1.4 Konzeptionelles Konzept Psychosomatik

Werbung
1.4 Konzeptionelles
Konzept Psychosomatik
Gliederung
1
Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Störungen
an der Alpenklinik Santa Maria
1
2.
Einleitung
2.1
Die Klinik
2.2
Atopische Erkrankungen und Psyche
2.3
Psychische Störungen als Komorbidität
2.4
Psychische/psychosomatische Störungen an der
Alpenklinik Santa Maria
3.
4.
Ausrichtung der psychischen/psychosomatischen Störungen am ICF
3.1
Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit,
Behinderung und Gesundheit ICF
3.2
Schädigungen von Körperfunktionen und –strukturen
3.3
Beeinträchtigung von Aktivitäten und Teilhabe
3.4
Umweltbezogene Kontextfaktoren
3.5
Personenbezogene Kontextfaktoren
3.6
Zusammengefasste Zielsetzungen
Umsetzung
4.1 Prozesse
4.2 Therapiemittel
4.2.1 Personal
4.2.2 Strukturelle Gegebenheit
4.2.3 Standortvorteil
2
2
3
5
6
9
12
14
16
17
18
25
25
26
5.
Messung, Dokumentation, Evaluation
27
6.
Fortbildung/Weiterbildung
28
7.
Zertifikate
29
8.
Verantwortlichkeit
30
Literatur
31
Stand 08.01.2014
1
1.
Rehabilitation von Patienten mit psychischen Störungen an der
Alpenklinik Santa Maria
Die Alpenklinik Santa Maria bietet Rehabilitationsmaßnahmen für Kinder, Jugendliche und
junge Erwachsene mit psychischen und psychosomatischen Störungen an.
Indikationen
F32
F33
F40
F42
F43
F45
F70-F79
F80-F89
F90-F98
F17.1
Depressive Episode
Rezidivierende depressive Störung
Agoraphobie
Zwangsstörung
Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen
Somatoforme Störungen
Intelligenzstörung
Entwicklungsstörungen
Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der
Kindheit und Jugend
Nikotinmissbrauch und -abhängigkeit
Weitere Indikationen nach vorheriger Rücksprache.
Kontraindikationen
Akute Eigen- oder Fremdgefährdung
Mangelnde Rehafähigkeit (keine Belastbarkeit, keine Motivation)
akute psychiatrische Erkrankungen
2
2.
Einleitung
2.1
Die Klinik
In der Alpenklinik Santa Maria werden seit über 30 Jahren sehr erfolgreich Erkrankungen des
atopischen Formenkreises, Allergien, sowie Übergewicht behandelt. Die außergewöhnliche
Hochtallage der Klinik in den Allgäuer Alpen, das allergenarme Reizklima in Kombination
mit
einem
sorgsam
ausgewählten
Stab
an
Fachleuten
war
stets
Garant
für
Rehabilitationsleistungen, die qualitativ in Europa Ihresgleichen nicht haben.
Die gemeinsame Geschichte von atopischem und psychischem Geschehen begleitet die
Arbeit der Alpenklinik seit ihrer Ausrichtung auf die o.g. Indikationen in den 70’er Jahren.
2.2
Atopische Erkrankungen und Psyche
In der historischen Durchsicht der Pathogenese der atopischen Erkrankungen Asthma und
Atopisches Ekzem zieht sich die Psyche des Patienten wie ein roter Faden durch die letzten
200 Jahre. Die sicherlich schon viel länger andauernde Vermutung, dass das „Gemüth“ mit
diesen Erkrankungen in Verbindung stehen muss, erhielt 1878/79 sein Korrelat in den
Forschungen des französischen Physiologen Claude Bernard. Dieser entdeckte die obstruktive
Rolle der „Reisseisen’schen Muskeln“ (glatte Bronchialmuskulatur) beim Asthma und deren
Innervierung durch den Vagus. So „stand“ die lange vermutete Verbindung zwischen
Gehirn/Psyche und dem Asthma (BERNARD C, 1878)1. Wenige Jahre später rücken Brocq und
Jacquet das Atopische Ekzem mit der Namensgabe „Neurodermitis“ in die Nähe der
„Nervenerkrankung“. (BROCQ L, JACQUET L, 1891)2. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts sah
sich die Psyche vom Podest der Ursächlichkeit gestürzt und zum Verlaufsmodellierer
degradiert. Dies gelang durch die Erkenntnis, dass die Erkrankungen Asthma und
„Neurodermitis“ auf einer gemeinsamen, erblichen Überempfindlichkeit der Hautoberflächen
des Patienten fußten (COCA A F, COOKE R A, 1923)3. Dennoch hielten sich
Alternativerklärungen eines psychischen Grundprozesses bis in die heutige Zeit.
Exemplarisch seien die „vegetative Neurose“ (ALEXANDER, 1950)4 sowie „Asthma als
Reaktion auf die dominierende Mutter“ (Erweiterte Schulmedizin, Bd. 2: Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie, 1995)5 genannt.
3
Als „Hochgebirgszentrum für atopische Erkrankungen“ sieht sich die Alpenklinik Santa Maria
in der Folge der o.g. Erkenntnis einer genetisch bedingten Überempfindlichkeit der
Hautoberflächen des Patienten als ursächliche Bedingung für die Erkrankung. Der Psyche
jedoch unterstellt die Alpenklinik einen hohen Einflusswert auf den Verlauf und das
Management der Erkrankung.
Neuere Studien im Bereich der Psychoneuroimmunologie geben Hinweise auf verschiedenste
Zusammenhänge zwischen psychischen Stress und für Allergiker, Asthmatiker und Patienten
mit Atopischem Ekzem relevante Immunprozesse. So konnte gezeigt werden, dass unter
psychischem Stress ein TH2-lastiges Zytokinprofil eine allergische Immunantwort
wahrscheinlicher macht (WRIGHT R J et al., 2004, 2005)6, dass unter gestörter Eltern-KindBeziehung (chronischer sozialer Stress) die Wirksamkeit von Glucocorticoiden bei
Asthmapatienten zurückgeht (ebd., 2009; MILLER G E et al., 2009)7 und dass eine auf
hypothalamischer
Ebene
Nebennierenrinden-Achse
bedingte
die
eigene
Dysregulation
die
Cortisolausschüttung
Hypophysen-Hypothalamusbei
Atopischem
Ekzem
8
reduziert/verzögert wird (u.a. ARCK P, 2006; BUSKE-KIRSCHBAUM et al., 1997) . Diese und
weitere Studien legen einen engen Zusammenhang zwischen allergischen/entzündlichen und
psychischen Prozessen bei Atopikern nahe. Sie bedingen folglich ein breites psychologisches
Engagement an der Alpenklinik Santa Maria. Die so Beschäftigten waren daher ursprünglich
mit Patientenschulungen und therapeutischen Interventionen zur angemessenen Krankheitsbewältigung betraut.
2.3
Psychische Störungen als Komorbidität
Viele
Autoren
Symptomatiken.
berichten
So
von
berichteten
steigenden
COOPER
Prävalenzen
und
Kollegen
komorbider
von
psychischer
Symptomen
einer
asthmaspezifischen Panik, die bei 15,7% der an Asthma erkrankten Patienten in der
primärärztlichen Versorgung auftraten (COOPER et al., 2007)9. Nach Ergebnissen der
Arbeitsgruppe
ist
die
Wahrscheinlichkeit
einer
Angststörung
im
Vergleich
zur
Gesamtpopulation verdoppelt:
“(...) the proportion with probable clinical disorder (...), is double that in the general
population.” (ebda.)
4
Smith und Kollegen sahen 41% der nach einer Exacerbation aus Krankenhäusern entlassenen
Asthmapatienten mit depressiver Symptomatik (SMITH et al., 2006)10. Darüber hinaus
bescheinigten Greaves und Kollegen 18,9% der Asthmatiker Anzeichen einer Angststörung
(GREAVES et al., 2002)11. Sicherlich kann man annehmen, dass die steigenden Prävalenzen
der letzten Jahrzehnte teils auf immer besser werdende Messinstrumente zurückgehen,
verglichen mit Baseline-Werten der Gesamtbevölkerung sind sie deutlich erhöht (u.a.
JACOBI F, 2006)12.
Der funktionale Zusammenhang wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Ein weitgehend
akzeptiertes Erklärungssystem lieferten Cohen und Rodriguez (1995)13. Mit seinen
unterschiedlichen, sich gegenseitig beeinflussenden biologischen, behavioralen, kognitiven
und sozialen Faktorenclustern mutet es fast schon wie ein Vorläufer des bio-psycho-sozialen
Modells der ICF (WHO, 2001)14 an.
Cohen, S., & Rodriguez, M. S. (1995):
Pathways linking affective disturbances and physical disorders
5
2.4
Psychische/psychosomatische Störungen an der Alpenklinik Santa Maria
Die o.g. psychischen Komorbiditäten atopisch/allergischer Erkrankungen und der Adipositas
waren schon immer Teil des therapeutischen Wirkens unseres Hauses. Es galt damals, zu
Zeiten der Fachausrichtung der Klinik, als notwendig – und es ist es heute mehr denn je:
Die Alpenklinik Santa Maria behandelt psychische Störungen.
Dies, in der Vergangenheit als „mutmaßliche“ Komorbidität, in der Gegenwart schon gehäuft
als Primärindikation bei nebenstehenden somatischen Erkrankungen und in der Zukunft
auch als allein stehende psychische Störung.
Das „Handwerkszeug“ ist in allen o.g. Fällen das Gleiche: Ein interdisziplinäres, primär
verhaltenstherapeutisches Vorgehen. Dies wurde in den vergangenen Jahrzehnten
entwickelt, verfeinert und hoch geübt.
Abb.: interdisziplinäre Therapie psychischer Störungsbilder an der
Alpenklinik Santa Maria
6
3.
Ausrichtung der psychischen/psychosomatischen Störungen am ICF
3.1
Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und
Gesundheit ICF
An dieser Stelle eines Klinikkonzeptes wurden üblicherweise in freier Form Rehaziele,
Zielgruppen u.a. zu Papier gebracht. In der vorliegenden Arbeit soll dem eine Alternative
voran gestellt werden, die aufgrund internationaler Konvention zwar weniger Freiheitsgrade
in der Ausführung hat, jedoch eine präzisere Arbeitsvorlage für den Klinikalltag liefern kann,
als bisher. Da dieses Vorhaben jedoch noch eine, für viele in der Rehabilitation Beschäftigte
ungewohnt neue Sichtweise erfordert, sei unter Punkt 4 ff die bis dato übliche Form
nachgereicht.
„Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD) kann vor dem Hintergrund ihres
biomedizinischen Modells als eine international anerkannte und einheitliche Sprache
aufgefasst werden, mit der Krankheitsphänomene in einer für alle professionellen Gruppen
im Gesundheitswesen gleichen Weise benannt und verstanden werden. Erst hierdurch wird
eine eindeutige Kommunikation über Krankheiten innerhalb und zwischen Professionen und
Institutionen möglich“ (SCHUNTERMANN M F, 2006)15. Hinter dieser Sprache steht ein
mehrdimensionales Modell, welches den Patient mit seiner Erkrankung in dessen
Lebensumwelt möglichst präzise verorten lässt. Für die vorliegende Arbeit bedeutet dies,
dass in dem interdisziplinären Prozess der Rehabilitation alle Betrachtungen und daraus
folgenden
Prozesse
nicht
mehr
einer
einseitigen
Dynamik
folgen
(z.B.
einer
pharmakologischen), sondern einer Resultierenden aus allen beteiligten Disziplinen. So kann
es gelingen, dem Patienten mit seiner sehr individuellen Problemlage ein RehabilitationsPaket zu schnüren, welches sehr viel angemessener und präziser zum Erfolg führt, als es
bisher mit eindimensionalen Betrachtungsweisen („er hat eine Depression“) möglich war.
Der „Raum“ des bio-psycho-sozialen Modells wird aus den Dimensionen „Körperfunktionen
und –strukturen“, „Aktivitäten und Teilhabe“, so wie den Clustern aus Kontextfaktoren der
Umwelt und des Patienten aufgespannt.
7
Das bio-psycho-sozialen Modell der ICF (2001)
Sollte es zukünftig gelingen, durch die o.g. Größen einen Patienten in seiner Situation vor
der Rehabilitation in den ICF-Raum zu projizieren, so könnte man ebenso einen Zielzustand
für den Patient nach der Reha definieren. Der resultierende Vektor zwischen diesen beiden
Zuständen würde so den Rehaprozess darstellen und böte die Grundlage für die
Zusammenstellung nötiger Therapiemaßnahmen.
Modell ICF-Raum, mit Patient vor/nach Reha.
8
Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch „Zukunftsmusik“.
Die ICF befindet sich in Deutschland in der Implementierungsphase (SCHUNTERMANN M F,
2006). Obschon für einige Krankheitsbilder hilfreiche Instrumente aus dem bio-psychosozialen Modell hervorgingen, so gibt es in den meisten Bereichen der Rehabilitation noch
dies bezüglich viel zu tun.
In der Alpenklinik Santa Maria dient die ICF schon heute als Betrachtungsmodell, welches
den
Sprachgebrauch
standardisiert,
die
Anamnese
strukturisiert
und
bei
der
Therapiegestaltung unterstützt.
Im Folgenden wird das bio-psycho-soziale Modell der ICF in seine Elemente zerlegt und aus
diesen exemplarisch Therapie-„Vektoren“ gewonnen. Basis der dbzgl. Überlegungen sind u.a.
der „Mini-ICF-APP für psychische Störungen“ (LINDEN M, BARON S, MUSCHALLA B: 2009),
das Coprehensive-Core-Set for Depression (CIEZA et al., 2004)17, sowie klinikeigenen
Erfahrungen und Ideen.
9
3.2
Schädigungen von Körperfunktionen und –strukturen
Gesundheitsproblem:
Psyche
Körperfunktionen
und -strukturen
Umweltbezogene
Kontextfaktoren
Aktivitäten
Teilhabe
Personenbezogene
Kontextfaktoren
Körperfunktionen und –strukturen, die von der Erkrankung betroffen sein könnten, werden
begutachtet. Der Grad einer möglichen Beeinträchtigung kann gemäß ICF nach folgendem
System beurteilt werden.
ICF Qualifier
• 0: Problem nicht vorhanden
(ohne, kein, unerheblich ...) 0-4%
• 1: Problem leicht ausgeprägt
(schwach, gering ...) 5-24%
• 2: Problem mäßig ausgeprägt
(mittel, ziemlich ...) 25-49%
• 3: Problem erheblich ausgeprägt
(hoch, äußerst ...) 50-95%
• 4: Problem voll ausgeprägt
(komplett, total ...) 96-100%
• 8: nicht spezifiziert
• 9: nicht anwendbar
10
Je nach Defiziten im Bereich der Körperfunktionen und –strukturen, können jetzt
Therapieziele und Maßnahmen zu deren Umsetzung gesucht werden.
Gesundheitsproblem: F32 Depressive Episode
F33 Rezidivierende depressive Störung
b130 Funktionen der psychischen Energie und des Antriebs
Funktion/Struktur
Ziel
Maßnahme
b1301 Motivation
allg. und krankheitsspezifische Motivation
steigern
bewegter Rehaalltag
(Pädagogik), Arztgespäch,
psychologische Betreuung
Gesundheitsproblem: alle
b126 Funktionen von Temperament und Persönlichkeit
Funktion/Struktur
Ziel
Temperament und
erkennen + individuell
Persönlichkeit
angemessen therapieren
Maßnahme
interdisziplinäre Konferenz
Gesundheitsproblem: F43 Reaktion auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen
b126 Funktionen von Temperament und Persönlichkeit
Funktion/Struktur
Ziel
Maßnahme
pädagogische Intervention,
b1263 Psychische Stabilität
herstellen/stärken
Millieutherapie
Gesundheitsproblem: F32 Depressive Episode
F33 Rezidivierende depressive Störung
b126 Funktionen von Temperament und Persönlichkeit
Funktion/Struktur
Ziel
Maßnahme
psychologische und
b1265 Optimismus
herstellen/stärken
pädagogische Betreuung
Gesundheitsproblem: F32 Depressive Episode
F33 Rezidivierende depressive Störung
b1142 Orientierung zur Person
Funktion/Struktur
Ziel
b11420 Orientierung zum
Angemessenes Selbstbild
eigenen Selbst
Maßnahme
psychologische Betreuung
11
Gesundheitsproblem: F80-89 Entwicklungsstörung
b147 Psychomotorische Funktionen
Funktion/Struktur
Ziel
Maßnahme
gezielt Greifen
Defizite beheben
Ergotherapie, Mototherapie
Gesundheitsproblem: F32 Depressive Episode
F33 Rezidivierende depressive Störung
b152 emotionale Funktionen
Funktion/Struktur
b1520
(Situations)Angemessenheit
der Emotion
Ziel
angemessene Emotion
Maßnahme
Psychologische Intervention
(Kognitive
Umstrukturierung)
Gesundheitsproblem: Hypertonie bei chron. Stress
b420 Blutdruckfunktionen
Funktion/Struktur
b4200 Erhöhter Blutdruck
Ziel
Normalisierung
Maßnahme
Entspannungstechniken,
Stressmanagement (Psych.
Betreuung),
Pharmakotherapie
Gesundheitsproblem: F33 Rezidivierende depressive Störung in Verbdg. mit X78
Selbstverletzendem Verhalten
s810 Struktur der Hautregionen
Funktion/Struktur
Ziel
Maßnahme
psychologische Intervention
Haut (Ritzen)
Beenden SSV
/-Betreuung, pädagogische
Betreuung
12
3.3
Beeinträchtigung von Aktivitäten und Teilhabe
Gesundheitsproblem:
Psyche
Körperfunktionen
und -strukturen
Aktivitäten
Umweltbezogene
Kontextfaktoren
Teilhabe
Personenbezogene
Kontextfaktoren
Anamnestisch wird nach individuellen Beeinträchtigungen alltäglicher und besonderer
Aktivitäten und Teilhaben gesucht. Diese zwei Begrifflichkeiten sind schwer voneinander
abgrenzbar. Folgendes Beispiel könnte eine Operationalisierung im Modell verdeutlichen:
Der Patient kann aufgrund chronischer psychosomatischer Kopfschmerzen kein Fußballspiel
(Aktivität)
bestreiten.
Deshalb
ist
er
von
der
Teilhabe
am
Fußballvereinsleben
ausgeschlossen.
Hier wird deutlich, was deshalb therapeutisch angezeigt ist: Beseitigung/Besserung der
psychischen Grundstörung, Entspannungstechniken, Sport (Fußball lernen!), pädagogische
Betreuung (Kontakt zum Fußballverein herstellen, Patient zum Eintritt motivieren).
Weitere Therapievektoren in diesem Teilgebiet der ICF bei Verwendung des gleichen
Bewertungsschemas (ICF Qualifier), wie unter dem vorangegangenen Punkt:
13
Gesundheitsproblem: F32 Depressive Episode
F33 Rezidivierende depressive Störung, F42 Zwangsstörung
Wissensanwendung (d160-d179)
Aktivität/Teilhabe
d177
Entscheidungen treffen
Ziel
nötige und richtige
Entscheidungen treffen
Maßnahme
psychologische (Selbstwert,
Strukturiertheit) und
pädagogische Betreuung
(Einüben)
Gesundheitsproblem: F32 Depressive Episode
F33 Rezidivierende depressive Störung, F42 Zwangsstörung, F43 Reaktionen auf schwere
Belastungen und Anpassungsstörungen
d230 Die tägliche Routine durchführen
Aktivität/Teilhabe
Ziel
Maßnahme
d2301 Die tägliche Routine
planen
Alltagstauglichkeit
Millieutherapie,
d2302 Die tägliche Routine
herstellen
pädagogische Betreuung
abschließen
Gesundheitsproblem: alle
d240 Mit Stress und anderen psychischen Anforderungen umgehen
Aktivität/Teilhabe
Ziel
Maßnahme
d2400 Mit Verantwortung
selbstverantwortliches Leben Millieutherapie,
umgehen
ermöglichen
pädagogische Betreuung
Gesundheitsproblem: alle
d240 Mit Stress und anderen psychischen Anforderungen umgehen
Aktivität/Teilhabe
Ziel
Maßnahme
Entspannungstechniken,
d2401
Alltagstauglichkeit
Millieutherapie,
Mit Stress umgehen
herstellen
psychologische Betreuung
14
3.4
Umweltbezogene Kontextfaktoren
Gesundheitsproblem:
Psyche
Körperfunktionen
und -strukturen
Aktivitäten
Umweltbezogene
Kontextfaktoren
Teilhabe
Personenbezogene
Kontextfaktoren
Bei Kindern und Jugendlichen stellen der Umweltfaktor „Familie“ und „Freunde“ einen
besonders betrachtenswerten Bereich dar. Bei psychischen/psychosomatischen Störungen in
dieser Altersgruppe ist eine genaue Familienanamnese aufgrund von Erbgängen oder Lernen
am Vorbild nicht selten ursächlich erklärend.
Da die umweltbezogenen Kontextfaktoren bezüglich dem Gesundheitsproblem eine Barriere
oder einen Förderfaktor darstellen können, muss nicht nur deren Anwesenheit/Zutreffen
berücksichtigt werden, sondern auch ihre blockierende oder fördernde Wirkung. Im ICF wird
folgendes Beurteilungsschema vorgeschlagen:
Barrieren
Förderfaktoren
xxx.0
xxx+0
nicht vorhanden
(ohne, kein, unerheblich ...) 0-4%
xxx.1
xxx+1
leicht ausgeprägt
(schwach, gering ...) 5-24%
xxx.2
xxx+2
mäßig ausgeprägt
(mittel, ziemlich ...) 25-49%
xxx.3
xxx+3
erheblich ausgeprägt (hoch, äußerst ...) 50-95%
xxx.4
xxx+4
voll ausgeprägt
xxx.8
xxx+8
nicht spezifiziert
xxx.9
xxx+9
nicht anwendbar
(komplett, total ...) 96-100%
15
Im
Folgenden,
wie
bei
den
vorangegangenen
Punkten,
einige
exemplarische
Therapiefaktoren, welche sich aus den umweltbedingten Kontextfaktoren ergeben können.
Gesundheitsproblem: alle
Kapitel 1: Produkte und Technologien
Kontextfaktor
e1101 Medikamente
Ziel
optimale Medikation
Maßnahme
ärztliche u. psychologische
Begutachtung, -testung, ggf.
psychiatrisches Konsil
Gesundheitsproblem: Sozialer Rückzug aufgr. übermäßiger PC/Internetnutzung
e115 Produkte und Technologien zum persönlichen Gebrauch im täglichen Leben
Kontextfaktor
Ziel
Maßnahme
e1150
Allgemeine Produkte zum
persönlichen Gebrauch
pädagogische Betreuung
vernünftige PC-Nutzung
e125
(regulierte PC-Zeit)
Produkte und Technologien
zur Kommunikation
Gesundheitsproblem: alle
Kapitel 3: Unterstützung und Beziehungen
Kontextfaktor
Ziel
e310 Engster Familienkreis
e315 Erweiterter
Unterstützung bekommen
Familienkreis
Maßnahme
Elterngespräch,
Familiengespräch
Gesundheitsproblem: F32 Depressive Episode
F33 Rezidivierende depressive Störung, u.a.
Kapitel 3: Unterstützung und Beziehungen
Kontextfaktor
Ziel
e320
Freunde, Bekannte,
Seinesgleichen (Peers),
soziale Integration stärken
Kollegen, Nachbarn und
andere Gemeinde-mitglieder
Maßnahme
Stärkung der sozialen
Kompetenzen d.
pädagogische Betreuung,
Sozialparcours (Schule)
16
3.5
Personenbezogene Kontextfaktoren
Gesundheitsproblem:
Psyche
Körperfunktionen
und -strukturen
Umweltbezogene
Kontextfaktoren
Aktivitäten
Teilhabe
Personenbezogene
Kontextfaktoren
Im verbleibenden, personenbezogenen Bereich der Kontextfaktoren finden wir einen
umfassenden Steckbrief des Patienten. Einzelne Elemente wie Coping, Motivation oder
Erfahrungen haben eindringlichen Einfluss auf den Krankheitsverlauf und bedürfen ständiger
Beachtung – auch wenn ihr Wirken auf die anderen ICF-Bereiche nicht immer eindeutig
erklärbar ist.
1.
Alter
2.
Geschlecht
3.
Ethnie
4.
Charakter, Lebensstil, Coping
5.
sozialer Hintergrund
6.
Bildung/Ausbildung
7.
Beruf
8.
Erfahrung
9.
Motivation
10.
Handlungswille
11.
Mut
12.
genetische Prädisposition
Modifiziert nach SCHUNTERMANN M F (2006)
17
3.6
Zusammengefasste Zielsetzungen
Die in den vorangegangenen Punkten exemplarisch genannten Zielsetzungen sind als
Teilziele der Rehabilitationsmaßnahme zu betrachten. Sie folgen einem übergeordneten
Reha-Zielekatalog. Diesen auf das bio-psycho-soziale Modell der ICF projiziert, ergibt
folgende Abbildung.
nachhaltig
beheben
kurieren und
schützen
altersgerecht
ermöglichen und
einüben
Gesundheitsproblem:
Psyche
Körperfunktionen
und -strukturen
Umweltbezogene
Kontextfaktoren
Schutzfaktoren
identifizieren
und nutzen
Aktivitäten
altersgerecht
ermöglichen und
einüben
Teilhabe
Personenbezogene
Kontextfaktoren
Schutzfaktoren
identifizieren
und nutzen
18
4.
Umsetzung
4.1
Prozesse
Der Rehagesamtprozess benötigt i.d.R. 4 bis 6 Wochen.
Abreise
Anreise
Aktenstudium
Aufnahme/Diagnostik
Zwischenuntersuchung/Erfolgskontrolle
Abschlußgespräch
Medizin
Berichte
Psychodiagnostik, Psych. Intervention oder – Betreuung
Psychologie
Aufnahmegespäch
päd. Betreuung, Gruppengespräche, therapeutische Freizeitgestaltung (Klettern, Rafting,etc.)
Pädagogik
Training der sozialen Kompetenzen, ggf. Leistungsdiagnostik, Training bei Teilleistungsstörungen
Schule
Sporttherapie: Möglichkeiten und Grenzen erfahren
Sporttherapie
ggf. physiotherapeutische Intervention bei somatischer Symptomatik
Physiotherapie
Training defizitärer Teilbereiche
Ergo-/Mototherapie
Vermitteln und einüben von Entspannungstechniken
Entspannungs-Team
Bereitstellung aller nötigen Ressourcen, administrative Prozesse
Verwaltung
Zielsetzung, Steuerung, Kontrolle
Leitung
19
Medizin
Der behandelnde Arzt bildet zusammen mit dem behandelnden Psychologen ein EntscheiderTeam. Sie legen gemeinschaftlich die individuell notwendigen Therapiemaßnamen fest. Die
ärztliche Versorgung an der Alpenklinik Santa Maria ist verhaltensmedizinisch ausgerichtet.
Verordnung und Koordination der therapeutischen Elemente nach den Erkenntnissen aus
der Diagnostik
Kontrolle des Therapieverlaufs
Zusammenfassende Bewertung der therapeutischen Leistungen
Therapie der somatischen Symptomatik
Pharmakotherapie der psychischen Komponente
Psychologie
Dem behandelnden Psychologen obliegen sämtliche, zur Besserung der psychischen
Beeinträchtigung nötige Interventionen. Dazu gehört eine eingehende Anfangsexploration,
eine Zielvereinbarung und eine Abschlussbesprechung mit dem Patienten, sowie die
Berichterstattung zur Krankenakte.
Die Psychologie der Alpenklinik ist verhaltenstherapeutisch ausgerichtet. Zu ihren
Werkzeugen gehört, u.a.
Kognitive Selbstkontroll-/Selbstinstruktionsverfahren
Problemlösetrainings
kognitive Umstrukturierung
Entspannungsverfahren
Wahrnehmungsübungen
Konfrontationsverfahren (Implosion, Systematische Desensibilisierung, Flooding)
Operante Verfahren (Token-System, Kontingenzvertrag)
Krisenintervention
20
Pädagogik
Die Mitarbeiter der Pädagogik haben zeitlich den größten Anteil am Kontakt mit dem
Patienten. So ist die Möglichkeit zur Verhaltensbeurteilung und –beeinflussung hier effektiv
zu nutzen. Die Ergebnisse der psychologischen und pädagogischen Interventionen werden in
diesem Bereich in die Tat umgesetzt und im Alltäglichen trainiert. So wird der Transfer der
therapeutischen Arbeit in das zukünftige Leben des Patienten gewährleistet und diese
nachhaltig
verankert.
Die
Mitarbeiter
der
Pädagogik
erstellen
individuelle
Verhaltensprotokolle, die im weiteren Therapieprozess die Grundlage für Modifikationen des
weiteren Vorgehens sind.
Die pädagogische Arbeit geschieht im Rahmen von

Betreuung in altershomogenen Gruppen

pädagogischer Einzel- und Gruppenarbeit

sozialem Kompetenztraining, Konflikt- und Problemlösetrainings

erlebnispädagogischen Interaktionsspielen

erlebnispädagogischer Gruppen- und Selbsterfahrung

Stressbewältigung durch Entspannungsverfahren

Elternberatung durch den klinisch-pädiatrischen Sozialdienst
Schule
Die preisgekrönte Klinikschule „Sophie Scholl“ (Deutscher Schulpreis 2010) ist in die
Therapie psychischer/psychosomatischer Störungen eingebunden. Sie hält mit ihren
Sonderschulpädagogen, besonderen Vorgehensweisen und diagnostischen Möglichkeiten
(Teilleistungsstörungen, Intelligenzbeeinträchtigungen) alle Werkzeuge vor, welche in
einem Reha-Setting dem Patienten deutliche Vorteile verschaffen können. Ebenso gelingt es
hier, die durch psychisch auffällige Verhaltensweisen an der Heimatschule aufgetretenen
Defizite auszugleichen.
Konzept „Gesunde Schule“
(Auszug aus dem Konzept der Klinikschule)
Unser Schulmotto „Fair miteinander leben und lernen“ bildet den Kern unserer Konzeption
von „Gesundem Lernen“: In einer von gegenseitigem Respekt geprägten Atmosphäre ist es
21
unser Bestreben, Interesse und Freude am Lernen zu wecken und unsere Schüler zur aktiven
Teilhabe am Leben zu befähigen. Neben dem Umgang mit ihrer chronischen Erkrankung,
gehören zu einer erfolgreichen Partizipation aber auch, die Fähigkeit vernetzt zu denken,
globale Zusammenhänge zu erkennen und verantwortlich zu handeln. Dies ist für ein
„gesundes Lebensgefühl“ unerlässlich. Demzufolge verstehen wir den Begriff „gesundes
Lernen“ in einem umfassenden und ganzheitlichen Sinn, der weit über die Bereiche
Bewegung, Ernährung und Gesundheit hinaus geht und das soziale und emotionale Lernen
ebenso in den Blick nimmt wie Globales Lernen und Gewaltprävention. Diese Konzeption
von gesundem Lernen impliziert, dass wir Schule als lernende Institution begreifen, die
durch Freude an Innovation und ständige Weiterentwicklung wesentlich zu gelingendem
Lernen beitragen muss. Dazu bedarf es eines Kollegiums, für das eine lebendige Teamkultur
und Freude am Gestalten von Schule wesentliche Bestandteile der täglichen Arbeit
miteinander sind.
Zum Gesunden Lernen gehört es auch den Fokus auf die Unterstützung der
Persönlichkeitsentwicklung unserer Schüler zu richten. Der individualisierte Unterricht, die
besondere Lehrer-Schüler-Kommunikation, die nicht von Notendruck, sondern von
Feedbackkultur geprägt ist, sind sichtbare Zeichen von Wertschätzung, die es dem Schüler
ermöglichen, ein positives Selbstbild aufzubauen und an Selbstvertrauen zu gewinnen.
Leistbare Anforderungen und Erfolgserlebnisse vermitteln ihm Vertrauen in die eigene
Leistungsfähigkeit. Die vielfältigen Erfahrungen im Bereich des sozialen Lernens geben den
Schülern Gelegenheit, sich erfolgreich in Gruppenprozesse einzubringen. Das Helfer- und
Expertensystem in den heterogenen Lerngruppen macht den Schülern unmittelbar deutlich,
dass Unterschiedlichkeit eine Bereicherung ist, und dass jeder Stärken hat. Durch die
„sonderpädagogische“ Haltung der Lehrkräfte wird der Schüler nicht nur mit seinen
kognitiven
Fähigkeiten,
sondern
auch
in
seiner
individuellen
emotional-sozialen
Entwicklung gesehen und unterstützt. Bei der Arbeit mit dem entwicklungspädagogischen
Lernziel-Diagnosebogen (ELDiB) werden gemeinsam mit dem Schüler seine Fähigkeiten in
den Bereichen „Verhalten“, „Kommunikation“ und „Sozialisation“ eingeschätzt und
besprochen.
Aus
dieser
gemeinsamen
Einschätzung,
Lehrerbeobachtung
und
Selbsteinschätzung des Schülers, ergeben sich entwicklungspädagogische Förderziele, die
direkten Eingang in die tägliche Wochenplanarbeit finden. Begrifflichkeiten, die in diesem
Zusammenhang verwendet werden, wie „Das kann ich schon“ , „Das übe ich jetzt“, „Das übe
22
ich später“ sind Ausdruck einer positiven, ressourcenorientierten Haltung gegenüber den
Schülern, bei der Stärken wahrgenommen werden. Dieser Aspekt des Gesunden Lernens
unterstützt den Schüler in seiner Persönlichkeitsentwicklung.
Darüber hinaus halten wir regelmäßig einen Sozialkompetenzparcours (SKP) ab, bei dem
Schüler aus dem Primar- und dem Sekundarbereich in möglichst heterogene Lerngruppen
eingeteilt werden und verschiedene Gruppenaufgaben gemeinsam lösen müssen. Die
Lehrkräfte bieten dazu verschiedene Stationen an und geben der Gruppe unmittelbar im
Anschluss Feedback. Nach dem Ende des SKP werten die Lehrkräfte ihre Beobachtungen aus
und die Klassenleiter notieren sich die wichtigsten Aspekte des von ihren Schülern
gezeigten Sozialverhaltens und lassen dies natürlich auch in das Wochenfeedback mit
einfließen. Auch diese Gespräche fördern die Fähigkeiten der Schüler zur Selbsteinschätzung
und ermutigen sie ihr Verhaltensrepertoire zu erweitern.
(Auszug Ende)
Sporttherapie
Das sportliche Angebot soll durch die psychische/psychosomatische Störung hervorgerufenes
Schon- und Vermeidungsverhalten beseitigen. Darüber hinaus erhöht es das Aktivierungsniveau der Patienten, was Verhaltensveränderungen im therapeutischen Prozess
begünstigt und emotional eine Positivierung erwirkt. Durch Mannschaftssportarten wird der
Patient in die Klinikgemeinschaft integriert, soziale Rückzugstendenzen werden vermieden.
Möglichkeiten und Grenzen können im Rahmen kompetitiver Sportarten erfahren werden.
Trainingsprogramm zur Verbesserung von Ausdauer, Koordination, Kondition, körperlicher
Leistung und zur Aktivierung der Patienten (Gruppensport, Schwimmen, Jogging,
Frühsport, Fahrradergometertraining, Wanderung, Fahrradtour, Ballspiele, Muskelaufbautraining, etc.)
Trainingsziele im Hinblick auf Bewegung/Sport (Steigerung der körperlichen Aktivität,
Motivation zur Bewegung, Körperwahrnehmung, Körperbewusstsein, Vermittlung von
Freude an der Bewegung, Belastungssteuerung, Training motorischer Beanspruchungsformen, Vermittlung sportspezifischer Fähigkeiten etc.)
23
Physio-/Ergo- und Mototherapie
Liegen bei einem Patienten mit einer psychosomatischen Störung muskulo-skelettale
Komponenten vor, so sind physiotherapeutische Anwendungen angezeigt. Ebenfalls werden
atemtherapeutische Schulungen angeboten (Panikstörung mit Hyperventilation, VCD).
Die Ergotherapie leistet einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Selbstwertgefühls und
vermittelt handwerkliches Geschick.
Bei
Defiziten
in
motorischen-
und
Wahrnehmungsbereichen
kommen
gezielt
mototherapeutische Anwendungen zum Einsatz.
Entspannungs-Team
Ein mulitdisziplinäres Team aus Psychologen, Pädagogen, Physio- und Mototherapeuten
vermittelt den Patienten Entspannungstechniken wie
Autogenes Training nach Schulz
Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen
QiGong
Phantasiereisen.
Es ist hier besonders wichtig, dass diese Techniken zuhause im Rahmen des
Stressmanagements weiter genutzt werden.
Berufsberatung
In den letzten und vorletzten Schulklassen des jeweiligen Bildungsganges bieten wir für
Jugendliche über den klinisch-pädiatrischen Sozialdienst in Zusammenarbeit mit dem
Berufsberater der Arbeitsagentur eine individuelle Berufsberatung an.
Elternberatung
Die Einbindung der Eltern in die Therapie wird bereits während der stationären
medizinischen Rehabilitation angestrebt, um durch Unterstützung im familiären Umfeld
Verhaltensveränderungen, Veränderung des Bewegungsverhaltens und Freizeitgestaltung im
Sinne einer Lebensstiländerung längerfristig abzusichern. Dies geschieht je nach
24
Kontaktmöglichkeiten durch Informationen, Beratungen und Empfehlungen für weitere
Therapiemöglichkeiten am Heimatort.
Nachsorge und Vernetzung
Die
stationäre
medizinische
Rehabilitation
betrachten
wir
als
Teilaspekt
eines
Gesamttherapieplanes im Verbund mit vor- und nachgeschalteten ambulanten Maßnahmen
(„Reha-Kette“, z.B. ambulante Nachsorgeleistungen gemäß IRENA Rahmenkonzeption).
Neben Kontakten und dem Informationstransfer über den ärztlichen/psychologischen
Bericht zu den niedergelassenen Ärzten am Heimatort bemühen wir uns auch
Zugangsmöglichkeiten zu ambulanten Programmen und Selbsthilfegruppen aufzuzeigen.
25
4.2
Therapiemittel
4.2.1 Personal
Stellen mit Stand vom 01.07.2013
6
Ärzte (inkl. Chefarzt)
4
Psychologen
4
Sporttherapeuten
2
Physiotherapeuten
1
med. Bademeister/Masseur
2
Diätassistentinnen
2
Köche
4
Med. techn. Assistentinnen
1
Motopädin
1
Ergotherapeut
18
Krankenschwestern
7
Sozialpädagogen
28
Erzieher
2
Kinderpfleger
12
Lehrer
4.2.2 Strukturelle Gegebenheit
1 Sporthalle
1 Hartplatz
2 Rudergeräte
1 Ellipse
1 Gymnastikraum
15 Paar Schneeschuhe
1 Schwimmbad
60 Paar Langlaufski
1 Sauna
2 Physiotherapieräume
1 Fitnessraum
7 Spinningräder
7 Fahrradergometer
1 Kletterwand
25 Mountainbikes
7 Schulungsräume
1 Lehrküche
1 Diätküche
26
4.2.3 Standortvorteil
Die Hochgebirgslage der Alpenklinik Santa Maria im Oberjocher Hochtal kam seit vielen
Jahrzehnten vor allem den Lungenerkrankten und den Allergikern zu gute. Es wurde dabei
übersehen, dass auch Patienten mit psychischen Störungen von der Hanglage am Fuße des
Berges Ornach profitieren können. Da die Alpenklinik aus 13 verschiedenen Gebäuden
besteht und ein normaler Therapietag zahlreiche Gebäudewechsel erfordert, kommen über
die gesamte Rehazeit ein Äquivalent mehrerer Bergbesteigungen zusammen. Dies hat einen,
das Aktivierungsniveau des Patienten steigernden Einfluss.
27
5.
Messung, Dokumentation, Evaluation
Sämtliche patientenbezogenen Daten (Testergebnisse, Gutachten, KTL-Leistungen) werden
in
einem
Computersystem
gespeichert.
Dieses
System
genügt
höchsten
Sicherheitsanforderungen und ermöglicht statistische Auswertungen personenbezogener
oder rehabezogener Art.
Parallel dazu wird eine Krankenakte geführt. Sie enthält ebenfalls Kopien der
Abschlußberichte und wird unter strengem Verschluss aufbewahrt.
Einmal jährlich (oder bei akutem Bedarf) werden die Therapieergebnisse vom TherapeutenTeam unter Leitung des Chefarztes diskutiert. Bei ungenügenden Erfolgen wird vom Team
nach Defiziten gefahndet und diese durch geeignete Maßnahmen beseitigt.
Am Ende der Rehazeit werden die Patienten um eine Stellungnahme zu ihrem Aufenthalt
gebeten. Diese wird an die betreffenden Therapeuten weitergeleitet.
Nach einem Jahr werden die Patienten von der Alpenklinik Santa Maria angeschrieben und
um eine weitere Meinung zur Rehabilitation allgemein und zu ihrer eigenen Therapie im
Besonderen gebeten. Kritik oder Verbesserungsvorschläge werden direkt in Kopie den
betreffenden Mitarbeitern weitergeleitet. Die Originale werden in Ordnern gesammelt und
stehen den Mitarbeitern der Alpenklinik Santa Maria jederzeit zur Verfügung.
Die Führung sämtlicher Unterlagen wird im Rahmen der Qualitätssicherung im gesamten
Verband der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg (Träger der Alpenklinik
Santa Maria) jährlich mehrfach überprüft.
28
6.
Fortbildung/Weiterbildung
Der Chefarzt fertigt jährlich eine Fortbildungsplanung an. Die Bedarfsermittlung obliegt ihm
und dem leitenden Psychologen. Neue Entwicklungen im wissenschaftlichen Bereich sind
nach positiver Evaluation bekannt zu machen und umzusetzen.
Die regelmäßigen Teamsitzungen (gem. Besprechungsmatrix QM) sind nach Möglichkeit zur
Vermittlung neuer Kenntnisse zu nutzen. Verantwortlich dafür ist der Teamleiter.
Einschlägige externe Fortbildungen und Tagungen sind zu besuchen. Für solche stellt die
Alpenklinik Santa Maria ihre Mitarbeiter ggf. frei und trägt die Kosten.
Chefarzt
melden
Nützlichkeit
zurück
behandelnder
Arzt
leitender
Psychologe
ermittelt jährlich
Fortbildungsbedarf
und ordnet an
ordnet an
ermittelt jährlich
Fortbildungsbedarf
Therapeuten
Team
Therapeuten
Team
Fortbildungsmatrix “Psyche“ Alpenklinik Santa Maria
29
7.
Zertifikate
Sämtliche
der
hier
ausführlich
beschriebenen
Zuständigkeiten
und
Prozesse
zur
Rehabilitation von Kinder und Jugendlichen mit psychischen/psychosomatischen Störungen
werden im Rahmen des hausinternen und verbandsweiten Qualitätsmanagement beschrieben
und u. a. über Audits überwacht. Die Alpenklinik Santa Maria ist nach DIN EN ISO 9001:
2008 sowie QMS-REHA zertifiziert.
30
8.
Verantwortlichkeit
1.1 1032 08.01.2014
Verantwortlich für dieses Konzept sind
Freigabe:
Autor:
Dr. med. Bernhard Hoch
med. Direktor KJF Augsburg
Chefarzt Alpenklinik Santa Maria
Dipl.-Psych. Andreas Schnee
ltd. Psychologe
31
Literatur
1.
Bernard, Claude (1878). Leçons sur les phénomènes de la vie communs aux animaux
et aux végétaux, Tome 1. Edité par Albert Dastre. Paris: J.-B. Baillière et fils
2.
Brocq L., Jacquet L. (1891). Notes pour servir a Ihistoire des nevrodermites. Ann
Derm Syph (Paris) p. 97,193.
3.
Coca A. F., Cooke R. A. (1923). On the classification of the phenomenon of
hypersensitiveness J Immunol.
4.
Alexander, Franz (1950). Psychosomatic medicine: its principles and applications.
New York: Norton.
5.
Hubert Feiereis, Reinhard Saller (Herausgeber). Erweiterte Schulmedizin, Bd.2,
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Ein Lesebuch für alle Fachgebiete. Hans
Marseille, München (1995).
6.
Wright, R. J., Finn, P., Contreras, J. P., Cohen, S., Wright, R. O., Staudenmayer, J.,
Wand, M., Perkins, D., Weiss, S. T., & Gold, D. R. (2004). Chronic caregiver stress and IgE
expression, allergen-induced proliferation, and cytokine profiles in a birth cohort
predisposed to atopy. Journal of Allergy and Clinical Immunology, 113, 1051-1057.
Wright RJ, Cohen RT, Cohen S: The impact of stress on the development and expression of
atopy. Curr Opin Allergy Clin Immunol 5: 23-29, 2005.
7.
Wright, Rosalind J. (2009). Stress and acquired glucocorticoid resistance: A
relationship hanging in the balance. The Journal of Allergy and Clinical Immunology,
Volume 123, Issue 4 , Pages 831-832, April 2009.
Gregory E. Miller, PhD, Alexandra Gaudin, BA, Eva Zysk, BA, and Edith Chen, PhD (2009)
Parental support and cytokine activity in childhood asthma: The role of glucocorticoid
sensitivity. J Allergy Clin Immunol 2009; 123:824-30.
8.
Arck P., Paus R. (2006) From the brain-skin connection: the neuroendocrine-
immune misalliance of stress and itch. Neuroimmunomodulation 13(5–6): 347–356.
32
noch
8. Buske-Kirschbaum,
A., Jobst, S., Wustmans, A., Kirschbaum, C., Rauh, W., D.
Hellhammer, H. (1997). Attenuated free cortisol response to psychosocial stress in children
with atopic dermatitis. Psychosomatic Medicine 59 (1997), 419-426.
9.
Cindy L Cooper, Glenys D Parry, Carol Saul, Alyn H Morice, Bruce J Hutchcroft, Julia
Moore, and Lisa Esmonde (2007). Anxiety and panic fear in adults with asthma: prevalence
in primary care. BMC Family Practice 2007, 8:62doi:10.1186/1471-2296-8-62
10.
Amena Smith, Jerry A. Krishnan, PhD, Andrew Bilderback, Kristin A. Riekert, Cynthia
S. Rand, Susan J. Bartlett (2006): Depressive Symptoms and Adherence to Asthma Therapy
After Hospital Discharge. CHEST, October 2006, vol. 130, no. 4, pages 1034-1038.
11.
Greaves CJ, Eiser C, Seamark D, Halpin DMG (2002). Attack context: an important
mediator of the relationship between psychological status and asthma outcomes. Thorax.
2002; 57:217-221.
12.
Jacobi, F. (2006). Die aktuelle europäische Forschung zur Epidemiologie Affektiver
Störungen: Prävalenzen, Krankheitskosten und Risikofaktoren. Abstract. Lösel, F. & Bender,
D. (Hrsg.), 45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (155). Lengerich: Pabst.
13.
Cohen, S., & Rodriguez, M. S. (1995). Pathways linking affective disturbances and
physical disorders Health Psychology, 14, 374-380.
14.
World Health Organisation: International Classification of Functioning, Disability and
Health – ICF.Geneva 2001.
15.
Schuntermann
M.
F.(2006):
Die
Internationale
Klassifikation
der
Funktionsfähigkeit,Behinderung und Gesundheit (ICF) der Weltgesundheitsorganisation
(WHO)–Kurzeinführung. Internet: http://www.deutsche-rentenversicherung.de /cae/servlet
/contentblob/35814/publicationFile/17936/icf_kurzeinfuehrung.pdf
33
16.
Linden, M., Baron, S., Muschalla, B. (2009): Mini-ICF-Rating für psychische
Störungen (Mini-ICF-APP). Ein Kurzinstrument zur Beuteilung von Fähigkeits- bzw.
Kapazitätsstörungen bei psychischen Störungen. Göttingen: Hans Huber.
17.
Cieza A., Chatterji S., Andersen C., Cantista P., Herceg M., Melvin J., Stucki G., de
Bie R. (2004). ICF Core Sets for depression J Rehabil Med. 2004 Jul; (44 Suppl):128-34.
34
Herunterladen