Smart Choices Entscheidungstheorien für den Entscheidungsalltag (Modul 1) -6Seminaristische Vorlesung im SoSe 09 FB Angewandte Sozialwissenschaften Prof. Dr. Rupert Scheule Ethische Entscheidungshilfen Moral als Entscheidungshilfe? Welche Moral als Entscheidungshilfe Ethische Faustregeln guten Entscheidens Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 1 Ethik ≠ Ethos = Moral Ethos: „Gesamtheit von Einstellungen, Überzeugungen und Normen, die in Form eines mehr oder minder kohärenten, in sich gegliederten Musters von einem einzelnen Handelnden oder von einer sozialen Gruppe als verbindliche Orientierungsinstanz betrachtet wird“ (L. Honnefelder) Ethos: wie „man“ sich zu verhalten hat Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 Ethik ≠ Ethos Ethik: „Reflexionstheorie der Moral“ (N. Luhmann) Ethik: Nachdenken über das Ethos bzw. darüber, woran „man“ sich orientiert oder orientieren sollte Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 2 Moral im Entscheidungprozess c11 a1 c12 Sie als AkteurIn a2 z: Worum geht es Ihnen? c2 Entscheidungsraum Ergebnisraum Zielsystem Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 Moral im Entscheidungsprozess Moral als Teil des Zielsystems Entscheidungserleichterung oder Entscheidungserschwernis? Erschwernis: ein Entscheidungsziel mehr, das nicht einfach zu „streichen“ ist, weil man nicht von der eigenen Moralität absehen kann. Erleichterung: Moral im Entscheidungsprozess erlaubt leistungsstarke Alternativen-Reduktion durch Prüffrage: „moralisch richtig/ nicht moralisch richtig“ Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 3 „Was soll ich tun?“ Was darf ich hoffen? Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was. Ist. der. Mensch? Ethik antwortet stets auf das verschärfte Problem einer moralischen Entscheidungsunsicherheit Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 Moralische Entscheidungsregeln „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“ (Kant, GMS, 421) Mach das, was du auch von allen Anderen als richtig erwarten würdest! Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 4 Konkrete Vorzugsregeln Prinzip der Nonkontraproduktivität: Die Mittel zur Erreichung eines Zieles dürfen diesem Ziel nicht widersprechen. Güterabwägung: Tu, was dem Gut nützt, welches sich gegenüber einem konkurrierenden Gut als höherwertig erwiesen hat! Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 Konkrete Vorzugsregeln Prinzipien der Übelabwägung Unter sonst gleichen Umständen ist eine Handlungsweise, die ein bestimmtes Übel wahrscheinliche zur Folge hat, einer anderen Handlungsweise vorzuziehen, die das Übel mit Sicherheit zur Folge hat. Unter sonst gleichen Umständen ist bei Übeln, die unvermeidlich sind, das geringere dem größeren und das kürzer dauernde dem länger dauernden vorzuziehen. Unter sonst gleichen Umständen ist im Konfliktfall unter sonst gleichen Umständen zugunsten der vielen und nicht der wenigen zu entscheiden Bei Tatsachenzweifel und trotzdem gegebener Notwendigkeit zur Entscheidung ist einer reversiblen vor einer irreversiblen der Vorzug zu geben (vgl. Korff 1979, 82). Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 5 Übung: Das Windrad und die Moral Gemeinderat aus 2x4 Mitgliedern + Bürgermeister eine SozialarbeiterIn an ethische BeraterIn Bauantrag über ein 90m hohes Windrad, inkl. Aussichtsplattform Bürgermeister unentschlossen Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 Übung: Das Windrad und die Moral Vorsichtig pro: vier Gemeinderäte Fördermittel vom Staat Arbeitsplätze Touristische Verwertbarkeit Gewerbesteuern Ökologisch sinnvoll Geringer Flächenverbrauch und Rückbaubarkeit Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 6 Übung: Das Windrad und die Moral Vorsichtig kontra: vier Gemeineräte Angeblich verringertes Wachstum auf umliegenden Wiesen Zu geringe Effizienz (daher große Höhe) Deutliche Lärmbelästigung Landschaftsverunstaltung Touristische Einbußen „Wurfeis“ Fiasko aus Sicht des Vogelschutzes Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 Fazit Moral, geronnen zu Entscheidungsregeln, kann Entscheidungshilfe leisten! Prof. Dr. Rupert Scheule, FH Dortmund 2009 7