Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen · Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe Universitätsprofessor Dr. ir. Rik W. De Doncker Grundgebiete der Elektrotechnik II – Feedbackaufgabe: Transiente Vorgänge Aufgabe 1 (15 Punkte) Gegeben sei zunächst folgende Schaltung: S1 iL L1 U1 = 200 V uL U1 S2 U2 U2 = 100 V L = 1 mH Zum Zeitpunkt t = 0 sei der Strom iL = 0 und beide Schalter offen. 1.1 Nun wird bei t = 0 der Schalter S1 geschlossen. Berechnen und skizzieren Sie den Verlauf des Drosselstroms iL für 0 < t < 1 ms und berechnen Sie iL(t = 1 ms) (4 Punkte) 1.2 Bei t = 1 ms wird der Schalter S1 geöffnet und Schalter S2 geschlossen. Skizzieren Sie den Verlauf des Drosselstroms iL für 1 ms < t < 2 ms. (2 Punkte) Nun sind in der Schaltung die idealen Spannungsquellen durch Kondensatoren ersetzt. S1 iL L1 u1(t = 0) = 200 V uL u1 C1 S2 C2 u2 u2(t = 0) = 100 V L = 1 mH C1 = C2 =500 µF Die Anfangsbedingungen seien dieselben wie oben, d.h. die Kondensatoren sind bei t = 0 auf die Spannungen u1 = 200 V und u2 = 100 V vorgeladen und iL(t=0) = 0. 1.3 Bei t = 0 wird der Schalter S1 geschlossen. Bestimmen Sie zunächst für diesen Fall die allgemeine Differentialgleichung des Drosselstroms iL ohne Berücksichtigung der Anfangsbedingungen. (4 Punkte) Die allgemeine Lösung dieser DGL ist iL = I1.sin(ωt) + I2.cos(ωt), ω = 2000 s-1. Die folgenden Aufgaben können unabhängig von Aufgabe 1.3 gelöst werden. 1.4 Bestimmen Sie nun mit Hilfe der Anfangsbedingungen für iL(t = 0) und uL(t = 0) die Konstanten I1 und I2. (3 Punkte) 1.5 Skizzieren Sie qualitativ den Verlauf von iL und u2 für 0 < t < π/ω. (2 Punkte) Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen · Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe Universitätsprofessor Dr. ir. Rik W. De Doncker Grundgebiete der Elektrotechnik II – Lösung Feedbackaufgabe Transiente Vorgänge 1.1: (Summe: 4 Punkte) Maschengleichung: U1 = U L + U 2 Bauteilgleichung: UL = L Stromverlauf: 1 100 V iL (t )= ∫ (U1 − U 2 ) dt = ⋅t L0 L 2P Endwert: iL (t = 1ms)= 100 V ⋅ 1 ms = 100 A 1 mH 1P di L dt t Skizze (0 bis 1ms) 1P iL 100 A 1 ms 2 ms t 1.2: (Summe: 2 Punkte) Skizze (1 ms bis 2 ms) 1P Symmetrischer Verlauf, da |U1 – U2| = |U2| ⇒ Stromwert bei t = 2 ms ist Null 1P Alternativ rechnerisch: 1 − 100 V (−U 2 ) dt ′ + iL (t = 1 ms) = ⋅ (t − 1 ms) + 100 A ∫ L t ′ =1 ms L t 1 ms ≤ t < 2 ms : iL (t )= 1.3: (Summe: 4 Punkte) Maschengleichung: u1 = u L + u 2 Bauteilgleichungen: uL = L di L dt i L = −C1 du1 du , iL = C2 2 dt dt 1P 1P Ableiten und einsetzen: ⎛ 1 du L d(u1 − u 2 ) d 2i 1 ⎞ ⎟⎟i L = L 2L = = −⎜⎜ + dt dt dt ⎝ C1 C 2 ⎠ 1P d 2iL ⎛ 1 1 ⎞ ⎟⎟i L = 0 + ⎜⎜ + 2 dt ⎝ LC1 LC 2 ⎠ 1P 1.4: (Summe: 3 Punkte) i L (t = 0) = 0 ⇒ I 2 = 0 u L (t = 0) = L ⇒ I1 = di L dt t =0 1P = I 1 ⋅ ωL cos(ωt ) t =0 = I 1 ⋅ ωL = u1 − u 2 = 100 V 1P 100 V = 50 A ωL 1P 1.5: (Summe: 2 Punkte) i L = 50 A ⋅ sin(ωt ) iL 50 A 0.78 ms 1.57 ms t Skizze qualitativ richtig (positive Halbwelle, beginnt und endet bei Null) 1P t 1 50 A 50 A ⋅ sin(ωt ) dt = 100 V + u2 = 100 V + ⋅ (1 − cos(ωt )) = ∫ C2 0 500 μF ⋅ 2000 s -1 = 100 V + 50 V ⋅ (1 − cos(ωt )) (nicht gefordert!) u2 200 V 100 V 0.78 ms 1.57 ms t Skizze qualitativ richtig (beginnt bei 100 V, cos erkennbar) 1P Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen · Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe Universitätsprofessor Dr. ir. Rik W. De Doncker Grundgebiete der Elektrotechnik II – Feedbackaufgabe: Komplexe Wechselstromrechnung Aufgabe 2 (15 Punkte) Gegeben sei folgender gedämpfter Reihenschwingkreis: ZRS L C i(t) 2R uR(t) R Der Schwingkreis werde seit langer Zeit von einer harmonischen Stromquelle iˆ π⎞ ⎛ ⋅ e − j90° gespeist. Der Innenwiderstand der Stromquelle i (t ) = iˆ ⋅ cos⎜ ω ⋅ t − ⎟ bzw. I = 2 ⎠ ⎝ 2 beträgt 2R und es gilt: ω= 2.1 1 2 ⋅ LC , R= 1 L ⋅ 2 C Berechnen Sie die Impedanz ZRS des gedämpften Reihenschwingkreises. (1 Punkt) 2.2 Berechnen Sie die komplexe Größe UR in Abhängigkeit der Größen I, ω , L, C und R. (3 Punkte) 2.3 Ermitteln Sie (unter Verwendung der weiteren Angaben) die Größe UR nur in Abhängigkeit der Größen I und R. (3 Punkte) 2.4 Berechnen Sie den zeitlichen Verlauf der Größe uR(t). Geben Sie das Ergebnis uR(t) in Abhängigkeit der Größen iˆ und R im Zeitbereich an. (4 Punkte) 2.5 Wie groß ist die am Widerstand R abgegebene effektive Wirk- und Blindleistung (PW,R und PB,R)? Geben Sie zudem die Augenblicksleistung pA,R(t) an. (4 Punkte) Hinweis: 1 e j45° = 1− j 2 und 2 ⋅ cos 2 x = 1 + cos(2 ⋅ x ) Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen · Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe Universitätsprofessor Dr. ir. Rik W. De Doncker Grundgebiete der Elektrotechnik II – Lösung Feedbackaufgabe 2: Komplexe Wechselstromrechnung 1 jωC 2.1 Z RS = R + jωL + 2.2 Stromteilerregel: 1 Punkt 2⋅ R IR = I 1 Punkt 1 3 ⋅ R + jωL + jωC U mit I R = R R 2⋅R U R = I ⋅R⋅ 1 3 ⋅ R + jωL + jωC 1 Punkt 1 Punkt Die korrekte Lösung durch Aufstellen der Maschen- und Knotengleichungen bringt auch die volle Punktzahl. 2.3 aus ω = 1 2 ⋅ LC 1 2 und R = ⋅ Einsetzen ergibt: 2.4 UR = L folgt: C UR = ωL = R 1 Punkt 1 = 4⋅ R ωC 1 Punkt 2 1 ⋅I ⋅R⋅ 3 1− j 1 Punkt 1 2 1 2 Iˆ - j90° Iˆ ⋅I ⋅R⋅ = ⋅ ⋅e ⋅R⋅ = ⋅ R ⋅ e - j45° 3 1− j 3 2 2 ⋅ e- j45° 3 also: Iˆ π⎞ ⎛ uR (t ) = 2 ⋅ ⋅ R ⋅ cos⎜ ωt − ⎟ 3 4⎠ ⎝ 2 Punkte 2 Punkte Vergabe der letzten beiden Punkte, wenn der Scheitelwert mit Faktor 2 (1 Pkt.) und π die Phasenverschiebung im Zeitbereich mit ( − ) (1 Pkt.) richtig angegeben wurden. 4 2.5 Am ohmschen Widerstand gilt: PW , R = U R ⋅ I R = PW ,B = 0 zudem gilt: UR R 2 = R ˆ2 ⋅I 9 1 Punkt 1 Punkt ( ) 2 π ⎞⎤ π ⎞⎤ Iˆ 2 ⋅ R ⎡ u R2 (t ) Iˆ 2 ⋅ 2 ⋅ R 1 ⎡ ⎛ ⎛ = ⋅ ⋅ ⎢1 + cos⎜ 2 ⋅ ω ⋅ t − ⎟⎥ = 1 + cos⎜ 2 ⋅ ω ⋅ t − ⎟⎥ pA, R (t ) = ⎢ 9 2 ⎣ 2 ⎠⎦ 9 ⎣ 2 ⎠⎦ R ⎝ ⎝ 2 Punkte Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen · Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe Universitätsprofessor Dr. ir. Rik W. De Doncker Grundgebiete der Elektrotechnik II – Feedbackaufgabe: Transformator Aufgabe 3 (15 Punkte) Gegeben sei folgender Einphasentransformator T: T U1N U2N Folgende Werte sind bekannt: U1N = 10 kV U2N = 400 V SN = 400 kVA Lh = 100 H fN = 50 Hz Beim Kurzschlussversuch werden folgende Werte gemessen: Pk = 100 kW cos ϕ k = 0,89 Weiterhin gilt für die auf die Sekundärseite bezogenen Größen: X''1σ = X2σ << X''h und R''1 = R2 << R''Fe 3.1 Zeichnen Sie das sekundärseitig bezogene T-Ersatzschaltbild (inklusive Übertrager) und beschriften Sie dessen Elemente. (2 Punkte) 3.2 Bestimmen Sie die sekundärseitig bezogenen Wicklungswiderstände R''1 und R2. (2 Punkte) 3.3 Bestimmen Sie die sekundärseitig bezogenen Reaktanzen X''1σ, X2σ und X''h. (3 Punkte) 3.4 Warum darf der Transformator beim Kurzschlussversuch nicht mit Nennspannung bei Nennfrequenz (fN) betrieben werden? (1 Punkt) 3.5 Welcher ohmsche Widerstand darf minimal sekundärseitig angeschlossen werden, ohne den Transformator zu überlasten. (Hinweis: Beachten Sie die oben angegebenen Näherungen.) (4 Punkte) Fortsetzung auf der nächsten Seite Nun werden drei identische Transformatoren wie folgt verschaltet. Es gilt: U1N1 = U1N U1N2 = a U1N1 U1N3 = a² U1N1 IN T Up12 U1N1 U2N1 Us12 T Up31 Up23 Us31 U2N2 U1N2 Us23 T U1N3 3.6 U2N3 Wie groß ist die Klemmenspannung Us12 betragsmäßig? (1 Punkt) 3.7 Geben Sie für den so entstandenen Dreiphasentransformator die Werte für die Nennleistung SN und den sekundärseitigen Nennstrom IN an. (2 Punkte) Grundgebiete der Elektrotechnik II – Musterlösung zur Feedbackaufgabe 3: Transformator 3.1 ü:1 I1 U1 I''1 R''1 L''1σ U''1 L''h L2σ R2 R''Fe richtig gezeichnet richtige Bauteilbezeichnung 3.2 I 2 U2 1 Punkt 1 Punkt sekundärseitigen Nennstrom bestimmen S N = U 2N ⋅ I 2N ⇒ I 2N = SN 400 kVA = = 1000A U 2N 400 V 2 Pk = ( R' '1 + R2 ) ⋅ I 2N ⇒ R ' '1 + R2 = Pk = 100 mΩ ⇒ R' '1 = R2 = 50 mΩ 2 I 2N 1 Punkt 1 Punkt 3.3 Pk = S k cos ϕ k Qk = S k sin ϕ k X ' '1σ + X 2σ = X ' 'h = ωL ü 2 = ⇒ Qk = Pk tan ϕ k Pk tan ϕ k = 51,23 mΩ ⇒ X ' '1σ = X 2σ = 25,6 mΩ 2 I 2N 2 π 50 Hz 100 H ⎛ 10000 ⎞ ⎜ ⎟ ⎝ 400 ⎠ 2 = 50,3 Ω 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 3.4 Im Kurzschlussversuch bei Betrieb mit Nennspannung und Nennfrequenz würde der Nennstrom überschritten. Durch den hohen Strom würden sich die Wicklungen so stark erwärmen, dass sie schmelzen könnten und der Transformator somit zerstört würde. 1 Punkt 3.5 Aufgrund der Näherungen in der Aufgabenstellung kann für diesen Betriebsfall das Kurzschlussersatzschaltbild zur Berechnung herangezogen werden. Ohne Überlastung des Transformators bedeutet, dass maximal Nennstrom fließen darf. SN = (U 2N )2 1 Punkt Z (R' '1 + R2 + RLast )2 + ( X ' '1σ + X 2σ )2 1 Punkt 4 ( U 2N ) (R' '1 + R2 + RLast ) + ( X ' '1σ + X 2σ ) = 2 1 Punkt Z = 2 2 SN RLast = (U 2N )4 − ( X ' ' SN 2 1σ + X 2σ ) − ( R' '1 + R2 ) = 0,297 Ω 2 1 Punkt Der so entstandene Dreiphasentransformator ist sowohl primärseitig als auch sekundärseitig im Stern verschaltet. 3.6 U s12 = 3 U sN = 693 V 1 Punkt 3.7 S N_3ph = 3 S N_1ph = 1,2 MVA 1 Punkt Der Nennstrom bleibt konstant, da aufgrund der Sternschaltung an jedem einzelnen Transformator die gleiche Spannung wie zuvor anliegt. IN = 1000 A 1 Punkt Σ 15 Punkte Grundgebiete der Elektrotechnik II Aufgabe 37: Drehtransformator und dreiphasige Spule 1. Zeichnen Sie das Ersatzschaltbild der Anordnung in αβKoordinaten, inklusive des idealen, rotierenden Übertragers. Die folgenden Spannungen werden zyklisch jeweils für die Zeitdauer T/6 auf der Primärseite angelegt: Ein Drehtransformator und eine dreiphasige Spule LLast sind wie in der Abbildung verschaltet. Der Rotor ist gegenüber dem Stator um den Winkel ϑ verschoben. Die Parameter des Drehtransformators und der Spule sind L1σ = L2σ = 2 mH Lm = 180 mH ü=1 R1 = R2 = 0 RFe Æ ∞ LLast = 18 mH U0 = 400 V T = 6 ms Es gelte weiterhin: ϑ = 30° Zustand u1N / U0 u2N / U0 u3N / U0 (1) 1 −1 −1 (2) 1 1 (3) 2 −1 2 (4) –1 (5) −1 (6) 1 2 2 2 2 –1 1 −1 1 1 2 −1 2 –1 2 2 2 1 1 2 D. h. für 0 < t < T/6 liegt (1) an, im Bereich T/6 < t < 2T/6 liegt (2) an, usw. 2. Skizzieren Sie den primärseitig in den Transformator fließenden Strom in αβ-Koordinaten im Bereich 0 < t < T unter Angabe charakteristischer Werte. Nehmen Sie an, dass die Ströme über eine Periode mittelwertfrei sind. 3. Skizzieren Sie die Ströme iR, iS, und iT im Zeitbereich 0 < t < T unter Angabe charakteristischer Werte. ungefähre Werte, stimmt nicht 100% ig mit den richtigen Werten überein Uα / V 400 200 3 2 1 4 5 6 t / ms 200 400 400 Uβ / V 200 200 400 20 iα / A 10 10 iβ / A 20 20 Symmetrische Spannung > symmetrische Ströme mittelwertfreie Ströme => iα = 0 in der Mitte des Spannungsmaximums von uα (entsprechend für β Komponente) 10 10 20 i'α / A iS iT 10 10 iR i'β / A 10 10