernehmen.
Werte halten – alltäglich, konkret.
Reden wir doch gleich noch über Diät.
Nicht nur bei Essen und Trinken, sondern
über eine kleine, besondere Form der
Diät. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
haben wir mit dem letzten Heft eingeladen, „den Gürtel ein klitzekleinwenig
enger zu schnallen“. Zur Unterstützung
der Kindernothilfe, für ein Projekt in
Bolivien habe ich gebeten, auf die CentBeträge beim monatlichen Gehalt zu
verzichten. Das sind kleine Zeichen der
Barmherzigkeit, Werte des „Samariters“!
Es wäre schön, wenn auch diese Werte
gehalten werden – alltäglich, konkret.
Beim Samariterfest wollen wir das wieder einmal einen Tag lang miteinander
feiern: mit vielen Möglichkeiten, die fleißige Hände vorbereitet haben, mit fröhlicher Musik, mit gottesdienstlicher
Besinnung. Wenn Sie dabei denken: `Irgendwie zieht sich immer das „Miteinander“ wie ein roter Faden durch alle
konkreten, alltäglichen Werte, dann liegen Sie wohl Gold richtig: Als Gäste und
Bewohner, als Mitarbeiter und Unterstützer, als ... Denn nur Miteinander können
wir unsere Werte halten. Was, die Bemerkung kann ich nicht unterdrücken,
Gegeneinander anrichtet, sehen wir gerade alltäglich, konkret in den Nachrichten!
Miteinander also Werte halten, alltäglich,
konkret. Wenn wir das am ersten Sonntag im September fröhlich und ausgelassen feiern können, erleben wir möglicherweise einen barmherzigen Tag
miteinander. Und der wird seine Auswirkungen haben. Da bin ich mir sicher –
und dazu freue ich mich, Sie zu begrüßen!
Mit sehr freundlichen Grüßen
Paul-Gerhardt Voget
Theologischer Vorstand
Übrigens: Auch in den Häusern der Samariteranstalten hängen die besprochenen und aufgeschriebenen Leitbilder.
Manchmal kommen neue Mitarbeitende,
denen es nicht leicht fällt, sich da hineinzudenken. Wenn da rüber diskutiert und
geschrieben wurde, ist das für andere
nicht immer leicht zu verstehen. Deshalb
ist es durchaus hilfreich, sich alltäglich,
konkret darauf zu besinnen, welche
Werte wir denn einhalten wollen / sollen.
Das fängt tatsächlich bei Essen und Trinken an und hört bei den gespendeten
Cent-Beträgen nicht auf.
uNTERWEGS 2/2014
3
titEltHEma
Küche und Gesunde Ernährung
Aus der Zentralküche der Samariteranstalten
ber gesunde Ernährung kann man
viel Lesen und Hören. Man kann die
Ernährung und alles was damit zu tun hat
mit den verschiedenen Religionen vergleichen: Jeder glaubt an etwas anderes.
Ich persönlich finde die 10 Regeln der
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
(DGE) am sinnvollsten und nachvollziehbar. Ich hab die 10 Regeln mal vereinfacht aufgelistet:
Ü
1. Die Lebensmittelvielfalt genießen
Vollwertiges Essen und Trinken beinhaltet eine abwechslungsreiche Auswahl,
angemessene Menge und Kombination
nährstoffreicher und energiearmer Lebensmittel. Wählen Sie überwiegend
pflanzliche Lebensmittel. Diese haben
eine gesundheitsfördernde Wirkung und
unterstützen eine nachhaltige Ernährungsweise.
2. Reichlich Getreideprodukte/Kartoffeln
Brot, Getreideflocken, Nudeln, Reis, am
besten aus Vollkorn, sowie Kartoffeln
enthalten reichlich Vitamine, Mineralstoffe sowie Ballaststoffe und sekundäre
Pflanzenstoffe. Verzehren Sie diese Lebensmittel mit möglichst fettarmen Zutaten. Mindestens 30 Gramm Ballaststoffe,
vor allem aus Vollkornprodukten, sollten
es täglich sein.
3. Gemüse und Obst – Nimm „5 am Tag“
Genießen Sie 5 Portionen Gemüse und
Obst am Tag, möglichst frisch, nur kurz
gegart oder gelegentlich auch als Saft
oder Smoothie – zu jeder Hauptmahlzeit
und als Zwischenmahlzeit: Damit werden Sie reichlich mit Vitaminen, Mineralstoffen sowie Ballaststoffen und
sekundären Pflanzenstoffen versorgt und
verringern das Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten.
4. Milch- und Milchprodukte täglich,
Fisch ein- bis zweimal in der Woche,
Fleisch, Wurstwaren, Eier in Maßen
Diese Lebensmittel enthalten wertvolle
Nährstoffe, wie z. B. Calcium in Milch,
Jod, Selen und n-3 Fettsäuren in Seefisch. Entscheiden Sie sich bei Fisch für
Produkte mit anerkannt nachhaltiger
Herkunft. Im Rahmen einer vollwertigen
Ernährung sollten Sie nicht mehr als 3004
uNTERWEGS 2/2014
600 g Fleisch und Wurst pro Woche
essen. Bevorzugen Sie fettarme Produkte, vor allem bei Fleischerzeugnissen
und Milchprodukten.
5. Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel
Fett liefert lebensnotwendige (essenzielle) Fettsäuren und fetthaltige Lebensmittel enthalten auch fettlösliche Vitamine. Da es besonders energiereich ist,
kann die gesteigerte Zufuhr von Nahrungsfett die Entstehung von Übergewicht fördern.
6. Zucker und Salz in Maßen
Verzehren Sie Zucker und Lebensmittel
bzw. Getränke, die mit verschiedenen
Zuckerarten (z.B. Glukosesirup) hergestellt wurden, nur gelegentlich. Würzen
Sie mit Kräutern und Gewürzen und
wenig Salz. Wenn Sie Salz verwenden,
dann angereichert mit Jod und Fluorid.
7. Reichlich Flüssigkeit
Wasser ist lebensnotwendig. Trinken Sie
rund 1,5 Liter Flüssigkeit jeden Tag. Bevorzugen Sie Wasser – ohne oder mit
Kohlensäure – und energiearme Getränke. Trinken Sie zuckergesüßte Getränke nur selten. Diese sind energiereich
und können bei gesteigerter Zufuhr die
Entstehung von Übergewicht fördern. Alkoholische Getränke sollten wegen der
damit verbundenen gesundheitlichen Ri-
siken nur gelegentlich und nur in kleinen
Mengen konsumiert werden.
8. Schonend zubereiten
Garen Sie die Lebensmittel bei möglichst
niedrigen Temperaturen, soweit es geht
kurz, mit wenig Wasser und wenig Fett –
das erhält den natürlichen Geschmack,
schont die Nährstoffe und verhindert die
Bildung schädlicher Verbindungen. Verwenden Sie möglichst frische Zutaten. So
reduzieren Sie überflüssige Verpakkungsabfälle.
9. Sich Zeit nehmen und genießen
Gönnen Sie sich eine Pause für Ihre
Mahlzeiten und essen Sie nicht nebenbei.
Lassen Sie sich Zeit, das fördert Ihr Sättigungsempfinden.
10. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben
Vollwertige Ernährung, viel körperliche
Bewegung und Sport (30-60 Minuten pro
Tag) gehören zusammen und helfen
Ihnen dabei, Ihr Gewicht zu regulieren.
Gehen Sie z. B. öfter zu Fuß oder fahren
Sie mit dem Fahrrad. Das schont auch die
Umwelt und fördert Ihre Gesundheit.
Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung!
Stefan Spohn
Quelle: (http://www.dge.de/)
Ein Tag in der Küche (ein grober Ablaufplan)
05:45 uhr - Die Küche wird aufgeschlossen
06:00 uhr - Die gelieferte Ware wird auf Qualität und Vollständigkeit kontrolliert
06:30 uhr - Ware wird aus den Kühlhäusern zusammengestellt
und die ersten Lebensmittel werden vorbereitet
07:00 uhr - Frühbesprechung der Köche, Einteilung und Abläufe werden festgelegt
07:10 uhr - Mitarbeiter beginnen zu kochen
und die kalte Verplegung zu kommissionieren.
09:00 uhr - Frühstückspause
09:30 uhr - Die warmen Speisen werden kommissioniert
11:00 uhr - Essensausgabe für die Kantine wird vorbereitet,
- kalte Küche beginnt mit den Reinigungsarbeiten
11:30 uhr - Essenausgabe beginnt
- warme Küche beginnt mit der Reinigung
12:00 uhr - Kalte Küche beginnt mit Aufüllen der Lebensmittel im Arbeitsbereich
- Warme Küche beginnt mit Vorbereitungen für den Folgetag, wie zum
Beispiel: Pudding oder andere Desserts kochen
13:00 uhr - Mittagspause
13:30 uhr - Reinigung der eintrefenden Behälter, Abwasch und Bodenreinigung
14:30 uhr - Feierabend
titEltHEma
Dinnerabend am 2. Juni 2014
Im Jahr 2010 hatten wir die Idee, im Rahmen der Ausbildung unserer Köche, Dinnerabende für unsere Bewohner anzubieten und 2 Fliegen auf einen Streich zu
erlegen. Einerseits können wir verschiedene Zubereitungen und Arbeitsabläufe
eines á la carte Restaurants trainieren, die
wir im Tagesgeschäft nicht umsetzen
können. Andererseits bietet sich für unsere Bewohner die Möglichkeit, ein
hochwertiges 3-Gang Menü in gemütlicher Atmosphäre zu genießen.
Diese Abende finden in unserem Speisesaal statt, der liebevoll umgestaltet wird.
Es gibt jedoch eine Ausnahme. Für die
Bewohner/innen des Altenpflege-Wohnheims „Katharina von Bora“ ist es leider
mit viel Aufwand verbunden in unseren
Speisesaal zu kommen. Daher gestaltet
sich der Abend für sie anders. Die Cafeteria im Katharina von Bora-Haus wird
zum Restaurant umgestellt und schick
eingedeckt. Wir als Küche müssen alles
vorbereiten und verpacken um dann in
der Cafeteria anzurichten.
Doch der Reihe nach: Montag früh haben
sich alle Azubis pünktlich eingefunden
um als Erstes das Menü zu besprechen:
Vorspeise: Fischkraftbrühe mit Räucheraal und Gemüsestreifen. Als Hauptspeise: Hähnchenbrustroulade gefüllt mit
Kochschinken und jungem Gouda, Pfirsich-Apfelsoße, Wurzelgemüse und
Pommes Nature und zum Dessert: Weißes Moussé au chocolate mit Fruchtsoße.
In einer Menübesprechnung stellen die
Azubis Ihren Zeitplan vor, aus dem hervorgeht, was zu welcher Zeit von wem
organigramm
der Zentralküche
hergestellt wird. Die Besonderheit ist,
dass das Menü fertig gegart und verpackt
werden muss. Dies stellt einen erhöhten
Schwierigkeitsgrad dar, weil beispielsweise das Hühnchen angebraten werden
muss um dann im Behälter garziehen zu
können.
Alle Aufgaben waren verteilt und schon
ging es los, Fische werden filetiert, um
aus den Karkassen die Brühe anzusetzen.
Das Hähnchen wird zum Füllen vorbereitet, die weiße Mousse wird zubereitet.
Zur Mittagszeit setzen wir uns nochmal
zusammen um zu schauen ob alles im
Plan ist und den weiteren Ablauf zu besprechen. Jetzt werden die Getränke vorbereitet und in der Cafeteria bereitgestellt
und die Tische eingedeckt. So langsam
geht es in die heiße Phase, die letzten
Speisen werden abgeschmeckt und verpackt. Wir fahren gegen 17:30 Uhr ins
Altenpflege-Wohnheim und bauen auf.
Unsere Bewohner erwarten uns schon.
Nach einer kleinen Ansprache von Herrn
Weiß und mir starten wir mit dem Getränkeservice und servieren Malzbier,
Bier, Wein und weitere Köstlichkeiten.
Parallel wird die Suppe angerichtet, so
dass wir gleich mit dem Servieren der
Suppe beginnen können. Der Service
klappt reibungslos und so können wir
Gang für Gang anrichten und servieren.
Es war ein sehr schöner Abend, der uns
und den Bewohnern noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Für uns aber auch
für die Bewohner eine interessante Abwechslung. Bis zum nächsten Mal!
Stefan Spohn
Kommunikation,
der umgang mit Kritik
und andere Missverständnisse
Viele Kollegen in den Samariteranstalten haben schon diverse Lehrgänge zum Thema
Kommunikation besucht und doch fällt es oft
schwer, den richtigen Ton zu trefen. Wenn wir
mit anderen Menschen zusammenarbeiten,
dann ist nicht jeder Tag eitel Sonnenschein und
wir können nicht jedes Wort auf die Goldwaage
legen. Zudem sind die Menschen sehr unterschiedlich. Der Eine sagt, was er denkt, der Andere denkt, ohne etwas zu sagen und ein
Dritter redet, ohne vorher darüber nachzudenken, was er mit seinen Worten anrichten kann.
Dabei ist es die Kritik, die uns gemeinsam nach
vorne bringt. Es ist uns Mitarbeitern in der
Küche sehr wichtig zu erfahren, ob unser Essen
gut ankommt oder ob wir etwas falsch gemacht haben. Doch die Art und Weise so mancher Mitarbeiter lässt uns immer wieder erschrecken. Niemand wird gern am Telefon angeschrien oder beleidigt. Bitte denken Sie
daran, dass unser Küchenteam sein Möglichstes tut, um alle Arbeiten zur vollsten Zufriedenheit auszuführen.
Niemand ist vor Fehlern gefeit und wir alle machen welche. Ich bitte Sie, sich einmal selbst zu
relektieren und zu schauen, ob Sie sich angesprochen fühlen. Bitte lassen Sie uns in einem
respektvollen Ton miteinander umgehen und
es wird für alle leichter. Wenn uns in der Küche
Fehler unterlaufen, werden wir schnellstmöglich versuchen, diese zu beheben. Ich wünsche
uns einen friedlichen umgangston miteinander und eine gute Zusammenarbeit.
Tino Barth
Stefan Spohn
(Küchenleiter)
tino Barth
(Stellv. Küchenleiter)
marita Eppert
(warme Küche)
Kerstin Pitzmann
(warme Küche)
Sirko tänzel
(diätküche)
Frank Otto
(warme Küche)
david Braun
(warme Küche)
annelies Koch
(kalte Küche)
Hanka Wolf
(kalte Küche)
Stefanie lange
(auszubildende der
Samariteranstalten)
Charleen Schulz
(auszubildende der
Samariteranstalten)
Jessica albrecht
(auszubildende über
FaW)
Carina Franke
(*ChristophorusWerkstätten)
Josephine rheder
(*ChristophorusWerkstätten)
Susanne Kolatte
(*ChristophorusWerkstätten)
Praktikanten
* Ausgelagerter Arbeitsplatz der Christophorus-Werkstätten
uNTERWEGS 2/2014
5
WiCHErn-SCHUlE
Schulentwicklungspreis „Aktiv und Sicher“
1. Platz für die Wichern-Schule Forst (Lausitz)
ie Preisträger des ersten Schulentwicklungspreises „Aktiv und Sicher“ der Unfallkasse Brandenburg
stehen fest. Zehn Schulen aus den Landkreisen Oder-Spree, Spree-Neiße, dem
Barnim, Ostprignitz-Ruppin, Oberhavel,
Märkisch-Oderland, der Uckermark und
Potsdam erhalten den mit insgesamt
30.000 EURO dotierten Schulentwicklungspreis.
Beworben haben sich für den Schulentwicklungspreis „Aktiv und Sicher“ 83
Grund- und Förderschulen des Landes
Brandenburg.
Der Schulentwicklungspreis „Aktiv und
Sicher“ wurde von der Unfallkasse Brandenburg für das Schuljahr 2013/2014
ausgelobt, an dem sich alle Grund- und
Förderschulen des Landes Brandenburg
beteiligen konnten. Schirmherrin des
Projekts ist Dr. Martina Münch, Ministerin für Bildung, Jugend und Sport des
Landes Brandenburg. Ziel ist es, Schulen, welche bei der Umsetzung von Gesundheitsförderung und Unfallverhütung
im Schulalltag gute Leistungen aufweisen, auszuzeichnen. Ihre bisherige Arbeit
soll dabei sichtbar gemacht und ihre weitere Arbeit unterstützt werden.
Die Preisverleihung fand in Anwesenheit
des Staatssekretärs des Ministeriums für
Bildung, Jugend und Sport Burkhard
Jungkamp, des Vorstandsvorsitzenden
der Unfallkasse Brandenburg Klaus-Dieter Klapproth und des stellvertretenden
Geschäftsführers der Unfallkasse Brandenburg Dieter Ernst am 22.05.2014 im
Brandenburg-Saal der Staatskanzlei des
Landes Brandenburg zu Potsdam statt.
1. Platz: Wichern-Schule Forst (Lausitz)
Zur Begründung bei der Preisverleihung
hieß es: „Unsere Siegerschule zeichnet
sich dadurch aus, dass das Konzept der
„guten gesunden Schule“ aktiv gelebt
wird. Lernen und Bewegung spielen an
dieser Schule eine sehr große Rolle. Beispiele dafür sind: Ein bewegungsfreundlich gestaltetes Außengelände mit
Verkehrsgarten, Schulfahrräder und fast
D
alle Schul- und Unterrichtswege werden
zu Fuß gegangen. Für die Unterrichtsgestaltung wurde eigens ein Bewegungskalender entwickelt in dem Ideen und
Anregungen für Bewegtes Lernen und
Bewegungspausen enthalten sind. Es gibt
zudem mehrere AG´en, einen täglichen
Morgenkreis und in allen Klassenstufen
wird eine wöchentliche Schwimmstunde
durchgeführt.
Schule wird hier als Lebens- und Lernraum erfahren, in dem Lernen mit allen
Sinnen ein fester Bestandteil der Lernkultur ist. Es wird gemeinsam Gitarre gespielt, mit gesunden Lebensmitteln
gekocht, es gibt ein Projekt zu Brut und
Aufzucht von Seidenhühnern, die Gestaltung des Außengeländes wird als Prozess betrachtet: So wurde gemeinsam
eine Sonnenuhr und ein Holzbackofen
gebaut. Die Schule hat einen Schulgarten
und einen Garten der Sinne.
Wesentlich in dieser Schule ist die gelebte Partizipation und die Öffnung der
Erstmals Grund- und Förderschulen im
Wettbewerb „Aktiv und Sicher“ ausgezeichnet
6
uNTERWEGS 2/2014
aUS dEn BErEiCHEn
Schule gegenüber ihrem Umfeld. Überall werden die Eltern und externe Partner
mit eingebunden. Es wird gemeinsam mit
den Eltern an Themenfeldern, wie Ernährung, Pflege und Sport gearbeitet und
sie werden aktiv in Entscheidungen mit
einbezogen. Alle Lehrkräfte stehen den
Eltern an einem Tag der Woche zu Elterngesprächen zur Verfügung, es wird
ein Elternstammtisch angeboten, regelmäßig werden Elternbriefe versendet und
einmal monatlich gibt es einen regulären
Elternsprechtag.
Lehrkräfte und bei Bedarf steht ein Mediator zur Verfügung. Um das Team zu
stärken, finden regelmäßig gemeinsame
Aktivitäten statt. Im Vordergrund stehen
hierbei sportliche Aktionen wie Wandern
oder Kanufahren. Den mit 10.000 Euro
dotierten 1. Platz des Schulentwicklungspreises „Aktiv und Sicher“ im
Schuljahr 2013/14 belegt die WichernSchule Forst (Lausitz).“
Quellen:
http://www.mbjs.brandenburg.de/sixcms/
detail.php/bb1.c.364854.de
http://www.ukbb.de/level9_cms/download_
user/Praevention/Sonstiges/GuVV-Flyer_052013.pdf
Die Fortbildung der Lehrkräfte hat einen
hohen Stellenwert, wird im Team erarbeitet und als langfristige Aufgabe gesehen. Die Fortbildungspläne werden nicht
nur für ein Jahr sondern längerfristig aufeinander aufbauend angelegt. Die Lehrkräfte dokumentieren ihre Fortbildungen
für das Kollegium und fungieren als
Multiplikatoren.
In unserer Siegerschule gibt es ein funktionierendes Mentorensystem für die
uNTERWEGS 2/2014
7
KatHarina vOn BOra-HaUS
Lob, Anregungen, Visionen und Smoothfood
Im Altenplege-Wohnheim ist Essen für viele Bewohner
das Wichtigste am Tag
Frau Teuchert, Sie wohnen seit 2010 im
Katharina von Bora-Haus. Haben Sie
bis dahin noch allein für sich gekocht?
Ich war nie die große Köchin. Mal ein
Eierkuchen oder Milchreis hab ich mir
aber bis zum Einzug ins Heim, noch gekocht. Aber wenn die Kinder zu Besuch
kamen, hab ich rausgeholt, was rauszuholen ging an Kochkünsten.
Welche Rolle spielt das Thema Essen
bzw. Ernährung in Ihrem Leben?
Ich esse schon immer leidenschaftlich
gern. Meine Mutter hat früher immer
gut gekocht. Als ich beim Arbeitsdienst
war, gab es nachmittags immer Kaffee,
Kuchen und Marmeladenbrote. Das hab
ich stehen lassen. Ich hab lieber vom
Bauern die Wurstbrote gegessen. Das
hat geschmeckt und weil ich sehr sportlich war, konnte ich essen was ich
wollte, ich wurde nie dick!
Wie haben Sie bei ihrem Einzug in unser
Haus die Umstellung vom Selbstkochen
zum bekocht werden, erlebt?
Sehr positiv! Ich finde, der Koch gibt
sich die allergrößte Mühe. Es ist ja auch
nicht einfach, für so viele Menschen zu
kochen. Ich bewundere ihn, wie er das
hinkriegt mit den Finanzen und allem.
Dann hoffe und wünsche ich, dass es
Ihnen weiterhin schmeckt und bedanke
mich für das Gespräch.
Anke Tennler
Smoothfood – was ist das?
Smoothfood ist eine Alternative bei alters- oder krankheitsbedingten Einschränkungen, es ist ein Konzept für
gepflegte Esskultur, das auch das Auge
erfasst. Insbesondere wurde es entwickelt
für Menschen mit z.B.
Schluckstörungen, die Lebensmittel in ursprünglicher
Form oder Konsistenz unmöglich aufnehmen und zerkleinern können.
ckungsmöglichkeiten in einen festen Zustand gebracht werden. Mit Hilfe von Silikonformen werden die Gerichte zu
einer erkenntlichen und appetitanregenden Mahlzeit angerichtet.
Nadine Linke
Bei der Herstellung von
Smoothfood werden frische
Nahrungs- und Lebensmittel
cremig, schaumig und
gleichmäßig, mit Hilfe eines
Smoothiemixers oder eines
Püriergerätes verarbeitet,
eine optimale Nährstoff-Verfügbarkeit durch Mikrozerkleinerung.
Die Nahrungs- und Lebensmittel können zusätzlich
durch verschiedene Andi8
uNTERWEGS 2/2014
gänseblümchen / pixelio.de
Smoothies – lecker und gesund
KatHarina vOn BOra-HaUS
Vision
In der Wohngruppe Hanna im Katharina
von Bora-Haus riecht es nach frischem
Suppengrün. Zwei Bewohnerinnen schälen Kartoffeln, eine andere putzt frische
Erdbeeren. Heute gibt es Kartoffelsuppe
und als Nachtisch Erdbeerparfait mit
einem Beeren-Minze-Salat und schon
bald riecht es so gut, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Eine Mitarbeiterin püriert den Nachtisch für zwei
Bewohnerinnen, die Kau- und Schluckstörungen haben und verarbeitet ihn zu
einem leckeren Smoothfood-Dessert.
Zum Mittagessen genießen alle an schön
gedeckten Tischen das Essen, offensichtlich schmeckt es. In der Nachbargruppe
gibt es heute Pizza Margarita. Herr Müller kann nicht mehr mit dem Besteck umgehen, er isst die Pizza als Fingerfood.
Dazu ein Glas Bier, das ist er so gewöhnt.
Seitdem in den Wohngruppen selbst gekocht wird, ist das Thema „Essen“ – in
der Vergangenheit ein Dauerthema der
Sitzungen des Bewohnerschaftsrates und
in den Dienstbesprechungen von Hauswirtschaft und Pflege, ein Thema, das
immer wieder zu Unzufriedenheit und
Beschwerden geführt hat – zu einem
Thema für Lob und Zufriedenheit geworden. Unterstützt von Köchen der
Küche der Samariteranstalten sind Alltagsbegleiterinnen und Mitarbeiterinnen
der Hauswirtschaft für das Essen, für
viele Bewohnerinnen das Wichtigste am
Tag, zuständig. Der Speiseplan richtet
sich nach Gewohntem und den Wünschen der Bewohnerinnen und Bewohner
und kann auch schnell mal geändert werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner
sind stolz auf ihre Leistung, sie führen
trotz aller Einschränkungen ein normales
Leben.
Inzwischen hat sich die dezentrale Speisenversorgung in der Region herumgesprochen und ist zu einem weiteren
wichtigen Kriterium bei der Entscheidung von Pflegebedürftigen für das Katharina von Bora-Haus geworden.
Reinhard Weiß
gänseblümchen / pixelio.de
Beurteilung und Anregungen zur Verbesserung der Verplegung
der Heimbewohner aus Sicht einer Angehörigen
• Der Speiseplan ist zwar nicht schlecht,
aber in einigen Positionen verbesserungsfähig. So ist eine größere Abwechslung wünschenswert, es gibt z.B.
oft Kartoffelsuppe, Hülsenfrüchte, Nudelgerichte oder Bratwürste.
• Die Mitwirkung der Heimbewohner
bei der Speiseplangestaltung wäre gut,
Lieblingsgerichte und neue Gerichte
könnten mit Hilfe eines Fragebogens
den Speiseplan erweitern.
• Nicht immer passen das Hautgericht
und die Beilagen zusammen.
• Durch Zusammenarbeit mit einer Ernährungsberaterin auf eine altersgerechte und gesunde Ernährung achten,
z.B. haben viele Bewohner Nierenerkrankungen und sollten wenig Kalium
zu sich nehmen.
• Frische Salate wie Obstsalat müssten
oft gereicht werden; viele Heimbewohner sind nicht mehr in der Lage,
sich das angebotene Obst zuzubereiten und nehmen dadurch zu wenig
Vitamine zu sich.
• Salate sind oft zu grob geraspelt und
sehr trocken (z.B. Möhrensalat).
Man kann als Küche nicht auf alle Wünsche eingehen, aber man kann durch
kleine Verbesserungen und Anregungen
der Bewohner, die nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern auch umgesetzt
werden, den Speisplan bereichern und
schmackhafter gestalten. In Gesprächen
ist aufgefallen, dass viele traditionelle
Speisen, die die Bewohner früher selbst
zubereitet haben, auf dem Speiseplan
fehlen oder zu selten angeboten werden.
Ingrid Marrot, Briesen
uNTERWEGS 2/2014
9
BUrgdOrF-SCHUlE
Mit der Vesper endet der Schultag
unsere nachmittägliche kleine Zwischenmahlzeit hat für unsere Schüler
eine besondere Bedeutung.
it der Vesper endet der Schultag,
und im Anschluss daran heißt es, in
die Busse steigen und nach Hause bzw.
in ein Internat zu fahren.
M
In unserer Klasse haben wir lange überlegt, welchen Namen wir dieser Mahlzeit
geben. Das Wort Vesper ist in unserem
mitteldeutschen Sprachraum eher nicht
gebräuchlich. Sollten wir doch „Kaffee
trinken“ sagen? Andererseits trinken unsere Schüler (noch) keinen Kaffee, ist
dies eher eine Bezeichnung aus dem Vokabular der Erwachsenen?
Letztlich entschieden wir uns dennoch
für die Kaffeevariante und unsere Schüler gehen sehr pragmatisch damit um. In
anderen Klassen erfreut sich die Vesper
großer Beliebtheit. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Wort?
Vesper ist das Synonym für eine Zwischenmahlzeit – einzunehmen zwischen
den Hauptmahlzeiten Frühstück, Mittag
oder Abendessen. Im deutschen Sprachraum existieren für solch ein kleines
Essen zahlreiche verschiedene Ausdrücke. Diese können zum Beispiel:
Brotzeit, Gabelfrühstück, Imbs, Jause,
Marend/ Marende, Fofftein, Unternessen,
Zvieri oder eben Vesper heißen.
Aus dem alemannischen Sprachraum, so
der Schweiz, Liechtenstein, Vorarlberg
oder Süddeutschland kommen die Be10
uNTERWEGS 2/2014
griffe Zvieri, abgeleitet von der Vier (die
Uhrzeit am Nachmittag gab der Mahlzeit
ihren Namen) oder Jause. Den Ursprung
dieses Wortes vermutet man im Slowenischen/mala juzina = kleine Mahlzeit. In
Österreich beschreibt man die Jausenzeit
etwa von 9 bis 15 Uhr, es gibt hier z. B.
Brettjausen – eine kräftige Brotmahlzeit
mit allerlei deftigen Fleisch- und Wurstsorten mit Beilagen wie Kren (Meerrettich), Senf, Käse und Gurken, serviert auf
einem Holzteller, oder aber auch eine
Speckjause, meistens ergänzt um ein
„Schnapserl“ oder einen Krug Bier.
In Südtirol gibt es am Nachmittag die
Marende, hier werden knuspriges Schüttelbrot, Schinken, Kaminwuzen, Essiggurken und Rotwein gereicht. Der
Begriff Marende hat seinen Ursprung übrigens im Lateinischen merenda (nachmittägliche Zwischenmahlzeit).
In Rheinhessen heißt der in den Weinbergen eingenommene Proviant Imbs, und
stammt ebenso wie das Wort Imbiss aus
dem Althochdeutschen imbizan- „entbeißen“ bzw. „essen“ ab. Imbs ist eine rustikale Zwischenmahlzeit auf die Faust:
Hier gibt es Hausmacherwurst, auch mal
Pellkartoffeln mit Käse und Wein.
Aus dem Bayerischen kommt die Bezeichnung Brotzeit, diese wurde früher
von Bauern, Almhirten und Wandersleuten verzehrt und erfreut sich noch heute
großer Beliebtheit. Auch hier gibt es Brot,
Wurst, gern Obazda und Radieschen.
Fofftein kommt aus dem Norddeutschen
und ist abgeleitet von der Fünfzehn.
Diese bezieht sich auf die entsprechend
lange Pause.
Ein Unternessen bezeichnet in der Gegend um Salzburg eine kleine Zwischenmahlzeit.
Und unsere Vesper? Das Wort ist besonders im süddeutschen Raum sehr verbreitet. Es gibt hier sogar das Verb
vespern oder herumvespern, damit ist das
beliebig häufige Einnehmen von kleinen
Zwischenmahlzeiten gemeint.
Bei uns gibt es hier zum Beisiel ein Stück
Obst oder Gemüse, gern auch einen Joghurt. Zu besonderen Anlässen wie
einem Geburtstag spendiert der Jubilar
auch mal einen Kuchen, an heißen Tagen
gibt es vielleicht ein Eis. Wir trinken
dazu Wasser, Tee, Saft oder eine Schorle.
Es ist in jedem Fall tatsächlich eine
kleine Zwischenmahlzeit, es gibt sie
meist gegen 15 Uhr, sie ist eingebettet
zwischen dem Mittag – und dem Abendessen. Zumeist ist sie freudvoll und geprägt von gespannter Erwartung auf die
Abenteuer des Nachmittags, welche sich
an die Schulzeit anschließen.
Anke Lüth
BUrgdOrF-SCHUlE
Wir waren an der Spree!
12. Fachtag „Autismus“, Burgdorf-Schule Fürstenwalde
nsere Reise begann schon am Freitag (23.05.2014) mit einer angenehmen Fahrt zum Berliner Hauptbahnhof.
Dessen komplexe „Struktur“ erinnerte
mich eher an das Treppenhaus von Hogwarts. Katjas kartographisches Supertalent war dort überlebenswichtig!
u
In Fürstenwalde wurden wir dann sehr
freundlich von Kai Beier in Empfang genommen, der uns zu unserem Hotel
„Haus am Spreebogen“ fuhr und uns
auch während der gesamten Tagung
immer wieder unterstützend zur Seite
stand. Diese freundliche, offene und
herzliche Stimmung begegnete uns im
gesamten Verlauf der Veranstaltung, so
von Frau Rabe, allen Organisatoren, Mitarbeitern und auch Teilnehmern.
Katja Kötz schaffte eröffnend einen
Durchblick mit ihrem Eingangsvortrag
„Ich mag das Leben bunt, weil es viele
Zahlen hat.“, den sie mit „Tiefblick“ im
anschließenden Workshop am „EisbergModell“ erweiterte.
Da Carsten Donath leider durch Krankheit nicht nach Fürstenwalde kommen
konnte, habe ich die Zeit eines seiner geplanten Workshops bekommen. So hatte
ich die Gelegenheit eines wunderbaren
und ungezwungenen Austausches mit
den Teilnehmern, in dem ich meinen Vortrag „Unterstützte Kommunikation für
Autisten“ präsentieren durfte – aus dem
Blickwinkel eines „autistischen Familienalltags“ und mir selbst als Autistin.
Das brachte mir selbst so viel Sicherheit,
dass ich dieses Gefühl mit in meinen Alltag nehmen kann und es mir zukünftig
leichter wird, in größeren Gruppen zu
sprechen. Herzlichen Dank dafür!
In der folgenden Mittagspause mit leckerem Buffetangebot ergaben sich für uns
wieder viele Gelegenheiten für Kontakte
und Erfahrungsaustausch.
Begleitet durch nachmittäglichen Sonnenschein lief nun der zweite Block mit
weiteren intensiven Workshops. Am liebsten hätte ich an allen teilgenommen,
doch meine Kraft reichte nur noch für
einen „halben“ bei Herrn Beier. Ich hoffe, noch einmal die Gelegenheit zu bekommen, diesen ganz erleben zu dürfen.
Zum Abschied erhielten Katja und ich
von der Schulleiterin Frau Rabe noch ein
besonderes Geschenk. Eine wunderschöne, handgefertigte Kerze aus den dortigen Christophorus-Werkstätten. Gerne
hätte ich mich auch zum Thema Sprachentwicklung länger mit Frau Rabe ausgetauscht.
Während Katja noch genussvollen Orgelklängen folgte, machte ich noch eine
Pause und habe mich vom blauen Himmel, Sonne und Umgebung inspirieren
lassen und konnte so beim Fotografieren
entspannen.
Dann fuhr uns Herr Beier zum Fürstenwalder Bahnhof. Dort kündigte sich der
zUr PErSOn
tina Crimmann
Referentin beim Fachtag „Autismus“
der Burgdorf-Schule 2014, Autistin,
Mitinitiatorin von "LunA-Leipzig und
Autismus" (Bildungsangebote und
Selbsthilfegruppen für Menschen im
Autismusspektrum)
LunA - Leipzig und Autismus
http://www.leipzig-und-autismus.de
Weitere Fotos der Veranstaltung gibt es
auf unserer LunA-Facebookseite:
https://www.facebook.com/pages/
LunA-Leipzig-und-Autismus/13891880
6278689? ref=hl
RE mit Verspätung an. Das vorher geplante Ankommen in Leipzig kurz nach
sieben Uhr abends rückte in weite Ferne.
Das Universum meinte es aber gut mit
uns und wir schafften es im Eiltempo,
durch den asymmetrischen Berliner
Hauptbahnhof den ICE nach Leipzig zu
erreichen, bevor sich dessen Türen
schlossen.
Glücklich und erschöpft kamen wir in
Leipzig an (zur geplanten Uhrzeit).
Wir hatten eine sehr schöne und erlebnisreiche Zeit in Brandenburg. Dort wo
die Bäume Nummernschilder haben. Vielen Dank dafür und liebe Grüße nach
Fürstenwalde!
Tina Crimmann
Wir hatten eine sehr schöne und erlebnisreiche
Zeit in Brandenburg. Dort wo die Bäume
Nummernschilder haben.
uNTERWEGS 2/2014
11
aUS dEn BErEiCHEn
Die „Handicaptains“ beschränken sich nicht nur auf das
Paddeln im Drachenboot, sondern genießen auch ...
Sport frei
L
iebe Kolleginnen und Kollegen der
Samariteranstalten, ich bin eine begeisterte Sportlerin und freue mich, dass
mein Arbeitgeber, die Samariteranstalten,
ein so breitgefächertes Angebot an betrieblichen Sportgruppen hat. Ich trainiere seit Jahren in der Volleyballmannschaft (immer montags von 16:00-17:30
Uhr in der Pneumant-Sporthalle), in
der Drachenbootmannschaft „Handicaptains“ (immer dienstags von 17:00-18:30
Uhr auf dem E-dis-Gelände) und bei den
Walkern (dienstags oder mittwochs von
16:00-17:00 Uhr an der Schwanenwiese
– die Absprachen erfolgen kurzfristig und
sind dem Wetter geschuldet).
Ihr denkt, dass das viel ist? Vielleicht.
Aber seit ich regelmäßig Sport treibe,
sind meine Rückenbeschwerden gar
nicht mehr so schlimm. Und ich habe
immer viel Spaß dabei, denn die Leute
und Kollegen, die ich dort antreffe, sind
mir ganz liebe Freunde geworden.
Die sportlichen Aktivitäten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Samariteranstalten werden seit Jahren auch von
der Drachenbootmannschaft maßgeblich
gestaltet. Die „Handicaptains“ beschränken sich aber schon lange nicht mehr nur
auf ein Paddeln im Drachenboot. In diesem Jahr waren wir schon in Harrarov
aktiv beim Skilanglauf, werden 2 Radtouren in Brandenburg unternehmen,
wollen gemeinsam den Kletterwald in
Bad Saarow unsicher machen, planen die
Besteigung der Zugspitze und werden –
wie schon seit Jahren – am Helene-See
ein Schnuppertauchen organisieren.
In der Vergangenheit waren zwar weniger Fotos veröffentlicht worden, aber wir
waren dennoch aktiv. Ein paar Augenblicke aus 2013 und 2014 habe ich euch
mal bildlich festgehalten. Seht selbst!
Der Spaß steht im Vordergrund.
In allen Sportgruppen, bei denen ich
aktiv bin, gibt es immer noch viel Platz
für neue Mitsportler. Wenn ihr wollt,
schaut doch mal vorbei! Meine Telefonnummer: Samariteranstalten 567-410
(Mo-Fr von 7:15 bis 15:45 Uhr)
Simone Stefen
PS: Ich danke der Leitung der Samariteranstalten für die jährliche Unterstützung
der Mannschaft „Handicaptains“ in Form
von einer finanziellen Unterstützung,
denn wenn die Drachenbootmannschaft
in Fürstenwalde bei der Füwa-Race an
den Start geht, bezahlen die Samariteranstalten die Startgelder und stellen uns
einen Transporter für das Mannschaftszelt, die Tische und Bänke… zur Verfügung. Lieben Dank dafür!
... Schnuppertauchen am Helene-See, Winterfreuden in Harrarov und gemütliches Grillen
12
uNTERWEGS 2/2014
aUS dEn BErEiCHEn · PErSOnalia
Wir BEgrüSSEn
111 Samariter
Eine schöne Zahl. Anlass, „Danke!“ zu sagen:
111 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
haben sich bis heute bereit erklärt, auf die
Cent-Beträge beim Gehalt zu verzichten.
Diesen Betrag – inzwischen können wir
jeden Monat 141,64 € einsammeln – stellen wir unmittelbar dem Kindernothilfeprojekt „Schutzhaus Infante in Cochabamba, in Bolivien“, in Südamerika zur
Verfügung.
Was war das noch? Gerne diese kleine
Erinnerung: Südlich der Stadt La Paz,
Hauptstadt des Andenstaates Bolivien,
liegt das Städtchen Cochabamba. Dort,
räumlich sehr weit von uns weg, trägt die
Kindernothilfe das Haus „Infante“. Ein
Schutzhaus für Mädchen. Meist sind
diese Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren alt. Ganz viele von ihnen leiden unter
Erfahrungen, missbraucht worden zu
sein. Und leider, das wissen wir nun auch
aus unserer eigenen Umgebung, findet
Missbrauch, sehr, sehr oft in Gestalt von
sexuellem Missbrauch, in der eigenen
Familie statt.
Das Kindernothilfeprojekt „Infante“ in
Cochabamba bietet diesen Mädchen dreifache Hilfe an: Unmittelbar Betroffene
erhalten medizinische und psychologische Betreuung; alle, die diese Einrichtung aufsuchen, werden begleitend unter-
stützt, um eine bessere Zukunft leben zu
können; und wo immer möglich, wird
mit Aufklärung und Prävention versucht,
Missbrauch vorzubeugen, bevor er an
Leib und Seele verletzt!
In der letzten Ausgabe der „Unterwegs“
hatten wir Ihnen dieses Projekt bereits
vorgestellt. Wenn Sie gerne noch einmal
nachlesen möchten: Unterwegs 1/2014,
Seite 13.
Natürlich freuen wir uns sehr darüber,
dass sich inzwischen „111 Samariter“,
ungeachtet der räumlichen Entfernung,
an dieser Hilfe beteiligen. Ich weiß sehr
wohl, dass auch bei uns mancher mit dem
Cent rechnen muss. Um so wertvoller ist
Ihre Unterstützung für die Mädchen und
jungen Frauen in Cochabamba, die dort
„unter die Räuber gefallen sind“.
Und noch zwei gute Nachrichten: Die
Hilfe für „Infante“ ist kein geschlossener
Fond, d.h. jederzeit können weitere
Samis hinzukommen. 111, diese wunderschöne Zahl, muss nicht die letzte Zahl
sein. Und: Selbstverständlich werden wir
weiter über unser kleines Projekt „Konkret helfen!“ informieren.
Für heute ganz herzlichen Dank!
im Katharina von Bora-Haus
Birgit Landt, Sarah Klink
im Bereich EmMaRo
Christine Neumann, Katja Schubert
im Bereich Posen/Bethanien
Barbara Siegert, Herstin Fiddicke,
Marlen-Christin Thomas,
Phillip Bening
im Lutherhaus
Erik Rau, Nicole Reim,
Judit Agnes Juhasz
im Haus Lydia
Nils Falkenhof, Marco Schulz,
Paul Zucker
im Lindenhof
Sandra Kaps, René Kursawe,
Daniel Melcher, Linda Zierke,
Tobias Klohn
im Christofelhaus
Sabine Peter, Sarah Munzel
im Haus Bethesda
Fabian Wohlgemuth,
Jennifer Haustein, Paul Thomas
im Haus Jona
Adriana Mischer
in der Wichern-Wohnstätte
Ricardo Wenzel
in der Verwaltung
Katharina obst
im Autismus-Zentrum
Marlies Mersits
Wir vEraBSCHiEdEn
in der Verwaltung
Richard Wuttge
in den Christophorus-Werkstätten
Brigitte Ludwig
im Haus Bethesda
Gerlinde Lehmann
Monique Möwius
im Lutherhaus
Jutta Grothe
oliver Koeppen
Stei Knispel
im Bereich EmMaRo
Joanna Dolgner
uwe Wolf
in der Korczak-Schule
Stei Kießhauer
im Lindenhof
Sebastian Große
im Haus Jona
Madlin Verena Schäfer
Paul-Gerhardt Voget
uNTERWEGS 2/2014
13
CHriStOPHOrUS-WErKStättEn
„Hier ist mein Platz, hier fühle ich mich wohl“
Carina Franke, Josephine Rheder und Susanne Kolatte aus den Werkstätten
erzählen von ihrer Arbeit in der Küche der Samariteranstalten
ktuell sind 10 Beschäftigte der Christophorus-Werkstätten in 7 Kooperationseinrichtungen in unserer Region auf
ausgelagerten Arbeitsplätzen tätig, z.B.
im Patientenbegleitdienst im HELIOSKlinikum in Bad Saarow, bei EDEKA in
Storkow oder bei der Lebensmut Integrationsfirma GmbH in Fürstenwalde.
Passend zum Titelthema dieser „Unterwegs“ stellen wir Ihnen, liebe Leserinnen
und Leser, die drei Beschäftigten aus der
Küche der Samariteranstalten vor.
A
An einem sonnigen Vormittag Mitte Juni
haben wir uns zum Gespräch verabredet.
Ich habe die drei Frauen zu ihrem Werdegang in den Christophorus-Werkstätten befragt und sie gebeten zu berichten,
was ihnen an ihrer Arbeit gefällt und was
sie sich für die Zukunft wünschen.
Carina Franke (43) arbeitet von den drei
Frauen am längsten auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz. Seit 2004 ist sie in
den Christophorus-Werkstätten, hat in
der „Horizont-Werkstatt“ in Görsdorf
und in der Holzwerkstatt gearbeitet. Frau
Franke war einige Jahre Mitglied des
Werkstattrates und hat in dieser Funktion
auch die Beschäftigten auf den ausgelagerten Arbeitsplätzen besucht, wozu auch
die Küche der Samariteranstalten zählte.
Sie fand die Arbeitsaufgaben interessant
und wollte diesen Arbeitsplatz gern im
Rahmen einer mehrwöchigen Arbeitserprobung kennenlernen. Der damalige
Inte- grationsbeauftragte Uwe Amende
unterstützte Frau Franke in diesem
Wunsch, organisierte und begleitete das
Praktikum. Anfang 2012 wurde die Kooperationsvereinbarung zwischen den
Christophorus-Werkstätten und der
Küche der Samariteranstalten geschlossen.
Die Arbeit macht ihr großen Spaß, betont
Frau Franke, sie könne sich nicht mehr
vorstellen, in einem anderen Bereich zu
arbeiten. „Hier ist mein Platz, hier fühle
ich mich wohl!“ fasst sie ihre Eindrücke
und Erfahrungen zusammen. Sie mag die
„meistens gut gelaunten Kollegen und
die beiden Chefs“ Herr Spohn und Herr
Barth. Sie freut sich, dass ihre Arbeit geachtet und ihr Vertrauen entgegengebracht wird. „Sie loben mich!“ sagt Frau
Franke stolz. Sie bedient, wie die beiden
anderen Frauen auch, die Abwaschstrecke, den Geschirrspüler und die Presse für die Speisereste, unterstützt bei der
Speisenvorbereitung, z.B. schneidet sie
Gemüse. Auch die Sauberkeit im Speiseraum gehört zu ihren Aufgaben. Frau
Franke sagt, dass ihr ein geregelter, klarer Ablauf wichtig ist und verweist auf
die Liste, die in der Küche für die drei
Frauen aushängt, auf der die Arbeitsplanung für die wöchentlichen Tätigkeiten
aufgeschrieben ist. „Es wäre schön, wenn
alles so bleibt, wie es ist“ antwortet sie
auf die Frage, was sie sich für die Zukunft wünscht.
Josephine Rheder (25) war 2007 zunächst im Berufsbildungsbereich (BBB)
und danach tätig in den Arbeitsbereichen
Holzwerkstatt, Nähstube im AltenpflegeWohnheim „Katharina von Bora“ und im
Hauswirtschaftsdienst auf dem Gelände
der Samariteranstalten (HWD-Gruppe).
Auch Frau Rheder wurde von Herrn
Amende auf die ausgelagerten Arbeitsplätze aufmerksam gemacht und arbeitete 2010 als Hauswirtschaftskraft in der
Fürstenwalder Kita „Schmusebacke“.
Auf eigenen Wunsch beendete sie 2012
dort ihre Arbeit, kehrte zunächst in die
HWD-Gruppe zurück und ist seit Herbst
2013 in der Küche tätig. Auch sie schätzt
das kollegiale Verhältnis zu den Mitarbeitern und sagt schmunzelnd: „Die
Chefs sind locker!“, für alle Fragen offen
und helfen bei Problemen. Vielleicht, so
wünscht es sich Frau Rheder, lernt sie
mal noch etwas mehr über Schneidetechniken oder auch kochen. „Ich will noch
mehr lernen, um meine Arbeit besser zu
machen“, sagt sie abschließend.
Susanne Kolatte ist 23 Jahre und seit
2010 in den Christophorus-Werkstätten.
Schon zu BBB-Zeiten wurde sie gezielt
von Herrn Amende angesprochen, erzählt
sie, und nach einem 4wöchigen Praktikum im Mai 2011 in die Küche übernommen. 2012 wurde ihr Sohn geboren
und nach einjähriger Elternzeit kehrte sie
an ihren alten Arbeitsplatz zurück.
Ähnlich wie Frau Franke und Frau Rheder findet sie es gut, dass ihre Arbeit
anerkannt wird und ergänzt: „Wir lachen
zusammen!“ Dankbar ist Frau Kolatte für
das Entgegenkommen der verantwortlichen Mitarbeiter, als sie darum bat,
wegen der Betreuung des Sohnes verkürzt arbeiten zu können. Dass vielleicht
mehr Zeit und Gelegenheit ist, um über
Probleme miteinander zu reden, wünscht
sie sich, weiß aber auch, dass das wegen
der Arbeitsabläufe und des Zeitdrucks
nicht immer möglich ist.
Zum Schluss unseres Gespräches suchen
wir einen schönen Platz für ein gemeinsames Foto. Vor dem Schild „Küche &
Speisesaal“ postieren sie sich lächelnd.
Die Arbeit macht uns Spaß, wollen sie
auch damit sagen.
Andreas Dittkrist
von links: Carina Franke, Susanne Kolatte, Josephine Rheder
mittend
ri
n
die Bewohner-Seiten
Sommer 2014
Gesunde Ernährung
gesunde Ernährung
Wir Essen immer abwechslungsreich,
zum Abendbrot gibt es immer sehr
viel Gemüse manchmal machen wir
ostsalat, Gemüsesalat, Gemüseauflauf oder Gemüsesuppe.
Wir bestellen schon keine Brause
mehr, denn die Brause ist ungesund.
Wir trinken sehr viel Apfelsaft mit
Wasser es ist viel gesünder.
Martina Lupitz
Apfel von K.-D. Schwalbe
Gebastelt von Steven Conrad
rin
mittend
Gedicht von Anneliese Patyna
Bild „Melone und Radischen“
von André Triebsch
Bild „Sonnenblume“
von Günter Hausmann
Text von Alexander Teske
mittend
rin
Essenswunsch
von Günter Kaufmann
Bild „Der Lindenhof-Garten“ von Renate Petzold
Bild „obst und Gemüse“
Bild „obst“ von Sebastian Fischer
Bild „obst und Gemüse“ von Stefan Hinze
n
ri
mittend
Erntedank
Gedicht von Anneliese Patyna
Bild „Erntedankfest“ von Stefan Hinze
Bild „obstschale“ von Waltraud Diehr
Text von Alexander Teske
Henry Hopf
mittend
rin
Erntedankfest
Jedes Jahr feiern wir Erntedankfest,
die Leute bringen sehr viel Früchte,
die im Herbst geerntet werden, mit.
Menschen, die in Kriegsgebieten
leben, leiden große Not, haben
nichts zu Essen und zu Trinken.
Alle Menschen, die zur Kirche gehen, denken an Menschen, denen es
nicht so gut geht.
Martina Lupitz
Bild „Kartofelernte“ von Steven Conrad
Bild „Sonnenblumen“ von Günter Kaufmann
„Zwei Blumen und eine Maus“ von Günter Hausmann
„Erntedankfest“ von Christina Gläser
rin
mittend
Bild „WM-Fußball“
Gedicht von Anneliese Patyna
Bild von Steven Conrad
Bild von André Triebsch
mittend
rin
Die Fußball-WM 2014 in Brasilien
Bild von Thomas Kitzerow
Bild von Sebastian Fischer
Bild von Stefan Hinze
n
ri
mittend
1
2
3
4
5
6
Bilderreihe von Jürgen
1.
St. Marienkirche, Beeskow
2.
Bahnhof, Bad Saarow
3.
Haus Germania,
alte Verwaltung der Samariteranstalten
7
4.
Rauner Kirche
5.
Neue Verwaltung der Samariteranstalten
6.
Rathaus Fürstenwalde
7.
Samariterkirche
aUS dEn BErEiCHEn
Von Garten-AG bis Apple Ipad Air
Gesunde Ernährung macht, dass ich gesund bleibe!
rnähren Sie sich gesund? Diese Frage
bekommen wir im Alltag oft gestellt.
Meist kommt man dann erst ins Grübeln
und fragt sich selbst: „Ernähre ich mich
eigentlich gesund!?“.
E
Ernährung hat auch immer etwas mit Geschmack zu tun. Bekanntlich sind ja die
Geschmäcker ganz verschieden und das
ist auch gut so! Im Gruppenalltag ist Ernährung immer Thema. Sich selbstbestimmt zu ernähren kann zur Herausforderung werden. Gesundheitliche Aspekte
sind zu berücksichtigen, dennoch ist es
möglich, durch Angebote und eine Vielfalt an Auswahlmöglichkeiten, sich bewusst gesund zu ernähren.
Hier ein Beispiel wo das Thema gesunde
Ernährung einen hohen Stellenwert einnimmt. Die Bewohner der Wohngruppe
4 des Lindenhofes bewirtschaften seit
2013 ein eigenes Gartenbeet, in 2014 soll
sogar ein Gewächshaus einen Platz im
Garten finden. Unterschiedliche Pflanzen
werden gehegt und gepflegt, um dann
reichlich zu ernten. Das eigene Gemüse
wird selbst zubereitet. So ist jeder stolz,
wenn er z.B. seinen eigenen Spinat auf
dem Teller hat, denn der schmeckt viel
besser und ist auch noch viel grüner als
der aus dem Einkaufsmarkt.
Die geernteten Produkte (Obst, Gemüse)
werden in einer Garten-AG verarbeitet.
Frau Kühn (Mitarbeiterin) stellt gemeinsam mit den Bewohnern Marmeladen
und Säfte her. Beim Herstellungsprozess
kann man den Weg vom gemeinsamen
Ernten bis hin zum Etikettieren anschaulich verfolgen.
Es ist schon erstaunlich, wie viele unterschiedliche Tomatensalate es gibt. Des
Weiteren wird das Ipad zur Erstellung
von Einkaufslisten zum Selbstversorgungseinkauf genutzt. Durch anschauliche Bildmaterialien von Produkten im
Internet (z.B. Einkaufs – App, Internet –
Seiten) können die Bewohner einzukaufende Produkte auswählen und anschließend kaufen.
Abschließend kann man feststellen, dass
das Thema uns immer begleiten wird,
weil wir uns ja auch so gern und vielfältig ernähren, um natürlich auch gesund
zu bleiben. Oder einfach gedacht: Gesunde Ernährung macht, dass ich gesund
bleibe!
Dirk Gödel
Mit Hilfe und Einsatz eines Tablet PC
(Apple Ipad Air) werden Rezepte zur
Verarbeitung erforscht und ausprobiert.
Ein Plan aus Bildsymbolen verschaft einen Überblick über die
Mit Hilfe eines Tablet PC (Apple Ipad Air)
tägliche Arbeit im Gemüsebeet.
werden Rezepte erforscht.
uNTERWEGS 2/2014
23
KOrCzaK-SCHUlE
Die schonende Zubereitung von Lebensmitteln lernen die Schüler
der Korczak-Schule in Theorie und Praxis.
Ernährung – Grundpfeiler der Gesundheit
Lernfeldunterricht an der Korczak-Schule
D
ie Ausbildung in der Berufsfachschule Soziales ermöglicht den Erwerb beruflicher Handlungskompetenzen, die für die Tätigkeiten einer Sozialassistentin und eines Sozialassistenten erforderlich sind. Sie sichert die Aneignung
der darin enthaltenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Ausgangspunkt von Unterricht im Sinne
der Lernfeldorientierung sind berufliche
Aufgaben und Handlungsabläufe. Aus
deren Anforderungen leitet sich ab, welche Theorie in welchem Zusammenhang
vermittelt wird.
Das Lernfeld „Grundlegende hauswirtschaftliche Kompetenzen erwerben“
schafft eine Basis für hauswirtschaftliche
Tätigkeiten in den Berufsfeldern und
trägt zur Entwicklung der Teamfähigkeit
bei. Die Schülerinnen und Schüler erwerben Kompetenzen, die insbesondere
auf die Mitwirkung und eigenverantwortliche Tätigkeit bei der Sicherung der
Grundversorgung, bei der Ernährung und
Hauswirtschaft unterstützungsbedürftiger Menschen gerichtet sind. Im Mittelpunkt steht die Verknüpfung von theoretischem Wissen und praktischer Anwendung in der Lehrküche.
24
uNTERWEGS 2/2014
Der Unterricht ist immer wieder spannend. Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass unser Körper tagtäglich
Höchstleistungen vollbringt. So pumpt
unser Herz jede Minute rund 5 Liter Blut
durch den Körper, das sind rund 7200
Liter Blut täglich! Auch die Lunge leistet
Gewaltiges: Sie bewegt sich bei einem
Erwachsenen jeden Tag normalerweise
etwa 20.000 mal, wenn er pro Minute 12
bis 18 Atemzüge macht und dabei pro
Atemzug etwa einen halben Liter Luft
ein- und ausatmet.
Um alle diese Aufgaben optimal erfüllen
zu können, benötigt unser Körper Nährstoffe wie Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette, aber auch
Vitamine sowie Mineralstoffe und Spurenelemente.
Diese Nährstoffe liefern wir
ihm mit der Nahrung, die wir
täglich zu uns nehmen. Nur
durch eine abwechslungsreiche Auswahl der Lebensmittel können wir unserem Körper alle notwendigen Nährstoffe in adäquaten Mengen
zuführen.
Welche Nährstoffe in welchen Lebensmitteln enthalten
sind und welchen Nutzen diese für unsere Gesundheit haben, all dies lernen
unsere Schülerinnen und Schüler in
Theorie und Praxis. Sie lernen Interessantes zur Herkunft und zur Geschichte
der Lebensmittel, Tipps zur Lagerung,
Aufbewahrung sowie Informationen über
die Zubereitung und nicht zuletzt bekommen sie einige gesunde Rezepte in
die Hand.
Eine wichtige Orientierung für eine gesunde und ausgewogene Ernährung
wurde durch die Deutsche Gesellschaft
für Ernährung (DGE) erlassen. Im Unterricht können wir somit die einzelnen
KOrCzaK-SCHUlE
Lebensmittel den unterschiedlichen
Gruppen zuordnen. Der Ernährungskreis,
in dem diese Gruppen angeordnet sind,
kann als Wegweiser zu einer vollwertigen Ernährung dienen. Im Interesse einer
ausgewogenen Ernährung empfiehlt die
DGE, täglich Lebensmittel aus allen sieben Gruppen auszuwählen. Dabei sollen
Getreideprodukte, Kartoffeln, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Getränke, Milch
und Milchprodukte bevorzugt und Eier,
Fleisch, Fette, Öle und fettreiche Lebensmittel möglichst reduziert werden.
Besorgniserregend ist bei allen guten
Vorsätzen die Erkenntnis, dass die ernährungsabhängigen Krankheiten immer
mehr zunehmen. Zu beobachten ist, dass
Kinder bereits im Schulalter an Diabetes
Typ 2 leiden. Diese Stoffwechselerkrankung stellte sich früher erst bei älteren
Menschen als Altersdiabetes ein. Auch
Übergewicht, Herz-Kreislauferkrankungen, Magersucht, Gicht – um nur einige
zu nennen – befinden sich im Vormarsch.
Deshalb ist es so wichtig, unsere jungen
Menschen aufzuklären und Alternativen
zu einigen Ernährungsformen zu empfehlen. Hier ist noch viel Überzeugungsarbeit und Aufklärung zu leisten, denn
eine Ernährungsumstellung wirkt sich
vielfach sehr günstig als vorbeugende
bzw. therapeutische Maßnahme aus.
Abschließend noch ein paar Bemerkungen in Richtung Zukunft: „Lasst eure
Nahrung Heilmittel sein und Heilmittel
eure Nahrung.“ Diese Aufforderung des
Hippokrates, des großen Heilkundigen
der Antike, war vielleicht nie so aktuell
wie heute. Die Forschungsergebnisse der
letzten Jahre bestätigen, wie weise und
zutreffend die überlieferten Gedanken
waren. Denn das Wissen um die Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln
und deren Wirkungen auf
den Körper wird immer fundierter und umfangreicher.
serem Planeten unter- bzw. mangelernährt sind und keine Möglichkeit haben,
sich auszusuchen, wovon sie sich ernähren – von Nahrung als Arznei zu sprechen, erscheint angesichts dessen beinahe
zynisch.
Doch umso mehr sollten wir aus einem
unüberschaubaren Angebot an Nahrungsmitteln das für die Gesundheit
Beste auswählen und von der Heilkraft
unserer Speisen Gebrauch machen.
Astrid Schwarzfeld
Nahezu täglich werden erstaunliche Neuigkeiten aus
den Laboratorien der Wissenschaftler über Apfel,
Knoblauch & Co. bekannt:
Viele Nahrungsmittel sind
überaus reich an wertvollen
Inhaltsstoffen und können
demzufolge im Körper als
Medizin wirksam werden.
Dabei soll und darf jedoch
nicht vergessen werden,
dass viele Menschen auf unuNTERWEGS 2/2014
25
SO BUnt iSt UnSEr glaUBE
imPrESSUm
„Unterwegs“
Die Zeitschrift der Samariteranstalten
Herausgeber:
Samariteranstalten
August-Bebel-Str. 1-4
15517 Fürstenwalde
redaktionskreis:
Paul-Gerhardt Voget, Mario Stein,
Petra Kruschinski, Reinhard Weiß,
Sven Sprunghofer, Anja Röhl,
Matthias Luban, Heike Bley,
Anke Lüth, Frank-Michael Würdisch
Redaktionskreis „mittendrin“ –
Bewohner der Samariteranstalten
layout: Petra Kruschinski
Tel.: 03361 / 567-198
[email protected]
Werte essen und trinken?
ursprünglich ist das Abendmahl, wie die Taufe.
Essen und Trinken, etwas Alltägliches wird etwas
Besonderes.
D
as Stückchen Brot, der Schluck
Traubensaft bedeuten mehr als Nahrungsaufnahme. „Schmecket und sehet
wie freundlich der Herr ist!“ Hier geht es
um Werte, die der christlichen Gemeinde
von Anbeginn an sehr wichtig sind: Freiheit, Liebe, Vergebung.
In den Samariteranstalten erzählen wir in
jedem Abendmahlsgottesdienst in der Samariterkirche die Geschichte vom „Verlorenen Sohn“, einer Geschichte von
Freiheit, Liebe, Vergebung. Das Besondere am Abendmahl ist: Diese Werte dürfen sinnlich wahrgenommen werden!
„Schmecket und sehet!“. Deshalb können
in der christlichen Gemeinde Werte gegessen und getrunken werden.
Das liest sich womöglich für manchen
merkwürdig. Genauso merkwürdig ist es
gewiss, dass eine Abendmahlsfeier auch
sehr unterschiedlich begangen werden
kann: Eine Abendmahlsfeier in einer
kleinen Kirche in Norddeutschland. In
kleinen Gruppen kommen alte und junge
Menschen nach vorne, nehmen Platz um
einen Tisch, reichen einander ein Brot,
brechen etwas ab, geben es weiter. Anschließend geht ein kleines Tablett mit
Einzelkelchen in die Tischrunde. Jeder
26
uNTERWEGS 2/2014
nimmt, trinkt und gibt es weiter. Ortwechsel: Abendmahlsfeier in einer sehr
großen Gemeinde in den USA: Mehrere
hundert Menschen sind in der Kirche
versammelt. Zum Abendmahl gehen sie
in einem großen Strom nach vorne, empfangen ein Stück Brot; dann teilt sich der
Menschenstrom: Wer links herum geht
bekommt einen Einzelkelch, wer nach
rechts sich wendet bekommt den gemeinsamen Kelch.
Zu jeder Abendmahlsfeier gehört die Erinnerung an ihren Ursprung, die Erinnerung. Jesus brach das Brot in Stücke,
reichte es seinen Freunden: „Das bin ich.
Nehmt mich an und nehmt mich auf. Tut
das in Zukunft zur Erinnerung; dann
werde ich bei euch sein.“ Und als er
ihnen den Kelch reichte, sagte er:“ Das
bin ich auch durch und durch. Der Kelch
zeigt mein Schicksal, meinen Tod für das
Leben der Menschen und für ihre Befreiung. Immer, wenn ihr so das Abendmahl
feiert, dann tut es, weil ihr an mich denkt
und ich werde euch ganz nahe sein.“
Mit der Zeit ändern sich Worte, gewiss
auch Formen, Werte bleiben. Und werden durch Erinnerung lebendig gehalten.
Paul-Gerhardt Voget
druck: Druckerei oehme
Spendenkonten:
– Sparkasse oder-Spree
IBAN: DE 96 1705 5050
3010 1349 66
BIC: WELADED1LoS
– KD-Bank eG
Die Bank für Kirche und Diakonie
IBAN: DE 73 3506 0190
1550 1130 11
BIC: GENoDED1DKD
vOn UnS gEgangEn Sind
im Katharina von Bora-Haus
Elisabeth Sommer (97)
am 27. März 2014
Gislinde Krauß (75)
am 27. März 2014
Dorothea Christoph (70)
am 04. April 2014
Edith Retz (90)
am 12. April 2014
Maria Runge (100)
am 24. April 2014
Gerda Witzke (91)
am 22. Juni 2014
Charlotte Möhl (94)
am 23. Juni 2014
Elisabeth Pitzmann (77)
am 03. August 2014
SO BUnt iSt UnSEr glaUBE
Ein ganz besonderes Kunstprojekt
für die Samariterkirche
D
ie Samariterkirche gehört zum täglichen Leben vieler Bewohner/
innen, Schüler/innen und Mitarbeitenden
der Samariteranstalten. Gottesdienste,
Religionsunterricht, Andachten und die
vielen verschiedenen Menschen, die sich
hier versammeln, lassen erkennen, dass
der christliche Glaube lebendig und fröhlich, man könnte sagen „bunt“ ist.
In langen Diskussionen und Überlegungen, nicht zuletzt mit dem 2012 gegründeten Gemeinderat wuchs der Wunsch,
dass sich diese Vielfalt des Glaubens
auch in der Gestaltung des Altarraums
der Samariterkirche sichtbarer widerspiegeln soll. So kamen wir auf die Idee,
einen Flügelaltar anstelle des Kruzifixes
aufzuhängen, ähnlich, wie es ursprünglich nach dem Bau dieser Kirche war. Mit
einem entscheidenden Unterschied: Wir
fragen keinen Künstler von außerhalb, ob
er für uns ein Altarbild baut und gestaltet.
Denn in der „mittendrin“ (den Seiten in
der Unterwegs) und in vielen Produkten
aus den Christophorus-Werkstätten und
den Tagesgestaltungen ist ersichtlich,
dass mitten unter uns Künstler leben, begabte Menschen, die wunderbar malen
oder Collagen anfertigen können. Dazu
kommt ein ebenso begabter Schreiner.
All diese Begabungen könnten in einem
eigens gebauten und gestalteten Altar in
unserer Kirche einen ganz besonderen
Platz bekommen – zu Gottes Ehre und
für die Menschen, die hier ein und ausgehen.
Andreas Kurth, der als Schreiner in den
Samariteranstalten arbeitet, hat einen
Flügelaltar in Form eines sogenannten
Tryptychons aus Lärchenholz für die Samariterkirche gebaut. Die 6 Flächen
darin wollen wir ab Ende September mit
Farbe, Geschichten und Symbolen füllen.
Dazu sind alle eingeladen, die gerne
daran mitwirken wollen. Unter der künstlerischen Anleitung der Malerin Elke
Szepes aus Beeskow, und der theologischen Begleitung durch mich soll dieser
einzigartige Altar bemalt oder mit Collagen gefüllt werden. Dabei kann sein, dass
einer gerne Tiere, der andere gerne Pflanzen und der dritte am besten Gebäude
oder andere Sachen malt und wir bauen
dieses Bild am Ende zusammen zu einer
biblischen Geschichte. Es soll ein gemeinsames Projekt von vielen werden.
Dafür muss man auch nicht großflächig
malen können. Wir malen auf normalem
Papier in Din A3 oder Din A4. Danach
werden die ausgewählten Bilder und
Bildteile von Frau Szepes per Dia vergrößert, auf den Platten vorgezeichnet
und anschließend gemeinsam ausgemalt
bzw. beklebt.
Wer gerne dabei sein will, melde sich
bitte bei Frau Dormann (Tel. 567-101)
an. Wer jemanden kennt, der gerne und
gut malt, darf dort auch jemanden vorschlagen, der oder die angesprochen werden kann. Es soll ab 27. September 2014
vorwiegend an Sonnabendnachmittagen
von 15:30 Uhr bis 17:00 Uhr anfangs im
Konferenzraum im Paul-Gerhardt-Haus,
später in der Kirche gemalt werden. Wir,
Frau Szepes und ich, freuen uns schon
sehr auf dieses spannende Vorhaben und
auf jede und jeden, die/der seine Fähigkeiten für diesen einzigartigen Altar einbringen möchte.
Frau Szepes
Christina Kampf
Christina Kampf
uNTERWEGS 2/2014
27
aUS dEn BErEiCHEn
Blick über den Tellerrand
Erlebnis Essen und Trinken in Äthiopien
m April diesen Jahres sollte uns eine
aufregende und spannende Reise ins
Herz von Afrika, nach Äthiopien führen.
Im Vorfeld haben wir versucht, uns bestmöglich auf dieses Abenteuer vorzubereiten. Wir haben viel gelesen, unsere
Impfungen aufgefrischt, die Fotoausrüstung auf Vordermann gebracht.
I
Dann war es soweit, am 18.4. bestiegen
wir das Flugzeug nach Addis Abeba. Von
hier würden wir den Norden des Landes
erkunden. Neben den Begegnungen mit
den Menschen und den kulturellen Highlights wie zum Beispiel den Felsenkirchen von Lalibela waren wir besonders
auf die kulinarischen Erlebnisse gespannt.
Kafeezeremonien
typisches Essen an Fastentagen
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uNTERWEGS 2/2014
Um es vorweg zu nehmen – die Reise hat
sich für uns sehr gelohnt und weckte Lust
auf mehr. Vielleicht werden wir noch einmal den Süden des Landes mit seinen
vielen Nationalparks und verschiedenen
Völkerstämmen bereisen.
Besonders in Erinnerung geblieben sind
uns die zahlreichen Kaffeezeremonien
während unserer Reise. Kaffee ist aus
Äthiopien nicht wegzudenken, soll hier
sogar seine Urheimat im südlichen Hochland des Landes, der Provinz Kaffa,
haben. Er schmeckt so gar nicht wie
unser gebräuchlicher Filterkaffee. Kaffee
in Äthiopien ist tiefschwarz, sehr kräftig,
aber nicht bitter, und besonders aromatisch. Bei den Zeremonien setzen sich
ausschließlich Frauen auf einen sehr
niedrigen Schemel, ihre Gäste sitzen im
Halbkreis vor ihr. Es werden zunächst einige getrocknete Kaffeebohnen ausgewählt, gewaschen und auf einer kleinen
Platte über offenem Feuer geröstet. Der
Duft ließ in uns schon die Vorfreude auf
das beliebte Getränk wachsen... Schließlich wurden die gerösteten Bohnen zerstampft und in einem kugeligen Topf mit
einer langen Tülle aufgekocht. Dabei
setzte sich der Kaffeesatz ab, und anschließend durften wir „unseren“ Kaffee
sehr heiß aus kleinen Tassen trinken.
Diese Zeremonie sahen wir in vielen
Dörfern und Städten unterwegs – und sie
war keineswegs nur eine Touristenattraktion. Wir konnten viele Äthiopier beim
„Kaffeeklatsch“ beobachten, Männer und
Frauen, von jung bis alt. Der Kaffee ist
seit 1880 – wie uns unser charmanter
Reiseleiter Adane versicherte – ein fester
Bestandteil des Alltags und mit fünf Birr
(äthiopische Währung, dies entspricht
etwa 15-20 Cent ) auch erschwinglich.
Neben dem Kaffee tranken wir sehr viel
Wasser, abends gern auch mal Bier oder
ein Glas äthiopischen Wein. Dieser
schmeckte auf Grund des Lavabodens,
auf dem die Reben wachsen, sehr erdig,
und wurde sogar international prämiert.
Viele Äthiopier ernähren sich von eigenem Vieh. Überall begegneten uns freilaufende Esel, Ziegen und Schafe. Rinder
und Hühner werden ebenso gehalten und
gegessen, hingegen gelten Schweine oder
Wild als unrein und werden nicht verspeist. In einigen wasserreichen Gegenden wird auch Fisch gegessen, in der
Stadt Tana, am gleichnamigen See gelegen, kosteten wir vorzüglichen Barsch.
Ein Großteil vom Norden des Landes ist
sehr trocken und liegt auf einer Hochebene. Während unserer Reise hielten
wir uns zumeist über 2500 m über dem
Meeresspiegel auf. Es gab aber auch einige sehr grüne Regionen – dort gibt es
Wasser, zum Beispiel fließt hier auch der
Blaue Nil, und es wuchsen Obst und Gemüse. Dazu zählten Paprika, Erbsen und
Linsen. Es gab köstliche kleine Bananen,
Papaya oder Mangos.
Das Hauptnahrungsmittel Äthiopiens ist
injera. Hierbei handelt es sich um einen
aus dem Getreide teff zubereiteten Fladen. An seinen Anblick und den sehr speziellen Geschmack mussten wir uns erst
gewöhnen. Injera sieht für uns aus wie
ein Schwamm und schmeckt sehr säuerlich. Dazu bekamen wir als „non fasting“
Gericht (also an Tagen, wo traditionell
aUS dEn BErEiCHEn
Mach mal Pause
um unsere Leistungsfähigkeit zu erhalten sind Pausen
und Ernährung wichtig
nicht gefastet wird) ein Ragout aus Huhn,
Rind, Schaf oder Ziege. Dieses wurde
mit berberee (einer sehr scharfen Paprikamischung) gewürzt und verschlug uns
mehr als einmal den Atem. Für die Touristen gibt es natürlich Besteck, aber für
gewöhnlich isst man/frau nur mit der
rechten Hand (die linke gilt als unrein).
Ein Stück vom Fladen wird abgerissen
und anschließend wird darin Gemüse
oder Fleisch eingewickelt. Essen mit den
Händen war für uns anfangs sehr ungewohnt, es brauchte einige Übung, bis wir
das Essen sicher in den Mund balancieren konnten. Der saure Fladen nahm dem
Fleisch einiges von seiner Schärfe, uns
hat es geschmeckt! An den Fastentagen
Mittwoch und Freitag probierten wir
shiro, einen Brei aus Bohnen, Erbsen und
Linsen oder nifro, einen Gemüseeintopf.
Übrigens ist Essen mit den Fingern eine
sehr sinnliche Erfahrung, wir können nur
empfehlen, es auch einmal zu probieren.
Angesichts der vielen freilaufenden Tiere
stellten wir uns oft die Frage, ob diese
wohl zurück nach Hause finden. Adane
erzählte dann davon, dass zum Beispiel
Ziegen sehr klug seien, und ihren Weg
stets ganz allein finden würden.
Wir bereisten ein atemberaubend schönes, zum Teil sehr armes Land, trafen
sehr stolze Menschen, wissbegierige
Kinder, schauten beim Unterricht in einer
Schule zu, legten viele Kilometer zurück,
begegneten dabei auch Affen, Warzenschweinen und Oryxantilopen. Äthiopisches Essen und Trinken gehörten
unbedingt mit zu den Höhepunkten unserer Fahrt.
Dehna yihunu, auf Wiedersehen, Äthiopien, wir sehen uns wieder.
Anke Lüth
nter Ernährung oder Nutrition (spätlat. nutritio „Ernährung“, lat. nutrire
„nähren“) versteht man bei Lebewesen
die Aufnahme von organischen und anorganischen Stoffen, den Nährstoffen, die
in der Nahrung in fester, flüssiger, gasförmiger oder gelöster Form vorliegen
können. Mit Hilfe dieser Stoffe wird die
Körpersubstanz aufgebaut oder erneuert
und der für alle Lebensvorgänge notwendige Energiebedarf gedeckt.“
u
So findet man es schön erklärt, wenn
man den Begriff Nahrungsaufnahme im
Internet nachliest. Natürlich überlese ich
da gern den Teil „wird die Körpersubstanz aufgebaut“. Es ist damit aber nicht
nur der Aufbau von überflüssigen Pfunden gemeint. Wir brauchen ja auch ein
bisschen Substanz zum Leben.
Aber wichtig ist natürlich die Deckung
unseres täglichen Energiebedarfs. Daher
machen wir Pausen um zu essen und zu
trinken. Unsere Leistungsfähigkeit soll ja
erhalten bleiben. Und gerade im Beruf
kommt es darauf an, seine Arbeit ordentlich verrichten zu können. So ist eine
halbe Stunde Pause ab einer Arbeitszeit
von mehr als 6 Stunden vorgeschrieben.
Halten wir das immer ein? Gefährden wir
eventuell unsere Leistungsfähigkeit?
Wie verbringen die Kolleginnen und
Kollegen der Verwaltung ihre Pausen und
was kommt auf den Tisch? Auch bei uns
spielt Essen und Trinken eine Rolle. Jetzt
hat jede Etage des neuen Verwaltungsgebäudes eine so gut ausgestattete Küche,
da wird bestimmt gebrutzelt und gekocht
- für eine gute Pausenverpflegung ist gesorgt, denken Sie. In der Tat, durch die
großen Fenster sieht man uns oft sitzen
und Pause machen. So ist bestimmt etwas
Wahres dran.
Ja, manchmal könnte es eine ganze Speisekarte füllen, was an verschieden Gerichten mittags so auf den Tisch kommt.
Angefangen von den mitgebrachten Stullen (belegten Broten) oder den MittagsResten vom Wochenende. Manchmal
läuft einem geradezu das Wasser im
Mund zusammen, beim Anblick von
knusprigen Brathähnchen, Nudelsalat
oder frischen Pellkartoffeln mit Leinöl
und Quark. Aber auch Pizza, Döner und
Co finden ihren Platz auf unseren Mittagstisch. Nicht das Sie denken alles sei
frisch zubereitet. Meistens ist Schlangestehen an der Mikrowelle angesagt, denn
es hat keiner wirklich Zeit, in der Pause
ein anständiges Gericht zu kochen. So
wird nur aufgewärmt oder eben von der
Stulle abgebissen. Man könnte sagen
„hier wird auch nur mit Wasser gekocht“.
Einige Kolleginnen und Kollegen gehen
gern mal in unseren Speiseraum der Zentralküche auf dem Hauptgelände und
essen dort ihr Mittag. So ein kleiner Spaziergang zwischendurch tut sehr gut, man
kann abschalten und wird nicht bei der
Pause gestört.
Natürlich dürfen wir das Trinken nicht
vergessen. Kaffee gibt es genug, aber
auch Tee und Wasser, mit dem man seinen Flüssigkeitshaushalt auffüllen kann
sind täglich bei uns zu finden.
Aber das wichtigste ist es, in der Pause
abschalten zu können und seine Gedanken von der Arbeit ausruhen zu lassen.
Da ist es eigentlich unerheblich, was auf
den Tisch kommt, gegessen und getrunken wird – alles normale Kost. Also
mach mal Pause und tanke Energie – das
sollte nicht nur für uns Kollegen aus der
Verwaltung gelten.
Matthias Luban
Küche der ersten Etage - Rechnungswesen
uNTERWEGS 2/2014
29
WiCHErn-SCHUlE
die Wichern-Schule in Forst
Ein ganz normaler Tag
Immer wieder höre ich die landläuige Meinung über unsere Arbeit,
„Was lernen eigentlich die Kinder bei euch“? Dann antworte ich oft, wir versuchen
unseren Kindern die größtmögliche Selbständigkeit zu vermitteln um ein
weitgehend selbstbestimmtes Leben zu führen.
E
s ist Montag 7:30 Uhr, ich betrete die
Schule und ich frage mich: „Was erwartet mich heute“?
In unserer Klasse lernen 10 Kinder im
Alter von 9-12 Jahre mit den unterschiedlichsten Behinderungsarten und
Schweregraden. In der Klasse arbeiten
zwei Lehrkräfte und für 5 Kinder stehen
uns Einzelfallhelfer (EFH) zur Seite.
Im Klassenzimmer angekommen, bereite
ich die Ämterpläne und die Tagesabläufe
mit Bildsymbolkarten für jeden einzelnen Schüler vor. Inzwischen ist es 7:45
Uhr, die ersten Kinder werden vom Fahrdienst gebracht, sie brauchen Hilfestellung und Anleitung beim Auskleiden.
Einige Schüler müssen vom Frühdienst
abgeholt werden und ebenfalls ausgekleidet und umgelagert werden. Zum
Glück steht mir hier der Einzelfallhelfer
zur Seite. Oje der erste Schüler hat schon
die Hose voll bevor der Unterricht richtig
begonnen hat. Ich gehe mit ihm zur Toilette und helfe ihn beim Säubern und
Umkleiden. Inzwischen sind auch die anderen Schüler eingetroffen.
30
uNTERWEGS 2/2014
Als ich aus dem Bad komme, liegt schon
der erste Schüler in der Garderobe und ist
der Meinung, sich heute nicht ausziehen
zu wollen. Mit viel Geduld und gut zureden, kann ich ihn überzeugen, jetzt in die
Klasse zu kommen und seine Aufgaben
zu erfüllen. Die anderen Schüler bereiten
inzwischen den Frühstückstisch vor.
mut. Die Situation hat sich wieder beruhigt, alle essen weiter. Plötzlich geht die
Klassenzimmertür auf und der Therapeut
steht im Raum und holt ein Kind zur Therapie. Ein Schüler neben mir zappelt wie
wild auf seinem Stuhl, weil er dringend
auf Toilette muss. Ich schicke ihn los und
sehe schon, dass es zu spät war.
8:10 Uhr wir sind nun alle bereit, mit
dem Frühstück zu beginnen. Jeder versucht, so gut er kann, sein Frühstücksbrot
zuzubereiten, aber keiner kann es wirklich selbständig. Ich gehe von Kind zu
Kind und leite ihn an oder unterstütze
dort, wo er Hilfe benötigt. Zum Glück
habe ich die Einzelfallhelfer, die mich
tatkräftig unterstützen. Nachdem ein
Kind nach dem „Hodentee“ fragt, zaubert
er ein Lächeln in mein Gesicht. Einigen
fällt es noch sehr schwer, still am Tisch
zu sitzen, ordentlich zu essen oder leise
zu sein.
9:30 Uhr ich komme in die Klasse und
der Wassereimer zum Tischabwischen
liegt ausgekippt auf dem Boden. J. ist
schon dabei, seinen kleinen Streich wieder zu beheben. Inzwischen haben alle
geholfen, den Tisch abzuräumen und zu
säubern. Alle waren im Bad, jeder einzelne benötigte auch hier wieder Hilfe
und Unterstützung und wenn es nur verbale Anleitung zum Hände waschen ist
oder Hilfe beim Hoseöffnen oder -schließen. In solchen Situationen wünschte ich
mir 6 Hände. Ohne Einzelfallhelfer wäre
es kaum zu schaffen. Der Morgenkreis
kann nun beginnen, wir besprechen hier
den Tagesablauf, Wochenenderlebnisse,
machen Schreibübungen an der Tafel und
singen Lieder oder lesen eine Geschichte.
A. weint, weil sie Schmerzen hat in
Ein ohrenbetäubender Schrei klingt
durch unseren Klassenraum, alle sind erschrocken und halten sich die Ohren zu.
A. schreit mal wieder vor lauter Über-
WiCHErn-SCHUlE
ihrem Stehbrett, L. steht ständig auf und
singt immer wieder die gleichen Lieder.
Vom Orthopädiezentrum steht schon
ganz ungeduldig ein Mitarbeiter vor der
Tür und wartet, dass er den neuen Rolli
für R. probieren kann.
10:00 Uhr unser Sachunterricht beginnt.
Heut steht das Thema „Vom Korn zum
Brot“ auf dem Stundenplan. Wir lernen
heute die verschiedenen Getreidesorten.
Für den Schüler A. wurde das Thema gesondert mit Gebärden und Bildsymbolen
aufbereitet, da er taub ist. Frau S. hat verschieden Sorten mitgebracht, die wir anfassen, riechen und anschauen können.
Die Aufmerksamkeitsspanne ist bei unseren Schülern noch sehr gering, deshalb
bauen wir immer wieder zur Auflockerung Bewegungsspiele ein.
10:45 Uhr kurze Trinkpause, dann steht
Töpfern auf dem Stundenplan.
11:00 Uhr wir töpfern heut Gefäße und
wollen Abdrücke von unseren Getreidesorten machen. Aber ich kann gar nicht
so schnell gucken, da verschwindet das
erste Stück Ton im Mund von C. Ein anderer Schüler ruft ständig „Das kann ich
nicht.“. Wieder mit viel Geduld und Zureden ermutige ich ihn, Kugeln zu formen. Einige Kinder finden das Anfassen
des Ton spannend, aber allein schaffen
sie es nicht, Formen herzustellen. Wir
haben so viele Kugeln geformt, dass wir
eine Schale daraus herstellen können.
Nun machen wir noch die Abdrücke der
Getreidehalme darauf und betrachten
unser „Kunstwerk“. Alle sind mächtig
stolz, etwas geschafft zu haben.
12:45 Uhr Toilettengänge, wieder helfen
beim Hoseöffnen, anleiten beim Händewaschen, Zähneputzen. Einige Schüler
brauchen jetzt dringend eine Pause, sie
dürfen sich auf das Wasserbett zurückziehen. Die Anderen machen gemeinsam
mit Frau S. eine Entspannungsreise in ruhiger Atmosphäre. J. bekommt in der
Mittagszeit die Gelegenheit zum Malen
oder Puzzeln. L. arbeitet an seiner Arbeitsstation in der Mittagszeit. Endlich
mal Zeit, die Hausaufgabenhefte zu kontrollieren, wichtige Mitteilungen an die
Eltern einzuschreiben, das Frühstücksgeld zu kassieren, die Essenbestellung zu
schreiben. Schon ist es wieder 13:30 Uhr
und die AG´s beginnen.
Die Schüler werden zu den Arbeitsgemeinschaften begleitet. Die AG´s sind
mit den Schülern nach ihren Neigungen
und Interessen ausgesucht worden. L.
hört z.B. leidenschaftlich gern Musik. In
der Musik-AG hopst er ausgelassen
durch den Raum und positioniert sich unmittelbar vor den Lautsprechern, um die
Bässe der Musik am ganzen Körper zu
spüren. Er ist am Ende der Stunde kaum
da weg zu bekommen.
14:30 Uhr – wir treffen uns wieder in der
Klasse, alle helfen, den Vespertisch zu
decken. Wieder Hilfestellung beim Essen
und Trinken. J. ruft ganz laut „wo sind
die Karten für den „Abschupskreis“?
Jeder erzählt nach seinen Fähigkeiten,
was er am Tag erlebt und was gut oder
schlecht war. Und wenn auf die Frage:
„War dein Tag heut schön?“ die Kinder
sagen: „Der Tag war schön, ich komme
morgen gern wieder in die Schule“ oder
ein Nicken und Lächeln erfolgt, sind dies
die Momente, wo ich sage: „Danke Kinder das es euch gibt, dass ihr so seid wie
ihr seid. Ihr seid es, die Freude in unsere
Arbeit bringen und es lohnenswert machen zu kämpfen Tag für Tag.“
Kathrin Derno
12:00 Uhr Mittagszeit, wir ziehen uns an
und gehen in den Speiseraum. Jeder erhält seine Essenmarke und stellt sich an,
um sein Essen zu holen. Auch hier lernen
wir noch in der Reihe zu stehen, zu warten, bis jeder dran ist. Das Tablett mit
dem Essen darauf ist ziemlich schwer,
die Schüler versuchen, so gut sie können,
es selbständig zu tun. Plötzlich schubst
einer von hinten und das Tablett mit dem
Essen liegt auf dem Boden. Oje J. weint,
sein schönes Essen liegt nun auf dem
Boden. Alle helfen so gut sie können, das
Ungeschick zu beheben. Wir trösten J.,
er bekommt ein neues Essen.
Eine Schülerin bekommt auf Grund ihrer
Erkrankung eine Spezialnahrung, diese
muss extra erwärmt werden.
ohne Einzelfallhelfer wäre der Alltag kaum zu schafen
gEmEinnützigE aUFWind gmBH
JürgEn illig EmPFiEHlt:
Schnitzel mit Spargel und Kartofeln
Schnitzel: 4 Schnitzel ( à 150-200 g ),
2 Eier, ( 8 EL ) Semmelbrösel, ( 2 EL ) Mehl,
(2 TL), Salz (1 TL), Pfefer, (3 EL) Margarine
Spargel: (0.5 EL) Butter, (1 TL) Salz, (1 TL)
Zucker
Kartofeln: 50 g Kartofeln (vorwiegend
festkochend )1 TL Salz
gemeinsam kochen und geniessen im Trefpunkt „Domgasse“ der aufwind gGmH Fürstenwalde
Gemeinsam geniessen
Seit gut zwei Jahren verabreden sich Mitarbeiter
der aufwind gGmbH Fürstenwalde und ihre Klienten
im Trefpunkt „Domgasse“, um gemeinsam zu kochen
und neue Rezeptideen auszutauschen.
ie Idee dazu entstand, nachdem einige Klienten den Wunsch äußerten,
selbstständig gesunde Hauptmahlzeiten
zuzubereiten. Es wurde schon immer in
einzelnen Wohnungen gemeinsam mit
Klienten gekocht und nun hatten wir alle
miteinander Lust, uns einfach zusammen
zu tun und eine Kochgruppe ins Leben zu
rufen.
D
Ziel des Angebotes ist es, unsere Klienten anzuleiten, wie sie einfache und bekannte, auch neue Mahlzeiten zubereiten
können. Auf unserem Speiseplan steht
eine Vielfalt an Gerichten: Salate, Nudeln, Fleisch- und Fischgerichte aber
auch Exoten wie Chili con Carne. Dazu
gibt es meist auch ein Dessert.
In unserer Runde entwerfen wir gemeinsam Menüs und planen den Zutateneinkauf. Dazu darf sich jeder Teilnehmer
aktiv beteiligen und seine Ideen und
32
uNTERWEGS 2/2014
Wünsche einbringen. Bei der Auswahl
der Zutaten beraten wir in Bezug auf eine
gesunde und ausgewogene Ernährung.
Auch auf die Jahreszeit wird geachtet,
Spargel und Erdbeeren sind zurzeit sehr
beliebte Zutaten.
Der gemeinsame Zutateneinkauf gehört
zum Ablauf unbedingt dazu. Bevor es
dann an die „Buletten“ geht, bespricht
das Team die Aufgabenverteilung und
sammelt Arbeitsmaterialien zusammen.
Die Teilnehmer erhalten Anleitung zu
den Arbeitsschritten und bekommen
Tipps zur einfachen Ausführung. Die fertigen Speisen kommen dann auf den
Tisch und werden gemeinsam verspeist.
Mittlerweile gehört die Kochgruppe zum
festen Bestandteil unserer Freizeitaktivitäten und findet alle zwei Wochen statt.
Christoph Wolter/Marcus Wählisch
Mitarbeiter „aufwind“ Team Fürstenwalde
zubereitung: Schnitzel klopfen ( evtl. teilen ), mit Salz und Pfefer kräftig würzen,
panieren (Mehl/Ei/Semmelbrösel) und in
einer beschichteten Pfanne in Margarine
(3 EL) von beiden Seiten goldbraun braten. Restliches Panierei in der Pfanne
mitbraten und später als Garnierung auf
die Schnitzel legen.
Spargel in 1½ - 2 Liter Wasser mit 1 TL
Salz, 1 TL Zucker und ½ EL Butter 15-20
Minuten kochen. Nach 15 Minuten stechen, um zu prüfen, ob er schon weich/
gar/bissfest ist. Den Spargel aus dem
Wasser nehmen.
Kartofeln schälen, waschen, ca. 20 Minuten in Salzwasser (2 TL) kochen und
abgießen
Serviervorschlag: Spargel mit Bratenfett
(evtl. noch etwas Butter dazugeben) beträufelt auf Tellern mit Schnitzel und Kartofeln servieren. Dazu passt ein gekühltes Wasser.
Erdbeeren mit Quark
250g Erdbeeren, 500g Quark, 200 ml
Milch, 2 Päckchen Vanillezucker, Honig
Erdbeeren waschen, putzen, Strunck entfernen (grüne Blätter abschneiden), in
mundgerechte Stücke schneiden. Quark
mit Vanillezucker und Milch cremig rühren (bei Bedarf mit etwas Honig abschmecken). Erdbeeren mit dem Quark
vermengen. Erdbeerquark portionsweise
in Schälchen servieren.
aUS dEn BErEiCHEn
Das Leben auf dem Lande
„Du bist was du isst“ – so leben wir im Haus Lydia
als „Selbstversorger“
as Haus Lydia befindet sich recht
dörflich in Lindenberg, ca. 25 km
vom Zentralgelände der Samariteranstalten in Fürstenwalde entfernt. Das hat zur
Folge, dass wir nicht durch die Zentralküche beliefert werden, sondern selbst
unsere Verpflegung organisieren müssen.
D
Die Selbstversorgung erfordert in mancherlei Hinsicht eine gute Vorplanung.
- Welche Lebensmittel in welchen Mengen sollen gekauft werden?
- Wie viel Budget steht uns dafür zur Verfügung?
- Für wie viele Tage und Personen muss
der Einkauf geplant werden?
Durch die Aufgaben, die bei der Organisation des Einkaufes erledigt werden
müssen, kann eine Gemeinschaft gebildet
und erlebt werden. Die Bewohner lernen,
welche Arbeit in der Planung des Einkaufes und in der Zubereitung der Mahlzeiten steckt. Sie lernen, die Verantwortung für die Planung zu übernehmen.
Unser wöchentlicher Ablauf ist mit zwei
großen Hauseinkäufen und mehreren
kleineren individuellen Gruppen oder
Personeneinkäufen strukturiert. Die wöchentlichen Großbestellungen werden
per Mail an den ortsansässigen Supermarkt geschickt. Die Kollegen dort pakken die bestellten Lebensmittel schon
zusammen, so dass diese dann von Bewohnern und Kollegen gemeinsam abgeholt werden können.
muss. Gemeinsam gehen dann einige Bewohner in den Supermarkt, um die Lebensmittel dort frisch einzukaufen. Da
auch bei uns gern ein frisches Brot gegessen wird, erstellen die Bewohner
mehrmals wöchentlich eine Brotbestellung fürs Haus und organisieren diese
dann weitestgehend selbstständig in der
Tagesgestaltung.
Ein Vorteil, den unsere Selbstversorgung
mit sich bringt, ist der, dass die Bewohner im Supermarkt auswählen können.
Zum einen die Auswahl aus einer Vielzahl von Produkten zum anderen Alternativen, die vorher vielleicht gar nicht
zur Wahl standen. Es wird keine Liste
ausgefüllt und dann kommt das Essen,
sondern der gesamte Ablauf der Beschaffung ist, wie im richtigen Leben
auch, eine Notwendigkeit. So kann es
passieren, dass es das gewünschte Produkt nicht zu kaufen gibt. Dann muss ein
Plan B her, spontan Umentscheiden bieten ein hohes Maß an Freiheit und Selbstverwirklichung.
Mario Stein
Die Versorgung mit Mittagsessen unterscheidet uns in der der Woche kaum von
anderen Wohnbereichen. Wir werden von
Montag bis Freitag von einer externen
Firma beliefert und wählen zwischen
zwei Mahlzeiten aus.
Freitag bis Sonntag wird im Haus Lydia
selbst gekocht. Dazu wird schon im Morgenkreis geplant, was eingekauft werden
Wir kaufen was wir brauchen selbst im Supermarkt.
Eine Herausforderung für Bewohner und Mitarbeiter.
Mein Einblick in die
Christophorus-Werkstätten
Am 7. und 8. Juli 2014 hatte ich die einmalige Gelegenheit einen kurzen aber intensiven Blick in die Welt der Christophorus-Werkstätten in Fürstenwalde
werfen zu können. Das habe ich vor
allem Herrn Voget und Herrn Würdisch
zu verdanken, welche dies ermöglichten.
Ich bin 17 Jahre alt, lebe in Potsdam und
besuche die Voltaire Gesamtschule in der
11. Klasse.
Nun aber zu meinem Einblick. Alle, mit
denen ich zu tun hatte waren nett und
kamen auf mich zu, Hilfe war mir von
Anfang bis Ende zugesichert.
Die Arbeit mit den Behinderten war einerseits anstrengend und andererseits
sehr aufschlussreich, ich bewundere alle
Menschen, die die Kraft und das geistige
Durchhaltevermögen aufbringen, sich
jeden Tag mit den Problemen und Ängsten anderer Menschen zu beschäftigen.
An dieser Stelle möchte ich auch alle
Mitarbeiter der IMO-Weiß grüßen, ich
hoffe, dass ich eines Tages noch einmal
die Gelegenheit haben werde, dort zu Arbeiten.
Diese zwei Tage werden mir immer in
Erinnerung bleiben und mich bei meinem
zukünftigen (Berufs)Leben begleiten.
Leon Mones
uNTERWEGS 2/2014
33
UntErWEgS mit
...
... Jutta Grothe
Jutta Grothe
34
uNTERWEGS 2/2014
Nach über 30 Jahre in den Samariteranstalten – von der
Ausbildung 1980 als Psychatriediakonin bis zur Wohnbereichsleiterin 2000 – geht nun Jutta Grothe neue
Wege
Frau Grothe, manche Menschen setzen
sich, bei den ersten Enkelkindern, mit
ihrem Ruhestand auseinander, fangen an
zu rechnen. Sie stellen sich, nach mehr
als drei Jahrzehnten, einer ganz neuen
Herausforderung. Wie das?
Als ich fünfzig wurde, habe ich – das ist
ja auch normal – Rückblick gehalten,
habe mir die Frage gestellt: `Jutta, wo
stehst Du jetzt? Wie soll es weiter gehen?
Was hat Dir die Arbeit gebracht? Kannst
Du Dir das Lutherhaus bis zur Rente vorstellen? ´ Als mir diese Gedanken durch
den Kopf gingen, habe ich eine tiefe Zufriedenheit über die ergangenen Jahre
empfunden. Dann kamen mehr und mehr
Aspekte hinzu, meine Fragen an mich
selbst wurden kritischer. Ich habe gemerkt: `Du bist ein bissel stecken geblieben.´ Stagnation liegt mir nicht!
allen Höhen und Tiefen. Aber für mich
war eine Veränderung einfach dran!
Ein großer Schritt. Was hat denn Ihre Familie dazu gesagt?
Mit meinem Mann habe ich natürlich
frühzeitig gesprochen. Aber der Familie
habe ich das erst mitgeteilt, als meine
Entscheidung fest stand. Dabei hat natürlich auch eine Rolle gespielt, dass alle
Kinder inzwischen aus der Versorgungspflicht heraus sind. Na ja, es ist schon so:
Leben und Arbeiten in den Samariteranstalten gehörte zu meinem Leben. Mit
Haben Sie bei diesen Überlegungen und
Erinnerungen auch noch an Ihren Start
gedacht?
Mit 17 habe ich ein diakonisches Jahr gemacht, bei der Stadtmission in Halle.
Herr Voget, da waren sehr, sehr schwer
behinderte Menschen. Und natürlich
waren das völlig andere Situationen, die
mit der heutigen Arbeit überhaupt nicht
zu vergleichen sind. Wir haben alle Bewohner jeden Abend in eine Zwangs-
Solche Gedanken, solche Entscheidung
treffen Sie nicht über Nacht.
Ganz gewiss nicht. Ich habe mich gefragt: `Was würde ich noch gerne machen? Aber habe ich dazu den Mut?´.
Dann merkte ich: Etwas halb zu machen
kann ich mir nicht vorstellen. Herz und
Leidenschaft gehören für mich zusammen. Ich mache nichts, nur weil es gemacht werden müsste. Da bin ich mir
treu geblieben. Die Konsequenz wäre ja,
etwas nur aus Angst vor einer Veränderung weiter zu machen. Für mich merkte
ich, Herz und Leidenschaft lassen allmählich nach. Und dann war da die
Überlegung: `Irgendwann bist Du nur
noch geduldet!´
UntErWEgS mit
jacke gesteckt! Und trotzdem stand für
mich nie in Frage, ob ich eine Ausbildung in diesen Bereich mache. Sondern
nur, wo ich diese Ausbildung absolviere.
Und da die Psychatriediakone etwas Einmaliges in der DDR war, bin ich nach
Fürstenwalde gegangen.
Eine gute Entscheidung?
Eine sehr gute Entscheidung. Wenn auch
die Masse der behinderten Menschen
hier mich schier erschlagen haben. Zugleich hat mich die Planung der Arbeit,
die inhaltliche Konzeptionen sehr beeindruckt. Seinerzeit hatten wir ja auch bei
den Samariteranstalten die straffen Strukturen der DDR. Als ich dann nach meiner Familienphase 1993 wieder eingestiegen bin, war das wie eine Ohrfeige.
Eine Kollegin hat mir damals gesagt:
„Jetzt ist alles anders. Vergiss alles, was
Du gelernt hast!“ Und tatsächlich, die
lockeren Strukturen, die Mitarbeiter ohne
kirchlichen Bezug. Teilweise hatte ich
fast den Eindruck, ich müsse mich rechtfertigen.
Zu schwerwiegende Veränderungen?
Nun ja, teilweise schon. Andererseits gab
es natürlich auch sehr angenehme Veränderungen: Die kleineren Gruppen, die
Einzelzimmer, die sanitären Anlagen, die
Hilfsmittel, wie zum Beispiel die Fahrstühle. Wissen Sie eigentlich, dass wir
früher die Bewohner zur Kirche „hochgehuckt“ haben?
Was bitte haben Sie?
Wir haben die Bewohner Huckepack auf
dem Rücken in die Kirche getragen. Also
„gehuckt“! Die Rollstuhlfahrer haben wir
sogar mit den Rollstühlen die Treppe
hoch getragen. Diese Erleichterungen
waren schon ein Genuss. Auch 1996, im
Zuge der Umstruckturierungen der Frauengruppen in Bethanien und der Männergruppen im Lasiushaus entstand eine
geschlechtergemischte Erwachsenengruppe in Bethesda, 4. Etage. Eine sehr
schöne Zeit. Doch noch einmal zu den
Veränderungen: Ich habe den Eindruck,
nach 1993 wurde alles sehr schnelllebig.
Kaum war man an einer Stelle angekommen, kamen schon die nächsten Veränderungen: Konzeptionell, personell, baulich, gesetzlich. Da durften Erwachsene
auf einmal nicht mehr im Kinderwohnbereich wohnen, da sollten Bewohner mit
einbezogen werden – das waren jeweils
Neuerungen, auf die wir uns einstellen
sollten. Die natürlich auch gut waren.
...
Zum Beispiel?
Als das Lutherhaus umgebaut wurde,
durften wir uns mit Bewohnern das Haus
ansehen. Die Bewohner konnten entscheiden, ob sie lieber auf der Hofseite
oder der Straßenseite ihr Zimmer haben
wollten. Das war einfach toll! Ein guter
Prozess.
Und Sie waren dann die Leitung für das
„neue Haus“?
Nein. Zunächst wurde das Lutherhaus
vom Bereich Bethanien/Posen aus mitgeleitet. Die Ausschreibung stand sieben
Wochen mit einer genauen Terminierung.
Ich habe mich auf den letzten Drücker,
am letzten Tag entschieden. Zwar hatten
schon einige Mitarbeiter angefragt. Ich
habe sehr lange überlegt, eigentlich die
sieben Wochen. Mit der Unterstützung
von Frau Bley, habe ich dann die Chance
ergriffen, Möglichkeiten und Überlegungen umzusetzen. Nur, je länger ich diese
Arbeit mache, desto mehr kommt mir die
Basisarbeit abhanden. Das fehlt mir. Und
gleichzeitig merke ich auch, Mitarbeitermanagement, das immer wichtiger wird,
ist nicht wirklich mein Schwerpunkt.
Also eine neue Entscheidung treffen?
Genau. Damit sind wir ja wieder beim
Ausgangspunkt angelangt. Bis zur Rente
wollte ich das doch nicht machen. Natürlich – und das erfüllt mich schon mit großer Zufriedenheit – haben mich diese
vielen Jahre als „Sami“ geprägt. Nur
durch diese Jahre und Erfahrungen stehe
ich da, wo ich heute stehe. Stünde ich –
mit allem Wissen von heute – wieder vor
der Entscheidung, ich würde dieselbe
Richtung wieder einschlagen! Und am
Ende komme ich zu dem Fazit: Mit allen
Höhen und Tiefen – da gab es wirklich
eine ganze Menge! – es war eine gute
Zeit, für die ich dankbar bin.
Frau Grothe, jetzt haben Sie in anderer
Hinsicht den Weg noch einmal von vorne
angefangen.
Gleich doppelt: Jetzt arbeite ich mit jungen Müttern und ihren meist sehr kleinen
Kindern. Also noch einmal auf den Anfang von Lebenswegen. Also mit einer
neuen Arbeit und einem neuen Träger.
Ich bin wieder mit Herz und Leidenschaft dabei. Ich lerne Neues und habe
wieder große Freude an der Arbeit.
Dann sage ich einfach und schlicht:
Danke, Frau Grothe!
Paul-Gerhardt Voget
Jubiläumsfeier 2009 –
10 Jahre Erwachsenenwohnbereich im Lutherhaus
uNTERWEGS 2/2014
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Die Redaktion wünscht allen Bewohnern, Mitarbeitern,
Freunden und Partnern ein schöne Sommerzeit.
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