Aschaffenburger Kulturtage: Carl Maria von Webers "Freischütz" als

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08.07.2008 00:00 Uhr 0 Kommentare
Deutsche Nationaloper mit Gassenhauern
Aschaffenburger Kulturtage: Carl Maria von Webers "Freischütz" als konzertante Aufführung im
Schlosshof
Aschaffenburg Heinrich Heine hat über den "Freischütz" von Carl Maria von Weber einmal gesagt, dass
selbst die Hunde in Berlin den "Jungfernkranz" bellen würden. Recht hatte er. Denn direkt nach der
Uraufführung im Berliner Schauspielhaus am 18. Juni 1821 wurde der "Freischütz" ein echter Hit - heute
würde man ihn wohl ein "Erfolgsmusical" nennen.
Seine Melodien waren so eingängig, dass sie zu regelrechten Gassenhauern wurden - so auch der
liebliche, vom weiblichen Chor gesungene "Jungfernkranz" oder der volkstümliche Chorgesang "Was
gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen", kurz: "Das Jägerlied".
Viel Schmiss Wie viel Schmiss diese deutsche romantische Oper, in der es um einen düsteren Pakt mit
dem Teufel und das Gießen von treffsicheren Freikugeln geht, noch heute hat, davon konnten sich die
Zuhörer am Sonntagabend im Hof von Schloss Johannisburg überzeugen. Im Rahmen der
Aschaffenburger Kulturtage stand dort Webers berühmte Nationaloper auf dem Programm. Das
Collegium Musicum Aschaffenburg unter der Leitung von Hubert Buchberger, der Oratorienchor und
Vokalsolisten des Staatstheaters Meiningen standen gemeinsam auf der Bühne - und gestalteten einen
gelungenen Abend, der mit seinen eingängigen Melodien auch über einige Regentropfen und dunklen
Wolken hinwegtröstete.
Wer sich auf eine bombastische, kostümschwere Oper im spektakulären Bühnenbild gefreut hatte, war
zunächst enttäuscht. Der Aschaffenburger "Freischütz" war eine konzertante Aufführung, bei der die
Solisten nicht schauspielernd miteinander agierten. Zu ihren Solopartien traten sie jeweils einzeln vor das
Orchester. Das war zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, spätestens im zweiten Teil aber, in dem sich
ein bekanntes Lied an das nächste reihte, störte dieser ständige Wechsel den musikalischen Fluss nicht
mehr.
Tenor Hans-Georg Priese sang den Jäger Max mit heller, klarer Stimme und überzeugendem Gestus besonders in den Solopartien, wie bei "Durch die Wälder, durch die Auen". Die weiteren männlichen
Rollen - Erdem Baydar (Kaspar), Dominik Nekel (Cuno und Eremit), Dae-Hee Shin (Ottokar) und
Christoph Kögel (Kilian und Samiel) - glänzten ebenfalls durch Variationsreichtum. Doch dieser
"Freischütz"-Abend gehörte klar den Damen: Daniela Dott als Agathe, mal schüchtern-zurückhaltend,
dann wieder leidenschaftlich-liebend, und die Bulgarin Iva Ionova als Ännchen. Ihr freches "Einst
träumte meiner sel'gen Base" wurde von den Zuschauern mit Bravorufen quittiert.
Moderator des Abends war Klaus Rak, Operndirektor des Meininger Theaters. Er versorgte das Publikum
mit den nötigen Hintergrundinformationen zu Weber und seiner Musik. Der "Freischütz" geht zurück auf
eine böhmische Volkssage. Volkstümlich-romantisch ist auch Webers Musiksprache. Eine Mischung, mit
der er noch heute den Nerv der Zuschauer trifft. Martina Himmer
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