Schmid Warum scheitern so viele Heimplatzierungen

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15.02.17 Warum scheitern so viele
Heimplatzierungen – Hintergründe und
Lösungswege
Tagung «Aktuelle Entwicklungen in Kindesschutz
& Familienrecht»
Marc Schmid, Biel, 15. Februar 2017
Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 15.02.17
1
Psychische Belastungen der Klienten
Einleitung
«Die ‘Erwachsenen’ beschäftigen sich zu wenig mit den Problemen, die
Jugendliche haben, und zu viel mit den Problemen, die Jugendliche machen.»
Ute Class, Deutsche Kriminologin
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2
Gliederung
›  Die Ausgangslage: Risikofaktoren, komplexe Traumafolgestörungen,
psychische Belastung von Heimkindern und deren Auswirkungen auf den
Verlauf von stationären Hilfen?
›  Gesellschaftliche Folgen von kumulierten Abbrüchen?
›  Ursachen für Abbrüche:
›  Psychopathologie und psychopathische Traits
›  Grenzverletzung gegenüber Mitarbeitenden
›  Keine gemeinsamen Narrative für die Einleitung von stationären Hilfen
›  Psychopathologie: Was brauchen die Kinder? Was brauchen die
sozialpädagogischen Mitarbeitenden von der Kinder- und
Jugendpsychiatrie/-psychotherapie? Traumapädagogische Konzepte
›  Grenzverletzungen: Psychotherapeutische bzw. supervisorische
Unterstützung - strukturierte Fallreflektion mit sozialpädagogischen Teams
›  Narrative: Gemeinsam Eltern von Hilfen überzeugen - Bedeutung der
Elternarbeit für den Erfolg in der JH
›  Fazit und Diskussion
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3
1 15.02.17 Gliederung
Die Ausgangslage
Cartoon: Renate Alf http://lev-thueringen.de/wp-content/uploads/2008/06/schule-layout_02_0001.png
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4
Modellversuch Abklärung und Zielerreichung MAZ.
Teilnehmende Institutionen
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5
Modellversuch Abklärung und Zielerreichung MAZ.
Geschlechterspezifische Altersverteilung
N = 592
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6
2 15.02.17 Psychosoziale Risikofaktoren
›  28% Sucht mindestens eines Elternteils
›  30% psychiatrische Auffälligkeiten der KM
›  11% KV im Gefängnis
›  45% mindestens ein Schulwechsel wegen disziplinarischen
Schwierigkeiten.
›  50% der über 16jährigen waren vor der aktuellen Massnahme
mindestens einmal fremdplatziert
›  30% weisen zwei oder mehr Platzierungen auf
›  Traumata
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Traumata
›  80% berichten traumatische Erlebnisse im ETI
›  49% geben 3 oder mehr traumatische Erlebnisse an
80%
Kein traumatisches Erlebnis
Mindestens ein traumatisches Erlebnis
20%
N=420
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8
Was ist ein Trauma?
Traumatisches Lebensereignis
Extreme physiologische
Erregung
Flucht
Freeze
Fight
Traumasymptome
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3 15.02.17 Bei einer Traumatisierung laufen parallel zwei
unterschiedliche physiologische Prozesse ab
Übererregungs-Kontinuum
Dissoziatives-Kontinuum
Ø Fight oder Flight
›  Alarmzustand / Wachsamkeit
›  Angst/Schrecken
›  Adrenalin-System wird aktiviert –
Erregung
›  Serotonerges System verändert sich
– Impulsivität, Affektivität,
Aggressivität
Ø Freeze – ohnmächtige / passive
Reaktion
›  Gefühlslosigkeit / Nachgiebigkeit
›  Dissoziation
›  Opioid-System wird aktiviert
Euphorie, Betäubung
›  Veränderung der Sinnes-, Körperwahrnehmung (Ort, Zeit, etc.)
Physiologisch
›  Blutdruck é (Pulsrate é)
›  Atmung é
›  Muskeltonus é
›  Schmerzwahrnehmung ê
Physiologisch
›  Pulsrate ê Blutdruck ê
›  Atmung ê
›  Muskeltonus ê
›  Schmerzwahrnehmung ê
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Traumatypologie nach L. Terr (1991)
Typ – II - Trauma
Typ – I - Trauma
›  Einzelnes, unerwartetes, traumatisches
Erlebnis von kurzer Dauer.
›  z.B. Verkehrsunfälle, Opfer/Zeuge von
Gewalttaten, Naturkatastrophen.
›  Öffentlich, besprechbar
›  Serie miteinander verknüpfter Ereignisse
oder lang andauernde, sich
wiederholende traumatische Erlebnisse.
›  Körperliche sexuelle Misshandlungen in
der Kindheit, überdauernde zwischenmenschliche Gewalterfahrungen.
›  Nicht öffentlich
Symptome:
Meist klare, sehr lebendige
Wiedererinnerungen
àVollbild der PTSD
Hauptemotion = Angst
Eher gute Behandlungsprognose
Symptome:
›  Nur diffuse Wiedererinnerungen, starke
Dissoziationstendenz,
Bindungsstörungen
à Hohe Komorbidität, komplexe PTSD
Sekundäremotionen (z.B. Scham, Ekel).
Schwerer zu behandeln
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«Organisiere meine Gefühle»
Wie Kinder lernen, mit ihren Emotionen umzugehen
» Anfangs werden die Gefühle von
der primären Bezugsperson
organisiert.
» Dann werden die Gefühle mit
Hilfe der Bezugsperson organisiert.
» Und schliesslich kann das Kind
seine Gefühle selbst organisieren.
(Cooper, Hoffman & Powell, 2001)
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4 15.02.17 Resonanz mit einem negativen Gefühl und
Einstimmung darauf
(Cooper, Hoffman & Powell, 2009)
Leidvolle
Gefühle des
Kindes
Kind
Eltern organisieren
die innere Unruhe
ihre Kindes
Eltern
Mit-Sein
›  Bereitschaft der Eltern zum Mit-Sein mit den Gefühlen ihres Kindes
vermittelt ihm das Gefühl sicher und verbunden zu sein, während es seine
Emotionen kennenlernt.
›  Zu wissen, dass jemand bei ihm ist, macht das unangenehme Gefühl etwas
erträglicher und ermöglicht dem Kind, aus dem problematischen Gefühl
wieder herauszufinden.
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Kind wird gedrängt, sich den elterlichen
Vorstellungen seiner Emotionen anzupassen
(Cooper, Hoffman & Powell, 2009)
Leidvolle
Gefühle des
Kindes
Kind
Eltern greifen
Gefühl des
Kindes an
Eltern
Ohne-Sein
›  Eltern versuchen, ihr Kind abzulenken oder drängen es, etwas zu fühlen, was es
nicht fühlt.
›  Wirkt wie ein emotionaler Kampf, bei dem die Eltern etwas zu erzwingen
versuchen.
›  Das Kind wird noch unruhiger.
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Häufigkeit von Bindungsauffälligkeiten
Fremdplatzierte Kinder sind eine Hochrisikogruppe
Heim-­‐ kinder Pflege-­‐ kinder Allgemeinbe-­‐
völkerung n (%)
Heimkinder vs. Allgemeinbevölkerung
Pflegekinder vs. Allgemeinbevölkerung
χ²(df, N)
χ²(df, N)
OR (95% KI)
n (%)
n (%)
CBCL T-­‐Wert 92 (82.1)
≥ 60 176 (63.8)
61 (18.0)
154.55*** (1, 451)
20.96 (12.0-­‐36.6)
134.58*** (1, 615)
8.02 (5.5-­‐11.6)
RPQ ≥ 7 88 (31.9)
8 (2.4)
108.03*** (1, 455)
25.29 (11.4-­‐56.0)
100.67*** 19.37 (1, 615)
(9.19´-­‐40.8)
44 (37.9)
OR (95% KI)
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15
5 15.02.17 Bedeutung von Trauma für die
Entwicklungspsychopathologie
%
N = 1400
60
50
40
Irgendeine Diagnose
Angststörung
Depressive Störung
Verhaltensstörung
30
20
10
0
in
Ke
Er
)
)
)
)
%
%)
%
,8 %
,3 %
2,4
7,1
7,5
30
32
(2
r(
i (
s(
re
ei
eh
ni
D
w
m
g
i
Z
er
re
od
nE
Ei
er
Vi
n
eig
(
is
Copeland et al. 2007
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Psychische Belastung
(Gesamtwert CBCL für t1)
MAZ.-Stichprobe
Normpopulation (D&USA)
25
20
15
10
5
0
-45
-50
-55
-60
-65
-70
-75
-80
>=80
N=421
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17
Psychische Belastung
(Gesamtwert CBCL für t1)
•  76% der Stichprobe im klinisch auffälligen Bereich (T-Wert > 60)
•  32% im klinisch hoch auffälligen Bereich (T-Wert von mind. 70)
MAZ.-­‐Stichprobe
Normpopulation (D&USA)
25
20
15
10
5
0
N=421
-­‐4 5
-­‐5 0
-­‐5 5
-­‐6 0
-­‐6 5
-­‐7 0
-­‐7 5
-­‐8 0
>=80
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18
6 15.02.17 6 Monats-Prävalenz nach ICD-10
mind. 1 Diagnose
(N=483)
keine Diagnose
26%
74%
Allgemeinbevölkerung (Median): 18% (Ihle & Esser, 2002)
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Verhältnis ambulante vs. stationäre Hilfen
›  Durch den Ausbau der ambulanten Hilfen, steigt die traumatische und
psychische Belastung von fremd untergebrachten Kinder!
›  Indikationsstellung nur bei schlechter Prognose, bestehender
Kindeswohlgefährdung oder bereits gescheiterten ambulanten Hilfen.
›  Oft erfolgt der Eintritt erst in oder nach der Pubertät –
Bindungsentwicklung dann nicht mehr an pädagogische Bezugspersonen,
sondern eher an Gleichaltrige.
›  Defensive Position der stationären Hilfen wegen der vergleichsweise
hohen Kosten.
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Prävalenz x Dauer Massnahme
90%
82.0%
80%
20
(N=483)
77.4%
70%
60%
54.9%
47.1%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
unter 2 Jahren
2-3 Jahre
3-4Jahre
mehr als 4 Jahre
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21
7 15.02.17 Abbruchsgrund: Psychische Erkrankungen
Viele Jugendlichen in Heimen nie adäquat behandelt
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Komorbidität nach DSM-IV
22
(N=483)
35%
30.0%
30%
25.7%
25%
22.6%
20%
13.7%
15%
10%
6.4%
5%
1.7%
0%
keine Diagnose
1 Diagnose
2 Diagnosen
Dölitzsch et al. 2014
3 Diagnosen
4 Diagnosen
5 Diagnosen
44%
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23
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24
Nochmal nachlesen?
8 15.02.17 Trauma-Entwicklungsheterotopie
Dissoziative und somatoforme
Störungen
Schmid, Fegert, Petermann 2010
Kindheit & Entwicklung 19 (1) 47-63
Substanzmissbrauch
Bipolare
Störungen im
Kindesalter
Affektive Störungen
Störung des
Sozialverhaltens
Emotionale
Störungen
Angststörungen
Störungen der
Persönlichkeitsentwicklung
Selbstverletzung
Suizidalität
ADHS
Oppositionelles
Verhalten
Bindungsstörungen
Regulationsstörungen
Geburt
ëëééééééééééééééééééééééééééé
ç Traumafolgestörungen + biologische Faktoren
Vorschulalter
Schulalter
Pubertät
Adoleszenz
| 25
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25
Nochmals genauer nachlesen?
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Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008)
26
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
9 15.02.17 Abbrüche in der Heimerziehung
Häufigkeit, individuelle und gesellschaftliche Folgen,
auslösende Faktoren
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28
Wo liegen die Grenzen?
Wieso gibt es so viele Abbrüche?

Ein Fünftel der stationären Jugendhilfemaßnahme enden im Abbruch!
Oft Bereits im ersten Jahr! (Bundesamt für Statistik 2010, Schmid et al. 2014)
5% der der fremdplatzierten Jugendlichen durchläuft mehr als 4 Stationen!
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29
Viele Beziehungsabbrüche I
›  Je mehr Beziehungsabbrüche und gescheiterte Hilfen in der
Vorgeschichte, desto schlechter die Wirksamkeit der aktuellen
Jugendhilfemaßnahme und desto höher das Risiko für weitere Abbrüche
(EVAS, 2004, Schmidt et al. 2002).
›  Jeder Wechsel ist zudem mit Ressourcenaufwand / Kosten im
Jugendhilfesystem verbunden.
›  Die Zahl der Beziehungsabbrüche geht mit einer höheren und schweren
Delinquenz (Ryan & Testa 2004) sowie einer stärkeren
Teilhabebeeinträchtigung (Aarons et al. 2010) auf dem weiteren
Lebensweg einher.
›  Wesentlich höhere Folgenkosten im medizinischen Bereich (Rubin et al.
2004).
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30
10 15.02.17 Irreguläres Ende der Massnahme
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31
Viele Beziehungsabbrüche II
›  Je mehr Beziehungsabbrüche desto schlechter die Bindungsqualität und
desto wahrscheinlicher Bindungsstörungen (Schleiffer 2002, Pérez et al.
2011).
›  Klienten mit positiven Beziehungserfahrungen haben einen besseren
Verlauf bei psychosozialen Interventionen (Zersen et al. 2006, Skodol et
al. 2007).
›  Im Sinne der aus der psychoanalytischen Familientherapie stammenden
Replikationshypothese können viele Beziehungsabbrüche auch als
unbewusste Wiederholung von innerfamiliären Beziehungserfahrungen
betrachtet werden.
›  Beziehungsabbrüche belasten nicht nur die Heranwachsenden sondern
auch die beteiligten Fachkräfte auf den Wohngruppen und die
Pflegeltern, da diese ebenfalls eine emotionale Beziehung zu den
Heranwachsenden aufgebaut haben.
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32
Einfluss von psychischen Erkrankungen auf den
Verlauf von Jugendhilfemassnahmen
Irreguläres Massnahmenende
20
18
16
14
12
10
Häufigkeit (%)
8
6
4
2
0
Keine Diagnose Eine Diagnose Zwei Diagnosen Mehr als drei
(n = 124)
(n = 145)
(n = 109)
(n = 105)
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33
11 15.02.17 Einfluss von psychopathischen
Persönlichkeitseigenschaften
Schmid et al. 2014
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34
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35
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36
Nochmal nachlesen?
12 15.02.17 Eigentlich ein altbekanntes physikalisches Prinzip
Reihenschaltung
RGes = R1 + R2
Parallelschaltung
Rges = 1/R1 + 1/R2
Bei einer Parallelschaltung von
Widerständen / psychosozialen Hilfen
wird der Widerstand kleiner als die
einzelnen Widerstände (vgl. RosenRunge 2009)
Bei einer Reihenschaltung von
Widerständen / psychosozialen Hilfen
wird der Widerstand grösser
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37
Was macht Kooperation so schwierig?
›  Unterschiedliche Professionen und Zugänge erschweren es, eine
gemeinsame Haltung zu generieren.
›  Mangelnde Ressourcen auf beiden Seiten.
›  Die betroffenen Familiensysteme halten Kontakte oft nicht aufrecht.
Kommunikation verläuft oft in Triaden und/oder Dramadreiecken
(Familie, JA, KJPP, Institutionen).
›  Die komplexe Symptomatik der Heranwachsenden selbst (schwere
Bindungsstörungen, etc.) und der vergleichsweise geringe
Behandlungswunsch der Jugendlichen selbst.
›  Nur 9% der psychisch belasteten Heimjugendlichen wünschen
psychotherapeutische oder kinder- und jugendpsychiatrische
Unterstützung, obwohl über 80% psychisch belastet sind und die
zuweisenden Sozialarbeiter eine Therapie wünschen (Mount et al. 2004).
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38
Realistische Erwartungen
Niemand kann zaubern
Strukturen und Kontinuitäten schaffen Vertrauen – Probleme antizipieren
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39
13 15.02.17 Pädagogische Haltungen nach Jesper Juul
Vier Werte, die Kinder brauchen, gelten auch für
gelingende Kooperationsbeziehungen
›  Gleichwürdigkeit
›  Authentizität
›  Integrität
›  Verantwortung
„Man muss nicht das Licht des anderen ausblasen, um
das eigene leuchten zu lassen.“
Aus Griechenland
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40
Liaisonpsychiatrie
Übersetzungsleistung für die Teams
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Stabilität der Platzierung und guter Verlauf
Pädagogische und
psychotherapeutische
Bedarfe
Selbstwirksamkeit der Fachkräfte
Problem Verhalten èEntwicklungsziel
Kinder- und
Jugendpsychiatrische
Symptome
41
Gemeinsame Falldefinition
SozialPädagogischer
Bereich
Kinderund
jugendWas muss das Kind lernen,
psychiatrischer
um seine Symptome
/psychoaufgeben zu können?
Unterstützung: Welche alternativen Beziehungserfahrungen therapeutischer
Alltag
Bereich
sollte es machen?
Milieutherapie
Übersetzungsleistung: Symptome
Erlebnispädagogik
Elterngespräche
in pädagogische Probleme - vice versa
Förderung
Einzelkontakte
Resilienzstunden
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42
14 15.02.17 Gliederung: Abbruchsgrund
Verletzung von persönlichen Grenzen von MitarbeiterInnen?
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43
Welchen Belastungen sind pädagogische
Mitarbeitende ausgesetzt?
Steinlin et al. 2015
›  80% haben in den letzten drei Monaten Beschimpfungen/
Schmid & Fegert, 2015
Beleidigungen erlebt
›  25% wurden tätlich angegriffen
›  9% wurden mit einer Waffe oder einem anderen gefährlichen
Gegenstand bedroht
›  41% haben selbstverletzendes Verhalten beobachtet
›  29% haben Gewalt zwischen Kindern/Jugendlichen beobachtet
›  10% haben sexuelle Übergriffe zwischen Kindern/Jugendlichen
beobachtet
›  9% haben einen Suizidversuch miterlebt
›  1% hat einen vollendeten Suizid miterlebt (n=4)
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44
Anzahl Grenzverletzungen pro Person
25%
21.9%
20%
16.2%
16.2%
10%
22% mind. 5
unterschiedliche Erlebnisse
14.8%
15%
9.1%
6.4%
6.1%
5%
3.4%
2.4%
2.4%
1.0%
0.3%
0%
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
91% mind. 1 Erlebnis
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45
15 15.02.17 Additiver Effekt von verbalen & körperlichen
Grenzverletzungen auf Cortisol
9
**
8
#
Cortisol (pg/mg)
7
6
ANOVA
F(2)=4.74, p=.
010
bootstrapped
5
4
3
2
1
0
keine Grenzverletzungen
verbale
Grenzverletzungen
verbale & körperliche
Grenzverletzungen
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46
Kumuliertes erstmaliges Burnout-Risiko
Anzahl Teilnehmer, die jemals ein erhöhtes Burnout-Risiko hatten
Bis zum 3. Jahr hatte einen
grösseren Anteil der
Teilnehmer in den Gruppen
mit viel verbalen und
körperlichen
Grenzverletzungen jemals
ein erhöhtes Burnout-Risiko.
100%
90%
*
80%
70%
62.50%
60%
50%
40%
2-3 verbal Gewalt (n=16)
10%
2-3 verbal + körperliche Gewalt (n=17)
35.29%
30%
20%
0-1 verbale Gewalt (n=31)
47.06%
44%
15.38%
22.50%
17.65%
χ2 =7.6867, p=.021*
16.00%
3.23%
0%
1. Jahr
2. Jahr
3. Jahr
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47
Grenzverletzung und «innere Kündigung»
Grenzverletzungen führen oft zu Beziehungsabbrüchen
Grenzverletzung
Innere Kündigung /
Arbeitsplatzwechsel
Kind wird
entlassen –
kurzfristige Entlastung,
aber keine Aufbau von
innerer Sicherheit
Zunehmende
Unzufriedenheit
Verunsicherung/
Verlust von innerer
Sicherheit
Weitere
Grenzverletzungen
Zunehmende
Problemfokussierug
Weniger Freude
und pädagogische
Präsenz
Bedürftigkeit /
höhere
Erwartungen
an die Leitung/
äussere Sicherheit
Keine schnelle
Lösung und
ausreichende
emotionale
Validierung
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48
16 15.02.17 Die Rolle von Kohärenz und Selbstwirksamkeit bei
der Abnahme von Arbeitszufriedenheit nach
Grenzverletzungen
Eine zunehmende Anzahl erlebter Grenzverletzungen hängt mit einer Abnahme der
Arbeitszufriedenheit zusammen. Dieser Zusammenhang wird teilweise dadurch erklärt, dass
das Kohärenzgefühl und die Selbstwirksamkeit von Mitarbeitenden beeinträchtigt werden.
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 15.02.17
49
Institution
Fallreflektion
Fallreflektion
„Gruppenpädagogen“
„Versorger„
„Fachdienst“
Leitung
Kind
Externe Hilfen: Kinder- und jugendpsychiatrische Liaison, Supervision
Einfluss von Traumapädagogik auf die
körperliche Stressreaktion von Sozialpädagogen
Durchschnittliche Cortisolkonzentration im Haar der Fachkräfte
2.7 CorWsol (pg/mg)
2.5 2.3 Modell (N=18) 2.1 Spiegel (N=21) 1.9 1.7 0
1.5 1 2 3 4 Messzeitpunkt Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 15.02.17
51
17 15.02.17 Störungssensible, psychiatriebezogene Sozialpädagogik
Beziehungsorientierte traumapädagogische Konzepte
«Man ist dort zu Hause, wo man verstanden wird.»
Indianisches Sprichwort
Es braucht:
-  Fachwissen über das Störungsbild und
Psychotraumatologie.
-  Wissen darüber, wie diese Erkrankung die
Pädagogik und Beziehungsgestaltung
beeinflusst.
-  Selbsterfahrung!
-  Zeit und Sicherheit zur Reflektion im Team.
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 15.02.17
52
Eine Traumapädagogik braucht es, weil …
Ein pädagogisches Dilemma
Gehen kaum
Beziehungen ein
Brauchen
Unterstützung bei
der
Selbstregulation
Dilemma:
Klienten brauchen
Beziehung, um
Selbstregulation
erlernen zu können –
können aber noch
keine normalen
Beziehungen eingehen
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Bindung und Selbstregulation bei traumatisierten Kindern
Ein Lösungsversuch
Gehen kaum
Beziehungen ein
Lösungsidee:
„Sicherer Ort“
Brauchen
Unterstützung bei
der
Selbstregulation
mit
verlässlichen
Beziehungsangeboten
und
korrigierende n
Beziehungserfahrungen
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18 15.02.17 Traumapädagogik: Korrigierende Beziehungserfahrung
Traumapädagogische Haltung
Traumatisierendes Umfeld
Traumapädagogisches Milieu
›  Unberechenbarkeit
›  Transparenz /Berechenbarkeit
›  Einsamkeit
›  Beziehungsangebote/ Anwaltschaft
›  Nicht gesehen/gehört werden
›  Beachtet werden/wichtig sein
›  Geringschätzung
›  Wertschätzung (Besonderheit)
›  Bedürfnisse missachtet
›  Bedürfnisorientierung
›  Ausgeliefert sein – andere
Bestimmen absolut über mich
›  Mitbestimmen können - Partizipation
›  Freude
›  Leid
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Grundidee zur Analyse von Problemverhalten
Vom Du zum Wir – Überspitzt das klassische Modell
Erziehungsmassnahmen zur
Veränderung
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Grundidee zur Analyse von Problemverhalten
Vom Du zum Wir – Überspitzt das klassische Modell
Kind muss sich verändern
Erziehungsmassnahmen zur
Veränderung
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19 15.02.17 Grundidee zur Analyse von Problemverhalten
Vom Du zum Wir
Interaktion
pädagogische
Begegnung
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Grundidee zur Analyse von Problemverhalten
Vom Du zum Wir
Die Beziehungsfähigkeit des Kindes soll sich
verbessern? Wie können wir gemeinsam unsere
Ziele erreichen und die Entwicklungsaufgaben
des Kindes erfüllen?
Interaktion
pädagogische
Begegnung
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Neue Beziehungserfahrungen führen zu
Veränderung
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20 15.02.17 Verstärkung von Anspannung in Interaktionen
Anspannung
Kind
Anspannung
Bezugsperson
«Wer in sich selbst beruhigt ist, der beunruhigt auch den Anderen nicht.»
Epikur
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Mitarbeiter als Teil des pädagogischen Konzeptes
›  Traumatisierte Kinder lösen bei professionellen Helfern intensivste
Gefühle aus - Phänomen der sekundären Traumatisierung.
›  Letztlich ist für die Frage, ob ein Kind nach einer Eskalation auf einer
Wohngruppe verbleiben und gehalten werden kann, nicht das
Problemverhalten, sondern die Tragfähigkeit des Teams entscheidend.
›  Nur «stabile, sichere Mitarbeiter» können in Krisensituationen
stabilisieren und deeskalieren.
›  Mitarbeiter benötigen in Krisensituationen ähnliche innerpsychische
Fertigkeiten (natürlich auf viel höherem Niveau) wie die Kinder
(Emotionsregulation, Selbstwirksamkeit, Resilienzfaktoren).
›  Sowohl die Heranwachsenden als auch die Mitarbeiter brauchen letztlich
einen sicheren Ort, an dem sie sich selbstwirksam erleben.
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Haltung
Sicherer Ort
Sicherer
Ort
=
Äussere
Sicherheit
+
Innere
Sicherheit
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21 15.02.17 Eine beziehungsorientierte Pädagogik ist festzumachen
Zum Beispiel an Sprache und am Umgang mit Regeln
›  Über Sprache werden oft wichtige Beziehungsaussagen transportiert.
›  Komplex traumatisierte, psychisch misshandelte und vernachlässigte
Kinder haben oft sehr negative Aussagen über sich gehört.
›  Im Umgang mit Regeln – traumatisierte Kinder haben in ihren Familien
oft einen sehr belasteten, willkürlichen Umgang mit Regeln erlebt.
›  Die Regeln waren ihrem Entwicklungsstand oft nicht angemessen und
haben sie überfordert.
›  Die Nichteinhaltung von Regeln wurde in Abhängigkeit von der
Stimmung der Eltern oft drastisch sanktioniert, teils aber auch gar nicht
beachtet.
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Sprache und Beziehung in kritischen Situationen
Manchmal kommt es doch sehr auf das richtige Wort an
«Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen
Wort ist derselbe Unterschied wie der zwischen einem Blitz und einem
Glühwürmchen.»
Mark Twain
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Unsere Kommunikation – stets eine Herausforderung
Unachtsamkeit führt oft zu Missverständnissen
›  Menschen mit sehr belastenden und/oder traumatisierenden Beziehungserfahrungen ergänzen und vervollständigen Aussagen auf dem
Beziehungsohr mit ihren eigenen maladaptiven Sätzen und
Zuschreibungen die sie schon oft gehört haben.
›  Traumatisierte Menschen hören daher manchmal Dinge die Pädagogen so
gar nicht Aussagen möchten.
›  Es macht deshalb Sinn, Wünsche und Erwartungen auch mit expliziten
Selbstaussagen und Beziehungsaussagen zu untermauern (vgl. Schulz von
Thun, 2007).
›  Bei Menschen mit belasteten Bindungs- und Beziehungserfahrungen ist es
daher sehr wichtig eine „Wir-Sprache“ zu verwenden.
›  Das eigene Beziehungsohr sollte manchmal leiser gestellt werden.
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22 15.02.17 Gruppenregeln und Selbstwirksamkeit Selbstunwirksamkeit
http://www.phpresource.de/forum/attachments/
› 
Mit traumatisierten Kindern eskalieren viele
Situationen, bei denen die Einhaltung von
Regeln eingefordert wird.
› 
Starre Gruppenregeln überfordern
besonders belastete Kinder häufig.
› 
Je rigider die Anwendung von Regeln desto
unsicherer sind in der Regel die Fachkräfte.
› 
Regeln werde daher individuell
ausgehandelt und begründet
(Selbstwirksamkeit; Regeln sichern gute
Beziehungen).
› 
Regeln sollen personifiziert und
internalisiert werden (familienähnliche
Struktur).
› 
Regeln sind dazu da, Ausnahmen zu
begründen!
out-order/2455d1181334360-na-toll-na-toll.jpg
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Gliederung: Gründe für Abbrüche Loyalitätsbindungen
Fehlende Narrative bei der Einleitung von Fremdplatzierungen
«Wir können Kinder aus Familien nehmen, aber die Familien nicht
aus den Kindern.»
Ried Portengen
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Verläufe bei Pflegefamilien
(Gassmann 2009)
„Ersatzfamilien“
sehr intensive
Bindung an
Pflegefamilie
Gute
Kooperation mit
Ursprungsfamilie
„Ergänzungsfamilie“
„An den Scheidewege des Lebens stehen keine Wegweiser“
Charlie Chaplin
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23 15.02.17 Teufelskreis aus Bindung und Ausstossung
(Stierlin 1980, Schweitzer 2002)
Ziele für die gesamte
Familie definieren
Familie drängt auf
Entlassung nach Hause,
für langfristige
Platzierung
nicht zu
motivieren
Familie
ist überfordert,
massive
Konflikte drängen auf
stationäre Aufnahme
Stationäre
Behandlung
als Übergang
definieren
Starke
Entlastung
durch stationäre
Behandlung,
Konkurrenz um bessere
„Elternschaft“
Eltern müssen in der Verantwortung gehalten werden
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Rückführungsoptionen beinhalten somit
mindestens drei Prozesse
Prozess des
fremdplatzierten
Kindes
Prozess der
Eltern-KindInteraktion
Prozess der
Eltern
Veränderungen
Veränderungen
Veränderungen
Prozess der Interaktion
mit nicht platzierten
Geschwistern
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Beachtung der Loyalitätsbindung eines Kindes
im Rahmen der Fremdplatzierung
Starke Loyalitätsbindung der Kinder
an die Eltern
Wir sind gegen
das Heim
Ich werte Euch auf,
indem das Heim scheitert
Eltern
Sicher nicht - auch
wenn es auf meine Kosten geht
Wir sind Profis, wir
können Ihr Kind
besser erziehen
Conen 2007
Heim
Kind
Wir werden die besseren
Eltern für Dich sein
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24 15.02.17 Beachtung der Loyalitätsbindung eines Kindes
im Rahmen der Fremdplatzierung
Conen 2007
Starke Loyalitätsbindung der Kinder
an die Eltern
Eltern
Kind
Wertschätzung der Eltern
Betonung der elterlichen
Kompetenzen
Heim
Beachtung der
Loyalitätsbindungen
im pädagogischen
Prozess
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Biographiearbeit
Elternschaft umfasst drei Aspekte
Biologische Elternschaft
Viele Eigenschaften; Loyalität
natürliche Zuneigung
Soziale Elternschaft
Versorgung
und Unterstützung
Juristische Elternschaft
Behördengänge, Entscheide,
Verantwortung
Ryan & Walker 1997
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Wann ist eine Fremdplatzierung indiziert?
Immer dann, wenn die pädagogischen Bedürfnisse eines
Kindes nicht ausreichend abgedeckt werden können
›  Akute Gefährdung des Kindeswohls: Wenn das Kind vor nicht zu
kontrollierender Gewalt oder Vernachlässigung geschützt werden muss.
›  Erziehungskompetenzen der Eltern wegen eigener Probleme
beeinträchtigt sind (psychische Erkrankung, berufliche Neuorientierung,
Paarkonflikte etc.).
›  Das Kind aufgrund einer psychischen Erkrankung einen derart hohen
pädagogischen Bedarf aufweist, dass es die Ressourcen der Familie/der
Regelschule überfordert.
›  Die Eltern-Kind-Interaktion derart festgefahren ist, dass nur noch
negativ miteinander interagiert wird und dadurch zentrale
Entwicklungsziele gefährdet sind.
›  Das Kind gefährdende Peerbeziehungen hat.
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25 15.02.17 Coverstory
Was können Kinder erzählen?
Meine Eltern haben sich scheiden lassen, was alle in der Familie sehr traurig
gemacht hat. Ich habe danach viel Ärger in der Schule mit meiner Lehrerein
und anderen Kindern gehabt. Meine Mutter konnte sich dann nicht mehr so
um mich kümmern, wie sie es selbst gerne wollte – wir haben auch viel
gestritten.
Weil mich meine Mutter sehr lieb hat und möchte, dass es mir gut geht, lebe
ich jetzt im Kinderdorf. Dort kümmert man sich um mich, hilft mir in der
Schule und ich lerne, besser mit anderen Kindern auszukommen und bin
nicht mehr so traurig, auch wenn mir meine Mutter manchmal fehlt. Meine
Mutter kommt mich im Kinderdorf oft besuchen. Sie sucht nun eine Arbeit.
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Coverstory
Was können Eltern erzählen?
Marcel ist ein Kind, das viel Struktur, klare Grenzen und viel Förderung in
der Schule braucht. Wir haben uns schon immer viel um Alltagsdinge und
die Schule gestritten.
Nach der Scheidung habe ich gemerkt, dass mir alles zu viel wird. Ich konnte
mich nicht mehr so um Marcel kümmern, wie er es für seine gute
Entwicklung braucht, ich war selbst nur noch völlig erschöpft. Unsere
Beziehung wäre kaputtgegangen, wir haben nur noch gestritten. Seit er im
Kinderdorf ist bin ich von mich überfordernden Erziehungsaufgaben
entlastet, unsere Beziehung hat sich gebessert und ich kann versuchen, eine
gute Arbeit zu finden. Wenn wir uns sehen, können wir was unternehmen
was uns beiden Spass macht.
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Eltern von Hilfen überzeugen
›  „Zementiere“ die anstehenden Entwicklungsaufgaben und die
Zukunftswünsche der Eltern für das Kind und ihre diesbezüglichen
Sorgen.
›  Beschreibe die Teilhabebeeinträchtigung ressourcenorientiert benutze das therapeutische Zauberwort „noch nicht“ so oft wie möglich.
›  Vermeide es, die Eltern nur im geringsten zu kritisieren, sondern
lobe sie für ihre Bemühungen um das Wohl des Kindes.
›  Nehme konsequent eine Mehrgenerationsperspektive ein.
›  Beschreibe den pädagogischen Bedarf des Kindes so detailliert und
verhaltensnah wie möglich.
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26 15.02.17 Eltern von Hilfen überzeugen
›  Informiere ausführlich fallbezogen über die
Unterstützungsmöglichkeiten der avisierten Hilfen.
›  Benenne aktiv, wie schwer dieser Schritt ist.
›  Definiere die stationäre Massnahme als Übergang und Chance für
maximale Unterstützung zu einer entwicklungspsychologisch wichtigen
Zeit.
›  Erfrage und interessiere dich für die Hindernisse, die die Eltern für
eine Heimunterbringung sehen, nehme diese Argumente ernst und führe
sie behutsam in einen Problemlöseprozess über.
›  Wertschätze das vergangene Engagement der Eltern und analysiere
besorgt, in welchen Bereichen die Entwicklungsaufgaben dennoch
nicht erreicht werden können.
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Eltern von Hilfen überzeugen
›  Betone die Bedeutung der elterlichen Beziehung für das Kind –
Entlastung der Beziehung vom Erziehungsalltag führt oft zu nachhaltiger
Verbesserung der Eltern-Kind-Beziehung.
›  Arbeite mit Skalierungsfragen und Frage unter welchen Bedingungen die
Entwicklungsziele mit höherer Wahrscheinlichkeit erreicht werden
können.
›  Die Neudefinition der Beziehung zu einem Kind mit stationärem
Hilfebedarf ist die Herausforderung und Chance für alle Beteiligten.
›  Weise auf die Gefahr des Teufelskreis von Ausstossung und Bindung
hin und definiere klare Entwicklungsziele – mache keine
unrealistischen Versprechungen.
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Zusammenfassung und Fazit
Beziehungskontinuität in der Hilfeplanung sichern
› 
Fremdplatzierte Kinder und Jugendliche sind psychisch extrem hoch belastet
– Psychische Erkrankungen sind die Regel und nicht die
Ausnahme.
› 
Viele Kinder und Jugendliche konnten in ihren Herkunftssystemen wichtige
sozio-emotionale Fertigkeiten und Repräsentationen nicht
ausreichend erlernen, haben grosse Probleme in der Selbststeuerung und
sind deshalb in ihrer Teilhabe schwer beeinträchtigt.
› 
Diskontinuität in der Hilfeplanung und wiederholte Abbrüche gefährden
die gesunde Entwicklung auf das Extremste. Die Gründe für Abbrüche sind
vielfältig. Häufige Ursachen sind eine zu geringe Beachtung der
Loyalitätsbindung des Kindes im Platzierungsprozess, psychiatrische
Symptome sowie Grenzverletzungen der Mitarbeiter.
› 
Die Selbstwirksamkeit der Fachkräfte im Umgang mit psychiatrischen
Symptomen, traumatischen Erlebnissen, Loyalitätsbindungen zu den Eltern
und den eigenen Grenzen muss daher im Rahmen der interdisziplinären
Hilfeplanung besonders adressiert werden.
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27 15.02.17 Fazit
Wer diesen Kinder eine professionelle,
reflektierte und emotional engagierte
Bindungsperson sein möchte, braucht
ausreichende persönliche, soziale,
institutionelle Unterstützung, und die
Träger benötigen ausreichende
gesellschaftliche Anerkennung, Ausstattung
und personelle Ressourcen!
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Auf die Haltung kommt es an!
«Haltung ist eine kleine Sache, die einen
grossen Unterschied macht.»
Sir Winston Churchill
Slides unter www.equals.ch
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Kontakt und Literatur
Marc Schmid
Kinder- und Jugendpsychiatrische
Klinik der UPK Basel
Schanzenstrasse 13, CH-4056 Basel
0041 (0)61 265 89 74
[email protected]
www.equals.ch
www.traumapädagogik.ch
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