IV-STELLEN-KONFERENZ CONFERENCE DES OFFICES AI CONFERENZA DEGLI UFFICI AI CONFERENZA DILS UFFIZIS AI Integration von Jugendlichen: Was kann die Psychiatrie leisten? Fribourg, 22. Mai 2015 Häufigkeit psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter 22 % psychische Auffälligkeiten 10 % manifest psychisch krank Quellen: Kinder- und Jugend-Survey, Robert-Koch-Institut, Berlin 2006 Zurich Adolescent Psychology Psychopathology Study, 1994, 2004 Merikangas-Ries et al., 2010 © IVSK / 2 1 Häufigkeit psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter • Angststörungen • ADHS • Depressionen > 11% 31.9% > 5% 8.7% 1 - 5% 14.3% Nach DSM-5, 2013 (letzte 12 Monate) Merikangas-Ries et al., 2010 (strukturiertes Interview mit 10‘123 Jugendlichen USA, Zeitraum bis zur Befragung) © IVSK / 3 Entwicklungspsychiatrie • Regulations- • Autismus störungen: • Angst • Essen • oppositionelles • Schlafen Trotzverhalten • Schreien • Interaktionsstörungen • • • • • • ADHS Ausscheidungs-St. Depressionen Angst Zwangs-St. Tic-Störungen • • • • Anorexia nervosa Bulimia nervosa Psychosen affektive Störungen: v.a. Depressionen © IVSK / 4 2 Suizidalität und Suizid Suizid ist in der Schweiz • im Jugendalter die häufigste Todesursache • im Kindesalter die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen © IVSK / 5 Nehmen psychische Erkrankungen zu? Nein (?) Komorbiditäten (Mehrfacherkrankungen) weniger stigmatisierend soziale Verhaltensauffälligkeiten Abbild von gesellschaftlichen Entwicklungen (Werte, Individualismus, Aggressivität …) © IVSK / 6 3 KJPD Zürich Universitätsklinik modellhaft: ambulant vor teilstationär vor stationär Spezialangebote Forschung und Lehre (Brainmapping, Bildgebung, Labor, Studien) 400 Mitarbeitende © IVSK / 7 Kennzahlen 2 Jugendlichenstationen • 18 Plätze, dAD 57 Tage 3 Kinderstationen • 21 Plätze, dAD 124 3 Tageskliniken • 45 Plätze, dAD 65 – 94 Tage 8 Polikliniken • 4500 Patienten, 31’000 Konsultationen Forensik (Gefängnisbetreuung, Gutachten) © IVSK / 8 4 Umfassende Untersuchung Multiaxiale Klassifikation 1. Achse: Klinisch-psychiatrische Störung nach ICD-10 2. Achse: umschriebene Entwicklungsstörungen 3. Achse: Intelligenzniveau 4. Achse: körperliche Symptomatik 5. Achse: assoziierte aktuelle abnorme psychosoziale Umstände 6. Achse: globale Beurteilung des psychosozialen Funktionsniveaus Remschmidt, Schmidt, Poustka, 2006 © IVSK / 9 Behandlungsbestandteile bio-psycho-soziales Modell: Psychotherapien medikamentöse Therapien Spezialtherapien (Ergo, Bewegung …) Milieutherapie Schule (keine Therapie, aber wesentlich) Umfeld: immer miteinbezogen © IVSK / 10 5 interdisziplinäres Arbeiten intensive interdisziplinäre Behandlung ÄrztInnen PsychologInnen SpezialtherapeutInnen Pflegende SozialpädagogInnen SozialarbeiterInnen Lehrpersonen schulische SpezialtherapeutInnen © IVSK / 11 vernetztes Arbeiten Eltern, Familiensystem niedergelassene ÄrztInnen Schulen, Schulpsychologie Jugendhilfe KESB Jugendanwaltschaften Institutionen (Heime etc.) Spitäler Erwachsenenpsychiatrie © IVSK / 12 6 Ziele Arbeiten mit Zielen Grundsatz: fördern und fordern immer wesentliche Zielsetzung: Integration in Familie, Schule, Arbeit, Umwelt © IVSK / 13 «Integrationshürden» Komplexität: • oft keine einfachen «Kochrezepte» anwendbar Geduld: • oft mehrere Versuche notwendig fehlendes Verständnis: • Krankheit nicht sichtbar, fassbar © IVSK / 14 7 «Integrationshürden» mangelnde Bereitschaft der Betroffenen • keine Krankheitseinsicht • zu geringer Leidensdruck • Perspektivelosigkeit mangelnde Bereitschaft der primären Bezugspersonen (Eltern, Familie) oft stark beeinträchtigte Patienten oder Familiensysteme © IVSK / 15 «Integrationshürden» fehlendes Selbstvertrauen bei Patienten und wenig entwickelter Durchhaltewille Überforderung durch Wahlmöglichkeiten / «Alles ist möglich-Mentalität» fehlende oder ungeeignete institutionelle Anschlusslösungen © IVSK / 16 8 «Integrationshürden» Arbeitswelt • Leistungsanforderungen • weniger «Nischenarbeitsplätze» • fehlendes Verständnis bei Mitarbeitenden • ungenügende Begleitung, Betreuung Schule • siehe Arbeitswelt © IVSK / 17 Streitpunkt finanzielle «Zuständigkeit» verschiedenste Kostenträger • IV • Krankenkassen • weitere Sozialversicherungen • Kantone Gesundheit Bildung Soziales • Gemeinden • KESB, … © IVSK / 18 9 Finanzierungslücken Tarmed deckt ambulante Kosten nicht Tageskliniken: Finanzierung gesetzlich nicht geregelt Spitalschulen: • in zahlreichen Kantonen nicht geregelt • keine Finanzierung nach obligatorischer Schulpflicht © IVSK / 19 Beispiel Autismus 2002: Aufbau Kompetenzzentrum in ersten Jahren von IV nicht anerkannte Behandlungsmethode nun von IV anerkannt, aber ungenügende pauschale Abgeltung Forderung IV: Beizug anderer Kostenträger © IVSK / 20 10 Beispiel Autismus Kanton/Gemeinden bisher nicht bereit zu Übernahme Teilkosten Finanzierungslücke: • bisher fast Fr. 1 Mio. Spendengelder • Restdefizit: KJPD mittelfristig kann KJPD Defizit nicht mehr tragen Konsequenz: Angebot mittelfristig gefährdet © IVSK / 21 Fazit Grundüberzeugung: Eingliederung lohnt sich © IVSK / 22 11 Fazit Zuständigkeiten klären Zusammenarbeitsmodelle weiter entwickeln Finanzierung sichern Begleitmodelle für Integrationsphase weiter entwickeln Anreize für Frühberentungen senken © IVSK / 23 Fazit Psychiatrie kann wertvollen Beitrag leisten, aber Integration nicht alleine schaffen © IVSK / 24 12