Depressive Erkrankungen 1. 2. 3. 4. 5. 6. Krankheitsbild Häufigkeit Differentialdiagnose Verlauf Entstehungsmodelle Behandlung Schwere depressive Episoden • Depression ist viel mehr als nur schlechte Stimmung • Depressive Episoden sind komplexe Störungen des gesamten menschlichen Organismus • Störung eines Spektrums von psychischen Funktionen und Verhaltensweisen • Aktivation des Stresshormonsystems Depressive Stimmung • Qualitativ unterschiedlich von Trauer • Unangenehme Qualität der Stimmung mit Tönung von Angst, Trauer, Scham, Misstrauen, Hoffnungslosigkeit, Wertlosigkeit, seelischem Schmerz aber auch Abwesenheit von situativ angemessenen Emotionen Interesselosigkeit • Interesse und Begeisterungsfähigkeit für die üblichen Aktivitäten ist deutlich vermindert • Bei der typischen Depression betrifft das auch Ereignisse, die vorher besonders geschätzt wurden (z.B. Lieblingsspeise, Lieblingsmusik, Sieg des eigenen Fussballclubs, Kontakt mit einer geliebten Person). Störung des Appetits • Bei der typischen Depression Appetitverlust und zum Teil erhebliche Gewichtsabnahme • Bei der atypischen Depression Gewichtssteigerung und Gewichtszunahme Störung des Schlafs • Bei der typischen Depression Verkürzung der Schlafzeit, Einschlafstörung, Durchschlafstörung, Früherwachen, verkürzte REM-Latenz • Bei der atypischen Depression verlängerte Gesamtschlafzeit, dabei aber häufiges Erwachen und verminderte Schlafqualität REM-Latenz wake gesunder Proband c REM-Störung wake depressiver Patient d Tiefschlaf-Störung e SchlafkontinuitätsStörung Störung der Psychomotorik • Beobachtbare Verlangsamung der Psychomotorik • Beobachtbare motorische Unruhe und innere Unruhe (Nervosität) • Gefühl bleierner Schwere in den Extremitäten Erschöpfung und Energieverlust • Durchgreifende Erschöpfung über die meiste Zeit des Tages • Fehlende Energie für wesentliche Handlungen • Erhebliche Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit in mehreren Lebensbereichen: Beruf und Ausbildung, Partnerschaft und Familie, Freizeit Gedanken von Wertlosigkeit oder Schuld • Negative Bewertung der eigenen Person, der Umwelt und der Zukunft (Beck‘sche Trias) • Negative Bewertung der Vergangenheit (Schuld, Versündigung) • Häufig Schwierigkeiten eine kritische Überprüfung dieser Gedanken vorzunehmen. Verminderte Konzentrationsfähigkeit • Eingeschränkte Fähigkeit, gleichmäßige Aufmerksamkeit auf eine Tätigkeit zu richten • Beeinträchtigung insbesondere von kreativen Tätigkeiten und Lernprozessen • Bei älteren Menschen mit Depression auch Demenz-ähnliche Zustände. Suizidgedanken • • • • passive Todeswünsche Suizidgedanken Suizidplanung Etwa 10 % der schwer depressiven Patienten sterben durch Suizid Suizide und Verkehrstote in Deutschland 1994-1997 14000 12000 10000 8000 Suizide Verkehrstote 6000 4000 2000 0 1994 1995 1996 1997 © Kompetenznetz "Depression, Suizidalität" Schwere Depressive Episode Kriterien } } } } } } } } } Depressive Stimmung Interesseverlust Störung des Appetits (Gewichtsverlust oder Gewichtssteigerung) Schlafstörungen (Hyposomnie oder Hypersomnie) Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung Erschöpfung oder Energieverlust Gedanken von Wertlosigkeit oder Schuld Verminderte Konzentrationsfähigkeit Suizidgedanken Zur Diagnose einer “schweren depressiven Störung” müssen mindestens 5 dieser Symptome über 2 Wochen bestehen. Kopfschmerzen (Kopfdruck, Helmgefühl, Druck über den Augen, Nacken- und Hinterkopfschmerzen Schwindelerscheinungen) Rückenschmerzen Atembeschwerden (Zervikal-Schulter-Syndrom, Kreuzschmerzen, vorwiegend bei Frauen) (Atemkorsett, Lufthunger, Engegefühl Globusgefühl) Herzbeschwerden (Druck und Stechen in der Herzgegend, Herzjagen, Herzstolpern Gefühl des Zugeschnürtseins in der Brust) Magen- Darm- Beschwerden Unterleibsbeschwerden (Zyklusstörungen, Krampfund Druckschmerzen im kleinen Becken, Bachschmerzen, Reizblasen) (Appetitmangel, Übelkeit, Würge- und Trockenheitsgefühl im Hals, Sodbrennen, krampf- und druckartige Schmerzen, Verstopfung, Durchfall, Vollegefühl) Differentialdiagnose Depressiver Erkrankungen Endogene Depression unipolar Reaktive Depression neurotische Depresion depressive Persönlichkeit bipolar schizoaffekt Körperlich begründbare Depression z.B. Hypothyreose Cushing-Syndrom Niereninsuffizienz Aids Gründe für die Aufgabe einer Dichtomisierung in endogene und neurotische/reaktive Depressionen I. Unscharfe Definition von Endogenität und Neurose bzw. unbewiesene ätiopathogenetische Konzepte II. Auch „endogene“ Depressionen werden initial meist durch belastende Ereignisse ausgelöst und können psychotherapeutisch behandelt werden III. Auch neurotische Depressionen verbessern sich durch Antidepressiva IV. Biologische Auffälligkeiten (Hypercortisolismus, REM-Schlaf-Anomalien) unterscheiden sich nicht zwischen „endogenen“ und neurotischen Depressionen Deswegen diagnostische Zuordnung nach: a) Schweregrad= leicht, mittelgradige, schwere Depression b) Symptomatik= mit psychotischen oder somatischen Symptomen c) Verlauf= rezidivierend, unipolar oder bipolar ICD-10: Depressive Episode F32 / Schweregradeinteilung • Leichte depressive Episode (F32.0) – Mindestens 2 Hauptsymptome – 2 andere häufige Symptome Diagnostik • Mittelgradige depressive Episode (F32.1) – Mindestens 2 Hauptsymptome – 3 - 4 andere häufige Symptome – einige Symptome sind besonders ausgeprägt • Schwere depressive Episode (F32.2) – Mindestens 3 Hauptsymptome – mindestens 4 häufige Symptome – einige Symptome sind besonders ausgeprägt Fragenbeispiele bei Verdacht auf eine Depressive Erkrankung Haben Sie in letzter Zeit Schlafstörungen? Können Sie sich noch über etwas freuen? Fühlen Sie sich grundlos müde, schwunglos, abgeschlagen? Haben Sie noch Interesse an Dingen,die Ihnen ansonsten wichtig sind? Fällt es Ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen? Neigen Sie in letzter Zeit zum Grübeln? Plagt Sie das Gefühl, Ihr Leben sei sinnlos geworden? Spüren Sie irgendwelche Schmerzen, Mißempfindungen, einen Druck auf der Brust? Haben Sie wenig Appetit, haben Sie an Gewicht verloren? Haben sich Schwierigkeiten bei der Sexualität eingestellt? Fragenkatalog zur Abschätzung der Suzidalität 1. Haben Sie in letzter Zeit daran denken müssen, daß es besser wäre, nicht mehr zu leben ? 2. Geschah das häufiger? 3. Haben Sie auch daran denken müssen, ohne es zu wollen? Haben sich Ihnen Gedanken aufgedrängt,Ihr Leben zu beenden? 4. Haben Sie bereits konkrete Ideen, wie Sie es machen könnten? 5. Haben Sie bereits Vorbereitungen getroffen? 6. Haben Sie schon zu jemanden über Ihre Suizidgedanken gesprochen? 7. Haben Sie bereits einen Suizidversuch unternommen? 8. Hat sich in Ihrer Familie oder Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis schon jemand das Leben genommen? 9. Was hat Sie bisher vor einem Suizidversuch zurückgehalten? Depressive Erkrankungen 1. 2. 3. 4. 5. 6. Krankheitsbild Häufigkeit Differentialdiagnose Verlauf Entstehungsmodelle Behandlung Häufigkeit depressiver Erkrankungen Punktprävalenz in der Bevölkerung Männer ca. 3% Frauen ca. 7% Ältere Menschen ca. 15% Männer ca. 10% Frauen ca. 20% Erkrankungsjahresinzidenz 10 Morbiditätsrisiko pro 100 Rangordnung der Krankheitsbelastung (1990 - 2020) gemessen nach behinderungsbedingten Lebensjahren (DALYs = Disability Adjusted Life Years) "The Global Burden of Disease" Harvard School of Public Health, 1998 1990 2020 Atemwegsinfektion 1 1 Koronare Herzkranheit Diarrhoe 2 2 Depression Perinatalschäden 3 3 Verkehrsunfälle Depression 4 4 Hirndurchblutungsstörungen Koronare Herzkranheit 5 Hirndurchblutungsstörungen 6 5 Chronisch obstruktive Lungenerkrankung 6 Atemwegsinfektionen Tuberkulose 7 7 Tuberkulose Masern 8 8 Kriegsfolgen Verkehrsunfälle 9 9 Diarrhoe Geburtsfehler 10 10 HIV Malaria Chronisch obstruktive Lungenerkrankung 11 11 Perinatalschäden 12 12 Gewaltverbrechen Anfälle 13 13 Geburtsfehler Anämie (Eisenmangel) 14 14 Selbstverletzungen Eiweißmangelernährung 15 15 Krebs der Atemwegsorgane Epidemiologie „Eisberg“ -Phänomen • Diagnostizierte Patienten mit depressiven Störungen in der Allgemeinbevölkerung und in der ärztlichen Praxis • Unerkannte Patienten mit depressiven Störungen 1 Diagnostisches und therapeutisches Defizit Betroffene in Deutschland 4 Mio in hausärztl. Behandlung 2,4 - 2,8 Mio korrekt diagnostiziert 1,2 - 1,4 Mio 60-70% 30-35% adäquate Therapie 400.000 10% Depressive Erkrankungen 1. 2. 3. 4. 5. 6. Krankheitsbild Häufigkeit Differentialdiagnose Verlauf Entstehungsmodelle Behandlung Körperliche Ursachen affektiver Störungen Neurologische Erkrankungen Entzündungen, Tumoren, Intoxikationen, Blutungen, degenerative Erkrankungen des Gehirns Endokrinologische Erkrankungen Hypo-/Hyperthyreose, HVL-Insuffizienz, NNR-Über-/Unterfunktion, Dysregulation der Sexualhormone Stoffwechsel-Erkrankungen Anämie, Porphyrie, Hämochromatose, Hypoglykämie Sonstige internistische Erkrankungen Leber-, Nieren, Herz-Kreislauf-Insuffizienz, Tumoren, gastrointestinale Erkrankungen, Infektionserkrankungen Psychiatrische Diagnostik 1. Keine Überbewertung der Dichotomie „endogen“/“neurotisch“ (Gefahr unangebrachter therapeutischer Begrenzung) 2. Klärung der psychosozialen Situation 3. Klärung der Krankheitsmodelle des Patienten und der sich darum ergebenden Behandlungscompliance 4. Mögliche Fremdanamnese, Einbeziehen des Partners in die Behandlung 5. Im Alter cave DD: Pseudodemenz-beginnende Demenz 6. Cave Benzodiazepin-Mißbrauch Depressive Erkrankungen 1. 2. 3. 4. 5. 6. Krankheitsbild Häufigkeit Differentialdiagnose Verlauf Entstehungsmodelle Behandlung Einteilung der Depression Diagnostik Singuläre depressive Episode (F32) Rezidivierende depressive Störung (F33) Anhaltende affektive Störung: Dysthymia (F34.1) Verlauf und Therapiemöglichkeiten depressiver Episoden Depressive Erkrankungen 1. 2. 3. 4. 5. 6. Krankheitsbild Häufigkeit Differentialdiagnose Verlauf Entstehungsmodelle Behandlung Die wichtigsten genetischen Daten zu affektiven Erkrankungen 1. Bipolare Psychosen Konkordanzrate EZ ZZ 80% 20% 2. Unipolare Erkrankungen Konkordanzrate EZ ZZ 50% 20% 3. Die meisten konkordanten EZ sind im Verlaufstyp konkordant 4. Verwandte 1. Grades von bipolaren Indexfällen Erkrankungsrisiko 15 bis 20 % 5. Verwandte 1.Grades von unipolaren Indexfällen Erkrankungsrisiko 10 bis 15 % 6. Erkrankungsrisiko von Kindern zweier erkrankter Eltern 55 % 7. Verwandte von Früherkrankten und andogen Depresiven haben höhere Erkrankungsrisiko Bipolare Psychosen 1:1 Geschlechterverhältnis Frauen : Männer Unipolare Erkrankungen 2:1 8. Falldarstellung Depression 53jähriger Abteilungsleiter - häufige Trennungen in den ersten Lebensjahren - Heirat mit 23 Jahren - Aufstieg zum Abteilungsleiter, Förderung durch den Chef - erste depressive Phase Frühjahr 1986 Auslöser: Krankenhausaufenthalt der Ehefrau Behandlung: Doxepin - zweite depressive Phase Herbst 1998 Auslöser: Konflikt mit dem Chef der Firma Klinisches Bild: niedergeschlagen, verzweifelt, hoffnungslos, Verlust von Antrieb und Interesse, Morgentief, Schlafstörungen, kognitive Störungen, Gewichtsverlust, Suizidgedanken ACh NA/SE De NA/SE NA/SE n o i s s e pr Zentral-nervöse Balance ACh Manie ACh Imbalance-Hypothese affektiver Störungen HPA-Axis regulation Hippocampus Hypothalamus CRH/AVP Pituitary ACTH Adrenal Cortisol 24h 24h cortisol cortisol profile profile Depression und metabolisches Syndrom Neurochemische Veränderungen (Serotonin, Noradrenalin, CRH) Depression Emotionale Instabilität Aktivation des HPASystems Metabolisches Syndrom Veränderte Körperzusammensetzung Viszerale Adipositas Kardiovaskuläre Folgeerkrankungen Osteoporose Insulinresistenz etc. Depression • Verhaltens-Risiko Faktoren • -Rauchen • -Alkohol • -Compliance • -Körperliche Aktivität • • • • • Physiologische RisikoFaktoren • -ThrombozytenAggregation • -Hypercortisolismus • -Immunsystem • -Metabolisches Syndrom Klinische Ereignisse -Myokard Infarkt -Plötzlicher Herztod -Hirninfarkt etc. Depression und Mortalität nach Schlaganfall 120 Anteil überlebender Patienten (%) 100 80 Schlaganfallpatienten ohne Depression (n=54) 60 40 Schlaganfallpatienten mit Depression (n=37) 20 19 80 19 81 19 82 19 83 19 84 19 85 19 86 19 87 19 88 19 89 19 90 0 3,7-fach erhöhte Mortalität bei den Patienten mit Depression, auch nach Korrektur für intervenierende Faktoren Morris PLP et al, Am J Psychiatry 1993;150:124-9 Depression und 18-Monats-Prognose nach Herzinfarkt (Frasure-Smith N et al. Circulation 1995;91:999-1005) 222 Patienten, Diagnosestellung mit Diagnostic Interview Schedule Kardiale Mortalität (odds ratio) Patienten nach Herzinfarkt mit BeckDepressionsinventar >9 Patienten nach Herzinfarkt mit Major Depression Patienten nach Herzinfarkt ohne Depression (Referenz) Unterschied zwischen depressiver Gruppe und Referenzgruppe signifikant auch nach Kontrolle für körperliche Risikofaktoren. 28% der Patienten hatte bereits eine Vorgeschichte einer Major Depression. 0 5 10 ACh NA/SE De NA/SE NA/SE n o i s s e pr Zentral-nervöse Balance ACh Manie ACh Imbalance-Hypothese affektiver Störungen Depressive Erkrankungen 1. 2. 3. 4. 5. 6. Krankheitsbild Häufigkeit Differentialdiagnose Verlauf Entstehungsmodelle Behandlung Behandlungsverfahren 1. Psychotherapeutische Basisbehandlung 2. Antidepressiva 3. Soziotherapie(beruflicher und familiärer Probleme) 4. Spezifische Psychotherapie(KVT,IPT) 5. Wachtherapie,Lichttherapie,TCMS Psychotherapeutische Basisbehandlung (Clinical Management) Therapeut aktiv, verfügbar, stützend Flexibel bzgl. zeitlicher und „Setting“-Vorgaben Vermeidung passiven, „non-direktiven“ Verhaltens Aktives Erfragen von Anamnese, insbesondere dem Spektrum depressiver Symptome und Suizidalität Oft Fremdanamnese sinnvoll Erläuterung der Erkrankung, der Verlaufscharakteristika und der generellen Therapiemöglichkeiten Vermeidung von früher Interpretetionen über zugrundeliegende Konflikte oder Versäumnisse Entlastung im familiären Umfeld und am Arbeitsplatz Entgegenwirken bei raschen Wünschen nach Veränderung der Lebenssituation (z.B. Scheidung, Kündigung, Altersheim-Einzug) Erläuterung der psychosomatischen Zusammenhänge und Eingehen auf somatische Beschwerden Exakte Aufklärung überspeziellen Therapiemöglichkeiten und deren Chancen und Risiken Engmaschige Termine (z.B.Telefontermine) Behandlungsverfahren 1. Psychotherapeutische Basisbehandlung 2. Antidepressiva 3. Soziotherapie(beruflicher und familiärer Probleme) 4. Spezifische Psychotherapie(KVT,IPT) 5. Wachtherapie,Lichttherapie,TCMS Therapieabschnitte: 1 Akut-/Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe Therapie Ansprechen Remission Rückfall vollständige Gesundung Wiedererkrankung Spontanverlauf Akuttherapie Erhaltungstherapie Rezidivprophylaxe 3–6 Monate 6–8 Monate Jahre 1 Therapie Einteilung der Antidepressiva (Auswahl) Trizyklische und Tetrazyklische SSRI NARI Dual wirksame MAOHemmer Amitriptylin Citalopram Reboxetin Mirtazapin (NaSSA) Moclobemid (reversibel) Clomipramin Fluoxetin Venlafaxin (SNRI) Tranylcypromin (irreversibel) Doxepin Fluvoxamin Duloxetin Nortriptylin Paroxetin Trimipramin Sertralin Maprotilin Mianserin ACh NA/SE De NA/SE NA/SE n o i s s e pr Zentral-nervöse Balance ACh Manie ACh Imbalance-Hypothese affektiver Störungen Wirkmechanismen von Antidepressiva Enzym/Transporter-Ebene MAO-Hemmer (Tranylcypromin) MAO 5-HTT TCA (Clomipramin) NA-T SNRI (Venlafaxin) SSRI(Citalopram) 5-HT NA TCA (Nortriptylin) NRI (Reboxetin) Monoamin-Hypothese der Depression Wirkmechanismen von Mirtazapin Noradrenerges Neuron Serotonerges Neuron α2-AR 5-HT α2-AR 5-HT1a-AR Synaptischer Spalt α1-R β1,2,3-R 5-HT1a-R Postsynaptisches Neuron 5-HT2-R 5-HT1b-AR Wirkmechanismen von Mirtazapin Noradrenerges Neuron α2-AR - - NA α2-AR α1-R Serotonerges Neuron 5-HT 5-HT1a-AR β1,2,3-R 5-HT1a-R Postsynaptisches Neuron 5-HT2-R - 5-HT1b-AR Wirkmechanismen von Mirtazapin Noradrenerges Neuron Serotonerges Neuron Mirtazapin α2-AR NA 5-HT α2-AR 5-HT1a-AR 5-HT1b-AR Mirtazapin α1-R β1,2,3-R + 5-HT1a-R + Postsynaptisches Neuron Mirtazapin Mirtazapin 5-HT2-R 5-HT3-R Therapie Unterscheidung der Antidepressiva nach Sedierungsgrad Starke (initiale) Sedierung Fehlende oder geringe (initiale) Sedierung • TZA vom „Amitriptylin-Typ” • SSRI • Chemisch andersartige (Trazodon, Mianserin, Nefazodon, Mirtazapin) • TZA vom „Desipramin-Typ” • Tetrazyklische AD • MAO-Hemmer • Chemisch andersartige (Sulpirid, Viloxazin, Venlafaxin) 19a 19c Therapie Nebenwirkungen von Antidepressiva Medikamentengruppe Häufige Nebenwirkungen TZA Kardiotoxizität, Sehstörungen, Mundtrockenheit, Obstipation SSRI Übelkeit, Kopfschmerzen NaSSA Müdigkeit, Gewichtszunahme SNRI Unruhe, Übelkeit, Blutdruckanstieg MAO-Hemmer Orthostatische Hypotonie, Unruhe, Schlafstörungen, (Diätrestriktion) Wofür wird das Cytochrom-P450System gebraucht? Therapie • Cytochrom-P450 Enzyme sind notwendig für den Abbau und die Ausscheidung von Medikamenten • Bei Hemmung oder Blockade droht Akkumulationsgefahr des Arzneistoffes 21b ANMERKUNGEN ZUR PHARMAKOTHERAPIE DER AKUTEN DEPRESSION 1. Bestimmung der Plasmaspiegel von Antidepressiva: •bei unerwartet starken Nebenwirkungen •bei mangelndem Therapieerfolg (vor Absetzen oder Umstellung) •bei Kombinationsbehandlung (z.B. Fluvoxamin + TCA) •bei Verdacht auf Non Compliance 2. Ausreichende Dosierung, inbesondere bei der Rezidivprophylaxe 3. Bei therapieresistenten Depressionen (insbesondere bei Kombination mit Angst/Panik Einsatz von MAO-Blockern! 4. Bei Therapieresistenz: Einsatz der potenzierenden Effekte von Lithium oder L- Thyroxin! 5. Bei wahnhaften Depressionen: Einsatz von Neuroleptika („Zwei-ZügelTherapie“)! 6. Vorsicht mit Benzodiazepinen! 7. Nur rational begründbare Kombinationen von Antidepressiva! Therapieabschnitte: 1 Akut-/Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe Therapie Ansprechen Remission Rückfall vollständige Gesundung Wiedererkrankung Spontanverlauf Akuttherapie Erhaltungstherapie Rezidivprophylaxe 3–6 Monate 6–8 Monate Jahre Erhaltungstherapie Auswahl von Antidepressiva (Aspekt Therapiedauer) Therapie • Erhaltungstherapie mindestens 4 – 6 Monate mit gleichem AD • Ausreichende Dosierung (zur Remission in der Akutphase eingesetzte Dosierung fortführen) • Frühestens nach 6 Monaten langsamer Reduktionsversuch über Monate 2 Therapieabschnitte: 1 Akut-/Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe Therapie Ansprechen Remission Rückfall vollständige Gesundung Wiedererkrankung Spontanverlauf Akuttherapie Erhaltungstherapie Rezidivprophylaxe 3–6 Monate 6–8 Monate Jahre Indikationskriterien für eine prophylaktische Behandlung bei affektiven Störungen (Angst, 1981) Unipolar: Mindestens 1 (schwere) zusätzliche Episode innerhalb von 5 Jahren vor der Indexphase Bipolar: Mindestens 1 zusätzliche Episode innerhalb von 4 Jahren vor der Indexphase (bei schwerer Symptomatik schon nach 1 manischen Phase) Alternative (nach Greil, 1993) 3 Krankheitsphasen die letzten 2 innerhalb von 3 Jahren Behandlungsverfahren 1. Psychotherapeutische Basisbehandlung 2. Antidepressiva 3. Soziotherapie(beruflicher und familiärer Probleme) 4. Spezifische Psychotherapie(KVT,IPT) 5. Wachtherapie,Lichttherapie,TCMS 37a Spezielle Psychotherapien • Kognitive Therapie • Interpersonelle Therapie Therapie • Verhaltenstherapie • Psychodynamisch-analytische Therapie Spezielle Psychotherapien sind indiziert, wenn psychologische Ursachen die Erkrankung mitverursacht haben, bzw. deren Verlauf beeinflussen. Auslöser Auslöser interpersonelle interpersonelle Belastungen Belastungen Folge Folge aufrechterhaltende aufrechterhaltende Bedingung Bedingung Depression Depression ätiopathogenetisch relevante Faktoren LebensereignisLebensereignisforschung forschung „Expressed„Expressedemotion“ emotion“-Forschung Forschung soziale soziale UnterstützungsUnterstützungsforschung forschung empirische empirische Basis Basis tierexperimentelle tierexperimentelle Arbeiten Arbeiten epidemiologische epidemiologische Studien Studien Studien Studienzur zurEntwicklung Entwicklung von vonKindern Kindern Psychotherapie der Depression - Interpersonelle Psychotherapie Grundannahmen: - Depressionen interpersoneller Kontext - Problembereiche: - Verluste bzw. abnorme Trauerreaktion - Interpersonelle Auseinandersetzungen - Rollenwechsel - Interpersonelle Defizite Therapeutisches Vorgehen: - Vermittlung eines „medizinischen Krankheitsmodells“ - Bearbeitung relevanter Problembereiche Behandlungsverfahren 1. Psychotherapeutische Basisbehandlung 2. Antidepressiva 3. Soziotherapie(beruflicher und familiärer Probleme) 4. Spezifische Psychotherapie(KVT,IPT) 5. Wachtherapie,Lichttherapie,TCMS,EKT Schlaf Entzug-NAP-Paradigma Naps 21-HAMD 6-HAMD 6-HAMD 15 00 SchlafEEG 13 00 Schlafentzug SchlafEEG Sieben Tage medikamentenfrei Adaptationnacht 9 00 Zeitpunkt des Schlafes und Affektivität [Wehr & Goodwin, 1981] Total SE Schlafphasenvorverlagerung Partieller SE in der 2. Hälfte der Nacht Normaler Nachtschlaf Partieller SE in der 1. Hälfte der Nacht Schlaf antidepressiv Schlaf Schlaf Schlaf Schlafsensitive zirkardiane Phase depressiv SE & Schlafphasenvorverlagerung = wach = schlafen Tag 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 SE 7 11 15 19 23 3 7 Uhrzeit Score bei 6-Item Hamilton Depression Scale 15 medizierte (N = 17) unmedizierte Patienten (N = 16) 10 5 0 0 Totaler 1 Schlafentzug 2 3 4 TAG 5 6 7 8