SIM 4. Fortbildungskurs 2014 30. Oktober 2014 Kasuistik Dr. med. Esther Hindermann, FMH Innere Medizin, FA SAPPM und delegierte Psychotherapie Pat. A. I. *1963 • IPS-Pflegefachfrau • Verheiratet, 1 erwachsene Tochter • 1992 lumbale Diskushernie • 1993 – 1999 4 Spontanaborte und Curettagen Ab 1992 - rezidivierende lumbale Rückenschmerzen, rez. lumbospondylogenes und lumbovertebrales Syndrom - Abklärungen: degenerative Veränderungen der Wirbelsäule, Discopathie L4/L5, medikamentöse Therapie, (Antirheumatica), Infiltrationen 11/2006 MRI Bandscheibendehydrataton L4/5 mit Anuluseinriss ohne Kompression, beginnende Spondylarthrose Pat. A. I. *1963 Ab 2007 01/2008 04/2008 - akute Verschlechterung: Diagnostik Rheumazentrum XX, 100% AUF ab Ende 07, Einstellung auf Opiate, lokale Infiltrationen - Stationäre Universitäts-Rheumaklinik, „generalisiertes Schmerzsyndrom in psychosozialer Belastungssituation“ Psychiatrisches Konsilium: Dg. Leichte bis mittelschwere depressive Störung - stationäre muskuloskeletale Rehabilitation Klinik XY dito: dringender Verdacht auf Schmerzverarbeitungsstörung - kein Ansprechen auf die stationäre Therapie, Pat. körperlich und seelisch kaum belastbar Pat. A. I. *1963 05/2008 - Universitäts-Rheumaklinik : Versicherungsmedizinische Beurteilung für die IV Generalisiertes Schmerzsyndrom (ohne Nennung einer rheumatische Grundkrankheit), Krankheitsverarbeitungsstörung und depressive Symptomatik 02/2009 - Gutachterliche Beurteilung (Institut YY im Auftrag der SVA) Internist.: - Bandscheibenschaden L4/5 (relevant für Rheumatolog.: AUF) - Chronifizierte Schmerzstörung (ohne Relevanz für AUF) Psychiatr.: keine psychische Störung (= ᴓ Major Depression , ᴓ Psychose, ᴓ hirnorganische Erkrankung) Pat. A. I. *1963 Beurteilung der Arbeitsfähigkeit: • Vollständige Arbeitsfähigkeit für leichte bis mittelschwere Arbeiten. Arbeitsfähigkeit als Pflegefachperson auf „normaler“ Station gegeben • Tätigkeit auf IPS krankheitsbedingt nicht mehr zumutbar Pat. A.I. *1963 Psychosoziale Anamnese • • • • • • • • • • • Pat. In BRD aufgewachsen als 5. von 8 Kindern Vater heimgekehrter Fremdenlegionär, Mutter Kriegswaise aus Ostpreussen, emotionale und materielle Deprivation, Pat. „managt“ mit einer Schwester die Familie Ausbildung zur Krankenschwester 1981 plötzlicher Tod des Vaters während der Ausbildung Ausbildung in Intensivpflege 1991 Emigration in die Schweiz, Tätigkeit als Intensivpflegeschwester 1992 Heirat 1993 Geburt eines Kindes 1994 – 99 4 Aborte / Curettagen Ab 1993 60% Pensum, viele Überstunden und Doppelschichten Ab 2007 100% AUF Pat. A. I. *1963 2009 • Multimodale stationäre psychosomatische Therapie Klinik XZ: • Generalisiertes Schmerzsyndrom des Körpers (Rücken, Füsse, rechte Hand, Brustkorb, Kopf) mit/bei - degenerativen Veränderungen der LWS (L4/5) - Spannungskopfschmerzen - Migräne - Somatoforme Schmerzstörung ICD-10 F45.4 ambulante psychosomatische Therapie alle 4-6 Wochen Pat. A.I. *1963 2010 Versicherungsmedizinische Beurteilung durch behandelnde Ärztin - Chronisches therapieresistentes Schmerzsyndrom des ganzen Körpers ICD-10 F45.41 mit/bei - degenerativen Veränderungen der LWS (L4/5) - Spannungskopfschmerzen - Migräne - anhaltender somatoformer Schmerzstörung ICD-10 F45.4 Patientin 100% krankheitsbedingt 100% arbeitsunfähig, nicht eingliederbar Pat. A. I. *1963 08/ 2010 • Gutachten Psychosomatische Klinik ZZ: • Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren ICD-10 F45.41 • Kombinierte Persönlichkeitsstörung mit zwanghaften, überangepassten, histrionischen und abhängigen Zügen ICD-10 61.0 • Migräne und intermittierend Spannungskopfschmerzen Patientin krankheitsbedingt 100% AUF Pat. A. I. *1963 10/2011 • Rheumazentrum XX • Notfallmässige Aufnahme wegen Verschlechterung der Rückenschmerzsymptomatik - Pat. immobil und bettlägerig Diagnosen: Akutes lumoradikuläres Reizsyndrom L5 rechts und akut exacerbiertes lumbospondylogenes Syndrom links bei vorbestehendem mehrjährigem lumbovertebralen Syndrom • Psych. Konsilium: schwere depressive Episode - Anhaltend somatoforme Schmerzstörung ICD-10 F45.4 • → stationäre psychiatrische Therapie wird empfohlen • Paeusbonog und/oder • Relevante körperliche/psychiatrische Erkrankung ? Pat. A.I. *1963 • 09.02.12 Gutachten im Auftrag des Sozialversicherungsgerichtes, Kt. ……. • Diagnose: - Kombinierte Persönlichkeitsstörung mit histrionischen und narzisstischen Zügen ICD-10 F61.0 - Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren ICD-10 F45.42 • Beurteilung: 100% AUF für jegliche Tätigkeit, Förster-Kriterien erfüllt • Stellungnahme des RAD Gutachten aus psychischer Sicht nicht nachvollziehbar und schlüssig, beruht nicht auf der international geforderten Nomenklatur • 10/12 Urteil des Sozialversicherungsgerichtes: 100% Berentung Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! [email protected]