Alle im Wunderland - beim Theater Oberhausen

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Uraufführung
Theatrales Bürger-Konzert
nach Motiven von Lewis Carroll
Alle im
Wunderland
Schorsch Kamerun
Marion Frambach-Nießen, René Stockhausen,
Sabine Urgesi
Alle im Wunderland?
Der Sturz in den Kaninchenbau, willkommen im Wunderland! Und plötzlich inmitten
schreitender Herzköniginnen, trügerischer Bessermacher und einer albtraumhaften
Verhandlung, in der ein Zeiträuber verurteilt werden soll. Alles verkehrt herum?
Wir sind fleißig dabei, uns durch Zauberspeisen aufzublasen und gleichzeitig
einzuschrumpfen. Und auf einmal taucht eine Katze auf, die verdächtig guckt …
Der Musiker und Regisseur Schorsch Kamerun entdeckt in dem 1865 erschienenen
und zum Klassiker der englischen Kinderliteratur gewordenen Kinderbuch Alice
im Wunderland den existentiellen Entwurf einer immer schwerer zu fassenden
Welt. Ausgehend von Motiven nach Lewis Carroll überträgt er Strategien des
heutigen Überlebens im spätkapitalistischen Wunderland in Szenen und Songtexte
für diese Uraufführung: Alle im Wunderland, ein theatrales Live-Konzert mit
Bürgern, Schauspielern und Musikern. Schorsch Kamerun hat recherchiert,
dokumentiert, collagiert und Bürger aus dem Ruhrgebiet auf eine Erlebnisreise
geschickt – durch ihre höchst persönlichen, unsicher gewordenen Wunderländer.
Zu Beginn der Proben hat er sie zu ihren Lebensentwürfen, Träumen und Strategien
befragt. Welchen Lebenstraum oder Berufswunsch hatten sie eigentlich ursprünglich?
Und was ist daraus geworden?
Aus diesen Gesprächen entstanden Texte und Songs – und ein neues und modernes
Märchen. Statt des kleinen Mädchens Alice steht nun darin die fiktive Figur Brandy
im Mittelpunkt. Alice im Wunderland träumt. Träumt auch Brandy? Ein schicker
Mann im Anzug, Zeitpresser genannt, begrüßt sie im Wunderland. Im Wunderpark.
In der Wunschmaschine. Wie ist sie hierher gekommen? Sie scheint müde von
allem, vom Traumberuf und den modernen Selbstverwirklichungszwängen. Aber
ist sie so ausgebrannt, dass sie halluziniert? Oder hat sie gerade eben nur einen
Perspektivwechsel vorgenommen und blickt nun auf einmal mit mehr Phantasie
auf die Welt? Was erwartet sie im Wunderland?
„Alle im Wunderland, all diese tapferen Wesen hier weigern sich, ihre Zukunft,
ihre Wünsche einfach abzuhaken“, sagt der Zeitpresser. Und ein seltsames
Wesen lädt Brandy dazu ein, „Wünsche hier und jetzt ganz neu auszuprobieren.“
Anja Schweitzer
Manja Kuhl, Sabine Urgesi
Sergej Lubic
Eike Weinreich, Manja Kuhl
René Stockhausen, Sebastian Krull, Edith Karschti
Aber dieses Wesen, Könner genannt, trägt den Widerspruch auch schon in sich:
„Wie viel von diesem Spaß hält die Welt noch aus?“ In diesem Wunderland
scheint es darum zu gehen, das Leben wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen.
Brandy sieht sich von Entwürfen umringt, die abseits kapitalistischer Verwertungs­
interessen liegen wollen: Entwürfe, die sich der Entfremdung des Menschen versuchen zu verwehren. Selbst wenn das in Wirklichkeit so schwer ist: die Utopie
der eigenen Freiheit. Da kontaktiert Brandy zum Beispiel die Figur des Mediums –
ist sie ein Avatar? Ist sie ein Fabelwesen? Jedenfalls scheint sie für sich einen
Weg gefunden zu haben, mit sich selbst und ihrer Welt in Einklang zu sein. Und
sie zeigt Brandy einen Weg auf, den diese gehen könnte … Um im nächsten Moment
derart konspirativ in die Kamera zu schauen, dass klar wird, dass auch das Medium
in der heutigen schönen, anstrengenden Welt der ständigen Selbstneuerfindung
nicht zur Ruhe kommt … Was, fragt sich Brandy, ist eine gute Überlebensstrategie
für mich? Und ist das Wunderland nicht vielleicht schon längst vom Zeitpresser
als Geschäftsidee vereinnahmt worden?
Das ist bei der ganzen Suche, die den Regisseur Schorsch Kamerun schon seit
vielen Jahren künstlerisch treibt, seine wiederkehrende immanente Kritik: Jeder
Gegenentwurf zu unserer wachstumsorientierten Welt, zu unserem Dasein „im
Hamsterrad“, zu dem Zwang, äußerst flexibel zu sein und immer funktionieren zu
müssen, gerät heutzutage zur Mode, zum Hype, ist schon längst durchgespielt.
Inwiefern die Akteure des Wunderlandes, vom Guerrilla Gardening über das
kollektive Planungsbüro einer Wunschmaschine, erfolgreiche Modelle der Entschleunigung kreieren und neue Möglichkeiten entdecken, zu sich zu finden und
einander zu begegnen, liegt im Auge des Betrachters. Des Zuschauers.
Rüdiger Bering und Hannah Schwegler
Sergej Lubic, Eike Weinreich
Uraufführung
Schorsch Kamerun
Alle im Wunderland
Theatrales Bürger-Konzert nach Motiven von Lewis Carroll
Mit Manja Kuhl (Brandy), Anja Schweitzer (Medium) /
Sergej Lubic (Zeitpresser), Eike Weinreich (Könner)
sowie Fuseinatu Bamba, Eduard Bogdan, Vincenzina Cannatella, Werner Dötsch,
Charlotte Dreher, Karin Emmelmann, Rolf Emmelmann, Horst Feldhoff, Marion FrambachNießen, Edith Karschti, Sebastian Krull, Judith Krümmel, Christoph Lausberg, Karin
Mathieu, Klaus Mathieu. Ingo Mersmann, Nora Lorenz, Ilya Perenteau, Doris Planz-Krohn,
Lydia Preißler, Theo Schmich, René Stockhausen, Sabine Urgesi, Larissa Zhukova
Wunschkonzert-Band Axel Ganz (Tastenintrumente), Tycho Schottelius (Electronics),
Andreas van der Wingen (Bass)
Regie, Musik und Text Schorsch Kamerun Bühne Katja Eichbaum Kostüme
Franziska Grau Video Sebastian Moretto Dramaturgie Hannah Schwegler, Rüdiger
Bering Regieassistenz Martin Kindervater Bühnenbildassistenz Anne Manss
Kostümassistenz Elisabeth Gers Regiehospitanz Lina Küppers Licht Alexander
Eck Ton Heiko Jooß, Philipp Schmidt, Simon Vieth Bühnenmeister Lutz Ritsche
Maske Thomas Müller Requisite Hermann Schulz Inspizienz Stephanie Simons
Wir danken Iris Kumpmann (Fraunhofer Institut Umsicht, Oberhausen),
Hajo Sommers (SC Rot-Weiß Oberhausen), Hans Zinnkann (Landtag NRW),
Jazzband Hyperactive Kid (www.hyperactivekid.de)
Theater Oberhausen
Spielzeit 12/13, Nr. 4
Will-Quadflieg-Platz 1
46045 Oberhausen
Telefon 0208/85 78 - 184
Telefax 0208/800 703
[email protected]
Intendant Peter Carp
Redaktion Hannah Schwegler, Rüdiger Bering
Design Benning, Gluth & Partner, Oberhausen
Probenfotos Birgit Hupfeld
Druck Walter Perspektiven
www.theater- oberhausen.de
Premiere 15. Februar 2013 im Großen Haus
Dauer 1 Stunde 30 Minuten. Keine Pause.
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