Landesbank Baden-Württemberg LBBW Blickpunkt: Indien Auf dem Weg zum Global Player? Uwe Burkert, Chefvolkswirt, Leiter des Bereichs Research Autoren: Jan Hofmeister Felix Wiggenhauser Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 2 Executive Summary. § Hinsichtlich Einwohnerzahl und Entwicklung des Bruttoinlandprodukts ist Indien eines der am schnellsten wachsenden Länder der Welt. Seit 1992 hat das Land seinen Anteil am Welt-BIP verdoppelt, 2015 stieg das BIP – auch Dank eines niedrigen Rohölpreises - um 7,3% an. Da auch in naher Zukunft mit hohen Wachstumsraten zu rechnen ist, ist Indien einer der attraktivsten Zukunftsmärkte weltweit. § Indiens jüngster Aufschwung hängt unmittelbar mit der Premierministerwahl 2014 zusammen, denn Premierminister Narendra Modi fährt einen wirtschaftsfreundlichen Kurs. Seine Politik zielt darauf ab, durch umfangreiche Reformpakete, die Wirtschaft anzukurbeln, Jobs zu schaffen, das Land stärker in die internationale Wertschöpfungskette zu integrieren und ausländische Direktinvestitionen – beispielsweise im Maschinenbau, im Dienstleistungssektor und in der Infrastruktur – anzulocken. § Die generell differenzierte indische Wirtschaftsstruktur ist von einem Missverhältnis zwischen Landwirtschaft und Dienstleistungen geprägt. Während der Dienstleistungssektor wenige Menschen beschäftigt, aber einen hohen Anteil am BIP Indiens ausmacht, ist für den Agrarsektor das Gegenteil der Fall. Das Verarbeitende Gewerbe ist in Indien vergleichsweise gering ausgeprägt. § Das hohe indische BIP-Wachstum basiert auf einem schier ungebrochen hohen privaten Binnenkonsum. Exporte sind als Wachstumsmotor weniger entscheidend als in vielen anderen asiatischen Ländern. Das indische Handelsbilanzdefizit hat sich innerhalb der vergangenen fünf Jahre leicht reduziert. Für Indien ist Deutschland der sechstwichtigste Handelspartner weltweit. § Die Industrieproduktion stagniert seit Anfang des Jahres, und auch die Investitionen sanken zuletzt. Dem könnte die Prämisse der Regierung zu Grunde liegen, die Staatsfinanzen zu konsolidieren, was wiederum Auswirkungen auf stark vom Staat finanzierte Wirtschaftszweige haben könnte (Bauwesen, Banken). Das Haushaltsdefizit beträgt rund 7% des BIP, und auch die Staatsschuldenquote (67%) ist überdurchschnittlich hoch für ein Schwellenland. Der Auslandsverschuldung steht ein großes Polster an ausländischen Devisenreserven gegenüber. § Die Inflation ist zwar anfällig für Schwankungen, sank zuletzt im Trend jedoch deutlich. Im Zuge dieser Entwicklung reduzierte die indische Zentralbank auch die Leitzinsen. Die Indische Rupie steht gegenüber dem US-Dollar und dem Euro derzeit eher schwach da. Problematisch ist die Lage der staatlichen Banken, die auf Unterstützung durch die Zentralregierung angewiesen sind, sowie das anhaltende Leistungsbilanzdefizit. § Auch wenn das indische Geschäftsumfeld für westliche Verhältnisse bürokratisch herausfordernd erscheint, sind beim „Ease of Doing Business Index“ und dem „Global Competitiveness Index“ zuletzt Verbesserungen erzielt worden. Als Herausforderungen erweisen sich in Indien eine mangelhafte Infrastruktur, hohe Bürokratie, Korruption, mangende Qualität in der (Aus-)Bildung, geopolitische Spannungen und auf Grund seiner geografischen Lage eine hohe Abhängigkeit gegenüber klimatischen Entwicklungen (Bsp. Monsun). Quelle: LBBW Research Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 3 Executive Summary Indien im Überblick. § Bevölkerung: ca. 1,29 Milliarden Menschen, Bevölkerungswachstum ca. 1,7% pro Jahr § Landesfläche: 3.287.000 qkm (ca. neun Mal die Fläche Deutschlands) Neu-Delhi § Hauptstadt: Neu-Delhi (ca. 16,3 Millionen Einwohner) Kalkutta § Landessprachen: Hindi und Englisch § Religionen: Hinduismus (ca. 80,5%), Islam (ca. 13,4%), Christentum (ca. 2,3%) § Regierungsform: Parlamentarische Demokratie, 29 Bundesstaaten Mumbai Hyderabad § Staatsoberhaupt: Pranab Kumar Mukherjee, Präsident von Indien (seit 2012) § Regierungschef: Narendra Modi, Premierminister von Indien (seit 2014) Chennai Bangalore Quelle: Auswärtiges Amt § Währung: Indische Rupie (INR) § Historisch: Unabhängigkeit 1947 nach Kolonialherrschaft unter Großbritannien Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 4 Executive Summary Indien und Deutschland: Vergleich wirtschaftlicher Kennzahlen. Indien Deutschland 2014 2015 2016 p 2017 p 2014 2015 2016 p 2017 p 1.485,5 1.864,8 * * 2.915,7 3.025,9 3.083,5 3.167,7 1.147 1.440 * * 36.003 37.099 37.475 38.494 BIP Y/Y real (%) 7,2 7,3 7,5 7,5 1,6 1,5 1,7 1,5 CPI Y/Y (%) 5,9 4,9 5,3 5,3 0,8 0,1 0,2 1,5 Staatsschuld (% BIP) 66,4 67,2 66,5 65,6 74,7 71,2 68,6 66,3 Staatshaushalt (% BIP) -7,0 -7,2 -7,0 -6,7 0,3 0,7 0,2 0,1 LBil-Saldo (% des BIP) -1,3 -1,3 -1,5 -2,1 7,8 8,8 8,5 8,3 Arbeitslosenquote (%) 5,6 5,5 5,5 * 5,0 4,6 4,6 4,7 BIP nominal in Mrd. Euro BIP pro Kopf in Euro *: keine Zahlen vorliegend Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 5 Agenda. Politik…………………………………………………………………………………………............................................... 5 Konjunktur................................................................................................................................................... 11 Außenwirtschaft............................................................................................................................................ 19 Kapitalmarkt………………...…………………………………………………………………………………………………….. 24 Bonität……………………………….……………………………………………………………………………………………... 29 Fazit und Ausblick………….………………………………………………………….................................................... 34 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 6 Politik Politik in Indien: Reformprozess des neuen wirtschaftsfreundlichen Premierministers, intensivere Außenpolitik und Grenzkonflikt mit Pakistan. § Innenpolitik: Ende Mai 2014 wurde Narendra Modi zum 15. indischen Premierminister gewählt. Im Parlament sieht er sich mit schwierigen Mehrheitsverhältnissen konfrontiert, da seine Partei zwar die Mehrheit im Unterhaus, nicht jedoch im Oberhaus besitzt. Modi tritt als Reformer auf, dessen Kurs vor allem wirtschaftspolitisch orientiert ist. Zu seinen erklärten Zielen gehört, die indische Wirtschaft anzukurbeln, Arbeitsplätze zu schaffen und Bürokratie abzubauen. § Wirtschaftspolitik: Indiens Wirtschaft wurde jahrzehntelang weitgehend von der Weltwirtschaft abgeschottet. Die Politik begann erst in jüngerer Vergangenheit, Reformen durchzusetzen und die indische Wirtschaft zu öffnen. So dürfen ausländische Firmen zukünftig erstmals 100 Prozent von Rüstungsunternehmen, Fluggesellschaften und Nahrungsmittelherstellern übernehmen; auch wurde der Zugang zu Investitionen in anderen Branchen erleichtert. Darüber hinaus wurde bei der Reform des Insolvenzrechts die Stärkung des Gläubigerschutzes verfolgt, was vor allem ausländischen Gläubigern zugute kam. Wo bisher eine komplizierte Gesetzeslage vorlag, soll nun das neue Insolvenzgesetz ein einheitliches und übersichtliches Gerüst mit kurzen Verfahrensfristen bieten. Auch bedingt durch die verschiedenen Reformen stieg der Zufluss ausländischer Direktinvestitionen 2015/2016 laut der indischen Zentralbank um 41,9% an, auf rund 44 Mrd. US-Dollar in 2016. Die Stärkung des indischen Wirtschaftsstandorts fördert die Regierung Modis zudem mit Hilfe der Kampagne „Make in India“, die ausländische Direktinvestitionen anziehen und einheimische Unternehmen motivieren soll, in Indien zu produzieren. Neben der Initiierung verschiedener Sozialprogramme brachte die Regierung Modis außerdem die lang erwartete einheitliche Mehrwertsteuer auf den Weg. § Außenpolitik: Noch bis vor wenigen Jahren hielt sich Indien in globaler Hinsicht politisch weitestgehend zurück, die Außenpolitik beschränkte sich meist auf die direkten Nachbarstaaten. Unter Premierminister Modi pflegt Indien eine Politik stabiler Partnerschaften, welche vorrangig der wirtschaftlichen Entwicklung Indiens dienen soll, und nimmt dabei eine aktivere Rolle in der Weltpolitik ein. So strebt Indien danach, einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu erhalten. Neben der Mitarbeit in der G-20 ist Indien auch in verschiedenen anderen Staatengemeinschaften wie der BRICS-Gruppe aktiv. Deutschland und die EU werden von Indien, gerade wirtschaftlich, als wichtige Partner wahrgenommen. Ein ambitioniertes Freihandels- und Investitionsabkommen zwischen der EU und Indien ist allerdings ins Stocken geraten. § Sicherheitspolitik: Indiens Sicherheitspolitik wird von der schwierigen Beziehung zum Nachbarland Pakistan dominiert. Der jüngste Terroranschlag in der Grenzregion Kaschmir belastet das ohnehin schlechte Verhältnis der beiden Regionalmächte zueinander. In dien gibt Pakistan eine Mitschuld an dem Anschlag, Pakistan, das den Beitritt Kaschmirs zur indischen Union nicht anerkennt, weist die Vorwürfe entschieden zurück. Weltweit wird die Zunahme der Spannungen zwischen beiden Ländern mit Sorge beobachtet, auch vor dem Hintergrund, dass beide Länder über große Nuklearwaffenarsenale verfügen. Quelle: LBBW Research, Auswärtiges Amt, Süddeutsche Zeitung, Handelsblatt, Börsen-Zeitung, GTAI Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 7 Politik Abschaffung von 1000- und 500-Rupien-Scheinen soll zwar Korruption bekämpfen, sorgt aktuell jedoch für Chaos. § Am 9.11.2016 überraschte die indische Regierung mit der Ankündigung, sämtliche 500- und 1.000-Rupien-Geldscheine aus dem Umlauf zu nehmen und für wertlos zu erklären. Die beiden Scheine entsprechen im Gegenwert rund 7 Euro bzw. 14 Euro und sind die bei weitem verbreitetsten Scheine in Indien. Es handelt sich um rund 230 Milliarden Euro an Banknoten, die ca. 86% des indischen Bargelds ausmachen. Die indische Bevölkerung hat nun die Möglichkeit, die wertlosen Rupien-Geldscheine bis Ende Dezember 2016 auf ihre Bankkonten einzuzahlen oder alternativ gegen neue 500- und 2.000- Rupien-Geldscheine einzutauschen. Der maximale tägliche Tauschbetrag ist jedoch auf 4.500 Rupien limitiert, weswegen viele reiche Inder versuchen, ihr Geld über Verwandte oder Angestellte gegen geringe Gebühr einzahlen zu lassen. § Die Umsetzung der Maßnahme gestaltet sich als schwierig. Da es an neuem Bargeld fehlt, herrscht in vielen Bankfilialen Chaos, es kommt zu stundenlangen Wartezeiten, und zahlreiche Geldautomaten sind leer. Die Zentralbank schafft es nicht, mit der Bargeldnachfrage mitzuhalten, wodurch es zu teils dramatischen Engpässen bei der Bargeldversorgung kommt. Der Mangel an Bargeld reduziert wiederum den Konsum, der ein entscheidender Wachstumstreiber Indiens ist. § Bargeld ist von enormer Bedeutung in Indien. Rund 98% aller Bezahlvorgänge auf dem indischen Subkontinent werden mit diesem abgewickelt, viele Menschen besitzen weder Konten noch Kreditkarten. Auch die Landwirtschaft, die über 50% der indischen Bevölkerung beschäftigt, und kleinere Unternehmen sind fast ausschließlich auf Bargeld angewiesen. Premierminister Modi will mit Hilfe der umstrittenen Maßnahme die Korruption im Land bekämpfen. Wer in Zukunft größere Geldbeträge wechselt, muss sich registrieren lassen. Zudem sollen die neuen Scheine fälschungssicher sein, um Schwarzgeld im Land zu reduzieren. Die Schattenwirtschaft soll für rund ein Fünftel der indischen Wirtschaftskraft verantwortlich sein; laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung haben rund 94% der Beschäftigten keinen regulären Arbeitsvertrag. § Vor allem der Bankensektor und E-Commerce stehen derzeit vor großen Anpassungsherausforderungen. Momentan erscheint die Umstellung zwar noch als Mammutprojekt, langfristig sollten jedoch Banken davon profitieren, dass die Einlagen ansteigen sollten. In Folge sollten auch Bestellungen bei E-Commerce zunehmend elektronisch abgewickelt und nicht wie bisher per Nachname bezahlt werden, was dem Sektor ebenfalls zugute kommen wird. Klassische Händler werden auf der anderen Seite Marktanteile verlieren, was mitunter darauf zurückzuführen ist, dass viele Kunden in hohem Ausmaß konsumiert haben, um vorhandenes Schwarzgeld auszugeben. § Ferner könnte sich das Sparverhalten der Inder ändern; während historisch häufig in Gold investiert wurde bzw. Schwarzgeld in Gold geparkt wurde, besteht künftig die Möglichkeit, dass dieses Kapital in andere Anlageformen (klassisches Sparbuch, Anleihen oder Aktien) umgeschichtet wird. Quelle: LBBW Research, Auswärtiges Amt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Financial Times Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 8 Politik Reform des Steuerrechts: Wachstumstreiber für Binnenhandel. § Indien gliedert sich in 29 Bundestaaten sowie sechs Unionsterritorien. Zusätzlich genießt die Hauptstadt Neu-Delhi einen besonderen Rechtsstatus. Anders als in Deutschland, wo alle Bundesländer einem einheitlichem Mehrwertsteuersatz unterliegen, setzen die indischen Bundesstaaten eigene Mehrwertsteuersätze fest. Dadurch entsteht ein komplexes und in weiten Teilen intransparentes Steuersystem, welches den Handel erheblich erschwert. Der Warenfluss wird blockiert, indem Gütertransporte an innerindischen Grenzen kontrolliert werden, lange Wartezeiten entstehen und hohe Steuerzahlungen fällig werden. § Die Problematik ist seit langer Zeit bekannt und wird schon seit rund zehn Jahren im Parlament verhandelt. Bisher wurden Reformen jedoch stets durch die Opposition verhindert. Erst die Wahl Narendra Modis zum neuen indischen Premierminister im Mai 2014 brachte den notwendigen Durchbruch in den Gesprächen. Das Unterhaus des Parlaments stimmte 2015 einer Steuerreform zu, im August 2016 stimmte auch das Oberhaus für die Einführung eines einheitlichen Mehrwertsteuersatzes und brachte so die größte Steuerreform Indiens nach dessen Unabhängigkeit im Jahr 1947 auf den Weg. § Der nun entstehende einheitliche Wirtschaftsraum soll den inländischen Warenfluss deutlich erleichtern, Logistikkosten senken und Bürokratie in erheblichem Maße abbauen. Indische Ökonomen erwarten, dass der einheitliche Steuersatz die Wettbewerbsfähigkeit Indiens erhöhen und einen Wirtschaftsboom auslösen wird. Sie rechnen mit einem jährlichen Wachstumsschub von 0,4 bis 1,7 Prozentpunkten in den ersten fünf Jahren nach der Reform. Außerdem erhofft sich die indische Regierung, dass der Standort Indien durch die Steuerreform attraktiver für Investoren aus dem Ausland wird. Darüber hinaus sollen Steuerhinterziehungen und Bestechung, die im bisherigen System vielfach vorkamen, bekämpft werden. § Die einheitliche Mehrwertsteuer soll am 1. April 2017 in Kraft treten. Ob dieser Termin jedoch tatsächlich eingehalten werden kann, erscheint fraglich, da technische Einrichtungen zur Umsetzung der einheitlichen Mehrwertsteuer fehlen. Auch die Höhe des neuen einheitlichen Steuersatzes ist noch nicht beschlossen, gerechnet wird mit einem Wert von rund 17 bis 18 Prozent. Einige Produkte wie Alkohol, Immobilien und Treibstoff könnten von der Steuer befreit werden, auch weitere Branchen versuchen Ausnahmeregelungen durchzusetzen. § Die Einführung der einheitlichen Mehrwertsteuer ist ein großen Erfolg für den als Reformer angetretenen neuen Premiermister, da dieser - auch durch die schwierigen Machtverhältnisse im Parlament bedingt – bisher nur wenige seiner Reformversprechen einlösen konnte. Wenn alle Hürden genommen sind, wird die Steuerreform Indiens Wirtschaft einen Schub geben. Die einheitliche Mehrwertsteuer kann jedoch nur der Anfang sein: Da nur 1% aller Inder die Einkommensteuer zahlen, muss es zukünftig auch an dieser Stelle zu Reformen kommen. Quelle: Auswärtiges Amt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Spiegel, BBC News, Moody‘s® Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 9 Politik Reform der Bildungspolitik in Indien – Fokus auf dualer Ausbildung nach deutschem Vorbild. § Mit einem Durchschnittsalter von circa 27 Jahren ist die indische Bevölkerung außergewöhnlich jung. Täglich kommen rund 30.000 junge Inder auf den Arbeitsmarkt. Paradoxerweise haben deutsche Unternehmen in Indien trotzdem Schwierigkeiten, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden, da gerade die technische Ausbildung vor Ort ausbaufähig ist. Laut Regierungsangaben besitzen weniger als 5% aller Erwerbstätigen eine berufliche Qualifikation. Vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage der Wirtschaft hat sich die neue Regierung seit dem Regierungswechsel 2014 zum Ziel gesetzt, die berufliche Bildung zu stärken und bis 2022 rund 500 Millionen Menschen besser auszubilden. Zudem plant die indische Regierung, die duale Berufsausbildung – auch mit Hilfe ausländischer Kooperationspartner und der Industrie – nach deutschem Vorbild im ganzen Land einzuführen. Es müssen jedoch noch einige Hürden, beispielsweise Finanzierungsfragen, genommen werden. § Indiens Bildungsbereich soll sich nach dem Motto „Expansion, Qualität, Gerechtigkeit“ entwickeln. Bisher gleicht das indische Bildungssystem jedoch in seinen Grundzügen noch immer dem System der Kolonialzeit. Die Hochschulzugangsberechtigung kann nach zwölf Jahren der Grundund Sekundarausbildung erworben werden. Nach Angaben des Deutschen Akademischen Austauschdiensts gibt es in Indien rund 650 Universitäten, 33.000 Colleges und 13.000 sogenannte Diploma Granting Institions, an denen ca. 27 Millionen Studierende eingeschrieben sind. Der Frauenanteil an den Hochschulen beträgt rund 40%. Abgesehen von einigen geisteswissenschaftlichen Studiengängen sind die Kurse schon jetzt stark überfüllt. Ziel der indischen Regierung ist es trotzdem, die Anzahl der Studierenden bis 2020 auf 40 Millionen aufzustocken. Gelingen soll dies durch die Inbetriebnahme neuer Hochschulen. Eine hohe Anzahl junger Inder studiert darüber hinaus im Ausland. So sind beispielsweise rund 100.000 Inder an amerikanischen Hochschulen immatrikuliert. § Obwohl indische Kinder im Alter zwischen 6 und 14 seit einigen Jahren ein Recht auf kostenlose Schulausbildung haben, ist die Quote der Schulabbrecher sehr hoch. Problematisch sind außerdem die gewaltigen Qualitätsunterschiede zwischen verschiedenen Bildungseinrichtungen. Diese treten sowohl bei Grundschulen als auch in Universitäten auf und werden besonders beim Vergleich zwischen staatlichen und privaten Einrichtungen sichtbar. Die staatlichen Institutionen leiden flächendeckend unter Unterfinanzierung und fehlenden qualifizierten Lehrkräften. § Hinsichtlich des Education Index der Vereinten Nationen, welcher die durchschnittlichen Jahre der absolvierten Schulausbildung in verschiedenen Ländern vergleicht, befindet sich Indien auf Rang 135 von 187 untersuchten Staaten. Die Alphabetisierungsquote Indiens entwickelt sich trotz allem positiv. So können im Jahr 2015 71,2% aller Inder über 15 Jahren Lesen und Schreiben, um die Jahrtausendwende waren es nur rund 60%. Die Werte unterscheiden sich beim Vergleich der beiden Geschlechter jedoch signifikant (Männern 81,3%, Frauen 60,6%). Quelle: Auswärtiges Amt, DAAD, Vereinte Nationen, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutschlandfunk, CIA Factbook Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Politik Indiens Probleme bei der Korruptionsbekämpfung. § Die sechs „weichen Indikatoren“ der Weltbank geben Aufschluss über die Qualität des institutionellen Rahmenwerkes Indiens. § Die Werte zeigen an, wie viel Prozent der Länder im weltweiten Vergleich in der jeweiligen Kategorie schwächer als Indien gelistet sind. § Es wird deutlich, dass sich in den vergangenen zehn Jahren zwar keine großen Veränderungen aufgetan haben, es jedoch insbesondere bei Indiens schwächsten Kategorien (Politische Stabilität / Abwesenheit von Gewalt u. Terror) zu leichten Verbesserungen kam. § Indiens große Schwäche bleibt weiterhin die Korruption. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters „Soft-Indicators“ der Weltbank Seite 10 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 11 Agenda. Politik…………………………………………………………………………………………............................................... 5 Konjunktur................................................................................................................................................... 11 Außenwirtschaft............................................................................................................................................ 19 Kapitalmarkt………………...…………………………………………………………………………………………………….. 24 Bonität……………………………….……………………………………………………………………………………………... 29 Fazit und Ausblick………….………………………………………………………….................................................... 34 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Konjunktur Heute und in Zukunft: Hohes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts. § Das indische BIP wächst bereits BIP-Wachstum und OECD Leading Indicator für Indien seit Jahren so stark wie kaum ein anderes im weltweiten Vergleich. 2015 stieg es um 7,3% an, für 2016 und 2017 rechnet der IWF mit noch höheren Wachstumsraten von je 7,5%. In den ersten beiden Quartalen 2016 wuchs das BIP um jeweils rund 2% (Q-Q). § Germany Trade & Invest schätzt, der niedrige Ölpreis habe zu einer Steigerung des BIPWachstums von rd. 1% geführt. § Ob die BIP-Wachstumsraten jedoch auch tatsächlich so hoch sind, darf bezweifelt werden. 2015 wurde die Berechnungsgrundlage verändert, wodurch die Werte sprunghaft anstiegen. § Nichtsdestotrotz wird Indien unabhängig davon c. p. voraussichtlich bis spätestens 2050 auf den dritten Platz derjenigen Länder mit dem höchsten BIP weltweit aufsteigen. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters, GTAI, Auswärtiges Amt Seite 12 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 13 Konjunktur Unterdurchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen, riesiges Einkommensgefälle und hohes Bevölkerungswachstum. § Trotz hoher BIP-Wachstumsraten BIP pro Kopf wächst das indische BIP pro Kopf im letzten Jahrzehnt nur langsam. 2015 betrug es 1.440 Euro pro Kopf. § Das BIP pro Kopf ist jedoch nur bedingt aussagekräftig, da die Schere zwischen arm und reich in Indien besonders stark auseinander klafft. § Einerseits leben rund 30% der indischen Bevölkerung von weniger als einem US-Dollar am Tag und damit unterhalb der Armutsgrenze. Besonders auf dem Land, wo noch immer 70% der indischen Bevölkerung leben, ist die Armut hoch. Andererseits leben in Indien die meisten Millionäre und Milliardäre weltweit. § Das Auswärtige Amt schätzt, dass Indien bereits Mitte dieses Jahrhunderts das bevölkerungsreichste Land der Erde sein wird. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters, Auswärtiges Amt Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Konjunktur Stabile Arbeitslosenquote und starker privater Konsum. Arbeitslosenquote und privater Konsum § Das durch die Wahl Modis erhoffte Jobwunder ist bisher ausgeblieben. Die Arbeitslosenquote schwankt um die 5,5%. Die indische Jugendarbeitslosigkeit belief sich zuletzt auf 10,4% und lag damit deutlich unterhalb des weltweiten Durchschnitts von rund 14%. Ein Großteil der Beschäftigten arbeitet im informellen Sektor. § Der private Konsum stieg im gleichen Zeitraum stark an. Auch seit Beginn 2016 befindet sich das Wachstum des privaten Konsums auf hohem Niveau. § Die Aussichten sind zudem gut. So wurden die öffentlichen Gehälter in Indien Anfang 2016 um 24% erhöht, und die Wahrscheinlichkeit einer guten Monsunsaison, die besonders für die eminent wichtige Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung ist, ist hoch. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters Seite 14 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 15 Konjunktur Stagnierende Industrieproduktion und Investitionsstau. Wachstum der Industrieproduktion Inländische Ersparnisse und Investitionen § Die Wahl Modis 2014 sorgte für einen deutlichen Aufschwung der Industrieproduktion. In Folge der Unsicherheiten um China brach ab Januar 2016 die Industrieproduktion jedoch ein, seitdem stagniert diese. Mit Hilfe von verschiedenen Reformen versucht die Regierung nun, FDIs aus dem Ausland anzulocken und so die Wirtschaft wieder anzukurbeln. § Die indischen Investitionen nehmen seit 2011 deutlich ab. Sie entsprachen 2014 nur noch rund 31% des BIP. Dabei sind vor allem Investitionen im Infrastrukturbereich dringend erforderlich. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters § Die indische Regierung steht in diesem Zusammenhang vor der Fragestellung, ob sie diese Investitionen nun tätigen möchte oder das Haushaltsdefizit weiter verringern will. Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 16 Konjunktur Dominanz des Dienstleistungssektors. Anteile der drei Wirtschaftssektoren am indischen BIP Veränderung der Anteile der drei Wirtschaftssektoren am indischen BIP § Der Dienstleitungssektor, der insbesondere von der florierenden ITBranche profitiert, ist Indiens dominierender Wirtschaftssektor und für über die Hälfte des BIP verantwortlich. § In den vergangenen Jahren erhöhte sich der Anteil des Dienstleistungssektors am BIP leicht, der Anteil des Industriesektors nahm hingegen ab. Der Anteil des Primären Sektors blieb weitestgehend konstant. § Obwohl der Anteil des Primären Sektors am indischen BIP nur rund 17% beträgt, ist dieser Sektor für das Land von enormer Bedeutung. Über die Hälfte der Bevölkerung ist in Bergbau, Land-, Forst und Fischereiwirtschaft beschäftigt. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters, GTAI § Indiens Landwirtschaft wurde in den vergangenen zwei Jahren vom Klimaphänomen El Nino und, dadurch bedingt, von schwachem Monsun stark beeinträchtigt. Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Konjunktur Verarbeitendes Gewerbe verliert an Bedeutung. § Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes am BIP Indiens stieg 2011 sprunghaft von 15% auf rund 17% an, was jedoch maßgeblich auf einen Rückgang der Dienstleistungsaktivität zurückzuführen ist. Seitdem entwickelt sich der Anteil – wie bereits zuvor – rückläufig: ein Zeichen jahrelanger Zurückhaltung bei Investitionen und entsprechendem technologischen Rückstand. § Exporte von Maschinen und Transportausrüstungen sowie Chemie machen den größten Anteil der Gesamtexporte aus. § Hinsichtlich des Anteils des verarbeitenden Gewerbes am BIP überrascht ein Vergleich Indiens mit Nachbar China. Während der Anteil in Indien nur bei rund 16% liegt, beträgt dieser in China bereits seit Jahren konstant über 30%. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters Struktur des verarbeitenden Gewerbes in Indien Seite 17 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 18 Konjunktur Branchenüberblick. § Maschinen- und Anlagebau: Hinsichtlich hochwertiger Maschinen ist Indien auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Nach Berechnungen des VDMA hatten die Maschineneinfuhren aus Deutschland 2015 einen Wert von rund 2,9 Mrd. Euro, Tendenz leicht steigend. Als Hindernis erweist sich die schwache indische Rupie, die die Einfuhren verteuert. Der technische Rückstand von Indiens Gütern gegenüber der Importware gilt als enorm. Die inländische Produktion von Maschinen und Ausrüstungen wuchs zuletzt um 3,1%, die Nachfrage ist moderat dynamisch. § KFZ-Industrie und KFZ-Teile: Motorräder sind bisher das wichtigste Fortbewegungsmittel in Indien. Nur 18 von 1.000 Indern besitzen ein Auto. Dank dieser bisher geringen Mobilisierung, steigender Einkommen und der überaus jungen Bevölkerung steigen sowohl Produktion als auch Nachfrage nach Automobilen an, 2015/16 um 5.9% bzw. 7.2%. Auch der niedrige Ölpreis und die gesunkene Inflation tragen zum Wachstum bei. Die Regierung will 2016 mit 24 Millionen produzierter Fahrzeuge der sechsgrößte Auto-Produzent weltweit werden. Der Fachverband Society of Indian Automobile Manufacturers schätzt, dass das Marktvolumen in der KFZ-Industrie bis 2020 auf 300 Mrd. US-Dollar ansteigen könnte. Mittlerweile haben sich auch viele Automobil- und Teilehersteller aus dem Ausland vor Ort niedergelassen. § Nahrungsmittelindustrie: Indien ist einer der größten Agrarproduzenten und Nahrungsmittelhersteller weltweit. Trotz des hohen Eigenbedarfs liegt Indien im Ranking der größten Nahrungsmittelexporteure weltweit auf Rang 12. Die indische Regierung hat verkündet, in den kommenden Jahren rund 1 Mrd. US-Dollar in den Ausbau der Nahrungsmittelverarbeitungsindustrie zu investieren, weshalb mit umfangreichen Investitionen von Lebensmittelherstellern in Kühlhäuser und Lagerkapazitäten zu rechnen ist. Außerdem sollen 42 sogenannte „Mega Food Parks“ mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 2,38 Mrd. US-Dollar errichtet werden. Auch die ausländischen Direktinvestitionen in die Nahrungsmittelindustrie haben zugenommen und hatten zwischen April 2014 und Januar 2015 einen Wert von 421,5 Millionen US-Dollar. § Chemische Erzeugnisse: China ist der weltweit siebtgrößte Erzeuger von chemischen Produkten und steht im asiatischen Vergleich auf Rang drei. Das gesamte indischen Marktvolumen dieser Branche beträgt rund 139 Mrd. US-Dollar. Die Wachstumsaussichten sind positiv und sind vor allem auf den starken inländischen Verbrauch zurückzuführen. Bis 2020 soll das Marktvolumen auf 200 Mrd. US-Dollar wachsen. Auch wenn die Marktanteile sinken, ist Deutschland nach China und der USA noch immer Indiens drittwichtigstes Lieferland für chemische Erzeugnisse. § Weitere bedeutende Branchen sind außerdem die Umwelt- und Medizintechnik, die Energiewirtschaft sowie die Bauwirtschaft. Letztere boomt dank des enormen Modernisierungsbedarfs der Infrastruktur. Quelle: LBBW Research, GTAI, Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, Make in India Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 19 Agenda. Politik…………………………………………………………………………………………............................................... 5 Konjunktur................................................................................................................................................... 11 Außenwirtschaft............................................................................................................................................ 19 Kapitalmarkt………………...…………………………………………………………………………………………………….. 24 Bonität……………………………….……………………………………………………………………………………………... 29 Fazit und Ausblick………….………………………………………………………….................................................... 34 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Außenwirtschaft Indisches Handelsbilanzdefizit; ein Dauerthema. § In Indien liegt bereits seit Jahren Indischer Handelsbilanzsaldo ein Handelsbilanzdefizit vor. Durch eine nachlassende globale Nachfrage sowie das stockende chinesische Wirtschaftswachstum sind die Exporte seit 2013 gesunken. Die auf Grund der schwachen indischen Rupie ebenfalls gesunkenen Importe erholten sich 2016 wieder leicht. § 2015 fielen die Importe im Vergleich zum Vorjahr um 13,4% auf 409,2 Mrd. US-Dollar. Die Exporte sanken um 17,0% auf 272,4 Mrd. US-Dollar. § Mit einem Umsatz (Exporte + Importe) von rund 17,3 Mrd. Euro (2015) steht Indien für Deutschland im Ranking der wichtigsten Handelspartner auf Rang 25. Für Indien ist Deutschland der sechstwichtigste Handelspartner weltweit und wichtigster Handelspartner innerhalb der EU. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters, CIA Factbook, Destatis, Auswärtiges Amt, Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, Bloomberg Seite 20 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 21 Außenwirtschaft Indische Importe: China als wichtigstes Lieferland. Indische Importe nach Warengruppen Indische Importe nach Regionen § Industriegüter und Energie sind für rund 80% aller indischen Importe verantwortlich. Gerade die Energieimporte stiegen in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich an. 2013 wurde 32% des indischen Energiebedarfs durch Importe gedeckt. § Trotz abgeschwächten Wirtschaftswachstums ist China für 15,5% aller indischen Importe verantwortlich (2015). Die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien zeigen sich jeweils für rund 5,5% der Importe verantwortlich, wenn auch deren Anteil seit Mitte 2014 gesunken ist – ein Zeichen deutlich rückläufiger Ölpreise. § Die wichtigsten Importprodukte Indiens sind Maschinen, Chemikalien, Öl sowie Eisen und Stahl. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters, CIA Factbook, Destatis § Indien importierte 2015 Waren im Wert von 9,7 Mrd. Euro aus Deutschland, 2014 betrug der Wert noch 8,9 Mrd. Euro. Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 22 Außenwirtschaft Indische Exporte: Dominanz der Industriegüter. Indische Exporte nach Warengruppe Indische Exporte nach Regionen § Industriegüter machen über 2/3 aller indischen Exporte aus. Trotz einer großen und stark wachsenden Bevölkerung werden auch Nahrungsmittel im großen Stil exportiert. Die wichtigsten Exportgüter Indiens sind Petroleum-Produkte, Fahrzeuge, Maschinen, Eisen und Stahl sowie Pharmaprodukte. § Indiens wichtigste Exportpartner sind die USA (15,2% aller Exporte) und die Vereinigten Arabischen Emirate (11,4%). Anders als bei den indischen Importen spielt China als Exportpartner für Indien nur eine untergeordnete Rolle. § 2015 waren rund 7,5% aller indischen Maschinen-Exporte Produkte aus dem High-Tech-Bereich. In China beträgt der Anteil rund 25%. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters, CIA Factbook, Destatis § Nach Deutschland exportierte Indien 2015 Waren im Wert von 7,6 Mrd. Euro. Wichtigste Ausfuhrprodukte nach Deutschland waren dabei Textilien und chemische Erzeugnisse. Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 23 Außenwirtschaft Donald Trump und Brexit – für Indien Risiko und Chance zugleich. Indiens Beziehungen zu den USA auf dem Prüfstand? § Seit 2000 haben sich die vormals eher unterkühlten Beziehungen zwischen der USA und Indien langsam verbessert. Unter Premierminister Modi und Präsident Obama haben die bilateralen Beziehungen, die durch eine Reihe von Staatsbesuchen untermalt wurden, einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. § Die Konsequenzen des überraschenden Siegs von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl im November 2016 sind hinsichtlich Indien schwer vorauszusehen. Trumps angekündigte protektionistische Wirtschaftspolitik lässt jedoch negative Folgen für den gesamten Welthandel erwarten. § Dank der jahrelangen wirtschaftlichen Abschottung des indischen Subkontinents ist das Land weniger stark vom Außenhandel abhängig als andere Länder im asiatischen Raum. Die indische Wachstumsdynamik basiert eher auf heimischen Faktoren. Nichtsdestotrotz ist die USA für Indien noch immer der wichtigste Exportpartner, auch wenn der Anteil des indischen Handels mit der USA am gesamtindischen Handel zuletzt abnahm, er sank von 14% in 2000 auf 10% heute. § Während seines Wahlkampfs kündigte Trump an, Einfuhren aus China mit einem Zoll von 45% zu belegen. Zudem kritisierte er die angebliche Währungsmanipulation einiger asiatischer Staaten. Indien schloss er jedoch seither von seiner pauschalisierten Kritik aus. Quelle: LBBW Research, Auswärtiges Amt, The Guardian Brexit – künftig stärkere Verflechtung zum Vereinigten Königreich? § Über die Konsequenzen des Brexit kann ebenso wie über die solchen der Trump-Wahl nur spekuliert werden. Während der USAnteil am indischen Gesamthandel jedoch recht hoch ist, steht Großbritannien nur auf Rang 25 der wichtigsten indischen Handelspartner. Nur rund 3,5% der indischen Exporte fließen in das Vereinigte Königreich. Die negativen Auswirkungen des Brexit dürften Indien somit kaum tangieren. § Ganz im Gegenteil: Die Zusammenarbeit beider Länder könnte zukünftig sogar ausgeweitet werden. Während die indische Wirtschaftspolitik im Allgemeinen nicht erst seit der Wahl Modis internationaler ausgerichtet ist, wird auch Großbritannien seine Wirtschaftsbeziehungen ins außereuropäische Ausland auf Grund des Brexit ausbauen. Als Partnerstaat im Commonwealth wäre Indien ein naheliegender und attraktiver Wirtschaftspartner für den Inselstaat. § Der erste Staatsbesuch ins außereuropäische Ausland für ein bilaterales Gespräch der neuen Premierministerin Theresa May ging deshalb nicht umsonst nach Indien. Im Zuge ihres dreitägigen Besuchs im November 2016 diskutierte sie mit dem indischen Premierminister Modi über eine Ausweitung der Handelsbeziehungen sowie der Direktinvestitionen. § Der britische Staatsminister für internationalen Handel, Greg Hands, ging sogar ein Schritt weiter und brachte bereits ein Freihandelsabkommen zwischen beiden Ländern ins Gespräch. Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 24 Agenda. Politik…………………………………………………………………………………………............................................... 5 Konjunktur................................................................................................................................................... 11 Außenwirtschaft............................................................................................................................................ 19 Kapitalmarkt………………...…………………………………………………………………………………………………….. 24 Bonität……………………………….……………………………………………………………………………………………... 29 Fazit und Ausblick………….………………………………………………………….................................................... 34 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Kapitalmarkt Abwertung der indischen Rupie. § Die Indische Rupie hat im Währungsentwicklung und Real Effective Exchange Rate („REER“) Vergleich zum US-Dollar in den vergangenen Jahren abgewertet. Während 1 US-Dollar 2011 noch 44,3 Rupien entsprach, erhält man heutzutage für denselben Dollarbetrag schon 66,9 indische Rupien. § Zum Euro hat die Rupie bis Mitte 2013 stark verloren. Auch durch die Schwäche des Euros bedingt, gewann sie seitdem wieder etwas an Wert. Aktuell erhält man für einen Euro rund 72,7 indische Rupien. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters Seite 25 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Kapitalmarkt Indiens Aktienmarkt: Chancenreich, wenn auch volatil. Nationaler Aktienindex Sensex im Vergleich zum MSCI World. § Während der indische Aktienindex Sensex im Vergleich zum MSCI World vom New Economy Hype völlig unberührt blieb, hat er ab 2005 deutlich zugelegt. Mit Ausnahme eines Einbruchs nach der Finanzkrise stieg der Aktienindex seitdem überproportional stark an. § Der florierende Aktienmarkt wird vom hohen indischen Wirtschaftswachstum getragen, welches auch den indischen Unternehmen zugute kommt. Stimulierend wirken außerdem die hohe Kaufkraft und die gesunkenen Leizinsen. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters, Manager Magazin Seite 26 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Kapitalmarkt Inflationsrate, Leitzins und 5-Jahres Renditen sinken, befinden sich im weltweiten Vergleich jedoch weiterhin auf hohen Niveaus. § Sowohl der indische Leitzins als Leitzins, 5-Jahres Renditen und Inflationsrate auch die Inflationsrate befinden sich auf etwas niedrigeren Niveaus als es bei vergleichbaren BRICS-Staaten der Fall ist. § Ab 2013 gelang es, die zuvor sehr hohe Inflationsrate deutlich zu senken. Seit dem Amtseintritt der neuen Regierung schwankt sie im Zielkorridor zwischen 4% und 6%. Gründe für die sinkende Inflationsrate sind u.a. die Entwicklungen der internationalen Öl- und Nahrungsmittelpreise. Dank dieser Entwicklung reduzierte die Zentralbank auch den Leitzins seit Mitte 2014 schrittweise auf derzeit 6,25%. § Die Rendite der fünfjährigen indischen Staatsanleihe sank seit Anfang 2013 von rund 9% auf derzeit 7%, befindet sich aber im weltweiten Vergleich weiterhin auf sehr hohem Niveau (Zum Vergleich: USA = 1,5%). Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters Seite 27 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 28 Kapitalmarkt Veränderte Geldpolitik der indischen Zentralbank. § Im Juni dieses Jahres kündigte Raghuram Rajan überraschend an, seine Tätigkeit als Gouverneur der Reserve Bank of India (RBI) zu beenden und in die USA zurückkehren zu wollen. Rajan galt als wichtiger Stabilitätsgarant für die indische Wirtschaft und wurde weltweit vor allem für seine Bekämpfung der Inflation sowie seinen Umgang mit der Wirtschaftskrise Indiens 2013 geschätzt. Sein Abgang, heißt es, basierte auf deutlicher Kritik seitens Regierungsmitgliedern, die Premierminister Narendra Modi vollständig abwenden konnte. Diese störten sich genauso wie viele indische Unternehmen an den hohen Leizinsen der Zentralbank, mit denen Rajan seit 2013 die heimische Inflation bekämpfte. § Rajan folgt der bisherige Vizegouverneur Urjit Patel. Gemeinsam mit dem neu geschaffenen sechsköpfigen Monetary Policy Commit tee (MPC) entscheidet er nun über die Leitzinsen. Das Gremium soll die Transparenz der Leitzinsentscheidungen erhöhen, diese wurden bisher vom Zentralbankgouverneur alleine getroffen. Im Rahmen ihrer ersten Sitzung entschied das Komitee am 4. Oktober 2017 überraschend, die Repo Rate um 25 Basispunkte von 6,5% auf 6,25% und die Reverse Repo Rate um ebenfalls 25 Basispunkte von 6% auf 5,75% zu senken. § Die Repo Rate ist derjenige Zinssatz, zu dem die indische Zentralbank gegen Sicherheiten Geld an heimische Geschäftsbanken verleiht, und wird von der RBI zur Steuerung der Inflation verwendet. Eine Senkung der Repo Rate erhöht den Anreiz für Geschäftsbanken, Geld von der Zentralbank zu leihen, was, wenn es in Umlauf kommt, zu einer Erhöhung des Preisniveaus führen sollte. Die Reverse Repo Rate ist derjenige Zinssatz, zu dem sich die Zentralbank Geld von den Geschäftsbanken leiht. Da auch dieser Zinssatz gesenkt wurde, haben die Banken unter Umständen weniger Anreize, in diesem Rahmen tätig zu werden, was zur Folge haben sollte, dass Überschussliquidität auf Bankbilanzen nicht an die Zentralbank zurückgegeben wird, sondern in Umlauf kommen sollte. § Das Komitee reagierte mit seiner Entscheidung auf das abgeschwächte Wirtschaftswachstum und gesunkene Inflationsraten, besonders bei Nahrungsmitteln. Während indische Unternehmer die Entscheidung des MPC begrüßen, kann sie vor dem Hintergrund der ambitionierten Inflationsziele Indiens auch hinterfragt werden. Für März 2017 gab die RBI zwar ein Inflationsziel von 5% aus, langfristig soll sich diese jedoch zwischen 2% und 6% einpendeln. Inwiefern dieser Schritt richtig war, kann augenblicklich noch nicht beurteilt werden, die Gefahr besteht jedoch, dass die Inflationsrate nicht auf dem gegenwärtig niedrigen Stand verbleibt und das bisherige Bekenntnis zu den bereits gesteckten Zielen eher aufgeweicht wurde. § Raghuram Rajan warnte kurz nach seiner Rückkehr in die USA vor Entscheidungen, die zwar das Wachstum stimulieren, die Inflati on jedoch erhöhen und die volkswirtschaftliche Stabilität gefährden könnten. Es scheint, als würde der Fokus Patels und des MPCs dennoch auf einer wachstumsfördernden Geldpolitik liegen, und so bleibt es ungewiss, wie die Inflationsrate Indiens auf die neue Politik der Zentralbank reagiert. Quelle: Bloomberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Reserve Bank of India, Die Zeit, Indianexpress Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 29 Agenda. Politik…………………………………………………………………………………………............................................... 5 Konjunktur................................................................................................................................................... 11 Außenwirtschaft............................................................................................................................................ 19 Kapitalmarkt………………...…………………………………………………………………………………………………….. 24 Bonität……………………………….……………………………………………………………………………………………... 29 Fazit und Ausblick………….………………………………………………………….................................................... 34 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Bonität Indiens Achillessehne sind die öffentlichen Finanzen. § Die öffentliche Finanzen sind ein Staatsverschuldung, Staatseinnahmen und Haushaltsaldo Schwachpunkt der indischen Wirtschaft. Das Haushaltsdefizit von rund 7% des BIP und die Staatschuldenquote von 67% des BIP sind deutlich höher als die Werte von vergleichbaren Staaten. Positiv ist jedoch, dass Indien sein Haushaltsdefizit gesenkt hat und der IWF einen weiteren Rückgang des Defizits prognostiziert. § Sinkende BIP-Wachstumsraten und erhöhte Zinssätze auf die Schulden sind die Hauptrisiken, die von der hohen Staatsschuldenquote ausgehen. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass das BIP-Wachstum auf hohem Niveau verbleibt und gemeinsam mit den konstanten Zinssätzen stabilisierend wirkt. § Eine bedeutende Veränderung der Staatsschuldenquote ist nicht zu erwarten. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters Seite 30 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Bonität Staatliche Banken in der Krise. § Der Anteil von inländischen Krediten Privater am BIP Indiens blieb in den vergangenen fünf Jahren weitestgehend konstant. Inländische Kredite Privater und NPL-Quote § Im selben Zeitraum stieg die NPLQuote indischer Banken auf 8% an. Hauptverantwortlich sind die staatlichen Banken, auf die rund 90% aller notleidenden Kredite entfällt. § Die indische Regierung will bis 2019 rund 7 Milliarden US-Dollar in die staatlichen Banken investieren. Fitch schätzt jedoch, dass rund 90 Milliarden US-Dollar nötig sein werden. § Die indische Zentralbank arbeitet an Reformen im Bankensektor und will staatliche Banken dazu zwingen, ihre Bilanzprobleme anzugehen. Langfristig sollten sich die Reformen positiv auf den Bankensektor auswirken und zu besserer Kreditvergaben und höherer Transparenz führen. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters, Fitch, Wirtschaftswoche Seite 31 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 32 Bonität Unbedenkliche Auslandsverschuldung dank hoher Devisenreserven. Indische Auslandsverschuldung Indische Devisenreserven und Fremdwährungsverschuldung § Die Auslandsverschuldung in Prozent des BIP ist im vergangenen Jahrzehnt moderat angestiegen. § Indien verfügt über sehr hohe Devisenreserven von rund 340 Mrd. US-Dollar. Dadurch wird die kurzfristig fällige Fremdwährungsverschuldung um ein Mehrfaches abgedeckt. § Wenn man die Auslandsverschuldung Indiens ins Verhältnis zu den eigenen Exporten setzt, zeigt sich innerhalb der vergangenen fünf Jahre eine stark steigende Auslandsverschuldung. Dies ist vor allem durch die sinkenden Exporte Indiens bedingt. Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters, Fitch § Die hohen Devisenreserven machen Indien weniger anfällig gegenüber externen Schocks, auch wenn das Land nicht vollkommen immun dagegen ist. Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 33 Bonität Indische Ratings und Rankings. Ratings Fitch S&P Moody‘s® Rating Lokalwährung: BBB- BBB- Baa3 Rating Fremdwährung: BBB- BBB- Baa3 STABLE STABLE POSITIVE Ausblick: Fitch CDS implied FC Rating BBB- Rankings Weltbank - Ease of Doing Business Index (EoDB): World Economic Forum (WEF) - Global Competitiveness Index (GCI): Quelle: Fitch, S&P, Moody‘s®, Weltbank, World Economic Forum 2015 2016 142 130 2015/2016 2016/2017 55 39 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 34 Agenda. Politik…………………………………………………………………………………………............................................... 5 Konjunktur................................................................................................................................................... 11 Außenwirtschaft............................................................................................................................................ 19 Kapitalmarkt………………...…………………………………………………………………………………………………….. 24 Bonität……………………………….……………………………………………………………………………………………... 29 Fazit und Ausblick………….………………………………………………………….................................................... 34 Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 35 Ausblick. § Die Wachstumsaussichten Indiens sind positiv. Es sieht so aus, als ob das Land auch in den nächsten Jahren die höchsten Wachstumsraten aller BRICS-Staaten erzielen kann, auch wenn die Veränderung der Berechnungsmethodik die Zahlen womöglich etwas schönt. Zahlreiche Strukturreformen, insbesondere die Mehrwertsteuerreform, die Senkung der Zinsen, der starke Konsum – auch dank erhöhter Gehälter im öffentlichen Dienst – sowie eine günstige Prognose hinsichtlich des Monsuns sollten die Wirtschaft 2017 weiter ankurbeln. § Obwohl der IWF eine weitere Senkung des Haushaltsdefizits prognostiziert, werden die Staatsfinanzen ein Schwachpunkt Indiens bleiben. Die indische Regierung wird die richtige Balance zwischen einer wirtschaftsfördernden Politik, die dringende Investitionen in Bildung und Infrastruktur erfordert und einer Konsolidierung des Haushalts finden müssen. § Die Entscheidungen des Zentralbankgouverneurs und seines sechsköpfigen Komitees werden in den kommenden Monaten genau beobachtet werden. Die Ratingagentur Fitch erwartet, dass es im nächsten Jahr zu einer weiteren Leitzinssenkung kommen wird und sich die Inflationsrate langsam dem oberen Ende des Inflationszielbands annähern wird. § Anders als China zeichnet sich Indiens Wirtschaft vor allem durch seine starke Binnennachfrage aus. Die wirtschaftlichen Herausforderungen Chinas werden Indien deshalb trotz der geographischen Nähe zueinander weniger stark tangieren als andere asiatische Länder, auch da Indien nur 3,5% seiner Exporte nach China sendet. Die Brexit-Auswirkungen werden wohl ebenfalls von geringer Natur sein, da auch die Exportquote ins Vereinigte Königreich verhältnismäßig gering ist. Zukünftig könnte diese jedoch steigen. § Indiens Entwicklung in den kommen Jahren hängt von einer Reihe weiterer Risikofaktoren unterschiedlicher Art ab. So ist der indische Bankensektor mit seinen steigenden NPL-Quoten genauso eine Gefahr wie die hohe Bedeutung der Landwirtschaft, die wiederum sehr stark von den unberechenbaren klimatischen Bedingungen abhängt. Auch geopolitische Risiken spielen eine wichtige Rolle. Die Streitigkeiten zwischen Indien und Pakistan in der Kaschmirregion sind dabei für viele Beobachter weitestgehend unberechenbar. § Indiens womöglich größte Herausforderung ist demographischer Natur. Mehr als die Hälfte der indischen Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre alt und bald wird jeder fünfte Mensch auf dem Planeten, der unter 30 Jahre alt ist, aus Indien kommen. Die junge Bevölkerung sorgt für ein enormes Potenzial, falls es gelingt, die Ressourcen in einen wirtschaftlichen Vorteil umzuwandeln. Andernfalls könnte jedoch auch der gegenteilige Effekt eintreten: Ohne ausreichende Schulausbildung und berufliche Qualifikation der vielen jungen Menschen könnte eine ganze Generation ohne günstige Perspektive auf den Arbeitsmarkes kommen, was sowohl zu ökonomischen Schwierigkeiten als auch zu sozialen Spannungen führen könnte. Quelle: LBBW Research, Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, Fitch, Moody‘s® Landesbank Baden-Württemberg | 02.12.2016 | Blickpunkt Indien Seite 36 Disclaimer Aufsichtsbehörden der LBBW: Europäische Zentralbank (EZB), Postfach 16 03 19, 60066 Frankfurt am Main und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Postfach 1253, 53002 Bonn / Postfach 50 01 54, 60391 Frankfurt. Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zulässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. 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